1840 / 312 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

j 2genswer sickziehung der Filial - Akademie von den Aus- die beflagendwertbe Burn S wir zweifeln, unsererseits die

1 der Mutter - Anftalt, i Lurch mebr als einmaliges Mißverständniß entstandene Absonderung bebeu zu fönnen, und vielmehr fürchten, dur unsere vielleicht unbe-

j E: S S -1fene Einmischung ein Verbältniß von so zarter Natur noch zu ver- pam e viel dürfen wir sagen, daß der Eine Theil, auf den 7s bier hauptsächlich aufommt, domit umgeht, die gewechselten Briefe vol!tändig befannt zu machen. Hierin glauben wir denn die beste Bürgschaft sür eine baldize und gründliche Ausgleichung erfennen zu dürfen, denn mit diescr Veröffentlichung scheint eden der Wunsch der- selben ausgedrückt und zuglei anerfannt zu sevn, daß es si uicht [loß um d2s Juteresse der bicsigeu Akademie, soudern auch des Publi- fums handelt, und daß die Künstler auch diesem verpflichtet sind.

Gteich bei der Eröffnung der Ausstellung wurde ein s{öônes Bild von Steinbrüc geseben, welches ganz den Charafter der liebenswür- digsten Naivetät an sich trägt, wie wir diese nur jemals in den Bildern des geshäuten Klinstlers gefunden haden. Wenn derselbe schon frü- her sich nach Tieck's Phantasus in lieblichen Eifen-Phanasieen bewegte, s) hat er diesmal na jener reizenden Episode eine noch ausfübrlichere Darstellung gegeben. Die fleine Marie, welche mit ihrem Brüderchen cinen Wettlauf nah dem Walde mach:u wollte, ist von der Elfenfcau in das unterirdische, aber heitere und liebliche Reich des Elfeuveolkes cingeflihrt worden. Sie hat den reichen Saal und die Grotten mit den Edelstcinen, wo Zwerge die Goldtöruer schütten, zädlen und wä- gen, bereits passirt und shifft nunmehr auf jenem wunderbaren Teich. Das freundliche, diensifertige Völkchen der jugendlichen Elfen schiebt im Kahne die fleine Marie durch das flare Wasser. Hohe Wassser- pflanzen lehnen gleich Schirmen ibre „„Blätter, groß und fabelhaft“ an cinander, und auf diesen sounigen Blättern wiegen und schaufkein sich die munteren Geuien der geheimnißvoll schaf :nden Natur. Andere plätschern, sich umschlingend , einander hascher 0, hinab und emportau- chend in der lauteren Flut, alle aber sind um den mit Blumen be- fränzten Nachen des unschuldigen Kindes versammelt, die Gaben ihres Reiches ihm fröhlich darbringend: Wasser - Lilien, Muscheln, seltsame Kcerallenzacken. Die fleine Marie aber schlägt in frommer Bewünde- rung all der reichen uiegeschenen Dinge ihre Händchen zusammen. Dies die Scene der anmuthigen Dichtung, welche dem Künstler den S toff zu cinem nicht minder anmuthigen Bilde gab. Es vercinigt seltene Eigenschaften in sich, denn cs ijl zugleich heiter und fromm, bewegt und naiv, es ist in sich so durchaus anspruchslos und versiänd- lich, und schließt so unmittelbar den tiefpoetischen Gedanfen ein, daß dem unschuldigen Kinder-Gemüth und Kinder - Glauben die Wunder und Geheimnisse der Natur geöffnet sind. Die naten Figuren der fleinen Elfchen sind voll Bewegung, Leben und Grajzie,- reich und ab- wechselnd in ihren Beschäftigungen und Stellungen und das silt- same Mädchen nimmt sich überaus traulich unter diesen ihren neuen fabelhaften Gespielinnen aus. ür die Farben - Wirkung ist der Kontrast der sonnigen, theils durchscheinend beleuchteten Blätter der Wasserpflanzen gegen die zarten Fleischtöne überaus vorthellhaft, und die, wiewohl keineswegs fleinliche Zierlichkeit der Ausführung ent- spricht vollkommen der Lieblichkeit des Hauptgedanfens. Es ijt wie gesagt, uicht das erste Mal, daß Steinbrück in diese romantische Feen- welt hineingreift und er repräsentirt zufolge dieser Richtung eine Seite der Düsseldorfer Schule, welche, ihrem Charakter und ihrem Ursprunge nact, ihr durchaus wesentlich ist und gewiß noch viel des Schönen hervorrufen wird, denn nimmermehr können wir uns denjenigen Kritikern beigefellen, welche unter dem Namen der Romantik diese Sphäre ein für allemal abgethan wissen möchten. Wenn wir aber nach den früheren Leisiungen der Schule besonders noch den Wunsch behielten, dieselbe möge zu immer fceierer Lebendigkeit und reicherer Bewegung in ibren Darstel- lungen. fortschreiten , so schen wir hier denselben-auf das vellständigste erfüllt. Möge die mäßige Dimension, die aber dem Gegenstand voll- fommen entspricht, der wahren Schäßung dieses trefflichen Kunstwerkes uicht entgegensliehen.

