1907 / 52 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Feb 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Personalveränderungen.

Königlich Preuftische Aruzree. Offiziere, Fanrige usw. Ernennungen, Beförde- G

rungen und Verseßungen, Im aktiven Heere. Wilhel ms- haven, an Bord S. M. Linienschiffes „Deutschland“, 20. Februar. v. Groote, Hauptm. a. D., zuleßt Komp. Chef im 2. Nassau. Inf. Regt. Nr. 88, die Erlaubnis zum Tragen der Uniform des Königin T Gardegren. Regts. Nr. 4 erteilt. v. Saldern, Oberlt. im 1. Gardedrag. Negt. Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, in das 3. Bad. Drag. Regt. Prinz Karl Nr. 22 verseßt.

Berlin, 25. Februar. v. Fritsch, Königl. württemberg. Oberst, kommandiert nah Preußen, bisher Kommandeur des 2. Württemberg. Feldart. Regts. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum Kommandeur der 30. Feldart. Brig. ernannt. Kinzel- bah, Königl. württemberg. Oberstlt., Kommandeur des 2. Kurheff.

eldart. Negts. Nr. 47, von dieser Stellung behufs Ernennung zum

mmandeur des 2. Württemberg. Feldart. Negts. Nr. 29 Prinz- egent Luitpold von Bayern enthoben. C NRELALEE, Oberstlt. und Abteil. Kommandeur im 1. Kurhess. Feldart. egt. Nr. 11, zum Kommandeur des 2. Kurhess. Feldart. Regts. Nr. 47 ernannt. v. Groddeck, Major im Generalstabe des T1. Armeekorps, als Abteil. Kommandeur in das 1. Kurheff. (R Regt. Nr. 11, v. Volkmann, Major im Großen Generalstabe, in den Generalstab des II1. Armeekorps, versegt. Reinhardt, Köuigl L Hauptm. im General- ftabe des XV. Armeekorps, von diefer Stellung behufs Verwendun als Komp. Chef im Inf. Regt. Alt-Württemberg (3. Württemberg.) Nr. 121 enthoben. v. Caprivi, Meng aggreg. dem General- stabe der Armee und beim Großen Generalstabe, zur Dienft-

Teiftung beim Generalstabe des XY. Armeekorps kommandiert. Eickenrodt, v. Gazen gen. Gaza, Hauptleute aggreg. dem Generalstabe der Arm

ee, unter S CaNung beim Großen Generalstabe, Hauptmannsftellen des Generalstabes der Armee eingeretht. Erythropel, Oberstlt, beauftragt mit der Führung des Trier. Feldart. Negts. Nr. 44, zum Kommandeur dieses Regts. ernannt. Sußdorff, Königl... württemberg. Oberlt, tim 10. Würtemberg, Inf. Regt. Nr. 180, Tommandiert Dienstleistung bei der Gewehrfabrik in Erfurt , diesem Kommando mit Wirkung vom 1. Februar 1907 ab auf unbestimmte eit belaffen. Herbert, Königl: württemberg. Oberlt. im Inf. egt. König Wilhelm I. (6. Württemberg.) Nr. 124, bis 31. März

1908 nach Preußen kommandiert, der Gewehrfabrik in Spandau Dienstleistung üenwietne Bl S

Katholishe Militärgeistliche. 21. Februar. Umpfenbach, bisheriger Garn. Pfarrer in Mey, als Div. Pfarrer zur 29. Div. vach Freiburg i. Br. versetzt. Beamte der Militärverwaltung.

Durch Allerhöchsten Abschied. Oberzahlmeistern: Bayer vom 1. Kurhef. Inf. Regt. Nr. 81, Begrich vom 2, Unterelsäfs. Inf. Regt. Nr. 137, Liedtke vom 1. Leibhus. Regt. Nr. 1, Hofrichter vom Gren. Regt. König Wil- helm I. (2. Des) Nr. 7, Blasig von der Kriegs\{ule in Neiffe, Böhm ‘vom 1. Westpreuß. Feldart. Regt. Nr. 35, Klamm vom Ulan. Regt. Kaiser Alexander III. ‘von Rußland Cnreul) Nr. 1, bei ihrem Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension der harakter als Rechnungsrat verliehen.

