1841 / 198 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nous, Dessaulsays, Leblanc und Lalande; zu Contre - Admiralen : die Linienschisfs- Capitaine Gautier, Rigodit, Gourbeyre, Ker- drain und Laplace. Durch Königliche Ordonnanz vom nämlichen Tage is der Vice-Admiral Baudin zum Präfekten des Sten See- Arrondissements zu Toulon ernannt worden.

Ein Journal theilt folgendes Beispiel der in Folge der Be- festigung von Paris eingetretenen Entwerthung des Grundeigen- thums mit. Zu Sk. Denis bot “man vor etnem Jahre für ein Landgut 485,000 Fr. dieses nämliche Landgut is in den leßten Tagen fúr 217,900 Frs. verkauft worden. L

Börse vom 13. Juli. Die Französischen Renten waren heute abermals schwach. Doch machte die Baisse keine besonde- ren Fortschritte. Der Umsaß war sehr gering.

.* Paris, 13. Juli, Es is jeßt wiederum die Rede von der Realisation der Anleihe von 450 Millionen, welche die Kam: mern in der leßten Session bewilligt haben, indem sie dem Finanz-Minister die Freiheit ließen, die Zeit der Emission und den Zinsfuß zu bestimmen. Herr Humann hatte sich gleih an Herrn von Rothschild gewendet, aber dieser hatte zu harte Bedingungen gestellt. Ueberdies hatte derselbe durch seine Einwoirkung auf die Börse die 3 pCt. Rente, zu welchem Zinsfuße die neue Anleihe ausgegeben werden soll, so sehr herabgedrúckt, daß nach den Grund- sâßen eines vernünftigen Staats- Haushalts der Abschluß dieser Operation verzögert werden mußte. Vor kurzer Zeit find indeß die Unterhandlungen wieder aufgenommen worden, obschon mit nkht mehr Erfolg. Herr von Rothschild wäre nicht einmal ge- neigt, zum gegenwärtigen Course der 3 pCt. Rente, d. h. zu etwa 76 Fr. 80 C,, abzuschließen; während Herr Humann einen höheren Sas als den jeßigen Cours zu erlangen hofft. Er gründet feine Ansicht darauf, daß die 3proc. Rente durch die Agiotage außerordentlich herabgedrückt is, und daß dieser niedrige Stand von dem Tage des Abschlusses der Anleihe an aufhdren werde. Diese Annahme hat Manches für sich. Denn im vorigen Jahre um dieselbe Zeit, d. h, bevor der Abschluß des Juli:Traktats be- fannt wurde, stand die 3proc. Rente um 9—10 Fr. hoher als gegenwärtig, während die 5proc. Rente bis auf 3 oder 4 Fr. wieder ihren damaligen Cours erreicht hat. Diese Differenz rührt daher, daß die 5proc. Rente der Agiotage weniger unter- worfen is, weil sie ein schwereres, durch ihre Veasse gewichtigeres Papier ist, als die 3 proc. Rente, die immer Gegenstand der gro- pen Speculationen war. Es giebt 147 Millionen der 5proc. und nur 35 Millionen der 3proc, Rente; und noch dazu befindet sich die leßtere theilweise in den Händen verschiedener Anstalten oder isk sonst in festen Besiß übergegangen, so daß eine verhältnißmäßig nur {wache Summe ins Börsenspiel kommt, Man kann sich also leicht denken, welchen Einfluß ein so kolossales Banquierhaus, wie das Rothschildsche, auf ein Papier haben muß, welches an und fúr sich keinen Widerstand leisten kann und welches von fei- nem der Regierung befreundeten ZJnteresse unterstüßt wird.

âare nur von einem Anleihen von 80 100 Millionen die Rede, {o wúrde die Schwierigkeit bei weitem geringer seyn; denn in diesem Falle würde man zum bffentlichen Ausgebote {eine Zu- flucht nehmen können, und es würden auch minder bedeutende Häuser in die Reihen treten konnen, Aber 450 Millionen, {elbst wenn sie in zwei Theile getheilt wurden, selbst wenn monatliche Einsczússe von 2) Millionen bewilligt würden , übersteigen die Krâfte jedes anderen Hauses, als die des Rothschild schen. Dennoch {cheint Herr Humann sich diesem gewaltigen Banquier nicht in die Hände liefern zu wollen, Einsiwellen vertagt er die Opera- tion und befriedigt die Bedürfnisse des Schaßes durch die Aus- gabe von Königlichen Bons, welche die Kammern ebenfalls in der leßten Session genehmigt haben. Diese Hülfsquelle reicht al- ¡erdings fúr die Gegenwart aus, da aber die Bons einen be- stiminten Verfallstermin haben, und da die Summe, welche ste repráâsentiren, beschrankt is, |0 fann der Zeitpunkt nicht aus- bleiben, wo die Anleihe als eine Nothwendigkeit eintritt,

Der Finanz - Minister hofft, daß in einiger Zeit die Jproc. Rente wieder eine (eigende Bewegung erhalten und es den auf ihr Sinken spekulirenden Bóörsenspielern nicht gelingen wird, sie auf ihrem jeßigen Stande zu erhalten, Jn diesem Falle, und es wáre möglich, daß diese Annahme sich in Zeit von einigen Monaten verwirklichte, würde Herr von Rothschild seine Forderungen her- abstimmen müússenz denn der Cours der Rente bestimmt gewdhn- lich den Emissions-Preis einer Anleihe. Sollten sich die Sachen anders gestalten, #0 würde man für einen Theil der Rente andere Banquiers und die General - Einnehmer in Anspruch nehmen, Schon hat Herr Humann über die Geneigtheit der Leßteren Er- fundigungen einziehen lassen, und wir glauben, daß sie geru an der beabsichtigten Operation Theil nehmen würden. Es soll sogar im Werke seyn, das Syndikat der General-Einnehmer wiederher- zustellen, um ihre Mitwirkung bei dem Unternehmen zu erleich- tern und zu vereinfachen; wir wissen indeß nicht, wie weit diese Annahme gegründet ist. E i

