Jnterventions-Politik hatte geschlagen.“ Der Schluß des Arti- Éels bildet die Behauptung, daß nur elne legale Politif gegen die Türkei, Frankreich das Recht geben könne, die religiosen und libe- ralen Sympathieen zu offenbaren, die es für die Griechische Ve- L empfinde. Ten Gieden mehrere telegraphische Depeschen nach Tou- louse abgesendet. Heute hieß es, das Ministerium habe Herrn Mahul anempfohlen, die Volkszählung fortzuseßen, Zahlreiche Truppen-Abtheilungen waren zugleich nach dieser Stadt beordert. Der Prâäfekt der oberen Garonne hat zur Beruhigung der aufgeregten Gemüther in Toulouse folgende Proklamation ergehen lassen, „Bewohner von Toulouse, die Unruhen, deren Schauplaß Eure Stadt gewesen, haben nur einen Jrrthum über die Ausfuüh- rung des Geseßes zum Grunde, einen Irrthum, den Ucbelwol- lende benußen und vermöge dessen sie Euch in Euren Befärch- tungen unterhalten; mein Wunsch is, dieselben zu verscheuchen, Sie reden Euch vor, die Verwaltung werde sich zu Haussuchun- gen erniedrigen , Eure Möbeln zählen und Euch fräânfen- den Nachforschungen unterwerfen, das ist unwahr; man verleumdet die Verwaltung, die Ausführung des Gesetzes über die Volkszählung zieht kcine von diesen drückenden Maßre- geln nah sih. Es hat bloß zum Zwecke, eine gleichmäßige Bertheilung der Abgaben festzustellen, Also weder in diesem Ge- seße, noch in den Mitteln zur Ausführung lajfen sich Gründe zur Auflehnung gegen die gegenwärtige Berwaltung finden. Meine erste Pflicht, wie Jhr einsehen müßt, ist, die Ausführung der Geseße zu sichern; nur unter dieser Bedingung is eine Regierung möglich. Rechtliche Absichten und den aufrichtigen Wunsch, das Gute zu thun, bringe ih mit zu Euch. Jn meinen Händen ruht zunächst die Ruhe dieser großen Stadt. Zur Wiederherstellung der Ruhe nehme ich die Mitwirkung aller guten Bürger, welche D.
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Freunde unserer Institutionen sind, in Anspruch. Y
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* Paris, 12. Juli. Es ist seit einiger Zeit von einem Ver- bote die Rede gewesen, dem zufolge der jeßige Erzbischof von Pa- ris Affre dem Herrn Abbé von Genoude, Haupt-Redacteur und Besißer der „Gazette de France“ untersagt, ferner in_dem Erzbi-: \{höflichen Kirchsprengel zu predigen. Da diese Sache einige Wichtigkeit hat und nur unvollkommen von den Franzbsljcken Blättern mitgetheilt worden if, so möge hier eine umstandliche Dar- legung derselben erfolgen. Der Abbé de Genoudeist bekanntlichPriester und Redacteur jenes vielgelesenen legitimistischen, Der Je Des stehenden Französischen Regierung besonders feindlichen Fournals,
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Der Abbé is reich, gewandt und voll Talent. Ohne die Mittel und Hebel seiner Polemik zu billigen/ bleibt die Thatsache aufrecht, daß die „VBazette“ mit siylistischer und polemischer Seschmeidigfeit geleitet wird und nach dem SOUTIOI He C tecle“ und der „Presse die meisten (2) Abonnenten zählt, Herr von Villèle inspirirt vorzug®- weise dieses Dlatt y dessen Richtung und Art und Weise nicht immer von der älteren Bourbonischen Linie gebilligt wurde, indem die „Gazette“ die revolutionairen Mittel: Wahlreform, allgemeines Stimmrecht und andre Utoptien gebraucht, um dadurch am sicher- fen z1 ihrem Ziele zu gelangen. Dabei ist die Polemik der „Ga- zette‘“ gegen das jeßtbestehende Regiment in Frankreich stets außerst R. neue Erzbischof Affre, das Haupt derjenigen Geist- lichkeit, welche fich der jeßigen Regierung anschließt, ließ vor einigen Monaten den Abbé de Genoude zu sich kommen und er: öffnete ihm: Er, der Erzbischof von Paris, fönne es unmdglch dulden, daß ein Geistlicher, der täglich in einem gelesenen Biatte die bestehende Ordnung, das bestezende Staats-Oberhaupt angreife und deren Umsturz predige, zu gleicher Zeit von der Kanzel des Seelsorgers herab Worte des Christenthums predige. Herr von Genoude entgegnete dem Erzbischofe Bieles und Manches, was fich namentlich auf das feste Anhalten an das monarchische im Fuli 4830 in Frankreich umgesiurzfe Prinzip bezog. ch er Erzbischof Fingegen hielt den Punkt fesk, daß es ihm gegen die E rförDernisse feiner Religionspflichten zu seyn scheine, „wenn er es fet net erlaube, daß Herr von Genoude zugleich Kanzel - Redner und L olemifet sey. Die Entgegnung des Herrn von Genoude, ais B E E nem Blatte am wesentlichsten zur Vertheidigung der Französischen Katholiken mitwirke, machte einigen Eindruck auf den 1 ralaten ; eben 0 die Aeußerung: er, Herr von Genoude, werde ich im Fall eines Verbots zu predigen ins Ausland begeben und dort die Beweggründe des Erzbischofs veröffentlichen. KUrz nach dicse äußerst lebhaft geführten Unterhaltung trennten sich die E Geistlichen, indem der Erzbischof Herrn von Genoude ¡e Be gung ermahnte, jedoch ohne hinzuzufügen, daß, falls er sich nicht dem Verbote fügen werde, er ihn mit dem Jnterdikt belegen erde. — ] L Giniae Monate blieben nun die Dinge in derselben Lage. Herr von Genoude predigte von Zeit zu Zeit, namentlich wäh- rend der Osterfeske, zur Epoche der Fasten u, |. w., und fuhr fort, die Oberleitung der „Gazette de Sance“ ¡U betreiven. Hh NRor einigen Tagen aber erdssnete der Erzbischof von Paris von neuem Herrn von Genoude nichk mehr zu predigen oder el- nes Jnterdifts gewärtig zu seyn. Dem fanonischen Rechte, der erzbischöflichen Oberaufsicht Uber die gesammte Pariser Geistlich- feit zufolge, is der Erzbischof Affre befugt, cin solches Verbot he gehen zu lassen. Auch erfahre ich aus der sichersten Quelle, daß sich Herr von Genoude der Weisung seines Oberhirten