1840 / 318 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sehrtheit des Ottomanischen Reichs unvereinbar sevn und die Un- abbángigfeit des Sultans in seinen Verhältnissen zu fremden Mächten vernihte; und die Erfahrung der legten Jahre hat allerdings nur zu sehr bewiesen, daß diese Meiuung niht ohne Grund is. Die Ausdehnung der Gränzen, in welche es nothwen- dig sevn möchte, die delegirte Gewalt Mehmed Alis einzuschränken, um die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, daß ex in Zukuu statt eines ungeborsamen ein geborsamer Unterthan seyn und daher, statt eine Ur- sache der Schwäche für das Ottomanische Reich zu bilden, eine Duelle der Kraft für dasselbe werden dürfte, ist ein Punkt, über welhen man verschiedener Meinung seyn fann, und diese Frage brauche ih jeßt nicht zu erörtern. Die Britische Regierung glaubt aber, daß, wie auch fremde Mächte hierüber denten mögen, solche Ansichten nur dazu die- nen fonnen, den Rath zu bestimmen, welchen diese Mächte dem Sul- tan zu geben, oder über den Umfang des Beistandes zu entscheiden, den fie ihm zn gewähren geneigt wären; daß es jedoch bei dem Sul- tan steht, als Souverain des Türkischen Reichs, zu beschließen, welcher von seinen Unterthanen durch ihn dazu ernannt wer- den solle, gewisse Theile seines eigenen Gebiets zu regieren, und daß feíne fremde Macht ein Recht Lade, dem Sultan in der un- umschränkten Ausübung einer der mit unabhängiger Souverainetät wesentlich verbundenen Befugnisse irgend eine Vorschrift zu machen. Die Prinzidien-Frags, auf welche ih hier aufmerksam gemacht, dü1fte wahrscheinlicher Weise keinen praftischen Einfluß auf jeut schwebende Ereignisse haden, aber die Britische Ner fühlte sich gedrungen, ibre Ansichten nicht durch Schweigen über diesen Gegenfland einem Mißverständniß ausgesegt zu lassen. Ew. Excellenz werden dem Mi- nister der auswärtigen Angelegenheiten eine Abschrift von dieser De- pesche Übergeben. Jch bin u. s. w. (gez.) Palmerston.“

Das von dem „Constitutionnel“ kürzlih gemachte Einge- ständniß, daß Herr Guizot sogleich nah feiner Ankunft in Lon- don der Französischen Regierung Frankreichs Stellung zur Orien- talischen Frage als zu sehr gefährdet bezeihnet und die Hoffnung aufgegeben habe, dieselbe wieder A Een zu können, wird von der Morning Chronicle in folgender Weise beleuchtet:

„Dieses Eingeständniß zeigt hinlänglich, daß die Französische Po- [itif ihrer Natur nah England schon im vergangenen März entfrem- det haben mußte, und daß schon damals feine Hoffnung einer Aus- gleihung vorhanden war, so daß also das Lärmen des Herrn Thiers und seiner Journale bei der Nachricht von der Unterzeichnung des Vertrages fünf Monate später um so seltsamer erscheint, weil man daraus schließen konnte, England und Franfreich seyen bis dahin Hand in Hand gegangen, und das erstere habe verr therisch O und Freundschaft gebrochen, während doch nach dem eigenen Eingeständniß des Herrn Thiers und des Französischen Botschafters in London damals schon jede Uebereinstimmung zwischen beiden Mächten eine Unmöglichfeit geworden war. Der „Cönstitutionnel““ sagt auch, daß das Soultsche Kabinet nah der Schlacht bei Nisib dem Pascha von Aegvpten förmlich versprochen habe, ihm die erbliche Herrschaft über Syrien unter der Bedingung, daß er den Taurus nicht überschreite, zu verschaffen, und daß deshalb Herr Thiers später einen Agenten n-ch Alerandrien geschickt, um den Pascha zu vermögen, freiwillig sich mit dem lebenslänglichen Besiy von Syrien zu begnügen. Dieser Aufschluß kommt aus dem Munde des Herrn Thiers, er und fein Anderer konnte solche Behauptungen im „Constitutionnel“ aufstellen. Nun aber haben die Franzöfische Regierung und selbst Herr Thiers in seinen diploma- tischen Noten ausdrücklich erklärt, daß Frankreich feine Verpflichtung gegen Mehmed Ali eingegangen ; Franzöfische Minister betheuerten, daß sie feine solche Verpflichtung hätten, und daß ihre Einmischung zu Gun- sten des Pascha, um für diesen Syrien zu erhalten, ihren Grund nicht in einem besonderen Verlangen, daß er dasselbe erhalten solle, sondern in den- Einwänden gegen die Art und Weise habe, womit man ihn zwingen fönne, dasselbe zu räumen. Beim Beginn diefes unglüdckseli- gen Streites s{hlug England Frankreich ein Mittel vor, die Unabhän- gigkeit der Türfei zu sichern und dadurch zugleich Jbrahim Pascha ab- zubalten, den Taurus zu überschreiten. Das Leytere würde dur das Erscheinen einer vereinigten Flotte in der Bai von Skanderun, wie dies Lord Palmerston vorschlug, sogleich bewirkt worden seyn. Aber nein ; die Franzosen zogen es vor, Jbrahim Pascha dadurch aufzuhal- ten, daß fie ihm den erblichen Besiy Syriens versprachen, und zwar in dem Augenblicke, wo Frankreich wußte, daß dies den Wünschen und der Politif Englands schnurstracks zuwider lief. Damals drach Franfreih die Englisch - Französische Allianz, indem es mit den Negvptern eine ausschließende Uebereinfunft traf, eine Ueberein- funft überdies, welche nicht eingestanden werden fonnte und es uicht wurde. Nachdem diese Stipulation gemacht, nachdem es auf diese Weise Ibrahim den Besiß Syriens garantirt, trat Frankreich in eine Konferenz zur Bewahrung der Jutegrität des Osmanischen Reichs, d. h. es erbot sih, mit Anderen eine Frage zu berathen, die es bereits entschieden und erledigt hatte. Kein Wunder, daß Franfreich Scheu

* trng, diese Angelegenheit mit England zu erörtern und fie auf freund-

schaftliche Weise gemeinschaftlih mit ihm beizulegen. Es hatte Eng- land bereits verrathen uud die Frage auf die feindseligste Weise ge- gen England entschieden; und dann rief es die drei anderen Mächte an, ibm beizustehen.

