1877 / 221 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Sep 1877 18:00:01 GMT) scan diff

diens zu verzinsen sein soll. Die Emission dieser Anleihe soll dur ein Geseß geregelt werden.

Belgien. Brüssel, 20. September. (W. T. B.) Dem „Etoile Belge“ zufolge triff Prinz Louis Napo- leon morgen auf dem S(hlosse Dave (Arrondissement Namur) ein, um der Verlobung seines Cousins, des Herzogs von Alba, beizuwohnen.

Großbritannien und Jrland. London, 18. September. (E. C.) Die Königin D heute von Loch Maree nah Schloß Balmoral zurück. Das übliche Wochentelegramm des Vize-Königs von Jndien an die Jndia Office über den Verlauf der Hungersnoth in Jndien konstatirt, daß die Aussichten durch den anhaltenden und fast allgemeinen Regen sich fort- dauernd bessern, mit Ausnahme von Mysore, wo der Noth- nd noch immer sehr groß ist. Die Lebensmittelpreise bleiben indeß noch immer hoch, und in einigen Gegenden sind sie so- gar im Steigen begriffen. Mittlerweile haben die Samm- lungen in England zur Linderung der Hungersnoth die Höhe von 173,000 Pfd. Sterl. erreiht, und in seiner gestrigen Sitzung beschloß das Hülfscomité, eine weitere Summe von 40,000 Pfd. Sterl. nah Madras abzuführen. Australien. (A. A. C.) Aus Sydney wird unter dem 27. Juli berichtet: Die Vorschläge Sir W. F. D. Jervois' und des Obersten Scratchley für die Vertheidigung der australischen Kolonien sind in der gefeßgebenden Ver- Jammlung erörtert und angenommen worden, mit Ausnahme des Vorschlages zum Bau eines Panzerschiffes, welcher nah längerer Diskussion zurückgezogen wurde. Ferner wurde ein neues Wahlgeseß eingebracht, welches eine Vermehrung der Volksvertretung um 30 Mitglieder vorschlägt und bestimmt, daß beanstandete Wahlen einem Comité des Hauses über- wiesen werden sollen. Nach Berichten aus Queensland hat die Bill zur Amendirung des Goldfeldergeseßes, sowie der Entwurf zur Regelung der chinesishen Einwanderung beide Zweige der Legislatur passirt,

Frankreich. Paris, 18. September. Der General Lewal, General-Stabschef des XV. Armee-Corps is an Stelle des verstorbenen Generals Gandil zum Kommandanten der ‘Höheren Militärshule und der Generalstabsschule ernannt worden. Der „Bien public“ und der „Gaulois“ find wegen Veröffentlihung ausführlicherer, die geseßlichen Grenzen überschreitender Berichte über den Prozeß Gambetta von dem Pariser Zuchtpolizeigerihte in Geldstrafen von 300 resp. 200 Frcs. verurtheilt worden. Das „Journal des Debats“ veröffentliht einen Rückblick auf die Wahlen vom Februar 1876. Von 9,472,613 eingeschriebenen und 7,370,426 stimmenden Wählern hat die Republik damals 4,316,127 Stimmen, die Monarchisten deren 1,507,824, die Bonapartisten 1,376,715 erhalten ; die übrigen waren verlorene Stimmen. Das Verhältniß ist: 45 Stimmen von 100 ein- geschriebenen und 58 Stimmen von 100 Stimmenden für die Republik, 15 und 20 von 100 für die Monarchie und 14 und 18 für den Bonapartismus. '

19. September. (W. T. B.) Der Minister des Jnnern hat den Präfekten den Befehl ertheilt, das Affichiren jeder Wah lprokla mation zu verbieten, in der der Regie- rung kriegerische Absichten unterstellt werden oder gesagt wird, daß ein Wahlsieg der Regierung den Frieden kompromittiren könne. Die Verfasser solher Wahlaufrufe sollen überdies \o- fort gerichtlih verfolgt werden.

Spanien. Cuba. (A. A. C.) Der General-Kapitän JFovellar ist am 24. v. M. nah Cienfuegos abgereist und wird sich von dort wahrscheinlich nach Santiago begeben, um fich mit dem General Martinez Campos über die An- gelegenheiten der Jnsel zu berathen. Energische Operationen werden immer noch durch den Regen verzögert.

talien. Rom, 14. September. Da der zur Zeit

in Stradella weilende Minister-Präsident erst zu Ende d. M. hierher zurückzukehren gedenkt, so werden mehrere der Minister nächster Tage sih ebenfalls nah Stra- della begeben, um mit ihm die wichtigeren Verwaltun gs- angelegenheiten zu besprehen. Hr. Depretis hat dem Präsidenten der Budget - Kommission bereits den Ent- wurf des provisorischen Etats für 1878 übersandt, und dieser hat die übrigen Mitglieder des Ausschusses ein- geladen, sih schon jeßt der Prüfung der Vorlagen zu unter- iehen, damit dieselben beim Wiederbeginn der Sißungen der utirtenfammer ohne Verzug berathen werden können. Der Minister-Siegelbewahrer wird den Kammern vorschlagen, die fünf Kassationsgerichtshöfe des Königreichs in einen ein- igen zu verschmelzen, der in Rom seinen Siß haben soll. An demselben sollen 60 Räthe je mit 12,000 Lire Gehalt, ein erster Präsident mit 25,000 Lire und fünf Vize-Präsidenten mit 15,000 Lire angestellt werden. Der Minister des Jnnern, Baron Nicotera, wird sich im Oktober nah Pa- lermo begeben, um daselbst den Kampf gegen die Maffia zu organisiren, wie er es vor Kurzem in Neapel bezüglich der Camorra bereits gethan hat. Die von dem Minister “ri pin behufs Prüfung der Projekte zum Bau neuer isenbahnen eingesezte Kommission hat sich besonders mit einer die Apenninen durchs{chneidenden Zweigbahn, welche das Adriatishe Meer mit dem Mittelländischen bejser verbinden soll, beschäftigt und unter allen vorliegenden Entwürfen demjenigen den Vorzug gegeben, welcher den Bau der Linie Pontassieve- aenza empfiehlt, für welhen auch das strategishe Interesse iht. Auf seiner Villa unweit Forlimpopoli ist am 10. d. M. Deputirte Graf Joachim Rasponi, vormals Präfekt

von Palermo, verstorben. Die Klo stergüter-Behörde hat wieder einen Bericht über ihre Les veröffentlicht, aus welchem hervorgeht, daß dieselbe im Monat April 606 Grund- Aüe (Loose) im Werthe von 1,694,187 Lire veräußert hat. Vom 26. Oktober 1867 bis zum 31. August d. J. hat dieselbe 122,633 Besißthümer früherer Kirchen und Klöster verkauft und dafür 527,220,382 Lire eingenommen.

