1907 / 150 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Jun 1907 18:00:01 GMT) scan diff

findet na Instruktion der Generalzolldirektion an sämtlide

Zollämter auf alle bis gestern abend in die Zollräume nicht

eingelieferten Waren Anwendung.

Amerika. s Rog Nah einer Meldung des „W. T. B." hat der Präsident oosevelt gestern den Vertrag zwishen den Ver- einigten Staaten und der Republik San Domingo guergeihnet, nach dem die Vereinigten Staaten Finanzverwalter er Republik San Domingo werden.

amm

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein- und Ausfuhr einiger wihtiger Waren in der Zeit E 11. bis 20. Juni 1907.

Einfuhr Ausfuhr

Warengattung __im Spezialhandel ___ S dz = 100 kg

Baumwolle E 148 651 25 113 n esSoUngen Us, 2 « 9 999 2 503

Bu gebrochen, geschwüungen usw. : 9 08 ¿196

Med Sutewer E S

érinowoile in Schweiß Le o S Kreuzzuhtwolle im Schweiß . + - - 17 41 sl

Eisenerze E e A881 795 12729 Stthtoblen E E 5 091826 | 5575 898 Mlintoblen E A 2907200 6 469 l: cerehtigt d s 40002] 6: 109,620 26 e j B 9 E R S 30 266 1617.

a O Run L Berlin, den 25. liches Statistisches Amt. van der Borght.

evölferungs8bewegung-, Verkehrsverhältnisse, S le tungen, städtische Sparkasse, Kranken- und

Armenvflege in Berlin im Sn E

e Berliner Statistik für den Mona ri E R ver „Monatsherichte des Statistischen Amts al tadt Berlin“ belief sich die fortgeschriebene A Ee LS er Reihöhauptitadt anfangs Mai 1907 auf 2091 927 Girwoyer (gegen 2057 131 zu dem gleichen Zeitpunkt des Voxjabres). e Zu- nahme im Monat April betrug 3804 (im April 1906 6435) Personen. Lebend geboren wurden im April 3985 (im April 1906 4209) Kinder, darunter 777 (764) oder 19,50 (18,15) 9/o uneheliche. N das äahr und Tausend der mere Os berechnet, stellte si die Geburtenziffer auf 23,20 (25,10) : ael im SMDHC: 1007

ließung legitimiert 206 D R, v9 denen 27 im Jabre 1907, 89 i. J. 1906, 96 i S, 1905, 30 i. J. 1904, 10 t. I. 1903 geboren und 24 noch älter waren. Von diesen Legitimationen betrafen 190 je ein Kind und 8 je 2 Kinder. i: ungen fanden im April 3376 (im glei@Wen Mona des G 7s statt; von diesen Ehen sind 545 (498) Mischehen. Z : abl der Sterbe fälle (ohne die Totgeburten) belicf fich im aveil 2 G68 (im April 1906 auf 2708). Von den Verstorbenen waren 1413 männlihen und 1268 weiblihen Geschlechis. An Infektionskrankheiten 594 (im April 1908 660) Personen, ins- besondere an: Masern 13 (55), an Scharlah 12 (28), an Diphtherie und Krupp 34 (21), an Keuchhusten 32 (28), an Influenza 32 (17), an Kindbettfieber 7 (10), an Typhus 6 (4), an Lungen- und Hals- \chwindfuht 338 (376), an Tuberkulose anderer Organe 50 (69). Ferner siad zu erwähnen: 187 (169) Sterbefälle an Krebs, 970 (213) an Herzkrankheiten, 244 (252) an Lungenentzündung, 110 (117) an Darmkatarrh, darunter 94 (97) Kinder im 1, ‘Lebensjabr, und 11 S ) an Brechdurchfall, darunter 8" (22) Kinder im 1. Ebene lade À B Alter bis zu 1 Jahr \tarben im ganzen 556 (642) Sind E 9,70 (23,71) °%/%o aller Sterbefälle des Berihtsmonats. uf da Jahr M es e B berechnet, betrug g eine Sterblichkeitsziffer 15,6 04). d „_Als Lil ero R im April 18 051 (im Ayr E 67 A inännliche und 15 986 (17 304) weibliche, zusainmen 8 n h ete ersonen zu verzeihnen. Für die Fortgezogenen erga e a ließli des Zuschlags für die unterbliebenen Abmel una E iche Zahlen: 17 533 (17 359) männliche und 14004 (14842) we E ¿ammen 31537 (32197) Personen. Somit verbleibt bei t Wanderung ein Mehr zuzug von 518 (2443) männliGee 05) Per (2462) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von 2500 ( tionen.

