1877 / 225 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Sep 1877 18:00:01 GMT) scan diff

E I E E I S N T E E M N E A utte L E N 7 5 4 Ie O O BEIS S 1s DE 1 MRTAE A E E A T M P "T 7 PUT P 4 n 2 i i L T H v 4A On A S L m V E B R R I y V d Sen v U T K L A + n V E emr cu Á t #0. i al

Der Kaiserliche Gesandte in Madrid, Graf von Haß- felt, ist auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die gesandt- chaftlichen Geschäfte wieder übernommen.

Der Königliche Gesandte D von Werthern ist nah München zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Königlichen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der General der Kavallerie, von Podbielski, General-Jnspecteur der Artillerie, ist von den Manövern des VIT., VII. und XIV. Armee-Corps hierher zurüdgekehrt.

Hannover, 24. September. Der P rovinazial-Land- tag nahm heute die Wahlen der Rechnungs- und der Re- daktions-Kommission, sowie der Schriftführer dur Afkklamation vor und erledigte die Regulative für die Hebammen-Jnstitute zu Hannover, Celle und Osnabrück.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. September. Der König und die Königin von Sachsen sind heute früh hier eingetroffen und von dem Kaiser auf dem Bahnhofe empfangen worden. Spätcr begaben sich die beiden Majestäten nebst Gefolge zur Jagd nah Eisenerz.

Unter Vorsiÿ des Kaisers fand gestern Mit- tags ein Ministerrath statt, der volle drei Stun- den in Anspruch nahm. An demselben nahmen außer den gemeinsamen Ministern die beiderseitigen Minister- Präsidenten und Finanz-Minister, sowie einige Referenten des Kriegs-Ministeriums theil. Der gemeinsame Staatsvoran- schlag für 1878, über welchen sich {on Tags zuvor die Minister in einer Vorbesprehung geeinigt hatten, wurde end- gültig festgestellt. Jn Betreff des Termines für den Zu- sammentritt der Delegationen wurde kein Beschluß gefaßt, da man diesbezüglih den Verlauf der Ausgleihsverhandlu.ngen abwarten will. Vor dem Monat Dezember ist jedoch, wie hiesige Blätter versichern, die Berufung des gemeinsamen Ver- tretungsförpers keinesfalls zu erwarten.

Es ist bereits gemeldet worden, daß der Kronprinz nah Vollendung der militärishen Studien sich auch mit dem administrativ-politischen Dienst vertraut machen und zu diesem Zwecke längere Zeit am Amtssite einer K. K. Statthalterei ver- weilen wird. Wie die „Presse“ verninimt, betrachtet man den gegenwärtigen Zeitpunkt als hierzu geeignet und wird Se. Kaiserliche R den praktischen Staatsdienst bei der Statt- halterei in JFnnsbruck kennen lernen.

Pest, 23. September. Der „Pester Korrespondenz“ wird aus Wien telegraphirt: „Die Minister Tisza und Szell konferirten heute längere Zeit mit den österreici- schen Ministern über den in den weiteren Verhandlungen der Ausgleichsangelegenheiten zu befolgenden Modus procedendìi und einigten fich diesbezüglih volllommen. Es wird eine Beschleunigung der legislatorischen Thätigkeit urgirt werden. Minister-Präsident Tisza, der heute auch mit dem Grafen Andrassy konferirte, wird die in der Orient- frage im ungarishen Reichstage gestellten fünf Jnter- pellationen Donnerstag beantworten.“ Wie der Pester Korrespondenz“ ferner gemeldet wird, wurden die Verhand- lungen mit dem österreichisch-ungarishen Lloyd be- trefss Erneuerung des Vertrages wieder ausgenommen, ohne aber bisher Angesichts der Forderungen der Lloydgesellschaft ein Resultat E zu haben. Die Minister Tisza, Szell und Wenctheim sind heute Nachmittags nah Pest zurückgereist.

Niederlande. Amsterdam, 18. September. (L. Ztg.) Vor einigen Tagen sind die beiden auf die Schutterijen (Bürgerwehren) und die Miliz bezüglihen Geseß- entwürfe der Regierung an das Bureau der Zweiten Kammer der Generalstaaten gelangt. Der Geseßentwurf für Regelung der numerischen Stärke und der Einrichtung der Schutterijen be- ruht auf folgenden Hauptprinzipien: Die ruhende Schutterij fällt weg. Es werden zwei Aufgebotklassen gedildet ; die erste besteht aus den Unverheiratheten und den kinderlosen Witt- wern, die zweite aus den Verheiratheten. Die Schutterij- Dienstpflicht beginnt im 21. Lebensjahre und endigt mit Zurüdcklegung des 34. Die numerishe Stärke der Schutterij beträgt 4pCt. der männlichen Bevölkerung. Die eingereihten Mannschaften gehen nach zehnjährigem militärishem oder Bürgerwehrdienst in die Reserve über, welche nur in Zeiten von Kriegsgefahr zur Aufrechterhaltung der inneren Ruhe auf- gerufen wird. Die erste Klasse der Eingereihten wird be-

ufs der Uebungen in zwei Klassen getheilt, in welche die

ürgerwehrmänner ad dem Grade ihrer Ausbildung im Dienste eingewiesen werden ; die Meistgeübten werden jährlich während zwanzig Stunden zu Uebungen einberufen, die Uebrigen während achtzig Stunden. Siellvertretung bei den mobilen Schutterij ist gestattet, wenn der, welcher einen Ersatz- mann siellen will, kein Offizier ist und nicht zur Reserve ge- hört, und der Ersaßmann schon gedient hat und nicht älter als vierzig Jahre ist. Die mobile Schutterij steht unter den Kriegsgeseßen. Der Geseßentwurf betreffs der Miliz bean- tragc S einiger Bestimmungen des Milizgeseßes. Er schlägt u. A. vor: das jährlich auszuhebende Kontingent auf 13500 Mann zu erhöhen, wovon 800 Mann der Seemiliz zugetheilt werden sollen, und die Stellvertretung auf die milizpflihhtige Lebenszeit zu beshrän- ken (vom 21. bis 25. Wr go Fn einer Mittheilung aus Singapore vom 18. August (aus britischer Quelle) heißt es: „Die neuesten Berichte aus Atschin, welhe dur Privat- briefe hergelangt sind, melden, daß atschinesishe Schaaren am 12. August bei Semalanga ein niederländisches Detachement über- fielen, von demselben 2 Offiziere und 60 Mann tödteten und 80 verwundeten und s{chließlich mit cinem Verluste von 38 Todten und Verwundeten zurückgeshlagen wurden.“