Durch Verfügung. des Kriegsministeriums. zember. Jum 1. April 1907 verseßt: die Oberintend. Sekretäre : Grothe, Rechnungsrat, von der Intend. der 7. Div. zu der des II. Armeekorps, Keuche von der Intend. der 18. Div. zu der des XV1. Armeekorps, Seiffert von der Intend. der 16. Div. zu der des V, Armeekorys, Schütze E von der Intend. des XVT. Armeekorps zu der des X. Armeekorps, Fendler von der Ens des XVL. Armeekorps zu der des V1. Armeekorp3; die Intend.

äre: Gühne von der Intend. des XV1. Armeekorps zu der des XVI1. Armeekorps, Stadie von der Intend. des 1. Armee- korys zu der der 16. Div, Sobel von der Intend. des VI. Armee- Torps zu der des XVIII. Armeekorps, Gum prich von dëêr Intend. der 9. Div. zu der des Y. Armeekorps, Mosbleck von der Intend. der 28. Div. zu der des VIII. Armeekorps, Dressler von der Intend. des VII. Armeekorps zu der des XVI. Armeekorps, Dorow von der Intend. der 35. Div, zu der des 1V. Armeekorps.

Königlich Bayerische Armee.

München, 19. Februar. Im Namen Seiner Majestät des Königs. Sten Königliche Hoheit Fri Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben Sih Allerhöchst bewogen bitter nah- ebende Personalveränderungen Allergnädigst zu verfügen: bei den

eamten der Militärverwaltung: im aktiven Heere: am 16. d. M. zu verseßen: die Intend. Sekretäre Frank von der Intend. der 1. Div. zur Intend. 1. Armeekorps, Kettemann von der Intend. 1. Armeekorps zur Intend. der. 1. Div.,, Stautner von der Intend. der 4. Div. zur Intend. 11. Armeekorps und Schneider von der Intend. I. ei 2 zur Intend. der 4. Div. ; im Beurlaubtenstande: am 16. d. M. dem Stabsveterinär Dr. Vogel der Landw. 2. Aufgebots (1 München) den Abschied zu bewilligen.

Agen) 30. Januar. Generalstabsarzt der Armee. Der einjährig-freiwillige Arzt Riegel des 1. Feldart. Regts. Prinz-

14. Februar. Den

25. De-

Regent Luitpold wird zum Unierarzt im 2. Ulan. Regt. König ernannt

und mit Wahrnehmung einer offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

Königlich Sächsische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde- ae und Ver eßungen. Im aktiven Heere. 22, Fe- bruar. Feller, Hauptm. im Schüßzen- (Füs.) E Prinz Georg Nr. 108, kommandiert zur Dienstleistung beim Be eidung8amt XIL (1. K. S.) Armeekorps, Kückens, Hauptm. im 5. Inf. Regt. Kron-

prinz Nr. 104, kommandiert zur Dienstleistung beim Bekleidungs- amt XIX (2. K. S.) A

rmeekorys, als Mitglieder zu diesen Bes Ueidungêämtern verseßt.

Mit dem 1. April d. J. E die Oberlts: Schierholz von der Unteroff. Schule, in das 8." Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, v. Campe, Tempel von der Unteroff. Shulè, zur Unteroff. Vorschule, Schulze von der Unteroff. Vorschule, zur Unteroff. Schule, die Lts.: Roh von der Unteroff. Shule, in das 14. Inf. Regt. Nr. 179; Hamann, Gaupp von der Unteroff. Vorschule, Schenk im 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, zur Unteroff. Schule, Haasmann im 7. Inf. Regt. König g e 106, zur Unteroff. Vorschule. Trefurth, Lt., bisher in der Kaiserlihen Shußtruppe für Deutsch-Ostafrika, mit dem Ausscheiden aus dieser Schußtruppe în der Armee und zwar im Schüßen-(Füs.)Regt. Prinz Georg N T wiederangestellt. Neubert, charakteris. Fähnr. im 9. Inf, Regt. Nr. 133, die Unteroffiziere: Morgner im 3. Inf. Regt. Nr. 102

rinz-Regent Luitpold von Bayern, Kyaw, Herold im 11. Inf. egt. Nr. 139, Biener im 14. Inf. Regt. Nr. 179, zu kdiiei ernannt. v. Ein siedel, Oberlt. im 2. Ulan. Regiment S 18, Degener, Lt. im 2. Ulan. Regiment Nr. 18, vom 1. März d. I. ab auf ein Jahr ohne Gehalt beurlaubt. v. Wolf, uptm. im 2. Feldart. Negt. Nr. 28, vom 1. April d. I. ab unter Ernibebung von der Stellung als Battr. Chef auf ein Jahr ohne Gehalt beurlaubt. Rühle, Hauptm. z. D. und Bezirksoffizier beim Landw. Bezirk Chemniy, in gleicher Eigenschaft zum Landw. Bezirk T1 Leipzig verseßt. Edler v. Querfurth, Hauptm. a. D,, zulegt Komp. Chef im 6. Inf. Negt. Nr. 105 König Wilhelm 11. von Württemberg, unter Stellung zur Disp. und Fortgewährung der geseßlihen Pension, als Bezirksoffizier beim Landw. Bezirk Chemnitz

