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P E I T
E E E
r IEER e n ec Va Ar eamte
D e L I I E I E E
Ich weiß nicht, woher der Herr Abg. von Jazdzewski seine Auf- fassung von Beamten hat; aus der preußishen Geschichte läßt sie sich jedenfalls nicht begründen. (Sehr richtig!)
Nun fagt der Herr Abg. von Jazdzewski, lediglih die Maß- nahmen der preußischen Regierung seien daran schuld, daß die Polen noch niht zur Ruhe kommen könnten, was ihres Herzens einziger Wunsch sei. Meine Herren, wir hätten durchaus den Wunsch, zur Nube zu kommen; denn ih weiß nicht, welhes Interesse wir haben sollten, immer im Kampfe mit den Polen zu liegen. (Sehr richtig!) Wenn wir aber zu diesem Zustande noch niht gekommen sind, so Xommt es daher, daß uns die Polen in einen Zustand gezwungener Vertheidigung. seßen. Man hat die Artikel in der „Berliner Kor- respondenz“ eine Fanfare genannt, und eine private Auslafsung in einem anderen Blatt eine Chamade. Weder das eine, noch das andere ist der Fall. Wir wollen keine Fanfare ertönen lassen, denn wir gehen nicht zum Angriff gegen Staatsbürger über, «wir wollen aber auch feineswegs Chamade {lagen und zum Rückzug blasen. Wir wollen die Position des Deutshthums halten gegen ungerectfertigte Angriffe. (Bravo!) ;
Der Herr Abg. von Jazdzewski sagt, die Polen seien diejenigen, die ganz zu Unrecht von der preußishen Staatsregierung und von den
deutschen Elementen in der Provinz Posen angegriffen und um ihre Nuhe gebraht würden. Der Herr Kultus-Minister hat bereits die Güte gehabt, einige urkundlihe Beläge dafür beizubringen, in wie weit diese Behauptung richtig ist, und ih halte es meinerseits für meine Pflicht, fo unangenehm das den Polen nach den früheren Er- fahrungen ift, dieses Sündenregister, wenn ih mich fo ausdrücken darf, noch etwas zu vervollständigen. Es ist in der That unglaublich, was man auf dem Boden der preußischen Verfassung, ges{chüßt durch diese Verfassung, heute dem Deutshthum und der deutschen Negierung zu bieten wagt.
Der Herr Kultus-Minister hat bereits auf einen Artikel des in Posen erscheinenden Blattes die „Praca“ hingewiesen, in dem aus- drüdklich gesagt wird, man möge doch einen Polen zeigen, der mit der Hand auf dem Herzen sagen könne, daß man der preußischen Regie- rung loyal und treu sein könne, und welcher damit s{ließt: „Wir find weder treu noch loyal“. Es ist sehr interessant, meine Herren, die Harmonie \{chöner Seelen in den verschiedenen Theilen des einstigen Königreihs Polen festzustellen. Dieser Artikel der „Praca“ ist auch in einem Krakauer Blatt, dem „Polak“ besprochen worden. Der betreffende Artikel erwähnt, daß wegen jenes Artikels der „Praca“ Hausfsuhungen in Posen gehalten worden seien, und zwar ohne Erfolg, und fügt weiter hinzu :
„Alle wissen jedo, daß ein ernster und hochverdienter Mann diesen Artikel geschrieben hat. Er tadelt diejenigen Polen, z. B. viele Abgeordnete, welche bei jeder Gelegenheit sih dafür verbürgen, daß die Polen, wenn ihnen die Negierung auch Unrecht thut, deren treue Unterthanen sind.
Das ift eine Lüge, deren ein anständiger Mensch sich s{ämen muß. Kein rechter Pole wird mit der Hand auf dem Herzen sagen, daß wir der preußischen Regierung t reu sein müssen.“
Der Artikel fügt dann weiter hinzu:
Gs giebt zwei Möglichkeiten des Verhältnisses der Unterthanen zur Negicrung. Dieses Verhältniß beruht auf Vertrauen oder auf der Kraft der Bajonette. Beruht es auf der Kraft, dann sind die Unterthanen Untergebene, denn fie wissen, die Regierung verfährt mit ibnen, wie sie will, und von Treue und Loyalität ist feine Nede.
Dies ist unser Verhältniß zur preußischen Regierung. Unsere Treue hat für fie auch nicht den Werth von Kommis- stiefelschmiere. Wir find weder treu noch loyal. Wir baben daber für die Regierung auch niht einen guten Wunsch im Herzen, und mag ste sich selbst die Schuld zuschreiben.
Meine Herren, dur besondere Schärfe zeichnet sich ein anderes Blatt aus, das ebenfalls in Posen erscheint, der „Goniec“; er äußert | sich ganz in demselben Sinne wie die von dem Herrn Kultus-Minister | beziehentliß eben von mir angezogenen Artikel. Er sagt in der Nummer vom 13. September :
Es steht fest, daß bisher kein polnisches weil es polnisch ist das uns vor hundert Jahren Unrecht für Recht erkannt hat; wenn aber der Mund
anders gesprochen, fo hat er eben gelogen.
Herz und gerade zugefügte
zuweilen
Jch will diese Blüthenlese nur noch vervollständigen durch einige Worte aus einem Blatte, das in Oberschlesien erscheint, aus dem „Katolik“, das ausdrüdcklich sagt:
Ieder polnisch redende Oberschlefier ist seiner Nationalität nah
geruhe uus, Herr, wiederzugeben."
Nichtung hin aus.
Hasse erfüllt.
