1840 / 275 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Börse vom 28. September. Der Einfluß der nahen- den eit via machte sch vg bemerklich, und die Course der Rente sind seit gestern beinahe um 1 pCe. gestiegen.

Großbritanien und Jrland.

London, 26. Sept. Die Nachricht, welche gestern Abénd von dem ministeriellen „Globe“ für höchst unwahrscheinlich er- klärt wurde, daß nämlich eine Russische Flotte, 18 Segel stark uad nah dem Mittelländischen Meere bestimmt, hinter den Goodwin-Sandbänken gesehen worden sey, war gestern früh, als eine vom 23sten d. datirte telegraphische Depesche von North? Foreland, bei Lloods angesdlagen, also kein bloßes Bdörsen-Ge- rácht. Die Morning Chronicle sagt heute darüber: „Es ist unbegreiflich, wie eine so bestimmte Anzeige von achtbaren Per-

sonen gemacht werden konnte, wenn sie nicht guten Grund dazu hatten.‘’

Das Dampfboot „Sirius“, welches Kronstadt am Uöten d. verlassen hat, bringt die Nachricht, daß sich dort neun Linien- schiffe und mehrere Fregatten zum Auslaufen nach Reval und Heljingfors rüsteten, um daselbst die alten Kriegsschiffe dieser Sta- rioney, die nicht mehr dienstfähig sind, zu erseßen.

Der Sun meldet, daß das Linienschiff „the Queen‘“ von 119 Kanonen, mit dessen Ausrüstung und Bemannung man jeßt eifrig beschäftigt ist, demnächst unter dem Befehl des Commo- dore Montague nah dem Mittelländischen Meere unter Segel gehen wird. Dasselbe soll die Admiral-Flagge von Sir Edward Codrington führen. Einem Capitain, 3 Sergeanten und 146 Soi- daten von der Marine zu Woolwich ist der Befehl ertheilt wor- den, sich nach Portsmouth zu begeben, um sich daselbst am Bord der „Queen“' einzuschiffen.

Der heutige Morning Herald bringt nachstehende Mit- heilung, die er, wie dies Blatt sagt, einem gut unterrichteten Korrespondenten verdanke: „Die Lage verwickelt sich täglich mehr in Folge der Hartnäigkeit Lord Palmerston's. Wenn nicht in England dffentliche Versammlungen gehalten werden, um gegen die Englisch-Russische Allianz zu protestiren, so is der Krieg mit Frankreih unvermeidlich. Warum ergreift die City von Lon- don niche die Juitiacive? Lord Palmerston erklärt, da Mehmed Ali die Bedingungen des Traktats in den festgesebten Terminen nichr angenommen habe, so fönne man mit ihm nicht mehr un- terhandeln ; der Pascha müßte demnach als ein rebellischer Unter- than, welcher gegen die Pforte unter den Waffen stehe, betrachtet und als ein solcher behandelt werden, und bercits wäre Mehmed Ali von den Ulema’s von Konstantinopel in Bann gethan worden.

Nach dem Sun hieß es heute in der City, die Französische Regierung habe wenig günstige Berichte aus der Levante beds. Die Taubeu- Geellschaft ließ verkaufen. Dies trug nicht wenig dazu bei, die Fonds zu drücken.

Man hat in England eine neue Erfindung -gemacht, um das Ertrinken zu verhüten; sie besteht in nichts ais in einem Hute, der den gewöhnlichen Hüten gleicht und auf den Kopf gestülpt werden kann. Man bedient sich seiner wie eines Rettungsbootes und fann ihn so weit ausdehnen, um zwei oder drei Personen damit zu retten. Er. ist sehr leicht und nicht theuer. Die Erfolge dieser Erfindung follen außerordentlich seyn, und die: Versuche, die man damit unter der Leitung des Herrn Williams anstellt, ziehen jedesmal eine große L R PRROE herbei. Es ift wahr- icheinlich, daß dieser Hut auf der Handels-Marine sowohl als auf der Kriegs-Marine eingeführt werden wird.

Ein Korrespondent der Morning Chronicle versichert, daß er in Frankreich mit sehr vielen Rekruten gesprochen habe, die neuerdings cinberufen worden, und daß diese im Allgemeinen nichr den mindesten Haß gegen das Ausland gezeigt, wohl aber mit der gróßten Verachtung von ihrer eigenen eas gespro- chen hátten. Die albernsten Verleumdungen würden in diesen Kreisen wiederholt und für wahr gehalten, so daß beim Ausbruch cines Krieges die Französische Regierung weit mehr als das Aus- land zu fürchten habe.

Der Spectator schildert die jeßt stattfindenden Diners und Versammlungen der Agrikulturisten in folgender Weise: „„Nach- dem die Pâchter ihre Herbst-Arbeiten vollendet haben, fangen sié an zusammenzukommen, mit einander zu tafeln und zu s{hwakßen. Die Königl. Agrikultur: Gesellschaft von Buckingham hielt ihre zehnte Jahres-Versammlung am i6. September zu Aylesbury, und andere ähnliche Versammiuagen werden folgen. Die Nach: tisch-Reden bei der Buckinghamer Versammlung, in welcher der Herzog von Buckingham und vxrele Parlaments - Mitglieder als Berfechter der Korngesebe figurirten, bewegten sich in dem ge- wödhnlichen Geleise der bei solchen Gelegenheiten gehaltenen Re- den. Man hebt damit an, sich zu den gemäßigtsten Gesinnungen zu befennen und -die Politik, als etwas dem Naturelil der Spre- chenden ganz Fremdarriges, von sh abzulehnen. Nicht sobald aber ist der zweite Becher getrunken und hat seine erwärmende SRirfung gethan, da wächst den Rednern der Muth, und sie de- flamiren tapfer gegen jede Neuerung an den Rechten und Prü vilegien der Grundherren und Pächter, und sind entschlossen, lie- ber in der lezten Äcferfurche zu fallen, als um die Breite eines einzigen Berstenkorns nachzugeben. Am Schlusse bekommen dann die Minister ihr Theil av, und O'Connell darf sich Glück wún- hen, wenn er ihren Klauen entageht.“/

Lord Brougham besuchte vorige Woche in Gesellschast des Grafen von Thanet die Pferderennen von Ashford am Stour ; sein Aussehen zeugte wieder von vollklommener Gesundheit.

