1841 / 133 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

éine Swereäeabätterameene «G

amer idi

L i Referat über das JIrren-Heil- und Ver- as g S gestúßt auf eine bezügliche Denk- E Le es Herrn Landtags - Kommissarius Excellenz, zum Ja rift vid Beschluß. Die Ergebnisse der seitherigen Verwal Vortrage ehr ufriedenstellend, und gewährten den Provinzial- ung E ‘Ueberzeugung, daß diese Angelegenheiten sich in den besten Händen befinden.

Provinz Posen.

Posen. Sibung vom 22. April. Der Antrag aus meh- reren úber einen und denselben Gegenstand dingereiGten Dg. ten um Aenderung und Verbesserung in der Justiz-Bersafsung, namentllch: a) daß die Entscheidung dritter Fnskanz in Prozes- sen wieder einer JZustiz-Behörde im Großherzogthum übertragen ; þ) daß den Land- und Stadtgerichten eine unbeschränkte Kompe- tenz zugestanden und die Ober-Landesgerichte aufgehoben werden ; c) daß den Notarien die Befugniß ertheilt werde, alle Afta der freiwilligen Gerichtsbarkeit aufzunehmen; d) daß das bestehende Vormundschafts - Recht aufgehoben und das Institut des Fami- lienraths eingeführt werde; e) daß die Einführung des Instituts der Schiedsmänner beschleunigt werde, und f) daß das bisherige Sportel-System abgeschasst und statt dessen eine Stempel-Abgabe in Prozessen und bei allen übrigen Gerichts-Angelegenheiten ein- geführt werde; wurde in Berathung gezogen. Nach länge- rer Diskussion einigte sich die Versammlung über folgende Beschlússe: al a. dieser Antrag wurde nicht berücksich- tigt , vielmehr soll Se. Majestät gebeten werden daß im Geheimen Ober- Tribunale die erforderliche Anzahl der Pol-

nishen Sprahe mächtigen Richter angestellt werde; ad b. den |

Land- und Stadtgerichten soll eine erweiterte, nicht aber unbe- \cránkte Kompetenz zugestanden werden; ad c. dieser Antrag wurde gänzlih verworfen; ad d. nach einer lebhaften Diskussion beschließt die Versammlung, Se. Majestät zu bitten: bei Revision der Gesebe in Erwägung ziehen zu lassen, ob es nicht angemessen erscheine, das Jnstitut des Familien - Raths oder eine ähnliche Institution zu bilden, und event. über das zu entwerfende Pro- | jeft den Landtag mit scinem Gutuchten hören zu lassen; ad e. die | Versammlung beschließt einstimmig, Se. Majestät zu bitten: daß die Einführung des Instituts der Schiedsmänner beschleunigt werden möge; al f. nach dem Antrage der Petition. Eine Pe- | tition um Erwirkung der Beschleunigung der Geseh - Revision, weil die Ministerial-Reskripte überhand nehmen, wurde nicht als begründet erachtet, da die Geseß - Revision, wie notorisch , vor- schreite, und daher auf die Sache nicht weiter einzugehen |ey. Ein Antrag, daß den Justiz-Kommissarien gestattet werden möge, bei allen Gerichten im Großherzogthum ohne Unterschied prakti- ciren zu dürfen, wurde verworfen.

Den Antrag um Verwendung bei Sr. Majestät dafür: a) daß die Allerhöchsten Kabinets-Ordres vom 5. Mai 1839 und | 6. Márz e. wonach es Personen , welche nur der Polnischen Sprache mächtig sind, gestattet seyn solle, sich der Aufnahmen | der Polnischen Protokolle in Civil- und Kriminal-Verhandlungen zu begeben , aufgehoben , und b) Se. Majestät werde , dergleichen Bestimmungen niht wie durch das Justiz - Ministerial - Blatt sondern

üblich , durch

die Geseß - Sammlung publiziren zu lassen, genehmigt die Vers | sammlung und beschließt: eine sachgemäße Petition an Se. Mas |

jestät zu richten. Zwei Anträge: a) um Erweiterung der Kom-

petenz der Land- und Stadtgerichte, und b) bessere Stellung der |

Subalternen, wurden in Berathung gezogen. Der Antrag zu

a findet in dem Beschlusse zu 1. seine Erledigung, der zweite | dagegen wurde von der Versammlung angenommen und beschlos- |

sen: deshalb eine ehrfurchtsvolle Bitte an Se. Majestät zu richten.

Derselbe Petent bittet: a) die Untersuchung und Bestrafung der |

kleinen Diebstähle unter 5 Rthlr. den Polizei-Behörden zu über- tragen; b) lüderliches und gefährliches Gesindel, unter Entziehung der National-Kokarde, durch die Polizei-Behörde in ein der zwei- ten Klasse des Soldatenstandes analoges Verhältniß verseßen zu lassen. Die Versammlung, in Uebereinstimmung mit dem Aus- husse, genehmigte beide Anträge und beschloß: Se. Majestät um demgemäße Verordnungen zu bitten. Alle die Justiz-Verwaltung betreffenden Petitionen sollen in Eine zusammengebracht werden.

Eine Petition in Betreff des Schulwesens im Großherzogthum Posen wurde von der Versammlung angenommen und ohne Dis- kussion beschlossen, Se. Majestät ehrfurchtévoll darum zu bitten: daß in den Lehranstalten des Großherzogthums der Polnischen Sprache die durch den Allerhdchsten Landtags - Abschied von 1828 verhei- ßenen Rechte wieder eingeräumt werden. Die in dieser Bezie- hung ausgearbeitete Denkschrift wurde mit wenigen Abänderun- gen angenommen. Ein Deputirter des Ritterstandes verlangte, daß sein Antrag hier vermerkt werde: daß auch im Friedrich- Wilhelms: Gymnasium in Posen die Polnische Sprache in den zwei hdheren Klassen gelehrt werden müsse.