Versammlung sehr interessant, die in Berlin unter,dem Vorsitze des Herru Abg. von Gkeboi stattgefunden hat.
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Ps
Meine Herren, die Sache ist zu ernst, als daß ih nicht noch auf
einige Details eingehen müßte. ; i Es ift in den vorjährigen Verhandlungen von verschiedenen Seiten den Herren Polen gerade der Vorwurf gemacht worden, daß sie die Absonderung von den Deutschen, die Absonderung von den Elementen, mit denen sie zusammen nah Gottes Willen zu wirken berufen sind, durch alle Stadien ihres Lebens, von der Kindheit an bis ins Greisenalter, durch alle wirthschaftlichen, politischen und kirhlihen Beziehungen hindurch pflegen; statt daß die Gegensäße ge- mildert werden, findet eine immer s{härfere Abschließung der Polen von den Deutschen statt. Auch in dieser Beziehung werde ih mir er- lauben, Ihnen einige charakteristische Notizen mitzutheilen. Ein in Thorn erscheinendes Blatt, die „Gazeta Torunska“ vom
11. September 1900, berichtet über die angeblihe Germanisierung polnischer Kinder in der Kirche und sagt: Nach dem Tode folcher Verbrecher werde ihnen, fofern fie si
niht bessern und den Nückzug nicht antreten, die Hölle nicht er- spart bleiben : bei Lebzeiten würden sie mit Verachtung des Volkes sowie aller ehrlih denkenden Menschen bestraft werden.
Ein Blatt, das neuerdings in Posen erscheint, die „Szkólka Domowa“, ungefähr zu deutsch „Hausschule“, Wochenschrift für die Jugend in Posen, hat sih diese Verheßzung schon der kindlihen Ge- müther zur besonderen Aufgabe gestellt. Rechts und links von der Titelvignette der Nummer 1 vom 1. Januar 1900 befinden \ich folgende Sentenzen :
„Sich schlagen, nochmals {lagen und niederschlagen“ . (Kosciusko.)
„Vertheidige die Hinterlassenshaft Deiner Väter.“
„Gott erlöse Polen!“
s ist in dieser Nummer eine sehr nette Neujahrsbetrachtung eines polnishen Kindes angestellt. Jn dieser Neujahrsbetrachtung sagt das polnische Kind:
Ihr fragt mich, liebe Mutter und lieber Vater, was ih am
Neujahrstage mir wünshe? Ob eine Puppe, s{chön gepußt in seidenen Kleidern, die in ihrer Haltung und ihrer Bewegung wie lebend erscheint? Ob künstlihe Spiele, die die Gedanken zerstreuen, oder Märchengeschichten aus „Tausend und einer Nacht“, von
Oh! Diese verschiedenen Spielereien wünsche ih mir niht! Jh bin niht mehr wie früher gedankenlos und eitel! Nein, meine Lieben, ih bin ein polnishes Kind — und des Unglücks des Vater- landes mir bewußt, strebe ich darnach, nur eine Schilderung der polnischen Erde, ihrer früheren ruhmbedeckten Geschichte zu besißen! Dort finde ich Beispiele von allen Tugenden, von Geistes- und Herzensstählung und Merkzeichen des Heldenthums.
Ihr fragt mi, was ih mir noch wüns{che? Was muß eine Polin am meisten erstreben? Das Glück des Vaterlandes, Nuhm, Größe und baldige Wiedergeburt desselben. Ich erstrebe Eintracht, Einigkeit und Liebe unter den Kindern .Polens, in allen Ständen dieses Landes. Jch trahte nah Polens Glück in seinen früheren ausgedehnten Grenzen vom Meer zum Meer.
Und dasfelbe Kind betet nahher: „Das Vaterland, die Freiheit
Dieses Blatt zeichnet sih durch gleiche Hetartikel nah derselben Es bringt ein Gebet folgenden Inhalts :
Wenn Du Deine kleinen Hände zum Gebet faltest, bete, o Kind, für Dein Vaterland, welches \{Gon so viele Jahre in \{merzvollen Martern verharrt: bete, Kind, warm und aufrichtig, und vielleiht wird die Bitte aus unschuldigem Mündchen das Uebergewicht gewinnen, und Gotk läßt uns andere Zeiten er- leben, Éleidet durch feine heilige Hand unser Polen wiederum in den Glanz der Freiheit, das fich im Schmerz windet, aber dennoch lebt!
Und weiter findet sih folgendes Gedicht :
Ich bin ein kleiner Pole, geboren in Posen, von ganzer Seele liebe ih diese polnischen Gefilde!! Solange eine folhe Liebe im Herzen dér Kinder lebt, wird Gott die polnische Krone nicht vergessen!
In dieser Weise wird das Gemüth des Kindes mit nationalem
Meine Herren, dieses Verhalten geht noch weiter, und es ist eine
Der Abg. von Glebocki begrüßte zunächst die zahlreih er- schienenen Landsleute, die sich eingefunden hatten, um eine so wichtige Frage, wie diejenige der Erziehung der polnischen Jugend im nationalen Sinne, zu erörtern, und ertheilte hierauf Herrn Berkau das Wort:
gesprochen worden ist. In Kriegervereine dürfen die Polen nicht ein-
treten; denn jeder, der einem deutschen Kriegerverein beitritt, wird mit
dem ganzen Haß der Polen verfolgt. / Ebenso wendet sich die polnische Presse dagegen, daß die Polen
Deutsche heirathen, und der „Wiarus polski“, der in Westfalen er-
scheint, mitten in einem deutshen Lande, wendet \sich aufs Nach-
‘drücklichste gegen das Verheirathen mit einem Deutschen.
