1907 / 154 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Jun 1907 18:00:01 GMT) scan diff

E

reiche.

“fömitees wurde,

Ohne die Einmischung des Komitees von Argelliers würden die teuern wie tg entrichtet worden sein. „Wir befinden B

stande, dürfen wir einen solchen dulden?“ Zahlreichs

vor ei s N Mde daß die Truppen

urufe: Nein. Clemenceau erinnerte sodann data, j

eisung erhalten hätten, nur im äußersten Notfalle, nachdem dîe geseßlichen Ausfordecungen ergangen seien, zu s{hteßen. Die Kürassiere wurden sofort nach ihrem Eintreffen verhöhnt und mit Steinen e worfen; sie wollten deshalb angreifen, die Offiztere lehnten es aver ab, den Befehl dazu zu erteilen. Der Ministerpräsident verlas hann ihm zugegangene Berichte, nah denen die Menge zuerst Gewalttät p keiten gegen das Militär und die Polizei begangen hat, und ret- fertigte die gegen die Meuterer des 17. Regiments angeordneten Maß- nahmen. Er erklärte dann, die Bewegung !m Süden werde o Reaktionären, die immer an die Trennung von Staat und Kirche dâhten, ausgenüßt; von den Royalisten werde cin Feldzug des Auf- ruhrs geführt, das Land hänge aber der Republik an. „Wir werden unser demokcatishes, soziales Werk nit aufgeben. Clemenceau gr dann die Sozialisten an, berihtete über seine Unterredung mit Albert und erklärte, sobald das Geseß geachtet werde, würden die Truppen zurückgezogen werden. i

. Nach einer kurzen Unterbrehung der Sißung machten mehrere Redner den inisterpräsidenten verantwortlih für die Ereignisse im Süden und beshworen ihn, die Truppen zurück-

zuziehen it wieder Nuhe dort einkehre. / L Í game Si S ti, daß Clemenceau unvorsihtige

er olitik getri abe, und warf ihm vor, daß er das Geseb nicht zu Sa gee N ebenso unberüdsihtg! gelassen habe, wie es zu Gunsten Alberts geschehen sei. Der Redner verlangte, daß die ver- hafteten Bürger aus der Haft entlassen werden. Der Präsident verlas hierauf acht Tagesordnungen.

Clemenceau nahm die von Beauquier und Modeste Leroy eingebrachte E aeronina an, in der das Vertrauen zu der egierung ausgesprochen wird, daß sie dem Gesehe O vershaffen wird. Die für eine von Angé einge ns e Tagesordnung, in der festgestellt wird , daß die _ T gierung si in cinem politischen Widerspruch befin E eantragte Priorität wurde mit 350 gegen 230 L E ab: elehnt. Ebenso wurde die Priorität für eine Tagesor pas agasse, der den Familien der e er das Mitgefühl der Kammer ausspricht und erklärt, daß e Kammer darauf rene, daß die Negierung Maßregeln zur Beruhigung ile werde, mit 326 gegen 174 Stimmen abgelehnt. Darau uree E erste Teil der Tagesordnung Beauquier, in dem Ee klärungen der Regierung ebilligt werden, mit 347 gegen Stimmen angenommen. Ler zweite Teil dieser Tagegorduig, in dem das Vertrauen zu der Regierung ausgesprochen wird, daß sie die Achtung vor dem Gesehe und die Beruhigung sihern wird, wurde mit 324 gegen 233 Stimmen, der dritte Teil, in dem den Opfern, Zivilisten wie Militärs, der bewegte Gruß der Kammer entboten und ausgesprochen wird, daß die Karhmer auf die patrioti he N di Bevölkerung des Südens rechne, durch ufheben der ände und dann die Tagesordnung im ganzen mit 323 gegen 233 Stimmen an- genommen. ah der Annahme des Vertrauensvotums wurde der Antrag au Einsezung einer parlamentarischen Kommission zur Ecforschung e während - der Un- ruhen im Dunkeln ebliebener Tatbestände abgelehnt, weil der Ministerpräsident Clemenceau bemerkte, daß die eingeleitete gerichtliche Untersuchung, für diesen weck vollkommen aus- Hierauf wurde die Sißung geschlossen. Jn einer gestern in Argelliers abgehaltenen Ver- Ammlung von Delegierten der einbauschuß- War T, B. zufolge, beschlossen, Grund- lagen für cine Föderation der vier Departements zu schaffen, die Zallun der Steuern zu verweigern, die Entlassung der Gemeindebehörden und die Freila ini der Verhafteten zu fordern. Mebiba wurde noch da Mindestmaß der zu Gunsten des Weinbaues zu stellenden Forderungen festgeseßt.

