1907 / 246 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Oct 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Zu der in Nr. 242 d. Bl. gebrahten Notiz über drei in Bayern befindliche Handschriften aus der Karolingerzeit wird uns ergänzend mitgeteilt, daß noch eine vierte derartige Handschrift in Bayern vorhanden sei, nämli ein EGvangeltarium, das der Kaiser Lothar im Jahre 8952 der Benediktinerabtei zu Prüm in der Eifel, wo er die leßte Zeit seines Lebens - zubrachte, zum Geschenk machte. Bet der Ausheburg der Klöster zur Zeit der französishen Revolution fam diese Handschrift, die ih damals in dem Kloster St. Maximin bei Trier befand, mit so manchen anderen in den Besiß von I. GIeress alen reiche und interessante Sammlungen wurden nach seinem Tode zerstreut und verkauft; ein Teil der Handschriften war hon vorher dem Gymnasium in Trier geschenkt worden. Das Evangeliarium erwarb von den Erben der Antiquar Jacques Rosenthal in München, in dessen reichem Handschristenlager es gegenwärtig den ersten Play einnimmt. Die reigeschmüdckte Handschrift besteht aus 234 Blättern ; die Shrift, in fünf verschiedenen Größen, ist z. T. auf purpurnem Grunde auf-

getragen.

Land- und Forftwirtschaft.

Zur Fleishbeschau hei Hausschlachtungen in Preußen.

leisGbeshaugeseße vom 3. Juni 1900 (8-2) kann bei Shlcftlleren: deren Selb au E D ee erden soll, die Ï S ten wenn keine Merkmale einer die s tauglihkeit des Fleisches aus\{ließenden Erkrankung vorhanden h é Jedoh kann dur landesrechtlihe Vorschriften diefe FeegeleN he Befreiung der sogenannten De von der Fleishbeschau / 24 a. a. D.). / P A Ausführungsgeseß vom 28. Juni 1902 hat hier- 2 stimmt: S 2 pi L Bendi mit Schlachtbauszwang, daß alle in das öffentlihe Schlachthaus gelangenden Schlachitiere bor u nag der Shlachtung einer amtlichen Untersuchung unterliegen, au e xeihsgesclich ein Uatersuhungszwang nit besteht, also au be Hausschlahtungen ; / z m übrigen die Ausdehnung des Beschauzwange auf L enn Polizeiverordnungen erfolgen kann, U daß die Polizelverorenunact mit der Mosgab A L: Beslimmungen getroffen sind, mil der bls bei und nah der Untersuhung die Grundsäße des S e dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen Anwendung finden. E L t eine Ermittlung darüber stattgefunden, in Sive i ‘4 E R Grund R beten N Bebel ein Beschauzwang au bet aus\{lachtungen L S in den Bezirken, in denen ein solcher eschau l S uns 43 9/0 der Gesamtbevölkerung ounen: Dazu gehören sämtliche Sclachthausgemeinden, also A A Ausnahmen (wie ¿. B. Altona und die städtischen Voror E Ne ns) die größeren Städte, daneben aber U On O A Städte, ferner von ges{chlofsenen Destrten 3D L 1 Regierungsbezirk Oppeln, endlich eine auf die au EY d o beeschieven erteilte Anzahl städtischer. und länd- lier Gemeinden. Die Ausdehnung des Beschauzwanges auf Hans: \{lachtungen ist übrigen E alem Big O Eh E î 7 ren Ee E S LRGUN gelang e onse0i En Ot , erstreit eser Zwang l L Beispielsweise find in Hessen-Nafsau die S und Ziegen ausgenommen, im Regierungsbezirk Oppeln auch die

Kälber. s

bei der Viehzählung am 1. Dezember 1904 auch eine E E arjenigen Tiere stattgefunden hat, die in der Zeit vom 1. Dezember 1903 bis zum 30. November 1994 geslachtei worden sind, ohne der Fleischbeschau unterlegen zu haben, ergibt fich folgendes Verhältnis der sogenannten Hausshlachtungen zu den Gesamt- \{chlachtungen in Preußen:

abl der Anteil ber von - er eldau | | Gesamtzahl tungen, bet E Tiergattung der denen eine achtungen amtlihe Be- | ander Gesamt- Schlachtungen \chau unter- zahl der blieben ist | S{lachtungen R i Kühe, über 2 60400 36108 | 3,789 Rinder jeglidien e L e 66 565 3,41 9/0 Kälber bis zu3Monaten | 2288 078 58 550 9/62 9/0 Si E 19540438 | 3688086 | 29,41% Schafe (einsWleßlih | 2 go7001 | 641969 | 26,22% Siegen (insen 661220 503 918 | 76,21 9/0 ¡usammen | 19369570 | 4858088 2 9/0.

