1907 / 100 p. 10 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Apr 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, wie {nell die Dinge hier vergessen werden. Vor wenigen Tagen habe ih darauf hinge- wiesen, daß einer der Hauptgründe des unbefriedigenden Zustandes unserer ganzen Staatspapiere die übermäßige Jnanspruchnahme des Geldmarktes durch Anleihen is. Vor drei Tagen habe ih das aus- gesprochen; heute wird mir der gegenteilige Rat gegeben: ih möchte mehr pumpen, ich möchte mehr auf Anleihen nehmen. (Heiterkeit.) Nun, meine. Herren, wenn wir mehr pumpen, wenn wir mehr An- [ethewirtshaft betreiben, so können Sie sich nicht wundern, wenn der ganze Kredit unseres Staates, der ganze Stand unserer Konsols sich noch mehr vershlechtert, als es gegenwärtig der Fall ist. (Widerspruch.) Wir werden vielleiht beim Etat. der allgemeinen Finanzverwaltung au darüber sprehen, und da werde ih vielleiht die gegenteilige Auf- fassung des Herrn Freiherrn von Zedliß hören.

Ich will mich über die Frage, in welcher Weise die Erhöhung der Einkommensteuer zu bewirken ist, heute nit einlassen; das würde, glaube i, heute verfrüht sein. Nur, glaube ih, wird man das un- zweifelhaft anerkennen müssen, daß weder die Erhöhung des Ein- kommensteuersazes bei den Einkommen von über 100 000 A4 auf 5 9/0 noch die Besteuerung der Aktiengesellshaften genügen wird, um den Bedarf zu decken, der unzweifelhaft hervortritt. Und wenn Herr Abg. Freiherr von Zedliy au hier wieder darauf hinwies, man solle doch vorübergehend Zuschläge erheben, ja, meine Herren, ih kann nur fragen: handelt es sich denn um ein vorübergehendes Bedürfnis? Die erhöhten Beamtengehälter stellen do ein dauerndes Bedürfnis dar, und deswegen müssen, da es sich um dauernde Bedürfnisse handelt, auch die Mittel dauernd beschafft werden, nicht nur vorübergehend. Wir werden uns ja im nähsten Jahre über diese ganze Frage ein- gehend unterhalten. Aber ich möchte doch dringend auch Herrn von Zedliß bitten, daß er mich und das hohe Haus nit zu Aus- gaben drängt, die meiner Ansicht nah mit der alten soliden preußischen Finanzwirtshaft nicht gut in Einklang zu bringen sind. Für mich wäre es ja das allerbequemste, mir die Sorgen vom Halse zu schaffen; aber diesen Standpunkt darf kein Finanzwinister und meiner Ansicht na auch keine Volksvertretung einnehmen. Wir wollen die Sorgen, die uns obliegen, selber tragen und nicht auf die Zukunft sieben; die Zukunft wird hon genug eigene Sorgen zu tragen haben. Jh bitte Herrn Freiherrn von Zedliß, mir auch darin zu helfen, daß wir an den guten Grundlagen unserer preußischen Finanzwirtschaft festhalten. (Bravo! rets.)

Abg. Dr. Schroeder-Cassel (ul.) erinnert daran, daß seine Partei seinerzeit beantragt hatte, die Petitionen der Beamten um Auf- besserung ihrer Gehälter dur eine besondere Kommission, niht durch die Budgetkommission vorbereiten zu lassen, daß dieser Antrag aber nicht angenommen worden ist. Der Redner hält dafür, daß jener Ausweg

« fih do empfohlen hätte, und legt dies in einer Kritik der gestern

über die Erledigung der Petitionen in der Budgetkommission gegebenen ahlen näher dar. Selbstyerständlih liege es ihm fern, irgendwie eine erson verantwortlih zu maten oder gar gegen die Budgetkommission orwürfe zu erheben.

