und Arbeitslohn und über die Billigkeit der Steuern auf Le- bensmittel. Unter Anleitung des Grafen Fißwilliam, eines hoff- nungsvollen Schülers der hdheren Klasse, übten sie sich für gründlichere Prüfung, sammelten Thatsachen und Beweismittel und kräftigten ihre Einsicht durch Anstrengung. Verständige Zu- hôrer sahen mit Frenden, daß so viele kluge Köpfe sich so nüb- lich beschäftigten. Daß plôöblich Lord Brougham's heile, empha- tische Stimme dazwischen erschallte , machte eine über- raschende Wirkung. Es lebt jeßt kein Staatsmann, der Lord Brougham an Einsicht gleichstände. Er hat zu seiner Zeit der Sache einer vernünftigen Regierung Dienste geleistet, deren kein Anderer fähig war. Oft seßte er seinen hohen Ruf mit einer Verwegenheit aufs Spiel, die ein minder kräftiger Geist ohne völligen und unerseßlichen Untergang nie hätte begehen dür- fen. Jeßt steht er da in der Reife seiner Kraft, durch Zeit und Erfahrung gestärkt. Er steht da, frei von allen Partei-Verbin- dungen. Jm Vertrauen auf seinen eigenen Genius und aus- dauernden Sinn lehrte er eine Versammlung, die natürlich nicht mit ihm gleichfühlen kan1, ehrfurchtsvoll und besorgt auf ihn hs
ren. Selb der aufgeregteste Theil der Demokratie betrachtet ihn mit Wohlwollen. Er vermag die große Sache, die jeßt an
hängig ist, mit mehr Kenntniß, größerer Belehrung und stärke-
rem Nachdrucke zu vertheidigen als irgend ein lebender Redner.
Er vermag sie den Lords annehmlicher zu machen als irgendwer,
ihm werden die Chartisten größere Aufmerksamkeit {enken als
irgend einem Anderen. Wird er der Wortführer der Grundsäbe,
unbekümmert, wer sich anschließe oder nicht, so kann er sih zum
Vertreter für die Rechte der Industrie und zum Cencralpunkte
fúr die Vereinigung der verschiedensten Richtungen machen. Er
kann für Handelsfreiheit jeßt mehr thun, als er einst gegen die
Geheimeraths-Befehle gethan und so seinem Lande einen Dienst
leisten, der scine früheren Dienste eben so weit übertrifft, wie
Lord Brougham?’s gereifte Kraft Henry Brougham's wunderliche
Energie F
Bei Gelegenheit des mit einer Majorität von einer Stimme angenommenen Antrages Sir R. Pecl's gegen die Minister wird von hiesigen Biättern bemerkt, daß schon früher in zwei sehr wichtigen Fällen die Entscheidung nur durch eine gleiche Majori- tät erfolgt sey, nämlih im Jahre 1831, wo Lord F. Russell's Reformbill, und im Jahre 1701, wo die Erbfolge des Hauses Hannover mit einer Majorität von nur einer einzigen Stimme durhgeseßt worden.
D'’CTonnell hat in Jrland an die katholische Geistlichkeit eine Adresse erlassen, worin er dieselbe zur thätigsten Mitwirkung dei den Wahlen auffordert.
Im Jahre 1840 wurden 146 Bills vom Parlament ange- nommen, wovon aber erst 94 von der Königin sanktionirt sind.
D Ed €10 nid...
Aus dem Haag, 20. Juni. Am Uten d. hat hier die Auswechselung der Ratificationen eines Handels-Vertrages zwischen | dem Königreich der Niederlande und der Republik Texas statt- gefunden. General James Hamilton fungirte dabei als Bevoll- mächtigter der Leßteren, Das Handelsblad sagt, dieser Traktat sey von derselben erleuchteten Politik beseelt, die den Abschluß der früßeren Verträge mit dem Deutschen Zollverband und Frank- retch herbeigeführt.
D ca E
Brüssel, 21. Juni. Der Königl. Preuß. Gesandte bei der Eidgenossenschafr, Geheime Legationsrath Dr. Bunsen, ist auf der Reise nah London von Berlin hier eingetroffen und im Ho- tel des Königl. Preuß. Gesandten abgestiegen.
Es heißt, daß der Baron von Stassart, der sih mit dem inisterium gänzlich ausgesdhnt hat, zum Staats-Minister oder zum Gesandten in Frankfurt a. M. ernannt werden wird.
Das Palais in Brüssel (Palast des Prinzen von Oranien), das Sr. Majestät dem Könige der Niederlande gehört und das so viele Jahre unter Sequester stand, wird jest auf Befehl und auf Kosten Sr. Majestät ausgebessert, und zwar ganz so, wie es bereits von der Sequestrirungs-Komtnission angeordnet war.
Während des Monats Mai sind auf den Belgischen Eisen- bahnen 62,000 Personen mehr als im Mai 1840 befördert wor- den. Man schreibt dies dem herabgesebkten Tarif zu. Die Ein- nahmen im Monac April 1841, wo noch der alte Tarif galt, be- trugen 561,000 Fr.; im Mai stiegen sie unter dem neuen Tarif auf 507,000 Fr.
