1907 / 249 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Oct 1907 18:00:01 GMT) scan diff

ortsezung ihrer landwirtshaftlihen Betriebe im Schußgebtete erhält d Strel er ellschaft die aus Grundstücksverkäufen innerhalb ihres früheren Konzessionsgebietes durch das Gouvernement vereinnahmten Kauferlöse so lange überwiesen, bis dadurch die Gesamtsumme von 200 000 (zweihunderttausend Mark) erreicht ift. 4) Zur Ueber- tragung des der Siedelungsgesellschaft unter 1, 2 gewährten Eigen- tums an Ausländer bedarf es der Zustimmung des Gouvernements. Dieses Zustimmungsrecht ist durch Vermerk im Grundbu sicher- zustellen. 5) Das Reichskolonialamt genehmigt, daß die Siedelungs- gesellschaft ihr Vermögen, wie es sich nach dem vorstehenden Vertrage gestaltet, in eine Gesellschaft mit eshränkter Haftung nah deutschem Necht einbringt und si fodann auflöst. : :

Der Kaiserliche Gouverneur des Schußgebieis Togo hat unterm 26. August d. J. eine sofort in Kraft getretene Verordnung, betreffend die Heimbeförderung von Privatangestellten A unterhaltlosen Weißen, er l endes bestimmt:

e A find E ihre außerhalb E Mus: ebiets beheimateten weißen Angestellten, welhe nit in t age find, die Kosten der Heimreise zu tragen, auf eigene Kosten nah K zu befördern, wenn das Vertragsverhältnis durch Zeitablauf Ee us Entlassung bezw. Kündigung seitens des Arbeitgebers beendet j g er e Ee Berlino e l Wieden

ichtun i

en E BEAdigna des Vertragsverhältnisses oder mit dem Eintriit der Angestellten in den S tines anderen Arbeitgebers. § 2. Der Führer eines i N e hat die von ihm mitgebrahten Weißen, welche beim 2 É n i i Ah fici Ae Ande ‘erworben nachweisen können, daß fie im Ralich wieber: an haben, auf Aufforderung des Gouvernements R L5 ser R Bord zu nehmen. § 3. Zuwiderhandlungen gegen S s : ord erden mit Geldstrafe bis zu 600 G, an deren Stelle im Nicbtbeitreibungsfalle Gefängnisstrafe bis zu drei Monaten tritt, A straft. Das Gouvernement is berechtigt, bet Nihtersüllung der in den 88 1 und 2 bestimmten Verpflichtungen die. Heimbeförderung E Angestellten oder Mittellosen auf Kosten der Verpflichteten zu be- wirken.

Statistik und Volkswirtschaft.

- tniger wichtiger Waren Sin R l Bin Oktober 1907.

Einfuhr | Ausfuhr Warengattung im Speztalhandel _dz = 100 kg

Bum ole A 96 926 10 519

achs, gebrochen, geschwungen usw. D373 563

ie A P 14366 3089

ute und-Zutewerg s Merinowolle im Swe s 5 400 218 Kreuzzußtwolle im Schweiß. . « 4 100 109 Gifenese Es Es 4 128 679 990 646 Steintoblen s R E a T D DLE I 5 763 466 Braunkohlen . . « « Ea 2 325 031 4 619 ASTDD L C s eie eie ravs 275 411 181 Se Get ais Se (Ss 97 074 1311 Obe e a ria 5 Ï 124 007 85 517 Ufer E s 34 936 3 963,

Berlin, den 18, Oktober 1907.

Kaiserliches Statistisches Amt. f R der Borght.

Ls

tse überseeische Auswanderung im Monat Sep- Dee 1907 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat September über ; 1907 1906

Bremen . 1959 1779 Hamburg . 4400 1050 deutshe Häfen zusammen . . 3059 2829 fremde Hâfen (soweit ermittelt) 407 472

überhaupt . 53466 3301.

Aus deut\chen Häfen wurden im Monat September 1907 neben den 3059 deutshen Auswanderern noch 23 470 Angehörige fremder lber davon gingen über Bremen 17 798, über Ham-

urg ;

Zur Arbeiterbewegung.

Zweitausend streikende Berliner Töpfergesellen waren gestern nahmittag versammelt, um, wie die „Voss. Ztg.* berichtet, zu der Resolution der vorgestrigen Arbeitgeberversammlung Stellung u nehmen. Ohne jede Erörterung wurde in der Versammlung eine

esolution gefaßt, worin fie sich zu neuen Verhandlungen bereit erklärt. Es liege im beiderseitigen Interesse, daß die neuen Verhand- [ungen günstigere Erfolge ausweifen mögen.