Zu Inchbrakie in Perthshire starb vor einigen Tagen, 87 Jahre a'r, Oberst Grame, einer von den wenigen noch übrigen he!denmüthigen Vertheidigern Gibraltars unter General Elliot.

Der “Atlas hat berechnet, daß jede seit dem Aufenthalt der ersten Menschen im Paradiese bis jeßt verflossene Minute aus der Englischen National - Schuld mit einem Dollar bedacht wer- den föônnte, wobei noch ein beträchtlicher Uebershuß- an Dollars bleiben würde. Eine andere eigenthümliche Beziehung auf die Bibel las man neulich im Morning Herald. Dieses Blatt bemerkte nämli bei Beschreibung eines neuerbauten Dampf- s{i:s, daß die Dimensionen desselben nach Länge, Breite, Höhe und Tíefe ganz genau denen der Arhe Noah entsprächen, und daß demna auch die Enalishe Schiffsbaukunde vorbildlich schon im Alten Testament enthalten sey.

Níîederlande.

Aus dem Haag, 29. Sept. Se. Majestät der König von Württemberg, dessen 59ster Geburtstag vorgestern hier gefeiert wurde, tst gestern Abend von hier wieder nah Deutschland ab- acreist.

Dai

Brüssel, 26. Sept. (K. Z.) Während die Menge den Feierlichkeiten des zehnten Jahr-Gedächtnisscs der September-Tage nachláuft, besháftigt unsere Spekulanten und Geschäftsleute die neue, mit der hiesiaen alten Bank abgeschlossene Anleihe von 20 illionen Fr. Feste geben und Schulden machen reimen nicht

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wohl zusammen; man trifft 'sie aber wohl dfter im Leben an. Dié ao nléihe ist ein Theil derjenigen von §2 Millionen, welche die Kammern in der leßten Session autorisirt, die man aber nicht gleih abschließen konnte, weil die Umstände gar zu ungünstig waren. Auch jeßt sind sie weit entfernt, günstig zu seyn, wie dieses zur Genüge aus den Bédingungen der Anleihe hervorgeht. Von ‘den 96, welche die Regierung für Hundert erhalten foll, gehen zunächst die {hon am 1. November zu zahlenden halb- jährigen Zinsen mit 2!/, pCt., dann noch die wohl nicht weniger als 1'/, oder 13/, pCt. betragenden Kommissions-Gebühren und Kosten aller Art ab, so däß ‘\chwerlich 92 für Hundert rein Übrig bleibt, und vor der drohenden Wendung der orientalischen Frage standen die Belgischen öproc. Staatspapiere 104! Die Noth- wendigkeit, wenigstens eine partielle Anleihe zu schließen, aing zunächst aus den Arbeiten der Eisenbahn hervor. Sie wer- den, ungeachtet der in Ungewißheit gehüliten Zukunft, auf allen Punkten fortgeseßt, und sogar ist die Verdingung der Erd- und Kunst - Arbeiten auf der bisher noch nicht begonnenen Linie von Pepinster bis an die Preußische Gränze auf den 30. Sept. an- gekündigt. Es begreift sich, daß man die Arbeiten da, wo sie vertragêsmäßig von den Unternehmern schon begonnen waren, fortseßen läßt, weil eine Unterbrehung mit vielem Schaden ver- bunden gewesen wäre, und viele Arbeiter brodlos gemacht hätté ; ob es aber nicht rathsam gewesen, unter den obwaltenden Um- ständen die Arbeiten wenigstens nicht auszudehnen, die Frage darf man wohl aufwerfen. Dem Minister der dffentlichen Bau- ten, Herrn Rogier, ist es aber zu darum thun, an sein Ministe- rium, unter dem die Bahn angefangen worden, auch ihre Been- digung zu knüpfen, und so wird aus allen Kräften vorwärts ge- strebt, denn Ministerien dauern gewöhnlich in repräsentativen Staaten nicht lange und das gegenwärtige besonders hat noch fei- nen recht sicheren- Fuß gefaßt. Zu hoffen ist nur für die Belgi- schen Finanzen, daß die politischen Umstände nicht noch drohender werden, denn wenn die ordentlichen edüúrfnisse schon cine An- leihe erfordern, womit wollte man erst die außerordentlichen deken? In dem Geseke, wodurch die Kammer die Anleihe von 2 Millionen bewilligt, war die Bedingung geseßt, daß sie dffentlich und bei freier Konkurrenz zugeschlagen werden müsse; dieser Vor- schrift ist nicht nahgekommen worden. Sie würde unter den ge- genwärtigen Verhältnissen schwerlich dem Zwecke, den man dabei im Auge hatte, fdrderlih gewesen seyn, und eigentlich is sie {huld daran gewesrn , daß die Anleihe nicht s{hon vor

der neuesten Gestaltung der orientalischen Angelegenheiten zu

Stande gekommen; denn hätten die Minister hierin freie P gehabt , so wäre gleih nah dem Schlusse der

ession die Anleihe mit dem Hause Rothschild abgeschlossen und wahrscheinlich 1!/, Million erspart worden. Die vorgestern hier und in Antwerpen eröffneten Subscriptionen zur Theilnahme des Publikums an der Anleihe bis zum Betrage von 10 Millionen haben gleich den ersten Tag diesen Betrag überstiegen, was sich aus den für die Theilnehmer günstigen Bedingungen leicht erklärt, und zugleich den Beweis liefert, daß man hier an die Fortdauer des Friedens g{aubt. Ueber unsere auswärtige Politik wird in der leßten Zeit weniger gesprochen; die Regierung hált unverrückt ihr Ziel, Belgien neutral zu erhalten, im Auge, und hat sich hierüber gegen Frankreich bestimmt erklärt. Man spricht auch von einem Schukbündnisse mit Holland im Falle eines Euro- päischen Krieges.

