1840 / 265 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

si hen des erwähnten Orts, Dr. Wolf, der auf seiner Reise im Oriente die Bekanntschaft des Bischofs gemacht, besucht; und da es bekannt geworden, der Syrísche Geistliche werde in dex Kirche erscheinen und eine Arabische Rede halten, die Dr: Wolff ins Englische überscßen wolle, so hatte sich von nah und fern eine ungeheure Menschenmenge versammelt, deren Anzahl in der Kirche man auf 2500—3000 rechnen durfte. Der Syrische Bischof drúckte seine Freude darüber aus, daß die Englische Kirche den Orientalischen Kirchen so nahe verwandt sey, und erwähnte dabei auch den Besuch des Englischen Pfarrers in Syrien mit großer Wärme. Seine Orientalische reihe Tracht und der lange Bart erregten besonders die Neugierde der versammelten Menge.

Die Hof - Zeitung zeigt die Ecnennung des Per. Shuttle- worth, vom neuen Kollegium in Oxford, zum Bischof von Chi- chester an. Der Globe- bemerkt dazu, dies sey ein Zeugniß von dem Antheil, den das Whig- Kabiner an der wahren Wohlfahrt der Kirche nehme, denn der neue Bischof sey nicht nur cin sehr gelehrter , liberaler und aufgeklärter Geistlicher, sondern auch ein entschiedener Gegner des in Oxford neu aufgekommenen , halb Papistischen theologischen Systems, des sogenannten Puseyiêmus, wie er dies durch sein neues treffliches Werk: „Bibel, nicht Tra- dition‘, bewiesen habe.

Ein Geheimeraths - Befehl verfügt, daß die Steuermänner auf der Königlichen Flotte künstig von der Admiralität angestellt werden und dadurch in gleiche Stellung mit den übrigen Beam: ten der Flotte treten sollen; sie können also künftig bloß in Folge cirer Untersuchuna, und nicht nach den Launen cines Befehleha- bets, ihres Dienstes enmilassen werden. ;

Zu Gunsten: des National Vereins für Beförderung der Er- ziehung der Armen in den Grundsäßen der Anglikanischen Kirche i durch Königliches Schreiben eine Kollekte in sämmtlichen Kir- chen von England und Wales angeordnet worden:

Der Globe bemerkt in scinem City - Artikel, das Ergebniß der diesjährigen Aerndte en:ferne alle Besorgniß, daß ausländi dne Getraide für die nächste Zeit würde eingeführt werden müssen.

Ein Verein von 300 Bürgern aus Glasgow hat dem Gra- fen Eglintoun, der im vorigen Sommer auf seinem Schlosse mit großer Gastfreißeit ein Tournier gegeben hatte, cinen prächtigen silbernen- Kandelaber zum Geschenk gemacht.

Die United- Service Gazette hatte aufs bestinimteste versichert, daß der General-Gouverneur von Ostindien, Lord Auck- land, zurückberufen und durch Lord Clanricarde erseßt werden solle. er Globe findet sich aber ermächtigt, diese Behauptung für unwahr zu erklären.

Zu Quebeck ist in diesem Jahre cine besonders große An- zahl Einwanderer eingetroffen. Bis zum 15. August belief si{ die Anzähl auf 18,507, während sie im vorigen. Jahre bis zu diesem Tage nur 6111 betkagen hatte.

Die Nord-:Amerikanische Brigg. „„Florence“/, die von Notter- dam nach New-York fuhr und 79 Reisende, grdßtentheils Aus: wandexer aus Deutschland, am Bord hatte, ist bei Cap Rou am 9, August gesceitert. Funfzig Personen haben den Tod in den Wellen gefunden. -

“Fn Demerara sind zu Ende. Juli zwei Grundstücke, das cine zu 38,000 Pfd. St., das andere zu 26,500“ Pfd. St. ver- kauft worden. Dieser Preis ist \o hoch, däß diese Grundstücke selbst vor zehn Jahren nicht hdher hätten verkauft werden können, und es geht daraus hervor, daß man dort nicht det Ansicht ist, als ob’ die Freilassung der Negersklaven den Werth alles Gtund- besibes vernichtet härte. j

Auch der Präsident der Vereinigten. Staaten soll den Amec- rifanischen Konsul? in Alexandrien beauftragt haben, sich zu Gun- sten der. Judén in Damaskus zu verwenden.

¿ Belgien.

Brüssel, 18 Sept. Der diesseitige Gesandte beim Deut- schen Bündestage, Herr Nothomb, hat an den Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten eine jeßt im „Moniteur“ enthaltene Note gerichtet, worin auf die- Wichtigkeit ‘des großen Ludwigée- (Donäu-Main) Kanals hingewiesen wird. - :

Der König wird. hier nächste Woche: von Wiesbaden zurück- erwartet.

Frau Wittwe Coerill hat beim Lütticher Tribunal äuf die Gâütev-Gemeinschaft zwischen ihr und ihrem! verstorbenen: Männe verzichtet. - Das Gericht hat den“ Termin“ für Beendigung "des Jnveûtars um 6 Monate verlängert.

Deutsche Bundesstaaten.