gi An Zensiten der Staatseinkommensteuer waren im

i 6 Vie E ugejogen, 16939 (in 1, Vierteljahr 190 17 120). A 17 342 4 815). In der Ginkommensflufe Vos nur 900 bis 1050 X ergab sich ein Mehrzuzug von a E pflichtigen Personen, in der von 1050 bis 1200 ein ole 8 2 bei Einkommen von 1200 bis 1350 4 ein Mehrabzu von 01 Gemen en 1 Ad IO e t joldes von 8s Perfien; 9 k 1500 bis 16:0 Æ ein fold en; Gn beten mbe oel u BUD a 17d don H U 1000 Una ; von 2100 bis un T ; de mod einen Mehranzug 20n 21 bio H Sen Sen gon her eyr war , in den 7000 N iste mehr fort, als zugezogen sind. Von &en

17 342 ensiten sievelten 1523 nad) Rixdorf über, p68 nad e S As nas S 1E A S g, 433 na Borxhagen - Fumme 5 E 218 nah Spand 910 nach Paukow, 193 nach Stegliß usw., 2013 nah Séiceliiden der Provinz Brandenburg, die nicht mehr zur ä Ö ischen näheren Umgebung Berlins gehören, 4883 nach anderen preu S 1422 nah dem rovinzen, 1743 nah anteren deutschen Staaten und S io uslande. Aus den ferner gelegenen Teilen der Provinz fiighen urg v Berlin 2047, aus anderen Preu t Provinzen 1738. aus anderen deutschen Staaten 2479, aus dem Aus Ande 1390 Zensiten, f L 21066 1 Monat April 724 (im Apri 679) eine Seide E Genehmigt wurden 198 (214) Neues (4011) Umbauten von Wohngebäuden, (26) Séhuppen 2. 0 (78) ü Cr 5 zur Mgtis ; N00) mit und 798 (882) ohne Alarmierung er“Wehr. / Lei Gi i [fand im April 1907 bei 257 (im gleiczen R E M an mlt I E O d 9 üden J Kaufpreis und D asbebaalea mit 4 256 B (16 72% 368) d ay igerung be l 5 400 a7 as O) S (4) unbebauten mit (332 520) Kaufpreis, Durch Verer bun g gingen 30 (29) Grundstüde mit oes 842 (10 864 100) Wert und 5 (15) ohne Wertangabe in eren Besiy über. E . A Ue ältnisse im April legen folgende n- aben L: hen dur die Straßenbahnen 38 673 508 7 179 796) Personen, von denen 31 357 503 (30 410 119) auf die roße Berliner Straßenbahn entfielen, dur die Hoch- und Unter-

pruidba ver Spreetunnelbahn) 3 906 486 (3 462 864), durch d Cen mit Pferdebetrieb 9 629 163 (10 081 657) Per- orn, dabon zu 5 J 8 183 d47 (8276 485) und ¡u 10 -3 1445 616

* unterstüßt.

785 172) Personen. - Ferner wurden durch die 4 (im April 1906 1) E eafbudfinjen 2 011219 (527 728) Personen ‘befördert.

Die Zahl der in den hiesigen Hotels, Gasthöfen 2c. im April abgestiegenen Fremden beträgt 83235 (im April 1906 79 366) Personen. Darunter befanden sch 13 201 (12489) Ausländer; von diesen kamen 3954 (4260) aus Rußland, 2181 (1778) aus Oesterreich, 1211 (1034) aus Amerika, 997 (868) aus England, 1112 (1127) aus

den. - E Auftrieb auf den städtischen Viehhof betrug für den Monat April 1907 22 114 (für April 1906 21 664) Rinder, 15 974 (20 433) Kälber, 44 078 (47 543) Schafe, 108 939 (88 817) Schweine.

Fn den öffentlichen Schlahthäusern wurden im April 1907” 13 677 (im gleihen Monat des Vorjahres 13 245) Rinder, 14 364 (17 149) Kälber, 89 190 (39 390) Schafe, 95816 (77 139) Schweine geschlahtet. In der Zentralroß\chlächterzti wurden 921 (889) Pferde geschlachtet, von denen 11 (14) zurüdckgewiefen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 910 (875) Pferde, ferner von der Nixdorfer Roßschlächterei 76 (53).

