1841 / 196 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der dffentlichen Noth errichteten, üiußten neberi dem nächsten Zweck, dem fie dienten, auch den Glanz, die Macht und das An- sehen der Kirche vermehren helfen, So entstanden zahlreiche Stif- tungen der Wohlthätigkeit, Ritter- und Nonnen-Orden für Kran- fenpflege, reichliche ÄAlmosenspenden durch die Klöster und die Úbrige Geistlichkeit. Aber freilich erhielt hierdurch der sittlichreine Geist des Wohlthuns, wie er dem Urchriskenthum eigen gewesen, einen starken Beisaß politischer Absichtlichkeit und weltlichen Eigen- nußes, Wie die Kirche alle Klassen der Gesellschaft in skrengster Abhängigkeit von sich hielt und sich durch die Arbeit Aller berei: cherte, so mußten auch die Gaben, die sie austheilte, dazu dienen, die Armen, die Massen des Volkes fesker an sie zu ketten, und dieselben zu gewdhnen, ihre Existenz und ihr Wohlbefinden nicht ihrer eigenen Kraft, sondern der allwaltenden Fürsorge der geistli- chen Macht zu verdanken.

Bon einer Sorge des Staats für das physische und mora- lische Gedeihen seiner Búrger fonnte in den ersten Zeiten des Mittelalters nicht die Rede seyn, da es überhaupt eine geordnete Verwaltung und Geseßgebung damals noch nicht gab. Doch bildete sich in jenen Zeiten der rohen Gewalt, wo Jeder nur um sein Leben und sein nächstes Besikthum zu kämpfen hatte, ein neues Verhältniß der Schuß-Unterthänigkeit, das Lehnwesen, welches nach unten zu, in der Stellung der unkriegerischen arbei- tenden Klasse zu der sie beschüßenden Ritterschaft, sich in eine Art von Hörigkeit und Abhängigkeit verlief, die mit der Sklave- rei der alten Welt Vieles gemein hatte. Von dem größeren Gutsherrn mit einem Stuck seines Grundes belehnt und dafür verpflichtet, ihm jede mögliche Art von Diensten zu leisken, hatten allerdings diese Frohn-Vasallen, auch bei der angestrengtesten Arbeit, nur einen farglichen Verdienst ; indessen, die Bedürfnisse waren einfach, der Boden ernährte, sie doch nothdürftig und wenn durch Mißwachs oder sonstige Ungunst der Umstände wirklicher Noth- stand eintrat, so mußte der Herr etwas von seinen Ansprüchen nachlassen, auch wohl selbst Hülfe bieten, da bei der schwachen Bevölkerung und dem Mangel an Erwerbfleiß es \{chwer fallen mochte, für ein aufgegebenes Grundstück sogleich wieder tüchtige Baarbeiter zu finden, : -

War also damals eigentliche Noth und Armuth selten, so fehlte dagegen auch das rechte Lebensbehagen, die Betriebsamkeit und der Eifer zur Arbeit, die Freiheit des Erwerbens und Ver- brauchens. Die arbeitenden Klassen hatten genug zu thun, ihre ärmliche Eristenz zu fristen und die Dienste abzutragen, zu denen sie ihren weltlichen und geistlichen Lehnsherren verpflichtet waren; an ein Vorwärtskommen, an eine Vermehrung ihres Besißstan- des, an eine Erleichterung ihrer Lage konnten sie kaum denken, und wenn irgend ein Zufall den regelmäßigen Verlauf der Pre- duction und Consumtion unterbrach, so waren sie genöthigt, die Gnade ihrer Herren oder die Mildthätigkeit der Kirche anzuflehen,

Anders gestalteten sich die Verhältnisse in den Städten,

welche gegen das Ende des Mittelalters aufblühten, und in wel- chen sich eine kräftige Jndustrie und ein lebhaster Handels-Ver- fehr zu entfalten begann. Hier erzeugte sich mit dem steigenden Erwerbe auch eine großere Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse, die Zufälligkeiten eines ausgebreiteten Verkehrs brachten häufiger Ungleichheiten und Schwankungen der Vermögensverhältnisse mit sich, und die Entwickelung der stadtischen Gewerbe, welche den Einzelnen weit mehr auf die eigene Kraft und Geschicklichkeit ver- wies, als dies beim Landbau der Fall gewesen woar, führte eben so oft zur Verarmung, als zum Reichthum. Doch auch diese neue Bewegung, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse ergriff und umzugestalten begann, fand damals noch ein Gegengewicht in der Verfassung des Städte- und Gewerbewesens. Selbst Han- del und Gewerbe lagen in den Händen von Corporationen, wel- chen mannigfache Mittel zu Gebote standen, um allzubedenkliche Schwankungen des Verkehrs zu verhüten und ihre Mitglieder im Besiße eines zwar nicht übermäßigen, doch behaglichen IWohl- standes zu schúßen. Auch für Bedürftige ward von Seiten der Stadtgemeinden und der Innungen selbst gesorgt; die Reicheren toelche das Monopol der Zunftgerechtsame und der Theilnahme an der Verwaltung und Benußung des Gemeindevermödgens ge- noffen, fühlten die Verpflichtung, die ármere Klasse für ihre Ab- hängigfeit wenigstens durch Gewährung des Lebensunterhaltes zu entschädigen. N E

Durch die Reformation und den dreißigjahrigen Krieg trat eine bedeutende Veränderung in diesen gesellschaftlichen Zustän- den ein, Die Kirche verlor mit ihrer Macht auch zum großen Theil die Mittel und den Eifer der Wohlthätigkeit; an ihrer Statt sollten die einzelnen Staats-Regierungen eintreten, welche jene Macht, und theilweise auch die Schâße der Kirche an sich gerissen hatten, Aber diese hatten ganz andere Zwecke und ganz

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Bekanntmachungen.

