1877 / 231 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

sowohl, wie des Telegraphendienstes, welche bei Ablegung der Sekretärprüfung verlangt werden, noch in ausreihendem Maße besißt. i

Die vorstehenden Bestimmungen kommen für alle vom 1. Oktober 1877 ab in den B eintretenden Eleven zur Anwendung und gelten als Nachtrag zu den im Uebrigen be- steven bleibenden „Vorschriften über die Annahme und An- stellung von Civil- und Militäranwärtern als Beamte im Postdienste“. Dagegen treten für bereits R Eleven und Praktikanten Aenderungen in den bisherigen Bestim- mungen hinsichtlih der Prüfung der Sekretäre, sowie hinsicht- lih der höheren Prüfung nicht ein, insofern nicht der Ein- zelne die Abnahme der Prüfung nach der neuen Vo!1 schrift ausdrüdcklich wünschen sollte. Für den Eintritt und die weitere Laufbahn militärversorgungsberehtigter Personen beim Tele- graphendienste bleiben die bisherigen Vorschriften in Kraft.

Nach der soeben publizirten Statistik der deut- schen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung für das Jahr 1876 umfaßt das deutsche Reichs-Post- und Telegraphengebiet 445,263,50 Quadrat-Kilometer (ausschließ- lih 4340,83 Quadrat-Kilometer Wasserfläche) mit 35,823,465 Einwohnern, oder mit 80 Einwohnern auf einem Quadrat- Kilometer, nah der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Es betrug Ende des Jahres 1876: die Gesammtzahl der Post- anstalten 6664, die Sema der Telegraphenanstalten 2532, die Gesammtzahl der Verkaufsstellen jür Post-Werth- zeichen 5152, die Gesammtzahl der Post-Briefkasten 38,422. Das Gesammt-Personal umfaßte 60,330 Personen. Es ‘be- lief sih: die Gesammtzahl der durch die Post beförderten, Sendungen auf 1,103,299,853, die Gesammtzahl der beförder- ten Telegramme auf 10,649/994, der Gesammtwerthbetrag der durch die Post vermittelten Geldsendungen auf 14,237,220,943 4, das Gesammtgewicht der durch die Post beförderten Päckerei- sendungen auf 228,629,750 Kilogramm. Es betrug: die Gesammt-Einnahme 116,967,739 #, die Gesammt-Ausgabe, einshließlich 1,260,140 # außerordentliher Ausgaben, 109,414,845 M, der Uebershuß 7,552,894 M.

Jn Beziehung auf die Vertheilung der Kauf- gelder eines subhastirten Grundstückes hat das Ober-Tribunal, 11. Senat, durch Erkenntniß vom 1. Juni 1877 folgenden Rechtssaß ausgesprochen: Der Gläu- biger, welcher wegen einer persönlichen Forderung die Sub- hastation des Grundstücks des Schuldners beantragt hat, erlangt bei der Befriedigung aus den Kaufgeldern des sub- hastirten Grundstückes den Vorrang vor den Realgläubigern, deren Hypotheken vor der Eintragung des Subhastations- vermerkes in das Grundbuch, aber nah Erlaß der Einleitungs- verfügung eingetragen worden sind.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglih older- burgischen Hofe, Prinz zu Ysenburg, hat sih für einige Zeit nah Eutin an das Großherzogliche Hoflager begeben.

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren Dr. Choraszewsfi in Nakel und Dr. Lenné in Langerwehe.

Stettin, 29. September. Der Provinzial-L an d- tag nahm in seiner heutigen 4. Sizung die Wahl zweier Mitglieder des Provinzial-Ausschusses für den verstorbenen Stadtverordneten-Vorsteher Saunier-Stettin und für den zum Landes-Direktor gewählten Landrath a. D. von He den-Cadow vor; dieselbe fiel auf den Kämniexer Schlesa (51 von 65 Sina und den Freiherrn von Malßahn-Güly (54 von 59 Stimmen).

Es folgte die Berathung über den Abschluß der Verträge mit den Kreisen der Provinz beziehungsweise mit dem Neuvor- pommerschen Kommunal-Landtage wegen Uebernahme der Ver- waltung und Unterhaltung der fnühecen Staatschausseen. Nach den Vorlagen des Provinzialausschusses is eine Einigung mit fast allen engeren Kommunalverbänden erreicht ; Anstände sind nur geblieben: 1) bei dem Stadtkreise Stettin, welcher die Uebernahme endgültig abgelehnt hat, 2) mit den Kreisen Bubliß, Neustettin und Schlawe, wo sich Chausseen befinden, die erst neuerdings von der Staatsrégièrung gebaut sind, und auf welche deshalb die angenommenen Grundsäße wegen Entschädigung der Kreise (die nah dem durchschnittlichen Kostenaufwande für die letzten 10 Jahre berechnet werden sollen) nit passen, 3) mit dem Kreise Usedom-Wollin wegén der Brücken über die Dievenow, deren Unterhaltungspfliht Seitens der Provinz bestritten wird, 4) mit dem Kreise Colberg, der eine höhere Rente verlangt, als die angenommenen Grundsäße ergeben. Ohne Debatte wurde der Provinzialaus\{uß ermächtigt, mit den Kreisen Bublit, Neustettin, Shlawe undUsedom-Wollin auf Grund der ge- führten Verhandlungen abzuschließen : eine längere Diskussion erhob sih hingegen darüber, ob dem Verlangen des Kreises Colberg stattzugeben sei. Schließlih gewährte der Landtag die vom Kreise geforderte höhere Rente. Danach verbleiben für die Provinz jur eigenen Verwaltung nur die Chausfsee- streckèn im Stadtkreise Stettin. Der Kreis Lauenburg hatte zwar mit dem Provinzialausschusse abgeschlossen, zugkeich aber sich mit einer Petition an den Landtag gewendet und gebeten, ihm aus Billigkeitsrücksichten eine größere, als die ihm zufallende Rente zu bewilligen. Die Versammlung trat aber der Anheimgabe der Wegekommission bei und ging über die Petition zur Tages- ordnung über.