Bet der städtishen Sparkasse betrugen die Einzahlungen im April 1907 5 492 670 (im April 1906 5 508 067) M, die Rückzahlungen 7 359 598 (6 014 601) 4; demnach ergab si ein Mehr an ck- ¿ahlungen von 1866 928 (in demselben Monat des Vorjahrs ein Mehr an Rüctzahlungen von 506 534 4). -

Von der Landesversiherungsan stalt Berlin wurden im Monat April 413 (400) Invaliden- und 22 (18) Altersrenten be- willigt. Der Mitgliederbe stand der der Aufsicht des Magistrats- fommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. Mai 1907 736 983 (am 1. Mai 1906 707 010), unter denen fich 42 499 (35 128) freiwillige Mitglieder befanden, Erwerbsunfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kafsen 25 940 (23 553) Mitglieder.

m Arbeitshause ju Rummelsburg befanden sich am 1. Mai 1907 1456 (zu demselben Zeitpunkt des Vorjahres 1788) Männer und 101 (120) Frauen. Das Familienobd ah beherbergte am gleichen Tage außer 27 (25) Familien mit 84 (79) Personen noch 132 C Einzelpersonen. Im slädtishen Obdach nähtigten im April 41 903 (45 548) männlihe und 833 (899) weibliche, zu- sammen 42736 - (46 447) Personen, im Männerasyl des Asyl- vereins 18 325 (20 767), im Frauenafyl 2275 (4501) Personen einschließlich von 44 (61)) Kindern. s

Sn den 6 (im April 1906 5) städtischen Kranken- häusern befanden sich Ende April 3511 (2810) Patienten, als belegungsfähig waren in diesen Anstalten 4147 (3178) Betten angegeben; in_ der Geschlehtskrankenstation des Obdachs waren 89 (107) weibliche Kranke; die Männerstation wurde am 3. Oktober nah dem BRudolf Virchow - Krankenhause verlegt. Die JIrrenanst alten zu Dalldorf, Herzberge und Buch und die Epileptikeranstalt Wüßhlgarten haiten am 1. Mai 1907 5046 (am 1. Mai 1906 4309) Insassen, in Privatpflege waren 3612 (3008) Personen untergebracht. In den 6 Heimstätten be- fanden stch am Ende des Monats April 570 (567) lungenkranke und erholunasbedürftige Personen. Der Bestand in den Siechen- häusern (Fröbel- und Pallisadenstraße) betrug am 1. Mai 2067 (2071) Personen. B e

n den Hospitälern des Arbeitshauses waren am 1. Mai 682 (766) Insasser vorhanden, in den Erzicehungsanstalten zu Lichten- berg und Klein-Beeren 271 (245) Fürsorge- und Zwang®8- erziehungszöglinge, in Privatverpflegung waren 1276 (960) Kinder. In der städtischen Waisenpflege befanden sich an demselben Tage (eins{ließlih der Schmidt-Gallish-Stiftung) 6628 (5931) Kinder.

Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat April 33 203 (31 755) Almosengeldempfänger mit einem Gesamtbetrage an Taufenden Unterstüßungen von 551 859 (548 804) #4, darunter 2074 (2185) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 14 452 (15 370) 6 Extraunterstüßungen. Solche wurden ferner für 5095 (5228) nicht laufend unteritühßte Personen im Gesamtbetrage von 64 257 (61 215) f gewährt. Pflegekinder waren 11 104 (11344) vorhanden, für die 94 403 (95 971) „& aufgewendet wurden.

