1841 / 106 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Frankrei. Ü j Yoril, Gestern Nachmittag nahm der König Paris, 1 Arbeiten im ‘Park von Neuilly und im Bou

die Befestigungs Augenschein. n der Suite des Königs be: logner B Marschall Soult, der General Daude de la Bru- fanden si) jutanten und seine Ordonnanz-Offiziere. Der Oberst- O, von Cassières, der mit der Leitung der Arbeiten zwi- Lieutena anal von St. Denys und der niederen Seine beauf- S F rwartete Se. Majestät in Neuilly. Der König fand e Bes “ganzen Länge, die er besichtigte, die Arbeiten unterbrochen. auf dieser Unterbrehung ist ein Konflikt Schuld, der sich zwischen der Verwaltung des Brücken- und Chausseebaues und dem Kriegs- Ministerium erhoben hat, dessen Beilegung aber in diesen Tagen u erwarten is. Se. Majestät hat in möglichster Schnelle die Wiederaufnahme der Arbeiten befohlen ; die im Boulogner Ge- hólz werden zuerst vollendet werden. Man versichert auch, es | sey beschlossen worden, daß an allen Punkten der Ringmauer zu gleicher Zeit gearbeitet werden solle. Jn der That müssen die Arbeiten mit außerordentlicher Thôtigkeit betrieben werden, wenn man die für dieses Jahr votirten 12 Millionen noch verausga- zen will. M Alle Truppen, welche bei den Befestigungs- Arbeiten beschäf- tigt werden sollen, werden bis zum l. Mai in und um Paris eingetroffen seyn. Das Äte Linien- Regiment, welches seit einem Monat im Fort von Vincennes liegt, ist fúr das Lager bei Ro- wmainville bestimmt. Es wird gleich nach Ankunft der Bataillone, die man täglich von St. Omer erwartet, dorthin abgehen. Ín den Lagern von Romainville, von Ruel, von Ivry , von Mont reuil und von St. Denys herrscht die größte Thätigkeit, und dieselben werden bald vollständig eingerichtet seyn. Seit einiger Zeit werden die Arbeiten an dem Fort des Mont Valerien nur von Militair-Jngenieuren fortgeseßt; aber in wenigen Tagen sol- len 2000 Civil-Arbeiter an diesem Werke, welches 10/000 Metres im Umfange haben wird, beschäftigt werden. An dem Fort von Alfort, welches hinter der Veterinair-Schule liegt, arbeiten beständig 600 Civil-Arbeiter und 50 Soldaten des Ingenieur-Corps. Die 9 Bastionen, die dieses Fort haben wird, sind bereits beinahe acht Metres über die Erde heraus gearbeitet, und der breite Graben, der sie umgiebt, hat hon die vorgeschriebene Ziese, Da dieser Theil des Terrassements seiner Beendigung nahe ist, so fángt man auf einigen Punkten mit der Eskarpe der Gräben und mit den äußeren Glacis an, die durch einen zweiten Graben begränzt seyn werden. Die Kasematten, welche man in jeder der Courti- nen, die sih den Flanken der Bastionen anschließen, errichten wird, sind gleichfalls begonnen. Jn 14 Tagen wird man mit der Bekleidung der Bastionen und Courtíinen beginnen.

In einem hiesigen Oppositions-Journale liest man: „Alle unabhängigen Journale fordern das Ministerium dringend auf, seine Absichten in Bezug auf die Auflösung der Kammern auszusprechen. Es wäre in dev That wohl Zeit, daß die Regie | rung aufhörte, ihre Pläne, die für Niemanden mehr ein Ge- | heimniß sind, zu verheimlichen. Indessen zögern die ministeriel len Journale noch, jene Absicht einzugestehen , sie erklären sogar, | obgleich in zweideutigen Ausdrücken, daß die Regierung nicht die | Absicht habe, die Kammern aufzulösen. Zu gleicher Zeit aber er klären die Provinzial-Zeitungen, die unter ministeriellem Einflusse schreiben, ganz laut, daß die Auflösung noth,wendig sey. scheinen beauftragt zu seyn, die Gemüther der Wähler vorzube- | reiten, während man in Paris jeden Gedanken an Auflösung von den Deputirten fern zu halten sucht, um nicht Gefühle der Un- abhängigkeit in ihnen zu erwecken, die die Majorität schwächen Ffôönnten. Uebrigens fürchtet das Ministerium so sehr, daß die mít so vieler Múhe erlangte künstliche Majorität ihm noch vor dem Ende der Session entshlúpfen könnte, daß es dieselbe so bald als möglich geschlossen gu schen wünscht. Es hat schon anzeigen lassen, daß kein Geseß-Entwurf von einiger Wichtigkeit mehr vor- gelegt werden würde, und andererseits wissen wir, daß man die | Berichterstatter der noch vorliegenden Geseb- Entwürfe und des Budgets aufgefordert hat, sich mit Abstattung ihrer Berichte so viel als möglich zu beeilen. Man möchte die Session in den ersten Tagen des Juni schließen fönnen.““

“Aus Dona schreibt man vom 16bten v. M. „Heute ist bei der Behörde der Befehl eingegangen, die nôthigen Maßregeln zu treffen, um alle auf der Straße nach Konstantine belegenen Lager aufzuheben. Man behält nur das Lager von Ghelma bei, das eine starke Garnison haben wird. Die kleineren Lager werden am 18ten d. geräumt. Nichts hat die von einem durch den Ge- neral Lamoricière in der Provinz Oran erfochtenen Vortheil verbreitete Nachricht bestätigt. Briefe aus dieser Stadt vom 25stten März berichten nur Folgendes: Der Oberst Tempourvre vom l5ten leichten Regiment, Ober - Kommandant von Mostaga- nem, ist am löten mit einer Kolonne von 1000 Mann aus dieser Stadt nach dem Chelisf aufgebrochen. Man zog gegen den Stamm der Maggiers, um eine Razzie zu machen, allein 7 Meilen von Mostaganem angekommen, sah die Kolonne sich pldblich von einer be- deutenden Anzahl Araber, worunter 600 Mann regulaire Kavallerie, umringt, und man mußte sich einen Weg bahnen, um nach Mostaga- nem zurückzukehren. Man {lug sich während 5 Stunden; un- sere Truppen waren nicht unschlússig und haben beständig den Feind zurückgeworfen. Ein Tagesbefehl des Obersten giebt den Verlust des löten Regimentes auf 2 Getödtete und 16 Verwun- dete an. Die nach Mostaganem gekommenen Araber versichern, daß der Feind mehr als 100 Mann verloren habe. Zwei feind- liche Fähnriche und der Aga der Maggiers sind getödtet, der Chef der vregulirten Kavallerie ist gefangen worden. Jebt verbreitet sich das Gerücht, der Kalifa Hadgi Mustapha habe seine Streit- kräfte zwischen dem Sig und dem Habra zusammengezogen.