Sibung vom 23. April. Jn der heutigen Sißung wurde vom Landtags-Marschall der Bescheid Sr. Majestät vom 20sten d. M. auf die ständische Denkschrift vom 18ten v. M., die Er- richtung eines ständischen Ausschusses betreffend, verlesen. (Nr. 119 der St. Ztg.) Zufolge Allerhöchster Bestimmung schritt die Versammlung zur Wahl von 11 Mitgliedern, da der Marschall das zwdlfte Mitglied ist, und 12 Stellvertretern, worüber eine besondere Verhandlung aufgenomraen worden ist. Die Versamm- lung hatte zwar in der Denkschrift, die Errichtung eines ständi- schen Ausschusses betreffend, beantragt, daß die ständischen Jn- stitute durch den Aus\{huß verwaltet werden; da jedoch die heute stattgefundene Wahl Mitglieder getroffen, deren Wohnsiß von den Instituten zu entfernt liegt, so erwählte die Versammlung zur Ver-

gebeten |

E des D Ee zu Kosten, 2) des Taubstum- men- Instituts zu Posen und 5) der JFrren-Heil-Anstalt zu Owinsk besondere ständische Kommissionen. 9 A / Es wurde zur Diskussion über mehrere Petitionen ‘it-

y , 0 A y geschrit-

ten. Die Petition, bei Sr. Majestät darauf anzutragen, die ehemaligen ‘Polnischen Militairs, welchen ihre Pensionen in Folge der Kriegsereignisse vom Jahre 1830 und 1831 entzogen wor-

den, im Wege der Gnade wieder zu dem Genuß derselben ge- langen zu lassen, wurde angenommen und bei Sr. Majestät eine Denkschrift einzureichen beschlossen. Der Antrag, bei Sr. Majestät die Bitte einzureihen, daß die mit Ruß- land am 17/19ten März 1830 erneuerte und mit dem 17. März 1842 ablaufende Convention wegen Auslieferung der Deserteure ferner nicht mehr abgeschlossen werde, wird von der Versammlung einstimmig genehmigt und beschlossen, Se. Ma-

jestát zu bitten: geeignete Maßregeln in dieser Beziehung zu Einige Abgeordnere verlangten, daß die durch sie einge- reichten Petitionen zur Berathung gezogen werden möchten; an- dere aber, deren Petitionen bis jeßt unerledigt geblieben , prote- stirten dagegen, indem sie für alle ein gleiches Recht forderten; die Billigkeit dieses Antrages erwägend, beschließt die Versamm- lung, ihr Bedauern auszudrücken: daß bei der großen Masse

treffen.

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von Arbeiten und weil nach Allerhöchster Bestimmung die vorge- legten vielen und wichtigen Geselz - Entwürfe vor Allem erledigt werden müßten, eine Verlängerung des Landtages über den 24sten d. M. hinaus aber nicht. statthaft erklärt worden, es nicht mdg- lih gewesen sey, alle eingegangenen Petitionen in Berathung zu ziehen. Diese Petitionen sollen dem nächsten Landtage zur Be- rathung vorbeholten bleiben.

Sißung vom 24. April. Nach Allerhöchster Bestimmung Sr. Majestät des Königs ward heute der fünfte Provinzial Landtag des Großherzogthums Posen ge|chlossen. Wegen der unerledigt gebliebe- nen, in der gestrigen Verhandlung vermerkten Petitionen, be- {ließt nur noch die Versammlung: alle diese eingegangenen, aber nicht zur Berathung in pleno des Landtages gezogenen Beschwer- den und Bittschriften in ein Fascikel heften und ein Verzeich- niß derselben, vom Marschall und den Secretairen vollzogen, zu den Akten nehmen zu lassen.

Der Marschall ernante eine Deputation, welche den niglichen Kommissarius in Kenntniß seßte, daß die Stände, Be- hufs Schließung des Landtages, harren. Der Königliche Kom- misjarius erschien in Begleitung zweier Mitglieder der hiesigen Regierung in dem Sibungs-Saale und sprach ungefähr folgende Worte: „Es if die leßte amtliche Handlung, die ich als König- licher Landtags-Kommissarius und Ober-Präsident des Großherzog- thums Posen vollziehe, indem ich den Fünften Provinzial, Land tag auf Befehl und im Namen Sr. Majestät des Königs ließe. Gott segne den König und alleProvinzen seines Reiches.“ Der Mar- hall ersuchte hierauf den Königl. Landtags-Kommissarius, die Ge- sinnungen der Treue und Liebe, von welchen die Versammlung beseelt sey, Sr. Majestät dem Könige auszudrücken, dem Königlichen Landtags-Kommissarius selbst dankte er für dessen erfolgreiche Un- terstúßung, welche er der Stände-Versammlung gewährt habe. Es erscholl der dreimalige Ruf: „Es lebe der Kong Der Königliche Landtags - Kommissarius verläßt die Versammlung. Der Marschall dankt den Mitgliedern für die erwiesene Hinge- bung bei Erfúllung ihrer Pflichten und empfángt eine Dank- Adresse für scine weise und sanfte Leitung der Berathungen.

Provinz Sachsen.

Merseburg, 1. Mai. Jn der am 23. April abgehaltenen 29sten Plenar-Sikbung eröffnete zuerst der Herr Vorsibende im Verfolg des Tages vorher zur Kenntniß gebrachten Allerhöchsten Kabinets: Ordre vom 20. April d. J. (Nr. 119 der St. Z.) der Versammlung die Ernennung der Wahl- Direktoren des in der Allerhöchsten Proposition vom 23. Februar d. S U D. de: dachten ständischen Ausschusses.

Sodann wurde die in der vorherigen Sißbung abgebrochene Diskussion über die Taubstummen-Jnstitute wieder aufgenommen. Man einigte sich dahin, daß die Versammlung des Königs Ma- jestät allerunterthänigst bitten wolle, huldreichst zu gestatten, daß die zur Unterhaltung der Taubstummen - Lehrer - Seminarien be- willigten 4000 Rthir. nur noch auf 2 Jahre, nach deren Ablauf dagegen bloß 2000 Rthlr, jährlich gezahlt würden ; auch daß Aller- höchstderselbe geruhen möchte, die anderweite Versorgung der jeßt angestellten Taubstummen- Lehrer , so oft dies thunlich, Allergnä- digst anzubefehlen, damit die Provinz nach und nach von jener Zahlungslast gänzlich befreit werde, und ihre Kräfte zum Nußen der bemitleidenswerthen Taubstummen selbst verwenden könne.

