1841 / 78 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

entwerfen und zu vollziehen, Genü e geleistet, er-

folgte die Ernennung der Ausschüsse für die verschiedenen Pro-

e. t Ls Ven a ee dritten Plenar-Sißbung mehrere Petitionen ur Berathung gebracht worden, konnten bereits am 11ten d. M. Dee Plenar-Versammlun Ausschuß - Gutachten vorgelegt werden, und begann zuerst der Bortrag und die Berathung über den Entwurf eines Reglements für die Abhaltung der Wahlen. der Landtags- Abgeordneten und ihrer Stellvertreter. Ganz folgerecht fnüpfte sich hieran die Berathung der versam- melten Stände úber den vorgelegten Allerhöchsten Ent- wurf einer Verordnung wegen Errichtung eines besonderen Ausschusses aus der Mitte der Landtags-Abgeordneten, diesen Rath und Mitwirkung in wichtigen Landes - Angelegenheiten des Königs Majestät Sich außer der Zeit der Landtage zu bedienen erklären. Die hohe Wichtigkeit dieses Geseß-Entwurfes und der Königl. Wille, noch im Laufe des jeßigen Landtags über die etwaigen Bemerkungen und Wünsche der' Stände Allerhöchste Entschließungen zu fassen, mußte die Versammlung nothwendig veranlassen, die Berathung darüber an die Spibe der |tändischen Thätigkeit zu stellen. Ganz allgemein war die ehrfurchtsvolle Anerkennung der Absicht des Monarchen, durch die vorgelegten Bestimmungen klar auszusprechen, das provinzielle ständische Ele- ment immer mehr auszubiiden und zu beleben, und die Versamm- lung beschloß daher einstimmig, ihren tiefgefühlten Dank an den Stufen des Thrones niederzulegen für die hochherzigen Verheißun- gen einer ausgedehnten ständischen Wirksamkeit. Nur den Wunsch glaubte die Sing in unterthänigsten Antrag bringen zu dúrfen, daß die in dem Allerhöchsten ‘Propositions-Dekrete enthal- tene Zusicherung, daß durch die Wirksamkeit des permanenten Ausschusses der verfassungsmäßigen Wirksamkeit der Landtage selbst nichts entzogen werden solle, auch in den Eingang der Aller- Höchsten Verordnung mit aufgenommen werden möchte, und énúpfte daran noch besondere Wünsche, die in der Meinung der Majorität, dem provinziellen ständischen Elemente entsprechend, ihre Rechtfertigung finden werden. Ganz besonders aber ver- trauten die Stände, daß der hochherzige König, welcher mit freier Hand ein neues einflußreihes Institut ins Leben ruft, auch in seiner Weisheit wissen werde, es segensreich zu benußen und wohlthätig zu machen.

In dem Verzeichnisse der Mitglieder des Sächsischen ‘Pro- vinzial-Landtages (Nr. 70 der St. Z.} ist Folgendes zu berichti- gen; Statt des unter Nr. 12 der Abgeordneten der Ritterschaft ;

aufgeführten Namens ist zu lesen: Herr von Breitenbau ch,Ÿ

Kammerherr, auf Burg Ranis; ferner ist bei dem Namen des Abgeordneten Herrn von Hanstein hinzuzufügen: Landrath zu® Heiligenstadt.

Zeitungs-Nachrichten. N U84/0 1:

At O.

Paris, 13. März. Die hiesigen Blätter beschäftigen sich heute fast aus\chließlih mit den Englisch-Amerikanischén Strei- tigkeiten. Der’ Courrier françagis äußert sich über diesen Gegenstand in folgender Weise: „Man versichert, daß der neue

Frieden aufrecht zu erhalten. Ereignisse gehen oft so rasch, daß der Frieden schon gebrochen seyn fann, wenn der General Harrison ins Amt eintritt. Die Eng-

länder lassen sich auch nicht durch die Hoffnung auf ein Arran- | Ohne ihre aus 17 Linienschiffe bestehende |

gement einschläfern.

)

328 tragen. Aber ist es nicht erlaubt, einiges Bedauern darüber zu empfinden, daß unseré Minister der Vorsehung die Sorge, uns zu rächen, überlassen haben?“

Morgen wird der Baron Mounier der Kommission der Pairs- Kammer seinen Bericht über den Fortifications-Entwurf ‘abstatten.

an glaubt, ' daß derselbe am künftigen Dienstag in öffentlicher Sibung werde verlesen werden.

Das Ministerium soll jeßt, nachdem etwa 20 Miftglieder der Pairs-Kammer vom Auslande hier eingetroffen sind, der Ma- jorität in Bezug auf den Fortifications- Entwurf vollkommen ge- wiß seyn.

Das Munizipal - Conseil der Stadt Paris hat “in seiner gestrigen Sißung dem Herrn Mulot, der die Arbeiten- bei dem Artesischen Brunnen in Grenelle leitete, eine lebenslängliche jährliche Pension von 3000 Fr. votirt, wovon die Hälfte nach seinem Tode auf seine Frau übergehen soll. ) tification von 5000 Fr., einem bei dem Werke beschädigten Arbei- ter 1000 Fr. und 11 anderen Arbeitern jedem 100 Fr. ausge- zahlt worden.

Napoleon dahin, l : n wem eine bestimmte, bei dem jeßigen Eigenthümer des „Com-

Louis oder den früheren Actionairen.

Monat auf der Fregatte „la belle Poule“/ eine Reise nah den Chinesischen Gewässern unternehmen. , einer Uneinigkeit, die zwischen dem jungen Prinzen und jeiner Familie stattfinden soll, und die ihren Grund theils in übertrie- benen Geldausgaben, und theils in einer etwas zu leidenschaftlich ausgesprochenen Unzufriedenheit mit der Entwickelung der orien- talischen Angelegenheiten hätte.

Börse vom 13. Márz. Obgleich auch heute die Course aus London niedriger kamen, so waren doch während der ganzen Börse die Course der Rente steigend und fesk. Die 3 proc. stieg von 76.60 auf 76.85 und wurde nah der Börse mit T7 be- zahlt. Die proc. schloß zu 111. 10.