*#-+ Brüssel, 21, Juni, Der Ausgang der Wahlen hat in der Stellung der verschiedenen Parteien zu einander und dieser zu dem Ministerium nicht einige unbedeutende Veränderungen hervorgebracht, welche die Aufgabe des leßteren immerhin etwas schwieriger machen. Der Minister des Jnnern, Herr Nothomb, hatte bei seinem Antritte in dem Rnndschreiben an die Gouver- neurs der Provinzen erklärt, daß das neue Kabinet bei den bevor- stehenden Wahlen keine Veränderung für nöthig erachte, da es mit der Kammer in ihrer zeitweiligen Zusammenseßung regieren zu können glaube. Es war damit zugleich angedeutet, daß das Ministerium bei den Wahlen sich neutral verhalten würde, falls es sich nicht durch eine ungerechte Provocation von der liberalen Seite zu einem enischiedenen Auftreten genöthigt sche. Daß nun die liberalen Blätter gleich von Anfang an das Kabinet sehr hef: tig angegrissen haben, is bekannt, wir haben aber auch sogleich bemerkt, daß alle Gemäßigteren, welche bei den Wahlen den Ausschlag geben, eine ruhig beobachtende Stellung genommen hatten. Del es nun aber das feindliche Auftreten jener Blätter, oder seyen es andere Rücksichten, Thatsache is es, daß mehrere Mitglieder des Kabinets auf eine entschiedene
Gunsten der katholischen Partei angewandt haben. Diese leßtere hatie nun die, für sie günstigen Umstände benußen zu müs: sen geglaubt, um in den Lokalitäten, wo sie Herr zu seyn meinte
auch die ser gemäßigten liberalen Deputirten auszuschließen und selbst solche, die man mit mehr Recht zu der katholischen als der liberalen Seite gezählt hatte; man wollte, scheint, jet unbedingte Partei: Männer haben, auf die man bei jeder Gelegenheit zählen tônnte. Das Land hat nun freilih anders entschieden. Alle li- berale Deputirtén, ohne eine einzige Ausnahme, die vermittelnden sowohl wie die durchaus entschiedenen, sind wiedererwählt worden, und zwar, was wohl zu beachten ist, durch die alleinige Stärke der liberalen Meinung. FJebt beschweren sich nun diese Depu- tirten úber die unduldsame Weise, mit welcher man gegen sie ver- fahren if, so wie über den Antheil, den mehrere Mitglieder des Kabinets bei den Wahlen gegen sie genommen haben. Die Folge davon is, daß sich auch diese vermittelnden Deputirten durch die leßten Vorgänge gezwungen sehen, sih auf eine ent- schiedencre Weise der liberalen Meinung anzuschließen und dieje- nigen als Gegner anzusehen, von denen sie selbst als solche behan- delt worden sind. Es treten daher freilih dieselben Deputirten, aber mit einex anderen Richtung, in die Kawmer wieder ein.
| terthanen und der
Wie erforderlichen Lokalitäten und eine Summe von 7000 Fl. zur Werfügung gestellt, damit dieser die von ihm erfundene elektromag- jetische Maschine im Großen herstellen könne, an welche Bedin-
Weise den Regierungöeinfluß in den verschiedenen Provinzen zu | { | | | Kung die von der Bundesversammlung bewilligte Nationalbeloh- |
762
Demohngeachtet kann das Ministerium wohl sicher seyn, keine systematische Opposition zu finden, vielmehr darauf rechnen, zweckmä- ßige Geseßanträge von einer bedeutenden Majorität unterstüßt zu sehen. Eine systematische Opposition ist zum erstenmale unter dem vorigen Kabinette von der katholischen Seite versucht worden; allein die Wahlen haben gezeigt, wie eine solche im Lande nicht hinrei- chendenAnklang findet. Wollte nun jeßt die liberale ‘Partei eine áhn- liche Stellung einnehmen, so würde sie flch einem gleichen Schick- sale ausseßen. Freilich wird eine Folge der Vorfälle der lebten drei Monate seyn, daß die Diskussionen in der Deputirten-Kam- mer, im Anfange wenigstens, unter größerer Aufregung geführt werden, und das Kabinet einen etwas {weren Stand haben wird, da es nicht stark an gewandten Rednern is, und die Last
| der Diskussion fast ausschließlih auf den Minister des Jnnern |
| ruhen wird. Die Redner- Talente befinden sich zum größten Theil auf der liberalen Seite; allein obgleich solche Talente ihren Einfluß in jeder gesellschaftlichen Berathung ausüben, so ist dies doch in der hiesigen Deputirten-Kammer weniger der Fall. Es herrscht hier im Allgemeinen ein praktischer nüchterner Sinn, der sich durch Redefertigkeit wenig bestehen läßt. Möge daher das Ministerium nur nüsbliche Gefeß: Vorschläge machen Und es wird der Beistimmung der großen Majorität nicht erman- geln. Es ist auch hohe Zeit, daß ein Ministerium durch ein ent \chiedenes Auftreten die verschiedenen wichtigen Gesc6 Entwürfe, die seit drei Jahren schon in den Kartons schlummern, wirklich zur Berathung bringe, und es ist das jeßige Kabinet vielleicht
durch seine Stellung zu den Parteien mehr dazu geeignet, diese |
Geseke durchzubringen , als es das frühere war. Deun die ka- tholische Partei, die sich wit der Zusammenseßung des Kabinets
gleich Anfangs zufrieden zeigte, darf jeßt um so weniger an eine | ernstliche Opposition gegen diese Geses-Entwürfe denken, als ihr |
| zuführen und in die Leipzig-Dresdner, etwa | Stunde vor ihrem | Eintritt in den Bahnhof, einmünden zu lassen.
die lesten Wahlen die liberale Richtung des Landes unverkenn bar angezeigt haben. Sie ist daher gezwungen, einige Konzessio
nen zu machen, damit das Ministerium auch die gemäßigte libe- | Wenn daher das Kabinet nur |
rale Meinung befriedigen kann. einig in sich selbst bleibt und durch seine Geseßanträge einen festen aber versdhnlihen Willen kundgiebt, so wird es von keiner ernst- lichen Gefahr bedroht seyn,
Deutsche Bundesstaaten. _ Oanr, 7 uni Q Peor Aus) Allgemeine Stände - Versammlung. Zweite Kammer. (Sibung vom 10. Juni.) Der Präsident verkündigte den Eingang einer Vor-
lekung der Verfassung durch die gegen ihn verfügte Konfinirung.