Der zweite U TEGE Arbeiterkongreß, d. i. der Kongreß der nationalen Arbeiter, wird vom 20. bis zum 22. Oktober in Berlin tagen. Der Verband der nationalen Arbeiter hat jeßt mehr als 900000 organisierte Mitglieder, die ihre Vertreter - nah Berlin entsenden werden. Zur Beratung stehen folgende Verhandlungsgegenstände: 1) Bericht des Kongreßaus\chus}ses (Neichstagsabg. Franz Behrens-Essen). 2) Die allgemeine sozial- politische Lage (Adam Stegerwald-Cöln, Generalsekretär der rist- lichen Gewerkschaften). A. Die Sonntagsruhe (R. Döring-Hamburg) ; B. Arbeitershuß in der gesundheits{ädlichen und {weren Industrie Fr, Wieber- Duisburg); C. geseßlihe Regelung der Arbeitszeit (Franz

isher-Mülhausen i. Els.); D. die Arbeiterinnenfrage (Fräulein M.

«M.-Gladbach).

E e erfolgt, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, eine Gesamtaussyerrung im Baugewerbe nit, da die ausständigen Stein - träger erklärten, in der bisherigen Weise weiterarbeiten zu wollen.

Zur Lohnbewegung der Leipziger Musikinstrumenten- arbeiter teilt die „Lpz. Ztg.“ mit,- daß die Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu einer Einigung bisher nicht geführt haben. Es haben deshalb jeßt in einigen größeren Betrieben die Arbeiter zum Teil die (rbeit eingestellt,“ um ihren Forderungen größeren Nachdruck zu ver- l E B berichtet, die von den Arkbeit- Febern verhängte Sperre seit gestern früh aufgehoben. Die Leiter der

rbeiterkammer und anderer Arbeiterkörpershaften hatten am Mitt- wochabend eine Kundgebung erlassen, in der die Arbeiter aufgefordert wurden, gestern früh die Arbeit wieder aufzunehmen. In etner Ver- ammlung, in der die radikaleren Elemente in der Mehrheit waren, war dagegen beschlossen worden, den Ausstand fortzuseßen. Die Arbeit ist indessen gestern früh fast überall wieder aufgenommen worden. Die Zahl der Ausständigen dürfte niht mehr als 4000 be- tragen, sodaß der Ausstand als beendet angesehen werden kann. Nah amilien Feststelungen der Stadtbehörden wurde vor estern in 213 Betrieben gearbeitet, während 200 ges{lofsen waren ; es arbeiteten 22 649 Arbeiter, während 25 593 wegen Ausftands oder Aussperrung feierten. Aus Rom wird gemeldet, daß der Eisenbahnverkehr in ordnungsmäßiger Weise vor sh geht; zu irgend welhen Kundgebungen