{xx{ Paris, 11. Márz. Blicke auf Algier. (Schluß.) General Bugeaud ist in Algier angekommen. Haben Sie die originelle aber ihm ganz eigene Weise bemerkt, mit der er seine Ankunft anzeigte? Haben Sie die sonderbare telegraphische De- pesche gelesen, durch die er den Chef seines Generalstabes beauf-

5 tragte, die nôthigen Befeÿle zu geben, daß alle Glacis der Lager | T und Redouten in Rüben- und Kartosfel-Felder verwandelt werden Ì sollen! Die Absendung eines solchen Befehls durch den Telegraphen be- T aufgenommen, worin er mit der ihn charakterisirenden Naivetät

zeichnet den Mann. Haben Sie die Proclamation in ihr Blatt ankündigt, daß, nachdem er ein Gegner der Kolonisirung gewesen,

er der Nothwendigkeit (fatalité) folge, und nach Afrika komme, um dort die unbegränzte Besiknahme in Anwendung zu bringen ?

danken, welche stets die eines Mannes von Verdienst sind, wenn

;

Práâsident der Vereinigten Staaten Alles thun werde, um den | Wir glauben dies gern; aber die | | zu zwingen wußte, in der er ihnen | Mann zu Gefangenen machte.

Flotte im Mittelländischen Meere, rüsten sie in größter Eile noch |

verschiedene Linienschiffen und Fregatten aus, die nach Halifax / arten 1 e | so viel wie möglich zu erleichtern, das vollste Vertrauen seßen

segeln sollen. Die in Kanada versammelten Truppen haben den Befehl erhalten, auf die erste Nachricht von der Verurtheilung des Herrn Mac Leod in das Amerikanische Gebiet einzudringen. Die Streitkräfte Und die Leidenschaften stehen sich also einander gegenüber und eine Kollision scheint unvermeidlih. Wir wün- schen, daß die beiden Regierungen vor Beginn jenes Kampfes, der viel Blut kosten wird, und der keine Art von Entschädigung in Aussicht stellt, ernstlich nachdenken, und einige Gewissensbisse empfinden mögen. Nicht etwa, als ob Frankreich sich persönlich darúber betrúben müßte, England in Streit mit den Vereinigten Staaten zu sehen. Von dem Gesichtspunkte des Egoismus aus betrachtet, könnte jener Krieg sogar ein Gegenstand der Freude und des Triumphes für uns seyn; aber man muß sich über jene keinlichen Einflüsterungen des Privat-Jnteresses erheben. Ein Krieg der Vereinigten Staaten mit England, würde die Handels - Verhältnisse unterbrehen, welche die beiden Kontinente mit einander verbinden, und welche seit 25 Jahren eine so große Ausdehnung erhalten haben. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, würde derselbe ein Unglück für ganz Europa seyn. Der Krieg fördert zuweilen die Sache der Civilisation, indem man durch denselben uncivilisirten Völkern näher kommen und ihnen Gutes thun kann. Aber welchem Grundsaße soll der Kampf zwischen den Engländern und den Amerikanern zu Gute fommen? Die Londoner Journale verkünden, daß es die Absicht der Regierung sey, die Sklaven in den südlichen Staaten zur Empdrung aufzumuntern; die Amerikaner ihrerseits haben wahr- scheinlich die Absicht, die Französischen Kolonisten, welche man in Kanada unterdrückt, zur Revolte aufzufordern. Welche Bei- spiele sür die civilisirte Welt!! Wenn der Krieg zwi- schen den beiden Völkern ausbriht, so wird es fein Kampf um Grundsäße seyn, denn es ist kein Recht in Frage. Es wird ein durch den Ehrgeiz angefachter und durch den Stolz ausgebildeter Konflikt, also das gehässigste Schauspiel seyn, das das Menschengeschlecht darbieten kann. Wir wollen nicht untersuchen, welche von den beiden Nationen der andern das meiste Uebel zufügen kann. Sie sind Beide mächtig und Beide von gleicher Erbitterung beseelt. England is bis jeßt in seinen Kriegen mit den Vereinigten Staaten unglücklich ge- wesen. Seine Regierung kann bei ihren energischen Entschlie- ßungen von dem geheimen Wunsche geleitet worden seyn, eine glänzende Rache für die Vergangenheit zu nehmen. Dieselben Erinnerungen machen dagegen die Amerikaner beherzt, welche darauf renen, sich dieses Mal Kanada's zu bemächtigen, und die lástigen Nachbarn von ihrem Kontinente zu verjagen. Dies is von beiden Seiten das Kapitel der Illusionen, Die Wirklichkeit wird furchtbar seyn, wenn der Krieg ausbricht, so wird er auf die beiden Völker wie eine Züchtigung des Him- mels níedersinken, eine Züchtigung, welche ihr unersättlicher Ehrgeiz und ihr teuflischer ( vi ihnen zuzieht. Die Vereinigten Staáten werden ihre Undankbarkeit gegen Frankreich büßen, dem

sie Alles verdanken , was sie sind; England wird die Strafe für feine treulose Einmischung in die [orientalischen Angelegenheiten

Me auch bisweilen unter bizarren Formen erscheinen mögen. Sr hat die Art der Kriegführung erfunden, wodurch wir allein im Stande gewesen sind, einigen Eindruck auf die Araber zu machen, nämlich den Krieg gegen ihre elendèn Ländereien und gegen ihre Heerden. Er ist noch der Einzige von unseren Generalen, der die Araber zu einer wirklichen Schlacht

00 Mann tödtete und 159 Endlich genießt er, was ihm die größte Ehre macht, einer wahren Popularität in der Afrikanischen Armee, weil sie weiß, daß sie in seine Tapferkeit, jeine ausge zeichnetett militairischen Kenntnisse, seine unbeugsame Tnergie, jeine unermúdete Sorgfalt, ihre unvermeidlichen harten Entbehrungen

fann. So erzählt man, daß der General Bugeaud, als er das erstemal das Militair-Hospital in Algier besuchte, von den Kran fen mit den lautesten und rührendsten Zurufungen empfangen wurde. Es is jedoch zu bemerken, daß von den Corps, die er während des Feldzugs nah Oran kommandirte, feines mehr in Algier ist und daß nur die Tradition ihm diesen ehrenvollen und väterlichen Ruf erhalten hat. S Die Proclamation des Generals Bugeaud enthält in der ihm eigenthümlichen Sprache zwei wichtige Thatsachen, nämlich, die Anlegung befestigter Dörfer und den Entschluß, nicht mit Abdel Kader zu unterhandeln; er soll sich unbedingt unterwerfen. Fch môdchte dies schon so lange Schreiben nicht ließen, ohne einige Worte über die Abberufung des Marschalls Valée zu sagen, der sich zurückzieht, vom Privathaß verfolgt und ohne von der ffentlichen Meinung, worauf er, nach den unbestreitbar von ihm geleisteten Diensten, wohl Ansprüche hätte, beshübt zu