dens, 24. September. (W. T. B.) Der Budgetent- wurf für das Jahr 1878 ist den Generalstaaten nun- mehr vorgelegt worden. Derselbe weist an Ausgaben 121 Millionen Gulden und an 1 La 1132/3 Millionen Gulden auf. Das Defizit is hauptsählih durch die Ausgaben für den Krieg in Atchin entstanden, welcher im Jahre 1876 26x Millionen kostete und im Zahre 1877 voraussihtlich eben so viel kosten wird, falls niht die Lage der Dinge auf Sumatra eine Verminde- rung der dort stehenden Streitkräfte gestattet. Der Finanz- Minister erklärte bei Einbringung des Budgets, das Lene könnte eventuell durch die Ausgabe von Schaßscheinen gedeckt werden, er halte die Finanzlage des Landes nicht für

Defizit sei eine Folge vorübergehender Umstände, sowie der Kosten der öffentlichen Arbeiten und des Vertheidigungs- systems des Landes.

Defuit {i der Ertrag aus den Steuern nehme zu. Das

25. tember. (W. T. B.) Heute findet in der Deputirtenkammer die Berathung über die Adresse in Beantwortung der Thronrede statt. Jn dem Adreß- strie wird be üglich der Ünterrichtsfrage esagt, daß man allgemein tief dauere, daß diese Frage in Folge man- gelnden Einverständnisses zwishen der Regierung und der Volksvertretung Schwierigkeiten begegnet sei.

Frankreich. Paris, 23. September. Das „Journal offi- ciel“ veröffentlicht ein (schon telegraphish erwähntes) Run d- \hreiben des Conseils-Präsidenten und Justiz-Ministers Herzogs v. Broglie an die General-Prokuratoren, welches alle zweifelhaften Punkte der Jurisprudenz in Wahlsachen vom Standpunkte der Regierung festzustellen sucht. Dasselbe erinnert unter Anderem daran, daß öffentliche Versammlungen, welche für die Ordnung und Sicherheit gefährlih scheinen, von den Präfekten suspendirt und mit Genehmigung des Ministers verboten werden können. Jn dem Abschnitt über die Drufschriften wird betont, daß nur solhe Wahlschristen sih der geseßlichen Jmmunität erfreuen, welhe auch direkt auf die Wahlen Bezug und eine besondere Kandidatur zum Gegenstande haben, alle sonstigen hingegen nur mit Erlaub- niß des Präfekten verbreitet und s{chlechterdings nicht öffent- lih angeschlagen werden dürfen. Zum Schlusse des ministe- riellen Rundschreibens heißt es: „Zu diesen Bemerkungen über Sinn und Tragweite der geseßlichen Bestimmungen füge ih hinzu, daß die Glaubensbekenntnisse, Straßenanshhläge, Cir- fulare und überhaupt alle aus Anlaß der Wahlen coliselindn: den Schriften von Jhren Substituten, sobald sie bei ihnen hinterlegt sind, mit besonderer Aufmerksamkeit gelesen werden müssen. Wenn die Kandidaten und Wähler die Freiheit haben müssen, ihre Ansichten darzulegen, die Kandidaturen durhzusprechen und die Akte und die Politik der Regierung zu beurtheilen, so dürfen Sie doch nicht dulden, daß diese Polemiken ungestraft den Charakter von Schmähungen gegen das Staatsoberhaupt oder gegen die Vertreter der Staats- gewalt annehmen oder daß man zur Gewalt, zu Drohungen oder Lügen greife, um das Uxtheil der Wähler zu verwirren, und die Aufrichtigkeit ihrer Abstimmung in Frage zu stellen.“

24. September. (W. T. B.) Zu dem Manifeste Thiers’ hat Mignet folgende, gleichzeitig mit demselben publizirte Erläuterung Pg Wir haben unter den Papieren Thiers das nachfolgende Dokument gefunden. Nach- dem er es ganz eigenhändig a hatte, hatte er noch Zeit, den ersten Theil desselben durchzusehen; der Rest be- durste noch einer Revision, und das war die Arbeit, welche er an dem Tage thun wollte, an welchem er uns entrissen wurde. Wir haben den leßten Gedanken Thiers’ keiner Modifikation unterziehen wollen, und indem wir dieses Dokument ver- öffentlihen, erfüllen wir nur seine Absichten, die stets die Wahrheit und das öffentlihe Wohl im Auge hatten. Das Comité der Rechten hat nunmehr ebenfalls ein Manifest erlassen. n demselben werden die Gefahren des Radikalismus und der Revolution signalisirt. Zugleich wird e-klärt, die Rechte wolle mit dem Lande Ordnung, Freiheit, Sicherheit und die Fortschritte des Friedens. Schließlich wer- den die Wähler aufgefordert, dem Appell des Marschall-Prä- sidenten zu entsprechen.

25. September. (W. T. B.) Der Marschall®?

räsident hat seinen vorgestrigen Namenstag auf dem ane La Forêt im engsten Kreise seiner Familie gefeiert und wollte heute Morgen wieder in Paris eintreffen. Der Herzog Decazes ist nah La Grave gereist, um seine Familie nah Paris zurück zu geleiten. Grévy wird am Donnerstag hier erwartet, um die Leitung der Wahlbewegung zu übernehmen.

Spanien. Madrid, 24. September. (W. T. B.) Der Admiral Pavia isst an Stelle Antequera’'s zum Marine-Minister ernannt worden.