Neuerdings ist ein treffliches bistoriszes Bild von fe erschie- nen, demselben, dessen heilige Katharina, ven Engeln durch die Lüfte getragen, gewiß noch jedem Kunstircunde, der sie geschen , ledendig in Gedanfen ist. Diesmai stellt er uns den Kaiser Theodesius vor, wie ihm der heilige Ambresius zu Mailand den Eintritt in die Kirche ver- webrt, weil er zu Tessalonich seine Hand durch cinen im Zorn gegebenen Befehl wit dem Blute Unschu!d1ger befleckte. Wir befinden uus in der Vorhalle der Kirche, um cinige Stufen erhöbt steht der Bischof mit seinen Geistlichen, am Fuß derselben der Kaiser. Mit Ernst, aber Milde, und mit dem Muth, welchen eie höhere Macht ihm gievt, mahnt der heilige Mann den weltlichen Machihaber, nicht cher den geweihten Ort zu betreten, bis er durch Reue scin Herz gereinigt habe ven dem chl; und der Kaiser geht in sich, wabre Reue und Zertuirshung if in scinem Auge und auf dem Angesicht seines zur Erde gencigten Haup:es zu lesen. Die Umgebung des Bischofs heftet ihre Blicke 1heils auf den Kaïser, der, in sich gefehrt, die Worte der christlichen Ermahnung auf sich wirken läßt, theils auf den Heiligen, erstaunt über die ruhige NVlirde, mit der, seines höheren Berufes sich bewußt, er ohne Menschen- furht den Mächtigen der Erde zur Demüihigung vor Gott bewegt. Alle diese Figuren sind in ihrem Avsdruc belebt und jede derselben nimmt einen eigen:hümlichen, wenn gleich nicht slarfen Antheil an der Handlung. Die Judividualisirung der Köpfe hätte vielleicht noch wei- ter gehen dürfen, ohne derjenigen Stimmung Eintrag zu thun, welche, der Feierlichfeit des Momentes entsprechend, in dem Bilde berrsht. Sehr wchl bat es der Künstler zu benuyen gewußt, daßhinter dem Haupt des Ambreosins, a!eichsamals ein natürlicher Heiligehschein, die sonnig erleuchtete Kuppel der K rche sichtbar wird. Die-Anordnung is einfach und ernst, fast sypmmetrisch und nach den S1ufen der Treppe pyramidalisch, so daß wir an alte firch- liche Bilder, namentlich an Peruzino, erinnert werden. Diesen alten lirhlihcn Styl hat der Künstler aber nicht äußerlih angenommen, sondern der ganzen Auffassung nach ist sein Bild davon durchdrungen. Jn allen Bewegungen ist ein Maaß, eine gewisse Scheu, und eben so auch in der gene Stalt ‘der ganzen Farben erscheinen hier freilich oiejenigen gebrochenen , welche der Düsseldorfer Schule eigen sind und sich auf eine gewisse Zahl von Combinatianen freiwillig beschränfen. Besonders aber zeigt sich diese Discretion, die allerdings bei Vildern firchlichen oder verwandten Styls oft sehr wohl thut, in einem Ver-

