1840 / 277 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

11. Was die Wahl von Mitgliedern der Ritterschaft zur Ver- tretung eines Herrenstandes bei der Huldigung betrifft, so hat es bei Unserer Proposition nur in Unseren Absichten gelegen, das für die Ostpreußische Ritterschaft altherkömm- liche Recht solcher Wahl unverschránkt zu lassen, und es der Berathurgg der getreuen Stände zu überweisen, ob sie zu solcher zu schreiten gesonnen seyen. Den Gründen, aus welchen die getreuen Stände diese Wahl nicht vorge- nommen haben, versagen Wir Unsere Zustimmung nicht. Auf die Erklärung der getreuen Stände über unsere Pro- position, darüber zu berathen, ob und welche Bestätigung etiva noch bestehender Privilegien in Antrag zu bringen ley, eróffnea Wir denselben, daß Wir ihnen in einer in hergebrachter Form auszusertigenden Assekurations-Urkunde die feste und unverbrüchliche Aufrechthaltung der bestehen: ; den indischen Verfassung der Provinz, wie sie durch die | erlassenen Geseßze begründet ist, bei unserm Kdniglichen ! Worte zusichern wollen. Wir werden dabei auch in Gna- den aussprechen, daß der Landtag zur Berathung der proponirten Gegenstände vor der Huldigung in Anerken- nung alten Rechtes und Herkommens auch diesmal ver- sammelt worden sey, und daß Wir dies für die Ostpreu- ßilchen Stände althergebrachte Rechte durch ihre geseßlich begrändete Vercinigung miz den Westpreußischen als auf diese mir übertragen betrachten.

Was nun aber bei der Bitte um künftige Erweiterung der ständischen Verfassung die Berugnahme auf die Verordnung vom 22, Mai 1815 betrifst, so finden Wir Uns durch diese Bezug- naÿme bewogen, zur Hebung jedes künftigen Zweifels und Miß- verständnisses Uns über diesen Gegenstand mit dem ganzen offenen Vertrauen auszusprechen, welches das Verhältniß Deutscher Für- sten ihren Deutschey Ständen gegenüber von Alters her bezeich: | net hat.

Die CEegebnisse, welche Unser in Gott ruhender Herr Vater ba!d nach Erlaß der Verordnung vom 22. Mai 1815 in anderen Län- dern wahrnahm, bewogen Jhn, wie Wir davon auf das unzweifelhaf- teste unterrichter sind, die Deutung, welche mit Seinen Königli- en Worten veruunden wurde, in reifliche Ueberlegung zu zie- 6en. Jn Erwägung der heilägen Pflichten Seines von Gott Jm verliehenen Königlichen Berufes, beschloß Er Sein Wort zu erfüllen, indem Er, von den herrschenden Begriffen sogenannter cilgemeiner Volksvertretung, um des wahren Heiles Seines Jhm anvertraut Volkes willen, Sich fern haltend, mit gan- zem Ernste und mit innerster Ueberzeugung den natur- gemáßen, auf geschichtliher Entwickelung beruhenden und der Deutschen Volköthümlichkeit entsprechenden Weg einschlug. Das Ergebniß seiner weisen Fürsorge ist die allen Theilen der Monarchie verliehene provinziale und kreisständische Verfassung. Sie hat eine auf Deutschem Boden wurzelnde geschichtliche Grund- laae, die Grundlage ständischer Gliederung, wie diese durch die dberall berütsichtigten Veränderungen der Zeit gestaltet worden. Soragfältig ist ein, die freie organische Entwickelung hinderndes

Abschließen der natürlichen Stände des Volkes auf der einen und

ein Zusammenwerfen derselben auf der anderen Seite vermieden

worden

Uns is| die Ehre zu Theil geworden, an diesem Werke mit-

uhelfcn und es hat von seiner Entstehung an, bis auf diesen it, Unsern lebendigsten Antheil in Anspruch genommen.

Hieses edle Werk immer treu zu pflegen, einer sür das ge-: liebte Vaterland und fúr jeden Landestheil immer ersprießlicheren Entwickelung entgegen zu führen, ist Uns, wie Wir entschlossen sind, auch in dieser großen Angelegenheit, den von Unserm in Gott ruhenden Herrn Vater betretenen Weg zu verfolgen, eine der widch)- tiasten und theuersten Pflichten des Königlichen Berufs, den Got- tes Fügung Uns aufgetragen hat. Unsere getreuen Stände kdn- nen im vollsten Maße Unsern Absichten über die Institution der Landtäge vertrauen.

Im Uebrigen haben Wir in den Denkschriften der Stände mit warmem Herzen und mit freudigem Stolze den Ausdruck edelter und reinster Gesinnung angestammter Treue von neuem erkennt, welche Unsere getreuen Stände des Königreichs durch {were uud gute Zeit stets mit der That bewährt haben. Solche Gesinnungen und jolche Erfahrungen geben Uns Muth, die oft rauhe Bahn, welche Könige zu waedeln haben, mit Freudigkeit zu beschreiten, denn sie sind das Pfand des göttlichen Segens.

Wir bleiben Unsern getreuen Ständen mit Unserer Gnade gewogen.

Königsberg, den 9. September 1840.

Friedrich Wilhelm. (contrasig.) von Rochow. Landtags - Abschied an die zum Provinzial-Landtage dermalen ver- sammelten Stände des Königreichs Preußen.

Se. Majestät der Kdnig haben dem evangelischen Pfarrer Behrendt zu Diersfordt, im Kreise Nees, den Nothen Adler- Orden dritter Klasse, so wie dem katholischen Schullehrer und Organistén Sch önfelder zu Bischofswalde, im Kreise Neisse, das Aligemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Se. Kdnial. Hoheit der Prinz Friedri Karl ist von Kdanigsberg in Pr. hier eingetroffen.

Abgereist: Der Kaiserl. Rnssische Geheime Rath, außer- ordentlicher Gesandte und bs&pllmächtigte Minister am Königl. Schwedischen Hofe, Graf von Matuschewitsch, nach Hamburg.