worden is, wurde er von den Soldaten einer gewiß sehr tapferen Armee nicht geliebt. Ein Mann von strenger Rechtlichkeit, be- handelte er alle die Abenteurer, welche sich nach Algier begaben, mit unúüberlegter Verachtung, wofür jene sich dann durch ver- leumderische Korrespondenzen rächten, mit denen sie die Journale verpesteten. Absolut im Kommando, beachtete er nicht die An- sprüche und Rechte der Offiziere, die unter seinem Befehl stan- den. So sandte er in dem lebten Feldzuge die Hälfte sei- nes Armee - Corps nach Miliana und übergab das Kom- mando einem Obersten, obwohl er dret Generale bei sich hatte, die sich natürlih dadurch sehr beleidigt fühlen muß ten. Den Vorurtheilen zugänglih, trug er nur Sorge für gewisse Corps, deren Verdienste er hervorhob Á ohne auf die der übrigen Rücksicht zu nehmen. Als Artillerie-General wurde er von den Offizieren des Gentewesens gehaßt , die, ob- wohl ihre Fähigkeiten und ihr Muth von der ganzen Afrifani- schen Armee auf ehrenvolle Weise anerkannt werden, von ihm auch nicht einmal eine s{hmeichelhafte Erwähnung erlangten; es ist dies eine Folge der langen Rivalität zwischen diesen beiden Waffengattungen. Unermüdlicher Arbeiter, hat er den Fehler, daß er es nicht leiden kann, wenn Andere auch etwas thun wollen, und es hat nicht an ihm gelegen, daß das in Frankreich so populaire Corps der Zuaven nicht aufgelôsi wurde , „weil der glänzende Ruf des jungen Lamoricière ihm mißfiel. Ein Mann des Kaiserreichs, hatte er alle Jdeen und Gewohnheiten dessel- ben bewahrt, daher wollte er es nicht anerkennen, daß das Pu- blikum heutiges Tages das Recht zu haben glaubt, immer von dem Stande der Angelegenheiten in Kenntniß geseßt zu E ; deshalb ließ er oft alle Korrespondenzen zurückhalten und Air id lang auf seine Bulletins warten, was natürlich zu unaufhörli z Reclamationen gegen den ,unmöglichen“‘Mars challVeranlassung gab, während er von der öffentlichen Meinung über sich keine Ahnung hatte. Das Merkwürdigste ist jedoch, daß, obgleich uns 25 Jahre von der

1 , 4 Q + Kaiserzeit trennen, ex noch immer nicht nur die Zdeen, sondern

Herrn Mulot Sohn ist eine Gra- | ; | nicht eben sehr erbaut. Der General C .... ist jedoch ein Mann | von Geist und seine einzige Rache bestand darin, daß er einige | Tage hindurch die Depesche in seinem Salon zur Ansicht aus-

Der Commerce berichtigt heute die von mehreren Jour- | nalen gegebene Notiz über seinen Prozeß mit dem Prinzen Louis | daß es sih in demselben nur darum handle, | : | schalls Valée noch immer der Bataillons-Chef, den er im Jahre merce‘“’ deponirte Summe auszuzahlen sey, ob dem Prinzen | | {hon Divisions - General war. Der Prinz don Joinville wird, wie es heißt, im nächsten | ( | larität des Marschalls Man spricht hier viel von |

Aber weder aus seinen Reden, noch aus seinen Schriften, die | nur zu oft Stoff zum Lachen geben, muß man den General | ‘Bugeaud beurtheilen; sondern nah scinen Handlungen und Ge- |

werden. Mit einem Muthe begabt, der zum Sprüchworte ge-

auch die Menschen als noch auf demselben Punkte befindlich be- trachtet, wo sie im Jahre 1814 waren. Daher kam es, daß er alle Kriegs-Minister, die nicht aus der Zeit Napoleon's her seine Vorgeseßten waren, ohne alle Umstände behandelte. Jch wili nur ein Beispiel anführen. Zur Zeit des Kabinettes vom 12. Mai, im Februar 1840, bereitete der General Schneider mit dem Marschall die Expedition vor, die im Monat Mai ausgeführt wurden. Er hatte dem Marschall eine Liste von Generalen über- reicht und forderte ihn auf, diejenigen auszuwählen, denen er ein Kom- mando in der Afrikanischen Armee geben wolle. Der Marschall antwor- tete auf sehr lakonische Weise: „Schicken Sie mir, wenSiewollen, nur nicht den langweiligen Groß|precher C..." Nun traf es sich, daß, ehe die Antwort nach Paris kam, das Kabinet vom 12. Mai gestürzt und der General Schneider durch denselben General C... ersekt wurde. Dieser eröffnete daher die Depesche und war, wie man wohl denken kann, von dem Jnhalte derselben

legte und dabei zu Jedermann sagte: „Sehen Sie hier eine Probe von der Korrespondenz des Herrn Marschalls von Valée.“/ Der General-Lieutenant C... war in den Augen des Mar- 1812 bei der Catalonischen Armee kennen lernte, als er selbst

Alle diese Ursachen zusammengenommen haben der Popu-

Valce sehr geschadet und man sicht ihn ohne Bedauern scheiden, und doch ist er es, der Konstantine er- oberte, und diese ‘Provinz, deren Zustand so befriedigend ist or- ganisirte, der die Verwaltung von Algier von einer Menge nicht rein gewaschener Menschen säuberte, der durch seinen unbeug- samen Starrsinn die Regierung, sie mochte wollen oder nicht, zwang, sich für die unbegränzte Besiknahme zu entscheiden und der, nah einer Verwaltung von länger als vier Jahren sich zu- rúcfzieht, ohne jemals vor dem Feinde eine Niederlage erlitten zu haben, ohne jemals verhindert worden zu seyn , die unter- nommenen Expeditionen glücklich zu Ende zu führen. Ein Bei- spiel mehr für diejenigen, welche an die vollflommene Gerechtig- feit der Völker, an die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der blinden Göttin glauben, die man die öffentliche Meinung nennt.