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meiden zu starker Reflexe und überhaupt jener anspruchsvollen Kunst- üde des ortrags, Ta ibrichen die ipiteren Jahrhunderte der Kunst breu Vorzug suchen. Allein zwischen den beiden Erxtremen, jenem lärmenden Getese von Nefleren , jener frausen, fofettiren- den der Pinselbravour , und andererseits der zu anspruchslosen Behandlung, welche leiht ganze Flächen glatt und leer erscheinen läßt, giebt es vielleicht noch einen Mittelweg, den der Geschmack nach den Ferderunäáen der Zeit auc dann zu finden wissen möge, weun die Sinnesart des Künnlers sich lieber den ältesten, als den späteren Meistern zuwendet. Nicht als ob Mücke sich auf die Kunsiftufe des Perugino zurücsegen wollte, er hat ven den Vertheilen der späteren Kunst schon ungleich mehr in sich aufgenommen, als es jeue strengeu Nacheiferer der Aiten, von denen die Belebung der neueren Deutschen Kun? ausgegangeu ist, gestatten wollten; alleiu verglichen mit derjeni- gen Malerer, wie sie uns z. B. Vegas in seinem firchlichen Bilde auf geaenwärtiger Ausstellung darbietet, wird man immer noch ciuen sehr weiten Abstand fühlen, uud letcht lönntie es sevn, daß beide in ibrer Art gewönnen, wenn der Eine in dem Accentuiren der einzelnen Far- beniône einen Schritt rückwärts, der Andere aber vorwärts tbäte. Es handelt sich in der Kunst übarhaupt immer um das Auffinden seiner Gränzen, und wenn es viele Arten der Auffassung und Be- handlung giebt, so sind darum nicht alle glei gut, und der Sprzch des Arijtoteles gilt besonders auch in der Kunst, daß man nämlich vom Ziel zwar nach alleu Richtungen hin abirren, es aber nur auf Eine Art treffen könve. L s S Cin fleines, aber figurreiches Bild von Köhler, der in seiner Findung Mosis und seiner Mirjam gute Antecedentien bat, giebt uns den siegreichen David mit dem Haupte des Riesen Goliath, wie er vor dem Wagen des Saul einherzieht und von tanzenden und muficirendeu Jungfrauen begrüßt wird. Nach so vielen Agenten. liegenden oder mindestens ebenden Gruppcn, welche aus der Düsseldorfer Schule her- vorgegangen sind, furz nah Bildern solcher Art, wo das Modell große: theils die P\antasie des Künstlers ersegt, muß ein Gemälde mit bes wegten Gejtalten immer sehr willffommen scvn. Die tanzenden Mâtè- hen sind zwar nicht besonders originell, aber eben, sie tanzen doch; desgleichen sind auch die Rosse vor dem Wagen des Saul in heftiger Bewegung genommen und ihr Führer ist genöthigt, si, da er zu Fuß ist, im Sprung beftig anzustrengen, dant er gleichen Schritt mit ihnen halten fônne. David, den wir schon ver Jahren, wir glauben in ci- uem Bilde von Schmidt, ganz äbnlich gesehen haben, auch so das breite ge- frümmte Schwert über die Schulter lehuend, auch so das Haupt an den Haare tragend, ist, zumal als Hauptfigur, nicht eten schr gelungen ; der Künstler wollte ihn offenbar unbefangen darstellen, aber er ging vielmehr leer und unbestimmt aus; eine andere weibliche Figur, welche das Been schlägt, hat er aus seinem früheren Bilde Mirjam geborgt. Von Kie deri, der sich uns schon auf der vorigen Ausstellung durch ein treffliches Gemälde empfahl, finden wir dieômal ein ausge- dehutes, figurenreiches Bild. Es stellt den sterdenden Großmeistir des Malteser:Ordens, Johann de Lavalette-Parisat vor, wie er die um ihn versammelten Ordens Ritter zur Einigkeit und zur Erbaltung der al- ten Ordenszucht ermahnt. ie Miene des Sterbenden drückt recht wohl aus, was sie ausdrüen soll; für alle Übrigen Figuren hatte der Künstler die nicht leichte Aufgabe, den Eindruck der Nede, der sciner Natur nach eben fein fehr verschiedener seyn fann, zu modifïziren. Er suchte den Stellungen die möglichste Manunigfaitigfkeit abzugewin- nen; aber vielleicht ist diese, so wie auch die größte Verschiedeuheit des Ausdrucks, nicht gerade das, worauf cs anfommt: wir meinen daß bei Gegenständen solcher Art durch eine mehr massenhafte und so zu sagen chorartige Behaudlung mehr dem Sinn der Aufgabe entsprechen und auch sicherlich mehr Wirkung errcicht wird, als bei zu großem Bestreben nach Abwechselung, da diese nämlich nur zu leicht Vercinzelung und Unruhe nach sich ziedt. Das Bild ist im Ganzen sehr rühmlicb, schciut aber dennoch nicht ganz die Versprechungen zu erfüllen, weiche des Künstlers vorjähriges Bild uns machen licß. Weun es dagegen in der Karbe nicht überal gleich befriedigt, indem der Künstler in einigen Köpfen ins Kalte und Rothe gerathen ist, so darf dech auc in die Wagschaale gelegt werden, daß es mitunter besser scyn kann, auf eige- nem Wege zu straucheln, als auf dem allbetretenen sicher zu geben. Auch einige neue, oder weniger befannte Namen aus Düsseldorf siellen fich uns mit recht lobenswerihen Werken dar. August Siegert bildet uns den Grafen Eberhard den Greiner von Würteuberg bei der Leiche seines Sohnes Uirich ab. Der Alte sgt in scinem Zeite ernst und würdig, so daß er in seiner Trauer wohl unser Mitgefühl in Anspruch nehmen faun, gelungener noch is die Leiche des Sohnes mit cinem schönen, wirklich den Ausdruck des Todes an sich tragenden Haupte. Das Ko- lerit ist gefállig, doh sehr von dem allgemeinen Typus der Schule. Einen ähnlichen, aber allgemeincren Gegenstand behandelt Gesel fc ap: cin Mädchen, dem ein Mönch die Leiche ihres Geliebten zeigt. Sie beugt sich über den Leichnam hin und entzieht uns dadur ihr Aut- lig; im Uebrigen ist das Lampenlicht nicht so hell, um uns viel sehen u lassen. Gewiß fönnen diese leyteren Bilder uns nicht für den Aus- fall dessen en!s{hädigen, was uns der Katalog von Lessing, von Hildebrandt, ferner von Mücke u. A. versprach. Statt des Papstes Paschalis von Lessing ist zwar ein anderes Werk seiner Hand erschienen, allein auch dieses giebt uns wenig Ersa. Wir enisinnen uns, die Composition als Zeichnung vor einer Reihe von Jahren in V. Schado’ws Album gesehen zu haben: die Auésührung in Del is vem Jahr 1839; aber um die Wahrheit zu sagen, so würde es schwer seyn in diesem fleinen Oel- bilde, wenn es nicht mit seinem Namen bezeichnet wäre, den Maler des trauernden Königspaars, der Leonore, der Hussiten und des Ezzelino wiederzuerkennen. Das VBiló stellt die Erstürmung ron Jconium dar. Neu an der Darstellung ist,- daß wir uns im Junern der Veste befin- den, "und daß die Stürmenden bereits die Bresche passirt haben. Hiedurch gewinnt der Künstler allerdings den Vortheil, daß er uns die ieger von vorn zeigt, doch ist dies nicht der entscheidende Moment und das Ungewohnte sieht der Wirfung entgegen. Ju den einzelnen Figuren gewahrt man fräftige Bewegungen, doch Y aoires das Gauze, namentlich auch ín der Farbe etwas zerstreut. Das bunte Kostum, das der Künsiler gewählt, hätte wehl eine stärfere Beleuchtung verlangt,

die das Bild fräftig, deutlih und massenhaft erscheinen ließe. a li

CAE T I A

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Wissenschaft, Kunst und Literatur. Berlin. Jn der Sigung der geographischen Gesellschaf

am 7. November gab Herr Rechuungsrath Schneider eine Uebersicht seiner. meteorclogischen Beobachtungen über die Einwirkung der Plane- ten, und besonders des Merfurs, auf die Witterung, welche er ausfübrs- licher in ciner besonders gedrucklen Schrift zur allgemeinen Kenntniß gebract hat, von der er der Gesellschast ein Exemplar übergab. Herr Zeu ne legte farbig aedruckte Karten von Raffelsperger vor, und begleitete fie mit einigen Worten. Herr Dr. Klöden übergab als Gefchenk seine Abhandlung über die Mc U geognestische und geographische neu erschicuene S aEi Werke ver, aus welchen er einige Notizen mittheilte.

enti Pisani, und leate einige

derr vou Bennigten sprach über das Land án der Deutschen und Französischen Gränze zwi- scheu Rhcin und Seine, und über den Zusammenbang zwischen den gecgeognestischen, erograpbischen, ar und Bewobnbarkeités» Verhältnissen, welce er durch besonders dafür entworfene Karten ers läuterte. - Der Kaiserl. Oesterreichische Bergrath, Herr Dr. Rusfeas ger, gab cine Skizze seiner Reise dur den Taurus, Svrien, Aegrp- ten, Nubien, an den weißen Fluß, Kordcfan, das Laud der Nubas, Sennuaar, der Abbvssinischen Gränze, Denacla, cur) Süd - Eurcpa, England und Norwegen. Ein Theil der Zeit war besonders Gesells schafts-Zwecfen gewidmet worden.

Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 7. November. Abgang Ubgaug Zeitdauer

von pot Verl48n. Potsdam. St. | M. |

Uyr Morgens àl Va 7 Uhr Morgens... ; 22

Voruitt.…. 40 f » 10 S Ls 41) Nachmitt. 43 Nachmitt. . 42

es 49 - ¿ 40 A N 56 Abends 56

Zeitdauer St. | M.

» l - .- Al s v

Auswärtige Börsen. Amnxterdam, 4. November. , L; Niederl. wirkl, SchutJ 49/4. 5%, do 96", Kanz-Bill. 217/s. 5%, Span. 20/0. Pansive ds», Auxg. —. Ziusl. Preums. Prüm. Sch. —. Pol. 127. Üesterr. 103'/, Antw erpen, 3. November. Zinsl. 5'/,. Neue Aul. 29! G. Hamburg, 5. November.

Bank-Actien 1700. Engl. Russ. 11 6*"/,. London, 3. November.

Cous. 3%, 88!/,. wee, —,. Neue Aul. 21/4. Ausg. Seh. 10/2, 2'/2%/4- Moll, 50S, 5g 96/4 3%, 21/2. Engl Russ. —. Bras. 73. Columb. 23 4.

Peru —. Chili —. : : N Paris, 2. November.

59/, Rente fin cour. 110,95. 3%, Reute fin cour. 77. 60. 5%, Neap! au cumpt. 102, 59/4 Npan. Reute 22/4. Paxsive D'/2. Ph

Port. —.

Passive 5/4. 59/4 Port. 33 Mex. 27.

Wien, 3. November, 59), Met. 105, 4% 97/8 Bu —. 2 /39/0 Bank-Actien 1686. Aul. de 1834 133'/,. de 1839 117.

Y/ 1 ie s

Königliche Schauspiele. Montag, 9. Nov. Jm Schauspielhause: Die Mäntel, Lust-

spiel in 1 Akt, von C. Blum. Hierauf: Die Schleichhändler,

Possenspiel in 4 Abrh., von E. Raupach. . N A 10. Nov. Im Opernhause: Das Stelldichein, oder: Alle furchten sich, komische Oper in | Akt. Musik vou Nicolo Jsouard. Hierauf, auf Begehren: Der Seeräuber, gro- ßes Ballet in 3 Abth., von Paul Taglioni. Musik von Gährich.

Im Schauspielhause: 1) La reprise le: La Grande dame, drame-vaudev!lle en 2 actes, par Secribe, 2) La seconde représen- tation de: La meuniére de Marly, vaudevuille nuouveau con 1 acte,

Königsstädtisches Theater.

Montaa, 9. Nov. Wilßelm Tell. Heroisch-romantische Oper in 3 Akten, nah Jouy und Bis frei bearbeitet von Theodor von Haupt. Mußk von Roisini. (Herr Wild: Arnold, als Gast.)

Dienstag, 10. Nov. v Schauspiel in 2 Akren, nah dem Französischen von Th. Hell. Hierauf: List und Phlegma. Vaudeville-Posse in 1 Att, frei nah Patrat, von L. Angely. (Dle. Schmidt vom Hostheater zu Hannover, im ersten Stück: Christine, im zweiten: Adolphine, als Gastrollen.) :

Miciwoch, 11. Nov. Zum vorleßten Male: Darstellung sheinbarer Zauberci, aus dem Gebiet der unterhaltenden Physkk und Mechan:!k, gegeben von Herrn Döbler. Vorher, zum erstens male wiederholt: Der Liebe und des Zufalls Spiel, oder: Maske für Maske. Lustspiel in 2 Akten von C. Lebrün. (Dlle. Julie Herrmann, neu engagirtes Mitglied dieser Bühne: Sophie, als Antrittérolle.)

Verantwortlicher Redacteur Arnold. - A i

Gedrudt bei A. W. Hayn.

—- —— —- “e ded

Allgemeiner

Bekanntmachungen. Oeffentliche Bekanntmachung.

mit befannt gemacht, daß dieselben na dem von ih- rem verstorbenen Vater, Plaufammer-FJnspektor Pre- mier-Lieutenant a. D. Ernst Daniel Holiwardt, hinter- lassenen und am 9. Dezember 1838 eröffneten Testa- mente zu geseglihen Erben eingesegt worden sind. Berlin, den 22. Oftober 1840. Königl. Preußisches Kammergericht.

Bekanntmachung. Die Kur- und Neumärkischen Pfandbriefe Nr. 33,183 über 50 Thlr. 3606 - 50 5 27452 s 100 3s 38,019 - 100 - 3913 - 20 » 26,381 - 300 - sind im laufenden Jahre aus einem Nachlasse hier- selbs muthmaßlicy gestohlen und weiter veräußert

an

Bei Frar

ug M Anhaber derselben werden biermit auf-|und durch alle B gefordert, F unter Production dieser Papiere, in durch die Stuhrsche, Berlin, Schloßplay Nr. 2, sämmtliche musßi

termino den 3. Dezember d. J., in den Vormit- tagsstunden auf dem Kammergerichts- Jnquisitoriate|in Oranicnburg.) (Hausvoigteiplay 14) einzufinden oder Tich christlich

Von dem Kammergericht hierselbst wird den ihrem|\zu melden, widrigenfalls sle ch der Gefabr aussegen, * Aufenthalte na unbekannten Künstlern Friedrih Karl|wegen Begünstigung des ermittelten Verbrechens zur

und Alexander Friedri, Gebrüdern Holzwardt hier-| Untersuchung gezogen zu werden. Berlin, den 2. Noveuniber 1840.

Königl. Kammergerichts-Jngquisitoriat.

Herausgegeben von G. E. Seidemann. Preis geh.

Anzeiger fúr die Preußischen Staaten.

wollen,

1841.

teorologie. wurden. 64 sgr.

Gespräche 2c.

Geso feits-Formeln, cheib ín Prag ist soeben erschienen

von Ferdinand Leopold Rammstein, Professor der Franzéesishen Sprache an der Universität

Literarische Anzeigen. ¡u Prag.

