1901 / 1 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Jan 1901 18:00:01 GMT) scan diff

È t f TiA. l

behufs Erwerbung der zur bébauungsplanmäßigen Herstellung des östlih der Thaerstraße belegenen Theiles der Frankfurter Allee er- forderliden Flächen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung

- zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 48 S. 543, ausgegeben am

30. November 1900;

7) der am 19. Oktober 1900 Allerh3ch| voll;ozene Nachtrag zu dem Statut für die Ent- und Bewiässerungsaenofsen'haft zu Gr. Strengeln im Kreise Angerburg vom 18 März 1891 durch das Amts- blatt der Köatglihen Regieruna zu Gambianen Nr. 47 S. 439, aus- gegeben am 21. November 1900;

8) der Allerhöchste Erlaß vom 24. Oktober 1900, betrcffend die Verleihung des Enteignungsreh!s an den Kreis Shmiegel zur Ent- ziehung und zur dauecnden Beschräykung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Kciewen nah Ujazd in Anspru zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsktlatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 48 S. 571, ausgegeben am 27. Nov-mber 1900;

9) der am 24. Oktober 1900 Allerhöch vollzogene N1chtrag zu dem Statut des Gließener Meliorations8verbandes vom 29. Mai 1895 durch das Amtsblatt der Köntalichen Rzgieruna- zu Frankfurt a. O. Nr. 48 S. 359, ausgegeben am 28. November 1900;

10) der Allerhöchste Erlaß vom 29. Oltober 1900, betreffend die Verleihung des Rechts zur Chausseegelderhzebung an den Kreis Franken- stein für die von thm erbaute Chaussee vom Domanialhofe Lampers- dorf bis zur Reichenbacher Kreisgrenze bei W-igels8dorf, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breélau Ne. 48 S. 420, ausgegeben am 1. Dezember 1900; f

11) das am 29 Oktober 1900 Allerhöchst vollzogene Statut für die Gntwäfserungs- Genossenschaft 111 zu Alsdorf im Kreise Bitburg durh das Amtsblatt der Königlich-n Regierung zu Trier Nr. 48 S. 516, ausgegeben am 30. November 1900

Nichtamfkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 2. Januar.

Jhre Kaiserlihen und Königlichen Mazestäten begaben Sih mit den älteren Prinzen Söhnen gestern, am Neujahrstage, Morgens vom Neuen Palais nach Berlin und wohnten dem Gottesdienst in der Kapelle des König- lichen Schlosses bei. Jm Anschluß daran fand bei Jhren Majestäten im Weißen Saale Gratulationscour statt. Seine Majestät der Kaiser empfingen danach die Bot-

after und die kommandierenden Generale und begaben Sich odann zur Parole-Ausgabe nah dem Zeughause. Zur Bais

üdstafel ( ] _de Arnulf von Bayern und der Prinz Heinrich von Fenn, Höchstwelche hier eingetroffen sind, geladen. Jm e des Nachmittags ließen Seine Majestät der Kaiser bei den Botschaftern Jhre Karte abgeben. Abends fand im Schlosse ein Familiendiner statt, zu welchem die hier und in Potsdam anwesenden Prinzen und Prinzessinnen geladen waren. Nach der Tafel volk Seine Majestät der Kaiser mit den Prinzen Söhnen und den anderen Prinzen und Prinzessinnen der Vorstellung im Opernhause bei. : Heute Morgen hörten Seine Majestät der Kaiser und König im Auswärtigen Amt den Vortrag des Reichskanzlers Grafen von Bülow und empfingen hierauf im Schlosse den Minister der geistlichen 2c. An-

waren Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz

Weierdeiten Dr. Studt und den Chef des Zivilkabinets, Wirkli

en Geheimen Rath Dr. von Lucanus zu Vorträgen.

Heute Abend um 7 Uhr findet bei Jhren Kaiserlichen

und Königlihen Majestäten ein Diner statt, zu welchem an

die fommandierenden Generale und Kommandeure der Leib-Regi-

menter, Leib-Kompagnien und Leib-Eskadrons Einladungen er- gangen sind.

Jhre Excellenz die Ober-Hofmeisterin Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin, Frau Gröfin von Brockdorff wird, wie in den Vorjahren, Montags, Donnerstags und Sonnabends von 3 bis 5 Uhr im Königlihen Schlosse zu Berlin, Anfahrt im Portal IV, Petits appartements, Be- suche entaegennehmen. Der erste Empfang Findet am Donners- taa, den 3. Januar 1901, statt.

Der hiesige Königlih großbritannishe Botschafter Sir Frank Cavendish Lascelles ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Zur Feier des Tages, an welhem vor fünfund- wanzig Jahren die Reichsbank ihre E eröffnet hat, hielten das Reichsbank-Direktorium und der Zentral- uêshuß heute eine Festsißzung ab, über welhe in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des Blattes be- richtet wird.

Wilhelmshaven, 2. Januar. Der Dampfer „A nda- [lusia“ mit den geretteten Mannschaften der „Gneisenau“ ift, wie „W. T. B.“ meldet, in der vergangenen Nacht um Mitternacht Fer eingetroffen,

Die an Bord befindlichen Geretteten zählen 14 Offiziere, 7 Dedcoffiziere, 53 Seekadetten und 332 Mannschaften. Heute früh wurden dieselben durch die Le „Kraft“ und „Boreas“ an Land gebracht. Elf Kranke wurden auf ragbahren nach dem Lazareth geschafft, die Leichtverwundeten, unter denen fich auch die beiden Schiffsärzte befanden, konnten sih zu Fuß dorthin begeben. Die gesunden Mannschaften wurden in den Kasernen untergebraht. Um 11!/, Uhr fand im e s{huppen der zweiten Matrosen -Division ein Begrüßungs- appell statt, an den fih eine gottesdienstlihe Feier anschloß, bei welcher der Marine-Oberpfarrer G oedel die Predigt hielt.

