1841 / 127 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

. 39) Mehrere Anträ e, betreffend das Westpreußische Armengesebe gese h ee Veröffentlichung der von der fándi- Landarmen S ommission zu erstattenden Verwaltungs-Berichte werden schen ae erscheinenden Beshwerdepunfkte aufgeklärt werden. 40) ert ein der Statuten der Westpreußischeu Land-Armen-Ansftalt und Aenderun9 ‘ions- Maßstabes zur Aufbringung der bezüglichen Kosten. de Rep rmen-Kommission ist bereits ersucht, sich mit beiden Gegen- Se beschäftigen. 41) Unrichtige Auslegung der Land - Armen- eh A durch die Verwaltungs- Behörden. Es siud feine Beweise dei- Stone worden. 42) Wegen des den Gemeinden bei Erhebung des ras dur Veränderung des Rehnungsjahres erwachsenden Nach- beils. Muß der privatrechtlihen Bebandlung anheimgegeben werden. 43) Wegen Verpflichtung der Gutéherrschaften zur sutsidiarishen Ver- tretung ihrer Mieths- und Dienslleute bei Schulleistungen. Obwohl das Minésterial-Reskript vom 2. November 1837 in Betreff seiner recht- lichen Begründung erheblichen Zweifeln unterliegt, scheint die sub- fidiarishe Verpflichtung doch begründet, auch nothwendig , unm die Existenz der Schulen sicher zu stellen. 44) Vertretung des Lehrstandes auf dem Provinzial - Landtage durch die Universität Königsberg. Obwohl der Landtag die hohe Bedeutung dieses Gegenstandes nicht verkannte, fand man sih doch außer Stande, den- selben unter den bestehenden, auf Grundbesig basirten Vertretungs- Prinzipien zu beantragen. 45) Wegen eines Pensions-Fonds und einer Rang- und Gehalts- Erhohung der Gpmnafiallehrer, um ihre äußere Stellung mit ihrer Bedeutsamkeit als Bildner der Jugend in Ueber- einstimmung zu bringen. Dem ersten Antrage ist bereits durch das Allerhöchste Propositions-: Deîret vom 23. Februar c. entsprochen wor- den, im llebrigen ist der Landtag der Meinung, daß für Rang und Gehalt auf angemessene Weise gesorgt sey.

Provinz Sachsen.

Merseburg, 30. April. Jn der 23ften Plenar - Sibung am 16. April wurde der Vortrag über die Kdnigl. Proposition wegen Errichtung von Ober-Appellations-Gerichten fúr die rovinzen Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen und Westphalen fortgeseßt. Der Referent las das Gutachten des Ausschusses Über diesen Gegenstand vor, mit dem sih die Ver- sammmlung dahin einverstanden erklärte: „daß die Errichtung eines Ober - Appellations-Gerichts für die Provinz aus den vora Ausschuß angeführten Gründen wünschenswerth, und daß die Ueberweisung aller appellablen Sachen an ein Ober-Appellations- Gericht zu beantragen sey.“ Dagegen wurde dasselbe in Be- zug auf die den Mitgliedern eines solchen Gerichts zu gewäh- rende gehaltliche Stellung deshalb abgelehnt, weil man theils Sr. Majestät dem Könige hierin nicht vorgreifen, theils im Allge-

meinen von der Angemessenheit der bisherigen Dienst - Gehalte |

und von einer gleichmäßigen Bestimmung für die künftigen über- zeugt zu seyn glaubte. Der Schluß - Antrag des Ausschuß-Gut- achtens: die Errichtung des Ober- Appellations- Gerichts in einer Stadt, worin keine andere Ober - Behörde ihren Siß hat, ward zwar angefochten, indem angeführt wurde, daß sich in einer solchen

Stadt viele Einrichtungen zum Behuf eines Appellations-Gerichts, | als Bibliothek, Lokalien, Unter -Offizianten u. dergl. fänden; bei |

erfolgter Abstimmung ward indeß der fragliche Antrag mit 49 gegen 19 Stimmen genehmigt.

Hierauf ward die Fortseßung einer Petitionsschrift vorgetra- gen, mit der die Versammlung sich einverstanden erklärte. Es ward beantragt, an die in dieser Schrift enthaltenen Vorschläge zu Verbesserung einzelner Dispositionen der allgemeinen Gerichts- Ordnung auch den: wegen Aufhebung des Verbots des Verkaufs noch nicht eingeärndteter Früchte, anschließen zu dürfen. Im Betracht, daß dieser Vorschlag erst aus den stattgehabten Ver- handlungen hervorgegangen, mithin die Petition nicht zu den verspäteten gehöre, und in Berücksichtigung der Wichtigkeit des Gegenstandes , indem die bisherige Disposition Theil 1. Tit. 29. g. 13 der allgemeinen Gerichts-Ordnung sich in der Praxis für Gläubiger und Schuldner gleih nachtheilig befunden hat, geneh- migte die Versammlung den Antrag: um Aufhebung oder Mo- dification der fraglichen Geseßstelle, wie solcher auch mit einem passenden Zusaß vorgelegt wurde.

Nun referirte ein Mitglied úber zwei von den Magisträten und Stadtverordneten von Magdeburg und Halle gestellte Anträge auf Verwendung des Landtags: für Allerhöchste Aufhe- bung einiger geseßlichen Beschränkungen bei der Wählbarkeit städtischer Abgeordneten und der Bestimmung wegen Füh- rung des Direktoriums der Ausschüsse auf den Landtagen. Der Refe- rent legte dar, daß diese Antráge auf 7 Punkte hinausliefen, nämlich: 1) auf den, den als Bedingung der Wählbarkeit vorgeschriebenen 10jährigen Besiß für städtische Abgeordnete zu mindern; wobei die Versammlung beschloß, daß, da beim lebhaften Geschäfts- Umtriebe in großen Städten der Häuserbesiß öfters wechsele, an des Königs Majestät die unterthänigste Bitte zu richten: Einen nur 5jährigen Besiß als Beding der Wählbarkeit für die Städte huldreichst anzuordnen, indem man einen solchen für hinlänglich halte, um Schein-Geschäfte auszuschließen und die ‘Probe: ob der Acquirent eines Grundstückes sich bei demselben behaupten könne, gemacht zu sehen. Folgende vier Anträge gehören der Stadt Magdeburg: 2) daß den Magistraten, d. h. deren Mitgliedern, die Grundbesib- Bedingung (9. 10 des Geseßes vom 27. März 1824) erlassen werden mdôge. Die Versammlung war dagegen einverstanden , daß, da der eigenthümliche Grundbesitz die Basis unserer ständischen Vertretung sey, eine solche Ausnahme nicht zu beantragen bleibe, 3) daß auch Justiz-Kommissarien und Aerzte, welche Bürger sind, wie Gewerbtreibende, für wählbar erklärt Und deshalb die Bestimmungen im §. 4 der Verordnung vom S n 1827 abgeändert werden möchten. Es ward für die