Ectcuerter Steckburer. Der bisher fruchilos acbliebene nachfolgende Stri

sich befindende, unten sigitalistrte unverchelichte Anne Mgrie (Auguste) Bommert, auch Quednow , Berchau und Lenz genannt, hat ge

siern Vormittag Gelegenheit gefunden, von dem|Beinksens, Gräfin Schwerin, is ungefähr 32 Ge- alt, evangelischer Religion, mittlerer Statur, 1 Fuß isse / 41 ( Civil-|11 Zoll groß. Sie hat wenig Haar, weshalb ste zu und Militair-Behörden des Jn- und Auslan- leßt hier cine braunschwarze Perrücke trug, blaue des werden diensiergebenst ersucht, auf diese jctee- rundes braune Augenbraunen, eine breite Nase, ein

Gange , gus dem Verhörszimmer nach dem Ge fängnisse, zu entweichen. Alle respektive

gefährliche Diebin genau zu vigiliren, im Betre

GEIRT S it ; ! rundes Kinn tungsfalle aber sie verhaften und nebst den bei

vogtei / Molkenmarïft Yu. 1, hierselb| abliefern

Auslandes unsere Bereitwilligkeit zu rechtlichen Gegendienslen. Berlin, den 21. Dezember 1839,

Königliches Kriminal-Gericht hiesiger Residenz. wird hierdurch erneuert, mit dem Bemerken , daß

y i: 6 D ® rp e / S B 7 HNA T AA 258 S602 08 F G 749 Î P L Allgemeiner Anzeiger für die Preufzif Das alte Lied von Gudrun, mit welchem kurzlich | Herr Professor W. Grimm seine Vorlesungen begon- Hen/ gut me Met Ur Cl Urte Sectten Ut dexr Nibelungen, das teben diefen, Wte die Odyssee neben der Flias, hergeht.

| Fen, Pommert , [dem Königreiche Polen ihr Wesen getrieben, und [ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie bald nach ihrer | Sntweichung aus dem hiesigen Kriminal - Gericht s- : : j [gebäude nach Polen , vielleicht nach Warschau , sh Die bei uns wegen Diebstahls in Untersuchung] begeben und dort neue Verbrechen verubt hakt. Yevvollständigtes Die verfolgte Bommert, Quednow, Berchau, Lenz, Cb eNn ote der Nibelungen, wie ite Hag nennt, in verjüngter Gestalt erscheinen zu sehen. Der Herausgeber, schon seit längerer Zeit mit die- ser Umdichtung der Gudeun beschäftigt, hat sich die Aufgabe gestellt , bet möglich treuer Anschließung|Sechster Band. 86% Bogen. 4. an das Original doch so weit in der Ernencrung zu i | gehen, daß das alte Lied jedem Gebildeten zugäng-

von Lenz, von Brünn, von Bruening, Baronin von

und M R oade ÿ c c dere Kennzeichen: heisere Stimme, die rechte e ie vortendenden Sachen unter sehr sicherer] Schulter höher als die linke, oben keine Zähne, Begleitung an die Gefängniß-Exvedition der Stadt-[ überm Kinn links cine Narbe , von der Form einer T Le - ¿l IEEN Bohne, in der Mitte des Kinnes cine kleine runde l V C b ! zu E Wir P Me sofortige Erstattung| Pockennarbe, das spärliche Haar, die Perrücke; der {0 hat sich der Herausgeber doch nicht erkühnen wol- der Auslagen; und den verehelichten Behörden des| Deutschen und Polnischen Sprache gleich mächtig. Berlin, den 10. Juli 1841.

Königliches Kriminagl-Gericht hiesiger Residenz.

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andere Bedürfnisse, als die geistliche Gerdalt, Stehende Heere mußten die Fürsten im Besiße ihrer Macht und ihrer Er- oberungen s{Üßen; die Steuerlast wuchs, und ward dop- pelt empfindlih durch die großen Ungleichheiten in ihrer Ver- theilung. Mannigfache finanzielle und staatswirthschaftliche Ope- rationen wurden unternommen, gewöhnlich eine planloser und engherziger als die andere, alle aber nur darauf berechnet, die durh den Aufwand der Hbfe und die fortwährenden Kriege geleerten Staatskassen wieder zu füllen, Selbst die wei- séren Regierungen, welche das Wohl ihrer Unterthanen im Auge hatten, vergriffen sich häufig in den Mitteln, durch welche sie dem Verkehr und den Gewerben aufzuhelfen gedachten und veranlaßten durh künstliche Pflege einzelner Jndustriezweige und durch kurz- sichtige Sperrsysteme häufige Stockungen und Schwankungen des Verkehrs, welche nicht selten Verarmung ganzer Gegenden zur Folge hatten. Diese Verarmung, vergrößert durch mehrerlei gau- ßere Umstände und in manchen Ländern zu einer grausenhaften Höhe gesteigert, machte freilich endlich den Regierungen eine Ab- hulfe und Fürsorge zur politischen Diothwendigkeit, aber auf diese Gränzen blieb auch meistens die Armenpflege beschränkt; als ein polizeiliches Geschäft behandelt, ward sie, wie alle Geschäfte dieser Art, in dem Sinne betrieben, daß man nur die Erscheinungen des Nothstandes selbs, welche sich als gefährlich oder widerwärtig aufdrangen, auf irgend eine Weise zu beseitigen suchte, den Ur-

sachen derselben aber nicht tiefer nahspúrte, noch weniger auf |

gründliche und natürliche Mittel zur Hebung jener Uebelstände fann.

Auf einen höheren und allgemeineren Standpunkt wurde diese Frage der Menschlichkeit und der gesellschaftlichen Ordnung erst dann erhoben, als die dffentliche Meinung sich dabei zu be- theiligen anfing, als einzelne Schriftsteller dieselbe im Lichte philo- sophischer und politischer Jdeen betrachteten, als freie Bereinigun- gen entstanden, welche jenen sozialen Mißverhältnissen nach einem größeren Plane und syskematisch entgegenwirkten, Wir komnmen in einem zweiten Artikel hierauf zurü,

Dauer der Eisenbahnfahrten am 15. Iuli 1841.

Abgang | y

R Abgang E Zeildauer S | Zeitdauer

YOI von

Borlin | &St. | M. Potsdam. mb N,

65 Ubr Morgenus.. 41 Vormittags . - TIT Nachmittags 40 Nachmittags s 4() Abends ... 1)

Um 6 Morgens . . Ô 15 Um S8 Uhr Vormittags. ana 11 11 Vormittags. ° 12 2 Nachmittags | C7

e) Nachmittags

6 Abends .. . 10 ; |

Cre Vor se. Den 16. Juli 1841. 1 1 Pr. Cour. | H Pr. S Brief. Brief. St, Schuld - Sch, 104

|4| | l | Pr. Engl. Obl. 30.| 4 | 102 |

Präm. Seck. der |

Cour. Geld. | Geld,

103% 101 x

Actien. |

|

| Biel. Pots, Eisenb. | S | do. do. Prior. Act. | 4 k | Md Lpz. Eiseub. |- do. do. Prior. Act. | L,

1027 1107

78% 78% : 1025

Kurm, Schuldv. 102% ——

Berl. Stadt - Obl. | 10:3 103% Ellingzer do. F É 100 - Danz. do. in Th.|

Westp. Pfandbr. t

Grossh. Pos. do. - Ostpr. Pfandbr, [- y Es | 1 (2 102% 102

102 zen à 9 Th. | | S7

Disconto

Seehaudlung.