Zu den Vollmachten des Grafen von Korff-Schmiesing und Frei- | | führt, daß fein passender Plaß für einen dritten Bahnhof zu er-
herrn von Ketteler-Bollen {lug Herr Buddenberg vor, „um Auskunft darüber zu erster Kammer qualifizirt seyen, da sie in Preußen lirt und Preußische Unterthanen seyen, aber nicht konstire, daß in diesem Staate nicht das Gegentheil
der Graf von Korff - Schmiesing und Freiherr von Ketteler- Bollen Preußische Unterthanen , in diesem Staate aber, bei Er- mangelung allgemeiner Stände, die Reziprozität nicht beobachtet werden kdnne, dieselben für zulässig nicht zu erachten seyen.“/ Diesem Antrag räumte Herr Buddenberg die Präcedenz ein ; er wurde jedoch abgelehnt, dagegen der Antrag des Herrn Budden- berg mit großer Majorität genehmigt. Das Kdnigl. Schreiben wegen des Haushalts der General- Kasse wurde an die Budget-
Kommission verwiesen; desgleichen das Kabinetsschreiben über die |
Wahl derSchabräthe und dasKönigl. Schreiben über die Dienstanwei-
sung für das Schaß-Kollegium. Die Kommission zur Entwerfung der |
Adresse wurde gewählt, so wie zur Konferenz über die Zulassung des Herrn Stúve. (Sißung vom !l1, Juni.) Der General: Syndikus referirte aus der Vorstellung des Advokaten Detmold
wider im Verwaltungswege gegen ihn verfügte verfassungs widrige |
Freiheits-Beschränkung mit dem Antrage, „die Vorstellung dem Kabinet zu überweisen und dabei zu erkennen zu geben, daß, da — wenn es sih so verhalte eine solche administrative Be- schränkung der persdnlichen Freiheit mit den Rechten der Unc Landes - Verfassung durchaus bar erscheine, Stände die s{leunigste Abstellung damit zu beantragen für dringende Pflicht halten müssen.“ Herr Klenze {lug verbessernd vor, „einfach bei Königl. Kabinet um | baldthunlichste Aufhebung der Maßregel quaest. nachzusuchen.““ | Herr Siemens aber einzuschalten, „in sofern solches mit Vor- wissen des Kabinets geschehen.“ Beide Amendements wurden (ersteres mit 52 gegen 24 Stimmen) abgelehnt und der Antrag des General-Syndikus mit 69 gegen 7
7 Stimmen angenommen. Die Kammer schritt zur ersten Berathung des Gesebes über die | Rechtsverhältnisse der Juden und gelangte bis zum §. 55. | j Leipzig, 23. Juni. (L. A. Z.) Den Bitten seiner Freunde | nachgebend, nahm Thorwaldsen gestern die Einladung zu einem | rasch beschlossenen Festmahl an, zu dem sih um | Uhr gegen 80 | Männer und Frauen im Gartensaale des Hotel de Saxe verei- | nigten. Der hochgefeierte Gast wurde bei seinem Eintreten in | den Saal mit Musik empfangen; Toaste, Musik und Gesang er- | heiterten das Mahl, und als die Tafel aufgehoben, nahm Men- | delssohn-Bartholdy an einem Fortepiano Plaß und entzüfte durch sein Spiel alle Zuhdrer, wobei uns die Erinnerung um so \chmerz- licher war, daß wir diesen allverehrten Künstler nun bald, wenn auch hoffentlich nicht auf immer, scheiden sehen. Einige von einer | kunstgeübten Dilettantin mit gewohnter Vollendung vorgetragene Lieder beschlossen diejen allen Anwesenden gewiß unvergeßlichen Tag, und nachdem der Ehrengast sich auf das herzlichste ausge- prochen, reiste er noch denselben Abend nach Weimar ab. Der Fúrst von Fürstenberg hat dem Mechaniker Wagner
ung von 100,000 Fl. geknüpft ist. | Jé L In Bayern is das Verbot der Pferdeausfuhr vom 22. Juv auf zwei Monate verlängert worden.
A Leipzig, 23. Juni. Gestern Vormittag 9 Uhr fand in der hiesigen Buchhändler - Börse die erste General-Versammlung
der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie statt. Wohl sel- ten hat sich bei uns, denen dergleichen öffentliche Versammlungen doch im Ganzen noch etwas Neues sind, an eine solche ein so lebhaftes und thätiges Interesse geknüpft, als an die gestrige, Wochenlang vorher war man darauf durch Wort und Schrift vorbereitet worden, und am Tage der Versammlung selbst war ganz Leipzig in Bewegung; wer nicht selbst mitwirken konnte, der theilte wenigstens die allgemeine Spannung und Erwartung, mit welcher man dem Resultate dieser Zusammenkunft entgegen-
bitten, ob dieselben zur Mitgliedschaft | domizi- | | eines so ungeheuren Materials, einer so großen Menge von Gü- 1 vorgeschrieben sey.“ | e Herr Wedekind emendirte, „da zuverlässig bezeugt sey, daß |
unverein- |
sah. Um diese ungewöhnliche Bewegung zu erklären, muß ich
einige Verhältnisse genauer berühren, um welche es sich hierbei vorzuasweise handelt.
Nachdem nämlich die Hauptfrage wegen des Baues der Leipzig-Hofcr Bahn entschieden, und dadurch die Besorgnisse zer- streut waren, welchen man sich vorher in Bezug auf das allge- meine Sächsische Interesse hingegeben hatte, erhob sih eine
| zweite Frage von zwar nur lokaler, aber um so unmittelbarerer
| Wichtigkeit für die Bevölkerung Leipzigs, die Frage nämlich: wo soll die neue Bahn ausmünden? Die dffentliche Meinung
theilte sich in Bezug auf diese Frage in zwei scharf getrennte
| Parteien. Dié eine verlangte, im Jnreresse des Publikums, der Bahn selbsk, der beiden anstoßenden Bahnen und endlich im Jn- | teresse Leipzigs und Sachsens, die unmittelbare Verbindung des neuanzulegenden Bahnhofes mit den beiden schon bestehenden, dem der Leipzig-Dresdner und dem der Leipzig - Magdeburger Bahn. Es sey zweckwidrig, meinte man, die Ausmündungen der Bahnen, auf deren Wechselverkehr hauptsächlich gerechnet sey, | zu trennen, und jo einen langwierigen und fostspieligen Transport der Personen und Güter von einem Bahnhof in den anderen | herbeizuführen. Ein solcher Mißgriff müsse sih nothwendig in einer verminderten Benußung der Bahn fühlbar machen, und | wenn es besonders noch dahin kommen sollte, daß über Eisenach und Koburg eine Parallelbahn mit der Leipzig - Hofer angelegt würde, so werde der Personen: Verkehr und besonders der Güter- Transport sich auf jene Bahn werfen und die unsere verlassen, | um den Verzögerungen und den Kosten der Umladung zu ent- gehen. Daher wurde vorgeschlagen, den Bahnhof entweder in die Gegend des Schießhauses, also dicht neben den Leipzig-
| Dresdner, oder zwischen diesen und den Leipzig- Magdeburger,
oder endlich hinter diesen zu verlegen, die Bahn selbst also auf einen Umweg um den ganzen südöstlihen Theil der Stadt herum-
Dagegen erhob sich nun aber eine andere Partei mit den energischsten Vorstellungen und gleichfalls unter Aufzählung vie- ler gewichtiger Gründe fúr ihre Ansicht. Dieser zufolge, beruhen
die Bedenken der Gegenpartei auf grundlosen Vorausseßungen,
| da einmal, was den Personen - Verkehr anbetrisst, nicht leicht
Jemand durch Leipzig durchreisen werde, ohne sich hier aufzuhal-
| ten, zumal da die Fahrzeiten der verschiedenen Bahnen \{werlich | 0 zusammenstimmen möchten, daß der Reisende sofort nach seiner | Ankunft auf der einen mittelst der anderen weiter befördert werden
könnte, ferner auch súr einen solchen Fall durch das bequeme und billige
| Droschken-Fuhrwerk hinlänglich gesorgt sey, und endlich bei den stellung des Moor-Commissairs Wehner zu Göttingen wegen Ver- | / c i
Gütern eine Umladung und Verpackung ohnehin, auch zwischen den eng beisammengelegenen Bahnhöfen [stattfinden müsse. Ferner wurde, als Grund wider die Vereinigung der Bahnhöfe ange-
mitteln seyn werde, da es schon für die beiden vorhandenen an den ndthigen Räuinlichkeiten fehle; daß die Zusammendrängung
tern und Personen, vielfache Uebelstände und Gefahren mit sich bringe, und besondexs die polizeiliche Kontrole und die Aufrecht- erhaltung der Ordnung außerordentlih ershwere; daß das Ein- mänden einer Bahn in die andere und die Verschmelzung beider in eine auf eine ziemliche Strecke höchst bedenklich sey; endlich daß dadurch den Unternehmern ein Mehraufwand von ungefähr 290,000 Nthlr., wegen des großen Umwegs, den dann die Bahn nehmen müsse, den Reisenden aber aus demselben Grunde einé Verzögerung und Vertheuerung ihrer Reise erwachsen werde.