Zur Arbeiterbewegung. j Der Vorsiand des Deutschen Arbeitgeberbundes für das er Ba aS hielt am 22. b. M. im Architektenhause zu Berlin eine Sitzung ab, in der unter anderen Beratungsgegenständen auch eine Aussprache über den Lohnkampf im Berliner Bau- ewerbe erfolgte. Als Ergebnis dieser Aussprache wurde die nach- tehende Resolution mit Stimmeneinheit angenommen: „Die aus allen Gauen des MNeiches heute versammelten Mitglieder des Vorstandes des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Bau- gewerbe sprechen den Berliner Fachgenossen und threr BVer- tretung, dem Verband der Baugeschäste von Berlin und den Vor- orten, zu dem Abwehrkampfe gegen die _sozialdemokratis@e und änzlih unwirtshafstlihe Forderung einer Verkürzung des neunstündigen Arbeitstages ihre wärmste Sympathie aus. Der Vorstand betont, daß dieser Kampf wegen der prinzipiellen Bedeutung feiner gänzli außerhalb ‘von Lohndifferenzen liegenden Ursache geführt wird im nteresse des ganzen deutshen Bauhandwerks und des vater- fändischen Gewerbes überhaupt, dessen Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt die Lasten “Unserer sozialen Gesetzgebung faum noch zu tragen vermag und durch eine weitere Cin- \{ränkung der Produktionsverhältnisse einen s{chwer zu über- ten Slag erleiden müßte. Zum Wohle der deutshen Volks- wirtschaft ift deswegen auf das entschiedenste zu wünschen, daß es den Bauarbeitgebern Groß-Berlins in ihrem {weren und opfervollen Ahwehrkampfe gelingen möge, das sozialdemokratishe Prinzip des Achtstundentages zurückzudrängen, und dadur nicht alleir die bedrohten SFuterefsen ihres örtlichen Handwerks, sondern au die des gesainten deutschen Gewerbestandes vor chweren Grshäütterungen zu bewahren.“ Ueber den \chon mehrere Wochen dauernden Ausstand der Metallarbeiter in Elberfeld und Barmen wird der “Rheinish-Westf. Zig.“ geschrieben: Der Kampf in der Metallindustrie, der in den beiden Wupperstädten mit ungeahnter Heftigkeit entbrannt ist, dauert unverändert fort: Es sind wenig oder gar keine Anzeichen dafür vorhanden, daß in nächster Zeit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf die eine oder die andere Weise eine Einigung zustande kommen könnte. Sarenweise ziehen die Ausgesperrten durch die Straßen und fassen vor den Bahnhöfen und Fabriken Posto, um jede Streikarbeit zu verhindern. Hunderté von Arbeitern liegen on 6—7 Wochen, über 2000 {hon bald vier Wogen auf dem Pflaster. Die im Metallarbeiterverbande organt- fierten Arbeiter, etwa Zweidrittel aller, werden aus ihrer Streikkasse unterstüßt. Aber auch die Unorganisierten oder anderswo als im fozialdemokratishen Metallarbeiterverbande organisierten Arbeiter werden von ihren Arbeitgebern, die sie aussperren mußten, reichlich

In dieser Woche haben die Fabrikanten die Unterstüßun

für Unverhetratete um 2 und die für Verheiratete um 3 4 wöchenlli erhöht. In Leipzig sind, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Arbeiter der Müblenindustrie in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie vers langen neben zwölfstündiger Arbeitszeit einen Mindestwochenlohn von 98,50 A für Müller und einen solchen von 27 # für andere Ar- beiter. Die Brauereiböttcher haben glei(falls Lohnforderungen gestellt. Sie verlangen die Erhöhung des bisher 28 und 30 M be- tragenden Mindestwochenlohnes und die Regelung: der Aushilf3- arbeiten. In Düsseldorf sind 140 Marmorarbeiter wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten, 100 lehen in Kündi- gung. Beigelegt wurde der Ausstand der Former in der Ascherslebener Maschinenfabrik A.-G, durch Bewilligung der gestellten Lohnforderungen. Nach den beim Zentralauss{chuß in Mailand aus Nom, Florenz, Bologna, Genua, Novara, Padua, Verona usw. eingelaufenen Nachrichten wurde seiner Verfügung, alle Bäcker Italiens sollten sofort auf 48 Stunden die Arbeit einstellen, überall Folge geleistet. (Vergl. Nr. 149 d. Bl.) Die Nuhe ist biéher nirgends gestört; die Bevölkerung er- trägt die Störung mit Gleihmut. Wegen der Verhaftung einiger Agitatoren haken die Industrie- und Landarbeiter in Stadt uxd Provinz Piacenza den allgemeinen Ausstand beschlossen.

" Embryosack bekommen nicht

In Birmingham traten gestern 570 Eisenbahnangestellte zu einer Konferenz zusammen, um Stellung zu nehmen zu den Ant- worten der Gesellschaften auf die Forderung der ahtstündigen Arbeits- zeit für gewisse Grade, Erhöhung des wöchentlihen Einkommens um 2 h. ü andere und Anerkennung der Gewerkschaftsvertreter dur die Gé- ellshaften. In Johannesburg beshloß, „W. T. B.*" zufolge, eine Massenbersammlung der Ausständigen gestern abend, am 4. Juli alle Arbeiter aus den Minen zurückzuziehen, wenn ihre Forde- A nit erfüllt würden oder die Regierung nit einen obliga- torishen Schiedsspruch durhseße. Die Redner besürworteten etnen Ausstand in allen Gewerben, wenn diese Resolution ih als erfolzlos erweisen sollte.