äh arkeit der Justiz-Kommissarien angeführt: daß ihnen nicht

hs vorzügliche Rechts- und Verfassungs-Kenntniß zuzutrauen sey, R daß sie dadurch, wie auch als geûbte Arbeiter landtäglichen zersammlungen sehr nüblih werden würden, daß man daher nicht zu besorgen habe, Männer aus ihrer Mitte auf Landtagen erscheinen zu sehen, die sich nicht des dentlichen B Aus M freuten, da ihre ofen daliegende Geichäftsführung den desfallsi i Maßstab leicht an die Hand gäben. Meg daß genug Männer von Verfassungs-Kenntniß und dev Lage des Landes auf den Landtagen anwesend wären, und daß insbesondere diestetsin bedeutender Zahl gewählten aktiven Magistrats: Mitglieder diesem Bedürfniß entsprechen möchten ; daß auch das juridische Prinzip hinreichend repräsentirt erscheine, daß es jedoch bedenklich sey, die Zahl der Beamten auf Landtagen zu vermehren, besonders, wenn es auf Kosten der Repräsentation der eigentlichen Gewerbe ge- schehen solle, da dann das Interesse von diesen bei den Diskussio- nen der Geseß-Entwürfe leicht unter dem Vorwalten des bloßen Rechts-Punkts leiden dürfe: daß endlich zu besorgen sey, die Zahl der Justiz-Kommissarien auf Landtagen werde bei dem Einfluß den sie unumgänglih auf einen großen Theil des Publikums hätten das sle daher oft vorzugsweise wählen würde n N überwiegend werden, wodurch die Verhandlungen leicht {wieri- ger und verwickelter werden möchten. Bei erfolgter Abstimmung erklärte sich die Versammlung mit 59 Stimmen gegen 9 gegen die Beantragung der Erleichterung der Wahl von Justiz- Kommissarien, wie nicht minder öffentlicher Beamten und

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Aerzte, die mit an Einstimmigkeit gränzender Stimmen- Mehrheit abgelehnt wurde, zumal man bei den leßteren annahm , daß die vorzúglicheren Aerzte nie ihre Praxis auf so lange Zeit, als die Landtags-Geschäfte es erheischten, ver- lassen würden. 4) Der dritte von der Stadt Magdeburg allein ausgehende Antrag: daß die Wählbarkeit der Gewerbetreibenden auch nach Niederlegung ihres Gewerbes aufrecht erhalten wer- den môge, ward gleichfalls einstimmig, der Konsequenz wegen, abgelehnt. 5) Der lebte Antrag der Stadt Magdeburg ging auf Verwendung Seitens des Landtages für Abänderung der Dispo- sition im §. 40 des Geseßes unterm 27. März 1824, daß das Direktorium der Ausschüsse von Mitgliedern des ersten und zwei- ten Standes zu führen sey; indem in solcher eine Zurücfsebung des dritten und vierten Standes zu liegen scheine. Jm Aus- {usse waren die desfallsigen Meinungen getheilt geäußert wor- den, indem die zu demselben gehörenden Mitglieder der ersten beiden Stände in der geseßlichen Disposition hon deshalb keine Zurückseßzung erblicken konnten, weil die Basis der provinzial- ständischen Verfassung der Grundbesiß sey, und jedes Mitglied dieser Stände solchen in höherer Potenz für seine Person ver- trâte, als es in den beiden anderen Ständen der Fall sey. Die Ausshuß-Miktglieder von den beregten Ständen hatten dagegen die ourücksebung dennoch annehmen zumüssen geglaubt, da der Auéschluß von Leitung der Ausschüsseso unbedingt ausgesprochen sey, weshalb sie denn auch die Beantragung der Aufhebung jener Disposition, na- mentlich für den dritten und vierten Stand, wünschen müßten. Man beschloß einstimmig, in Erwägung der bei diesem Gegenstande so direkt entgegengeseßten Jnteressen der Stände, alle weiteren des- fallsigen Diskussionen zu vermeiden, vielmehr nur den Gegenstand selbst nebst Meinungen des Ausschusses in der Denkschrift an des Königs Majestät ganz unterthänigst vorzulegen. Von der Stadt Halle waren folgende zwei Anträge ausgegangen: ©) der, auf Verleihung des Rechts, einen zweiten Vertreter für die Landtage wählen zu dürfen, welcher darauf basirt ist, daß, da die Ritter-

schaft durch Allerhöchste Verleihung einer Stimmen an die grö- ßeren Fidei-Kommiß- Besißer, eine Stimme mehr, als ihr ur- sprúnglich zugetheilt gewesen, erlangt habe, eine Vermehrung der Stimmen der Städte gleichfalls angemessen seyn und der gedach- ten Stadt, als der wichtigsten nah Magdeburg, Zuzugestehen seyn möchte. Da der Antrag keine Unterstüßung fand, vielmehr sih nur die Ansicht aussprach, daß die Sache wegen Vermehrung der Stimmen überhaupt einestheils hon in Folge der Verhand- lungen auf dem vierten Landtage abgemacht sey, anderntheils aber mehrere der Anwesenden Abgeordneten eine noch weit größere Seelenzahl verträte, als der Abgeordnete der Stadt Halle, so ward die Annahme dieser Petition in dieser Beziehung abgelehnt. Eben so 7) in Bezug auf die beantragte Theilnahme des Ma- gistrats zu Halle bei der Wahl des dortigen Landtags: Deputirten, da sich nicht allein die Stadtverordneten gegen die Beschränkung ihrer Befugnisse erklärten, sondern man auch im Allgemeinen eine Ausnahme von der für die Städte geeignet befundenen Wahl- form für bedenklich hielt.

Merseburg, 1. Mai. Nachdem der sechste Sächsische Provinzial-Landtag gestern seine Arbeiten vollendet hatte, wurde derselbe heute nah beendetem Gottesdienste durch den Königlichen Kommissarius Herrn Ober-Präsidenten Grafen von Arnim feier- lich geschlossen. Die Versammlung trennte sich mit einem be- geisterten Lebehoch für das Wohl Sr. Majestät des Königs und des theuren Vaterlandes. Der Königl. Kommissarius vereinigte hierauf die Mitglieder der Stände, so wie die Chefs der Behör- den vom Militair und Civil, der Geistlichkeit und Stadt 2c. im Schlosse zu einem Diener, bei welchem sih wiederholt die lebhaf- testen Gefühle der Anwesenden für das Wohl Sr. Majestät des Kdönigs und Jhrer Majestät der Königin, so wie des ganzen Kö- niglichen Hauses aussprachen.