Einige Persoyen haben geglaubt, daß ein gewisser Detrag der Renten direkt und allmälig, bis man die ganze Anleihe un- tergebracht hätte, verkauft werden édónnte. Dieser Plan würde den Schaß vor den lästigen Bedingungen bewahren, welche die Banquiers unter dem Namen von Kommissions-Gebühren u. s. wo. dem Staate immer auferlegen. Und um diesem Vorschlage ein größeres Gewicht zu geben, ügt man hinzu, daß, da die Masse der Kapitalisten am Ende doch immer das Geld zu den Anleihen hergebe, auf diesem Wege ganz einfach eine sehr kostbare Ver- mittelung vermieden werden fónne. Das is wahr, und es sollte dieses Prinzip bei allen Staats - Anleihen befolgt werden, Auch verfuhr man sonst auf diese Weise in Frankreich und bei unsern Nachbarn, bevor Pitt ans Ruder kam. Bei allen Anleihen, welche das Parlament genehmigt hatte, brachten die Kapitalisten ihr Geld dem Staate direkt und ohne Mittelpersonen zu. Allein bei den Börsengewohnheiten, die seit dreißig Jahren bei uns einge: führt sind, würde die Sache nicht ohne Ucbelstände sein. Zunächst würde die Regierung nicht auf regelmäßige und perio- dische Zahlungen rechnen kdnnen, und dann fönnte jedes Ereig- niß die Operationen stóren, da es die Kapitalisten schwieriger ma- chen fönñte; endlich gewährt auch dieses System dem Börsenspiel mehr“ Spielraum, da die ausgeschlo\senen Banquiers sich be- müúhen würden, an der Börse das Scheitern der Operation her- beizuführe, i

Wir sind übrigens überzeugt, daß_Herr Humann die geeig- netsien Mittel wählen wird, mit dem Staate die günstigsten Be- dingungen zu erwirken, 30 | seiner Geschicklichkeit gegeben, und Ordnung in die Finanzen ge- bracht. Due Mittel ras und energisch, seine Oekonomie beruht auf ver- núnftigen Grundsäßen, und mit ettoas weniger fisfalischem We- sen würde er ein fast tadelloser Finanzmann feyn, Er ifi aus der Schule des Barons Louis hervorgegangen, der ihm jedenfalls an deen úberlegen war, und in der Ausführung finanzieller Kom-

dinationen ihm wenigstens gleichstand,

Schon einmal seit 1830 hat ex Beweise |

Seine Operationen sind gewöhnlich richtig und einfach, |

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Großbritanien und Jrland.

London, 43. Juli. Der Hof wird bis kurz vor Erbffnung des neuen Parlaments in Windsor bleiben. Der König und die Königin der Belgier, für die am Freitag schon ein Regierungs- Dampfboot in Woolwich bereitlag, um ste nach Ostende zu brin- gen (wo Jhre Majestäten, nah einer irrigen Angabe des „Mo- niteur Belge“, {hon am 12ten, Montags, eingetroffen feyn joll- ten), haben ihre Abreise wegen einer Unpäßlichkeit ihres Sohnes, des jungen Herzogs von Brabant, bis ubermorzen, Donnerskag, auf- schieben mújsen, Die Einrichtungen sind so getroffen, daß Ihre Majestäten dann die Reise von Woolwich bis Brüssel in sechszehn Stunden machen können.

| Das Ergebniß der Wahlen, wie es sich bis heute stellt, is so entschieden günstig für die Tories, daß die jeßigen Minister alle Aussicht verloren haben, das Staatsruder noch länger in Hânden zu behalten. Selbst die ministerie!le Morning Chro- nicle giebt heute zu, daß die Tories bis jeßt eine Majorität von 80 Stimmen bei 594 Wahlen erhalten haben, indem 337 Tories und 257 Liberale gewählt sind, Die noch im Rückstande befind- lichen Wahlen, von denen 13 auf England, 43 auf Jrland und 5 auf Schottland kommen, werden jene Majoritàt schwerlich so bedeutend reduziren, daß sie unter 60 Stimmen herabsänke, eine Majorität, die bekanntlich eines der bedeutenderen Tory- Blätter, der Standard, neulih als das Quantum bezeichnet, welches nöthig wäre, um das Ráderwerk der Staats-Maschine unter der Leitung Sir Nobert Peels in geregeltem Gange zu erhalten. Die Morning Ehronicle gesteht dann auch offen die Mieder- lage der ministeriellen Partei an, sucht sich indeß dadurch zu trd- sten, daß die Tories, ungeachtet ihres Sieges bei den jeßigen Wahlen einen harten Stand haben wärden, da sie fortan auf einem ganz anderen Felde den Kampf z1 bestehen hâttenz bisher nâmlich sey von ihnen nur um Erhaltung und Förderung ihres Partei-Jnteresses gefämpft worden, jeßt aber werde es gelten, ißre Prinzipien durchzufechten und dem Bolke annehmbar zu machen. Diese Prinzipien aber seyen identifizirt mit dem Mo- nopolsystem, als dessen Vertreter die Tories sich noch in dem leß- ten Parlamente so unverhohlen gezeigt hätten, und der Sieg der Tories fónne daher nicht von langer Dauer seyn, denn der Widerwille gegen das Monopolwesen lebe auch jeßt noch mit unverminderter Kraft unter dem Bolfke. Jn denStädten und Flecken Englonds haben auch wirklich die Antimonopolisken den Sieg davongetragen, denn von 340 gewählten Mitgliedern sind hier 165 Konservative und 175 Whigs; eben so haben die Liberalen bis jeßt in Schottland und Jrland eine Majorität, indem nach der Times in Schottland 50 Konservative und 26 Liberale, in Jrland 28 Konservative und 32 Liberale gewählt sind, aber die Englischen Grafschafts- Wahlen haben diese geringen Majoritáten bei weitem überwogen, da in England und Wales, Städte und Grafschaften zusammen- genommen, 287 Konservative und nur 194 Liberale gewählt sind, Eine der bedeutendsten Niederlagen, welche die Minisker er- litten haben, ist der Ausfall der Wahl von Dublin, wo die Kan- didaten der liberalen Partei, O’Connell und Hutton den Tories West und Grogan unterlegen sind. Gleich nach Beendigung dîe- sr Wahl vom 13ten richtete O'Connell ein Schreiben an die Wähler Dublin's, worin er sagt: „Die Feinde Irlands haben triumphirt, doch seyd unverzagt, meine Freunde; Eure und Eurer heiligen Religion Feinde sollen {hon von ihren usurpirten Sißen im Parlamente vertrieben werden. Jrland fann meine Abwesen- heit im Parlamente in einer so wichtigen Krisis nicht fúr cinen Augenblick entbehren.“ D'Connell “hat fich darauf in der Grafschaft Meath wählen lassen. Jn Belfast, einer anderen Frländischén Stadt, hat der liberale Lord Belfast dem Tory, Herrn Tennent, weichen mf: sen. Ein anderer bedeutender Verlust für die Minister ist indem west: lichen Theile von Yorkshire eingetreten, wo die Herren Stuart Wortley, mit 13,165 Stimmen, und Denison, mit 12,780 Stim- men, úber die ministeriellen Kandidaten Lord Milton, mit 12,080 Stimmen, und Lord Morpeth, mit 12,031 Stimmen, den Sieg davongetragen haben, wiewohl besonders der Erskere der beiden Leßtgenannten durch den Einfluß seiner in der (Brafschaft reich begúterten Familie mächtig unterstúkt wurde, Jn seiner Abschiedsrede an die Wähler sprach Lord Milton, Sohn des Grafen Fißwilliam, besonders lebhaft seine Ueberzeugung aus, daß die Dauer des T.riumphs der Tories nur sehr kurz seyn fonnez man werde sih auf neue Steuera gefaßt machen müssen und in Folge des zu erwartenden Umsiurzes der neuen Armengeseze, noch Úberdies eine Masse von Armen zu er- nähren haben. Dann würden die Tories auch genöthigt seyn, \rland mit der Schärfe des Schwerdtes zu regieren, und schon stürzen, wenn auch der inner

