1841 / 170 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E Méaitwb:; R E A fels: Ra A

reichs bietet diesem Streben zahllose Hindernisse dar, Haben doch jeßt eben die Bedürfnisse des Schaßes Herrn Humann, gewiß zum großen Leidwesen der Regierung, gezwungen, die geist- lichen Kommunitäten zur Steuerpflicht herbeizuziehen, von der sie bisher faftisch verschont waren und dadurch schweres Mißver- gnügen in dem kirchlichen Lager zu erregen! Auf der anderen

Seite beklagt man sich räglich bitterer, daß die búrgerlichen Be- F

hórden immer nachsichtiger gegen die öffentlihen Prozessionen

werden, welche, sogar laut Konkordats, an allen Orten, wo sich F

Gotteshäuser verschiedener Konfessionen befinden, verboten sind. In Rouen haben die Prozessionen des Frohnleichnamsfestes eine Art Emeute gegen den Erzbischof bewirkt, der nur durch das nachdrückliche Einschreiten der Polizei vor einem entseßlichen Cha- rivari geschüßt wurde. Diese Erscheinung in der ehemals so streng katholischen Hauptstadt dar orthodoren Normandie ist ein ungúnstiges Zeichen für die Hoffnungen der Kirche, und zugleich ein thatsächliches Argument gegen den Traum einer religidsen Wiedergeburt Frankreichs, mit welchem man sich seit ciniger Zeit hier und da einwiegt.

{x} Paris, 15. Juni. Jch würde mir äâber mein lan ges Schweigen Vorwürfe machen müssen, wenn nicht eine lange Abwesenheit mir zur Entschuldigung dienen könnte. Denn ich wúßte wahrlich nicht, was ih Jhnen aus dem Junnern der Nor- mandie hâtte melden sollen, das für Sie von Junteresse gewesen wäre. gegenwärtig mit bewunderungswürdigen und sehr nüßklichen Ar- beiten, mit Anlegung von Vicinal- und großen Communications Wegen, mit der Reinigung der Flüsse, mit der Aerndte, die in diésem Jahre ungewöhnlich ergiebig zu werden verspricht, mit der Räumung und Erweiterung unserer Häfen, die für die Be dürfnisse unseres Handels nicht mehr ausreichen, mit der Schlacht- vieh- und Pferdezucht, die seit zehn Jahren außerordentliche Fortschritte gemacht haben. Von Politik dagegen im gewöhn- lichen Sinne spricht man hier sehr wenig. Gott weiß, wie viele Leute in diesem glücklichen Lande noch bis jeßt den Namen jenes Ministers der auswärtigen Angelegenheiten nicht kennen, der, wie der „National“ sagt, „sich damit beschäftigt, unsere Schande vor den Augen von ganz Europa zu tragen und Frankreich an unsere Feinde zu verkaufen.“ ;

Uebrigens würde es mir auch in Paris in der lebten Zeit ziemlich {chwer geworden seyn, Jhnen viel Neues zu schreiben.

Die Session näherte sich ihrem Ende, die Majoritäts-Frage war!

schon seit langer Zeit bei mehreren aufeinander folgenden Gele- genheiten mit solcher Bestimmtheit entschieden worden, daß Nie mand mehr daran dachte, sie noch einmal zur Sprache zu brin- gen, indem Jedermann überzeugt war, daß, um mich der Sprache unserer Politiker zu bedienen, außer dem Ministerium vom 29. Oktober kein anderes md glich sey.

geeignet, einige Bewegung in die hiesigen Angelegenheiten zu bringen, daß es in der That schwer gewesen seyn würde, nicht in häufige Wiederholungen zu verfallen.

Bei meiner Rückkehr fand ih die Dinge fast in demselben Zustande. Jn unserem diplomatischen Corps und in dem Perso nal der Verwaltung wird zwar bald einige Bewegung eintreten, aber es ist in Wahrheit nichts Großes im Werke, cs wird keine große Intrigue angezettelt, woraus man auf etwas Neues für die nächste Session schließen könnte. Die Opposition der Linken ist durch die eklatante Niederlage, welche sle in diesem Jahre erlit- ten, und durch einige Desertionen, die in ihren Reihen stattge- funden, etwas demoralisirt, indeß affektirt sie noch immer dieselbe Zuversicht. Die Herren Dufaure und Passy halten sich noch

In diesem reichen und s{chdnen Lande beschäftigt man ih“

Und auch die aus dem Auslande eingehenden Nachrichten waren in dieser Zeit so wenig

736

sischen Diplomaten gilt. Den Nachfolger des Marquis von Dalmatien am Turiner Hofe kennt man noch nicht.

: Sonst leben wir in einem Zustande vollkommener Ruhe ; die Geschäfte, die während der Verwaltung des Herrn Thiers dar-

# nieder lagen, haben sich wieder gehoben und die Fonds halten

sich sehr fest, obgleich der Finanz-Minister bald einen Aufruf an die Kapitalisten wird ergehen lassen. Es liegt jeßt keine große Frage vor, und die Aufregung von 1840 is schon weit hinter uns. Das Land will nichts mehr von politischen und Wahlrech- ten wissen, und es wird noch viel Zeit hingehen, ehe die von der Opposition ausposaunte Wahlreform als wirkliches Bedürfniß ge- fühlt werden wird. Alle in der Charte von 1830 verhießenen Gesekze sind jeßt votirt und in der Ausführung begriffen; etwa mit Ausnahme dessen, welches sich auf die Freiheit des Unterrichts bezieht. Es läßt sich also annehmen, daß einige Zeit hingehen

Wird, ehe die vollständige Befriedigung der Bedúrfnisse, für welche

B

i dies der Orient.

f

immer in derselben Entfernung vom Ministerium und man fängt

daß sie an die Bildung des Kabinets denken,

an, zu glauben, A 2 Die Herren

welches dereinst dem gegenwärtigen folgen dürfte. Thiers und Molé spielen ihre Rollen fort als Parteichefs, aber man könnte sagen, es geschehe mehr, um nicht vergessen zu wer- den, als in der Hoffnung, in kurzem die Leitung der Angelegen- heiten wieder zu erhalten. Mit einem Worte, seit drei Mona ten hat Jeder seine Stellung behauptet, und Alles, was ich Jh- nen heute melden fann, ist mehr eine allgemeine Uebersicht, als eigentlich Neues.