Die von des Königs Majestät dem Landtage befohlene Be- rathung von 20 größtentheils sehr wichtigen und umfassenden Geseß-Entwürfen und Reglements ist bis auf die Provinzial- Rechte der Herzogthümer Magdeburg und Sachsen, welche mit | Allerhöchster Bewilliguug nah geschlossenem Landtage von den Deputirten dieser Landestheile allein begutachtet werden sollen, | völlig beendet, auch sind 124 Petitionen der Provinz beim Land- | tage zur sorgfältigen und gründlichen Berathung gekommen, und hiervon 31 für geeignet erachtet worden, Seitens des Landtags der Allergnädigsten Berücksichtigung Sr. Majestät empfohlen zu werden.

E T S E S E E

Provinz Westphalen. | Münster, 30. April. Bei der Berathung über die von verschiedenen Seiten eingegangenen Petitionen wegen Schiffbar- machung der Ems, wurde anerkannt, daß es für die Provinz von Wichtigkeit sey, die Hindernisse beseitigt zu sehen, welche die Benußung dieses Communicationsmittels, des nächsten durch das die Provinz mit dem Meere verbunden, so sehr versperrten und beschränkten. Die bequeme Lage der Ostfriesischen Küstenpläße zu Leer und Halle und die dadurch verursachten geringen Umla- dungs- Kosten, die billigen Frachten auf dem Flusse selbst und die mit bedeutendem Kosten-Aufwande von der Hannoverschen Regie- rung bewirkte Schifsbarmachung desselben bis zur Gränze bôten die Mittel dar, nicht allein dir vielen Jndustrie - Erzeugnisse der Provinz und manche volumindse Produfte auf dem wohlfeilsten Wege auszusúhren, sondern auch Handels-Verbindungen mit den Östsee- Häfen der Monarchie anzuknüpfen, aus welchen die ‘Provinz mehrere Gegenstände des Bedarfs vortheilhaft werde beziehen können. Es wurde diesemnach an des Königs Majestät die allerunterthänigste Bitte gerichtet, daß Allerhöchstderselbe gewähren möchte: 1) auf den Grund des Wiener Vertrages vom 29. Mai 1815 und den Be- stimmungen der Wiener Kongreß - Akte bei der Königlichen Han- noverschen Staats-Regierung die Aufhebung der vertragswidrig noch immer bestehenden drückenden Durchfuhr-Zölle zu bewirken, und wegen der Erhebung billiger Schifffahrts-Abgaben eine Ver- einbarung zu treffen; 2) die Vollendung der Schleusenbauten bei Rheine, so wie 3) zur Vermeidung der bedeutenden Unko- sten, welche die Versteuerung der Güter zu Rheine wegen des Hin- und Zurückfahrens derselben von dem Ufer zum Zollamte an Fuhrlohn, Brücken- und Straßengeld veranlasse, die Anlage eines Abfertigungs-Bureaus an dem Flusse zu befehlen, insonder- heit aber 4) die Anlage einer Chaussee von Münster nah Gre- ven zu verordnen, um den Fluß mit Frachtfuhrwerk erreichen zu können. Unter Aussprehung des allerunterthänigsten Dankes für die bereits bewirkte Schiffbarmachung der Stromstrecke zwi- hen Greven und Rheine wurde noch die Bitte hinzugefügt, daß Se. Majestät zur Abkürzung der Verbindung zwischen den Fabrikgegenden der Grafschaft Mark und der Ems auch den Ausbau der Chaussee zwischen Herbern und Lünen Allergnädigst Ver Betti: B fié x d j Dleichmäßig hielten Stände sich verpflichtet, den alterunker- thänigsten Dank auszusprechen C die von Sr. Majestät in der

Kabinets-Ordre vom 23. Juni vorigen Jahres Allergnädigst gegebene Zusicherung des Ausbaues einer Chaussee von Mün- ster nah Holland. Diese neue Verbindung mit dem wichti- gen Nachbarstaate, ist für den größten Theil der Provinz Wes|t- phalen ein dringendes Bedürfniß, besonders seit der Einziehung des Max - Klemens- Kanals; sie wird dazu dienen, Handel und Landwirthschaft einer weiten Umgegend zu neuem Aufschwung zu beleben, außerdem aber mit den hinterliegenden Vereinsstaa- ten einen gedeihlichen und lebhaften Verkehr zu vermitteln. Der leßtere Zweck wird um so vollständiger zu erreichen seyn, wenn Se. Majestät gleichzeitig den vollständigen Auébau der kurzen Wegestrete zwishen Wiedenbrück und Delbrück, der, obgleich längst beschlossen, seither noch nicht zur Ausführung gekommen ist, zu befehlen geruhen, und dadurch die direkte Verbindung zwischen Paderborn und Wiedenbrück, resp. zwischen Holland und Kassel herbeiführen möchten; wogegen man jeßt zwischen Paderborn und Wiedenbrück einen Umweg von 7 Stunden zu machen genöthigt ist. Aus diesen Gründen glaubten Stände hoffen zu dürfen, Se. Majestät werde die allerunterthänigste Bitte gnädig aufnehmen, die recht baldige Ausführung des frag- lichen Chaussee-Baues huldreihst anzuordnen.

Aus Anlaß zweier dem Landtage zugegangenen Petitionen, wovon die eine die Theilnahme der Stände für den Ausbau ei- ner Anshluß-Eisenbahn von Halle Über Kassel, Paderborn nah Lippstadt, die andere den schon auf früheren Landtagen angeregten Bau der Rhein-Weser-Eisenbahn zum Gegen- stande hat, einigte sich die Stände-Versammlung geleitet von der Ueberzeugung, daß beide Communicationsstraßen in vielfacher Beziehung für die Provinz von überaus hoher Wichtigkeit sind,

in dem Wunsche: daß des Königs Majestät allerunterthänigst ge- beten werde, den Eisenbahn-Unternehmungen die möglichste Unter- stúßbung angedeihen zu lassen.

In der desfallsigen Vorstellung wird das Interesse das der den Kern der Zukunft in fich schließende Eisenbahn - Verkehr im Allgemeinen und die in Rede befindlichen Bauten insonderheit für Westphalen und als Verbindungswege zwischen den westlichen und östlichen Provinzen für die Monarchie, so wie für das ge- sammte deutsche Vaterland, unzweifelhaft haben, hervorgehoben und die Hoffnung ausgesprochen, daß die Anschlußbahn zwischen Halle úber Kassel und Paderborn nach Lippstadt auf Staats- Kosten werde gebaut werden, sofern aus Rücksichten der entge- genstehenden Terrain-Schwierigkeiten ein Bau auf Actien nicht zu ermöglichen seyn sollte.

