1877 / 211 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Sep 1877 18:00:01 GMT) scan diff

e D S F de, E o PNN L E O T t R O

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten. Der Gymnasial-Direktor Dr. Guttmann zu Schrimm ist in gleicher Eigenschaft nah Bromberg verseßt worden.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Der Hülfslehrer Architekt Petersen zu Nienburg is zum Lebrer an der Baugewerkschule daselbst ernannt und an- gestellt worden.

Bekanntmachung.

Mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe und öffentlihe Arbeiten vom 31. v. M. werden diejenigen Kandidaten der Baukunst, welche in der zweiten diesjährigen Prüfungsperiode die Prüfung als Bauführer im Bau- und Maschinenfache abzulegen beab.iti- gen und sih dieserhalb noch niht gemeldet haben, id bei aufgefordert, bis zum 30. d. M. diese Meldung sri}stlich bei der unterzeichneten Kommission unter Beifügung der vorge- A: Nachweise und Zeichnungen einzureihen. Wegen

Zulassung zur Prüfung wird denselben demnächst das Weitere eröffnet werden. : ; s

Meldungen nah dem angegebenen Ultimaltermine müssen unberücksichtigt bleiben.

Berlin, den 5. September 1877. E

Königliche tehnische Prüfungs-Koramission. Herrmann.

Justiz-Ministerium.

Der Kreisgerichts - Rath Otte in Neustadt O. S. ist an das Kreisgericht in Beuthen, mit der Funktion als Dirigent der Gerichtsdeputation in Tarnowiß, verseßt. :

Dem Kreisrichter Jlse in Egeln ist behufs Uebertritts ur Steuerverwaltung die nahgesuhte Entlassung aus dem

stizdienste ertheilt. :

Der Kreisgerichts-Rath Bu rger in Herford und der Kreisrichter Dominski in Ortelsburg sind gestorben.

Der Gerichts-Assessor Unger is zum Staatsanwalts- Gehülfen bei den Kreisgerichten in Gräß und Wollstein, mit Anweisung seines Wohnsißes in Gräß, ernannt.

Angekommen: Der Direktor im Ministerium der geist- lichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Greiff aus Johannisbad.

Das 19. Stück der Geseßz-Sammlung, welches heute aus gegeben wird, enthält unter

Nr. 8516 die Verordnung, betreffend den Uebergang der Verwaltung der Angelegenheiten der evangelischen Landeskirche avs den Evangelischen Ober-Kirchenrath und die Konsistorien der aht älteren Provinzen der Monarchie. Vom 5. Sep- tember 1877; und unter

Nr. 8517 den Allerhöchsten Erlaß vom 20. August 1877, betreffend die Uebertragung der Verwaltung und des Be- triebes der Berlin-Dresdener Eisenbahn auf die Königliche Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn bezw. eine von dieser Behörde ressortirende Eisenbahn-Kommission mit dem Sitße in Berlin.

Berlin, den 8. September 1877.

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt.

Personalveráänderungen-. Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Schloß N L era 30, August. v. Hagen, Pr. Lt, à la suite des 3. Garde-Gren. Regt*. und Lehrer an der Kriegs\{ule zu Cassel, zum Hauptm. befördert. Stern,

uptm. ind Battr. Chef vom Feld-Art. Regt. Nr. 16 und kommdrt. zur Dienstleist. in die bei dem Festungégefängniß zu Straßburg i. E. vakante Vorstandsstelle, zum Vorstand ves Festungsgefängnisses zu Straßburg i. E. ernannt. Graf v. Schéler, Königl. Württemberg. Rittm. und Escadr. Chef vom Dragoner - Regiment Nr. 2d, dessen Kommdo. zur Dienstleist. bei dem Drag. Regt. Nr. 6 auf ein

hr verlängert. v. Kiesenwetter, Oberst ge Disp., bisher

ügeladjut. des Großherzogs von Sachsen Königl. Hoheit, die Er- aubniß zum Tragen der Unif. der Großherzogl. sächsischen Flügel- adjut. ertheilt. i

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 30. August. Frhr. v. Buddenbrock, Pr. Li. a. D., zuleßt im As Regt. Nr. 10, der Charakter als Rittm. verlichen. ODesterheld, Oberst-Lt. a. D., zuleßt im Inf. Regt. Nr. 48, mit seiner Pension und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des Kadettencorps, zur Disposition gestellt.

Bekanntmachung für Seefahrer.

In der Provinz Hannover beginnt der Unterrich!s- Tursus in den Steuermannsklassen zu Leer, Emden und Grünendeich, sowie in der Schifferklasse zu Leer am 1. Oktober d. 5.

Die Aufnahme in die Steuermannsklasse ist von einer vor dem Kuratorium der betreffenden Navigations\s{ule dur dic Navigationslehrer abzuhaltende Prüfung abhängig, in welcher der Aufzunehmende nachzuweisen hat :

1) Eine leserlihe Handschrist und Kenntniß der deutschen Sprache bis zur Fähigkeit, sich mündlich und \criftlich ver- Aändlih auszudrüden.