Rußland. i inisterium des Auswärtigen ist gestern, „W. T. B.“ ufol her russish-italienische Handelsvertrag unter-

zeichnet worden. | 1A Der in Moskau tagende Semstwo-Kongreß ist

gestern geschlossen worden.

Asien. L en aus Holländish-Jndien berichten über Angriffe - der Atchinesen auf Lager und Mae holländisher Truppen, bei denen 4 eingeborene Soldaten getötet und 12 verwundet wurden. j

Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ sind éhn Ak ebarene, die die Mörder des französischen Arztes Dr. Mau champs sein sollen, am 24. d. M. von Marrakesch in Eisen unter starker Bedeckung in Mogador eingetroffen und mit einem ampfec nah Tanger ges afft worden, wo, die Untersuchun

tattfinden soll. Die wirklichen Hauptschuldigen befinden

er „Agence Havas” zufolge aber immer noch unbehelligt in Marrakesch. Die Eskorte, welche die A Nädelsführer brachte, it ur Verfügung. des französischen Konsuls gestellt Worden, um diesem ac Martatei® das Geleit zu geben, do hat

der Konsul seine Reise verschoben, a E U LURS Jung

C ie Gefangenen s{hwebt. Fn C Ae Gee n neue Nieten werden nicht befürchtet Ankunft des Sultans im Süden nicht darauf

wen i r ungen ird, daß die übrigen Forberungen Frankreichs

erfüllt werden. Ï :

Die französischen es „Du Chayla“ und „Desaix“ sind gestern, „W. T. B.“ zufolge, mit den Meuterern des 17. Fnfenterieregiments an Bord ei der Reede von Sfax eingetroffen. Torpedoboote und größere Boote haben bei i nen at egt, um die Ausschiffung der Meuterer zu be- werkstelligen, Schüßen, Spahis und Polizeimannschaften halten auf den Kais die Ordnung aufrecht. Zur Weiter- beförderung der Meuterer steht cin Eisenbahnzug ercit.

Amtliche Meldun

Eni

tralblatts für das Deutsche Reich“, 0D heat des Innern, vom 28. d. M., hat folgenden rang 1) Konsulatwesen : Ermächtigung zur Vornahme von Zivil- Exequarurerteilung. 2) Bersuhzcungarneten:

tandshandlungen; rt elôhne gewöhnliher Tagearbeiter. 3) Polizelwesen: Aubweisung ves Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Statistik und Volkswirtschaft.

Fünfundzwanzig Fahre preußischer Brandstatist ik.

Mit der im Königlich preußischen Stalistischen Landesamte kürzlich beendeten Aufbereitung ‘des Urstoffes ter preußischen Brandstatistik für 1905 liegen nunmehr die amtliden Ziffern dieser neuen Aufnahme für ein volles Vierteljahchundert vor. Auf Grund derselben gibt das Statistische Landesamt in der „Stat. Korr.“ eine ih auf die einzelnen Jahre 1881 bis 1905 erstreckende Uebersicht der im preußishen Staate, bei Trennung von Stadt und Land, er- mittelten Schadenbrände *) nebst der Höhe der dur fie ent- standenen Verluste, beide in Vergleichung gestellt mit der Zahl der Bewohner und der Gebäude des Staates in den ktetreffenden Jahren bezw. im gesamten Beobachtungszeitraum. Die Einwohnerzahlen für Preußen in den zwischen den Volkszählungen liegenden Jahren sind in hergebrahter Weise fortgeshrieben, die Zahlen der Gebäude aber den jährlihen amtlichen Nachweisen über den Bestand der Liegen- haften und Gebäude entnommen. Die Verhältniszablen bieten die [92 häufi keit auf eine Million Bewohner und 100 000 Gebäude