Sachsen. Seine Majestät der N in ift, wie das „Dresdner journal“ meldet, infolge eines Ünwohlseins genöthigt, das immer zu hüten. Es 1ist deshalb die für gestern Vormittag angeseßt gewesene Gratulationscour ausgefallen. Heute is das nden des Königs, wie „W. T. B.“ berichtet, ein recht gutes. Allerhöchstderselbe bewegt fih frei im Zimmer,

Württemberg. Minister, General der Jnfanterie Freiherr chottenftein, welcher Thea 10. N Stember

toiA

' Der Kri Schott von

i 6) der Allerhö Hte Eclaß vom 19. Otiobec 1900, betreffend die | Verleihung des Enteignungörehts an die Stadtgemeinde Berlin

bem Boris im Staats-Mini er „St.-A. f. W.“ amtlich mitthe d ôs S e ami Ra Ta worden

Sachsen-Weimar-Eisenach. j as gestern früh 8 Uhr über das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ausgegebene Bulletin lautete, dem „W. T. B.“ zufolge: : ; Im Laufe des gestrigen Tages trat ein ausgesprohener Fieber- aas cin. Die Temperatur betrug Abends 38°, heute früh 37,60. be

1 A )

Der wächeanfall hat sich nicht wiederholt. Die Zahl der Athem- e raus Fen Abends 34. Der Tag verlief günstiger. Am späten Abend hat sih eine geringe Fiebersteigerung wiederholt. Von 2 Uhr

war. Nahrungsaufnahme genügend. : Gestern Abend um 6 Uhr wurde folgendes Bulletin aus- egeben: E Im Laufe des Tages hat der Schwächézustand von neuem zuge- nommen und bat Seine Königliche Hoheit viel im Halbshlummer ge- (egen, Der Fieberzustand dauert ‘an ohne Athemnoth und ohne Schmerz.

Das heute früh um 8 Uhr oeröffentlihte Bulletin lautet:

Die Nacht zu heute hat ruhigen, durch Husten kaum noch unter- brochenen Schlaf gebracht. Die Körperwärme war noch } steigert. Die Athemzüge find von gestern Abend auf 22 bis 30 heute früh zurückgegangen. Das Bewußtsein ist heute beim Erwachen ein weniger getrübtes gewesen. Der Krästezustand ist scheinbar etwas GeROTER, die Nahrungsaufnahme gering gewesen. Seine Königliche Hoheit zeigt Interesse und Fürsorge. ¡

Oesterreich:Ungarn.

. Der ungarische Minister-Präsident von Szell erwiderte, wie „W. T. B.“ berichtet, bei dem gestrigen Neujahrs- empfang auf eine vou dem Abg. Dr. Falk im Namen der liberalen Partei gehaltene Ansprache, er bekenne sih zu seinem alten Programm, das auf der rundlage des 1867 er Aus- gleichs stehe, und werde die Geschäfte in wahrhaft liberalem Sinne mweiterführen. Leider fei der krankhafte Zustand Oesterreihs immer noch nicht gewichen. Doch würde es ein Fehler sein, solange die Motive des Ausgleichsgeseßes n beständen, von dieser Basis abzugehen und die Lage no mehr zu ershweren. Der Minister-Präsident besprach hierauf die gegenwärtigen und zukünftigen* Aufgaben des Parlaments und ersuchte |chließlich unter lebhaften Beifallsbezeugungen der Versammlung, ihm das Vertrauen so lange zu erhalten, als er sih durch treue Verwirklichung seines Programms dessen würdig erweise.

Großbritanuien und Frlaud.

Die „London Gazette“ veröffentlicht die Ernennung des Herzogs von York zum Kontre-Admiral.

Frankreich.

Bei dem gestrigen Neujahrsempfang des diploma- tischen Korps imElysée hielt, wie „W. T. B.“ meldet, der Nuntius Lorenzelli eine Ansprache an den Präsideuten Lo ubet. Er gab den Wüns chen des diplomatischen Korps für den Präsidenten und für Frankreih Ausdruck, gedachte sodann der glänzenden Kundgebung der Völker zu Paris, die das 19. Jahrhundert abgeschlossen, gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Bande der Brüderlichkeit unter den Völkern G festigen und die Jdeen der Gerechtigkeit, Eintraht und Nächstenliebe sich immer weiter über die ganze Welt hin ausbreiten möchten, und {loß mit folgenden Worten: „Dem Auge des Menschen ist es nicht gegeben, die Geschihte des neuen YJahr- hunderts vorauszusehen und die künftige Bilanz des)elben u errathen. Angesichts dieser den Geist beunruhigenden îin ewißheit fühlt man das Bedürfniß, fih im Vertrauen und Gebet zu Gott zu erheben, welher das Schicksal der Völker in einen Händen hält und den Wandel der Zeiten lenkt.“ Der Präsident Loubet konstatierte in seiner Erwiderung zu- nächst die Verwirklihung der für den Erfolg der Welt- ausstellung von dem Nuntius vor einem Jahre geäußerten Wünsche, welche der hingebenden Mitwirkung der Staaten, deren Vertreier den Nuntius heute umgäben, zuzuschreibèn sei. Mit tiefen Gefühlen der Dankbarkeit gedenke er des go Schauspiels, dessen Stätte gewesen zu sein Paris tolz sei. Er hoffe, diese Kundgebung der Völker werde der Ausbreitung der leitenden Jdeen der Menschheit förderlich sein. Sei denn nicht {hon das Einvernehmen, welches die Waffen und die Diplomatie der Völker fast des ganzen Erd- balls gerade jeßt in Ost-Asien verbinde, ein Zeichen des Ge- fühls der Hingabe der Nationen an die höheren ereien der Zivilisation? Solche Zeugnisse der Solidarität gäben das Recht, von dem Jahrhundert, dessen Anbrechen wir begrüßen, die Wohlthaten zu erwarten, welche die Worte des Nuntius erhoffen ließen. :

