1840 / 272 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dur welch Lord Palmerston dem Französischen Botschafter die ecfolzre Auswechselung der Ratificationen des Traktats offiziell anzeigte. Dieje drei Aktenstücke lauten folgendermaßen :

1) Spôter in den Traktat eingeschaltete Klausel: „Sec- tion 7 der Separat - Akte. Wenn nach Verlauf von zwanzig Tagen, nachdem ihm, den Bestimmungen der Section 2 gemäß die Mittheilung acmacht worden, Mehmed Ali der vorgeschlagenen Anordnung nicht bei- iritt und den erbliwen Besis des Paschalifs von Aegypten nicht an- uit, so steht es dem Sultan frei, jenes Anerbieten zurückzunehmen uud dasjenige fernere Verfahren zu befolgen, welches seine eigenen In- teressen und die Rathschläge seiner Verdündeten ihm an die Hand ge- deu dürften.“

2) Protofoll einer am 17. Sept. zu London gehaltenen Konferenz: Auwejend: die Bevollmächtigten Großbritaniens, Dester- reis. Preußens, Rußlands und der Türkei. „Die Bevollmächtigien der HLfe von Großbritanien, Oesterreich, Preußen und Rußland haden, nach Auswechselung der Natificationen der am 15. Juli abgeschiossenen Ue- dereinfuuft und um die Uneigennügigfeit, welche ihre Höfe bei Abschlic- Fung jener Convention geleitet, in ihrem wahren Lichle zu zeigen, be- schloffen, daß bei Ausfübrimng der“ Verpflichtungen, welche für die kons- trabireunden Mächte aus jener Convention hervorgehen, jene Mächie feine Gebiets: Vergrößerung, feinen ausschließlihen Einfluß uud feine Handels-Voutheile für ibre Unterthanen, die nicht auch andere Natios nen erlangen fönnten, suheu wollen. Die Bevollmächtigten der er- wähnten Höfe haben ferner beschlossen, daß diese Erfläcung in das ges genwärtige Protokoll aufgenommen werdeir soll. Der Bevollmächtigtè der Ottonranischen Pforte, welcher der Redlichkeit und der mieigennÜgi- gen Politik der verbündeten Mächte die "gebührende Anerkennung ¡ollt, hat von der in dem gegenwärtigen Protokoll enthaltenen Erklä- rung Kenntniß genommen und i bereit erflärt, dieselbe seinem Hofe ¡u Gbersenden.“ Unterzeichnet: Palmerston, Neumann, Schlei ui, Brunow. Schekib.

3) Note Lord Palmersion's an Herrn Guizest vom 16. Septenber. „Der Unterzeichneté hat die Ehre gehabt, Se. Ex- cellenz Herrn Guizot am 17. Juli davon in Kentrtniß zu sexêa, da cine aut die Türkischen Angelegenheiten bezügliche Convention zwischen den Bevollmächtigten Desterreiczs, Großbritaniens, Preußens und Nuß- [ands einerseits und dem Bevollmächtigteu der Pforte: andererseits ‘am 15ten jenes Monats unterzeichnet worden. Da die Ratificationen dic: ser Conveutiou nuumehr ausgeweselt worden sind, so hat der Unte-- eichnete die Ehre, Sr. Excellenz Herra- Guizot, zur Juformation des Aranzosisczen Kadinets, die Abschrift dieser Convention und ihrer Ln- hänge einzubäudigen. Der Unterzeichnete faun diese Mittbeilung Sr. Excellenz Herrn Guizot nicht wachen, obtne ihm von neuem das aufs richtigste Bedauern der Regierung Jhrer Majestät darliber an den Tag zu legen, daß die Einwürse, welche dic Franzöfische Regierung von jedweder Theitnahme an den Maßregelu zurückhielten, deren Voll ziehung die gegenwärtige Convention vorgesehen hat, ein Hinder: niß hervorgerufen haben, welches Franfreih abhieilt, ¿in fon- trahirender Tbeil bei diesem Vertrage zu seyu. Uber die Re- gieruug Jhrex Majestät heat das Verirgueu, däß das Kabinet der Tuilerieen in den Bestimmangen dieser Convention undbesireitdare Be- weise erblicken wird, daß die vier Mächte, indem sie die Verpslichtun- gen übernebmen, welche dieselbe enthält, von dem uneigennügigen Ver- langen erfüllt find, in Bezug auf die-Türkci die' politischen Prinzipien zu erhaiten, von denen Franfreich bei mehr ais einer Gelegenheit bes stimmt und feierlich ertlárt hat, daß sie die seinigen seven; so wie, daß sie durch die von ibnen bezweckten Anordnungen keinen ausschließlicheu BVortbeil für sich seibst zu erreichen suchen, und daß das große Ziel ihs res Strebens is, das bestehende Gieichgewicht der Gewalt în Europa ausfrezt zu erhalten und alle Ereignisse abznwenden, die den Feieden srêren tönntcn. Auéwärtiges Ami, den 16. September 1840. Pal merson,.“

Der Morning Chronicle wird unterm 21. September aus Paris geschrieben: „Die orientalische Frage hat ernstliche Diskussionen im Französischen Kabinet veranlaßt. Verschiedene Minister haben die Meinung ausgesprochen, man müsse mit Enter- gie handela, wenn die vier Mächte die Konzessionen des Pascha's verwerfen sollten. Eine andere Partei, die friedlich gesinnt is, war für die Zusammenberufung der Kammern. Dieser Vor- schlag wurde indeß von der kriegerischen Partei überstimmut. Es giebt hier viele hochgestellte Leute, die, obschon sie heuchleris{ch die Wohlthaten des Friedens predigen, im Geheimen den Krieg wün- schen. Man fürchtet fortwährerld eine Kollision im -Mittellän- dischen Meere.““

Jun einer dritten Auflage ihres gestrigen Blattes theilte die Times nach ihrer Pariser Korrespondenz das Gerücht mit, daß Beirut von Commodore Napier eingenommen sey, und daß die Blokade der Aegyptischen Küste angefangen habe; der erste Theil des Gerüchts fand selbs in Paris keinen Giauben.

Auf die Behauptung der Französischen Blätter, daß es dex Englischen Regierung schwer falle, die ndthige Zahl von See- leuten aufzubringen, erwiedert die Morning Chronicle, daß die Regierung freilich weder zum Pressen noch zur Conscription ihre Zufluch: nehmen könne, und daß in jeßiger Jahreszeit die gesammte Handelsflotie in voller Thätigkeit sey; dennoch aber träten täglih Seeleute in Dienst, und nah der Rückkehr der jeßt auf weiten Reisen abwesenden Schisse werde es deren in Ueberfluß geben.