zst der höchste Prozentsaß der Hauss{lachtungen A D Ocs dann folgen die Schweine mit nahezu 30 °/o ad die Schafe mit mehr als 4+. Bei Rindern ist der Anteil der Hauss{lachtungen gering, bei über drei Monate alten Tieren beträgt er etwa 32 9/0, bei Kälbern nur wenig über 2# °/o. Fn der Erwägung, daß die Beanstandungsprozente sich im Jahre aben bei : L S ganz un- bedingt minder- nur Teile zue tauglih tauglich wertig beanstandet sammen auf 1,52 0,54 2,47 40,085 44,58 9/0

ühen « « E über 3 Mon.

eron 02 046 16 80,93 33,98% E Sf d 8 O 1 1B

1 0 Schweinen - - - 008 S O6 1565 15,89 9%

E S E 0,30, E 2 io, E D ür Landwirtschaft 2c. in einer ommt das M en Denks@rist zu folgendem Ergebnis: hierzu soeben ver nd Ziegen ist ein erhebliches sanitäres Bedürfnis Bei Schafen es Heschauzwanges auf die Hauss{chlachtungen kaum nah Ausdehnung 2 “Fiergattungen verhältniémäßig wenig Anlaß zu anzuerkennen, da S Die Beanstandungen einzelner Teile bei S a e eatunglos, da es i dabei fast durweg nur pan ee Organe (Lebern) handelt, die ohnehin nit genoffen zu werden pflegen. ¿re Bedürfnis nicht in gleichem matt See Vesta f eier, de, erle en Q 1 s er men en Ge- eine Trichinen- und Finnen Gau, dur e ermittelt werden, auch bet Paus chiachtungen n Sipwethtn in den meisten reue S S{lahtung kommenden tattfindet (höchstens 8 9/o der in Preußen zur nd zwar meist in Sn werden nicht auf Trin Lnpi sehr selten E andererseits ift zu erwägen, daß die Ausdehnung der agene nen E {hau auf erheblichen Wbecstand und vielfa auch auf große praktische Cs A wi tungen ist zu unters ei den Rinderhaussla gien D pi ee Bange mrr (Laster fb de elle ergibt, sind die Beanstandungen ge hl der Haus\chlach- Al ag selten, und wenn nun auch die Za ar am niedrigsten ungen bet Kälbern* nicht groß ist, pröôzentual sog Wert der bon allen Tiergzttungen, so ist doch auch der geringe

heiden zwischen

meist bald na der Geburt zum Hausgebrauhe geshlach- teten Kälber als ein gegen die Ausdehnung des Beschauzwanges auf Hane Gg von Kälbern sprechender Umstand in Betracht zu ziehen. Bei älteren Rindern hingegen liegen alle Voraus- sezungen für die Ausdehnung vor: ein sehr erheblihes sanitäres Be- dürfnis (schon durch die obigen Beanstandungsziffern erwiesen; bei Hauss{lachtungen sind 1 aber sicherlih noch viel höher, wei ein großer Teil der Hausschlachtungen Notshlactungen sind); die ver- hältnismäßig geringe Zahl der Haus|chlachtungen und vor allem die Erwägung, daß nah den vorliegenden Berichten gerade die fogenannten Hausslachtungen von Rindern zu den häufigsten und gesährlihsten Umgehungen des Fleischbeshaugeseßes Anlaß gegeben haben. Wird den Kaltschlächtern durch die Ausdehnung des Beschau- zwanges auf Hausshlahtungen von Rindern der Einwand der Be- fretung auf Grund des § 2 des Reichsgeseßes entzogen, dann wird die Fleis{kontrolle wesentlich erleidtert werden. E