Abg. Broemel (frs. Vag.): Der gegen den Antrag Fis(beck- Broemel erhobene Vorwurf, daß cr nur eine mechanische S T: [Flage, wiegt sehr leiht. Für die Beamten wird’ es ganz leihgültig ein, ob ihnen vorläufig eine Verbesserung auf A chem oder organishem Wege zugewendet wird, und fie werden [elbt den mechanischen Weg vorziehen, wenn zur Zeit der organische niht gangbar ist. Die Art, wie das Zentrum im Reichstage die Frage zu erledigen beabsichtigté, war nit aklzeptabel, und gerade die freisinnigen Parteien waren es dort, welche den Ausweg in der Richtung fanden, wie ihn unser jeßiger Antrag für die preußishen Beamten andeutet. Damit entfällt auch der Vorwurf, daß wir diesen Antrag ohne Not gestellt haben; wir haben hier nur die Konsequenz aus diesem Vorgehen unserer Parteifreunde im Reichstage gezogen. Wir verlangen ja auhch nur, daß die Regierung ihr Einverständnis mit dieser Art der Regelung bis zur dritten Lesung aus\sprehe; die Regelung selbst kann und muß einem Nachtragsetat vorbehalten bleiben. Daß unser Antrag ih auf die oberen Beamten nicht erstreckt, ist nur natürlich, denn bis heute lag keine Erklärung von der Regierung in dieser Nichtung vor, diese ist erst heute ersolgt ¿Dex Finanzminister hat darauf hingewiesen, daß die Eisenbahneinnahmen aus dem Per- sonen- „Und Güterverkehr in diesem Etat besonders reihlich und höher als früher verans{lagt sind. Ja, früher find au die „Voranschläge gegen die wirklihen Einnahmen ganz außerordentlich zurückgeblieben; aus „dem Etat selbst geht ja hervor, daß die Steigerung bei den Einnahmen aus dem Petiolienverkebe 10,66 gegen 9 und bei dem Güterverkehr 10,34 gegen 6 pCt. betragen hat. Gerade die Eisenbahnbeamten werden es am wenigsten verstehen, daß bei einer Verwaltung, die solche Peex[üsse hat, nicht die Mittel vorhanden sein sollten, um ihnen bei ihrer Notlage eine Zulage zu gewähren. Auf das von Herrn von Zedliß entwickelte Programm glaube ih jegt niht näher eingehen zu sollen. Es enthält Punkte, denen wir zustimmen können, und Punkte, die wir bekämpfen müßten, aber Gelegenheit dazu wird im nächsten Jahre sein, wenn die organische Regelung der Beamtengehälter uns vorliegen wird. Auf eigene Faust können wir allerdings dabei nicht vorgehen, das Haus muß ühtung mit der Regierung behalten. Das Haus würde auch jett eihter zu einer Regelung kommen, wenn wir es mit einer vollständ g ausgearbeiteten Vorlage zu tun hätten ; eine folhe hat die Regierung aber niht eingebraht, und dieser Fehler rächt ih jeßt an ihr, aber auch an dem Abgeordnetenhause, welches ch vor eine unerfüll- bare Aufgabe gestellt sehen würde, wenn es aus eigenen Kräften, wenn es allein für sich diese organische Regelung vornehmen sollte. Es ist doch nit anzunehmen, daß die Reichsregierung auh die Auf- befserung der mittleren Reichsbeamten ohne Einverständnis mit der preußishen Regierung vorgenommen hat. Den Antxag der Budget- E S \hließen auch wir uns an.

g. Lr. von Savigny (Zentr.) betont no mals, wie {on gestern Abg. Schmedding, daß über die Mufteheue A A Os

zuerst ein Antrag des Zentrums der Budgetk j

in Nfg, Sishbed weis demgegenüber E bin bol S ntra

U e Tae g ein nationalliberaler Antrag

Die Besprechung ist damit ge\chloßen. Der Antrag der Budgetkommission wird angeno Antrag Fishbeck wird der Budgetkommission R M

ae folgt der Etat der allgemeinen Finanz- erwaltung.

L a bieclater Abg. Dr. Friedberg beantragt namens der Budgetkommission, den Etat unverändert zu genehmigen.