Türkei. Konstantinopel, 17. September. Aus Tunis find neuerdings 7 Millionen Franks in Gold als Kriegssubsidien hier eingetroffen.

(W. T. B.) Aus Serajewo, den 19., meldet das

N. W. Tagebl.“: Die Fnsurgenten unter Kowatschewits Änd von Mustehafiz zersprengt worden. Junk Koitaragebiete befinden fich nur noch 3 Abtheilungen Aufständischer.

Der Korrespondent der „Times“ bei der türkischen Armee telegraph.rt unterm 16. d. aus Syra:

„Die Genheffs, Manchester Kaufleute in Philippopel, sollen am Sonntag gehenfkt werden. Mr. Cecil Buckland, von der amerifa- nisthen Legation, ift abgereist, um Fürbitte für dieselben einzulegen.

eingeführt worden.

venirèn. Während meines Verweilens in Philippopel drückte ih Ekel über die zablreihen Hinrichtungen aus, worauf zwei Männer gerade außerhalb meines Hotels unter meinem S{lafzimmerfenster gehenft wurden. Es existirt eine Schreckenéherrshaft von Adria- nopel bis zum Balkan und alle achtbaren mäynlichen Bulg:ren wer- den auf Befehl oder mit der Konnivenz der Behörden verfolgt.“

Nuf§land und Polen. Taschkent, 12. September. (J. T. A.) Jn Taschkent ist die neue Städteordnung Nachdem die Deputirten, welce sowohl aus der russischen, als auch aus der inländishen Bevölkerung gewählt sind, den Eid geleistet hatten, begann die Duma gestern ihre Thätigkeit. Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. Sep- tember. (H. N.) Der König wird sih gegen Ende dieses Monats von Sophienruh nach Norwegen begeben, wo er während des ganzen Monats Oktober zu verweilen gedenkt. ne will der König am 5. Oktober den landwirthschaftlichen ongreß in Christiania, an welchem sich auch Schweden und Dänemark betheiligen, sodann am 13. Oktober die Drontheimer Bahn eröffnen, und endlich einen neuen Justiz-Minister an Stelle des Fa Fallesen ernennen, der kürzlich um seinen Abschied nahge)ucht hat. Der Kronprinz wird am- 24. d. M. nah Upsala gehen, um seine akademischen Studien wieder aufzunehmen. Eine Reise desselben in das Ausland ist somit nicht in Frage gekommen. Die Königin wird nah Heidelberg zurückehren, um sich während der Winter- monate von Neuem der ärztlihen Behandlung des Professor Friedreich zu unterziehen. Prinz Eugen wird einer Mutter nah Deutschland folgen, während die Prinzen scar und Carl schon in einigen Tagen nah Drottingholm gehen werden, um daselbst ihren Studien obzuliegen. Die Offiziere des Generalstabes machten heute dem bisherigen Kriegs-Minister Weidenhjelm ihre Aufwartung. Der Generalstab is ein Werk desselben, und betonte dies au der Oberst von Vegesack in seiner Ansprahe an den früheren Chef. Der neue Kriegs - Minister General Rosensvärd war früher Chef des dritten Militärdistrikts, welcher Posten vorläufig unbeseßt bleiben soll,

Dánemark. Kopenhagen, 14. September. Die Königin und die Prinzessin Thyra sind gestern von ihrer Reise nach dem Auslande zurücgekehrt. Privatnachrichten aus Jsland zufolge, welhe bis zum 29. August reichen, sollte das Althing am 31. August geschlossen werden. Der Finanzgeseßvorschlag und die wichtigsten der übrigen Regierungs- vorshläge waren angenommen worden. Fm Ganzen genom- men scheint sich das Althing nur mit praktischen Fragen be- schäftigt und alle politishe Debatten vermieden zu haben.

Amerika. New-York, 17. September. (Reuters Bureau). Der Präsident Hayes und seine Begleiter sind auf ihrem Ausfluge nach dem Süden in Louisville ange- fommen. Sie wurden von der großen Menschenmenge, welche sich in den Straßen versammelt hatte, um den Aufzug mit anzusehen, enthusiastisch begrüßt. Die Geschäfte ruhten gänz- lih. Die Straßen, durch welche sich der Aufzug bewegte, waren reih mit Flaggen geschmüdckt.

Central- und Süd-Amerika. (A. A. C.) Der Plan einer Konföderation der fünf Staaten von Centrál-Amerika wird unter Leitung des Präsidenten Barrios wieder lebhaft diskutirt. Guatemala, San Salvador und Honduras haben sih dafür erklärt. Am 1. v. M. rraf in Callao die Nachricht ein, daß in Coquimbo und La Serena in Chile Erdbeben stattgefunden haben, doch wurde nichts über den dadurch angecrichteten Schaden berichtet, da das Kabel südlih von Callao in Folge der Erdbeben gebrochen ist. Aus Buenos-Ayres melden bis zum 14. v. M. reichende Dampfernachrichten, daß im Süden dieser Provinz wiederum furhtbare Uebers{wemmungen eingetreten sind, welche einen Flächenraum von hunderten von Quadratmeilen bedecken und eine ungeheuere Anzahl von Schafen und Rindvieh ver- nichtet haben. Der Kongreß beräth ein Projekt für den Bau eines Dampf-Tramway na der Grenze von Bolivia (eine Entfernung von 250 engl. Meilen). Die Kosten sind auf 700,000 Pfd. Sterl. veranschlagt, welhe Summe durch eine von der Regierung garantirte 7-prozentige Anleihe aufgebracht werden soll.

Der russisch-türkische Krieg.

Wien, 19. September. (W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ wird aus Belgrad gemeldet: Der hiesige italienische General-Konsul hat der serbischen Regierung eine Note überreicht, in welcher Serbien von jeder kriegerischen Aktion abgerathen wird. Troß der augenblicklih herrschenden fried- lichen Stinimung sind doch alle im Auslande weilenden jerbi- schen Studenten einberufen worden. Am 18. c. find 100 Munitionswagen nah Jvanica abgegangen.