Schadenbetrag, der in Pf. auf den Kopf der Bevölkerun

owie- den [ überall wiederum getrennt na

bezw. das einzelne Gebäude entfiel,

Stadt, Land und Gesamlstaat. T Betratet man zunächst die absoluten Zahlen der Brände

für den leyteren, so findet man, daß die Zahl der Schadenbrände während des in Betracht kommenden fünfundzwanzigjährigen Zeitraums in viermal mäßig unterbrohener Krümmungslinie um mehr als das Fünffahe, nämli von 14 623 i. F. 1881 auf 74986 i. I. 1905, estiegen is, Diese Zunahme is zum Teil auf die im Laufe der Jahre immer vollständiger gewordenen Mel- dungen der kleinen Brände mit geringem Shadenbetrage zurück- .…_ Demgegenüber haben A eben bei der großen Zahl kleinerer Brände die Schadenwerte im Beobachtun szeitraume noch nicht ganz vertoppelt, indem sie in neunmal, während der Jahre 1888, 1894, 1896 und 1902 besonders stark unterbrochener Frümmungslinie bis 1904 von a auf 105,1 Millionen Mark anwuchsen, dann aber mit 91,9 Millionen fast auf den Stand von 1903 bezo. 1901 zurückehrten. Die ortsanwesende Bevölkerung Preußens, die ih am 1. Dezember 1880 auf 27 279 111 Köpfe stellte, ift für 1881 auf 27 477 982 Personen berechnet und belief ih 1905 auf 37 293 324 Köpfe; sie zeigt hiernah eine Zunahme von 9815 342 Personen, d. h, um 35,7 v. 9 während si die Ben der Gebäude, der zweiten mitwirkenden wi tigen Ursache für die der Brände, n auf 9995 194, d. h. u v. H. erhöht hal. _* J L Ls luten Ziffern der Schadenbrände und Brandschaden- werte erfahren erst durch die Beziehung auf die Einwohner- und Ge- bäudezahl ihre richtige Beleuchtung. Die Zahl der auf 1 Million Bewohner des Gesamtstaates während des _Beobachtungszeitraumes entfallenven Brände ist in mit nur viermaliger unerheblicher Senkung ziemlich gleichmäßig ansteigender Krümmungslinie von 532 im Jahre 1881 auf 2011 im Jahre 1905, d. h. auf das Dret- undeinhalbfache, die Zahl der auf 100000 Gebäude entfallenden Brände in ähnli unterbrochener Krümmungslinie von 190 auf 749, d. h. an- nähernd auf den gleichen Hundertsat, gesliegen. Dagegen f\tieg der Bewohner treffenden Brandschadens nur von 1881 auf 247 § im Fahre 1905, d. h. um 25,9 Hundertteile. Die Krümmungslinie steigt und fällt wiederholt stark und hat mit 188 4 im Jahre 1888 ihren tiefsten Stand erreicht; das Jahr 1904 zeigt den Höchstbetrag, der annähernd noch in den Jahren 1893 1895, 1899 und 1900 erscheint. Wie nahe- liegt, folgen die Zahlen der auf 1 Bewohner tréffenden Schadenwerte dem Steigen und Fallen der Gesamtschadenwerte. Die Verhältnis- zahlen für die Gebäude entsprehen im allgemeinen denen für die Be- völkerung. Die Höchstzahl findet sich mit 1065 H Schadenwert für 1 Gebäude auh hier im Jahre 1904; diesem reihen sich mit 1031, 1032 und 1034 die Sahre 1895, 1900 und 1893 an. Die Mindest- zahl fällt mit 681 H wieder auf das Jahr 1888, dem sch die Jahre 1882 und 1889 mit 696 anschließen. i 5 Trennt man diesen Gesamtzahlen für den Staat gegenüber Sictenetäne uod ertr Ta S a 4 uad Sah dr d al daß in den ersten Jahren der Beoba / belt so viel Brände zur Anschreibung § imm sind als für die

unahme der Zahl m 2334915 =

Betrag des auf 1 197 4 qut «Jahre

ädte, daß aber für leßtere nah und nah immer mehr Brandfälle e Anzeige kamen, baß in den leßten Jahren die Städte dret- bis deeicinhalbmal so viel von Bränden zu letden en haben müßten als das platte Land. Ein Blick auf die Schadenbeträge belehrt uns aber sofort, daß es \ich bei dieser Erscheinung in der auptsache um genauere, d. h. vollständigere Meldungen der Brände geringer und geringster Bedeutun handelt. Die Schadenbeträge wadhsen allerdings, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet, in den Städten mehr als auf dem Lande. Der Scadenbetrag von 12,97 Millionen Mark in den Städten im Jahre 1881 erfährt erst eine allmählihe, dann eine sprunghafte Steigerung in den Jahren 1892 und 1893, in denen er 98,1 und 33,4 Millionen Mark erreicht, um im Jahre 1894 auf 18,96 Millionen herabzusinken. Seitdem vollzieht fich aber wieder eine Steigerung; für 1900 findet man den Höchstbetrag von 36,3 Millionen; für 1904 und 1905 find Schadenwerte von 35,4 und 31,8 Millionen Mark angegeben. Während des Jahrfünftes 1881/85 sind in den Städten für 75,4 Millionen Werte vernichtet ; darauf steigt dieser Betrag auf 92,1, 124,6, 146,4 und 158,4 Millionen Mark für die folgenden Jahrfünfte bis 1901/05, also auf