Großbritanien uud JIrlän d:

Parlamentsverhandlungen. Oberhaus. Sibung vom 11, März. Nachdem der Minister des Jnnern meh-

| rere auf die Jnfkorporirung des katholischen St. Sulpicius-Se-

minars in Montreal bezügliche Aktenstücke vorgelegt hatte, ver- hob der Bischof von Exeter auf den Wunsch einiger Pairs seine gegen jene Jnkorporirung gerichtete Motion bis zum _ näch-

| sten Montag, um dem Hause Zeit zur Prüfung jener Doku-

mente zu lassen.

Unterhaus. Sibung vom 11. März. Lord Stanley zeigte an, daß er seine Bill über die Registrirung der JIrländi- \chen Wähler vom 24. März bis zum 28. April vertagen werde, weil am 23. April, als an dem Tage, an welchem das Ministe- rium die Vorlegung seiner Bill angeseßt habe, das Haus im Ausschusse sich über die Hauptklauseln dieser Bill werde aus|pre- chen fönnen und er es für angemessener halte, erst die Ansichten des Hauses über die einzelnen Bestimmuugen der ministeriellen Maßregeln zu erfahren, ehe er mit der seinigen weiter vorschreite. „Mein Zweck“, sagte der Lord, „ist hierbei, meine Bill in diejenige Lage zu ver- seßen, welche ihrer Durchführung und Verwandlung in ein Lan- desgeseß am günstigsten seyn dürste, und ih glaube, daß ih die- sen Zweck am besten erreiche, wenn ich das Vorurtheil erst vor- übergehen lasse, welches aus der Erinnerung an die, wenn auch geringe Majorität, die das Prinzip der ministeriellen Bill gut- hieß, für meine Maßregel entspringen könnte, wenn ich dieselbe jeßt schon vorbrächte, ehe die Bill der Minister im Ausschusse erörtert ist.

London, 12, März. Die Tories behaupten, das Ministe- rium habe es sehr geschickt so einzuleiten gewußt, daß, wäre ihm auch bei seiner Jrländischen Wähler-Registrirungs-Bill eine Nie- derlage beigebracht worden, Sir Robert Peel nicht im Stande gewesen seyn würde, die Bildung eines Kabinets zu übernehmen. Wenn nämlich bis zum 25. April die jährlich vom Parlament zu genehmigende militairische Disziplin-Bill, welche der Regierung jedesmal die Befugniß verleiht, über Armee und Marine zu verfügen und sie in Subordination zu halten, niht durchgegan- gen ist, so sind beide gesetzlich aufgelöst, und die Disziplinar-Bill kann nicht eher durhgebracht werden, bis die Budgets bewilligt sind, weil man erst im Stande seyn muß, eine Armee halten zu fônnen, ehe man für ihre Verwaltung und Digs- ziplin sorgen kann. Es würden aber gewiß wenigstens vierzehn Tage erforderlich gewesen seyn, um die Anordnungen für ein neues Ministerium zu Stande zu bringen, und eine allgemeine Parlamentswahl hätte nicht früher als in sehs Wochen beendigt werden können, so daß Sir R. Peel es entweder hätte wagen müssen, die Subsidien in einem Unterhause zu beantragen, in welchem er bisher in der Minorität gewesen, oder die Diszipli- nar-Bill wäre abgelaufen, ohne erneuert zu seyn. Genug, sagen die Tories, er hätte es in keinem Falle unternehmen können, ein Kabinet zu bilden, denn wäre er auch Willens gewesen, die Bud- gets dem Hause ganz so vorzulegen, wie sie von den jeßigen Mi- nistern vorbereitet worden, so hätte die Wigh-Partei unter solchen Umständen doch gewiß ihre Verwerfung zu betreiben gesucht S ihre Machinationen würden ihr wohl auch gelungen seyn. ! id gens erhält sich noch immer das Gerücht, daß die Mut 2 : nach Ostern das Parlament auflösen würden, um U tis U- spizien einiger liberalen Konzessionen sih erst größere Warte zu

S ca E AT - aser-Bill wieder vorbräch- verschaffen, ehe sie ihre Jrländische Wähler uchub feiner Bill ten. Der von Lord Stanley angekündigte Auf\ch1 E d

E Tr L R ‘t fiberdies, daß die Tories keine bis nach der ministeriellen zeigt U Gen, so lange die init Hoffnung haben, diese Maßregel durchzuseBen s 6 di Minist p erielle noch {chwebt, und es wäre woh Ug, Lay De Sea sterielle no E d einige liberale Erklärungen der Mi- den Eindruck, den dies und emt Gunste cch A nister auf die liberale Partei zu ihren Bunsten zu machen geeig- net, dazu benußten, eine allgemeine Wahl zu unternehmen.

(s Graf Mountcashel neulich im Oberhause fragte, ob der von den Zeitungen mitgetheilte Kommissions- Bericht des Ameri- fanischen Repräsentantenhauses über die Mac Leodsche Angelegen- heit echt sey, was jeßt feinem Zweifel mehr unterliegt, wendete dieser Pair sich mit folgenden Worten an die Amerikaner:

„Fch glaube nicht, daß die Bewohner der Vereinigten Staaten so blind Fegen ihre eigenen Jnteressen seyn können, um ein solches Aften- stück vorzubringen, und {ch werde in meinem Zweifel dadurch bestärkt, daß fein einziges Mitglied des Konaresses aufgetreten zu seyn scheint, um ein Amendement zu machen. (Hierin irrte sich Graf Mountcashel, wie aus einer náheren Einsicht in die Amerikanischen Berichte hervor- geht.) Jst das Aktenstück eht, so muß das Volk der Vereinigten

Staaten den zerrütteten Zustand seiner Finanzen vergessen, es muß vergessen haben, daß es in den Vereinigten Staaten drei Millionen Neger giebt, die bereit sind, bei einem Kriege die Partei Englands zu ergrei- fen; es muß die große-Schaar der Jndianer vergessen haben, die-es in das Junere gedängt hat, und die bereit sind, hervorzubrechen und zu rächen, was man ihnen Uebels gethan; es muß die Kanadier vergessen haben, die zu den treuesten Unterthanen unserer Königin gehören. Glauben die Amerifaner, wenn sie ihre Rache an dem unglücflichen Ofer fühlen, das sich in ihren Händen be- findet, die Kanadier würden nicht bereit seyn, seinen Tod tausendfach zu rächen? Glauben sie, dieselben würden nicht irgend Jemand ergrei- fen, der unter der Regierung der Vereinigten Staaten lebt? BVerga- ßen fie die Truppen, die jeßt zum Glücfe zahlreih in unseren Nord- Amerikanischen Kolonieen sind, und die große Seemacht, die sogleich gegen sie verwendet werden fönnte? Wenn sie alles dieses bedenken, werden fie wohl einsehen, daß sie durch Feindseligfeiten gegen Groß- britanien nur verlieren, uichts gewinnen fönnen, und deshalb fann ih das Aktenstück nicht für eht halten.“