_ Die Morning Chronicle sagt über die Französische Thron-Rede: „Dieses Dokument ist des aufgeklärten Souve- rains würdig, der es gutgeheißen hat, und sehr ehrenwerth für seine Minister. Frankreich nimmt die ihm gebührende Stellung ein, ohne unnüßerweise mit seinen Hülfsquellen zu -prahlen, ohne Drohungen zu machen, welche nur dazu dienen könnten, den Haß und die Eifersucht der Nachbarstaaten zu nähren, aber mit der ruhigen Würde, die einer großen und mächtigen Nation wohl ansteht. Nichts kann zwecmäßiger und in besserem Geschmacke gesagt werden, als das, was über den Londoner Traktat und die Pflichten, welche er Frankreich auferlegt, gesagt ist. Die Hoff- nungen, welche die Rede ausspricht, werden nicht C, der Friede Europa’'s wird nicht gestdrt werden.“ Am Schlusse ihres Artikels ertheilt die „Chronicle“ der talentvollen und erfolgreichen Politik Lord Palmerstoz 's in der orientalischen Frage großes Lob und bemerkt, daß derselbe, von vielen Seiten mit Heftigkeit an- gegrifsen, nicht immer von denjenigen, die dazu verpflichtet gewe- sen wären, gehörig unterstüßt worden sey. „„Lord Palmerston““, sagt das genannte Blatt, „hat den Ruf seines Vaterlandes geho- ben, nicht dadurch, daß er die Eifersucht der anderen Nationen durch schlecht geregelten Ehrgeiz aufregte, sondern dadurch, daß er die Sache der Wahrheit und des Rechts dur Mittel auf- recht s. die auf Rechtlichkeit und Geradheit gegründet waren.“ L Der Standard will wissen, daß das pro forma bis zum l2ter d. M. prorogirte Parlament , einem heute in Windsor ge- faßten Geheimenraths -Beschlusse gemäß, noch bis zum 10. De- e ETLC Ls solite werden. Die amtliche Bekanntmachung dieje eschlusses sollte in der Ho i i Mad ausgegeben nf Hofzeitung erscheinen, die heute

Der Marquis von Clanricarde wird in der nächsten Woche nach St. Petersburg abreisen, um seine Functionen als Botschafter am Russischen Hofe wieder anzutreten.

Sobald die Königin das Schloß Windsor verlassen hat, wer- den in den Zimmern derselben große Vorbereitungen getroffen werden zur Einrichtung der Zimmer für das Königliche Kind und das mit dessen Dienste verbundene Personal. ie Königin ist Willens, in den ersten Tagen des Januars nach Windsor zu- rúcézukehren und dort lange Zeit zu bleiben.

Der Russische Gesandte, Baron von Brunnow , leidet seit einigen Tagen sehr an Halsbeschwerden, doch befindet er sich be- reits in der Besserung.

gegeben habe.

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Die biesigen Zeitungen melden eine Thaisacis, die, wie man laubt, von Seiten der Nord - Amerikanischen Regierung einige Reclamationen veranlassen dürfte. Die Britische Kriegs-Goelette „„Delphin““ hat sich nämlich am 19. September u, St. Helena der Amerikanischèn dreimastigen Barke „„Jonas‘/ bemächtigt und dieses Schiff, in?]Abwesenheit des Capitains Gilbert und des Superkargo, die gerade am Lande waren, und denen man die Rüdkehr an Bord untersagte, unverzüglich in See gehen lassen. Man kennt die Gründe dieses Benehmens der Englischen Mann- schaft niht und weiß eben so wenig, welche Richtung sie den Jonas‘ hat einschlagen lassen. : Aus Paris hat man durch Privatbriefe hier die Nachricht erhalten, daß Mehmed Ali Zeichen seiner nahe bevorstehenden Unterwerfung unter die Beschlüsse der vier. Mächte zu erkennen

Die Rüstungen in Plymouth und Portsmouth dauerten fort ;

auch heißt es, daß kein Mangel an Seeleuten sey, indem von allen Seiten Freiwillige herbeistrdmten. Unter Anderem wird auch eine Feldbatterie eingerichtet, um nah Syrien transportirt zu werden. Am 3. November reisten der Graf und die Gräfin von Shrewsbury mit zahlreichem Gefolge zu einem Besuche bei ihrem Eidam, dem Fürsten Borghese, nah Rom ab, wie es |cheint, noch ohne Kunde von dem Tod ihrer Tochter. Ing

Am 2ten d. M. starb in London, 73 Jahre alt, Sir An- thony Carlisle, Ober-Wund-Arzt des Westminster Hospitals, lange als einer der ausgezeichnetsten Anatomen und Phpsiologen Eng- lands bekannt. Georg IV. verlieh ihm als Anerkennung seiner Verdienste die Ritterwürde. P

Unlángst seegelten von Jamaika die Baptisten-Missionare Pr. Prince und Herr Clarke nah Fernando - Po ab. Ihre Absicht ist namentlich, das Land des Eboe-Stammes zu bejuchen, von welchem Herr Clarke 300 Neger in seiner Gemeinde auf Jamaika hat. Die beiden Missionare haben Einführungsschreiben und werthvolle7Geschenke an die dortigen Häuptlinge bei sich. 5

Die Times meldet, daß das Haus H. und J. Johnson und Compagnie, einem von demselben am 9. ausgegebenen Cir- culare zufolge, vorläufig seine Zahlungen eingestellt hat, und daß dieser Beschluß in Folge von Schwindeleien zum Belaufe von angeblih 100,000 Pfd., die von gewissen Personen zum Nachtheile jenes Hauses ins Werk geseßt worden habe gefaßt werden müssen. Obgleich die Passiva des Hauses sehr bedeu- tend sind, so hofft man doch, daß es alle seine Verpflichtun-

en erfúllen wird, auch glaubt man, daß ein Theil der Ef ekten, um die es betrogen worden, wieder herbeigeschasst wer-

den fönne. / Am gestrigen Getraidemarkt wurden wenig “Geschäfte zu 2 Schilling und

emacht; Englischen Waizen konnte Lamdee zu 1 bis 2 Schilling niedrigeren Preisen kaum ange bracht werden. / /

Berichte aus Montevideo vom 10. September, die ein in Falmouth angekommenes Schwedisches Schiff überbracht hat, be- sagen nichts, als daß die Blokade von Buenos - Ayres nach wie vor fortbestand. j