fügen (d, Um (0 Mehr, da in der eigen — ommerzeit die geisilici en Bortràge bei der Abwesenheit eines großen Theils der vornehmeren elt \eltener und minder besucht sind. E E Als Zeichen der Spaltung, die in der Französtschen Geist: lichkeit eingerissen is, indem ein Theil sich aus verschiedenen Rücksichten der jeßigen Regierung nähert, ein anderer, bei wei- tem größerer Theil aber diese Annäherung verdammt, obgleich sie von Rom aus nicht gemißbilligt wird, als Symptom also is diese Spaltung bemerkenswerth; um so mehr, da der neue Erzbischof von Paris aus politischen Rücksichten gegen L errn von Ge- noude eingeschritten ist und dessen geistige Freiheit beschränkt, also einé Einmischung in das Gebiet der ‘Politik von Seiten des Kle- rus wieder beginnt, wenn auch in einem anderen Sinne als die zur Zeit der Restauration \o vielfach und oft mit Recht als über- trieben getadelte. N S | In anderen Kirchensprengeln kann natürlich Herr von Ge- noudè noch immer predigen, so lange ihm die dortigen Bischdfe nicht die Kanzel versagen. Man glaubt nicht , daß von Seiten des Herrn von Genoude eine Supplik nach Rom gerichtet werden wird. Die „Gazette de France“ beobachtete über diese ganze An- elegenheit ein bis jeßt noch nicht gebrochenes Stillschweigen, das ournal „die Presse“ zeigte das Faktum des erzbischöflichen Ber- dots vor einigen Tagen ohne nâhere Darlegung an, Man muß abwarten, welche Schritte Herr von Genoude bis zum nächsten i hun wird, 7 S B rIbübnit „le Temps“, jeßt von Herrn von Montrol, nicht mit dem Freunde Talleyrands und der Madame Hamelin u verwechseln, redigirt, lieferte vor einigen Tagen wieder O Beitrag der alt-Französischen Politif, dem zufolge die jeßige Re-
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gierung eine Allianz mit den kleineren Deutschen Staaten, Belgien, Sardinien, Holland u. #. w, aufsuchen müsse. Dergleichen Styl: úbungen haben nicht die mindeste politische Bedeutung, wenn auch einige in ihnen enthaltene Gedanken im Sinne von Herrn Passy und Anderen seyn sollten.
Man spricht von dem bald erfolgenden Erscheinen einer Broschúre, welche mehrere an Frau von Feuchères zur Zeit der Restauration gerichteten Briefe enthalten foll,
Großbritanien und Frland.
London, 10. Juli Abends. Nicht heute, sondern erst mor- gen werden der König und die Konigin der Belgier abreisen ; sie begeben sich nach Belgien zurúck, und Prinz Albrecht wird dem Vernehmen nach, nicht in Begleitung seiner erlauchten Ver wandten, sondern erf später seine Reise nach dem Kontinent an- treten und ungefähr einen Monat abwesend bleiben,
Während die liberalen Blätter das Land auffordern, sich auf eine zweite allgemeine Wahl gefaßt zu machen, falls Sir M Peel ans Ruder kme, und keine hinreichende Maioritàat im Unter- hause fande, wird von der Tory-Presse ebenfalls zur Kegistrirung der Wähler angefeuert, aber aus der umgefehrten Vorausseßung, daß nämlich die Whigs selbst noch eine abermalige Parlaments- Auflósung wagen würden. / Die Ti ist “züglich, welche dies in Aussicht stellt; ihr allerdings einige Bemerkungen der Morning Chronicle nicht ungegrändeten Anlaß geben; denn dieses ministerielle Blatt sagte ge]tern: „Es wird immer wahrscheinlicher, daß wir binnen hier und einem Zahre noch eine
llgemeine Wahl zu erwarten ? Ueberall tritt uns diese 4
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Wahrscheinlichkeit entgegen. Sollten die Tories dieses verzwel- f ohl nach ihrerNesigna- t
,
Ae S L (Q: 90
wozu
te Wag stú cknicht unternehmen, so ist w on eine Auflosung zu erwarten. Und úberdies ist, abgesehen von alen ParteirÜcsichten, dieserm à chtige Grund fuüreineneue Berufung an das Volk vorhanden, daß die jeßige Appellation ilm keine deutliche Antwort auf die ihm zur Entscheidung vorgelegte Frage entlockt hat.“ egc! diese Andeutung erhedt sich nun die Times, die selbst von Seiten Sir R. Peel's eine nochmalige Parlaments - Auflósung im Laufe dieses Jahres ungeziemend fin- den wollte, mit aller Macht. „Wahrlich“, sagt sie, „ein höchst verzweifelces Wagstück wäre es, Zzhre Majestät in die verfas- sungswidrige Lage zu verseßen, daß sie um clues factidsen Partei- ¿wes willen die Königliche Prävogative proftituiren sollte, Aber die Whig - Blätter hoben in der That schon eit einigen Tagen darauf angespielt. Fast bei jeder Wahl wollen sle entdeckt ha- ben, es sey durch irgend eine Rede bei der Wählerscl aft ein so günstiger Eindruck zu Gunsten des revolutionáren Budgets hervorgebracht worden, und die Stimmung der Wähler fange an, sich so zu verbesjern, daß es nur einer nochmaligen Appellation an das Volk bedürfe, Unm dem Ministerium den Gleg u sichern. Genug, diese 2
2 al d » T ALRR I 15 4+ zustellen, als ob die Wahler jeßt
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tâtter suchen die ganze Sache so dar- feine Entscheidung fâll: 401, (Nen Ut O Plaidoyers anhôrten und den br: theilespruch bis zur nächsten Parlaments- Auflösung verschoben, Gesekt den Fall, was jedoch sehr unwahrschelalich (l 7 00S zu erwartende konservative Ministerium fände es wirklich nothig, die Auflosung des unter den Auspicien seiner Gegner einberufenen Parlaments anzuempfehlen, so würde es nur 1m Geiste der Verfassung und nach dem in allen solchen Fällen fest: sehenden Gebrauch handeln. Tür die Whigs aber würde sich die cinem von ihnen selbst einberu fenen Unterhause ge- Selbst die jeßige Auflosung, wenn
man sie als ein bloßes Auskunftemititel becrachtet, um die den Ministern von einem ihnen feindlichen Parlament ihrer .ei- j Resignation zu entgehen,
Maßregel. Daß die
- f Aae,
genüber, ganz anders st ellen.