Darauf theilte die Versammlung sich in ihre 4 verschiedenen Stände ab und schritt zur Wahl der nach der ersten Allerhöchsten Proposition angeordneten Auéschuß- Mitglieder, deren Anzahl unter dem 20. April d. J. fúr den ersten Stand auf 1, fúr den zwei- ten auf 5, fúr den dritten auf 4 und f a 2, zusammen auf 12, Allerhdchst genehmigt worden ist. Es wur- den gewählt: l. Vom Stande der Prälaten, Grafen und Herren, als Stellvertreter: der regierende Graf zu Stolberg ¿Roßla. ll. Vom Stande der Ritterschaft: a. Abgeordnete: 1) Domdechant und Geheimer Regierungs - Rath von Krosigk. 2) Land rath von Veltheim. 3) Kammerherr Graf von Hell- dorff. 4) Graf Zeh von Burkersroda-. 9) Land rath von Bülbingslôwen. b. Stellvertreter: 1) Land- rath von Steinäcker. 2) Landrath von Pfannenberg. 3) Kammerherr und General - Feuer - Sozietäts - Direktor von Helldorff. 4) Landrath von M uúnchhausen. 5) Land- rath von Byla. 111. Vom Stande der Städte: a. Abgeord- nete: 1) Bürgermeister Gier. 2) Stadtrath Rasch. 3) Búr- germeister Treuding. 4) Dr. Lucanus. b. Stellvertreter : 1) Bürgermeister Althaus. 2) Kaufmann Schartau. 3) Bürgermeister Diethold. 4) Rathmann Schotte. 1V. Vom Stande der Landgemeinden: a. Abgeordnete: 1) Ortsschulze Veit. 2) Ortsschulze Hartmann. b. Stellvertreter : 1) Orts- {hulze Knoche. 2) Erbrichter Thärigen.

In der am 26. April stattgefundenen 32sten Plenar-Sißung bildeten unter Anderem folgende Petitionen Gegenstände der Be- rathung: ein Antrag des städtischen Abgeordneten Krone: „um Errichtung eines Handelsgerichts zu Magdeburg“‘/ und ein der- gleichen der Stadtbehdrden zu Halle: „um Errichtung von Han- delskammern in den bedeutendsten Handelsstädten, wie solche noch von der Fremdherrschaft her in der Rheinprovinz VeIteen Zn Bezug auf die erste ‘Petition war die Versammlung dev Ansicht des Ausschusses, daß der Erfolg, der nach dem Justiz-Ministerial- Blatte vom v. J. Nr. 46. S. 347. in Bezug auf die Errichtung von Handelsgerichten in den größeren Städten obschwebenden Berathungen zu erwarten sey, und hielt, was die andere Petition anlangt, dafúr, daß die Handelskammern durch die in mehreren Handelsstädten bereits bestehenden Kaufmanns- Corporationen überflüssig gemacht würden, weshalb denn der Handelsstand an Orten, wo man ein Bedúrfniß an einer solchen technischen Stelle wahrnehme, nur um die Ertheilung der Corporations-Rechte nachzusuchen habe, die gar nicht erschwert zu werden pflegte. Beide Petitionen wurden daher für jeßt abgelehnt. eiue eben- falls von einem Mitgliede der Versammlung ausgegangene Pe- tition: wegen Beschränkung des in so vielen Beziehungen höchst verderblichen Lotterie-Spielens, welche die Versammlung, ganz einverstanden mit dem Referenten darüber, daß das Lotterie- Spielen sich auf eine schreckenerregende Weise verbreite; daß es nicht allein die Vermdgens-Verhältnisse vielfach benachtheilige, sondern auch den moralischen Sinn verderbe, arbeitsscheu, tràu- merish und ungenügsam mache ; daß die dermalige Art des Loo- severtriebes, besonders durch die Unter-Collecteurs , das Uebel außerordentlich vermehre, zu unterstüßen und an des Königs Majestät unter Vorausschickung der Bemerkung, wie A ces, Aufhebung des Lotterie-Spieles, wenn solche irgend 9 4 ; ste für ein glüflihes Ereigniß halten würde, die allerunterth nig e Bitte zu richten beschloß, die sowohl in der Petition enthalte- nen, wie auch von einem Theile der Versammlung vorgetragenen Vorschläge zur Abstellung mehrerer Mißbräuche bei dem Debit

der Loose, der Allerhöchsten Prüfung und Beschlußnahme zu unterwerfen.

| furchtsvollsten Wünschen zu begleiten:

úr den vierten Stand auf |

| sprach,

| Kollegium angestellt zu sehen wünschten. Fn | trauen, daß Se. Majestät wegen dieser Rücksichten, auch wegen | des Orts, wohin das Ober-Appellations-Gericht zu legen in hoher | Weisheit das Beste,

Die am 27. April Vor- und Nachmittags abgehaltene 33» und 34iste Plenar-Sißung beschäftigte die Versammlung mit dem in der: Allerhöchsten Proposition vom 23. Februar d. J. ad 11, erwähnten Bergrecht. Durch den gehaltenen Vortrag in der Sache und durch die über den Geseß - Entwurf stattgefundenen Erörterungen wurde die Meinung entwickelt, daß die allgemeinen bergrechtlichen Bestimmungen wohl auf den wirklichen kunstmäßi- gen Bergbau anwendbar wären, daß man aber deren Anwend- barkeit auf den kleinen nicht bergmännischen Betrieb der Brauns- fohlen, der Tagebaue, in Zweifel ziehen msse. Dieser werde oft von Leuten des niederen Bildungsstandes selbstständig betrieben, die sich in die weitläufigen, in Technik einschlagenden und für den Nicht- sachverständigen komplicirten Bestimmungen nicht würden finden kôn- nen. Man werde so jedenfalls diesen nüblichen kleinen Betrieb eher stôren und hindern, als fördern. Deshalb ward der Vor- schlag gemacht, daß Se. Majestät der König in der Denkschrift allerunterthánigst gebeten werden möchten, wegen des kleinen nicht beramánnishen Kohlenbaues ein besonders einfaches Regus- lativ zu erlassen. Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall. Jm Laufe der Berathung über die hpeziellen §§. des Bergrechts wurde fúr mehrere Modificationen gestimmt; auch fúßrten einige Stel- len des Entwurfs längere Debatten herbei. Die wesentlichsten Ab- änderungen, welche die Versammlung zu beantragen beschloß, fin- den sich in Nr. 109 des zu Halle erscheinenden Couriers nä- her angegeben.