Aus Lissabon reichen die Nachrichten bis zum 2ten d. M. Der ste Geburtstag der Königs Don Fernando war gefeiert worden, aber wie es scheint, ohne Verkündigung einer Amnestie ; die Königin war noch nicht hinlänglich hergestellt gewesen, um an diesem Tage das übliche Lever halten zu können. Mit ihnen zu- gleich \oll der Rest einer_Summe von 40,000 Pfd. hier einge- troffen seyn, die dazu bestimmt ist, die versprochene Zahlung der halben demnächst fälligen Dividende der fremden Schuld zu leisten. N Der Hamburger Bdörsenhalle wird von ihrem Lon- doner Korrespondenten unterm 10. November Abends geschrie- ben, daß die obenerwähnte Prorogirung des Parlaments bis zum 10. Dezember wirklich durch die Hof-Zeitung publizirt worden ist. Diese Vertagung is indeß nur eine Förmlichkeit, und das Parlament wird vor demMonatJanuar oderFebruar nicht zujammen- treten. Dieselbe Nummer der Hof-Zeitung enthielt auperdem einen mit dem Imam von Muskate abgeschlossenen Handels- Vertrag. Der Korrespondent meldet auch noch, daß mit dem Paketschiffe „England“ Nachrichten aus New-York vom 20. Of- tober eingetroffen seyen, die indeß ohne besonderen Belang wären.

Niederlande. Aus dem Haag, 10. Nov. Aus der Provinz Nord-Bra-

bant ist eine ständische Deputation hier eingetroffen, die dem Könige ihre Glückwünsche zu seiner Thronbesteigung überbringt. Der neue Geseßentwurf in Betreff der Zucker- Accise wird nun: von Holländischen Blättern mitgetheilt; ex bestimmt im Wesentlichen: Für Zucker, der mit oder nach dem 1. Januar 1841 zur Ausfuhr angemeldet wird, soll-für jede 190 Pfd. ein Nachlaß der Accise in folgender Weise zugestanden werden ; à, für gehörig raffinirten und verarbeiteten Candis- Zucker 22 Fl.; h. für Melis und Lumpen in Broden, mit oder ohne Köpfen oder an- geschnittenen Punkten, in zweifelhasten Fällen durchschlagen 2c. 20 Fl.; c. fúr sogenannte Bastarde und alle andern als die eben genannten, so wie für alle rohen Zucker 13 Fl. 50 Cts.

Velten.

Brüssel, 10. Nov. Die Session der geseßgebenden Kam- mern ist heute um 1 Uhr Nachmittags von Sr. Majestät dem Könige durch nachstehende Rede vom Thron eróffnet worden:

„Meine Herren! Meine Beziehungen zu den verschiedeneu Mäch- ten sind fortwährend befriedigend. Die Umstände, welche die bestehende Harmonie zwischen den großen Staaten “von Europa zu stören droh- ten, lassen Mich den Werth diefes guten Verständnisses um so lebhaf- ter empfinden. Die Stellung Belgiens if durch die Verträge festge- sezt, und immerwährende Neutralität ist ihm feierlich zugesichert wor- den. Meine Regierung hat feine Gelegenheit versäumt, um die Wich- tigfeit darzulegen, welche sie an diese Garantie fnüpft. Altenthalben, Fch sage es mit Befriedigung, haben wir uur Gesinnungen des Wohl- ivollens und der Achtung für dies, in unser bffentliches Recht einge- f Die Neutralität, ane mne mr uns nie zu sehr Überzeugen, is die wahrhafte Grundlage un}e- rer Politif; sie aufrichtig, loyal und mit Kraft aufrecht zu hal- ten, muß unser beständiges Ziel seyn. Die Unterhandlungen, welche die Vollziehung des mit dem Königreiche der Nieder- lande abgeschlossenen Vertrages bedingt, werden mit der ganzen Thätigkeit fortgesegt, welche die Prüfung zahlreicher und fißlicher Fra- gen gestat‘et. Der Geist der Eintracht und der Annäherung, von dem die elden Staaten fkürzlich einander einen nenen Beweis zu geben

Gelegenheit hatten, wird, wie Jch hoffe, auch fernêrhin einen günsii- en Einfluß auf die noch ab e Agenten Vereinbarungen ausüben. ie Wohlthaten einer rei te fängt die arbeitende Klasse

ichen Aernd bereits an, zu empfinden; fie werden mit Nuyen den Juteressen uuse- res Gewerbiei

schriebene Sa angetroffen.

bei ßes dienen, der in einigen Zweigen Erleichterungen er- eischt, welche ausfindig zu machen Mir Me e ps über díe Sa UNE Einfubr wird Jhren Be-