genen Einberufung aufgenothigten L war eine factidse und verfassungswidrige ( : I8higs uns aber, nachdem fi leßte Mittel versucht , uns nun fagen sollten, sie seyen entschlossen, da das von ihnen selbst einberufene Parlament ganz gegen lhre Wünsche ausgefallen, das Land der bloßen Gunsk Jhrer Majestat so lange durch
ig aufzuregen und zu erschütte I ist wahrhaftig das
ternommen wor:
fte diejes
Vermo ¡€ wiederholte Auflösungen hartnäd e das Volk sich unterwürfig gemacht, das eifeltste Wagskück, welches Jem (6 l Die Prärogative der Königin wourde dad! rh aufs \{chmäh:- constitutionellen Privilegien des Yolks in den
Bürgerkrieg zwischen der
Me ( Kampf gebracht. Es ware geradezu ein d dem Unterhause. Die Wahl zu Dublin wird mit außerster Heftigkeit und un- großem Tumult fortgeseßt; nach dem leßten Berichte hatte ’onnell 27140 Stimmen und jein Gegner, der Tory- Kandidat Die Abstimmung war aber noch nicht ge{chlossen. ir Jrland, dessen Wahl in )orffhier noch nicht entschieden is, rechtfertigte in der ede, die ¿zu Wakefield vor seinen Konstituenten hielt, die von den Ili-
on ola - Not nrt H io H Ano f, en Handels: Besjormen Untel Anderen
Krone
e 7 OQONIZ Seit, 20ND
s E . B K E S A G A4 Lord Morpeth, der Secretalr c
iern vorgeschlage! durch Betrachtungen:
(egner (namentlich Siv N. Peel) haben die gefiörten
l rachoben und
A 4 E Se “F duitcte zu erttarcli aciucht.
¡U NCVe Revrhältnisse zu verschtedenen fremden Ländern he daraus den gedrückten Zustand unserer 1110, went aber di int Verhältnisse dicser Länder zu uns und der nicht aufhdren , wenn ste fortdauern, wenn sie gar zu sollten? Man wünscht keine Feindseligkeiten mit Amerika, Xcch stimme von Herzen in diesen patriotischen Wunsch ain, 1 mdchte aber neue und stärkere Garantien für die Eintracht der Na- auffinden. Es genügen oft cingebildete und triviale Ursa : Krieg herbeizuführen. Man gebe uns wirkliche und dauernde Gründe für die Bewahrung des Friedens. Jch fürchte, der Friede wird niemals durch die Argumente von Philosophen oder durch das Natsonnement von Staatsdkonomen , oder durch die Lob vreisungen der Dichter, oder selbst, #o wie die Welt cinmal i\l/ durch die Vorschriften der Geistlichen auf eine lange Zeit gesichert werden. Wir konnen es nicht bewirken , daß sich der Lôwe friedlich neben dem Löwen niederlegt - wohl aber einen einträglichen Handel ¡wischen den Wollenwagren von Leeds und dem Zucker der Tropen- länder herbeiführen. Wir können die Menschen nicht bewegen, thre Schwerter in Pflugscharen zu verwandeln, wohl aber den Stahl von Sheffield gegen die Aerndten Polens und dgs Mchl Amert- fas gustauschen. Jch glaube, die wirksamste Weisc, dem Sflaven- | handel cin Ende zu machen / den zu ermuthigen wir beschuldigt | werden, wird die seyn, daß wir dem Sfklavenbesißer beweisen, Skla- venagrbeit sey theurer als die Arbeit freier Leute. Am besten, glaube ich, wird die Geißel des Krieges aus der 9Pelt verbannt, wenn jedes Land die Waaren des anderen wünscht und das cine durch das Wohl des anderen gewinnt. Der Handel, den man bisweilen so wegwerfend verächtlich vehgudelt, ift an sich selbs nicht Civilisa- tion, fi nicht an sch selbs Christenthum , hat aber, wie ich glaube, in hohem Maße die Bestimmung, beider Ausbreitung zu sdvdern. „Was schlagen wix nun vou? |
tionen Hé, Um Ci «os (G
Wir haben kein Geheimniß aus | dem Zustande unserer Finanzen und aus unseren Vorschlägen zur | Abhülfe desselben gemacht. Das Defizit in den Staats - Einnahmen | tf grdßer, als daß es durch Reduction in den Staats-Ausgaben ge- | deckt werden könnte, Da nun auch die Noth, welche in verschtedenen
Theilen des Landes herrscht, und der gedrükie Zustand des Absaßes
fie unsere Arbeit und Fudustrie ofen vorliegt und zugegeben wird- | so wünschen wir den Ausfall zu decken, ohne die Noth zu vergrößern, | Wir glaubten, wir könnten es nicht thun durch Echdhung der Abgg-
ben, weil wir cinsahen, daß eine kleine Erhöhung den Zweck wiederum verfehlen möchte, wie ste im vorigen Fahre den damals bestehenden Ausfall nicht zu decken vermechte, und weil wir der Meinung waren, daß eine anschnliche Erhdhung der Abgaben nicht ins Weck zu seßen sey, ohne vielleicht in bedeutendem Grade die bestehende Roth zu steigern, die chon belasiete und sich müÜhendeJudutirie desLandes zu beschräuken und die @avitale noch weiter von unseren Küsten zu vertreiben. Es erschien uns als unzweifelhaft, daß der hohe Preis, in welchem Artikel, die bei ihrem Einbringen in das Land, Zoll entrichten und sehr allgemein gebraucht werden, auf dem Marfte sichen, ciner gewissen Anzahl gus der ganzen Masse der Konsumenten den Gebrauch derselben ver- \verre. Wir wünschen demnach, die Zölle/ welche von diesen Arti- feln erhoben werden, herunterzuseßen und fest zu machen, in der Hoffnung , cine größere Menge davon in den Bereich aller Klassen und Interessen zu bringen und zugleich ein großes und sicheres Ein- fommen zu erlangen, wenn dir Artikel wohlfeiler und reichlicher verbraucht werden, als von denselben Artikeln zu erheben ist, wenn sie zwar cinen höheren Zoll zahlen, in der Quantität aber und in dem Verbrauche beschränkt find. Jch glaube nicht daß man in den Berechnungen, auf welche wir unsere Erwartung, dieses Resultat zu erreichen, begründet haben Fehler gefunden hat. Im Gegen- theil, wenn wir sagen, daß eite fleine Vermehrung tun dem allge=- meinen Verbrauche das gegenwärtige Defizit decken würde, so keh- ren ih unsere Gegner um und fagen : Welchen kleinen Vortheil bietet ihr dem Volk! Fch glaube aber/- das Nachlassen in den Bec \chränkunaen, die wir in Bezug auf den Zucker, das Bauholz , das (Getraide und cinige andere Artikel vorgeschlagen haben, auf welche wir dasselbe Prinzip auszudehnen wünschen, würde nicht bloß in furzer Zeit das Defizit gedeckt , sondern höch wahrscheinlich uns auch in nicht gar ferner Zeit in den Stand geseßt haben , andere fúr das Volk drúckende und die Fudufirie becinträchtigende Lasten aufzuheben.‘