Der Schluß eines - Berichtes Süd-Deutscher Blätter aus

S insheim vom 15: September über die Mandver des achten Armee-Corps lautet: „Bevor Se. Majestät der König von Wäürt- temberg mit den übrigen hohen Gästen Sinsheim erreichten; wurden Höchstdieselben von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Baden in Rohrbach empfangen, und von da nach Sinsheim bis in sein Absteigequartier im Amthause geleitet, und so nahm Sinsheim eine Versammlung ‘von hohen Personen und von ‘aus- gezeichneten Generalen in seine Mauern auf, - wie'.sie wohl noch: niemals in diesem“ kleinen Städtchen versammelt waren. Auch Sinsheim, obgleich viel kleiner, wetteiferte mit Heilbronn in der Bereitwilligkeit der Aufnahme der Truppen und der Gäste: Jedes Haus, in welchem eine sürstliche Person ihr Absteige- quartier genommen hat, ist mit der Flagge ihres Staates ge? s{hmüdckt, und von den Thürmen der Stadt wehen die Badischen Hausfarben. Jeden Tag vereinigt Se. Kdiial. Hoheit der Großherzog in dem Schulhausè die hohen Gäste, #o - wie die Generale zur Tafel. Soweit“ die Kkiegsübungen bis jeßt gediehen sind, haben sie das erfreulihste Resultat ge- liefert. Troß der Verschiedenheit der Bestandtheile der Formationen und des Reglements, wurden die andver mit einer Ruhe und Ordnung ausgeführt, wie sle selbst bei Truppen desselben Staates wohl nicht besser ausgeführt werden können, und doch sind die Führer den Truppen und “die Truppen den Führern fremd, und ‘beide zum erstenmal zu einem Ganzén vereinigt. Ne- ben einander haben die drei Divisionen schon gekämpft, aber noch niemals. warèn sie im Frieden zu einer solchen Vorbereitung zu ihrém- ersten Ziele der Vaterlande-Vertheidigung vereinigt. Welche Theilnahme diese Vereinigung gefunden hat, zeigt der Zusammen- fluß so, vieler hoher Personen, ausgezeichneter Generalé und son- stiger Offiziere, wie es vielleicht noch bei keinem Manöver statt- efunden hat: Alle Staaten des Deutschen Bundes ‘haben ihre ásentanten und au das mit Deutschlazd im Bünde' stehende Dänemark, so wie jelbst fremde Staaten haben Offiziere gesendet. Erfreulich ist die Uebereinstimmung der Fürsten, welche diese ge- mein‘amen Uébuükngzen hervorgerusea haben7 erfreulich auch die Einigkeit der verschiedenen Stómme, welche dem fremden Führer gehorchen, wie-wenn er immer der ihrige gewesen wäre Sie

sind ein: glänzender Beweis, daß“ die L S und’ Vdts

fer nux Eins sind, wenn je dem gemein amen Vaterlan“ e irgend

Gefahr drohen könnte.“ /

dung von

1066

Schweiz

Die Neue Züricher Zeitung schreibt: „„Auf die voa der Züricher Hochschule gegen gei Degen eingelegte Ver- wahrung zu Gunsten der theologischen Lehrfreiheit hat der Er- ziehungsörath beschlossen, „„die E gegen die Veifasser derselben auszusprect en, der Erziehungsrath werde auf der einen Seite stets nahdrücklich Allem entgegentreten, was die ihren höchsten Zwecken entsprechende Wirk|jamkeit der Hochschule gefähr- den, oder wirklihe Rechte der an derselben angestellten Lehrer verleben könnte; auf der anderen Seite zweifle er nicht, bei die- sem Bestreben von Seiten der Professoren dadurch unterstüßt zu werden, daß auch sie mit Hingebung ihrem Amte obliegen, zu ihrem Hauptzwecke sich Kräftigung und Hebung der ihrer Sorge anvertrauten Anstalt machen, in Allem, was wesentlich zu ihrem Gedeihen beiträgt; auffallende Schritte vermeiden, bei denen es zweifelhaft seyn muß, ob sie das Beste der Anstalt besördern, oder, wenn auch gegen den Willen ‘ihrer Urheber, nicht vtelmehr Nachtheile für dieselbe herbéiführen, und daß sie úberhaupt die Verhältnisse des Staates, in welchem und für welchen die An- stalt besteht, insbesondere au die Stellung der versassungsmäßi- gen Behörden immer sorgfältig beachtea, ohne welches eine ruhige, fruchtbringende Fortdauer der Hod;schule nicht denkbar ist.‘/‘*

S panien.

Madrid, 8. Sept.- Die provisorishe Junta hat, um dem Geldmangel abzuhelfen, befohlen, daß jeder Schuldner des Staats, der nicht in drei Tagen bezahle, durch “militairische Execu ion dazu gezwungen werden soll. Die Kapitalisten der Hauptstadt, welche aufgefordert worden sind, 4'/, Millionen Realen vorzu- schießen, haben eine Kommission ernannt, die sh mit der Junta über die Bedingungen verständigen soll. Die Bank von San Fernando hat bereits eine Million Realen vorgescosset.

Der General Maroto und mehrere andete Offiziere, die den Vertrag von Bergara unterzeichneten, Haben der Junta ihre Dienste angeboten. j

Die Junta erklärt, daß, da der inteximistische Minister der auswärtigen Angelegenheiten die von der Junta an die Königin gerichtete Advesse unerdsfnet zurückgesandt have, er für die Folgen dieses Schrittes verantwortlich und- allen Einwohnern und dffen:- lihen Beamten untersagt sey, mit ihnen zu verkehren

Pie Junta von Burgos hat den Baron Solar del Espinosa für einen Verräther erklärt, weil er, ungeachtet 1eines feierlichen Versprechens, die Feindjseliakciten niht- zu beginnen, eine bewasf- nete Demonstration gegen diese Stadt gemacht habe.

Sevilla ist in Belagerunaszustand erklärt worden.

Bis jetzt haben sich die Städte Toledo, Burgos, Saragossa, Salamanca, ‘Avila, Caceres,; Segovia, Soria, Huesca, Granada, Ciudad Real, Cadix, Lerida, Cartagena, Malaga, Almeria, Al magro, Santander und Logröoño für die provisorische Regierungs- Junta erklärt.

Portugal.

Lissabon, 6. Sept. Die Empd des 6ten Jtu- fanterie - Regiments hat keinen Añhäng in der Armee gefunden, noch weniger in dem, was man eigentlich Nation nennt. Die Empdrer treiben sich in! der Prövinz Béira umher, da sie noch nicht angegriffen worden sind. Uebrigens kann dieser Aufstand viel nüben, denn er giebt dem“ Ministerium triftigen Guund, die Maßregeln zu érgrotsen; welh&bie Vernunst gebietèt, -um eine geordnete Einheit in diesé Arntée-zu bringen, die jeßt nichts wei: ter ist, als ein Haufen -zerstreuter Guetilla-Corps, ganz dazu an gethan, den Interessen“ einés * halben Dukend: Éhrgeiziger und Demagogen zu dienen. Der erste Schritt ist geschehenz die Bil: lizen, mit: ihrer alte" militairischen- Organisation, die zuleßt. in jene: lácherliche National-Garde mit ihren wählbaren Offizièren“ umschlug. “Das Weitere muß folgen. Die Minister sehen':\hon lange ein, daß sie in Allem: wieder: zurückschreiten müssen, wenn“ sie das: Land réorganisiren wollen... Dahin zielen denn ‘auch allè Geseßentwükfe, die sie den' Cortes vorgelegt ha ben; dahin geht das: Streben: der Ordeiros. Aber sie’ haben noch * viel zu ‘thun, lange» die Wurzel. des U-sprungs der Anarchie unberührt bleibt. ;

Aegypten.