Von der Staatsregierung ist früher für die Staats- Chausseeaufseher der Provinz eine Wittwenpensions- und Unterstützungskasse eingerichtet worden, deren Verwaltung eine besondere staatliche Kommission geführt hat. Der Provinzial- auss{chuß schlägt vor, die Kasse zu übernehmen und in der Weise fortzuführen, daß neue Mitglieder niht mehr aufgenommen, von den vorhandenen Mitgliedern aber die Beiträge forterhoben und die Pensionen weiter gezahlt werden, wozu der etwa nöthige Zushuß aus Mitteln der Provinz gegeben werden soll. i

Die Wegekommission hat dem den Antrag hinzugefügt den Provinzialauss{uß mit einer Prüfung zu betrauen, 0 das Jnstitut niht umzubilden und insbesondere auf sämmt- liche Chausseéaufseher auszudehnen sei. Der Landtag bes{loß gemäß den Vorschlägen des Ausschusses und der Kommission.

Das vom Provinzialaus\{uß vorgelegte Reglement für die Wegebauverwaltung der Provinz wurde in der Fassung, wie es von der Wegekommission festgestellt war, en bloc an- genommen.

Zür Herstellung des Trebel-Kanals wurden bedingungs- weise 30,000 M bewilligt. :

Zum Schluß erledigte der Landtäg einige Rehnungs- angelegenheitén, betreffend den Stettiner und Cösliner Meliora- tionsfonds.

1. Oktober. Jn der heutigen 5. Sißung des 3. Pro- | lihe Minister am Donnerstag den Kêénig um ihre Ent -

vinzial-Landtags wurde zum Stellvertreter des Vorsißzenden im

Provinzialausshusse an Stelle des zum Landes-Direktor ge-.

wählten Landraths a. D. von Heyden der Abg. Mühlenbeck- Gr. Wachlin mit 45 Stimmen gegen 23 Stimmen, welche auf den Abg. von der Golt-Kreitig fielen, und zum stellvertreten-

den Mitgliede des Provinzialausshusses an Stelle des zum |

wirklichen Mitgliede gewählten Abg. von Maltahn-Gülßt der Ober-Bürgermister Pehlemann-Stargard mit 35 Stimmen von 68 Stimmen gewählt.

Der Anheimgabe des Provinzialausshusses gemäß be- Bie der Landtag, die Fürsorge für die in der Provinz be-

ndlichen unbêmittelten bildungsfähigen blinden Kinder zu übernehmen, und zu dem Ende 22,000 #4 im Ordinario des Etats dem Provinzialausshusse zur Verfügung zu stellen. Nach einem Antrage der Landtagskommission wurde zuglei der NrovimialausMa ermächtigt, die beiden Blindenanstal- ten in Den E dem dringenden Wunsche des Kuratoriums entsprechend, für die Provinz zu übernehmen.

Die Petition des Kreises Usedom-Wollin, die Provinz möge den Weg Bannemin-Hammelstall auf ihre Kosten aus- bauen, wurde abgelehnt, dagegen dem Provinzialaus\s{huß die Ermächtigung ertheilt, dem Kreise, wenn er selbst den Bau übernehmen wolle, eine über den gewöhnlichen Betrag hinaus- gehende Beihülfe aus E En zu gewähren.

Jn Folge einer Petition des Kreises Colberg-Cörlin be- willigte man die Kosten des Baues einer Brücke über die Persante bei Zwielipp mit 24,000 # und zuglei für die dieser Brücke sich anschließenden, vom Kreise zu bauenden Chausseen eine Prämie von 6 # pro Meter.

Die Staatsregierung hatte den Landtag zu einem Gut- achten über die beabsichtigte Veränderung der Grenze zwischen den Kreisen Dramburg und Deutsch-Crone, bez. zwischen den S Pommern und Westpreußen bei den Ortschaften

adow und Alt-Lobiß aufgefordert.

Die Versammlung trat dem Vorschlage der Referenten, Abgeordneten von Knebel-Doeberiß und von der Goltz, bei, und erklärte sih dafür, daß die pommerschen Antheile beider gr as nah Deutsch-Crone und Westpreußen zu weisen eien.

Cöln, 1. Oktober. (Cöln. Ztg.) Jhre Majestät die Königin von Shweden und Norwegen, nebst Gefolge, traf gestern Nachmittags 2!/, Uhr, mittelst Extrazuges von Berlin kommend, hier ein und fuhr um 2!/5 Uhr nah Bonn und Heidelberg weiter.

Bayern. München, 28. September. (Allg. Ztg.) In der heutigen 5. öffentlichen Ee Kammer der Abgeordneten erklärte der Finanz-Minister von Berr, daß die Rehnung für 1875 einen Ueberschuß von 14,108,460 ergeben me, daß dagegen in der laufenden Finanzperiode keine Ueberschüsse vorhanden seien, vielmehr einige Einnahme- zweige das Einnahme-Soll niht erreihen werden. Das Budget lr die nächste XIV., Finanzperiode, das er nun vorlege, chließe ab mit der Tam dier von 227,551,220 M; ein Vergleih mit dem laufenden Budget ergebe, daß für die nächste Finanzperiode ein Mehraufwand von 11,636,679 M erforderlich sei, welchen die Regierung in folgender Weise zu decken vorschlage: in den Landesthcilen rets des Rheins sollen für die notarielle Beurkundung von Kauf-, Tausch-, Schenkungs- und fonstigen Vêxtrügen, welhe Uebertragung von Eigen- thum zum Gegenstand haben, anstatt wie seither 10 „5 für 12 Á in Zukunft 2 4 Z für je 1 M A werden. Die Mehreinnahmen belaufen sih hiernah auf 4,486,000 Æ\ Fer- ner schlage die Regierung vor: die direkten Steuern um 40 Proz. zu erhöhen, was einer Vehreinnahme von 8,280,637 4 gleichkomme. Er glaube, daß die seit Decennien geschonte Steuer- kraft des Volkes die Erhöhung ertragen könne. Der Minister von Pfeufer erklärte darauf der Versammlung: daß er im Auftrage des Königs dem Landtage einen Geseßentwurf, be- treffend die Errichtung eines obersten Verwaltungs- gerichtshofes in Bayern, zu unterbreiten habe; er hoffe, daß die Hand, welche die Regierung zum dritten Male durch diese neuerliche Vorlage biete, niht werde zurückgewiesen werden. (S. d. gestr. N.) | Augsburg, 1. Oktober. (W. T. B.) Die „Allg. Fus: reibt: Prinz Arnulf von Bayern hatte den önig gebeten, sih zwecks militärischer Studien in das russische Hauptquartier begeben zu dürfen. Derselbe hat vorgestern die Allerhöchste Genehmigung hierzu erhalten, nachdem die Zustimmung des Kaisers von Rußland erfolgt war. Prinz Arnulf wird von seinem Adjutanten, dem Premier-Lieutenant Lesuire, begleitet sein. 92. Oktober. (W. T. r Prinz Arnulf reist heute Abend über Wien in das russi)he Hauptquartier ab.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 30. September. Die für Mitte Oktober in Aussiht genom- mene Berufung des Landtages ist vorerst vertagt worden und wird erst im November erfolgen.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 30. September. Der Kaiser und der König von Sachsen werden, wie die „Presse“ meldet, nächsten Mi'twoh von den Radmar-Eisen- e Jagden nah Wien zurlüickehren. Noch am Abende des- selben Tages dürfte die Abreise des Königs nah Sachsen er- folgen. Der Erzherzog Albrecht ist gestern von Pest nah Wien gereist.