2) Kenntniß der Grundrehnungsarten mit gewöhnlichen Brüchen, Dezimalbrüchen und Buchstaben, Fertigkeit im Rechnen mit Proportionen und Uebung in der Ausziehung von Qua- dratwurzeln. : i L

N Kenntniß der einfacheren Säße über die Gleichheit von Winkeln, sowie über die Kongruenz, Aehnlichkeit und Gleichheit von Dreiecken; Kenntniß der einfaheren Säge vom Kreise und von den Winkeln im Kreise; Lösen leichter E und Rechnungsaufgaben vermittelst der Lehr- äße. 4) Einige Vorbereitung in der nautischen Geographie, be- sonders in der mathematischen. E

Am 28. September c., Morgens aht Uhr, wird im Na- vigations\hulgebäude zu Leer die Aufnahmeprüfung für die Steuermannsklasse in Leer beginnen. :

Wer die Aufnahmeprüfung nicht N wird zurück- iesen und kann zur Wiederholung derselben auf preu-

n Navigations\shulen erst nah einem halben Jahre

eder zugelassen werden.

Jn die Schifferklasse können nur Seeleute aufgenommen werden, welche die Steuermannsprüfung nah den Bundes- vorschristen vom 25. September 1869 bestanden, over schon

einen vollen Kursus in dec Steuermannsklasse einer deutschen Navigationsshule durchgemacht haben, oder befugt sind, als Steuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffen zu fahren.

Wer als er aufgenommen werden will, muß darum bei dem Kuratorium der betreffenden Navigationsshule, in Leer bei dem Unterzeichneten nachsuchen.

Leer, den 6. September 1877. ( i Der Königliche Navigations\chul-Direktor für die Provinz Hannover.

J. V.: Wendtlandt,

Königlicher Navigationslehrer.

Nichtamlíliches. Deutsches Nech.

Preußen. Berlin, 8. September. Se. Majestät der Kaiser und König haben Sich heute Morgen 9 Uhr von Schloß Benrath zu dem dritten Feldmanöver begeben. Um 3 Uhr sollte in Schloß Benrath ein PDéjeuner dinatoire statt- finden und um 5 Uhr die Abreise nah Brühl erfolgen.

Gestern Abend brachte die Gemeinde Benrath Sr. Majestät eine Serenade mit Fackelzug und Feuerwerk vor dem Schlosse dar. Mehrere Gesangvereine, darunter der Verein „Orpheus“ aus Elberfeld, trugen Gesangsstücke vor. ;

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz hatte Sih zu Seinem Jnfanterie-Regimente Nr. 53 in das Bivouac begeben und übernachtete dann in Düsseldorf.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin, Höchstwelher Sih bisher im Manöverquartier in Düsseldorf befand, trifft heute zum Déjeuner in Benrath ein und begiebt Sich dann mit den Majestäten nah Schloß Brühl.

Jhre Majestät die Kaiserin-Königin be- sihtigte gestern in Düsjelthal die evangelische Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder und in Düjseldorf das katholische Marienhospital. Allerhöchstdieselbe besuchte Jhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Hohenzollern und kehrte zum Diner nah Schloß Benrath zurück, wohin sämmtliche fremd- ländische Offiziere geladen waren. a i

Heute ist Jhre Majestät die Kaiserin-Königin beim Schluß- Manöver des V1). Armee-Corps zugegen, worauf Beide Kaiser- lihe Majestäten nah Schloß Brühl übersiedelr. Unterwegs besucht Fhre Majestät die Kaiserin-Königin, in Begleitung der “n Sgt A von Hohenzollern, den Fürsten Salm auf Schloß

ydck.

Nah einem im russischen Geseßblatte vom 20. August cr. Nr. 75 publizirten Bericht des Kaiserlih russishen Finanz- Ministers an den dirigirenden Senat is durch einen am 28. Januar cr. Allerhöchst bestätigten Beschluß des Minister- Comités gestattet worden, ausländischen „Bruch stahl“ für Stahlgießereien und Stahlschienenfabriken zollfrei, und zwar versuchsweise auf zwei Jahre, nah Nußland einzuführen.

Das für eine Stahlgießerei resp. Stahlschienenfabrik ein- zuführende Quantum von ausländishem Stahl soil der Pro- duktivität der Fabrik entsprehen und darf den Bedarf der- selben an diesem Metall nicht übersteigen.

Aus den dem obigen Berichte beigegebenen Fnstruktionen, welche die Stahlgießereien und Stah:schienenfabriken bei der Verwendung des zollsrei eingeführten Stahles zu beobachten haben, ist zu ersehen, daß ‘Unter „Bruchstahl““ verstanden wird: untauglih gewordene und zerbrochene stählerne Ma- schienentheile, Räder, Achsen, Bandagen, Ressorts, Federn, untauglich gewordene Schienen (in Stücken von niht über 10 Fuß Länge), Endstücke, welche beim Beschneiden der Stahl-

schienen auf der Fabrik zurückbleiben und überhaupt alle un- !

tauglih gewordenen und zerbrochenen stählernen Gegenstände, sowie Spähne in Stücken von niht über 2 Pud. Stahl in Stangen, Streifen und Platten, wenn auch in zerbrohenem Zuîtande, wird dagegen nicht als Bruch betrachtet (§. 2). Von dem Recht, sich Stahl als Bruch aus dem Auslande zollfrei kommen zu lassen, werden diejenigen Fabriken ausge- nommen, welche aus} chließlich Tiegelgußstahl produziren.

Die Ne Pforte hat den Kaiserlichen Botschafter zu Konstantinopel benalhrichtigt, daß dcs im Juni d. J. erlassene Verbot der Ausfuhr von Pferden, Mauleseln und Rindvieh auh für die Ausfuhr solcher Thiergattungen aus dem Vilayet Creta nah anderen türkischen Landestheilen Anwendung findet.