Der Herzog von Nemours hat fich am 8. d. auf dem Dampfschisse „(e Grondeur‘/ von Toulon aus nach Algier einge chit. Das Dawmps}\chif „Papin“/ begleitet den „Grondeur““.

Das Journal des Débats meldet, daß die Reise der Belgischen Majestäten na Paris auf unbestimmte Zeit verscho hen worden sey, und daß der Prinz von Joinville in diesen Ta- gen nach Brüssel abgehen werde.

__ Der Abbe Coquereau, der als Almosenier der „belle Poule“‘

die Expedition nah St. Helena mitgemacht hat, und der gester ; vi ; / zestern in der Kirche St. Roch predigte, hatte eine (o große Menge von Zuhörern herbeigelockt, daß einige Abtheilungen Stadt-Sergean- ten nothwendig waren, um die Ordnung aufrecht zu erhalten Ueberhaupt sind in diejen Tagen alle Kirchen der Hauptstadt so überfüllt gewesen, wie noch nie. ; :

Der Bischof von Evreux ist am ten d. M in Evreux mit Tode abgegangen.

Ein Student ,

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Namens Dorcy, der leidenschaftlich in eine junge Spanierin, Namens Soledat, verliebt war, ohne seine Neigung erwiedert zu sehen, drang gestern früh in das Zimmer der jungen Dame, und als dieselbe nach Hülfe rief, {oß ev ein Pistol: auf sie ab, - und jagte sich gleich darauf eine Kugel durch den Kopf. Die schnell herbeigerufenen Aerzte und Polizei-Beam-

452 | ten fanden zwei Leichen. Der Mörder war 20 Jahr alt, das junge Mädchen kaum 16.

Es heißt jeßt, der Graf Bresson werde in den ersten Tagen der künftigen Woche auf seinen Posten nach Berlin zurückkehren.

Großbritanien und Jrland.

_London, 10. April. Der Hof wird bis zum 20. d. M.

in Schloß Windsor verweilen, wohin sih auch die verwittwete Königin und die Herzogin von Kent begeben haben. Die Mi nister Lord Melbourne und Lord Normanby, der Herzog von Wellington und Sir R. Peel sind für einige Zeit auf ihre Land- sibe abgereist. _ Der Antrag des Herrn Scholefield im Unterhause auf Er sebung eines Theiles der Zoll- und Accise-Abgaben durch eine di- rekte oder Vermögens-Steuer wurde bekanntlich vom Kanzler der Schaßkammer im Namen der Regierung bekämpft. Indessen scheint der ministerielle Globe jenen Antrag nicht unbillig zu fin- den. Er giebt nämlich eine Tabelle der Englischen Staats - Ein- künfte, woraus erhellt, daß von der 47,433,459 Pf. St. betragen- den Rein-Einnahme des Jahres 1838 nicht weniger als 20,846,240 Pf. St. auf die Zölle und 13,632,171 Pf. auf die Accise trafen, wogegen die direkten Steuern nur 3,903,085 Pf. betrugen, da von die Fenster- Steuer 1,262,561, die Abgabe von Equipagen und Pferden §20,234, die für Dienerschaft 201,018, die Hunde- Steuer 156,200 und die eigentliche Grund-Steuer nur 1,184,830 Pf. Der Globe macht bemerklich, daß jene Haupt- Rubriken, Zôlle und Accise, größtentheils durch die Consumtion der mittieren und arbeitenden Klassen gefüllt würden, zu deren Besteuerung die auf die Grundbesißer fallenden Lasten in einem schreienden Mißverhältniß ständen, und folgert daraus, daß wenigskens der Getraide-Zoll abgeschafft oder sehr ermäßigt werden músse. unermeßliche Reichthum des Grundbesißbes“/, sagt dieses Blatt, „zahlt wenig mehr als 2 pCt. der bgaben Summe, die von allen Cin wohner- Klassen, reichen und armen, an den Staat entrichtet wird. Zum Entgelt zahlen die Konjumenten, in Folge der Beschrän fungen und Verbote, viele Millionen jährlich an die Landeigen thúmer. Eben so ziehen die Landeigenthúmer in unseren Koio nieen gleichfalls aus Handels -Beschränkungen und Prohibitiv- Zöllen auf Kosten der Konsumenten, des Handels und der In- dustrie jährlich mehrere Millionen. Ein solcher Stand der Dinge fonnte bis jeßt nur geduldet werden, weil unter zehntausend Menschen kaum einer in diesen Dingen hinlänglich unterrichtet ist und viele in dem Jrrglauben befangen sind, daß die 50 oder 60 Millionen, welche die Konsumenten für ihr Brod jährlich an die Landeigenthümer bezahlen, den Reichthum, die Macht und Wohl- fahrt der Nation vermehren hülfen. Die Verössentlichung der Akten des parlamentarischen Untersuchungs - Ausschusses Über die Eingangs-Zölle wird ohne Zweifel das Publikum enttäußichen.““

Ueber die Jnaugurations-Adresse des neuen Prásidenten der Vereinigten Staaten spricht der ministerielle Globe jebt folgendes Urtheil aus: „Diejenigen, welche sich um die Vereinigten Staa ten nur dann kümmern, wenn die Regierung derselben unsere eigene Politik oder unseren Handel berührt, werden keine große Lust haben, die Antritts-Rede des neuen Prásidenten aufmerksam durchzulesen, während von denen , welche ohne Vorurtheil oder leidenschaftliches Parteigefühl die Stellung der Vereinigten Staa

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ten und den Einfluß betrachten, den dieselben auf das allgemeine |