| Auch wurde darauf Bezug genommen, daß, im Falle noch eine
Bahn von hier nach Dürrenberg und weiter nach Naumburg, zu Stande kommen sollte, der Bahnhof derselben nothwendig von den beiden bestehenden entfernt, dagegen ziemlich auf dieselbe Seite der Stadt gelegt werden würde, für welche man den Säch sisch- Bayerischen in Anspruch nehme. Neben diesen allgemeineren, aué dem Interesse der Bahn selbst abgeleiteten Gründen wurden nun aber auch Rücksichten der Gerechtigkeit und Billigkeit zu Gunsten der Stadttheile geltend gemacht, welche den Bahnhof in ihrer unmittelbaren Nähe zu sehen wünschten, um dadurch einen lebendigeren Antheil an den Gesammt-Verkehr Leipzigs zu erhalten, dessen beträchtliches Wachsthum ihnen bisher so wenig zu Gute gekommen ist, daß sie vielmehr nur noch mehr verddet sind, als früher, da die ganze Bewegung der Reisenden und Be- sucher Leipzigs sich auf die Gegend der beiden Bahnhöfe und der Post, und auf die innere Stadt konzentrirt.
Dies war der Stand der Parteien in der Bahnhofs: Frage, welche seit Monaten die Gemüther beschäftigte und besonders in dem hiesigen Tageblatre (welches, beiläufig gesagt, in allen solchen Fragen unseres lokalen dentlichen Lebens eine Macht ist) in ei:
| ner wahren Fluth von Aufsäßen diskutirt wurde. Dieser Streit,
bisher nur vor dem Forum der öffentlichen Meinung geführt, sollte nun in der General-Versammlung der Actionaire seine fak- tische Entscheidung erhalten, zwar nicht unmitteldar, aber doh in sofern, als von der in dieser Versammlung vor- zunehmenden Wahl des Ausschusses höchst wahrscheinlich das Schicksal der Bahnhofs - Angelegenheit abhinge. Daher bot denn jede der beiden Parteien Alles auf, um sh den Sieg bei den Wahlen zu sichern; Wahl- Kandidaten- Listen wurden mehrere Tage vorher verbreitet und den Actionairs, welche man zu gewinnen hoffte, zugesendet; Besprechungen fan- den statt; auf der Straße, am Eingange in das Versammlungs- Lokal und selbst innerhalb desselben sah man die Führer von beiden Seiten thätig durch Vertheilung von Actien und durch Zusprache die Stimmen ihrer Partei zu verstärken. - Daher bot die unge- wöhnlich zahlreiche Versammlung (über 500 Personen, welche zu- sammen fast 24,000 Stúck Actien repräsentirten) einen äußerst belebten und interessanten Anblick dar. Die Verhandlungen selbs, welche der Wahl vorangingen, waren dagegen, wie vorauszusehen, von geringerer Bedeutuno, und bestanden nur in einem Vortrage des bisherigen Vorsißenden , Kaufmann Olearius, welcher die Entstehung und den bisherigen Fortgang des Unternehmens schilderte, und am Schlusse desselben die Versammlung, der Form wegen fragte, ob sie sich definitiv als Actien-Gesellschaft fonsti- tuiren wolle, und einer auf diese Abstimmung Bezug nehmen- den Rede des Königl. Kommissars, Kreis- Direktors von Fal- kenstein, welcher in dem Namen der Königl. Sächsischen und Herzogl. Sachsen - Altenburgischen Regierung die Zusicherungen der von beiden Regierungen dem Unternehmen zu gewährenden Unterstüßung wiederholte, der Uebereinkunft zwischen den genannten beiden Staaten und der Krone Bayern gedachte — wonach die ganze Straße von Leipzig bis Nürnberg binnen 6 Jahren vollen- det seyn soll, zugleich auch die Weitersührung der Bahn vom leßteren Orte bis Augsburg, — auf Staatskosten — verheißen wird, und endlich der Versammlung eröffnete, daß zu den zwei statutenmäßig von den beiden Regierungen zu besebenden Stellen im Direktorium der Compagnie, von Seiten der Königl. Säch- sischen Regierung der Regierungsrath Freiherr von Friesen, von Seiten der Herzogl. Sächsischen, aber der Dr. Hofmann, Advokat in Leipzig, und bisheriger Secretair der Gesellschaft, er-
763
los Andrada, daß nach alten Portugiesischen Geseßen ihm, als | Minister des Innern, die Jnterims-Verwaltung gehöre, unbe- kümmert um den Eindruck, den dies auf den Kaiser selbst und auf den ganzen Hof machen mußte. Aureliano aber, dem der Kaiser und seine Schwestern von jeher das größte Vertrauen be- wiesen, wußte, wie es scheint, den Ausbruch dieses Mißvergnü-
nannt worden sey. Hierauf wurden noch folgende Fragen, näm- lich 1) ob die Gesellschaft alles dasjenige gutheiße und bestätige, was das provisorische Comité angeordnet habe, und 2) ob die Gesellschaft ein Gesuch an die beiden Regierungen richten wolle, des Jnhalts, daß die Verzeichnung des Actien - Kapirals vom
der Versammlung durch Acclamation bejaht, sodann aber zur Wahl geschritten, deren Resultat jedoch offiziell erst morgen be- kannt gemacht werden wird. |
1, Juli d. J. an beginne, — vom Vorsißenden gestellt, und von | |
— — Frankfurt, 22. Juni. Dem Comité fâr Errichtung | eines Monumentes fúr Göthe wurde in seiner gestrigen Sißung | zwei Skizzen Schwanthalers, welcher seit wenigen Tagen hier |
anwesend ist, aber der gestrigen Sißung nicht beigewohnt, vorge- | legt. Man entschied sich für die Skizze, welche den großen Dich- |
ter in würdiger Haltung stehend, mit eincm U berwurf, dem Griffel und der Rolle in der Hand, darstellt. Die Basreliefs zeigen die Bekränzung Göthe's von den Musen und die bekann- testen Personen sein-r Meisterwerke. Schn E rüstig mit der Arbeit beginnen und wir dürfen aus seiner Hand ein neues Meisterwerk erwarten.