Zeitungs-Nachr1iMte n.

Ausland,

RNUßland und Polen,

St. Petersburg, 1. Mai. Die hiesigen Zeitungen publiziren nachstehendes Kaiserliches Manifest:

„Von Gottes Gnaden Wir Nifolaus der Erste, Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen 1. s.w. u. s.w. u. s. w. Thun hiermit allen Unsern getreuen Unterthanen fuud. Die Vermählung Unseres geliebte sten Sohnes und Thronfolgers, des Cäsarewitsh und Großfürsten Alerander Nikolajewitsch mit der Großfürstin Maria Alexandrowna, Tochter des Großherzogs von Hessen - Darmstadt, ist am 16ten d. M.

in der Kathedrale Unseres Winter - Palais in Unserer Gegen- wart und im Beiseyn geistlicher und weltliher Personen vollzo-

erwünschte Ereigniß bes und befehlen, Unserer geliebtesten Schwiegertochter, der Gemahlin Unseres Thronfolgers, dei Titel Cäsarewna und Großfürflin beizulegen, zweifeln Wir nicht, daß Unsere getreuen Unterthanen auch jezt ihre Gebete mit den Unsrigen zu dem Allmäch- tigen und Allbarmherzigen Gott vereinigen werden, auf daß er die Un- serem Herzen theueren Neuvermählten mit seiner väterlichen Gnade be- wahren und ihren Bund, so wie ihre gegenseitige Liebe durch sorgenlo- ses Glück im Laufe vieler Fahre segnen möge, zu Unserem Troste so- wohl, wie zum Troste Unserer geliebtesten Gemahlin der Kaiserin Alexandra Feodorowna und Unseres gesammten Kaiserhauses, so wie zum Wohle Unseres lieben, getreuen Rußlands, welches bei seiner in- nigen Ergebenheit nie aufhören wird, mit Uns alle Unsere Hoffnungen und Freuden zu theilen. Gegeben zu St. Petersburg, am 16. (28.)

gen worden. Jndem Wir dieses Uns

faunt machen

| Tage des April, im Jahre nach Christi Geburt tausend achthundert

ein und vierzig, und Unserer Regierung im sechzehnten.“

Zur Feier der Vermählung des Großfürsten Thronfolgers haben Se. Majestät noch ein zweites Manifest erlassen, wodurth neue Bestimmungen zur Erleichterung von Anleihen erlassen wer- den, welche dem Adel aus den Reichs-Kredit-Anstalten bewilligt werden können. Zu diesem Behufe werden die Russischen Gou- vernements in drei verschiedene Klassen eingetheilt. Die Dar- lehens - Summen werden nach Verhältniß der Seelenzahl der Bauern bewilligt, und zwar auf Gütern erster Klasse für jeden Mann, der nicht weniger als vier Dessiätinen urbaren Landes hat, 70 und im entgegengeseßten Falle 60 Rubel; auf Gütern 2ter Klasse für jeden Mann 60 und endlich auf Gütern dritter Klasse für jeden Mann 50 Rubel. Am Schlusse dieses Manifestes heißt es: „„Jndem Wir diese Maßregeln festseßen, verbleiben Wir bei der- selben festen Hoffnung, welche Wir bereits bei der Erleichterung der Darlehen im Jahre 1830 ausgesprochen haben, namentlich, daß die neuen Vorschüsse nicht zu Launen des Luxus, und nicht ur Vermehrung der Schulden für Verschwendung, sondern zur Me érün der adeligen Güter, zu steigender Vervolllommnung des Ackerbaues, und zu Erweiterung der dörflichen und jeglicher anderen núßlichen Jndustrie benußt werden mögen. Es (E Hue angenehm zu glauben , daß auch diese Hosfnung ebenso in eal lung gehen werde, wie, unter dem Beistande des Allerhöchsten, Unsere Übrigen Pläne und Entwürfe zum Besten Unseres ges reuen und geliebten Rußlands allmálig ín Ausführung gebracht

erder A6 O einen Kaiserlichen Ukas ist festgeseßt, daß von jeßt ab die Gemahlinnen der Cäsarewitsche und Thronfolger von Ruß- land immer den Titel Câsarewna führen sollen.

Am Tage ber Vermählung des Großfürsten Thronfolgers haben Se. Majestät der Kaiser auch einen Ukas erlassen, durch welchen ein neues Reglement zur Versorgung von Militairs niedern Grades, die sih in Krondörfern niederlassen wollen, publizirt wird. Gleichzeitig sind alle Geldstrafen erlassen worden, die wegen Zurückhaltung von Soldatenkindern von Erfüllung der Meislitairpflicht zu e sind und die sih am 1. Jan. d. J. auf die Summe von 1,210,106 Rubel Silber beliefen.

Der Kriegsminister, General der Kavallerie, Graf Tscherny- schew, ist am Tage der Vermählung des Großfürsten Thronfol- gers in den Fürstenstand des Russischen Reichs erhoben worden.

Die Hauptstadt ist an den drei lebten Abenden glänzend er- leuchtet gewesen und die Freude der Einwohner über das glück- liche Familien-Ereigniß, das am 28sten d. M. im Kaiserlichen Hause stattgefunden, giebt sich von allen Seiten kund. Der Kaiser hatte zur Vermählung des Großfürsten Thronfolgers, außer den höche-

sten Ständen, auch die beiden ersten Gilden der Russischen Kauf- leute und die fremden hier etablirten Kaufleute einladen lassen. Durch einen Kaiserl. Tagesbefehl vom 28sten d. M. sind bei der Armee zahlreiche Beförderungen angeordnet. Der Groß- fürst Thronfolger is allen Regimentern attachirt worden, deren Chef der Kaiser ist. Zu Generalen der Infanterie wurden er- nannt: die General-Lieutenants Uschakoff |., Krassowsky 1., Ti- mofejeff 1., Neidhardt 1., Graf Kleinmichel und Prinz Peter von Oldenburg; zu Generalen der Kavallerie: die General-Lieutenants

Graf O’Rourke 1., Baron Geismar und Knorring l.; zu Ge- |

neralen der Artillerie: die General-Lieutenants Staden und Schul- mann I1.; 9 General-Majors wurden zu General-Lieutenants und 37 Obersten zu General-Majors befördert. Zahlreiche Ordens- verleihungen haben an jenem Tage ebenfalls stattgefunden.