101;

Berl. Aub. Eisenb.|—| 104 do. do. Prior Act! 102% | 4

Düss.Elb. Eisenb.| 5 | 95% 101% O27

Rhein, Eisenb. 7

Pomm, do. Friedrichsd’or

1 ( x »Z 13 Kur- u. Neum, do. | Andre Goldmün : S

Sechlesiscbe do.

Auswärtige Börsen. 2 QOle Span, 20 Ÿ .

wirkl. Schuld 51%, 5% do. 1001,

Zinsl. —.

Niederl,

D, 27 Passive. -

Amsterdam, Kanz. Bill. 214 F 05 ; Präm. Sch. Pol. 139, Oesterer. 103Z,

Frankfurt a. M., 13. Juli. Oesterr. 95 QEE 56 Br. 1% 21 G. Zank = Act. 1970. 1968. zu 500 Fl. 15-25. 1335. Loose zu 100 FI. —. do, 42 Anl, 101% G. Pola, Loose ¿4 G. 24% IToll. 502. 504.

Eisenbahn - Actien. St. München - Augsburg S7 G. Köln - Aachen 99% Br.

-=, Ausg. —. Preuss,

Met. 106 G. 4°? 973 a. Partial - Obl, —. Loose Preuss. Präm. Sch. 79 G,

5 Q (7 903 D Span, Aul, 2U%. 20 c.

User —.

Leipz ig-

Germain —, Versailles rechtes

do. linkes —. Strassburg - Basel 250 Be, Dresden 99% G.

L EÄCR EFEERER

Hambürg, 14, Juli. Bank-Actien 1638, Engl. Russ. 108!

London, 10. Juli. Cons. 3% 89%, Belg. —. Neue Anl. 214 Passive 43. Ausg. Sch. 107. 255 Holl. 51 L 5% Port. 307. 3% 18, Eugl. Russ. —. Bras. 675. Columb. 20. Mex. 26. Peru 14. Chili —. 2

Petersburg, 9. Juli, Lond. 3 Met. 3842, Hamb, 3147, Paris 410, Poln. à Par. 300 F1. 68. do. 500 Fl. I, do, 200 FI, 251

Meteorologische Beobachtungen.

L

Abends

10 Ubr.

Morgens Nachmittags

6 Uhr. 2 Ubr. |

Nach einmaliger

I |

15. Juli. Beobachtung.

Lustdruck .….. |334 1 : Par. | 334 17 Par. | 335,04 ‘Par. Quellwärme 8,4° R. L a De . |+ 18 9" R.| + L R. | Flusswärme 453° R, | -+- 9 R. | + E R. | Bodenwärme 416,2° R. 55 pCt. | 73 pCt. beiter. halbhbeiter, heiter. W. SW. SW. Wolkenzug. - - | | SW. ——— 334 44 Par. + 141° R...

Luftwärme . Thaupunkt . ..| Dunstsättigung

Wetter

| Ausdünstung 0/0419" Rh, | Niederschläg 0,

| Wüärmewechsel +20 2 s 5,99.

"Tagesmittel: E S1 R... O7 pt, SW.,

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 17. Juli. Im Schauspielhause: Der Roman Lustspiel in 1 Aft. Hierauf: Die Schleichhändler, Possenspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.

Sonntag, 18. Juli. Jm Opernhause: Auf Begehren: Robert und Bertrand, pantomimisches Ballet in 2 Abtheilungen, von Hoguet. Vorher: Jch irre mich nie!

Montag, 19, Juli. Kein Schauspiel.

An diesem Tage is das Billet- Verkaufs-Büúreau geschlossen,

Dienstag, 20, Juli. Jm Opernhause: Die Familien Capuletti und Montecchi, Oper in 4 Abtheil, Musik von Bellini. (De- moiselle Spaber, vom Königl. Hoftheater zu Hannover: Giulietta und Demoiselle Penz, von demselben Theater: Romeo, als Gast: rollen.)

Mittwoch, 21. Juli, Im Opernhause: Etaar und mermann, komische Oper in 3 Abth., Musik von Lorkßing. von Hoguet, (Demoiselle Grünbaum: Marie.) i

Zim: Tanz

Königsstädtisches Theater.

Sonnabend, 17. Juli. (@Dreißigste Ztaliänische Opern-Vor- ellung) T Barbiere di Seviglia Opera buffa in 2 Atti. Musíica del Maestro Rossini.

Preise der Plâàße: Ein Plaß in der Orchester - Loge l Rthlr. 10 Sgr. Ein Plaß in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. u. #, w.

Textbücher, in Jtaliänischer und Deutscher Sprache, sind im Billet-Verkaufs-Büreau und Abends an der Kasse à 5 Sgr, zu haben. :

Der Anfang der Jtaliänischen Opern - Vorstellungen is um halb 7 Uhr. Die Kasse wird um halb 6 Uhr gebsnet.

Sonntag, 18. Juli. Der Pariser Taugenichts. in 4 Akten, von Dr, C. Töpfer, Hierauf: der Komisches Singspiel in 1 Aft.

Montag, 19, Juli. Keine Vorstellung.

Dienstag, 20. JUli, Uf Begehren: Dey polttisWe Linn: gießer. Vaudeville-Posse in 3 Akten. (Herr Birnbaum, ‘vom Hoftheater zu Cassel : Heinrich, als Gast.)

Lustspiel Dorfbarbier.

Marktpreise vom Getraide. Derlin den 15; Juli 41841.

Zu Lande: Roggen 1 Rthlr. 11 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rihlr. 9 Sgr. ; gvoße Gerste 28 Sar. 21 qua 26 Sa S ancch 26 Sgr. 3 Pf. ; kleine Gerste 27 Sgr. 6 Pf. ; Hafer 26 Sgr. 3 Pf., auch 21 Sar. 11 Pf. Eingegangen sind 42 Wispel. i

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 15 Sgr., auch 2 Rihle, 12 Sgr. 6 Pf. ; Roggen 1 Rthlr. 11 Sgr. 11 Pf. , auch 1 Rthlr 8 Sgr. 9 Pf.; Hafer 26 Sgr. 3 Pf., auch 22 Sgr. 6 Pf.; Erbsen l Rihlr. 12 Sgr. 6 Pf. (schlechte Sorte). Eingegangen sind 688 Wis- pel 9 Scheffel. : ; \

Mittwoch, den 15. Fuli 1841. Das Schock Stroh 7 Rthlr., auch 6 Rthlr. ner Heu 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 4 Rthlv. Drauncwein P reife S vom 9 bis tel: 49, Ult, Oas Faß von 200 Quart, nach Tralles 54 pCt., nah Richter 40 pEt., gegen baare Zahlung und sofortige Ablieferung. Rach An: gabe: Kartoffel-Branntwein 19 Rthlre., auch 18 Rihlr, 20 Sgr.