L wiederangestell Klette, Fähnr.

m Beurlaubtenstande. 22. Februar. der Fe des Landw. Bezirks Chemnitz, zum Lt. der Res. des 7. Inf. Regts. König Georg Nr. 106, die VBizeseldwebel bzw. Vizewatht- meister: Erler, Bärsch des Landw. Bezirks T Dresden, zu Lts. der Res. des 1. (Leib-)Gren. Regts. Nr. 109, Ramfeld des Landw. Bezirks Chemnitz, zum Lt. der Res. des 2. Gren. Regts. Nr. 101. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Schmidt, Starke des Landw. Bezirks T1 Dresden, zu Lts. der Res. des 12, Inf. Regts.

Nr, 177, Sah senröder, Girbardt des Landw. Bezirks TT Leipzig, zu Lts. der Res. des Karab. Regts., Jürgensen des Landw. Bezirks 11 Leipzig, zum Lt. der Res. des 1. Ulan. Regts. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oefterreih, König von Ungarn, Chlermann des Landw. Bezirks 11 Leipzig, zum Lt. der Res. des 2 Ulan. Regts. Nr. 18, Ba hner des Landw. Bezirks Glauchau, zum Lt. der Res. des 1. Trainbats. Nr. 12, Poeshmann des Landw. Bezirks T Dresden, zum Lt. der Landw. Inf. 1. Aufgebots, befördert.

Abschiedsbewilligungen. Jm aktiven Heere. 22. Fe- bruar. v. Ehrenstein, Oberlt. im 1. Jägerbat. Nr. 12, mit Fen und der Erlaubnis zum Tragen der Armeeuniform, Günther,

t. im 6. Feldart. Regt. Nr. 68, mit Pension, der Abschied be- willigt. Berndt,

Fähnr. im 4. Inf. Regt. Nr. 103, Müller,

Fähnr. im 5. Inf. Negt. Kronprinz Nr. 104, zur Res. beurlaubt.

v. Ploeß, charakteris. Haupim. z. D. und Bejzirksoffizier beim

Landw. Bezirk Zittau, Meldeamt Löbau, unter Fortgewährung der

An Penfion und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform

E Regts. Nr. 133, auf sein Gesuch von seiner Dienststellung enthoben.

Im Beurlaubtenstande. 6, Februar. Mittag, Lk. der Res, des 12, Inf. Regts. Nr. 177, der Abschied bewilligt.

22. Februar. Thiergen, Hauptm. der Landw. Inf. 1. Auf- gebots des Landw. Bezirks T Dresden, mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform, Seyferth, Oberlt. der Landw. Inf. 1. Auf- gebots des Landw. Bezirks 1 Leipzig, behufs Ueberführung zum Land- turm 2. Aufgebots, Pfißner, Hauptm. der Landw. Inf. 2. Auf= gera des Landw. Bezirks T Leipzig, behufs Ueberführung zum

andsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubnis zum Tragen der Landi. Armeeuniform, Graubner, Lt. der Landw. Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks 1 Leiwzig, v. Plato, Oberlt. der Landw. Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks 11 Leipzig, diefen beiden behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebois, Schelcher, Oberlt. der

Landw. Fußart. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Zittau, der Ab- schied bewilligt.

Im Sanitätskorps. 22. Februar. Die Unterärzte der Res.: Dr. Schell\chmidt im Landw. Bezirk Baußen, Dr. Schreiber im Landw. Bezirk Borna, Dr. Raedle im Landw. Bezirk 11 Dresden, Dr. Weber im Landw. Bezirk Zwickau, Dr. Sagel, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots im Landw. Bezirk Döbeln, zu Assist. Aerzten befördert. Teppe, Afsist. Arzt beim 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm I1. von Württemberg, mit Penfion ¿u den Sanitätsoffizieren der Landw. 1. Aufgebots übergeführt.

bla fbaca A i 0A ici #4 f Kai A 4E A E Ks 1d mobit Beamte derx Militärverwaltung.