Wien, 20. September. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblatt“ aus Belgrad vom 19. d.: Der gestern stattgehabte Ministerrath hat beschlossen, den Ein- tritt Serbiens in die Aktion zu vertagen. Die auf dem Marsche befindlihen Truppen verbleiben vorläufig dort, wo sie sih augenblicklich befinden. Die Sendung von Trup- pen nach der Grenze ist siftirt worden. j

London, 20. September. (W. T. B.) Die Journale bezweifeln, daß der Zweck der Salzburger Entrevue eine Friedensmediation sei. Die „Times“ meint, bei Biela müsse erst eine Schlacht geliefert werden, ehe Mediationspläne das Stadium der akademischen Diskussion passiren könnten. Der Jdeenaustausch zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Andrassy könne eher Bezug haben auf die Pflichten und Jnteressen Deutschlands im Falle einer großen russischen oder türkishen Niederlage. :

Aus Belgrad, 16. September, wird der „Pol. Korr.“ geschrieben : :

„Das Lager von Topschider ist mit dem gestrigen Tage aufge- hoben worden und sowohl die dortigen 8 Bataillone der regulären Armee, wie auch die ín Kragujewatz gestandenen 4 Bataillone find na Negotin, Alexinaß und Ivanica verlegt worden. Diefe 12 Ba- taillone find beftimmt, innerhalb 20 Tagen 40 fombinirte Bataillone zu kompletiren, die die Aufgabe haben, mit der serbisWen Miliz- armee die künftige Operationgarmee zu bilden. Mit Spannung wird hier der Entscheidung der Kämpfe um Plewna entgegengesechen, da es

von ihr allein abhängt, ob wir einen zweiten serbischen Feldzug haben werden oder nit. Wie in offiziellen Berichten versichert wird, hat der Minister des Aeußern, Ristic, an den serbi- schen Agenten in Konstantinopel bis heute keine Instruktionen über fein fünftiges Verhalten gelangen lassen. Herr Ristic hat auf die

schüßei müsse. Ueberdies wurde Ristic beauftragt, wegen der Grenz- verleßungen von Seiten der Baschibozuks am Javor und an der Drina zu protestiren und den Posten in Konstantinopel unter keinem Vorwande zu verlassen. Auf eine an Ristic gerichtete Antrage ob näcbstens ein rufsishes Armee-Corps über Serbien nah Bulgarien eindringen werde, erwiderte er, daß Rußland unter keiner Bes dingung seine Truppen auf serbishes Gebiet einrücken laffen werde und die betreffende gegentheilige Nachricht eine pure Erfindung sei.“

Europäischer Kriegsschauplaß.

_St. Petersburg, 20. September. (W. T. 2 O f- fizielles Telegramm des Großfürsten Nifolaus aus Gornji Studen, vom 19. d. M.: Gestern (am 18. d. Mts.) herrschte überall Ruhe. Die Blokade und Beschießung von Plewna wurde fortgeseßt. _ Bukarest, 19. September. (W. T. B.) Heute sind die russishen Gardeulanen und Gardehusaren Dee ein- gerückt. General Sfkobeleff ist zum Commandeur der 16. Division vor Plewna ernannt worden. Konstantinopel, 18. September. (W. T. B.) Neuer- lih vorliegende Nachrihhten von dem Schipkapasse besagen, die Russen hätten die von den Türken gewonnenen Befesti- gungen im Schipkapasse heute wieder erobert. Bei Plewna wird der Kampf fortgeseßt. Konstantinopel, 19. September. (W. T. B.) Ein Telegramm Suleiman Paschas vom 18. d. bestätigt die Sgiaramahne der Befestigungen von Sveti Nicolas im Schipkapasse durch die Russen. Die Türken hatten die- selben nur 6 Stunden beseßt gehalten und mußten sie, von den Russen, welche Verstärkungen erhalten hatten, heftig an- gegriffen, wieder räumen und ih hinter die ersten Ver- shanzungen zurückziehen. Die Türken geben ihren Verlust auf 100 Todte und 200 Verwundete, den der Russen auf 1000 Mann an Todten und Verwundeten an. Konstantinopel, 19. September. (W. T. B.) Eine Depesche Mehemed Ali Paschas aus Schumla, 18. d. M., meldet: Gestern Morgen beseßte die Division Saleh die Höhen von Schagodan und Keuprudje, welhe von den Rufsen nur s{hwach vertheidigt wurden. Eine Depeshe Ahmed Ejub Paschas aus Rust\chuk, 18. d. M., berichtet : Die Tscherkessen s{chlugen zwei Escadrons Russen bei Dilan und machten 60 Mann kampfunfähig. Die telegraphishe Verbindung mit dem rumänischen Ufer wurde zcrstört.

(W. T. B.) Aus Vodicka, 17. d., meldet das - „N. W. Tagebl.“: Salim Pascha hat bei Jaldizkoi den Angriff einer russishen Brigade zurückgeschlagen. Heute Morgen fand eine lebhafte Kanonade der russishen Geschüße von dem. Plateau nördlich von Vodicka gegen die türkischen Stellungen statt. Die türkische Jnfanterie ging darauf gegen Ofiakova. vor. Auf der ganzen Linie bis Sinankioi finden fortwährend- Geplänkel statt.

Wien, 20. September. (W. T. B.) Nach einer Mel-- dung der „N. fr. Presse“ aus Kopace vom 17. d. haben die Türken am 16. d. nach einer mehrstündigen Refkog- noszirung weiter vorwärts gelegene Positionen bezogen.. Losikova und Cerkovna wurden ohne Widerstand der Russen beseßt. Am 17. c. Mittags fand bei Cerkovna eine leichte Kanonade statt. Sonst liegen keine neueren Nachrichten vor.

(W. T. B.) Aus Kladowa werden dem „N. W. Tageblatt“ unterm 20. weitere Vorbereitungen für den Uebergang rusfisher Truppen gemeldet.

Der „Times“ wird aus Bukarest gemeldet, daß die Russen vor Plewna Mörser und Belagerungsgeschüte, sowie Verstärkungen an Jnfanterie erhalten. Für die nächsten paar Tage wird keine ernstlihe Bewegung erwartet.

(W. T. B.) Aus Cettinje wird der „Pol. Korr.“ unterm 19. berichtet: Die türkishe Besaßung von Bilek hat: freien Abzug erhalten; die Montenegriner ziehen gegen Stolac. In Trebinje und Mostar bereiten die Türken Alles. zur Vertheidigung dieser Orte vor. Die Operationen der Montenegriner gegen die Forts Nozdre und Zlostup am Dugapasje haben begonnen.