Abg. von Arnim-Züsedom (kons.): Meine Herten, der Herr inanzminister mahte in der Sizung vom 18. April d. J. dem ause Mitteilung von dem Plan der Reichsregierung sowohl wie der

preußishen Staatsregierung, eine Summe von 400 Millionen in Schaßanweisungen auszugeben, und zwar zu dem Zinsfuß von 4 ÞCt. Der Herr Abg. von Héydebrand erklärte, nahdem der Herr Finanz- minister ges{chlossen hatte, daß unsere Fraktion nit in der Lage sei, sofort - zu dieser Angelegenheit zu äußern, daß wir E fidtlih bei dem Etat der allgemeinen Finanzverwaltung die Ge E ergreifen würden, uns über diefen Gegenstand auszusprechen. B ger s mir nun erlauben, auf die Ausführungen des Herrn Finanzminister und auf den von der Reichsregierung sowohl wie von der preußischen Staatsregierung bekannt gemachten Plgn einzugehen. Meine E der Herr Finanzminister hat eingangs seiner Nede gesagt: Meine

Herren, wenn ih über diese Dinge gesprohen habe, hier und ander- weit, ist mir oft der Eindruck geworden, als ob die Fürsorge für unseren Anleihemarkt gewissermaßen als ein Spezialvergnügen des Finanzressorts betrachtet wird, als ob das ein reines Ressort- interesse der Finanzverwaltung twoäre. Ich kann mih in keiner Weise durch diese Ausführung des Herrn Finanzministers getroffen fühlen und möchte daran erinnern, daß ich bereits am 21. April 1904, also vor jeßt drei Jahren, in einer Rede, in der ih über den unerfreulihen Stand der preußischen Konsols und Reichs- anleihen gesprohen und auf Mittel aufmerksam gemacht habe, dur welche dieser Stand gebessert werden könnte, meine Ausführungen mit der. Bemerkung {loß: „Es ist meine feste Ueberzeugung, daß Staat und Reich die Pflicht haben, darüber nechzudenken, wie auf geseßlihe Weise die von ihnen ausgegebenen Staatspapiere bezüg- lich ihres Kursstandes ges{üßt werden können. Es wird dazu weitgreifender und größerer Ncittel bedürfen, als sie bisher in Aus- sit genommen zu Vin scheinen.“ Ich habe also vor drei Jahren ganz denselben Standpunkt eingenommen, wie ihn der Finanz- minister jeßt zum Ausdruck bringt. Jch habe damals aufgefordert, das Kapital der Seehandlung zu erhöhen. Das ist inzwischen geschehen. Ich habe weiter damals ausgeführt, daß es unbedingt notwendig sei, Reservoire zu schaffen, welhe geseßlih verpflichtet wären, thre Bestände, wenigstens zu einem größeren Teile, in liquiden Werten, und zwar in mündelsicheren Papieren anzulegen. Zu meinem Bedauern ist es dem Finanzminister nicht gelungen, diefe Vorlage wegen ander- weitiger Anlegung der Sparkassenbe\tände durchzubringen. Was nun die Ausgabe der 4 proz. Staatsanleihe betrifft, so habe ih sehr s{chwere Bedenken gegen den Uebergang zu 4 proz. Neichs- und Staatspapieren. Man kann dieser Maßnahme nur ge- zwungen seine Zustimmung erteilen, weil es st|{ch um Schah-