Jn den deutschen Münzstätten sind bis zum 1. September 1877 geprägt worden, an Goldmünzen : 1,149,462,180 /(6 Doppelkronen, 359,704,720 #4 Kronen, 5,651,880 6 halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung: 223,155,359 #4; an Silbermünzen: 71,653,095 A ö-Mark- scüde, §7,288,586 4A 2-Markstüde, 143,512,165 M 1-Mark- stüde, 61,177,421 M 50 S 50-Pfennigstücke, 35,717,922 M6 80 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23,502,530 #6 70 &S§ 10- Pfennigstücke, 11,657,813 #4 75 5 5-Pfennig- tüde; an Kupfermünzen: 6,213,207 46 44 Z 2-Pfennig- tüde, 3,382,722 83 S 1-Pfennigstückde. Gesammtaus- prägung an Goldmünzen: 1,514818,780 4; an Silber- münzen : 409,349,190 4 30 „3; an Nickelmünzen: 35,160,344 4 45 §; an Kupfermünzen : 9,595,930 4 27 Z.

Zur Ausführung des Regulativs des Königlichen Staats-Ministeriums vom 30. Juni d. J., betreffend die ge- schäftlihe Behandlung der Telegramme in Staats- dienstangelegenheiten (f. Nr. 201 d. Bl.), hat der Minister des Jnnern durch Cirkularerlaß vom 31. Juli d. J. Folgendes bestimmt: 2

1) Zu den einzeln stehenden Königlichen Beamten, für welche die Kontirung der N geen mit einer Geschästserleihterung nit verbunden sein würde (8. 3 Sah 2 des Regulativs) aébbren insbesondere auch die Landgens- d’'armerie-Ober-Wachtmeister und Gensd'armen. Dieselben werden daher die Gebühren für ihre Telegramme in Dienstangelegenheiten in jedem einzelnen Falle zu entrihten haben, und zwar bei den Reichstele raphen- ämtern durch Verwendung von Postfreimarken, bei den Eisenbahn-Telegraphenstationen durch baare Einzahlung. Die Bezirksregierungen und Landdrosteien sind veranlaßt worden, zu diesem Behufe den Bestand an Postfreimarken, welcher den

ber-Wachtmeistern und Gensd’armen zur Frankirung von Dienstbriefen überwiesen wird, angemessen zu erhöhen und denjenigen ae Ret und Gensd'armen, welhe nah der örtlihen Lage des Stationsorts ihre Telegramme in Dienstsachen bei einer Eisenbahn-Telegraphenstation aufzu- geben haben, zur Bestreitung der di, pra de, ren Ug RE Vi einen entsprehenden baaren Geldbetrag überweisen zu lafsen.

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E M T E i Es E T P S a E T E E s, e: E Es E

2) Die Kosten der von Kommunalbehörden und mittelbaren Staatsbeamten in Staatsdienstsahen,

insbesondere auch in Pr getiaczen, abzusendenden Telegramme werden von den betreffenden einden bezw. Verbänden zu tragen sein. Den Gemeinden 2c. sollen jedo die Kosten der von ihnen abgelassenen Telegramme, welche reine Staats- dienstangelegenheiten betreffen, in denjenigen Fällen aus Staatsmitteln erstattet werden, für welhe denselben nah der Bestimmung unter Ziffer 3 der Cirkular- verfügung des Ministers des Jnnern vom 20. Dezem- ber 1869, betreffend die Aufhebung der Portofreiheiten in Staatsdienstsachen, die Nichtfrankirung ihrer Postsendungen an Königliche Behörden zugestanden worden ist, insbesondere also in Wahl: und in statistischen Angelegenheiten.

Dabei ist den Regierungen mitgetheilt worden, daß der Justiz-Minister die Juscizbehörden durch eine Cirkularver- fügung vom 5. Zuli d. J. angewiesen hat, den (nit zu den Königlichen Behörden gehörenden) Polizei- und anderen Be-

örden soweit denselben die Nichtfrankirung ihrer dienst- ichen Postsendungen an Justizbehörden nahgelassen worden ist —, auch ihre Auslagen für die einen Folien Briefverkehr vertretenden Telegramme zu erstatten.

Na einem Spezialerlaß des Evangelischen Ober- Kirchenraths vom26. Juni d.FJ., ist die zur demnächstigen Dis- position der Provinzia.synode einzusammelnde Kirchen- und pte Lei für die bedürftigen Gemeinden der

rovinz Seitens des Konsistoriums, niht aber von dem Vorstande der Provinzialsynode auszuschreiben.

In Beziehung auf das Nahbezu gsrecht des Jnhabers von rüdcständigen Eisenbahn-Stamm -Prioritäts- Dividentenscheinen hat das Reihs-Ober-Han dels-

eriht, I. Senat, kürzlih folgende Entscheidung gefällt : Nicht die Aktie, sondern der Dividendenschein des Ausfalls - jahres is der Träger des entsprechenden Nachbezugsrechts. Dieses Recht entsteht crst dann, wenn ein jüngeres Betriebs- jahr einen Reinertrags-Uebershuß ergiebt, wenn also nah Abzug des den Dividendenscheinen des Ertragsjahres zustehen- den Prozentbetrages noch Reingewinn bleibt. Sind die Stamm-Prioritäts-Dividenden aus mehreren früheren Betriebs- jahren ganz oder ea rückständig geblieben, so ist zu- nächst das älteste Ausfalljahr und nach dessen vollständiger Erledi- digung der Reihe nah die jüngeren Ausfalljahre zu be- rüsichtigen.