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durch den Dienst dergestalt vernachlässigte daß die bei dem Re- giment ein ganzes Jahr zuvor eingetroffenen Rekruten bei der vom Kaiser im Oktober 1837 in Tiflis abgehaltenen Musterung nicht einmal die ersten Regeln der militairischen Haltung kann- ten. Das ganze Regiment befand si überhaupt in einer un- geziemenden, traurigen Verfassung. Das in Bobruisk nieder- ejebte Kriegsgericht sprach sein Urtheil, und stellte es zur Durch- icht und Be Inauivà dem General-Auditoriat zu. Dieses- hat den Fürsten Dadianoff, nah Grundlage des Kriminal-Kriegs-Re- glementêbuchs 1, Art. 313, 315 und 339, mit Verlust seines Obersten-Ranges, seiner O-den, seiner Fürsten- und Adels-Würde zum Gemeinen degradirt. Der Kaiser milderte das Urtheil am 12. (24.) Mai durch nachstehenden eigenhändigen Zusaß: ¿„„Der Oberst Fürst Dadianoff hat vollkommen die ihm zuerkannte Strafe verdient. Sein Vergehen ist um so strafbarer, als er die Würde Meines Flügel-Adjutanten bekleidete. Als naher Verwandter sei- nes Corps-Chefs (Fürst Dadianoff ist mit der Tochter des-Baron

Rosen, gewesenen Civil-Oberbefehlshabers der Kaukasischen Pro- vinzen und Chef des dortigen detaschirten Armee-Corps, vermählt) war er doppelt verpflichter, sich jeder Ungesebßlichkeit streng- zu ent- has, allen seinen Dienstgenossen als ein Muster vorzuleuchten. dach so frecher Pflichtverlezung is er jeder Gnade unwürdig. Ich wünsche indessen auch bei diese: Gelegenheit den Diensten des General-Adjutänten Baron von Rosen meine Aufmerksamkeit zu bezeugen und verordue: dem Obersten Fürsten Dadianoff sind die drei Jahre gefänglicher Hast in den Kasematten der Festung Bobruisk anzurechnen, und derselbe ist mit Verlust scines Ran- ges, sciner Orden, seiner Fürsten- und Adels- Würde auf Lebens- dauer nah Wjätka zu verweisen.“

Frankrei.

airéhof. Sigung vom 29. September. Heute ward das Verhör der Angeklagtèn geschlossen, und zu dem der Zeugen Üüberge- gangen. Die Aussagen der Legtereu gaben im Wesentlichen keine neue Aufschlüsse. Wir heben indeß die Erklärung des Herrn Adam, Moire von Boulogne, heraus. Derselbe sagte: „Am 6. August, um 6 Uhr Morgens, ward ih benachrichtigt, daß bewaffnete Leute unter dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!“ die Stadt durchstreiften, und Proclama- tionen im Namen des Prinzen Louis Bonavartte verbreiteten. Jch ließ sogleich den Unter-Präfekten, den Obersten und Major der Nâtîo- nal - Garde davon benachrichtigen. Dem Hafen-Lieutenant ließ. ich ‘fa- gen, si sogleich bei mir einzufinden. Jch hatte erfahren, daß die Re- bellen gegen 3 Uhr Morgens bei Vimereurx gelandet waren, daß sie sich nach der Kaserne begeben bätten, und daß dort der Prinz auf einen Dffizier, der Widerstand geleistet habe, geschossen und einen Grenadier etroffen bätte. Sobald der Hafcn-Lieutenant si bei mir eingefunden atte, ertheilte ih ihm den Befchl, sich des Schiffes, welches die Re: bellen ans Land geseut hatte, zu bemächtigen, damit ihm die Mittel zur Flucht abgeschnitten wilrden. Jch zog alódanu meine Uniform au und stellte mich an die Spiye der National-Garden, die von allen Seiten berbeifamen. Bei der Säule aùgekommen, erfubr ich, dak Louis Bouaparte und seine Genossen die Flucht ergriffen hätteu. Wir begaben uns nach dem Ufer und saben, wie Louis Bonaparte und ein Theil seiner Begleiter aus dem Wasser gezogen wurden. Jch ließ sie in zwei Wagen steigen, die ich batte herdci chasfen lassen, und führte fie nah dem Schlosse, sie gefangen gehalter wurden. Louis Bo- naparte erflärte mir, daß er 300,000 Fr. in Banknoten und Gold am Bord gehabt habe und dat mi, dieselben in Empfang zu unehmen. X zählte in Anwesenheit des Justrüctlons-Ríchters des Prinzen und des General Montholon die Englischen. Bank-Billets, die der Prinz bei fich trugz es waren im Ganzen. 9080 Pfund Sterling. Außerdem deponirten der Oberst Mesonan 240 Pfd. St., der General Monthe- lon, oder der Angetlagte Bataille 1900 Pfd. St.“ Die übrigen aen sagten uur Dinge aus, die bereits bekannt, oder ganz ohne “Interesse find. i j N : j

Sipung vot 30 September. Jn der heutigen Sißzung hielt der General-Profurätor sein Regquisitorium und Herr Ber- rver trat zur. Vertheidigung des Prinzen Lonis Bonaparte auf. (Wir werden auf diefe Sizung.jurüctkommen.) Paris, 30. Sept. Mít Ausnahme eines Artikels in dem Journal des Débats als Antwort auf Aeußerungen der „„Times“, findet sich heute in den hiesigen Blättern kein politi- scher Artikel. von Interesse. Die Débats lassen es sih haupt- sächlich angelegen |eyn zu zeigen, daß Frankreich gezwungen wor- den sey, seine gegenwärtige mißtrauishe und vorsichtige Haltung einzunehmen; daß seine Kriegsrüstungen den Krieg noch nicht nothwendig machten, und daß es kèinesweges ehrgeizige Absichten wären, von denen sih Frankreich leiten lasse. Das genannte Journal sagt unter Anderem: „Wessen Schuld ist es, wenn sich Frankreich rüstet? Die Allianz mit England flôßte uns volles Vertrauen für die Aufrechthaltung des Friedens cin. Wer rüttelte uns pldklich aus dieser Ruhe auf durch die außerordentliche achriht von cinem Traktate, welchea ohne uns, und beinahe ohne unser Wissen zwischen Oesterreich, Preußen, Rußland und England abgeschlossen worden war? England mit Rußland verbündet! England, sich losreißend von Frankreich in einem Augenblicke, wo die Blicke der Russen eifri- ger als je auf Konstantinopel gerichtet waren! England, si an die Spibe einer Quadrupel-Allianz stellend, welche so schmerzliche Erinnerungen für Frankreich hervorruft! Wie hätten solche uner- wartete Nachrichten nicht eine heftige Erschütterung bei uns her- vorbringen sollen! Wie hätten wir, einem Traktate gegenüber, der uns plöblih lehrte, daß wir in Europa isolirt da ständen, ‘ruhig und gleichgültig bleiben können? Würde nicht eine Regierung die es in einer solchen Lade vernachlässigt hätte, sich auf alle mdg- lichen ael vorzubereiten, im höchsten Grade strafbar gewesen seyn? Was wärde die „Times“ gefagt haben, wean Frank- reich einen solchen Traktat mit Rußland, Oesterreich, und Preußen abgeschlossen hätte? Würde nicht England in die- sem Falle dieselben Vorsithts-Maßregeln getroffen haben, die wir jeßt treffen? Würde es nicht lauter über Verrath geschrieen haben, als wir es thun? Wenn irgend" eine Nation den Krieg wänscht, so ist es sicherlich nicht Frankreich; und ín diesem Kriege würden wir Eins gegen Viere seyn. Eine grosie Nation mag