Schließlich sprach der Redner die feste Ueberzeugung aus, daß, wenn das Ministerium auch in dem feßigen Wahlkampf un- terliege, doch die von ihm ausgegebene Parole bald immer allge: meiner als Feldgeschrei ertdnen und endlich zu sicherem Siege führen werde,
“ Commodore Napier hat in einem Schreiben an Mehmed Ali und Boghos Bey energische Borsktellungen gegen die Be- schränkung der Handelssreiheit in Aegypten und gegen die Zurüc- behaltung der Syrischen Konfkribirten gemacht. Er wirft Bei- den vor, sie hâtten ihm ihr Wort gebrochen, und er erflárt, daß wenn man die gegebenen] Versprechungen nicht erfüllen, der Pascha an ihm einen eben so entschiedenen persönlichen Feind ha- ben werde, als er bisher sein Freund gewesen. Der Commodore deutet sogar an, daß er leicht noch einmal in Alexandrien erschei: nen fönnte, falls sein jeßt auf der Rückkehr nach Syrien befind- licher Sohn nicht im Stande wäre, die Befreiung aller Syrier aus ibrer Gefangenschaft zu melden. Dann seßt er dem Pascha aus- einander, wie thödricht dessen Versuch sey, seine Monopole den T raktaten und dem Entschluß der verbündeten Mächte zum Troß aufrecht erhalten zu wollen; er stellt ihm vor, daß Leinsaamen kein unentbebrliches Lebens-Bedürfniß sey, und daß der Pascha keinen vernünftigen Grund habe, die Ausfuhr desselben aus Rücksicht auf den Bedarf des nächsten Jahres zu verbieten; genug, er sagt ihm, es müsse dem Aegyptischen Bolke, wie es demselben vom Sul- tan garantirt worden, gestattet seyn, für sich selbst zu faufen Und ¡u verfaufen. Der Pascha soll auf dies Schreiben schon geant- wortet haben, doch is der Jnhalt seiner Antwort noch nicht bekannt.
Die Deutsche Oper bat am Mittwoch ihre Borstellungen in London fúr diese Saison geschlossen; man hatte am leßten Abende, um cin recht volles Haus zu machen, noch ein Potpourri aus vier verschiedenen Opern zusammengestellt, aus jeder einen Aft, aus Robert dem Teufel, Fidelio, der Zauberflöte und dem Nacht- lager in Granada. Die Gesellschaft wird nun noch in einigen an- deren Englischen Stadten Borstellungen geben.
Die Kommissarien des Königlichen Schaßes haben den Kom- missarien für die Verminderung der Nationalschuld angezeigt, daß während des am 5. April abgelaufenen Rechnungs - Jahres die wirklichen Ausgaben des Vereinigten Königreichs die Einnahmen um 1,851,997 Pfd. St. überstiegen haben, und daß daher, nach einem Dekrete Georgs IV. vom 7. Juli, bis zum 10. Oftober feine Summe für den Tilgungsfond verwendet werden könne,
Der Morning - Herald behauptet, daß alle Nationen, Frankreich einbegriffen, die Tories gern ans Ruder kommen sâz- hen, weil ihre Politik mehr Vertrauen einfldße,
VBelgien.
Brüssel, 13. Juli, Der Kdnig und die Königin, so twoie der Herzog von Brabant, die vorgestern von London abgereist waren, sind gestern in Ofkende angekommen und werden noch heute in Schloß Laeken erwartet. /
Vin Doe O Pes lieset man: „Die kirchliche Ehe-
1 if cinem Ypern in Garnison liegenden Capitain
¡ren Linien-Regiments verweigert worden, weil er Maurer
Er mußte sich begnúgen, die Ehe vor dem Civil-Standes-
mten zu schließen. Seine Frau gehört einer der ehrenwerthe Ren &amilien dieser Stadt an. Als Antwort auf eine durch ihn
Bischof der Didcese gerichtete Reclamation erhielt er die i durch alle Bischöfe Belgiens unterzeichneten Bez lche die Mitglieder der Maurer-Gesellschaft in den
iel, 13 Ul, S Ge Tagen sind im ganzen izial-Stànde versanmelt, welche jährlich in der oche geseßlich zusammentreten, Die Jahres-Berichte, die ihnen von ihren sichenden Ausschüssen vorgelegt wörden sind, beweisen auch diesmal die Fortschritte, die das Land in materieller Hinsicht macht, Die Communications-Mittel werden besonders mit Vorliebe gepflegt. Die Provinz Brabant allein hat dazu eine im vorigen Jahre beschlossene Anleihe von mehr als drei Millionen Fr. ausgeseßt, Es handelt sich hier nicht um Eisen- bahnen oder um große Landstraßen, deren Anlegung und Un- terhaltung der Sorge der Regierung überlassen bleibt, Fondern um die Nebenstraßen, um die kleineren Städte und Ortschaften unter sich und diese mit den Großstädten zu verbinden. In eiz nem Lande wie Belgien, wo so viele bedeutende Städte sich nahe liegen und noch näher durch die Eisenbahnen mit einander ver: bunden sind, ist es nun wichtiger, daß auch die kleinen durch Sei- tenskraßien in das allgemeine Communications-2 eß aufgenommen werden. ÖZndem Belgien diese Richtung verfolgt, bleibt es seiner RYergangenheit treu, welche im ganzen Lande, besonders durch seine scchbnen Kanäle, bleibende Denkmale an die Betriebsamkeit des Volkes hinterlassen hat.