10 Sgr. Der Cent-

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N ay U Ti 2 COLR A D n , V Verantwortlicher Redacteur Dr. F. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei..

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dem Großherzogthum Posen und

den vaterländischer Signalement.

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einen fleineu Mund. Bes on-|lich werde.

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die 2c. Bommert in der Regel Laden diebstähle verúbt, daß sie hierbei mit eincr agußergewdhnli- chen Gewandtheit verfährt, gewdhnlich auch vorher die Verkäufer durch das Benehmen ciner Dame von

Literarische Anzeigen.

Im Verlag von Ebner u. Seubert in Stutt-

Stande, und durch Zahlung cines Angeldes auf die gart ist erschienen und durch alle Buchhandlungen |stralse No. 73, ist erschienen:

Zuschiken bestimmten

zum

weiß, und daf sic bei solchen Gelegenheiten früher abwechselnd als Frau von Brünn, Frau von Brue- ning, Baronin von Brunksens, oder Gräfin Schwe- rin aufgetreten ist , während sie die im Steckbriefe angegebenen Namen in den Untersuchungen bet den

ausgewählten Stoffe, | U HfIDen vorräthig in der Stuhrschen, Berlin, oder dergleichen andere Kunstgriffe sicher zu machen Schloßplaß Rv. 2, Potsdam, Hohenwegstr, Nr. 4:

gus dem Mittelhochdeutschen überscht

Ce Ele ge 1 ! t en Z Mit einem Titelbilde von F, Fellner. Gerichten sich beigelegt hat, Früher hat sie in Preu-| Fn allegorischem Umschlag fgrton, Preis 22 Thlr,

von Karl Lachmann.

Bub,

von 2 Thlr.

prr M R

ter Theil,

chen Staaten.

In der Sanderschen Buchhandlung, VVilhelms-

Ulrich von Lichtenstein, mit Anmerkungen|_ wie denn überl

Hannover, im Verlage der Hahn schen Hof- buchhandlung ist #0 eben erschienen und in Berlin bei E. S. Mittler (Stechbahn 3) vorräthig:

Allen Freun- | Praktische Ausführu ngen

Kunst, ja allen Freunden derjaus allen Theilen der Rechtswissen\chaf 3 G ; A E 4 v enschaft. Poecste überhaupt, wird es daher erwünscht seyn, diese [senfch aff

Mit Erkenntnissen des Oberappellationsgerichts zu Kassel. N Von Dre B W Pfeiffer, Kurfürstlihh Hessischem Oberappellagtions=Rathe. ( | 41814. 55 Thlr. (Preis aller 6 Bände 245 Thlr.) Auch der sehste Band dieses seit seiner nun-

j Die Sage is dabei nicht willkürlicl * fechszehnjährigen For ev als e ‘r gedi

verändert, vielmehr if dieselbe in der ältesten Ge e Aa Fortdauer als eine der gedic- stalt wiedergegeben, welche uns die Wiener Hand-|| schrift überhaupt aufbehalten hat; und mag auch|ten Werks in dieser Handschrift die Sage bereits getrübt seyn, |Fnteresse für Wissenschaft und Pratis, indem darin

( d reichhaltigsten Leistungen im ganzen Ge- biete der juristischen Literatur rühmlichst anerkann- ist wieder von hohem und zeitgemäßem Staatsvrechte,

aus dem dem

Prozeßvrechtes

len, auf der unsichern Bahn der subjektiven Kritik|und dem Strafrechte di endli

z a V / n. rafrechte die gründlichste und dex Hypolhese Be cigenen Mitteln die Sage frechte die gründlichsten Abhand= hald der vermeintlich ältesten Form, bald dem mo-||Frativjusti über die F E 2 e , E 20 _ Danrs cl die ‘aac d Gesehmack- näher zu rücken, wie dies cine |der j Hie Grage von der Benugung neuere freie Bearbeitung der Gudrun zu thun ver-|Grundlage sucht hat, deren eigenthümliche Verdienste wir in-|— über die Lehre von deß nicht verkennen noch herabseßen wollen.

lungen geliefert sind, namentlich über Adminäi- landständischen Vevrhandlungen als e E Tages l er Appellations=- summe (belegt durch mehr als 400 Erkenntnisse des O. A. Gerichts und mit Nachweisung und Benußung der veichsgerichtlichen Praxis) Über die Verbve= chen der Staatsdiener mit 20 Rechtsfällen und vollständiger Angabe der betreffenden Literatur z2c. )aupt der hochverdiente Herr Ver-

von Theodor von Karajan, herausgegeben ie T ne s 2 Thle. 40 R fasser durch alle sechs Bände hindurch den ursprüng-

Dove, H. W., über die nicht periodischen Aen- E R L derungen der Temperaturvertheilung auf der Ober- e i eO E fliche der Erde in dem Zeitraum von 1782—1839., îeté festgehalten

lichen Zweck dieses umfassenden Werks: nur Abhand=

tssäße und Rechtslehren von ganz

adi esse darin gufzunchmen, ( 4

Beilage

Graf Saint Aulaire in der Afademie Franeaise.

Die Aufnahme des Grafen von Saint A ulairein die Afa- demie Francçaise, worüber unsere vorgestrigen Korrespondenzen aus

|

Paris bereits einige Andeutungen enthalten, gehört in mehrfacher |

Hinsicht zu jenen charafkteristischen Festlichkeiten, bei denen man wohl gern etwas länger verweilt,