Alexandrien, 30: Aug: (Franzóf. Bl) ließ der Vice Kdnig den Abgesandten der

Vorgestern und“ die Konsuln der: vier ‘Mächte zu' sich: bescheiden, um ihnen

anzukündigen, däß er-in Betreff Aegyptens völlig mit dem Trak- tat von London einverstanden sey: und daß ‘er:sich auch mit dem lebenslänglichen Besi Sytiens Dig a: Er beauftragte Rifaat Bei, dies dem Sultan zu melden. Auf die Fräge-der Konsuin, was er thuri werde, wenn der -Sültan:die Annahme dieses Vor- schlags P L, erwiederte er, daßer sih nicht im Voraus den Köpf darüber zerbrechen: werde , -da:er der: Züstimmung des Sultans gewiß sey. „Jw diesem Falle‘/, bewerktén ‘die Konsüln, „geben Ew. Hoheit Jhrem Sohne Jbrahim Pascha dèn Befehl, sich mit seinen Truppen pur eden und vor. allen: Dingen liéfern Sie die Flotte aus.“ er ‘Pascha verweigerte: Beides und fügte hinzu: „Wäre ich der Züjkimmung der Pforte nicht gewiß, so hätte keine Zügeständnisse . gemacht.“ Hiermit trennte man sih: Es -ist bemerkenswerth ; daß bei dieser Unter- redung nur der Preußische und der ‘Russische Konsul das Wort führten; es is indeß anzunehmen, daß sie nur im Namen ihrer ebenfälls anwesenden Kollegen sprachen.

Aegypten und Sykxien sind vollkommen: ruhig. Der Com- modore Napier liegt mit seinen vier Schiffen noch immer vor: Beirut und der. Admiral Stopford mit drei Linien;chiffen, zwei ps und einigen kleineren" Fahrzeugen-: vor Alexandrien ;

eide haben noch nichts Feindseliges unternommen.

Während der Blokade hatte der Französische General-Kon- sul am Bord des „Papin“/ angezeigt, daß der Pascha den Trak- tat von London annehme. Als dies, wahrscheinlih durch den Britischen General - Konsul, der Admiral Stopford erfuhr, be- grüßte er die Aegyptische Flagge mit 21 Kanonenschüssen, die in- deß nicht erwiedert wurden, und man erfuhr noch an demselben Abend, daß Mehmed Ali durchaUs nicht geneigt sey, sich dem Traktat zu fügen. Rach diesem auffallenden Mißverständniß ver- ließ Herr von Walewski Alexandrien am Bord des „Papin““.-

f eincm von denselben Bitättern mitgetheilten Schrei- benaus Alexandrien von demnäm'ichen Datum liestman: „Man

ist hier sehr erstaunt, daß die Französiche Florte noh immer nicht.

vor Alexandrien erschienen ist, da man o bestimmt darauf rech- nète. Es scheint daráus hervotzugéhen, daß: das Verfahren, wel- ches das Kabinet vom- 1. März “befolgt, * dén ionen, die es unseren Diplomaten ertheilt, gërade entgegengesebßt ist. ‘Nur o lassen sich alle Widérsprüche erklären, von denén wir Zeuge sind. Der Admiral Stopford ‘hár - auf ‘die ihm zügegangene Anzeige,

daß ein mit Haubiben für den Pascha beladenes Französi:ches chiff erwartet G den Befehl ertheilt, dasscibe wegzunehmen, Der Pascha

schlossen. In Alexandrien

ist übrigens mehr als jemals zu einem lebhasten Widerfkand ‘ent- errscht der größte Enthusiasmus und Jedermann is bereit, den Engländern, falls sie Alexandrien aw greifen sollten, energisch entgegenzutreten. Jbrahim Pascha hat den bestimmten Befehl erhalten, bei dem ersten Kanonenschusse gegen Konstantinopel zu marschiren. Auch die Russen sind- be- reit und warten nur auf das erste Zeichen von Feindseligkeiten. Aber alle unparteüschen Personen halien sich hier überzeugt, daß Mehmed Ali alle Hindernisse, die ihm durch die Quadrupel- Allianz entzegengestellt werden mdchten, besiegen werde.“

Die Sentinelle de la Marine enchält ein Schreiben aus Syra vom 31. August, wonach das Franzósische Geschwa- der bei der Insel Cerigo geiehen worden sey. Man glaubte, es werde sich nach Kandien, Beirut oder Alexandrien begeben, je nachdem es die Umstände erforderten.

S yríúen.