Der ministerielle Globe äußert sich in seinem gestrigen Börsen- Bericht folgendermaßen über den Stand der Differenz

mit den Vereinigten Staaten: „Die gestern eingetroffenen New- Yorker Blätter bis zum 20. Februar enthalten Details Über ei-

nige fernere ärgerliche Kundgebungen im Kongresse, welche eine schlimme Stimmung gegen England zu offenbaren scheinen und es möglich machen, daß eine feindliche Kollision zwischen den bei- den Ländern aus den obschwebenden Streitigkeiten her- vorgeht, zumal da man vernimmt, daß unser Gesand- ter in Washington den Befehl zur Abreise empfangen hat, falls scine gerechten Forderungen nicht unverzüglich erfüllt werden. Diese Nachrichten veranlaßten sogleich ein Wei- chen der Course auf dem Fondsmarkt, und das Vertrauen ist heute noch keinesweges wiederhergestellt.“ In einem leitenden Artikel desselben Blattes wird dagegen die Meinung ausgesprochen, daß die Debatten und Beschlüsse des Kongresses keinesweges so wichtig seyen, als der vorhergegangene Kommissions8-Bericht, und daß sie keinen stärkeren Grund darböten, einen Bruch und Krieg zu fürchten, indem bloß die gestürzte Partei van Buren's das ree aufzureizen suche, um ihren Nachfolgern Verlegenheiten zu ereiten.

Die Bevollmächtigten Englands, Oesterreichs, Preußens und Rußlands hatten vorgestern eine Konferenz mit dem Türkischen Gesandten.

Dem Pariser Korrespondenten des Morning Herald zu- folge, soll die Franzöósishe Regierung durch eine telegraphische Depesche des Herrn von Bourqueney benachrichtigt worden seyn, daß ein neues Protokoll zwischen den fünf alliirten Mächten mit Ausschluß Frankreichs unterzeichnet worden sey, und daß man Konferenzen für den Abschluß eines neuen Vertrages zur Regu- lirung der orientalischen Frage, gleichfalls ohne Frankreich, halte. Das genannte Blatt selbst bemerkt jedoch hinsichtlich der Besorg- nisse, die man in Paris neuerdings wegen der orientalischen Frage und wegen des d von den Mächten des Juli-Trak- tats unterzeichneten Protokolls hege, daß ein Schluß-Traktat zwi- schen den Mächten, die den Julíi- Traktat unterzeichnet, nöthig geworden sey, und daß man eben dadurch Frankreich einen Weg erôffne, in die allgemeine Allianz von Europa einzutreten.

O'’Connell hat wieder ein Schreiben an das Jrländische Volk gerichtet, in welchem er dasselbe, nach Aufzählung der verschiede- nen Gefahren, von denen Jrland ‘bedroht sey, und nachdem er die Befürchtung ausgesprochen, die Tories würden binnen kurzem zur Gewalt gelangen, dringend auffordert, mit neuem Eifer und neuer Energie die Auflösung der Union zu verlangen, da dies das einzige Mittel sey, Jrland zu retten.

Auf eine Beschwerde O’Connell’'s, daß bei der Britischen Armee in Indien und China keine katholische Geistliche angestellt seyen, hat Lord John Russell im Unterhause erklärt, er wisse zwar nicht, was die Indische Regierung in dieser Sache gethan habe, doch halte er es für durchaus nöthig, daß für die religidsen Be- dürfnisse der katholischen Soldaten eben so gesorgt werde, wie für die jedes anderen Glaubensbekenntnisses, und es werde dafür ge- sorgt werden, daß dies geschehe.

Nach Indischen Blättern war zu Singapore am 26. No- vember die Nachricht eingetrofsen, daß das Englische Schiff „„Golconda‘/ westlih von Pulo Cantom gescheitert sey. Die Truppen, welche aus einem Theil des 38sten Regiments der ein- gebornen Infanterie voa Madras mit 13 Offizieren unter Oberst Craigie bestanden, wurden nebst der Mannschaft und den Passa- gieren gerettet, waren aber als Gefangene in der Haft der Chinesen.

Prinz Albrecht hat neulich aus der kleinen, aber wohl be- kannten Sammlung des verstorbenen Professors d’Alton zu Bonn einige werthvolle Gemälde angekauft, welche jeßt seine Privat- Galerie im Buckingham - Palaste schmücken. Es befinden sich darunter drei Meisterwerke von Rubens, Jordaens und Rem- brandt. Auch die treffliche Magdalena von Annibale Caracci aus dieser Sammlung ist auf dem Wege nach London.

Der Herzog von Sutherland und der Marquis von West- minster sind gestern von der Königin mit dem Hosenband-Orden bekleidet worden. :

Lord Palmerston und Lord Howard de Walden haben we- gen ihrer Mitwirkung zur glücklichen Beilegung der Spanisch- Portugiesischen Differenzen von der Königin von Portugal den Thurm- und Schwerdt-Orden erhalten.

Der Gesandte der vereinigten Staaten, Herr Stevenson, hatte gestern eine Audienz im Buckingham-Palast, um Ihrer Majestät ein Glückwunschschreiben zu überreichen.

Der Lord-Kanzler ist so weit hergestellt, daß er gestern im Oberhause wieder bei den gerichtlichen Verhandlungen desselben, als Appellationshofes, den Vorsiß führen konnte.