Die Miétglieder der Admiralität habcn dieser Tage die bei den Jnsoln Jerscy und Guernsey besucht und in genauesten Au- genschein genommen; noch weiß man nicht, ob dies geschah, um dieselben in Verchcidigungszustand zu seben, oder um dort mit mens Kosten cinen Hafen zum Schuße der Dampfschiffe anzu- egen.

Die Times hôrt nicht auf, die Mangelhaftigkeit der Flotte zu beklagen, se weist durch detaillirte Angaben nah, wie die Franzbsische Floite, zum ersten Male in der Geschichte, der Eng- lischen im Mittelmeere überlegen sey. i

Der ministerielle Globe enthält in seinem heutigen Blatte folgende Crflárung: „Es is feine offizielle Anzeige von dem Ab- segelu der Russischen Flotte bei der Admiralität eingetroffen, wie einige Dlâtter behauptet haben; auch wird dies Gerücht nicht für glaubhafte, noch wahrscheinlich gehalten! j

Die verstorbene Prinzessin Auguste war das sechste Kind und die zweite Tochter König Georg's Ul, und der Königin Charlotte und am %. Novezber 1768 geboren, hatte also das 72ste Jahr ihres Alters erreicht. JHre Königl. Hoheit hat ch durch die Liebenöwürdigkeit ihres Charakters ein bleibendes Denkmal in dem Kreise ihrer sie úberlebenden Verwandten und Bekannten Festes

Der Schottische Pair Viscount Kenmure -ist am 2isten d. im 9lsten Jahre seines Alters gestorben; seine Titel und Güter vererben auf scinen Neffen. j

O'Connell genießt seit einiger Zeit zu Derrynane der Land- luft, um. Gesundheit und Krafe für den bevorstehenden Repeal- Feldzug zu sammeln. „Der Verein zu Dublin hac inzwischen unter der Obhut seines Sohnes, des Untechaus-Mitaliedes John O'Connell, seinen Fortgang. Doch sind die Versammlungen und Unterzeichnungen minder lebhaft, als während der Anwesenheit O'Connell's des Vaters. Neulich äußerte der jüngere O'Connell in einer Rede, daß jein Vater ernstlich entschlossen \ey, die Re- peal:Frage' auf’s nachdrälichste zu betreibeu, und seßte hinzu:

Sollte er dieselbe aufgeben, so würde ih mich sicherlich aus bem dísentlihen Leben L E Diese Erklärung machte angebli großen Eindruck auf die Dersammlng, :

Die Maatiffe der Tory - Blätter auf die Minister, weil dies

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selben O'Connell unterstüßten und dadurch der Repeal-Bewegung Borschub leisteten, veranlassen die Morning Chronicle aufs neue, die Aussichten der Repealer I beleuchten, namentlich die Drohung OD'Connell's mit dem Beijpiel der Trennung Belgiens von Holland. Das genannte Blatt meint, daß, so lange die Re- gierung unparteüsh gegen Protestanten Und Katholiken zugleich verfahre, der Repeal - Ruf in Jrland keine Bedeutung gewinnen werde, daß aber, sobald Sektengeist ‘als Prinzip der Regierung auftrete, d. h. sobald eine Tory-Verwaltung ans Ruder gelange, die Aufgeklärten und Einslußreichen sich den niederen Klassen anschließen würden, unter denen ällein jeßt die Repeal - Frage spuke. Die Drohung O'’Connell's mit dem Verlust der Unter- stüßung Julands bei cinem ausbrehenden Kriege, den Groß- britanien etwa zu führen hätte, könne jeßt noch feiner Beachtung werth gehalten werden, aber sobald man anfange, Jrland unge- recht und parteüsh zu regieren, könne man unmöglich „mehr die Ausdehnung der Gefahr für England in kritischen Zeiten berechnen. : ; | Die Morning-Post widerspriht nachdrüclich dem Ges ráchc, daß Graf d’Orsay, der Freund der Lady- Blessinaton, dem Henn Louis Napoleon zu seinem wahnsinnigeu Handstreich auf Boulogne gerathen hätte. : : al j Der C ourier ist unzufrieden mie dem Französischen Krü minaiverfahren in dem Prozesse der Lafarge. Arsenik, bemerkt er, sey von Herrn Orfila allerdings in ‘der Leiche gefunden wor- den, und die Vergistung untekliege hiernach keinem Zweifel; aber die Frage, wie das Gift în den Körper gebracht worden, ob von der Angeklagten, oder durch einen Mißgriff oder eiñen Selbstmordsversuch des Lafarge selbst, dieje Frage habe man nicht gebührend erwogen. Ein Eriglischer Gerichtshof würde der Angeschuldigten die Wohlthat dieses Zweifels haben zu Theil wer- den lassen. Das genannte Blatt \{chließt mit dem Ausspruch: „„Was uns berrisst, so sind wir erstaunt, daß éin jo barbarisches Kriminalverfahren heutzutage noch in irgend einem Theile des civilisirten Europa's besteht.“ i Glasgow, der diesjährige Versammlungsort des Britischen Naturforscher: Vercins , hat ih, nach den lebten Berichten aus dieser ersten Handelsstadt Schottlands, mit Gelehrten und vor- nehmen Gönneru der Wissenschaft von nah und fern gefüllt. Unter den Notabilitäten, die den Versammlungen beiwohnen woll- ten, nennt der Glasgow Herald den Französischen Botschaf- ter, O Guizot, der au im Gedränge diplomatischer Noten und Konferenzen einige Tage für die Wissenshaft zu erübrigen wisse; den General Tschesfkin, Chef der Bergwerks-Ingenieure in Rußland ; den Preußishen Geheimen Rath Pr. Otto aus Schle- sien; den Russischen Könsul Herrn Benkhausen; den Mineralogen Espy aus Philade!phia; den berühmten Wundarzt “Sir C. Bell; Herrn Griffith, den Präsidenten der Dubliner geologischen Ge- sellschaft und viele Andere.