Gänemarkt.

Kopenhagen, 28. Sept. Roeskildische Stände-Ver- sammlung. (Alt. -Merk.), Die leßten aht Nummern der Stände- Zeitung enthalten die Fortsegung und das Ende der Schlußberathung über die, bekannte erfassungs- Angelegenheit, worüber sich die Verhandlungen bis zum 17. September ausge- dehnt haben. Vorläufig theilen wir das Resultat dieser Verhand- lungen mit. 1) Der erste Passus a des Antrags des Comitr, „daß die Versammlung darauf anträgt, daß die Verordnung wegen der Jnstitution der Provinzial-Stände einer Revision un- terworfen werde, dahin abzielend, sle zu grdßerer, befriedigenderer Wirksamkeit zu entwickeln“, ward mir 62 Stimmen gegen ck an- genommen. 2) Der erste Passus b des Antrags des Comite, „daß die Versammlung hei Sr. Majestät darauf antragen môge, Allerhöchstdieselben wollen das in i nisse begründete Bedürfniß nach einer freieren Entwickelung der bürgerlichen Verhältnisse in die sorgfältigste rw gung ziehen, und in Allerhöchstihrer Weisheit die zu dieser Absicht für das Wohl des Ganzen erforderlichen WVer- anstaltungen treffen’, ward, unter Vorbehalc des Ame! dements des Herrn Rosendrn, durch Kugel - Abstimmung mir 51 bejahenden gegen 16 verneinende Stimmen gebilligt.

nommene Passus unverändert bleiben, oder ob etwas nah dem Worte „begründete“ eingeschaltet werden soilte, sey es nun die von dem Comité unter Nr. 3 oder die vom Kammerherrn Ro- sendrn unter Nr. 4 beantragte Hinzufügung, ward mit 63 beja- henden gegen 4 verneinende Stimmen angenommen, daß eine von beiden eingeschaltet werden solle. Hierauf ward die von dem Comité beantragte Hinzufügung unter Nr. 3 „und durch histo- rische Zeugnisse dargethane// mit 41 bejahenden gegen 26 vernei- nende Summen angenommen, wodurch des Kammerherrn Rosendrus Amendement unter Nr. 4 wegfiel. 5) Der zweite

assus des Antrags des Comit“, folgendermaßen lautend: „durch | er riot oder Verbindung der gegenwärtig getrennt be: stehenden Versammlungen! ward durch Kugel - Abstimmung mit 44 bejahenden gegen 22 verneinende Stimmen an- genommen. 6) Der dritte Passus des Antrags des Comité’s: „und durch zwecémäßige Modifizirung des jt beste- henden Wahl-Systems‘“ ward ebenfalls vermittelst Kugel-Abstim- mung mit 44 bejahenden gegen 23 verneinende Stimmen ang c- nommen. 7) Des Grafen NReventlow Amendement .: „da es, im Fall Se. Majestät die Vereinigung der Dáänischen Pro- vinzial:Stände beschlôsse, in der deshalb zu emanirenden Verord- nung deutlich ausgesprochen werden möge, daß die Minorität auch in Privat-Sachen berechtigt sey, zu fordern, daß ihre abweichende Meinung, nebst den Gründen, worauf dieselbe basirt ist, in das dem Könige zu übergebende Bedenken aufgenommen werde“, ward mit 47 verneinenden gegen 29 bejahende Stimmen ver- worfen. 8) Des Gutsbesißers Lüders Amendement |.: „daß in den Prämissen zur Petition der Versammlung erwähnt werde, daß bei den Wahlen zu den Stände - Versammlungen die Depu- tirten separat und hierauf die Suppleanten gew hlt würden““, ward mit 48 verneinenden gegen 19 bejahende isten ver- worfen, Y Da Preprietair Hansens Amende i „daß die Versammlung in ihrer Portos e Wahlrecht keit nicht empfehle, daß dieselbe auf irgend eine E S erhalte, im Wesentlichen, unter 19) Etats-Raths d e umfassenderes Amendement m, : „daß die Versammlung sich nich dafür ausspreche, daß das Wa e und die Wählbarkeit auf Geistliche in ihrer Eigenschaft als Beneficiarier ausgedehnt werde“,

der Natur der Verhälr- |

Erwàä- |

Amen- § N T h s Glaubens aus allen Ständen ausmerksam und unausgeseßzt be-

Als |

ierauf darüber abgestimmt wurde, ob der auf diese Weise ange- j n) m pO E h f gest ' | ber betrágt nah 19,07L Perjonen = 10,133 Rthlr. 22 gGr. und