Máúnster, 30. April 1841. Die Tte Allerhêchste Proposition hat die Herzen der treuen Westphalen mit inniger Freude erfüllt, da sie die Allerhöchste Bestimmung, durch welche der Provinz für die Anordnung eines eigenen Ober-Appellations-Gerichtshofes die gegründete Hoffnung gegeben ist, in sich faßt Stände sehen durch diese Allerhöchste Willens- Meinung Wünsche in Erfüllung gehen , die den wichtigsten Jnteressen, in zu erreichender Stabi litát der, die Freiheit, das Eigenthum, die Ehre, das Leben be- rührenden Rechts - Ansichten in den Gerichtshöfen, mithin der Rechts-Sicherheit selbst zugewendet sind, und welche schon der äte Westphälische Landtag zu den Stufen des Thrones allerunterthä- nigst auszusprechen sich erlaubte. Von der Wichtigkeit der in der gnädigst mitgetheilten Denkschrift dargelegten Gründe durchdrun- gen, haben Stände nicht gezögert, die der Provinz zugedachte Wohlthat von der Huld Sr. Majestät mit dem ehrerbie- tigsten tiefempfindenden Dank allerunterthänigst anzunehmen, und den Ausdruck dieser dankbarsten Anerkennung mit den ehr- 1) Daß nach der Errich- tung eines von allen administrativen Sorgen freien, lediglich der Rechts\sprehung in Appellations-Sachen gewidmeten Provinzial- Ober- Appellations-Gerichts jedweder Jnstanzenzug an Landeéë-Justiz- Behörden anderer Provinzen in Civil- und Kriminal-Sachen, je- doch der Functionen des Geheimen Ober-Tribunals unbeschadet, auf- hdre. 2) Demselben Gerichtshofe alle Rekurse, die bisher an das Justiz-Ministerium wegen verweigerter Justiz und in sonst gen, die materielle Rechtspflege betressenden Angelegenheiten zur Entscheidung gelangten, überwiesen werden möchten. So wie durch die Anordnung adl 1 der bisher so sehr verwickelte Instanzenzug beseitigt werden wird , 0 dúrfte durch die Einrichtung adl 2 eine große Beruhigung Fur die Unterthanen herbeigeführt werden „, welche auf die Be- thungen eines Richter-Kollegiums in ihren Rechts - Angelegen- heiten mit Gründen cinen hohen Werth legen. Von der Weis heit Sr. Majestät in Beziehung auf eine náhere Bestimmung der Ressort-Verhältnisse für diesen Gerichtshof das Heilbringendste vertrauungsvoll erwartend, erlaubten Stände sich nur noch die Zusammenseßung dieses Richter - Kollegiums zu berühren. Vor- zugsweise scheint in dieser Hinsicht nothwendig, daß nur Mán-

att,

ner dem hdheren Spruch-Kollegium angehören, welche eine Reihe

| von Jahren in der Provinz als Richter fungirt haben, weil

dann zu erwarten, daß sie mit allen Verhältnissen und Eigen- thümlichkeiten der Provinz vertraut geworden, die so vielfach we- sentlich von anderen Provinzen abweichenden Rechts-Geseße und Observanzen gründlich studirt und in der ganz unabhängigen

| selbstständigen richterlichen ‘Praxis kennen gelernt haben. Daß | ein so hochgestelltes Kollegium nur ausgezeichnete Männer

Männer von der tüchtigsten allgemeinen wissenschaftlichen und jus- ristischen Bildung in sich vereinigen dürfe, schien den Ständen ganz unzweifelhast, wobei jedoch eine Minorität den Wunsch aus- daß die Wahl der Ober - Appellationsrichter auf den Kreis der eine längere Zeit bei einem der Ober- Gerichte der Provinz fungirenden Räthe, wegen der denselben beiwohnenden gereifteren Erfahrung und ausgebildeten NRechtskunde_ beschränkt werden möchte, die Mehrheit der treugehorsamsten Stände aber die Wahl auf alle in der Provinz eine geraume Zeit angestellt gewesenen Richter, in so fern sie den für das Ansehen diejes hohen Gerichtshofes erforderlich scheinenden Rathsrang besäßen, ausgedehnt, keinen Assessor aber mit Si6 und Stimme bei dem

Sn dem größten Ver-

das Heilbringendste fúr die Rechtspflege wie für die Provinz anordnen zu lassen, Allergnädigsk befehlen werden, konnten Stände es sich nicht versagen, ihr tiefes Pan gefúhl für die der Provinz in Aussicht gestellte wohlthätige An- ordnung mit der allerunterthänigsten Bitte wiederholt auszu- drücéen: durch gnädig zu beschließende baldige Einrichtung eines Ober-Appellations-Gerichtshofes für die Provinz ein neues Denk- mal landesväterlicher Fürsorglichkeit in den Herzen der Ma horsamsten Stánde und aller Einwohner der Provinz ZU ve- gründen.

E E E E

Zeitungs-Nachrichten. d 10 Gn d,

Rußland und O e,

Warschau, 9. Mai. Der Minister - Staatssecretair des Kzdnigreichs hat dem Fürsten Statthalter angezeigt, daß eine An- zahl von Individuen, welche der ehemaligen UnterfähnrichssSchule zu Warschau angehörten, und wegen Theilnahme an der Insur- rection verurtheilt waren, die Kaiserl. Erlaubniß zur Rückkehr ins Königreich zu Theil geworden sey; sie werden in den betreffenden Refkripten namhaft gemacht.

F ranklrez9.

Paris, §8. Mai. Die bei Gelegenheit des Brief-Prozesses neuerdings angeregte Frage hinsichtlich der Versprehungen, welche die Französische Regierung in Bezug auf Algier gegeben habe, wird heute von der Presse in folgender Weise beleuchtet: D traurige Prozeß, der noch immer die Gemüther beschäftigt, hat