Sie war es theils durch die |

eigenthümliche politische Stellung des Grafen, theils durch die |

damit in Verbindung stehende besondereTheilnahme eines ausge: wählten Publikums, theils endlich durch die dabei gesprochenen Reden. Aus den leßteren geben wir daher hier noch Einiges, was uns der allgemeinen Beachtung werth zu seyn scheint. Nach- dem Graf Saint Aulaire in scharfen Zügen das vielbewegte Le- ben seines Vorgängers auf dem ihm eingeräumten Sißbe in der Akademie, des Herrn von Paskoret, gezeichnet hatte, fuhr er, auf das Allgemeinere Úbergehend, folgendermaßen fort : : „Die Politik, meine Herren, ist die Kunst, die Menschen zu lei- ten. Um fie ohne gewaltsames Verfahren leiten zu können, muß man es verstchen, sie zu überreden und zu überzeugen; 1€ mehr die Freiheit in Ansehen stehen wird jc mehr man / unter welcher Re- gierungsform es auch sey - die menschliche Würde begreift und ach- tet, um #0 mehr wird das Bedürfniß etner tnnigen Verbindung zwischen den gelehrten Theorieen / die das Studium dem Philoso- phen enthüllt, und zwischen den positiven Kenntnissen - welche die Leitung der Angelegenheiten dem Staatsmanne verschafft, empfun- den werden. H E l Meine Herren! Der große Kdnig, dessen Lobrede ehemals jedem neuaufgenommenen Mitgliede zur Pflicht gemacht wurde, und dessen Name, unabhängig von dieser Vorschrift, stich so natürlich einer aka- demishen Rede darbietet, Ludwig XIV./ hatte gewollt, daß die Chefs der Verwaltung seines Reiches în der eben entstehenden Afademie einen Siß hätten. Die Namen des Kanzlers Séguier des Abel Servien, des großen Colbert stehen guf derselben Lisie mit Corneille und Racine; und spâter ergänzte die Schlacht bei Denain, was dem Marschall von Villars an literarischen Ansprüchen abging. Seitdem war die Aufnahme unter die geistreichen Männer, welche stch der Pflege der Wissenschaften gewidmet, eine würdige Belohnung für die Siege und die in der bürgerlichen Laufbahn dem Vaterlande geletste- ten Dienste. Die Akademie bildete ein Band zwischen jenen Män nern und den hohen Würdenträgern des Staates, und in threr Ge- sammtheit betrachtet, glänzte sie durh den veretntgten Ruhm derjent- en, die in den beiden edelsten Künsten, in der, den Menschen zu be ehlen, und in der, sie zu unterrichten, sich in Frankreich auszetichneten, Es würde indeß nicht richtig seyn, wenn man sagen wollte, daß im 17ten Fahrhundert eine Verbindung zwischen der Politik 1 Die großen Schrift-

und den Wissenschaften stattgefunden hätte.

steller bekümmerten sich damals faum um die Bewegung der Ange- legenheiten der Welt, und die grands Seigneurs schrieben nur agus- nahmsweise Bücher. Die gelehrten Akademiker und die akademi- schen Hofleute oder Staatsmänner verfolgten verschiedene und stpe- zielle Richtungen, zufrieden, durch verschiedene Mittel zum Ruhm des gemeinsamen Vaterlandes und zur Befestigung einer von Allen angenommenen Ordnung beizutragen; als aber im folgenden Fahr- hundert der mächtige Geist welcher die alte Regierung Frankreichs beseelt hatte, zu verschwinden anfing, da erhoben die MRed- ner und Dichter gndere Ansprüche. Es langweilte sie, den Ruhm des Monarchen zu besingen, seinen Festen Glanz zu verleihen, dem Hofe und der feinslen Gesellschaft der Welt zur Zierde zu dienen, Beengt in threr eigentlichen Sphäre, durch- brachen sie dieselbe mit Gewalt. Statt die Einwirkung der Regie-

rung auf das Volk zu unterstüßen, statt die Gemüther zum Gehor- |

Cut

sam vorzubereiten, wie ste früher gethan, erdreisteten ste sich, die Prin-

zipien der bürgerlichen Gesellschaft zu erörtern, die Rechte der Gewalt |

streitig zu machen und die des Volks zurückzufordern ; und bald glaub- ten sie, eine Radikal-Reform im Staake ausführen zu könnten. Man weiß, welches die Folgen dieses gefährlichen Versuches waren. Das in seinen Fundamenten bloßgelegte Gebäude der Gesellschaft stÜrzte gänzlich zusammen, und seine Trúmmer schienen die Unfähigkeit der Wissenschaft zur Lösung politischer Probleme darzuthun.

Lassen Sie uns, meine Herren, diese Vorwürfe, die mit Recht |

. dey unerfahrenen Unwissenheit gemacht werden, nicht für die Dteratur e Philosophie annehmen. Wenn es wahr ist , daß durch die philosophische und literarische Schule des 18ten Fahrhun- derts den Geistern eine falsche geistreichen Männer, welche jene S b nen glücklichen Einfluß auf ihre Zeitgenossen

Schule bildeten, nicht immer ci- ausüúbten , so geschah

Richtung gegeben wurde; wenn die |

dies nicht wegen der Kenntnisse, die sie besaßen, sondern wegen der |

S rf die sie nicht besaßen. m he en S S M iéen enthält, die Praxis der Geschäfte allein fonnte ihnen Anleitung geben, dieselben auf nüßliche Weise anzuwenden, und ihre Unwissenheit in diesem Punkte täuschte die ehrenwerthesten ichten. M Ah will gerecht seyn gegen das 18te Jahrhundert, welches uns o viele nüßliche Wahrheiten und wohlthätige Prinzipien als Erb- schaft hinterlassen hat; jenes Fahrhundert dem mehr als irgend ei- nem anderen der Ruhm gebührt, die Würde des Menschen verstanden und geachtet zu haben. Jch werde die durch einen gufrichtigen und uneigennüßigen Patriotismus tnjpirirte Kühnheit nicht zu streng ver- dammen. Fn der That, als am Ende der Regterung Ludwigs XV. die Verfassung Frankreichs nur ein verwirrter Haufe vevralteter Ge- bräuche war; als die Großen der Erde gezeigt hatten, daß es der Weisheit der alten Traditionen vorbei sey; als endlich der einem ausschweifenden Fürsten schuldige Gehorsam nicht mehr durch die Achtung der Völker veredelt wurde, da war es i Geist der Philosohie und der Wissenschaften berufen zu seyn glaubte,

einer zerrütteten Gesellschaft zu Hülfe zu kommen, und daß man zur

Abstellung des durch Vorurtheile und Routine erzeugten Uebels Neue- rungen vorschlug, deren Gefährlichkeit damals Niemand ahnete. Sn dem großen Kampfe, der sich zwischen einem hartnäckigen Emysrizmus und einer verwegenen Weisheit entspann, traten auf bei- den Seiten alle edle Gefühle und alle schlechte Leidenschaften des Men- schen hervor. Es bedurfte vieler Unglücksfälle und furchtbarer Tage, um die Ohnmacht der beiden Prinzipien darzuthun, die sich wechsel-

seitig hatten ausschließen wollen, und die werthvollste Frucht unserer |

Revolution wav vielleicht die Gewißheit, daß, um die Angelegenheiten

der Welt zu leiten, rang js verbinden.

ach furchtbaren Stürmen ging eine neue Sonne über dem |

Raterlande auf. Eine mächtige Hand sammelte die Trümmer, welche die Erde bedeckten; Bonaparte bestimmte unser Loos, und seine erste Sorge war, sich mit moralischer Macht zu umgeben, welche die alte Regierung sich niemals zu verschaffen gewußt hatte. Er nicht nur, wie Ludwi | samkeit , die Künste die Zierde seines Thrones wúrden , er verband

