1841 / 159 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ten hestige Erschütterungen ersparen. Die klugen Völker, und die, welche für ihre Zukunft besorgt find, suchen das nügliche Fieber der Franzeffhen Xdeen in ihr Blut hineinzuleiten, nicht wie eine Krank-

eit, sondern wie einen Jupfstof, der den Fortschritt einimpft, und welche vor Revolutionen bewahrt. Vielleicht sind die materiellen Gränzen Franfreichs gegenwärtig beschränft , sicherlich nicht auf dem ewigen Planiglobus, wo Gott die Flüsse, die Oceane und die Berge zur Gränzlinie gemacht hat. Aber wohl auf dieser veränderlich roth und blau getuschten Karte, welche der Sieg und die Diplomatie alle 20 Jahre ändern. Was liegt daran, wenn die Kongresse, die Coalitionen und die Reactionen ein Frankreich gebildet haben, so haben die Dich- tex und die Schriftsteller ein anderes gemacht. Außer ihren sichtbaren Gränzen hat die große Nation a unsichtbare Gränzen, welche erft da aufhbren, wo die Sprache derselben nit mehr gesprochen wird, d. h. an den Gränzen der gebildeten Welt überhaupt.“

Ueber den gegenwärtigen Zustand der Europäischen Literatu- ren bemerkte hierauf V. Hugo:

„„Franfreich bält noch immer die Fackel der Nationen ; diese Epoche ist groß, i, der ih nichts bin, ih habe das Recht, es zu sagen. Sie ist groß durch die Wissenschaft, groß durch die Lndustrie, groß durch die Beredsamkeit, groß durch die Poesie und die Kunst. Die Männer der neuen Generation, diese Gerechtigfeit soll ihnen wenigslens der Ge- ringste und Legzte unter ihnen wiederfahren lassen, haben das Werk ibrer Väter muthvoll fortgeseßt. Seit dem Tode des großen Goethe ift der Deutsche Gedanke in den Schatten getreten, seit dem Tode By- ron's und Walter Scott's ist die Englische Poesie erloschen; zu dieser Stunde giebt es auf der ganzen Erde nur eine flammende, lebende Literatur. Es is die Französische Literatur. Von Petersburg bis Cadir, von Calcutta bis New - York liest man nur u6ch Gua zee Bücher. An ihnen begeistert si. die Welt, von ihnen lebt Belgien. Auf der ganzen Fläche der drei Kontinente is, wo eine Jdee feimt, ein Französisches Buch ausgestreut worden.“ Nach Victor Hugo er- griff Herr von Salvandy das Wort und opponirte demselben in mehre- ren Punkten.

„*, Paris, 4. Juni. Die Verschwdrung Didier's gehört der Geschichte unserer Zeit an; Jedermann in Frankreich hat die Erinnerung daran bewahrt und die blutige Hinrichtung, welche die Folge derselben war, hat seit vielen Jahren den Journalen Stoff gegeben, die Stellung dieses oder jenes Staatsmannes zu erschüttern oder zu befestigen, und den Ruf des Einen oder des Anderen, gleichviel ob er im Amte war oder nicht, zu verdunfkeln oder hervorzuheben.

Man weiß, daß Didier, ehemaliger Rath beim Cassations- hofe, nachdem er bei einer in Lyon angezettelten Verschwörung | betheiligt gewesen, in dem Departement Jsère eine insurrectio- nelle Bewegung organisirte, und mit dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!‘ vor den Thoren von Grenoble erschien. Die Regie- rung, welche die Fäden dieses Komplotts verfolgte, hatte wenig | Mäúhe, dasselbe zu vereiteln, und Didier, von allen seinen Ge- | nossen verlassen, war gendthigt, auf das Sardinische Gebiet zu | fliehen. Seine Auslieferung wurde verlangt und bewilligt und | der Schuldige tur einen Prevotal - Hof zum Tode ver- urtheilt; eine ziemlih große Anzahl von Landleuten theilte | sein Loos. Sobald das Urtheil in Paris bekannt war, |

tung zu schreiten, die in der That mit der unglaublichsten Schnel- ligkeit erfolgte. gen zugeschrieben , machen möchten, und dieser Umstand reichte hin, um eine eigen- thümliche Ungewißheit über diese Angelegenheit zu verbreiten, die, wir wiederholen es, seit fünfundzwanzig Jahren der Gegenstand einer Menge von mehr oder weniger gewagten Vermuthungen und Erläuterungen gewesen ist.

Ein Schreiben von Didier's Sohn zur Beantwortung eines in einem Grenobler Journal enthaltenen Angriffs, dient jeßt der Regierung als Vorwand zu einem gerichtlichen Verfahren gegen einige dffentlihe Blätter, welche dies Schreiben nebst den Be- trachtungen der „Gazette du Dauphiné‘“ glaubten aufnehmen zu fönnen. Neun Journale befinden sich in diesem Falle und sind daher in Beschlag genommen worden, weil sie zum Haß und zur

Verachtung gegen die Person und die Regierung des Königs |

aufgereizt hätten. Andere Blätter, welche dieselben Dokumente mittheilen, sind nicht mit Beschlag belegt worden. : Man betrachtet diese gegen die Presse ergriffene Maßregel im Allgemeinen als einen Fehler von großer Wichtigkeit; nicht als ob die Presse etwa nicht unrecht hätte, sich neue Angrisse ge- gen die Person des Königs zu erlauben, jondern weil bei dem unermeßlichen Prozesse, welcher wahrscheinlih deshalb beginnen wird, die Angeklagten und die Parteien und vielleicht selbs un- geschickte Magistrats-Personen, wie es bereits bei der Brief - An- gelegenheit der Fall gewesen ist, den Namen des Staats- Ober- haupts kompromittiren und auf eine betrübende Weile in die De- batten hineinziehen dürften, welche die Tribunale nicht immer nach Gefallen zu leiten vermdgen. Auf der anderen Seite ist es immer gefährlich , dergleichen Erinnerungen in einem Lande zu wecken, das seit 50 Jahren so viele Revolutionen, die Weihe so verschiedener, oft einander widerstreitender Prinzipien gesehen und noch eine große Anzahl von Männern besißt, die dieselben Prin- zipien abwechselnd anerkannt und verleugnet Haben, Die Bel \{chwdrung Didier's ist bestraft worden; andere Verschwörungen derselben Art siad der Wachsamkeit der Gewalt entgangen und durch eine seltsame Wendung der menschlichen Dinge später be- lohnt worden. Wir sprechen hier nicht von der Juli-Revolution, die den gewdhnlichen Maßstab eines Komplotts vdllig Überschrei- tet, sondern uur von jenen leidenschafrlichen und revolutionairen Verbrüderungen, wo z. B. die Herren Barthe und Mérilhou sich den Titel „Carbonari“/ gaben und, im Finstern \chleichend, mit Rômischen Geberden das Prinzip der antiken Republik pro- klamirten. Heutiges Tages is Herr Barthe Chef der zweiten Magistratur des Königreichs und in der Pairs-Kammer Kollege des Herrn Mérilhou, als ob Beide sich um das Vaterland wohl verdient gemacht härten.