Kunst und Wissenschaft, Vererbung im Pflanzenreich.

Eines der wichtigsten und interessantesten Gebiete, dessen Er- forschung die biologische Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten be- trieben hat, ist die Vererbungslehre. Man hat unter anderem in exakten Versuchen mit Pflanzen und Tieren das Verhalten von der Art abweicender Eigenschaften der Eltern bei dèn Nachkommen studiert, um aus der aufgedeckten Geseßmäßigkeit Aufschlüsse über das Wesen des Vererbungsvorganges felbst ableiten zu können.

Ueber die Ergebnisse dieser For!chungen an Pflanzen unterrichtet ein gemeinverftändlih geshriebenes Büchlein des Botanikers Giesen- hagen, Professors an der Ludwig-Marximilians - Universität in München, das unter dem Titel „Befruhßtung und Vererbung im

flanzenreih“ kürzli (als Band 9 der Sammlung „Wissenschaft und ildung“) bei Quelle und Meyer in Leipzig erschienen ist (6 1). Dieser Schrift sind die nahstehenden Ausführungen entnommen:

Fe auffälliger die Unterschiede zwischen den Eltern find, desto leichter werden wir die Wirksamkeit der Vermishung ihrer Erbmasse im Nachkommen feststellen- können, und das Ergebuis wird für uns am augenfälligsten hervortreten, wenn wir unsere Aufmerksamkeit zu- nächst auf solche Fälle richten, in denen die Eltern nur in einem Merkmal si deutli verschieden erweisen, oder wenn wir uns auf die Betrachtung eines solchen Merkmals bei zwei. auch in anderen Eigenschaften von einander abweihenden Eltern beschränken.

Zunächst haben wir da die Frage zu beantworten: Wie verhält fich der Nalhkomme in bezug auf das Merkmal, dur das sich feine Eltern unterscheiden? Einige Beispiele mögen die Lösung diefer Frage geben. In unseren Bergwäldern, in Anlagen und als Allee- baum an Straßen wächst in zahlreiGen Exemplaren die E ber es che oder der Vogelbeerbaum, Sorbus aucuparia, ein Baum, der wohl zu den allgemein bekannten Gewächsen S heimischen Florä gere@net werden kann. Ein naher Verwandter isl der Mehlbeerbaum, Sorbus Aria, der gleichfallsin unseren Gebirgêwäldern, wenn auch ens häufig als die Gberesche, wildwachsend angetroffen wird. Beide Bäume \ind in ihrer Erscheinung sehr wesentlich dadur verschieden daß die Blätter des Mehlbeerbaumes eine einfache, ungetéilte, rundlich biförmige Blatifläche aufweisen, während die länglihen Blätter der Ebereshe aus zahlreichen Blätthen zusammengeseßt sind. Dié Blätthen stehen an einer gemeinsamen Blattspindel paarweise einander gegenüber, ein einzelnes unpaares BlättWen nimmt die Spiße der Spindel ein. Zwischen beiten Sorbusarten kann man einen Bastard erziehen, indem man den Blütenstaub des einen auf die Narben des anderen Baumes bringt. Die Bastardierung zwischen den beiden Bäumen geht auch ohne Beihilfe des Menschen bisweilen in der freien Natux vor sich, und man findet in verschiedenen Gegenven Deutschlands, in denen die beiden Eltern wachsen, vereinzelt auch den Bastard zwischen beiden im Naturzustande vor. Die Blätter dieses Mischlings sind von denen beider Eltern verschieden. Der Umriß ihrer Blattscheibe ift länglih, am Grunde löfen fi unregelmäßige Blätthen von der Blaltmittelrippe ab. Die obere Hälfte des Blattes bildet einen einzigen, großen Endlappen, dessen Randbildung und Behaarung an das Blatt der Mehlbeerë èrinnert. So finden wir also hier als das Ergebnis der Vishung der Erbmassen der in Beziehung auf die Blatigestalt versci-tenen Eltern beim Nahkommen eine Blattgestalt, die zwischen derjenige der Eltern die Mitte hält. Statt des einfachen Blattes ‘des einen Elternbaumes oder des regelmäßig gefiederten Blattes des andern, tritt ein teilweise gefiedertes Blatt auf, an dessen Zustandekommen offenbar die korrespondierenden Erbteile beider Eltern beteiligt sind.