Ein Notar, welcher Verhandlungen aufnimmt, die Seitens der betheiligten Gläubiger eine unmoralishe Aus- beutung der Noth und Unwissenheit der Schuldner enthalten, verleßt, nah einem Erkenntniß des Ob2r-Tribu nals vom 15. Juni d. J., die Pflichten der Ehre und des Anstandes, wenn der Fnhalt der Verhandlungen auch niht gegen ein ausdrückliches Verbotsgeseß verstößt. Bei verwickelten, auffäl- lige Verpflihtungen der Schuldner enthaltenden Geschäften ist die erforderliche Belehrung der Fnteressenten ausdrücklich in dem Akte zu erwähnen. s

Se. Königliche Hoheit der Prinz August vo1 Württemberg, General-Oberst von der Kavallerie und kfommandirend:rx General des Garde-Corps, ist gestern Abend zu den Manövern des VIIL. Armee-Corps nach dem Rhein abgereist; ebenso der General-Lieutenant von Dannenberg, Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie-Division. '

Der Direktor des Königlich preußischen statistischen Bureaus, Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Engel, hat sih am 6. d. M. zum Besuche des volkswirthschaftlihen Kon- gresses nah Graz begeben und wird in etwa 2 bis 3 Wochen hierher zurüdckehren.

Die in der heutigen Börsen - Beilage abgedruckte tabellarishe Uebersicht der Wochen-Ausweise der deutschen Zettelbaäanken, vom 31. August d. J., ließt mit folgenden summarischen Daten ab: Der Kassenbestand betrug 675,328,000 M, d. h. der Vorwoche gegenüber weniger 15,748,000 6; der Wechselbestand in Höhe von 598,074,000 4 weist eine Zunahme von 11,348,000 # und die Lombard- forderungen weisen mit 79,988,000 F eine solhe um 5,991,000 /6 nah; ferner hat der Notenumlauf bei einem Vetrage von 877,660,000 4 sich um 30,422,000 M erhöht, während die sonstigen tägli fälligen Verbindlichkeiten sich um 26,554,000 /6 auf 164,806,000 4 vermindert haben ; die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten er- scheinen mit 71,866,000 # um 26,000 4 größer, als in der Vorwoche.

Essen, 5. September. Der Ober-Bürgermeister Hache macht Folgendes bekannt: „Se. Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, über den Allerhöchstihnen in Essen bereiteten „shönen und herzlihen“ Empfang Seine Freude und Seinen Dank wiederholt gegen mich auszusprechen, und mir den Austrag ertheilt, ocbfon der Bürgerschast Kunde zu geben. Jndem diesen Allerhöchsten Auftrag ih hierdurh erfülle, (uge ih hinzu, daß Se. Majestät Allerhöchstsih be- sonders befriedigt darüber geäußert haben, daß der Schul- jugend Gelegenheit gegeben worden ist, sich an der feierlichen

Begrüßung zu betheiligen.“

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 6. September. (2). C.) Der Landtag des Herzogthums tritt, wie die Lokalblätter melden, um die Mitte nächsten Mo- nats zusammen. Ju den D Tagen ist hier eine neue Realschule, in Hildburghaujen ein neues Gymnasiun in Anwesenheit des Herzogs festlih eingeweiht worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. September. Wie das „Fremdenbl.“ aus Ragusa, meldet, haben im Bezirke von Sign (Sinj) die Türken am 3. d. M. vier Stunden von Kadinaluka entfernt, abermals die öster - reihishe Grenze verleßpt, indem sie eine Hütte über- fielen und ausraubten. Von 20 Bezirks-Jnsassen vertrieben.. hatten sie einen Todten und mehrere Verwundete. nnsbrudck, 6. September. Jn der gestrigen Gemeinde- raths O uDe beschlossen, am 29. September, an welchem. Tage der Nudolphs-Brunnen enthüllt werden wird, die Er- innerung an die fünfhundertjährige Vereinigung Tirols mit Oesterreich in As Weise zu begehen. Aus diesem Anlasse soll au die Stadt veflaggt werden. Pest, 6. September. Der Bankausshuß des Ab- geordnetenhauses verhandelte in der heutigen Abendsißung über den Geseßentwurf betreffs der Errichtung und das Privi - legium einer österreihisch-ungarishen Bankgesell-

E S F h è Ï L Ee

Z schaft. §. 1 des Entwurfes wurde mit der Aenderung an-

nommen, daß es statt: „beide Theile“, „beide Staaten der

onarchie“ zu heißen habe. §. 3 erhielt folgende Fassung: „Der Finanz-Minister wird ermächtigt, das nachfolgende, eine Ergänzung dieses Geseßes bildende Uebereinkommen von Seite des ungarischen Staates mit der österreichischen privi- legirten Nationalbank abzuschließen und zu unterzeichnen.“ Hierauf wurden die Statuten der Bankgesellschaft verhandelt. §. 1 wurde Gie sachliche Aenderung angenommen. In §. 2 wurde auf Antrag des Abg. Wahrmann aus-

esprochen, daß die beschlossenen Filialen längstens innerhalb Per Monaten nach der Beschlußfassung errihtet werden. Die 88. 3—11 wurden unverändert angenommen. :

Der Finanzausshuß seßte heute die Be- rathung über die Spiritussteuervorlage ér Der Sand wurf wurde zur Grundlage der Spezialdebatte an- genommen und die 88. 1 bis 24 ohne wesentliche Modifikation erledigt, so wie der Steuersaß von 10 Kreuzern acceptirt. Hinsichtlih der zu besteuernden E für welche der Minister 51/4, Abg. Wahrmann 5 Grade vorshlug, wurde keine Einigung erzielt und die Beschlußfassurg hierüber bis nah Beendigung der Berathung vertagt. A 4

Agram, 6. September. Minister Bedekovic ist hier angekommen, um an den Landtagsverhandlungen Theil zu nehmen. Das Befinden des Banus hat sih gebessert.