Gott verhüte es, daß wir auf diese Dinge wieder zurück- kommen; wir nehmen die Gegenwart an, wie sie ist, mit allen ihren Nachtheilen und allen ihren Schwächen, die wahrlich we- niger groß sind, als die, welche uns die Revolutionen eines hal- hen Jahrhunderts gegeben haben. einem Volke,

Vertheidiger der ersteren Anhänger umgekehrt, öffnen, wo die 9Nan muß sich auf Fragen zu lenken, Nichts i| flúchtiger und ephemerer, als die Arbeiten, gißt sich leichter, als die {wersten Beschuldigungen nur nicht vor die Jury gebracht werden.

Wir wissen sehr wohl,

| einem neuen Ministerium zu finden,

|

gab man durch den Telegraphen den Befehl, sofort zur Hinrich- |

Man hat diese Eile der Furcht vor Entdecun- | diese Maßregel ausgesprochen. welche Didier und seine Mitschuldigen etwa | entziehen, um sie willkührlich vor die Pairs-

Man begreift indeß, daß bei wo der politische Glaube und die Regierungs- Prinzipien so tief erschüttert worden sind, in einem Lande, wo die konservativen Doktrinen noch im offenen Kampfe stehen mit den revolutionairen Theorieen, in einem Lande endlich, wo die der leßteren geworden, und daß man es da vermeiden muß, ein Arsenal zu er- Feinde der Gewalt Waffen gegen dieselbe finden. endlich auch wohl hüten, die öffentliche Meinung die am nächsten Tage in Nichts versinken, wenn man ihnen nicht eine Art gerichtlicher Bestätigung giebt. die Ver- sicherungen und die Polemik der Französischen Presse, i

obald sie

daß man uns den Einwurf machen

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wird, die Wirkung der Presse sey, ungeachtet ihres vorübergehen- den Charakters, nichts desto weniger eine der Ursachen der mora- lischen Verderbtheit der Nation. Das Uebel ist unstreitig groß, aber es liegt in den Institutionen und in dem Mangel einer wahrhaft regressiven Geseß-Gebung für die Presse. Die Septem- ber-Geseße sind, ungeachtet ihrer etwas brutalen Abfassung ohne Wirk- samkeit, wie eine mehrjährige Erfahrung bewiesen hat. Die Re- gierung fühlt dies übrigens so gut, daß sie noch s{wankt, ob sie die Didier'sche Angelegenheit vor die Jury oder vor die Pairs- Kammer bringen soll. Die erstere könnte die Journale frei- sprechen und dies wäre nicht überraschend nach dem Verdikt, welches die „France““ erhalten hat; die leßtere wird unvermeid- li verurtheilen, weil, außer den wohlbekannten Gesinnungen der Pairs-Kammer, die Regierung sich nicht den Unannehmlich- feiten ausseben würde, welche die Jury darbietet, deren Gesin- nungen sie nicht im Voraus kennt und auf die sie nicht den min- desten Einfluß auszuüben vermag. Aber dies hieße, die Preß- vergehen sogleih den Assisen entziehen, welche das Urtheil im Verein mit der Jury sprechen; man würde sie dadur zu poli- tischen Attentaten umwandeln und jede Beleidigung des Kd- nigs würde nach einem solchen Beispiele durch die Pairs- Kam- mer gerichtet und bestraft werden. Die Menge der Prozesse würden dann unfehlbar dem Ansehen der Kammer schaden und eine solche Ausschließung der Jury von der Beurtheilung der JILENDerganen würde, wenn man sie nicht durch ein neues und spezielles Geseb feststellte, ein Mißtrauen von Seiten der Regie- rung verrathen, welches alle diejenigen träfe, die auf den allge- meinen Listen der Jury stehen. Alle diese Umstände sollten dem Kabinette nicht entgehen, und selbst wenn es auf das Geschrei der Journale keine Rüksicht nehmen wollte, so würden sie doch noch Stoff genug zum Nachdenken geben.

Dies is übrigens, wie es scheint, nicht die eigentliche Ver- legenheit, welche gegenwärtig die Regierung beschäftigt, und die Ungewißheit, ob die Journale vor die Pairs-Kammer oder vor die Jury gestellt werden sollen, hat andere Ursachen.

Bekanntlich sind die Herren Passy und Dufaure, Mitglieder des Ministeriums vom 12. Mai, die festesten Stüßen des gegen-

wärtigen Kabinets; sie haben eine hinreichend starke Partei in |

der Kammer, um dem 29. Oktober die Majorität geben oder entziehen zu können.

Häupter des linken Centrums dieselbe nur als eine Protection und um ein eben entstandenes Ministerium nicht stúrzen zu las- sen, bewilligt zu haben. Milde und Toleranz, welche die Herren Dufaure und Passy bisher bewiesen haben, von Dauer seyn werden. Beide waren Minister und wollen es ohne Zweifel wieder werden. Stürzte man das Ministerium des Herrn Guizot, so wäre die Arbeit nur zur Hälfte gethan, und man wäre nicht sicher, die Elemente zu denn die Namen der Her- ren Dufaure und Passy reichen niht hin, um ein Kabinet von einiger Konsistenz zu bilden.

Beide Deputirte haben bekanntlich gegen die September-Ge- | seße gestimmt und bei mehreren Gelegenheiten sich tadelnd über | Die

würde in ihren Augen diese Gesetzgebung noch verschlimmern und sie würden ohne Zweifel die Gelegenheit benußen, um das Mis

nisterium zu verlassen und zugleich ihre eigene Partei zu verstär- |

fen. Es wäre dann viel weniger hwierig, eine, von der Depu- tirten-Kammer gebilligte Combination zu Stande zu bringen, in der die Herren Dufaure und Passy, der Eine als Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Andere als Minister des Jnnern, die Hauptrollen spielen würden. S S j

Bet einem solchen Arrangement müßte man sich allerdings von neuem der Linken zu wenden und einen Theil der parla- mentarischen Streitkräfte diesem Theil der Kammer úÚberlassen aber wir} haben noch weit auffallendere Dinge gesehen und, ohne der Coalition zu gedenken, die Herrn Molé stürzte, wird man finden, l 1 Dufau und Passy nicht abhalten werden, sobald sie sehen, daß die Ge- walt hinreichend verwundbar und ihre Partei hinreichend stark ift, um die Schlacht wagen zu können.