Die Deputirtenkammer nahm am Montag die an Stelle des früheren Octrois in Paris geschaffenen neuen städtischen Abgaben mit den vom Senat beschlossenen Ahänderungen an. Die außerordentlihe Session des Parlaments wurde sodann geschlossen. j

DasDisziplinargericht über die Angelegenheit Cuignet trat amm Montag Vormittag in dem Fort . Mont Valerien zusammen und vernahm mehrere Zeugen, darunter die Generale de Galliffet, Purtnden, de Boisdeffre, Luzac, Roger sowie den früheren Kriegs-Minister Cavaignac. Sämmtliche Zeugen

aben ihre Aussagen persönlih ab mit Ausnahme des Generals Shanoine und de Freycinet's, welche ihre Zeugenaussagen telegra- phish übermittelten, und des Generals Fabre, welcher nicht eitig genug erscheinen konnte. Das Disziplinargericht hat ie Frage, ob der Major Cuignet wegen {weren Degeyens gegen die Disziplin mit Dienstentlassung zu bestrafen sei, mit

gegen 1 Stimme verneint. Andererseits verlautet, der M habe Cuignet mit 60 gen Festungshaft estraft.

Rußland.

Der „Regierungsbote“ meldet, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird: der Dampfer „Ville de Tamatave“ T einer Abtheilung des 13. Schüßen- Regiments und der ersten Batterie der 4. Schüßen - Artillerie- Divifion am 29. v. M. Abends in Yalta angekommen. Am (Nen Morgen ließ der Kaiser in Livadia die Truppen

evue pasfieren. Der Kaiser erschien dann später in der Kaserne von Livadia, wo den Soldaten ein Mittagessen her- gerihtet war, und hielt dort segende Ansprache: u

„Ich bin glücklih, Brüder, eiten zu se die Ihr n einer {weren E LOR und weiten E U leicht seid. J trinke auf das Wohl und Erblühen der ruhmvollen Schüßen-Brigade

zum Präsidenten |

an trat ruhiger S ein, welcher durch Husten niht mehr gestört *

mcht ge-

Mittags fand im Palais von Livadia eine Frühstücks- E statt, zu welcher die Offiziere der zurückkehrenden Truppen- Abtheilung geladen waren. Der Kaiser dankte in einer kurzen Ansprache . den Offizieren für die beendigte Expedition und trank auf das Wohl der Truppen. Nachmittags stattete. der Kaiser im Hafen von Yalta dem französishen Dampfer „Ville de ‘mdem cinen Besuch ab und kehrte dann nah Livadia zurü.

Spanien.

_Jm Senat haben, dem’ ,„W. T. B.“ zufolge, mehrere Mitglieder der Mehrheit im Einvernehmen mit der Regierung einen Zusaßantrag zu dem Abkommen mit den Anger, der auswärtigen Schuld eingebraht, wonach die Ne- gierung ermächtigt sein soll, das Gesez mit allen seinen Wirkungen innerhalb dreier Monate nach der amtlichen Ver- öffentlichung in a treten zu lassen. Die Sißung wurde geschlossen, ohne- daß das Abkommen angenommen worden wäre. Der Zusazantrag soll in der Sißung vom 3. d. M. berathen werden.

És heiße, der Marine-Minister trete zurück wegen der Schwierigkeiten, denen die Marinevorlage begegnet, und man glaube, daß eine allgemeine Ministerkrise eintreten werde. Jn dem Ministerrath, der am vergangenen Donnerstag ‘stattfand, soll, wie die Blätter melden, der Minister de s AUs- wärtigen bestimmt seine Abficht, zu demissionieren, kund- gegeben haben. |

Aus Malaga erfährt „W. T. B.“, daß die Leiche des ersten Offiziers der „Gneisenau“, Kapitänleutnants Berning- haus von : einem Fischerboote auf hoher See S worden sei, ebenso die Leiche eines Matrosen. Die Leiche dés * Kapitänleutnants Berninghaus sei nach dem englischen Kirchhofe gebracht worden und solle nah Deutschland über- geführt werden. :

Schweiz.

Der Bundesrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, zu Vertretern der Schweiz in dem ständigen Schieds- gerichtshof im Haag den Präsidenten des Jnstituts für internationales Recht, TaweiurisGen Gesandten in ris Lardy, ferner den Universitäts-Professor, Nationalrath Hilty in Bern und den Bundesrichter Rott, gegenwärtig Prä- sident des Bundesgerichts in Lausanne, ernannt.

Niederlande.

Wie dem „W. T. B.“ aus Amsterdam gemeldet wird C der Herzog Heinrich zu Mecklenburg heute naä chwerin zurückzukehren. Die Vermählung der Königin Wilhelmina wird, wenn nicht unvorhergesehene Umstände eintreten, am 7. Februar stattfinden. :

Belgien. Wie die „Etoile Belge“ erfährt, läßt die Gesundheit der Königin zu wünschen übrig; Allerhöchstdieselbe hat deshalb estern weder die Glükwünsche der Damen des diplomatischen Korps entgegennehmen, noch an den Neujahrsempfängen im Königlichen Palais theilnehmen können.

RNumánien.

In der Deputirtenkammer legte vorgestern der Finanz - Minister einen Geseßentwurf, betreffend die Reform der direkten Steuern, vor, nah welcher ein Mehrertrag von 51/2 Millionen Lei erho wird. Der Minister des Aeußern brachte einen Geseßentwurf, be- treffend den Abschluß - eines Handelsvertrags mit Griechenland, ein, welhem die Kammer die Dringlichkeit zuerkannte.