Tue lie
— Franzsösishe Blätter theilen ein Schreiben aus
Syra vom 6. Juni mit, welches Nachstehendes aus Kandien |
meldet: „Den glaubwürdiasten, uns neuerdings zugegangenen Nachrichten von der Insel Kandien zufolge, haben die Griechi {hen Insurgenten bereits cine in
von 16,000 Mann unter den Waffen. Das erste, aus mehr
als 4000 Mann bestehende Corps hatte eine fonzentrirte Stel- | lung bei Stiliari inne; das zweite Corps von 6000 Mann ist | zur Vertheidigung einer unbezwinglichen Stellung bei Castro, so
ein drittes Corps von | 6000 Mann is im Jnnern der Jnsel zerstreut, wo es die wi- | i Man sieht täglich bewaffnete Grie- | chen aus allen Theilen der Europäischen Türkei hier eintreffen; |
wie der benachbarten Distrikte aufgestellt ; tigsten Punkte beseßt hält.
Deserteure der Armee des Königs Otto, Offiziere und Soldaten,
begeben sich mit Waffen und Gepäck nach Kandien, obgleich die | Regierung die strengsten Maßregeln getroffen hat, um dieser |
Auswanderung Einhalt zu thun. Die Kandiotische Armee ist mit Waffen und Munition sehr gut versehen.
neuerdings §000 Flinten gekauft, die ihr vor einigen Tagen in | gegenwartig !
sehr gutem Zustande überliefert worden sind. Die Î in den Häfen von Kanea und Kastro versammelten Türkischen
Streitkräfte bestehen aus 12,000 Mann und ihre Flotte {bt |
man auf fünf bis sechs Linienschiffe nebst Tranéport- und an- deren kleinen Schiffen.
Schiffe, die sie als Brander ausrüsten wollen; sie sind unver üglih nah Kandien abgereist, um bei erster Gelegenheit die Türkische Flotte in Brand zustecken.
Wir erfahren aus Konstantinopel, daß Herr Titosf, Rus: sischer Geschäftsträger bei der Osmanischen Pforte, dem Divan eine sehr energische Note überreichr hat, die sich auf die furcht-
baren Niedermeßelungen, deren die Türken sich in 70 Bulgari- |
schen Dörfern schuldig gemacht haben, so wie auf die bedeutende
Schwanthaler wird nun |
drei Corps getheilte Armee |
Die Kandiotische | Regierung hat in Smyrna allein 1500 Fässer Pulver und ganz |
Eine Englische Fregatte und eine Fran- | zösische Fregatte und Korvette liegen auf der Rhede vor Anker. | Vor drei Tagen kauften 40 Hydrioten im hiesigen Hafen zwei |
gens klug zurück zu halten, bis der rehte Augenblick gekommen war. Ein scheinbar zufällig in einer Abend-Gesellschast des Kai- | sers gesprochenes Wort gab das Signal, und als der | Kaiser, von der Menge von Anklagen, die sich plöblich | von allen Seiten erhoben, überrasht und betroffen, Aureliano in | sein Kabinet berief, nahm dieser den Zeitpunkt wahr, die Lage des Landes zu schildern. Seines Erfolges sicher, erhob er sich in dem nächsten Minister Conseil mit einer Entschiedenheit, die mai bis dahin nie an ihm wahrgenommen. Der Gegenstand der Dis- | kussion war die Provinz Rio grande; Aureliano erklárte, falls der Kaiser die Vorschläge der Andradas billige, müsse er um seine Entlassung bitten, und da diese mit demselben Dilemma ihm enc- | gegen traten, so mußte sich der Kaiser entscheiden, und er entschied für Aureliano. E E Bald nach dem „glorreichen 23, Juli‘ haíte der Kaiser be kanntlich eine politische Amnestie erlassen, und mit diesem Dekret sandte man nach Rio grande einen Deputirten, Aívares Machade, einen Mann, der sich durch cine gränzenlose Geschwäßigkeit eine
Art von Bedeutung in der Kammer verschasst hat. Er erhielt |
jedoch keinen offiziellen Charakter und fam dadurch gleich in eine
schiefe Stellung zu dem General Andrea, der zugleich Präsident | ) in jener Provinz |
arImas
und Mislitair-Kommandant (eneral da
war. Bento Gonzalves, der Chef der Jnsurgenten nachdem
der alte Bento-Manoel sih kurz zuvor unterworfen und nach | wolle gern |
Montevideo zurückgezogen hatte, erklärte, er unterhandeln, aber nur in Gemeinschaft mit den übrigen Aufrührern, und da er durch Andrea von diesen getrennt und blokirt sey, so müßten die Regierungs - Truppen zurückgezogen werden. dem General, der ihm erklärte, die Amnestie kdnne nur für die
jenigen gelten, welche die Waffen niederlegten, er werde sicherlich |
nicht den Rebellen den Gefallen thun, seine vortheilhaften Stellun gen zu verlassen. Das wollten die Andradas gerade; sie wünsch ten einen Vorwand, den verhaßten Andrea zu entlassen. Alva res Machado wurde Präsident, und man schickte ihm als Gene
ral das Armas den Marschall Joao Paulo dos Santos Bar- | der sich durch seine friedliche Gesinnung empfahl. Von |
reto, neuem begannen die Unterhandlungen , und als sie abgebrochen werden mußten, weil die Bedingungen der Jnsurgenten wahrhaft naiv unverschäámt waren, hatten diese inzwischen ohne Schwert
streich sich aus ihrer Klemme befreit und stehen jeßt wieder mit
frischer Kraft im Felde. Während man aber die Regierungs
Truppen verstärkte und von hier drei Offiziere schickte, um unter |
des Marschalls Oberbefehl die drei Waffengattungen zu komman- diren, erschien ein De. Vieira, ein sehr angesehener Riogran-