Ueber die strategishe Bedeutung der Feste Bilek sagt der Korrespoedent der „Times“ in Eettinje: Bilek be- herrscht gänzlih die Straße von Ragusa und Trebinje zu dem ganzen Jnnern der südlichen Herzegowina. Die Türken werden demnach alle usen via Klek herbeizubringen haben.

Aus Orsomwa, 18. September, wird dem W. „Frem- kishen Kriegs-Ministeriums werden jeßt in Albanien alle: waffenfähigen Männer, die nicht schon in der regulären Armee oder in der Landwehr dienen, zum Waffendienste ein- berufen, und sollen aus denselben mehrere Kavallerie-Regi- menter gebildet werden. Von diesen Negimentern würde dann eines an der serbischen, die andern an der griechishen Grenze aufgestellt werden. Die Anzahl der jeßt zwischen der Mün- dung der Mariza und der Stadt Volo kreuzenden türkischen Kanonenboote beläuft sich auf sieben. i:

Asiatischer Kriegsfchauplaßt.

St. Petersburg, 19. September. (W: T. B.) Eine Depesche des „Golos“ aus Fgdyr, 18. cr.. meldet: Heute früh eröffneten die Türken von ihren Batterien das Feuer auf unsere ganze Linie. Die Kanonade dauerte bis zum Mittag. Während derfelben kam der Feind allmählih von den Bergen herunter, indem er Laufgräben zog.

denbl.“ gemeldet: qn Folge eines früheren Erlasses des tür-- t

A Statistische W.achrichten.

Die Württembergishen Jahrbücher für Statiftik und Lan- deskunde, herausgegeben voa dem Königlich Statistish:-Topographi-® hen Bureau, enthalten in dem II. Heft des Jahrgangs 1876 stta- tistishe Mittheilungen über das Unterrichts- und Erziehungs- wesen im Königreich Württemberg. Wir entnehmen den- selben felgende Angaben: Am 1. Januar 1877 bestanden in Württemberg 90 öffentlißhe Gelehrtenschulen. Diesclben zerfallen in 4 niedere evangelisch - theologische Seminarien, 8 Landesgymnasien, 8 Lyceen und endlih 70 niedere Latein- s{hulen, worunter eine provisorisch errichtete. Die öffentlichen Gelehrtensbulen zählten am 1. Januar 1877 im Ganzen 289 SbierBalen, worunter 10 provisorisch errichtete. Es bestanden an diefen Schulen am 1. Januar 1877 im Ganzen 337 Hauptlehr- stellen. Die Gesammtzahl der Schüler an den öffentlichen Gelehrten- \hulen belief sih am 1. Januar 1877 auf: 7846. An dem Turn- unterricht nahmen von denselben 4548 Schüler Theil. Die Zahl der öffentlihen Realschulen belief sich am 1. Januar 1877 auf 79 mit 243 Schülerklassen. Lehrstellen zählten die 79 Realschulen am 1. Januar 1877 im Ganzen 261. Die Gesammtzahl der Real- \chüler belief si auf 7607, von welchen 4745 an dem Turnunterricht

Anfrage des Großveziers Edhem Pascha über die serbishen Kriegs-

Der englisce Vize-Konsul Calrert ift angewiesen, nicht zu inter-

rüftungen geantwort, daß Serbien seine Grenzen und Neutralität

Th-:il nahmen. Die Zahl der Volksschullehrer betrug am 1. Januar 1877 im Ganzen 3910,

Dasselbe Heft enthält eine Uebersicht über die Verwaltung der Rechtspflege während des Jahres 1876. Der Etat des Justiz- departements war auf 3,159,175 Æ berechnet. Ausgegeben wurden: 3,351,542 Æ; es ergab sich mithin eine Ueberschreitung von 192,367 #, eine Folge der fortwährenden Zunahme der Geschäfte, insbesondere der Untersubungen und damit der Kriminalkosten, sowie der Zahl der Gefangenen in den Sai lnlen. Die Einnahmen der Justiz- verwaltung an Sporteln, Geldstrafen, Konfiskationen betrugen : 1,017,455 Æ& Bei dem Justiz-Ministerium hat der Ges{häftsumfang erheblich zugenommen; es kamen 7733 Aktenstücke ein, welche sämmt- [ih erledigt wurden. Die Uebersicht über die Geschäftsthätigkeit der Gerichte grgen eine abermalige beträhtlihe Vermehrung der Pro- zesse zunähst bei den Ober-Amtsgerichten: 53,936 gegen 49,159 im Vorjabre, 35,575 im Jahre 1870, also 4777 bezw. 18,361 mehr. Die Zahl der Erledigungen (52,413, darunter 5859 beim Stadtgeriht Stuttgart) ist gegenüber dem Vorjahre (49,507) um 2906, gegenüber dem Jahre 1870 (37,274) um 15,139 gestiegen. Ebenso wurde die Thätigkeit der Staatsanwaltschaften, der Rathë- und Anklagekammern und der Straffammern der Kreis- gerihtshöfe im Jahre 1876 crheblih gesteigert. Die bei der Staats- anwaltschaft eingegangenen Sachen zeigen eine Vermehrung von 9036 im Vorjabre auf 11,214, also um 2178; ges{loî}ene Voruntersuchungen wurden 7646, gegen 5679, also 1976 mehr, Strafkammerfälle 3465, gegen 2375, also 1090 mehr erledigt. Die Zahl der Schwurgericht8- erkenntnifse ift gegen das Jahr 1875 um 12 zurückgegangen, gegenüber den früheren Jahren aber beträcbtli erhöht. Die Summe der von den Strafgerichten abgeurtheilten Straffälle im Jahre 1870: 8684, 1875: 12,310 ift auf 15,325, also um 6641 bz. 3015 gestiegen. Die Zunahme macht sih besonders bei den Verbrechen gegen die Sittlichkeit und den Körperverleßungen bemerkli, sodann bei den Beleidigungen und bei den Vergehen gegen das Eigenthum. Die Zahl der Angeklagten bei den Strafgerichten

K, +2000: 29,094 18752 35.121 1876: 38,950. die der Verurtheilten 8,015, 10 570, 13,249. Bei der Strafkammer des Ober-Tribunals hat der Eingang von Nichtigkeitebes{werden (236) gegenüber dem Vorjahr um 13, gezen- über dem Durchschnitt der früheren Jahre um beiläufig 100 zuge- nommen. Die Uebersicht des Geschäftsbetriebes der Civilkammern der Kreisgerichtéhöfe weist seit 1871 eine Vermehrung an Prozessen von 2992 auf 5054, um 2062, und der Erledigungen von 3151 auf 4857, um 1706 auf. Auch bei dem Landes-Ober-Handelsgeriht und der Civilkammer des Ober-Tribunals ift die Zahl der anhängigen Sachen in stetiger Zunahme.'