Das gmiliGe Blatt veröffentliht das Gesez, nah welchem für den Aushebungsbezirk eines jeden Jnfanterie-Regiments ein Miliz-Bataillon gestellt wird.

Amerika.

Eine in New York über Kingston (Jamaika) eingegangenc Depesche aus Colon besagt, dem „Reuter'shen Bureau“ zu- folge, daß die Aufständischen fast in allen Provinzen Columbiens eine eifrige Thätigkeit entwickelten und daß der Geschäftsverkehr, mit Ausnahme von Colon selbst, stocke.

Asien.

Aus Peking vom 31. v. M. meldet das „Reuter'she Bureau“: die Bedingungen der gemeinsamen Note dér Mächte seien am 30. v. M. Nachmittags VEIEIO an-

enommen worden. Die Vollmachten der chine- fischen riedensunterhändler seien völlig regel- recht. lan glaube, daß die Unterhandlungen in einigen Tagen beginnen würden. Den Londoner Blättern zufolge hat die von den cinesishen Bevollmächtigten den fremden Gesandten unterbreitete Note, in welcher die vorläufigen Forderungen der Mächte angenommen werden, folgenden Wortlaut: „Prinz Tshing und Li-Hung= T\chang nehmen im Namen Chinas die diesem auferlegten Bedingungen an und bitten um eine Zusammenkunft.“

Nach einer ans Washington dem Reuter lgen Bureau“ zugegangenen Meldung sei der dortige chinefishe Gesandte Wu-Ting-Fang sehr erstaunt über die. Meldung Li-Hung-Tschang und der Prinz Tsching den erhalten hätten, die in der gemeinsamen Note der Mächte gestellten Bedingungen zu unterzeihnen. Er neige der EDEe zu, die Direktive, welhe der Kaiser ge- geben habe, sei die, daß die Bevollmächti ten in freund licher Weise die einzelnen Artikel des Abkommens mit den Gesandten erörtern sollten, um móöglihst günstige Bedingungen in genau bestimmten Punkten und in anderen, De in dem Telegramm nicht aufgeführt würden, zu er- angen. L |

‘Wie die Londoner Blätter aus Peking melden, is der

roßbritannishe Gesandte Sir E. Satow an einer Rippen- fellent A erkrankt. :

En-Ha , der Mörder des deutshen Gesandten - herrn von Ketteler, is, wie „W. T. B.“ erfährt, am n- tag Nachmittag um 3 Uhr an der Mordftelle mit dem Schwerte hingerichtet worden.

e Der Bm EO M e Walhgrs De . T. B.“ zufolge, aus Peting vom 31. ,

Die Kolonne des Obersten Grüber is am 29. Bang sux

ere ekehrt. Die Kolonne des Majors von Madai i auf

ie Meldung, daß bei Mi-yün noch E T

seien, von Tungtschau fiat Norden a en. Fwei

weitere Marine-Jnfanterie-Kompagnien dg

über Tungtschau nachgesandt worden.

ch6 E E i eas an

4 Ìe ai] Sis

‘rashun “g

“und von der Eisenbahnlinie Peking—Paoting-fu sammlungen von Borern gemeldet worden seien ; um Ueber- zu vermeiden, seien die Posten verdoppelt worden. Guillot mit 500 Mann werde bei Sching- tingfu von mehreren tausend Mann regulärer Truppen bedroht." Der General Bailloud sei zu seinem Entsaß auf-

n. as Ein gestern in St. Petersburg veröffentlichter Bericht des rusfischen Generalstabs theilt, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, Telegramme des Generalleutnants Grodekow an den Kaiser Nikolaus über die feierlihe Einweihung rusfischer, dem heiligen Nikolaus zu Ehren errichteter Kirchen in Tsitsikar und rusfihes. mit. Ferner wird berichtet,

daß in Peking ein russishes Speïsehaus für arme Chinesen

eröffnet worden sei, wo die Russen Reis an Arme unentgeltlich

vertheilten, und daß, wie öffentliche Anschläge in erd, Pper-

fündeten, in kurzem noch mehr solche Speisehäuser errichtet

werden sollten. ; : Afrika.

Lord Kitchener meldet in einem Telegramm aus Pretoria vom 30. v. M. über die Ueberrumpelung des Postens in A folgende Einzelheiten : Der Posten wurde um 21/2 Uhr

achts überrascht. Der Le stürzte sih zuerst auf das 4,7 mm Geschüß des Postens. Jn der Morgendämmerung sandte der Offizier, welcher den Posten in den Swartkopjes kom? mandiert, eine Abtheilung aus, vertrieb die Buren durch Ge- eer aus Helvetia und nöthigte sie, vorübergehend

as Geschüß zu verlassen. Die Buren formierten jedoch die britischen Gefangenen um das Geshüß herum und führten es e Möglicherweise haben sie keine zu dem Geschüß gehörende unition erbeutet. Vier britishe Offiziere wurden ver- wundet, 11 Mann wurden getödtet und 22 verwundet. Von Machadodorp wurde eine britishe Abtheilung ausgeschickt, welche aber auf den schlechten Wegen niht mehr rechtzeitig herankam. Der General Knox melde, er folge de Wet auf dem Fuße und habe einige Pferde und fünf Wagen mit Munition érbeutet. Der General Knox habe 76 Mann, welche ge- zwungen unter de Wet mitgefohten hätten und in seine Hände gerathen seien, freigelassen. Der General Fr en ch habe kürzlich zwölf Gefangene gemacht und eine große Anzahl von Karren und Vieh erbeutet. |