1. Oktober. Die „Montagsrevue“ konstatirt, daß der reine Ueberschuߧ jener diesseitigen Eisenbahnen, welche die Staatsgarantie in Anspru nehmen, den bisherigen Ergebnissen zufolge, mindestens 4 BVillionen mehr betragen werde, als im Vorjahre, wonach also die im Budget für Eisenbahnsubventionen präliminirte Summe \ich um diesen Betrag reduziren werde.

Jnnsbruck, 30. September. Die Enthüllung des Rudolfshrunnens hat gestern in Anwesenheit des Kron -

rinzen unter außerordentlicher Theilnahme der Bevölkerung fiatt efunden. Bürgermeister Dr. Dinters hielt eine längere Rede, in welcher namentlih die treue Anhänglichkeit Tirols an das Kaiserhaus betont wurde. Der Kronprinz besichtigte das Denkmal. und äußerte sein volles Wohlgefallen darüber. Nach dem Defilce des Schüßenzuges kehrte Se. Kaiserliche Hoheit in die Hofburg zurü. .

Lemberg, 30. September. Der Statthalter Graf Potocki ist gestern Abends nah Wien abgereist.

Niederlande. Haag, 1. Oktober. (W. T. B.) Fn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer theilte der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten mit, daß sämmt-

lassung gebeten hätten.

Belgien. Brüssel, 1. Oktober (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Etoile Belge“ hat Prinz Louis Na- poleon Belgien am Sonntag wieder verlassen.

_ Frankreih. Paris, 29. September. (Fr. C.). Die gestrigen Wähler versammlungen boten wenig Bemer-

tenswerthes. Barodet stellte sich im 5., Greppo im 12. und Cantagrel im 13. Bezirk vor. Die Genannten stießen nirgends auf Widerspruch; die Kandidatur

Bonnet-Duverdiers wurde dagegen wieder in mehreren Ver- sammlungen zurücgewiesen. Der offiziöse „Français“ hört, daß gegen mehrere Kandidaten der Linken wegen ihrer Glaubensbefkenntnisse, welhe offene Angriffe gegen die be- stehende Ordnung enthielten, stra fgerichtliche V eris lgung eingeleitet werden sollte. Die „République francaise“ gloffirt die, im Großen und Ganzen bereits, wenn auch noch nit offiziell bekannte, Liste der Regierungskandidaten. Das Blatt findet in der Liste der offiziellen Kandidaten noch feine drei Namen von Männern, die als wirklih gemäßigt bekannt seien; die 158 zumal scien blindlings Feinde der Re- publik, keincr aber habe Gnade gefunden, der nicht seinem Erzbischof genehm wäre. Auch dieses Blatt erklärt, daß der Sicg der offiziellen Kandidaten zum Bürgerkriege führen würde.

Das „Journal officiel“ veröffentlicht folgenden Be- riht des Finanz-Ministers an den Präsidenten der

Republik : Paris, 28. September 1877.

Herr Präsident! Ein Institut, welhes dem Lande große Dienste geleistet hat und noch leistet, der Credit foncier de rance, ist vor einigen Monaten in Folge verschiedener Umstände auf Schwie- rigkeiten ge|toßen, welche die Aufmerksamkeit meines Vorgängers auf ih gezogen hatten. Nach eingehender Prüfung der Sache trug cs fein Bedenken, den Gouverneur, die Verwaltungsräthe und Aktionäre, die beste L sung für diese Schwierigkeiten aufsuhen und finden zu laffen. Die von ihnen entworfenen und von dea Generalversamm- lungen angenommenen Kombinationen wnrden durch ein mit Zustim- nung des Staatsrathes erlassenes Dekret genehmigt und Hr. Leopold Renouard, General-Schaßmeister der Ober-Pyrenäecn, durch ein zweites, vom 23. Januar 1877 datirtes Dekret zum Gouverneur ernannt. Diese Makfregel sollte nur eine reiflichere rgan raus des Crédit foncier vorbereiten. Die neuen Statuten dieser Gesell- haft, welbe ihren Operationen becstimmtere Grenzeu steckten, find zu Anfang dieses Jahres in Kraft getreten und die von den Aktionären beschlossenen Kombinationen in Vollzug geseßt worden. Die leßteren werden dem C:édit foncier gestatten, die Dienste, welche er vermöge seiner Befugnisse dem Grundeizenthum leistet, noch auszudehnen. Der Augenblick scheint also gekommen, der Lei- tung dieser Anstalt einen definitiven Charakter zu geben. Jch habe daher die Ehre, Ihnen zur Genehmigung das beifolgende Dekret zu unterbreiten, welhes den Senator und ehemaligen Handels-Minister Grivart, dessen Verdienst und Charakter Sie zu würdigen Gelegenheit hatten, zum Gouvtrneur des Crédit foncier er- nannt wird. Ich habe das Vertrauen, daß das Institut unter seiner Leitung sich aufs Neue kräftigen und gedeihen werde, und zweifle auch nit, daß es bei den beiden dermaligen Unter-Gouverneuren einen thätigen und wirksamen Beistand finden wird. Schließlich sei mir noch gestattet, zu konstatiren, daß Hr. Renouard das Vertrauen der Regierung vollkommen gerechtfertigt und sich der ihm gewordenen zeitweiligen Mission mit Eifer und Sachkenntniß entledigt hat. Ge- nehmigen Sie u. \. w. ; Caillaur.“