begiffen wär, wärd nur dieses leßtere Améndement unter Abstim- mung gestellt und durch Kugel - Abstimmung mit 38 gegen 29 Stimmen angenommen. 11) Etats-Raths Steenfeldt's Amen- dement k.: „die Versammlung möge sih nicht dafür auésprechen, daß ein bestimmtes Versprechen gegeben werde, daß dem Beam- ten keine Hindernisse in den Weg gelegt werden sollen, der Stände- Wahl Folge zu leisten“, ward mit 42 gegen 25 Stim- men verworfen. 12) Die Frage: „ob die in dieser Sache verhandelten Petitionen so wie die Erklärungen dagegen, mit der Petition der Versammlung eingesandt werden sollen“, ward durch Kugel - Abstimmung mit 43 gegen 24 Stim- men bejaht. 13) Justizrath Salicaths Amendement, wel- ches auch früher vom Kammerherrn Behnzjon gestelle war, und nun folgendermaßen ausgedrückt ward: „daß, im Fall diese Petitionen eingesandt würden, in den Präwissen angeführt werde, daß die Versammlung sle für unberechtigt halte, sie anzuempfehlen, ward mit 49 Stimmen gegen 18 verworfen. Da Niemand die Frage wegen Einsendung der Petitionen von Neuem zur Abstimmung gestellt zu haben verlangte, so fiel Nr. 14 auf der Abstimmungsliste forte. Endlich ward die Frage: 15) „ob die Petition eingegeben werden follte‘’, mit Kugeln zur Abstimmung gestelit und mit 46 St. gegen 2N bejaht. Nachdem die Abstimmung auf diese Weise beendigt war, verlangte Kammerherr Casten- schjold, mit Bezugname auf die Verordnung vom 15. Mai 1834 s. 70. daß -das Votum der Minoritär in dieser Sache in die Pe- tition der Versammlung aufgenommen werde. Er ward bei dieser Veranlassung von mehreren Seiten bemerkt, daß zufolge der bis- her in den Dänischen Stände: Versammlungen befolgten Praxis, das Votum der Minorität nicht früherhin in Petitionen aufge- nommen worden ; daß die Frage wegen Auslegung des §. 70 in dieser Hinsicht in der vorigen Session ein Gegenstand der Verhandlun- gen gewesen sey, bei welchen der Königl. Kommissarius keine be- stimmte Meinung geäußert habe; weshalb diejenigen, die eine von der in Praxi abweichenden Meinung hätten, unmaßgeblich wohl einen Vorschlag hätten eingeben müssen, um eine authentische Aus- legung des Paragraphen hervorzurufen. Als der Präsident hier- auf die Frage zur Abstimmung stellte: „ob es der Minorität ge- stattet werden könne, in der Sache, worüber jeßt abgestimmt sey, ihr Votum in die Petition der Versammlung aufgenommen zu erhalten, ward diese Frage mit 42 Stimmen gegen 22 verneinend beantwortet. Kammerherr Castenschjold erklärte hierauf, daß er, wit Rückcht auf die Wichtigkeit der Sache, sich veranlaßt finde, sich durch Vermittelung des Königl. Kommissars mit cinem An- trag an Se. Majestät den Kdnig zu wenden, um eine authenti che Auslegung des erwähnten Paragraphen in der Verordnung vom 15, Mai 1834 zu erhalten.

Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 29. Sept. Die hieslgen Literaten bereiten nah den Vorgängen in Stuttaart und anderen Orten auch hier ein Schiller-Fest für den 10. November vor, um sich wegen dèr Zurückseckung beim Buchdrucker - Jubiläum schadlos zu halten. Wie ces gefeiert werden soll, ist noch nicht bestimmt oder doch nicht bekannt worden.

Nach der von der Leipziger Bank bekannt aemachten Ueber- sicht hat dieses Jnstitut in der Zeit von ul!. Februar bis ult. August d. J. nicht unbedeutende Geschäfte gemacht, obschon die in der Bekanntmachung gewählten Ausdrücke als Devisen, Pfand- posten, Stück und andere rein kaufmännische, dem größeren Pu- blikum nicht leicht verständlich seyn möchten.

Die größeren Mefßigeschäfte scheinen fast schon gemacht zu seyn, wenigstens is das Gedränge der Fremden sehr im Abneh- men, und namentlich die Zahl der Einkäufer merklich gering ge- worden. An Waaren, besonders an Leder, Tuch, Fellen, Mode- Artikeln, Pelzwaaren und Bijouterieen aller Art is großer Ue- berflußk. Die Material: Waaren, vorzüglich Kaffee, gehen selbst nah den Auctionen in Holland sehr in die Hdhe. :

Der Gesundheits: Zustand unserer Stadt ist vortrefflich; in der Zeit vom 19. bis 25. September sind 22 gestorben und 27 aeboren worden. Von ansteckenden Krankheiten verlautet tros des abwechselnden Herbstwetters nichts.

Die Theilnahme an den politischen Ereignissen (s durch die materiellen Interessen einigermaßen in den Hintergrund getreten; dennoch haben die Wenduna der Aegyptisch-Türkischen Angelegen- heiten und die Begebnisse in der Romagna, besonders zu Ancona und Forli, auch hier Besorgnisse erregt:

In Betreff unserer Messe müssen wir besonders rühmend des Deutsch-israelitishen Gotresdienstes in den lezten Tagen Er wähnung thun, der von schr vielen Bekennern des mosaischen

sucht ward. j Î L Die Einnahme unserer Eisenbahn vom 20. bis 26, Septem-

nah dem zu 3911 Rthlr. 13 gGr, gerechneten Güter:Transporte die Summe von 14,045 Rthlr. 11 gGr. —, Die Actien der Lp:

| zig-Dresdner Eisenbahn sind zu 101 pCt. angeboten, dagegen die

der Magdeburger mit 107!/, pCc. und die. Leipziger Bank-Actien

mit 10% pCt. gesucht.

Hannover, 30. Sept. (Hannov. Z.) Durch eine Kdnig- liche Verordnuna vom ten d. M ijt die Errichtung einer ¡Kre dit:Anstalt zur Erleichterung der Ablösung der Zehuten, der Her- rendienste und der ungewi}sen oder veränderlichen Rechte durch Kapiral- Zahlung“ verfügt. Das Ministerium des Jnnern hat den Zeitpunkt der Eröffnung diejer Anstalt zu bestimmen.