Di-se vorstehenden Erwägungen haben die zuständigen preußisck{en Minister zwar bewogen, auf eine all gemeine Aus ehnung der Fleischbeschau insbesondere auf Sqhweine und Kälber einstweilen nicht hinzuwirken, sie „haben thnen aber Veranlassung gegeben, in einem Erlaß vom 17. August d. F. an alle Regierungs- prâsidenten einmal bie Unterstellung der Hauss{chlachtungen von Rindern im Alter von drei Monaten und darüber unter den Fleischbeschauzwang und zum andern eine Gin- \chränkung bezw. \härfere Bestimmung des Begriffes der Haus |chlahtungen auch bei Kleinyieh im Wege der Polizeiverordnung 13 des Ausführungsgeseßes zum Fleisch- beshaugeseß vom 28. Juni 1902) nachdrüdcklich zu betreiben.

Na einem dem Erlaß beigefügtea Entwurf sollen diese möglichst für den Umfang einer ganzen Provinz von den Oberpräsidenten zu erlassenden Polizeiverocdnungen folgenden Wortlaut erhalten.

„8 1. Rindvieh im Alter von drei Monaten und darüber unter- liegt auch dann, wenn das Fleisch aus\chließlich im eigenen Haushalte des Besißers zum Genusse für Menschen verwendet werden soll, in allen Fällen vor und nah der Schlachtung einer amtlichen Unier- suhung nach Maßgabe der Vorschriften des vorbezeihneten Gesehes und der dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen. (

8 2, Rindvieh im Alter bis zu drei Monaten, Shweine, Schafe, Ziegen, Pferde und Hunde unterliegen auch in den Fällen, in denen auf Grund des § 2 des Gesetzes, betreffend die Schlachtyieh- und Fleishbeshau, vom 3. Æunt 1900 die Untersuchung unterbleiben darf, vor und nah der Schlachtung einer amtlichen Üntersuhung nah Maß- gabe d:8 r Enten Gesetzes und der dazu erlassenen Ausführungs-

riften, fofern P h Fleisch nit nur _ im eigenen Haushalt eines Besißers, sondern in e E einem Haushalte zum Genusse für Menschen ver-

det werden Jou, a A b. das Fleis in einem Haushalte zum Genusse für Menschen verwendet werden soll, in dem mehr als vier“) niht zur Familie oder zum Gesinde des Besizers gehörige Kostgänger regelmäßig beköstigt werden, : s c. die Silachtung zum Zwecke der Bewirtung eines die Zahl der sonst zum Sehalte gehörigen Mitglieder erheblich übersteigenden Kreises von L (z. B. bei Einguartierungen und größeren Fest- ihkeiten) erfolgt.“

e i nicht verkannt werden, daß es sich bei diesem Vorgehen, abgesehen -von der Unterstellung der Rinder im Alter von mindestens drei Monaten unter die Fleishbeshau, für die aber die angeführten Gründe als stihhaltig wohl allseitig werden anerkannt werden müssen und gegen die auch mit Rucksicht auf die verhältnismäßig geringe Zahl der davon betroffenen bisherigen Hausslahtungen erhebliche Bedenken nit werden vorgebraht werden können, in der Hauptsache um eine \chäcfere Abgrenzung der im Reichsfleishbeschaugeses ent- haltenen Bestimmung des Begriffs der Haussclachtungen („Schlacht- tiere, deren Fleish aus\{ließlich im eigenen Haushalte des Besitzers verwendet werden oll“) handelt. In dieser Be- ziehung sind bisher die Anschauungen keineswegs eiaheitlihe gewesen, und die deshalb wiederholt angerufenen Gerichte find gleichfalls zu Feiner cinheitlihen Auffassung dieses Begriffs gekommen. Nach Erla solcher Polizetherornuungen, H haber: Die verde Zee o

r|u@un e u ac)tenden ere zu gretfen a T cine Un bren nd damit auch für die Landwirtschaft ein Vorteil aus ihnen erwachsen. Z

Ernteergebnisse und Getreidehandel in Bulgarien.