So haben sich also die Herren Guizot und Nord (denn es scheint,

Martin du

Charakter die Urheber leicht werden verändera fônnen. Dn eis nem Staate, dessen politische Existenz auf einer breiten und siche- cen Grundlage beruht, und dies wird

{nell unterdrückt, als er unternommen wurde,

niemals die Verwictelungen herbeiführen, die wir angedeutet ha: | Aber in Frank- |

reich sind die Dinge nicht so einfach, weil die Hestigkeit der Presse abwech- |

ben, und die das Ministerium ernstlich fürchtet.

felnd fúr geseblich und für ungeseblich erklärt wurde, weildieselbenHand- [ungen bald Ruhm, bald Strafe geärndtet haben, und weil die Îdeen der Massen in dieser Beziehung in die beklagenswertheste Ver- wirrung gerathen sind. Diese bedeutenden Uebelstände können durch Modification der Institutionen durch Verbesserung des difentlichen Geistes und durch eine klare, bestimmte, starke und fraftoolle Geseßgebung über Preßvergehen und politische Ver- achen im Allgemeinen gehoben werden. Die Anklage muß nicht ein Triumph für den Angeklagten werden; cin Vergehen muß nicht durch eine Meinung oder durch ein unbestimmtes Gefúhl, sondern durch ein als Geselz aufgestelltes Prinzip gerichtet wer- den; und endlich darf auch die Jurisdiction, welche das eine oder das andere Vergehen zu würdigen und zu bestrafen hat, nicht von der Wahl der Gewalt abhängen. Denn dies Recht, welches auf den ersten Blick bequem erscheint, bereitet der Res gierung nur Verlegenheiten- Der vorliegende Fall ist dazu der

deutlichste Beweis.

Großbritanien und Jrland.

5 Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Sibun gen vom 2. und 3. Juni. In den an diesen Abenden gehal- tenen Reden kam wenig vor, was nicht eine bloße Wiederholung chon früher von beiden Parteien aufgestellter Argumente und einander gegenseitig gemachten Vorwürfe gewesen wäre.

Herr Talfourd, der die Debatte nach den Pfingsifeiertagen zuerst wieder aufnahm, eröffnete dieselbe mit einer heftigen Rede gegen Sir X. Graham's Apostasie. Er sagte demselben voraus, gelänge es ihm end- lich, in das lange erstrebte Ministerium zu gelangen, so werde er baid die früheren Minister gegen seine jezigen Freunde, die Orangisten und Chartisien, zu Hülfe rufen müssen. Dann legte er die Verdienste des Ministeriums weitl{ufig dar und {loß damit, die Minister könnten ihre Sache ruhig dem Urtheile der Nachwelt übergeben.

Herr Creßwell fragte die Minister, „wie sie jet eine Maßregel, die Aenderung der Korngeseze, vorschlagen fönnten, die ihr Haupt, Lord Melbourne, vor zwei Fahren tollhäuslerisch genannt habe.

| staud unserer inneren

Diese Unterstüßung ist bis jeßt nur eine bedingte, zweifelhafte gewesen und zuweilen scheinen die beiden | }

Es is jedenfalls problematish, ob die | | do feinen persönlichen Feind darin zurüdlassen werde.“ | Beifall.)

Le der Jury zU | ‘ammer zu bringen, | j O T R A z ft | Reformbill. Die Anhänger Sir Robert Peel’'s in dieser Session

| einem neuen Verlust zu s{üben,

daß Rücksichten dieser Art die Herren Dufaure | j "sten | Konservativen die Zahl

daß ganz besonders diese beiden Minister | die gerichtliche Verfolgung der Pariser Journale verlangt haben | und noch geneigt sind, sich für die Pairs-Kammer zu entscheiden), | diese Verlegenheit bereitet, um ein Bergehen zu bestrafen, dessen |

Herr Handley griff die Tories, insbesondere Graham und Peel, in einer äußerst heftigen und bitteren Rede an, indem er den! Einen shnöden Verrath, dem anderen gröbliche Fnfonsequenz nachwies.

Herr Colquhoun griff wiederum Herrn Handley an, den er er- innerte, daß er gegen die Emancipation der Katholiken gestimmt und sich 1822 gegen die Parlaments-Reform ausgesprochen habe.

Herr O'Connell vertheidigte die Minister sehr angelegentlich. Jhr einziger Fehler, sagte er, sey gewesen, daß sie nicht energisch genug deu Weg der Reformen verfolgt und erst jeßt diesen Weg wieder einge-

schlagen hätten. Jhre geringen Majoritäten im Unterhause wären durch einzelne, meist vermittelst Besiehung gelungeue Wahlen entstanden. Dr. Lushington sagte, er bereue feinesweges das Verfahren, welches er fürzlich in Betreff der Zucker- Zölle einzuschlagen für seine Pflicht gehalten. „Aber“, fuhr er fort, „ich. befenne mich als einen aufrichtigen Anhänger der Whig-Prinzipien, und ich besireite es, daß die Minister jemals diese Grundsäge aufgegeben hätten. Nicht vou Sir N. Peel oder von denen, die ihre Freunde im Stich gelassen ha- ben (Lord Stanley und Sir J. Graham), bin ich geneigt, mir ausein- andersezen zu lassen, welches die Prinzipien des Herrn Foy und Lord Grey?s gewesen. Sir R. Peel hat durch nichts erwiesen, daß die Minisier verpflichtet wären, ihre Entlaffung einzureichen, ohne vorher an das Land ap- pellirt zu haben. In allen den von ihm citirten Fällen befand sich das betref- fende Ministerium in der moralischen Unmöglichkeit, das Parlament aufzu- lösen. Als Sir R. Walpole und Sir R. Peel ihre Entlassung nah- men, thaten sie es beide furz nach einer allgemeinen Wahl. Das jeßige Pariameni abex besteht feit vier Jahren, und in dieser Zeit sind viele wichtige Maßregeln von dem Ministerium eingebracht worden, von denen einige durchfielen, andere aber angenommen wurden, ih behaupte, daß unter solchen Umständen eine Auflösung des Parlaments mit allen Prinzipien der Verfassung im Einklange is. Wenn ich auch in ein paar Fällen anderer Meinung war, als das Ministerium, so bin ich deshalb nicht verpflichtet, mih denen anzuschließen, von deren Ansichten ih in jedem Punkte abweiche. Ein großes Verdienst des jeyigen Ministeriums ijt es unter Anderem, daß Friand jeut nach den Wünschen der bedeutenden Mehrbeit seiner Einwohner verwaltet wird. Käme nun Sir R. Peel ans Ruder, so würde er seiner eigenen Einsicht in Betreff Jrlauds nicht folgen dürfen, sondern genöthigt seyn, jenes Land nach den Wünschen des Restes einer Partei zu regieren, unter deren Autorität die Wohlfahrt und die verhältnißmäßige Ruhe, die jeut dort herrscht, gestört werden“ müßte. Es giebt noch einen anderen Gegens \ Politif, auf den ih das höchste Gewicht leae, ih meine den Volks - Unterricht, den ih niemals in die Hände einer exflusiven Partei gelangen sehen möchte. Die arbeitende Bevblferung hat die herbsten Entbehrungen mit einer Geduld ertragen, die ihr Anspruch giebt auf die Dankbarkeit aller Klaffen; aber edes Dulden hat sein Ziel, und wenn sie mit Entschlossenheit sich auss spricht, so wird man ihr Gerechtigfeit nicht versagen fonnen. Vermuth- lich ist dies das legtemal, daß ich Gelegenheit habe, in diesem Hause das Wort zu nehmen, aber ich hoffe, daß ich, so sehr ich mich auch einer

bedeutenden politischen Partei iu demselben slets widersezen mußte, (Zauter

Nach dem !Bericht des Londoner Korrespondenten der Bödrsen- Halle war auh am 4. Juni um 12 Uhr Nachts die Debatte noch nicht geschlossen, indeß erwartete man in diefer Sibung ganz bestimmt den Schluß derselben, und die Minister glaubten auf eine Majorität von etwa fünf Stimmen rechnen

zu können.