iese Nothwendigkeit müsse sie

Zwiespalt der Partei selbst ihnen nicht cin schleuniges Ende be-

reite. Lord Morpeth, der in: seiner Nedé von den Wählern von West-Yorfshire Abschied nahm, welche er seit eilf Jahren und

in fúnf Parlamenten vertreten hat, außerte die Ueberzeugung, daß

die von den Miniskern vorgeschlagenen V/aßregeln, der ihnen inne: wohnenden Nothwendigkeit wegen, sich Uber Fu, Der lata Bahn brechen würden; er erklärte zugleich, daß er sich für jeßt nicht entschließen fönne, sich um die Vertretung eines ande- ren Wahlortes oder ciner anderen Graf\chaft im Parlamente zu bewerben, eine Erëlärung, aus welcher man abnehmen will, daß die Minister bereits fèst entschlossen seyen, ihre Entlassung einzureichen. Auch der ehemalige Kriegs - Secretair, Viscount Howick, ältester Sohn des Grafen GBreÿy, ist in Northumberland durchgefallen; an seine Stelle if ein Tory, Herr Crefwell, gewählt worden. Lord Worsley, ein Whig, der zwar gegen den ministe: riellen Vorschlag wegen Reduction der Zuder - Zdile, aber auch | gegen die bekannte Motive Sir Robert Peel’s stimmte, welche das Ministerium des Vertrauens des Unterhauses für verlustig erflárte, isf in Lincolnshire it bedeutender Majorität gewählt worden, hat aber cinen Tory, Herrn Chrisiopher, zum Kollegen aven: Qu Nord - Chestershire ist Herr E. Je Stanléÿ, der | jeßige Kriegs-Zahl:neister, von einein Tory, Herrn Legh , geschla- gen worden. f : : | Herr Hume scheint _1in Leeds dadurch) unterlegen _zu feyn, | daß die Chartisten dieser Stadt in der Person eines Herrn LWilliams | einen cigenen Kandidaten aufgestellt hatten und so das libe- rale Jnteresse spalteten. Umsonst versuchte er diese Partei zu versóhnen, indem er in seiner Rede daran erinnerte, daß er jeder: zeit súr Erweiterung des Wahlrechts, wenn auch nur für allmà- liche Erweiterung gesprochen habe. Sr erinnerte ferner an seine vieljährige Wachsamkeit, auf das den Taschen des Volks neue zu viel zugemuthet werde, und vertheidigt die Whigs durch Gegen- úberstellung desjenigen, was sie in den leßten zehn Jahren gelte stet und desjenigen, was die Tories in funfzig Jahren gethan, „Die Whigs“, fagte er unter Anderem, „haben der Stadt Leeds | {eibst durch die Reformbill erst ihre politische Existenz gegeben. Die To- | ries haben die Steuern um 20 Veiliion Pfd. St, vermehrt, die Whigs | nicht um einen Heller. Jm Jahre 1792 betrug die National: Schuld in runder Sumate 250 Millionen, im Jahre 1830 dage- gen 850 Millionen, und wären die Staats-Pensionen voll bezahlt

worden, so wäre sie auf eine Milliarde gestiegen. Wer hat diese enorme Ueberschuldung verschuldet? Die Tories, denn, eine kurze Frist im Jahre 1807 ausgenommen, regierten sie jene ganze Zeit über. Die Königin bittet Euch nun, ihr Männer von Leeds, ein den Prinzipien des freien Handels günstiges Unterhaus zu wäh- len.“ Dies half aber Alles nichts; Herr Hume fiel durch; indessen hatten die beiden Gewählten, der Tory Beckett und der Whig Aldam, nur wenig Stimmen mehr als Herr Hume. Mit diesem unterlag in Leeds auch der durch seine Theilnahme an der Expe- dition nach China und die von ihm über dieselbe publizirten Mit- theilungen bekannte Tory, Lord Jocelyn , der indeß spâter an ei- nem anderen Ort gewählt wurde.

Die Wahlrede Sir F. L. Bulwer's, der in Linkoln durchgefal- len if, findet selbst bei den liberalen Blättern wenig Beifall; man wirft ihr vor, sie sey viel zu geleckt und buchmäßig gewesen und habe starf nah der Studirlampe gerochen. Er stellte sich als ei- nen solchen dar, der die Aenderungen in den Staats-Jnstitutionen nicht um ihrer selbsi willen liebe, sondern weil sie aus den fort- schreitenden Zuständen der Gesellschaft nothwendig hervorgingen.

David Urquhart, der bekannte Gegner Lord ‘Palmer- fon's, der als Radikaler in der auswärtigen Politik oft den To- ries in die Hânde arbeitete, trat zuerst in Birmingham und, da er hier fein Terrain für sich fand, später in Sheffield als Parla- ments-Kandidat auf. An leßterem Ort versprach er, Lord Palmer- on wegen seiner orientalischen Politik des Hochverraths anflagen ¡zu wollen, wenn er gewählt wúrdez er mußte aber den beiden frühe- ren liberalen Hueprásentanten dieses Ortes weichen.