mehr als das Doppelte. Das Land hat demgegenüber in den

ren der Berichtsperiode Schadenbeträge von 41,2 und

ersten lionen Mark zu verzeichnen, Beträge, die in den folgenden Fahren etwas steigen, um jedo in den Jahren 1888 und 1889 auf den tiefsten Stand von 37,4 und 38,9 Millionen Mark zu_ sinken. Eine starke Steigerun folgt; das Jahr 1895 zeigt einen Schaden- wert von 7 Millionen. Ein abermaliges Herabsinken bis i Mark Schaden im Jahre 1902 tritt ein, dann

auf 48,6 More illionen Mark im Jahre 1904, dem

69,7 an Anschwelien Ne gehen auf 60,1 Millionen Mark Brandschäden

wiederum fünfjährige Perioden zusammen, so E as f Sthadenbeträge auf dem Lande von 222,9 Millionen ark in den Jahren 1881/85 auf 296,9 Millionen während des S@lußjahrfünftes 1901/05 gestiegen, also nur um etwa 33 v. H. In den Jahren 1886—90 find freilich nur 205,3 Millionen Brands- châäden gemeldet, 1891—95 dagegen in Höhe von 271,1, 1896—1900 m Betrage von 277,4 Millionen Mark. Der Gesamtschadenbelrag in den % Fahren 1a e L D Millionen Dae für

onen für das Land, im ganzen 1370, onen die Städte, 1273,7 Milli S A S Bien

ü tstaat i a für f Sibi, Da 980 für das Land, 827 782 für den ganzen

amtzahl der Schadenbrände übersteigt also_in den Stre Bi bs 08 Million erheblih; der désamte Schaden- vert erreicht nahebei 1,9 Milliarde Mark.

Von besonderem GFnteresse sind endli, wie: oben {hon an- edeutet, die Ziffern, welche die Schadenwerte auf den Kopf bér Bevölkerung sowie auf ein Gebäude in eri Jahre der Beobachtungsperiode für Stadt, Land und Gesamtstaat angeben. Da findet man für die Städte die Schadensumme von 131 H auf jeden Bewohner im Sahre 1881. gegenüber dem Höchstbetrage von 968 S im Jahre 1893 bezw. von 176, 183, 215 und 189 4 für die leßten vier Jahre. Nach Perioden zusammengezogen, zeigen fich Durch- \{hnittsbeträge von 148 S für den Kopf der Bevölkerung in den Jahren 1881/85, sodann von 163, 199, 908 und 197 in den folgenden Jahrfünften bezw. von 186 &Z für die Jahre 1881/1905, Auf dem Lande sind die Schadenbeträge für den Kopf der Bevölkerung verhältnis- mäßig bedeutend höher ; fie \{chwanken zwischen 234 „Z im Jahre 1881

*) Für uns{hädlich verlaufene Rußbrände in Feborg eines und sonstige Brände, bei denen weder ein Mens getötet oder verleßt, noch ein Schaden von mindestens einer Mark Wert entstanden ist, sind nah den bestehenden Bestimmungen keine Zählkarten auszufüllen.

und 208 im Jahre 1888 bis zu 344 S im Jahre 1904. Nach Jahr- fünften kommen auf dem Lande 252, 228, 286, 287 und 295 bezw. 272 H für die Jahre 1881/1905 auf den Kopf, also um 40 bis 60 v. H. mehr als’ in den Städten. Dies mag, abgesehen von dem besseren Feuershuße in den Städten, zu cinem erheblichen Teile wohl mit der weniger feuersiheren Bauart der Gebäude (nah Umfassungswänden und Bedachung) auf dem flachen Lande jusammen-

ängen.