Italien. Nom, 19. September. Jn den Ministerien errsht troß der noch immer drückenden Hiße eine große hätigkeit. Die von dem Bauten-Minister eingeseßte Kom-

mission zur Prüfung der Projekte neuer Eisenbahn- bauten hat wiederum mehrere derselben befürwortet, u. A. die Ausführung der Linie Eboli-Reggio, welhe durch das Cilento-Thal angelegt werden und 174 Millionen kosten soll. Morgen wird der Ministerrath im Finanz - Minisierium zusammentreten, unm \sich mit den Eisenbahnkonventionen zu beschäftigen. Der Kriegs-Minister, General Mezzacapo, is mit den auf die Organisirung der italienishen Territorial-Armee (Milizia mobile) bezüglichen Arbeiten beschäftigt. Außerdem be- absichtigt er, die 20 Kavallerie-Regimenter der aktiven Armee auf 30 und die bestehenden 24 Alpenjäger-Corapagnien guf 36 zu erhöhen. Die Arbeiten zur Befestigung Ros werden in den ersten Tagen des Oktober beginnen. Die Vertheidigungswerke, welhe in der Umgebung der Stadt errichtet werden sollen, sind bereits abgesteckt. Dem Marine-Minister ist die Mittheilung zugegangen, daß Sr. Majestät Fregatte „Roma“ mit dem Admiral Del Santo an Bord, seinem Befehl zufolge, in die Belika-:Bai ein- gelaufen isi, und daß die Matrosen der im Hafen. von Alexandrien vor Anker liegenden Korvette „Saribaldi“ bei einer Regatta, an welcher si englische, französishe und spa- nische Seeleute betheiligten, einen Preis von 300 Lire ge- wonnen, solhe aber der dortigen Gesellschast zur Unterstüßung der auf dem Meere Verunglückten üÜüber- wiesen Liban. Der Minisier des Jnnern seßt die Verfolgung der Camorristen in Neapel fort. Kürzlich is daselbst eine Haussuhung vorgenommen und dabei ein Register vorgefunden worden, worin der Hausherr die Summen, die er als Azent der Gesellschaft von den Ver- käufern als „Abgabe“ für die Camorra eingezogen, gebucht hatte. Seit dem 23. August bis zum 5. September sind nah dem Berichte des Quästors in Neapel, Komthur. Amour, nicht weniger als 317 Camorristen theils in entfernte Gegenden eschaft, theils verwarnt, theils dem Gerichte wegen Erpres- fang Überwiesen worden, und noch täglich berichten die Blätter von neuen Razzias, die von der Polizei unternommen werden.

Türkei. Konstantinopel, 23. September. Dem W. A wird von hier gemeldet : Bezüglich der be- vorstehenden Parlamentswahlen verlautet in hiesigen eingeweihten Kreisen, daß aller E nad, da die Statthalter der Provinzen diese Wahlen leiten werden, die früheren Deputirten, sowohl ristlihe, wie mohamedanische, wiedergewählt werden dürften. Die Kretenser und Maroniten dürften sih aber auch diesmal weigern, die Deputirtenwahlen vorzunehmen. Einem Berichte aus Tropezunt zufolge ist auch der zweite Sohn Shamyls, der noh vor einigen

Monaten Page am russishen Hofe war, definitiv in die reguläre türkishe Armee eingetreten.

Amerika. Washington, 2. September. (A. A. C.) Der gestrige enthusiastishe Empfang des Präsidenten Hayes in Nashville stellte sih dem, welher ihm von den Bürgern von Louisville bereitet wurde, völlig gleih. Der Gouverneur von Tennessee bewillklommnete ihn in Gegenwart von 25,000 Menschen als einen Staatsmann, welcher dem Süden den Frieden gegeben und die Einigkeit wiederhergestellt habe. Der Präsident bemerkte in seiner Erwiderung auf die Adressen von Deputationen weißer und farbiger Bürger, er glaube, daß die farbige Bevölkerung nicht länger des Schußes der Bundestruppen bedürfe. Mr. Wade epeon, der Gouverneur von Süd-Carolina und mehrere

itglieder des Kabinets hielten ebenfalls Reden. Die Be- völkerung war aufrichtig begeistert. Auf seiner Reise von Nashville nah Chattanooga passirte der Präsident Sa es Fe Tennessee sowie die nördlichen Distrikte von a- ama. Er hielt versöhnlihe und friedliche Ansprachen an die Menschenmassen, welche sich an den Stationen, die er passirte, angesammelt hatten. Sein Empfang war allenthalben ein enthusiastischer, insbesondere in Chattanooga, wo si eine ungeheure Menschenmenge eingefunden hatte, um Zeuge seiner Ankunft zu sein.“ Der Senatcr Bogy aus Missouri ist gestorben. __ (Reuters Bureau.) Die republikanische Partei in Maryland hat Resolutionen angenommen, welhe ihr völliges Vertrauen zu dem Präsidenten Hayes ausdrücken. Sie billigen seine südliche Politik, sowie seine Anstrengungen zur Reform des Civildienstes und wünschen die Wieder- aufnahme der Baarzahlungen. Andererseits mißbilligen die Resolutionen die aufrührerischen Handlungen der strikenden Eisenbahnbeamten. Der Präsident Hayes, Mr. Wade Hampton, Mr. Ewarxts und Mr. Key haben Reden an Volks- versammlungen in Chattanooga gehalten, welhe warmen Beifall fanden. Ein prächtiges Bankett wurde gestern ihnen zu Ehren gegeben. Der Präsident hat eine Einladung an- genommen, Georgia zu besuhen. Chattanooga ist von einer Uebershwemmung, verursaht durch starken Negen, heimgesucht worden. Die Gewässer s{wemmten die ganzen Saaten, einschließlich der Baumwolljaaten in dem Blackwarrior-Thale in Alabama hinweg. Einer ungefähren Schäßung na& sind 30,000 Ballen vernichtet worden.