Nach einer weiteren Depesche Lord Ki tchener's aus Pretoria vom 31. v. M. wäre ein kleiner Theil der Buren, die im Osten in die Kapkolonie eingedrungen seien, in süd- westliher Richtung abgeshwenkt, Tbe _die Mule bei Bangor und Sherborne überschritten und die Linie Felbst beschädigt. Diè Buren würden verfolgt. a

Aus Kapstadt vom 31. v. M. wird dem „Reuter schen Bureau“ berichtet, daß eine 200 Mann starke Burenabtheilung einige Meilen nördlich von Rosmead einen Eisenbahn- ug angehalten, der aus leeren Güterwagen und einigen

ersonenwagen bestand, und den Zug dann in Brand

estet habe. Etwa 60 Mann Kolonialtruppen, welche ch im Zuge befanden, seien gefangen genommen, bald darauf aber wieder freigelassen worden; mehrere britische Soldaten seien verwundet: worden. Die Behörden von Ros- mead \chickten die Frauen und Kinder fört. Die

Fe Mens der Kapkolonie habe in 27 Distrikten der Kapkolonie, mit Einshluß von Kapstadt, an die treugebliebenen Unterthanen einen

Aufruf giridtet, in welchem dieselben aufgefordert würden, durch Bildung eines besoldeten Truppenkörpers bei der Zurückwerfung der in die Kolonie eingedrungenen Buren mitzuwirken. Jn dem Aufruf werde weiter mitgetheilt, daß die Buren südlih von Middel- burg in die Kolonie eingedrungen seien.

Finer Meldung der „Daily Mail“ aus Kapstadt vom 1. Januar zufolge beträat die Zahl der Buren, welche bis jeßt in die Kapkolonie eingedrungen sind, über 5000.

Anflralien.

Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Sydney, daß daselbst gestern die feierlihe Jnstallierung des Lord Hope- toun als General-Gouverneurs der neuen australischen Föderation erfolgt sei. Die Stadt sei festlich geshmückt semen, und es seien mehrere Triumphbogen errichtet worden,

arunter auch ein deutscher von A charafteristishem Aufbau, den eine Kaiserkrone und der Reichsadler überragt hätten.

Kunst und Wissenschaft.

Die Akademie der Wissenschaften in Faris wählte, wie

W. T. B.* meldet, den Mathematiker, Professor Dedekind in Brauns weig und den Botaniker, Professor Strasburger in Bonn zu korrespondierenden Mitgliedern.

Aus Madrid meldet „W. T. B.* vom 1. Januar: Seit Mitternaht wird in Spanien die Zeit amtlich nach dem Meridian von Greenwich berechnet.

Die Kunft unserer Zeit. Eine Chronik des moderzen Kunst- lebens. Verlog von Franz Hanfstaengl in München. 8. bis 12, Lieferuyrg. Preis der Lieferung 4 &, Subskriptionspreis 3 4 In den vorilegenden Heften, welche den XI1. Band diefer VOrIEg lis iflustrierten Revue der modernen Kunft zu E, de bringen, führt Alexander Heilmeyer zunächst seine Uebersicht der hervorraaerndsten Weike von der Münchener Jahres-Ausftellurg 1900 bis zum Abschlu weiter und bietet dann in den Lieferungen 10 bis 12 an der Hand zahl- reicher sorgfältiger Aufnahmen von bedeutenden Schöpfungen auf diesem Gebiete eine Studie über deutsche Plastik. Die ältere Kunst ist v-rtreten durch Berthel Thorwaldsen, Gottfried Schadew, Christian Rauch, L. von Schwanthaler, Ernst Nietschel, Grnft Hähnel. Außer diesen bereits der Kanftgeshichte angehörigen Namen findet man ferner biogravhishe Mitth-ilungen nebft Abbildungen hervorraaender Werke von M. von Widnmann, F. Brugger, Johannes Schilling, Rudolf Siemering, Reinhold Begas, Adolf ildebrand, R. Maison, E. Kurz,

. Floßmann, K. Scffner, A. Hud er, H. Neyer. Auch der Maler

ranz Stuck und der Maler-NRadierer Max Klinger \i-d mit einigen

rer neuesten Werke auf dem Gebiete der Plafti berückschtigt. Die Ausführung der H-liozravüren und Textbilder ift musterhaft.

Land- und Forstwirthschaft. Saatenftand und Ernteergebn isse in Rußland. Fol E: Kaiserliche Konsul in Moskau berichtet unter dem 21. v. M. olgendes : Die „Handels- und tung“ vom 3./16. d. M. ver- entlicht De Grund von Bree E wel mehr als 7100 land- haftlihe Korrespondenten ein andt haben, eine Ue t über den Stand der Wintersgäten in N d um die Mitte des Monats November (n. St.).

aus der Umgegend von | g Mia

flofsenen Herbst im größten Theil des Reichés für die Entwickelung der Saaten durchaus ungünstig. Mangel an Niederschlägen in der ersten und früher Eintritt von Fron in der zweiten Hälfte A baben eine starke E i der Ausfaat sowie ungleiches Auf- gehen und fehr langsames chsthum der Saat berbeigeführt. Am günstigsten war das Wetter im Südwesten Rußlands, d. h. in demjenigen Theil, welcher in diesem Jahre unter einer Mißernte leidet; je weiter man dagegen nah dem Osten und befonders8 n dem Südosten - kommt desto ungünstiger liegen die Verhältnisse. Besonders s{lecht sind die Aussichten im Gouvernement Astrahan und in den südlichen Theilen von Ssaratow und Ssfamara und ebenso in einigen Kreisen des Permischen Gouvernements. Die Ausfaatfläche hat fich im allgemeinen wenig gegen die Vorjahre verändert, in einzelnen Gegenden, wie in Klein- Rußland, den mittleren und unteren Wolga-Gouvernements, besonders aber in Neu-Rußland und auch am Ural und im Norden ift ein Rüdcfgang der besäeten Fläche zu bemerken. :