Eine fúr Handel und Jndustrie schr wichtige Frage ist in dev Provinzial-Versammlung von Oft- Flandern (Gent) zur Sprache gekommen. Es betrifft dieselbe eine Zoll-Vereinigung mit Frank- reich. Jch habe schon in einem früheren Berichte die Wichtig- feit der Leinewand - Jnduskrie für die beiden Flandern erwähnt, welche für diesen Artikel immer einen bedeutenden Absaß nach Frankreich gehabt haben, in der leßteren Zeit aber von zwei Sei- ten zugleich, durch die Maschinen-Leinewand-Fabrication und durch die Erhbhung des Einfuhr-Zolles in Frankreich, hart bedrängt wor-
Zollvereinigung mit Frankreich aussprechen.
den sind. Die beiden Flandern sind die volfreichsten Provinzen, | fúr welche außerdemdiese “¡industrie der Haupt-Nahrungszwelg ist, Die Regierung hat diesen Gegenstand auch nie aus den Augen verloren. Sie hat auf ihre Kosten einige neuere, auf den gewöhnlichen Web- ftuhl sich beziehende Erfindungen unter die Weber verbreiten las sen, sie hat Gesellschaften hervorgerufen, welche aufmunternde Preise austheilen, sie hat zudem, was, wie hier Jedermann weiß, den größten Schwierigkeiten unfkerworsen gewesen ist, von der Franzbsischen Regieruug erlangt, daß nur ein sehr mäßig erhöhter neuer Zoll - Tarif von den Französischen Kammern angenommen worden is, Die hiesige Deputirten - Kammer hat ihrerseits im vorigen Jahre eine besondere Untersuchungs-Kommission für diese industrie niederseßen zu múissen geglaubt, um die wahre Lage der Sache und wo möglich Mittel der Abhülfe ausfindig zu machen,
Diese Kommission hat so eben einen Theil ihres Berichtes verbfentlicht. Jn Bezug auf diesen Gegenstand hat nun ein Abgeordneter in den Provinzial-Ständen den Antrag gestellt, daß die Stände den Wunsch einer Zoll-Bereinigung mit Frank- reich aussprechen möchten. Der Gouverneur, so wie cinige andere Mitglieder bemerkten richtig, daß dieser Antrag wegen der genauen Kenntniß, die er von der gesammten industriellen Lage voraus- scße, so wie wegen der bedeutenden politischen Folgen, die er im- plicire, nicht mit der nothigen Einsicht von den Provinzial-Stan- den berathen werden fönne. Cin anderer Abgeordneter, welcher zugab, daß mehrere Fndustricen durch einen solchen Zoll-Berband gewinnen, andere aber auch darunter leiden würden, modifizirfe den Antrag dahin, den König zu bitten, durch sein Ministerium alle Mittel anzuwenden, um der traurigen Lage Flandecrns durch eine Zoll-Vereinigung mit Frankreich oder mit Deutschland zu Hülfe zu fommen. Illein die sándische Kommission, die sogleich ein Gutachten úber diesen modifizirten Antrag absftattete, strich, und zwar mit Einwilligung des Antragstellers die Hinweisung auf Deutsch- land, welches, nach ihr, den Flandrischen Provinzen keine Abhülfe ge- währen könne. Die Stande selbsk, die ihr Unvermödgen wohl eins hen, Aber eine so wichtige Angelegenheit unmittelbar eine Ansicht aus- zusprechen, haben den Antrag den Handels - Kammern und den ¡andwirthschaftlichen Kommissionen zur Begutachtung überwlesen.
So beachtenswerth dieser Borfall isk, so darf man ihm docl nicht mehr Wichtigkeit geben, als wie ihm gebührt. Thatsache baß die Leinewand - Fabrication durch den Zusammentritt chon seit mehreren Jahren fich in elner Uebertrieben sind aber die Schilderun- gen, welche die Deputirten dieser Provinz gewöhnlich davon machen, und gänzlich einseitig i das Mittel, welches in den Provinzial - Ständen zur Sprache gekommen E Ul solchen Fragen müssen die Interessen des ganzen Landes erwogen werden: denn, wenn einige Provinzen zu einer Zoll - Verbindung mit Frankreich sich hinneigen, so ist es eben so befannt, daß andere eine Anschließung an den Deutschen Zoll- Nerband wünschen. Bei einem Lande, welches cin Mittelglied zwischen diesen beiden großen Nachbarstaaten bildet, sind diese ver- {chiedenen Richtungen leicht erflärlich, Außerdem hat sich in Bel: gien häufig in den Provinzen ein égoistischer Zsolirungstrieb kund- gegeben; der aufmerksame Beobachter muß jedoch gestehen, daß feit 1830 sich allmälig zum Besten des Landes ein allgemecineres Bewußtseyn entwickelt hat. So bedeutend auch namentlich der Unterschied zwischen den Flamändischen und Wallonischen Provin- zen ist, so sind doch die moralischen und politischen Bande stark enug geworden, um die Einheit des Staatsverbandes zu erhalten. Die materiellen Jnteressen sind in den verschiedenen Provinzen mnannigfach entgegengeseßt. Allein welches Land könnte sich in dieser Hinsicht-einer Einheit rühmen? Um nur nach Frankreich hinüberzuse- hen, sehen sich, der Súden und Norden, der Often und esken, nicht noch in industrieller Hinsicht entgegen ? Wäre uberhaupt eine Einheit wünschenswerth? Ueberall, wo Leben und Bewegung if, entfal- ten sich auch in Jnduskrie und Handel Gegensäße, welche die Staatsfunst auszugleichen und durch eine hdhere Einheit zu ver- mitteln hat.