Das Einzige, was ih hervorheben möchte, ist der hochmü- thige Ton, die triumphirende Miene, welche die legitimistische Partei asfektirt. Weshalb, weiß ich wahrhaftig nicht. Uebrigens melde ich Jhnen dies keineswegs als eine Neuigkeit, denn seit vierzig Jahren ist nichts so gewöhnlich, als diese Partei pldblich, ohne daß man begreift, warum? sich exaltiren, schreien, lärmen, den Degen ziehen und darauf eben so pldblich wieder in sich selbst zurúücfsinken zu sehen, ohne daß sie etwas dadurch bewirkt hätte, wenn nicht eine große Ungeschicklichkeit, wie der Staats- streich im Juli 1830, oder einen großen Skandal, wie den, der auf den unglücklichen Feldzug von 1832 in der Vendée folgte. Wenn man nun jeßt die Legitimisten eine stolze Miene gegen Jedermann annehmen sieht, so hätte man fat Grund zu fürch- ten, daß sie damit umgingen, sich einen ähnlichen Unfall zu be- reiten.

Die orientalischen Angelegenheiten werden für vollkommen erledigt gehalten, wenigstens so weit dies von der Diplomatie ab- hängt. Das Kabinet scheint sehr zufrieden mit den großen Mäch- ten und mit dem guten Willen derselben, diese Angelegenheit auf eine freundschaftliche und für Alle ehrenwerthe Weise zu beendi- gen; vorzüglich aber wegen der Rücksichten, die Frankreich, das fich anfangs \o gereizt zeigte, bewiesen wurden. Die Bedingun gen, unter welchen Frankreich wieder zur Uebereinstimmung mit den großen Mächten zurückgekehrt is, oder doch in Kurzem zurúck- kehren wird, werden noch nicht angegeben; doch hält man sie für so günstig, daß man vorzüglich hierauf die Hoffnung für die nâchste Session gründet, und nicht eher zu neuen Wahlen \chrei- ten will, als bis die Erörterungen in den Kammern eine bedeu- tende Wirkung hervorgebracht haben werden. So ist man doch von der Auflösung der Kammer zurückgekommen, welche, dem S nach, im vergangenen Februar entschieden war.

er einzige Gegenstand, der in der leßten Zeit eigentlich wahrhaftes Interesse S hat, sind die Bewegungen im diplo- matischen Corps und die Veränderungen, welche das Ministerium in den hdhern Regionen der Verwaltung einzusühren bemüht ist. Alles, was sich“ mit Sicherheit darüber sagen (äßt, ist, daß der Marquis von Dalmatien, ín Folge der seinem Vater, dem Marschall Soult, gemachten Zugeständnisse, von Turin nach Wien geht und der Graf von St. Aulaire von Wien nach London. Herr von Barante bleibt auf seinem Posten; eben so wie der Graf Bresson, dem die Gesandtschaft in Wien fast ver- sprochen gewesen zu seyn scheint. Die Gesandtschaft in Madrid war Herrn von Salvandy angetragen worden, der sie ausge: schlagen hat. Von einigen Seiten wird. behauptet, die Wahl wäre in Folge dessen auf Herrn Bois-le-Comte gefallen, der jest im Haag verweilt, und für einen der ausgezeichnetsten Franzd-

Î

F die Geseke sorgen sollen, in der Gesellschaft, oder in den Inter

essen neue Bestrebungen hervorrufen wird, welche neue Maßregeln „wünschenswerth machen sollten.

__Indéß bleibt doch immer noch ein Punkt, auf welchen die Augen ‘unserer Staatsmänner mit einiger Besorgniß gerichtet sind; es ist Denn obgleich, wie gesagt, die Diplomatie, so weit es von ihr abhing, Alles freundschaftlih beigelegt hat, so muß man doch darauf gefaßt seyn, daß die Jns{surrection, von der das Osmanische Reich unterwühlt wird, neue Verwickelun- gen herbeiführen werde. Hier sind die Thatsachen stärker als die Diplomatie, und wenn dieser Zustand noch lange fortdauert, so wird vielleicht der gute Wille der Mächte nichts mehr vermögen, Es ist kaum zu bezweifeln, daß, wenn die Znsurrectionen der Rajahs einen ernsteren Charakter annehmen sollten, die öffentliche Meinung in Frankreich für sie Partei nehmen und der Regie rung die Hände binden wird. leinen denen man sich eine Zeitlang blenden ließ. den, welche vermöge der Dampfschifffahrts - Verbindung mit

( Jn Frankreich überläßt man sich | Täuschungen mehr über die vermeinten Reformen, von |

Die vielen Reisen- | zum Vertheidiger Mac Leod's bestellt habe , als unwahr zurück- j

dem Orient diese Gegenden jährlich besuchen, haben manche |

neue Nachrichten mitgebraht úber den Dru, immer noch auf den dortigen Christen lastet. wird hier niht 20 Personen finden, welche an die Mystification

welcher |

Man |

von Gülhane glauben und es darf kaum bezweifelt werden, daß, |

wenn hier die Nachricht eingehen jollte, die christlichen Bevölke-

rungen im Orient hätten sich erhoben, um nach 300 jähriger Un- | terdrückung das Vermögen, die Freiheit und die Ehre ihrer |

Frauen und Kinder zu vertheidigen, hier Gefühle an den Tag gelegt werden würden, dúrfte. ner von Thatkraft und festem Willen muthig entgegengehen, denn | sie zeigt uns, daß mehrere Millionen Christen, welche Jahrhun- | derte lang erniedrigt, unter dem Drucke einer s{chwachen Regie- | rung dahinlebten, wieder Lebenszeichen von sich geben.

C

Großbritanien und Jprland.