folglich gendthigt seyn werde, bis zum Frühling zu warten, um den Traktat in Ausführung zu bringen.

Der Admiral Lalande befindet sich seit vorgestern in Paris. Er hat schon mehrere Unterredungen mit dem Conseil -Präsiden- ten und dem See-Minister gehabt.

Das Capitole will wissen, daß in dem vorgestern in Lon- don gehaltenen Minister - Conseil beschlossen worden sey: 1) daß die Vorschläge Mehmed Ali's nicht angenommen würden; 2) daß der Traktat, seinem ganzen Umfange nach, ausgeführt werden

solle; 3) daß der Admiral Stopfort wegen der Schwäche, die er bei Ausführung der Zwangsmaßregeln gezeigt habe getadelt wer- den solle. i

Der Temps enthält Folgendes: „Wir erfahren aus zuver- lássiger Quelle, daß 2 Divisionen der. Russischen Armee in a angekommen sind. 2 andere Divisionen sollen sich jener Stadt náhern und wúrden in den Umgegenden kantoniren. Die- G sammtzahl der dort zusammen gezogenen Truppen soll sich auf 50/000 belaufen. Man errichtet in Odessa Hospitäler für 5000

ranke.“

Der Temps legt großes Gewicht darauf, und macht es um Gegenstande eines langen politischen Artikels, daß in Berlin ei der Vorstellung der Oper „Richard Löwenherz‘/ der Refrain: Was gehn uns die Türken an?‘ lebhaft applaudirt worden sey.

Dlle. Mars wird im April k. J., wo- ihr Kontrakt mit

dem Theater français zu Ende geht, von der Bühne abtreten.

Das Memorial bordelais vom 2Wsten hat die Nachricht, eine Partei, welche sich in Spanien unter dem Titel „die Espar- teristen‘/ gebildet habe, beabsichtige, dem Herzoge von Vittovría bei dessen Cinzuge mit dem größren Pomp zu empfangen, und ihn mit dem Titel „Kaiser“ zu begrüßen; es gehe diese Partei: sogar mit dem Pfane um, Pee zu erobern, und die Kronen der zwei constitutionnellen Nachbarreiche zu vereinigen. Séit langer Zeit schon sollen die geheimen Gesellschaften der beiden Nationen für einen solchen Zweck arbeiten, aber nicht in der Ab- sicht, ein neucs Kaiserreich, sondern einen Staatenbund zu be- gründen.

Börse vom 30. September. Bei Eröffnung der Börse wurde heute das Gerücht verbreiter, daß die Britischen Minister in dem am vorigen Montag gehaltenen Minister-Rathe beschlossén hätten, daß die Propositionen Mehmed Ali's zurückgewiesen wür- den, und daß dem Admiral Stopford der Befehl zugeschickt werde, die Zwangs- Maßregeln mit der größten Thätigkeit fortzuießen. Es wurde hinzugefügt, daß Herr Guizot vorgestern gegen diesen Beschluß protestirt uud seine Pásse verlangt habe. (Vergl. dagegen die Nachrichten unter „London““.) Die Renten erlitten, in Folge dieser Nachrichten, einen !arken Rückgang. Am Schlusse der Börse hieß es, die Regierung habe durch den Telegraphen die Nachricht erhalten, daß jene Entscheidung des Britischen Ministeriums einstimmig gefaßt worden wäre. Ferner hieß es, dem Admiral Lalande sey diesen Morgen der Befehl ertheilt worden, sofort nach Toulon zurückzukehren; der Telegraph hätte dem See- Präfekten dieses Hafens den Befehl úbermacht, mehrere Reaimenter einzuschiffen. Wir wissen nicht, was von diesen leßteren Nachrichten zuverlässig: is; aus guter Quelle haben wir jedoch erfahren, daß der Admiral- Lalande heute oder morgen nah Le Mans abzugehen beabsichtigte, wo seine Familie sich befindet. Es wäre indessen immer mödglih, daß ein. heute erlassener Befehl dieses Vorhaben ándern würde. Die dproc. Rente {loß heute zu 104.50 und die 3proc. zu 71. 30.

Großbritanien und Jrland.