Behörden von Gästen den Aufenthalt so angenehm zu machen, als immer wdg- lich; der Gemeinde-Rath wollte ein

eben. 7 | P Ueber die lebten Nachrichten aus Spanien- äußert sich die

Morning Chronicle folgendermaßen: „Das Schreiben un- seres Madrider Korrespondenten vom "I5ten läßt uns fürchten, daß die Central: Junta von Madrid sich zu thdrichten Handlun- gen wird hinreißen lassen. Man spriht von der Einberufung ciries Konvents und Entfernung dér Königin Regentin von der Regentschaft. Dies wäre, um nicht mehr zu sagen, eine thdrichte Handlung. Die Königin Christine mag den Liberalen nicht ge- wogen, zu Jütriguen geneigt ünd falsch seyn. Alles dieses mag aegrundet seyn, aber es giebt constitutionelle Mittel, um ihre Königliche Launen zu überwinden. Man ernenne ein liberales Ministerium, lasse es die Cortes auflôsen und dafür sorgen, daß im ganzen Lande die Wahl neueë Cortes auf redliche Weise stati- finde. ie erwählte liberale Majorität wird dann hinreichend seyn, um jede Böswilligkeit von Seiten des Hofes oder einer Camarilla in Schach zu halten. Möge die Junta nicht hoffen, den Königlichen Widerstand auf anzere Weise zu besiegen. Thut sie es, so wird sie unfehlbar eine weit árgere Anarchie hervorru- fen, als es jemals cin Ministerium der Moderados oder Anhän- ger der Königin im Stande seyn würde. Spanien eignet sich nicht zu einer Republik, Und sollte es den Versuch machen, so würde es in die Hände eines milicairishen Diktators und später in die des Don Carlos fallen. Unser Korrespondent schreibt, daß die Moderados die wahnsinnige und strafbare Jdee hätten, die Königin solle sich nah der Insel Minorka oder nach den Baski hen Provinzen begeben und dort die Fahne eines Quasi-Abso- {utiémus iufflantén. Aber wenn ein Versuch gemacht wird,

- sich der Königinnen zu entledigen, haben di:se dann nicht einen

ültigen Vorwand zu solchen extremen Handlungen ? Wir bedauern ehr, daß die Junta nicht abermais, nôthigenfalls durch Espartero, gleichzeitig mit der Ernennung eines neuen Ministeriums auch) auf die Aufid¡ung der Cortes drang, Die Königin mag entrü- set scyn, was ganz natürlich wäre; aber dies sollte man verzei- hen, und es sollte die ernsten Mitglieder der Madrider Junta nicht veranlassen, Gereiztheit uad Ueberéilung zu zeigen. Wir haben das Vertrauen, Espartero durch sein Einschreiten die Fort- dauer der Thorheiten auf beiden Seiten verhindern zu sehen. Es is nur zu wahrscheinlich, daß die. verbrecherische Unbesonnen- beit der Moderados ein ähnliches Benchmen von Seiten ihrer Nebenbuhler hervorrufen wird. Unser Pariser Korrespondent meldet uns, daß die Königin Espartero ermächtigt Habe, in threm Nanien zu handeln, eine Uebereinkunst zu“tressen, ein Ministc- rium zu ernennen und Maßregeln zu ergreifen, wie es ihm bec- liebe. Dies wäre weise und klug, und Esparrero würde das Vertrauen der Regentin nicht mißbrauchen.

Privatbriefe aus Lissabon in der Times versichern, daß daseibst große Besorquiß wegen cincs Aufstandes in Algarbien herrsche, weil man wisse, daß der Lissaboner revolutionaire Klub etwa 300 Pf. St. an seine dortigen Agenten gesandt “habe. Die Hofinung auf Erhaltung der Ruhe stüge si{h eit1zig und allein auf die Kriegeschiffe, welche am 11. September dahin abgeschift worden seyen, um die verdächtigen Truppen an Bord zu nehmen.

Blätter aus Montevideo bis zum 6. Juli melden, daß sih nihts Bemerkenswerthes zwischen Rosas und der gegen ihn operirendeèn Befreiungs-Armee zugeiragen habe, daß aber die strei- tenden Parteien in der Mitte Juni's einaûder gegenüberstanden, und daß binnen kurzem eine Schlacht erwartet wurde. In Monte- video soll és traurig aussehen. Maub und Mord war an der Tages - Ordnung, und die Regierung verabsäumte es, für die dffentlihe Sicherheit zu sorgen. Der Präsident Rivera wurde binea kurzem vom Kriegs-Schauplaäge zurück erwartet.

Der Standard theilt abermals einen Brief aus Bom- bay mit, riv zufolge, nachdem die Englische pedition die

orts d occa- Tigris e, was bekanntlich {on vor Le; M Ë p E Pal von der „„Times‘/ gemel-

agen vom „Stan 1 det wurde, Truppen und Matrosen áns Land geselzt worden seyen,

Der hohe Adel der Umgegend, be- | Weizen wurde zu 302 Fl vergeven sonders die Herzogliche Familie Hamilton, desgleichen die Stadt- ! fest (m Preise. lasgow, haben alle Anstalten getroffen, um den |

estmahl von 200 Gedecken | | dicker 120 Fl.

um jene Forts gegen die Chinesen in Vertheidigungsstand“ zu seßen, worauf die Flotte nah Whampoa weiter“ gesege!t wäre, aber bei der zweiten Barre habe ankern müssen, ‘weil die Chine- sen dort mehrere Dshunken versenkt hätten. Doch sollten die kleineren Schiffe weiter vordrinzen und Truppen mitnehmen, um Canton zu per was nach der „Times‘“/ auc) chon gesche- hen seyn sollte. Die Morning Post hálr jedoch dies Alles für cine in Bombay verfertigte Erdichtung, die auf den Theemarkt Einfluß zu úben bestimmt sey.- Zwei bewaffnete Dampfschiffe sol len dieser Tage mit versiegelren Befehlen angebiih nah China abgehen.

Zu Bouloane ist dieser Tage das Französische Dampf-Paket: boot mit dem Englischen zusammengestopen, wobet leßteres bedeu- tenden Schaden gelitten hat.

Der Zustand der hiesigen Bdrse ist noch immer fieberh ft, was man theils der neuen Belgischen Anleihe, theils dem Ga rüchte zuschreibt, daß die Englische Bank nächstens ihre Vorschüsse auf Unterpfand , die sich auf ungefähr 1,300,000 Pfd. belaufen, cinfordern und ihre Wechscl-Operationen auf fremden Pläße wie der beginnen werde.

Niederlande.