Hr. Grivard wird dem entsprechend zum Gouverneur des Credit, foncier ernannt und Hr. Renouard für seine Dienste mit dem Kreuz der Ehrenlegion belohnt.

30.September. (Fr.C.) Der ErzbischofvonBourges, Fürst de Latour d’Auvergne, hat an die Pfarrer seiner Diö- zese ein Rundschreiben gerichtet, welches folgendermaßen beginnt: Die nächsten Wahlen haben für Frankreich und für die Kirche eine kapitale Bedeutung. Jedermann fühlt es, daher ih es nit weiter auszuführen brauhe. Wenn das revolutionäre Programm obsiegt, ist es vielleiht für lange um unser Vaterland, um seine Geschike, scine wichtigsten Jn- teressen, unsere theuer'ten Herzenssachen geschehen. Unter solchen Umständen dürfen die Katholiken nicht zaudern, sie haben niht das Recht, diesem Entscheidungskampfe gleichgültig zuzu- sehen. Man hat ihnen schon oft gesagt, was sie zu s hätten; wir brauchen es hier niht zu wiederholen. ohl aber müssen wir ihnen ins Gedächtniß rufen, weil man es niht genug bedenkt, daß sie nicht blos die Pflicht haben, zu handeln und angesihts der eiae Gefahr einig zu bleiben, sondern auch die Pflicht, zu beten.“ Es folgt ein päpstlihes Reskript, welches für die drei den Wahlen voran- gehenden Tage ein Triduum in allen Kirchen anordnet und den Theilnchmern des Triduums für jeden dieser drei Tage einen dreihunderttägigen und für den Tag der Schlußkommunion einen vollständigen Ablaß bewilligt. Der „Figaro“ klagt über Symptome von Uneinigkeit im Schooße der kon- servativen Partei und wiederholt, daß man nur für den offiziellen Kandidaten stimmen müsse, daß jeder andere Kan- didat, was er auch sagen möge, ein Gegner des Marschalls sei, und daß jeder, der für ihn stimme, sih bewu.t oder unbe- wußt zum Bundesgenossen der Radikalen mache. Die bonapartistishen Blätter zeigen übrigens an, daß ihr Kandidat im 8. Arrondissement von Paris, Hr. Ferdinand

Barot vor dem Regierungskandidaten, Vize - Admiral Touchard, nicht zurüdtrete. 1. Oktober. (W. T. B.) Der Marschall Mac

Mahon und der Herzog Decazes werden heute Abend hier erwartet.

2. Oftober. (W. T. B.) Das republikanische Wahlcomité für die Kandidatur Grévy's im 9. Arron- dissement von Paris, unter dem Vorsiße Gambetta's, hat ein Schreiben veröffentlicht, in welhem es das Vertrauen und die Sympathie der republikanischen Partei für Grévy aus- spricht und ihn formell als Denjenigen bezeichnet, der würdig sei, den Rang und die Stelle Thiers an der Spitze der französischen Demokratie und die Führung der Majorität der 363 zu übernehmen.

Ftalien. Rom, 26. September. Das feierliche Leiche r-

begängniß des Generals Bixio is auf den 30. d. M.

festgesetzt worden. Der Kronprinz hat am 24. d. M. in Begleitung seiner Gemahlin wiederholt die landwirthschaft- lihe Ausstellung zu Pavia besucht. Der ministerielle „Dititto“ erklärt, das Manifest des Hrn. Thiers sei das feierlihste Zeugniß seines Patriotismus und beweise wieder, welchen großen Verlust Frankrei durch seinen Tod erlitten habe. Die klerikalen Blätter melden, daß der Kardinal Panebianco seine Entlassung als Großpönitiar ein- greee hat, und daß der Kardinal Bilio zu seinem achfolger, in diesem Amte ernannt worden ist.

Türkei. Aus Serajewo, 28. September, meldet das W. „Fremdenbl.“; Fn Konstantinopel glaubt man die Beweise

vom- Abschluß einer serbisch-montenegrinishen Kon- vention zu haben, welche eine“ Kooperation der serbisch-mon- tenegrinischen Streitkräfte gegen Bosnien zum Zwecke hat. Jn Folge dessen traf hier der Befehl ein, alle die Vereinigung der Serben und Montenegriner verhindernden militärischen Vorkehrungen zu treffen. Bei Simnitza werden bedeutende türkishe Streitkräfte konzentrirt.

Rumänien. Bukarest, 2. Oktober. (W. T. B.) Statescu ist an Stelle Campineanu's, welcher das Porte- feuille des E Ss behält, zum Justiz-Minister ernannt worden.

Dänemark. Kopenhagen, W. September. Jn der heutigen 5. Sißzung des Reichsgerichts wurde die Do- fumentation in Sachen der Anklage des Folkethings gegen die früheren Minister Hall und Worsaae geschlossen. Das wichtigste der verlesenen Aktenstüle war der Bericht des Finanzausschusses des Folkethings, vom 30. Dezember 1876, über den Bericht der Staatsrevisoren, betreffend die Staats- rechenschaft für 1874/75. Die Majorität der Ausschußmit- glieder {ließt sich in ihrem Bericht der Majorität der Staats- revisoren an und beantragt, daß die sogenannten „Theater- überschreitungen“ nit passiren könnten, welchem Antrage das Folkething bekanntlih auch entsprah, um dann auf Grund feines diesbezüglichen Beschlusses die Anklage gegen die beiden Minister zu erheben. Der regierungsfreundlihe Abg. Ri- mestad, welcher die Minorität des Folkethings-Ausschusses bil- dete, fand sih zu keinem Antrage bezüglih der Theaterüber- \chreitungen veranlaßt, da er „nichts Wesentliches“ daran zu

erinnern fand, daß die Minister, wie geshehen, vorgegangen"

eien. Morgen beginnt das Plaidoyer des öffentlichen Anklägers.