ets am Herzen liegen wird. Ein neuer Gesey-Entwur

rathshlagungen unterstellt werden. Schisffahrts- und Handels-Verträge, welche man Jhrer Genehmigung vorlegen wird, find vor kurzem mit den Vereinigten Staaten von Amerika, mit Griechenland und mit der Ottomanischen Pforte abgeschlossen worden. Schiff- fahrts - Uebereinkommen sind gleicher Weise mit dem Päpstlichen Stuhle, mit Spanien und mit der Regentschaft von Tunis zu Stande gekommen ; sie werden Jhnen mitgetheilt werden. Man wird Ihnen Maßregelu vorschlagen, um Eiunahme-Duellen zu erseßen, die bloß temporair waren und um eîn vollfkommeneres Gleichge- wicht zwischen den Ausgaben und Einuahmen des Staates herzustellen. Jbre Mitwirkung wird auch erheischt, um in einigen Finan -Gesegen die von der Srladuana als nothwendig bezeichneten Modificätiouen einzuführen. Die Brücken und Chaussee- Arbeiten werden mît Thâätig- feit fortgesest. Das National - Unternehmen der Eisenbahnen ist ein Gegenstand der höchsten Sorgfalt Meiner Regierung, Bald werden neue Abschnitte der öffentlihen Benutzung Übergeben werden, und die Zeit ist nicht mebr fern, wo die Belgischen Linien, mit denen Deutsch- (ands und Franfreichs verbunden, unsere Verbindungen mit diesen beiden großen Ländern vermehren und erleichtern werden. Während dec legten zehn Jahre hat Belgien wunderbare Fortschritte în seinen Communications: Wegen gemacht. Gleichwohl hat die Schifffahrt nür geringen Antheil daran gehabt. Yn dieser Beziehung bleibt uns viel zuthun und die Regierung wird nichts vernachlässigen, um nach undnach die von ihr beabsichtigten Verbesserungen auszuführen. Wenn sich das Länd durch die Entwickelung seiner materiellen Juteressen hervorgethan, so fönnen Sie andererseits auch dessen Fortschritte in den Arbeiten der Jutellizgenz wahrnehmen. Die schönen Künste besonders baben Glän- endes geleistet. Jch richte Jhre Aufmerksamkeit auf die Nothwendig- eit, die Orgauisaîion des bfentlichen Unterrichts zu vervollsiändigen. Jch zweifle nicht, daß ein patriotischer Geist der Eintracht und der Ver- hnung bei der Prüfung und Entscheidung der damit verbundenen Fragen vorherrshen werde. Die Rechtspflege und das Heer, dikse beiden mächtigen Bürgschaften der Ordnung und der Sicherheit, erhei- schen ebenfalls Jhr Junteresse. Jn den Civil - und M e BE en diejenigen Verbesserungen einzufübren, die die Erfahrung als nüglih bezeichnet ; unsere Gerichtsordnung vervollständigen, indem einige Lücken ausgefüllt werden, die durch unsere. neuen politischen êAnstitutionen ent- standen, dies ist das Ziel, auf welches die Aufmerksamkeit Meiner Re- gierung gerichtet ist. Die Gerichts-Disziplin, so vollkommeu sie auchch is, erheischt, nm gegen jede Verlegung sicher zu seyn, Bestimmungen, deren obligatorische Gewalt nicht in Zweifel gezogen werden fann. Ein Ge- ses über die Konslifte isi nicht minder nüylih, um die Verhältaisse der gerichtlichen zu den administrativen Behörden E Es ist Zeit, bestimmte Regeln für die Pensionirung folcher Gerichts - Petsonen zu normiren, deren hohes Alter oder deren Körperleiden sie außer Stand seten, ibre Obliegenheiten zu erfüllen ; auch is zu wünschen, daß man c bald mit Verbesserung des Looses des Beamtenstandes beschäftigen fönne: denn es liegt viel daran, daß derselbe, indem er sich erneuert, nicht aufbóre, Männer in seinen Schooß zu berufen, die durch Kenntnisse und Charafter ausgezeichnet sind. Die Armee ¿eigt sich stets Meiner Fürsorge würdig durch ihre Mauuszuht, ihre ug und ibre Hin- gebung für das Laud. Judem Jch ihr eine Organisation bewahre, welche den gegeuwärtigen Bedürfnissen entspriht, und als Grund- lage sür die Zukunft dient, habe Jch ihre Verwaltung den Reduc- tionen unterwerfen lassen, welche mit den erworbenen Rechten, den Bedürfnissen des Dienstes und der Sicherheit tes Staates verträglich nd. Auf einer guten Militair - Organisation beruht eine der ersten Garantieen unserer Unabhängigkeit. Jch empfehle Jhnen dieses große Belgische Interesse ; es ist ein nit minder ernsiliches für das Land. Meine Herren! Alle Meine Gedanken haben die festere Gestaltung unserer Nationalität zum Gegenstande; Meine Handlungen bezwecken, sie mehr und mehr im Auslande gewürdigt und im JAnnern F iebt zu machen. Sie baben großen Antheil an diesem doppéiten Werk genom- men. Sie werden fortfahren, im Verein mit Mir, an dem Glü des Vaterlandes und an der Erfüllnng der Pflichten zu arbeiten, welche es auferlegt. Möge stets ein lebendiges Natioual- Kefüsi nicht aufhö- ren, bei unseren gemeinsamen Bestrebungen vorzuwalten : dies ist das sicherste Mittel, durch schwierige Zeiten glücklich hindurchzufommen, und die Zeiten der Ruhe und der Sicherheit wohlthätig und frucht- bringend zu machen.“

Der Senat hat wiederum Herrn von Schiervel zu seinem Präsidenten erwählt. Er erhielt 32, und sein Mitbewerber, Herr von Stassart, nur 6 Stimmen. Zu Vice-Präsidenten wur- den die Grafen Vilain X11. und von Baillet erwählt. ger die Kommission zur Entwerfung der Adresse haben die Grafen von Merode und von Baillet, so wie der Herzog v. Ursel, die mei- sten Stimmen erhalten.

Obgleich es heute fürchterlich, regnete kurz bevor der König von seinem Palaste zu der Nationalversammlung ritt, waren doch sämmtliche Legionen der Bürgergarde ausgerückt, die den König mit lebhaftem Freudenruf begrüßten.

Fürst Esterhazy i auf der Durchreise von Wien nach London

hier eingetroffen.

Oefte T e f H.

Wien, 107 Nov. Wir haben aus der Türkischen auptstadt Nachrichten bis zum Wsten verflossenen Monats. ‘in Tartarx war dort in ungewdhnlih kurzer Frist aus Koniah ingetroffen, als Ueberbringer der wichtigen Kunde, daß die Tau- -uslinie von den Aegyptischen Truppen mit Zürück- assung sämmtlicher Artillerie und Kriegs-Munitio- en verlassen worden sey, indem die Külik.:Bogaz, die übri- en Engpässe des Taurus in Adana beseßt haltenden Truppen brahim Paschas pldblich aufaebrochen waren und in getheilten, ufgeldsten Banden die Richtung nah Syrien eingeschlagen hat- n. Es scheint in der That, als wolle die Aegyptische Groß- acht des Ostens, schneller als die kühnste Erwartung berechnet atte, sich in Dunst und Nebel auflösen. Von dem Schau- aße der Operationen in Syrien isst keine erhebliche Neuigkeit gelaufen. Heute Morgens brachte ein Handels-Courier die Thron-Rede Königs Ludwig Philipp, die, was als ein Zeilen der Zeit wohl Bemerkung werth ist, auf dem Pariser Börsen-Cours-Zettel ’drucét war. Der Glaube an die Fortdauer des Friedens be- fesigt sich, und auch die ängstlichen Gemüther halten den Los- bruch des Ungewitters für entfernt. Der bekannte Architekt und Historienmaler Moreau, als leh- terer noch der Schule David's angehdrig, is vor einigen Tagen

in hohem Alter gestorben. i Der Sue o emde Bevollmächtigte Königs Wilhelm 11,

Graf von Schimmelpennink, ist, nah Vollziehung seiner Aufträge, von hier abgereist. Graf Lúßow, Kaiserl. Botschafter beim Päpst- lichen Stuhle wird übermorgen die Rückreise nah Rom antreten. Ein in die Allgemeine Zeitung übergegangenes Gerücht , wel- hem zufolge unser Gesandter in Washington, Baron Marshal, in gleicher Eigenschaft nah Petersburg verseßt werden soll, ist

grundlos.