Parlaments » Verhandlungen. Oberhaus. Siz- | zung vom 14, Juni. Das Haus beschäftigte sich an diesem | Abend im Ausschusse mit der Bill über die Beschränkung der | Todesstrafe. Lord Wynford schlug als Amendement vor, daß | die Brandstiftung in Gotteshäusern als Kapital-Verbrechen beibe- halten werden solle; dies Amendement wurde aber vom Marquis von Normanby und von Lord Brougham bekämpft, weil es die öffentliche Meinung gegen sich haben würde, und fiel ohne Ab- stimmung durch. Bei der dritten Klausel widerseßte sih der Marquis von Westmeath demjenigen Theil derselben, wonach das Verbrechen der gewaltsamen der Todesstrafe befreit werden soll. „Wenn Ew. lichkeiten“, sagte der Lord, „diesen Theil auch fúr England gelten lassen wollten, obgleich mir dies eben falls als Unvernunft erscheint, so fordere ih Sie doch auf, wohl | zuzusehen, ehe Sie dieselbe Bestimmung auf Jrland ausdehnen, denn aus authentischen Berichten geht hervor, daß im Jahre | 1840 in England bei einer Bevölkerung von 14 Millionen, doch nur 169 solche Attentate gegen Frauenzimmer stattgefunden haben, während in Jrland bei einer Bevölkerung von d Millionen 173 dergleichen Fälle vorkamen. Auch Graf Mountcashel war der Meinung, daß das Haus seinem Rufe schaden würde, wenn es diese Klausel annähme. Der Minister des Jnnern aber vertheidigte sie, weil er glaubte, daß auch dieses Verbrechen durch die Aufhebung der jebt darauf stehenden Todesstrafe sehr würde vermindert werden, wie es sich bei allen anderen Verbrechen gezeigt habe, wo die Todesstrafe schon abgeschafft sey. Lord Ab inger (der ehemalige Sir J. Scarlett, ein bedeutender To ryistischer Rechtsgelehrter) stimmte dieser Ansicht bei, denn jeßt, sagte er, wären die Geschworenen- Gerichte weit weniger geneigt, in einem solchen Fall auf die bloße Aussage der Entehrten das Schuloig auszusprechen, weil sie wüßten, daß ihr Verdikt die Todesstrafe zur Folge habe, wogegen sle gewiß bei einer milderen Strafe nicht so bedenklich seyn und daher durch häufigere Ver- urtheilung von dem Begehen dieses Verbrechens mehr abschrek- ken würden. Der Lord-Kanzler führte zur Unterstüßung die- ses Arguments an, daß in einem Jahre unter 56 der wirklich verübten Nothzucht angeklagten Jndividuen nur 18, dagegen von | 106, die bloß der beabsichtigten Nothzucht angeklagt gewesen, | worauf nicht die Todesstrafe stehe, 74 verurtheilt worden seyen. | Bei der Abstimmung wurde denn auch das Amendement mit 42 | gegen 38 Stimmen verworfen, und die Bill ging dann durch | den Aus\ch{chuß.

H err

Unterhaus. Sihung vom 14. Juni. Jm Unterhause wurde an diesem Abend nichts von allgemeinerem Interesse ver- handelt. Nach Ueberreichung mehrerer Bittschriften für und ge- gen die Korngesebe, bei welcher Gelegenheit Herr H ume äußerte, daß auch der vorgeschlagene feste Weizen-Zoll von 8 Sh. von der großen Masse des Volks noch immer als ein zu hoher Schub- Zoll zu Gunsten des Grundbesitßers würde angesehen werden, kon- stituirte sih das Haus zum Ausshuß Über die Peel'sche Bill hin- sichtlich der Entscheidung streitiger Wahlen, in welcher Sir R. Peel einige durch die Erfahrung an die Hand gegebene Verbesse- rungen vorschlug, die auch sämmtlich angenommen wurden.

London, 15. Juni. Der Tag der Parlaments-Prorogation, der die Auflösung auf dem Fuße folgen wird, ist noch immer nicht bestimmt. Die Minister scheinen diese Maßregel von der Erledigung der dem Parlament noch vorliegenden dringendsten Verwaltungs - Angelegenheiten abhängig machen zu wollen, und man glaubt, daß die Auflösung in feinem Fall vor dem 22sten d. M. stattfinden wird. Die ministeriellen Blätter rechnen sehr sanguinish auf eine Majoritát von 50 bis 100 Stimmen für ihre Partei in dem neuen Parlamente; die Toryblätter hoffen gerade das Umgekéhrte, und es is daher für jeßt auf alle diese

Derechnungen noch gar nichts zu geben,

denen die Regierung kaum widerstehen | Hier liegt die Gefahr, aber dieser Gefahr sollten Män- |

der Klausel |

Entehrung von |

Der Globe ineint, es werde in Betreff der Korngesebfrage

wohl, ungeachtet des von Herrn Hindley angezeigten Antrages, keine regelmäßige Diskussion vor dem Schlusse des gegenwärtigen Parlaments stattfinden. Lord Fißwilliam hat gestern auch im Oberhause seinen Antrag in Betreff der Korngeseße ausgeseßt.

Heute Nachmittags findet in der London-Tavern eine große von etwa 3000 Reformern besuchte Versammlung statt, in wesl- cher sich Lord John Russell den Wählern drr City von London als Kandidat für die bevorstehende Wahl vorstellt. Außer ihm haben die Reformer noch den Alderman Ward, Herrn ‘Pattison und Herrn Crawfurd zu Kandidaten für die Wahl in der City ernannt. Lord Palmerston wird vermuthlih in Liverpool als Kandidat auftreten, von woher eine Einladung der Reformer an ihn ergangen ist.

Nach dem Berichte eines ministeriellen Blattes hat Graf Granville auf Anlaß seiner shwachen Gesundheit um Zurückbe- rufung von seinem Posten als Botschafter in Paris nachgesucht. Dem Gesuche scheint zwar vorläufig nicht gewillfahrt worden zu seyn, indeß wird der Graf im September auf Urlaub nach Eng land kommen.