Geschick des Menschengeschlechtes ausüben , jenes Dokument als Kritik der Amerikanischen Constitution von eineni Manne, welcher das höchste Amt zu bekleiden berufen is, mit hohem Jnteresse gelesen werden wird. Wir halten die Botschaft des Generals Harrison für ein gemäßig- tes und männliches Dokument, wenn wir die unvermeidliche Schmei chelei gegen diejenigen in Anschlag bringen, welche sie anhören sollten, und unter denen sich die Repräsentanten der herrschenden Mehrheit befinden. Wir bewundern die Constitution der Ver einigten Staaten keinesweges durchgängig in der Theorie oder in ihrer praktischen Wirkung; ja wenn sie auch noch viel vollkom- mener wäre, als sie es ist, würde sie doch nicht minder unanwend bar auf einen alten monarchischen Staat seyn, wie der unsrige ist, in welchem man, ehe man pflanzt, ausrotten múßte. groß nag, so kônnen wir doch der Ansicht nicht beitreten, die 15 Mil lionen Bewohner dieser großen Republik wären eine Last für die alten Regierungen Europa's oder ein Fluch für die Menschheit im All gemeinen. Wir stimmen auch mit dem, Standard“/ nicht darin über ein, daß der geistige Zustand der gegenwärtigen Generation in Ame rifa ein so trauriger sey, daß er den Augen Europa's nur Verächt liches darbiete. Amerika besißt manche Bürger von hoher, viel umfassender Geisteskraft, und die Botschaft des neuen Präsiden ten kann von feinem gewöhnlichen Talente verfaßt seyn.“ besonders interessant hebt dann der „Globe““ die iber das Veto des Präsidenten handelnde Stelle der Botschaft hervor und be bemerkt: „Das Veto, durch welches der Präsident Bills verwer fen fann, welche durch den Kongreß gegangen sind, wird vom

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aber auch die unbestándige Gewalt der Demokratie seyn |

Als |

General Harrisfon ziemlich ausführlich vertheidigt, und er befin- |

det sich in einer \{chwierigen Stellung bei seiner Vertheidigung |

eines monarchischen Gegengewichts in einer republikanischeu Con- stitution , einer Versammlung von Republikanern gegenüber. Seine Gründe sind: die Befugniß des Kongresses, durch eine Mehrheit von zwei Drittheilen dieses Veto unwirksam zu machen ; die Mäßigung, mit welcher es wirklich zur Anwendung gebracht worden is, da von den ersten sechs Präsidenten keine Bill ver- worfen worden, außer wenn sie mit der Constitution nicht in Uebereinstimmung gewesen sey oder wirkliche Versehen in Folge übereilter Berathungen enthalten habe, und endlich die dadurch gegebene Möglichkeit, die Jnteressen der Minderheit der Bürger gegen die Uebergrisse der Mehrheit zu hüben, in welchem Falle die vollziehende Gewalt gleichsam als Schiedsrichter zwischen den Parteien angesehen werden fönne.“

Einem am 9. Februar gefaßten Beschlusse gemäß, is jeßt ein umfassender Bericht úber den in dem Indianischen Wall- fahrts-Tempel des Dschaggernaut stattfindenden Gößendiensk vor- bereitet, um dem Oberhause vorgelegt zu werden. Er enthält namentlich den Befehl des General - Gouverneurs von „ndien wegen Abschaffung der Pilgertaxe in der Präsidentschaft Benga- len. Diesem Dokumente zufolge, sind bei jenem großen Tempel nicht weniger als 041 Priester und Diener angestellt, denen zum Theil die sonderbarsten Verrichtungen obliegen; darunter sind z- B. 20 Garderobe-Aufseher für den Gößen, 10 Diener, die ihn anzu- fleiden und zu parfümiren haben, drei, die ihm das Gesicht be- malen, 300 Köche für den Gott und seinen Hofstaat, ein ‘Priester, genannt Talcho Mahapatur, der am großen Tempelthore , wäh- rend der Gott {láft, Wache hält und das Thor versiegelt, und dergleichen mehr. „„Keine üble Maschinerie einer herrschenden Kirche“, bemerkt der Globe, der einen Auszug aus dem Be- richte mittheilt.

Das Dampfschiff „India“, welhes am 5. Oktober aus Plymouth und am 15. Dezember vom Cap abfuhr, traf nach

er Fahrt von 124 Tagen, von denen es aber 7 zu St. Vin-

cent, 15 am Cap und 2 bei Ceylon zubrachte, in Madras ein.

Die eigentliche Fahrt dauerte also 100 Tage, von denen an 54 Dampf und an 46 Segel benußt wurden. Im Ganzen scheint der Versuch nicht gelungen zu seyn, denn ein Segelschiss, welches am 20. Oktober aus Plymouth abging, traf {hon am 27. Januar in Madras ein und brauchte also nur 99 Tage, weil es unter- weges nicht so oft und so lange anzuhalten nöthig hatte, wie das Dampfboot, um Kohlen einzunehmen.

In den leßten drei Wochen sind bei fortdauernden heftigen Stürmen mehrere Schiffe an den Küsten von England verunglückt und auch einige Menschen dabei ums Leben gekommen. Der Schaden an verlornem Gut wird auf 100,000 Pfd. St. geschäßt. Wenn das Dampfschiff „Präsident“ nicht etwa unterweges um gekehrt und nach New-York zurückgefahren if, so befürchtet man, daß dieses große Fahrzeug mit all seinen Passagieren ebenfalls ein Raub der Wellen geworden, da nun schon zwei Paketböte, die nah demselben von Amerika abgingen, in England eingetrossen sind, und über jenes Schiff noch alle Kunde fehlt.

Der Dubliner konservative Verein hat eine Adresse an die Königin eingesandt, worin derselbe versichert, daß solchen Machi nationen gegenúber, wie die des Herrn O’Connell, ÎIhre Maje- át im Fall eines Krieges mit vollem Vertrauen auf die Treue ihrer protestanischen Unterthanen in Jrland bauen könne.

Vor kurzem ist zum erstenmale seit der Reformation ein fa: tholischer Arzt, der Þr. Knight, zum Baronet erhoben worden.

Auch die Morning Chronicle äußert sich, eben so wie die „Times“/, sehr bitter darúber, daß die Post, welche die Aegypti- \chen und Ostindischen Nachrichten üÜberbringe, von den Französi \hen Post- Behörden aufgehalten worden sey. „Dieses Volk‘‘ sagt das genannte ministerielle Blatt, „hat schon die offiziellen Korrespondenzen der Englischen Regierung angehalten, und es bleibt fein anderes Hülfsmittel übrig, als die Briefpost ihren Weg úber Malta und Spanien nehmen zu lassen. Wir hoffen, daß die Briefe über Valencia und St. Sebastian eher befördert werden fönnen, als durch Vermittelung der amtlichen Französi schen Harpyen.““

Der Fourierismus hat sich ein neues Organ in London ge bildet, das als Wochenblatt unter dem Titel: „Der London Pha lanx“’ am 3. April zum erstenmal erschienen ist.