1. Oktober. (W. T. B.) Der Reichstag ist pr von dem Conseils- Präsidenten ohne Thronrede eröffnet worden. Durch den Finanz-Minister wird dem Folkething morgen das Budget pro 1878/79 und hierauf auch das Budget pro 1877/78 vorgelegt werden.

Der rusfssisch-türkische Krieg.

St. Petersburg, 1. Oktober. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ erklärt die von auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht, Fürst Gortschakoff habe neuerdings eine Cirfularnote an die Mächte gerichtet, für unbegründet und fügt hinzu, gegenwärtig seien nur militärishe Nücksichten maßgebend, eine diplomatische Aktion werde erst später in Frage kommen. :

(W. T. B.) Aus Belgrad wird der „Polit. Korresp.“

_ unterm 1. Oktober gemeldet, daß in dortigen offiziellen Kreisen

auf das Entschiedenste der Na hricht, der Eintritt Ser- biens in die Kriegsaktion sei bereits beschlossen, widersprochen werde mit dem Hinzufügen, daß der defini- tive Beschluß der serbischen Regierung vor allem von der Mission des soeben eingetroffenen neu ernannten russischen Agenten Persiani abhängen dürfte.

Europäischer Kriegsschauplaß.

Bukarest, 1. Oktober. (W. T. 2 General Tot- leben ist ckn Stelle des Generals Zotoff, der eine anderwei- tige Verwendung gefunden hat, dem Fürsten Karl bei- gegeben worden.

Wien, 1. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Polit. Korresp.“ aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet wird, find die Angaben über Kämpfe, welche in den leßten Tagen zwischen der Armee des Großfürsten Thronfolgers und der Mehemed Ali's stattgefunden haben. sollen, unbegrün- det. Weiter wird der genannten Korrespondenz berichtet : Von Kalafat aus bombardirten rumänische Truppen am 30. v. M. die vor Widdin ankernden türkischen Transport- \hiffe. Türkische Abtheilungen aus Silistria stellten auf rumänishem Boden im Donaubette -die von den Russen im Jahre 1854 errichteten Verschanzungen wieder her, von wel- hen aus die Russen damals Widdin bombardirten.

Wien, 2. Oktober. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblatt“ aus Bukarest, 1. c.: Das Corps des Ge- nerals Zimmermann in der Dobrudscha hat bedeutende Verstärkungen erhalten. Die von dem FJngenieur-General Panker konstruirte Eisenbahnbrüce, welhe Simnißa Und Sistowa mit einander verbinden soll, ist heute per Bahn an die Donau gebracht worden.

Wien, 2. Oktober. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblatt“ aus Shumla: Seit heute ist die Regie- rung des Vilajets hierher verlegt, auch die Konsuln aus Varna sind hierher übergesiedelt. Die Brücke bei Bochina ist von den Russen abgebrochen worden.

Die von Mehemed Ali gewählte Stellung auf dem rechten Ufer des Kara-Lom wird in einem aus Schumla, 11, September, datirten Bericht des „Militär- Wochenblattes“ folgendermaßen beschrieben :

Der Schwarze oder Kara Lom ist ein Flüßchen von 10 bis 20 Meter Breite, klafterhohen, meist scharfen Uferhängen, sumpfigem Untergrunde und von einer Wassertiefe von 2—6 Fuß; er ist nur an wenigen Stellen durch Infanterie und Kavallerie passirbar. Sein Thal ift im oberen Laufe linksseitig von Arablar bis Hajdarkiöj breit und in sanften Böschungen {ließt sich das Gebirge westlich an. Auf dem rechten Lom-Ufer fällt die Sahar Tepe steil zum Fluß ab und befürwortet durch plateauförmige Unterbrechungen hartnäckige Vertheidigung. Nördlih von Hajdarkiöj wird das Thal {mäler und beiderseitig von \chroffen Abfällen begrenzt. Die Möglichkeit der Er- \teigung durch Truppen bleibt auf die We..e Lesräntt, erhält jedoch in den weit eingeschnittenen, oft breiten und weniger \{chroff gebösch- ten Schluchten eine Unterstüßung des Erfteigungsversuches wie der rasanteren Vertheidigung. Am aus8gesprochensten ist letßzterwähnter Charafter in den 500—600 Meter relativ hohen steinigen Begren-

zungen des Solenikbacbes von Kostanza bis an die Mündung des

Baches in den Weißen Lom.

Ueber die montenegrinishen Erfolge schreibt man der „Pol. Korr.“ aus Cettinje, 22. September:

„Schlag auf Schlag fallen die türkischen Festen nach der Ein- nahme des Hauptpunktes Niksics den siegenden Montenegrinern in die Hände. Bilek wurde am 17. d. M. kaum einen Tag lang be- schossen und {on \teckte die Stadt die weiße Fahne auf, worauf auch die Garnison genöthigt war, dasselbe zu thun, nachdem gegen Abend die vier Vorwerke von den Montenegrinern genomnien und die darin befindliche Besaßung gefangen worden. Wie în Nifksic, so fand man auch in Bilek und in dem um einen Tag früher gefallenen Fresjeka große Quantitäten Proviant und Munition. Bilek ieferte über 1000 Pferdeladungen Mehl, Presjeka nicht viel weniger, das auch den montenegrinischen Munitionsvorrath um 700 Kisten vermehrte, wodurch erst die zahlrei erbeuteten türkishen Gewehre brauchbar geworden sind, da man in Nikfic, wie {on gemeldet, fast gar feine Munition vorfand. Zugleih mit der Einnahme von Bilek wird gemeldet, daß sich der Fürst mit der vor Bilek gestandenen Armee