Karlsruhe, 29. Sept. Das Großherzogl. Staats- und Regaierungs-Blatt enthält eine Bekanntmachung des Mi- nisteriums des Junern, nach welcher der Großherzog das Päda- gogium in Lahr zu einem Gymnasium erhebt und damit eine vollständige hdhere Bürgerschule mit einem jährigen Kurs in 4 Klassen, wovon die oberste“ 2 Abtheilungen erhält, verbunden werden foll.j

Gotha, 30. Sept. (Goth. Z.) Heute hielt der Phislolo-

gen-Verein seine erste öffentliche Sibung, die zahlreich besucht À

war und uicht bloß den Gelehrten von Beruf, sondern auch den Laien in der Wissenschaft, selbst den Damen viel, Jnteressantes darbot. Nach einem von dem Kantor Felsberg geleiteten kur zen Festgesang, welcher beim Eintritt unsers Durchlauchtigsten Her ogs und des Durchlauchtigsten Erbprinzen ertônte, erdssuete Fr.

acobs die Sißung durch eine Rede, über die Richtung und Be \chaffenheit des öffentlichen Unterrichts darauf legte Professor Rost ein Blatt der Stademannschen Rundzeichnung von Athen vor, welche in 10 Blättern vollständig erscheinen wird. Darauf beantwortete Hofrath Thiersch die Frage: Warum ist ein all gemeiner Lehrplan für die Gymnasien niht zu wünsches? Nach ihm behandelte Kollaborator Gunicher ein nicht min- der interessantes Thema: Was tödnnen gelehrte Schulen zur Wiederherstellung der dffentlichen Beredsamkeit wirken? Seinem

Vórtvage folgten pikante Diskussionén übe: ‘diesen Ségehstahd. Lrele r Herrmann aus Marburg und Direktor Weber aus

reinen tratën gegen diè Ansichren des geehrten Rebners auf. R Nost, der die Debatten eingeleitet, {loß sie auch.

achdem Professor Ritschl aus Bonn über eine neue Anwendung der Lithographie für wichtige philologische Zwecke mit. Vorzeigung sehr interessanter Proben gesprochen, betrat Professor Thtersch zum zweiten Male die Rednerbühne, um, als Fortseßung des vorherbehandelten Themas, speciellere Rathschläge über methodi- sche Verbesserungen des Unterrichts mitzutheilen. , Als er geendet, erhobzn sich gründliche Diskussionen, welche wegen, Mangel an Zeit abgebrochen wurden und in ciner folgenden Sißung wieder aufgenommen werden sollen.

S panien.

Madrid, 21. Sept. Nach einem unverbürgten Gerüchte wird die Königin am 2östen d. M. in Bégleitung des Herzogs von Vitotia hier eintreffen. i

Die von der Junca zusammenberufenen Kapitalisten haben cine Summe von 500,000 Realen zur Bestreitung der Bedúrf- ‘nisse der Nord-Armee angeboten. Man scheînt erwartet-zu ha- ben, daß sie eine größere Summe bewilligen würden.

Spanische Gränze. Bayogne, 22, Sept. Die De- putirten der vier Baskischen Provinzen haben in einer Versa i.m- lung beschlossen, gegen das Verfahren der provijorischen Junta in Madrid zu protestiren. Zwei Deputirte sind nach «Valencia gesandt worden, um der Königin den Beistand jener Provinzen anzubieten und sie einzuladen, n1ch Návarra- zu. kommen. Die- selben Deputirten haben auch den Auftrag, nah Madrid zu ge- hen, um der dortigen Junta ernstliche Vorstellungen zu machen

“und ihr bei dem ersten Versuche, die Fueros zu- verleßen, mit

einer Jusurrection zu drohen. Als man von dem Vorschläge Espartero's, 20 Bataillone in díe Baskischen Provinzen zu sen- dèn, Kenntniß erhielt, wurden dem General-Capitain energische Vorttellungen dagegen gemacht und zugleich erklärt, daß die Pro- vinzen entschlossen seyen, sich einer jol.hen Maßregel aus allen Kräften* zu: widerseßen; sollte man dabei beharren, so wären 40,0u0 MNavarresen bereit, die Waffen zu ergreifen.

T Ae

Oesterr. Blätter melden: „Nachrichten aus der Herze- owina zufolge, ist die Festung Stolacz im verflossenen Monat ugus zerstört worden. Der Bliß schlug in das Pulver-Maga-

zin ein, und sprengte es in die Luft, wodurch die Festungswerke und 15 im nahen Umkreise derselben befindliche Häuser in einen Schutthaufen verwandelt wurden. Durch dieses ungiückliche Er- eigniß sollen 6 Personen ums Leben gekoinmen seyn, und 15 Jn- dividuen, mehr oder weniger {wer verwundet, wurden halbtodt aus den Ruinen der zerstörten Gebäude hervorgezogen. Da die in dern Pulverthurme gewesene Krieos - Munition dieselbe war, welche bereits in demselben Monate des verflossenen Jahres von dem Schicksale, das sie nunmehr betroffen, ebenfalls durch den Bliß bedroht worden war, als sie noch am Bord des Schiffes sich befand, von welchem sie dann in die gedachte Festung ge- bracht wurde, so glauben wir, daß es nicht uninteressant seyn dürfte, von dieser sonderbaren Combination Erwähnung zu machen, und zugleich auch das höchst erstaunungswürdige vorausgegangene Er- eigniß bei dieser Gelegenheit zu erzählen. Am 29sten des gedach- ten Monats 1839 erhob sich ein ungemein heftiges Gewitter, und ge- gen das Ende desselben traf der Blibstrahl den“ Hintermast des mit der Kriegs-Munition beladenen Schiffes, fuhr in den inne- ren Schisffsraum und entzúndete eine mit Patronen -gefüllte Kiste. Eine : fürchterliche Explosion erfolgte hierauf; das Verdeck des Schiffes wurde seiner ganzen Länge nach aufgehoben und gedffnet, die unter dem Verdecke befindlichen Querbäume zerrissen, die längs der Seiten des Schiffes befestigten Bäume locker gemacht, die Gallerieen am Vorder - und Hintertheile des Schiffes und die Schiffspumpen in Trümmer zerschlagen, der Hintermast zerbro- chen und niedergeschleudert, das Steuerruder entzwei gespalten, und in das ganz aus seinen Fugen gebrachte Schiff fing das Wasser an von allen Seiten hineinzudringen. Doch welche uner flärbare Thatsache, die unglaublich seyn würde, wenn nicht durch unumstößliche Beweise aufs bestimmteste dargethan wärc, daß von 606 Kisten und Fäßchen mit Pulver, welche alle vereint und aufgehäuft waren, nur eine einzige Kiste entzündet wurde, und daß von 13 Personen , die in verschiedenen Theilen des Schiffes Cie waren, Niemand auc nur im geringsten beschädigt wor- en ist!