Die vornehme Welt der Stadt Dublin is, der Morning Poft zufolge, auf ein eigenthümliches Mittel verfallen, sich den wohlfeilen Genuß einer Frländisch-Jtaliänischen Oper zu verschaf- fen. Im Hause der Lady Clarke hat man nämlich eine Bühne aufgeschlagen, auf welcher große Puppen in Bewegung gesekzt werden, die den Sängern und Sängerinnen der Italiänischen Oper in London, Rubini, Lablache, Tamburini, Grisi und Albertazzi täuschend ähnlich sehen sollen. Hinter der Scene aber singen Di lettanten und Dilettantinnen deu Jtaliänischen Operntext.

Delglieén

Brüssel, 12. April. Der hiesige Gemeinderath hielt vor- gestern eine Sibung, in welcher der Antrag gemacht wurde, an den König eine Bittschrift um Beibehaltung der gegenwärtigen Minister und um Auflösung des Senats zu richten. Dieser An trag gab zu sehr lebhaften Debatten Anlaß. Vor Allen sprach Herr Gendebien für denselben, indem er sich auf mehrere frühere Beispiele dieser Art berief. Herr van Volxem, Bürgermeister von Brüssel, war jedoch der Ansicht, daß es unpassend seyn würde, dem Könige in der Ausübung seiner verfassungsmäßigen Gerecht- same irgendwie vorzugreifen, und dieser Ansicht schloß sich die Mehrheit der Versammlung an, so daß der Antrag von 15 gegen 9 Stimmen v erworfen wurde. Nachdem das Resultat diese Gemeinderaths-Sibung bekannt geworden war, strômte eine große Anzahl von Búrgern in das Büreau des O bservateur, um daselbst eine an den König gerichtete Privat - Bittschrift in jenem Sinne zu unterzeichnen

Man zweifelt immer weniger daran, daß das bevorstehende neue jet ein bloß transitorisches seyn werde. Her Nothomb hat, wie man vernimmt, das Departement der öffent lichen Arbeiten, das er früher leitete, abgelehnt, um nicht in Pidersvruch mit den in diesem Departement von seinem Nachfol ger, Herrn Rogier, eingeführten Grundsäßen, die er nicht theilt, zu gerathen. Es isk dieses Departement deshalb dem Oberst Depuydt an getragen worden, welcher, als Freimaurer, nichts weniger als ein enra airter Katholik ist, und will man auch aus dieser Ernennung auf den transitorischen Charakter des neuen Kabinettes schließen. Es soll durch dasselbe bloß dem Ausscheiden der Herren Lebeau und Ro- gier ein Weg gebahnt werden, während das Ministerium gleich- wohl im Wesentlichen liberal bleibt. Die Absicht des Königs, dieses Uebergangs - Kabinet als unparteiliches Organ bei den be- vorstehenden Wahlen wirken zu lassen, wird von vielen Seiten als úberaus weise und im höchsten Grade rechtlich bezeichnet “Vergl. die telegr. Depesche.)

Kabi!

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 13. April. (L. A. Z.) Gestern Abend fand end lich die lang erwartete feierliche Eröffnung unseres neuen Schau- spielhauses mit Goethe's „Torquato Tasso“ und einem Prologe von Theodor Hell statt. Der Prolog führt den Baumeister, die Liebe, den Glauben, die Tapferkeir, den Scherz (ein kleines, von einem Hirtenmädchen geführtes Kind), die Romanze und den Dichter redend auf und stellt diese Personen in Bezug zu dem vom Professor Hübner nach der Idee des Vorspiels zu Tieck’'s „Octavian“/ gemalten Hauptvorhang. Nach dem Prologe wurde dem Könige und dem Königlichen Hause ein tausendstimmiges don- nerndes Lebehoch gebracht und sofort C. M. von Webers Jubel Ouvertúre aufgeführt, worauf dann die Vorstellung des Tasso folgte Die ganze Feier ging ohne die mindeste Stôórung auf das erfreulichste von statten und Kapelle wie Schauspieler boten dazu alle ihre Birtuosität auf. Nichts desto weniger aber blieb der Anblick des neuen Hauses bei weitem die schönste Feier der Eröfsnung und mehr als ein viel gereister Zuschauer fällte daruber den zuversicht- lichen Aus\pruch , daß das neue Dresdner Schauspielhaus wohl das \{ônste von Europa zu nennen sey. Es ist im gewähltesten Rococostyl eben so prächtig als geschmackvoll ausgeschhmückt, und da bei alle dem keine Spur von Ueberladung sichtbar ist, so macht es durchweg einen eben so behaglichen und wohlthuenden als großartig schônen Eindruck, der den Tausenden festlich geschmück- ter Zuschauer, die es gestern erfüllten, gewiß immer unvergeßlich bleiben wird. Die nächsten Vorstellungen werden natúrlich nu! die ersten Meisterwerke des Schauspiels und der Oper seyn.

14, April. Die Hamb. Börsenhalle meldet aus Heide: Von dem Prokurator der Landschaft Norderdith- marschen in Frankfurt a. M. Pr. v, Guaita, is mittelst Schrei- bens vom 24. März der nachstehende Bundes- Beschluß hierhe! eingesandt :

Auszug des Protokolls der dritten Sißung der

Deutschen Bundes-Versammlung vom 11. Februar 1841, §. 41, Beschwerde der Landschaft Norderdithmarschen wegen

Altona,

versagter Rechtshülfe in Betreff der Aufhebung ihrer bisherigen

Zollfreiheit. Die hohe

\cch);lossen: 1) „Die vorliegende

Deutsche Bundes - Versammlung hat hierauf be- Beschwerde, als nicht begründet, zurückzuweisen, indem aus dem Vorgebrachten nicht hervorgehe, daß die Rechtmäßigkeit der durch das Gese vom 1. Mai 1838 ausgesprochenen Aufhebung des in Rede befindlichen Zollprivilegs nach der bestehenden Landes - Verfassung und Geseßgebung zur Cognition und Entscheidung der Gerichte gehóre, und 2) den des- fallsigen Beschluß dem Pr. Guaita hierselbst zuzufertigen.““ O eere M

Wien, 3. April. (Ober d. Z.) Der Oesterreichische Staat hat im Laufe des vergangenen Monats einen seiner ältesten Orien- talisten verloren durch den Tod des K. K- Raths Thomas Rit- ters von Chabert-Ostland. Derselbe war im Jahre i766 zu Konstantinopel geboren, wurde 1779 in die K. K- orientali\che Akademie aufgenommen, und übernahm 1785 an derselben die Professur der orientalischen Sprachen, welche er bis zum Jahre i817, also 32 Jahre hindurch bekleidete. Alle Oesterreichischen Orientaltsten der neueren Zeit sind aus seiner Schule hervorgegan- gen, und was die Literatur und der Staat ihren Kenntnissen ver danft , ist größtentheils die Frucht seiner Anstrengungen. S D 6. L E N.