Durch Allerhöchsten Beschluß. 4. Februar. Paul, Oberzahlnstr. vom 1. Feldart. Regt. Nr. 12, bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungsrat verliehen.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 8. Fe- bruar. Grafe, Lange, Militärintend. Sekretäre von der Intend. der 2. Div. Nr. 24 bzw. von der Intend. XIX. (2. K. S.) Armee- korps, unterm 1. Juli d. I. gegenseitig verseßt.

20. Februar. Gabel, Unterapotheker der Res. im Landw. S IT Leipzig, zum Oberapotheker des Beurlaubtenstandes be- rdert. E

21. Februar. Die Zahlmeister: Schneider des I. Bats. 13, Inf. Regts. Nr. 178, zum 11. Bat. desselben Regts. Ackermann des IL. Bats. 1. (Leib-) Gren. Regts. Nr. 100, zum I. Bat. 13, Inf. Regts. Nr. 178, Winkler des Il. Bats. 13. Inf. Negts. Nr. 178, zum I]. Bat. 1. (Leib-) Gren. Regts. Nr. 100, verseßt.

Deutscher Reichstag. :

3. Sißung vom 25. Februar 1907, Nachmittags L Uhr. i ; ; (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) A

Tagesordnung: Beratung des schleunigen Antrags des Fürsten Radziwill und Gen. wegen Einstellung eines gegen den Abg. Dr. v. Chlavowo Chlapowski |{chwebenden Straf- verfahrens für die Dauer der gegenwärtigen Session und erste Beratung des Entwurfs eines Gesehes, betreffend die Feststellung des Neihshaushaltsetats sowie des Haus- halisetats für die Schußgebiete auf das Rechnungs- L ee SiSorbaing wirt vie A

unkt der Tagesordnung wird, wie berei R E worden, e Debatte genehmigt. Darauf Pegtun das Haus die Beratung des Reichshaushaltsetats, wozu als erster Nedner das Wort ergreift der

Staatssekretär des Reihsshaßamts Freiherr von Stengel:

Meine Herren! Bevor “ih auf den eigentlihen Gegenstand de heutigen Tagesordnung, den Reichshaushaltsetat für 1907 näher ein- gehe, habe ich zunächst über die Gestaltung des Reichshaushalts in den beiden Vorjahren 1905 und 1906“ einige Bemerkungen voraus- zushicken. ¡

Anlangend vor allem die Ergebnisse des Rechnungsjahres 1905, fo glaube ih mich hier um fo kürzer fafsen zu können, als in dieser Beziehung durch die offizielle Prefse und durch die wiederholt dem Reichstage vorgelegte Uebersicht alle Einzelheiten hinlänglich bekannt sein dürften. Hier möchte ih nur noch im allgemeinen hervorheben, daß das Gesamtergebnis des Jahres 1905 fich weit günstiger gestaltet hat, als bei der seinerzeitigen Vorbereitung, Aufstellung und Ver- abshiedung des Etats für dieses Jahr sich hatte voraussehen lassen ; und zwar waren es hauptsählih die ganz enormen Verschiebungen in - der Wareneinfuhr anläßlih des Inkrafttretens des neuen Zolltarifs, welche die Zollerträge gerade für das Jahr 1905 besonders günstig beeinflußt haben.

Die Mehreinnahme an Zöllen gegen das Etatsfoll hat in diesem Jahre den Betrag von nahezu 90 Mill. Mark erreicht. Es ist diese Mehreinnahme in Zusammenhang mit einer Reihe geringerer Mehrerträge, auf die ih hier niht näher eingehen zu sollen glaube, so groß, daß fie vor allem den erwünshten Aus- gleich bot für sehr empfindlihe Ausfälle, die ih insbesondere bei der Zuckersteuer im Betrage von 17 Millionen und beim Postüberschuß mit 84 Mill. Mark ergeben haben. Zugleih gewährte diese überraschend hohe Mehreinnahme auch noch volle Deckung für alle entstandenen Mehrausgaben bei einzelnen Verwaltungszweigen, darunter allein für über 6 Millonen, die mehr erforderli waren zur Verzinsung der Reichsshuld. Aber das nicht allein, meine Herren Der Einnahmeertrag war belangreih genug, die Bundesstaaten nicht nur von dèn ihnen für die Rechnungsjahre 1904 und 1905 einst. weilen geftundetén Matrikularbeiträgen in Gesamthöhe von 712 Mill. Mark vollends zu entlasten; ja, es konnte ihnen sogar noch von den für 1905 bereits bezahlten, durch Ueberweisungen niht gedeckten Matrikularbeiträgen gemäß § 2 des ersten Finanzreformgesezes von 1904 ein Teilbetrag von über 6 Mill. Mark bar zurüd- erstattet werden.