Meine Herren, ih muß noch weiter darauf ‘hinweisen, wie es Kräfte im polnischen Lager giebt — ih \preche durchaus nicht von Allen, denn ih weiß, das würde ungeretfertigt sein —, die sich gar- niht mehr scheuen, die leßten Ziele zu enthüllen und hierfür thätig zu sein. s
Sehr charakteristisch sind in dieser Beziehung Briefe, die bei einem schlesischen Soldaten in der Kaserne gefunden wörden sind. Ein oberschlesisher polnisher Agitator hat sich nicht gescheut, an einen Soldaten, der unter den Fahnen des Königs von Preußen dient, folgende Briefe zu schreiben :
Grüße Dich herzlih in-Deinem neuen Verhältnisse, das für Dich fo unangenehm ist. Erkläre mir Dein Unglück, weil ih selbst dort war. Aber verabscheue Dir das Ganze nicht zu sehr, weil das nichts hilft und Du würdest ganz die Lust verlieren und würdest Deine Lage ganz vershlimmern. Was sollen wir machen, wenn wir vor- läufig keinen anderen Rath haben, bloß zur Zeit müssen wir die Pr . . .. bedienen. Aber das schadet nichts. Gelerntes geht nicht in den Wald. Aus ihren Zöglingen können sie einst haben gute Meister — für ihre eigene Haut. Lerne bloß fleißig, denn das kann dir alles einst nützen. Jch glaube, daß Du mich genau verstehst.
In einem anderen Briefe hat er sih weiter noch deutlicher aus-
gedrüdt:
Schreibend herzliche Grüße von mir und meiner Frau. Theile Dir mit, daß ih eben Praca lese. Verdammte preußische, barbarische Politik, möchte do die Spißen des Reichs der Teufel braten oder einst am Marterpfahl annageln. Jeder Tag beinah bringt uns Angriffe auf unser Poleuthum, neue Gewaltthaten teuflischer Wuth —
Germanisierung will uns durchaus fressen. Aber sie frißt uns nicht, so wie uns nicht erwürgt hat der berühmte Bismarck, Ansiedler auf seine alten Jahre, welcher jeßt gewiß Lucifer's Diener ist, wie andere germanische Herrscher, besonders der alte Fri für An- eignung Polens. Also lese Praca und ärgede mich, wie nur was, drücke die Fäuste, welche, wenn ih nux könnte, auf den teuflischen Nücken der — setzen könnte. Aber leider, es \{merzt mich am meisten, daß wir so hilflos sind, während der Feind über uns triumphiert. Aber, gerechter Gott, es kommt Zeit, in welher wir bezahlen werden, was wem gebührt. Gebe Gott — so {nell wie möglich!!! — Du frägst mich in Deinem letztèn Briefe, wenn die Rekruten werden besser haben. Antworte Dir, daß eher nicht, bis die Deutschen nicht still gemacht werden. O wenn wir so im polnischen Heere dienen könnten!
Meine Herren, das geschrieben an einen Soldaten der preußischen
Armee; und, meine Herren, was in Oberschlesien geschieht, das scheut man sich nicht mitten in Deutschland zu thun, in Westfalen. das Königliche Amtsgericht in Dortmund ist ein sogenanntes „Gebet- bu“ mit Beschlag gelegt worden, das in Hunderten von Exemplaren bei einem Bergmann dort angetroffen wurde: sich „Polnischer Schild“, Gebetbuh für alle Söhne der polnischen Erde, Abdruck der Ausgabe eines Gebetbuches, das 1862 in Warschau erschienen ist. polnischen Aufstand erschienen ist.
Durch
Dieses Gebetbuch nennt
Es ift also eine Wiederholung eines Werkes, das - beim
Das Gebetbuh ergeht sich in den wüthendsten Schmähungen,
was die Deutschen den Polen angeblih angethan haben, und {ließt mit folgenden Worten :
Mutter Gottes, Königin von Polen, erlöse Polen! Ale heiligen Schützer der polnischen Republik, bittet für uns!
Aus der moskowitischen und preußischen Knecht- schaft befreie uns, o Herr!
Durch das Märtyrerthum der 30 000, für Glauben und Frei- heit gefallcnen Bar’schen Ritter befreie uns, o Herr!
Durch das Märtyrerthum der 20 000 Bürger Pragas, dié für Glauben und Freiheit umgebracht wurden, befreie uns, o Herr!
Durch das Märtyrerthum der in Fischau von den Preußen ge- mordeten Soldaten, befreie uns, o Herr!
Um Waffen und um die nationalen Adler bitten wir dich, o Herr!
Um den Tod auf dem o Herr!
Schlachtfelde bitten wir dich,
‘wie ih glaube, schr nüßlihe Beschlüsse gefaßt worden, und namentlich
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und N14.
(Schluß aus der ‘Ersten Beilage.)
Der Form wegen wiederholen wir diese Worte, weil man uns hierzu zwingt. Jn Wirklichkeit kennt die Regierung und die’ deutsche ‘Nation schr wohl unsere „Herzenswünsche“ und weiß ebenso wohl, _ daß diefen „Wünschen“ unser praktisches, politisches Programm ant- gepaßt: werden muß, welches der Zensur nicht unterliegt. Wozu pier Tügen; „die Politik der Falschheit“ wird uns nicht befreien.