Wien, §8. Nov. (Nürnb. K.) Die erwähnte allerhdcbste Vorschrift vom 10. September 1810 für die Leitung des Censur- wesens und für das Benehmen der Censoren ist unter den gegen- wärtigen Verhältnissen, wo sie wieder in volle ausschließende Kraft tritt, um so mehr ein Gegenstand der Wißbegierde, als sie auch von den Literaten nür sehr wenig gekannt ist. „Kein

Lichtstrahl so sprach der väterliche Kaiser Franz im Eingange

derselben er komme, woher er wolle, soll in Zukunft unbeach- tet Und unerkannt in der Monarchie bleiben, oder seiner möglich nüßlihen Wirksamkeit entzogen werden.“ Aber mit vorsichtiger JUO wird zugleih die Bewahrung von Kopf und Herz der nmündigen vor selbstsúchtigen literarischen Verführern anbe- fohlen. Bei Schriften gelehrten Inhalts (wozu jedoh nicht der Umfang, sondern die Wichtigkeit des behandelten Gegenstandes, und die Art der Behandlung qualifizirt) wird die größte Nach- sicht zur Pflicht gemacht, und dieselben sollen ohne äußerst wichtige Gründe nicht verboten werden. „Werke, in denen die Staats- verwaltung im Gänzen, oder în einzelnen Theilen gewürdigt, Fehler und Mißgriffe aufgedeckt, Verbesserungen angedeutet, Mic- tel und Wege zur Erringung eines Vortheils angezeigt, vergan-

ene Ereignisse aufgehellt werden, sollen ohne hinlänglichen andern Grund nicht verboten werden, wären auch die Grundsäte und Ansichten des Autors nicht jene der Staatsverwaltung.“ Nur muß darin Würde und Bescheidenheit herrschen. Schriftsteller, deren Handschriften von der Polizei: Hofstelle die Zulassung zum Drucke versagt wurde, können, wenn sie sich gekránkt glauben dieselben mit Beifügung der Rechtfertigungs - Gründe an die politische Hofstelle überreichen, welche darüber an Se Majestät Bericht zu erstatten hat. Der höchste Grad des Verbotes Eee Bücher, das sogenannte Yamnatur, hat nur dann einzutreten, wenn sie den Staat, die Reli di Sittlichkeit untergraben. Die Namen L E On éi Lesung solcher Schriften gestattet wird, sind Sr. Majestät von der Polizei-Hofstelle in einem Verzeichnisse vorzulegen Profes soren und eigentlichen Gelehrten soll überhaupt kein Buch, daß in ihr Fach einschlägt, verweigert werden. Bei Erledigung der Handschriften für den Druck ist außer den früheren Formeln auch eine neue, das Toleratur, anbefohlen worden, die aber ganz außer Wirkung gebraht war. Dieselbe berechtigt zur Druck- legung, aber nicht zur öffentlichen Ankündigung des Werkes in “a7 al da man solche Schriften nur von einem gebildeten

ublikum gelesen wissen will. Für Autoren, denen man nicht das unbedingte Almittitur gewähren fann, is dies ein großer Vor- theil, um sich nicht durch das Verbot der Schrift gänzlich um die Ergebnisse eines langjährigen Fleißes gebracht zu sehen. Jm Uebrigen wird den Censoren und der Behdrde schnelle Erledigung der Gegenstände zur eindringlihen Pflicht gemacht.

Wien, 8. Nov. (L. A. Z.) Die ihnen neulich in Nr. 314. mitgetheilten Vermuthungen, welche über die wahre Beschaffen- heit des Zerwürfnisses zwischen dem Freiherrn von Reichenbach und dem Fürsten zu Salm vor kurzem in den hiesigen Salons ausgesprochen wurden, haben sich bereits zu Gunsten des Erste- ren auf eine dem allgemeinen Rechtsgefühle wohlthuende Weise bestätigt. Freiherr von Reichenbach steht gegen die wider ihn er- hobenen Anschuldigungen vollständig gerechtfertigt da; es zirkulirt unter seinen Freunden die Abschrift eines kürzlich ibars&loMen Vergleichs, in welchem der Fürst von allen erhobenen Klagen ab- steht, den Beschuldigten durchaus entbindet und dies nicht etwa egen eine Entschädigungssumme, sondern ganz unbedinge. Jm

egentheil, es machte sich der Fürst rechtsverbindlich, dem Frei- herrn sein in gemeinschaftlichen Geschäften steckendes Vermögen ín a Jahren nebst Zinsen auszuzahlen. Die Beweise der Rechtlichkeit seiner Handlungsweise soll Herr von Reichenbach durch die schlagendsten Dokumente, ja mit des Färsten früheren eigenhändigen Briefen dargethan haben.

Wien, 10. Nov. Se. Majestät d Kais

j Nov. «O er Kaiser haben den

LN bei dem Mailänder Gubernium, Robert Altgrafen von alm, zum Gubernial-Vice-Präsidenten daselbs ernannt.

S panien.

Madrid, 3. November. Die Hof-Zeitung enthält ein Dekret, wodurch die geheime Polizei was mit der Freiheit des Staats unverträglich, aufgehoben und an deren Stelle eine Po lizei für die dffentliche Sicherheit errichtet wird. Es wird hin ugefügt, daß im Jahre 1839 für die geheime Polizei 500,000 Rea- en und in den ersten aht Monaten des gegenwärtigen Jahres 460,000 Realen verausgabt worden seyen. i

Die Regentschaft hat eine Kommission ernannt, die sich mit den Bedingungen beschäftigen soll, unter denen die noch in den Gesängnissen befindlichen Karlisten freizulassen seyen. Die Her: tei h Lopez und Infante sind Mitglieder dieser Kom-