So eben is bei Heinrich Franke i . 8yo. 1840. Velinp. À erschienen und in e Eule m f lis t t r E bei E. S. Mittler (Stechbahn 3) zu haben:

FO term PACEenducd das ahr Zum nüglichen Gebrauch für Oekonomen, Gartenbesizer und Freunde der Me-

geh. 2 Thlr. 15 sgr. oder 4 Fl. 30 Kr.

Ein Rézensent sagt: „Dieses von einem höheren Standpunkte als gewchnliche Sprachbücher ausgebende Werk fann um so mehr empfohlen werden, als dasse:be Gegenstände umfaßt, die noch in feinem ähnlichen Werke mit solch? ausführlicher Sachkenntuiß besprochen) nd 50 Bogen Text bectehende Werk wird im Lause

Ra Mes Lde Conn eregtias L O Sehe, t d li E Le : gewohnliche Fra prüche, so wie Theater-

er zweite Theil Conversation musicale

e

Potsdam, Hohenwegstr. Nr. 4, auch durch A. Th. Gau|Fundarube' von musikalischen Kunstausdrücfen für jes

den Musikffceund. Dex dritte Theil Conversation chevale-

Gespräche und Uebungen für Deutsche, |resque behandelt den meislea Lehrern und Lernenden die sich in der Französischen Conversations-|noch unbekannié Gegenstände uud bringt die Kunst- Sprache über geselischaftliche, musikalische] 2usdrücke der Reit- und Fechtkunjt, der Jagd, der und ritterlihe Gegenstände vervollfommen|Schwimm-, Kricgs- uud Tanzkunst, der Gese

llichafis-:, Karten- und aller auderen Spiele, und kann daber die- ses Werk als das vellsiändigste aller bis jeut besichens

den Sprachbücher empfch!en werten. | ‘Feder Theil, mit f s besonderen Titel versehen,

bildet cin unabbängiges Werk uud fostet eiuzelu 25 sgr. oder 1 Fl. 30 Kr.

Unterm bentigen Tace wur'en ausgerehen:

HERCULANUM und POMPEJL

133ste bis I464te Liefernng, jede zu 6! sgr: Das ganze aus 200 Lieferungen mit 800 Kupfern

die-es Jahres noch vollzöndig geliefert. Hamburg, 1%. Sept, 1840, Juh. Aug. Meissner. Zu beziehen durch die Nicolaische Buchhandlung in Berlin (Brüderstrasse No. 13), Elbing , Steitin und Thorn

Die Königin von sechzehn Jahren.

.

Preußisch

Allgemeiné

e Staats-Zeitung.

Berlin, Dienstag den 10w November

Amtl. Nachr.

Nußl, u. Pol. St. Petersb. Schreib:n des Großflirsien Thron-

felgers an die Universität Helsingfors. ankr. Paris, Die Stellung der Moléschen Partei. Börse. Lyon. Uebershwemmungen. Großbr. u. Jrl. London. Hume gegen d. Repeal. Kriegs- und Manifest Fra Engl. und Franz. Seemacht im Mittelmeer. N

auifest r de Paula’s. ederl. aag. Deputat. aus Luremburg. Taufe d. Erbprinzen. Belg. Brüssel. Bevorstehende Eröffnung der Kammern. Dän. Adresse der Nordjütländischen Stände. Epe v) r eet eipz1g. Brief (Berichtigung). Frank- urt. ief. Oesterr. Prag. Neues Böhmisches Archiv. Trt 409. Kiamil Pascha zum Pascha von Belgrad ernannt. -— Rüstungen. GLe S O Berichte (nach dem Oest. Beob.) über die Krieçs- reignisse. Juland. Ges, P Gi 0. , K. u. L. ar. gung der Akademie der Wissensch. Kopenhagen. Gefells. für Nord. Alterthümer. Mens

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se Königl. Majestät haben den bisherigen Ober-Landesge- rihts- Assessor von Schwarkßkoppen zum Director des Land- und Stadtgerichts in Siegen Allergnädigsi ernannt.

1

Zeitungs-Nachrichten. nul and

Rufßfland und Polen.

St. Petersburg, 3. Nov. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger hat, als Kanzler der Alexander-Universität zu Helsingfors, bei Gelegenheit des vor kurzem gefeierten Jubi- láums diejer Anstalt, das nachstehende Schreiben an das Kon- sistorium A etm:

„An das Konsistorium der Kaiserlichen Alexander-Uni ;

Lebhaften Autheil nehmend an Allem, was die u Sr. Mai dem Kaiser Meiner Pflege anvertraute Universität betrifft, freue ch mich herzlich, daß diejelbe unter göttlichem Segen das 0jährige Ju- biläum ihres Bestandes gefeiert hat. Möge dieses Fest, wie es jeyt zu cinem demüthigen Dankepfer vor dem Allmäcttigen wurde für alle die Wohlihaten, welche, seit jener Reihe von Jahren, über Fiunland aus dessen böchstem Heilizthume der Wissenschaften sich er ofen,

„auch fürderhin eine sichere Bürgschaft für die Unwandelbarkeit

der lauteren -sittlihen Grundsäße seyn, welche stets biéhec der Universität zum Leitstèrne gedient haben. Entfernt, weilte Jch an diesem unvergeßlichen Tage mit Meinen Gedanken mitten unter Euch, Meine geliebten Mitgefährten, und vereinte Mich im Geiste mit Euch zu jedem Eurer heilsamen Wünsche. Mit der Bitte, Mir eine Schil- derung der vollzogenen Jubelfcier zuzusteilen, verbleibe Jh Euch stets wohlgewmogen. Der Kanzler der Alexander-:Universität: Alexander. Yeretdes den 20. Juli (1. August) 1840.“

orgestern Abends hatten wir hier bereits eine Kälte von

mehr als 3 Grad.

Frankrei.