Amsterdam, 26. Sept. Die Course der Holländischen Staats, Papiere haben diese Woche wieder mehrere Schwankungen erlitten, wozu die Berichte über den Preisestand an den Börsen zu Paris und London dje Veranlassung gegeben baben. Die flaue Stimmung, welche gegen Ende der vorigen Woche bereits eintrat, behielt nach einer gerin: gen Abwechselung an der Montzg-Bêrse die Ueberband uud ohne daß eben bedeutende Verkäufe gemacht wurde, gingen fast alle Course ber- unter bis vorgestern, wo sich wieder einige ansehnliche Käufer ieldeten und den Markt untersiügten ; die Preis-Verbesserung konnte sich. indeß gestern nicht behaupten, wovon das'Sinfken der Spanischen Schuld- Defumcente die nächsie Ursache zu sevn schien. Jutegrale fielen von 505/, anf 560 pCt., gingen dann wieder '/, pCt. hêéher 1md blieben gestern 50!/, ; pCt.; dprec. wirtlihe Schuld shwanfte zwischen:97?/, und 97!/, pCt.; deren letzter Cours war 975/, pCt.; Ostindische Schuld ftand am böchsten auf 945/,, schwanfte dann zwischen 93? , und 943/¿pCt. und galt gestern nur 94 pCt. Auch die Preise von den Actien der Handels-Gesellschaft folgten dem Ganze aller übrigeir, indem dieselben allmälig bis 1625/z pCt. fielen, sih piöglih um 1 pCt. erhoben und zu« leut 163 pCt. blieben. “Russische 6proc. Jufcription ist von 683/, dis 685/, g beruntergegangen; 5proc. Wiener Metall. _varürte ¡zwis en 1025/, und 1017/7 pCt. Außer: mit Jutegralen beschäftigten sich-die Spekulanten an hauptsächlich mit Ardoin : Obligationen, die von 213/,, auf 19!3/,, pCt. wichen, dann wieder 20'/, pCt. erreichten und gestern bis 20'/, pCt.- fielen. s J s ob m Am acsirigen Getraide - Mart wurden mehrere Partiecn diesjfh« rigen Rheinischen Weizens ausgeboten, wodurch eine flauere Stim- mung hervorgebracht wurde; Verbraucher zahlten für alten i2Bpfünd. weißbuuten Polnischen Weizen 360 Fl. ; 128pfünd. Roskocter 350 Fl. ; 128pfünd. Pommerschen 342 Fl. Neuer 132pfünd, s{öner bober Rhein»

: 129pfünd. Klevischer zu 21 und 285 Fl. ite. Schbner Roggen fommt weniger vor und war Fen (A Preise 120. 121. (22pfünd, Preußischer galt 167. 168, 174 Fl.; ¡ 19pfänd. dito 162 Fl.; 123pfüud. Rostocker 185 Fl. ; 118pfüñd. Cours scher Roggen 190 Fl. Alter Hafer war preishaltend: 88pfünd. feitier 149 Fl. ; 78pfünd. Futter-Hafer 120 Fl. Neuer war billiger: 88pfünd. Der Getratde- Zoll für Oktober ist für Weizen unver: ändert geblieben ; Übrigens wie folgt festgeseßt: eingehend für Roggen 9 Fl. Buchweizen 9 Fl, Gerste 7!/» Fl., Hafer und ungeschälten Spelz 9 Fl.; ausgehend: alle diese Sorteu frei von Zahl

Be4gien.

Brüssel, 26. Sept. Der Französische Botschafter, Mar- quis von Rumigny, ist nach Paris abgereist, um dem Prozesse über Ludwig Bonaparte beizuwohnen, welcher vor dem Pairs- hofe verhandelt wird. Der Legations - Secretair, Herzog von Bassana, wird in des Ersteren Abwesenheit die Functionen eines Geschästêsträgers versehen. i

Einige unserer Blätter fahren fort, Über die Frage zu dié- futiren, was Belgien im Falle eines allgemeinen Krieges für eine Stellung anzunchmen habe. Diejenigen, welche ihre Sym- pathie auf die Seite Frankreichs hinüberzieht, greifen den „Zw dépendent“/, der auf ciner strikren Neutralität besteht, mit maw chen Sophiëmen an, und entstellen sogar seine Argumente, um sich den Schein des Rechts zu geben. Der ¡„Indépendent“ hatte sich auf die Erklärung berufen, die Dänemark im Jahre 178 den friegführenden Mächten über die Grundsäße der Neutralität, bei denen es während des Krieges beharren werde, überreichte; ein ähnlicher Schritt schien ihm jeßt von Seite Belgiens passend. Man antwortet ihm darauf, dies häbe nicht verhindert, daß Dänemarks Neutralität im Jahre 1793 verleßt worden, und England im Jahre 1807 die Dänische Flotte vor Kopenhagen verbrannte. Der ¡Indépendent“‘ erwies dert, geaen solhe Gewalcthaten könne sich freilich nie eine shwä chere Nation hüben, darum scy aber das Recht nicht min- der Recht, und müsse die einzig hatrbare Grundlage, auf die man zuleßt immer wieder zurückkomme, bleiben. Dasselbe Jour nal hatte an die Schwciz ‘im Jahre 1813 erinnert, vyA eine Stelle aus dem damaligen Manifest der verbündeten Mäâthte angeführt. Man antwortet darauf, eben der Durchzug der Vere bündeten durch die sich neutral halten wollende Schweiz beweije wieder, was es mit einer solchen Neutralität für ein Bewenden habe, worauf der „Jndépendent“ erwiedert: ja wohl habe man damals die Neutralität der Schweiz nicht geachtet, aber weil die Schweiz nur dem Namen, nicht dem We en nach neutral, sow dern vielmehr ganz in das Jnteresse Frankreichs verstrickt géwe- sen sey. Belgien solle sih vor einer ähnlichen falshen Stellung hüten. -Und doch sey der Schweiz, ungeachtet sie selbsk zuersk aus einer neutralen Hastung herausgetreten , nah Beendigung des Feldzugs wieder der volle Genuß threr Unabhängigkeit ge- stattet worden, dessen sie sich auch noch erfreue. Jn einém leßten Artikel kommt nun der Îndépendent dringender noch als bisher auf die Nothwendigkeit einer absoluten Neutralität zurück, Und ruft alle Belgier auf, sie zum Losungsworte zu nehmen, damit im Fall eines Kriegs die Drangsale dessclben vom Vaterlande entfernt und seine Unabhängigkeit, die man kaum erst mit großen Opfern errungén, nicht wieder cin Spiel des Zufalls werde.

Deutsche Bundesstaaten.