London, 30. Sept. Während die ministeriellen Blätter behaupten, daß der vorgestern gehaltene Kabinets-Rath, der übri gens beinahe fünf Stunden dauerte, nur zum Zweck gehabt habe, die weitere Prorogirung des Parlaments anzuordnen, welche be- fanntlih am Schluß einer Session nie gleich bis zum gewöhnli- chen Beginn der nächsten stattzufinden pflegt, sondern immer in einzelnen, kürzeren Terminen vorschreitet, wird von Seiten der Tory - Blätter den schon im Voraus Über den angeblichen Zweck dieses Kabinets - Rath in Französischen Zeitungen vorbereiteten Gerüchten beigestimmt. Die Times sagte vorgestern früh:- „Die Kabinets-Minister kommen heute zusammen; sie hätten dies schon láng| thun sollen. Ueber den Gegenstand der Verhandlung kann nur wenig Zweifel obwalten. Die wichtigste Frage vor allen ist die, wie die Aegyptische Sache am besten erledigt werden könnte. Daran, kann man sagen , hängt die Kriegs- und Friedens: Frage. Kann der Frieden mit Ehren erhalten werden, Und wir glauben, daß er es kann, so mdge man alle Mittel anwenden, ihn zu bewahren. An einigen wohlunterrichteten Orten glaubt man, daß die Französische Regierung nicht abgeneigt sey, der Britischen einen förmlichen Vorschlag zu machen, begleitet von angelegentlicher Empfehlung, ihn ruhig und ernstlich in Erwä gung zu ziehen, um, wo möglich, das Einschlagen eines Mittel- weges zwischen den äußersten Bedinzungen des Juli - Traktats und denen, auf welchen Mehmed Ali ursprünglich bestand, zu bewerkstelligen. Ob Frankreich bereit ist, oder nicht, sich allen anderen Mächten in einer allgemeinen Sicherstellung des Türki- schen Reichs gegen ferüuere Eingrisse von Seiten Mehmed Ali's anzuschließen, falls 1) der Pascha im Besiß von Syrien auf Le- benszeit gesichert, 2) die Rückkehr Syriens unter die Herrschäft des Sultans nah dem Tode Mehmed Ali's ebenfalls durch die- selbe vereinigte Autoritôt verbürgt und 3) Kandien, Adana und UAcre sogleich und unbedingt der Pforte zurückgestellt würde, 0b, sagen wir, Frankreich jebt bereit seyn wird, seinen erwar- teten Vorschlag mit solchen Bürgschaften zu begleiten, dies gehx über den Horizont unscrer Muthmaßungen hinaus; wenn es dies aber thut, dann ist offenbar die Bahn dazu gebrochen, die Tür- kisch-Aecgyptische Frage ohne Störung der jeßt zwischen den gro- ßen Mächten Europa's bestehenden freundschaftlichen Verhältnisse Der Courier, ein Abendblatt, enthielt an dem-

Auf die Bemerkung der Französischen Blätter, daß Lord wr ati zem durch Bestehungen die Aeayptishen Behörden in yrien zu gewinnen suche“ und doch nichts“ auérichte, erwiedert der halbministerielle Sun, daß, wie er aus guter Quelle wis}, Soliman Pascha, der bekannte Oberst Selves’, durch einen ver- trauten Freund, ebenfalls einen Franzosen, vor einem Monat der Britischen Regierung iñditekt habe Anträge machen lassen, daß er sich für eine bestimmte Geldsumme gegen Mehmed Ali erklä- ren wolle.

Während die drei Tory-Blätter „Morning Herald‘/, „Times“/ und ¿„Courier‘/ fortwährend durch ihre heftigen Angriffe auf Lord

almerstón's Politik in den orientalischen Angelegenheiten dem

ranzösischen Kabinet und der Französischen Presse völlig in die

ände arbeiten, hat das Englische Ministerium in dieser Frage an’ einem anderen Tory-Blatt, dem Standard, fast eine Stúße gefunden, indem derselbe nicht abläßt, Frankreich auf die Gesah- ren seiner feindseligen Stellung aufmerksam zu machen. Das genannte Blatt schildert diese Stellung als verzweifelt, wenn es wirklich zum Kriege komme, denn Frankreich sey mit seinen 33 Millionen Einwohnern von den 190 Millionen Unterthankn der alliirten Mächte förmlich umringt, die Mächte seyen jeßt einig und entschlossen, was sie in den Revolutions- Kriegen, auf deren glänzende Thaten Frankreich mit gerehtem Stolze zurückblicke, nicht gewesen seyen; endlich habe die Erfindung und Ausbreitung der Dampfschifffahrt jeßt alle Punkte der lang ausgedehntén Küste Frankreichs den Operationen feindlicher Truppen bloßge- stellt, was früher- ebenfalls nicht der Fall gewesen sey. Dasselbe Blatt berichtet Übrigens als ganz positiv, daß Admiral Hugon die gemessensten Befehle erhalten habe, jede Kollision mit der Britischen Flotte auf alle Weise zu vermeiden, ein Befehl, dessen Befolgung ihm durch die Konzentrirung der Manzdösischen Flotte bei Athen sehr erleichtert zu werden scheine. :

Die Feindseligkeit, welche sih gegen den, der Reihefolge nah, zunächst auf die Erwählung zum Lord-Mayor Anspruch habenden Alderman Harmer bei der Tory-Partei kundgegeben hat, ist heute, am Tage der Lord-Mayoré-Wahl, in lichte Fla:nmen ausgebrochen. Am heftigsten wird derselbe, als Eigenthümer des Blattes ,¡Weckly Dispath““, von der „„Times““ angefeindet, und die Gegenpartei wirft diesem Blatte vor, daß sie dabei bloß die Absicht habe, dem vielgelesenen Organe des Alderman Harmer seine Abonnenten-Zahl zu \{mälern, indem sie es in Mißkredit B bringen sucht und jeine Sprache als beleidigend gegen die

dnigin bezeichnet. Als daher heute die Wahlversammlung in der Guildhall eröffnet wurde, hatte die „Times“ von Seiten der Freunde des Herrn Harmér eben #9 heftige Beschuldigungen zu erdulden. Die Abstimmung durch Aufheben der Hände ergab

ein so unsicheres Resultat zwischen dem Alderman Harmer und F

seinen Mitbewerbern, den Aldermen Johnson und Pirin, daß man zu einer schriftlihen Abstimmung schreiten mußte, die ver- muthlich bis moxgen dauern wird.

Das Gerüd,r, daß die Prinzessin Auguste die Kinder des | Königs ‘von Hannover und des Herzogs von Cambridge zu Er- | ben ihres Nachlasses eingeseßt habe, wird jeßt für ungegrändet |

erklärt ; es soll sich gar kein Testament vorgefunden haben.