Tb

ait oeeste nach Berlin gekommene Nummer der Türkischen folgeibs in 4M ph Wakaji vom 21. Oktober enthälc nunmehr nisse e Den E Form gebrachte Nachrichten über die Ereig liche Heer ph e as\chauplaße in Syrien: „Als das Großherr cut Boa M ten d. von dem Hafen Dschuni aus gegen 2A Magi c Hard 0g der Kommandant Soliman Pascha der Festung u ob en Tages niic mehr als 21,000 Mann aus sánimtlihe Munition / nachdem er i8 Kanonen vernagelt hatte, kommenes Bataillon zurülassend. Ein auf Dampfbdren ange- Engländer zogen als Sani (0 Fe RTUPPEN Nd, FMO » Mann í s in die Festung cin. An el,

e, e wig Verbündeten gegen ein fünf S RRe mit den daselbst il (der Name ist unlesbar) und begannen Bei und Hadschir-Kioj 2) -e9yptischen Truppen unter Hassan Großh. Mirlewa-O jo! (d. h. Feigen- Dorf) ein Gefecht. Der G at E F D E umging mit zwei Bataillonen den : RES gerif-Selim -Pascha mit einem anderen Batail- et en linken Flügel der Feinde. Das Gefecht dauerte bis I hr ín der Nacht, 600 Aegypter wurden gefangen Séiit e und die übrigen nach allen Richtungen zerstreut. Jbrahim Ra Tiger Mann Ca bu Theil genommen , ent-

i gerin cannschast. Ver Aegyptische, bisher e N Paschas Befehlen gewesene Miralat Sa die Q Se b dg Offizieren und 2000 Soldaten nah Beirut vltan acdUa Bie Waffen freiwillig niedergelegt, und dem iner der ausgezeichnetsten Aegyptischen Offiziere, Os

Pascha, etre fünf E Weges von dem Großh. bavtiiet Tes Sch Mann von dem Großh. Miralai Mustafa-Bei und regeimátaee Mete des Emir Beschir , die nur ein Bataillon befehli De ruppen und eine kleine Anzahl Gebirgsbewohner 5 Me angegriffen und in die Flucht geschlagen. Er verlor selbst dane S odten und 700 an Gefangenen. Osman-Pascha Walde Leh É ut Wunde an der rechten Schulter. Die Be- vön ders ripolis (in Syrien) haben ein Gesuch um Befreiung oche der Aegypter ins Großherrliche Lager geschickt,

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Mannschaft dorthin aufgebrochen ist. Die Zahl der gefangenen u dar erschlagenen Aegypter beträgt schon 5000, während von geblieben find. in Allem. nyr fünf Mann (!!) in Gefechten _ ¡¡Zss)ed Pascha (der Seriasker) hat neu 9 ; in den Städten Saïda und Sur bestellt und dees D ihrem Schube warm empfohlen. (In Saida ist der Mirlewa Chalid Pascha und in Sur (Tyrus) der Kapidschi - Baschi Abdallah Aga als Kommandant bestellt worden Auf sei N Rückkehr ins Lager wmurde der Seriasker durch ein zufällig lode gehendes Pistol, das an seinem Sattel hing, unterhalb f MEN fen Knies verwundet, jedoch nit gefährlich, so daß 1 Ad ut baldige Heilung erwarten kann.“ i ¿ A N

Der gemeinschaftliche Korrespondent mehrerer Deutschen Zei- fungen jagt in einem Schrriben von der Türkische n G ‘AtLe unterm 30, Oktober. „Wir haben kürzlich gemeldet, daß der S D

mit einem Ehrensäbel beschenkt worden sey ; heute habe i Jhnen

tung nah Konstantinopel berufen worden if. Abseßung schon früher als Nothwendigkeit anerkannt hatte, zu schmeicheln, um ihn sicher zu machen und sciner »twanigen ‘Auf lehnung vorzubeugen, uno tÿn nur deéhalb mit Beweisen ibrer Zufriedenheit überhäuft, um ihn ohne Gefahr beseitigen zu tönnen Der Kommandant von Belgrad, Chosrew - Pascha hatte den Auftrag / die nach den süßen um so ‘hne \chmeckende Pille dem Statthalter einzugeben zugleich aber durch seine persdnliche Anwesenheit den Anhana ‘Wedschihi Pascha's einzuschücchtern und so eine Widerset lichkeit unmöglich zu machen. Die Sache war aufs beste eingeleitet und gelang auch vollkommen. Noch am Abende seiner Ankunft in Trawnik übergab Chosrew Pascha dem bisherigen Statthalter den Groß- herrlichen Ferman}, während sein Jnhalt, wodurch er unverweilt nah Konstantinopel berufen und seine Würde auf Chosrew Pascha übertragen wird, zugleich dffentlich publizirt ward und schon der folgende Morgen sah Wedschihi Pascha, der den Schmerz erleben mußte, seine Papiere, Kassen und sonstigen Effekten unter Siegel genommen zu sehen, auf dem Wege nach Konstantinopel. Auch einige der ihm uvntergebenen Paschas und Capitaine, seine einzigen Anhänger, sollen nach) Konstantinopel gesandt werden. Ganz Bosnien, Christen und Türken freuen sich über diese Maßregel der Pforte, da Wedschihi Pascha wegen seiner habsüchtigen Bedrückungen allgemein vérhaût war Wahr scheinlich wird nun auch den Statthalter von Herzegowina li Pascha, dasselbe Loos treffen, da auf ihm dielelbe und ‘wo "mêg lich noch größere Schuld lastet und di? gegenwärtigen Verhält nisse wo ein großer Theil seiner Untergebenen, zur Nothwehr gedrungen, die Waffen gegen ihn ergriffen hat ‘u Xuéführung dieses zu lange s{on vertagten Beschlusses nicht. günstiger seyn könnten. Dadurch is vielleicht noch eincin großen Blutverg ieß ll vorzubeugen, welches der Pascha unter den uns uldigen Herzéao winis hen Rajas anzurichten sich vorbereitet, die nachdem Ali Pascha ihr Alles genommen, wenigsens das nate Leben zu ret- ten die Waffen ergriffen hat. Ohne Zweifel werden die von dem Wgesenten Statthalter von Bosnien zu diesem Zwee dem Her- C ded e Satrapen zur Verfügung gestellten 3000 Arnauten wil De Pascha alsbald eine andere Bestimmung erhalten. mit wäre denn die Zeit gekommen , daß endlich auch die Be- wohner der Provinzen Bosnien und Herzegowina der Wohltha- ten des Hattischerif von Gülhane theilhaftig werden, wogegen fich die bisherigen Statthalter aufs eifriaste wehrten. Zum Kom- mandanten in Belgrad an Chosrew Pascha's Stelle joll der frú- here Türkische Gesandte in Berlin, Kiamil Pascha, bestimmt sein, derselbe, welcher den Fürsten Milosch auf sciner Rückreise von Konstantinopel vor einigen Jahren begleitete und mit den Serbischen Angelegenheiten schon vertraut is. Für die Serbische Regierung dürfte aus dieser Veränderung eine große Anuchmlich- keit erwachsen. Musa Efendi, der Großherrl. Kommissar hat nach Vollendung seiner Mission heute Belgrad ebenfalls verlassen um nach Konstantinopel zurückzukehren.“ Mer bfi “t