Wie ungebúhrlich die die auswärtigen Fragen verzerren, davon giebt auch die berührte Angelegenheit den Beweis, Bevor dieselbe in den Provinzial- Ständen zur Sprache kam, hatten einige Journale das Gerücht ausgesprengt, die Französische Regierung habe selbst der Belgi- {chen eine Zoll-Verbindung angetragen. Das „Journal des: Dé- bats“ indem es diesem Gerüchte widersprach, was auch hier so- gleich geschehen war, hatte gleichwohl behauptet, daß man in Belgien die allgemeine Ueberzeugung hege, daß \ammt- liche große Jndustriezweige ohne eine Zoll-Berbindung mit Frank- reich ihrem Ruin entgegensehen. Dies ist aber nie ausgesprochen worden und so skehcn die Sachen qlüklicherweise auch nicht, Obgleich Belgien ein System nicht kennt, welches einige große Kohlenminen-Besißer und Eisen - Fabrikanten bereichert und das Kand ohne Eisenbahnen läßt und selbsk den Landmann nöthigt, noch hölzerne Jnstrumente zu gebrauchen, wo er ciserne nöthig hâtte, so werden sich doch die meisten großen Jndustriezweige auf: reckt erhalten Fónnen, und vielleicht kann Belgien von einer an- deren Seite erhalten, was ihm von Frankreich verweigert wer- den mochte.
Die Pariser Journale bringen uns eine Nachricht ande! Art, die auch für Belgien ein gegenwärtiges Interesse hat. betrifft dieselbe, ‘die vom Erzbischof von Paris in Bezug auf den bekannten Redacteur der Gazette de France, Abbé de Genoude, auëgesprochene Unvereinbarkeit der geistlichen Würde mit der Function eines politischen Journalisten. :
Nachschrift: Es kommt so eben die sichere Nachricht, daß auch ein Abgeordneter in den Provinzial-Ständen von Luxem- burg den Antrag gestellt hat, die Stände möchten im Interesse der Eisen-Fabrication und des Viehhandels den Wunsch einer i Die Stände haben den Antrag einer Kommission aus ihrer Mitte zur Begutachtung überwiesen, das Gutachten selbsk ist noch nicht bekannk.
Deutsche Bundesftaaten.
Dresden, 43, Julie: (Le A Z.) An die Stelle der frúhe- ren Polizei-Revision der auf der Leipzig - Dresdner Eisenbahn rei- senden Fremden war seit einiger Zeit eine verschärfte Fremden- E in den Hotels und Privat- Wohnungen von der ‘Poli: de A LLRINon eingeführt worden. Leßtere fand man jedoch noch 6 N als erstere, und es sind daher von Seiten der Stadt- A im Einverständnisse mit dem Stadt-Rathe, Schritte V ehen, um der Anstellung eines Fremden-Jnspektors, mit dem
echt, in Privat-Wohnunge - I E j : / ® gen, behu er 310 é 0 zu begegnen, gen, behufs der Revision, einzudringen,
ift es, von vielen Umstanden bedrängten Lage befindet.
Französischen Journale gemeiniglich
CUCr
, Tharand, 10, Juli. Am 17. Juni d. J. wurde hier das fünf und zwanzigjährige Bestehen der Akademie für Forst- und Landwirthe festlich begangen, welche bekanntli im Jahre 1811 als Cottaische Privat - Anstalt hierher verpflanzt, im B 1816 zur Königlichen Landes - Anstalt unter der Direction "H j d CTotta?s erhoben wurde, E
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Haunover, 14. Juli, Das heute ausgegebene Heft der Geseßsammlung enthält folgendes Ausschreiben der Königlichen Landdrostei zu Hannover an sammtliche Obrigfeiten des Landdroskei: Bezirks; Hannover, den 14, Juni 1841: „Von dem Königlichen Meinisterio des Jnnern sind Wir n Kenntniß geseßt, daß sich für den hiesigen Landdrostei:Bezirk in dr hiesigen Residenzstadt ein Ber- ein zur Sorge fúr solche Strafgefangene gebildet hat, die aus den Ketten-Strafanstalten, Zuchthäusern und friminellen Arbeits- häusern des Königreichs entlassen werden und innerhalb diefes Bezirks domizilirt sind. Das Königliche Ministerium des Jnnern hat diesem Vereine Seine Billigung und Förderung gern zuge- sichert, und ihn Unserer Theilnahme angelegentlichst empfohlen. Da nun der Verein, zur möglich st vollstandigen Erreichung seiner Zwecke, wahrscheinlich oft in den Fall fommen wird, sich Hülfe, Rath und Auskunft von den Obrigfeiten zu erbitten, oder ihnen seine Wünsche vorzulegen, und namentlih die Domizil-Verhält- nisse der Entlassenen und ihr Nahrungs stand zu solchen Verhand- lungen Veranlassung gegeben werden, {0 empfehlen Wir den Obrigkeiten jenen menschenfreundlichen Verein zur bereitwilligen Unterstüßung in seinen Bemühungen auf das Dringendste, und zwar um so mehr, als derselbe sowohl das allzemeine Beste, als das der Unglücklichen, welche die Gerechtigkeit strafen mußte, vor Augen hat. Nachrichtlich wird bemerkt, daß der Verein sich vor- behalten hat, seine Wirksamkeit fünftig auch auf Personen aus- dehnen, die aus anderen Straf-Anstalten und aus polizeilichen vetentions-Hâäusern entlassen sind.“
Jm Jahre 1840 sind im Königreich Hannover 54,448 Kinder geboren (734 weniger als im Jahre 1839) und 37,666 Menschen gestorben (1552 weniger als im Jahre 1839). Konfirmirt wur- den 38,260 Kinder (331 mehr als im Jahre 1839) und fopulirt 13,101 Paare (27 mehr als im Jahre 1839). Von den Gestor-
benen famen um: 161 durch Selbsimord, 267 durch Berung!ücken im Wasser, 16 durch Verunglücken bei Feuersbrünsten und 361 durch sonsiige Unglücksfälle, Die Gesammtzahl der Gestorbenen betrug 1718 weniger als die Mittelzahl der leßten zehn Jaßre vorher,
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…_ Vern, 2. Juli, (Nation. Ztg.) Fn den Verhandlungen über die Aargauische Klosterfrage, so weit sie heute stattgehabt haben, trat bei der Mehrheit der Sprechenden der gesteigerte Un- wille gegen Aargau merklih hervor. Gegenüber den Anforde- rungen der halbfeindlihen Stände, die ketne Aufhebungen von Klöstern aus Gründen höherer Politif dulden wollen, sondern strengen jurislischen Beweis der Schuld jedes einzelnen verlangen, fonnte die Aargauische Gesandtschaft (Wieland), in einem lânge- ren gediegenen Vortrage, doch nur wenig Neues den A ten der Untersuchungen Enthobenes zur Rechtfertigung beibringen. Nur Muri, Bremgarten und die Kapuziner zu Baden sind der direk- ten Theilnahme am Aufruhr so gut wie überführt. Auf den andern lastet bloß der Vorwurf eines gänzlichen Sitten- verfalls oderder Staats - Feindlichkeit im Allgemeinen. Bei der Umfrage äußert sich Zürich noch einmal zur Yersdh- nung geneigt, Sein Antrag geht dahin: Aargau von neuem aufzufordern, in einer gegebenen Frist, etroa bis zu Ende Juli, bem Beschluß der außerordentlichen Tagsaßung nachzukommen und sein Aufhebungs-Dekret mit dem Art, 12 des Bundes - Vertrags in Einklang zu bringen — Jn diese milde Sprache Zürichs kann die Gesandtschaft von Luzern nicht einstimmen. Sie betrachtet die leßte Schlußnahme des Aargauer großen Rathes als einen Hohn und Spott für die Tagsaßung. Diese soll daher niht länger bitten, sondern drohen und, befehlen. Dem Antrage Ln-
zerns gemäß, soll das bestimmte Yerlangen an Aargau gestellt |
werden, daß es durch gänzliche Zurücknahme seiner Kloster - Be- schlüsse das Tagsaßungs-Konklusum erfülle, hierzu solle eine furze peremtorische Frist anberaumt werden : nach deren Verlauf uu- mittelbare Execution erfolge. Vor dieser Execution schrecke Luzern niche zurück, mögen die Folgen noch so traurig seyn, immerhin beiser, als wenn der Bundcs-Vertrag in Feßen gerissen werde.