* Ein anderes polnishes Blatt, der von mir au schon erwähnte „Goniec“, sagt mit größter Deutlichkeit :
„Die vernünftige, von Liebe zu Gott und dem Vaterlande dur{hdrungene Geistlichkeit, die Stadt- und Landbewohner, die Ju- gend, alle haben denselben Wunsch, alle find reif, die That- sahe unsérer Erlösung, die Wiedererstehung Polens, zu hauen.“ i
(Hört! hört !) Meine Herren, weni die Herren Abgeordneten, die hier vorhin gesprochen haben, wirklich den Interessen ihrer Lands- leute und den ‘staatlichen Interessen dienen wollen, fo wäre es ihre Aufgabe, ¿unächst hier die Grenze zu ziehen und ihren Landsleuten zum klaren Bewußtsein zu bringen, daß auf diese Weise nicht weiter geschritten werden kann, und daß der. preußische Staat sich eine der- artige Agitation nicht gefallen lassen darf.
Meine Herren, was diese Agitation und die Gegenagitation der preußischen Staatsregierung betrifft; so ‘hat der Herr Vize-Präsident des Staats-Ministeriums sih hier {hon eingehend darüber aus- gelassen, und ih darf viélleiht nur - einiges Wenige ergünzend hinzufügen. Jh meine, daß die Attion der Staatsregierung sich nah dreifacher Richtung zu bewegen haben wird. Zunächst, indem sie rüdsihtslos, wie es bei dem Prozeß Leitgeber geschehen ist, les unter- drückt, was auf eine Abänderung unserer \staatsrcchtlichen Verhältnisse hinzuarbeiten geeignet ist. (Bravo! rechts.) Zweitens, daß fie nicht Gleiches “mit Gleichem, d.“h. in diesem Fall Unrecht -mit Unrecht vergilt, sondern daß sie sich dessen bewußt ist, daß die Polen auf die gleichen Rechte Anspruch haben wie alle übrigen Staatsbürger, und daß wix davon absehen, diesc in. der That fo betrübende Agitation durch eine Vergeltung mit feinen Mitteln, namentlich mit fleinliden Polizeimaßregeln zu beantworten.. Die Haupt- sahe aber — - und das ist das Entscheidende — wird - sein die Stärkung des Deutschthums. Man fragt: Auf welchen Gebieten? Ich antworte: Auf keinem Gebiete nicht; sowohl auf geistigem, wie auf wirthshäftlichem Gebiete ist diese Stärkung des Deutschthums unerläßlih. Jch muß davon absehen, hier alle die einzelnen in Betracht kommenden Maßregeln durchzugehen. Die Auf- gaben- auf dem Gebiete der Schulverhältnisse find vom Herrn Kultus- Minister bereits eingehend gewürdigt wbrden; aber ich möchte doch einer gewissen Ungeduld der deutschen Presse gegenüber darauf hinweifen, daß dás -Maßregeln sind, die nicht alle von heute zu morgen ergriffen und: durchgeführt werden können, fondern ‘daß dazu eine tonfequente, dutch die ‘Jahrzehnte fortgefeßte Arbeit gehört. Es ist eine gewisse Unruhe in der Presse bemerkbar, daß nicht sofort große Er- folge in die Erscheinung treten. Ich darf erinnern an die Konferenz die in Posen stattgefunden hat. Es sind dort für das Deutschthum,
haben wir uns darüber verständigt, Maßregeln zu treffen, um das deutsche Bauernthum zu erhalten. Aus dem Artikel der „Berliner Korrespondenz“ geht hervor, in welchem bedauerlihen Vtaße das deutsche Bauernthum zurüdckgegangen ift. íIn wenigen Jahren haben wir 1300 bäuerlihe Stellen mit 10000 ba Besiß verloren, ein Verlust, der für die - nationale Sache überaus beklageus8werth ist. Es sind die ‘Mittel von Staätswegen bereitgestellt worden, gefährdete Bauernstellen zu kaufen und so den deutsche! Bauernstand zu erbalten. Wird der deutshe Bauernstand gekräftigt, so wird darin au zugleich eine Kräftigung des Handwerkerstandes liegen. Denn bei den scharfen nationalen Gegensäßen kaufen ja die Polen nur bei Polen und nicht bei deutschen Handwerkern, und wir können die deutschen Handwerker nur. erhalten, wenn wir um'‘die Städte, nament-
Zweite Beilage
Berlin, Donnerstag, den 17. Januar
gekämpft, weil ih es für außerordentlih wichtig halte, daß die Stadt und die ganze Provinz Posen durch eine solhe Maßregel, wie die Ver- besserung des Warthelaufes, in engere Berührüng mit dem übrigen Deutschland im allgemeinen und den alten brandenburgischen Pro- vinzen gelangt.
Meine Herren, in Frage kommen dann noch Maßregeln für unsere Beamten: Jh ‘bin der Ansicht, daß für die Beamten mehr geschehen muß, als -das jeßt zum theil der Fall ist. Sie sind z. Z- in Orten zu wohnen genöthigt, die wenig Annehmlichkeiten bieten, und inmitten einer Bevölkerung, die ihnen nicht gerade günstig gesinnt ist. Deswegen ist es wichtig — und damit ist der Anfang in diesem Etat gemacht — sie dur angemessene Wohnungen im Orte zu fesseln und zu erhalten.