Paris, 4. Nov. Eine wichtige Nüúance in der Kammer, die, obgleich an Zahl nicht sehr-bedeutend, doch bei der Schwebe, in der sich die beiden großen Parteien so ziemlich hal:en, leicht berufen seyn könnte; durch ihren Hinzutritt nach der einen, oder der andern Seite hin den Ausschlag zu geben, ist die Näáance des 15, April, bestehend aus den politishen oder persönlichen Freunden des Grafen Molé. Diese Partei zeigt sich noch keines: weges geneigt, das jeßige Ministerium unbedingt zu unterstüßen. Es mögen {persönliche Beziehungen aus der Zeit der Coalition zum Theil zu Grunde liegen, sie sucht aber auch idr gegen- wärtiges Schwanken dadurch zu erklären, daß sie zu dem System und der Politik des gegenwärtigen Kabinets kein rechtes Ver- trauen fassen fônne. Jhr Organ, die Presse, spricht sich heute über das, was ihrer Ansicht nach geschehen müsse, in folgendem Artikel aus: „Bringt uns das neue Ministerium eine neue Po- litif? Wenn man dem Organ glauben muß, welches sich der Vertheidigung des Ministeriums unterzogen hat, so gelangt dasselbe nur mit der Jdee ans Ruder, die durch dic Coalition unterbrochenen Traditionen der Ordnung und des Widerstandes einfach fortzuseßen. Wir sind gewiß Anhänger der Ordnung, wie irgend Jemand und eben aus Liebe zur Ordnung erfláren wir, jede Politik, die sih aussließlich auf den Widerstand be- schränkt, gegenwärtig für unzulänglih, wo nicht für gefährlich. Sie würde nichts aufhalten, nichts befestigen, weil Prozesse, Ge- walt, Einschüchterung die Gemüther nur aufregen und erbittern falt sie zu beruhigen. Ihr könnet in materieller Hinsicht den

nschein oer Ordnung erlangen, aber niemals die Ordnung selbst. Man wird die Institutionen nicht mehr mit bewaffneter Hand

“angreifen; aber man wird sich im Dunkeln verstecken, um auf das

Königthum zu schießen. Man wird nicht mehr bei verschlossenen Thären, dischen zwei Lichtern, sondern am hellen Tage, E, wei. Flaschen konspiriren. Jhr werdet die Klubs nur in patriotische Banketrs verwandelt haben. Jhr werdet “die Revolution offen zurückdrän- gen, aber se wird dann ihr Geschäf! im Finstern fortseßen; sie wird in das Geseß übergehen, sie wird sich Reform nennen. Je-

: zes ausschließlihe Widerstands-System wird daher sein Ziel ver-

chsen, weil es ein Gese des moralischen, wie des physischen Uebels ist , daß dieses, wenn man nicht seine Ursache ermittelt, und es mit der Wurzel ausrottet, beständig wieder erscheint, und neue Zweige treibt. e Unordnung, die ihr unterdrückt, wird weiterhin, unter einer andern Gestalt wieder ausbrehen. Wenn