London, 4. Juni. Ueber die Fortschritte des Toryiémus liest man in der Times folgende Bemerkungen: „„Jm Jahre 1833 versammelten die Whigs ihr erstes Parlament nach der

Im Jahre 1834 betrug die

beliefen sih auf ungefähr 145. 5 Im Jahre 1835, als Ro-

Zahl der Konservativen schon 190, bert Peel auf Grundlage der in seiner Adresse an die Wähler aon Tannworth aufgestellten Prinzipien an das Land appellirt hatte, erhielt er einen Zuwachs von beinahe 100 Stimmen, w9- durch die Zahl seiner Anhänger auf etwa 280 stieg. Im Jahre 1837 unternahmen die Whigs selbst eine Parlaments-Auflösung ; aber aller Glanz einer neuen Regierung vermochte nicht, sie vor denn die Zahl der Konservati-

ven stieg auf 300. Im Jahre 1839 wurde die Partei der Kon-

| servativen durch verschiedene Einzelwahlen verstärkt und ihre Zahl

bis auf 313 gebracht. Im Jahre 1841 endlih, während die Minister ihr System immer fortseßten, erreichte die Partei der 323. Man sieht aus diesem Ueberblick, daß die Stárke der konservativen Partei seit sieben Fahren be- ständig zugenommen hat und sehr nahe daran ist, troß aller An- strengungen des Ministeriums und aller Einflússe des Hofes, die Majoritát im Unterhause zu erreichen. Läßt dies Alles nicht mit Zuversicht hosfen, daß das Land sehr bald eine Tory-Verwaltung haben wird? Wir unsererseits zweifeln nicht im geringsten daran.“

Der Contre-Admiral Sir William Parker, der das Kom- mando der Flotte in China übernehmen soll, hat sich an Bord des „Great Liverpool ‘/ nach dem Mittelländischen Meere einge-

wo die Prinzipien und díe Gewalt nie- | chifft, um von dort die Reise über das Rothe Meer nach Ostin-

mals angetastet worden sind, wird ein Angriff dieser Art eben so |

dien fortzuseßen. Dieselbe Gelegenheit ist von dem an die Stelle des Capitain Elliot tretenden Sir H. Pottinger benußt worden.

Nach Berichten aus Valparaiso vom 27. Februar war in Lima Alles ruhig, und in Cuzco war eine Gegen - Revolution zu Gunsten des Obersten Vivanco durch den General San No- man unterdrückt worden. Man hoffte, daß der Friede binnen furzem in ‘Peru ganz wiederhergestellt seyn werde. F

Eine gestern von der Englischen Bank gemachte Ankündigung, daß sie ihre Diskontirungen auf Wechsel, die noch 95 Tage zu laufen haben, ausdehnen werde, statt daß sie bisher die Frist auf 65 Tage beschränkte, wird als Anzeichen angesehen, daß die Di- rektoren der Bank geneigt sind, dem handeltreibenden Publikum größere Erleichterungen zu gewähren, und man hosst, daß dies den so sehr gesunkenen Geschäften wieder aufhelfen wird.

Außer dem „Präsident“ vermißt man jelzt auch das Post-Dampf- {i} „, Britannia“/, welches hon seit mehreren Tagen in Liver- pool erwartet wird und nicht geringe Besorgnisse erregk. Indeß hált man es für möglich, daß es in Halifax zurückgehalten wor- den ist, um das Resultat des Mac Leodschen Prozesses zu über- bringen, der bekanntlich am 15. Mai vor dem obersten Gerichts- hofe in New-York zur Entscheidung kommen E

Die Königin hat gestern ihren zweiten Hofball in Bucking- ham-Palast gegeben, der sehr glänzend war. Außer den Mitglie- dern der Königlichen Familie und dem diplomatischen Corps wa- ren 15 Herzoge, 11 Herzoginnen, 17 Marquis, 14 Marquisen, 61 Grafen, 50 Gräfinnen, 37 Viscounts, 23 Viscountessen, 91 Lords und 209 Ladies gegenwärtig, einer zahllosen Menge ande- rer Herren und Damen nicht zu gedenken. Jhre Maiestät er- dffnete den Ball durch eine Quadrille mit dem Prinzen Georg von Cambridge.

Der Klavierspieler Lißt hat das Unglück gehabt, vorgestern Nacht mit dem Wagen umgeworfen zu werden und sich die eine Hand zu verstauchen. :

Ieder and. e

Aus dem Haag, 5. Juni. Der König hat vorgestern Nachmittag um 6 Uhr seinen feierlichen Einzug in der Stadt Arnheim gehalten. Jm Laufe dieses Monats wird Se. Maje-

stät auch in Nymwegen und Mastricht erwartet.

Deutsche Bundesstaaten.

Hannover, 2. Juni. (Hamb. K.) Die Bewohner der Residenz sind um den Zustand der Königin sehr besorgt; s{hmerz- liche äußere Merkmale zeigen an, daß die Krankheit der hohen Patientin leider nicht abgenommen hat: seit gestern Abend ist der Zugang zur Leinstraße, an dem Königlichen Palais vorüber gesperrt, so daß nur Fußgänger den Weg passiren können, und der allabendlihe Rundgang des Militair-Musik-Corps ist unter- blieben, um die Ruhe der hohen Kranken nicht zu stôren. Wie- wohl indessen Jhre Majestät, hige Nacht gehabt hat, so sollen doch die Aerzte heute beruhi- gende Hoffnungen gegeben haben. Es heißt allgemein, der Pro- fessor Schdnlein in Berlin sey ersucht, hieher zu fommen, um über den Zusiand der erlauchten Patientin seinen ärztlichen Rath zu ertheilen. Der Himmel möge alles zum Besten lenken:

Die Feier des heutigen Geburtsfestes Sr. Majestät des |

Königs ist wegen der bedauerlichen Krankheit Ihrer Majestät

auch eingeschränkt worden.

haften Acclamationen begrüßt wurde. O ester r et O. 4 W ien, 4. Juni.