Mit dem Post - Dampfschiff „„Caledonia‘/ ist nebst anderen Berichten aus New-York vom 31. Mai die wichtige Nach richt hier eingegangen , daß der oberste Gerichtshof des Staates New-York. das Urtheil in der Sache Mac Leod’s bis zum näch- sten Gerichtstermine, d. h. auf drei Monate, ausgeseßt und mitt lerweile Mac Leod dem Gewahrsam des Ober-Sherisf des Staa tes New-York übergeben hat, der sich indeß weigert, diesen Auf trag zu übernehmen, so daß der Angeklagte vorläufig noch dem Gewahrsam des Sheriffs der Grafschaft Niagara, in welche! Lockport liegt, úberlassen bleibt. Zwischen dem Präsidenten dei Vereinigten Staaten , Herrn Tyler , und dem Gouverneur des Staates New-York, Herrn Seward, hatte eine Korrespondenz stattgehabt, in welcher Ersterer den von Lebterem der Unions- Regierung gemachten Vorwurf, daß sle einen ihrer Anwalte

weist, da Herr Spencer, der Anwalt Mac Leod's, nur in seiner Eigenschaft als Privat- Anwalt aufgetreten sey; zugleich aber be- hált der Prásident der Unions, Regierung das Recht vor, alle ihr geseßlich zu Gebote stehenden Mittel anzuwenden, um ihre vdl- kerrechtlichen Pflichten und Obliegenheiten zu erfüllen. Herr Mac Leod seinerseits hat in die New- Yorker Blätter ein Schrei- ben einrücken lassen, in welchem er darthut, daß er bei der Zetr- stórung der „Caroline“/ gar nicht zugegen gewesen sey. Der New-York Herald vom 29. Mai enthält folgende Nachricht, die aber wenig Glauben fand: „Der Amerikanische Gesandte in London soll die Verantwortlichkeit auf sich genommen haben, die unmittelbare Rückkehr des Amerikanischen Geschwaders aus dem Mittelmeere anzuempfehlen, denn er hat Nachricht, daß die Briti sche Regierung dem Admiral ihrer Station in Amerika den Befehl ge geben, so wie er die authentische Nachricht von M. Leod's Hinrichtung erhalte, alle Städte an der ganzen Amerikanischen Küste zu zerstdren.““ Die Extra - Session des Kongresses sollte am 31. Mai, dem Tage des Abganges der Nachrichten , eröffnet werden, und das náchste Pacfetschisf wird also die Botschaft des Prá sidenten Úberbringen. Die Regierung scheint in beiden Häu: sern des Kongresses der Majorität ganz sicher zu seyn. Die New-Yorker Handelskammer hatte ein Promemoria an den Kongreß beschlossen, in welchem derselbe um Errichtung einer National-Bank gebeten werden soll. Die Aktien der Bank der Vereinigten Staaten hatten sich etwas gehoben; sie standen auf 223/,, zuleßt auf 21!/, a */,, und es wurde viel in ihnen um- geset. Das Packetschiff „Samson‘/, von London nach Neu- York bestimmt, ist am 28. Mai an der Küste von Neu-Schott- land und das Auswandererschis} „Minstrel“/ von Limerick am 18, Mai an der Kanadischen Küste verunglückt. Die am Bord des ersteren befindlichen 180 Passagiere und Matrosen sind sámmrlich gerettet worden, von der Besaßung des leßteren dage- gen sind 148 Personen ertrunken und nur § gerettet worden.

- Das National-Theater in New-York ist am 29. Mai ganz abgebrannt und die daneben liegende Französische Kirche stark beschädigt worden; man hielt das Feuer für angelegt.

Das mit dramatischen Unterhaltungen verbundene Konzert, welches am 7. Juni in dem prachtvollen Palast des Herzogs von Sutherland zur Unterstüßung der Polnischen Flüchtlinge gegeben ward, und in welchem außer der Dem. Rachel die bedeutendsten in London befindlichen Tonkünstler und Künstlerinnen mitwirkten, als: Lablache, Rubini, Balfe, Dorus Gras, Szczepanowski, Vieuxtemps, Godefroid, Lißt (der mit einer Hand spielte, da er die andere wegen der erlittenen Verstauchung noch nicht ganz frei gebrauchen fonnte), Benedict und Miß Adelaide Kemble, welche zum erstenmal vor einem Englischen Auditorium auftrat, und hôchst gúnstig aufgenommen wurde), trug über 1000 Pfd. Sc. ein. Die Königin hatte beizuwohnen gewänscht, ließ sich aber, wie der Morning Herald sagt, durch Rücksichten der Etikette abhalten, wegen der eigenthümlichen politischen Stellung derjenigen, zu deren Bestem das Konzert gegeben wurde. Ge- gen 500 Personen vom hohen und höchsten Adel waren anwe- send, darunter der Herzog von Sussex mit seiner Gemahlin, der Herzogin von Jnverneß.

Der Kriegs-Sloop „Elektra““ ist aus Valparaiso vom 4. Máärz und aus Rio-Janeiro vom 18. April mit einer Million Dollars in Portsmouth angekommen.

Das in Bremen gebaute Dampschisf „Hamburg‘“, welches im St. Georgs-Kanale von dem „Osprey“/ für den „Präsident“ angesehen worden zu seyn scheint, ist am 12ten in Liverpool an- gekommen, wo es bekanntlich seine Maschine einnehmen soll.

Nach Berichten aus Lissabon vom 6. Juni war die Mi- nisterial-Krisis noch nicht beendet. Die nah dem „Präsident““ ausgesandt gewesene Britische Kriegs-Brigg „Espoir“/ war anr 5ten wieder in Lissabon eingetroffen, ohne weder in Madeira noch Tenerisfa etwas von dem Schiffe erfahren zu haben. Die Lissa- boner Post bringt nichts Neues in Betreff der Dividenden-Zah- lungen, da das Portugiesische Ministerium noch nicht vollständig zusammengeseßt war und die Geschäfte sich noch in einiger Ver- wirrung befanden. i ; L

Ein zu Berwick erscheinendes Blatt erzählt von großer Auf regung, welche am ten d. M. im Hafen von Berwick dadurch entstanden sey, daß der Capitain Brandt, vom Schiffe „Johan- nes‘, aus Kopenhagen, die Britische Flagge unter der Dänischen aufgezogen habe, eine Beledigung, die erst, als er von der Mannschaft eines Britischen Kriegsschiffes dazu gezwungen wor- den, durch Einziehen aller Flaggen von ihm zurückgenommen worden sey.