Das Studium hatte ihnen geist- |

mit |

es naturlich, daß der |

es nicht zu viel ist, die Theorie mit der Erfah- |

( wollte XIV., daß die Wissenschaften , die Gelehr- |

sie mit der Politik und bekleidete die Gelehrten , die Literaten und |

die Künstler mit den höchsten Würden.

dinguzaen wie die alte. Kein Standesunterschied berief vorzugsweise eine Klasse von Bürgern zu den Staats-Aemtern. Es gab keinen Adel des Kleides oder des Degens mehr, der si oge sweise zur Thätigkeit berufen glaubte; keine Gelehrten oder Philosophen , die sch mit dem Reiche des Gedankens begnügten. ;

Die Schranken welche Stände und Jntelligenzen , wie die Ge- biete und die Geseßgebungen/ geschieden hatten, waren gefallen. Das neue Frankreich erschien \ dn und stark durch seine Einheit, und jedes seiner Kinder begann seine i mit der Ueherzeugung, #9 weit

vorzudringen, als sein Genie es gestatte,

Damals begann eine neue | Die moderne Gesellschaft bestand nicht unter denselben Be- |

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Der Kaiser verstand es: 110 i mußte die Wissenschaft dem Befehl Autorität verlethen, Er Úber- chähßte gewiß nicht den Werth der Theorieen in der Politik; er gab bei weitem den speziellen und positiven Kenntnissen den Vorzug ; allein

er wußte auch, daß die Praxis durch allgemeine Fdeen aufgeklärt wer- den muß, um nicht

Macht lehrte ihn, daß die spekulativen Geister, welche in ihren Stu- dir-Zimmern sich bemüht - die Thatsachen unter das Joch der Theo- riéen zu beugen, sih gewdhnlich im Kampfe gegen die Schwierigkel- ten des wirklichen Lebens weit geshickter und kühner zeigten. Man muß indeß eingestehen daß eine militairische Regierung

hlecht zu einer großen Freiheit des Wortes oder Gedankens paßt. | Fndem der Kaiser die in den Wissenschaften ausgezeichneten Männer | ehrte und ihnen selbst hohe Würden übertrug, mißtraute er threm | Er bezeichnete gern einen Jeden , der die von ihm gestat- | teten Gränzen Überschritt, mit dem Namen eines Tdeologen und hätte | eine stolze Unabhängigkeit gewiß nicht durch große Ehrenbezeigungen |

Einflusse.

ermuthigt. Hätte seine Herrschaft länger gewährt , so würden wahr

scheinlich die Beredtsamkeit und die Poesie, auf die Verherrlichung | setner Siege beschränkt, sich guf eine traurige Weise wteder an etnen | meine |

Triumphwagen haben spannen lassen. Die wahre Freiheit,

Herren, sichert beiden heutiges Tages ein hdheres Loos.

Auf diesen Bänken , wo Sie, als eine so theure und so ruhm- |

volle Ausnahme, mir Plaß zu nehmen gestatten, erblicke ich in den ersten Männern des Staats mehrere Häupter unserer Literatur.

Die Minister treten nicht mehr, wie zur Zeit des Kardinals Riche- | lieu, Fhres erlauchten Gründers, durch eine höfliche Adoption oder |

unter dem Namen von Proteftoren in die Akademie ein. Ernste

literarische Gespräche eröffnen ihnen den Eintritt, und zu keiner | Zeit unserer Geschichte war die Verbindung zwischen der Kunst und |

der Politik so innig. Dahin mußte es kommen, meine Herren, un- ter ciner Regierungsform, wo die Macht stets dem Tüchtigsten zu Theil wird, wenn er es dahin zu bringen gewußt, daß die intelligenten Massen seine Ueberlegenheit begriffen und anerkannten. Sich mit zahlreichen Versammlungen in Sympathie zu seßen, die Meinung überall zu leiten, wo sle sich bildet, durch alle zur Erregung des Publifums geeignete Mittel auf dasselbe zu wirken, das sind die Wege, welche heut zu Tage in Frankreich zu Chre und Reichthum führen; und sind diese Wege nicht dieselben, welche die Musen zu betreten lehren? Einer der großen Geister Deutschlands, Schiller, führt in ciner schdnen Fabel einen Dichter ein, der sih gegen den König der Götter über den geringen Antheil beklagt, den er bei der Vertheilung der Güter der Erde erhalten have. Jupiter trôstet ihn und fragt verwundert: „Wo warst Du, mein Liebling, als die Eh- ren und Schäße durch meine Diener vertheilt wurden ?// „Ach!“ erwiderte der Dichter, „ich war bei Dir, das is die Ursache meines Elends.//

Dies wäre bei uns nicht Eucr Loos, JFhr Dichter, Redner, Philosophen, die Fhr auf dem Katheder, auf dem Forum, im Thea- ter das Volk zu unterrichten und anzuregen versteht. Schreitet mit Vertrauen in den Laufbahnen fort, die Euch gedfnet sind. Eure dankbaren Mitbürger , die vielleicht noch mehr für das edle Vergnügen, das Jhr ihnen verschafft, als für die Dienste, die JFhr ihnen geleistet, dankbar sind, werden Euch überall folgen wohin Fhvr sie führen wollet, und die Gewohnheit, auf den \{chlüpfrigen Pfaden der Praxis einher zu schreiten, wird Euren Schritt sicher machen. Vor kurzem hat Jhr erhabener Beschüßer, indem er die von cinem unserer beredtesfen Kollegen im Namen des Funstituts ausgesprochenen Wünsche beantwortete, gesagt, „daß er sich stets bestreben werde, den Gelehrten, den Schriftstellern, den Künstlern, in deren Mitte er gelebt habe, die Stellung zu geben / welche dice Gerechtigkeit und das dffentliche Fnteresse ihnen sichern músse,// Diese Worte sind cines Fürsten würdig, dem es vorbehalten wav, Frankreich vor der Gefahr neuer Revolutionen zu schüßen; eines Fúrsten, der alle Fnteressen scines Fahrhunderts und seines Landes begreift, und der für seinen Ruhm arbeitet, indem er den Unter- richt in allen Klassen verbreitet; denn je aufgeklärter die Nation ist, um so mehr wird sie auch die ungeheuren Schwierigkeiten sei- ner Regierung und die geduldige Tugend , welche ske überwunden hat, würdigen.

Hat aber eine so ausgezeichnete Hinneigung der Literatur zur Politik nicht ihre Gefahren? J| nicht zu befürchten, daß die in- telligente Fugend sich gänzlich in den Strudel der Angelegenheiten hineinziehen läßt; daß die ruhigen Forschungen aufgegeben und die literarischen Erfolge fernerhin nicht mehr den Hauptehrgeiz der Ge- lehrten bilden werden? Dergleichen Vorhersehungen würden mit Recht die uncigennüßigen Freunde der Wissenschaft oder Kunst beunruhigen, aber sie werden sich niemals realisiven. Um dies zu verhindern , vertrauen sie, meine Herren, guf die mächtige , unwi- derstehliche Anziehungsfkraft , die cin der Muße und den Studien gewidmetes Leben für erhabene Geister und edle Herzen hat.