Sir W. Molesworth, einer der bedeutendsten Radikalen, der im vorigen Parlamente die Stadt Leeds reprâsentirte, ist diesmal freiwillig von der Wahl zurügetreten.

Der Globe hebt hervor, daß die Häupter der konservativen Partei in allen ihren Reden an die Wähler auch nicht ein Wort gesagt hätten, woraus die Nation schließen fönne, in welcher Weise sie die Leitung der Staats - Auzelegenheiten, falls diese in ihre Hânde gerathen sollte, zu führen gedächten. Sie hätten zwoar erflärt, daß sie die Maßregeln der Whigs umstoßen und verwer- fen würden, ohne jedoch, was das Land doch wohl mit Recht hätte erwarten dürfen, irgend sich darúber auszusprechen, welche Maßregeln sie vorzuschlagen und welche Politik sie zu befolgen Willens seyen. |

Der Standard sucht die Französische Presse wegen der Bemerkungen Sir R. Peel’s über die Juli - Revolution zu be- schwichtigen, indem er den Aeußerungen des Baronets die Wen- dung giebt, als hâtten sie nicht einen Tadel jener Begebenheit aussprechen , sondern nur die Nachahmung derselben in anderen Ländern, deren Verhältnisse dergleichen Gewroaltmittel nicht erheisch- ten, als beflagenswerth und verwerflich bezeichnen sollen. „Man zurnt in Frankreich auf Sir R. Peel“, sagt dieses Blatt, „weil er in Tamworth gesagt habe, die Juli - Revolution habe auch in England die Neuerungs-Sucht geweckt, als läge in diesen Wor- ten ein Tadel jener Revolution; das ist aber eine sehr ungerechte Folgerung. Einmal glauben wir für unseren Theil (also eine Abweichung des „Standard“ von Sir R. Peel’s Ansichten), daß die Begierde nach politischen Aenderungen in England nicht bloß die Wirkung der Französischen Revolution war, fondern mit aus anderen, älteren Ursachen entsprang, - und dann mag, was an einem Orte gut is, in der Nachahmung an einem anderen Orte schlecht seyn. Die Französische Revolu- tion von 1830 war ein rechtmäßiges Geltendmachèn des Gesecßes und der Verfassung durch Mittel, deren Anwendung der Drang der Noth rechtfertigte. Ein Anderes würde die Anwendung der- selben Mittel in England seyn, wo es kein verleßtes Geseß, keine umgestoßene Verfassung zu rächen giebt, und wo also die recht- fertigenden Gründe fehlen würden, welche die Revolution von 1830 heiligten. ZJndessen nicht nach erzwungenen Schlußfolge- rungen aus seinen Reden, sondern nach seinen Handlungen wird das Französische Volk Sir Nobert Peel beurtheilen ; es fann nicht vergessen, daß die Regierung, zu welcher Sir Robert ge- hörte, die erste in Europa war, welche die Monarchie der Barri- faden anerkannte. Und von Sir R. Peel, dem ersten Manne der konservativen Partei, herunter bis zu dem geringsten Manne derselben, freut sich jeder Englische Konservative der Ehre und des Glücks, welches die Franzosen errangen, als sie Ludwig Phi- lipp auf den Thron seßten.“ /

Jn Edinburg, wo seit langer Zeit die Whigs das Ucberges wicht haben, sind auch bei den jeßigen Wahlen die beiden libera- len Kandidaten ohne Opposition gewählt worden. Der eine der- (elben, der Krieas-Secretair Macaulay, berührte in seiner Wahl: Rede auch die Schottische Kirchenfrage und erklarte sich, auf die Gefahr hin, an Popularität dadurch einzubüßen, für Aufrecht: erhaltung der bestehenden Geseße durch den Staat, der Schotti- schen General - Kirchen - Bersammiung gegenüber. Der Minister sagte in dieser Hinsicht:

„Fch mißbillige zwar jede unbesounene Einmischung der Siaats gewalt in Kirchen-Angelegenheiten. Auf jede Zumuthuna, dem Ge- wißen cines Menschen Zwang anzuthun, würde ich antworten: Gott behüte mich, das zu thun; wohl aber würde ich kein Bedeuken tra- gen, cinem Geisilichen zu sagen: röentt di die Pfarrei nicht unter dent von uns geforderten Bedingungen annehmen will| oder kannt, o mußt du dich nach ciner anderen Stelle umschen. F glaube da= mit keine Gewisseusfreiheit zu verleßea. Fch sehe den Fall, der Oberst eines Regiments käme und spräche: mein Gewissen verbietet mir, in den Krieg zu ziehen, so zwiugt mich nicht dazu. Jch. würde antworten: bewahre Gott! Wenn exr nun aber fortführe: ich bin ein O uéker und svreche als solcher Freiheit vom Kriegsdienst an, meinen Dberstensold aber will ich fortbezichen, daun würde ich antworten : lieber Herr, feen sey es von mir, Eurer religidsen Uebeczeugung Zwang an: zuthun, aber wenn Jhr den Felddienst verweigert, müßt Fhr dent Dienst quittiren. Um es kurz zu sagen, ich wünsche eine Maßregel ins Parlament gebracht zu sehen, welche dem Volk einige Freiheit in der Wahl seiner geistlichen Hirten gebe, zugleich aber werde ich nimmermehr cinwilligen , daß die kirchliche Gewalt uber die Civil- Gewalt geseßt werde. (Eine Stimme: „Will Herr Macaulgy die Civil-Gewalt über die kirchliche seßen ?//) Nein, d. h, nicht bis zu dem Grade, daß die Gewissensfreiheit beeinträchtigt werde, die ich als ein heiliges Recht achte. Wenn aber der Staat einem Mantte gewisse zeitliche Vortheile für die Leistung gewther Verrichtungen anbietet, so ist es die Sache dieses Mannes, sich zu entscheiden, ob er das Verlangte leisten oder auf Ice Vortheile verzichten will.//

Der Vice-Admiral Sir William Parker, der nah China ge- sandt is, soll die Instruction erhalten haben, daß er sich ganz den Anordnungen des an Capitain Ellios Stelle tretenden Bevoll- mächtigten, Obersi Sir Henry Pottinger, fügen folle, und daß úberdies die gesammte Seeniacht in China zur Verfügung des General-Gouverneurs von Öftindien gestellt sey. Das Linienschiff „Cornwallis“, von 72 Kanonen, welches dem Admiral zum Flag- genschisfe dienen soll, ist bereits vón Plymouth nach China abge: gangen,