Ein zweites Beispiel: Unter den Zierblumen unserer Gärten zeinet die aus O stammende underblunmie, Mirabilis Jalapa, fich sehr auffällig dadur aus, daß fie zahlreiche Spielarten bildet, die fich durch die Farbe der Blüten unterscheiden. Es gibt barten mit weißen, gelben, roten Blüten in verschiedenen Farben- tönen und daneben kommen noch Formen mit mehrfarbig gé- fleckten und gestreiften Blüten vor. “Alle diese Arten können leicht miteinander gekreuzt werden. Wählt man zur Bes fruhtung die als varietas alba bezeihnete weißblühende und die rotblühende varietas rosea, fo -erzielt man Samen, aus denen Nachkommen mit einer hellrosa Blütenfarbe erwachsen. ‘Auch hier ist das in der Blütenfarbe gegebene A E Merkmal der Eltern in den Nachkommen gemischt. Das kräftige Not der varietas rosea ist dur das Weiß der varietas alba in rofa gemildert. Die Misch{ung der Erbmassen ergibt bet den Nachkommen eine Mischung der unterseidenden Eigenschaften.

Dieser Saß, der in den vorgeführten Beispielen in aller Deuili@h- keit zum Ausdruck kam, hat aber keine allgemeine Geltung. Die folgenden Beispiele werden eine zweite Möglichkeit zeigen. “Unter den Erbsen, die als Kulturpflanzen in unsern Gärten gezogen werden, gibt es gleichfalls eine große Zahl von Spielarten, die dur die vershiedenartigsten Merkmale von einander abweihen. Wir wählen zu dem Befruchtungéversuh eine besondere Abart, die rote Blüten trägt, und cine andere, die weiße Blütenfarbe zeigt. Die Nach- kommen dieser beiden Eltern empfangen also mit dem Erbgut in ihren Keim von dem einen die Anlage zu roten Blüten, von dem andern die Anlage zu weißen Blüten. Wie bei der Wunderblume, wird mant hier beim Nachkommen rosafarbene oder doch rot und weißgefleckte Blüten erwarten... Das Experiment hat aber ein anderes Ergebnis. Alle Nachkommen haben genau die gleide rote Blütenfarbe wie die rotblühende Elternpflanze. - Die Anlage zu weißen Blüten kommt in den Na@kommen also garniht zur Geltung. Ein weiteres Beispiel mag als Gegenstück zu den oben be- trächteten Sorbuébastard dienen. Aus Südeuropa \tammt eine von unseren Brennesseln durch die kugeligen weiblichen Blütenähren verschiedene Nesselpflanze Urtica pilulifera, tie si vor lanaen Zeiten in Mitteldeutshland, im Harz und in Thüringen

«

_an einigen Orten auf Schutt und altem Gemäuer angesiedelt hat, und

dort normal gedeiht. Sie besißt eiförmig zugespißte Blätter, die am Rande grobe Sägezähne tragen. Von dieser Art Feet ih eine Abart, deren Blätter keine Sägezähne tragen. Linnó hat fie als eine be sondere Art angesehen und als Urtica Dodartii bezeichnet. Befruchtet män die eine Form mitdem Blütenstaub der anderen, so erzielt man eine NaWkommenschaft, deren Blätter genau die Form der Blätter der Urtica ilulifera mit groben Sägezähnen am Rande aufweisen. Auch hier st die Wirksamkeit der von VUrtica Dodartii stammenden Anlage zur Erzeugung eines am Rande ungezähnten Blattes in den Nahkommen gänzlih unterdrückt. Die vererbende Kraft der korrespondierenden An- lagen ist in diesen Beispielen verschieden. Wir können die eine der beiden Anlagen und damit auch die von thr bedingte Cigenschaft der einen Elternpflanze als die herrshende und dominierende, die andere E e E C Es E N Na(hkommen tritt nierende Merkmal rein hervor, unbeein b Ea e N Muhe N Le as Erbgut, das in seiner Mischung väterliGer und Anlagen den Entwicklungsgang und die Föringeiathalis ded ‘Dad kommen beherrs{cht, wird aus dem Keim unverändert au an die Pollen- und Embryosackmutterzellen des Nachkommen weitex gegeben und bildet dort die Grbmasse, aus der die Pollenzellen und die Gmbryo- säde mit Anlagen für die nächstfolgende Generation von Nahkommen ausgestattet wird. Aber die einzelne Pollenzelle und der einzelne

die ganze Erbmasse, die aus den väter-