neuerdings eine sehr ernste Frage angeregt, die seit 10 Fahren oft in den Journalen und in den Parlamentern Frankreichs Und Englands zur Sprache gekommen ist, nämlich die: ob es wahr sey, daß die Restauration sich gegen die Europäischen Hôfe ver- pflichtet habe, Algier nicht beseßt zu halten. ‘Die En: lische ‘Presse und besonders unsere legitimistische Presse fordern uns zu einer feierlichen Debatte über diesen Gegenstand auf. Wir nehmen diese Aufforderung an. Es ijk in der That gut, daß alle Welt, die Regierungen sowohl, wie die Parteien wissen, woran mai sich in dieser Beziehung zu halten habe. Beginnen wir damit, einen ÎJncidenzpunkt zu beseitigen, von dem der Haß der Par- teien in diesem Augenblicke großen Lärm macht, nämlich die an- gebliche Verbalnote, die Ludwig Philipp im Jahre 1830 an den Englischen Botschafter gerichtet haben soil, und die, selbst wenn sie wahr wäre, ohne eigentliche Wichtigkeit für diese De- batte seyn würde. Was soll jenes Aktenstück enthalten? Das Versprechen der neuen Regieruna, die von der vorigen Regierung übernommenen Verpflichtungen zu erfüllen. Es bliebe also immer noch festzustellen, ob die vorige Regierung wirkli Verpflichtun gen übernommen hätte. Was würde Übrigens in den Augen der Englischen Publicisten, die unsere constitutionellen Institutionen fennen mússen, cin Versprechen zu bedeuten haben, welches |epa- rat von einer der Staatsgewalten gemacht worden wäre? Und was die legitimistischen Blätter betrisst, die seit §8 Tagen sto viel Lárm wegen jener angeblichen Note machen, wie könnten sie die selbe tadelnéwerth finden, wenn Verpflichtungen, deren sie erwähnt, wirklich eingegangen wären? Wollen sie etwa einräu men, daß der Chef der n Absicht,

tungen der vorigen Dynastie zu ersúllen, nicht hätte ausdrückenkönnen, ohne ein Verbrechen zu begehen? Es wäre leiht möglich. Ge ben sle nicht schon zu, daß das Wort des Lord Stuart von Ro thesay, welches sie für unzuverlässig erklärten, als es die von Herrn von Polignac eingegangenen Verpflichtungen bezeugte, für authen

4+ CA

ch betrachtet werden muß, wenn es das angebliche Verspr

jene Verpflichtungen zu erfüllen, bestätige. Und werden sie uns jeßt nicht gleich beschuldigen, daß es uns bei der Jnterpretation der Depeschen des Herrn von Polignac an Patriotismus fehle, sie die seit § Tagen alle Húlfsquellen ihrer Logik erschöpfen, um zu beweisen, daß Ludwig Philipp im Jahre 1830 versprochen habe, Algier aufzugeben? gewandtesten So- phisten der Partei die Sorge, jene Widerspruche zu recht- fertigen, und gehen zu den wichtigen Fragen batte úÚber. Hatte sich die Restauration gegen Europa verpflichtet , Algier nicht für seine persönliche Rechnung zu beseßen, und hat uns die jeßige Regierung nicht von jener Berpflichtung befreit ? Wir haben aufmerksam die diplomati- schen Aktenstücke durchgelesen, welche vor Juli 1830 über jenen Gegenstand gewechselt wurden, und da wir nicht glauben, daß die Gewandheit darin besteht, an den Ausdrücken einer Depesche zu drehen und zu deuteln, so bekennen wir, daß unserer Ansicht nach eine förmliche Verpflichtung existirte. Die „Quotidienne“ forderte uns vor einigen Tagen auf, diese Meinung mit Aktes stücken zu belegen. Wir legen dieselben vor. Da wir nicht Vei nister sind, so ist unsere Meinung úber dieselben nur eine Privat- Meinung und verpflichtet nur uns. Wir haben sie nicht in den Archiven des auswärtigen Ministeriums aufgesucht, sondern sie ganz einfach aus dem „Recueil des Traités““ von Martens ab- geschrieben, wo Jedermann sie ausführlicher nachlesen kann. Wir wollen sogar noch großmüthig gegen unsere Gegner handeln, und diejenigen Depeschen nicht mittheilen, in denen Lord Stuart weit ausführlichere und bestimmtere Verbal-Noten des Herrn von ‘Po- lignac mittheilt. Wir beschränken uns darauf, den nachfolgenden Auszug der beiden persdnlichen Depeschen des leßteren auszu führen :

euen Bynaskie die

die Verpflich

Wir úberlassen den

DIEIEr e

Mittheilung des Herzogs von Laval an Lord LUUberdeen, Der Fürst von Polignac an den Herzog von Laval.

5 , . Paris, 12. März 1830.

Herr Herzog! Als wir unseren Verbündeten die vertrauliche Mit theilung über den Zweck der Rüstungen in den Französischen Häfen machten, sprachen wir uns über die Resultate, welche sie herbeiführen fönnten, mit einer Zurücfhaltung aus, die uns durch die Wechselfälle des Krieges geboten schien. Da uns scitdem mehrere Kabinette auf efordert haben, ihnen den Zwecf bestimmter anzudeuten, den wir bei unserer Expedition gegen die Regentschaft von Algier zu erreichen such ten, so will Se. Majestät gern so viel als möglich jenem Wunsche eut sprechen und ermächtigt mich Ihnen die nachfolgenden Explicationen zu geben. Sie fönnen sie der Regierung Sr. Britischen Majestät inittbeilen. (Die Depesche erinnert hierauf an die besonderen Beschwer den Franfreichs an den Dei von Algier; sie sagt, daß die Absicht des Königs sich nicht darauf beschränke, Genugthuung für jene Beschwerden ¡u erlangen, sondern daß er beschlossen habe, die Expedition zum Vor theil der ganzen Christenheit zu benußen, und daß er demzufolge die definitive Zersiörung der Seeräuberei, die gänzliche Abschaffung der Christensflaverei, die Aufhebung: des Tributes, den die chrisilichen Na tionen der Regentschaft zahlen, zum Ziel seiner Bestrebungen gemacht habe. Die Depesche schließt alsdann mit folgenden Worten: U Und wenn es sich in dem Kampse, der stattfinden wird, ereiguen follte, daß die jeßt in Algier bestehende Regierung fich aufloste, danu, Herr Herzog, würde sich der K onig, dessen Absichten bei dieser wichtigen Frage ganz uneigennüygig sind, mit seinen Ver bündeten Über die neue Ordnung der Dinge verständigen die zum größten Vortheil der Christenheit die vernichtete Regterung erseßen sollte, und die am geeignetsten wäre, den dreifachen Zwet zu sichern, den Se. Majestät im Auge halt.