Schweiz. Lugano, 6. September. (N. Zürich. Ztg.) Ungeachtet der Vorstellungen und Wünsche des Bundesraths dauert die militärische Okkupation von Lugano fort.

Niederlande. Haag, 4. September. (Allg. Ztg.) Die niederländischen Truppen in Atschin seßen die Operationen gegen Samalangan fort. Bereits wurden, wie ein amt- liher Drahtberiht anzeigt, verschiedene wichtige feindliche Stellungen erobert und den Atschinesen erhebliche Verluste beigebraht. Auf niederländisher Seite wurden dagegen 3 Offiziere und 19 Gemeine getödtet. Der Feind eröffnete Unterhandlungen über seine Unterwerfung, die niederlän- dischen Truppen seßten aber nihtsdestoweniger ihre Dperatio- nen fort und errichteten selbst Vertheidigungswerke, um sih dauernd in Samalangan festzuseßen. Der Ausschuß aus der ehemaligen Tränsvaalschen Republik, welcher sihch vor einigen Wochen einschiffte, um sowohl bei der britischen Re- gierung, als bei den übrigen betheiligten Staaten Verwah- rung gegen die Einverleibung zu erheben, is hier aus Eng- land eingetroffen. Derselbe besteht aus den Herren Krüger und Jorissen. Jn der Kolonie Surinam ist vor Kurzem die Schulpflicht eingeführt worden. Der niederländische Juristentag hat vor einigen Tägen s inen 8. Kongreß, und zwar in Leuwarden abgehalten. Die Ausstellung für Kunstindustrie in Amsterdam wurde während der ersten sieben Wochen nach ihrer Eröffnung von 183,514 Per- sonen besucht.

Großbritannien und Jrland. FJndien. (E. C.) Ein aus Madras am 5. d. M. abgesandtes Telegramm meldet, daß die Ernteaussichten sih ein wenig gebessert haben und in einigen Theilen Regen gefallen ist. Die Preise der Lebensmittel sind noh im Steigen; die Noth im Allge- meinen nimmt noch zu und dürfte einige Monate hindur anhalten.

Frankreich. Paris, 6. September. (Fr. e Eine dea Blättern mitgetheilte Note lautet: „Jn einer gestern in der Nue Louis-le-Grand abgehaltenen Versammlung von Se- natoren der Linken machte Herr Calmon im Namen der Frau Thiers die Anzeige, es sei nicht rihtig, daß Frau Thiers die Mitwirkung der Regierung an der Bestattung des Herrn Thiers „mit Bereitwilligkeit“ angenommen hätte. Viel- mehr knüpft Frau Thiers an diese Mitwirkung die Bedingung, daß es ihr vollkommen frei stehe, die Einzelheiten der Leichen- feier zu regeln. Sie verlangt, daß den 363 republikanischen Abgeordneten der leßten Kammer und den Senatoren ein hervorragender Plaß im Zuge, unmit:elbar na der Familie, eingeräumt werde. Sie will ferner freie Hand behalten in der Bezeichnung der Männer, welche die Zipfel des Leichentuches tragen und auf dem Friedhof sprechen werden. Wenn diesen Forderungen nicht stattgegeben wird, so wird Frau Thiers die Mitwirkung der Regierung unumwunden zurück- weisen und das Leichenbegängniß auf eigene Kosten veranstalten. Die Senatoren der Linken haben die Herren Barthélemy Saint - Hilaire, Calmon und Jules Favre beauftragt, sie bei Frau Thiers zu vertreten.“ Jm Laufe des e folgte nachstehende weitere Verlautbarung: „Die Herren Barthélemy Saint - Hilaire, Calmon, Mignet und Jules Favre haben gestern Abend dem Polizei-Präfckten Voisin die Bedingungen mitgetheilt, unter welhen Frau Thiers die Mitwirkung der Regierung an dem Leichenbegängnisse des Herrn Thiers annehmen wollte. Zu diesen Bedingungen gce- hörten die beiden folgenden : die Kosten der Feierlichkeit sollten Frau Thiers zur Last fallen, und sie allein sollte die Ordnung des Zuges zu beslimmen haben. Die Regierung erachtete die erste dieser Bedingungen für unannehmbar, da sie nach alten Ueberlieferungen die Pflicht hätte, die Kosten für Be- räbnisse dieser Art selbst zu tragen. Ueberdies hielt sih die egierung nicht für bercchtigt, auf die Beobachtung* der Dekrete zu verzichten, welche die Ordnung der Aufzüge bei allen offiziellen Feierlichkeiten bestimmen. Sie beschloß dem- nach, für den Fall, daß Frau Thiers von ihren Bedingun- gen nicht licße, sich an dem Leichenbegängnisse des Hrn. Thiers nicht zu betheiligen, sondern dem Verewigten nur die militärischen Ehren zu erweisen, auf welche er vermöge s:ines Ranges in der Ehrenlegion und in seiner Eigenschaft als ehe- maliger Präsident der Republik ein Necht hat. Nachdem Frau Thiers heute eröffnet hat, daß es ihr unmöglich sci, die bei- den oben erwähnten Bedingungen aufzugeben, hat der Mi- nisterrath heute früh beschlossen, das Dekret vom 5. September, nah welhem das Leichenbegängniß des Herrn Thiers von Staatswegen erfolgen sollte, außer Kraft zu setzen.“