Das Kaiserliche Konsulat in Rust \chuk berihtet unterm 7. d. M.: Der Monat September war, ebenso wie der August, in Nord- hulgarien trocken und heiß. Der Boden ist derart ausgetrocknet, daß mit Ausnahme eines Striches im Kreise Tirnowo, wo etwas Regen fiel selbst mit eisernen Pflügen nit geackÆert und deshalb auch nicht gesät werden kann. Raps ist an solhen Orten, wo er infolge nieder- egangener Strichregen angebaut werden konnte, gut aufgegangen und at #ch leidlich gut entwickelt. Sonst ist es aber jegt für die Aussaat des Rapses schon zu spät. Sollten niht bald ausgiebige Negenfälle eintreten, so ist die ganze Ernte an Wintergetretde des zukünftigen Fahres bereits jest in Frage gestellt. Die Mais ernte ist längs des Balfans mittel, längs der Donau aber s{lecht ausgefallen. Im allgemeinen dürfte für die Ausfuhr bei dieser Frucht wenig oder garnichts in Betracht kommen.

Zufuhren haben im Monat September nicht stattgefunden. Ausgeführt wurden bloß Mais in geringer Menge und etwa 4000 &

Bohnen. s Preise standen am 1. d. M. wie folgt: Weizen 20 Fr., Gerste 15 Fr., Mais 13 Fr. für den Doppelzeatner,

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Samara, 14. Oktober. (W. T. B.) Ein Bas(hkir, der in cinem Zelt einen Kilometer von dem Bauernhofe Ustrianow entfernt im Nikolajewskischen Bezirk wohnte, ist unter pest verdächtigen Erscheinungen erkrankt. Die Behörde hat einen Bakteriologen dorthin entsandt.

Verkehrsanftalten.

Die Eisenbahndirektion in Breslau gibt bekannt, daß der Gesamtverkehr der österreichischen Nordwestbahn auf allen Linien wieder aufgenommen ist. 2

Theater und Musik.

Konzerte.

Am 7. Oktober gab im Saal Bechstein Herr Heinri estalozzi einen Liederabend mit zum Teil eigenen, recht an- prechenden Kompositionen. Der Sänger verfügt über eine \ympathische, sehr lyrische Baritonstimme, die ihn besonders das weiche Piano gelingen läßt. Die Behandlung des Organs verrät Geschmack und gute Schulung. Daß es manchmal an der nötigen Kraft und Mannigfaltigkeit des Ausdrucks gebra, darf wohl der Befangenheit des Künstlers zugute gehalten" werden. Z Sn der Singakademie bot die Se Grete Steffens am Donnerstag recht eindrucksvolle Leistungen. Die Künstlerin weiß ihre Fähigkeiten rihtig einzushäßgen und ihrer - wohllautenden, wenn au nicht gerade großen Stimme dur einen inhaltreihen Vortrag höheren Wert zu verleihen. Es glückte ihr zumeist, in ihren musikalischen Darbietungen eine persönliche Note durhklingen zu lassen. Der ausgezeichnete Geiger Karl Fle ch spielte, gleihfalls am Donnerstag, im Beethovensaal mit Unterstühung des Phil - harmonischen Orchesters ein neues Violinkonzert von Emanuel

*) Diese Zahl kann nah Maßgabé* des örtlichen Bedürfnisses auh bis zu 6. erhöht werden.