| neutraler Stellung behauptet, d. h geführt hatte, mit neuen Vorschlä- gen: man solle ihm die Präsidentschaft und zugleich carte blanche geben, einen General seiner Wahl zu ernennen; dann garantire er die Unterwerfung der Provinz. Und darauf
denser, der eine Art nicht selbst die Waffen
gingen die Andradas ein! Vieira reiste ab, mit dem Versprechen, | seine Ernennung sofort zu erhalten; sie wax ausgefertigt und lag |
Zahl christlicher Bulgaren bezieht, die ihrer Heimath entrissen | dem Kaiser zur Unterschrift vor, als Aureliano seinen leßten Ver-
und als Sklaven verkauft worden sind. Jm Namen seines Sou- | such machte.
verains, des Beschüßers der Christen im Orient, protestirt er mit Nachdruck gegen das barbarische Recht, welches sih die Türki schen Befehlshaber in Bulgarien angemaßt haben. In Folge dieser Note sind die Pascha’s von Bulgarien nach Konstantinopel berufen worden, um Rechenschaft über ihr Benehmen abzulegen. Die Túrkischen Behörden in Bulgarien und den benachbarten Provinzen haben den Befehl erhalten, alle bis heut von den Türken bis zum heutigen Tage zu Sklaven gemachte Bulgaren auf Ko- sten der Pforte loszukaufen, in ihre Dörfer zurückzubringen und ihnen die nöthigen Mitttel zu geben, damit sie ihre durch die Türken geplünderten oder niedergebrannten Häuser wiederher- stellen und ihre Beschäftigungen als Ackerbauer wieder beginnen können. 1 auf offizielle Weise ihren Dank dafür zu erkennen gegeben, daß er die flúchtigen Bulgarischen Christen aufgenommen und ihnen ein Asyl gegen die Grausamkeiten der Türken gewährt hat.
Nachschrift. Man theilt uns so eben die dur ein Enag- | lisches Dampfboot von Kandien nah dem Pyräus gebrachte offi- | zielle Nachricht mit, daß die Türken, nachdem sie die Festungen | Kanea und Kastro verlassen, um zu versuchen, ob sie sich im Jn- | nern der Jnsel halten könnten, zurückgeworfen und gezwungen |
sie eng blokirt werden.
Gleichzeitig hat die Pforte dem Fürsten von Serbien | i | Andradas eben feine glänzende Folgen gehabt. Der Zweck, den sie vorzugsweise im Auge hatten, waren die Deputirten-Wahlen, und | diese Rücksicht bestimmte die Wahl der neuen Präsidenten. Die Folge | davon ist, daß Para, welches, kaum beruhigt, eben anfing, seinen uner- | meßlichen natürlichen Reichthum etwas zu entwickeln, schon wie- | s In Ceara ist es- schon zu blutigen | Auftritten gekommen, diese Provinz ist indeß so groß und zugleich | | so wenig bevdlkert, daß Bewegungen dec Art für das Ganze von | worden sind, sich in jene beiden festen Orte einzuschließen, wo | geringer Bedeutung sind. Unstreitig die blühendste Provinz ist | Das Signal zu Feindseligkeiten ist von | aber Pernambuco; der Präsident, F. do Rego Barros, ist so | den Türken in Bulgarien und auf der Jnsel Kandien gegeben | populair, daß keines der Ministerien, die in den leßten Jahren |
| nun: Saturnino, Aureliano’'s Bruder, ( auf seinen Wunsch, den Grafen Rio Pardo zum General zu er-
! nennen; freilih findet diese Wahl auch nicht allgemeinen Beifall, |
denn Saturnino war schon einmal Präsident, und man warf ihm
vor, sich zu viel in die militairischen Operationen zu mischen und |
zwischen dem Komtnandirenden und seinen Unterbefehlshabern Mißtrauen und Zwietracht zu nähren Das indeß nimmt plôblih einen geivalcig patriotischen Aufschwung ; während ein reicher Kausmann 4 Contos (etwa 500 Pfund St.) zu den Kriegs-Kosten schenkt, tritt eine Anzahl Anderer zusam men, um auf ihre Kosten ein Bataillon auszurüsten und vorläufig für ein Jahr zu besolden.
Auch in den nördlichen Provinzen hat die Regierung der | l E | Rheinlánder, so wie Fabrikanten aus dem Gebiete des Zoll-Ver-
der in dumpfer Gährung ist.
worden und wird in allen Provinzen der Europäischen Türkei, | auf einander folgten, ihn zu entlasscn wagte; die Truppen dieser | à
deren Bewohner der Mehrzahl nah Christen sind, Wiederhall | Provinz, die besten des Landes, waren immer am schnellsten bei | finden. Schon ist die Jnsurrection in Macedonien und Thessalien | der Haud, und zwar in dem fernen Rio grande eben sowohl als |
organisirt. Wir haben mehrere mit dem Siegel der dort einge:
in Bahia; die Andradas aber wußten ihm unter der Hand solche |
scbten neuen Behörden versehenen Aktenstücke gesehen und mit | Widerwärtigkeiten zu bereiten, daß er seinen Abichied forderte,
Freuden das Griechische Kreuz erblickt mit der Umschrift: „„Ma- | und das hâtte hôchst wahrscheinlih zum Abfalle dieser Provinz | z l Besonders traurig ist der Zustand von Bahia in Folge | Romanien, ganz in der Nähe von Konstantinopel, in kurzem sich | der obgedachten Amnestie; politische Mordthaten werden am Tage | unabhän-gig erklären und seinen alten Namen „,Thracien“/ wieder | Vor langer Zeit hat man gesagt, daß die | Türken in Europa gelagert seyen; der Augenblick naht | heran, wo sie gezwungen seyn werden, ihre Lager zu verlassen.““ |
Ledonon politeia“, Thessalon politeia“.
annehmen werde.