Sultan endlich den Ferman erlassen hat, welcher die bereits vor wehreren Wochen gegen die Repräsentanten ausgesprochenen Kon- zessionen zu Gunsten Mehmed Ali's enthälk. Lord Ponsonby

selbst har sich diesmal den Bemühungen der übrigen Gesandten |

angeschlossen. S ch w e

i Luzern, 1. Juni. (Basl. Z.) Gemäß eines gestrigen Beschlusses des gr. Rathes verfügte sich derselbe heute Vormittag

9 Uhr in die Jesuitenkirche, um dort einem feierlichen Gottes- dienste beizuwohnen, worauf die Beeidigung vorgenommen wurde, | welche Herr Präsident Nüttiman mit einer kurzen aber trefflichen | Anrede erdffnete, die Wichtigkeit des zu {wdrenden Eides vorstel- | lend. Nach diesem begab sich der Zug wieder nach dem Sißungslo- |

kale des gr. Rathes, wo mit den Geschäften der Anfang gemacht wurde. Die erheblicheren waren folgende: 1)

Wurde ein Dekrets - Vorschlag einmüthig genehmigt, wonach folgende Geseße nach Vorschrift der Verfassung als aufgehoben erklärt werden: a) Geseß über

dem Vernehmen nach, eine unru- |

Der König erschien diesen Vormit- | tag auf der Parade, wo er an die aus den Provinzen hier an- | wesenden Offiziere eine Anrede hielt und vom Miklitaic mit lebe- |

e Juni. Ein eben aus Konstantinopel einge- | troffener Englischer Courier, welcher jene Hauptstadt am 23sten | v. M. verlassen hatte, bringt die wichtige Nachricht, daß der |

d jeblic j Rúckweisung eines | Vorschlages zu einer Antrittsproclamation an eine Kommission. 2) des Herrn Großraths Leu fast |

die Aufstellung von Kantons-Fürsprehern und Rechts-Anwälten ; |

h) das Placet-Geseb; c) seßbuches, die Begnadigungen und die Rehabilitationen betref- fend; d) die Badener Konferenz-Artikel; e) das Siebner-Konkor- dat. 3) Wurde eine Kommission niegergeseßt zur Festsebung des Gehaltes der Mitglieder des kl. Rathes, des Appella- tions - Gerichtes , so wie des Kriminal - Gerichtes. Am Ende stellte Herr Alois Hautt noch den \chriftlichen Antrag, daß der gr. Rath die durch Beschluß des kl. Rathes unterm 8. Fanuar 1834 erfolgte unkanonische Abberufung des Herrn Ant. Huber, als Pfarrer von Uffikon, wieder zurückziehen möchte. Die Motivirung dieses Antrages ging vorzüglich dahin, einerseits

das gute Einvernehmen zwischen Staat und Kirche herzustellen |

und zu befestigen, so wie dem fortwährenden provisorischen Zu- stande der Pfarrei Uffikon einmal ein Ende zu machen, und an-

dererseits cinen staats- und kirchenrehtswidrigen Akt zu annullé- Bitt- und Bettag gehalten werden.

S Ube Die Augsburger Ailgemeine Zeitung enthält eine neue

Note der Londoner Konferenz an den Türkischen Gesandten, |

um die leßten noch vorhandenen Hindernisse zur Beendigung der

der 9. und 10. Titel des Kriminal-Ge- |

orientalischen Frage aus dem Wege zu räumen (womit die in |

A

unserem heutigen Schreiben aus vergleichen ist). Die Note ist vom “Die Unterzeichneten hatten die Ehre, die Note vom 27.

10, Mai datirt und lautet:

empfangen , hohen Pforte an die Mitwirkung

Wien gegebene Nachricht zu |

April zu | in welcher Se. Excellenz Schekib Efendi, Botschafter der | bei Mittheilung der ihm zugekommenen Jnstructionen | der verbündeten Mächte zu appelliren die Güte |

batte, um die Schwierigfeiten zu beseitigen, die sich in Bezug auf die | Auslegung einiger Verslgungen ergeben haben, welche in den zur defsi- | nitiven Ordnung der Aegyptischen Angelegenheiten erlassenen Fermans |

vom 13. Februar enthalten sind. Die Verfügungen, worüber die hohe forte die Ansicht der vier verbündeten Höfe zu erfahren wünscht, be- iehen sich namentlich auf die drei folgenden Punkte: 1) die Frage der Erblichkeit, 2) die Festseßung des Tributs, 3) die Militair Beförderungen. Die aligemeinen Regeln zur Lösung dieser drei Fragen wurden dem Grundsaß nach durch die Convention be- stimmt, welche die hohe Pforte am 15, Juli 1840 mit den Höfen von Oesterreich, Großbritanien, Preußen und Rußland abge \clo}sen hat. Auf die durch jene Uebereinkunft festgesegten Grundsäße haven die Unterzeichneten geglaubt, sich in den Mittheilungen beziehen zu müssen, welche sie die Ehre hatten uach einander, namentlich in ih- ren Noten vom 309. Januar und 13. März an den Osmanischen Herrn Botschafter zu richten. Judem sich die Unterzeichneten auf dieselbe Grundlage stüßen, beeilen fie sich, um dem von Sr. Excellenz, Schekib Efendi, ausgedrücéten Wunsche zu entsprechen, folgende Erläuterungen 1 geben: 1) Frage der Erblichkeit. Der Sultan hat, bei Rea- ln der Absicht, die Se. Hoheit vom Anfang der Levantinischen Krise an geoffenbart hatte, förmlich den Entschluß angefündigt, die VBerwaltung des Paschalifks- Aegypten in der Familie Mehmed Nli?s so lange zu belassen, als er und seine Nachkommen sich dieser Gunst durch treue Erfüllung der daran gefnüpften Bedingungen würdig machen würden. Nachdem dieser Grundsaß einmal durch die souveraine Autorität des Sultans legal festgestellt if, bleibt nur noch die Art und Weise anzuordnen, wie der Posten des Statthal- 1ers von Aegypten von einem Mitgliede der Familie Mehmed Ali's auf das andere übertragen werden soll. Es ward fest- geseut, daß diese Uebertragung mittelst der Jnvestitur zu geschehen habe, welcher Sultan dem neuen Titelträger gewähren wird. Diesem Grund- sag gemäß hat Se. Hoheit geruht, bei Wiedereinfezung Mehmed Alis in die Verrichtungen des Statthalters von Aegypten, den Ferman vom ine U an ihn zu erlassen. Ueberdies hat dieser Souverain durch i mie e Mert aungs die der Sultan seinen Verbündeten mittheilen Mane ges ubt hat, Mehmed Ali davon dispensirt, sich nah Kon- utit-feitèm Pad A zu müssen, um in dieser Hauptstadt die Investitur flären aerubî ABIS zu empfangen. Zugleich hat Se. Hoheit zu er- fich nah Ron auch Jbrahim Pascha davon entbinden werde, red Ul n der E zu begeben, wenn dieser berufen würde, Meh- S elle als Pascha zu ersezen, daß ihm vielmehr der Juvestitur-Ferman nach Aegvpt hi d Bei 9 Fiesen Vertdaune, Ma N egyp en geschickt werden soll. Bei Annahme hat die hohe Pforte selbs die Weit! verbündeten Höfen mitgetheilt ward, nen sey, für die Verwaltutig deg (ged eulel ac welcher Se. Hoheit geson- Mehmed Ali's zu sorgen D Aegyptens erblich in der Familie Aben Rech „gen, leser Bestimmung und den in dem Dsma- | ) eingeführten Gebräuche j L ; Pascha, der \ich als der l râuchen zufolge, ist es nun Jbrahim Es H) 6 er älteste in der Famil ) (l N Mehmed Ali's in dem Posten al ie eventuell zur Nachfolge ilen als Statthalter von Aegypten berufen