nach Zurüdcklafsung einer kleinen Besaßung na Kristach begeben habe. Doch wird hinzugefügt, daß das eingetretene Regenwetter und die heftige Bora die Operationen erschweren könnten. Nikolaus nicht, wie es früher verlautete, gegen Trebinje, sondern na Kristach gezogen ift, hat nicht in politischen, sondern in strategischen Rücksichten seinen Grund. Es ist au hier nihts darüber bekannt, daß Defterreich gegen irgend eine Richtung der montenegrinischen Operationen sein Veto eingelegt hätte. Kaum drei Tage vergingen nah der Einnahme von Bilek und {hon meldet Seaator Plame- nacz, daß die Montenegriner sich des Suga-Passes, dieser Ther- mopylen Montenegros und der Herzegowina, bemächtigt hätten, nachdem die darin befindlichen vier Forts: Hodzina Poljana, Smeder vo, Zlostup und Nozdre kapitulirt hatten. Plamenacz ließ auch hier die aus 150 Nizams, einem Bimbascha und einem Jusbascha bestehende Be- saßung frei mit den Waffen abziehen, wie der Fürst in Bilek das- selbe gethan, und begnügte sich mit der in Nozdre vorgefundenen großen Kanone und mit der reihen Beute an Proviant und Muni- tion. Nun kann man wobl sagen, daß der Besiß von Nikfic für Montenegro militärish fast absolut gesichert sei, da der Duga-Paß selbst im Jahre 1862 für die Türken fäst undur{hdringlih war und der versuchte Durhbruch Derwisch Paschas damals 5000 Todte kostete. Jett aber, nachdem die an den Hauptpunkten der Felsengasse errichteten Forts in montenegrinischen Händen sind, wird kaum ein Türke je daran denken, diesen Engpaß zu forciren. Was Proviant und Munition betrifft, so ist mit der gewonnenen Beute das ganze mon- tenegrinische Heer den Winter hindur reichlich versorgt. Der Grund der mit überraschender Schnelligkeit einander auf dem Fuße folgen- den Kapitulationen liegt einerseits in der besonders bei den Türken hervortretenden Eigenschaft, daß nach dem Falle eines Hauptboll- werkes, wie cs Nifksic war, die Übrigen fast von \ lbst dem Sieger zufallen; andererseits, und vielleiht hauptsählib, wird dazu der Um- stand beigetragen haben, daß die Garnison von Niksic so ritterlih behandelt wurde, was bei den Türken nie verfeblt, einen gewinnen- den Eindruck zu machen und tiefen Respekt einzuflößen.“

Asiatischer Kriegsschauplaß.

St. Petersburg, 1. Oktober. (W. T. B.) Offiziell wird aus Karajal vom 28. und 29. v. M. gemeldet: Am 27. September eröffnete Fsmail Pascha den Angriff auf der gann Linie der von den Truppen des Generals T ergu -

assoff beseßten Stellungen. Unser rehter Flügel wurde von 12 Bataillonen bei Tscharuchts{chi angegriffen. Nach längerem Kampfe wurden die Türken durch das Kubanische Regiment zurückgeworfen und 7 Werst weit verfolgt. Der Verlust der Türken ist sehr bedeutend. Unsererseits wurden der General-Lieutenant Dewell, der Commandeur des Kuba- nishen Regiments, Oberst Kabenin und 6 andere Offiziere verwundet, 4 Offiziere kontusionirt. Außerdem hatten wir 16 Soldaten todt, 148 verwundet oder kontusionirt.

Nr. 58 und 59 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs- Post- undTelegraphenverwaltung“hat folgenden Inhalt : Ver- fügungen: vom 22. September 1877: Generalverfügung an die Kaiser- lien Ober-Postdirektionen, betreffend die Gestaltung der Laufbahn der Eleven für den höheren Verwaltungsdienst; vom 19. September 1877: Lieferung neuer Musterformulare zu Bücheczetteln; vom 22. September 1877: Leitung der Briefsendung-n nah den Ver- einigten Staaten von Amerika; vom 19. September 1877; Beson- derer Abdruck der Verordnung vom 26. August 1877, betreffend Ab- änderungen 2c. der Telegraphenordnung vom 21. J.li 1872. Die Nr. 59 enthält: Verfügung vom 26. September 1877: Berenung des deut- \4en Portos für Fahrpostsendungen nah Schweden. Verfügung vom 97. September 1877; Postdampfschiffverbindungen mit Dänemark und Schweden.

Nr. 23 des „Armee-Verordnungsblattcs“ hat fol- genden Inhalt: Vergütung für die Abänderung der Abzeichen bei der Auffrishung von Bekleidungsstücken. Kosten für die öffentliche Ausbietung der Lieferung von Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken. Abänderung der Bescheinigung der Servië-Liquidationen. Weg- fall des Löhnungszuschusses von 1 S täglich für Berlin 2c. beim Empfange der Marschverpflegung. Erxtraordinäre Verpflegungs- zushüsse pro 4. Quartal 1877. Bezug der Formulare zur In- validenliste. Geldsendungen an die Gewehrfabriken. Vorräthig- haltung von Druckformularen.

Statistische Nachrichten.