Die Verhandlungen vor dem Kriegsgerichte in Brighton das über den s{hon erwähnten Streit des Oberst: Lieutenants Gra- fen Cardigan mit einem seiner Rittmeister, Namens Reynolds, zu entscheiden hat, haben am 26sten begonnen und erregen in der militairischen Welt sehr viel Aufsehen. Die Ursache des Zwi- stes war, daß der Graf in einer Gesellschaft in seinem eigenen Hause einer jungen Dame auf ihre Frage nah dem Rittmeister gesagt hatte, derselbe gehdre nicht zu den Personen, die er bei ih zu sehen wünsche. Der Rittmeister, dem dieses vielleicht in noch schärferen Worten hinterbracht worden war, schrieb dem Gra- fen ein sehr höfliches Billet, in welchem er ihn um Erlaubniß bat, jener Aeußerung als von e ausgegangen widersprechen zu dürfen, da sie seinem Rufe s{hädlich seyn müsse. Der Oberst-Lieutenant hatte ihm darauf mündlich gesagt, daß er auf das Billet keine Antwort ertheile und ihm überhaupt verbiete, anders als in Dienstsachen an ihn zu schrei ben. Der Erfolg war cin zweiter sehr scharser Brief ces Ritt- meisters, in welchem er dem Grafen vorwarf, daß er seinen Rang im' Heere nur seinem Gelde und seiner Grafenkrone verdanke, und iy andeutete, er würde besser gethan haben, sich nicht hinter einen Rang zu verstecken, sondern gleich anderen tapfcren Offi- zieren, dem von ihm beleidigten Untergebenen die gebührende Ge- nugthuung zu geben. Lord Cardigan machte von diesem Briefe bei dem Ober-Befehlshaber Anzeige, der ihm befahl, die Sache vor ein Kriegsgericht zu bringen. Am 26sten machte der Graf seinen Antrag vor diesem Gerichte, das nach Abhörung dex Zeugen fúr die Anklage die Sache auf heute vertagte, um dem Ritt- meister Zeit je Vertheidigung zu geben. Eine andere Streit- sache, in die raf Cardigan verwickelt worden ist, ein Duell mit dem ehemaligen Rittmeister Tuckett, hat den Erfolg gehabt, daß der Graf eine Caution von 2000 Pfd, für sich und 1000 Pfd. für seinen Sekundanten stellen mußte, wodurch er ch dafür aht bürgt, im Citationsfalle vor dem kompetenten Gericht eiuin zu wollen. Es scheint indeß noch Zweifel darüber zu senn 0 { ches Gericht kompetent ist, da Lord Cardigan als Pair y g Reis ches eigentlich nur von dem Oberhause gerichtet werd fa s Einem Anschlage an der Liverpooler Börse zuf, o ega Admiral Stopford nach Malta berichtet Word : M D die Syrische Küste nah dem 5. S e eyn, “daß alle

yrilc) ) eptember evreichenden Briefe

wárden augehalten werden. enden Briefe it dem Linienschiff „London‘“ zugleicl 9805

nen hâle und 92 Kanonen führt, ist P var aae S I

boot, der „„Polyphem“/, zu Chatham vom Stapel gel uad

Die hiesigen Blätter enthalten ein Cirkular v vis t p, Dae des verstorbenen leßten Inhäbers. der” abet

ammerle nie, i N y und Compagnie, in welchem derse{be anzeigt, daß er

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Ein Englisches Schiff, welches in eine Bai von Neu See- land eingelaufen war, soll von den Eingeborenen angezündet und die Mannschaft ermordet. worden teyn. Am 209. August ist das Spanische Paketboot zwischen Cadix und Havana, mit 80 Passagieren an Bord, bei den Bahama- JInjeln ein Raub der Wellen geworden. Nur 20 von diesen Passagieren wurden gerettet. Blätter aus Buenos - Ayres vom 23, Juni theilen die zwischen den Französischen «Agenten und der dortigen Regierung in Betreff der Blokade, nach der zwischen Herrn Ärana und Ad- miral Dupotet stattgefundenen Unterredung gepflogene Korrespon- denz mit, die von Seiten der Regierung von Bucnos-Ayres sehr friedlich lautet. * Der Londoner Korrespondent der Times schreibt un- term 30. September Morgenê: ¿Die Hofzeitung von gestern Abend meldet die Ernennung des Capitain Hindmarsh von der Königlichen Marine zum Vice-Gouverneur von Helgoland. Die- ser Capitain Hindmarsh ist vermuthlid) derselbe, der zum ersten Gouverneur ven Süd - Australien ernannt wurde und in diesem Amte eine so gewaliige Opposition unter den Kolonisten hervor- rief. Es ist indessen sehr zu bezweifeln, ob er bei seinem Streite mit den Kolonisten zu tadeln war. Oberst Light, der ihm als Landmesser vorangegangen war, hatte einen Plaß für die neue Stadt Adelaide gewählt, welchen Hindu'ath bei seiner Ankunft, und nicht ohne gute Gründe, für unzweWäßig erklärte. Diese Verschiedenheit der Meinung war..die erste Veraulassung zu einer Opposition gegen den Gouverneur, der die neue Stadt ver- legen wollte, was mit seiner Zurückberufung endigte. Die Abstimmung bei der Lord-Mayors-Wahl is an dem ersten Tage günstig für Alderman Harmer . ausgefallen. Als das Stimm- buch um 4 Uhr geschlossen wurde, hatte er 291, Alderman Pierie 43 und Alderman Johnson 137 Stimmen. Die Abstimmung d heute um 9 Uhr fortgeseßt«+ und soll bis 3 Uhr Nachmitr-

tägs dauern. Aus Brighton wird gemeldet, daß die Ver- dungen des Kriegsgerichis ia der Sache des Rittmeisters ynolds bis zum 1. Ofkrober ausgeseßt worden seyen, um ihm it zu seiner Vertheidigung zu geben.“ ;

i Niederlande.