Nt&Edeérlande

Aus' dem Haag, 14. März. Man vernimmt auf guter Quelle (heißt es im Handelsblad), daß Se. Majestät bestimmt haben, es sollen fortan die Provinzial-Gouverneure an den Wah- len von Mitgliedern der zweiten Kammer nicht mehr Theil neh- wen. Die Adresse des Advokaten Lipman, die in der Sißung vom 10ten d. M. dem Minister des Jnnern zur Berichterstat- tung übersandt wurde, ist von Sr. Excellenz dew Präsidenten der weiten Kammer mit der Anzeige zurückgesandt worden, daß die Provinzial-Gouverneure durch den Minister in einem Rund- schreiben aufgefordert worden, an den Wahlen keinen Theil mehr zu nehmen. dié S Königliche Verorduung sind die Gesundheits - Atteste, fuhr er reußischen Gränze bei der diesseits geschehenen Aus-

r von Vieh erforderlich sind, von allen Stempel- und Regi- e Sn befreit worden. „le Dee-Assekuranzen auf Englische Schiffe, die nah Ame- rifa bestimmt sind, sind auch hier bedeutend gestiegen, da man

einen ‘Krieg zwischen Großbr i i , wahrscheinlich, hält, oßbritanien und Nord-Amerika für sehr

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Deutsche Bundesstaaten.

Braunschweig, 16. its Se. Herzogl. Durch- saucht haben in inniger, wohlwollender Theilnahme an dem zum ABedächtniß Ferdinand's von Schill unfern hiesiger Stadt erbau- Sen JInvalidenhause, geruht, 100 Louisd’or zur Förderung der Svaterländishen Stiftung, deren Kosten den Anschlag um mehr als das Doppelte übersteigen, dem Gründer dieser frommen An- stalt- huldvollst zustellen zu lassen. Wie bekannt, zieren des "Hauses kleine Kapelle, welche dem Andenken des Jahres 1809,

Fienes Jahres voll Ruhmes und Unglücks, geweiht is, die lebens- großen Bildnisse des Erzherzogs Karl von Oesterreich, des Her- n ogs Friedrih Wilhelm von Braunschweig - Oels und Andreas SHOofer's, wie auch die von dem Wappen seiner Offiziere umge- hene, halbkolossale, eherne Büste Schill's. An den Todestagen der drei Leßteren und an denen der auf dieser Stätte und vor ESBesel erschossenen Schillschen Krieger ertönt die Glocke der Ka- pelle. Eine wunderbare Fügung is es, daß gerade zu Sr. Leon-

ard im Thale Passeyr Andreas Hofer das Licht der Welt er- sicfte, und auch unsere, im Norden Deutschlands sein Gedächt- “niß für ewige Zeiten bewahrende Stiftung bei einem städtischen Dorfe liegt und demselben eingepfarrt ist, welches gleichsalls den Namen St. Leonhard führt.

S Qw i

j Neuchatel, 9. März. Bei Gelegenheit der Instructions- Ertheilung in Bezug auf die Kloster-Angelegenheit des Aargau's, gab Herr von Chambrier dem geseßgebenden Körper folgende Aufschlüsse sowohl über die geschichtliche Begründung der Aar- gauischen Klöster als über den Zusammenhang des Aufhebungs- Beschlusses mit den neuesten Ereignissen in jenem Kanton: „Im Jahre 1412 hatte der Herzog von Oesterreich mit den eidge- nöffischen Ständen Frieden geschlossen und ihnen alles Land überlassen, das sie im Besize hatten. Dieser Fürst regierte friedlich, was ihm von der Schweiz Übrigblieb, namentlich den shöuen Theil, den die Gewäs- fer der Aar, der Reuß und der Limmat bespülen. Zu seinem Unglück ergriff er die Partei des Papstes Johann XXU. gegen den ‘Kaiser und das Konzilium zu Kostniß, die diesen Papst gezwungen hatten, abzudanken. Johann entfloh ; der Herzog, angeflagt, diese Entweichung befordert zu haben, wurde in die Reichsacht erklärt und an die eidgenössi- schen Stände erging die Aufforderung, diese Acht in Ausführung zu bringen, mit dem Versprechen, ihnen Alles zu überlassen, was sie dem Herzog abnehmen fönnten. Nach einigem Zögern gehorchten sie. Bern bemächtigte sich des Thales der Aar, díe übrigen Kantone, Uri ausge- nommen, das fich ihnen nicht anschließen wollte, nahmen die in dem Bassin der unteren Reuß und der Limmat gelegenen Länder, die Graf- schaft Baden und die freien Aemter, die unter ihrer Oberhoheit blieben. Dieser Zustand der Dinge währte bis zur Reformation, zu welcher Zeit das ganze Bernische Aargau, eben so wie der Kanton, zu dem es ge- hörte, reformirt wurde: dagegen blieben die freien Aemter und die Grafschaft Baden katholisch, gleich den Kantonen , welche die Oberhoheit über sie ausäbten. So blieb es bis zum Fahre 1798, als die Revolution Alles zersliórte: Regierungen, Kantone, Klöster, Alles verschwand in jener Helvetischen Republik, die in der Schtoeiz so traurige Erinnerungen zurücfgelassen hat. Jun Jahre 1802 erhob fich fast die gauze Bevölke- rung der Schweiz gegen diese Regierungs-Einheit und diése Empörung führte die Mediations-Afte von 1803 herbei. Die Kantone traten an die Stelle der Republif, die Klöster wurden wieder hergestellk. Unter denen, die uns heute beschäftigen, liegen Muri, Gnadenthal, Hermet- shwyl in den freien Aemtern, Baden, Fahr und Wettingen in der Grafschaft Baden. Kein neues Ereigniß bezeichnete in dieser Beziehung die Zeit der Mediations-Afte: nur die freien Aemter hatten sich seit dem Beginn dieser politischen Krisis dem Kanton Zug anschließen wollen, dessen Gebiet sie berührt und der ihnen bessere Garantieen bot, aber der Einfluß des ersten Konsuls entschied “für den Kanton Aargau, sv daß dieser Kanton aus zwei, bis dahin einander fremden Ländern zusammengeseßt wurde, von denen das eine, der ehemalige Berni- sche Aargau, ausschließlich protestantisch, das andere, aus den freien Aemtern, der Grafschaft Baden und dem Fricfthal bestehend, fatholisch war. Bei Auflösung der Mediations-Afte im Jahre 1814 wurde ein Versuch gemacht, die freien Aemter mit Zug zu vereinigen, aber das System der Jntegrität der Kantone gewann das Uebergewicht und mau nahm damals den Art. 12, der die Klöster unter der Garantie der Eid- genossenschaft stellt, in den Vertrag auf. _ Diese historische Uebersicht erklärt, wie jene Bestimmung herbeige- führt wurde; ohne dieselbe würde es auffallend erscheinen, daß man einfache Corporationen unter die Garantie der Eidgenossenschaft stellte, aber man hatte zwei heterogene Massen vereinigt und es war nöthig, der schwächeren Garantieen zn gewähren und den Katholifen die Ver- sicherung zu geben, daß die an Zahl etwas stärkere Masse der Pro- testanten nicht nah Belieben über das Eigenthum des katholischen Theils verfügen könne, der mit ihnen durch eine Maßregel der allge- meinen Polítif vereinigt worden war. Diese höchst wichtigen Motive erflären die Spezialität dieser Bestimmung. Während der Vertrag den Klöstern diese Garantie gab, gewährte die Verfassung des Aargau selbst den Kotholiken eine uicht minder wichtige Garanlie; fie stellte nämlich als Prinzip und als eínen Fundamentalpunkt auf, daß, ohne Rückficht auf die Ungleichheit dex katholis, und der protestantischen Bevölkernnug, die Zahl ihrer Repräsentanten im großen Rath gleich seyn solle: von den 150 Mitgliedern desselben sollten 75 fatholisch und 75 proteslantisch sevn. Ju Jahre 1830 stürzte eine Volks -Be- wegung die Verfassung von 1814 und eíne neue Verfassung wurde entworfen, die indeß, merfkwürdigerweise, das Prinzip der Gleichheit unverleßt beibehielt, uur die Zahl der Deputirten wurde auf 200 vermehrt, wovon 100 katholis und 100 protestantisch feyn sollten, und beide Religionen erhielten femit eine vollständige Garantie gegen jede gegenseitige Unterdrückung. Aber in deu gegenwärtigen Jahre hat das Prinzip der proportionalen Vertretung das Uebergewicht erhalten ; alle damit nicht übereinstimmenden Garantieen sind vernich- tet, als dem absoluten Prinzip zuwider, dem einzigen, welches die ra- difale Partei anerfennen will, und die Einführung dieses Systems, wobei von feiner Garantie die Nede ist, bildet die Grundlage der dem Volke von Aargau vorgeschlagenen neuen Verfassung. Am 5. Januar ist über diese neue Verfassung abgeslimmt worden; alle fatholischen Distrikte haben sie verworfen, alle protestantischen haben sie angenommen. Von 26,786 Stimmenden sprachen sich 15,306 für, 11,480 gegen die Annahme aus. Die Abstimmung geschah am ck5ten; am 7ten verkündigte der große Rath der Bevölkerung das Resultat in einer Proclamation. Seit dem 8ten gab sich in den fatholisczen Distrikten, die ín der Au- nahme dieser neuen Verfassung ihre Unterdrückung und den Verlust aller ihrer Garantieen erblicften, eine heftige Gährung zu erkennen. Diese Aufregung währte am 9ten fort; es versammelte sich ein katho- lischer Ausschuß, um, wie es heißt, sich Über eine Protestation zu be- rathen. Die Regierung, von dieser Versammlung unterrichtet, ließ die Mitglieder derselben verhaften ; das Volk, welches sich immer mehr er- hißte, besreite dieselben, verha!teie seinerseits die Regierungs-Kommissa- rien, und es bildete sich in den fatholischen Distrikten ein bewaffneter Aufstand. Der vollziehende Rath von Aargau ergriff sogleich Maßre- geln dagegen, berief dic Miliz des protestantischen Theils des Kantons ein und forderte die benachbarten protestantischen Kantone Zürich, Bern und Basel-Landschaft auf. ihm beizustehen. Am 11ten marschir- ten 10,000 Mann nach den katholischen Distriften und unterdrüctkten jeden Widerstand. Am 13ten versammelte sich der große Rath, und ohne Prüfung, fast ohne Diskussion, erläßt er ein Dekret, wodurch die Klöster aufgehobeu werden.“ i