Die Händel, welche am llten zu Liverpool zwischen Schiffs- Zimmerleuten und Irländischen Arbeitern in der Nähe der Docks stattfanden, sind von keinen weiteren Folgen gewesen.

Das Haus Grant und Compagnie in Glasgow hat mit 180,000 Pfund fallirt. i

Lord Ponsonby's Abreise aus Konstantinopel ist durch den ernsthaften Zustand der Dinge in verschiedenen Theilen des Öttos« mänischen Reichs verzögert worden

Nachrichten aus Buenos-Ayres vom 22, März und aus Montevideo vom 27sten desselben Monats melden, daß man an beiden Plá6en Vorbereitungen zum Kriege n und Schisse zu diesem Zwecke ausrüste. Die Provinzen im Znnern, welche ihrer Verbindung mit der Argentinischen Republik beim Heran- nahen Lavalles und der Unitarier entsagt hatten, fielen wieder nah und nach von Leßteren ab und erhoben sih zu Gunsten von Buenos-Ayres.

London, 16. Juni. (B. H.) Jn einer zweiten Auflage des gestrigen „Standard““ ist ein Brief eines Herrn Buchanan von St. John's in Neu-Braunschweig an seinen Bruder in Li- verpool abgedruct, in welchem gemeldet wird, daß ein Franzdô- sishes Schiff 16 Passagiere des an einem Eisberge an der Küste von Neufundland verunglückten Dampfschiffs „Präsident“ nach dem St. Peters- Hafen gebracht habe, und daß der Rest der Passagiere ertrunken sey. Die Blätter von Halifax vom 2ten d. M. bestätigen die Nachricht von der erfolgten Rettung jener Passagiere, erklären aber, daß dieselben nicht vom „Präsident“/, sondern vom Schiffe „William Brown““ seyen, der an einen Cis- berg gestoßen war und von dessen Mannschaft ein Theil schon vor einiger Zeit in Havre angekommen ist. Zu bemerken ist in deß, daß von der Mannschaft des „William Brown‘ nur acht Mann und der Capitain, welche sich in dem kleinen Boote ge- rettet haben, vermißt werden. Die Halifax-Blätter geben die

Zahl der mit dem Schiffe gesunkenen Mannschaft auf 56 an

De Eer

Aus dem Haag, 15. Juni. Der Prinz und die Prinze! fin von Oranien sind aus Stuttgart hier wieder eingetroffen.

Der Holländische Dichter Jmmerzeel, bis zum vorigen Jahre Herausgeber des Niederländischen Musen-Almanachs, ist am 9Vten d. M. in Amsterdam, 65 Jahr alt, mit Tode abgegangen.

Der Empfang Sr. Majestät des Kdnigs in Venloo ist ein überaus freudiger gewesen. Se. Majestät haben auch durch viel fache Aeußerungen so wie durch einige Gnadenbeweise Jhre Zu- friedenheit zu erkennen gegeben. Im ganzen Niederländischen Limburg haben die Einwohner freiwillig die Orange - Flagge auf gesteckt.

Lan O Ee

B c { G í S Las

Brüssel, 15. Juni. Unter den Belgischen Freimaurern scheint eine Spaltung eingetreten zu seyn. Der Jndependant meldet, daß der Baron von Stassart „dem großen Orient“/ in Brússel seine Dimission als Großmeister eingesandt habe

Deut\{We BUndesstaaten.

f Dresden, |8 Junt: Heute Moeaecn wurde F ute rich Girardet, erster Pfarrer der hiesigen reformirten Ge- meinde, beerdigt. Die aroße Anzahl derer, welche dem Sarge folgten, unter ihnen Männer jeden Standes und jeden Alters, bewies, wie allgemein der Verlust gefühlt wird, den uns der Tod dieses Edlen brachte. An der Gruft feierte der zweite lutherische Hofprediger, Konsistorial-Rath Dr. Käuffer, in einfachen, ergrei- fenden Worten den Entschlummerten. Girardet hat 30 Jahre hindurch als Pfarrer der reformirten Gemeinde gewirkt, und sein Wirken, welches aus reinem Herzen und dem eifrigsten Streben nach Licht und Wahrheit floß, begleitete ein hdherer Segen. Er gehörte zu den Lehrern der Religion, welche zwar in den kühnen Forschungen unserer Zeit mit vorwärtsschreiten, dabei aber die Theologie als Wissenschaft mit der Religion, die den Menschen durchs Leben führt, nicht vermischen. In einer Zeit aber, wo so Viele hier und dorthin abirren und das kirchliche Leben vor der Menge in ein zweideutiges Licht bringen, müssen wir tief trauern, wenn der Tod die Männer abruft, welche mit geradem Sinne den richtigen Pfad wandeln Und zu diesen Männern zählten wir den entschlummerten Girardet.

S alien

Rom, 7. Juni. (A. Z.) Der Herzog von Anhalt-Dessau hat uns vorgestern verlassen, und sich mit seinem Gefolge nach Neapel begeben. Wie es heißt, beabsichtigt er bei seiner Zurück- kunft von dort mehrere Ankäufe von modernen Kunstwerken zur Ausschmückung seiner Residenz.

Das Konsistorium, welches war, is wieder man sagt verschoben.

Der ausgezeichnete Bildhauer, Professor W. Wagner, hat uns vorgestern verlassen, um dem Ruf Sr. Majestät des Königs von Bayern nachzukommen, der ihn nach München beschieden.