J glaube auch, daß der Fonds von 600 000 Æ allmählich einer Erhöhung bedürfen wird, denn die Aufgaben, die den Ober-Präsidenten der verschiedenen Provinzen in dieser Beziehung ob- licgen, an allen Punkten das Deutshthum in seinem Vertheidigungs- famyfe zu stärken, werden von Jahr zu Jahr umfangreicher. Ich glaube alfo, sagen zu können, - meine Herren, daß, ohne die betreffenden Maßregeln irgendwie alle aufzählen zu können und zu wollen, wir bemüht find, an jedem Punkt, wo sich die Möglichkeit bietet, thatkräftig das Deutschthum zu stärken, - und ih zweifle nit, daß, wenn das Deutschthum sich von diesem festen Willen der Staatsregierung mehr und mehr überzeugt, das gemeinsame Wirken zwischen den Deutschen in den betreffenden Provinzen und der Staatsregierung endlih auch von Erfolg begleitet fein wird. Das war ja das, was ‘die Deutschen ‘in den Provinzen geradezu gelähmt hat, daß fie nit wußten, ob die- Staatsregierung fest hinter ihnen steht. (Sehr richtig! rets.) Daß darin jeßt Wandel geschaffen ist, daß die Deutschen das Gefühl haben, sich fest auf uns verlassen zu kTönneit- das ist, glaube ih, meine Herren, die: größte Garantie für ein erfolg- reiches Vorgehen in der Zukunfi. Unsere Maßnahmen können keine Erfolge von heute zu morgen zeitigen, aber nah Jahrzehnten, dente ih, werden Erfolge nicht ausbleiben, und es wird endli den Polen klar gemacht werden, daß sie Deutsche sind und Deutsche bleiben, fo lange der preußische Adler seine Schwingen regt. (Lebhaftcs Bravo rechts und bei den Nationalliberalen.)
Abg. Dr. Sattler (nl.): Der Abg. von Zedliß hat fich darüber aufgeregt, daß ih die Ernennung eines Landraths zum Regie- rungsrath für eine Beförderung angé\chen habe. Es ist formell sicherlih eine Beförderung; denn das Gehalt ist Höher. Mit den volnischen Preußen - in diesein Hause habe ih mich lo oft beschäftigt, daß ih ftaum etwas Neues hinzufügen fann. An_ Lebhaftigkeit fann es Herr Miüizerski mit den früheren Führern nicht aufnehmen. Gegen einen vorübergehenden Aufenthalt der Polen in Westfalen ließe fich nihts einwenden, wenn auch die Polen ihre Ersparnisse nach der Heimath fenden und damit vas Polenthum fördern. Aber sie können es den Deutschen „nicht ver- argen, daß fic diese Bewegung niht leiht nehmen. Die Polen bilden dort einen Staat*im Staate und verquicken die Sprache mit der Religion. Das hat auch Herr Mizerski gethan, obwohl er Jurist ist. Er sagte, die polnischen Kinder fühlten sich verleßt, wenn fie mit deutschen Kindern zusammen unterri{tet würden. (Widerspruch des Abg. De. Mizersfki.) “Die Polen suchten jedenfalls ißre Kinder von der Wiege bis zur Bahre zu isolieren. Wir wollen, daß die Kinder beide Sprachen lernen, damit sie liebe und werthe Mitglieder bder deutschen Nation werden. Wir meinen es wirklich gut mit ihnen, Herr von Jazdzewski. Das Gebet in polnischer Sprache ist nicht verboten; wohl aber bat ein potnischer Geistlicher seinen Pflegebefohlenen gesagt, daß ein Gebet in deutscher Sprache bei der Mutter Gottes keinen Erfolg haben werde. Die deutschen Katholiken sind sih_ erfreulicher Weise ihrer deutschen Pflichten immer mehr bewußt geworden. Ich verweise auf die. Wahl in Meseritz-Bomst und auf die Behandlung, die der Propst Krzinski von den Polen erfahren hat. Der H. K. T.-Verein hat das Verdienst, das Gewissen der katholischen Deutschen geweckt zu haben. Ich freue mich, daß der Minister des Innern entw1 elte, nah _welcher Nichtung die Staatsregierung ihre Aktion zum Schutze des Deutsc)- thums etinrichten will.
Abg. Dr. von Jazdzewski (Pole): Die polnische Fraktion muß dagegen protestieren, daz der Minister des Innern fich auf Aus- schnitte aus polnischen Zeitungen beruft, die wir nicht kfontrolieren
können, und für die. wir nicht verantwortlich sind. Der Minister
Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt: Meine Herren! Der Herr Abg. von Jazdzewski hat {ih gestern darüber beklagt, daß ein auf die gewerblichen Fort- bildungsschulen bezügliher Erlaß der betheiligten Ressorts niht zur Ausführung gekommen sei. Ich habe aus dem Aktenmaterial jedoch festgestellt, daß, soweit die staatlichen Bebörden dabei in Betracht kommen, dieselben ihre Schuldigkeit gethan haben. Der Erlaß ist ‘dem Erzbischof von Poscn und Gnesen und dem Bischof von Kulm dem vollen Inhalt nach feiner Zeit mitgetheilt worden. Den staatlichen Behörden fällt daher eine Unterlafsung nicht zur Last.