Heut zu Tage sind in Frankreich, und dies is unser Ruhm, die Erforschung der Wahrheit, die Bewegung der Fdeen, kurz das gei- stige Leben, ein gebieterisches Bedürfniß für Alle geworden. Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts strômten die ausgezeichnetsten

Männer Europas in unsere Salons, weil nirgends in der Welt die | Conversation einen hôheren Schwung und einen so freien Lauf hatte. |

Seitdem hat sich die Bedeutuug des Französischen Geistes nicht ver-

mindert ; die Laufbahn, welche ihm erdffnet wurde, hat sich vielmehr |

erweitert, und jeden Tag bereichert die Erfahrung den Schahz unse- ree erworbenen Kenntnisse. Man muß indeß gestichen, die edlen Freu-

den, welche der Austausch der Fdeen den tintelligenten Personen ge- | seitdem |

währt, haben viel von ihrer Annchmlichkeit verloren, auf die durch Feinheit gemäßigten Kämpfe der Salons die übermäßig heftigen Kämpfe der Tribüne und der Presse gefolgt sind. Dhne an der Wahrheit zu verzweifeln - Aufopferung des Friedens der Seele und der harmlosen Freuden zu theuer erkauft sey, Gott verhüte, daß ich von der gegenwärtigen Zeit nachtheilig spreche! Die Repräsentativ - Regierung hat ihre Rothwendigkeiten, und das, was sie gewährt, wiegt hinreichend das auf, was sie kostet; aber in den unagufhdrlichen Kämpfen, die ste er-

fordert , fühlen auch die Unerschrockensten zuweilen thren Muth sin- | i Opposition ohne |

fen. Sie wünschen Diskussionen ohne Bitterkeit, Erbitterung, kurz Bewegung ohne Anstrengung. :

Die Wissenschaften allein, meine Herren, sichern heutigen Tages diese Vortheile; auch werden sich unter den mit hohen Geistes-Fähig- feiten begabten Männern immer Viele finden, welche die Wissenschaf- ten um ihrer selbs willen fultiviren und, fern von allem Tumult, sagen werden: „Wir haben den besten Theil erwählt. Wahrlich, seit dreißig Jahren hat es keinem Gelehrten an Gelegenheit gefehlt, cine volitifche Rolle zu spielen, und doch haben Viele von ihnen sich bei Seite gehalten und in einer edlen Ruhe verharrt. Haben diejeni- gen einen Beweis von Unvorsichtigkeit oder von Schwäche gegeben, die sich sogleich an das Ziel gestellt, wohin wir Alle streben ; die der Lebensweise den Vorzug gegeben , auf die sich so häufig unsere Täu- hung in der Gegenwart und unsere Hoffnung in der Zukunft bezie- hen? Werde ich es hier wagen, meine Herren, zu Jhnen von mir selbst zu sprechen? Ach, môdge es mir erlaubt seyn, mich an den Augenblick zu erinnern, w0 ih, fern von Frank- reich , die große Gunst - erfuhr, die Ste miv zu bewilligen, die Güte hatten. Fch hatte damals Mühe - meine Freude zu mä- Figen. Fch fühlte das Schmeichelhafte einer solchen Auszeichnung. Fch war um meiner Kinder und um meiner selbst willen stolz darauf, daß mein Name mit den beiden größten Namen, die Frank- reich zur Ehre gereichen, zusammen würde etngetragen werden. Aber dies war nicht die Hauptsache, welche mein Herz rascher schlagen machte; nicht jenes Ruhmes wegen, den ih vornehmlich Jhrem mir erwiesenen Wohlwollen verdanke. Es schien mir, ene Sie das Glück für den Ueberrest meines Lebens mir gesichert hätten. Die Akademie erschien mir wie ein Regenbogen während eines Sewit-

in einer so eingerichteten Gesellschaft |

in Routine auszuarten, und der Jnstinft der |

finden Einige doch, daß sie durch die |

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung F 196,

ters; ih s{hmüdckte sie mit allen Reizen der Thätigkeit und der Ruhe, des Ruhmes und der sanften Neigungen. Fh wußte es, meine Herren, daß Sie in diese erlauchte Versamm ung, wo alle politische, philosophische und literarische Systeme durch ihre ausge- zeichnetsten Häupter repräsentirt sind, stets mächtige Ueberzeugun=- gen, unerschütterliche Prinzipien mitbringen, und daß dennoch bet Fhren Debatten die innigste Herzlichkeit herrscht. Hier begegnet Riemand einem Gegner, und wenn es, ohne Blasphemie, erlaubt ist, mit ihrer Devise den Gedanken Tertullian's zurückzurufen , #0 würde ich von der Akademie sagen: ¿Sie is sanft, geduldig, weil sie unsterblich ist.// L z

h S R N Privilegium der Wissenschaften! Sie ver- breiten in ihrem Heiligthum einen Wohlgeruch/ der die Gemüther besänftigt und die Herzen erhebt. Fürchten Sie nicht, daß dieser Reiz verkannt werden könnte, und daß der Ehrgeiz den Plaß einneh- men werde, auf dem die Poesie ihren Gedanken würde nachhängen wollen, Bei der von mir als der unterscheidende Charakter unserer Zeit bezeichneten Verbindung zwischen Theorie und Praxis, zwischen den Wissenschaften und den Geschäften, werden die Lehteren viel ge- winnen, und die Wissenschaften können nichts verlieren. Die von 1h- rem Geiste begünstigten Männer werden den Erfolgen, welche sie ver- sprechen, stets den Vorzug geben, oder wenn sie sh einen Au enblick in das Getúmmel der Welt hinreißen lassen, im Grunde des Herzens werden sie doch stets ihrem Berufe getreu bleiben und mit ihren Wünschen den Augenblick beschleuaigen, der ste ihren Lieblings - Be=- schäftigungen zurückgeben wÜrde.//

Aus der Rede, mit welcher Herr Roger, als Präsident der Akademie, Herrn von St, Aulaire antwortete, heben wir nur folgende Stellen heraus, welche theils die Persdnlichfeit, theils die literarischen Verdienste des Grafen näher charakterisiren:

„Es war im Jahre 1804. Der in die Verschwdrung von Moreau und Pichegru verwickelte Marquis von Rivière war zum Tode verur- theilt worden, doch wurde scine Strafe in Deportation verwandelt, nachdem er vier Fahre im Gefängnisse des Schlosses Joux gesessen haben würde. Nach Ablauf dieser vier Jahre verwendeten fich eis nige seiner Freunde für ihn bei dem Polizei-Minister, der thnen zur Antwort gab, daß Herr von Rivière in Freiheit geseßt werden solle, wenn sich sechs bekannte Personen verbürgten, daß er sich wieder stellen werde, sobald die Behörde ihn rekflamire.