Dieser Tage ist dem Hause Torlonia der Salz- und Ta- backspacht auf weitere zwdlf Jahre, vom 1. Juli 1843 an ge- rechnet, fúr die jährlihe Summe von 1,355,000 Scudi zuer- fannt worden

auf den 2lsten d. anberaumt bis Mitte nächsten Monats

Sani en

©O Madrid, 8. Juni. Gestern hat das Ministerium im Kongreß in einer Frage welche die Aufhebung des Retraktrechts * vetrifst, eine neue Niederlage erlitten, und Ungewitter ernfterer Natur ziehen sich gegen dasselbe zusammen. Ju Kongresse kün- digte vorgestern der zur republikanischen Partei gehörende De- putirte Muñoz Bueno an, daß er, wenn die Regierung nicht bis zum l2ten genügende Aufschlüsse über die Vorfälle von Cartagena geben würde, einen Antrag in Betreff dieser Angelegenheit vorzu legen entschlossen sey. Noch immer ist von London keine Antwort auf die von dem Englischen Gesandten, Herrn Aston, dorthin gerichteten Depeschen eingegangen, und es ist wohl nicht zu ver- wundern, wenn Lord Palmerston bei der bedrängten Lage des Englischen Ministeriums kaum die Zeit findet, sich mit die- ser Angelegenheit zu beschäftigen. Mittlerweile hat, wenn ich gut unterrichtet bin, das diesseitige Kabinet dem Englischen Gesandten die zwischen dem Engl. Konsul in Kartagena und dem dortigen Spa- nischen Gouverneur gewechselten Noten, von denen die des Kon- suls in ungewöhnlich anmaßendem Ton abgefaßt seyn sollen, in Abschrift mitgetheilt, und zwar nicht die Wiederherausgabe des von den Engländern gewaltsam fortgeführten Schmuggelschiffes, wohl aber die Abseßung des Konsuls Fikgerald verlangt. Die- L d sehr heftigem Charakter, der früherhin Offi um (6 na S Hülfslegion war, hat einen Urlaub verlangt, theidiguiä ras and zu begeben, und dort persönlich seine Ver- Grite de Spanisée: können. Es scheint, daß man von Englischer fcüheren Kalle, wo S Regierung bemerkbar macht, daß in einem Eationén vóti Sis l panische Fahrzeuge bei Nacht ein unter den raltar liegendes Schmuggelschiff entführt hatten,

ebenfalls die von den Englischen B e 2 al ehdórden verlangte Genugthuung Spanischerseits verweigert wurde. Vorzüglich aber weist man

*) D. h. des Rechtes den Verkau fi ( li J6CV y L v G À 5 x aángig {u machen, f ererbter Güter wieder rid

T3

darauf hin, daß nur in der Freigebung der Einfuhr Englischer | Baumwollenwaaren ein wirksames Mittel zur Abstellung des |

Schleichhandels und der daraus hervorgehenden Uebelstände zu finden seyn werde. i ö

Auch der Senat geht darauf aus, der Regierung Verlegen- heiten zu bereiten. Gestern machte nämlih Herr Carrasco, der zu den unerschütterlichsten Anhängern der Königin Christine gehört, dort folgenden Antrag: „Da es allgemein bekannt ist, daß der Gesundheitszustand Jhrer Majestät der Königin Isabella I, Veranlassung zu Berathschlagungen ihrer Leibärzte über die Zwecck- máßigkeit oder gar über die Nothwendigkeit, daß Ihre Majestät Schwefelbäder nehme, gegeben hat, und auch dazu, daß die Re- gierung auf eine Weise in diese Angelegenheit eingeschritten ist, welche zur Beruhigung aller derjenigen Spanier bekannt gemacht werden muß, die in ihrer Königin die einzige Aussicht auf ihr Glück erblicken; endlich in Betracht, daß die Vertreter der Na- tion die dringende Verpflichtung haben, durch ihren Eifer fúr die erlauchte Waise die einstweilige Abwesenheit ihrer erhabenen Mutter und Vormünderin zu ergänzen, habe ich die Chre, dem Senate vor- zuschlagen, er mdge beschließen, daß die Regierung sich so bald als möglich einstelle, um uns ihr Benehmen in dieser zar- ten und wichtigen Angelegenheit darzulegen, und alle auf die in Bezug darauf von den Leibárzten Jhrer Majestät und von de nen, welche, ohne mit diesem Amte bekleidet zu seyn, auf Befehl der Regierung unsere Königin untersuchten, ausgesprochenen An sichten Bezug habenden Dokumente an das Büregu zu úberge- ben.“’ Dieser Antrag wurde an die Sectionen verwiesen, welche darúber zu entscheiden haben, ob er zur Diskussion gestellt wer den soll, die in jeder Beziehung, sowohl wegen der den körperli- chen Zustand der Königin betreffenden Erörterung, als auch we gen der Verantwortlichkeit, die auf einen Theil der sie umgeben den Personen fallen dürfte, eine ziemlich unerfreuliche seyn wird.

Die Königin wird übrigens täglich, mitunter ziemlich spät Abends, bis nach eingebrochener Dunkelheit durch den Buen Retiro und im Prado spazieren gefahren. Der Regent stattet ihr mit seiner Gemahlin jeden Sonntag im Palast einen Besuch

| ab. Es ist die Rede davon, die Königin und deren Schwester

die heißesten Monate in dem sih einer kühleren Temperatur er freuenden Lustschlosse la Granja zubringen zu lassen, obgleich die dort vor fünf Jahren empfangenen Schreckenseindrücke noch

| immer nicht aus dem zarten Gemüthe Zhrer Majestät ausgelöscht

seyn sollen.

Die von dem Kongresse niedergeseßte Kommission zur Be- gutachtung der Vormundschaftsfraze hatte gestern eine Zusammen- kunft mit dem Minister-Präsidenten und dem Justiz - Minister, und man erwartet, daß sie nunmehr ungesäumt ihren Bericht ab- statten werde. Jm Senat erklärte leßthin die zu aleichem Be- huf ernannte Kommission, in Folge einer von dem Herrn Cam- puzano erhobenen Anfrage, ihre Arbeiten noch nicht beginnen zu können, indem die Regierung ihr noch kein einziges der erforder- lichen Aktenstücke mitgetheilt habe.

Das schon erwähnte Glückwünschungsschreiben, welches der Infant Don Francisco de Paula an den Regenten richtete, wird hier als eine Art von Wechselbrief betrachtet, der auf die Staats- Kasse gezogen, und von dem Junfanten auf den Herzog de la Victoria indossirt ist. Es ist hinlänglich bekannt, daß dem Prin- zen fast alle Geldmittel fehlen, um an der Seite seiner hohen

Verwandten in Paris nux einigermaßen mit Anstand erscheinen |

zu können.