TAr t T

Konstantinopel, 24. Febr. (De st. B.) Durch das Dampf- boot des Oesterreichischen Lioyd „Lodovico“ sind am 21sten d. M. direkte Nachrichten aus Syrien hier angelangt, welchen zufolge sich

Ibrahim Pascha am 9ten d. M. noch immer in Gaza befand. Er lag an der Gelbsuht und an der Wassersucht darnieder und sein Zustand hatte sich so verschlimmert, daß er gendthigt war, beim Kommandanten des vor Jassa geankerten Englischen Linien- schiffs „Benbow“/, um ärztliche Hülfe nachzusuchen, der einen seiner Chirurgen absendete, um ihn zu pflegen. Das früher Toskanische, nunmehr von Mehmed Ali angekaufte Dampfboot „Hadschi Baba‘/ war von Lebterem abgeschickt worden, um den F franfen Jbrahim an Bord zu nehmen und nah Alexandrien zu- F rúcfzuführen.*) Die Berichte aus Syrien sprechen einstimmig F von den Grausamkeiten und Ausshweifungen, mit welchen Jbra- him Pascha seinen lebten Aufenthalt in Damaskus bezeichnet hatte. Er ließ alle Dörfer der Umgegend ausplúndern, um sich # Lebensmittel für seine Armee zu verschaffen, wobei er alle diejenigen *# hinzurichten befahl, welche die Vorräthe, deren fie zu ihrem ei-

genen Unterhalte bedurften, seinen Nachforschungen zu entziehen

versuchten ; außerdem ließ er ungefähr hundert Jndividuen enthaup-

ten, die einen auf den bloßen Verdacht hin, daß sie desertiren

wollten, die anderen, weil sie die Waffen gegen die Aegypter er-

griffen hatten. Eines Tages ließ er sich dur seine Heftigkeit so

weit hinreißen, daß er einen seiner Kämmerlinge in seinem Hguse

mit eigenen Händen tôdtete, während er zwei andere durch seine Hen-

ker hinrichten ließ. Nach solchen Éxecutionen pflegte er sich derUnmäßig-

feitund den niedrigsten Ausschweifungen hinzugeben. Unmsso größer

war der allgemeine Jubel in Damaskus, als Ibrahim mit seiner

Armee die Stadt räumte, und zwei Tage später der neue Muße-

lim, Kurd Achmed Aga Sussuf in derselben an der Spibe von

einigen Tausend Kurden und Drusen seinen Einzug hielt. Die-

ser Mußelim wird allgemein wegen seines loyalen und weisen

Benehmens gepriesen, durch das er die dffentlihe Ordnung auf

musterhafte Weise zu erhalten und den Exzessen, zu welchen

einige fanatische Türken nur zu geneigt schienen, vor-

zubeugen wußte. Am 21. Januar traf auch der

neue Statthalter der Pforte, Hadschi Ali Pascha, in

Damaskus ein, wo ihm von den Einwohnern ein glänzender

Empfang bereitet worden war. Nach seinem Eintreffen wurde

die Stadt drei Nächte hindurch beleuchtet. Jn Damaskus, wie

in ganz Syrien, herrschte allgemeine Freude und Zusriedenheit

über die Rückkehr unter die Herrschaft des rechtmäßigen Monar-

chen. Nach den oben erwähnten Berichten dürfte diese Pro-

vinz gegen die Mitte dieses Monats von den Aegyptern gänzlich

geräumt worden seyn.