Von den scchs Bürgen waren fünf seine vertrauten Freunde, nämlih Herr Matthien von Montmorency , Herr von Brancas-Cé- reste, der Fürst von Léon, der Herzog von Fiß-James und Herr de la Ferté-Meun.

Ein einziger Bürge (vielleicht der Gewalt eben so verdächtig, wie die fünf Anderen) stand damals in keinen freundschaftlichen Be- ziehungen zu Herrn von Rivière. Dies waren Sie, mein Herr, und Sie gen zu den cifrigsten Theilnehmern an dieser großherzigen Handlung. e i

Mochte indeß das Versprechen des Polizei-Ministers nicht auf- richtig gemeint, oder er nicht im Stande seyn , dasselbe g erfüllen, Herr von Rivière befand sich noch im Gefängnisse, als 17 seiner Gefährten die Mauer durchbrachen und entflohen. Aber der edle Ge- fangene weigerte sich, ihnen zu folgen, und als der Kommandant der Festung alle Kerker bis auf den seinigen leer fand und ihm sein Er- stgunen darüber zu erkennen gab, erwiederte er: ¿Meine Kameraden haben mir ihren Plan mitgetheilt; aber Freunde in Paris haben sich für mich verbürgt; ihr Wort is so gut, wie das meinige; ih mußte es halten und bin geblieben.

Eine #0 seltene Loyalität rührte Napoleon, der bei seiner Vers mählung Herrn von Rivière in Freiheit seßte und zwei von den Bürgen desselben, Sie, mein Herr, und Herrn von Brancas mit einem hohen Range an seine Person knüpfte.

“Eine Schwierigkeit blieb indeß noch zu überwinden. Bei der gerichtlichen Einzeichnung der Guadenbrièfe ist es gebräuchlih, an den Begnadigten cine Anrede zu rihten. Dies war keine Kleinig- keit, denn Herr von Rivière hatte im voraus erflâärt, daß er selbst auf die Gefahr hin, wieder in das E von Foux zurückkehren zu müssen, frei und öffentlich gegen diesc Anrede protestiren werde, wenn dieselbe ein einziaes beleidigendes Wort gegen die Prinzen des Hauses Bourbon enthalte.

JFhnen, mein Herr, Jhrer zarten Vermittelung verdankte Herr von Rivière die Vervollständigung seines Glückes; es wurde ihm von den Beamten nicht ein cinziges Wort, welches seine Treue hätte verleßen können.

Als es Gott gefiel, dieses edle Herz zu sich zu rufen, so wollte Herr von Rivière Jhnen etnen Bewets der Erinnerung und der Dankbarkeit geben (dies sind die Ausdrücke seines Testaments) und vermachte Fhnen sein Offizier-Kreuz der Ehren-Legion. Als der Notar diese Klausel las, bemerkte er, daß dieselbe keinen Werth habe, da Sie nur Ritter seyen. Aber der König, welcher den Wunsch des Testators errathen hatte, ließ Sie auf der Stelle benachrichti=- gen, daß er hierin mit Vergnügen beistimme, und ernannte Sie zum Offizier der Ehren-Legion,

So, mein Herr, hat unter allen Umständen Feder, der König, der Herzog von Rivière und Sie, seine Pflicht gethan; auch ih habe die meinige erfüllt, indem ich dics einem ausgewählten Pu- blikum vortrug, das cinen einfachen und wahren Bericht Über schdne Handlungen stets mit Beifall aufnimmt.//

Zur Charakteristik des Werkes des Grafen St. Aulaire über die Geschichte der Fronde bemerkte dann Herr Roger weiterhin Folgendes : /

„Es war ein großes Unternehmen, meine Herren, eine ernste Ge- schichte iener unter dem Namen Fronde bekannten Epoche zu versu- chen , dieser bizarren und oft burlesfken Episode unserer Annalen, wo die Wichtigkeit der Handlungen fast durch das Lächerliche der Mittel überboten wird, wo man sich aus Galanterie empdrt , sich zu allen Stunden, ausgenommen zur Stunde des Soupers, \{chlägt; wo die Kämpfer , welche einen Strohwisch oder ein Stück Papier als Feld= zeichen trugen, einen Erzbischof und eine Prinzessin unter ihren An=- führern hatten; wo man leichtfertig aus einem Lager in das andere überging und morgen seine Freunde, seine Reden, seine Versprehun- en, seine Komplimente und seine tiefen Ueberzeugungen vom vorigen Tage Lügen strafte; wo man sich vereinigte, ohne sich zu beklagen ; wo man fich tddtete, ohne sich zu hassen; wo Gesänge und Epigramme sich mit Degenstichen und Flintenschüssen vermischten; wo man nicht weiß, was man sagt, was man thut, oder wohin man geht; wo die erlauchtesten Namen sich den elendesten Leidenschaften bingcbát: wo der große Condé und der große Turenne um die Wette das Blatt ih- ves Lebens vorbereiten, welches man zerreißen müßte; wo es'in Frank- reich nur einen einzigen Weisen, einen einzigen Heros, einen einzigen Mann gab, den Präsidenten Molé; wo ein Enkel Heinrich’s IV. sich zum König der Hallen proklamiren ließ ; wo der Französische Adel sich in Masse bei den Augustinern versammelte, um Über die wichtige Angelegenheit eines von der Königin - Regentin der Frau von Pons bewilligtes Tabouret zu berathen; wo endlich das unbesonnene, von der Rechten zur Linken gestoßene, bald siegende, bald geschlagene, im- mer zahlende Volk sich tröstet, indem es sein eigenes Elen besang. Ach , mein Herr, is Fhre ernste Feder bei den Schwierigkeiten eines solchen Gemäldes nicht Fhren Händen entsunken? |

Und wenn die Ausführung desselben schwierig is, war es nit der Erfolg noch weit mehr? Wie sollte es nah so vielen p nbs pikanten, mannigfaltigen Memoiren , die voll Geist, Farbe, ga gung und Leidenschaft find, von Augenzeugen, von Z gli ieser Lragi-Rombdie herausgegeten e S h Fete 0 weeds unterrichten und unterhalte nach dem Kardinal von Reh und Madame vo# Motteville g

v tefe Fragen, mein Herr, warf man auf, als Jhr Werk er«

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