4 Amsterdam, 1. Okt. Das Handelsblad ceróffnet seinz Heutige Nummer mit der wichtigen Nachricht, daß Se. Majestär Fer König die Absicht haven, zu Gunsten Sr. Königl. Hoheit es Prinzen von Oranien die Krone niederzulegen. Der Schritt

Wißen glaubt.

r. Majestät (fügt das genannte Blatt hinzu) is durch die edel- sten Motive veranlaßt Und beruht auf der Ueberzeugung, daß àdie Regierung des theuren Vaterlandes eine kráftigere Hand er-

ische, als Se. Majestät bei fo vorgerúücktem Alter zu be- t. Das Handelsdlad fordert alle Niederlän- : Einigkeit auf, um den ehrwürdigen Monarchen, L das Land länger als fünfundzwanzig Jahre regierte und beglücfkte, auch in’-seinen gegenwärtigen Entschließungen B chren. Der? Prinz von Oränien, der sh schon in srühester Jugend in Spanien, dann bei Quatre-Bras und zuléßt in dem zehntägigen Feldzuge gegen Belgien als ein Held, fo wie als der Mann des Volkes bewährt hat, besikt auch als Fürst alle Eigenschaften, um das Land eben so zu begläcken, wie es sein Vater gethan. Es heißt, Se. Majestät der Kdnig wolle sich JanOE nah Schlesien begeben; ivo jeßt bekanntlich Hdchstdessel- zen Tochter, die Peinzesfin Albrecht'von Preußen, verweilt. E gestrigen Börse, wo -oblge Nachricht bereits als Ge-

cht verbreitet war, hat dieselbe sehr nachtheilig auf den Stand

der Lauese gewirkt, die ‘jedoch; heute schon wieder etwas fester

U

Be ee 1b Bundesstaaten.

ünchen, 30. Sept. (A. Z: re Majestät di “i Mutter von Oesterreich if ute R gin A Bea den eingetroffen. Die Nachrichten aus Tegernsee über das Befinden der Herzogin-Mutter von Leuchtenberg lauten noch nicht ganz erfreulih. Jhre Königl. Hoheit leidet an der Gesichtsrose, doch geben die Aerzte bei dem bis; jeßt glücklichen Verlauf des Uebels alle Hoffnung zur baldigen Herstellung. Nach Ver- sicherung von Reisenden hat in Tyrol, namentlich zwischen Trient und Boßben, das durch die fortwährenden Regenstrôme veranlaßte Austreten der Flüsse ungeheure Verwüstungen angerichtet, und nur den energischen Maßregeln ver Behörde konnte es gelingen, el 24 Stunden die Communication vollkommen wieder herzu- ellen.

Nürnberg, 1. Okt. In der gestrigen Nachmittags,Sißzung der General-Versammlung für die Nürnberg - Nordgränze Eisen- bahn, wurde nach Ablehnung des Antrages des Gesellschafts-Borstan- des und nach dreistundiger Diskussion endlich durch Stimmen- Mehrheit nachstehender Antrag des Direktors Scharrer angenom- men: „Es solle 1) bei allerhôhster Stèlle angezeigt werden, daß die pecuniairen Mittel der Gesellschaft dermalen nicht zureichten, um die Bahn von Bamberg nach Hof zu bauen, feruer die Bitte gestellt werden, 2) diesen Trakc auf Staats- Kosten speziell nivel- liren zu lassen, und das Ergebniß kebst' Kosten-Voranschlägen, der Gesellschaft zur weitern Beschlußfassung mitzutheilen ; 3) ‘der Ge- selljchaft zu gestatten, die Bahn von Nürnberg über Bamberg nach Koburg auszuführen, da hierzu die vorhaûdenen Geldmittel ausreiheèzn und 4) zu genehmigen, daß der Bahnbau zwischen Nürnberg und Bamberg unverzüglich -beginne.““

_ Altenburg, 30. Sept. Das gestern erschienene Stück des hiesigen Amts- und NMachrichtsblattes enthält eine Ver- ordnung, der zufolge jeder der drei Minister das von ihm bisher versehene Präsidium, Geheime Rath von Braun das der Kammer, Geheime Rath von Wüstemann das des Landes-Konsistoriums, Ge-

Si6ung haben. Leopold, König der Belgier, verweilt noch én Wiesbaden, doch dürften Se. Majestät nun bald nach Brüssel zurädf:hrea. Die .Nachkur ist in den Taunuet-Bädern beendigt. Die Witterung zeigt sih auch fortdauernd ungünstig ; sie ist feucht und fühl und deshalb wenig geeignet, die Hoffnung -auf den dies- jährigen Wein. zu verwirklichen. Auch auf die Frequenz der Tqu- nus-Eisenbahn übt dieses Wetter einen nachtheiligen Einfluß. T

Die gestern hier im Lokal der Gesellschaft zur Beförderung nüblicher Künste und deren Húlfs - Wissenschaften stattgehabte Biumen- und Früchte - Auéstellung wurde zwar nur bei Vera1s lassung der vorgestrigen General - Versammiung der Gartenbau- Gesell“chaft veranjtaltet und deshalb niht allgemein unterstüßt, war aber doch- in Georginen und Früchten reihhGtig. Bei der in den lebten Tagen in Mainz stattgehabten Blumen- und Frächte-Auéstellung erhielten auch wieder hiesige Handelsgärtner den ersten Preis. Jn der Gartenbaukuliur und Blumenzucht nimmt Frankfurt in Deutschland, ja auf dem Kontinent, eine erste Stelle ein. Bereits ver\spúren die Haarlemer Blumisten die Konkurrenz der Blumenzwiebelnzucht in Berlin und gestehen dies auch ein.

Die vorgestrige Abrechnung der Börse lieferte kein günstiges Resultat, alle Fonds blieben niedriger; gestern war auch die Börse sehr flau. Aber auch heute war {hon vor der Börse große Verkaufslust zu verspüren, und obgleich zur Börsenzeit die Pariser Mallepost vom 30. September noch nicht eingetreffen war, so wollte man doch mit Bestimmtheit wissen, daß die Rente vorgestern zu Paris bedeutend gewichen scy. Die Fonds {lossen deshalb wieder weit niedriger als gestern. Es blieben 5 proc: Met. 102; Bank-Actien 1895; Jntegr. 467/,; Ard. 20!'/, und Taunuébahn-Actien 293 Fl. Mir banger gespannter Erwartung sieht man nôheren Nachrichten entgegen.

Spanien.

Die Madrider Bank hat beschlossen, für den Unterhalt der Truppen 6 Millionen Realen zu 6 pCt. vorzuschießen.