Aegypten. n Alexandrien, 10. Okt. Heute fiel hier eine friegerische Scene vor. Die vor dem Hafen kreuzenden Englischen Schie hatten gestern gegen Abend vier Griechische Schie bemerkr ‘die sich ihrer Wachsamkeic durci die Flucht zu entzichen suchten Gegen 10 Uhr Morgens wurde eins derselben von einem Li: nienschifse gejagt, es nahm die Ricting nach dem Fort Dia- mant und dem neuen Hafen, wohin der Koloß verindge des niedern Wasserstandes nicht folgen konnte, daher schickte ibm derjelbe 10 bis 12 Kugeln nach, dice aber großten Entfernung den Flüchtling nicht erreichten. Allcin auf dieses Signal erschien am Horizont eine Korvette mit vollem Segel, die dem Griechen immer mehr Raum abgewann, der nun alle eine Segel beiseßkte, um zu entkommen. Die schnell dahin fliegende Korvette, die man jeßt als eine Oesierreichischezerkannte ereilte ihn aber furz vor seinem Eintritt in den neuen Hafen, schnitt ihm den Wind ab, machte eine Viertelschwenkung , und begrüßte ihn mit zwei Kugeln, die über das Schiff wegflogen. Als jedoh eine dritte Kugel in den Rumpf traf, reffte der Grieche seine Segel ein und ergab sh. Die Korvette brachte die Prise dem Linienschiff und entfernte sich sofort, den drei | andern Schiffen nachzuse6en. Alle Terrassen der am Hafen ge- legenen Häuser waren mit Zuschauern bedectt, selbsk ; dersacher des Pascha's bedauerten, daß die Kühnheit des Grie chen nicht mit Erfolg, gekrônt war. Der Fall ist einzig in den Annalen der Kriegsgeschichte, daß der Feind ein Schiff üm | Hafen wegkapert, während die Batterieen des Hafens, die von Kanonen stroben, dies ruhig hingehen lassen. Mehmed Ali hat für diesen Fall wahrscheinlich kcine Befehle bintersaffen, und Niemand von seinen hdhern Offizieren wagt, eine solche Verantwortlichkeit auf sich zu laden, um einzuschreiten. Der Pascha ist eben der einzige, der die Verthcidigungs-Maschine in Bewegung seßt; so wie er fehlt, stockt se Jch alaube, daß, wenn die Feinde während seiner Abwesenheit eine Landung un- | ternähmen, diese ausgeführt seyn würde, ehe man zu einem Ent- {luß käme, um sie zu verhindern. Alles is in seiner Person konzentrirt, nichts geschieht ohne ihn, er kann aber unmöglich die ganze Last der Regierung tragen, daher die zahlreichen Mißgriffe überall. Bekanntlich hat er die Fabrikarbeiter von Kahira als National - Garden nah Syrien ge\chickt; da er aber jet von Edhem Bei wieder eine große Anzahl neuer Kanonen verlangt so is dieser gezwungen, neue Arbeiter für diesen Dien|k einzu- üben. Von einem fremden Artillerie-Offizier wurde dem Pascha ner einigen Monaten eine Druckschrift mit dem Titel: ronostic de PEgypie en cas de guerre eingereiht, die unter An- derm erwähnte, daß die Kanonen seiner Feld-Artillerie für ihren Zweck unbrauchbar seyen, und seine Armee bei zehnmal so viel |

wegen der

die Wi;

in dessen Folge der Mirlewa Mehemed Bei mit hinreichender

oder mehr’ gegen die Europäer unterliegen müßte. Der Franzd- |

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halter von Bosnien, Wedschihi-Pascha, in seiner Würde bestätigt und

anzuzeigen, daß derselbe Statthalter entseßt und zur Verantwor- |

G G i guf Ss scheint , daß | die ‘Pforte für gerathen hielt, Wedschihi:- Pascha, obgleich sie Be |

sische Genie-Oberst Gallis i als Orafkel über diesen Geaeustand zu Nathe gezogen worden, und hat, da er bei diescr in! frem- den Materie kein fompetenter Richter seyn kann, dem Urtheil jenes Artillerie : Offiziers, dessen Ansicht über den Vertheidi gungszustand von Alexandrien er theilt, beigepflichtet, da- her das Bedürfniß neuer Kanonen. Das Artillerie - Regiment das außerhalb der Stadt im Lager stand, hält die große Bat- terie beim Serail von 100 Geschüben beseßt, die aröëce, die es wohl je von dieser Art gegeben hat; es fehlen aber noch immer über 30 Kanoniere, um die übrigen Batterieen id Fo ts D

11715 von Aiexandrien zu beseßen. Fâr den Fall, daß der Fcind einen anderen Landungspunkt als Alexandrien wählt missen dée Kano ziere dice große Batterie im Stich lassen, und detn Feind entqe- gen geheu. _Diese Anordnung ist zwar schr öf nomis ‘aber da- bei éônnte sich leicht ereignen, daß bei einem Sl eina! ar if das irtillerie-Regiment feine von den ‘beiden ihm angen iescnen Auf- gaben lôste. Einige Französische Clairvezants, die glcich ‘den Somnambulen versiegelte Briefe zu lesen verstehen haben ich in den Kopf jeben lassen, daß die Enaländer bei einer Landung jene große Datterie angreifen würden. Dem Sad fenner wird es auf den ersten Anblick einleuchtend seyn, ¿aß diesen Herren von Ze- mand eine Nase gedreht worden ist. j E H S