Nrantre. t h.

L Paris, 2. Mai. Der Moniteur veröffentlicht einen Theil der an den König gestern aus Anlaß seines Namensfestes gerichteten Reden die Gratulations-Rede des Grafen von Appony, im Namen des diplomatischen Corps, lautet folgendermaßen: „Sire, Sie kennen die Gesinnungen des diplomatischen Corps für Jhre Königliche Person; wir ergreifen mit Eifer die Gele- genheit, welche der Jahrestag des Namensfestes Euer Majestät uns bietet, um die erneute Huldigung derselben darzubringen. Beharrlich in unsern Wünschen für Alles, was mit dem Glücke Ew. Majestät zusammenhängt, schäßen wir uns glücklich, daß es uns vergönnt ist, Jhnen dieselben bei einer feierlichen und Jhrem väterlihen Herzen so theuren Gelegenheit auszudrücken. Die Taufe des Grafen von Paris wird fúr Sie und fúr JZJhre er- lauchte Familie ein Anlaß hoher Freude und Hoffnungen und für uns ein Pfand der Fortdauer der Wohlthaten seyn, welche die Vorsehung Jhnen und Jhrer Familie bis auf diesen Tag verliehen hat. Dies, Sire, sind bei dieser Gelegenheit unsere Wünsche und Erwartungen, und wir ersuchen Ew. Majestät, die- selben mit unseren ehrfurchtsvollsten Beglückwünschungen zu ge- nehmigen.““ : i

Der König erwiederte: „Das diplomatische Corps kennt den Werth, den Jch auf die Gesinnungen lege, welche Sie Mir in seinem Namen ausgedrückt haben. Es gereicht Mir zur Freude, diejelben in dem Augenblicke zu vernehmen, wo, wie Sie sagen, die Feier der Taufe Meines Enkels für Meine Familie und für Mich ein neues Pfand der göttlichen Obhut ist, von der Wir bereits so viele Beweise empfangen haben. Indem Jch Zhnen für die Wünsche danke, welche Sie Mir darbringen, ersuche Jch Die, den Ausdru derer entgegegen zu nehmen, die Jch für das Glück der Souveraine hege, welche Sie bei Mir repräsentiren.“ __ Von den übrigen Reden heben wir noch die des Herrn Sauzet, Präsidenten der Deputirten - Kammer heraus. Derselbe sagte : „Sire, in diesem Jahre vermischt sich der Königliche Namens- tag mit einer andern Feierlichkeit, welche die Deputirten-Kammer ebenfalls wie cin Familienfest begrüßt. Die Repräsentanten des Landes erneuern heute Ew. Majestät die Versicherungen jenes

ehrerbietigen und unerschütterlichen Vertrauens, welches die Haupts- |

stärke eines National - Königthums ausmacht, und für das Herz Ew. Majestät der süßeste Trost und die edelste Belohnung seyn muß. Morgen wird der König auf den Erstgebornen des Thron- erben die Segnungen der Religion herabrufen, die allem was sie berührt, den Charakter der Größe und der Dauer aufdrüt. Der morgende Tag, Sire, wird ebenfalls ein Tag der Freude und der Hoffnung seyn. Sie werden sih dem Volke zeigen, stolz auf Jhre schône Familie, die vollständig um Sie versammelt ist ; denn wir können diejenigen nicht als abwesend betrachten, die anderswo muthig dem Vaterlande dienen. Die Staatsgewal ten werden sich um Sie drängen, Sire, glücklich in dei Gédan- ken, daß die Fortpflanzung Jhrer Dynastie ein Pfand für die Zu- kunft des Landes ist. Diese Zukunft vorzubereiten und zu ver- bürgen, Sire, daran arbeiten alle guten Franzosen. Die Depu- tirten- Kammer trägt das ihrige dazu bei, unterstüßt von dem Einflusse, der ihr gebührt. Sie hat das Recht, dies am Schlusse einer múhevollen Session zu sagen, wo ihre durch die höchsten Fragen der Politik so lebhaft in Anspruch genommene Sorgfalt noch Zeit gefunden hat, um so viele, fúr das moralische und ma- terielle Wohl des Landes so wichtige Verbesserungen zu bewerk- stelligen: von der Arbeit der Kinder an, die die Hoffnung des Landes sind, bis zu der Organisation der Armee, die seine Stärke ausmacht. Wir werden, Sire, diese große Aufgabe stets im Auge behalten; möge die Vorsehung räglih mehr jene na- tionale Regierung befestigen, deren Jnstitutionen allen Prú- fungen siegreich widerstehn! Möge Jhr Enkel, belehrt durch die edlen Beispiele zweier Königlichen Generationen, für unsere Nach- kommen jenes Bündniß der Freiheit mit der Monarchie fortseben ; welches Frankreich in Jhrer Person gegründet hat, und welches Ew. Majestät, wie das Land mit einer Beharrlichkeit aufrecht er- halten haben, deren Wohlthaten die dffentliche Vernunft würdigt, und von der die Zukunft, wenn das Schweigen der Leidenschaften eintritt, und die Stimme der Geschichte sih vernehmen läßt, noch lauter sprechen wird!“

Der König erwiederte: „Mein ganzes Leben is der Be gründung jenes glücklihen Bündnisses der Monarchie mit der Freiheit gewidmet gewesen, welches für die eine wie für die an- dere die sicherste Bürgschaft ist. Wenn unter uns keine Monar- chie mehr ohne öffentliche Freiheiten möglich ist, so hat die Er- fahrung der vergangenen Zeiten uns ebenfalls gelehrt, daß die Monarchie der Aufrechthaltung der Freiheiten niht minder noth- wendig ist. Es macht Mich glücklich, der Kammer, die Jch so zaßlreih um Mich versammelt sehe, zu sagen, daß der Ausdruck Jhres Vertrauens eine der súßesten Belohnungen is , die Mir für Meine Anstrengungen zu Theil werden können. Die Kam- mer kennt den Werth, den Jch auf dieses Vertrauen lege; sie weiß, wie sehr Jh Mich immer bestrebt habe, dasselbe da- durh zu erlangen, daß Jch Mich Meinem Lande ausfrich- tig ergeben zeigte, die Angriffe und Verleumdungen ver- achtete, “Und immer bereit war, dasjenige zu unterstüßen, von dem Mir Mein Gewissen sagte, daß es nüblih für das Wohl Frankreichs, für sein Glück und für die Zukunft unserer Justi- tutionen sey. (Diese Worte, die der König mit Wärme und nicht ohne Erschütterrung sprah, wurden von den Deputirten mit lebhaftem Zurufe aufgenommen.) Jch freue Mich, daß die Kammern in dem Augenblicke versammelt sind, wo Jch Meinen Namenstag mit der Taufe Meines Enkels vereinigt habe. Er wirkt schon durch seine Existenz zur Befestigung des Thrones mit; er wird auch durch seine guten Eigenschaften und durch die Ge- sinnungen, die von Meinem Sohne und von Mir auf ihn úber- gehen werden, dazu mitwirken, die Ruhe und die Freiheiten der Nation zu sichern; er wird auf diese Weise die Unterstüßung verdienen, die Sie Mir in der Zukunft {hon für ihn ver- fünden. Möge er, stark durch den Beistand der großen Staats- körper und durch das Vertrauen der Nation sein Land vor all Qs A bewahren, welche die politischen Verirrungen in ihrem