si anweisungen und nicht um Reichsanleihen und Konsols handelt Im-

Jahre 1903 wurde eine Anleihe von 90 Millionen zu 3 yCt. zum Kurse von 91,90 aufgenommen. Jm Jahre 1905 ist man {on zu dem 3Eproz. Typus übergegangen; es wurden 300 Millionen Reichsanleihe von einem Konsortium zum Kurse von 100,50 fest übernommen. Ste wurden mit 101,10 gezeihnet und 15 fach überzeihnet. Im Jahre 1906 wurden 260 Millionen Reichsanleihe und 300 Millionen Konsols fest übernommen zu 99,40, zur Zeichnung aufgelegt mit 100 und 14fach überzeihnet. Es ist bekannt, daß von diesen im ganzen 560 Millionen das sogenannte Fg mit einem nicht unerheblichen Betrage \iben geblieben ist. Demgegenüber steht zur Zeit der Kurs der 32 proz. Reichsanleihe und Konsols auf 95,50, aljo gegen den Ausgabekurs von vor einem Jahre, zur Zeichnung aufgelegt, um 4,50 ¿zurück. Dagegen stehen andere Papiere, z. B. die 33 proz. Staltener, welche vom Jahre 1912 ab automatisch auf 34 pCt. fallen, auf 103,00, 3X proz. Schweden auf 97,50, also 2 yCt. höher als unsere Papiere, 3 proz. Dänen auf 88, also ebenso 2 pCt. besser als unsere Papiere, und 4proz. Türken auf 95, also ungefähr ebenso wie unsere 34proz. Deshalb ist dem Finanzminister nur recht zu geben, daß der Stand unserer Paptere unbefriedigend ist, und daß versucht werden muß, auf geseßlihem Wege Neservoire zu {cha|en, wodurch verhindert wird, daß so viel flottantes Material auf dem Markte ist. Jn erster Reihe wird das Reih für neue Steuerquellen sorgen müssen. Gegen die Erhöhung der Matrikularumlagen müssen wir uns vom preußischen Standpunkte mit Gewalt stemmen. Was den Kurs der Anleihen betrifft, so möchte ih noch hervorheben : am 2. Januar 1895 \tanden die 3Fproz. Konsols auf 104,50 und nah 44 Jahren auf 82,30, also ein Unterschied von 12,2 pCt. Bisher ist es üblih gewésen, den Schaßanweisungen nur eine ganz kurze Lauffrist zu geben. Sie müssen an einem bestimmten Tage in ihrem ganzen Betrage bar eingelöst werden; wer kann aber wissen, wie es, wenn eine folche Kursentwicklung wieder eintritt, wie wir sie kürzlich hatten, am 1. April 1912 aussehen wird? Der Finanzministec und dec Neich3- schaßsekretär sind dann gezwungen, die ganzen 400 Millionen an einem Tage einzulösen. Ein Teil der Schaßanleihe im Reich ist ja dazu bestimmt, früher ausgegebene Schaßanweisungen einzulösen, aber zu einem Zinsfuß von 4,40 pCt. Das Reich und der Staat bekommen niht etwa den Paribetrag, sondern nur 98 pCt., und da nah 5 Jahren der Paribetrag bezahlt werden muß, so muß man “die Differenz von 2 pCt. “auf 5 Jahre verteilen. Das mat einen Zinsfuß von beinahe 44 pCt. Das ist ein Beweis dafür, wohin es führt, wenn unausgeseßt der Anleiheweg beschritten wird. Preußen und das Neich haben in 4 Jahren mehr als eine halbe Milliarde

NReichsanleihe und Konsols ausgegeben. Da empfiehlt Frei- herr von edlig, noh weiter den Anleiheweg zu be- schreiten! Das Reich muß \sich mehr Einnahmequellen verschaffen,

mehr eigene Einnahmen, es muß \ich Reservoire hafen, die das flottante Material aufnehmen und verhindern, daß in gefährlichen Momenten gerade diese Papiere am meisten fallen. Jn Preußen muß derselbe Weg beschritten werden, und deshalb stimme ih dem See in einer vorsitigen Veranschlagung der Einnahmen zu. Ich gebe dem Finanzminister recht, daß wegen des Widerstandes der Großbanken, an die ih der Minister doch wenden muß, der 33proz. Typus nicht wieder beschritten werden konnte. Aber ih lasse dahin- gestellt sein, ob es nicht möglich wäre, unter günstigen Bedingungen eine 3yroz. Anleihe aufzunehmen. :