In Saragossa erschien seit kurzer Zeit ein Tageblatt unter dem Titel: La Sensatée (die Vernunft), welches zwar keine be- stimmte politische Farbe führte, sich aber einige Ausfälle gegen den Regenten zu Schulden kommen ließ. Dieser Umstand reichte hin, um die dortigen Patrioten in Zorn zu verseßen. Nicht nur wurde das Blatt selbstund der Redacteur in etligie dfffentlich verbrannt, sondern lebterer auch genöthigt, in der Flucht sein Heil zu suchen, um nicht in Person das Schicksal seines Blattes zu theilen. Das nennt man in Spanien Preßfreiheit.

S Urte

Konstantinopel, 26. Mai. (Der Korrespondent der Allg. Zeitung, welcher derselben früher die erste Mittheilung über den Aufstand in Mesopotamien gemacht hatte, schreibt jeßt über denselben Gegenstand): „Im Paschalik Diarbekir besteht eine von der Central - Regierung unabhängige Verwaltung, und nicht etiva die Populace hat sich erhoben, auch die höheren Klassen und namentlich die Ulema (die Gesebesleute) haben sich dem Auf- ruhr angeschlossen. Der Oberst des aus einander gejagten Mili zen-Regiments ist mit sieben Mann entronnen und in Konstan tinopel eingetroffen, wo er sih unlängst vor einem Kriegs- gericht verantworten mußte. Auf den Vorwurf, daß er, weil sieben Mann gehorsam blieben, bei mehr Energie und Ge schicklichkeit wohl den ganzen Haufen hätte in Pflicht erhalten und den Aufstand uuterdrücken können, entschuldigte er sich mit der Bemerkung, daß er aus Mangel an Geld schon seit länge- rer Zeit den Soldaten die Löhnung schuldig geblieben sey, und deßwegen hätten sie beim ersten Anfall der Meuterer, ohne auf sein Geschrei zu hören, bis auf benannte Sieben die Waffen weggeworfen. Er selbst lebe seit drei Monaten ohne Sold und leide Mangel an den nothwendigsten Dingen. Zekeria Pascha, der gegen die Rebellen ziehen sollte, ist in seiner Eile noch im- mer nicht zum Stadtthor hinausgekommen. Er begehrte 10,000 Mann, und man konnte ihm nichts geben, weil der Zustand des Libanon und die frischen Manduvres des Friedensfürsten am Nil keine Minderung der Streitkräfte in Syrien erlauben.

| Mit welchem Eifer das hinter Diarbetkir belegene Kurdengebirge

unter diesen Umständen Auflagen entrichte und Rekruten stelle, mag jeder selbst berehnen- Nur verlange man von barbarischen Túrkenköpfen nicht gleich in der ersten Woche Kolossales. Das Steinchen fängt erst zu rollen an, und Mesopotamien is ein Binnenland, wohin Europäische Neugierde und Ungeduld weni ger leicht als nach Aegypten dringt. Jnzwischen hat sich auch das an Diarbekir stoßende Paschalik Orfa von der Pforte losge- sagt, und der Aufruhr steht an der Syrischen Gränze. Und da- mit man sich über den Charakter dieser Bewegung nicht täusche, wurden in den insurgirten Distrikten die Christen in Masse nie- dergemekelt.

Den im Oest. Beobachter enthaltenen neuesten Berichten aus Konstantinopel vom 2. Juni zufolge is das seit einiger Zeit im dortigen Hafen stationirte Kaiserl. Russische Kriegsdampf- boot „Siladsch“/, mit dem Chodschakian des Divans, Kemal Efendi, der beauftragt ist, den neuen, nah den Beschlüssen der Londoner Konferenz und den Rathschlägen der Repräsentanten der Mächte, welche den Traktat vom 15. Juli v. J. unterzeich- net haben, modifizirten Ferman des Großherrn an den Statt- halter von Aegypten zu überbringen, am l. d. M. nach Alexan: drien abgegangen, wonach das lange Zerwürfniß zwischen Mehe- med Ali und dex hohen Pforte als beendigt zu betrachten ist.

landesherrliche Zustimmung | i | Berlin nach Frankfurr a. d. O. ertheilt worden ist, wona Ie die Gesellschaft, welche nah der anliegenden gerichtlichen rfun e vom 26, Juni v. J. zur Erbauung und Benubßung dieser Eisen-

n. (4:0

Berlin, 20. Juni. Die Allerhöchste Bestätigungs-Urkunde

des in Nr. 9 der Geses-Sammlung enthaltenen Statuts für die Berlin-Frankfurter Eisenbahn-Gesellschaft lautet folgendermaßen:

Wir Friedrih Wilhelm, von Gottes Gnaden, König

47s

von Preußen 2c. 2c-

i | ‘dr G 4 1840 die Nachdem bereits durch die Ordre vom 28. März evrik ; zur Anlage einer Eisenbahn von

bahn unter dem Namen: „Berlin-Frankfurter Eisenbahn-Gesell-

schaft’ zusammengetreten ist, unter Bewilligung der Rechte ad Corporation, hiermit bestätigen und das in jener Htueos ae tene Statut hierdurch genehmigen, jedoch mit der Maßgabe: da

zu dem in den §s. 15. und 5d. gedachten Reserve-Fonds jährlich hôchstens ein Prozent des Actien-Kapitals zu nehmen ist, und der Gesammtbetrag desselben zehn Prozent dieses Kapitals nicht übers schreiten darf. L i i Die gegenwärtige Bestätigung und Genehmigung soll in Verbindung mit der vorerwähnten Ordre vom 28. März v. pn nebst dem Statute durch die Geses-Sammlung bekannt gemacht werden Gegeben zu Berlin, den 15. Mai 1841. (L, S) Friedrich Wilhelm. Graf v. Alvensleben.“

Berlin, 20. Juni. Heute feierte der Verein zur Befdr- derung des Gartenbaues in den Preußischen Staaten sein 19tes Stiftungsfest auf die gewöhnliche Weise, indem in dret Sálen des Akademie-Gebäudes unter den Linden die schönsten und zum Theil fúr die Jahreszeit seltenen Topfgewächse und Früchte aus- gelegt waren. (Ein ausführlicherer Bericht folgt nächstens.)