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finden wird. In Gemäßheit derseiben Regel soll der Aeltes? Fami- lie nah Fbradim Pascha als zur Ersezung Jbrahims f Stelle als Statthalter des Aegyptischen Paschalifs bestimmt angesehen werden Dies ift die allgemeine Regel, welche die verbündeten Höfe als die den Interessen der hohen Pforte angemessensie und mit dem in dem Osma- nischen Reiche feststehenden Herkommen am meisten übereinslimmende betrachten. Judem sie solchergestalt der Aufforderung entsprechen, welche der Osmanische Botschafter auf Befehl sciner Regierung an sie erlassen hat, haben sie geglaubt , fonstatiren zu müssen, daß die Ernennung zu der Stelle des Statthalters von Aegyyten aussczließlih Sr. Hcheit zufommt, daß dieses Recht jedesmal durch die dem neuen Titel- träger ertheilte Fnvestitur ausgeübt und kundgegeben wird, daß endlich diese von der souverainen Autorität zugestandene Jnvestitur den Nechts- anspruch bildet, fraft dessen jeder neue Statthalter Aegyptens im Na- men Sr. Hoheit berufen werden soll, eine Provinz, die cinen integriren- den Theil des osmanischen Reichs ausmacht, zu verwalten. 2) Fest- seßung des Tributs. Die der Conv?ntion vom 15. Juli beigefügte Separat-Afkte hat über den Betrag des Tributs nicht verfügt. Sie hat nur als Grundsat festgeseßt, daß der Tribut jährlich an die hohe Pforte bezahlt werde, daß er mit der Ausdehnung des Gebiets, dessen Ver- waltung Mehmed Ali übertragen wäre, im Verhältniß stehen solle, daß der Pascha, unter der Bedingung der regelmäßigen Bezahlung des Tributs, im Namen des Sultans und als Delegirter Sr. Hoheit die geseßlich eingeführten Steuern und Abgaben beziehen, und daß endlich

| der Pascha von Aegypten mittelst dieser Abgaben allen Aufwand der

Civil- und Militairverwaltung in besaatem Paschalik bestreiten werde. Indem hier die Bevollmächtigten der Höfe, welche die Uebereinkunft vom 15. Juli unterzeichnet haben, an die als Prinzip darin aufgestell- ten Verfügungen erinnern, würden sie die Gränzen ihrer Befugniß zu überschreiten glauben, wenn fie eine entscheidende Meinung liber den Betrag des Tributs aussprächen, was eine finanzielle Frage bildet, die zu der tuneren Verwaltung des Osmanischen Reichs gehört, und welche sie, wie fie bereits in der Note vom 13. März ausgedrücft haben, nicht als zu ihrem Ressort gehörig ansehen. Da fie überdies die nöthigen statijiisshen Angaben nicht besigen, welche als Grundlage zu einem be- stimmten Urtheil über die finanziellen Hülfsquellen Aegyptens dienen fönuten, so fönnen sie auch feinerlei Ansicht aussprechen über den Be- trag des jährlichen Einkommens, welches der Schaß der hohen Pforte von dieser Provinz beziehen fann. Um gleichwohl, so viel in ihrer Ge- walt sieht, dem von Sr. Excellenz Scheklb Efendi im Na men der hohen Pforte auégedrückten Wunsche entgegenzufom- men, glauben sie deu Gedanfen äußern zu müssen, daß statt für den von dem Pascha zu bezahlenden Tribut cinen ver- bältnißmäßigen Theil des Brutto - Einfommens von Aegypten zu bestimmen, es in dem wohlverstandenen Juteresse der Pforte vorzu» zichen seyn dürfe, den Betrag des Tributs durch eine feste Summe zu

bestimmen, wodurch dem Schaze Sr. Hoheit eine bestimmte Einnahme | E 7 ) l nach welchen der Betrag | dieser Summe bestimmt würde, in Folge der Zeit wechseln könnten,

7

gesichert wäre, da indessen die Grundlagen,

so wäre es vielleicht nüßlich, wenn der Nominal-Betrag besagter Summe nach Verfluß gewisser Zeiträume der Revision unterworfen würde. 3) Militair - Beförderungen. Der §. 6 der Separat-Aîte der Uebereinfunft vom 15. Juli bestimmt, daß die Land- und Seemacht, welche der Pascha von Aegypten unterhalten dürste, als zu der Streit- macht des Osmanischen Reiches gehörig, immer als für den Staats- dienst unterhalten betrachtet werden soll. Da diesem Grund- say zufolge, die in Aegypten verwendete Militairmacht die Streitmacht Sr. Hoheit 11k, so sollen die Offiziere ihre Beförderung nur in Gemäßheit der Autorität des Sultans allein, dem die Ds- manische Armee und Flotte gehören, erhalten können. Von diesem Grundsaß ausgehend, dem eine allgemeine Anwendung zukommt, konnen die Unterzeichneten den in Bezug auf die Frage der Militair- Beförderungen in Aegypten erhobenen Schwierigkeiten nur eine unter- geordnete Wichtigkeit beilegen. Hinsicht Vollmachten zu ertheilen, die er als nöthig erachten wird, den Statthalter von Aegypten anzuvertrauen, wobei er sich vorbehält, diese Vollmachten, je nachdem Erfahrung und Bedürfnisse des Dienstes es als zwecnäßig erscheinen lassen, ‘auszudehnen oder zu beschränken. Wenn die Unterzeichneten geglaubt haben, ihre Bemerkungen auf die

| an ces ees Fe beschränken zu müssen, so geschah dies, z f A A ; éd | weil sie durch ihre Kolleftiv-Noten vom 30. J 3. d ren. Nächsten Sonntag wird im ganzen Kanton ein feierlicher | ) E S

durch das Protokoll vom 5. März bereits ihr Urtheil über andere Bedingungen ausgesprochen haben , die in der der Convention von! 15. Juli 1840 beigefügten Separat - Akte enthalten sind. Da die Unterzeichneten bei den Ansichten und Minungen, die sie in den besagten Aften an den Tag gelegt, beharren, fo glauben sie, sich darauf beziehen zu müssen. Sie können die von Mehmed Ali förmlich geschehene Unterwerfung nur als unbedingt und fonach die Türkisch- Aegyptische Frage als geendigt betrachten. Die Unterzeichneten fönnen daher die Vermuthung nicht zugeben, daß der Pascha, zum Dank für die Verzeihung, die ihm der Sultan zu gewähren geruht, und für die Vergünstigung, welche ihm, so wie seiner Familie Se. Hoheit hat zu- fommen lassen, sich nicht in den Schranken des Gehorsams und der Unterwerfung, welche die Bedingungen dieser Verzeihung und dieser Gunsidezeugungen sind, halten werde. Jndem die Bevollmächtigten der verbündeten Höfe diese Bemerkungen Sr. Excellenz, Schekib Efendi, mittheilen, ersuchen sie ihn, dieselben zur Kenntniß seines Hofes