daher die Politik des Ministeriums nur eine Neminiszenz der Vergangenheit wäre, so würde fie, um nicht mehr zu sagen, un- fruchtbar seyn. Die Vergangenheit gehört für uns \chon u den Erfahrungen, und is eine abgeurtheilte Sache. ie hat alle Alternativen erschöpft, sie hat alle fräáfti- gen Männer abgenußt und entzweit; sie hat abwechselnd ihre Anwaadlun en des Widerstandes und des Fortschrittes ge- E sie ist ga einem Pendel hin- und hergeschwanft, von der infen zur Rechten und von der Rechten zur Linken. Sobald sie einen Schritt vorwärts thun wollte, war sie genöthigt, wie- der einen“ zurüczuthun, und gleich darauf ward sie neuerdings vorwärts getrieben, um wieder zurucfzuschreiten. Es existirt da- her in ihrer Lage etwas Falsches, denn der Mensch ist nicht dazu gemacht, sich zu bewegen, ohne“ den Plab zu verändern. Es hat eine Politik der Einschüchterung gegeben, die die größten Atten- tate aicht verhindern konnte, es hat eine Politik der Coalition egeben, die die Mitglieder derselben nur nech mehr entzweit at; ‘es hat eine Polirik der Versdhnung gegeben, deren Resultat eine größere Erbitterung als zuvor war. Alle diese Sy- steme mit ihren verschiedenen Benennungen und Hoffnun- gen sind daher schon vergebens versucht worden. Das System des politischen Fortschrittes, selbst das gemäßigte, is unmöglich, denn es hat keine Gränzen und führt von Zugeständ- niß zu Zugeständniß, wie wir es erfahren haben, unvermeidlich dem revolutionairen Abgrunde zu. Der Widerstand is auch un- möglich, da er; nah überstandener- Gefahr, fortwährend aufge- geben werden mußte. Das Gleichgewicht zwischen dem Wider- stand und der Bewegung ist ebeufalls unmöglich, da jede An- náherung nur zu größeren Spaltungen geführt hat. Es muß daher entweder die Constitution und die Freiheit untergehen, oder die Regierung muß eine neue Politik finden. Unserer Ansicht, unserer innigsten Ueberzeugung nach, die sih auf das einfachste Studium der Thatsachen und der Bedürfnisse unserer Zeit grün- det, kann und darf diese Politik keine andere, als eine Politik der Diversion un. Man muß das Terrain und die Waffen des Gefechts ändern. enn man zu keiner Lösung hat gelangen kön- nen, wenn die Gefahren heute drohender erscheinen, als früher, so liegt dies ohne Zweifel daran, daß die Fragen schlecht gestellt worden sind. Jene Diversions-Politik erfordert, um verstanden und angewendet zu werden, weder ein großes Genie, noch eine ungewdhnliche E sie i weder unbestimmt, noch un- klar, sie erfordert nur gesunden Menschen-Verstand und Redlich- feit. Sie bedingt keine allgemeine und radikale Umschmelzung, und man braucht nicht 100 Jahre darauf zu warten und sie auf eine müßhsame ausführen, man braucht nur den Muth dazu zu haben. Jene Po- litif verhehlt nicht die Uebel unserer Gesellschaft; sie sagt sich, daß unsere beiden Revolutionen uns, mit Recht oder mit Unrecht, die Demokratie als eine unbezwinglihe Thatsache vermacht haben, aber die rohe Demokratie, d. h. ein Problem, welches zu ldsen, eine Organisation, welche zu machen is; denn nur da kann wahr- hafte Ordnung herrschen, wo vom Gipfel bis zur Grundlage eine methodische Organisation besteht. Die ganze zu ldsende Schwierigkeit besteht also darin, ohne Vernichtung der Constitu- tion, ohne Verlebung der Grundgeseße, ohne Erschütterung un- sere Jnstitutionen und unsere Sitten mit der Demokratie in Ein- klang zu bringen. Die Ursache des innern Uebels, welches uns verzehrt, besteht darin, daß die Demokratie uns unvorhergesehen, plôblih überfallen hat, daß sie abwechselnd besiegt und siegreich gewesen ist, daß sie feindselige Elemente in sich aufgenommen hat, daß sie gezwungen gewesen is, sich selbs Geseße zu improvisiren, daß sie noch eben so sehr der Vergangenheit, als der Zukunft angehört, und daß es ihr daher sowohl in der Art ihrer Existenz, ‘als in der Art ihrer Wirk- samfeit an Logik und an Einheit fehlr. So ist das Wahl- geseb, welches in der Zeit, wo es gemacht wurde, das ein- bis vernünftige und das einzig mögliche war, ein anti-demöfrati- ches Geseß, da die Demokratie das auf die Person und nicht auf die Sache gegründete Recht is, während das Wahlgeses sich auf das Eigenthum basirt. Ein gutes, definitives und unangxeif- bares Wahlgeseß kann nicht isolirt bestehen; es muß vorläufig und unumgänglich ein Geseß über den dffentlichen Unterricht Zur Grundlage haben. Von dem Augenblicke an gehört das Wahl- recht der durch Präfung erwi-senen Fähigkeit an. Man betnerke wohl, daß gegenwärtig das Eigenthum das Wahlrecht, nicht als einen inhärirenden Besiß, sondern als eine Präsumtion für die Fähigkeit verleiht; aber dies ist eine Präsumtion, welche Wähler, die nicht einmal lesen können, oft Lügen strafen. Dieses Geseh ist eine Fiction und jede Fiction ist gefährlih. Das unsrige würde eine Wahrheit seyn. Man würde dadurch den Gegnern alle jene Worte über Stimmrecht und Fortschritt rauben, welche auf die Gemüther wirken, wie Sturm auf die Wellen. Jhr würdet da- durch verhindern, daß die revolutionairen Leidenschaften das Land durch das Geschrei nah Wahl. Reform aufregen, während ihr zu gleicher Zeit durch ein zweckmäßiges Geseß über den dentlichen Unterricht mehr nübliche Professionen erschaffen, und deu känfti- gen Generationen Achtung und Liebe für die National - Gewalt einimpfen würdet. Diese Verbesserung, einmal erlangt, dieses lebensf; áftige und fundamentale Gese der Demokratie einmal promulgirt, und man würde dann zu allen Verbesserungen in der Presse, in der Administration, in der Munizipal-Verwaltung, in den Steuern, in den Zöllen u. s. w. schreiten können. Dies is stets, unserer Ansicht nah, die Diversions - Politik gewesen. Wir wissen, daß diese Politik nicht die der Journale ist und seyn fann; denn mit ihr müßten sie wirklihe Jdeen ha- ben, Studien machen, Systeme aufstellen und. Systeme erörtern können. Eine solche Politik würde die Absebung aller Journale seyn, sowohl derer, welche das Ministerium stüben, als derer, welche es bekämpfen. Eine Regierung, welche leben will, und welche genöthigt is, Angesichts einer Presse zu leben, deren be- ständiges Geschäft die Negation und die Zerse ung ist, muß im- mer, wir haben es hundert Mal peloos das Terrain der Erörte- rung wählen und es sich nicht vorschreiben lassen. Möge sie daher diejen Vortheil benußen, der ungeheuer is, wenn man ihn zu

eise vorzubereiten. “May kann sie mörgen, heute -

verstehen weiß. Dies is die Politik, welche wir beständig ander rathen haben, und die wir von den neuen Ministern befolgt ÿ sehen wünschen, sobald fie die große Frage wegen Krieg und Frieden, welche jeßt ausschließlih alle Gemüther beschäftigt, erle- digt haben werden.“ A

Die Deputirten versammelten sih heute um 3 Uhr (m Kone ferenz-Saale. Es wurde die große Deputation durch das Loos ernannt, die morgen den König empfangen soll, welcher sich um l Uhr von den Tuilerieen in den Palast der Deputirten-Kammer zur Eröffnung der Session verfügen wird. Die große Depu- tation besteht aus den Herren Saglio, von Lascases, Pauwels, Reynard, Bonnemain, Croissant, Janvier, Rencuard, Sade, Auger, Genies, Defermont, Arago, Dejean, Gaillard-Kerbertin, Corne, Mallet, Leon von Malleville, Larabit und Dubois. Atters-Prásident der Ka:nmer ist Herr von Nogaret.

Auf den vor einigen Tagen mitgetheilten Auszug aus einer Korresponden der ‘‘Times‘/ über ein Darlehn, welhes Herr Thiers vom Könige erhalten habe, erwiedert heute der Consitu- tionnel: „Die „Gazette de France“/ und das „Commerce‘/ haben der „„Times“/ eine verleumderische Aeußerung gegen Herrn Thiers entlehnt. Wir sind ermächtigt zu erklären, daß die angeführte Thátsache eine unwürdige Lüge is. Die Abgeschmacktheit der Erfindung übersteigt die Gehässigkeit derselben.“

Herr von Lamartine har seinem Freunde, dem Herrn Granier von Lassagnac, der eine Reise nah dem Vereinigten Staaten angetreten hat, einen Brief geschrieben, den die Jour- nale verdffentlichen- und der mit folgenden Worten \chließt: „Jch wünsche Jhnen Glück dazu, daß Sie unsere Ufer in diejem Augenblicke verlassen. Wir gehen mit starken Schritten cinem LeRneen Augusk und einer möglichen Zerstückelung cntgegen. Beklagen Sie diejenigen, die, wie ih, das Uebel scit zwei Jahren sehen, und keine hinlänglih starke Partei haben, um es zu verhindern. Mögen die. Winde für Sie, und Gott für uns seyn.“

Die Posten aus Lyon und aus Marseille sind, wahrschein- lih wegen der Ueberschwemmungen (s. u. die Briefe aus Lyon) seit zwei Tagen nicht in Paris eingetroffen.