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

München, 18. September. Der König hat den Profeffor Joseph Rheinberger vom 1. Oktober d. J. an zum Königlichen Hof- Kapellmeister ernannt und demselben die Leitung der Königlichen Kircbendienste übertragen.

München, 20. September. (W. T. B.) Die 50. Versamm- lung deutscher Naturforscher und Aerzte wählte zum nächsten Versammlungsort Caffel. Jn den Vorstand wurde der Ge- heime Rath Stilling gewählt. Der Geheime Rath Dr. von Petten- kofer übergab das Präsidium dem Herzog Karl Theodor, welcher in längerer Rede die Bedeutung unck den Zweck der Versammlung erörterte. Hierauf wurden die angekündigten Vorträge fortgeseßt.

Das Völkerrecchtliche Institut, welches in Zürich sei- nen jährlihen Kongreß abbielt, hat am 13. d. M.-die Sitzungen ge- \{hlofsen. Zum nächsten Versammlungs8ort wurde Paris. bestimmt.

Der britische Botschafter Layard in Konstantinopel, welcher si {on vor 30 Jahren dur die Ausgrabungen in Niniveh einen Namen erworben, hat von dem Sultan einen Firman für weitere {uêgrabungen auf der Trümmerstätte von Niniveh erwirkt.

Am 7. d. M. starb in London der Bildhauer W. Mer e- dyth Thomas.

Am 24. Oktober soll im Kapitol zu Rom ein interna- tionaler Kongreß von Meteorologen eröffnet werden.

Das Prachtwerk „Das Schweizerland “, eine Somméèrfahrt durch Gebirg und Thal, in Scilderungen von Woldemar Kaden (Stuttgart, Verlag von I. Engelhorn), ist bis zur 25. und 26. Liefe- rung vorgeschritten, welhe noch Beschreibungen des Graubündener Landes und des Engadins enthalten. Von den 22 Tertillustrationen bat Th. v. Eckenbrecher die meisten „geliefert; außer ihm A. Kindler, A. E. Disen, Ludwig Dill und Albert Hertel. Den Lieferungen sind 8 meisterhaft auêgefüßrte Tondruckbilder beigefügt: Haldenthor in Aarau, von Gust. Bauerafeind; Zürich, der Lowerzer See und der Bürgenstock, von Ernst Heyn; Gewitter im Gebirg, von A. Braith; Sonntagéfeier in Wallis, von R. Riß; Sch{lucht des Trient, von Ludwig Dill; und Rofenlauithal von Th. v. Eckenbrecher.

Berlin, 20. September 1877.

_Das Ceremonial-Buch fürden Königlich preußischen Hof, welches in R. v. Deckers Verlag, Marquardt u. Schenck, hierselbst erscheint, ist mit dem soeben ausgegebenen VIIL. und IX. Abschnitt voll- endet. Der Inhalt des Ceremonial-Buches ist folgender : Abschnitt I. Reglement, betreffend Anmeldungen , Vorstellungen und Audienzen bei Ihren Königlichen Majestäten und bei Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen und den Prinzessinnen des Königlichen Hauses, sowie das am Königlichen Hofe anzulegende Kostüm. 11. Ceremoniel bei-An- kunft und Anwesenheit fremder Allerhöchster und Höchster Herrschaf- ten. TiI. Reglement, betreffend den Empfang der fremden Botschaf- ter am Königlich preußischen Hofe, sowie die denselben gegenüber zu beobachtende Etiquette und Ceremoniel bei dem Empfange größerer Gefandtschaften in außerordentlicher Mission. IV. Ceremoniel bei feierlichen Gottesdiensten. V. Ceremoniel bei der Tafel. VI. Ceremoniel bei Couren. VII. Ceremoniel bei anderen Hoffestlichkeiten: 1) Con- cert, 2) Ball, 3) Dramatiscbe Abendunterhaltungen. LWt--Cere- moniel bei außerordentlichen Hoffestlihkeiten: 1) Geburt und Taufe, 2) Konfirmationen, 3) Geburtéfeste, 4) Verlobungen, 5) Vermähblungen, 6) Krönung und Huldigungen, 7) Ordensfeste: a. das Krönungs- und Ordenéfest, b. das Fest des hohen Ordens vom Scwarzen Adler, e. die Investitur mit dem sehr Edlen Orden vom Hosenbande, d. die Jn- vestitur mit dem hohen Orden vom Goldenen Vließe. IX. Cere- moniel bei öffentlichen Veranlafsungen: 1) Einzüge und Einholungen, 2) Eröffnung und Scluß des Allgemeinen Landtages und des Reichs- tages, 3) Errichtung öffentlicher Denkmale. X. Hof-Rang-Reglement. X1. Trauer-Reglement für den Königlichen go und die daselbst er- scheinenden Personen. XITI. Ceremonie! bei feierlichen Leichen- begängnifsen.

Dem am 19, v. M. hier abgehaltenen jährlichen Kirchen- fest der Taubstummen in der Dorotheenstädtishen Kirche haben 1183 Festtheilnehmer, oon welchen 824 freie Fahrt e: halten, beige- wohnt. An dem heiligen Abendmahle haben sich 189 fernen be- theiligt. Der Vorstand des Centralvereins für das Wohl der Taub- stummen spricht in einer Bekanntmachung dem Vorstande des Afyls sür Obdaclose, welcher die unbemittelten Taubstummen in das Asyl aufgenommen hatte, wie auch sämmtlichen Eisenbahn-Direktionen u. f. w. für die Beförderung des Kirchenfestes öffentlich seinen Dank aus. Der 4. Taubstummen-Kongreß wird im Jahre 1878 in Leipzig E werden. Mit demselben soll die Feier des 100 jährigen Fubiläums der ersten deutschen von Samuel Heinicke in Leipzig bgründeten Taubstummen-Anstalt verbunden werden.

__ Dresden, 18. September. Gestern wurde in Laubegast ein Denkstein für die Neuberin enthüllt.

i, Bern, 18. September. (N. Zürch. Ztg.) Mit Rücfsicht auf die biéher eingegangenen telegraphishen Berichte über die gestern Abend und Nacht erfolgte Cinäscherung des größten Theiles des Dorfes Airolo, wodurch 2000 Einwohner und Arbeiter am Gott- hardtunnelbau obdahlos geworden sind, hat der Bundesrath be- \{lofsen, die von der Tessiner Regierung nachgesuhte Einberufung einer Sappeur-Compagnie zur Hülfeleistung und Herstellung von Baraen anzuordnen.