Das seit Ende November in großen Theilen Rußlands wieder- bolt eingetretene Thauwetter mit nachfolgenden Frösten, welches die Saaten von der shüßenden Schneedecke entblößte und mit einer Eis- kruste bedeckte, dürfte weiter ungünstig gewirkt haben. j

Was das Ergebniß der diesjährigen Ernte anlangt, fo stellte sich dasfelbe nah den Berechnungen des statistischen Zentral-Comités in 64 Gouvernements und Gebieten auf rund 3363,4 Millionen Pud (= 16,38 kg). Dasselbe würde damit den Durchschnitt der leßten 5 Jahre um 333,5 Millionen Pud oder 11% übersteigen, hinter dem Ernte-Ergebniß des Jahres 1899 aber um 60,4 Millionen Pud oder 2 9% zurüdckbleiben.

Wie unsicher indeß diese Schäßungen sind, geht aus einer von der amtlichen Handels- und Industrie-Zeitung vom 9. d. M. gebrachten Gegenüberstellung der von dem statistischen Zentral-Comits einerseits und dem Ackerbau-Ministerium andererseits für die diesjährige Ernte berechneten Ziffern hervor. Danach wurden geerntet na Angabe:

des statistishen des Akerbau- Zentral-Comités Ministeriums (in Tausenden Pud)

an Weizen . 658 513,2 539 714 « NRoggen . 1 401 686,5 1 291 893 u a L 721 551,9 690 422 Gerste . 309 469,6 286 159

«E Na 105 092,3 J 84 919. ___ Bei Weizen und Roggen ergiebt sich «danah zusammen ein Unter- schied von über 200 Millionen Pud.

London, 2. Januar. (W. T. B.) Der „Times" zufolge zeigt der Bericht des argentinischen Ackerbau-Ministeriums, daß in der gegenwärtigen Saifon der für den Export verfügbare Vorrath an Weizen 1 700 000 Tonnen, an Leintaat 650 000 Tonnen er- reihen werde; die Aussichten für Mais seien ebenfalls gut.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- -

Maßregeln.

Die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche im Deutschen Reich im Jahre 1899.

(Nach dem 14. Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen imm Deutschen Meiche, bearbeitet im Kaiserlichen * Gesundheitsamt, Verlag von Julius Springer in Berlin.)

Die Maul- und Klauenseuche hat im Jahre 1899 eine un- gewöhnlich starke, bisher niht beobachtete Verbreitung erlangt; sie nahm feit Beginn des Jahres stetig zu und erreichte ihren Höhepunkt im 4. Vierteljahre. Betroffen waren sämmtliche Staaten und Re- ierungs- x. Bezirke, 969 Kreise 2c., 28 502 Gemeinden 2c., 167 628 Ge- »öôfte, gegen das Borjahr mehr 2 Bundesstaaten, 3Regierungs- 2c. Bezirke, 159 Kreise 2c., 17 §01 Gemeinden 2x. und 120 241! Gehöfte. Ver- \chont geblieben find während des Jahres nur 80 = 7,6 9/6 der vor- handenen Kreife 2c. gegen 22,3 9%/, im Vorjahre. SETCN A NSNis wenig betroffen waren die Pei gen Regierungsbezirke Gumbinnen, Schleswig und Stade. Die Zahl der Erkrankungsfälle ist Os be- kannt; die Gesammtzabl der in den neu Cr woa 162 657 Gehöften vorhandenen franken bezw. gefährdeten Thiere betrug 1 885 774 Stü Rindvieh, 1 505 830 Schafe, 59 535 Ziegen, 814 862 Schweine, zu- sammen 4 266 001 Thiere gegen 852978 im ' Vorjahre. Ver- luste an gefallenen und getödteten Thieren find zahlenmäßig nur von Württemberg, Baden, Anhalt und Elsaß-Lothringen mitgetheilt; sie betrugen in den 3 ersten Staaten 5775 Stück Rind- vieh, 496 Schafe, 622 Ziegen, 808 Schweine, in Elfaß-Lothringen 572 Stück Großvieh, 934 Stück Kleinvieh und 476 Schweine. Die Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche werden mehrfach auf Ein- schleppung aus dem Auslande, meistens jedo auf den Handelsverkehr mit Bie im Inlande zurückgeführt. Zur Weiterverbreitung der Seuche haben vielfah beigetragen die Ünterlassung oder mangel- hafte Ausführung der polizeilich angeordneten Schutmaßregeln, der Personenverkehr, die Gleichgültigkeit der_ kleinen landwirth-

a icn Bevölkerung gegenüber der Seuche, sowie die Sang oder Verzögerung der Anzeige bei Seudchen- ausbrüchhen. Die absihtliche Uebertragung der Seuche durch

Einstreichen des Speichels kranker in die Maulhöhle gesunder Thiere hat in zahlreichen Fällen die Seuchendauer abgekürzt und einen milderen Verlauf der Krankheit bewirkt; in zahlreihen anderen Fällen dagegen hat sie zwar ein schnelleres und gleihmäßigeres Durchseuchen der er- griffenen Bestände, aber keinen milderen Verlauf der Seuche zur Folge gehabt. Die Aufhebung oder Beschränkung der Viehmärkte bewirkte im allgemeinen eine wesentlihe Minderung der Seuchenverbreitung ; es werden jedoch mehrfach diesen Maßnahmen wirthschaftlihe Nach- theile für die kleinere landwirthschaftliche Bevölkerung und die Händler, sowie eine gefährlihe Begünstigung des Hausierbhandels mit Vieh zu- geschrieben. Uebertragungen der Krankheit auf Menschen sind häufi vorgekommen, namentliÞh durch Genuß ungekohter Milch, dis Wartung, Untersuhung, Behandlung und Melken kranker Kühe.