, Der gegenwärtig hier am Markte befindliche Thee - Vorrath belâuft sich auf 27,047,661 Pfund, das is auf 10 Millionen Pfund weniger, ais er vor einem Jahre um dieselbe Zeit betrug, Die ansängliche schwindelhafte Speculation in diesem Artikel hat nach

herben Verlusten wieder einem ordentlichen Geschäftégange Plaß emacht. ,

i: S diliho Blätter vom 26. Februar melden, „daß ein Französisches Schiff, die „Stadt Bordeaux,“ in Holdfast - Bai von Zoll -: Beamten angehalten worden, aber mit diesén a Bord in See gegangen, daß es indes gelungen sey, spater den Capitain des Schiffes vor Gericht zu ziehen, wo man ihn freigesprochen habe. Es wurde behauptet, das Schiff habe falsche Papiere, und man glaubt, die Sache werde ein Gegenstand von Verhandlungen mit der Französischen Regierung werden.

Aus den Kanadischen Blättern ersieht man, daß im Parla- mente zu Kingston ein Amendement zu der Adrésse an den Gouverneur Lord Sydenham beantragt worden war, welches ci- nen Protest gegen die Union enthielt; eine bedeutende Debatte war die Folge dieses Amendements, es wurde aber nichts ent-

schieden.

j J Z ta L N : 959 London, 14. Juli. (B. H.) Bis heute tend Jud) 2 Wahlèn bekannt, weiche zu Gunften der Liberalen, und 345, welche zu Gunsten der Tories ausgefallen, so daß die Majorität der Tories schon auf 86 Stimmen gesllegen is, Es sind jeßt nur noch 51 Wahlen im Rückstande; wenn also auch diese sammtlich fúr die liberale Partei ausfielen, so würde ein T ory-Ministerium Mi Vi s i S L LY D S 4 : A doch immer noch eine Majorität von 32 Stimmen 1m neuen Parlamente haben. i Die heutige Morning

Chronicle enthält folgende An- zeige: „Gestern Nachmittag ist im auswártigen Amte on ven Bevollmächtigten Oesterreichs, Frankreichs, Großbritaniens, Preu- ßens, Rußlands und der Túrkei die Convention wegen der Meerengen der Dardanellen und des Bosporus unterzeihnet worden, welche 0 lange abgeschlosfen und paraphirt gewesen isk, deren Unterzeichnung aber bis zu dem Mo- mente aufgeschoben wurde, wo die Annahme des Großherrlichen von Seiten Mehmed Ali's bekannt war. Die Un-

béendet das Schisma zwischen Frankreich und den vier Mächten, welches aus der Verschiedenartigkeit der Meinung Frankreichs und jener vier Mächte in Betre]f der Maßnahmen entstanden war, durh welche die allge- meinen, der Theorie nach. von Frankreich und den vier Mächten gleichmäßig behaupteten Prinzipien ins Werk geseßt werden fönn- ten; und es ist auf diese Weise eine neue Garantie für die Fort-

dauer des Friedenszustandes gegeben, bei dessen Erhaltung Jede Europáische Macht so ernstlich

interessirt ist, Die Ratificationen werden ausgewechselt werden, sobald sie von den respectiven 90-7 fen eintreffen, Der Zweck der Convention is, auf alle funf Máâchte die Vereinbarung auszudehnen, welche, dem 11, Artikel des Traktats von 1809 gemäß, zwischen Großbritanien und der Türkei besteht und durch welche der Sultan erklärt, die beiden Meerengen den Kriegsschisfen aller Nationen verschließen zu wol- len, so lange sich die Türkei im Friedenszustande befindet,

Schweden und Norwegen.

Christiania, 28. Juni. (L. A. Ztg.) Die Feuersbrunst, welche den reichsten und bevölfersten Theil Drontheims in Asche legte, zeigt sich bei dem Drucke der Zeiten, da die Gewerbe sich nicht beben wollen, als ein wahres National-Unzlúck. Fast uner- \chwinglich ist die von den Norwegischen Städten, kraft der Brand- Assekuranz-Verordnung, gefordertè Beiskeuer zum Wiedéraufbau jener Stadt, und als unbillig erscheint es, daß Christiania, welches wegen seiner gemauerten oder aus Fachroerk bestehenden Gebäude, ingleichen seiner vortrefflichen Feuer- und „Rettungs-Anstalten möglichst gesichert is, und ein Jahrzehend, 1830 bis 1840, allein in reiner Ausbeute die Úbrigen Städte und Land-Distrikte mit 120,000 Spthlrn. unterstüßt hat, jeßt in unverhältnißmäßige, den Wohlstand vieler Haus - Besißer untergrabende Unkosten geseßt werde. Die Brand-Assekuranz-Verordnung leidet, wie dies ge- wöhnlich mit allen alten Verordnungen der Fall isf, an wesentli: chen Mängeln, zu deren Abstellung jebt endlich von der Regierung eine Kommission niedergeseßt worden is. Ungeachtet dieses Noth: standes sind die milden Beiträge, die für die Verunglückten nach Drontheim aus den übrigen Städten eingesendet worden, nichts iveniger als unbedeutend Gee À a L 4

Es muß als eine merkwürdige Konzession des Konigs er: cheinen, daß dieser bei der Ernennung zu bischöflichen Würden hinfort sämmtlichen dienstthuenden Kirchenpropsken des Ländes das Recht eingeráumt hat , dret Wählbare vorzuschlagen. FKonagsberger Silbergruben lieferten im sechsten Bergmonat 1698 Mark 4 Loth gediegenes Silber,

Mit der Anlage eines magnetischen Observatoriums zu merfest hat es sich Norwegischerseits verzögert, und ¿zwar ganz oßne Schuld unserer Regierung, denn gerade als diese zue Sk? füllung ihres der Englischen Regierung desfalls geleisteten Ver- sprechens schreiten wollte, ward ihr kundgethan, daß bereits von Seiten Frankreichs zu Aiten Einrichtungen zur Anstellung korre- spondirender magnetischer Beobachtungen getroffen worden seyen, welche indessen auf mancherlei von Frankreich selbs herrúhrende Hindernisse gestoßen sind, Auch in diesem Punkte wird Norwe- gen seinen Verpflichtungen treulich nachkommen, sobald es Noth thut.