Ein Korrespondent der L. A. Z. in Konstantinopel giebt über das Scheitern der Jnsurrectien in Syrien einen neuen und eigenthümlichen Berichl. Hiernach hätte Emir Beschir dem Vi comte von Onffroy nur darum seine Untersküßung versagt, weil dieser als eine Art von Prätendent in Syrien ausgezreten, in dem er sich als einen Nachkommen der Onfsfroy's ausgiebe, die während der Kreuzzüge in Syrien und sogar in Jerusalem das Regiment geführt. Folgendes ist das Nähere über den Mann, der er als ein Werkzeug des Lord Ponsonby dargestelle wird: „Seinen Stammbaum stets- bei sh tragend, wies er nah (was aber wirfklich wahr und durch die Geschichte der Kreuzzüge bewiesen ist), daß im Jahr 1096 ein Ahn- herr von ihm, Onffcoy de Thoron, Connetable von Jerusalem warz daß JFjabeau, Tochter von Oaffroy 1., den Kdnig von Armenien, Rupins oder Ruprecht vom Gebirge, heirathete, und nachdem sle Wittwe geworden, den Konia Philipp von Antiochien ehelichte, und daß Onffroy de Thoron lil., im Jahre 1174, Jsa- bella, zweire Tochter Amoury's, Köntas von E, zum Weive nahm. Isabella verließ ihren Mann Onffroy und ver- heirathete sh noch zweima!. Onffroy de Thoron protestirte und klagte dagegen. Der Bischof von Beauvais erklärte die spáctec eingegangenen Ehen für ungültig; doch erst im Jahre 1227 er: klárten die Pairs des Reiches in Frankreich die Kinder Jsabella's von Jerusalem und Onffroy's de Thoron allein für ebenbürtig; die Kinder aus den anderen beiden ungüsltigen Ehen dahingegen für Bastarde. Unter den Nachkommen dieser befänden sich die Könige von Sardinien, die deu Titel „Könige von Jerusalem“ usurpirt hätten, und der nach diesem Nachweis ihm, dem- Gra- fen Onffroy, geschlich allein gebühre u. dergl. m. Lord Pons sonby, ohne des Grafen Fähiakeiten weiter zu berücküchtigen, nur die Gelegenheit ins Auge fassend, den Aegyptern, vielleicht auch mit der Zeit den Türken, einen Prätendenten über den Hals zu shicken, versprah dem Grafen Onffroy seinen Schuß; und da er, während der Emigra-ion seines Vaters in Jamaika boren , eigentlich Englischer Unterthan ley, gab er ihm Englische Pâss)e, um nicht durch den Französischen Kousul in Beirut, der durch Graf Pontois auf seine Perjon aufmerksam gemacht wurde, belästigt zu werden. So aigerate , des Englischen Beistandes bei seinem Unternehm n versichert, kam unser Held nah Syriey, um die zahlreiche christliche Bevölkerung des Libanons für seine Sache zu gewinnen. Der Französische Konsuï in Beirut, Herr Bouré, der von dem ganzen Plane ziemlich unterrichtet schien, wollte: ihn festnehmen lasséèn und nach Frankreich schicken. Allein die Pásse Ponsonby's, sowie der ihm augenblicklich gewährte Schutz des dortigen Englischen Konsuls vereitelcen die Schritte des Fran- zösischen Gesandten in Konstantinopel, der obendrein noch, und ehe er Nachricht von dieser Kabale erhielt, den Grafen Onffrey bedeutend empfohlen hatte, und zwar auf Aufforderung der äußerst legitimisti- schen Verwandten des Grafen Pontois. Jun Libanon und im gan- zen Gebirge wurde Graf Onfssroy ausgezeichnet aufgenomen, und viele Emire wandten sich seiner Sache zu, voridalis nachdem er nachgewiesen, daj seinen Ahnen der Boden nicht fremd sey. Man nannte ihn den Französischen Emir; der Aufstand wurde organi: sirt und er zum Chef desselben mit ausgedehnten Vollmachten ernannt. So weit ging die Sache gut. Allein sey cs Beschei denheit oder Blödigkeir, oder fühlte Graf Onffroy „daß der Aufgabe, mit seinen Forderungen dffentlich aufzutreten, nicht ge wachsen war, oder. sey es (was am Ende alleïn glgubwürdig ist), daß Lord Ponsonby, nur ein Mittel zum Zwecke benubend ;- sei nen beschränkten Geist würdigend, ihm geheime Ferne ges

‘ben, mit Vorsicht zu Werke zu gehen und nichr eher mir seinen Ansprüchen aufzutreten , bis mehre errungene Siege ihm ein be deutendes Ansehen bei den Gebirgsvölkern erworben hätten, kur der Aufstand, vom Anfang an schlecht organisirt, verlor an Kraft. Emir-Beschir, der mächtigste Fürst des Gebirges und der Ebene, wurde durch Spione von- den Prätentionen des Grafen unter- richtet; der Patriarch rief die Völker nicht unter die Waffen, wie man allgemein gehoffr, und zwar aus Furcht, seine unbeschränkte Macht durch einen angeblichen Prätendenten gefährdet zu sehen. Die Gefahr war dringend, sie wurde Mehmed Ali hinterbracht. Dieser seßte Alles in Bewegung, Truppen und Geld; leßteres, um die Drusen. zum Abfalle von den Maroniten zu bewegen. Verwändte des Emir Beschir begaben sich ins Lager“ det genten und machten mehreren von den Häuptlingen begreiflich; daß sie nicht für sich, sondern für ein fremdes Jnteresse däs Schwert gezogen hätten; den Muselmännern sagten sie, daß-ein christlicher ée gastfreundschaftlich aufgenommen, damit um: ginge, ihre Religion zu unterdrücken. Diese Kunstgriffe: gelaw gen, die Soldaten Mehmed Ali's thaten das Uebrige. Der Saame der Zwietracht trug- seine Früchte, und der Aufstand wurde durch die entstandene Uneinigkeit zum größten Theile gedämpft.“

F p lan D.

Berlin, 22, Sept. Unserem gestrigen Bericht über den feierlichen Einzug Sr. Majestät in die Residenz, welcher wegen der Zeir, wo das Blatt geschlossen wird, nur ein vorläufiger seyn konnte, fügen wir heute das Nähere hinzu.

Das Fest wurde durch die Witterung auf das erfreulichste begünstigt. Die vorhergegangenen Tage hatten wenig erwarten lassen ‘und selbst noch der Morgen war zweifelhaft; um Mitraz lôsten sich die Wolken und der Einzug selbst wurde" durch lichte Soóönr enblicke verherrlich:. Demnächst erlitt das Fest noch dadurch eine Abänderung, daß Se, Majestät zu befehlen geruht. hatten, es solle, gleich wie es auch bei Allerhöchstihrem Einzuge in Kd? nigsberg der Fall gewesen , feine Chaine von der Jufanterte ges zogen werden. Es waren aljo nur die bürgerlichen Gewelke und Innungen, welche mit ihren festlichen Abzeichen das- Spalier * bils deten. Hierdurch beh denn das Fest cinen rein bürgerlichen und städtichen Charakter. Außer einigen Kavallerie Abtheilungen, welche zur polizeilichen Absperrung der Passagen verwendet waren,

seit 12 Uhr ab waren alle Zagänge zu dén Straßen, welche der ug passirte, und von 1 Uhr ab die Straßen selbst geschlossen)

: pier vf Mach kurzem Aufenthalte seßten die sehnlich Erwarte-

ten den Weg nach der Stadt forh Se. Majestät der König be-

man das hiesige Militair, übrigens sämmtlich in der Parade- orm, nur bunt gemischt und vertheilt unter den Zuschau“ern. Gegen ( Uhr stellten die Corps der Géwerke sich auf, den gan- en Raum vom Weichbilde auf der Frankfurter Chaussce bis zum Könialichen Schlosse, unge'ähr eine halbe Meile lang, zu beiden Seiten alisfüllend. Es waren zwei und funfzig Gewerke, zusam-