Mi é x:ik o.

Mexiko, 29, Juli, (Brem. Z.) Seit dem 27sten if die Ruhe vollkommen hergéstellt Und die Communication in der Stadt wieder frei, nur die Läden sind noch geschlossen, werden indeß auch im. Laufe des Tages wieder gedffnet werden. Viele Häuser haben mehr oder weniger gelitten, der Palast aber und andere dfffent- liche Gebáude sehr bedeutend; da die Aufrührer von Anfang an auf den Palast, den großen öffentlichen Plaß, die Kathedrale, das Kloster von St. Domingo und die angränzenden Häuser beschränkt waren, so hat feine Plünderung stattgefunden. Namentlich kann ih versichern , daß von den Hanseaten keiner Leben oder Eigen- thum eingebüßt hat. Die ge)ebgebende Macht hat bis jeßt ihre Sißungen noch nicht wieder begonnen, und cs ist unbefannt welche neue Maßregeln die Regierung nehmen wird, wenn dies überhaupt geschicht. Es scheint, daß Urrea und Gomez Farias sich aus dem Staube machten, ehe die Truppen sich E und daß die Offfziere, welche die Capitulation zeichneten Geld empfan- gen hatten, ohne merter, mit jenen zwei Individuen sich A hes ipxeenz h die Offiziere und Soldaten überòörüsßg geworden

In Bezug auf die leßte Föderalisten-Revolution {x ; liest man in der Hamburger Bdörfenhalle: ten prerrgge git

aketschisf „Seagull‘/ in England eingetroffenen Nachrichten aus |

er Hauptstadt von Mexiko bestätigen zwar die früheren Beri

Nord-Amerikanischer Blätter über den daselbst am Tae in Ne gebrochenen und am 2sten Abends durch die Festigkeit der Re gierungs-Truppen wieder unterdrüctten Fôderalisten-Ausstand ihrem

um, wie dies in der Regel bei den Über die Vereiniate ten eingehenden Berichten aus Mexiko der Fall ist, 7 Ag Pete nd ben gewesen und offenbar darauf berechnet gewesen sind, der be- ehenden Regierung von Mexiko in der dentlichen Meinung des Uólandes zu schaden. Unter Anderem is in der Amerikanischen ersion behauptet worden, daß sämmtkiche in der Hauptstadt anwe- sende Fremde sich an die Föderalisten-Partei angeschlossen hätten ; wir wissen aus guter Quelle, daß das Gegentheil der Fall gewe- sen iff, so daß sogar mehrere einflußreiche Englische und Russï- sche Häuser der Regierung auf die bereitwilligste Weise ihren pe- cuniaiven Beistand zur Unterdrückung des Aufstandes angeboten haben. Wir wissen ganz bestimmt, daß die Truppen in Mexiko mit

| vats des Volkes. ( 1 | unter der Präsidentschaft des Marquis von Paranagua zusam-

wesentlichen Inhalte nach, zeigen aber auch, daß dieselben wieder- | lung und sprach dann mit lauter Stimme:

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der ardßtén Schonung zu Werke gegangen und daß se durchweg der Regierung treu geblieben sind, obgleich bedeutende Geldsummen von der Föôderalisten-Partei aufgewendet wurden, sie zu aewinnen. Den Generalen-Almonte und Valencia, die beide ihre Beförderung im Heere Santana verdanken, gébührt große Anerkennung für ihr Benehmen, und wir sind überzeugt, daß, so lange diese Offi ziere vereint im Jnteresse des Friedens Und der Ordnung wirken, von der Föôderalisten-Partei nichts zu fürchten ist. Man darf jeßt behaupten, daß die Föderaälisten alle Anstrengungen ershdpfr haben, die ihre Kräfte gestatteten, und daß sie nun, da dieses Unternehmen vereitelt worden ist, ihre verderblichen Pläne gegen die Wohlfahrt des Larides aufgeben werden. Die Mexikaner je- der Klasse und Benennung im: Allgemeinen sind überzeugt, daß der Föderalismus ‘bis jeßt der Ruin ihres Landes gewesen ist, und wie die Häupter dieser Partei nichts zu verlieren haben, so weit Vermögen und Ruf in Betracht kommt, so hat das Land durch Ordnung und Ruhe, die den Zwecken der Selovergrödße- rung déeser politischen Pläneschmieder geradezu entdegen sind, Al les zu gewinnen. So lange die lselzize Mexikanische Regierung ihren Einfluß behaupten fann, wird das Volk gewöhnt werden, Personen und Eigenthum zu achten; sollte dagegen die Födera- listen- Partei wieder die Oberhand gewinnen, so würde man we- der Rechtlichkeit, noch Treu und Glauben mehr crwarten dürfen.“

Braf41(iL n.