Moór. Der Verfasser der Tondihtung versteht, klangyolle Motive und farbenreiche A zu entwideln, ohne jedoch durch bedeutsame Gedanken oder enua der Sprache sein Werk zu vertiefen. Karl Flesch [ee die Solostimme in seiner vornehmen und tonschöônen Art durch ; ein großes Stilgefühl und die Treffsicherheit seines tehnishen Könnens konnte der Künstler erst in der köstlihen Sonate für Violine allein von Max Reger voll entfalten; in diesem Werk, und noch mehr in dem D-Dur-Konzert von Brahms, wurde die Tiefe und Größe seiner Kunst voll offenbar; was an reiner Schönheit des Gedankens, an Adel des Tons geboten werden kann, trat hier in durchsihtiger Klar- heit und mit ergreifender Wahrheit hervor. Richard Koennecke hatte an seinem gleichzeitig veranstalteten ersten Liederabend im Mozart - saal Shubert, Schumann, Wagner und vier ansprechende neue Lieder von Paul Schwers auf das Programm geseht, von denen bejonders „Vor der Schmiede“ gefiel und wiederholt werden mußte. Das unvergleihlich s{chöne, kraftvolle Organ des Konzertgebers, sein reizvolles Piano werden ihm ftets einen vollen Erfolg sichern, auch ohne das kleine theatralische Beiwerk, dessen er sich, diesmal wenigstens, zuweilen bediente. S wirkt in seinem Vortrag auch der temperamentvolle Ausdruck. Hervorragend war auch die Begleitung“ des Herrn Erih Wolff, die sih mit stilvoller Feinbeit und musikalishem Empfinden dem Gesange anzu- passen wußte. Das Publikum kargte nicht mit seinen Beifallsbezeugungen. Die Klaviervorträge des Herrn Hermann Lafont zeigten an dem- selben Abend im Saal Bechstein eine weitere Verseinerung der virtuosen Darstellungskunst des bekannten Pianisten. Besonders alänzend löste der Künstler seine Aufgabe bei der Wiedergabe des Adagio der F-Dur-Sonate von Scriàäbine. Außer vier anderen Werken desselben Komponisten bot er solche von Debussy, Ravel, Liszt und Paganini, und brachte namentli in dem leßtgenannten sein tehnishes Können zur vollen Geltung. Durch einige Zugaben dankte er fürden ihm gespendeten Beifall. : ; Ein außerordentlihes künstlerisches Ereignis war am Freitag die von der neu gegründeten Gesellschaft der Musiksreunde in der Philharmonie unter-Oskar Frieds Leitung veranstaltete Aufführung der \ymphonishen Dichtung „Gloria * von Jean Louis Nt oba Das nach jeder Richtung hin anspruchsvolle Werk,

dessen Uraufführung unter des Komponisten eigener Leitung im Jahre -

1904 in Frankfurt a. M. stattfand und dort ebensoviel Beifall wie starken Widerspru hervorrief, erfordert ein außergewöhnlich grcßes Orchester, ferner ein außerhalb des Saales befindliches Nebenorchester, Orgel, eine Solostimme und einen großen Chor. „Ein Sturm und Sonnenltied“ heißt der Untertitel und deutet {on an, daß der pro- grammatische Inhalt sh um Stürmen und Drängen nah Sonne und Sieg, um Unterliegen und neuen Kampf und ähnliche Begriffe und Stimmungswerte bewegt. Dem Programmheft war eine Er- Fflärung der Grundgedanken beigegeben, Hiernah will der Tondichter das Lebens\chicksal eines Propheten \{ildern, der im Kampfe um seine Ideale von der Mawt der rauhen Wirklichkeit zu Boden ge- rungen, durch Rückkehr zur hehren Natur fonnigen Frieden in der Eimsamkeit und im Bannkreise idealer Vorstellungen wiederfindet. Die ganz unerhörte Fülle der angewandten Mittel ermöglihte eine große Vielseitigkeit musikalisher Charakteristik, Klangwirkungen und Tonmalereien, wie fie wohl selten erreiht werden. Das großartige kompositionstehnishe Können, die geistvolle Gestaltungêfkraft, die stets neue Tonverbindungen und Formen findet, \chufen hier ein unaufhörlihes Fluten kraftvoller künstlerisher Mit- teilungen, sodaß man, wenn auch s{ließlich abgespannt, so doch mit regem Interesse der zweiundeinchalbe Stunde währenden Aufführung folgte. Es will gewiß etwas bedeuten, daß in einem so ausgedehnten Werk verhältnismäßig wenig „flache Stellen, Trivialitäten und Geschmak- losigkeiten, wie z. B. die naturalistishe Nachahmung von Tier- stimmen, {fich finden, und man muß diesem glänzenden Können, dem fast keine Grenzen gesteckt zu sein seinen, hohe Achtung zollen. Zu anderem Ziel führt aber die Erwägung, welhe Bedeutung eine derartige Entwicklung tonseßerishen Könnens für Kunst und

Menschheit überhaupt hat. Die einseitige Ausbildung des Musik-

tenishen, die Ausgestaltung der Programmusik bis zu ihren legten Fol e läßt eines ganz in Vergessenheit geraten, und zwar ein Wich iges: das ift die für alles Große und Echte grundlegende

künstlerishe Einfachheit, das Ursprünglich - starke, das nit durch noch so schillerndes Geistreihtum, dur noch so ausgebildete handwerklihe Fertigkeit erseßt werden fkann.