efolge haben! Jch danke der Kammer noch einmal fúr die

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Gefühle, welche sie Mir dargelegt hat, und Jch erneuere ihr aus vollem Herzen den Ausdruck der Liebe, die Jch ihr widme.““ (Die lebten Worte des Königs wurden abermals mit lautem Beifall aufgenommen.)

Die Rede des Grafen Appony im Namen des diplomatischen Corps, und die darauf ertheilte Antwort des Königs, sind ihrer besonderen Kürze halber aufgefallen. Man war gewohnt, in diesen Reden eine wenn auch nur sehr allgemein gehaltene An- deutung von dem guten Vernehmen zwischen den Mächten zu finden, und das Ausbleiben dieser Vrrsicherung hat einiges Miß- behagen in der öffentlihen Stimmung erregt.

Ín einem hiesigen Blatte liest man: „Diesen Morgen besuchten wir die Kirche Notre Dame. Die Vorbereitungen aus Anlaß der Taufe des Grafen von Paris sind nicht von besonde- rer Pracht. Jumitten des Kreuzes der Kirche steht das Tauf- becfen, auf beiden Seiten befinden sih zwei große Tribünen. Die Pfeiler des Schiffes sind mit karmoisinrothem, mit goldenen Franzen beseßten Sammet behängt; an den Kapitalen der Säu len prangen Trophäen und dreifarbige Fahnen. Galerieen des Umkreijes ist roth ausgeschlagen. Jn den Nischen des Schiffes sind Medaillons von Heiligen angebraht. Eine Art Pavillon von bronzener Farbe, ohne Decorationen, ist am Eingange des Portals aufgestellt. Ueber der Gallerie der Kö- nige, an der großen Facçcade, befindet sih eine Reihe von 50 dreifarbigen Fahnen. Auf der Spibe der Tribúne wehen 2 Tri-

colore-Oriflammen, und von der großen Gallerie hängen drei gewal- | tige Tricolore-Banderoles herab. Um 8 /, Uhr beseßte die Munizi- |

palgarde die Quai's, Úber welche der Zug gehen sollte; auf ver- schiedenen Punkten waren Bataillons von der Linie aufgestellt. Um 10°/, Uhr sebte sich der Cortège in Bewegung und erreichte um 11 Uhr die Kirche Notre-Dame. Ueber 100,000 Menschen waren auf den Quai's des Louvre, der Megisserie und dem Pont Notre-Dame zusammengedrängt, die in dem Programme bezeichnet waren. Als aber der Cortège an der Carrousselbrücke anlangte, ließ ihn der Polizei-Präfekt plöblih die Richtung än- dern und es bewegte sich nun der Zug nach der Kirche Notre- Dame úber die Carousselbrücke, den Quai Malaquai, den Quai Canti, den Pont-Neuf, den Quai des Orfèvres, und dem Quai du Marché - Neuf. Eine in Straßburg angekommene tele- graphische Depesche von Paris, 2. Mai enthält Folgendes: „Die Taufe Sr. Königl. Hoheit des Grafen von Paris is in der Notre-Dame- Kirche feierlih begangen worden. Der König, die Königin, die Belgischen Majestäten, sämmtliche Mitglieder der Königlichen Familie, die beiden Kammern und sämmtliche Staats- behörden wohnten der Feierlichkeit bei, die schr glänzend ausfiel. Alles ist in der größten Ordnung vorübergegangen. Der König ist so eben in die Tuilerien zurückgekehrt; úberall wurde Se. Majestät mit dem lebhaftesten Zurufe begrüßt.

Die öffentlichen Lustbarkeiten, welche gestern stattfanden, wa- ren so wenig, wie noch nie, besucht. Es ist dies hauptsächlich der großen Hiße und den Besorgnissen von Unruhen, die man unter der Bevölkerung zu verbreiten gesucht hatte, zuzuschreiben. Wie dem auch sey, der Tag ging ganz friedlich vorüber.

Der Moniteur parisien enthält Folgendes: „Seit zwei bis drei Tagen is in gewissen Blättern nur von Aufregungs- und Unruhe-Symptomen in Paris die Rede. Man spricht von außerordentlichen Versammlungen des Ministers-Conseils, die von von den Besorgnissen der Regierung gerechfertigt werden. Dies sind Erfindungen, zu welchen die Lage der Hauptstadt nie weni- ger Veranlassung gegeben hat. Man begreift nicht, wie ernst- hafte Journale sich zur Verbreitung solher Gerüchte hergeben können.““ /

Valenciennes, 29. April. Die Arbeiten an der Eisenbahn von Lille nach Valenciennes werden endlich beginnen; dem Ver- nehmen nach haben die Unternehmer der Ziegellieferung Befehl erhalten, ihre Operationen zu beginnen, und die Verwaltung hat schon durch Anschlag bekannt machen lassen, daß die Arbeiten von Roubaise bis zur Gränze für die Section von Lille, und von der alten Schelde bis zur Gränze für die Section von Valenciennes am 26. Mai auf der Nord-Präfektur zugeschlagen werden sollen. Alle vorbereitenden Arbeiten der Jngenieure sind beendet und die Verwaltung ist im Stande, alle geforderten Kredite zu bewilligen. Die Section von Valenciennes bis Blanc- Misseron wird im Juli 1842 beendigt seyn und für die Circulation erdffnet werden können. Bis dahin wird die Belgische Eisenbahn die Gränze er- reicht haben. Man wird also in höchstens 15 Monaten von dem äußersten Ende des Weichbildes von Valenciennes in Einem Tage auf einer Eisenbahn, welche zugleich drei Reiche, Frankreich, Bel- gien und Deutschland mit einander verbinden wird, bis zum Rhein fahren können. Seit einigen Tagen sieht man in Va- lenciennes viele Spanische Flüchtlinge in der Flamändischen Blouse mit der Baskischen Múße. Diese ehemaligen Soldaten des Don Carlos kommen von Cambrai und Arras und suchen Arbeit, da die Subsidien der Regierung für sie mit dem |. Juni aufhdren werden. :

t Gestern Abend hieß es, daß die Französischen Truppen in Algier eine Niederlage erlitten hätten, und daß der Herzog von Aumale gefährlich verwundet worden sey. Briefe aus Algier von

| einem sehr neuen Datum melden, die Truppen werden sich nicht vor

| Angeklagte heute besucht hätten, würden dem Gerichte bezeugen, daß | | sie nicht ohne Gefahr ihr Zimmer verlassen könne. j |

den ersten Tagen des Mai in Bewegung seßen, weshalb man glauben darf, daß die Gerüchte von Uebelwollenden ersonnen sind.