Man ersieht aus dieser Depesche, daß die Regierung der Restauration, ihren Verbündeten gegenüber jeden Gedanken an Eroberung, oder permanenter Beseßung zurückwies. Mit Aus- nahme fúr die Genugthuung der besonderen Beschwerden Frank reichs verpflichtete sie sich, nur im gemeinsamen Interesse der

Christenheit zu handeln, und sich , wenn es sich darum handeln | sollte, eine neue Regierung in Algier zu errichten, mit ihren Ver- |

bündeten zu verständigen. Da der Argwohn des Britischen Ka- binettes neue Explicationen verlangte, so ward ihm am 12. Mai 1830 eine abermalige Erklärung in denselben offiziellen Formen zugesandt. Es wurden darin auf eine noch fôrmlichere Weise die Verpflichtungen vom 12. März erneuert. Nachfolgendes ist der Inhalt jener Depesche: (Jm Augenblicke der Abfahrt der Flotte danft der König seinen N für die Aufmunterung, welche er von ihnen erhalten hat. L Qweck der Expedition neuerdings auseinander und fügt Euro Ea . Um sich über das, was die allgemeinen Jnteressen d. X. A V zu verständigen, drückte Se. Majestät am 12. März fallò die iebt S den Wunsch aus, mit ihnen zu berathen, dev deaoniéi G, bestehende Regierung sich in Folge des Kampfes, e rden wird, aufiüsen sollte. Man würde alsdann gemeinschaftlich untersu c : j am passendsien in jenen G uchen, welche neue Ordnung der Dinge heit zu errichten d Se genden. eun großten Vortheil der Christen- ten die Versicherung daß U giebt schon jeßt seinen Verbünde- alle Aufschlüsse zu , r bei jenen Berathungen bereit seyn wird, ) 4 geben, die hne nod v [ fo und alle Juteressen zu berlicfsichtige L Ren, outen, aue Rechte sönlichen Absicht ist, jeden Vors a N e gehalten würde, das angedeutete L L S E bt Sr. Majestät vorausgesehene Fall \ich sehr A veutaintben B so fordert der König schon jegt seine Verbündeten auf, ihren Botschaf-

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tern in Paris eventuelle Instructionen Über jenen Gegenstand zu er- theilen. 3

Man sieht also, daß die Restauration versprach, die Frage wegen des Schicksals von Algier den Snticheidungen eines Euro- päischen Kongresses vorzulegen, der gewissermaëen schon im Vor- aus in Paris versammelt wurde und, frei von jedem Ge- zu nehmen. Diese vor der Expedition eingegangene Verpflich- tung, welche in dem Augenblicke der Abfahrt der Flotte feierlich bestátiat und nah dem Erfolg der Expedition erneuert wurde,

B

wie man aus einer Depesche des Lord Stuart vom 16. Juli er

üble desversónlichenJnteresses, an jenem Kongresse Theil | p } |

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sehen fann, wird von den legitimistischen Journalen nun \chwer- |

lich noch geleugnet werden können. Auch hegt wohl Niemand mehr einen Zweifel darüber, was aus unserer Eroberung gewor den seyn wúrde, wenn die Juli - R vló6lih gerettet hâtte! Wir wollen nun aber seyn, als die legitimistischen Blätter , stauration nicht zu einem so großen

daß sie im Jahre 1830 nicht die ganze

ches sie unternommen hatte, nicht die ganze meßlichen Frage begriff, die sie aufgeworfen G gegenwärtig außer Zweifel ist, daß Frankreich nicht mehr i denfea kann, Afrika aufzugeben, so ist die Núblichkeit der

aufrichtiger

begreifen, daß die Restauration sich darüber täuschen konnte.

Sie hatte dies mit Männern gemein, d ren, als Herr von Polignac. Derr. 2 bezeugen. D

tit - vCGnntoEn A ie weit scharfsinniger wa F 4

er nationale Aufschwung hatte die neuen Besißun

gen noch niht mit jenem Enthusiasmus angenommen, den we

jiers ist da, um dies zu

olution fie nicht |

der die Opfer, noch die Fehler der leßten zehn Jahre abkühlen |

fonnten. widerfahren lassen. És

die Restauration jenes große Werk der Regentschaft begann, wenn sie Algier

in ihrer ritterlihen Uneigennübigkeit für die R Anderer, oder wenn man will, für

L 54 erobert hat

Besebßung

nichts Anderes sin? mcts Anderes ind,

Maßregeln getroffen. Der Pariser Kongreß würde nicht erman

gelt haben, seinen diplomatischen Eroberungen von 1815 einen

Indessen muß man Allen Gerechtigkeit und Wahrheit muß festgestellt werden, daß, wenn D | eroberte, Me es HNechnung die Rechnung der Christenheit | tte. England, für welches die Interessen der Christenheit | als die Interessen des Handels, hatte seine

Apendix hinzuzufügen. Die Juli-Revolution mußte kommen, |

um uns diese Niederlage zu ersparen. Sie allein hat Algier

wahrhaft erobert, sie allein hat das neue Frankreich zu behalten

gewußt.

von der Partei bestritten werden, deren Führer die oben erwähn ten Depeschen geschrieben haben. Lassen wir daher jeder Regie rung das Verdienst ihrer

der Juli - Regierung, die die durch 10 Jahre der ODpser Und der Di

Niemand kann sie Frankreich mehr entgegen halten

um den Preis ungeheurer Opfer befestigt wurden. Recht Frankreichs

so hâtte die Restauration den Vorwand dazu geliefert. ein Punkt, der wohl fortan keiner Debatte mehr unterliegt.“

Eine Menge Neugieriger hatte sich gestern Morgen frühzei tig nah Vincennes begeben, um den Mandvern der Tiralleurs Der Marschall Soult und der Herzog

von Afrika beizuwohnen.

Werke: der Restauration, das der Ex- pedition und der glänzenden Wasfenthat, welche dieselbe krönte ; allmälige Eroberung Algiers und Anstrengungen gegründete Herrschaft Frankreichs. Die ursprünglich eingegange- nen Verpflichtungen haben nur noch ein historisches Interesse, und Frankreich besißt Algier nicht mehr kraft der Worte eines Ministers, \on- dern kraft der rehtmäßigsten der Eroberungen und einer Besiß- ergreifung, welche Angesichts von Europa durch die Regierung, durch die Kammern, durch das ganze Land vorgenommen, und Das ist das t Europa weiß es und denkt nicht einmal mehr daran, dasselbe zu bestreiten; wenn es aber jemals bestritten würde, Dies ist