5s fängt sich eine Partei zu bilden an,

welche die Ernennung des Jufanten Don Franciéóco de ‘Paula zum alleinigen Regenten bewirken möchte. Sie soll bereits etni gen Anhang im Senat und der Deputirten-Kammer haben.

Die provisorische Regentschaft hat dem obersten Gerichtshof die in dem lebten Kardinals - Kollegium vorgetragene ‘Päpstliche

Madrid, 4. April.

{llocution mitgetheilt, so weit diese die Angelegenheiten des Ge

richtshofes der rota romana und des Vice-Nuntius Ramirez be triffe, und diesen Gerichtshof beauftragt, eine motivirte, auf das Spanische Staatsrecht gegründete Antwort zu verfassen.

Fn Segovia hat ein Geistlicher öffentlich einer Frau das Abendmahl verweigert, die von ihrem ersten Ehemanne ein im Jahr i822 erkaufres Nationalgut besilt, indem er sle wegen diejes Be- sies für exfommunizirt erklärte. Der politische Chef hat sicl dieser Angelegenheit angenommen, welche vielleicht zu einer weite ren Diskussion mit Rom Gelegenheit geben wird

E C Von der Túrkischen Gränze, Dea (C 0) aus Candien hat die Pforte von dem Gouverneur diejer nsel, Mustapha Pascha, folgenden Bericht Úber dortige Vorfälle bis zum 27. Febr. erhalten. sind ein Kutter und drei Mistiks mit bewaffneten Griechischen Cretensern bei Selino gelandet. Aus die erste Anzeige hiervon ließ der Statthalter die Konjuln von England, Frankreich, Rußland , Oesterreich und Griechenland zu sich einladen, um ih Über die dagegen zu ergreifenden Mapß- regeln zu berathen. Auf die von dem *Pajcha an die Eindring linge gerichtete Aufforderung hatten diejelben geantwortet, he fommen aus Morea, um ihre Rechte als ausgewanderte Cre- tenser zu reklamiren. Mustapha Pascha bemerkte den Konsuln, er fônne diese Rechte nicht begreifen, Übrigens lasse, wenn jenen Leuten ja irgend ein Anspruch zustehe, es feinesfalls sich recht fertigen, daß dieselben bewassnet erscheinen, ohne sich zuvor an ihren Souverain, den sie verleugnet, gewendet zu haben. Die Konsuln pflichteten dieser Ansicht vollkommen bei, besonders eifrig desavouirte der Griechische Konsul Namens seiner Regierung alle Wissenschaft und Theilnahme an dem Unternehmen, und stellte die dagegen zu trefsenden Vorkehrungen unbedingt den Lokal-Auto ritäten anheim; ihm {loß sich der Englische, der Franzöfische und der Oesterreichische Konsul an; der Russische Konsul war verhin dert gewesen, zu erscheinen. Der Griechische Konsul erbot sich sogar, die Eindringlinge persönlich zur Rückkehr aufzufordern. Demzufolge wurde beschlossen, sich mit denselben tn eine Unter redung einzulassen, welche am 20. Februar stattfand; hierbei wurde den Capitains von Seiten der Konsuln vorgestellt, daß sie

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T “p * C la Um 25. Febr

von keiner Seite auf irgend eine Unterstüßung rechnen fônnen und also nothwendig ins Verderben rennen, wenn sie bei ihrem Vorhaben beharren , worauf die Capitains

erklárten, sie seyen nicht ermächtigt, einen Bejchluß zu fassen, sle seyen von einer höheren Kommission abhängig, deren Gutachten sie einholen müßten, wozu ihnen sofort die Ermächtigung ertheilt ward. Allein nachdem eine geraume Frist vergeblich verstrichen war, wurde die Aufforderung, sich zu unterwerfen, wiederholt, worauf die Capitains äußerten: sie seyen von thren Landsleuten, denen man kein Versprechen gegeben habe, zu wiederholtenma len gerufen worden, ihnen zur Erlangung ihrer Rechte beizu- stehen, dazu scyen sie nun da, und lieber werden sie alle sterben, als unverrichteter Sache zurückzukehren. Troß dieser ernstlichen Drohung gelang es ]edoch später dem vereinten Semühen dev Konsuln, sie zu bewegen, vor der Hand keine Feindseligkeit zu begehen, sich nicht weiter auszubreiten, jondern sich bis auf Wei- teres ruhig ruhig zu verhalten, und zwei Geiseln als Búrg]|chaft für diese Zusage den Konsuln zu übergeben. Mustapha Pascha sandte aber diese Geiseln alsbald wieder mit der wiederholten Aufforderung zurück, die Jnsel zu verlassen oder sich zu unter werfen und die Waffen niederzulegen, indem er sonst Gewalt mit Gewalt vertreiben, und die Ungehorsamen für das vergossene Blut verantwortlich machen müßte. Mikttlerweise sandte er 400 Mann Albaneser gegen Selino, um die Eindringlinge vorerst zu beobachten. So standen die Sachen auf Candiea am 27. Februar.

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März.