Am 10ten wurde der obige Tagsaßungs- Beschluß dem gro- ßen Rathe von Aargau mitgetheilt. Die Regierung wurde beauf: tragt, der schon bestehenden Jnstruftions-Kommission unmittelbar ihre Vorschläge zu Übergeben, welche dann Meoitag, 19 QUY; dem großen Rathe Bericht erstatten sol. Bis dahin hat sich der große Rath vertagt.
Vern, 9. Juli, Heute wurde von der Tagsaßung nach vollendeter Umfrage der Antrag von Zürich mit 13 ganzen und ¡wei halben Stimmen zum Beschluß erhoben. Der Beschluß geht dahin: Jn Festhaltung des Tagsaßungs-Beschlusses vom 2. April den Stand Aargau aufzufordern, demselben unverweilt nachzukommen und im Laufe des Monats Juli noch der Tag- saßung Bericht über die getroffenen Maßregeln zu_erskatten. Die zustimmenden Stände sind: Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unter- walden, Glarus, Zug, Freiburg, Basclskadt, Schaffhausen, Appen- zell J, Rh., St. Gallen, Graubünden, Wallis und Meuenburg,
Teffín, 7. Juli. (Schweizerbote.) Am 5ten machte das außerordentliche Stadtgericht, bestehend aus drei Mitgliedern des Ober - Gerichtes und zwei dazu ernannten Bezirks - Hichtern das Urtheil über Jos. Nessi, MNesfe des gewesenen Staatsrathes Nessi, bekannt, welches dahingeht, daß derselbe erschossen werden soll. Am folgenden Tag, den 6sen, wurde das Urthcil vollzogen, MNessi soll den ganzen Plan der Verschwörer mitgetheilt, und vor seiner Hinrichtung erklärt haben, ihn tresfe nun das Schicksal, welches Luvini, Franscini und andere Liberale unfehlbar getro|fen hâtte, wenn der Aufruhr gelungen wäre, Jn Folge seiner Ge- \tándnisse sollen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden, und manche Geistliche fompromittirt seyn. Hier glaubt man, ein ähnliches Loos mochte noch einigèn der Meuterer bevorstehen,
talien.
Mailand, 9. Juli, Die Tochter des berühmten Beccaria, welche zugleich die Mutter des nicht minder berühmten Alesandro Manzoni war, is hier in der Nacht vom 7ten zum Bten d. M. mit Tode abgegangen.
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Halle, 12. Juli. (Hall, Cour.) An dem heutigen Tage, dem Stiftungsfeste der Universität, erfolgte in der akademischen Aula die feierliche Uebergabe des Prorektorats. Der scheidende Prorektor, Herr Geheime Hofrath, Professor Dr. Gruber, bestieg zuerst das Katheder und berichtete in einfacher und herzli- cher Rede úber die Schisale der Universität während des verflos- senen Jahres, Der große Verlust des Ministers von Altenstein und von Nicolovius wurde kurz erwähnt, der großen Verdienste des verstorbenen Königs um unsere Hochschule und namentlich des von ihm herrührenden Universitäts? Gebäudes (mit dem auch A,
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H. Niemeyer's Gedächtniß immer verbunden seyn wird) ausfúhr- licher gedacht und daran die freudigen Hoffnungen geknüpft, zu denen die glänzenden Versprechungen des Erben seines Reichs, unsers jeßt regierenden Königs Majeskät, wie alle seine Unterthä- nen, so insbesondere auch die Hochschulen berechtigen. Von dem Personale der Lehrer ist keiner verstorben; nur einer (Dr. Rich. Roepel) verseßt; Ehrenbezeigungen snd dem Profeffor Múáúller (der Charakter als Konsistorial-Rath) und dem Profeffor Dr. Leo (die juristische Doktorwoürde) ertheilt worden. Die Dokf- torwúrde erhielten in der jurifkischen Fakultät 3 (2'höonoris causa, unter diesen, außer Leo, auch unser hochverdienter und würdiger Landgerichts-Rath Belger), in der medizinischen 17, in der philoso- phischen 15. Habilitirt haben sich in der philosophischen Fakultät 2 Privatdozenten (die DD. Eisenhart und Arnold). Von den Beam- éen der Universität is der Seeretair Dr. Leonhardi verstorben, dessen Stelle noch nicht definitiv hat beseßt werden fönnen. Mit herzlichen Dankes-Worten gegen Kurator, Direktor, Richter und
(ämmtliche Kollegen und mit väterlicher Ansprache an die Studi: renden scließend, übergab Herr Geheimer Hofrath Gruber die Insignien der höchsten akademischen Würde seinem Nachfolger, Herrn Professor Dr. G. Bernhardy. Meêit demselben Tage ging das Decanat in der theologischen Fakultät auf Professor Dr. Weg- cheider, in der juristischen auf Professor Dr. Die, in der medi- zinischen auf Geheimen Medizinal-Rath Profesfor Dr. Krufkenbers, in der philosophischen endlich, da Herr Geheimer Hofrath Voig- tel und Professor Dr. Raabe die Ucbernahme abgelehnt haben, auf den Geheimen Hofrath Professor Dr. Gruber über.