- men über zehntausend Mann; der Zuschauer dagegen waren von

den dreimalhundsrttausend Einwohnern der Hauptstadt wenig-

s Zwei Drittel versammelt. fs in großer Theil derselben war bereits vor das Frankfurter

inaus und bis zu dem Dorfe Lichtenberg geftrdmt, wo atn aiestaom um ih Uhr anlangten und ein durch cine De»

Namen der. Sradt offerirt.s Dejeuner anzunehmen

anden Sich zu Pferde an der rehten Seite des Wagens, in maren Dre ajestät die Königin und die Oberhofmeisterin Gräfin von Reede saßen. An der Gränze des städtischen Weich- dildes hatten auch die hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, der Gouverneur und der Kommandant der hiesizen Re- sidenz, jo wie dér Polizei-Präsident, die hohen Ankommenden begrüßt,

Se. Majestär hatten huldreichst gestattet, daß die Gewerke der Schlächter und der Brauer, so wie die Corporatien der Kauf- mannschaft, die sämmtlich zu Pferde waren, den Zug in die Stadt

erdffneten. Das Fraukfurter Thor war auf überaus geschmack: -

voile Weise in eine Ehrenpforte verwandelt, indem man die beiden obelisfenartigen Pfeiler desselben zu einem Gothischen Bogen ver- bunden hate, über dessen Wölbung die Worte prangten: „Gott segne den König und die Königin!“/ Der eine Pfeiler war mit der Statue und den Symbolen der Gerechkigkeit ge- ziert und zeigte in verschlungenen . ránzen die Worte: „Weise“, „Serecht‘“, „Stark“, während der andere Pfeiler die Statue und die Symdole der Charitas mit den Worcen: „Fromm“/, „Mild“! und „Huldreich““ trug. Auf beiden vor dem Thor er- richteten Tribünen befanden sih die Kommunal-Beamten und die Stadtverordneten, zusammen mehrere Hundert , in deren Mitte die hohen Herrschaften anhielten. Es näherten sich dar- auf der Otecbürgermeister Krausnik und drei Stadträthe, so wie der Stadtyerordneten-Vorsteher Desselmann und drei Stadt- vérordneten, um Namens der Stadt die Freude über die glück- liche Rückkehr Hhrer Majejtäten durch einige Worte zu erkennen zu geben: Der Oberbärgermeister wandte sich zunächst an Se. Majestät, mit den Worten, die Stadt habe dem Wunsche nicht widerstehen können, dem Könige, dem so eben ein Theil der Monarchie feier- lich gehuldigt habe und dem der andere Theil auch bald inner- hald“ ihrer Mauern in diesem Atfte der unverbrüchlichen Unter-

“Boner folgen würde, vor Allem ihre Liebe und Anhäng-

chfeit an den Tag zu legen. Se. Majestät erwiederten huloreihs|, nach der Erinnerung, etwa Folgendes:

_¿¿Meitæe Herren, Sie kommen Mir mit so vieler Festlichkeit und Freundlichkeit entgezen. Jch vermag dic Gefühle, die die- ser “Empfang in r errègt, faum in Worte zu bringen. Sie wissen, wie abhold der Hochselige König allem lauten und äußeren Gepränge war und- wie er jegliche Veranlassung dazu ab: lehite, “— Jh bin kein Freund davon. Jch din daher lange mit Mr darilbet zu Rathe gegangen, wie Jch Mich in diesem Falle zu vorhalten hätre. Endlich bin J aber zu der Ueberzeugung ge» formen, daß Jh der Stadt und Bürgerschäft Mich nicht entziehen darf. Mein hochseléger Vater, der viel, sehr viel für das Land und die Stadt gethan, hatte sich das Necht erworben, bescheiden zu seyn. Er hatte es sich durch die Fülle seiner Tha-

gerrungen, ja erobert. Jch habe ‘ein solches Recht noch“ niéht, und dâcum mochte „derz Stadt einen Festtag nicht versagen-

¿fie fich bereitec hatte, J - habe noch nichts für Sie gethan.

Ich daher diese Aeußeruñizen schon jebt- dankbar an- so lassen Sie uns das: Abkommen mit einander treffen,

, wenn es Mir eins unter Gottes - Beistand gelingen wird, recht viel für das Land gethan zu haben, und Jh hre dann-—wieder--einmal-zu- Ihnen zurück, Sie -Mich- alsdann, dieses Abkommen lassen Sie unter uns bestehon, ganz still in diese Mauern einziehen lassen.“ ¿

„Die Sehlußworte Sr. Majestät gaben dem Ober , Bürger- meister Veranlassung, ehrfurchtsvoll zu entzegnen: „Jn unseren

- werden Ew. Kdnigl. Majestät stets -mit lautem Jubel und’ immer darin weilen!“ an kann sich denken, wélhe Rührung, welche Theil- é Worte der Erinnerung an den hingeschiedenen theuern Monarchen in allen Herzen fanden. Der Ober-Bürger- meister wandte sich darauf an Jhre Majestät die Königin, indem er die Freude der Hauptstadt zu erkennen gab, wiederum eine Mutter des Landes, die sie seit dreißig Jahren nicht geschen und seitdem sters betrauert habe, in Allerhdchstderselben begrüßen und mit voller Seele verehren zu dürfen. Auch Jhre jestät ge- ruhten diese Anrede in huldreichster Weise mit einigen Worten za eriviedern.

Unter dem lauten Jubelruf der Versammelten seßte fich nun der Zug durch das Thor in Bewegung. - Jhren Majestäten, Allerhöchstwelchen die berittenen Corps voranzogen, folgten zu-

- die Königl. Prinzen und die Generalität, worauf sich

KommunalB-eamte und Stadtverordnete zu Fuß an- Die im Spalier vom Thore bis an das Königliche