24. September. (W. T. B.) Die nah Westen und nah Norden gelegenen oberen Stockwerke des Ge- bäudes, in welhem sich das Patentamt befindet, sind dur eine Feuersbrunst in Asche gelegt worden. Es sind dabci 50,000 bis 75,000 Modelle (einshließlih der vom Patentamte zurückgewiesenen) verbrannt, unter ihnen viele auf O ge Erfindungen bezügliche. Die in den unteren Etagen efindlihen Dokumente, Zeihnungen und Urkunden von vielen Modellen wurden gerettet. Fn dem durch Feuer verheerten Ge- bäude befanden sich auch sämmtlihe, dem Minister des JFnnern unterstellte Bureaus, mit Ausnahme des Pen- stionsamtes. Die Akten und Schriftstücke dieser Bureaus sind zwar gerettet, aber vollständig durcheinander geworfen, so daß eine empfindliche Geschäftsstörung unausbleiblich ist. ‘Der dab das Feuer herbeigeführte Verlust ist groß und un-

äßbar.

Der russisch{h-türkische Krieg.

London, 25. September. (W. T. B.) Die Morgen- blätter enthalten einen Brief Gladstone's, in welchem der- selbe die Behauptung, cr hätte den. Griechen angerathen, an dem Kriege gegen die Türkei theilzunehmen, formell widerlegt.

Europäischer Kriegsschauplaß.

Sit. Petersburg, 24. September. (W. T. B.) e zielles Telegramm aus Gornji Studen vom 24. Genera! Tatitscheff meldet über die Schlaht bei T\cher- kowna folgende Einzelnheiten. Am 21. d. Vormittags um 11 Uhr griffen die Türken in einer Stärke von 20,000 Mann mit 40 Kanonen unsere Positionen an, welhe von 12 russi- schen Bataillonen beseßt waren. Der erste Angriff richtete sid gegen die rechte Flanke des Generals Gortschakoff. Major Dombrowsky, vom Regiment Kursk, ließ den Feind auf 30 Schritte herankommen, griff ihn alsdann mit dem Bajonnet

.. ..

an und schlug ihn mit einem Verluste von 200 Todten in die -

Flucht. Der zweite Angriff, welcher gegen die linke Flanke unter- nommen wurde, wurde von dem Regiment Wiatka abgeschla- gen; ebenso mißlang auch der Angriff gegen das Centrum, bei welchem der Feind ebenfalls beträhtlihe Verluste erlitt. Um 8 Uhr Abends trat der Feind den Rückzug an. Am 22. d. sandten die Türken einen Parlamentär, mit dem Er- suchen, ihce Todten beerdigen zu dürfen. 800 Leichname wurden unter unsern Augen begraben. Der Gesammtverlust des Feindes betrögt 2000 Mann. Wir hatten 6 Offiziere und 60 Mann todt, 20 Offiziere und 300 Mann verwundet. Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) Schefket Pascha meldet unterm Heutigen, von dem in Karadagh stehenden und mit Deckung der Rückzugslinie der Division Jfzi Paschas beauftragten Hakki Pascha sei die Nachricht ein- gegangen, daß die gedachte Division in der Stärke von 20 Bataillonen Fnfanterie, 1 Regiment Kavallerie und 2 Batterien, mit dem von ihr geleiteten Pro- viantzug in Plewna eingetroffen sei. Die Arbeiten zur Wiederherstellung des Telegraphen nähmen einen raschen Fortgang. Suleiman Pascha telegraphirt unterm 23. d.: 2 Compagnien Junfanterie und 200 Tscherkessen, die zu einer Nekognoszirung ausgesendet waren, sind bis 2 Stunden von Gabrowa vorgedrungen und haben meh- rere Dörfer an der Ja ntra, nachdem sie die Russen daraus vertrieben, niedergebrannt. Wir fahren fort, den Feind zu bombardiren, der darauf niht antwortet. Das Gewehrfeuer der Vorposten dauert ununterbrochen fort. Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) Von Jbrahim Pascha wird aus Philippopel von gestern ge- meldet: Da die ausfständishen Bulgaren sich im Kloster Tourrian festgeseßt, in Karlowa auch Kosaken si gezeigt hatten, sandte ih 11 Compagnien und 3 Schwadronen zu einer Rekognoszirung ab. Die Aufständischen wurden aus Tourrian vertrieben und bis nah Osmasuyon verfolgt. Wien, 24. September. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Sistowa vom 23. d.: Gestern überschritt die dritte, aus Polen kommende Jnfanterie-Division, in der Stärke von 13,000 Mann, die Donau. Eine andere

Armee-Abtheilung geht von hier zur Verstärkung der vor Plewna stehenden Truppen.

Aus Konstantinopel, 21. September, meldet das W. „Fremdenblatt“: Hussein Pasha, Kommandant des Mittelmeergeschwaders, der auf seiner Fahrt nah Gibraltar Ordre erhielt, hierher zurückzukehren, ist mit einigen Schiffen seines Geschwaders {hon im Bosporus angekommen und werden dieselben einstweilen im Archipel kreuzen.

Der Korrespondent der „Times“ telegraphirt: „Jm russishen Hauptquartier wird der türkische Verlust bei dem jüngsten Versuche, das Fort Nikolaus im Schipkapasse zu nehmen, auf 2000 Todte geshäßzt. Die Russen verloren circa 500 Mann.“ i i E

Der Korrespondent der „Times“ im Kaiserlichen Hauptquartier in Gornji Studen telegraphirt unterm 19. d.:

„Jch bin soeben von der Position vor Plewna zurückgekehrt. Die rufsish-rumänische Armee hält nunmehr eine von Griwiza rets bis Tatschelniza links sich ausdehnende Linie beseßt. Jn Griwiza sind die Rumänen durch Sappen bis auf 250 Yards von der zweiten Redoute vorzerückt, welhe wahrscheinlich in vier oder fünf Tagen fallen wird. Um diese Werke herum liegen russische, rumänische und türkishe Leichen zu Hunderten unbeerdigt. Weiter nach links von Griwiza steht das 9. Corps Krüdener, zusam- mengeseßt aus der 5. und 31. Division und seit der Schlacht am 11. d. durch Theile der 3. und 11. Division aus Rußland ver- stärkt. Diesen zunächst steht das 4. Corps Zotow, dessen Divifionen die 16. und 30. numerisch furchtbar reduzirt sind, indem die Bataillone jeßt nit stärker als 300 Maan sind. Am äußersten linken Flügel unweit Tutscheniza steht Fürst Jmeritinskij mit seinem Detachement, nämlich der 2. Division, die von 4 auf 2 {wache Bataillone herabgeminderte Schüßen-Brigade des Generals Dobro- wolskfij und. die Ueberreste von Skobelews Detachement. Die Verluste am 11. und 12. beliefen sich auf über 60 Prozert. Ungeachtet dieser \tarken Verluste sind der Geist und die Stimmung der rustishen Soldaten bewunderns8wœürdig. Sie sind ber:it und begierig, Alles zu thun, was von ihnen verlangt werden mag. Ihre Kapellen spielen Morgens und Abends. Die Russen feuern aus mehr als 320 Kanonen beständig auf die türkischen Werke, welche höchst selten antworten. Man sagt, daß die Munition der Türken zur Neige gehe, aber es ist über diesen Umstand keine Ge- wißheit zu erlangen. Sicher ist es, daß sie in ihren Redouten in der kaltblütigften und unbekümmertsten Weise, die sich denken läßt, umherwandeln. Die Russen sind längs ihrer ganzen Front durch Schuß- und Schüßtengräben verschanzt. Sie haben eine schwere Feld- redoute gerade oberhalb Radischewo aufgeworfen und ihre Geschüße, einshließlich derjenigen der Centrumspoßition, sind überall gut gedeckt. Am 13. suchie Zatow unter einer Parlamentärflagge um die Er- laubniß nah, seine Todten in der Nähe der Redoute, auf welche seine drei Angriffe mißglückäten und wo sie dicht liegen, beerdigen zu dürfen, aber die Türken verweigerten dieselbe. Folglih unterhalten die Russen ein beständiges Feuer auf den Ort. Da die Todten meistens nur 300 Yards von den Russen entfernt liegen, muß dies eine gesundheits\{hädlihe Atmosphäre erzeugen. Es ist noch immer schwierig, die wirkliche Anzahl der Trup- pen auf beiden Seiten zu \{chäßen. Die Russen müssen mit den seit der Schlacht empfangenen Verstärkungen nahezu 50,000 Mann zählen. Die Türken sind nah der Berechnung kompetenter Richter 60,000 bis 80,0C0 Mann stark mit ungefähr 140 Kanonen, die augenscheinlich nicht sehr {wer N Wenn di: Türken so stark sind, ist es wunderbar, daß die Russen so viel vollbrachten, denn anstatt eine kleinere Streitmacht zu belagern, beobachteten und blokirt:n fie theilweise eine weit überlegenere. Etwa 12—16 russische und rumänische Kavallerie-Regimenter auf der Straße nah Sofia verhindern die Kommunikation, wenn sie dieselbe nicht gänzlich suspendiren. Plewna liegt in einer Vertiefung und befindet {ich außérhalb des Feuers. Die vier Redouten auf der Straße nach Sofia sind vollständig in türkischen Händen. Plewna ift ein Ding der Zeit und der Gräbenarbeit, und wenn die Verstärkungen, die im Anmarsche sind, eintreffen, sollte es leicht zum Fallen gebracht werden. Soeben langt indeß die Meldung an, daß gestern die Rumänen die türkishe Redcute vor Griwiza vorzeitig angegriffen und natürlich zurückgeworfen wurden. Der Kaiser hat dic Tirailleur-Brigade der Garde inspizirt. Es sind prächtige Truppen in glänzender Ordnung und b's zur Vollkommenheit gedrillt. Das erste und zweite Garde- Regiment kommen in vier Tagen an.“ L i

_— Die „Daily News“ erhält von ihrem Berichterstatter in Sistowa folgende Meldung vom 17. d.:

„Der Kaiser und seine Suite, dann der Großfürst und

dessen Gencralstab sind nah Gornji Studen zurückgekehrt. Fürst Karl von Numänien wird eine zeitlang in Poradim in seiner Stellung als Ober-Kommandant der russo-rumänischen Armee von Plewna verbleiben. General Pomaranzoff, der Kommandant der 16. Di- vis:on, wird das Kommando des 4. Corps und General Skobeleff d. J., welcher zum General-Lieutenant ernannt wurde, jenes der 16. Divi- oe übernehmen; es ist dies ein ansehnlicher Rang und eine Stel- ung, welche sih dieser noch nicht 33 Jahre alte Offizier dur sein eigenes Verdienst erworben hat. Er kann nun eine Armee im Felde befehligen und wird auch bald Gelegenheit haben, dies zu thun. General Kriloff crhält das Kommando der sämmtlichen Kavallerie der Plewna-Armee. Die Garde-Kavallerie begann bereits in präch- tigem Zustande die Donau zu überschreiten und der Strom der Ver- stärkungen wird nun fortwährend im Gange erhalten werden.“

Aus Ragusa, 23. September, meldet das W. „Fremdenbl.“: Salih Pascha, der vor einigen Tagen mit zwölf Bataillonen aus Mostar ausgezogen is, um über Nevesinje gegen Gacko zu ziehen, seßt nur langsam seinen Marsch fort, um während desselben Verstärkungen aus dem südlichen Bosnien an si ziehen zu können. Vel y Pascha, Militär-Gouverneur von Bosnien, hat vor einigen Tagen die zwischen Serajewo und Klein-Zwornik aufgestellten tür- kischen Truppen besichtigt. Die Stärke dieser Truppen wird auf fünfzehn Bataillone zu je se{chshundert Mann geschäßt.