_— Von dem Jllustrirten Werk „Kaiser Wilhelm der Siegreiche“, geschrieben von Ferd. midt, illustrirt von L. Burger, H. Lüders u. A., liegt das 11. und 12. Heft vor. In dem leßteren {ließt die erste Abtheilung des Werks, und beginnt mit der Regentschaft die zweite.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus Mecklenburg, 12. September, wird dem „Hamb. Corr.“ geschrieben: Seit vierzehn Tagen hatten wir nur einzelne Regen- sauer und seit aht Tagen Haben wir fast immer s{höne, sonnige Tage gehabt. Jn Folge dessen ist die Ernte jeßt im Großen und Ganzen beschafft, doch ist ihr Resultat in manchen Beziehungen ein anderes, als man bei Beginn der Ernte erhoffie.. Der Roggen ist nur in den südwestlihen Sandgegenden und dann in der Mehrzahl der Bauerwirthshaften in annähernd befriedi- gender Qualität eingebraht. Mane Güter haben kein ein- ziges Auer unbeschädigt geborgen, das Meiste in einer Be- \caffenheit, daß das Korn nur zu Futterzwecken braubbar it. Jn Allem wird man rechnen müsßsen, daß von der ganzen Roggenernte ein Viertel gut, die Hälfte sehr mäßig und ein Viertel über die Hälfte entwerthet eingebracht ist, und zwar gilt das nit allein vom Korn, sondern auch vom Stroh. Selbst der mittelmäßig geworbene Roggen lohnt aber fast allenthalben gut, und in einzelnen Wirthschaften hat man vom vierspännigen Fuder 1190 bis 1200 Pfd. Korn gedroscen. Der Strohertrag beträgt jedoch höchstens zwei Drittel einer vollen Ernte. Von Weizen ist nur hier und dort Weniges ausgewasen, jedoch is auf vielen Feldern die Ausfaat durch Stürme aus8ge- \{lagen. Im Allgemeinen ift das Korn voll und gut ausgewacbsen, und selbft Feldmarken, wo font regelmäßig Rost zu fallen vflegt, sind in diesem Jahre fast oder doch beinabe davon frei geblieben. Auch der Weizen lohnt nab Fudern gut; die Fuderzahl ist jedo fast allenthalben nur eine mittelmäßige bis geringe, höcstens erreicht sie drei Fünftel einer vollen Ernte, während der Körnerertrag, troß der großen Einbußen, wohl auf vier Fünftel einer solchen zu veran- schlagen ist. Die Erbsen, welche gut gediehen waren, haben von den Regengüfsen und Stürmen noch mehr gelitten als der Roggen. Bohnen und Witden, welche aub gut gerathen sind, wurden dagegen erträglich eingebracht. Dasselbe gilt von der Gerte. Sie wird annähernd eine volle Ernte geben. Hafer, der gesund ge- borgen wurde, ist dagegen nur mittelmäßig gewacsen, und hat an vielen Stellen der Sturm auch noch mehr als die Aussaat ausge- schlagen, höchstens liefert er sowobl im Korn als im Stroh zwei Drittel einer vollen Ernte. Buchweizen, der bei uns nur wenig gebaut wird, hat eine volle Ernte geliefert; dasselbe gilt von den Lupinen, Serradella und andern Futterkräutern. Vom Na h- mathklee if bereits Marches in vorzügliher Beschaffen- beit eingebraht. Wiesennachmath giebt es ungemein reich- lich. Mit der Kartoffel fäule scheint es in leßter Zeit zum Stillstand gekommen zu sein. Am wenigsten {limm steht es damit im südöstlihen Theil des Landes, wo der Kartoffelbau am ausge- dehntesten betrieben wird, am \{limmsten dagegen bei Rosto, Güstrow, Teterow und Gnoven herum. Hier betragen die faulen Knollen im Dur{schnitt an fünfzig Prozent. Wurzelwerk und Kobl giebt es reihlich, Ob f auc, namentlih Aepfel. Die Bra ch- ädcker haben nur ausnahmsweise eine gute Bearbeitung erfahren können. In vielen Wirthschaften wird die Winterfaatbestellung eine sehr mangelhafte werden.

Paris, 16. September. Nach der, wie alljährlib, von dem Hause Barthelemy Estienne in Marseille ausgegebenen Uebersicht Uber das Ergebniß der Ernte in Frankreich ist dieselbe, nach- dem sie sich im Frühjahre außerordentlib #{öôn angelafsen, dann aber durch anhaltende Feutigfkeit und {roffen Witterungs- wihsel beeinträchtigt word-n war, im Großen und Ganzen, \o viel man bis jeßt beurtheilen kann, eine etwas besser als mittel- mäßige und wird dem Lande nahezu die ihm nöthige Quantität von 90—100 Millionen Hektolitern Weizen liefern, so daß für bedeutende Einfuhren aus dem Auslande kein Anlaß vorliegen wird. Die Ernte ist sehr gut in zwei Departements (Dise uxd Ober- \savoyen), gut in sechzehn, {lecht in neun und ziemlih gut in allen Übrigen Departements. Zu den guten odér genügenden gehören die wichtigen Gegenden des Nordens, des Centrums und Oftens; nur der Westen (Vendée, Maine-et-Loire, Sarthe) ift zurückgeblieben. Man fönnte mit dem Resultate zufrieden sein, wenn nit die Cerealien zweiten Ranges, namentlich Roggen und Gerste, sehr mittelmäßig ausge- fallen wären, wogegen es wiederum an Hafer im Allgemeinen nicht fehlt.

Aus Irland wird, der „E. C.* zufolge, über heftiges Un- wetter, Austreten der Wasserläufe und Beschädigung der noch nicht eingeheimsten Kornfrüchte, namentli der Gerste, berihtet. Die Kar- toffeln beginnen allenthalben zu faulen.