Müúnchèn, 25. Sepr. (Münch. pol. Z.) Aus sicherer Quelle kônnen wir die von einigen hiesigen Blättern gegebene Nachricht, daß schon am nächsten Sonncag am 27sten d. M. eine Yrobefahtt auf der Eisenbahn bis Augsburg stattfinden werde, als voreilig und unwahr bezeichnen. Eben # is ist über den Tag der Eróffnung der Hahn bis jeßt etwas Sicheres bekarint, und alle Mittheilungen hierüber in öffentlichen Blättern müssen so lange als unbegründet gelten, als nicht eine offizielle desfall-

sige Bekanntmachung von Seiten des Direktoriums erschlenen ist.

Mergentheim, 22. Sept. (Schwäb. M.) eute Abend erfolgte die Rückkunft Sr. Hoheit des Herrn Herzogs ul Wilheln von Württemberg aus den sernen Gegenden des rients în seine hiesige Residenz. Sichtbar gerührt war ‘ex durch

den ihm bereiteten feierlichen Einpfang und durch die herzlichen Glückwünsche zu den muthig Überwundenen Gefahren ciner Reise, die dem Zwecke der Bereicherung der Naturwissenschaften galt. Die gelehrte Welt wird deshalb auch in ihren Erwartungen nicht lange unbefriedigt bleiben, inzwischen aber wird sie sich dur die Schätze, die der Prinz auf seinen früheren Neisen in Amerika Und nun auch in Afrika sammelte, von neuem angezogen finden, in eínem Naturalien-Kabinet zu verweilen, das als eines der inu- teressantesten in Deutschland bezeichnet zu werden verdient.

Einem Schreiben der Augsburger Allgemeinen Zei- tung. aus Schweßzigen vom 21. September entnehmen wir Nachstehendes: „Der leßte Akt der Kriegs- Uebungen , die große Heerschgu des 8Sren Armee-Corps, is vor uns vorübergegangen, und hat einen eben so großartigen und erhebenden Eindruck auf alle Zuschauer ausgeübt. Die vereinigten Truppen der drei Staaten

waren am 20sten Mittags 12 Uhr auf der weten Ebene zwischen

Plankstadt und Oftersheim in drei Treffen aufgestellt, deren erstes dürch die Jnfanterie in Baraillons-Massen, das zweite durch die Ar- tillerie und Pionniere in Linie, das dricte durch die Reiterci gleichfalls in Linie, gebildet wurden. Die Treffen waren der Schlachtordnung des Corps gemáß asso geordnet, daß die Wärttemberger den rechten, die Badener den linken Flügel, die Hessen die Mitte hielten. Die

nfanterie wurde divisionsweise von ihren Divisions- Generalen v. Bangold, v. Brand, Prinz Wittzenstein, v. Kuhn), die ge- ainmete Artillerie und die Pioniere von dem Großherzogl. Badi- chen General-Mafor v. Lassolaye, das Reirertreffen von dem

_ Königl. Wärttembergischen General-Lieutenant Grafen v. Bismark

befehligt, das ganze Armee-Corps aber interimistish von dem Großherzogl. Badischen General-Lieutenant v: Stockhorn komman- dirt, als dessen Chef vom Generalstab der Königl. Württember- gische General-Major v. Müller functionirte. Das Corps rückte in

der Stärke von nahe an 25,009 Mann mit 34 Bataillonen, 6 Eé- „Fadronen, 50 Geschüßen, 3 Pionier-Compagnieen mit Lauf- und

* Bockbrüen aus.

: ' Um 12 Uhr, als die Aufitellung cben beendigt war, ritten Se. Majestät der König von Würtemberg und Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog von Baden und der Erbgroß- herzog von Hessen, umgeben von der zahlreichen Schaar frem- der Fürsten, Generale und Offiziere auf das Revuefeld von der Seite von Schweßingen ein, und zogen hierauf langsam an den drei Treffen hin. Nachdem diese erste Besichtigung vorgenominen war, sprengten die höchsten Souveraine nah dem vor der Mitte der Aufstellung bezeichneten Difilirpunkt, dessen ganze Umge- bung durch Badische Vetéranen, mit gelb und rothen Fähnchen, vor dem Zudrange der unabsehbaren Zuschauermenge geschüßt ward. Die Truppen seten sich indessen in Kolonne, Und der Vorbeimarsch derselben, waffenwcise, Infanterie, Pionniere, rei- tende Artillerie, Fuß-Artillerie, Reiterei begann. Jn s{önster Hal- tung und mit dem fréudigsten Muthe zogen diese Deutschen Krie- ger an ihren Fürsten vorüber, und ließen in dem Herzen jedes lnwesenden. das Gefühl des Vertrauens und der Kraft zurück. Frágen wir uns nun nach dem Total-Eindruck des Ganzen, nach den Resultaten, die wir aus unsrer Betrachtung der Truppen zie- hen, so müssen wir dieselben wie folgt bezeichnen: Der Gedanke, die Divisionen des 8ten Armee-Corps zu gemeinsamen Kriegs:Üebun-

gen zu vereinigen, ist ein großer, shödner, ächt deutscher ; die Ver-

wirklichung dieser patriotischen Jdee, troß der obwaltenden Schwie- rigkeiten, gereicht den betheiligten Fürsten und ihren Regierungen ur hôchsten Ehre, sie bildet eine wichtige Epoche in dem Deutschen

taatenleben und zeigt, daß die Wehr - Verfassung des Deutichen Buündes eine Wahrheit ist. Die Ausführung der Uebungen selbst entsprach dem Rufe, den die militairischen Jnstitutionen der drei Staaten von jeher im Einzelnen genossen, nur daß sich hier Alles als ein hdher potenzirtes Ganzes erwies, in welchem die verschiedenen Formen nach einem und demselben hohen Zweck hinwirkten. Und gerade dieses möchte die erfreulichste Wahrnehmung seyn, daß troß der Eigenthümlichkeit jedes Ein- zelnen dennoch die operirenden Truppen in der Hand ihrer Führer ass aus einem Gusse bestehend erschienen, ja daß man wirklich glauben durfte, nur Ein Corps, nicht drei Divisionen, führen diese Bewegungen aus. Sollten wir aber die Vor- züge erwähnen, welche bei den einzelnen Divisionen sich be- merkbar machten, so mdchten wir bei den Badenern die ausge:

chnet {dne Haliung der Mannschaft, bei den Hessen große

he und Präzision, bei den Württembergern Raschheit in allcn Bewegungen hervorheben, namentli bei leßteren ihres Schüten- Systems rúhmend gedenken, welches große Selbsiständigkeit der Plänkler bei ausnehmend |\chneller uud zweckmäßiger Deckung der Truppen selbst gewährt. Noch haben wir der glänzenden Feste j erwähnen, welche Se. Königl. Hoheit der Großherzog von

den in Schwetzingen seinen hohen Gästen und den Truppen bereitete. Vier Tage lang fanden große Mittagstafeln zu 200 bis 400 Gedecken in den weiten Räumen der Orangerie statt, denen Theater- Vorstellungen auf dem geschmacckvoll eingerichteten Schloß - Theater folgten, zu welchen alle Offiziere geladen waren. Nach der Revue wurde die größte Tafel gegeben, zu der alle fremden, jeßr gegen 300, und ein großer Theil der Offiziere des 8ten Armee-Corps eingeladen wurden; nah dem auf die Tafel

folgenden Schauspiele zeigte sich den herausgehenden Schauern

der herrliche Garten im wundervollsten Glanze ciner feenartigen Beleuchtung.“

Oesterrei.