Verdingungen im Auslande.

Belgien.

8. Januar. Maison communalse in Gaint-Nicolas bei Lüttich: Lieferung von 500 Regenmänteln für Kinder von 6—13 Jahren.

9. Januar. Hospices civils, 3 Rue St. Etienne in Lüttich: Lieferung von Stoffen, Leinewand, Bekleidungsstücken und Nahrungs- mitteln. 4 Loose.

11. Januar. Maison communale in Mongen (Lütti): Bau einer Wasserleitung von Bleyberg nach WMonten. 5800 Fr.; Kaution 300 Fr. Ì

11. desgl., 24 Uhr. Maison communale in Berneau (Lüttich): Bau einer sserleitung. 18 000 Fr. ; Kaution 1200 Fr. Angebote bis spätestens zum 8. Januar. j

16. desgl., 12 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung von Schreib- pulten und Schlössern auf der Station Muysen. Loose 1——5 eichene Schreibpulte. Loos 6 Schlösser. Kaution für die Loose 1—5 je 140 Fr. und 130 Fr. für das Loos Nr. 6. Spezial-Avis Nr. 319. Angebote bis 12. Januar. i

18. Januar, Mittags. Gouvernement provinctial in Mons: Bau einer Schule in Taill gebote bis 16. Januar. j

18. desgl., 10 Uhr. Gouvernement provincial in Brüffel: Ausführung von Pflasterungsarbeiten auf der Straße zwischen Grand- Leez und Thovem is-St. Trond. 85 246 Fr.; Kaution 4000 Fr. Angebote zum 14. Januar. - ;

24. desgl., 12 Uhr. Station R Ausführung verschiedener Bauten. 35 200 Fr.; Kaution r. Spezial-Lastenheft N. 310. Angebote zum 20. Januar. :

Nächstens. Börse in Brüssel : Lieferung von Möbeln u. #. ws auf der Station Muysen. 18 Loose. i

es-Pró (Chütelineau). 62 144 Fr. An-

inéteorologischen EsGciiameen in dem: ver- |

7 F

Station Mons: Lieferung von 85 000 Pflastecfeinen und

552 m M ocien. : Desgl. Börse in Brüssel : Lieferung von 4000 Einfassungssteinen

e Os der ‘Terrains der Linie Brüssei—Gent. Kaution r.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Jhrer Gepflogenheit entspredend, am Sylvesterabend eine lustige Novität erstmalig zur Darstellung zu bringen, führte die Königli Schauspielbühne am Montag drei einaktige Schwänke von Gustav Kadelburg auf, welhe das Publikum auf das beste unterhielten. Höhere Ansprüche durfte man freilich an die kleinen Arbeiten nicht stellen, von denen die erste, „Das schwache Geschlecht“, am wenigsten gelungen erschien. Es wird darin etwas weitschweifig ge- schildert, wie eine um das Liebesglück ihrer Tochter besorgte Mutter durch List ihren Gatten dazu bringt, ' einen thm zuerst nicht zusagenden jungen Mann als Schwiegersohn anzunehmen. Lustiger war schon das zweite, „Das Dea betitelte Stück, in welchem ein stark unter dem Einfluß sciner Frau stehender Ehemann dieselbe glauben machen will, er habe ihretwegen ein Duell ausgefochten, welches in Wahrheit ütlich beigelegt worden ist. Der dritte und wirksamste Schwank, „Der neue Vormund“, enthält eine Fülle von Situationskomik. Ein älterer Herr, welcher durch ein an sich harm- loses Abenteuer mit einem jungen Mädchen den Zorn seiner Gattin und die' Eifersucht des Bräutigams des Mädchens erregt hat, wird dadurh in noch größere Verlegenheit gebracht, daß dasselbe als sein Mündel zu ihm ins Haus kommt; weitere Verdrießlich- ' keiten erwahfen ihm ferner durch einen ftreitsfühtigen Gegen- vormund, welche leßtere Figur Herrn Vollmer nah langer Zeit wieder einmal Gelegenheit gab, feine Kunst komischer Charakterifierung in bellstem Lichte glänzen zu lassen. Im übrigen machten sich die Damen pon Mayburg, Schramm, Hausner, Abih und Sperr, die Herren Keßler, Böttcher, Kirschner, Herter, Hartmann und Eichholz um den Erfolg des Abends verdient.

Lesfing - Theater,

Der dreiaktige Schwank „Sylvesternacht“ („Lo Révsillon“) von Henri Meilhac und Ludovic Halévy, welchem bekanntlich der Stoff zum Textbuch der „Fledermaus“ entnommen ist, gelangte am Montag erstmalig zur E Das Publikum lernte offenbar mit Interesse die in Vergessenheit gerathenen französischen Originale der Gestalten, welhe in der Strauß'schen Operette unter deutschen Namen berühmt geworden sind, kennen und unterhielt sih im Ganzen vortrefflih. Wenn der Beifall nah dem ersten Akt infolge einiger Längen in Dialog und Handlung auch niht ganz ohne Widerspruch blieb, so steigerte er sih {hon nach dem zweiten und- dritten Aufzug, die E Heiterkeit erweckten; die Darsteller mußten \{ließlich wiederholten Hervorrufen Folge leisten. Namentlich spielte Herr Schönfeld den aus der Provinz nah der Hauptstadt ge- kommenen vergnügungssüchtigen Rentier Gaillardin mit anerkennens- werther Lbendigkeit. Auch die Nollen des Gefängniß-Direktors und -Wärters wurden durch die Herren Waldow und Pagay vortrefflih ver- treten. In gleih charakteristish komisher Weise gab ferner Herr Nomanowéky den blasierten Fürsten Yermontoff, bei welchem die Syplvesternaht mit großem Aufwand gefciert wird. Die anderen wichtigeren Nollen waren mit den Herren Reusch (Notar), Deppe (Advokat), Grunwald (Kapellmeister) Sas zu- friedenstellend beseßt. Von den weiblihen Hauptrollen wurde von Fräulein Waldegg diejenige der Frau Gaillardin befonders ge- hickt gegeben, auch die Damen Groß und Kollendt verkörperten zwei Ballgäste des Fürsten, Metella und Toto, mit der erforderlicben

Munterkeit. Residenz-Theater.