SFmmerhin kann man dem interessanten Werk die Anerkennun nicht versagen. Eine künstlerishe Tat war die ußer \chwierige, aber mit Liebe und Verständnis und größtem Erfolg von Oskar Fried durchgeführte Einstudierung und Leitung der Au fbr: Auch dem Philharmonischen Orchester gebührt uneingeshränktes Lob. Der Chor des Sternschen Gesangvereins löste seine Auf-

gabe ebenfalls recht wader, Ließ aber in bezug auf die Soprane doch

manchen Wunsch ¡unerfüllt. Um die Aufführung machten sich noch Walter Fis cer (Orgel) und Else Schünemann (Altsolo) verdient. Das Künstlerehepaar Emy und Friedrich Schwabe haite an seinem Lieder- und Duetteabend am Freitag im Beethovensaal einen hübschen Erfolg zu verzeichnen. eide Stimmen klangen harmonisch ineinander, au der Vortrag war fein abschattiert und warm belebt. Der Mezzosopran der Sängerin ist von Natur s{öner als der Bariton ihres Gatten, litt aber beim Forcieren der Höhe und wurde dann {arf und rauh. Nach einer Reihe von bekannten Liedern und Duetten sang das Ehepaar zum ersten Male mehrere Gesänge eines neuen Komponisten, Hermann Durra, die zwar beifällig aufgenommen wurden, aber doch nichts Besonderes boten. Im Saal Bechstein ließ ih gleichzeitig die Sängerin Paula Schick-Nauth hören. Der außerordentliche Wohllaut und die Kraft ihres Mezzosoprans fielen in den Vorträgen auf; um so empfindlißer machte sich aber auch die mangelhafte Kultur der Stimme wie des Ausdrucks bemerkbar.

Die Vorstehershaft der Singakademie hatte für den Sonn- abend, Nachmittags, zu einer Gedächtnisfetier für Professor Dr. Joseph Joachim eingeladen. Der Saal zeigte an der Fenster- seite ein großes, lorbeergeschmüdcktes Bild des dahingeschiedenen Künstlers. Die Feter wurde eingeleitet durch den Trauermarsch aus Händels „Saul“, den das Philharmonische Orchester s, Saal trat der U a S Professor

eorg umann zu einer Ansprache vor; et durH die edle Sli@theit ber Rede, mit d "reite

eisters men e und künstlerische Eigenschaften gewürdigt wurden; es lag ein Hauch tlassischer Einfachheit und Größe über ihr, sie Paee gerade durch die Vermeidung oller übers{wenglihen Worte.

esonders liebevoll wurde auf die vierzigjährige Tätigkeit Ioahims an der Königlichen Hohschule eingegangen und auf das enge Verhältnis, das Joachim mit der Singakademie verband; als eines der Ihren ge- dachte die Singakademie wehmütig des Verewigten. Anschließend an die Rede spielten die Genossen des berühmten Joachimquartetts, das dur Jahrzehnte seine Heimstätte in der Singakademie gefunden hatte, die Professoren Carl Halir, E. Wirth, Rob. Haus- mann, denen Karl Kli ngler ih hinzugesellte, den langsamen Sah aus Beethovens Streichquartett Op. 135. Die unbéralellithe Wiedergabe von Brahms? „Deutshem Requiem“ vollendete dann die Feter. Dec Trauer um den großen Toten wurde darin der edelste Ausdruck gegeben; selten sangen Frau I. Grumbacher de Iong und Herr Lederer-Prina so “ergreifend, und jelten klangen die Chöre so innig und wehmutsvoll; es war, als tönte eine persönliche Klage aus ihnen hervor. Des verewigten Meisters gedahte au der vortrefflihe Geiger Theodore Spiering im Programm seines am Sonnabend im Beethovensaal mit Unterstüßung des Philharmonischen Orchesters gegebenen Konzerts. Dem Andenken Joachims war der Vortrag seiner bekannten Violinvariationen gewidmet. “Die untadelige Technik des ausführenden Künstlers vermochte si darin voll zu ent- wickeln. Die Wärme des Ausdrucks und Klarheit der Gedanken- gliederung, die dem Geiger eigen sind, traten ferner in Bahs E-Dur- Konzert kräftig hervor; auch das A-Moll-Konzert von Spohr fand eine Bu „\tilgerechte Wiedergabe; die Weichheit des Klanges und Ge- chmeidigkeit des Tons übten hier besonders reizvolle Wirkungen aus.

er des verewigten -