Fermans cerzeichnung

CEN A ie

Ham:

Deutsche BVBundesftaatett.

München, 12. Juli. (Allg. Zt g.) Geheime Rath. von Schelling hat von Sr. Majestät dem Köduig den für seine Wirk- famfeit in Berlin ihn geskatteten Urlaub in der Art erhalten, daß derselbe vom Asten November d. J. an gerechnet werden soll; indeß wird Hr. v. Schelling schon nächster Tage unsere Stadt ver- lassen, um sich zum Gebrauche der Brunnenkur nach Karlsbad zu begeben. Er wird von da in Familien - Angelegenheiten ers nach München zurückehren, ehe er die Reise nach Berlin antritt. Bis dahin wird Hofrath Thiersch, als ältester Classen-Secretairx, die Geschäfte des Vorstandes der Akademie führen. Eben dem: selben is, wie wir hören, durch Se, Majestät fÚr diese Zeit das General - Konservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates úbertragen worden.

Der Bischof von Regensburg is am 12ten d. Morgens mit Tode abgegangen,

ANL al Müncheu , 12, Juli, Der Landraths - Abschied für Ober- i E in dem besonderen Protokolle niedergeleg- L che un ntrà : Andere n! dnialicde EnfcoleiwMiaete: râge unter Anderem folgende Königliche ¡Mit richtigem Blick hat der Land-Rath von Ober-Bayern i auf den Zustand der Sitllichkeit sich En e U iat des besicheuden Uebels und das Mittel der Heilung erkannt und be- zeichnet, Die Wahrheit, die ec ofen ausgesprochen, wird in den Her- gen Unsevec treuen Bayevnt freudig Wiederhall finden, und der ofene Ausspruch derselben ihm selbt ein ehrendes Denkmal seßen, Vet- trauend auf den Beistand von Oben und auf die Uns bekannte Ge- sinnung Unseres biederen Volkes, werden Wir dem Schirme und der Förderung der Religion, als der einzigen Grundlage al- les dauernden Glückes, alle Ufiscre Bemühungen zuzuwenden,

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nicht ecrmúüden. Was insbesondere die sittlich - religiöse Besserung der in den Gefängnissen und Straf - Anstalten verwahrien Individuen, dann die Fürsorge für dic Entlassenen betrifft, so haben Wir bereits die Herstellung der zur Bereifutrg der von Uns beabsichteten Anord- nuüngei nöthigen Vorarbeiten angeordüet. Es ift Unser ernster Wille, daß dic bestehenden Dienstboten -Ordiungen aller Octen genau und nachdrücklich vollzogen und gehandhabt werden. Unsere Reglerung von Ober-Bayern hat nach den gemachten Vorlagen diesem wich- tigen Gegenjtande bereits ihre besondere Aufmerksamkeit zuge- wendet. Wir vertrauen, daß dieselbe gleich den ihr untergeve ilen Behdrden hierin behatrlich fortfahren und insbesondere die Wahrhaftigkeit der Dienilzcugltt]se überwachen, dann gegen die mit Vermeidung cines ordentlichen Dienstes tn Taglohn arbet- tenden Dienstboten mit aller Strenge einschreiten und das dies- fallsige Verbot durch Einführung einer zweckmäßtgen Kontrolle mit Vermeidung unnödthiger Schreiberei zu handhaben wissen werde. Unsere Kreis-Regierung von Ober-Bayern wird sich mit den bischdfi- chen Stellen in Benehmen segen, damit bei den zur Gottesvereh- rung und Andachtsübung veranstalteten dentlichen Bittgängen durch Begleitung des Seelsorgers ‘odex eines andern Priesters jeder 1lnorduung und Stdrung möglichst begegnet werde, Auch ift Unser Wille, daß die drtlichen und Distrikfts-Polizctbehörden zu diesem Zwecke thätig mitwirken. Die Anträge wegen LWiedercinführung der frü heren Gewerbsvereine nach der Gleichheit der Gewerbe uñd weaen Uebertragung der Prüfungsbefughiß an dieselben, werden bet dei Revision der JFnfiruction zum Vouizuge des Gewerbsgeseßes nähe- xer Erwägung unterstellt werden.//

Aus dem Abschied für den Land-Rath von Nieder-Bayern if, als von allgemeinem Jnteresse, folgende Stelle auszuheben: „Wir haben durch die wiederholte Bewilligung außerordentlicher Zu- chÚsse zur Wiederherstellung der Staatsstraßen Unsere Ge- neigtheit zu Gewährung der für die Befriedigung wahrer Be- dúrfnisse erforderlichen Mittel bethätigt, können Uns aber bei dem dadurch erzielten Zustande der Straßen um so weniger der- malen veranlaßt finden, weitere außerordentliche Zuschüsse für die Staatsstraßen zu bewilligen, als die Einführung der breiten Rad- felgen einen günstigen Einfluß auf deren Erhaltung außert und die verfügbaren Staats - Fonds für andere wichtige, dem Nußen des Landes und dem Wohle Unserer Unterthanen förderliche Un-

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ternehmungen in Anspruch genommen sind,“

SHarlsvruhe, 13. Juli. (Oberd. Z) Jn der Abgeordne- ten-Kammer erskattete heute Herr Bader den Commissions - Be- riht in Betreff der Urlaubsfrage, Der Bericht stúEt sich auf die bekannten früher geltend gemachten Argumente, hebt aber be- sonders das eine hervor, daß der Regierung das Recht der Ur- [laubsverweigerung zwar nicht abgesprochen werde, daß aber in Bezug auf den hier in Rede skehenden Fall die Regierung feinen Gebrauch davon machen dürfe, sondern den Urlaub ertheilen m U se, weil ihr nicht das Necht zustehe, den verfassungsmäßigen Bestand der Kammer (die Vollzahl von 63 Mitgliedern) zu schmälern oder zu behindern, Der Schlußantrag der Commission geht auf folgende Verwahrung zu Protokoll: „Die Kammer, ihre Rechte für die Zukunft verwahrend, erflârt : daß sie an der in den Beschlüf- sen vom 7. und 22, Mai ausgesprochenen Rechts - Ueberzeugung festhalte, die Ausschließung der Abgeordneten Aschbach und Peter vom Besuche des Landtags als den verfassungsmäßigen Bestand der Kammer verleßend betrachte, und neue Wahlen im ten und im 16ten Wahl-Bezirke, so lange deren Deputirten-Stellen nicht verfassunzsmäßig erledigt sind, nicht als gültig zu erkennen ver- möchte. Sie beklagt dabei tief, daß unter dem Zerwürfnisse, wel- hes die durch Urlaubs-Verweigerungen veranlaßte Unvollständig- feit der Volks-Vertretung hervorgerufen hat, der gedeihliche Gang der Landtags-Geschäfte selb{ leidet; sie findet aber ihre Beruhi- gung in der Ueberzeugung, daß es ihre Pflicht war, die zur Ab- wehr des gegen sie gerichteten Angriffs nothwendigen verfassungs- máßigen Schritte zu thun, daß sie also an dem Zerwürfniß und dessen Folgen keine Schuld trage.“