Ich darf indessen bei dieser Gelegenheit nit verschweigen, daß dieses günstige Ergebnis des Jahres 1905 zum nit geringen Teile auh der

l

tunlichst strengen Einhaltung der Ausgabeetats seitens der verschiedenen Reichsressorts zu danken ist, Es gilt das insbefondere auch von den

Verwaltungen des Reichsheeres und der Marine, deren Verwaltunget bekanntlih in früheren Jahren an den Uebershreitungen der Ausgabe- etats mitunter in recht erheblihem Umfange beteiligt waren. Im Jahre 1905 war es eigentli nur eine ‘Einnahmeyerwaltung, die Reichspoft- und Telegraphenverwaltung, die ihren Ausgabeetat in er- heblihem Maße überschreiten mußte. Dort aber finden jene Ueber- sreitungen im wesentlichen teils in der erheblichen Steigerung des Verkehrs, teils aber auch in geseßlihen Verpflichtungen der Reih&- postverwaltung, insbesondere in Ansehung der Herstellung von An- {lüfsen an das Telephon- und Telegraphennet, ihre Begründung. Auch bei der Ueberweisungssteuer hat sich im Jahre 1905 gegenüber dem Etatssoll ein Mehrertrag von 63 Millionen ergeben. Dieser Mehr- ertrag kam indes den Bundesstaaten nicht zugute. Vielmehr wurde er mit deren Zustimmung bei der Reichskasse zurückgehalten und vorweg zur Abschreibung an den geftundeten, noH aus dem Jahre 1904 her- rührenden Matrikularbeiträgen mit verwendet.

Von besonderem Interesse ist diesmal die Frage, wie sich voraus- sihtlih das Ergebnis des laufenden Rechnungsjahres 1906 gestalten wird; denn unvergessen, meine Herren, in allen näher beteiligten Kreisen sind wohl noch heute die großen Schwierigkeiten, die bet Feststellung des Etatis für das Rechnungsjahr 1906 die Veran- s{chlagung der nah dem neuen Tarif zu erhebenden Zölle sowie der bei der Finanzreform neugeschaffenen oder in ihren Grundlagen vet“ änderten Steuern dargeboten hat.

Vorweg will ih hier gleich erwähnen, daß trozdem im großes und ganzen der Etat für 1906 sich aller Vorausficht nach als ziemli zutreffend erweisen wird. Im einzelnen allerdings sind sehr nam hafte Abweichungen von den Etatspräliminarien zu 2 warten. Mit am wenigsten dürften aber solche Abweichun8 wohl bei der wichtigsten Einnahmequelle, nämli bei den Zölle" zutreffen. Daß der Ertrag der Zölle gegenüber dem des Vorjah erheblich zurückblieb und zurückbleiben mußte, wird kaum überraschen können. Hier übt nämli die gewaltige Einfuhr des vorausgegangenet Jahres ihren natürlihen Rückshlag aus. Immerhin haben die 30 au im laufenden Jahre {hon jeßt eine Höhe erreicht, die Ce maßen den Erwartungen des Etats für das Jahr 1906 entspricht, un wenn das Ergebnis der noch ausftehenden beiden Monate nit A Enttäuschungen bringt, kann das Etatsfoll der Zölle, obshon es, Uk zwar auf Veranlaffung des Neichstags, recht hoh gegriffen war, d recht wohl wenigstens annähernd erreiht, wenn nit sogar noch über- ritten werden. x

Bei dieser Gelegenheit möchte i nit unbemerkt lassen, dab besonders die vielumstrittenen Zölle für Gerste bisher recht befriedigende Ergebnisse gezeitigt haben, befriedigend nicht nur durch den finanziellen Ertrag der Zölle, befriedigend auch in Beziehung auf die Zwette, die der Gesetzgeber dur die Differenzierung von Malzgerste und andere j Gerste erreichen wollte. Die amtliche Statistik, die- eine L T Einfuhr der Gerste auch zu dem höheren Zollsaß nahweist, 48 jedenfalls keine Bestätigung dafür, daß e E Zollfaß in nenn wertem Maße mißbräuchlich umgangen wird.