Magdeburg, 18. Juni. Se. Majestät der König, sowie Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen und Jhre Königl. Hoheiten die Prinzen Karl und Albrecht, sind heute Abend nach 7 Uhr von Sommerschenburg hierher zurückgekehrt. S Se. Durchlaucht der Prinz von Solms- Braunfels ist von Hannover hier eingetroffen und im Hotel „zur Stadt London abgestiegen. ; Jn der Magd. Ztg. liest man: „Sommerschenburg, ein Ort im Kreise Neuhaldensleben des Regierungs-Bezirks Mag- deburg, unmittelbar an der Braunschweigschen Gränze, dem in jenes Herzogthum gehdrigen Städtchen Schöningen gegenüber, hat durch die am 18. Juni d. J. als am Jahrestage der Schlacht von Belle-Alliance daselbst stattgehabte Einweihung des dem Feld- marschall Grafen Gneisenau errichteten Denkmals und durch die Anwesenheit Se. Majestät des Königs eine geschichtliche Bedeuts- \amfkeit erlangt. Früher eine Königliche Domaine, wurde Som- merschenburg, das in den ältesten Zeiten den Titel einer Pfalz- Grafschaft führte, durch den Tilsiter Frieden ein integrirender Theil des ephemeren Königreichs Westphalen, und Napoleon be- stimmte diese ehemaligen Preußischen Krongüter zur Do- nation für den General Savary, Herzog von Rovigo. Nach dem ersten Pariser Frieden kamen diese Landschaften wieder an Preußen zurück, und König Friedrih Wilhelm U]. verlieh nach der am 3, Juni erfolgten Erhebung des Generals von Gneisenau in den Grafenstand demselben nun die Sommerschenburger Gü- ter. Jeßt ist diese Besibung in der Form eines Familien-Ma- jorats in den Händen des ältesten der Söhne des berühmten Feldmarschalls. Die Leiche des Lebteren wurde einige Zeit nach seinem Tode von Posen nah Sommerschenburg gebracht; hie wurde schon vor mehreren Jahren ein Grabmal zu bauen begon- nen, das aber erst jeßt durch die neu aufgestellte Bildsäule des Feldmarschalls seinen Hauptshmuck und seine Vollendung erhält.“

Königsberg, 17. Juni. Der ständishe Ausshuß für Er- richtung eines Standbildes Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm's 111. hat nachstehenden Aufruf erlassen:

Durch die Kabinets-Ordre vom 24. März c., welche bereits durch die öffentlichen Blätter zur allgemeinen Kenntniß gelangt ift, haben des Königs Majestät dem Antrage der zum siebenten Provinzial-Land- tage versammelt gewesenen Stände,

ein Standbild des in Gott ruhenden hochseligen Königs Ma-

jestát in der Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Erz er- richten zu dürfen, Zustimmung ertheilt.

Mit der Ausführung der von dem Landtage gefaßten Beschlüsse beauftragt, fordern wir die Eingebornen und Bewohner der Provinz Preußen auf, Beiträge zu einem Denkmal zu zeichnen, welches eine danfbare Bevölkerung dem dahingeschiedenen Vater des Vaterlandes weihet. Was in einem fast halben Jahrhundert Friedrich Wilhelm der Dritte Preußen und Europa gewesen, wird die Geschichte nach- fommenden Geschlechtern verkünden, ein hohes Bild des Rechtes und der Kraft. Wir aber, seiue Zeitgenossen, die wir mit ihm getragen die Tage des Unglücks; wir, die wir mit ihm gefochten seine Siege, denen er im Unglück ein ungebeugtes Vorbild, im Glück ein fühner Führer war: wir haben ihn gesehen in den Ta- gen des Falles seines Hauses und Reiches, größer als An- dere auf dem Gipfel des Glücks: wir haben ihn gesehen in der Sonnenhöhe des Sieges und Ruhms, einen Herrscher gerecht und recht, dem jeder seiner Unterthanen ein ihm von Gott anvertrautes Pfand war. Stehen soll er unter uns, wie er in den Herzen lebendig lebte, auf daß der Geist, der diesen großen König und Geseugeber be- ledt, dem sein Volf die gegenwärtige Stellung in Europa verdankt, seinen Segen spende in alle Zeit über Tod und Grab hinaus. Ein Standbild aufzurichten, das eines solchen Königs und des Landes, das cs stellt, würdig ist, werden wir mit unausgesegzter und mit ganzer Hingebung bestrebt seyn, des Erfolges sicher, da wir des Beistandes eines jeden Preußen in Rath und That gewiß sind. Dieses Standbild soll nicht nar bezeugen, was die Kunst zu unserer Zeit geleistet hat, es wird be- zeugen, daß wir eines hochherzigen Königs werth gewesen, und daß sein hoher Sinn in den Herzen aller seiner Unterthanen Wiederhall gefunden. Damit die Namen aller derer, welche in diesem Geiste, die- ses vaterländische Werk fördern, nicht der Vergessenheit verfallen, if es die Absicht, die Original - Zeichnungs - Listen in den Archiven des Landes niederzulegen, ein dauerndes Denkmal für König und Volk. Graf zu Dohna-Schlobitten. von Auerswald-Rödersdorf.

Freiherr von Sanden. Graf zu Eulenburg. von Below. Schindelmeisser. Höône. Barth. Kelch. von Lavergne-Peguilhen.

Jn Bezug auf vorstehenden Aufruf geht heute an sämmtliche Land- tags Abgeordnete, Landráthe, Domainen - Beamten, Magisträte und Geistliche der Provinz Preußen die Einladung ab, sich in thren Krei- fen den Subscriptions - Sammlungen zu unterziehen, Der geringe Beitrag wird angenommen und es können die Beiträge auf fünf Jahre vertheilt werden. Gedrucfte Subscriptions-Listen werden in hinr p der Anzahl vertheilt werden, und nur auf diesen zu g rbr Mit Vergnügen werden wir es wahrnehmen, wenn auch En a sonen sich der Subscriptions - Sammlung unterziehen at veranla auf desfallsige Mittheilung sogleich das O céfolat dur fen, Die Vereinnahmung der ehen Beitr Ute Kondi die Königl, Krelssieuerkassen; die Verwaltung des ges 19g