Wien, 23. Sept. Jn verflossener Nacht ist Se. Durch- laucht der Staatskanzler Fürst von Metternich in | Bactek fu ner Familie von Königswart zurück im- besten Wohlseyn wieder hier eingetroffen.

Der früher in Brüssel als Geschäftsträger beglaubigt gewe- sene Graf von Rechberg i hier angekommen.

Neuere Briefe aus Serajewo melden, daß. der Statthalter von Bosnien, Wedschihi Pascha, nah der Besibnahme dieser Ffabt 5 Häuser, welche den flüchtigen Urhebern des leßten

fstandes gehörten, darunter namentlich das des nah Ragusa geflüchteten reichen Moscheen-Inspektors, hade niederbrennen las- sen, mit den Phrigen Bewohnern Serajewo's aber cinen Ver- gleich geschlossen habe, kraft dessen bis zum Eintreffen einer Groß-

herrlichen Entscheidung nichts gegen sie unternommen werden darf.

Ste

Rom, 18. Sept. (A. Z.) Gestern gegen Abend is der en mit Gefolge von Castel Gandolfo zurückgekommen, und t den Palast des Quirinals auf Monte cavallo bezogen, wel:

cher er, der gesündern Lage wégen, statt des Vaticans, zu seiner beständigen Residenz auserschen haben soll. Tausende von Men

chen, zu Wagen und zu Fuß, waren dem Papst entgegengegan en oder erwarteten ihn am Thor von S. Giovanni, E. in

lier das Linien- und Bürger-Militair mit ißren Musikchdren gestéllt war. Unter dem Jubel der versammelten Menge, dem

ner der nen von der Engelsburg und dem Geläute der

Glocken hielt er seinen Einzug. Das Publikum war besonders

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erfreut Ser ' das gesunde und fräftige Aussehen des Papstes. Als gebräuchlicher Gnadenakt bei der Rückkehr rach längerer Ab- wesenheit des Papstes ist diesmal cine Verordnunz erschienen, nah welcher den kleineren Grundbesißzern eine Steuer-Ernäßi- gung zu“ gut kommt. Auch werden da die Armen nie vergessen.

Der Niederiändische Gesandte beim heiligen Stuhl, Graf vont Liedekerke-Beaufort, ist nah einer mehrmonat!ichen Abwesen- heit hier auf seinem Posten wieder eingetroffen.

Spanien

Madrid, 18. Sep. Die „„Hofzeitung‘/ enthält ein von der provisorischen Regierungs-Junta an die Provinzial: Junten er- lassenes Cirkular - S breiben, welches dieselben in Kenntniß seßt, daß, uur ein Exempel zu statuiren und den Perionen Schrecten einzujaagen, welche, versuczt seyn fdnnten, die Constitittion und die Gejseße zu verlcßen, fle dem politischen Chef voi, Madrid befoh- len have, die Minister Pérez de Castro, Arrazola, Santillan, Soto, Graf Clonard, Armendariz und Sotelo, welche der Könt- gin zur Sanctionirung des Ayuntamiento- Gesetzes gerathen, zu verhaften und in Gewahrsam zu halten, bis die nen einzuberu- fenden Cortes sie über ihr Verfahrcn zur -Veraniwortung zdgen.

Briefen aus Valencia zufolae, hat der General O'Donnell seine Entlassung eingereiht und Pässe nah Frankreich verlangt. Ob die Entlassung angenommen worden, wird nicht gesagt.

Der General Jriarte, welcher von Valencia hicr angekom- men i, soll auf Befehl der Junta verhaftet worden \cyn.

Die meisten Städte Ga!iziens habch fic) der Bewegung an- geschlossen. Der General Sanz hat mit den wenigen ihm treu gebliebenen Truppen Santiago verlasscn müssen.

Barcelona, 18. Sept. Der Herzog von Viroria hat die hiesige Handelskämmer aufgefordert, ihm 2!/, Millionen Realen zur Bestreitung der Bedürfnisse der Nord-Armee vorzuschießen. Er bietet als Garantie verschiedene Contributionen, seine Unter- schrift, das Vermögen seiner Gemahlin und die Unterschrisc des Handlungshauses Santa Cruz in Logroño. Die Handelskam- mer hat in ihrer heutigen Versammlung beschlossen, dem Verlan- gen des Herzogs zu genügen, jedoch keine Zinsen zu nehmen.

S erbien.

Färst Michael is in Kragujevaß mit Jubel empfangen wor- den; doch soll dort schon wieder ein neuer Volfsauflauf satt- gefunden aben, Die Serben verlangten die Rückkehr des Für- sten Miüiosch an die Seite seines Sohnes und wollen, daß von den Türken die Auslieferung der abgeseßten Räthe und ihres An- hanges selbst mit Gewalt gefordert werde. Fürst Michael be- schwichtigte auch diesen Aufstand, indessen dürfte ihm dasselbe nicht immer gelingen, es ist hohe Zeir, daß die Pforte sich zu irgend cinem Schritte entschließt, der die Serbische Nation überzeugt, daß man dem Rechte ihrer innern Selbststän- digkeit nicht zu nahe treten will, und dadurh einer neuen allgemeinen Empödrung der Serben vorbeugt. Der kleine Anhang der Partei Wucsitsch ist in Verzweiflung über die furcht- bare Einstimmigkeit der ganzen Nation; diese Partei, welche die Einmischung der Pforte veranlaßt, und dadurch die mit so vielen Opfern erworbenen Rechte Serbiens \o schr gefährdet hat, sieht ihre einzige Rettung nunmehr in einer bewassneten Jnter- S n egt jekt die Hoffnung, Rußland und die Pforte

2 tyr zu ihren usurpirten Rechten zu verhelfen, ei Armee nah Serbien ra, 5 E O “pra