Tulle, 29. April. Prozeß Laffarge. Diamanten-Dieb- stahl. Zu heute war Madame Laffarge wegen des bekannten Dia- manten-Diebstahls vor das hiesige Zucht-Polizeigeriht geladen. Der Situngs-Saal, der um §8 Uhr Morgens eröffnet wurde, war nicht sehr zahlreich besucht, da man schon Tags zuvor wußte, daß Madame Laf- farge wegen eines ernsten Unwohlsevyns nicht erscheinen würde und da es sich vorläufig auch nur um eine Rechtsfrage handelte. Um 10 Uhr ward die Sigung eröffnet. Herr Koraly erschien als Vertheidiger der Civilpartei der Familie Leautaud. Herr Lachaud trat als Vertheidi- ger der Madame Laffarge auf. Er erklärte, daß er sich mit Bedauern gen0- thigt sehe, einen Aufschub zu verlangen, da der Gesundheits-Zustand seiner Klientin ihr nicht erlaube, heute zu erscheinen. Zwei Aerzte, welche die

| widerseßte sich sehr lebhaft jedem ferneren Aufschub und gab nicht un-

deutlich zn versleben, daß er die Krankheit für verstellt halte. einer ziemlich lebhaften Debattte zwischen den beiden Vertheidigern

sandte das Gericht einen dritten Arzt zu der Angeklagten, um über (h- |

ren Gesundheitszustand Bericht zu erstatten. Da dieser mit dem der beiden ersten Aerzte übereinstimmte, so entschied das Gericht, daß die

Die Gazette de France erklärt, daß sie gegen das in | contumacim gegen sie gefällte Urtheil, wegen ungetreuer Be- | richterstattung appelliren und daß Herr Berryer ihre Vertheidi- | gung führen werde. |

|

Großbritanien Und Jrlaus:

London, 1. Mai. Herr Maurokordato, bisher Griechischer Gesandter am hiesigen Hofe, hat vorgestern der Königin sein Ab- berufungsschreiben und der Türkische Botschafter, Schekill Efendi, hat Ihrer Majestät ein Schreiben seines Souverains überreicht.

Die Lehne der |

Die Times läßt es sih besonders angelegen seyn, die dem Parlamente vorgelegten Aktenstücke Über die orientalische Frage, aus denen sie ab und zu einzelne Piecen ihren Lesern mittheilt, zu beleuchten und danach ihr Urtheil úber die Politik Lord Pal- merston’'s und Lord Ponsonby's zu fällen. So sagt dieses Blatt mit Hinsicht auf die vom Commodore Napier in Liverpool und Manchester gehaltenen Reden unter Anderem:

„Der erste und in der That der vornehmste Punsft in der orienta-

! lischen fue: ist die Annahme, daß Mehmed Ali nie aufgehört var, | die agressivsten und ehrgeizigsten Entwürfe gegen die Pforte zu n@b- | ren, daß er im Fabre 1839 der angreifende Theil gewesen, und daß | nichts Geringeres, als die bewaffnete Jntervention Europas ihn au | Vorrücken gegen Stambul habe verhindern fonnen. Das mehrerwähnte Volum von Aktenstücken über die orientalischen Angelegenheiten bestä- | tigt aber, unseres Erachtens, diesen fundamentalen Vordersaß feines- | weges. Folgendes schreibt Oberst Campbell unterm 7. Mai 1839 qu | Lord Palmerston: „„Graf Nesselrode scheint seine Depesche auf se E unrichtige Data gegründet zu haben, wenn er in Mehmed Alí det an- | greifenden Theil sieht. Weit entfernt, daß Mehmed Ali der Angre!- feude wäre, ist es Ttatsache, daß einige Monate hindurch die - ari | Lord Ponsonby's an mich und die Depeschen von Baron Stürmer un? Admiral Roussin an ihre General - Konsuln hier (in Alexandrien) voi den Kriegs-Rüstungen des Sultans, seiner Absicht, Syrien anzugre!- | fen, und den Bemühungen der verschiedenen Gesandten, ihm von einem | fo vorschnellen Schritte abzurathen, sprechen. Was Mehmed Ali betrifft, fo fann ich zuversichtlich behaupten, daß es niemals seine Abficht war, dir aftive Angreifer zu werden, die Syrischen Gränzen zu überschreiten uud dent Heere des Sultans entgegenzurücken.“‘““ Graf Medem versicherte im Fuui, dem Lord Granville in Paris, sein Bruder habe ihm aus Alerandr?ien geschrieben, daß, wenn es zu Feindseligkeiten fäme, es die Schuld des Sultans seyn würde. Unterm 13. Fuli, nachdem die Ereignisse die | verderbliche Thorbeit der Türkischen Politik bethätigt hatten, bemerft Oberst Campbell: „„Der Sultan muß eingesehen haben, daß Mehmed | Ali ihn nicht angreifen fonnte, noch durfte, weil in diesem Falle alle | Mächte gegen Lettern stehen würden. Der Sultan hatte folglich den Pascha nicht zu fürchten. Augenscheinlichh war es das Interesse Ruf- lands, den Sultan vorwärts zu drängen.“ Wie benahm sich mittler- weile Lord Ponsonby? Vergebens blättern wir in den Depeschen nach | einem Beweis, daß er die damaligen Jnstructionen seiner Regierung, behufs der Erhaltung des Friedens und Verhinderung des Kriegs, energisch erfüllt habe. Am 22. Mai sagte ihm Nuri Efendi, „,„„vou einigen Botschaftern werde der Pforte dringend gerathen, feinen Krieg ¡u unternehmen.“ An diesen Rathschlägen hatte Lord Ponsonby offenbar nicht Theil genommen , denn der Zwec des Türkischen Mini- sters war, Gewißheit zu erhalten, ob, um den Sultan am Losschlagen zu verhindern, die Britische Flotte sich der Osmanischen Seemacht auf ihrer Fahrt gegen Syrien und Aegypten in den Weg legen würde. Jn jenem Moment hätte Lord Ponsonby durch eine energische Erklärung im Sinne seiner Instructionen die Wahrscheinlichkeit eines Krieges sehr vermindern können ; statt dessen antwortete er, die Britische Regierung werde sich nie bei einem Versuche betheiligen, die hohe Pforte eines ihrer Souveraginetätsrechte zu berauben, und die Brititische Flotte habe feinen Befehl, ein feindseliges Vorrücken des Kapudan Pascha zu verz hindern. Mit anderen Worten, unser Botschafter erklärte, Großbrita: | nien werde weder mit Worten noch mit Schlägen ins Mittel treten, | um seinen Türkischen Bundesgenossen an den selbstmörderischsten Hand- | lungen zu behindern. Bao Tage später verwirft Lord Ponsonhy mit | Verachtung Mehmed Ali?'s Erklärung, worin er nichts Geringeres | als die Forderung einer Theilung des Osmanischen Reichs er- | blifte, welcher der Sultan \sich nicht unterwerfen fönne ohne | | | l