- Aus Cettinje shreibt man der „Pol. Korr.“ unterm 15, September: i

„Der scheinbare Widerspruch zwischen der bedingungslosen Ueber- abe von Niksic und dem freien bewaffnet:n Abzuge aller Nik - Me Kombattanten beginnt sich nach und nah aufzuklären. Lehtz- terer sheint vom Fürsten unter der Bedingung, oder doch in der Vorausseßung gewährt worden zu sein, daß unter diesem Eindrucke nicht nur das Fort von Presjeka, sondern auch die den Du ppa ent- lang gelegenen und von den Türken noch besetzt Falten Blockhäuser der ersten Aufforderung zur Uebergabe viel bereitwilliger Folge leisten würden, als es sonst der Fall wäre. Demgemäß ver ert man auch, daß die abziehende Garnisoa von Niksic von einem Bataillon Montenegriner durch den Dugapaß begleitet werde und daß {on auf diesem Wege an die Dugaforts die Aufforderung zur Uebergabe ergehen werde. Man glaubt auch, daß si der Kommandant der abziehenden Nizams anheishig gemacht habe, diese Bemühung zu unterstüßen. Der freie Abzug der Garnison wurde übrigens von Fürst Nikolaus am Vor- abende der Uebergabe angeboten, doch vom Festungs-Kommando abgelehnt. Als nun hiérauf die lebten Schanzen erstürmt wurden, mußte man ih, um dem unvermeidlihen Massacre zu entgehen, zur bedingungs- osen Kapitulation entschließen, worauf jedo der Fürst von seinem früher gestellten Angebote nit abstehen zu wollen erklärte, obwohl dasselbe dur die Weigerung der Belagerten und den dadur noth- wendig gewordenen Sturm als nicht geschehen zu betrachten war. Unter den 21 in Nifksic gefundenen Kanonen sind nur etwa 14 Stück gute, nach neueren Systemen angefertigte, worunter 4 größere Gußstahl-

gesbüpe aus englischen Fabriken. Gestern brate man von dieser Sorte ein leineres Eremplar aus der Fabrik von Winchester nah Cettinje. Die größte Beute, die man in Nifksic vorfand, besteht in der unge- heuren Quantität von Proviant. Es war ein solcher Ueberfluß dar- an, daß die Belagerten aus Mehl- und Reissäcken Schanzen machten. Man fand ungefähr 10,000 Pferdeladungen verschiedener Mehlforten, Körner- und Hülsenfrüchte und ein großes Lager von Konserven, so daß der Vorrath genügen dürfte, um die ganze montenegrinische Armee auf mehrere Monate mit Nahrung zu versorgen.“

Asiatischer Kriegsschauplaßt.

Wien, 25. September. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Tiflis: Am 2. d. griff eine Abtheilung irregulärer türkischer Reiter die russishen Pikets bei Gulidische an, wurde aber zurückgewiesen. Am Nachmittag erneuerten die Türken den Angriff bei Chalfalue mit Kavallerie und Infanterie, wurden aber wiederum zurücgeschlagen. erqu versuchten die Türken bei Tscharucitschi den rechten Flüge des Gencrals Tergukassoff zurückzudrängen, mußten fi indessen unter großen Verlusten zurückziehen.

Nr. 8 des „Ministerial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlih preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Cirkulur, die ges{häftliche Behand- lung der Telegramme in Staatsdienstangelegenheiten betreffend, vom 25. Juli 1877. Cirkular, die Behandlung der Telegramme in Staatsdienstangelegenheit-n betreffend, vom 31. Juli 1877. Cir- kular, die Adressirung der Antworten, welche auf Aufträge des Aus- wärtigen oder des Reichskanzler-Amtes zu erlassen sind, betreffend, vom 2. September 1877. Cirkular, die Ausfertigung standesamt- licher Urkunden unter Standesamtssiegel betreffend, vom 28. Juni 1877. Cirkular, den Uebergang verschiedener Gattungen von ÎInvaliden- pensionen auf den Reichs-Jnvalidenfonds betreffend, vom 26. Fuli 1877. Verfügung, die Beachtung der bestehenden Vorschriften bei Bewilli- gung von Vorschüssen aus allgemeinen Staatsfonds betreffend, vom 8. August 1877. —- Verfügung, die Zulässigkeit der Zurücknahme eines Hebammen-Prüfungszeugnisses betreffend, vom 12. Juli 1877. Verfügung an die Königliche Charité-Direktion, die gegen eine auéwärtige preußische Heimathsgemeinde zu liquidirenden Kosten für verpflegte Kranke betreffend, vom 25. August 1877. Cirkularvec- fügung, betreffend die Ermittelung der Martini - Marktpreise für Getreide und andere Lebeusbedürfnisse, vom 7. Juli 1877. Cirkular, die Fristbestimmung zur Anbringung der Rechtsmittel gegen polizeilibe Verfügungen im Verwaltungsstreitverfahren be- treffend, vom 15. Juli 1877. Cirkular, die Transportfähigkeit der zur Strafverbüßung in die betreffenden Anstalten einzuliefernde:: Gefangenen betreffend, vom 26. Juli 1877. Verfügung, die Stellung der Fleishbeschauer betreffend, vom 26. Juli 1877. Ver- fügung, die Crstattung der Verpflegungsgelder, der Erleuchtungs-, Befkleidungs- und Heizungskosten für Festungsgefangene des Civil- standes betreffend, vom 7. Juli 1877, Verfügung, die Veröffent- lihung der Ertheilung, resp. Aufhebung von Patenten durch die Amtsblätter betreffend, vom 16. August 1877. Cirkular, die Bildung der Kommissionen zur Prüfung für den Staatsdienst im Bau- und Ma- \hinenfa betreffend, vom 31. August 1877. Verfügung, die Stempel- pflichtigkeit derKonzessionsausfertigungen —- betreffend, vom 7.Funi 1877. Cirkularverfügung, die Annahme, Ausbildung und Anstellung der Steuersupernumerare betreffend, vom 22. Mai 1877. Cirkular, die Gebühren für Reisen in Bezug auf Wahrnehmung der staatlichen Oberaufsicht bei Verwaltung der den Gemeinden und öffentlichen Anstalten gehörigen Holzungen betreffend, vom 19. Juli 1877. Cirkular, die Anwendung des Gesetzes über das Kostenwesen in Aus- einanderseßzungssahen vom 24. Juni 1875 betreffend, vom 6. No- vember 1876.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der in Genf abgehaltene internationale Kongreß für medizinische Wissenschaften hat in seiner Schlußsißung noch eine Kommission eingesett, welchze beauftragt ist, über Einfüh- rung einer Universal-Pharmakopöe und Einförmigkeit in der Medi- zin auf dem nächsten sechsten Kongreß, der nah Antrag des Professors Warlomont aus Brüssel im ‘Jahre 1879 in den Niederlanden statt- finden wird, Bericht zu erftalten. Diese Kommission besteht aus 6 Medizinern und 4 Pharmazeuten. Die ersteren sind die Herren Wilkinson von Manchester, Präsident der British Medical Affocia- tion, Marion Sims, früher Präsident der American Medical Aiso- ciation, Gubler, Professor an der medizinischen Schule zu Paris, Dr. Crithet von London, Edward Seguin von New-York, Abgeord- neter der American Medical Association, und Professor Pachiotti von Turin; die leßteren sind die Herren Mehu von Paris, Gille von Brüssel, Madsen von Kopenhagen und Brun von Genf. Zum Präsidenten dieser Kommission wurde Prof. Pacchiotti und zum Se- kretär Hr. Brun gewählt. Aus Genf meldet man den Tod des Graveurs I. F. A. Bovy. Namentlich zeichnete sich der Ver- storbene im Graviren von Denkmünzen aus. Seine berühmtesten Werke dieser Act sind die Denkmünzen zu der Feier des Reforma- tions-Jubiläums (1835), der Shlaht an der Alma (1857), der Weltausst-llurg von 1855 und endlich zahlreiche Portrait-Medaillen, unter ihnen die Napoleons T., Franz Arago's, Goethe's, Liszts, Chopins, Pazanini's, und des Generals Dufour. :