Q D. P E Kahira, 1 A5 Der Sohn des Commodore Napier, der sich seit einigen Wochen hier aufhielt, ist nach Aleyxan- drien zurückgekehrt, höchst unzufrieden mit den ausweichenden Antworten ber die Freilassung der hier noch gefangenen Emirs des Libanon. Aus Arabien und Abyssinien laufen sehr üble Nachrichten ein. Jm Hedschas wie in Yemen ist seit dem Ub zug der Aegyptischen Truppen alles drüber und drunter. Die Wahabiten sind wieder auferstanden und vereinen sich zum An- griff auf die heiligen Städte; die Beduinen des Hedschas halten alle Wege beseßt und sind auf Dschidda marschirt, das eng blo- kfirt wird. Die beiden Europäischen Konsuln daselbsk, der Eng- lische wie der Französische, können ihre Flaggen nicht mehr an ihrem Hause aufziehen, und werden wahrscheinlich in wenigen

C : G; : . h p R - J in Kahira seyn. Zwar kommandirt der Scherif Ebn Naum in Hedschas, aber seine Autorität ist völlig null.

n Yemen, d. h. in dem früher von den Aegyptischen Truppen beseßten Tehama (Flachland längs der Küste) hat sich der Sche- rif Hussein von Abu-Arisch, ein wilder fanatischer und habgieriger Muselmann, installirt. Das Land wird von Räuberschaaren, die ihm einen _Tribut von ihrem Raube zahlen, verwüstet, und nir- gends ist Sicherheit noch Ordnung. Mit den Engländern, die er bei seinem Einzug in Mokka auf das brutalste, wie die dort anwesenden Europäer im Allgemeinen behandelte, hat er einen

A:

fúr leßtere eben nicht sehr ehrenvollen Kontrakt geschlossen. Di Engländer zahlen ihm jährliche Summe von 12,000 feinen Konsul in Yemen halten, und sind verpflichtet, sowohl in Mokka wie in den übrigen Städten, sich niemals anders als zu Fuß oder auf einem Esel reitend zu zeigen; es "ist ihnen verboten, ein Pferd zu besteigen, eine eht muselmännisch - fanatische Marotte, die von der Küste Marokko’s bis über Persien hinaus überall in den Köpfen dieser Fanatiker \pukt. Aus Abyssinien erfahren wir, daß der Fürst Ubie von Tigre alle sich daselbst auf- haltenden Europäer, bis auf den Herrn Schimper, aus seinen Staaten verwiesen hat und Niemand mehr die Erlaubniß giebt, sie von Massaua aus zu betreten. Hieran sind die Umtriebe der Französischen Emissaire, vor allem die Gebrüder Abadie, \{uld. Dies sind Religions-Missionaire, denen thre angeblichen anderen Zwecke zum Deckmantel dienen. Ubie hatte ihnen viel Ver trauen geschenkt, da sie sich aber gar zu jehr angelegen jeyn lie- ßen, Proselyten zu machen, zu verbreiten, und den schlauen Cha- rafter Ubie's mißkennend, sich unbedachtsamerweise in Conjpira- tionen gegen ihn einließen, deren Fäden Ubie von Anfang an in seinen Händen hatte, so vertrieb er sie aus feinen Ländern und mit ihnen alle úbrigen Franzosen. Sie wissen, daß Herr Lefevre ebenfalls von seiner Regierung etne Mission in Ubyssinien hat, ebenso daß er vor einem Jahre aus diesem Lande mit eini gen Abyssiniern zurückkehrte, die er für Sdhne mächtiger Prinzen ausgab, die aber nichts Anderes sind als Bauerjungen aus Tigre wie man sie dort auf allen Straßen aufgreifen kann. Ubie hatte das erfahren, so wie daß diese Jungen in Frankreich zurückge- blieben waren, er bemächtigte sich daher der drei Franzosen, die Herr Lefevre dort zurückgelassen hatte, und erklärte, diese nicht eher wieder frei zu geben, als bis ihm seine Unterthanen wieder zurückgegeben seyen. Der Belgische General-Konsul in Aegyp ten, Herr Blondel, hat sich in Begleitung des zurückgekehrten Lefevre nach Massaua begeben; man ist sehr neugierig, ihm gelingen wird, úber die Gränze der Schohos nach Habesch

ob es

vordringen zu können Es scheint, daß auch er eine religidôse Mission hat. Lina Macao, 20, Zan «C5. Die Einnahme der beiden Eingangs - Forts der Bocca- Tigris durch die Jndo - Britischen

Truppen (die Britten meist Schotten vom Cameron Regiment) war eine sehr blutige Affaire für die armen Chinesen. Die Chi- nesen, das ist in den Englischen Berichten anerkannt, hielten sich, besonders im zweiten Fort, über Erwarten tapfer, mag es nun seyn, daß sie in Verzweiflung fochten, weil sie keinen Par- don vom Feinde hofften, odei von ihrer Regierung auf feige Flucht gesebte Strafe fürchteten, oder aber daß sie, ihren Muth mit Opium der teterrima causa dieses Krieges befeuert hatten, denn bei der Erstürmung des Forts Tschuenpi soll man, statt anderer Beute, die nicht vorhan- den war, 160 Ballen des verbotenen „fremden Rauches““ vorge- funden haben. Ein Theil der Chinesischen Besaßzungen bestand aus Tartaren; ihre großen athletisch gebauten Leiber stachen un- ter den Leichen der Gefallenen eigenthümlich gegen die fleinen Chinesen aus der Provinz Kwang-tong ab. Jm Fort Tykoktau hielt sich die Besatzung úber eine Stunde, aber ihre Tapferkeit war der von so furchtbaren Kriegsmitteln unterstüßten Europäi- chen nicht gewachsen, denn sie sahen sich fast ganz auf ihre Hand- waffen, Degen, Speere und Luntenflinten, beschränkt, da ihre oben ein \chlecht bedienten Kanonen, einige Aitspanische ausgenommen, wie in Tschusan, von der elendsten Beschassenheit waren. Die Be- festigungsart an den Forts zeigte, daß die Chinesen keinen Vauban besiben; doch konnte man bemerken, daß sie seit dem Kriege mit den Engländern einige Fortschritte in der Fortificationskunst gemacht, denn die angelegten neueren Werke waren besser als die älteren. Auch haben sie ein gutes Material, in welches die Kugeln bloß Löcher schlagen, ohne Einsturz nachzureißen. Gleichwohl war das Feuer von den Englischen Schisfen so furchtbar, daß die seitdem der Chinesischen Regierung zurückgegebenen Forts, namentlich Tschuenpi, nux noch Schutthaufen sind. Der Menschenverlust der Chinesen, mit welchem verglichen jener der Engländer fask fabelhaft Élein war, ist zwar nicht genau ermittelt, muß aber bei der Einnahme der beiden Schlösser und der Verbrennung von 19 Kriegs - Dschunken mindestens 1200 Mann betragen haben. Lei der Erstúrmung von Tschuenpi blieb ein Mandarin dritter Klasse, er wurde, bereits \chwer verwundet, von seinen Leuten wegs- getragen, als ein Marine-Corporal, dem er sich nicht ergeben wollte, ihm das Bajonnet durch den Leib rannte. Die Chinesen scheinen von der Europäischen Art, Pardon zu verlangen und zu gewähren, feinen Begriff zu haben, viele derselben, nämlich die sich ins Wasser geflüchtet, feuerten, wenn sie sich zu ergeben aufgefordert wurden, noch einmal ihre Flintea ab, dann machten sie Zeichen der Unterwerfung. Die Sipahis schossen sie ohne Erbarmen nieder. Ein Mandarin, der beide Arme verloren hatte, wehrte sich gegen einen Offizier der „Modeste‘““ noch lange mit den Zähnen. Einen gräßlichen Anblick beim Einscharren der Ge