Jener Gesamtshaden von annähernd 2 Milliarden Mark, den die Bevölkerung Preußens in dem Zeitraume von fünfundzwanzig Fahren erlitten hat, gibt bei seiner in den leßten Jahren immer mehr hervortretenden Neigung zum C eng zu denken; er mahnt-uns, da, wie wir in einem weiteren Artikel über die Ursachen der Schadenbrände in Preußen während der Jahre 18811905 sehen werden, drei Viertel bis neun Zehntel aller Ursahen von Schadenbränden bei uns auf die Gleichgültigkeit, den Leichtsinn und die Fahrlässigkeit der Bevölkerung E find, zur Ein- und Umkehr. enn das gesamte brennbare Volksvermögen in Preußen auf 90 bis 100 Mil- liarden Mark zu \chäßen ist, so find dur die Brände, ganz abgesehzn von den nit mit zur Erhebung gelangenden kleineren Verlusten, in einem Vierteljahrhundert über zwei Hundertteile dieser Werte über- haupt vernichtet. x

Zur Arbeiterbewegung.

Die Arbeitszeit in der städtishen Gartenverwaltung in Berlin (vergl. Nr. 143 d. Bl.) ist vom Magistrat dahin geregelt, daß die Arbeit künftig hon um 6 statt um 7 Ühr Abends aufhört. Im Frühling und Herbst soll die Arbeitszeit auf 10} Stunde gekürzt werden. Für die ogenannten Saisonarbeitec tritt an- Stelle des Tageslohns künftig ein Stundenlohn. Der Zentralverband der S hiletbei in Berlin hat an die Konfektionäre die Forderung gestellt, bis morgen fis endgültig darüber zu erklären, ob sie die von den Konfektionsarbeitern und -Arbeiterinnen aufgestellten Tarifvorshläge annehmen oder wenigstens darüber mit einer Arbeitnehmerkommission in Unterhandlungen eintreten wollen. (Vergl. Nr. 144 d. Bl. ür den Fall einer ablehnenden Antwort war der Streik nah vor- hergegangener Anrufung des Gewerbegerihts als Einigungsamt in Aussicht gestelt worden. Der Verein der Herren- und Knaben- konfektionsfirmen Engros beschäftigte i, der „Voss. Ztg.“ zufolge, estern abend mit diesem Ultimatum. Es wurde beschlossen, dem entralverband der Schneider \chriftlich mitzuteilen, e der Arbeit- Bit A sich zu seinem Bedauern nicht in der Lage sehe, mit den rbeitnehmern über die Da e zu verhandeln, weil dem Verein nah seinen Statuten jedes Mittel fehle, diejenigen Mitglieder, die dem Beschluß nicht Folge leisten, in eine Konventionalstrafe zu nehmen odér fonst zur Inne Ste der getroffenen Vereinbarungen zu zwingen. Der Arbeitgeberverein ehe deshalb den weiteren Maßs- nahmen des Schneiderverbandes ruhig entgegen. Der Schneiderverband wird nunmehr das Einigungsamt des Gewerbegerichts anrufen. Sollten die Arbeitgeber au hier Pepe ablehnen, so dürfte in kürzester Zeit ein ähnlicher Kampf ausbrechen, wie ihn Berlin im Zahre 1896 erlebt hat. Der erein der Zimmerer in Berlin nahm vorgestern zur gegenwärtigen Lage des Kampfes im Baugewerbe Stellung. Nach den neuesten Feststelun en find in den beiden Organisationen, den Zentralisten und den Lokalisten, 1664 noch im Streik, 3267 arbeiten zu den neuen herabgeseßten Fo eE es nd 1114 abgereist und 6671 krank, invalid, außerhalb des ohngebiets Groß-Berlins beschäftigt usw. Mán rechnete, wie der „Voss. Ztg.“ geschrieben wird, in den Kreisen der Arbeitnehmer damit, daß die Unternehmer, wenn fle am 1. Juli nicht die erforderliche ast von Arbeiten erhalten, in einigen Wochen zu Verhandlungen bereit sein werden. Die Ledigen, die jez noch immer in größerer Zahl in Berlin geblieben sein sollen, / wurden nohmals dringend zur sofortigen Abreise auf- gefordert. Den Verheiratleten wird am 1. Juli nach dreiwöchigem Streik eine Mietsenishädigung von 5 4 steigend um 2,50 H bis 10 4 nach fünfwöchigem Streik gezahlt. In Posen sind, infolge von Lohnforderungen des polnischen Kutschervereins, etwa zwei Drittel der Dros@kenkutscher in einen Ausstand getreten. In Elberfeld at unter den Beton- “und Asphaltarbeitern eine Lohn- ewegung begonnen. Die Arbeiter verlangen einen einhettlichen Stundenlohn von 60 ür gelernte Arbeiter. Die Maschinenfabrikanten in Barmen geben, der „Köln. p zufolge, durh Anschlag in den Fabriken bekannt, daß Arbeits- willige zu den alten Bedingungen wieder angenommen werden sollen. Die Angebörigen des Deutschen Metallarbeiteroerbandes aber werden vorläufig ausges{lossen und sollen dauernd ausgeshlossen werden, falls der Ausstand bis zum 15. Juli nicht beendet ist. Die Arbeiter der Elektrischen Zentrale in Prag, die von dem Verwaltungsrate gewisse Begünstigungen erreihen wollten, stellten gestern abend plöglih die Arbeit. ein, sodaß der Verkehr auf den elektrischen Bahnen auf etwa anderthalb Stunden unterbrochen wurde. Mit Hilse der Reservekräfte der Ingenieure und des übrigen technishen Personals konnte, wie „W. T, B.* meldet, der Verkehr wieder aufgenommen werden. In der. City von New York ist ein Ausstand ausgebrochen, der eine ernste Gestalt an- zunehmen s{eint. Die Straßenkehrer und Abfuhrarbeiter haben die Arbeit M und verweigern das Wegräumen der in den Straßen liegenden Schmußstoffe. Mehrere tausend Mann haben fich der Bewegung angeschlossen. Nah einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Johannesburg sollen Be An- gestellte der Herkules Mine heute entlassen werden (vergl. Nr. 150 d. Bl.): Diese plöplihe Einstellung des Werks und die Verminderung der Angestellten auf der Cinderella Grube haben eine gewisse Be- stürzung an dem East Rand hérvorgerufet