Herr Bergeron sucht sih heute in den Journalen we- gen der Vorwürfe zu rechtfertigen, die man ihm über sein Benehmen gegen Herrn von Girardin gemacht hat. Wir theilen seine Aeußerungen mit, um die Akten über diesen Vorfall, der Aufsehen in Paris macht, zu vervollständigen :

„Die „Presse“ hatte sich in ihrer Nummer vom i6. Oltober, bei Gelegenheit des Darmcsschen Attentats, cine sür mi belcidigende Namens: Zusammenstellung erlaubt. Es war dies mehr als cine Be- s{himpfung, es war eine Denunciation, es war ein Anarif uf mei Eristenz selbst. Jch wandte mich an den Haupt-Kedacteur der „Presse“, um die Genngeyents zu erlangen, auf die ih ein Recht hatte. Herr Emíl von Girardin bat se mir förmlich verweigert. Nachdem ich vek- gebens alle gewöhnlihen Wege erschöpft hatte, befand ih wmich in der Oper, dem Herrn Emil von Girardin gegenüber. Jch habe gethan, was jeder Ehrenmann an meiner Stelle gethan haben würde, ich habe ibu gechrfeigt. Die Beschimpfung war öffentlich gewesen, die Reprefs- salien mußten es ebenfalls seyn. Dieser beklagenswerthe, aber durch Herrn von Girardin nothwendig gemachte Skandal hat nur cin Be dauern, ein einziges bei mir hinterlassen, nämlich das, daß ich einen Gatten, in Gegenwart seiner Frau, geschlagen habe. Die Beleidigung, die ih erfahren hatte, verlangte eine szleunige Genugthuung. Wenn irgend etwas das sehr lebhafte Bedauern mildern kann, welches ich über jene harie Nothwendigkeit empfand, so ist es der Gedanfe, daß Herr von Eirardin sich von der Lust, mich zu beleidigen, jeinerseits an nihcht durch die Rücfsiht abhalten ließ, daß das Schandmal, welches er mir aufdrücten wollte, sich auch meiner Familie mittheilen mußte, die sicherlich eben so viel Rücksichten verdient, wie die des Hern Emil von Girardin. Nachschrift Jch lese so eben ein Schreiben des Herrn von Girardin, worin er de! Aft der Gerechtigkeit, zu dem er mich gezwungen hat, einen hetimtücki- schen Hinterhalt nennt ; er beschuldigt mich, ihn von hinten her geschia- gen zu baben und davon gelaufen zu seyn. Einige Thatsachen ftatt aller Autwort. Herr von Gtrardin war von mehreren feiner Freunde umringt ; ih erschien allcin in einer Nebenloge: ih sand daher (!) ne- ben ihm und nicht hinter ibm, und da ibu meine Hand ins Gesicht getroffeu hat, so mußte dasselbe wobl gegen mich gerichtet gewesen sevn. Nachdem ich mich laut genaunt hatte, zog ih mich zurück, um eine Verlängeruug unnüyen Sfkandals zu vermeiden, und ich schrieb segleih an Herrn von Girardin, um ihm die Namen und Adresse der Personen zu geben, die bereit wären, mit seinen Sekundanten in Verhandlung ¡zu treten Welches auch der Ausgang dieser Sache sevn möge, ich babe das Bewußtsepn, eine peinliche aber gebieterische Pflicht erfüllt

(gez.) L. Bergeron.“

zu haben.

Börse vom 4. Nov. Heute schien an der Börse Entmu- thigung an die Stelle des außerordentlichen Vertrauens, welches sich gestern gezeigt hatte, zu treten. Es hieß, die Chancen des Herrn Thiers für die Präsidentschaft der Deputirten - Kanne! hätten seit gestern sich ansehnlich gemehrt; er könne bereits auf mehr als zweihundert Stimmen zählen. Auch hieß es, die Thron- Rede werde sehr kriegerisch lauten. (S. die Telegr. Nachrichtcn der zestrigen St. Z.) Das ebenfalls verbreitete Gerächt, daß cs dem Prinzen Louis Napoleon gelungen sey, aus seiner Hast zu entfommen, fand feinen Glauben. Nachschrift 4'/, Uhr. Wir vernehmen in der That, daß die Ernennung des Herrn Thiers zum Präsidenten der Deputirten-Kammer als gewiß be- trachtet werden könne. Gestern hatten sich die Freunde des Herrn Thiers \chon der Unterstühung von 175 Deputirten versichert. Heute soll diese Zahl bereits auf 196 angewachsen seyn. -Die Dc- putirten- Kammer zählt bekanntlich 459 Mitglieder. Jn diesem Augenblicke sind aber noch keine 400 in Paris anwesend. Es wird uns ferner versichert, die in den Umgegenden von Paris garnisonirenden Negimenter hätten den Befehl erhalten, bereit zu seyn, um sich auf das erste Zeichen in Marsch zu seben, insbe sondere aber vom Sten d. M. an, denn erst um diese Zeit wer- den die Operationen der Kammern beginnen.

Lyon, 31. Oktbr. (A. Z.) Furchtbares Regenwetter tif héftigem Südwind hat den frischen Alpen- und Jura-Schnee schmolzen und Saone wie Rhone angeshwelit, daß E T0 D sich fast in der Mitte der Stadt umarmen. Schiff! De Aa Kähne sind vom Ufer gerissen und fortgeführs wordet/ :