Am 10. Zuli starb zu Karlsruhe der Großherzoglich-Badische

| General - Major von Seutter, in einem Alter von 63 Jahren.

Schon im Jahr 1794 war er ins Schwäbische Kriegs-Regiment Prinz Ludwig von Baden getreten und kam 1802 bei der verân- derten Militair- Verfassung des Deutschen Neichs in Badische Dienste. Er wohnte vielen Feldzügen ruhmvoll bei und war 1813— 1815 Chef des Generalstabes,

_ Karlsruhe, 42, Zuli, (Oberd. Ztg.) Die - heutige Sißung der Abgeordneten- Kammer zeichnete fich durch den frâf- tigen vaterländischen Geist aus, der sich allseitig darin aus- sprach. An der Tagesordnung war die Diskussion des Berichtes des Herrn Schaaff über die durch die außerordentlichen Nüstun- gen entstandenen Mehrausgaben im Militair-Budget. Herr Ba f- fermann ergriff zuerst das Wort, sich freuend úver die in Deutschland zur Zeit des Thiersschen Ministeriums aufgetretene Nationa!-Gesinnung, allein zugleich beklagend, daß die Rüstungen erst dann getroffen worden wären, als die eigentliche Gefahr vorúber gewesen sey; er wänsche, daß man bei ähnlichen Ge- fahren zur gehörigen Zeit für die Sicherheit des Vaterlands Vorsorge tresse. Der Minisker des Ausw artigen hâlt den Abgeordneten Bassermann nicht für gehörig unterrichtet, wenn derselbe glaube, daß man von Seiten der Regierungen zu spät mit der dem Vaterlande drohenden Gefahr sich beschäftigt habe. Ein kleiner Staat, wie Baden, habe hier nicht einseitig handeln, nicht für si allein frúher, als geschehen, wasfnen éónnen, Die Maßregel sey vielmehr eine gemeinsam Deutsche, und dabei die Leitung Männern anvertraut gewesen, die, aufs innigste cingeweiht in alle Berhältnisfse, und zugleich sorgsam wachend fúr die Unverleßbarkeit des Deutschen Vaterlandes, sowohl rúdcksichtlich der zu ergreifenden Mittel, als auch der gehörigen Zeit dazu, Alles auf die beste Weise beriethen und anordneten. Auch fomme zu bedenken, daß, abgesehen von der frúßer wirklich nicht so nahen Gefahr, wie es dem Uneingeweihten erscheinen mochte, eine frühere Bewaffnung zugleich die Kosten sehr gestei- gert haben würde. Herr von Jb stein hebt lebhaft hervor, wie das Deutsche Volk bei der júngskhin gedrohten Gefahr sich allgemein gegen Fremdherrschaft und gegen jede Verwahrlosung des Deut- {chen Vaterlandes ausgesprochen und freudig zur Ergreifung der Waffen bereit gewesen. Für eine solche Hingebung wäre es wahrlich an der Zeit gewesen, einem solchen Bolke auch das freie Wort zu gestatten, Dies sey jedoch nicht nur nicht geschehen, fondern man ersehe auch úberall Rückschritte und als Folge da- von Mißstimmung. Frh. von Blittersdorff sicht nichts von einer Mißskimmung in Deutschland; die sich allerwärts und allgemein aussprechende National-Gesinnung, und die sich Überall kundgebende, mit Nachdruck den allgemeinen Jnteressen das Wort redende öifentliche Meinung spreche laut entgegen. Herr Christ. „Das jüngste gegen Frankreich beobachtete Verfahren von Deutschland O Stadien: vorerst das der Ruhe¡ und dann erst das der Thâtigkeit. Diese Ruhe gegenüber einer kriegerischen, unruhigen, gerüsteten und kräftigen Nation war großartig, allein auch* nur da mögli, wo, wie in Preußen, eine mächtige und auf jeden Wink des Fürsken schlagfertige Landwehr neben dem sehenden Heeve jede Besorgniß einer Gefahr bescitigte und jede Bürgschaft der Sicherheit von

Thron und Vaterland in sich vereinigte. Jm Süden von Deutsch- land war das nicht der Fall: daher trat da vor ugswéise die Thätigkeit ein, um erst Sorge zu tcagen für die iede einem fúhnen und mächtigen Feinde die Spiße zu bieten.“ ie Gesin- nung, die sich allerwärts und allgemein so DevgG und so fraftig bei diesem drohenden Angrisfe ausgesprochen, habe auch ihn innig erfreut und ihn in der Ueberzeugung bestärft, daß bei einer tüch- tigen Bewaffnung der Landwehr und der stehenden Heere, ver- bunden mit einer âcht vaterländischen Gesinnung, Deutschland in Ruhe der Zukunft entgegen blicken könne. Wir úbergehn für heute die Berathung der einzelnen Punkte dés Schaaff En Be- richts. Nach geschlossenen Verhandlungen wird der dem Kriegs- Ministerium fúr die außerordentlichen Ausgaben zur Pervollständi- gung des Armee-Korps eróffnete Kredit von 1,152,937 Fl. 44 Kr. einstimmig genehmigt. Frhr. von Blittersdorff dankt hier- auf der Kammer fúr diese Abstimmung mit dem Bemerken, däß dieselbe beweise, daß, wenn auch die Regierung gegenwärtig noch mit der Kammer über einen einzelnen Punkt nicht gleicher An- sicht sey, sie doch mit ihr da zusammenutresse, wo es sich uux patriotisch-Deutsche Gesinnung handle,

Deftérreich.