In dem deutshen Zollgebiete waren nah der „D. Zucker- industrie“ 1876 46 Stärke-Zucker fabriken gegen 50 im Vor- jahre vorhanden ; davon in Thätigkeit: 1876 39, 1875 47. Hiervon entfallen auf Preußen 36, Bayern 1, Baden 1, H fen 4, Mecklen- burg 1, Braunschweig 1 und Elsaß-Lothringen 2. Dit Menge der zu Stärkezucker im Jahre 1876 verarbeiteten Stärke wird folgender- mafen angegeben, wobei indeß zu bemerken ist, daß für zwei Fabrifen Aufschlüsse in dieser Beziehung nicht u MMQE A

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Selbstfabrizirte Stärke 241,244 Cir. 287,318 Ctr. Aufgekaufte Stärke 347,559 509,385 , Zusammen 588,803 Ctr. 796,703 Ctr. Die Menge des hieraus gewonnenen Stärkezuckers stellte sich

ie folgt:

M 1876 1875 Stärkezucker in fester Form 11,199 Ctr. 123,519 Ctr. Stärkezucker-Sirup 220452 294,196 , Außerdem: Couleur 21,017, 39.168 - ¿

Von der gesammten Stärkezuckergewinnung des Jahres 1876 entfielen auf die 31 aftiven preußischen Fabriken 97,096 Ctr. Zucker in fester Form (1875: 106,911 Ctr.), 202,602 Ctr. Sirup (1875 255,999 Ctr.) und 21,017 Ctr. Couleur (1875 : 39,163 Ctr.).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das erfreuliche Streben, durch gute Abbildungen der {öu {ten Werke der Renaissancezeit die Hebung des deutschen Kunstgewerbes zu fördern, hat soeben ein neues periodishes M ins Leben ge- rufen, welches unter dem Titel: „Der Formenshay der Re- naissance“, „eine Quelle der Belehrung und Anregung für Künstler und Gewerbtreibende wie für alle Freunde stylvoller Schönheit aus den Werken der Dürer und Holbein, Vischer, Altdorfer, Aldegrever, Beham, Burgkmair, Flötner, Hopfer, Solis, Pirsvogel Mielich, de Bry, Amman, Jamnigter und anderer Meister“, erausgegeben von Georg Hirth in München (Dexlag von G. Hirth in Leipzig), in seinem ersten Hefte vorliegt. Dasselbe bringt als Titelblatt ein acsimile nah einem Holzschnitt von Hans Holbein, aus dem Baseler Museum, und ferner folgende ebenfalls größtentheils nah Kupferstichen oder Holzschnitten \orgfältig facsimilirte Kunstblätter : 1) Albrecht Dür.r: Das große Rogendorff\he Wappen (aus dem Germaaishen Museum zu Nürnberg). 2) Aus Albrecht Dürers Schule: Teppichborte, zwei um ein Kleinod streitende Meer- oder Flußgötter. 3) Hans Holbein der Jüngere: Zeichnungen zu zwei Dolchscheiden, davon die ein: _nur sehr flüchtig \fizzirt, im Museum zu Basel, beide in getreuem Facsimile den Strich des Meisters wiedergebend. 4) Geftickte Handtuchborten (kupferbraune Seide auf einfah gemusterter Leinwand). 5) und 6) Hans Burgkmair : Titelbild, ein gravitätish dahinschreitendes heral- disches Thier darstellend, und Festwagen aus dem Triumphzug des Kaisers Marimilian I. (Königliches Kupferstichkabinet München). 7: und 8) Peter Flöôtner: Vignetten, Füllungen, Friese 2c. aus feinem S NN (Königliches Kupferstichkabinet E C 9) Virgil

olis: Vorlagen für Intarsien und Ciseleurarbeit (cb 10) Virgil Solis: Zwei Keledbe, ein Geschmeide (ebendaselbst). 11)

endaselbit). |

| 12) 13) Georg Weter: Drei Blätter aus dessen (äußerst seltener und | und koftbarer) Sammlung von 30 radirten Entwürfen zu Gold- Daß Fürst |

schmiedgeshirren. (Königliches Nationalmuseum zu München. Die meisten übrigen Blätter sollen in späteren Heften nachfolgen.) 14) Hans Mielich : Aus der reihen Sammlung von Handzeihnungen deutsher Künstler zu den Rüstungen französisher Könige. (König- liches Kupferstihkabinet München.) Jedes Heft der Zeitschrift foll 12 bis 16 Blätter enthalten; eine Verpflichtung zum Abonnement besteht niht, vielmehr ift jedes Heft einzeln verkäuflich für 1 M; jedes einzelne Blatt (auf besondere Bestellung) für 20 4. Mit dem 10. Heft wird ein Band abges{chlo}.n und übersichtliche Register mit diesem Hefte gratis geliefert, das spätestens nab Ablauf eines halben Jahres erscheinen soll. Das Unternehmen des Hrn. Dr. Georg Hirth, den Jüngern der bildenden Künste und des Kunsthandwerks, sowie dem pre die reihen Formenshäßze der Renaissance des XVI. Jahr underts dur eine so billige und dabei doch gut ausgestattete Veröffentlihung zugänglih zu machen, erfreut fich der Empfehlung einer Reihe von Autoritäten auf den davon berührten Gebieten, wie Prof. M. Carriere, „v. Hefner-Alteneck, v. Miller, v. Neureuther, v. Piloty, Franz Reber u. f. w.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Königliche Regierung zu Merseburg er äßt folgende Bekanntmachung: „300. Belohnung sichern wir Demjenigen zu, welcher überzeugend nachweist, auf welche Art und Weif? der Colorado- ode: Kartoffelkäfer (Doryphora decemlineata) in die Feldmarken Probsthain, Langenreichenbach und Schilda einge- \{leppt worden ist. Die bisher angestellten Ermittelungen haben nicht zu ergeben vermocht, wie die Einschleppung erfolgt ist, da es aber glei{wohl von großer Wichtigkeit ift, den Weg der Einschleppung festzustellen, ift obige Belohnung von uns ausgeschrieben worden.“

Die Ernte des Zuckerrübensamens ift, wie die „D. Zuckerindustrie“ mittheilt, in Sachsen ziemlich beendigt, mit Aus- nahme einiger späten Pflanzungen an den Abhängen des Harzes und bei Aschersleben, woselbst au ein Theil noch niht unter Dach ge- bracht ist; jedoch ist dieser Umstand nicht Ausschlag gebend. Die gesammte Samenernte is eine knappe Mittelernte, und dürfte sich ein Ausfall von 2 bis 4 Ctr. pro Morgen gegen voriges Jahr wohl herausftellen. Nur in ganz feuchten Lagen ift troß der großen Hitze und Dürre eine volle Ernte zu verzeihnen. An Qualität steht der Samen dem vorjährigen niht nach und wird in gutem starken Korn, wenn auc etwas dunkler, an den Markt kommen. Preise haben \ich no nicht herausgebildet; denn einige wenige Abschlüsse und in den leßten Tagen vorgekommene Spekulationsankäufe sind niht maß- gebend. Im Allgemeinen dürften vorjährige Preise sich befestigen, wenn nit auf irgend einem Punkte Europas sich ein übergroßer Bedarf herausstellen follte.