Der „Daily-Telegraph“ enthält einen Bericht des bekannten Afrika-Reisenden Stankey, welWem wir Folgendes eutnehmen: „Ermmboma am Flusse Congo, Westküste Afrikas, 10. August 1877: Am 8. d. M. kam ich hier von Zanzibar aus mit 115 Mann in einer \c(recklihen Verfassung an. Wir verließen Nvangwe in Manyema am 5. November 1876 und reisten über Land durch Ureggu. Die Eingebornen leisteten uns Widerstand, verfolgten uns Tag und Nacht, verwundeten und tödteten unsere Leute- mit vergifteten Pfeilen. Wir versuchten, die Wilden durch Güte und Geschenke zu besänf- tigen. Unsere Gaben wiesen fie zurück und unser geduldiges Beneh- men faßten sie als Feigheit auf. Um unsere Lage noch beklagenëswerther zu machen, weigerte sich unsere in Nvangwe angeworbene Begleitmannschaft von 140 Mann weiter mitzuziehen. Zu gleicher Zeit machten die Eingebornen einen erneuten Versuch, uns ganz zu erdrücken. Wir ver- theidigten uns. Aber es gab nur eincn Weg, uns aus unserer hoff- nungslosen Lage zu befreien falls wir niht zurückehren und das begonnene Werk im Stiche laffen wollten d. h. wir mußten uns unferer Canoes bedienen. Obwohl wir auf dem Wasser einen ent- schiedenen Vortheil über die Wilden hatten, so war doch das Vor- rücken eines jeglichen Tages nur eine Wiederholung des vorhergehen- den Tages. Es war ein fortdauernder Verzweiflungskampf. Jn- mitten desselb n wurden wir durch eine Reibe von fünf, nahe am Aequator gelegenen Wasfserfällen aufgehalten Um über diese hinauszu- kommen, mußten wir uns eiaen 13 (engl.) Meilen langen Weg dur einen dihten Wald bahnen, un*ere Fahrzeuge hindurchs{leppen und häufig Angriffen gegenüber treten, die Axt mit dem Gewehr vertauschen. Unter 2 Gr. nördlicher Breite verläßt der Große Lualaba seinen bis dahin beinahe direkt nördlichen Lauf und biegt nah Nordwesten ab, dann nach Westea und darauf nah Südwesten. Seine Breite wech- felt von 2 bis 10 engl. Meilen, und er ift diht mit Inseln versehen. Um den Wilden aus dem Wege zu gehen, ruderten wir zwischen die- fen Inseln hindur, bis wir \{ließlich nach dreitägigem Fasten dur den Hunger gezwungen wurden, ans linke Ufer zu gehen. Glüd- licher Weise trafeu wir auf einen Stamm, dem der Handel nicht fremd war. Wir \{lossen Brüdershaft mit diesem Stamme, welcer den großen Fluß Ikutu Ya Congo nannte und kaufte ihm reihlihe Vorräthe ab. Drei Tage später famen wir in das Gebiet eines mächtigen, mit Muéketen bewaffneten Stammes, welcher sofort 54 große Canoes bemannte und uns angriff. Auf einer Strecke von 12 (engl.) Meilen dauerte der verzweifelte Kampf fort. Dies war der vorießte von 32 Kämpfen, welche wir auf dem Lualaba zu bestehen hatten. Dieser, der seinen Namen dußende Male wechselt, wurde, als wir uns dem Altlantishea Ocean näherten, Kwango und Zaire genannt. Da der Fluß durch die große zwischen 26 Gr. und 17 Gr. ösftliher Länge gelegene Niederung flicßt, so hat er auf eine Länge von über 1400 (englishen) Meilen einen durch nichts behinderten Lauf. Von allen Seiten kommen ihm gronarn e Nebenflüfse zu, besonders vom Süden her. Ueber dem reiten Gebirgsaürtel, welcher die große Niederung vom Atlantischen Ocean scheidet, schreitet er in 30 Fällen unter gewaltigen Strom- schnellen hinunter zu dem zwischen den es von Yellala und dem Atlantischen Ocean gelegenem Fiusse. Unsere Verluste sind {were ewesen, darunter befand sich auh der wadckere junge Engländer

De Feu, der lebte meiner weißen Begleiter. Er fand in den Wasfserfällen von Massafsa am 3. Juni seinen Untergang.

Gewerbe und Har el.

Nürnberg, 17. September. Heute Vormittag 11 Uhr ift die Jury für die mit der Ausstellung von Arbeiten der ver- vielfältigenden Künste im bayerishen Gewerbe- Museum verbundene Preisver theilung zusammengetreten. Die Mitglieder derselben sind die Herren: Biede, Photograph in Nürn- berg; Busse, Geheimer Regierungs-Rath und Vorstand der König- lihen Staatsdruckerei aus Berlin; Cloß, Xyplograph aus Stutt- gart; Daumerlang, Xvlograph in Nürnberg; Essenwein, Direktor des Germanischen National-Museums in Nürnberg; Gie- secke, Dr., aus Leipzig; Goebel, Redacteur des Journals für Bucb- druckerkunst aus Stuttgart; Hecht, W., Xylograph aus München; POpare, Direktor in Nürnberg; von Koenig, Fabrikbesizer in

berzell; Obernetter, Besißer einer Kunstanstalt in München; von Schorn, Dr., Kustos des bayerishen Gewerbe - Museums in Nürnberg; Seelhor f, Dr., Sekretär des baverishen Gewerbemuseums in Nürnberg; Speemann, W., Verlagsbucbändler aus Stuttgart ; Stan g, R., Professor aus Düfs2zldorf; Wolff, H, Besitzer einer Farbendrudanfstalt in Hannover. Den Vorsiß führen die Herren Geheimer Regierungs-Rath Busse und von Koenig.

In den Journalen von Amsterdam wurde am 15. d. Mts. das Verzeichniß der von der internationalen Jury der dortigen Kun stgewerbeausstellung zuerkannten Preise veröffentlicht. Unter den mit ersten Preisen Gekrönten befindet sich eine zahlreiche Reihe deutscher Aussteller, u. A. die sächsishe Porzellan- manufaktur Meißen, die sächbsisbe Aktiengesellschaft Zöbli, Jos. Mever (Dresden), G. Fritsche (Leipzia), Prof. C. Graff (Dresden), Ed. Pacbtmann (Dresden), Elimever (Dresden), Pattenberg (Cöln), E. Zieger (Berlin), Sputh (Berlin), Görgens (Berlin), Prof. A. Gnauth (Nürnbera), Carl Braffart (Stuttgart), Hermann Schmidt (Hamburg), Weishaupt (Hanau), Heinr. Zeuner (Hanau) u. f. w.

Nab dem Geschäftsabsbluß der Bergbau- und Hütten- Aktiengesellschaft Lenne-Ruhr hat der Betrieb in 1876 einen Verlust von 52,260 4 ergeben. Tie Accept-Verbindlichkeiten betrugen am 31. Dezember v. I. 69,302 4, die sonstigen Schulden 348,444 M, wozu noch 19,847 Æ Löhne aus dem Dezember kommen. An Forderungen waren ÁHÆ, an Effekten 1860 , an Wec- seln 3506 Æ, an Kassa 3268 A vorhanden. Die Waarenvorrätbe sind mit 188,615 Æ, die Materialbestände mit 147,426 Æ, die Eisensteinläger mit 7427 Æ in die Bilanz gestellt.