T r kei Konstäntinopel, 2. Sept. (Morn. Chron.) Den in den leßten Tagen hier eingegangenen Briefen zufolge, herrscht die größte Gährung unter den Tärken in Kleinasien, und sie betrach- ten Ibrahim Pascha als denjenigen, der sie von der Herrschaft der Ungläubigen besreien werde, Jst dies nicht übertrieben, so dürfte sih der Empdrung der Syrischen Provinzen leicht eine andere gegenüberstellen und das Zusammentreffen beider könnte gefährliche Folgen haben. Bis jeßt hat sich jedoch, mit Aus: nahme der bereits wieder unterdrückten Unruhen, in der Provinz Tocat kein bestimmtes Symptom eines nahen Ausbruches ciner Empôòrung gezeigt, und es ist sür die Ruhe der Türkei aufrichtig u hoffen, daß die von der Regierung ergriffenen energischen Maßregeln zu diesem Zwecke hinreichend seya mögen. Das am Sonntag angekommene Dampfboot hatte 30 Personen an Bord, die bei den erwähnten Unruhen betheiligt sind und nun hier ihre Strafe erhalten sollen. Mit demselben Dampföote kamen auch 1'/, Bataillone regu'airer Truppen hier an, die nah Cypern eingeichist werden sollen, wo ein großes Depot gebildet wird. 50 fleine nach Syrien bestimmte Kanonen - worunter auch eini ges Berggeschüß, sind bereits nah Cypern gesandt worden. Das Türkische Geschwader unter Capitain Walker hatte,“ wahrscheinlich widrigèr Winde wegen, die Küste von Troja noch nicht verlas- sen, als die „Hydra“ am Sonntag Abend dort vorüberfuhr.““ Aus Konstantinopel schreibt ein Korrespondent mehrerer Deutschen Blätter, daß, seit die verbündeten Mächte ernstlich zur Ausführung der Convention vom 15. Juli geschritten seyen, die forte sichtbar immer kälter werde gegen den Französischen Bot- chafter Herrn von Pontois. Unter mehreren Beispielen, die zum Beleg dieser Behauptung angeführt werden, wird besonders her- ausgehoben, daß die Pforte den Statthalter von Tunis, Achmed DULD für seine Anhänglichkeit und seine treu geleisteten guten Dienste zur Würds eines Muschirs erhoben habe. Da dieser Sratthalrer bekanntlich schon seit ‘geraumer Zeit der Gegenstand heftiger Beschwerden von Seiten Frankreichs ist, welches seinem Einflusse einen großen Theil der Schwierigkeiten, welche die Fran- zösische Armee in Algier findet, zuschreibt, so will man hieraus einen Beweis folgern, daß die Pforte nicht nur kalt, sondern {o- gar hérausfordernd und troßend Frankreich gegenüber auftrete. Der Kiaja Achmed Pascha's ist von Konstantinopel mit wichtigen Aufträgen der Pforte nah Tunis abgesandt worden, und es hieß, daß diese auf die Stellung des Statthalters, Frankreich und Mehmwed Ali gegenüber, Bezug haben und keincsweges freund- liche Gesinnungen gegen Bcide beurkundeu.

Aegypten.

Ueber die Verhandlungen des Herru Cremieux und des Sir Moses Montefiore mit Mehmed Ali theilt die Leipziger Alilge- meine ê eitung nachstehenden Bericht aus einem Schreiben des Herrn Cremieux aus Alexandrien vom 26. August mit: Die Re- vision des Prozesses der Juden in Damaskus ward durch ge: wisse Umtriebe unmöglich gemacht, da man den Pascha zu über- reden gewußt hatte, man dürfe sich um keinen Preis zu Maßre- geln herbeilassen, dur deren Erfolg der Agent einer noch be: freundeten Macht kompromittirt werden könnte. Schon verzwei- felten wir, zu irgend einem Resultate zu gelangen, als ih auf den Gedanken gerieth, eine, die Freilassung der Juden betreffende

sich wirklich; der Pascha erhielt Nachricht davon, und um den Schein, als handle er aus Nachgiebigkeit gegen das Einschreiten derselben, zu vermeiden, eriheilie er aué freien Stücken den Be- fehl zur Freilassung der Gefangcuen, noch ehe- ihm das Gesuch? vorgelegt worden war. Auf diese Nachricht begab ih mich ho gleich zu Mehmed Ali, den ich jede nicht in seinem Divan traf sein Kommen erwarten, knüpfte ih ein Gespräch mir Boghos Be i an. Nach einigen Minuten trat der Pascha ein, bemerke mich | und näherte sich mir lächelnd. Nun? fraate er, wie sühlenSie sich heute? f „Heute fühle ih mich glückih, Ew. Hoheit sey's gedankt!“ Das freut mich, ich bin froh, etwas für Sie gethau zu haben. „Jch glaube den Worten Ew. Hoheit; jede Handlung der Gerechtigkeit muß Den, der sie vollzicht, cben jo bealücken, wie Jenen, zu dess sen Gunsten sie vollzogen wird.“ Jh habe bercits befobleu, meine Be!chlüsse in Wirksam*eir treten zu lassen. „Der Zweck meines Kommens ist, Ew. Hoheit men c‘eies Dankgesüh! aus zudrücken: obwohl ih einjehe, daß meine p:rjdalihe Dankbarkeit Ihnen gleichgüitia seyn wuß, so Jm Gegentheil! Sie machen mir großes Vergnügen. „So mögen Ew. Hoheit, „fuhr ich fort, „bedenken, das jeds Millionen Jsraeliren sich mit mir vereinen, die, úber die game Erde zerstceut, fortau ihre Wünsche und Gebete für Sie gen Himmel chidckenu werden; und der Himmel pflegt das Flehen dec Dankbarkeit zu erhdren./ Gott wolle es. „Er wird cs wollen! Beweist uné nicht die Geschichte, daß Gott immer jene Fürsten bej; übte, die den Juden Schuß gewährten? Er wird in dieser ernsten Zeit über Ew. Hoheit wachen.“ Ich hoffe und wänsche es. „Die Beschränktheit meiner Sphäre raubt mir fast den Muth, Ew. Hoheit meiner innigen Ergebenheit zu versichern; meine Fe- der ist das Einzige, was ich anzubicten habe, und —“ D ich weiß, wie gut Jhre Feder geht! „Darf ich die freudige Nach- richt den Juden von Alcxandrien und unseren arnîien Lrüdern von Damaekus mittheilen ?“/ Gewiß, meine Befehle sind bereits gegeben, und auch die Konsuln scllen davon in Kenntniß gesekzt werden. Länast durchschaute ich diese Angelegenheit; gleich im An- fange befahl ich die Tortue einzustellen, und seit dem Tag ZJhrer Ankunft hat mich diese Sache oft beschäftigt. Die Würde, mit welcher der Pascha dies sagte, ließ mich ihn mit lebhaster Bewe- gung betrachten; er bemerkte es und richtete seinerseits scine scharfen durchdringenden Augen auf mich. „Eine historische Erinnerung, so nahm ih das Wort, bieter sich meinem Geiste dar. Kleber sagte eines Tages zu Napoleon: Sie sind groß wie die Welt. Ew. Hoheit sind in diesem Augenblicke groß wie Napoleon. Die Ankunst Rifaat Bei's, des Türkischen Gesandten, verhinderte uns, dieses Gespräch weiter fortzuführen. Als ich mich grüßend zurückzog, rief mix der Pascha nah: Leben Sie wohl! Auf Wiedersehen. Mein Herz war voll Freude. Am Sonnabend Morgen wider- hallten die drei Synagogen Alexandriens von Segenswünschen für Mehmed Ali und Alle, die uns während dieser unseligen Verfolgung eine hülfreihe Hand geboten hatten. Oesterreichs war dabei insbesondere gedacht, &m Kaiser, dem Fürsten Mee- ternih, \o wie den Herren Laurin und. Merlato ward der Zeil unserer Dankbarkeit entrichter. Fürst Metternich hat sich iti die- ser Angelegenheit mit edelster Liberalität benommen und bewiesen, wie hoch er über allen Vorurtheilen steht. Ihm und Lord Pal- merston, Enaland und Oesterreich sind wir aufs tiefste verpflich- tet. Auch Oberst Hodges, der Englische General - Konsul in Alexandrien, förderte unsere Sache durch sein eifriges Zusammen- wirken mit Herrn Laurin, dem General-Konsul Oesterreichs, wie denn überhaupt alle Agenten dieser leßteren Macht uns auf be- wunderungswürdige Weise unterstüßt haben. Gegen 3 Uhr Nachmittags erhielt ih vom Palast aus ein Exemplar von Meßh- med Alis Befehl, in Türkischer Sprache mit beigefügter