N aufgestellten Gewerke und díe can folgten sos- |

dan, und zwar immer, sobald der Zug bei ihnen vorübergekom- «men war. Jhre Majestäten schienen ergriffen von - den úbêtall unter den Einwohnern ih kundgebenden Géfühlen der Liebe und Verehrung. Sämmtliche Straßen, durch die der Zug ging/ glichen einem großen Blumengarten; über die Straße fort wären {were Laubgewinde mit Kronen und den Namenszügen gefeierten Königspaars gespannt. In dem Augenbli, wo Majestäten vorüberzogen, wurden aus vielen Fenstern n geshwenke, Blumen geworfen, die Damen wehten mit Tächern und alles brach in einen rauschenden Jubelruf aus, welcher weder Glockengeläute, noch Musik, noch den Kanonen- donner vernehmen ließ., Jhre Majestäten bewegten sich im Schritt vörwärts, häufig anhaltend, und schauten herablassend die Reihen der Gewerke entlang, ihre Embleme Und Jnsignien betrachteud ; eben so huldreich schauten Allerhdchstdiefelden auch zu den Fen- ern der Häuser empor und erwiederten auf das leutseligste die grüßungen, welche die sichtbarste Liebe Jhnen überall bar- brachte. Ju Königlichen Schloß angelangt, traten Jhre Maje- stäten, so wie die Prinzen des Königlichen Häuses, auf den Bal- fon. hinaus und getuhten, die durch das Portal einziehezden Ge- werke in Allerhdchsten Augenschein zu nehmen. “Wir haben noch übrig, die Aufzüge der. Gewerke und Jn- nungen, ; welche einen wesenilichen Theil des bürgerlichen Festes ausmacten, einigermajen zu ch zrafterisiren, denn eine Beschrei: bunz is nicht möglich, da sogar hon beim Schauen die immer shautunige Menge sich ermüdet fand. Diese Aufzüge boten einen Anblick der seltensten und erhabendsten Art dar, wie ihn nur

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eine so gewerb- und industriereiche Stadt, wie die unsrige, und nu eine so allgemeine Anhänglichkeit und Liebe zu Wege feieaes konnten.- ie berittenen Corps zeichneten sich auf das vortheil

frefte aus; die warea unisormirt, die Schlächter braun mir

old, die Brauer {warz mit Silber, sämmtlich iehr wohl! berir- ten und von trefflichen Musikchdren begleiter. Die Kaufmaans- schast erschien in s{chwarzen Civilkleidern und zeichnete sich außer ihrer Haltung und der gewähltes Schönhert ihrer Pferde durch das vollkommen gleiche völlig neue Riemzeug derselben aus. Niche minder hatten aber zu Fuß erscheinende Gewerke dafür gezorar, sich festlich zn zeiger. und die Augen der staunenden Menge auf ih zu ziehen, welce denn auch niht unterlics, durch unwillkür- liche Laute der Bewunderung die ein-n vor den anderen auszu: zeichnen. Alle hatcen in den dmmlichen Farben und Zeichen thre Fahnen, Panntere und Siandarten, sie waren mir farbigen

chärpen und Abzeichen dekorirt und marschirten in ge'chlossenen Gliedern. Ueberdies trugen die meisten die Erzeugnisse threr Ar- beit in den sinareichstea und fostbarsten Exemp'aren und zugleich ihre Werkzeuge. auf hochragenden, - meistens mut Bändern ges shmüdckten Stäben, und wir haben {hon ageecn gesagt, daß viele von Fahnenschwenkern begleitet wurden, welche, bescndere wo es Auf enthalt gab, die Zuschauer belustigten, ihre buntci: Fahnen hoh (n die Luft werfend. Besonderen Beifall fanden die Goldschmiede durch die reihe Pracht der Kunstwerke in dea edlen Merallen, welche sie vor sich hertrugen; die Klempner dagegen führten einen geharnischten Ritter, auf einem gleichfalls geharnisten Streitroß rei tenò einher, ihm folatcn por andere zu Fuß ; die Stellmacher führten unter anderen Werken ihrer Hand auch, das allerliebste Modell einer ganzenSchnellpost, dieZimmerleute, welche so wie die Maurer sich durch einige bârtige Reihen noch mehr Ansehen verschafften, trugen in rei cher Zahl die erbaulichsten Gegenstände, ganze Thürme und eine Menoe der fomplizirtesten und sinnreichsten Dachgestühle; dagegen hatten die Tischler für den sámmilichen Hausrath gesorgt; keiner ihrer Meister, ihrer Gesellen und Lehrlinge war in hrem langen Zuge, der nicht auf seinem Stabe irgend ein zierlihes Vidbel oder Ge- räth, von der Wiege bis zum Sarge, den Beschaguern daraebo- ten hätte. Für den Fe danManersgis hatten die Bäcker, die Pfef- ferküchler u. \. w. in ihren Emblemen das Zhrige gethan; die Letteren hatten auf ihrer Fahne den Berlinischen Bären abgebil- det, dem ein süßduftender Bienenstok? Appetit gemacht hat. Die Drechsler stellten Unter anderen ein ganzes Schachspiel in seinen anzelnen Figuren auf ihren Stäben dar. Viel Ausschen erreg- ten die Fischer mit einem mährchenhaft erscheinenden kolossalen Fangneß von zierlichster Arbeit in grüner Seide, mit vergol- deten Schwimm dlzern geschmückt. Auch die Glaser blieben nicht zu- rüd; ihr zahlreiches, stattlich erscheinendes Gewerk prangte E kunstreichen Arbeiten, einer Sonne, einem Stern, mehreren Wap- pen u. s. w. Durch schdne Fahnen wurden noch die Seiden- wirker ein Gegenstand der Bewunderung und die Buchbinder trugen ein purpurrothes durch reichen Golèdruck verziertes Pa- nier vor flch her. Es ist unmöglich, hier den langen Zug, der bis in die Dämmerung hinein und bis zum Beginn der Zllu- mination daterte, in den Einzelheilen zu verfolgen. Der Eindruck so viel aufgebotenen Kunstfleißes und einer so großen: von innen herstanzmenden Uebereinstimmung war ein erhabener und rüh- rekder, wie ihn kein noch \o großes Festgepränge hätte hervor: bringaz können. Alle kamen und wollten sih ihrem Fürsten zei: gen und Alle tregnten sich glüfllchz in dem Gefühl, von ihm ge- sehen und bemerkt zu seyn. Unter den Zuschauern herrschte eine

} Haltung, Stille und Ehrerbietigkeit, welche keine Folge von po-

lizeifichen Maßregeln war; selbst der Jübelruf war nur ein be- scheidener, aber L tauseudfach ershallend um so erhebender. Sei- nen König begrltßend erfreute sich das Volk am Volk.