Die Hamb. Börs. Halle berichtet Über die Majorennitäts- Erklärung des Kaisers, nach dem ihrzugegangenen, zu Rio Janeiro erscheinenden ¡¿„Jornal do Commercio‘/ vom24. Juli, in folgender Weise: „Die Majorennitäts-Erklärung des Kaisers Dom Pedro U. ist

. in zieralich tumultuarischer Weise und nicht ohne großes Widerstreben

der Partei des Regenten, Araujo de Lima, durchgeseßkt worden. Un- zufriedenheit mit dem Regenten und seinen Ministern war die náchste Veranlassung dazu, daß éine glöße Partei den Kaiser selbst an die Spiße der Geschäfte gestellt wissen wollte, und wie- wohl derselbe allerdings das geseßliche Alter der Volljährigkeit nicht erreicht hat, so glaubte man doch auch die Regierung des Regenten für durchaus illegial erklären zu müssen, weil die Ver- fassung vorschreibt, daß der oder die nächste Verwandte des Kaisers, weiche das achtzehnte Lebensjahr erreicht hat, die Re- gentschaft führen solle. Da nun am 11. März d. J. die Prin- zessin Januaria, die älteste Schwester des Kaisers, 18 Jahre alt geworden war, so wurde von vielen Seiten behauptet, daß seit jenem Tage der Regent die Regierung verfassungswidrig führe, was auch in den nacherwähnten Debatten mehrfach be- hauptet wurde. Der Antrag auf die Majorennitäts-Erklärung geschah in der Sibung der Deputirten-Kammer vom 18. Juli, und es erhoben sich sogleich Stimmen von Seiten der Oppo- sition, welche die Annahme des Antrages durch Acclamation verlangten. Die Majorität der Kammer scßte es durch, daß eine Kommission zur Begutachtung des Antrages niedergeseßt wurde, und diese ‘erklärte in ihrem daß, der Verfassung gemäß, der Antrag dem Senate mit- getheilt werden müsse, mit der - Auffordernng, Mitglieder zu einer gemeinschaftlichen Kommission dieser Sache wegen abzu- ordnen. Der Bericht stüßkte ih in seinen Motiven auf die Wichtigkeit der Sache, die eine Uebereilung um so weniger gestattete, als es darauf anfommé, den Willen der aesammten Nation in Erfahrung zu bringen; dabei wurde die Zweckmößig- keit eines Aufschubs dieser Maßregel bis zum 2. Dezember, dem Geburtstage des Kaisers, angedeutet. Die Opposition bekämpfte jeden Aufschub, sie behauptete, daß die Nation durch die Depu- tirten-Kammer repräsentirt sey, und.ging so weit, die Mitwir? kung des Senats bei der Sache für ziemlich überflüssig zu er- fláren. Heftige Reden wurden in diesem Sinne in den Sißbun- gen vom 20,, 21. und 22. gehalten- und der Tumult erreichte in der leßten dieser Sißungen den höchsten Gipfel, Gs pld6lich in derselben ein Dekret des Regenten eingereiht und verlesen wurde, welches die Legislativ-Versammlung wegen der in der Deputirten-Kammer über diese Verhandlungen entstandene Auf- regung, und um Zeit zu ruhiger Ueberlegung zu gewinnen, bis zum 20. November vertagte. Die Verlesung des Dekrets wurde durch das Geschrei: „Verleumdung! Verrath! Eine Verschwd- rung in dér Regierung! Die Groößjährigkeit des Kaisers. lebe hoch!“ zu wiederholten Malen unterbrochen, von allen Seiten wurde gegen das Verfahren der Regierung pro- testirt, der Regent für. einen Verräther, das Ministerium für ‘infam erflärt, und endlih beschloß die Masse der Deputirten, sich in den Versammlungssaal des Senats zu bege- ben, wo sih auch einige Senatoren eingefunden hatten. Mit diesen zusammen wurde beschlossen, daß man in dem Versamm- lungósaale des Senats bis zum anderen Tage bleiben wollte, an welchem der Kaiser feierlich sür majorenn erklärt werden und den aseblih vorgeschriebenen Eid leisten sollte. Eine gemischte De- putation wurde mit einer Adresse an den Kaiser abgesandt, in welcher er gebeten wurde, die Zügel der Regierung sogleich zu übernehmen. Während diese Deputation beim Kaiser auf Ant- wort wartete, kam auch der Regent in den Palast und erklärte dem Kaiser, daß er die Legislatur aufgelöst habe, weil es seine Absicht sey, die Proclamation mit allem Pomp am 2. Dezem- ber vornehmen zu lassen, da dies aber so vielen Widerspruch finde, so gebe er anheim, dic Proclamation am Wten, dem näch- sten Sonntage, vornehmen zu lassen. Damit war aber die Deputation nicht zufrieden, und da der Kaiser sich ebenfalls bereit erklárte, die Feierlichkeit schon am 23sten vorzunehmen, so erlicß der Regent sofort ein neues Dekret; durch welches die vereinte Legislatur zum 2:sten zusammenberufen wurde, weil, wié es “in dem Dekrete heißt, „außerordentliche Umstände die unverzügliche Zusammenkunft der General-Versammlung unvermeidlich gemacht haben.“ Während dieser Verhandlungen wurde die Ruhe in der Stadt nicht ge- stórt, wiewohl sich auf dem Campo da Horra zahlreiche Men- schenhaufen versammelt hatten, die der Majorennität des Kaisers ein Vivat brachten. Abends war die Stadt erleuchtet, und Musik-Corps durchzogen die Straßen, Unter fortwährenden Vi- Gestern nun traten die vereinten Kammern men. Der Präsident erwähnte kurz den Anlaß der Ver)jamm- ¿Als Organ der National - Repräsentation in ihrer General-Versammlung erkläre ih von diesem Augenblicke an Se. Kaiserl. Majestät Dom Pe- dro Il. für majorenn und in vollkommener Ausübung seiner con- stitutionnellen Rechte. Es lebe die Majorennität Sr. Majestät des Kaisers Dom Pedro 11. Es lebe Dom Pedro 1U., constitutio- neller Kaiser und beständiger Beschüßer von Brasilien. - Hoch lebe Dom Pedro 11. Darauf ernannte der Präsident die De- putation, welche sich zum Kaiser verfügen, und die Kommission, welche die Proclamation an das Volk redigiren sollte. Nachdem beide über ihre Arbeiten, während welcher die Sisung suspen- dirt worden war, Bericht erstattet hatten, erschien um 3!/, Uhr der Kaiser und leistete, auf dem Throne sißend, folgenden Eid: „Jch shwdre, die Rômisch-katholisch apostolische Religion, die