bliebenen boten die vielen halbversengten Leichen dar; die kattu

nene und überdies mit Baumwolle gefütterte, unbeholfene, ei- nem Weiberrock ähnliche Kleidung der Chinesichen Soldaten fing nämlich theils durch ihr eigenes ungeschicktes Schießen mit den Luntenflinten, theils indem sie verwundet auf die Lunten niedersanken, Feuer, wodurch selbst Leichtblessirte elend ver

brannten. Das Gewässer vom Fort Tschuenpi bis in die An- \sons-Bay, wo das See-Gefecht stattgesunden, welches das einzige Dampfboot „„Nemesis‘/ mit 12 Bôten gegen die Chinesische Flot

tille bestand, trieb mehrere Tage Schisffstrümmer und Leichen. Ueber eine Grube am Landungsplaße bei dem Fort Tschuenpi, in welche die Engländer einige hunderc Todte zujammenwarfen, pflanzte ein leichtsinniger Englischer Matrose ein Brett mit dem Epitaphium: „Das ist der Weg zum Nuhme.“ In den fol- genden Tagen kamen viele Chinesen von Canton her auf die rau

chenden Trúmmerstätten, suchten weinend und weheklagend nach Brüdern und Verwandten, ja, gruben viele schon modernde Lei

chen aus und nahmen sie mit sich, um ihnen ein ehrenvolleres Begräbniß zu bereiten. Den zahlreichen Chinesischen Verwunde- ten widmeten die Englischen Wundärzte eine sorgfältige Pflege.

Eine Proclamation des Kaiserl. Commissairs Kischin in Can- ton, vom 11. Januar, d. h. von demselben Tage, an welchem Capitain Elliot seinen Landsleuten in einem Cirkular versicherte, daß die Unterhandlungen einen günstigen Fortgang nähmen, lau- tet in ihrem Eingang wie folgt:

„Die Forderungen der Englischen Barbaren sind übermäßig und auss{chweifend ; ihre Augen sind größer als ihre Bäuche. Am lten Tage dieses Mondes (7. Januar) griffen sie, ohne eine Antwort abge- wartet zu haben, plößlich Schakeo und Takeo an (andere Namen der mehrerwähnten Bocca - Forts). Unsere Truppen leisteten Wi- derstand, und der Sieg blieb unentschieden. Eben jeyt ringen sie wieder mit einander. Es muß aber vor Allem dafür gesorgt wer- den, daß die Engländer niht westwärts (nah Macao) gehen und Unruhen stiften. Dagegen muß vorgesehen werden. Früher,

DIC

für die freie Betreibung des Handels eine | Spanischen Thalern, dürfen aber |

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weil die Barbaren ihre Beschwerden auseinanderseuten und um Gnade flehten, empfing ih den Kaiserlichen Befehl, diese ihre Beschwerden zu untersuchen. Da diese allgemeine Untersuchung aber noch nicht voll- endet ist, wie können jene Barbaren es wagen, sih auf solche unordent- liche, wahnsinnige und ungehorsame Weise zu benehmen? Wie dürfen sie ihre Truppen zum Ungehorsam auffordern? Jegst ist es unmöglich, ibnen den Handel mit uns wie vormals zu erlauben, da ihre rnchiose Empörung im Zunehmen ist.“ S

Das Canton Register theilt auch einen ausführlichen Be- riht von Elepu, dem Gouverneur der Provinz Tschekiang - mit, welcher, wie es scheint, in Kaiserlichem Auftrag inkognito die Jn- sel Tschusan besuchen mußte, um das Verhältniß der Engländer zu den Eingebornen zu beobachten. Es erhellt aus diesem Akten- stúck, daß die Chinesishen Behörden die Wichtigkeit jener Insel für Krieg und Handel wohl zu würdigen wissen. Der Bericht- erstatter sagt der Englischen Besaßung nach, sie habe mehrere

Dôrfer in der Nähe der Hauptstadt Tinghan gepländert und da durch das Vertrauen der Einwohner, die ihnen anfänglich ent gegengekommen, ganz verscherzt. Die Barbaren, schließt er, dürften auf feinen Fall im Besiß dieser Jnsel gelassen werden.

Nach dem Canton-Register hat das Englische Dampfboot „Enterprise“ einige Chinesische Ueberfahrtsbôte aufgebracht, in deren einem sih der Französische fatholische Missionar befand, welcher im vorigen Jahre gefangen genommen wurde und nun wieder nach Macao zurückgekehrt ist.