Man kann ihr die materiellen Vortheile abstreiten; | I v Q [, : Ï ‘5 aber der Ruhm bleibt ihr ganz, und besonders kann er ihr nicht

merksamkeit. Diese Jäger - oder Schúßen-Bataillone sind nach den Vorbildern der Englischen, Preußischen, Tyroler und Han- noverschen Schüßen oder Jäger gebildet. Natürlich ist bei dem Entnehmen aus so vielen Quellen ein gutes Ganze schwierig. Als Versuch aber ist diese neue Waffe in Franfreich wichtig. Bis jeßt hatten die Franzosen weder Jäger noch Schüben, weder Büchsen noch eigentliche Tirailleurs; denn die Voltigeurs in den Änfanterie - Regimentern , selbst in den sogenannten leichten, varen nur sehr unbedeutend fúr den Felddiensk. Diesem Mangel wollte man nun abhelfen. Bereits früher war ein Modell-Bataillon in Vincennes gebildet worden, welches in Algier sich tapfer schlug, aber in kurzem zur Häífte aufgeriedven wurde. Die 10 neuen Bataillone tragen eine dunkle, sehr be- queme Kutka, weite graue Beinkleider, Schuhe und Kamaschen. Die Epaulette der Soldaten sind grún und von Wolle. Dieje Epaulette sind unnúÚ6 und zu di, hindern also beim Anlegen. Die Patrontasche wird vorn getragen , ein Gurt befestigt sie um den Leib. Das Lederzeug kreuzt nicht über der Brust; dies ist ein Vortheil; es läßt dem Jäger den Athem freier. Der Tornister ist mit schmalem Riemzeug gehalten, der Mantel darüber gerollt ; chwarzer Wachstafft, bedect den Tornister. Der kurze Hirschfänger em Gurt befestigt, den der Jäger sich um den Leib schnallt. die Scheide des Hirschfängers ist von Eisen, dies macht die i des Soldaten \{chwerer. Die Kappe is! mit einem Leder- riemen unter dem Kinn befestige. Die ganze Montur ist einfach, wenig elegant, aber meist praktisch, nur ist die eiserne glänzende Hirschfängerscheide viel zu hell und zieht die Aufmerksamkeit des Feindes beim Tirailliren im Walde oder im Freien viel zu sehr auf sich. Die gezogenen Büchsen sind nah dem Modell von Delvigne, schwerer aber als das Gewehr des Jnfanteristen. Ueber- haupt sind diese Tirailleurs s{chwerer belastet, als die Jufanterie, auch hat man aus allen Corps, um einen guten Effekt zu machen, die stärksten, stämmigsten Leute ausgesucht. Die Offiziere tragen silberne Epaulette, sonst ist ihr Anzug ebenfalls äußerst einfach. Auffallend erschien gedienten Militairs bei der Revúe am dten, so wie bei dem gestrigen Manöver zu Vincennes, die bei dem Exercitium dieser Bataillone eingeführte Art, sie oft Viertelstunden lang in Reih und Glied im kurzen Trapp laufen, aufmarschiren und tirailliren zu lassen. Ob es einem also erhibten Soldaten möglich ist, gut, ruhig und richtig zu zielen und zu treffen, überlasse ich dem Urtheile aller Kenner. Fúr das Auge des Laien sind solche rasche Manöver von Effekt, aber im Felde ist dieser Parade-Essekt , wo- bei die Soldaten \{hwißen und beinahe athemlos dahinstürmen, ohne allen militairischen Werth. Ueber das Schießen so neu organi- sirter Leute läßt sich kein Urtheil fällen. e

Sie werden nun bald im heißen Sommer ihren Marsch durch ganz Frankreich nach

Toulon antreten, dort einige Tage ruhen und sodann nach Algier und anderen Punkten des nördlichen Afrika's eingeschisst werden. Großbritanien und Jrvand. Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. S ibung vom 7. Mai. Lord Fißwilliam überreichte zwei Petitionen gegen die Korngeseße, die von Kendal, die andere von Leeds durch die eine kurze Diskussion veranlaßt wurde. Lord Ashbur- ton warf nämlich dem Ministerium vor, es habe eine neue Quelle der Unzufriedenheit im Lande aufgerührt in Bezug auf einen Schubß-Zoll, der unter dieser oder jener Form schon seit der Normännischen Erorberung bestehe, und dessen Angemessenheit in jedem Staate Europa’s anerkannt sey. Hierauf entgegnete Lord Fibßwilliam: ] „Obwohl ich der Meinung bin, daß die Grundbefißer große Schuld- ier des Gemeinwesens sind, so glaube ih doh nicht, daß die Verände- rung der Korngeseße, welche ich von Herzen wünsche, ihnen einen Nach- theil zufügen wird. Yn Folge der großen Verbesserungen, welche in

| der legten Zeit im Acferbau vorgenommen worden, würde die Grund-

von Orleans kommandirten die Evolutionen, man bemerkte in

ihrer Umgebung den Prinzen von Joinville, und den Prinzen Die Prinzessinnen der Königlichen Familie

von Wúrttemberg. sahen dem militairischen Schauspiele von einer Tribúne aus zu. Die Mandver der Tirailleurs von Afrika weichen gänzlich von denen der Armee ab; sie sind fúr den Krieg mit den Arabern | vollkommen geeignet. Bei einer der Evolutionen legten die 10,000 | Mann sich plôblich auf die Erde und ihre Karabiner auf die | Chakos, um sich derselben als Stüßpunkt zu bedienen. | Bewegung wurde mit einer außerordentlichen Pünktlichkeit ausge | führt. Hierauf bildeten die 10 Bataillone ein Bataillans-Qua- rée, welches ein Terrain von mehr als 400 Metres einnahm.

Man bewunderte ebenfalls die Geschicklichkeit der Tirailleurs im |

Schießen nach dem Ziele; es fehlte fast kein Schuß. Nach dem

Mandoer richtete der Marschall Soult Glückwünsche an den Her- |

| zog von Orleans und die Offiziere dieses Corps wegen der so

| überaus glücklichen Ausführung aller Mandvers. Herr Alloward, Capitain der Spahi’s, wohnte dieser militairischen Feierlichkeit in Túrkischer Uniform bei.