Es is Sache des Sultans in dieser |

die definitive Antwort Kischins zu wazten Befehl habe. Die mírtlers- weile aus Canton in Macao eingehenden Nachrichten zeugten von den feindlichsten Gesinnungen der Chinefen und man theilte fogar ein (11- geblich vom Kaiser selbst ausgehendes Edift mit, durch welches alle Bea 115 ten aufgefordert wurden, die Cngländer zu vernichten, und elne P1t0- clamation, deren Autbentizität freilich, nah der Erflärung des Con! modore, nicht erwiesen ist, durch welche aber auf seinen Kopf ein Preis von 50,000 Dollars und eben so viel auf den den des Capitain Éllíoit gesezt wurden. Am 19ten Morgens fam die „Nemesis“ ohne alle Ant- wort von der Bocca Tigris zurück und meldete nur, daß von dem Fort von Nord-Wang-tong aus, ein Schuß auf sie gefallen sey. Der Commodore sendete darauf fogleichh die leichte Flotten - Divi- sion unter Capitain Herbert ab, mit dem Befehle alle ferneren Defensiv-Vorbereitungen des Feindes so viel wie möglich zu verhinder?. Er selbst begab sih nach Hong- Kong und segte sich von dort mit dei Linienschiffen, den übrigen Dampfschiffen und den Transportschisfen der Flotte in Bewegung. Capitain Herbert nahm am 2Wsfien eine Po- sition in dem wesiiihen Kanal vor Süd-Wang-tong und begab fich am 22sleu mit dem Dampfschiffe „Nemesis““ und einigen Böten des Geschwaders in den hinter Anunghov vorbeilaufenden Kanal, wo er eine masfirte Batterie von 20 Kanonen zerstörte, welche auf das Schiss zu feuern anfing, als die Böte damit beschäftigt waren, die im Flusse befindlichen Pfähle und Flösse, durch welche die Chinesen die Durchfahrt zu behindern gesucht haîten, zu entfernen. Die Chinesen verloren bei dieser Gelegenheit ungefähr 30 Todte, die Engländer erlitten feinen Verlust. Die Linienschiffe und {weren Fregatten fonnten wegen widriger Winde erst am 24. Februar in der Bocca - Tigris ein- treffen, aber schon am folgenden Tage wurde zum Angriff auf die Forts derselben geschritten. Zum Theil um das alte Fort von Anung- j hoy herum und vor demselben bis zu dem höchsien Wasserstaude befand | sich eine neue, gutbebaute Batterie, von Granit aufgesührt, weiche cinen Ausschnitt von fast zwei Drittheilen des Kreises bildete; sie war mit 42 Kanonen von zum Theil ungeheurem Gewicht und starkem Kaliber mentirt; mehrere feste Verschanzungen zogen sich südwärts ver dieser Batterie hin, und die Spigzen der Hügel waren mit Kanonen beseßt, bis zu einem Lager hin, welches 1200 Mann aufzunehmen bestimmt | war: an der Nordseite fand sich ein in gerader Richtung fortlaufendes Werk von neuer Bauart, welches 60 shwere Kanonen enthielt; eine felsige Uferstrece von etwa 150 Yards Länge liegt zwischen dieser und der nördlichen freisförmigen Batterie, und auf dersclben waren 40 Ka- nonen aufgeführt; im Rücken waren alle diese Werke durch eiue hohe, den Hügel hinanlaufende Mauer gedeckt, in der sich Plalformen | fanden, von welchem aus die Soldaten das Kleingewehrfeuer unterhalten sollten, im Junern lagen die Kasernen und Magazine. Am bsilihen Ende der Jnsel Nord - Wang - tong befindet sich eine Batteríe mit etner doppelten Reihe von Kanonen, welche die Durch- fahrt auf jener Seite vertheidigt und zum Theil auch eine Anzahl von großen, quer über den Fluß in der Entfernung von zwölf zu zwölf Fuß, je an zwei Aukern befesligten Holzflössen flankirte, die dazu be- | stimmt waren, eine schwere, über den Fluß gezogene, eiserne Kette zusammens zuhalten, deren Enden auf der einen Seite auf Süd-Wang-tong, auf der anderen auf Anunghoy in sehr starkes Mauerwerk eingemanert waren ; auf dem West-Ende von Nord-Wand-tong is eine slarfe Batterie von 40 Kanonen, welche durch eine Feldschanze, mit 17 Kanonen beseßt, flanfirt wird ; fast die ganze Jnsel ist eine große Batterie; auf der äußersten West-Seite des Kanals stand eine Batterie von 22 schweren Kanonen und eine Feldschanze mit 17, welche ein verschanztes Lager, das 1500 bis 2000 Mann enthielt, vertheidigte. Süd -Wang-tong | war vom Feinde nicht beseyt, obgleich eine treffliche Stellung, | und ich ließ daber in der Nacht vom 2östen eine Verschanzung | dort aufwerfen und drei Haubizen dort aufstellen, die am fol- 4 | | |

genden Tage Bomben und Raketen mit vielem Erfolge nach Nord-Wang-tong und gelegentlich nach Anunghoy s{hleuderte. Am 26sten um 11 Uhr Morgens seyte sich die Flotte auf ein gegebenes Signal in Bewegung. Gegen Anunghoy wurden die Linienschiffe „Blenheim“ und .,Melvislle“ und das Dampsschiff „Queen“ nebst vier | Pacfetbôten unter dem Befehle des Capitain Senhouse gegen Anunghoy | gerichtet, während das Linienschiff „Wellesley“ und die Fregatten und Korvetten „Calliope““, „Samarang“‘, „Druid“, „Herald“ und „Alliga- | tor“ den Angriff auf die Batterieen an der Süd-, Südwest- und Nords west-Seite von Wang-tong und die Forts auf der westlichen Seite des | Landes unternahmen. Ju weniger als einer Stunde waren die Bat- | terieen auf Wang-ton zum Schweigen gebracht, díe zuvor am Bord der Dampfschiffe „Nemesis““ und „Madagascar“ eingeschifften Truppen | unter Major Pratt wurden gelandet, bemächtigten sich der Jusel und | nahmen 1300 Chinesen gefangen. Auch die Batterieen auf Anunghoy waren mittlerweile jum Schweigen gebracht, und Capitain Senhouse selbst an der Spiße einer Abtheilung von Matrosen und Maríne- Soldaten lantete in der südlichen Batterie und trieb die Chincfen nacheinader aus dieser und zwei anderen Batterieen hinaus, so daß um 1 Uhr Mittags die Britische Flagge auf der ganzen Reihe der berich- teten Forts der Bocca Tigris wehte. Der Verlust der Engländer be- schränkte sich auf fünf leicht Verwundete und einige Beschädigung an den Schiffen, die Chinesen verloren im Ganzen ungefähr 500 Todte und Verwundete, unter Ersteren den fommandirenden Admiral Kwan, der am folgenden Tage unter Salutschüssen der Britischen Schiffe von seiner Familie bestattet wurde, Am Morgen des 27. Februar segelte

bringen zu wollen, da sie als Ergänzung des Juhalts ihrer Kolleftiv- note vom 13. Márz dienen sollen. Sie ergreifen diese Gelegenheit zur Erneuerung u. st. w. London, 10. Mai. (Unterz.) Esterhazy mann, Palmerston, Bülow, Brunnow.