London, 18. September. (E. C.) Der seit langer Zeit an- dauernde Strike der Schiffbauer am Clyde nähert sich sei- nem Ende. Die Schiffbauer haben gestern Abend bes{loïsen, i einem Schiedsspruche unter Zugrundelegung der von den Meistern aufgestellten Bedingungen zu unterwerfen.

Nach amtlich:n Nachribten bat die türkishe Regierung für den Hafen von Baltschik (Scbwarzes Meer) ein Cerealien-A us - fuhrverbot erlaffen und die Ausfuhr vonSchaf- und Rinds8- fellen für das Sandschak Varna verboten. ¿

Verkehrs-Anstalten.

Das Monatsbulletin über den Stand der Arbeiten am großen Gotthardtunn-l auf Ende August weist, nah der „N. Zürch. Ztg.", folgende Ziffern auf: Firststollen 9020 Meter, Erweiterung desselben 7180 Meter, Soblens{li 5239,s Meter, Strofe 4086,s Meter, Gewölbe 4705,8 Meter, Widerlager 3689,7 Meter, fertiger Tunnel ohne Kanal und Nischen Ende Juli 2723,1 Meter, Ende August 2952,2 Meter (2127,s Meter weniger als Programm), fertiger Tunnel mit Kanal und Nischen Ende Juni 2717,7 Meter, Ende August 2938,2 Meter (2141,8 Meter wenizer als Programm)

Wie das „Helsingfors Dagblad“ meldet, sollen auf der Süd- küste von Finnland 3 neue Rettungsstationen errichtet werden.

St, Petersburg, 17. September. Vorgestern brate, wie der ¿Golos*“ meldet, ein Telegramm des Kapitäns Schwanenberg die freudige Nachricht, daß der neue Seeweg von und nach Si- birien vei ihm glüdcklih gefunden und zurüdckgelegt worden ift. Das auf Koften des Hrn. Ssidorow in Jenisseisk erbaute Schiff „Sfe- wernoje Ssijanije“ ist mit einer Tleinen Ladung fibirisher Produkte woblbehbalten in Norwegen eingetroffen und hat tro aller Wider- wärtigkeiten und Hindernisse den Weg vom Jenifsei-Busen na Nor- wegen in 21 Tagen zurüdckgelegt. Unterwegs ist es {on bei Golt- \chiha dem englishen Dampfer „Frazer“ begegnet, welcber, mit Waaren aus England kommend, in den Jenifsei-Busen einlief.

Triest, 20. September. (W. T. B.) Der Lloddamvfer „Ceres“ ist heute fräß 84 Uhr mit der oftindish-chinesischen Ueberlandpoît aus Alexandrien hier eingetroffen.

Im Krystallpalast in Sydenham wurde am 13. d. M. Mozarts „Der Swhausptel-Direktor“ dem Titel „The Manager“ zum erften Male auf der englishen Bühne zur Auf- führung gebracht und erzielte einen bedeutenden Erfolg.

Eingegangene literarishe Neuigkeiten.

Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreihs. Große Ausgabe. 2 umgearb. u. verm. Aufl. 2. Bd. Leipzig, Verlag des Bibliogr. Instituts. 1877. 4.

Handelsbericht vom Monat September 1877 von Gebe u. Co. in Dresden.

, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilbelm Grimm. Fortgeseßt von Dr. Mor. Hepne, Dr. Rudf. Hildebrand u. Dr. Karl Weigand. 4. Bdes. 2. Abth. 11. Lfg. Jrre Juzen. Bearbeitet von Dr. M. Heyne (S{luß der 2. Abth.) Leipzig, Verl. von S. Hirzel. 1877.

Unser Vaterland, in Wort und Bild geschildert von einem Verein dec bedeutendsten Schriftsteller und Künstler Deutschlands und Oesterreichs. 1. Serie: Die deutschen Alpen. Wanderung durch Tirol und Vorarlberg, das bayerische Gebirge, Salzkammergut, Steiermark und Kuraten. Herausgegeben von Hrm. v. Sch{mid. Jllustrirt von H. Clo®, F. Defregger 2e. 2c. Verlag der Gebr. Krê- ner in Stuttgart. Fol. 5. Lfg.

Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 36. Bericht des unter dem Protektorute Ihrer Kaiferlihen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin Friedri Wilhelm \stebenden Vereins für das Museum s{lefis{er Alterthümer. Breslau, August 1877.

Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade. Herausgegeben im Auftrage des Ausschusses von C. H. Plaf, Direkt. d. Gymnas., W. Gude, Direkt. d. Taubst.-Anst. u. Dr. ph,, E. Wyneken, Direkt. d. h. Töchtersh. zu Stade. 1877. Stade. In Kommiss. der Plockwißtzschen Buchh.

Kunst und Alterthum in Elsaß-Lothringen. Be- schreibende Statistik, im Auftrage des Kaiserlichen Ober-Präsidiums von Elsaß-Lothringen herausgegeben von Dr. Frz. Xav. Kraus, Prof. an der Kaiserlichen Universität Straßburg. 1. Bd. 2. Abth. Mit 68 Holzschnitten, 2 photographischen Tafeln und 3 Plänen. Strafß- burg, C. F. Shmidts Universitäts-Buchhandlung. Frdr. Bull. 1877.

Das französische Heerwesen. Eine ausführlihe Schilde- rung nach amtlichen französisbea Quellen von Herm. v. Pfister, Major. 2. völlig umgearb. Ausg. Berlin, 1877. Verlag von W. Donny & oba,

Das verlorene Paradies und das wiedergewonnene Paradies. Von John Milton. Ueberseßt von Bernhard Schuhmann. 2. viel- fah verbefs. Aufl. Stuttgart. Verlag der I. G. Cotta’shen Buch- handlung. 1877.

Der orientalische Krieg in seiner neuesten Phase 1877. Von W. Rüstow, eidgen. Oberst 2c. 2. Lfg. Der Aufmars{ der Russen an der Donau im Mai und Juni. Die Kämpfe der Monte- negriner im Juni. Der erste russische Feldzug in Armenien von

seinem Beginnen, 24, April, bis zu seinem Ende, Anfangs Juli. Mit 7 Karten. Zürich, Verl. von Orell Füßli u. Co. 1877.