— — Vitterfeld , 14. Juli. Am 2lsken v. M. gerieth ganz plvklich auf der Chaussee von Grâfenhaynchen nach Bitter: feld eine halbe Stunde von der lebtgedachten Stadt ein mit circa 190 Ctr. Walle beladener Frachtwagen in Brand, und da das Feuer in der Stroh-Emballage viel Nahrung fand, so stiegen die Flammen sogleich hoch empor. Um das Feuer wo möglich ¿u dámpfen, warfen die zur Hülfe herbeigeeilten Personen durch Anlegen mehrerer Wagenwinden den Wagen ganz Um, rissen die brennenden Wollzúgen von demselben herunter, und gossen nun das Feuer aus. Es ist daher nur . circa ein Centner Wolle wirklih verbrannt; eine größere Partie aber soll son beschädigt worden seyn und an Werth verloren haben. Spu- ren der Selbstentzündung der Wolle oder der Wagenachsen haben sich nicht gefunden, daher die Entstehungsart des Feuers, welches noch úber der Wagenleiter zuerst bemerkt worden ift, sich nich t erfláren láßt, Die Wolle war in Landsberg an der Warthe ver- laden, gehórte einem Fabrikanten im Voigtlande, und war bei der Riunione Adriatica di Sicurta in Iriest versichert.
Bei einem in der Nacht vom 26sten zum 27sten v. M. statt- findenden heftigen Gewitter hat ein Blißstrahl in das Haus des Kossathen Rölzsch zu Altjeßniß Bitterfelder Kreises eingeschlagen, ohne zu zünden, und den mit einem Ajährigen Kinde in- einem Bette liezendecn Haugseigenthümer getrossen, und sofort getbdtet, ohne das erstere auch nur im mindesten zu verleßen. Die sonsti- gen Beschädigungen am Hause sind von keiner Erheblichkeit gewesen. Am SBten d. M. Nachmittags \chlug abermals ein HBlikstrahl in das im Bau begrisfene neue Schulhaus zu Pouch, in demselben Kreise gelegen, ohne zu zlnden, und warf einen Maurergesellen und zwei Handarbeiter, welche im oberen Theil des Gebäudes beschäftigt waren, und zufällig dicht neben- einander standen, zu Boden. Vom Blike getroffen war jedoch nur der Erstere, welcher besinnungs- und bewegungslos am Boden liegen blieb, und an dem man außer den fortdauernden Puls: schlägen kein weiteres Lebenszeichen bemerkte. Nachdem der vom Bib getroffene in sein Quartier geschafft worden war, kehrten Besin- nung, Bewegung und die übrigen Lebenszeichen nach etrva ciner halben Stunde wieder zurück. Er sah jedoch sehr roth und erhißt ausz die Haare am Hinterfopf und im Nacken waren mehr oder we- niger wezgesengt, die hintere Halsfläche rosenroth gefärbt, ange- schwollen und heiß und an drei bis vier fleinen runden Stellen fehlte die Oberhaut. Eben so war der Unterbauch, jedoch ohne Oberhaut-Entblößungen, geröthet. Ein Theil der Weste und des Hemdes war schwarz gesengt und eine aus dünnem Messingdraht geflochtene Uhrkette, welhe er um den Hals trug, wak in mehrere Stúcke zerrissen, wovon sh nur noch in- zelne Reste vorfanden. Aus dem silbernen Einfassungs- ringe des Uhrglases war ein rundliches Stü in der Größe einer Linse ausgeschmolzen, und ein Theil des Uhrglases {0 wie der Uhrfläche, welche unmittelbar unter der herausgeschmolzenen Stelle lag, mit schwarzem Ruß bedeckt. Die Uhr war anfänglich stehen geblieben, nachher aber regelmäßig fortgegangen und das Uhrglas unverleßt geblieben, Als einige Stunden darauf der Arzt hinzu- fam, flagte der vom Bliß getroffene nur noch über Schwere im Borkopf und Taubheit der Zungez und scheint sonach ein bleiben- der Nachtheil für die Gesundheit desselben nicht zu befürchten zu seyn,
Koblenz, 13. Juli, (Rhein- und Mosel-Ztz.) Zhre Majestät die Königin von Griechenland und Zhre Königl. Ho- heiten der Prinz und die Prinzessin Karl und der Prinz Wal- demar von Preußen besuchten gestern, nachdem Sie ein Diner im Gasthof zum Riesen eingenommen, die Burg Stolzenfels und die Veste Ehrenb.-eitstein. ZJhre Majestät die Königin von Grie- chenland kehrte gegen 8 Uhr nach Ems zurúck. Um 9 Uhr war großer Zapfenskreich und Ständchen vor dem genannten Gasthof; in welchem Jhre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Karl und der Prinz Waldemar übernachteten. Höchstdieselben besuchten heute Morgens die hiesigen Kirchen, das Spital und einige der interessantesten Punkte der Umgegend und reisten um Mittag mit dem festlich geschmückten Dampfschiff „Viktoria“ dèr Dússeldorfer Gesellschaft, womit Höchstdieselben auch gestern hier angekommen waren, wieder nach Bingen resp. Kreuznach ab.
, Die Herzogin von Oldenburg, Schwester Zhrer Majestät der Königin von Griechenland, ist heute Mittag mit dem Düsseldor- fer Dampfboot „Elberfeld“ von Kreuznach hier angekommen, hat Jhr Absteige-:Quartier im Riesen genommen und wird heute Nach- mittag in Lahnstein eine Zusammenkunft mit Zhrer Schwester, der Königin, haben.
Welches i} gegeuwärtig der wahre Stand der legitimistischen Partei ? |
.*, Paris, 11. Juli, Die Französische Presse if seit eini: ger Zeit sehr mager, und wenn sie sich nicht mit L En lischen Wahlen beschäftigen könnte, so würde sie in der That ni t wif- sen, wie sie ihre Spalten füllen sollte. Unter diésen Umstanden hat sie, wie in allen áhnlichen Fällen, ihre Zuflucht zur Polemik, zu müßigen Erörterungen genommen, die weder ber die Th: chen, noch über die Prinzipien ‘belehren. Jn dem E | Ügoen- blie bildet die Stellung der legitimistischen Partei den Gegen: stand des Streites, Man sah auf der einen Seite die Organg