C Hn a Canton, 31, März. Ueber die Wiedereinnahme der Bocca- Forts berichtete eine Depesche des Commodore Sir J. Gordon Bremer vom 10. März, datirt vom Bord des Schiffes „Wel- lesley‘/ auf der Höhe von Nord-Wangton, im Wesentlichen Fol- gendes :

„Am 20. Januar hatte Capitain Elliot mit dem Kaiserl. Commissair Kischin einen Práliminar-Vertrag abgeschloffen, dessen wesentlichste Be- stimmungen waren, daß die Jnsel Hong-Kong der Britischen Regierung abgetreten und dagegen die von den Briten genommenen Forts Tschuenpi und Tycock-Tau nebst der Jnsel Tschusan von ihnen geräumt werden sollten. Die Britische Flotte wurde demnach aus der Nähe der Bocca Tigris zurückgezogen, die Forts am 21. Januar den Chinesen überlie- fert, und die Britishen Schiffe gingen ander Westseite der Jnsel Lan- tao vor Anker. Am 26. Januar hatte Capitain Elliot nebst großem Gefolge eine feierliche Zusammenkunft mit Kischin an der zweiten Barre des Flusses und fnüpfte weitere Unterhandlungen mit demselben an. Der Commodore begab sich mittlerweile nah Hong Kong, von dem er feierlich im Namen der Königin von England Besiß nahm; zu- gleih hatte er, um den Chinesen den Beweis zu geben, daß Britisher Seits mit der größten Gewissenhaftigfeit verfahren werden solle, sowohl zu Lande als zu Wasser Depeschen an den in Tschusan fommandirenden General Burrell und den die dort befindli- chen Schiffe befehligenden Capitain Bourchier geschickt, um ihnen die shleunigste Räumung der Jnsel zur Pflicht zu machen. Die Chinesi- schen Behörden ihrerseits famen dem von ihnen gegebenen Versprechen, daß der Handel mit Canton am 2. Februar wieder eröffnet werden solle, nicht nah, am 11ten hielt daher Capitain Elliot eine neue Kou- ferenz mit Kischin an der Bocca Tigris und verstand sich zu einem abermaligen, jedoch nicht über zehn Tage zu verlängernden Aufschub. Der Commodore erflärt, daß er von deu! Augenblicke an jedes Zutrauen zu der Aufrichtigkeit der Chinesen verloren habe, und da ihm zugleich Meldungen zugegangen seyen, denen zufolge sich nicht mehr daran zweifeln lasse, daß die Chinisen mit friegerishen Vorbereitungen fort- während beschäftigt seyen, so habe er der leichten Division der Britischen Schiffe den Befehl ertheilt, sich sofort nah der Rhede von Macao zu begeben, und sey am 13. Februar selbst dorthiu abgegangen, um mit Capitain Elliot zu fonferiren und den Verlauf der Dinge ab- zuwarten. Er fand, daß der Traktat, über den sih Elliot mit Kischin vorläufig geeinigt hatte, nah der Bocca Tigris abgesandt worden sey, um nach Canton befördert zu werden, und daß die „Nemesis““, welche

die leichte Division der Flotte unter dem Befehle des Capitain Herbert

von der „Calliope“, bei dem fich der Ober-Jutendant, Capitain Elliot,

Neu- | den Fluß hinauf und fand nahe bei Whampoa den Feino in einer

starken Stellung; cs waren dort gegen 40 Kriegs -Dschunken versan- melt, und außerdem war der frühere Britische Ostindienfahrer „Cam- bridge“, ein Schiff von 900 Tonnen, dort geankert; als die Bri- tischen Dampfschiffe „Nemesis“ und „Madagascar“ fich näher- ten, um die Stellung zu rekognosziren, wurde ein lebhaftes Feuer auf fle eröffnet, welches indeß mit so vieler Lebhaftigkeit ven den Dampfschiffen und den später herzugefommenen übrigen Britischen Kriegsschiffen erwiedert wurde, daß inuerhaib einer Stunde das Feucr der Kriegs - Dschunken, des „Cambridge“ und der Batterieen beinahe zum Schweigen gebracht war. Es wurden darauf Marine - Soldaten und Matrosen gelandet, welche die Berschanzungen ersiürmten, fast 2010 Chinesen vor fich hertricben und beinahe 300 von ihnen tódteten. Nach Verlauf von ungefähr einer halben Stunde waren alle Verschanzungen, obgleich in einigen hartnäcfiger Widerstand geleistet wurde, im Besiue der Engländer, zugleich wurde der „Cambridge“ durch die Boote derx „Calliope“, „Nemesis“ und „Modeste“ geentert und dann in Brand gestectt, wobei das Pulvermagazin aufslog. Die Forts und das Schiff führ- ten zusammen 98 Kanonen. Die Kriegs-Dschunkfen enifkamen den Fluß hin= auf, und die Schiffe wurden verhindert siezu verfolgen, weilein starkes Fleß zeitig genug queer über die Durchfahrt geanfert wurde. DieEngländer ner- loren einen Todten, drei schwer und fünf leiht Verwundete. Am 1. März begab \ich der Commodore selbst zu der leichten Division und rücfte mit derselben bis zu dem Punkte vor, wo der sogenannte Dschunk- Fluß in den Canton -Fluß einmündet und wo die Chinesen abermals den Fluß gesperrt und die Durchfahrt mittelst einer masfirten Batterie von 25 Kanonen zu vertheidigen versucht hatten. Die Batterie war von etwa 250 Mann auserwählten Truppen besegt, wurde indeß sehr bald von den Engländern erstürmt, wobei diese nur einen tödtlih ver- wundeten Matrosen, die Chinesen etwa 15 bis 20 Todte verloren. Die Schiffe drangen darauf sogleih vor und erschienen furz nachher im Angesichte von Canton. Am ten wurde von dem Commodore, 111 Uebereinstimmung mit Sir H. Gough, ein Angriff auf das sogenannte Howqua - Fort entworsen, fam abex nicht zur Ausführung, weil díe Chinesen dasselbe freiwillig räumten, so daß die Britische Flagge ohne Widerstand aufgezogen und eine Garnison in die Festung gelegt werde! konnte. Am sten Nachmittags, fam der Kwang-Tschau-fro oder Práä- feft von Canton ins Britische Lager, begleitet von den Hong- Kaufs leuten, und gestand na einer langen Unterredung mit Capitain Elliet ein, daß Kischin abgeseygt und degradirt sev, und daß, da der neue

Commissair noch nit angekommen, kein affreditirter Friedens-Unter-

bändler si vorfinde; zugleich erklärte er, daß in Canton die großte

Verwirrung herrsche, daß ein Jeder, der die Stadt verlasse fönne, fd)

davon gemacht hade, furz, daß die Stadt ganz der Willkür der Eng-

länder anheimgegeben sev. „Jch meinerseits“, fügk der Commodore

diesen Traktat überbrachte, bei ber Bocca Tigris bis zum 18ten guf

am Schlusse seiner ersten Depesche hinzu, „glaube, daß dessenungeachte