Abg. Cahensly (Zentr.): Schaßanweisungen dienen eigentlich nur einem vorübergehenden Bedürfnis, es handelt sich aber hier nit nur um ein vorübergehendes Bedürfnis. Die 34 proz. Reichsanleihe steht heuté auf 954, noch s{chlimmer steht es mit den 3 proz. Papieren. Die preußischen 3 proz. Konsols stehen auf 82, die englische 23 proz. Rente teht auf 86. Wer entschädigt die kleinen Leute, die die Verluste er- litten haben? Unser Zinsfuß if jegt sehr hoch; wenn auch die Reichsbank den Diskont gestern auf 54 pCt. ermäßigt hat, so ist das immer noch ein sehr hoher Saß. Der Anleihebedarf im Reich und in e ist schr hoch, wir müssen zu einer rationellen Finanz- wirtschaft kommen, denn die Schaßanweisungen müssen 1912 doch wieder eingelöst werden. Ich möchte mih aber a dagegen ertlären, daß wir etwa wieder Anleihen zu 3 pCt. aufnehmen.

Abg. Dr. Friedberg (nl.): Das Verfahren des Finanzministers mit der Ausgabe von Schaßanwelsungen ist in diesem Moment wirt- schaftlich und finanziell zweämäßig gewesen. An den preußischen An- leihen ist leider sehr viel Geld verloren worden. Deshalb wird diese neue Form der Anleihen durch Schaßanweisungen \ich Freunde machen. Aber auf die Dauer muß do ein anderer Véodus gefunden werden, denn cs könnte sein, daß nach fünf Jahren die Verhältnisse des Geldmarktes für die Einlösung der Schaßanweisungen sehr un-

ünstig sind. Hat der Minister in diesem Fall eine rihtige Bahn eingeshlagen, fo bin ich mit seinen übrigen neulihen Auseinander- seßungen nit fo einverstanden. Er warnt dringend vor dem Schulden- machen und stellt uns England und Frankreich als Muster hin. Diese Ausführungen sind durhaus anfechtbar. Wir machen in Preußen unsere Anleihen in erster Linie für wirtshaftlide Unternehmungen, namentli für den Ausbau der Eisenbahnen, und deshalb sind unsere Schulden anders zu beurteilen als die in Frankreich und England. Wenn wir Schulden machen, um die Eisenbahnen zu vermehren, die 7 pCt. bringen, und für die Anleihen 3 oder 34 yCt. bezahlen müssen, so bringen wir das mit 7 yCt. wieder herein. Allerdings muß gerade deshalb, weil unsere Schulden wesentli wirtschaftlichen

wecken dienen, au für eine kräftige Tilgung gesorgt werden. Unsere

huldentilgung müß einigermaßen parallel mit der Amortisation der U laufea. Je schneller wir die Amortisation vornehmen, desto wichtiger ist es für die finanzielle Entwicklung. Denn wenn wir die Amortisation beendet haben, so haben wir nicht mehr mit der Ver- zinsung der Anlagekosten, sondern nur noch mit den Betriebs- au8gaben zu tun, und dann können wit die wirtshaftlichen Bedürf- nisse besser berüdsichtigen. Man muß also die Tilgungsfrage mehr vom wirtschaftlichen als vom rein finanziellen Gesichtspunkte aus an- sehen. Die Schulden des Staats sind etwas anderes als die von ge Wenn der Staat Schulden tilgt, so nimmt er nur eine

islokation des Geldes vor, denn er kann die Mittel núr den Steuerzahlern nehmen, um fe anderen zu geben. Deshalb würde es wirtshaftlich \{limme Folgen haben, wenn in Zeiten der Hoch- Fonjunktur getilgt würde, denn die dadurch frei werdenden Kapitalien würden sich anderen Unternehmungen zuwenden müssen. Der inanz-

minister Camphausen hat seinerzeit durch diefen Fehler sehr wesentli zur wirtshaftlichen Krisis beigetragen. Bezüglich ak Maßregel zur Hebung des Kursstandes - unserer Staatspapiere jere wir au überzeugt, daß die preußtishen ‘und deutschen Staatepop t nicht den Kuréstand haben, den sie beanspruchen dürften: A 0 augenblickliche Senkung des Kursstandes betrifft nit nur u des dern auch Frankreich und England, denn sie ist die Situation i