Sat E
__ C Rio Janeiro, 14. April. Schneller und pldblicher, als es irgend Jemand erwarten konnte, hat das Ministerium der
Andrada?s sein Ende genommen, und damit schliesie wohl über- |
haupt das politische Leben dieser Familie, die seit 20 Jahren in
der Geschichte Brasiliens eine bedeutende Rolle gespielt hat. Mit | ) l | | struction des Prozesses begann, natürlich eine ganz leere Förm- |
‘thnen zugleich nahm sofort auch Limpo de Abréu seinen Abschied, Und nach einigem Zögern folgten s{chweren Herzens die beiden 4Cavalcanti; nur Aureliano, der Minister der auswärtigen Ange- legenheiten, blieb und erreichte so das Ziel, welches er unstreitig im Auge hatie, als er am 23. Juli v. J. den Andradas, seinen Todfeinden, sich als Kollege anschloß.
Es war zunächst eine Palast-Jntrigue, der das „Ministerium der Majorennität‘““ unterlag. Kaiser möglichst mit ihren Kreaturen umgeben und wußten Leute, die ihnen hätten entgegenwirken kdnnen, mit großer Strenge von ihm fern zu halten; aber das Hof-Personal hatten sie nicht ver- ändern können, und in der Verblendung ihres Stolzes gaben sie sich auch nicht die geringste Mühe, ihre Feinde zu |chonen. Ja, als. der Ober-Hofmarschall (Mordomo mor), Marquis S. Joao da Palma, auf seine Güter ging und der Kaiser hon seinem früheren Voruunde, dem Marquis von Jtanhaem, die interimistische Verwaltung dieser Stelle versprochen hatte, erklärte Antonio Car-
Man glaubt, daß auch |
Die Andradas hatten zwar den |
geführt.
mit völliger Straflosigkeit verübt. Jn der Provinz Sergipe —
zwischen Bahia und Pernambuco — erschien kürzlich in einer | kleinen Stadt mit Tageëanbruch ein Trupp von etwa 50 Mann, | angeführt von einem Pater, umstellte das Haus des Friedens: |
@ î | G3 Fünf | | Stunden lang vertheidigte sich der Unglücklihe, ohne daß sich |
richters und erôffnete ein regelmäßiges Feuer auf dasselbe.
| eine Hand in der Stadt rährte; endlich unterlag er; die Notie | drang in das Haus, zerriß und verbrannte sämmtliche Akten
Hauptstadt der Provinz ein kleines Detaschement erschien und die Jn-
| lichkeit. Dergleichen Vorfälle, die in den Provinzen gar keine Seltenheit sind, zeigen dann, wie gering das Gebiet ist, auf wel- ches die Regierung eine regelmäßige Wirkung ausüben kann, und wie wenig noch von den großen Küsten-Städten aus, der Sinn für wirkliche Civilisation in das Jynnere des Landes einge- | drungen ift.
Die Amnestie wurde übrigens ohne Weiteres auch auf die jenigen ausgedehnt, die wegen der leßten Revolution in Bahia theils zum Tode, theils zu ewigem Gefängniß verurtheilt waren, und deren Urtheil in leßter Jnstanz noch nicht gefällt war; nur ist ihnen der Aufenthalt in anderen fernen Provinzen vorgeschrie- ben. So erschien in Rio der Dr. Sabino, Chef jener Empdrung, dem Goyaz zur Wohnung angewiesen war; er lebte anfangs als Gast in dem Hause des Justiz-Ministers Limpo und betrieb, wie es heißt, eine Reclamation bei der Regierung: als Folge der Amnestie verlangte er seinen rückständigen Gehalt als Pro-
Mit diesen Vorschlägen kam der gefällige Vermittler zu |
Der erste Schritt des neuen Ministeriums war | zum Präsidenten und, |
hiesige Publikum |
und zog dann ganz ruhig ab. Nun erst kam der Juiz de direito | | zum Vorschein, es dauerte jedoch ein paar Tage. ehe aus dev |
fessor der Chirurgie an der Lehranstalt in Bahia. Von einer Absendung nah Goyaz war keine Rede, und ein Regierungs- Journal äußerte die Hossnung, man werde ihn ruhig hier lassen und ihm nah so langer Gefangenschaft nicht noch ein so hartes Exil auferlegen. Das jeßige Ministerium jedo hat ihn soglei unter Eskorte dorthin abführen lassen; es heißt, er habe sogar hier in der Umgegend neue Umtriebe angefangen ; inwiefern es wahriist, daß
| man bei ihm verrätherishe Briese von A. C. Andrada gefunden
habe, weiß ich freilih nit, gewiß aber is, daß die beiden Brü- der nah ihrer Provinz, S. Paulo, zurü wollten, daß man ih- nen jedoch Schwierigkeiten machte, worauf sie sih an den Kaiser
| wandten, der ihnen schreiben ließ: er glaube zwar nicht an verleum- | derishe Gerüchte, wünsche aber, daß sie bis zur Krönung hier
blieben. : So hat Antonio Carlos die allgemeinen Angelegenheiten des Landes gelenkt ; sein Bruder, Martin Francisco, ist mit den Fi- nanzen nicht glücklicher gewesen. Die Kammer hatten ihm be- fanntlich einen sehr bedeutenden Kredit bewilligt, Und die natur-
| liche Folge davon war, daß die Kapitalisten ihr Geld zurückhicl-