Die „Hof-Zeitung“ und das „Eco del Comercio’ enthalten noch immer sehr hefcige Artikel gegen die von Frankreich in Be- zug auf Spanien befolgte Politik.

__ Valencia, 21. Sept. Die Königin - Regentin hat das hiesige Ayuntamiento auffordern lassen, sich zu erklären, was es unter den gegenwärtigen Umständen zu thun gedenke, und dax- auf die Antwort erhalten, daß es sich der Reaierunas - Junta in Madrid anschließen werde. Die Königin arbeitet oft die ganze Nacht bis 4 Uhr Morgens und ihre Gesundheit scheint schr an- gegriffen zu seyn. Auf dem Plaße vor ihrem Palast ist alle Circulation untersagt, alle Zugänge sind mit Wachen beseßt und zahlreiche Patrouillen durchziehen fortwährend die Straßen. Noch deutet nichts auf eine baldige Abreise der Königin; man glaubt, sie werde erst die Bildung des Ministeriums abwarten. Der General O’Donnell is der Königin noch immèér ergeben, aber die Desertion lichtet die Reihen {ciner Truppen täglich mehr.

D x t wal Lissabon, 21. Sept. Ein Befehl des Kriegs-Ministers entläßt alle in die nunmehr unterdrückte Militair - Versczwdrung verflochtenen Unteroffiziere ihres Diensies und gestatter den Sol- daten des bten Regiments, so wie denen des U3ten, die sich an sie angeschlossen hatten, in irgend einem andercn Regimente in Dienst zu treten. Das te Regiment foll unter ciner anderen

Numnier in Castello Branco ganz neu organisirt werden. Daß die Vershwörung weite Verzweigungen im Königreiche hatte, wird für ganz unzweiselhafr gchalten, und daß das Unternehmen mißiíang, schreibt man nur dem Umstande zu, daß es an dem ge- bara Zusammenwirken der in den Ausstand verflohtenen Chefs fehlte.

Die Gese - Entwürfe wegen Verlängerung der Gesche zur

temporairen Suspendirung der Preßfreiheit und der Habeas- Corpus- Akte haben nach einer heftigen Debatte im Senate, an welcher besonders der Visconde Sa da Bandeira und der Baron da Ribeixa de Sabroza durch Belámpfung der Antráge Antheil nahmen, die Genehmigung der Legielatur und die Königliche Genehmigung erhalten und sind bereits in dem „Diario“/ publi zirt worden. Ein Antrag wegen Aufnahme einer Anlcißhe von 500 Contos (115,000 Pfo. St.) zur Bezahlung des zweiten Termins der Britischen Forderungen, der im März 1841 verfällt, ist von der Deputirten-Kammer nach kurzer Debatte angenommen worden, und dieselbe beschäftigte sich darauf mit dem Entwurf wegen temporairer Reduction des Zinsfußes der auswärtigen Schuld.

S UETC H

Konstantinopel, 16. Sept. (Oest. B.) Nachdem der Statthalter von Aeaypten auf dic lebte am öten d. M. von Ri- faat Bei und den General - Konsuln der vier Mächte an ihn ge-

richtete Aufforderana eine so auswcihende Antwort ertheilt hatte,

daß derselbe nicht anders, als eine fórmliche Weigerung, die ihm gemachten Bedingungen anzunehmen, betrachtet werden konnte, hat der Sustan am láten d. M. den Beschluß gefaßt, Mehmed Ali des Paschaliks Aegypten zu entseßen, welher Be- schluß ihm durch ein Schreiben des Groß - Wesirs bekannt ge- macht, und zu gleicher Zeit in einem umständlichen Artikel der

Türkischen Zeitung zur dffentlichen Kenntniß gebracht wurde. Dire provisorische Verwaltung des Paschaliks Aegypten wurde von Sr. Hoheit dem zugleich zum Seriasker von Syrien ernannten Statt- halter von Saint - Jean d’Acre, ÎIzzet Mehmed Pascha, anver- traut,- welcher sich am L1lten d. M. bei den Dardanellen am Bord des Dampfschiffes „Seri Pervas‘“/ einschiffen sollte, um sich nah Cypern zu begeben.

Der unlängst hier angekommene Pair von Frankreich, Graf

l erledigen.“ von Montalembert, und der Königl. Großbritanische Konsul in

aare,

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Zeitungs-Nachrichten. R u S166.

Rußland uud Polen.

Wilna, 15. Sept. (A. Z.) Der gewelnie Flúgel : Adjutant Sr. Majestät des Kaisers, Fürst Dadianosf, ward im Oktober 1837, während der Anwesenheit des Kaisers in Tiflis, verschiede- ner Unordnungen und Mißbräuche wegen, die er sich in seinen Dienst : Verhältnissen als Oberst und Chef des Eriwan'schen Ka- rabincr-Regiments erlaubt Hatte, zur Untersuchung gezogen. Er ward gleich damals der Würde als Flügel-Adjutant entseßt, das Regimene ihm abgenommen, und er in die Festung Bobruisk ab- geührt, um einem Kriegsgericht übergeben zu werden. Zu seinen sträflichteu Handlungen gehören: daß er mit Verkennung der Interessen. des Staats - Dienstes, vermittelst desselben nur seine Privat - Vortheile zu erzielen und zu fördern suchte; daß er die Soldaten als seine Leibeigene theils zu seinen häuélichen Ge- sczästen verwandte, theils an Andere verdingte, Und ihnen dafür

sich auf solchen Krieg einlassen, wenn ihre Ehre sie dazu zwingt; aber suchen wird sie ihn wahrlich nicht. Wer \prach in Frank- reih von Krieg und Schlachten vor dem Traktat vom 15. Juli? Aber jeßt hängt die Aufrechthaltung des Friedens leider nicht mehr von uns ab; wir? halten uns- auf der Defensive. Die „¿Times‘/ sagt, daß die Nüstungen Frankreihs Krieg wären; wir sagen, daß sie Frieden sind, wenn die Mächte den ungeheu- ren Fehier einsehen wollen, deu sie begehen würden, wenn sie uns aufs Aeußerste trieben.“ Es sind heute keine neuere Nachrichten aus dem Orient publizirt worden, aber es heißt, die Regierung sey bereits auf offiziellem Wege davon unterrichtet, daß die Pforte den Vorschlä gen Mehmed Ali's kein Gehör gebe, da sie ohne Beistimmung er Mächte nichts in dieser Angelegenheit thun könne. Hinzu- efûgt wird, daß der Sultan ersucht habe, die Zwangsmaßregeln o lange einzustellen, bis man Antworten von den Kabinetten auf die Borsc(à e des Vice-Königs haben könne. Lord Ponsonby soll sich dieser Aufforderung widerseßt haben, da in Folge eines solchen Verzuges die Zeit heranrücken würde, wo die Levantischen