Geldmarkts. Darum brauchen wir für unsere Staatsanleihen irk keine Besorgnisse zu haben. Der Geldbedarf unseres Sa R noch durch den Bedarf der Gemeinden und des Realkredits gel! G g Le Es handelt sich da insgesamt um 6 bis 7 Milliarden, N e diesem fortwährenden Geldbedarf wird das Geld natürli ichen Anderseits ist aber die Steigerung des Geldbedarfs gerade ein e É unserer wirtshastlißen Hebung, die wir nur begrüßen e Dem Gegen Geldbedarf steht leider auf der anderen Seite, A verringerte Nachfrage na Anlage gegenüber, die aber auch na

ist. Wir haben weniger Rentiers als England und Fran i n Gerade bei der gesteigerten wirtschaftlichen Tätigkeit in Deut Aen werden die Kapitalien weniger in Renten als in wirt schaftli s Werten angelegt. Die Konvertierung hat au einigermaßeg f 1chreckend gewirkt. Der Staat soll zwar nicht höhere Sine zahlen, als dem Geldmarkt entspricht, aber für die Besißer D Staatsrenten war doch die Konvertierung betrübend gerade in (ie Moment, wo sie anfingen zu verdienen, wo der Kurs über pati n und dann der Staat plöglich verlangte, daß fie etwas herausge! n Sodann hat au das Börsengeset auf die Lage des Geldmarktes E sehr wesentliGen Einfluß geübt. Denn der Terminhande vis einer Reihe von Wertpapieren und damit die Spekulation in ister selben ist _wesentlich beschränkt worden. Nun wünscht der Mes daß die Sparkassen einen Teil ihrex Reserven in Staatsanle ; anlegen; ich glaube, er übershäßt die Wirkung dieser Maßres einigermaßen. Ein kleiner Teil der Anleihen würde zwar tadur 2 Hände kommen, die fie festhalten, und auch für die Sparkassen de es eine wohltätige Maßregel sein, wenn sie einen Teil threr Belt in leiht realisierbaren Werten für Augenblicke einer wirtschaflli G Krisis bereit hätten. Aber etwas anderes ist es, den Sparkassen s; Zwang dazu aufzuerlegen. Wenn der Staat den Sparkassen wt

gehende Konzessionen maßen und fie selbs. von vornherein bel in Anleihen beteiligen würde, würden fle siherlih mehr geneigt (h einen größeren Bestand in Reihs- und Staatsanleihen anzuleg

Sodann glaube ich au noch, befürworten zu sollen, da 50! Verkehr, der Umsay in Neichs- „und Staatspapieren a lihst- erleichtert wird durch eine ausreihende rg

sation des Umsates. Es ist ja dankbar anzuerkennen, daß, - Gesetzgebung des Reichs Hr, Rücksicht genommen und s Umsaß von der Börsensteuer befreit hat. Aber dur 2 satocische Maßnahmen ließe sich der Umsaß weiter erlei) 2 Auch nach einer anderen Richtung könnte eine möglichste eftler der Staatsanleihen veranlaßt werden. Im Reichstag ist in Fen vorigen Session ein Gese verabschiedet worden, das mit sehr gro Mängeln behaftet ist, das Gesey über die Erbschaftssteuer, die ei die Schenkungen betrifft. Der Stempel für Schenkungen | hen roßen Mühen zu stande gekommen. Er ist sehr hoh, und wir N sie ür die großen Kunstinstitute mehr Mittel einsezen müssen, dam

die Scenkungssteuer bezahlen können, wenn ihnen P fet Schenkungen mahen. Es ist geradezu töriht, daß die Wohltättg de so beshränkt wird ; ein Stempel von 5 9% ist viel zu ho, ltr Schenkungen sollten vielmehr vollkommen ftempelfrei sein. vab Finanzminister sollte bei der Reich8geseßgebung dahin wirken, isen i wenn Stiftungen und dergleichen folhe Beträge in Staatsan ie anlegen, fle \tempelfrei bleiben. Dann würden Stiftungskap L in erster Reihe in Staatspapteren angelegt werden. Der S minister hat ferner die Finanzverhältnisse Deutschlands . fuet Englands verglihen. Diese Verhältnisse {ind aber nach Ten Richtung vergleihbar. England verfügt über zwei Hauptsteuerque, die wir nicht haben. Einmal. hat es außerordentli hohe Finanz höher als jedes andere Land. Das halten wir nicht für richtig. L andere Grundpfeiler der englishen Finanzen ist die EinkommensteW die bis zu einem hohen Prozentsaß geht, die reinen Arbettseinkom! aber geringer heranzieht. Diese Form können wir nit nachma| Wir haben von der Einkommensteuer {on alles, was wir betont können, denn wir erheben daneben auch noch Provinzialsteuern, He ps steuern und Kommunalsteuern, alles auf dem Fuße der Einfow s steuer. Das Einkommensteuersystem in England ist gans Steuer England hat also große finanzielle Vorteile vor uns durch sein , daß