Kunst und Wissenschaft.

Die X[I. Ausstellung der Berliner Sezession. l V. (Shluß.)*) Die plastische Abteilun g der Ausstellung ist nit reihhaltig genug, um über die verschiedenen Bewegungen au diesem Kunstgebiete erschöpfende Auskunft zu geben. Der ungeheure Einfluß, den Rodin auf die Bildhauer aller Nationen ausübt und der es mögli gemacht hat, daß man heute in Paris, Rom _ und Kopenhagen Werke von einem fast gleihartigen internationalen Sammelstil nit nur in Aus- stellungen und Ateliers, sondern au als Denkmäler auf der Straße erbliden kann, tritt diesmal zurück; viel eher könnte man eine An- näherung an die - Stilideale unseres Adolf ildebrand feststellen. Die Plastik i ja hon durch handwerkliche Gepflogenheiten mehr an die Ueberlieferung gebunden als die Shwester- kunst Malerei; troydem bemerkt man niht ohne Ueber- rashang, daß selbst in diesen niht durchaus heiligen Hallen der Antike mit Leidenschaft geopfert wird nicht anders als in den Ausstellungen der „Akademiker“. Ganz abgesehen von den ih stark feedn machenden Vorbildern griehisher, selbst arhaisher und pätrömischer Kunst, seyt man eine ganze Reihe von Bildweiken, deren Stoffgebiet der Welt des Altertums angehört. Unter diesen ragt Louis Tuaillons Herkules mit dem Stier am meisten hervor, ein Kolossalwerk, das freilich erst zur vollen Wirkung gelangen kann, wenn es in Bronze gegossen am Wannsee aufgestellt sein wird, Die ganze Gruppe i#st wundervoll durhmodelliert ; an dem mähtigen Rumpfe des Wundertieres ist auch niht eine

„gestellt“ ersheint, Man hat nit den

vorausging.

Amazone, den Rofselen

*) Vergl. Nr. 97, 120, 126 und 147 d. Bl.

tote Stelle leider \{chwächt sich bei wiederholter Betrachtu erste lis Eindruck dadur ein ase ab, r bie Sre ste ! indruck eines Zusammen- \stoßes zweier Kräfte, man fühlt nicht, daß dem Slege ein heftiges Ringen Also gerade das wird vermißt, was sonst Tuaillonschen Bronzegruppen als höchstes Verdienst nahgerühmt wird, die unlösbare Verbindung von fs und Tier: man vergegenwärtige fh die er und das herrliche Kaiser Friedrih-Derkmal