7. September. (W. T. B.) Dem heutigen Ministe r- rathe wohnten der Pariser Plaßkommandant und der Polizei- präfekt bei; in demselben wurden die WVaßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei dem Leichen- begängnisse Thiers festgestellt. Es soll keine laute feindliche Demonstration geduldet «und sofort dagegen eingeschritten wer- den. Der Marschall Mac E hat seine Abreise nah Bordeaux auf Sonntag Morgen festgeseßt. Das Leichen- begängniß Thiers* in der Kirche Notre-Dame de Lorette findet morgen Mittag statt. Die Ordnung des Leichenzuges ist von den Hinterbliebenen in der Weise geregelt worden, daß auf die Senatoren die früheren Deputirten, demnächst die Aka- demiker und dann die verschiedenen Delegationen folgen wer-

den. Auf dem Kirchhofe werden mehrere Reden gehalten werden, namentli rie Grévy sprehen. Die der Partei der Linken Anger Journale appelliren an den Patrio- tismus eines jeden Bürgers und fordern Ss der Ruhe und Ordnung auf. Seitens der Behörden sind für alle Fälle Vorsich‘smaßregeln getroffen worden. Obschon man im Allgemeinen annimmt, daß die Feier ohne störenden Zwischenfall vorübergehen werde.

Italien. Rom, 3. September. Der Ackerbau- und Handels-Minister Majorana hat den Komthur Cor: enti, Groß- fanzler des Mauritius- und Lazarus-Ordens, ersucht, dem am 5. Oktober in Rom stattfindenden internationalen statistishen Kongresse von Eisenbahnbevollmäch- tigten zu präsidiren. Der Kronprinz, dessen Gemahlin aus der Shweiz nach Monza zurückgekehrt is, wird dieser Tage den zwischen Rivalta und Treppo anbefohlenen K a- vallerieübungen beiwohnen. Der „Pungolo“ von Neapel berichtet, daß die dortige Polizei vorgestern au auf dem Fischmarkte 55 Camorristen verhaftet und, mit Hand- schellen ges{lossen, nah dem Gefängniß abgeführt hat.

Türkei. Konstantinopel, 7. September. (W. T. B.) Die Regierung hat mit der Banque ottomane ein An- leihege\schäft über 2 Millionen Pfund Sterl. nominell ab- geshlossen. Die Anleihe ist zur Rückzahlung einiger von Bankiers in Galata geleisteten Vorschüsse, sowie zur Bezah- lung der in Amerika angekauften Gewehre und Munition und zur Garantirung des cirkulirenden Papiergeldes bestimmt. -

Aus Konstantinopel, 6. September, wird dem W. „Fremdenblatt“ gemeldet : Jm Hecbste sollen hier, wie in bulgarischen Kreisen verlautet, sämmtlihe bulgarischen Bischöfe des Neiches unter dem Vorsiße des Exarchen zu einer Synode zusammentreten, um über wichtige Angelegen- heiten ihrer Kirche Berathungen zu pflegen. Jm Phanar er- wartet man sogar {chon, daß durch diese Kirchenversammlung die bulgarische Kircze der griechischen wieder näher gebracht werden dürfte.

(W. T. B.) Aus Serajewo wird dem „N. W. Tagebl.“ unterm 8. gemeldet: Die Aushebung der bosnishen Mustehafiz geht ohne alke Störung vor sich, dieselben werden hier einexerzirt und dann an die serbische Grenze beordert.

Belgrad, 8. Septembec. Dem „N. W. Tageblatt“ wird von hier telegraphirt: Gestern empfing der Fürst zwei kaufmännische Deputationen, von denen die eine für, die andere gegen die Verlängerung des Moratoriums petitionirte. Dieselben wurden dahin beschieden, daß das Moratorium in Bezug auf Zahlungen an ausländische Gläubiger aufgehoben bleibe, für die Distrikte an der türkischen Grenze aber verlängert werden solle. Der Fürst erklärte dabei auf eine an ihn gerichtete Frage, daß der Krieg im Bereich der Möglichkeit liege. i

(W. T. B.) Nach in Peft unterm 7. eingetroffenen Nachrichten hat Fürst Milan von Serbien die Einberufung der Miliztruppen zum 15. d. angeordnet. Die Türken ziehen an der serbischen Grenze irreguläre Truppen zusammen und errichten auf dem linken Ufer der Drina Befestigungen

Aumänien. Bukarest, 7. September. (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird von hier gemeldet : Von heute ab ist der Frachtverkehr auf allen rumänischen Bahnen voll- ständig eingestellt.