-\ystem voraus, aber wir können es niht nahmachen. Ich hofe ani”

meine Ausführungen dazu beitragen, das Bild, das uns d minister neulih geboten hat, in richtiger Weise zu ergänzel

Finanzminister Freiherr von Rheinbabe"-

Meine Herren! Ich bin den drei Herren Vorrednetl bar dafür, daß sie die Finanzoperation, die wir vorge im allgemeinen als eine richtige bezeihnet und ihr {hre erteilt haben. Ich biite um die Erlaubnis, auf einige de : Anregungen eingehen zu dürfen, die sowohl Herr von Arn Dr. Friedberg gemat haben. einen ein-

Herr von Arnim war ja mit der Operation im allgcn? verstanden, bemängelte aber die Gewährung ter 4/0 9 Jahre und hätte es für richtiger gehalten, cine kürze!® festiusezen und cine Konversion auch innerhalb dieser ° führen. Meine H:rren, wir haken na eingehenden E: wäg glaubt, diesen Weg nicht beschreiten zu können. Die beteiligtee, li gli wünsten sogar noch eine längere Lauffrist ; wir haben uns \ auf 5 Jahre verständigt. Gewiß ist damit ‘die Möglichkeit ge0€ wir unter Umständen zu einer Einlösung der Papiere in ünstis Momente kommen müssen, wo die ganze Marktlage es wenig 6 Lager erscheinen Läßt. Allein wir find ja doch immer in der glü&liÄen "f daun nicht bar einlösen zu müssen, - sondern wir können im cal Grund der geseßlihen Ermähtigung, die wir haben, neue eher anweisungen ausgeben. Damit ist also immer ein Expediens geb Rd um nit bar zahlen zu müssen, wenn nach der augenblicklihen g des Geldmarktes das unvorteilhaft wäre. Aber gerade die Ginral! der fünfjährigen Lauffrist mat, glaube ih, das Papier in den des Publikums besonders wertvoll und Hegehrenswert, seren die Sicherheit, in diesen fünf Jahren auf diesen Pf schlafen zu können und immer 4 9% Zinsen zu bekomme fen: gerade für das Publikum der Anreiz, das Papier 1 s d während, wenn wir eine Konversionsmöglichkeit innerhal sicher fünfjährigen Frist eingeräumt erhalten hätten, das „in die Bewertung des Papiers in der Oeffentlichkeit wesentli 1 109 trähtigt hätte. (Sehr richtig!) Meine Herren, gerade bars es mir, baß diese finanzielle Operation sich , glatt immuns und daß man im Inland wie im Ausland wieder cinmal St "arauf für unsere ganzen Staateanleihen machte. Jh habe son re eine hingewiesen, daß dieser ungünstige Stand unscrer Staatspap!! im vollkommen falsch? Beurteilung unserer finanziellen Lage id daß Auslande zum Teil herbeigeführt hat. Es ist mir erinnerl wurdé von deutscher Seite mit italienischen Finanzleuten gesproWe enter“ über die Beteiligung deutschen Kapitals bei der italienischen 5 was konversion, und daß von italienisGen Finanziers erwidert wur leder will denn Deutschland überhaupt, ein Land, dessen Papiere s 1 stehen als die Italiens? Ein Land, das seine eigenen Anleib?" jer- mehr unterbringen kann, muß ja bei dieser großen Frage old nationálen Geldbedarfs überhaupt ganz ausscheiden! Einer