_ Seit dem Jahre 1798 hat der Nil feine solche Hbbe ers ree, wie dieses Jahr: der Nilmesser zeigte gegen 5 Cllen. L Ober-Aegypten sind an 150 Dörfer weggcshwemmt, und von Kahira bis Afté ragen von den am Fluß gelegenen Dörfern nur die Spißen einzelner steinernen Häuser und Dattelbäume aus dem Wasser. Die Anschwellung war so plôblih, daß die Fellahs kaum Zeit hatten, ihr Leben und einiges Hornvieh zu ret- ten, mit dem sle sich auf die hôchsten Punkte flichteten, auf de- nen ste sammt und sonders vorhungert wären, wenn man ihnen nicht auf Kähnen einige Nahrung von den böher agclegenen Or- ten zuge\chikt hätte. Hühner, Schafe, Ziegen, Brod- und Sa- Mengetraide, der ganze Reichthum der Unglücklichen, und selbs rer -censchenleben sind eine Beute der Fluthen geworden. éa Nordviate uis ut, Sie iets S M A T

vinde rach) a». Selbst mehrere am Nil gelegene Ma- gazine des Pascha’'s, obwohl an den hdcchsten Stellen erbaut wurden vom Wasser erreicht, und das darin gelegenc G; traíde theils weageschwemmt, theils unbrauchbar. Der Preis des Vei- zens ist gleich um das Doppelte gestiegen (diz Oka Hammelfleisch jeit dem lten von 3 Piaster auf 6), und der Vascha hat die Aué- uhr aller Geiraidearten soglei verboten. Wenn die Müacatite des Pascha's auch jo viel Getraide enthalten sollten daß er die armen Feliaßs mit Aussaat 11nd Mundvorräthen vorscußweise versehen könnte, wird bei der s{lechten Verwaltung dennoch eine große Anzahl Menschen dem Hungertode nicht entgehen. Die Aecker_ iverden in Folge des spätern Ablaufens der Gewösser nicht so zeitig bestellt werden, weil man die Arbeiter zu Soldaten gemacht hat, so werden ungleich weniger Felder be vaut, in demselben Verhältnisse aber muß auch die Einnahme des Pascha's sich vermindern, indem die Fellahs unmödalich die Ferde (-Kopfsteuer) mehr entrichten können, nachdem ein aroßer Theil ihrer beweglichen Habe, namentlich ihres Viehes, zu Grunde gegangen ist. Zu diesem allgemeinen Elend wird noc; die Pes? kommen, die, nach einer gewöhnlichen Erfahrung, um (0 mehr an Intensität gewinnt, je hdher die Ueberchwemmung war.

Krieg, Hunger und Pest, die drei fürchterlichsten Geißeln der Menschheit, werden dann von der \parsamen Bevölkerung Aegyp tens noch einen schweren Tribut erheben. Eine erne Katastrophe

steht der Regierung Mehmed Ali's bevor. Alle Europäer beeile sich, ein Land zu verlassen, in welchem Leben und Eigenthum mit jedem Tage mehr gefährdet wird. Leider giebt es bier cin aroße Anzahl Menschen, denen es an Mitteln gebricht, die Reise osten zu bestreiten, und es is traurig, daf die übrigen Euro päischen Regierungen niht dem humanc1 Beispiele der Engli schen und Toskanischen gefolgt sind, was wobl nur dér Nac lâssigteit ihrer Konsuln zugeschrieben werden kann, die Vi haben werden, die Aufmerksamécit ihrer Regierung auf diese Un alücklichen zu lenken. 5002 101 117 _ Abbas Pascha, Gouverneur von Kahira, hat die beiden Eng- lischen Hotels \chließen, alle Starionshäuser in der Wüite é Suez niederreißen und ses Englische Offiziere, die im Begrif waren, sich über Suez nach Indien zu begeben, verhaften lasse L Den Russischen und Englischen Ko! ul hat er durch seine K ivirs gezwungen, sogleich abzureisen; Lekterer ist schon nach Europa ab gegangen, und Ersterer, der seit 20 Jahren im Lande ansässa ist, hat einstweilen von Mehmed Ali die Erlaubniß erhalt n ‘als Privatmann zu bleiben. (Die Wiederaufhebung jener Maßre: geln haben wir bereits gemeldet). Alle von Kahira angekommenen Curovâäer stimmen darin überein, das dort eine düstere Stimmung im Volke herrscht. Die National-Garden verflulßen die F t näcfigfeit des Paschas, sie tragen immer \ch{arfe Patronen Gei lich, um sich für den Fall zu vertheidigen, daß man sie zwingen

und

sollte, Kahira zu veelasen Sie sind auf ihrer Hut, um nicht betrogen zu werden, wie die Kaßiriner Knaben gus den Fabri

fen, die man zu National: Garden aemacht ünd dann nach Sy

e 2A Lia g R rien geschickt hat. Aliet Handel stockt, Truppen und Beamten schuldet man über 17 Monate, und nirgends giebt e dit. Der männliche Theil der è Norden ala, «i A

Berdienst, folglich ohne Lebens- Unterhalt, also zum Steblen ae nöthige. Das Feueranlegen wird nicht unterbleiben indem die meinsten eluésichten zum Plindern j j Feuer- Ausbruch in Kahira hat einer Direction einer Schule des Pascha's

mehr Bevölkerung

ererurt und iff obne

giebt. Bei dem lekten on den Efendi’'s, der die

leitete, seine JZéglinage zum

¡ Stehlen ausgeschickt, die aber erwisht worden sind, und

ihrem Verhdr ihren edlen Lehrer angegeben haben. Dieser Qu stand der Dinge bewog den Pascha zu seinem Atisflua Gi Kahira, um au Ort und Stelle die aceigneten Maÿ vas ‘2u ergreifen zur Beschwichtigung des nahe droh nden S tüttns. Er reiste am Tten nach Atfé ab, wo ein Dampf chiff

wartete. Abbas Pascha war ihm dorthin entaraecnaeko!

schlief aber am Land bei der Ankunft Mehmed Als, dez i9n wecken zu lassen, mit dem Dampfichif weiter fußr. meinem vorigen Bericht habe ih Jhnen angezeigt, daß ct pa\cva an Schwefel zur Pulverfabrication fehlt, den er vier Monaten sich nicht verschaffen kana; cs: erfahre id sicherer Quelle, daß auch kein Salpeter mehr in den Mag

LotRäem h i mehr in den Magazine! rhanden is, weil man die ungeßeuern Quantitäten, die hic! gewonnen werden, nah Europa verkauft hat. Jn Folge der Ueber- chwemmung find alle Salpeter-Anlagen zerstört, und können wohl vor sechs Manaten nicht zur Production des Salpeters in Gang gebracht werden; es bleibt also nichts übrig, ass daß man neue Anlagen an jolchen Stellen errichtet, die der Ueberschwemmung nicht ausgeseßt sind. Inzwischen ist vor einigen Wochen der leßte Rest des Pulvers, 16,000 Centner, von Kahira nah Syrien 86 chit worden. Abérmals ein Beweis, nüt wie wenig VorauLE sicht man hter zu Werke geht. Sollte demnach Alexandrien ct Angriff bevorstehen, fo dürfte imm buchstäblichen Sinne Att Ali?s Pulver bald verschossen seyn.