Integrität und Untheilbarkeit des Reiches aufrecht zu erhaltett, die politische Constitution der Brasilianischen Narion, so wie die Gesecße des Reiches, beachten und beachten la\en zu wollén und für das allgemeine Wohl Brasiliens zu soraen, so viel in meinen Kräften steht.‘ Nach wiederholten Vivas verließ der Kaiser den Saal, und nachdem der Präsident die Proclamation und den über die Eidesleistung aufgenommenen Akt hatte verlesen und von den anwesenden Repräsentanten unterzeichnen lassen, wurde die Sißung aufgehoben.

La Plata-Staaten.

Montevides,- 18, Juli. (Bremer Ztg.) Von Entre- Rios und der Armee Lavalle’s siad wir seit einem Monate gänz- lich ohne Nachrichten, welches der Bodenlosigkeit der Wege zu- zuschreiben ist, die alle Land- Verbindungen gänzlich unterbrochen hat. Es har hier nämlich in der leßten Zeit fast unausgeseßt ge- regnet, so daß die Straßen, welche nah diesem Plate führen, mit zerbrochenen Karreten, gefallenen Maulthieren und Pferden bedeckt sind. Die Nachricht von der Diskussion in der Frauzd- sischen Ddutirten- Kammer von Ende April hat hier viel Theil- nahme erregt, indem man hofft, dáß Frankreich endlih ener- gische Maßregeln ergreifen und seine 'winzige Flotte mit dem alterss{chwachen Admiral Dupotet an der Spibe nicht länger dem Spotte der Bewohner von Südamerika ausseßen werde. Das schwachsinnige Benehmen der Franzosen hat nun ihren bisherigen Alliirten, den Präsidenten von Montevideo, Frutus Rivera, ver- anlaßt, seine ‘Politik zu ändern und die Franzosen nicht länger zu unterstüßen. Er hat daher seine gegen Buenos-Ayres be- stimmte Armee entlassen, und man glaubt, daß er im geheimen Einverständnisse mit Rosas handle. Wenn daher noch kürzlich Franfreich durch eine Expedition von 4—6000 Mann die Sache gegen Buenos-Ayres sehr leicht hätte abmachen können, so wer- den bald feine 25,000 Mann dazu genügen. Das sind die Fol- gen der halben Maßregeln und des häufigen Wechsels der Bés- fehlshaber. ' |

D

Berlin, 2. Oft. Am 29. September starb hier der vielver- diente Erfinder der Nachbildung natürlicher Mineralquellen, Dr. Struve aus Dreéden, im Alter von 59 Jahren. Seine wissenschaftlichen Verdienste sichern seinem Namen einen ehren- i Plaß unter den bedeutendsten Naturforschern des Jahr- underts.

indessen |

Berichte, |

Breslau, 230. Sept. Der hiesige Magistrat hat bekannt gemacht, daß das Legat von 10/000 Rthlrn., welches Se. Hoch- selize Majestät den Wohlthätigkeits-Anstalten hiesiger Stadt durch lestwillige Verordnung bestimmt haben, in nachstehender Weise mit Höchster Genehmigung verwendet werden solle: 1) das Le- gat: Kapital der 10,000 Rthlr. soll, zinsbar angelegt, für alle Zei ten als eine selbstständige milde Königs-Stiftung für hiesige Stadt unzersplittert erhalten werden; 2) die Legat - Zinsen empfangen hiesige vershämte Arme, ohne Unterschied der Religion und Kon- fession, welche der Unterstüßung eben so würdig als bedürftig sind; 3) die Vertheilung erfolgt alljährlich am T. Juni, als am Todestage des Königlichen Stifters ; 4) für die Stiftung ist ein besonderes Kuratorium aus zweien Magistratualen und zweien Stadtverordneten bestellt, welches dieselbe unter unserer Aufsicht in Ausführung zu bringen hat.

Bacharach, 28. Sept. (Köln. Z.) Das Eisenhüttenwesen in Soonwalde gewinnt immer mehr an Umfang nah Maßgabe der sich stets vergrößernden Machfrage. Die Nheinböller Hütte hat beinahe ihren dritten Hohofen vollendet, die Stromberger Neuhütre sebt eben für das ganz neue-Etablissement das Gebläse ein und die Gräfenbacher Hütte macht große Erd- und Felsenarbeiten für cinen zweiten Hohofen. Es if natürlich, daß sich in gleicher Weise auch der Eisenstein-Bergbau ausdehnt. Abermals is ein gebildeter türkischer Bergwerks-Ingenieur auf einer Jnstructions- reise in der Rhein-Provinz begriffen ; Dervisch Efendi ist sein Name. Er hat seine Bildung, und zwar auf Kosten des Tärkischen Gou- vernewments, in der Bergwerks: Schule zu Paris erhalten. Von allen Seit-n strebt die Türkische Regierung nah Europäischer, wissenschaftlicher uad artistischer Kultur. Fär die verschiedensten Zweige hat sie junge fähige Leute nach Frankreich und Deutsch- land auf ihre Kosten gesendet, welche Kenntn!sse und Fertigkeiten sich erwerben und solche in der Türkei zur Anwendung bringen sollen. Auf diesem gut aewählten Wege kann, wenn er nachhal- tig verfolgt wird, der Nußen für die Türkei nicht ausbleiben.

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