Der kürzlih ausgegebene 5. Band der von Karl Bartsch be- sorgten, mit Wort- und Sacherklärungen versehenen Sammlung „Deutscher Dichtungen des Mittelalters“ (Leipzig, F. A. Brothaus) bringt eine von Reinhold Bechstein kritisch revidirte Ausgabe des „Tristan“ von Heinrich von Freiberg. Die Ent- stehung des Gedichtes seßt der Herausgeber in die Jahre 1303—1306 und kommt zu dem Resultate, daß der Dichter sich nach der ober- sächsishen Stadt Freiberg genannt und im Auftrage seines Gönners, des böhmischen Edelen Reinmund von Lichtenburg diese seine Fortseßung der unvollendet gebliebenen Dichtung Gottfrieds von Straßburg in einem halb mittel-, halb hochdeutshen Dialekte ge- schrieben habe. Neben den ausführlihen Anmerkungen erleichtert ein auch diesem Bande beigefügtes, umfangreihes Wörterbuch das Ver- ständniß des, nach den besten Handschriften sorgfältig wieder her- gestellten Originaltextes der Dichtung, fo daxß dieselbe dadurch auch weiteoen Kreisen zugänglih wird. i

Unter den in der lebten 05 erschienenen Reisehandbüchern verdient ein „Neuer Wegweiser durch die Vogesen“ von Dr. G. von Seydliß erwähnt zu werden. Das bei Ludwig Schmidt in Freiburg i. B. erschienene Buch {ließt sich dem von demselben Verfasser Keccaßeenden Führer durch den Schwarzwald, Odenwald, Hagau, Bodensee als Fortsetzung einer geplanten größeren Serie von Reisehandbüchern an. Der neu vorliegende Band ist mit einer über- sichtlihen Routenkarte versehen und läßt überall Sorgfalt bei der Zusammenstellung des Materials erkennen.

Land- und Forstwirths\chaft.

_ Die Wanderversammlung der Bienenwirthe in Linz hat Greifswald zum nächsten Vorort gewählt.

Gewerbe und Handel.

Gestern fand in der internationalen Ausstellung von Leder und Lederwaaren bierselbst die Preisvertheilung statt. Der Vorsißende der Ausstellungskommissicn, Hr. Kom-