Bittschrift von allen Konsuln, deren Beitritt zu erlangen seyn werde, unterzeichnen zu lassen. Neun Konsuln unterzeichneten

Franzdsücher Ueberscßung. Niches kam meinem Erftau- nen gleich, als ich darin auf die Worte stieß: „Die Herren M2- ses Montefiore und Cremieux habcn mi acbeten, die gefangenen Juden zu begnadigen und in Freiheit zu seten.““ Der Ausdruck ¿¿begnadigen““ versebte mich in sieberhafte Aufregung. Ohne einen Augenbli zu verlieren eilte ih zum Pascha hin, den ih eben so günstig gestimmt fand wie am Tage vorher. Nach den gews8hn- lihen Begrüßungen sagte ih ihm: „Ew. Hoheit sehen mi von einem lebhaften Schmerz durchdrungen, dem nur Sie Einhalt thun können.“ Was ists? „Eine Wohlthat macht die andere nothwendig. Der Akt der Gerechtigkeit, den Ew. Hoheit vollzo- gen, ist eine unermeßliche Wohlthar, doch müßte sie erfolglos blei- ben, wenn Sie ihm nicht eine zweite folgen lassen.’ Erklären Sie sich. „Ein Sab in dem Befehl Ew. Hoheit an Scherif:-Pascha lautet folgendermaßen: Die Herren Montefiore und Cremieur haben mich gebeten, die ESefangenen zu begnadigen. Bei uns in Europa versteht man unter Begnadigung die Vergebung die man Schuldigen gewährt. Nun hat aber weder Sir Moses noch habe ich jemals gesagt, unsere unglücklichen Brüder vou Damaskus seyen schuldig.“ Mein Ferman nennt sie ja auch nicht schuldig! „Vergebung, Ew. Hoheit! es wird darin gejagt, wir hätten um ihre Begnadigung nachgesucht. Um diese zu er- langen, hâtten wir sie crst für s{huldia halten müssen, sle snd aber s{uldlos in meinen wie in Sir Moses* Augen. Ew. Ho- heit werden nicht wollen, daß eine Hand!ung, die uns erf to viele Freude verursachte, nun zum Gegenstande bitterer Trauer für uns werde!“/ Nein, gewis nicht, verseßte der Pasda mit einem Lächeln voll unbeschreiblicher Güte, was wollen Sie in meinen Erlaß verändert wissen? „Nichts, Ew. Hoheit, als nur das einzige Wort Afou (Gnade). So mag man es weglasFen. ,¡Jebt erst sind wir vollkommen glücklih. Heute erheben sich in allen Synagogen Alexandricns Segenswünsche für Ew Hoheir ; in weniger als einem Monat wird mai in allen Fsraelit“chen Tempeln Europa's die Wohlchaten des Himmels auf Sie dera \{wören, und in zwei Monaten wird Jhr Name auf dem Er- denrunde aelegnet und gepriesen werden.“ Um o deer, versekte Mehmed Ali, ich wünsche díe Juden zufrieden u stellen. Uner Gespräch ging dann auf. andere

inge über. Jm Fortgehen entschuldigte ih mich bei dem Pascha darüber, daß ich ihn jo oft belástige. Kommen Sie wenn S: wollen““, ancwortete er, -„und seven Sie immer der besten Auß nahme gewiß.‘ Der Triumph, diese Ehren-Erkiärung erwir?t ¿u haben, is noch grdßer als der, mit dem uns die Freilassung u: serer Glaubens : Genossen erfülle. Die Nabricht hat unseren Feinden eben so viel Bestürzung, wie unseren Freunden Freude verursacht. Noch wollen wir den Pascha birten, in einem Fer: man die auf Blurschuld lautende Anklage fr eme Verieumdunz zu erklären. Erlangen wir dies, so acdenke ih auch um dic Ab- \chaffung der Tortur nachzusuchen. Unsere projektirte Reise nab Damaskus if leider dur die politischen Verhältnisse unmdalich geworden, übrigens ist sie, seitdem die Gefangenen sich auf freiem Fuß befinden, nicht mchr eigentli nöthig.“

Mexiko. i Veracruz, 2 Aug. Die am =5. i in der

Mexiko's ausgedrochene Jnsurrecrion har ch gänzlich beschränkt. Der fdderalijtische Gencraf Urréa, mit den von idm