ASien, 12. Juli. (L. A. Z) Der panische Schrecken un- ter der Handelswelt, welchen der Sturz des einst so großen Hau- ses Geymüller so sehr gesteigert hatte, hat sih nur wenig ver- mindert, und die Börse scheint noch nicht zu Athem zu kommen. Von Seiten des Finanz-Ministeriums find vorläufig 5 Millionen zur Unterstßung des Handelsstandes und fúr industrielle Unter- nehmungen zum Eskomptiren bewilligt, und dies, hofft man, wird

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als momentane Aushúlfe weiteren Fallissements unter den Klein- händlern vorbeugen. Der Eindruck, den übrigens der Sturz des Hauses Geymüúller unter allen Ständen machte, ist unbeschreib- lich, Seit Jahren hatte der Glanz dieses Hauses die Menge gleichsam geblendet. Der größte Theil des Publikums wollte mehrere Tage die Nachricht gar nicht glauben. Bei den unge- heuern Verbindungen dieses Hauses mit dem Ausland und so vie- len großen Familien des Kaiserreichs läßt sich die Summe des Defizits, welches jedenfalls Millionen betragen dürfte, natürlich noch nicht angeben. Es ist Niemand in der Hauptstadt, der die- ses Ereigniß nicht als eine wahre Kalamität, welche dem Kredit und dem Handel in der ganzen Monarchie tiefe Wunden schlägt, betrachtet. Der Widerha!l wird von den großen Handelsstädten der Monarchie, wie man fúrchtet, nicht ausbleiben. Heute stnd hier mehrere Kleinhändler gefallen.

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talien.

„: Neapel, 30. Juni, ¿«(c Z.) Borige Woche kamen die in Süilien ansässigen Englischen Kaufleute auf Veranlassung ihres Gesandten hierher, um die von der hiesigen Regierung heraus- gepreßten Vergütungen für „nicht gemachte Geschäfte“ während der ganzen Dauer des Schwefel- Kontrakts in Empfang zu iehmen.

In der leßten Zeit war unser Land, namentlich die Provinz der Abbruzzen, von häufigen, zum Theil ziemlich heftigen Erd- erschútterungen Me einige derselben dauerten 16 bis 22 Zekunden und richteten vielen Schaden anz i r Gemeinde Sts E: e ‘elen CHTONEN an; in der Gemeinde Tarants süúrz zwei Hauser ein, allein glückliherweise hatten die

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Einwohner Zeit, sich zu flüchten,

interessanter Prozeß, der zwischen dem Hause Odescalchi und ei- nen gewissen Maler Valati obschwebte, zum Nachtheil des Lek- teren entschieden worden, Es betraf derselbe eine Originalreplif der Magdalena des Correggio, welche dem berühmten Bilde der Dresdener Galerie nach dem Urtheil der sfkeptischen Kenner in nichts nachsteht, Diese war mit Restaurations - Sudeleien über- deckt, für einen Spottpreis an besagten Herrn Vallati verkauft worden. Nachdem derselbe das Bild hatte reinigen lassen, und unter den Händen des geschickten und genialen Refktaurateurs Co- chetti die Urschóne dieses Meisterwerks in vollem Glanze hervor- getreten war, wurde dasselbe als etwas um jenen Preis nicht Berwerthetes von dem Hause Odescalchi rekflamirt. Es wurde ein Prozeß anhängig gemacht, der dreimal zu Gunsten Valloti?s entschieden worden war, der aber nun in leßter Instanz von det getäuschten Verkäufer gewonnen worden ist, Wichtiger als diè- ser Prozeß, der sich indessen um eine sehr interessante Rechts- frage bewegt, ist das Resultat desselben, indem somit das tréff= liche Meisterwer? den Kunsischäßen Noms zum Schmueck erhalz ten wird, j

Nom, 6. Juli. (A. Z) Gestern is ein fúr die Kunstwelt

Portugal.

Lissabon, 5. Juli. Der Geseß-Entwurf, der die Negie- rung ermächtigt, die Steuern vom Juli bis zum 30, September im Boraus zu erheben und schon jeßt 200 Contons de Reis dar= auf anzuleihen, hat die Genehmigung der Königin erhalten,

___ Die Königin hat der Finanz- ommission angezeigt, daß ste 50 Contons (11,500 Pfd. Se.) jährlich von ihren Einkünften dem Staate cedire; in gleicher Weise hat ihr Genrahkt 40, die Herzogin von Braganza 3, und die frúhere Regentin Donna Jsa- belle Maria 3 Contons jährlich aufgegeben. Die Regierung be- absichtigt außerdem cinige neue Abgaben und finanzielle Reformen einzuführen, um die Ausgaben mit der Einnahme ins Gleichge- wicht zu bringen.

__ Zwischen dem Herzoge von Palmella und dem Ministerium scheint eine vollige Versdhnung eingetreten zu seyn, und es heißt sozar, Ersterer werde das Finanz-Ministerium und die Conseils- Prôsidentschaft übernehmen.

Nach Berichten von der Jnsel Terceira haben dort von? 12, bis zum 24, Juni anhaltende Erdstöße stattgefunden, durch welche fast die ganze Stadt Villa da Praya zerstört worden ist; mehr als 500 Häuser find zertrümmert, die Einwohner häben sich indeß noch glücklich in die Gebirge und in die Stadt Ayra zu retten vermocht. Es i eine Subscription für sie eröffnet wor- den, auch sind schon von San Miguel Geld und Lebensmittel zu ihrer UnterstÜßung unterweges. Jm Tajo was das Holländische Geschwader, das den Prinzen Heinrich der Niederlande ä Bord hat und aus. 2 Fregatten, 2 Korvetten und einem Dampfschisfe besteht, eingetrosfen. Der Prinz ist jedoch nicht ans Länd gestiegen,

Der Portugiesische Kriegskutter „Adorinha“, der nach den Azoren ausgesandt worden, um das Schicksal des „Präsident“ erforschen, ist unverrichteter Sache heimgekehrt. Es hat si erz geben, daß das Dampfboot, welches der Capitain, jenes Krieg s- futters für den „Präsident“ hielt, das Französische Dampfboot „Tonnerre“ gewesen, welches auch in Fayal eingelaufen. ist.

Tür ét, L A auDSE

Die neueste nach Berlin gefommene Nummer 6 Feten Zeitung Tafkwini Wakaji vom 1, Dschemast 1. (21. Zuni enthält folgenden Artikel;

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