Aufßland und Polen. St. Petersburg, 6. Sep- tember. Durch Ka.serlihes Dekret vom 7./19. August ist der Kollegien-Rath Alexander Persiani zum diplomati- La Agenten und Generalkonsul in Serbien ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. Sep- tember. (H. C.) Es ist seiner Zeit b-rihtet worden, daß von Seiten der Regierungen der drei skandinavischen Reiche eine Kommission niedergeseßt worden sei, um den Entwurf eines gemeinschaftlihen skandinavischen Wechselgeseßes auszuarbeiten. Die Kommission, welche im vorigen Fahre in hiesiger Stadt zusammentrat, wählte einen aus drei Mitgliedern (ein Mitglied aus jedem der drei Länder) bestehenden L R ANS welcher nunmehr, wie gemeldet wird, seine Arbeiten beendet hat. Die Grund- lage des skandinavishen Wechselgeseßes soll das deutsche Wechselgeseß bilden.

Christiania, 1. September. (H. C.) Die vom reien Storthing niedergeseßte Kommission, welhe das staatliche Steuerwesen untersuchen und Vorschläge zur Reform des- selben machen soll, hielt heute ihre erste Sißung. Zum Vor- sißenden der Kommission wurde einstimmig der Storthings- Präsident Sverdrup, Führer der oppositionellen Storthings- majorität, erwählt. Derselbe soll der Kommission einen von ihm ausgearbciteten Entwurf zu einem Einkommensteuergesegz vorgelegt haben, welcher als Manuskript gedruckt werden soll. Es heißt, daß das ina Bin era die Herren Professor Geß und Konsul Tho. Joh. Heftye ersucht hat, zusammen mit dem Expeditions-Sekretär Rygh den vom Ministerium aus- gehenden, die Erweiterung der Stempelsteuer bezweckenden Vorschlag in erneute Erwägung zu ziehen.

Dänemark. Kopenhagen, 4. September. Die - nigin wird, der „Berl. Tid.“ zufolge, in den ersten Tagen der näch- sten Woche von ihrer Reise nah Rumpenheim zurückerwartet. Die vor einigen Monaten zwischen der vereinten Linken O Ton Socialisten geschlossene Allianz is bereits wieder aufgelöst.

Amerika. (A. A..C.) Aus Mittelamerika liegen, via Havanna vom 14. August, die folgenden Nachrichten vor: Die Grenzstreitigkeiten zwishen Guatemala und Mexiko sind geschlihtet. Jn San Domingo wurde der General Crespo, der Führer der Bewegung zu Gunsten des früheren Präsidenten Gonzales, verhaftet. Damit hat die ganze Bewegung ein Ende. Dagegen haben sich an der nordwestlichen Grenze die Anhänger Luparons T

_ Südamerika. (A. A. C.) Jn Venezuela hat man eine Vershwörung entdeckt, welche die Ermordung des Prä- sidenten Alcantara bezweckte. Der Rädelsführer, General Pulgar, ist verhaftet worden. :

Aus Buenos Ayrcs wird unterm 1. d, M. berichtet : Große Uebershwemmungen sind in der südlichen Provinz ein- getreten, durch welche eine ungeheure Anzahl von Rindvieh und Schafen ertranken. Die große Südbahn litt ebenfalls, b Verkehr wurde an fünf verschiedenen Punkten unter- rohen.

Jn Peru herrsht nach den leßten von dort eingelaufe- nen Berichten vollständige Ruhe.

Afrika. ONEeS Alexandria, 7. tember. (W. T. B.) Der Khedive ist nah Kairo zurückgekehrt. Der Wasserstand des Nil bei Kairo ist fortgeseßt ein niedriger. Am oberen Nil soll der Wasserstand den mittleren Durchschnitt erreiht haben, und es würde demnach zu hoffen sein, daß auch der untere Nil die Normalhöhe erlangt; es wird jedoch die Befürchtung laut, daß die Nilüberschwemmung zu einer Zeit eintreten könnte, die niht geeignet sei, die Mais- ernte noh zu sichern. 4

Capstadt, 14. August. (Bureau Reuter.) Das Cap- Parlament wurde am 8. d. M. vertagt. Der Gouvexneur, Sir Bartle Frere, bezeihnete in seiner Schlußrede die Annexion von Transvaal als ein wichtiges Ereigniß, welches von der großen Mehrheit der Bevölkerung als ein Schritt begrüßt worden, der dazu angethan sei, den Frieden, die Sicherheit und Wohlfahrt nicht allein der Bevölkerung von Transvaal, sondern auch Südafrikas im Allgemeinen zu för- dern. Ferner bemerkte derselbe, daß die Frage der Vere ini- gung Südafrikas niht in Erwägung gezogen worden, weil es für räthlich erahtet worden sei, die Ansichten des Staatssekretärs für die Kolonien über den Erlaß vom 15. März, sowie auch die Annahme des Entwurfes, bezüglich der Bildung eines südafrikanischen Bundes, Seitens des Reichsparlaments abzuwarten. Der Gouverneur begiebt sich in wenigen Tagen nach der Algoa-Bai zur Jnspektion der östlihen Provinzen und der Grenze.

Der cussisch-türkishße Krieg.