Der Herr Abgeordnete hat. soeben eine Friedens\halmei geblasen, die wobhlsthuend berührt im Verglei zu dem, was wir vorher aus dem Munde des Herrn Abg. Mizerski gehört haben. Aber ih muß mir doch die Erwiderung | gestàätten, daß die gestern von mir verlesene Aeußerung, die der Herr Abg, Dr, von Jazdzewski in einer öffent- lichen, dem Jubiläum der Erzdiözefe Posen-Gnesen gewidmeten Ver- sammlung in Gnesen im April vorigen Jahres gethan hat, und ebenfo die- jenige Aeußerung, die der Herr Abg. Mizerski auf einer Volkêver- fammlung in Posen am 9. September vor. J. gethan hat und die i vorhin verlesen habe, in direktem Widersprud) mit diefen Friedené- tendenzen stehen. i
Was die Klagen der deutschen Katholiken über Beeinträchtigung ihrer
Interessen anbetrifft, so ist von der Regierung wiederholt zahlenmäßig nachgewiesen worden, daß eine gewisse Moaulwurfsärbeit, auf deren eigentliche Urheber i nicht zurückgehen will, langsam, aber sicher und konsequent, eine schr große Menge von deutschen Katholiken in das polnische Lager hinüberziéht, und zwar, wie ih behaupte, no heutigen Tages. “ Auf diese Weise sind annähernd 200 000 ursprüngliche Deutsche dem Polenthum verfallen, Deutsche, deren Väter früber an der Macht- stellung des Deutschen Reichs ihre Freude hatten und vollen Antheil an der Entwickelung des preußishen Staats nahmen, während die Söhne gegenwärtig über das verlorene polnische Vaterland die Hände ringen.
Der Herr Abgeordnete behauptet, die Klagen hätten feine reelle Grundlage. Sh erlaube mir demgegenüber „auf eine Aeußerung binzuweisen, die er im vorigen Jaßre bei der Etatsberathung gerade ‘in dieser Hinsicht gethan hat. Er hat zur Nechtfertigung dês Umstandes, daß die deutschen Katholiken bin- sichtlich des deutschen Gottesdienstes nit voll in ibren Wünschen be- friedigt werden könnien, erwähnt, daß 50 bis 60/69 der Geistlichen er Erzdiözese Bosen-Guesen garnicht in der Lage n, eine deutse Predigt zu halten. Meine Herren, ich frage, wo bleibt dabei die Méöglich- feit, die deutihen Katholiken in angemessener Weise in ihrer réligiójen Bedütfnissen zu befriedigen? Außerdem habe ih im vori Fahre auf eine große Menge von Preßäußerungen hingewiesen — und i bin heute in der Lage, diesen Hiaweis zu verstärken —, in denen die national-pelnishen Zeitungen es“ geradezu als eine Pflicht der Polen betonen, die deuischen Katholiken zurücktzudrängen und ihnen das Unrecht vor Augen zu fübren, daß sie begehen, wenn Fie ihre Wünsche nah Einrichtung eines deutschen Gottesdienstes äußern. Ich erlaube mir außerdem auf die beftigen, sich sehr häufig wiederholenden Preßäußerungen aufmertiam zu machen, in denen diejenigen katholischen Pfarrer, die in dem Ver- dachte stehen, das Deutschthum einigermaßen zu begünstigen — es find deren nur sebr wenige —, in der rüdsihtslosesten Weise von der Presse angegriffen und in ihrer Autorität geschädigt werden. L
Meine Herren! Ich habe son vorhin hervorgeboben, wie die Aeußerung des Herrn Abg. Mizerski, dic er in einer Volksverjamm- lung im vorigen Jahre gethan - hat, in direktem Widerspru mit seiner heutigen Behauptung steht, daß seitens der polnischen Ab- geordneten voll die Nothwendigkeit anerkannt werde, den polaischen Kindern die Kenntniß der deutschen Sprache beizubringen. Jch erlaube mir als Jllustration für die Stimmung, die in großen polnischea Volks- versammlungenindieser Beziehung herrscht, hervorzuheben, daß in derselben Versammlung oder in einer anderen aus ciner ähnlichen Veranlassung
im vorigen Jahre in Posen abgehaltenen Versammlung unter dem tosenden Beifall sämmtlicher Theilnehmer, die fih auf mchrere Tausende beliefen, die deutsche Sprache von einem gebildetea Mitglicde der Versammlung als eine barbarische bezeichnet ift, die von den Polen
Um den Kampf für die Unabhängigkeit, Ganzheit und Freiheit unseres Vaterlandes bitten wir di, o Herr!
Um die Gleichheit und Brüderlichkeit des polnischen Volkes bitten wir dih, o Herr!
Um das polnische Land zum Eigenthum bitten wir dich, o Herr!
Um den baldigen allgemeinen Ruf „Zu den Waffen!“
Dieser Berkau führte ungefähr Folgendes aus:
Um die Erziehung unserer Kinder in polnish-nationalem Siune wirksam dur{zuführen, ist es durhaus nothwendig, daß die Eltern mit ihren Kindern sich nur aus\{ließlich in polnisher Sprache
Nun, meine Herren, muß ih noch auf zwei Nummern eines unterhalten. Sie müssen bestrebt sein, ihre Kinder, soviel wie mög- Blattes eingehen, das ebenfalls das Glück hat, in Preußen zu er- lid, von dem Verkehr mit deutshen Kindern abzuhalten. Die
scheinen, und zwar in Graudenz, die „Gazeta Grudzigdzka“. Dieselbe Eltern selbst müßten nur polnische Zeitschriften lesen und sagt hinsihtlih der Erklärungen der Herren Abgeordneten hier im
lih die kleineren, einen Kranz leistungsfähiger bäuerlicher Gemeinden anlegen. És sind auch sonst in der Provinz Posen wichtige Maßregeln be- rathen worden, um das deutsche Handwerk zu stüßen und zu erhalten. Nun möchte ih mich noch mit wenigen Worten zu einigen Spezial- fragen wenden, dic im Etat zum Ausdruck gekommen sind, die vom politishen Standpunkt wichtig sind und daher mein Ressort berühren.