“Geshmack an der B

ist es nirgend gekommen. Alle Blätter sprechen si lebhaft {egen einen eventuellen Ausstand der Eisenbahner aus und halten dem Eisenbahn- personal vor, daß die öffentlihe Meinung so sehr dagegen ist, daß ein Ausstand mit etner vollständigen Niederlage der Eisenbahner enden würde. Der „Messagero*“ weist darauf hin, daß sogar die Führer der Sozialisten durhaus gegen den Ausstand sind.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Gelegentlih einer nahträglihen Feier, die die „Bran den - burgia“, Gese t t Heimaitkunde, aus Anlaß des 70. Geburts- tags ihres Ersten Vorsißenden Geheimrats Friedel veranstaltete, hielt dèr Professor Dr. Pniow er einen Vortrag über Theodor Fontane, an den die neuerlihe Denkmalenthüllung in Neu-Ruppin wieder er- innert hatte, als über denjenigen unter allen modernen Dichtern, der als der bei weitem „märki|chste“ gelten darf. u einer Würdigung des Unvergeßlichen hien der Redner besonders berufen, da ihm das Glüdck zuteil geworden ist, die große Hinterlafsenshaft Fontanes durcharbeiten zu dürfen. „Was Theodor Fontane war“, die Aufgabe, dies vor Augen zu führen, konnte mithin kaum in geetgnetere ände gelegt werden. Auch dürfte gerade die „Brandenburgia“, die noch jüngst eine Fahrt nach der Geburtsstadt Fontanes unternommen und dort ihre Schritte zunähst zum Denkmal des Verewigten dem ersten, hoffentlich niht dem leßten gelenkt hatte, diesen Anlaß wohl zu einer besonderen Gedächtnisfeier iu den Mann nüßen, den sie sechs Jahre kang zu ihrem Ehrenmitgliede zu zählen das Glück gehabt. Die Mark Brandenburg, fo leitete Professor Pniower sein Thema ein, hat viele tüchtige Dichter geboren, außer Willibald Alexis jedo keinen, der mit solcher Vorliebe wie Fontane die Mark behandelte, ihrer Geshihte und dem Getriebe ihrer Gegenwart seine Stoffe entnommen hat, keinen, der zugleiß von dem unserer Heimatsprovinz eigenen Geiste so durhtränkt war, wie Fontane. In seiner Person ist-in gewissem Sinne die Mischung germanischen, slavishen und französishen Blutes verkörpert, aus der jener der Mark eigentümli@e Geist entstanden i, der in Fontanes Werken seinen Ausdruck findet. Was feine Schreibart auszeichnet: ein köft- liher Humor, eine graziôóse Plauderkunst, die überall ohne lehrhafte Absicht hervorleuhtende gründliche Kenntnis der Literatur, Kunst und Geschichte des Landes, die Fähigkeit tiefster Weltbeobahtung, geziert mit hoher künstlerisWer Gestaltungskraft alles das ergibt die Vollendung, den echten und bleibenden Wert von Fontanes Werken und gleichzeitig die Erklärung, warum sie seinen sich in ihnen wiederfindenden engeren Landsleuten so teuer sind. Die Leser und Genteßer dicser Geistesfrühte vergessen aber allzu leiht, sich der Summe ungeheurer Arbeit, der gewaltigen Selbstzuht zu erinnern, die sie zu zeitigen und zu edler Reife zu bringen, er- forderlich war. Es fällt auch in Genieland fein Meister vom Himmel! Fontane selbst bestätigt es in der Unterschrift, die er irgendwo unter sein Bild geseßt hat: „Gaben, wer hätte fie nicht? Talente Spielzeug für Kinder. Erst der Ernst mat den Mann, erst der Fleiß das Genie!“ Deshalb ist es ein Akt der Dank- barkeit gegen den Dihter und zugleich ein Gewinn für jeden warm empfindenden Menschen, sich Fontanes dornenvoller Laufbahn mit tiefster Teilnahme zu erinnern. Auch er hat große Enttäushungen und Demütigungen im Leben erfahren, ja sie haben bewirkt, daß tr in den leßten 15 Jahren bis zur Ungerechtigkeit verbittert und hypo- wondrish gestimmt war. Hatte er doch beinahe das 70. Jahr er- reiht, ehe er den ersten Lorbeer auf dem Gebtet pflücken durfte, das er mit Meisterschaft beherrschte. Gleich allen um 1820 Geborenen, die si literarish betätigten, galt sein erstes Schaffen der Politik. Mit Selbstironie blickte er später auf seine Anfänge zurück, „in Arkadien wurde auch ih geboren, au ih hab mal auf Freiheit ge- \chworen, - haßte Schranzen und Fürstenshmeicler . . .. Leib- poeten waren mir Herwegh, Karl Beck und Dingelstädt“. Doch nit lange litt es ihn auf dem Felde. Hatte er zwisen dem 20. und 30. Jahre fich als Lyriker und zugleich als Vebersetzer englischer Dichtungen versuht, so sah das -vierte Jahrzehnt seines Lebens ihn den Uebergang zum Geschichtlißen machen. Dex alte Derfflinger, der alte Zieten fanden an ihm einen pietätbollen und ge- rechten Biographen. Es ist mit dieser Nihtungnahme von Fontanes Entwicktlung das tiefe Interesse wohl vereinbar, das er damals einer in Deutschland wentg bekannten, [hon 1765 erschienenen cnslishen Sammlung „Reliquies of ancient English oetry“ und gleid- zeitig Walter Scott zuwandte. Auch Herders „Stimmen der Völker“, Bürgers Balladen waren von ihm hohgeschäßt. Die Liebe zur Volksdichtung bestimmte seine Nichtung auf Jahre hinaus. Er \{chuf im Geiste seiner Vorbilder. Damals entstand u. a. Fes Ballade „Ar@ibald Douglas“, die in der herrliden Loeweshen Komposition \o ungemein beliebt geworden ist. Auch die nordishe Geschichte und Sagenwelt übte auf Fontane große Anziehungskraft; doch blieb er bei der anfänglichen Vorliebe für das Ge und Ee niht stehen. War anfänglih ein