Am Montag ging ein neuer Schwank Benno Jacobson's, „Frauen von heute“, vor ausverkauftem Hause zum ersten Mal in Scene. Dieses von übermüthiger Lustigkeit getragene Stück ent- sprah vollkommen der fröhlihen Sylvesterstimmung des Publikums und hatte daher auch einen Heiterkeitserfolg zu ver- zeichnen, welcher hinter den Erfolgen seiner Vorgänger nicht zurükblieb. ; Die, laut Angabe auf dem Theaterzettel, benußte Idee“ von Franz'/ | Wagner ég eigentlih wohl eine Satire auf die moderne Frauenfrage bilden, ift aber in ein derartig possenhaftes Gewand gekleidet und kommt in der sprunghaften, nur auf den Effekt berechneten, ziemlich wirrer Handlung fo wenig zur Durchführung, daß sie völlig in den Hintergrund * tritt. Den Inhalt des Schwanks bildet vielmehr eine Reihe in Anlehnung an ältere und neuere Stücke ähnlicher Art geschickt zusammengestellter mit Witz und Situationskomik ausgestattetecr Scenen, welche jedoch so abweselungsvoll sind, daß über den oft fehlenden Zusammenhang binweggefehen werden kann. Dazu kommt noch das bekannte flotte Zusammenspiel der Mitglieder dieser Bühne, die treffliche Jnscenierung und die befonders spielfreudige Stimmung, in der s\ih die einzelnen Darsteller augenscheinlih befanden. Namentlich wirkte Herr Alexander als Bureauvorsteher und Jongleur - Dilettant unwider- stehlich fomisch, und auch Herr Seldeneck als cin Rechtsanwalt, der von einem Freunde zu allerlei Ertravaganzen verleitet wird, wußte diese Rolle zu voller Wirkung zu bringen, ebenso wie sein Partner Herr Martini und die Herren Arnold, Panfa, Rielt, Adalbert und Georg, von denen leßterer einen im oft- preußischen Dialekt sprechenden Gutsbesißer recht natürlich gab. In gleicher Weise waren die weiblichen Hauptrollen durch die Damen Kriß, Leon, Faber, Hartwig, Sulzer und Steinheil gut besetzt,* und die drei leßtgenannten, welWe als Dr. jur., Dr. med. bezw. als Schriftstellerin die „Frauen von heute“ darstellten, wußten diese Figuren dem lustigen Charakter des Stücks entsprechend zu gestalten. Der lebhafte Beifall rief die Darsteller und auch den Autor wtederbolt vor die Nampe.

1

Im Neuen Königlichen Opern-Theater findet morgen die Erstaufführung des von Axel Delmar zur Zweihundertjahr- Feier des Königreichs Preußen verfaßten Hohenzollern -Festspiels statt. Es sind zunächst zwölf Aufführungen des Werkes, in welchem 400 Darsteller mitwirken, geplant, und zwar außer morgen am Ch D, U E A 10 10; E B: Mae Der Reinertrag der Vorstellungen ist für arme Kriegsinvaliden be- stimmt. Von seiten der Billetverwaltung (Dorotheenstraße 66) und des „Invalidendank“ (Unter den Linden 24) werden täglih von 10 bis 5 Uhr für die Vorstellungen Pläße verkauft und Bestellungen ent- gegengenommen.

Im Schiller-Theater werden von Sonnabend, den 5. d. M., an neue Abonnements ausgegeben in Heften mit sechs Eintrittskarten für sechs vers(iedene Vorstellungen im vierzehntägigen Turnus. Diese lefen Abonnements kommen vom genannten Termin an in der Billet- elung des Theaters zur Ausgabe. Näheres über die Preise und Bezugsbedingungen ist an den Anschlagsäulen veröffentlicht.

Im Theater des Westens wird Frau Ingeborg Oselio Björnson, die Gattin des Intendanten des norwegischen Hoftheaters, welche dort als hervorragende Sängerin gilt, demnächst ein Gastspiel eröffnen. Sie wird {hon in der nähsten Woche in der Titelpartie von Gounod’s Oper „Margarethe“ auftreten.

Unter dem Titel „Und manche liebe Schatten fteigen auf“ veröffentliht Profeffor Dr. Carl Reinecke im der Gebrüder Reineckde in Leipzig „Gedenkblätter an bes rühmte Musiker“, in welden der ehemalige Kapellmeister und Dirigent der Gewandhauskonzerte Mittheilungen aus dem reien Schztze seiner Erinnerungen verdöffentliht. Das kleine Buch, in dem Liszt, Mentelssohn. Schumann, Jenny Lind, Brahms und Anderen Kapitel gewidmet sind, i mit neun wohblgetroffenzn orträts ausgestattet und erzählt viel Interessantes, weil persönlich lebtes, Manche der locker aneinandergereibten Mittheilungen find als Beiträge zur Charakieriflik der Künstler niht ohne Werth und purs die E lieben3würdigen Züge wohl geeignet, sie in helles zu R,