| Das Journal des Débats wirft heute abermals einen

| Blick auf die Parteien in England, und beginnt seinen desfalsi-

| gen Artikel in folgender Weise: „Die leßten Sißungen des Bri

könnte ihnen bei dieser Gelegenheit Scenen der Jliade ins Ge- dáchtniß zurückrufen. Es ist eine gewisse Aehnlichkeit zwischen

regelmäßigen Sturm, den die Tories seit mehreren Jahren auf das Ministerium unternehmen. Auch in der Lage der verschie denen Personen läßt sich jene Aehnlichkeit auffinden. So haben wir kúrzlich Zwietracht und Entmuthigung in dem Lager der Angreifenden herrschen schen. Weder die Schlachten -Erzählung ihres Nestor, des Herzogs von Wellington, noch die unnüßen Heldenthaten ihres kühnen Ajax, des Lord Stanley, vermochten sie, über die Unthätigkeit ihres Achill, des Sir Robert Peel, zu trôsten, wel cher ruhig in seinem Zelte blieb, taub gegen die Bitten, wie ge- gen die Vorwürfe seiner ungeduldigen Soldaten. Aber pldblich ändert sich die Scene; Achill ist erwacht; er verlangt seinen Wa- gen, seine Renner und seine Wassen, und durch zwei Streiche seines furchtbaren Schwerdtes öffnet er die Mauern, während das fabelhafte Pferd, welches Troja vernichtete, unter der Gestalt des Lord Howick und seiner Partei, in die Festung hineingebracht wird. Jndeß noch ist Troja nicht genommen; denn Hektor ist noch nicht gefallen.“ i:

Bôrse vom §8 Mai. Die heutige Börse war weniger gut als die beiden leßtern; es trat eine rückgängige Bewegung ein, die man einigen Gewinn- Realisationen zuschrieb, da durch- aus kein Gerücht zirkulirte, welhe nachtheilig auf die Course átte wirken können.

f

i * París, §8 Mai. Jn der militairischen Welt erregen die it einigen Tagen in der Umgegend kantonnirten 10 neuen Ti-

Wailleur- Bataillone, welche der Herzog von Orleans mit Hülfe es Generals Rostolan in St. Omer organisirte, allgemeine Auf-

Diese |

tischen Parlamentes sind ereignißreich gewesen, und der bekannte | Geschmack der Engländer für klassische Citate und Vergleiche |

der endlojen Belagerung von Troja und dem anhaltenden und |

rente gewiß selbst unter einem ganz freien Handels - Spvstem tin den náächslen funfzehn Jahren noch eben so hoch sevn wte in den legten. Fch kann daher die Gegner der Korngeseße nicht als Feinde des Grund- Eigenthums gelten lassen. Doch möge man mich nicht mißverstehen ; ich will damit feinesweges behaupten, daß nicht Flecfen, ja Striche Landes, die schwerer zu bebauen sind als das übrige Land tm Durch- schnitt genommen, unter der vorgeschlagenen Veränderug etwas leiden fönnten.“ j Der Herzog von Wellington: „Es ist niht wohlgethan, tag- täglich solche Verdächtigung auf die Grundbesißer zu werfen, wie der edle Lord es bei Ueberreichung ähnlicher Bittschriften fortwährend thut, als ob nur eigennüßgige Jnteressen die Gegner derselben lei- teten. Der edle Lord fönnte doch wohl glauben, daß Andere sich eben so sehr wie er Über diese Sache aufzuflären gesucht haben, und er fönnte andere Motive bei ihnen vorausseuen, als die, von den Vorthei- len nicht zu lassen, die sie angeblich aus diesen Gesezen ziehen sollen. (Hört, hort!) die Korngeseße, obgleich ihr Bestehen fast L alt ist wie das der Nation, sind weder dazu ersonnen, noch dazu beibehalten wor- den, um hohe Renten zum alleinigen Vortheil der Gutsbesißer aufrecht zu erhalten Fhr Zweck war stets die Förderung und Unterstützung des Ackerbaues, damit das Land mit Hinsicht auf seine Sub- sistenz von anderen Nationen unabhängig gemacht würde. Man hat viel von der Prohibition der Einfuhr durch diese Geseue hóren müsien; aber man wird auch von den Maßregeln gehört haben, die ein fremder Potentat ergris, um die Ausfuhr von Getraide aus seinen Reichen zu verhindern, außer zu einem sehr hohen Ausfuhr-Zoll von dem er erwartete, daß die Kaufleute ihn in Folge des weit höhe ren Preises, den fie von England erhalten würden , zu zahlen im Stande seyn dürften. Man glaube nicht, daß ich diesen Souverain deshalb tadle: ih würde ihn nicht einmal getadelt haben, wenn es eiue Kriegs-Maßregel gewesen wäre, während es doch eine bloße Finanz-Maß- regel war. Jch stimme nicht mit ihm überein in seinen Ansichten über die Protection, aber ich sage, daß die Maßregel, als eine Schuß Maßregel , nicht zu tadeln war , und daß fie den Zwet hatte die Subsistenz seiner Unterthanen zu sichern, nicht hohe Grund renten aufrecht zu erhalten. So war es auch siets Eng lands Politik, den Ackerbau durch Zölle zu hüten, wenn die Ge traide-Preise über einen gewissen Punkt stiegen, und öfters wurden so- gar zur Aufmunterung des Ackerbaues Prämien auf die Getraide- Ausfuhr gesetzt. Diesen Schuß hatten auch die gegenwärtigen seit dem Jahre 1828 bestehenden Korngeseße zum Qweck. Man sagt, wir könn ten Getraide aus Preußen und Rußland beziehen. Aber wie würde es mit uns stehen, wenn die Aerndte bei uns und dort schleht aus- fiele und die Ausfuhr dort verboten würde? Die Folgen würden furcht- bar seyn, und man möge sie wohl bedenfen, wenn man an eine Dis- fussion dieser Frage geht.“

: Lord Radnor erklárte, er seinerseits würde jedenfalls einen festen Zoll dem jeßigen System vorziehen, und nachdem noch ei nige Redner gesprochen hatten, rechtfertigte Lord Lansdowne, so wie Lord J. Russell es im Unterhause gethan, das Ministerium noch gegen den Vorwurf, daß es diese Frage aus anderen Rúck- sichten als aus denen der Pflicht und der Nothwendigkeit, in An- regung gebracht habe.

Unterhaus. Sibung vom 7. Mai, Der lebte Theil der Rede Lord J. Russel’'s úber die vorgeschlagene Zoll-Reduc- tionen lautete im Wesentlichen folgendermaßen:

„Wenn ich noch hinzufüge, daß ih schon seit langer Zeit mit

1 ¿ By dem General-Gouverneur von Kanada liber die Bauholz - Frage kor-

; -- Fei das Mei- respondirt habe, so hoffe ih damit dem aus Feindschaft gegen tilftersiil und feinem Charafter verbreiteten Gerede ein Ende zu machen,