Das bestreiten wir eben. Die
E rat A t S UE C E A E E Zan
ir hätten gleihe Rechte. j e NS eg” als p ist nicht verantwortlih dafür, wenn in Ausnahmefällen in Versammlungen und zzeitungen einmal \harfe Ausdrücke gebraucht werden, die durch das „Vorgehen : in der Regierung hervorgerufen sind. Wir sind der Regierung ferngehalten werden müsse. ; 1g) im Reichstage eulgegengommen, Und es, wie e S ‘Fürsten Meine Herren! Von dem Herrn Abg. von Jazdzewêki ist ferner Brü 28 - O... Be , und die Aussorde 28 7 K A La E E H Biamar N Aen auf When und Tod zu bekämpfen. Jn Vereinen, der Versuch der Wiedereinführung E os S Auterrgos Provinzial-Landtagen und auf kommunalem Gebiete arbeiten die |-in den gemisht sprachigen Landestheilen empfohlen worden. Meine
ein Pole und nur vorübergehend ein Bürger des preußi- schen Staates. Wer behauptct, daß der Oberschlesier ein Preuße sei, der irrt sich sehr.
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A E s a G: pes e
T Metan E E
Daul!e : Es wäre \{ließlich Zeit, daß unsere Abgeordneten dort oben aufflären mö warum wir Polen das Preußenthum meiden müssen Verachtung. Vielleiht würden den Herren Ministern die Au geben, daß sie uns niemals zu Preußen madhen wée en Halunken ohne- Ehre und Glauben die Hand zu geben, deren eé unter den Preußen heut zu Tage immer mehr giebt. Und das erscheint auf preufishem Boden. Dasselbe Blatt sagt mit Rücksicht auf eine Rede, die ih bier gehalten habe :
tôge sih der Herr Minister angesihts dessen nicht wundern,
r Polen nit haben wollen, daß man uns Preußen nenne, ir feine solchen sind, noch je sein werden. Wir wollen einer Nation nicht angehören, welche die schmuzigste Ge- schibte unter den Nationen Europas hat; wir wollen einer Nation nicht angehören, die ihre Größe auf Unbill und auf Menschenthränen aufgebaut hat, und welche keine andere Nation auéstehen fann. (Bewegung.)
Danach werden Sie es uns nicht übel nehmen, wenn wir die frietlihen Erflärungen, die Sie hier abgeben und sicher aufritig auésprechen, nit als getreuen Ausdruck der öffentlichen Meinung der Polen annehmen können. (Sehr richtig! rehts und bei den National-
ibren Kindern nur das Lesen polnisher Bücher gestatten. Die Eltern müßten durchaus *ihre- Kinder vor Misch- eben bewahren, damit in jedem jungen polnischen Haushalt von vornherein der pglnish-nationale Geist erweckt und dauernd erhaiten werde.
Und nachdem mehrere andere Redner gesprochen haben, hat dann Herr von Glebocki in seiner Schlußrede seine Freude ausgesprochen über die Ausführungen der Vorredner, aus denen ersichtlih sei, wie tavfer si die Polen in der Fremde halten, um ihre Nationalität zu bewahren. Er gebe sich der Hoffnung hin, daß die polnishen Familien sich der Erziehung ihrer Kinder im polnish-nationalen Sinne eifrig hingeben werden, damit die Kinder dereinst die Früchte dieser Er- ziehung genießen können.
In dieser Versammlung selbst wurde eine Anzahl Exemplare jener erfreulihen Wochenschrift, von der ih vorhin spra, vertheilt. Nun, meine Herren, if schon von seiten des Herrn Kultus- Ministers nachgewiesen worden, wie diese systematishe Erfüllung der Jugend mit national-polnishem Geist weitergeht. Wir haben aus Anlaß des Prozesses Leitgeber die Erfahrung gemacht, daß an zahlreihen Gymnasien national-polnishe Verbindungen bestehen, die diesen Geist des nationalen Hasses gegen das Deutshthum {hon auf der Schule pflegen. Aus der Schule herausgetreten, werden die jungen Polen dann in die Sokolvereine aufgenommen, die ihrerseits
liberalen.)
die Kadres bilden sollen für den Ernstfall, wie das ja mehrfach aus-
bitten wir di, Herr!
Das, meine Herren, wird im Jahre des Heils 1900 in Preußen verw breitet. (Hört! hört!)
In ganz ähnliher Richtung bewegen sich auch sonstige Er- örterungen in der polnischen Presse: In Berlin selber erscheint ein Blatt, dessen auch {hon der Herr Kultus-Minister gedaht hat, der „Dziennik Berliáski“, das sih durch besondere Schärfe in der Polen- politik auszeihnet. Es wurde in der Polenpresse darüber debattiert, ob es ih empfehle, unser Losungswort „das unabhängige Polen“ zu vertreten oder nicht. Eine polnische Zeitung sagte, es sei nicht ge boten, dieses Wort in der That zu acceptieren. Darauf erwidert dieses Berliner Blatt:
Statt dessen steigt eine andere Frage auf, ob es für das ge- nannte Losungswort einen geeigneten Play in diesem Programm giebt, welhes im Grunde unseres Herzens ruht, und nah welchem wir in Wirklichkeit auftreten. Wir ant- worten darauf entschieden mit „Ja“! Und zwar thun wir das aus zwei Gründen. Zunächst deshalb, weil das keine bösen Folgen nah ih zieht und uns in jedem Falle Nutzen bringt. Es schadet uns deshalb nit, weil uns die Regierung für unsere Anerkennung der Zugehörigkeit zum preußishen Staat niht einen Heller giebt.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
Gs ist ‘im Staatshaushalt Ihnen ter Vorschlag gemacht, für den Vau eines neuen Theaters in Posen 880 000 Æ zu bewilligen. Ich glaube, ‘daß ‘es überaus wichtig ist, der Stadt Posen ein räumlih verwendbares und den künstlerischen Ansprüchen genügendes Haus, eine Stätte für deutshe “ Bildung zu gewähren, und ih hoffe, daß das hohe Haus dicfem Vorschlag seine Zustimmung niht vorenthalten wird.