egenstand seiner liebevollen Versenkung darin um fo sicherer, je älter er war, so änderte si das mit den Jahren. „Fontane fand eobahtung -der Gegenwart, an ciner satirischen Betrachtung der menschlihen Shwächen und mate gern Anwendung von seinen Erfahrungen auf die ihn umgebende Welt. Aber und das ist in hohem Grade bezeichnend für den Menschen Fontane —, er geht nie s{onungslos ins Gericht mit den Menschen, überall klingt eine [eise Selbstironie, überall das Gefühl der eigenen Unvollkommenheit dur, er schonte sih selbst nicht. Mit 60 Jahren s{hrieb der Dichter Fontane, er wisse kaum noch, wie Verse gemacht werden, und noch 1882 bekannte er, der inzwishen seine Erzählerkunst auf eine hohe Stufe entwickelt, er empfinde, daß er jéßt erst Schriftsteller ge- worden sei, Zu diesem überraschend geringen Grad von Selbst- bewußtsein mag beigetragen haben, daß Fontanes Lebensumstände überaus ungünstig verliefen. Er lebte stets und ganz allein vom Er- trage seiner Feder. Nah den bekannten Kärrner-Diensten, die er von 1851 bis 1871 als Ner Korrespondent der „Neuen PreußischWen Zeitung" geleiste, auß wenn er nicht in England weilie, was von 1855—1859 allerdings und 1851 vorübergehend der Fall war, gab er 1871 diese Stellung auf. Sie hatte ihm zwar, abgesehen von der geringen Besriedigung an dieser Tätigkeit, auch manchen Gewinn gebracht. Während des Londoner Aufenthalts war das Leben in England von mähtigem Einfluß auf ihn gewesen, hatte seinen ges{chi{chtlihen Sinn und die Anhänglichkeit an die ferne und geliebte märkishe Heimat gestärkt, und in den 60er Jahren war ihm Muße geblieben, seine hoh zu be- wertenden Kriegsbücher zu s{hreiben, seine Kenntnis der Heimatsprovinz zu bereihern und jene Liebe zu dem märkishen Boden weiter zu entwideln, die seine „Wanderungen“ so reizvoll mat. Allein es war ihm doch wie eine Erholung aus schwerem Joh, als er jene Stellung aufgab, um für die nächsten 18 Jahre bis zu seinem 70. Geburtstag C der „Vossishen Zeitung®“ zu werden. BES auch hier gab es Enttäushungen, die ihm namentlich das Lesepu likum bereitete, das die mit Th. F. gezeichneten Kritiken als „theater-fremd“ E Es wurde daher auch in diesem Falle von Fontane wie ein Gefühl der Befretung von einer Last empfunden, als er 1889 [s zuz ganz unabhängigen Manne machen durfte, nach- dem er inzwischen inne geworden, daß sowohl \ein Ideal als seine größte Befähigung auf dem Gebiete der Erzählung und des großen bistorishen- Romans E u dieser Crkenntnis e an leßter Stelle die freundlihe Aufnahme beigetragen, die sein „Vor dem Sturm“ 1878 bet der gebildeten Welt gefunden. Vierzehn Romane hat nah dieser ersten literarischen Tat auf dem Gebiet die Feder Fontanes gelteferk. Wer aber glaubt, daß sie ihr leiht entflossen, befindet Gh im Irrtum. Fontane arbeitete immer {wer und nervös, Von der Erfahrung, die andere Shriftsteller mit ihm teilen, daß prickelnd, cistvoll und amüsant zu s{hreiben zu den s{wierigsten Aufgaben ge- ört, machte au er keine Ausnahme. Um fo bewundernswerter sind die vorliegenden Leistungen: ohne Ausnahme ein dauernder Gewinn der deutschen Literatur und. für die Märker, die ihren Landsmann be- sonders gut verstehen, Gaben von höchstem Wert, Perlen reift Welterfahrung und wahrhaft weitblickender Weltanshauung ! D Vortragende [{loß mit dem Ausdruck der Hoffnung, es möhte ihm

gelungen fein, dem Dichter Fontane Freunde unter denjenigen Hörern zu gewinnen, die ihn bis dahin vielleiht noch niht gehörig kannten und genügend würdigten.