Nach einer Depesche der „Pol. Korr.“ aus Belgrad vom 7. hat Minister Ristics auf neuerliche, vom englischen Konsul White gegen die serbishen Kriegsvorberei- tungen erhobene Vorstellungen erklärt, Serbien müsse sih aus Opportunitätsgründen und im eigenen Juteresse für alle Eventualitäten vorbereiten. Der Oheim des Fürsten Milan, der rumänische Oberst Cantargiu, hat zwar keine förmliche Konvention, aber doch bestimmte Abmachungen über ein even- tuelles, mit den Operationen der rumänischen Armee zu kom- binirendes Vorgehen der serbischen Armee vereinbart. Fürst Zeretleff trifft morgen aus Bukarest wieder hier ein.

Europäischer Kriegs\schauplaß.

St. Petersburg, 7. September. (W. T. B.) Offi- zielles Telegramm aus Gornji Studen vom 6. d. M.: Am 4. d. M. versuchten die Türken einen Angriff - von Mikre auf Lowtscha, dieselben wurden aber nah einem vierstündigen Scharmüßel zurückgewiesen. An demselben Tage griffen die Türken mit geringen Streitkräften auh Waren bei Elena an, dieser Angriff wurde ebenfalls abgewiesen. Am 5. d. M. wurde das russische Corps bei Rustshuk auf der ganzen Linie von den Türken an- gegriffen. Der Rap angr d richtete sich gegen Kazlewo und Oblanowo. er erste Angriff der Türken auf Kazlewo wurde von 15 Bataillonen, 18 Schwadronen und 23 Ge- \hüßen ausgeführt, im Laufe des Kampfes nahmen aber die türkischen Streitkräfte an Zahl immer mehr zu. Unsere bei Kazlewo stehende Truppenabtheilung zählte 5 Bataillone, 8 Schwadronen und Zubehör an Artillerie und hielt sich standhaft, war aber nah secchsstündigem, hart- näckigem Kampfe unter großen Verlusten zum Rül- zug auf Dstriza gezwungen. Unsere bei Oblanowo stehende Truppenabtheilung wurde gleichfalls von einer großen Truppenmacht angegriffen, wies aber alle An- griffe des Feindes zurück und behauptete ihre Positionen. Auf den beiden Flügeln unserer Rustshuker Vertheidigungslinie gingen die Türken gegen Kadikoi und Popkioi zur Offen- sive über; es ist noch nicht bekannt, ob damit ein ernstlicher Angriff oder nur eine Demonstration beabsichtigt war. Jm Balkan herrscht vollständige Ruhe. Suleiman Pascha ist mit der Organisirung seiner Armee bei Kasanlik be- schäftigt. Unser Verluft bei der Einnahme von Lowt cha beträgt 1000 Mann tot oder verwundet, der Verlust der Türken is groß, auch haben dieselben 100 Mann an Ge- fangenen verloren.

Bukarest, 7. September. (W. T. B.) Die Beschie- ßung Rustshuks, die gestern Vormittag 10 Uhr eingestellt worden war, wurde gestern Nachmittag von 3—7 Uhr fort- geseßt. Die Türken erwidern das Feuer durch die Beschießung von Giurgewo, wo ihr Feuer ziemlihen Schaden anrichtet. Heute begann das Feuer Vormittags 9 Uhr unv ist seitdem fortgeseßt worden.

(W. T. B.) Aus oem türkishen Hauptquartier Caceljewo, 5. c., Abends, wird dem „N. W. Tagebl.“ gemeldet: Der heutige Kampf dauerte von 10 Uhr Vor- mittags bis 6 Uhr Abends. Mehemed Ali Pascha traf um 4 Uhr Nachmittags in dem erstürmten Caceljewo ein.

Konstantinopel, 7. September. (W. T. B.) Es sind Gerüchte über einen nzuen Kampf, der heute zwischen O s- man s und dem russishen Corps bei Plewna stattgefunden habe, im Umlauf. Ueber das Resultat desselben ist nihts vekannt; auch ist sonst keinerlei offizielle Depesche veröffentlicht.

Wien, 8. September. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Jassy (über Fykany): Der Durchzug der russischen Garden ist in vollem Gange. Die Garde-Kavallerie überschreitet den Pruth bei Skuleni und E ihren Marsch ohne Benußung der Eisenbahn fort. Die Jnfanterie und Ar- tillerie wird größtentheils mit der Bahn befördert. Der Kom- mandeur der Garde-Kavallerie, General Gurko, ist gestern hier eingetroffen.

London, 8. September. (W. T. B.) Der „Daily News“ wird über die Einnahme von Lowtscha durch die Russen am 3. d. aus Gornji Studen, den 4. d., Folgendes Ie. Die Russen, in einer Stärke von 22,000 Mann,

estehend aus der 2. Division, der Shüßen-Brig«de aus Ga- browa, einer Brigade der 3. Division, einer Brigade der un- ter dem Oberbefehl des Generals Skobeleff stehenden Kosaken, siegten gestern über die 7000 Mann starke Besaßung von Lowtscha. Skobeleff hatte am Abend vorher eine Position im Nordosten von Lowtscha erstürmt, wodurch der Platz unhalt- bar wurde. Während der Racht zogen sih die Türken auf die hinter der Stadt gelegenen Anhöhen zurück und er- warteten den Angriff, welcher bei Anbruch des Tages von der russishen Artillerie eröffnet wurde. Der Angriff der Russen wurde so geleitet, daß die Artillerie derselben cine Position einnahm, dur welche die von den Türken beseßte Ae umzingelt und der Rückzug der Türken nah dem alkan über Trojan abgeschnitten wurde. Die Türken leisteten hartnädigen Widerstand und wurden ers nach hartem