nux eine geringe, oft gar keine Vergütung gewährte; daß er da-

Gewässer der Stürme halber nicht mehr \hiffbar seyen und man

hatte, folgende Notiz darüber: „Heute Nachmittag fand ein Kabinets-Conseil statt, dem alle in der Stadt anwesenden Mini- \ker beiwohnten. Gegenstand der Berathung war natürlich der

Weise, wie dieselbe, ohne cinen allgemeinen Krieg herbeizuführen, erledigt werden könne, Man kann daher sagen, daß von dem Entschlusse, den das Conseil heute gefaßt, die Entscheidung der Frage über Krieg und Frieden abhängt. Das Resultat der Berathungen ist noch nicht bekannt, aber mehrere gut unterrichtete Personen sind san- guinish genug, zu hoffen, daß man einen Mittelweg zur friedli- chen Beilegung des Streits zwischen dem Sultan und dem Pa- scha einschlagen werde, der die Zustimmung Frankreichs erhalten dürfte. Js dies der Fall, so- wird Niemand sich über die An- nahme eines solchen Verfahrens mehr freuen, als wir.“ Gestern und heute haben die beiden genannten Blätter nichts weiter von dem Kabinets-Rath gesagt ; es muß also dahingestellt bleiben, ob ihre Vermuthungen irgend einen Grund hatten, oder ob die Er-

klärung der ministeriellen Blätter, daß bloß über die Parlaments- Prorogirung berathen worden sey, die allein richtige ist. j

elben Tage, also nachdem der Kabinets-Rath schon stattgefunden L auf die ihm von dem Verstorbenen üúberkom

verwickelte Zustand der orientalishen Frage und die Art und-

\ ; : mene Erbschaft eines Geschäfts verzichte, indessen, um den Freunden der e

Firma nüslich zu seyn, das Geschäft eines Testam- unter dem Beist Hauses C nt&-Vollstrecers, nehmen werde and des Hauses Coutts und Compagnie, über- ach Berichten aus Tunis vom 2sten v. Bei. mit 6000 Kameelen dahin zurückgekehrt R arti Sthäte mitgebracht, die er unterweges aufgerafft und R nigen Angaben zehn Millionen Piaster betragen sollen D 1h eee sehr s Kälte gelitten. ; ; as erichte aus Jamaika vom 15, Juli klagen ût j R Der Ertrag der Insel nahm ortwährend “a bieses Bade beträgt der Gewinn der Zucker- Aerndte ein Drittheil wes niger, als im vorigen, und für nächstes Jahr besorgt man ein °ch traurigeres Resultat. Die s{chwarze Bevölkerung beharrt jedes NE in ihrer Abneigung gegen die Arbeit; sie dürfte u ie man glaubt, dur die Anwerbung weißer Arbeiter Es Muderen belehrt werden. Herr Alexander Murray war ) Vew-York gereist, um 50,009 Pfd., welche die Legislatur

heime Rath Hermann das der Regierung aufgiebt. Wir erhalten also hierdurch ein, in allen Rekursfällen künftig gänzlih unbe- theiligtes, nach unserem Grund- Geseke verantwortliches reines

taats-Ministerium, womit cinem“ dringenden Bedürfnisse des Landes Befriedigung gegeben worden wäre.

Frankfurt a. M,, 2. Okt. Vorgestern traf auf der Rückreise nach Stuttgart Se. Majestät der Mien "rben heN aus dem Haag hier ein, seßte aber schon am frühen Morgen die Reise fort. Heute wird Se. Königl-Boheit der Großherzog von Sachsen-Weimar auf dessen Reise nah Mannheim hier erwartet, Hôchstwelcher, wie man hört, heute auf dem benachbarten Schlosse Rumpenheim dinirt hat. Die auf diesem Schlosse verweilenden Fürstlichen Personen werden bald in Höchstibren Residenzen zu- rückfehren und bereits anfangs dèr nächsten Woche Jhre Königl. Hoheit die Zeau Großherzogin von Mecklenburg-Streliß abreisen. Se. Durchlaucht dex Herzog von Nassau ist dfters in unserer Stadt anwesend.

Die Bundes-Versammlung hielt in dieser und in der vorigen

Iu diesem Zwecke votirt hat, dafür anzuwenden.

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Woche keine Sibung, wird aber in der nächsten Woche wieder

die Entsebung von allen Würden und Aemtern anzuzeigen. ( Vor & Tagen kam hirr ein Englischer Courier an, der dem ehemals Polnischen General Chrzanowski den Befehl überbrachte, sich nah Syrien einzuschiffen. befehl, und gestern traf wieder ein anderer verzüglich nah England berief.

Bukarest, Herr Colquhoun, hatten am U2ten d. M. eíne Audienz beim Sultan, welchem sie durch den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Reschid Pascha, vorgestellt wurde.

Konstantinopel, 16. Sept. (L. A. Z.) Rifaat Bei, der

sich noch in der hiesigen Quarantaine befindet, wird morgen oder übermorgen nah Alexandrien zurückkehren, um dem Vice-Könige

D

Zwei Tage darauf kam Gegen- efehl ein, der ihn un-

m 12. September brachte uns ein Oesterreichisches Dampf-

{if und am 14. September ein Tärkisches Dampfschiff im Schlepptau zwei kleine , von Kriegsfahrzeuge. : darauf gefangenen Aegyptischen Soldaten Berber aer die Kauf/

Beirut genommene Aegyptische Die genommenen Schiffe führten zugleich die

Das neue Papicrgeld, Sehims genannt, dieser Hit

leute sehr. Der ganze fremde Handelsstand hielt in