Am leßten Sonntag beste der Verein das benahbarte Rüders- dorf, um hier endlih einmal die berühmte Stelle im Kalkbruh zu besichtigen, an der Torrel, der {chwedische Geologe, am 3. November 1875, den anfänglih ihn keineswegs zustimmenden da Forschern zum , ersten Male die Erinnerungézeihen gezeigt hat, die in Form hon Schliffen längs der Kalkwand der langsam, aber untwiderstehlih vorshreitende Gletscher zurückgelassen hat. Damals ershienen diese Beweise für die ae allgemein als richtig anerkannte Gletsherwanderungstheorie vielen als ungenügend, und man sah in den Rillen und Kratzern an der Felswand nur Zufälligkeiten. Später hat die Auffindung von mehr als 10 Gletshermühlen den vollgültigen Bewèéis einer Gletscher- tätigkeit geliefert, die ganz gleihartig der heute noch in der Schweiz und anderswo beoba(teten if, Leider hat der fortschreitende Abbau die meisten der Gletshermühlen zerstört. Der Geheime Sanitätsrat Ulrich, von dem die Anregung zur Aufsuhung des interessanten Punktes aus- gegangen war, wurde mit Necht nit müde, die Stelle, an der die

esuher am Rande einer mehrere Meter tiefen Gletshermühle stehen, als einen historisch bedeutsamen Ort zu bezeihnen. Die Nüdersdorfer Kalkberge verdienen wegen des großen wissenschaftlichen Interesses, das sih an fie knüpft, viel fleißigeren Besuch, als sie finden. Im Sommer mag der Sonnenbrand zwishen den wärmestrahlenden Felswänden [lästig sein, gegenwärtig aber Eo es kaum’ einen interessanteren Aus- flug in die Nachbarschaft der Neichshauptstadt. Einen eigenartigen Reiz gewährt augenblicklich der längs der Wände üppig bllGernbe eedorn (Hippophaë rhamnoïdes) mit bem prächtigen Herbstshmuck seiner brennend-orangeroten Beeren. Noh wurde eine Stelle unter sahkundiger Führung besuht, an der das unter einem \pißen Winkel erfolgende Einfallen der Schichten ebenso wie deren horizontales Streichen deutlich zu erkennen war. Dem Entdecker Torrel ist ein hlihtes, aus Findlingen zusammengestelltes Denkmal mit der \schlichten Inschrift „Torrel“ unten im Dorfe geseßt worden; er verdiente ein würdigeres Erinnerungsmal. Der Nachmittag des Tages wurde durch eine {ône Motorbootfahrt von Woltersdorfer SHleuse aus über den Hlakensee durch die Löckniß nah Grünhaide ausgefüllt. Vorher hatte ein Teil der aus 24 Personen, Damen und Herren, bestehenden Ge- sellschaft die sehr sehenswerten Sammlungen von Rentier Busse in Woltersdorfer Schleuse besucht. Nach Ankunft in Grünhaide, wo die Gesellschaft sich der GastfreundsGaft des Geheimen Sanitätsrats Ulrich erfreute, wurden die außerordentli reichhaltigen geologischen und paläozoischen Sammlungen dieses Herrn mit dem rößten Interesse besichtigt. Geheimrat Ulrich hielt dazu einen wterricteaben Vortrag.

Solche Sammlertätigkeit ist als Ausfluß eines {chönen Îdealismus großer Anerkennung wert.

Handel und Gewerbe,

Jn der heutigen Sihung des jentralaus usses wurde zunächst die neue Wochenübersicht “ver e Betr vor- etragen. Der Vorsißende, Präsident des Reichsbankdirektoriums,

irkliche Geheime Rat Dr. Koh bemerkte sodann, daß die E 1496 Millionen Mark, also 8 Millionen mehr gegen das Vorjahr betrage. Während das Wechselportefeuille um 45 Millionen kleiner sei, „Üübersteige der Lombardbestand den von 1906 um 49 Millionen. An Banknoten seien 1697 Millionen Mark im Umlauf, 99 Millionen mehr als im Vorjahre. Der Metallvorrat von 768 Millionen sei um 46 Millionen größer als 1906, obschon geringer als 1905 bis 1901. Die Notendeckung, der steuerpflichtige Noten- umlauf, der Privatdiskont in Berlin seien ungefähr die gleichen wie 1906. Es wurde hierauf zur Erwägung gestellt, ob nicht der Diskont um ein halbes rozent, also -auf- den YoriE brigen Betrag von ses Prozent zu erhöhen sei, da auh