ten und der Zinsfuß stieg, das nannte aber der Minister eine Verschwörung der Börse gegen den Staat, und Kampf gegen die Börse wurde sein Losungswort. Montezuma wurde nah Eng- (and geschit, um eine Anleihe zu machen, und so sicher rechnete nan auf das Gelingen, daß man die fálligen Zinsen nicht remit- tirte, wodurch denn, da alle Versuche bis jeßt fehlgeschlagen sind, die Lage der Regierung nur verschlimmert worden ist. Die Släu- biger der Arsenale wurden indeß gezwungen, Apolices (Staats- \chuldscheine) zu einem Course zu rechnen, den ihnen der Mumini- ster vorschrieb ; dieser that ferner, was er einst dem Minister Can- dido Baptista als das abscheulichste Verbrechen vorgeworfen: er nahm als Anleihen aus der Amortisationskasse das Geld, wel- ches zur Tilgung bereit lag; dazu hatte er das Glück, einen ungewöhnlich reichlihen Ertrag der Zölle zu erhal- ten Da aber alles das nicht ausreichte, so wendete er sich an einzelne Kapitalisten und erhielt auf diese Weise nicht unbedeu- tende Summen zu mäßigen Zinsen, zum Theil ganz _zinéfrei, aber freilich immer nur auf kurze Zeit; dergleichen hieß dann Patriotismus und wurde mit dem Christus-Orden belohnt. Kurz, unwürdiger und kleinlicher kann das Finanz - Departement nicht geleitet werden, und der Vorwurf, welchen Martin Francisco als Oppositions- Deputirter dem damaligen Finanz- Minister machte, trifft ihn selbst volllommen. Wie es eigentlich mit den Finanzen seht, wird man freilih erst erfahren, wenn die Kammern zu- sammenkommen. Gegenwärtig Übrigens ist dies Ministerium wieder in der Hand von Calmon, dem Brasilianischen Financier Dar PX( ellence, J e ubrigen Mitglieder der jeßigen Verwaltung — sie datirt vom 23. März sind: Minister des Innern, der Senator Can- dido José de Araujo Vianna; der Justiz, Paulino José Soures de Souza; des Krieges, José Clemente Pereira, und der Mas: rine, Marquis Paranagua. Doch hlt man dies nur für eine vorläufige Combination; man wollte nicht sofort in das andere Extrem fallen, dessen „Unvermeidlichkeit“ doch Jeder einsieht, nämlich Vasconcellos in das Ministerium zu berufen ; dieser hat gehalten, was er erklärte: er hat die Fensterscheiben , die man ihm am 23, Juli eingeschlagen, nicht machen lassen und die Lä- | den auf der ganzen Front seines Hauses geschlossen gehalten. Fnland.
Berlin, 25. Juni. Wir geben nachstehenden Bericht über | das Woll-Geschäft seit Ende Juni 1840 und über den diesjähri- gen Woll-Markt in Berlin, abgestattet von dem vereideten Ko: lonial-, Produkten und Manufakcurwaaren-Makler Herrn J. A. König hier: N :
„Gleich na Beendigung des hiesigen vorjährigen Woll- Marktes bis gegen Ende August v. J. war der Umsaß von Wolle hier sehr unbedeutend und das Wenige, was verkauft wurde, de- zahlte man 4 á 6 Rthlr. unter dem Markt-Preise. Die Zufuhren waren sehr bedeutend, wodurch sih die hiesigen Lager häuften,
| so daß si anfanas September ein Vorrath von 50— 60,000 Ctr.
gebildet hatte. Durch die alsdann von Zeit zu Zeit hier einge- troffenen fremden Käufer namentlih Franzosen, Niederländer,
bandes, belebte sih zwar der Umsaß doch nur zu gedrückten Prelsen circa 2 à 4 N Uer delt Markt - Preisen. Erst im Spätherbst und bis Ende April d. J. erhoben si die Preise der feinen Gattungen bis zu den vorjährigen Markt- preisen, in einigen Fällen sogar mit einer kleinen Erhöhung über den Marktpreis, und wurden diese Gattungen auf dem Plabe geräumt. — Auch von anderen Gattungen wurde Bedeutendes umgeseßt, aber nur selten die vorjährigen Marktpreise erreicht. Die Zufuhren dauerten, wenn auch s{wächer, bis zu Snde Fes- bruar d. J. fort, die inländischen Fabrikanten blieben Käufer und zwar nicht unbedeutend, obgleich die sehr gedrückten Preise des Fabrikats kaum in richtigem Verhäl:niß mit dem rohen Pro- dukt standen. Von England lauteten die Berichte über den Ar- | tifel wegen der in jenem Lande, wie bekannt, herrschenden Mifß- | fonjunfturen, fortdauernd ungünstig, so daß nur wenig Neigung ur Speculation auf die diesjährige Schur entstehen konnte, es wurde daher auch nur wenig auf Kontrakte abgeschlossen.
Wenn dessenungeachtet auf den diesjährigen dem unsrigen | vorangehenden Märkten eine unerwartete Erhdhung der Wollpreise stattfand, so dürfte sich dies aus folgenden Ursachen erklären lassen : l) waren die Preise auf den gedachten Märkten im v. J. unge- fähr nur eben so viel niedriger als auf dem hiesigen Markte; 2) ist die Wäsche in diesem Jahre überall bedeutend besser als im vorigen Jahre; 3) hat man im Allgemeinen in diesem Jahre eine ins Gewicht leichter fallende Wolle geschoren und so dürften aus diesen Gründen sich die dem Namen nach höher bezahlten Preise für den Konsumenten eigentlih nicht höher als voriges
ahr stellen. : x
Wenn nun auch hier höhere Pteise als im vorigen Jahre angelegt worden sind, so mögen die ad 2 und 3 angeführten Gründe ebenfalls dazu beigetragen haben.
Durch die von den hiesigen Behdrden in diesem Jahre ge: troffene zweckmäßige Einrichtung der Kontrolle der wirklichen Zu: fuhren zum hiesigen Markte haben sich folgende Resultate ergeben:
Die Zufuhren zum diesjährigen hiesigen — Ï
Markte betrugen . circa 70,000 Ctr.
Bestand von der vorjährigen Schur, größ- GGÉ 4 tentheils ordinaire und Mittel-Gattung » 10,0 circa 80,000 Cir.
» hiervon wurden verkauft ® J,
- Trr
Es bleibt daher Bestand Ha! otel dé: der meistens aus ordinairen, Mittel: und e dae im vorigen steht, die nur sehr wenig in erster Hand S5 estandes von 1839 war das herangebrachte Quantum incl. des De
nur circa 55,000 Cer,