Von e A Laufe des Rechnungsjahres 1906 in Kraft ge- tretenen neuen Steuern wird aller Wahrscheinlichkeit nah der Stempel auf die Perfonenfahrkarten gegen die Vorausseßungen des Etats sehr erheblich zurücbleiben. (Hört, hört! links) :

Ob der Ertrag dieser wichtigen neugeshaffenen Einnahme- quelle eiwa auch für den späteren Beharrungszuftand zu Hoh angenommen war, wird fich mit hinlängliher Sicherheit erf beurteilen lassen, wenn nach Einführung des neuen Personentarifs mindestens einmal ein volles Jahr mit den Einnahmen der eigentlichen Reisezeit hinter uns liegt. Mag aber der Ausfall - im laufenden Réchnungsjahre auch noch so erheblih sein, jedenfalls läßt sich schon

heute mit ziemlicher Bestimmtheit erwarten, daß er allein schon durch

die Mehrerträge der Zigarettensteuer, des Stempels sür Fracht-

urkunden und der reformierten Brausteuer, die wir zusammen auf rund

12 Millionen Mark \{chäßen, werden wird.

Am unklarsten liegen die Verhältnisse noh bei der Besteuerun der Vergütungen an Aufsichtsräte, bei der Besteuerung der Kraftfahrzeuge und bei der Erbschaftssteuer. Nicht als ob hier etwa besondere Zweifel in die Richtigkeit der Unterlagen der seinerzeitigen Schäßunge" überhaupt beständen ; aber es ijt heute noch, obwohl wir uns {hon dem Ende des Rechnungsjahres nähern, ungemein \hwer zu über“ schen, ob von der mutmaßlihhen Jahreseinnahme {on für die ersten neun Monate \o viel zur baren Abführung an die Reichskasse 9“ [angen wird, als man bei ‘der Etatsaufstellung annehmen zu dürfe glaubte. “Sollten fich indessen hier au etwaige Mindereinnahmet ergeben, so ftehen ihnen doch anderweite recht beträchtliche Mehr einnahmen, fo z. B. bei der Zuckersteuer, bei der Wechselstempelsteuelr bei dem Ueberschuß der Reichseisenbahnen, bei dem Münzgewinn, dem Bankwesen usw. gegenüber, auf die wir mit ziemlicher B“ stimmtheit hoffen dürfen. Bei der Zuckersteuer allein rechne# wir auf eine Mehreinnahme von 8 bis 9 Mill. Mark, und wen! die“ an der Berliner Börse bei - Ablauf des Kalender“

wenigstens annähernd ausgeglichen

jahres aufgestellten Schäßungen der Dividenden der Reichsbank-

anteilseigner nit trügen, würde si für das Reich einschließlich der Banknotensteuer aus dem Bankwesen allein eine Mehreinñüahme vot

etwa 124 Millionen Mark ergeben. (Hört, hört! links. Zuruf rechts. Heiterkeit.)

1 Weniger günstig wird sich auch für 1906 wiederum der Ab-

{luß bei der Post- und Telegraphenverwaltung gestalten. starke Anwachsen des Verkehrs läßt freili brutto auf eine Mebr- einnahme von rund - 11 Millionen Mark renen. In ftärkerent

Maße aber als die Einnahmen sind die Ausgaben gestiegen. (Hört :

hört! rets.) Nebén den namentli dur die allgemeine Verkehrs steigerung bedingten Mehraufwendungen kommen hier besonders die

erhöhten Betriebskosten für Telegraphen- und Fernsprechanlagen ix Betracht.

Ausfall an den von Bayern und Württemberg zu zahlenden Aut" gleihungsbeträgen hinzutritt.

So erheblih aber dieser Ausfall bei dem Postübershuß au sein mag, die anderweiten sehr beträchtlichen Mehreinnahmen werden allet Vorausfiht na nicht allein genügen, diesen Ausfall zu decken, son : dern wohl auch noch ausreichende Mittel zur Deckung des , Mehr“ bedarfs bei den Ausgabeverwaltungen bieten.

Bei den Ausgaben find die Abweihungen vom Etat im einzeln zwar nicht so bedeutend, wie bei den Einnahmequellen; sie fallen g doch nach Gegenrechnung einzelner Ersparnisse mit einem Mehrbetts

S En. L

Im ganzen dürfte fh hier ein Minderübershuß v 2 etwa 65 Millionen Mark ergeben, dem dann noch der entsprechende

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