die internationalen Geldmarktsverhältnisse niht befrie- digten. Nachdem - der Zentralausshuß nach längerer Beratung sich gutachtlih „einstimmig dafür erklärt hatte

es einstweilen noch bei dem jeßigen Diskont zu bela en, beschl das Reichsbankdirektorium, E einer Diskentechöl ung loß wärtig abzusehen. Besonders waren hierbei die Höhe des Metall- bezw. Goldbestandes sowie der Umstand maßgebend, daß die Rückflüsse ungeachtet des niedrigen Diskonts ih un- e im E fe S Mrde gehalten e Hierauf n einige Sladtshuldverschreibungen zur Beleihung i Lombardverkehr der Reichsbank zugelassen. : L

(Weitere Nachrichten über „Handel und Gewerbe“ f. i. d, i: Ersten Beilage.) E

Verkehrsanftalten.

Wagenmangel im Nuhrkohlenbezirk.

Die Befriedigung des Bedarfs der Zehen und Kokereien, die im ganzen Monat September und in dem ersten Drittel des Oktober ch ohne nennenêwerte Störungen abwielte, begegnet seit Freitag, em 11. d. M., plößlich großen Schwierigkeiten. An diesem Tage konnten 930, am 12. 1884 Wagen nicht A gestellt werden obwohl die Wagenbestände auch im laufenden ahre ganz beträchtlich vermehrt worden sind.

Die Ursachen dieser Erscheinung sind verschieden. die infolge der a Witterung während des Sommers um mehrere Wochen hinaus geshobene Rübenernte plöglih in ausge- dehntestem Umfange eingeseßt. Hierdurch werden täglih rund 8000 bis 9000 offene Güterwagen dem übrigen Verkehr entzogen, was bei Pugrundelegung einer rund zweitägigen Umlaufszeit (für Beladung, Beförderung und Entladung) einen Mehrbedarf von 16 000 bis 18 000 Wagen ausmacht. Im Osten hat die Rübenernte hon zu Anfang Oktober begonnen und in der Wagengestellung des ober- chlesischen Bezirks während der ersten 12 Tage des Oktober tägli

usfälle bis zu 1900, zusammen 8090 Wagen verursaGt. Zux Unter- stüßung dieses Gebiets mußten von der Zentralausgleis\telle in Berlin aus dem Bezirk Altona und anderen zum Zuführungsgebiete des Ruhrbezirks gehörigen Bezirken leere Wagen in größerer Zahl nah dem Osten abgelenkt werden. Der durch den überein in den westlichen Gebieten selbst ohnehin ges{chwächte Rücklauf an Leermaterial erleidet hierdurch eine weitere beträchtliße Abnahme.

Der Wasserstand des Rheins ist seit Anfang September stetig gefallen und weist nah dem Pegel von Caub kaum noch 1 m auf. Deshalb haben die Verfrahtungen a1. dem Wasserwege eine bedeutende

bnahme erfahren, während der Versand auf dem Schienenwege auf weite A besonders nah Süddeutshland, Belgien und Holland éine entsprechende Vermehrung zeigt. aturgemäß brauen diese Wagen die drei- bis O Umlaufszeit gegenüber der Beladung nach den Ruhrhäfen und sie kehren entsprehend später nach dem Kohlenbezirk zurück. Die Zahl der in den Ruhrhäfen verfügbar werdenden Wagen ist deshald sehr gering und insbefondere niht aus- reichend, um damit die Stationen in der Mitte des Bezirks in dem erforderlihen Umfange unterstützen zu können. Dadurch wird die - leihmäßige Verteilung des Leermaterials auf alle Verbraucher ganz edeutend erschwert, zeitweise ganz unmöglih gemacht.

Leider ist bei der gegenwärtigen Witterung in der nähsten Zeit weder auf eine Besserung des Rheinwasserstandes noh auf cine Herab- minderung des Wagenbedarfs zum Rübenversand zu hoffen, sodaß ih die Schwierigkeiten in der Bedarfsdeckung zum Kohlenversand in der nächsten Zeit noch steigern werden. Anderseits entspriht es den Wünschen der Zechenbesißer, daß die Rübenernte \ich möglichst rasch vollzieht, wenn au die Schwierigkeiten für den Zechenbetrieb augens

Zunächst hat