den Verlust seiner geistlihen Suprematie, des Kalifats, und welche für die Britischen Fnteressen verderblicher als die Nieder- lage des Türkischen Heeres durch die Aegypter sey. Diese Ansicht ist durch alle Personen, die an Ort und Stelle waren, voll- fommen widerlegt. Lord Palmerston indessen gab den Meinungen set- | nes Botschafters den Vorzug vor den Thatsachen und Versicherungen, die er regelmäßig von seinen offiziellen Agenten in Syrien und Aegvp- | ten vernahm. Gleich Tages darauf, als er die telegraphische Nachricht von der Schlacht bei Nisib erhalten, und bevor noch die Details dieses Ereignisses bekannt seyn konnten, erklärte er, „, die Schlacht sey tros der Remonsiration und Warnungen der fünf Mächte geschlagen rvor- den, der Pascha sey der angreifende Theil gewesen, und das Schlacht- feld liege jenseits der Syrischen Gränzen.“ Unseres Dafürhaltens war der Krieg, wenn nicht wirklih eröffnet, doch unvermeidlih gewor- den, als Hafis Pascha über den Euphrat ging; denn, wie Nbrahim sagte: „„wozu fonnte er den Fluß überschritten haben, als um mich anzugreifen?“ Aber selbst nach diesem Siege machte Jbrahim auf die ihm vom Capitain Caillier überbrachten Befehle augenblicklicch halt. Diese Thatsachen bestärken allerdings die von Sir Charles Napier nachdrücklich ausgesprochene Meinung, daß, wenn wir uns von vornherein entschlossen hätten, dem Mehmed Ali Frie- den und den ruhigen Besiy einer untergeordneten Autorität innerhalb gewisser Schranken zu sichern, anstatt auf den Sultan zu hören, als er von Vernichtung des Rebellen sprach, die Vortheile unserer Freund- schaft bei Mehmed Ali so viel vermocht haben würden, als die Furcht vor unserer Macht, um ihn von allen Eroberungs- und Usurpations- Entwürfen abzubringen. „,„Die Gefahr“ ““, sagt Lord Palmerston un- term 1. August 1839, „,„welche die Türkei bedroht, ist die angemaßte Macht Mehmed Alis. Wir wollten, das wäre die ganze Gefahr gewesen! Aber die Russische Macht von außen und die Türkische Ohn- macht von innen sind weit mehr zu fürchten. Der Beweis liegt zu Tage, deun jevt wo Mehmed Ali gefährlich zu seyn aufgehört hat, sind die Gefahren des Türkischen Meiches zum mindesten eben so groß, der Fortbestand desselben eben so ungewiß, der Zustand seiner Regie- rung eben fo elend wie zuvor. Die Haupt- Ursache zur Besorgniß lag demzufolge nicht in dem Element, das wir beseitigt haben, soudern, e minder sichtbar, aber desto wirfungsreicher, auf einer anderen Seite.“

Der Oberst-Lieutenant Graf Cardigan findet nun auch bei den Blättern seiner Partei keine Entschuldigung mehr, und es môchte wohl das Gerathenste für ihn seyn, sich freiwillig aus dem Dienst zurückzuziehen. Bisher hatten ihn die Tory-Zeitungen noch zu halten gesucht, aber durch die körperliche Züchtigung, die er an einem Sonntage, ja noch dazu am Ostersonntage, an einem Soldaten hat vollziehen lassen, hat er gegen die Englische Kir- chensitte in solchem Grade verstoßen, daß die Times jeßt einen völligen Bannfluch über ihn ergehen läßt, ärger als es die libe- ralen Blätter jemals gethan. . Sie nennt ihn einen elenden Wicht, der von Ehre {wake und sich der teuflischsten Handlungsweise | nicht scheue. ¡Wir hoffen zuversichttich“/, so schließt sie ihr Ana- | thema, «daß irgend ein unabhängiges Mitglied im Unterhause bei erster Gelegenheit den Gordishen Knoten durhhauen und auf eine Adresse an die Krone antragen wird, damit dieser edle

Herr K | Í “ns N „X verr Koralv | Graf Cardigan von der Oberst Lieutenants,Stelle beim Uten Nach | Husaren-Regiment, wo er noch dazu der Stellvertreter des Ge-

| mahls der Königin ist, entfernt werde.“ | Nachstehendes ist das Verzeichniß der Passagiere, welche | sich, nah Angabe öôffentliher Blätter, am Bord des bisje6t ver-

! y | mißten Dampfschiffes ,„Präsident““ inden: V. C. 16 Verhandlungen bis zu Montag, den 3. Mai verschoben werden sfollten. | eee R P d ,-Präsfident‘ befinden: P. C. Pfeffel, au

Warburg, aus New-York; Lieutenant F- Lennox und Herr Courteney, von der Englischen Armee; Tyrone Power und Bedienter, aus England; C. A. D. Meisegares, aus Philadelphia; S. Mails, aus New-York; C. L. Cadet, aus Buenos Ayres; T. Palmer, aus Baltimore; Dr. M. Forner, aus Cuba; T. Blanchor, aus Cuba; John Fraser, aus New-York; A. van Lohe jun., aus Amsterdam; A. S. Byrne, aus Lon- don; Thorndyke, aus New - York; W. W. Martin, aus England; E. B. Hawell mit einem Freunde, aus New-York; A. Livingston, aus New-York; G. G. Cookman, aus Washing- ton; D. Deuchar, aus Schottland; B. Morris mit einem