merzien-Rath Günther, eröffnete die Feier mit einer kurzen bezüg- lihen Ansprache, worauf Hr. Dr. Grothe die Liste von goldenen und silbernen Medaillen verlas, welche die Minister des Handels und der Landwirthschaft im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs für die ausgezeihnetsten Leistungen der Ausstellung verliehen haben. Die goldene Meddille erhielten, der „Nat. Ztg.“ zufolge: Larra- bes in Mainz für eine amerikanische E zur Schuhwaaren- fabrikation, Weber und Miller in Bockenheim bei Frankfurt a. M,, ebenfalls für Einführung einer neuen Schuhfabrikations- maschine; Lange und Otto in Deuß für Gasmotorcn zum fleineren und mittleren Betrieb; Hermann Gerha: dus in Wien für besondere Verdienste um die Lederindust:ic; Aktiengesellschaft fü: Lederinduftrie in Münchcn, Dörr u. Reinhardt in Worms für Ver- dienste um den Erport deutschen Leders und für humane Anstalten zu Gunsten der Arbeit; der Günthershe Zeitungsverlag {n Berlin für langjährige Verdienste um die Lederindustrie in ihrem ganzen Umfange. Die silberne Medaille: Ph. Swiderski in Wien vorzügliche Gerbermashinen; Bruno Rudolf in Berlia für eine Handschuh-Nähmaschine; Gebr. Dopp in Berlin für ihre Leistungen auf dem Gebiete der Leder- und KartonagenbranÞe; Adam Braun in Zerbst für eine verbesserte Lohmühle; Adolf Schwarz in Berlin für seine Festigkeitsversuhe mi! Lederhaut von verschiedenen Körper- stellen; Friedr. Bartsh Söhne in Striegau für ihre Bemühungen um die Hebung der Lederindustrie; Tillmann Schneider in Siegen für seine Eichenkultur; Wolff u Rohte für vorzügliches Sohlenleder; G. Zingraf in Bonames für seine Erfolge in der Saffianfabrikaïion; Dresdener Lederfabrik, Fritsche in Osterwieck und Siegfried Herzberg in Regensburg für Lammleder und Glacée- Stepphandshuhe; W. Martius in Wien ebenfalls für Glacée- aae; Albert Förste und Otto Matern in Berlin für Lei- tungen in der Portefeuille-Branche, Leßterer auch für seine Be- strebungen für Anwendung der Kunst im Gewerbe; Aug. Loh in Berlin für Militäreffekten; die Redaktion des „Gerber“ in Wien; der Forstmeister A. Bernhardt in Eberswalde für seine Bemühungen auf dem Gebiete der Eichenkultur; Fr. und August Schultze in Berlin für Bestrebungen um Einführung künstliher Steppe- reien mittels der Nähmaschine in Deutschland. Ferner wur- den an die 839 Programmnummern, von denen einzelne ganze Kollektionen umfaßten, 625 Diplome ertheilt, und zwar 166 Ehren- diplome, 218 Verdienstdiplome und 241 Anerkennungsdiplome, von denen auf die hiesigen Fabrikanten und Werkstätten 47 Ehren-, 40 Verdienst- und 48 Anerkenn 1ngsdiplome, zusammen 135 Auszeich- nungen, fielen. Hr. Dr. Grothe beschloß die Verlesung der Preis mit einem dreifachen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser, den Schirm- herrn und Förderer der deutschen Industrie.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktiengesellschaft Abtheilung für Unfallversiherung— kamen im Monat August cr. 447 Unfälle zur Anzeige und zwar 11 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 7 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr \chweben, 47 Unfälle, welche für die Verletten voraussichtlich lebens- längliche, theils totale, theils partielle Invalidität ¡ur Folge haben werden, 382 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbche- unfähigkeit. Von den 11 Todesfällen treffen 3 auf Steinbrüche, ij: einer auf eine Koksbrennerei, Zuckerfabrik, Mahlmühle O-ckonomie, Gelatine- und Leimfabrik, Mahl- und Oelmühle, die Einzelversiche- rung eines Zieglers und ein Baugewerk ; von den 7 lebensgefährlichen Beschädigungen 2 auf Schneidemüh'en, je eine cuf eine Gasaustalt, Brauerei mit Oekonomie, Mahlmühiec, Dampfdreshmaschine, Baum- wolispinnerei.

Bremen, 21. September. (H. N.) Die hiesige Handels- kammer ist dem Plane eines Elbe - und Weser verbindenden Kanals von Stade über Bremervörde hierher nun auch näher ge- treten. Ein von ihr niedergeseßter Aus\huß hat die Verkehrserwar- tungen, welche si an denselben knüpfen, erörtert, sowohl was die

cbung der durchschnittenen Gegend, die bessece Ausbeutung ihrer

chäße an Torf, Land- und Forstwirthschaft, landwirthschaftliche und nautishe Industrie, als auch was den großen durchgehenden Handel betiifft.

Paris, 23. September. (Magdeb. Ztg.) Der vor einigen Monaten von dem damaligen Finanz-Minister Leon Say zum Gou- verneur des Crédit Foncier ernannte Hr. Renouard ist von diesem Posten zurückgetreten, und der Senator und ehemalige Han- dels8-Minister Grivat an seiner Stelle ernannt worden.

Verkehrs:Anfstalten.

Southampton, 24. September. (W. T.B.) Der Dampfer „Suevia“ von der Hamburg-Amerikanishen Compagnie ist hier eingetroffen.

New-York, 24, September. (W. T. B.) Der Dampfer „Holland“ von der National-Dampf\schiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Verlín, 25. September 1877.

Am Sonnabend Mittag fand, nachdem die neuen Berliner Wasserwerke so weit vollendet sind, daß dieselben sih an der Versorgung der Stadt mit Wasser betheiligen können, in den Char- Tottenburger Werken in Gegenwart des Ober-Präsidenten, Wirklichen Geheimen Raths von Jagow, des Polizei-Präsidenten von Madai, des Ober-Bürgermeisters Hobreht, des Stadtverordneten Vorstehers Dr. Straßmann und des Dlitgerniter Fritsche zu Charlottenburg u. A. die Inbetriebjeßzung der Werke statt.

Die Deutsche Geologish? Gesell schaft vecsammelt sih in diesem Jahre vom 26. bis 29, September in Wien. In den Tagen vom 16, bis 18. Oktober wird in Leipzig die zweite Konferenz für Idiotenheilpflege zusammentreten.

Rom, 19, September. Der Stadrath von Rom hat besG osen, an dei Palaste Colonna, wo Petrarca einst gewo nt hat, als er. mit dem Lorbeer gekrönt wurde, einen Gedenkstein zu errichten, und ebenso einen zweiten an einem in der Nähe des Va- tikan befindlichen, unscheinbaren Häuschen, in welchem Raphaels Fo r- narina wohnte.

Wie die „Mosk. Wed." mittheilen, fiel am 8./20. September Morgens in Moskau der erste Schnee. Die Flocken waren ret groß, thauten jedoch sofort nah dem Fallen.

Am Donnerstag geht in Krolls. Theater die mit Beifall aufgenommene Oper „La Traviata“ mit Fr. Charles-Hirsh als Violetta zum vorlezten Male in Szene. :

Im Belle-Alliance-Theater gelangt am Fr:itag eine Bearbeitung des Byronschen Lebensbildes „Our boys“, welches in London seit fast 2 Jahren tägliches Repertoirstück ist, zur ersten Aufführung.

Die Sing-Akademie wird in ihren drei diesjährigen Abonne- ments-Concerten 1) a, S. Bach „Magnificat“, b. Niels W Gade „Zion“, e, Mendelssohn „Lauda Sion“, 2) Haendel „Belsazar“,

| 3) F. Kiel „Christus“ zur Äufjührung bringen.