Eine für die Stadt Posen überaus wichtige Maßregel ist die Frage der Entfestigung der Stadt. Umschlossen dur einen festen Gürtel, ift es für die Städt geradezu ein Lebensbedürfniß, mehr Luft und Raum zu erhalten. Verhandlungen dieserhalb {weben noch mit dem Herrn Kriegs-Minister, und ih kann im Augenblick icht sagen, welchen Verlauf sie nehmen werden. Sollte eine Verständigung ¿wischen der Militärverwaltuig und der Stadt Posen über den Preis, den - die Stadt beroilligen kaun, \sih nicht erzielèn lassen, fo hat der Herr Vize-Präsident erfreulicherweise bereits in seiner Etats- rede angekündigt, daß der Staat seinerseits mit binzutreten will, um der Stadt Posen die Ausführung dieser Entfestigung zu ermöglichen. Ich halte das für eine der wichtigsten Maßregel, die geschehen kann im Interesse der Stadt Posen.
Mit einem Wort möchte ih noch hinweisen auf das cine Theil- stück, was im großen Kanalprozjekt enthalten ist, die Verbesserung der Wöásserstraßen im Osten, namentlich des Warthelaufes, für die rund
Polen mit den Deutschen einträchtlih zufammen. Es giebt aller- dings polnische Bauernvercine, die mit den Deutschen nicht zusammen- arbeiten können, weil eben Deutsche und Polen sich nicht verstehen. Das ist eine rein technishe Schwierigkeit. Vie Gründung finanzieller Vereine tönnen Sie: uns doch nicht verdeuken. Sie dienen keineswegs der Bekämpfung des Deutschthums. Der polnische Klerus hürt mcht zum Kampfe gegen das — cuts{thum oder gar gegen deutíGe Katholiken. Die religiösen Bedürfnisse der katholischen Minorität werden in vollem Maße berüdsichtigt, die Verständigung mit dem Kultus-Minister wäre garniht o schwer, wenit die Negierung uns nur entgegenkommen wollte. Wir haben ja garnichts dagegen, daß dle polnischen Kinder Deutfch „lernen; wenn wir verlangen, . daß die Kinder auch polnisch ieten und schreiben lernen und den Religionsunterriht in der Muttersprache er- balten, so thut das der deutschen Sprache keinen Abbruch. Man fann das eine thun und braucht das andere nit zu unterla}jen. Daß in polnischen Herzen Wünsche nach Wiederaufrihtung des polnischen Reiches sich regen, kann die Staatsregierung „nicht verhindern und braucht sie nit zu verbindern, wenn dieje Wünsche Ls nicht in Thaten umseken. Von revoölutionaren Bestrebungen aber ist feine Rede, e liegen keine Thatsachen vor, welche darauf hindeuten, daß die Polen eine Lodreizung vom preußischen Staate erstreben, das bat aud der deutsche Justizrath Lewinsti in“ einer Wähler! versammlung in Posen 1898 erklart. Wir wünschen in der That nidts Weitercs, als uns unsere polnische Nationalität zu erhalten die Regierung bat s in der Hand, ihre Poluik lo einzurichten, daß keine Auss{reitungen vortommen. Jur hirnverbrannte Peulorne tragen wir keine Verantwortung. Ae Regierung braucht keine n nahzmnegeseße und Ausnabueverhaltungêmaßregeln gegen uns; der beste
24 Millionen gefordert sind. Jh habe lebhaft für diese Position
Schutz des Staates ist Gerechtigkeit. D
Herren, diese Versuche sind bereits wiederholt gemacht worden, fie haben si als vollständig fruhtlos und eitel erwiesen und nur dazu geführt, den deutschen. Sprachunterriht vollständig illuforish zu madhen, sodaß die Staatsinteressen dadurch auf das allerempfindlicfte benachtheiligt wurden.
Endlich hat der Herr Abg. von Jazdzewski darauf hingewiesen, wir möchtea uns nicht an die Worte kehren, die von national- polnischer - Seite hin und wieder in einer gewissen er- bitterten Stimmung gegen das preußische und deuts@ße Regiment gerihtet werden. Thaten erfolgten ja niht. Meine Herren, das ist rihtig, Thaten erfolgen nicht, aber nur deshalb nicht, weil sie nit erfolgen können, um niht dem Strafgericht zu verfallen. Wie steht es aber mit den Worten? Sind sie so harmlos, wie der Herr Akgeordnete es eben dargestellt hat? Wir haben ja nate gewiesen, in welcher Weise die polnisGe Bevölkerung täglih auf- geregt wird, und wenn der Herr Abgeordnete diese Agitation in der Presse verurtheilt hat, so frage ih: warum geschieht nichts, um in der Presse einen anderen Ton hervorzurufen? Gerade von den cinfluß- reisten polnishen Kreisen ges{icht abfolut nichts in dieser Be- ziebung. Im Gegentheil, die Rechenschaftsberichte, die cinzcine der Herren Abgeordneten vor ihren Wählern erstattet haben, sind nur zu sehr geeignet, die Stimmung der Polen noch gzu vers{limmern. Ich könnte derartige Nechenschaftsberichte hier vor-
legen, will es aber beutc unterlassen. Nur cine Preßäußerung ge-