Am 22sten d. M. ward dem Sultan eine vierte Tochter, die den Namen Prinzessin Behie erhielt, geboren, welches erfreu- liche Ereigniß durch dreitägige Kanonensalven und Beleuchtung gefeiert wird.

Am 21lsten d. M. ist _in Psamatia, einem von Armeniern und Griechen bewohnten Stadtviertel von Konstantinopel Feüér ausgebrochen, wobei die Armenische Schule, Sulu Monastir ge- nannt, ein Raub der Flammen wurde.

In Folge der von der hiesigen Sanitäts- Kommission ange- stellten Untersuchung hat sich der angeblich bei Bujukliman statt- gefundene Pestfall nicht bewährt, welches erfreuliche Resultat von jener Kommission den fremden Gesandtschafts-Kanzeleien amtlich mitgetheilt wurde.

Wegen des Erscheinens Griechischer Seeräuber im Golf von Aiwali ist die zu Smyrna stationirte Oesterreichische Goelette ¡¡Arethusa“/ dahin abgesegelt, um die Sicherheit in jenen Ge-

wässern wieder herzustellen.

XTAUPEC A

Das neueste Journal de Smyrne enthält Nachrichten aus Alexandrien vom 7. Februar, wonach Mehmed Ali seine Rüstungen thätig fortseßt und namentlich an den Batteriéen mir großem Eifer arbeiten läßt. Die Forts sind durch Artilleristen

kündet und erwartet wurde, muß nach wie vor exetziren.

Auch das Aegyptische Geschwader hat sein Material an Bord genom-

men und wird vollständig armirt. Es scheint demnach, daß der Pascha, falls die Pforte ihm den neuen Jnvestitur-Ferman und dessen lästige Bedingungen mit Gewalt sollte aufdringen wollen, entschlossen ist, Widerstand zu leisten, wobei er freilich darauf rechnet, daß die Europäischen Mächte, die jeßt kein solches Jnter- esse mehr bei der Sache haben, wie vor der Räumung Syriens, sich vollkommen neutral verhalten werden.

Vereinigte Staaten von Nord- Amerika.

New-York ; 20. Febr. Zu näherer Beleuchtung der Art und Weise, wie die Majorität das Repräsentanten-Haus der Ver- einigten Staaten, das heißt in diesem Falle die Hälfte der Mit- glieder und eines mehr, die Frage in Betreff des Dampfboots ¿¿Caroline“’ und das Verfahen gegen Herrn Mac Leod in völ- kerrechtlicher Hinsicht und nach dem Staatsrecht der Union be- trachtet, wird noch die vollständige Mittheilung folgender Stellen aus dem bekannten Bericht der Kommission für die auswärtigen Angelegenheiten dienen : _ „Das Dampfboot „Caroline“ wurde, als es an dem Werft von Schlosser vor Anker lag, weggenommen und verbrannt. Mehrere Per- sonen wurden dabei ermordet, ganz gewiß ein Mann, der tödt auf dem : Verdecke liegen blieb. Die Andeutung des Britischen Gesandten, Schlos- ser liege uur nominell innerhalb des Gebietes der Vereinigten Staaten, - fann gegen ihn selbst gebraucht werden, da wir mit gleichem Rechte sagen können, Navy-Jsland liege nur nominell innerhalb des Gebietes der Britischen Regierung ; aber zu der Zeit, von welcher hier die Rede ist, hat das dort versammelt Volf den Kanadischen Behörden eben fo getroßt als irgend ein Theil unseres Volkes die? unserigen nicht geach- let. Dennoch hielt es die Britische Behörde für geeignet, bei Navy-Jsland ihrem damaligen „nominellen“ Gebiete, vorüberzngehen und die Viegide der Britischen Jurisdiction in eigener Machtvollkommenheit auf den Amerikanischen Boden zu verpflanzen. Dadurch dehnte sie wirklich auf uns jene mílde Vormundschaft aus, die sie damals über einen Theil ihres eigenen Gebietes nicht verbreiten fonnte und die sich uns eben so sehr durch die Art ihrer Uebernahme als dur ihre Liebe für Récht und Geseß empfiehlt. Es hat dem Britischen Gesandten auch beliebt, die „Caroline“ ein Piraten-Dampfschiff zu nennen. Solche un- bestimmte Bezeichnungen durch irgend Jemand, wie hoch er auch ge- stellt sevu möge, fönnen das nicht zu Seeräuberei machen, was das Völkerrecht nicht als solche anerfennt. Piraten sind Freibeuter, Feinde des menschlichen Geschlechts, die, nah ausgezeichneten Juristen, ohne Aiagge oder Heimath auf jedem Meere und an jeder Küste rauben. eeräuberei gehört unter die Gerichtsbarfeit aller Nationen. Selbst unter dem schlimmsten Gesichtspunkte, unter welchem man die Sache betrachten kaun, waren die mit dem Dampfboote „Caroline“ in Ver- bindung stehenden Jndividuen nur Helfershelfer und Aufwiegler Auy- derer, die sich im Aufstande befanden. Der Ausschuß weiß durchaus nicht, nah welcher Autorität Aufstand für Seeräuberei angefehen wird. Durch eine solche Verwirrung der Ausdrücke stügt man det all auf Beiwörter, siatt auf gesundes Recht und auf Thatsachen. ber selbst auch angenommen, es wäre ein Piratenboot, E es nah der Behauptung des Gesandten gewesen eyn soll, ues eh L es, sobald es unseren Boden berührte, unter E E A feine Macht auf Erden konnte es, dem Rechte nach, angreifen. Weine

°) Die Ankunft desselben in Damietta haben wir bereits gemetdet,

neu beseßt und die National-Garde, deren Auflösung täglich ver: F