Dit Jlluwination war eigentlich keine auffallende zu nennen, dber sie war um so allgemeiner und gleichmäßiger, und gerade so entsprach sie dem \{chdnen Charakter des Festes um so beffer. Die Stadt hatte das Bérlinet, so wie das Kölnische Rathhaus er- feuchtet, die lange Brücke, die Königsbrücke und die Siegesgdttin auf dem Brandenburger Thor. Alle Straßen waren lampenhell und nur, wo man ein dunkles Gebäude entdeckte, war es ein Königliches. Durch die: erleuchteten Straßen bewegten sich un- absehbare Wagenzüge in mehrfachen. Reihen hin; unermeßlich aber war die vergnügte, stille Volksmenge, welche, alle Stände unter- mischt, La und obwohl auf das dichteste geschaart, dennoch ohne alle Stôrung der Ordnung lustwandelce.

Stargard, 20. Sept. Von Königsberg in Preu-

ßen zurückkehrend und gleichsam einen Triumphzug durch die Provinz Pommern haltend, der Jhren Königlichen Majestäten von der ungeheuchelten Liebe des Volks bereitet wurde, trafen Allerhöchstdieselben am lten d. aegen 9 Uhr Abends auf dem, dem Ober-Regierung&RNath und Direktor der Königlichen Gene- ral: Koznmission zu Berlin, Grafen von J6enpliß, zugehödrenden, 1 Meile von hier gelegenen Gute Barkewibß ein und geruhten, daselbft Jhr Absteige-Quartier zu nehmen, um von dort aus an den nächsifolgenden beiden Tagen den seit dem l iten d. begonne- nen Feld-Mandvers des 2ten Armee-Corps zwischen hier und Jakobshagen ‘beizuwohuen. Jhre Majestäten hatten die Gnade, sih Über die in möglichster Eile für Sie getroffenen Empfangs- Anstalten üheraus huldvoll zu áußern und mit gleich gnädigem Wohlgefallen am folgenden Tage ein Diner bei dem Ober-Präsi- denten der Provinz Pommern, von Bonin, auf dessen nahegele- genen Gute Schöneberg anzunehmen, zu welchem, mit Genehmi- gung Sr. Majestät, die, anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, mehrere kommandirende Generale und die ersten Mili- tair- und Civil-Autoritäten der Provinz geladen waren. Nachdem das Feld-Maudver am löten Mittags in der Nähe der hiesigen Stadr, dem Verlauten nah zur vollkommenen Zufriedenhcit Sr. Majestät, geschlossen war, hielten Jhren Königliche Majestäten egen 2 Uhr durch das festlich geshmüdckte und gleichsam in cine drenpforte verwandelte Wallthor Jhren Einzug in die hiesige Stadt und gelangten durch die reich mit Laub: und Blumen- Guirlanden verzierten Straßen und dur die Jhuen entgegen jubelnde Volksmenge zu den für Allerhdcchstdieselven in der Kd- nigsstraÿße in den aneinander gränzenden und mit einander in Verbindung gesecten Häusern des Hauptmanns a D. Wie- mann uad des Müusik-Lehrers Weber, bereit gehalcenen Wohnuna, vor welchen eine Compagnie Garde?Landwehr und- die hiesige Schütengilde, der sich der größte Theil der hiesiaen Bürgerschaft bezirksweise angeschlossen ha'te, in Parade aufgestellt waren und woselbst sich auch der Mazistrat und die Stadtverordneten, die hier anwesenden Präsidenten der Könialichen Landes- Kollegien, die sämmtlichen Mitglieder der Königlichen General- Kommission von Pomwern, die hiesige Geistlichkeit, an deren Spitze Hh der Bischof Dr. Ritschl - befand , die sämmtlichen itglieder der Alt-Powmerschen Landstube und des Neu - Vor- ommerschen Land-Koftens und cine große Zahl zum Stande der itterschaft gehdrige Guesbesizer, so wie auch viele andere aus: gezermee Fremde, zum ehrfurhtsvollen Empfange S drer Königl. ajestäten versammelt hatten. Allerhöchstdieselben geruhten, die