Anla e

Die hiesige Provinzial-Gewerbe- auf Veranlassung Eines Hohen

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Danxig, 11, Apr schule, welche im Jahre 1834 Kdnigl. Ministeriums des Innern für Handel und Setwerde k organisirt wurde, erfreut sich eines dauernden und kräftigen GSe- deihens. Die Gegenstände des Unterrichts sind: geometrisches Zeichnen, Maschinenzeichnen, Entwerfen von Baurissen, 1 freies Handzeichnen, jowohl nach Vorbildern als uach Gips - Ab

41195 LA A

aússen, Mathematik und praktisches Rechnen, Physik und Chemie. Die Anzahl der Unterrichtsstunden beträgt wöchentlich c) _ Die Direction der Anstalt wurde nach ihrer Ieorgantja

tion, dem am hiesigen Gymnasium als ersten Lehrer der Mathe

matik angestellten Professor Anger übertragen, welcher zugleich den mathematischen Unterricht ertheilr. Das übrige Lehrer-Per- sonal besteht aus einem Zeichnenlehrer, einem Lehrer der Physik, einem zugleich praktischen Lehrer der Chemie und einem Lehrer für das praktische Rechnen. Diesen Lehrern hat sich freiwillig ein Königl. Bau-Beamter zugesellt, welcher das Bauzeichnen zu leiten die Güte har. Die Anstalt hat bereits ® Zöglinge naci) Berlin in das Königl. Bewerbe - Institut als Stipendiaten ent

lassen, von denen 4 sogleich daselbst in die erste Klasse eintraten

Das Bestreben der Direction, auch solche Schüler, welche auf kein Stipendium Anspruch machen, nach Berlin zu besdrdern und zum Besuche der genannten Central-Anstalt anzuregen, worauf es hauptsächlich anzukommen scheint, ist gegenwärtig insofern gelungen, als außer den für dieses Jahr designirten Stipendiaten, noch drei Zöglinge der Gewerbeschule, welche die Reife für das dortige Jn stitut erlangt haben, die Aufnahme nachsuchen wollen. Danzig ist bereits so glücklich, einige ehemalige Zöglinge des Königl. Ge werbe-Institus, als kenntnißreiche und geschickte Techniker in seinen Mauern zu haben, und das ‘Publikum erkennt immer mehr den segensreichen Einfluß jenes Instituts, welches nicht zu den kleinste! Wohlthaten gehört, die ein hochherziger Monarch seinen Unter thanen darzubieten die Gnade hatte

Wissenschaft, Kunst und Lteratur-

Berlin. Judem wir uns einen Rückblick auf die vielfachen Kuisi- leitungen im Gebiete der Musik, welche die leßte Zeit uns gebracht, noch vorbehalten, machen wir einslweilen das Publikum auf einge Konzerte der nächsten Tage aufmerksam. Zunächst wird man gewiß mit Vergnligen erfahren , daß wir den trefflichen Violin - Virtuosen Herrn Prume, der nun schon einige Wochen hier verweilt, ovne daß er bei dem Zusammentreffen so vieler anderen Konzerte in dieser Zeit sich aufgemuntert fühlen fonnte, selbst noch ein zweites seinem ersten im Konzertsaale des Königlichen Schauspielhauses folgen zu lassen, in den ersten Tagen der fommenden Woche doch noch einmal óffentlich hören werden, und zwar im Königl. Opernhause vor einer Theater-Vorstellung oder in den Zwischen - Aften. Ein Virtuos von so seltenem Verein aller inneren und äußeren Mittel des Violinspiels erscheint nit oft in unserer Mitte, und nachdem seine ausgezeichneten Leistungen überall so allgemeiue Bewunderung erregt haben, darf man bei seinem zweiten dentlichen Auftreten hierselbst gewiß einem zahlreicheren Besuch ent gegensehen, als er dem ersten Konzert desselben zu Theil wurde Der Künstler hat \sich unterdessen auch der hohen Auszeichnung zu er- freuen gebabt, von Sr. Majestät dem Könige einen fosibaren Bril lantring, in Anerkennung seiner Leislungen, zu empfangen. Eine an- dere interessante musikalische Erscheinung sind die vierzig Berg sán ger aus den Französischen Pyrenäen , welche, wie aus den Zeitungen bekannt, seit ein paar Jahren ganz Europa mit ihren Gesängen durch wandern und in diesen Tagen ín Berlin anlangten. Am Dienstag ha! ten dieselben in Potódam ein Vokal - Konzert im dortigen Königlichen Schauspielhause veranstaltet, welches auch Jhre Majestäten mit Jhre1 Gegenwart beehrten, und morgen (Sonnabend) werden diese Sänger, die ihre Lieder theils im reinen Französisch, theils im provençalischen Dialekt vortragen, im Königlichen Opernhause auftreten. Nächsten Montag beabsichtigen sie dann noch ein geistlihes Konzert in der Garnison Kirche zu veranstalten, um uns auch mit den religiösen Gesängen ihrer Heimath befannt zu machen. Dieses Konzert wird, wie wir hóren, am Abend bei Beleuchtung stattfinden und theilweise aus bloßer Vokal Musik bestehen, theilweise von der Orgel begleitet werden. 10

Karlsruhe, 10. April. Die Direction des Badischen landwirth schaftlichen Vereins macht Folgendes über die Ertheilung zweier Preise für die Lösung landwirthschaftliher Aufgaben bekannt: „Se. Konigl Hoheit der Großherzog von Baden haben im Jahre 1837 zur Bethäti gung Höchstihrer Theilnahme an den Bestrebungen der Versammlung Deutscher Landwirthe einen Preis von zweihundert Dukaten für das beste Werk über die „Geschichte der Deutschen Landwirthschaft“ auszu seßen geruht. Die Versammlung der Deutschen Land- und Forstwirthe in Potsdam hat diesen Preis, unter vier eingelaufenen Konkurreni Schriften, der Arbeit mit dem Motto: „Omnmunm rerum €x quibus aliquid aecquiritur, nibil est agricultura melius“ zuerfannt. Erft vor Kurzem sind die betreffenden Akten in den Besiß der unterzeichneten Stelle gekommen, sv daß der Name des Preisgewinners ermittell werden fonnte, es ist Herr Julius Levin Ulrich Dedekind, Herzoglich Braunschweigischer Hofrath und Professor am Collegio Carolino. Eben so ist der Preis, welchen Se. Hoheit der Herr Markgraf Wilhelm von Baden zu gleichem Zwecke auszuseyzen geruht haben, nämlich hun- dert Dilaten , „für die besie Arbeit über die Statifk des Land- baues, oder der Lehre von der Erschöpfung des Bodens durch den Mai bau verschiedener Früchte, und von dem Wiederersaye der thm C nen Fruchtbarkeit dur neue Düngung, unter Angabe der aan etn Versuche und deren Resultate“ von der gedacten R cum sechs Konkurrenzschriften der Arbeit mit dem Motto: "edie gleichfalls zuerfannt worden. Der Verfasser dieser Arbeit ist w L RT fin eee erst kürzlih in den Besiß der unterzetchneten Stelle gear Sn

; k ofessor der Land- und Forst ausweisen, Herr De ne Xaver Hlubek, Pro) hiermit zur bffentlichen wirthshaftslehre zu Grä. Indem wir dies hiermit 4