Christiania, 23. September. Während in Dänemark in jedem dritten und in Schweden in jedem fünften Jahre ein land- wirth\{«äftliher Kongreß abgehalten wird, ist hier in Norwegen seit 12 Jahren kein folcher abgehalten worden, und es ift daher er- flärlib, wenn man dem norwegischen landwirthschaftlichen Kongresse, welcher hier in den Tagen vom 2. bis zum 7. Oktober ab- gehalten und vom König Oscar eröffnet werden soll, mit großem Jn- teresse entgegen sieht Mit dem eigentlihen Kongresse, der Be- rathung und Diskussion landwirthschaftlicher Angelegenheiten und Fragen, ist eine Ausftellung von Vieh, landwirthsc{aftlibhen Ma-

chinecn, Geräthen, Produkten u. \. w. verbunden. Zur Viehausftel- lung find 107 Pferde und 169 Stück Hornvieh angemeldet. Die dänische und schwedische Landwirthschaft wird in Folge ergangener Einladung ihre hervorragendsten Vertreter zu dem Kongresse \{icken.

Gewerbe und Handel.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat dem Polizei-Prä- sidium von Berlin das Anerbieten gemacht, eine Anzahl von Erekutiv- Polizeibeamten in einen sech8wöchentlichen Kursus in der Ausführung gewiss. r einfaher Metboden zur Untersubung von Nahrungsmitteln (Brod, Milch, Fruchtsäfte u. #. w.) in seinem Laboratorium unter- richten lassen zu wollen.

Die Direktion der Borgä-Kervo Eisenbahn veröffent- liht folgende Bekanntmachung:

Da die von ter Stadt Borgà ausgeseßte Subvention si als unzureichend erwiesen, zur Zahlung von Zinsen und Amortisirung der für den Borgä-Kervo Eisenbahnbau aufgenommenen Obligations- anleihe, und da der Betrieb der Bahn bisher einen nennen8werthen Beitrag hierzu nicht ergeben hat; da ferner ein Theil der Obliga- tionsinhaber den Rechtsweg beschritten, um die Gesellschaft zur Ein- lôsung der bereits fälligen Zinsencoupons zu zwingen: so werden in Gemäßheit des in ordentliher Generalversammlung am 18. d M. gefaßten Beschlusses sämmtlihe Inhaber von Borgä-Kervo Eifen- bahnobligationen, sowie die übrigen Gläubiger der Gesellschaft, hier- mit aufgefordert, sich am Dienstag, den 4. Dezember d. J., 5 Uhr Nachmittags, persönlih im Sozietätshause hierselbft ein- zufinden oder Bevollmächtigte zu entsenden, um von der Geschäfts- lage der Gesellschaft. und von der Direition in Folge derselben ge- machten Vorschlägen Mittheilung zu erhalten, sowie zur Beschluß- fassung über diejenigen Maßregeln, welche die Gläubiger als mit ihren Interessen übereinstimmend erachten sollten. ;

Zum Nachweise der Berechtigung, sich an der Versammlung zu betheiligen, muß ein Notariatsattest über die Anzahl und Nummern der Obligationen spätestens am Tage der Versammlung an die Direktion eingereiht werden.

Borgà, den 26. Juli 1877.

Vie Direktton:

Die Generalversammlung der Posener la ndwirthscaft- lihen Bank Kwileck i hat die Dividende auf 5} °/5 festgeseßt.

Der in der Generalversammlung der Staß furter Che- mischen Fabrik vorgetragene Geschäfteberiht konstatirt, daß die Gesellschaft im Bitriebsiahr 1876/77 369,312 Ctr. für 1,284,271 M verkauft hat, gegen 311,136 Ctr. für 1,228,314 im Vorjahr.

In der Generalversammlung des Aplerbecker_ Hütten- vereins wuroe die Dividende pro 1876/77, dem Vorschlage des Aufsichteraths entsprechend, auf 4#°/o festgeseßt.

Der Einlösungscours für die in Silber zahlbaren Coupons österreichischer Eisenbahnprioritäten ift auf 1795 M. pro 100 F. herabgeseßt worden.

Leipzig, 1. Oktober. Die „Leipz. Ztg.“ enthält folgenden weiteren Meßberiht: Was die Tüll- und Spitßen-Branche anbetrifft, so ist troß des Ausbleibens von rufsishen und rumänischen Käufern das Geschäft ziemli lebhaft verlaufen. Außer den Mode- sachen, wie zum Beispiel allen Perlenbesätßen, von denen hauptsächlich clair de lune. olive et bronce eine hervorragende Rolle spielen, wur- den Spitzen, vorzugsweise Torshcn und auch seidene Spißen, so- enannte Blonden begehrt. Englische Tüllgardinen, die ihrer Dauer- jaftigkeit halber immer mehr die Fabrikate der Schweiz zu verdrän- gen seinen, hatten sih auc diesmal besonderer Gunst und Kauflust zu erfreuen. Für die bevorstehende Ballsaison wurden die fran- zöfishen Tarlatane und couleurten Organdy mehrfach begehrt. Im A gemeinen ließ die Stimmung der Käufer, speziell in diesen Ar- tifkeln darauf \{ließen, daß wir an einem Wendepunkte zum Besseren im Geschäfte angelangt sind. :

Paris, 1. Oktober. (W. T. B) Der Handelsgericts- hof hat in der Angelegenheit der Erlangerschen Admini- stration des Credit mobilier das Urtheil gefällt. Der Se- quester ist sofort aufgehoben und“ der Antrag auf Auflösung der Ge- sellschaft als unbegründet verworfen worden.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „Denmark“ von der National-Dampfschiffskompagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.