Aeußerungen der Freude über Zhre glücklihe Ankunft huldroll entgegenzunehmen und en:ließen die Verjammlung unter den nädigsten und wohlwollendsten Versic;erungen. Am Abende der nkunft Jhrer Majestà ex war die gauze Stadt alänzend ers leuchtet. Den folgenden Vormittag widmeten Se. Majestät derx König den Staaesgeschäften und geruhten demnächst die Genera- lität, den Ober-Präsidenten und jámmteliche Srabs- Offiziere des 2ten Arm-e-Corps zur Tafel zu ziehen. Am Abende dieses Ta- ges hatten Jhre Königl. Majcstäten die Gnade), das von è-a drei Siánden der Provinz, Rirte:scaft, Städte und Land: meinden, vorbereitere Fest hu!dvell anzunehmen und auf ocmielb ben mehre"e Stunden zu verweilen. Âlle: hécbtdicselden scht. n-n von den Einrichzunz1en desselben auf das angenehwste überraiu,t und äußeren sich gegen die Anordner desselven wiederholentlich auf die beglückendste Weise. Am iten Vorwitiags war garsße Parade-Aufstellung des 2ten Armee-Coros und zrveimaliger Vors deimars, nach dessen Beendigung Se. Mazestäc der König, in Begleitung Jhrer Majestät der Königin, nah dem Znfanterie- Lager bei hiesaer Stadt fuhren und von der ganzen Einrichtung desselben, der Verpflegung der Tiuppen darin u. \. w. die genaueste Kenntniß nahmen. Zu Mircraae hatten sammtliche Stände der Provinz, die Chefs der Civil -Bet,brden und eine große Anzahl anderer Fremden die Ehre, zur Königlichen Tafel befohlen zu werden, vor deren Aufhebung Se. Mazestät einen Toas auf das Wohl der Stände Pommerns auezubringen, si{ch noch einmal über das Jhnen gegebene \{öône Fest auf das herablassendste und wohlwollendste auszusprechen geruhten, die ganze Provinz Ihrer gnädigsten Zuneigung und Liebe versicherten und mit den zur Begeisterung hinreißenden Worten s{lossen, daß, so wie-Die Stände Pommerns von Jahren her mit dem Statthalter von Pominern zufrieden gewesen wären, sie es auch gewiß nirit dem nunmehrigen Herzog von Pommern se5n sollten. Nach aufgehobener Tafel geruhten Jhre Königl. Majestäten sich noch (än- gere Zeit mit vielen Anwesenden auf das leutseligste zu untethalten und Ihre Zufriedenheit wit Jhrem hiesigen Aufenthalt an- de Tag zu legen, besonders verpflichteten Seine Majestät der Kd- nig den Oberbürgermeister Weier, es der ganzen Bürgerschaft efentic zu verkündigen, daß Allerhöchstdenenselben hinsichts der für Sie und Jhre Majestät die Königin getroffenen Quüattier- Einrichtungen nichts zu wünschen übrig geblieben wäre , selbige vielmehr Jhr volllommenstes Wohlgefallen erhalten hätten. Nach der Tafel nahm Jhre Majestät die Königin Damen- Cour an- Seine Majestät der König aber begaben sich in die Marien, Kirche, wo Allerhöchstdieselben von der Geistlichkeit erwartet wur: den. Später erlaubten Se. Majestät der Kdnig, -daß eine De- putation des hiesigen Gymnasiums Allerhdchstibaen ein Festge- dicht überreichen durfte und der Musiklehrer Weber, in des Hause das Quartier sür Jhre Majestät die Königin bereitet war, erfuhr die Auszeichnung, Jhren Königl. Majestäten von einigen seiner Schülerinnen ein musikalisches Divertissement auf mehreren Fortepianos vortragen lassen zu dürfen , -welches von Jhren Majestäten mit dem aufmunterndsten und gnädigsten Bei fall: aufgenommen wurde. Am 19ten Morgens gegen 9 UhLr ver: ließen Seine Majestät der König unsere Stadt, um noch ein Corps-Mandver von den Truppen ausführen zu lassen ünd dem: nächst sogleich Jhre Reise nach Stettin fortzuseßen; eine Sturide \spáter folgte Jhre Majestät die Königin, Beide von den heißesten Segenswünschen der hiesigen Einwohner begleitet und die heilig- sten Erinnerungen: an zahllose Beweise unbeschreiblicher Huld unò Güte des hoch verehrten Herrscherpaares in Aller Herzen zurücklassend, Vor der Abreise hatten Se. Majestät der König ned di Gnáde, | dem Oberbürgermeister Weier ein Geschenk von 100 St. Frie- * drihsdor für die- hiesigen Armén zustellen zu lassen, welchezti Ihre Majestät die Königin ein gleiches Gesctenk oon 100. Frie: drichsdor beifügen zu lassen geruhten. Dem Hauptmänn- We mann verliehen Se. Majestät einen kostbaren - Brillaritring untd dem Musiklehrer Weber Jhre Majestät die Königin eine wèrth: volle goldene Dose. ;

Stettin, 19. Sept. (Stett. Z.) dem

Tage sollte unsere Stadt ihre lange gehegten Wünsche, ihre sten Loffnungen erfüllt sehen; schon lange vorher härte sich- treue Stadt bemüht, gerade am heutigen Tage ihr fet bu, anzuziehen, und jeder ihrer Einwohner hatte mit freudigstem zen sein Scherflein zu ihrem Schmucke beigesteuert, es--galt -jà auch ihr heutiges Ehrenkleid dem geliebten Herrscherpäare, ihrem Kdnige Friedrich Wilhelm lV. und Seiner hohen Gemahlin, wie sollte sie ‘auch heute das, was jedes Preußen Herz bewet,- nit froh und- fröhlih vor aller Welt aussprechen und selbst“ äußerlich darlegen; die Liebe Und Treue zu ihrem theuren Fürsten! und so hat sie es gethan, sie that es durch den höchsten wie GURER geringsten ihrer Einwohner, ja sie that es selbs durch den Mund ihrer Wittwen und Waisen; aber auch ihre Aerndte war groß, denn ihr „Heil dem theuren Kdnigs-Paare!““ ging zum wie es aus vollstem Herzen kam, das sagten uns die Königlié Huld und Gnade, welche das hohe Herrscherpaar umflossen, das sagte uns jeder ihrer beglükenden Grüße. So wie Se. Mas jestät die Huldigung unserer Stadt bereits in Kdélin gnädigst aufzunehmen geruhten, eben so ward jeßt dieselbe Gnade allen Sràädten, ja selbst den geringsten Ortschaften unserer Provinz zu Theil, welche Allerhdchstdieselben auf gegenwärtiger Reise berühr- ten; alle wetteiferten in den Beweisen ihrer Liebe und Anhängs- lichkeit und die Königl. Reise ward zum Triumphzuge! So sollten Jhre Majestäten heuce Nachmittag um 3 Uhr JZhre treue Stadt Srettin erreichen. Alles war in der gespann testen . Erwartung. Die Straßen und Häuser, durch welehe sich der Köniliche Zug bewegen solle, waren mit Ebz- renbogen, Laub- und Blumenaewinden aufs reiste geswmückr; am Parniber Thore hatten sich der Magistrat und die Stadt- verordneten aufgestellt, an beiden Seiten der großen Lasadie, die särumtliche Bürgerschaft nah der in der Städteordnung vorae- schriebenen Gliederung in einzelne Bezirke, jeder Bezirk mit seiner Stadt- Fahne, und die Zimmerleute mit ihren Fahnen und Fn ßKanen bis zur Langen Bcücke; auf der Lanaen Brücke standen die Kaufmannschaft und die Handlungs-Grehúülfen zu beiden Sei- ten, von det Langen Brücke ab, dur cie Königs-, Scbulzen- und Breitestraße, Über dem Roß: Markt bis zur Louisenstraße die Gesellen der verichiedenen Gewerke, gleich alls mit ihren Fahnen und

nsianieiï, und in der Loui enstraße bis zum Landhause die Bürger-

chúgzen:-Compagnie mit ihren Büchsen. Alle diese hatten, ven der Ankunft unterrichtet, ihre v-rschiedenen Sicllungen eingenom- men, während das Wogen einer unzähligen Volksmenge sich durch die Eo de wege des frohen rei den ies An-

unft des geliebten Herrscherpaars harrend. r Uhr kamen Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht e eri ten in -dem- Hotel des kommandirenden Ae c wehr ent Dohna ab. Jett konnten Ihre Majestäten nf riner fernt seyn; da verkündete um halb 3 Ubr Pwartuñgsvollen Geschüges und das Läáuten der Glocken

E ‘berddre Stadt, daß Jhre Majestäten das bild der Stade derühr.