1841 / 199 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Männer, die ihn in den Stand geseßt haben, Herrn Perrée seine Schuld von 480,000 Fr. abzutragen.

arís, 14. Juli. Herr Humann is in diesem Augen- blicke mit der Prúfung eines Vorschlages in Bezug auf die beab- sichtigte Anleihe beschäftigt, welche von dem als Schriftsteller über Finanzwesen rühmlich bekannten Baron Corvaja herrührt, und der in feiner originellen Einfachheit der hochsten Aufmerksamkeit werth scheint. Herr Corvaja schlägt der Regierung Vor, die neue Anleihe in der Gestalt eines verzinslichen Papiergeldes zu emittiren, und auf diese Weise die kostspielige Hülfe der Kapitali- sten ganz zu umgehen. Sein Projekt geht dahin, daß man die Schuldscheine im Betrage von 25 bis 1000 Franken auf den Fnhaber, und die zu höherem Betrage zwar auf den Namen des Gläubigers ausstelle, aber durch einfache Jndossirung Über- tragbar mache. Die alle drei Monate fälligen vierprocentigen Zinsen würden in beiden Fällen dem Jnhaber der Coupons gezahlt.

Die bedeutenden Vortheile, welche dieses System darbietet, sind augenfállig. Dassclbe macht, wie schon erwähnt, die Eia- mishung der Bank in die ganze Operation Úberflüssig, denn es würde ausreichen, die neuen Schuldscheine dem großen Publikum durch alle öffentlichen Kassen anbieten zu lassen. Ferner würde diese Rente, indem sie als Papiergeld umliefe, außerhalb des Be- reichs der Agiotage bleiben, und überdies sich dergestalt auf die ganze Masse der Bevölkerung vertheilen, daß sle die Zahl derer, welche bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung materiell und unmittelbar betheiligt sind, um ein Bedeutendes vermehrt. Die Jdee des Herr Corvaja, sollte sie sich auch nicht in ihrem ganzel Umfange als praktisch erweisen, stellt doch jedenfalls eine PBerbesserung des Verhältnisses des Staats zu seinen Gläubigern, und eine wohlthätige Reform des öffentlichen Schuldenwesens als möglich in Aussicht.

Die hiesigen Blätter wissen ihrcn Zorn über die von Lord Palmerston zu Tiverton gehaltenen Rede nicht stark genug aus- zudrücken. Sie finden zum Theil in derselben ein ausweichendes Argument gegen die, wie man glaubt, auf morgen, den Jahrestag des Quadrupel-Traftats bevorstehende Mitunterzeichnung des die Dardanellen: S hifffahrt betreffenden Vertrags der fünf Mächte. Nun scheint es freilich, daß Lord Palmerston's ministerielle Stel- lung ihm gewisse Rüksichten in seinen Aeußerungen über Frank- reich auferlegte, vor welchen selbst die historische, die offiziell aner- fannte Wahrheit hâtte schweigen sollen; aber etwas Anderes als einen Verstoß gegen die politische Etikette kann man ihm wahrlich nicht mit Recht vorwerfen. „Schändliche Beschuldigungen“, BVer- láumdungen“, , gehâssige Lügen“ kann kein Mensch in der Rede des edlen Lords finden, #0 weit sie auf das Afrikanische Kriegs- System Frankreichs bezüglich is, wenn er sie nur mit dem Jn- halte der zwei oder drei leßten Operations-Berichte des Generals Bugeaud vergleicht.

Die von dem Courrier Belge verdfentlichte Gegenpro- clamation der Kretenser gegen die Aufrufe der christlichen Kon- \{ule wird hier allgemein für unacht gehalten. Wie es aber auch mit dem Ursprunge dieses Dokuments sey, man muß gestehen, daß das darin enthaltene Raisonnement einen gewissen Werth hat. Hier in Paris hat man wohl gute Wünsche für die Sache der Kretenser, aber keinen Ihateifer.

Die Ansicht, daß sich Frankreich für die noch \{chwebenden orientalischen Fragen, den Meittel-Europäischen Mächten anschließen músse, um der etwaigen gemeinschaftlichen Politik Englands und Rußlands die Wage halten zu konnen, gewinnt sichtlich Boden. Aus der eigentlich politischen Sphäre is sie bereits in die Kolon- nen des „Siècle“ und selbst des „National“ hinabgestiegen.

Großbritanien und Jrland. London, 14. Juli. Die Königin und Prinz Albrecht werben im Laufe dieser und der nächsten Woche den Grafen Cowper, den Herzog von Bedford und den Marquis von West: minfter auf deren Landsiken mit ihrem Besuche beehren. Der Herzog von Bedford, wo die Königin mehrere Tage verweilen wird, trifft bereits Anstalten zu glänzenden Festen. :

Gestern traf ein Stallmeister des Königs von Preußen mit einem Paar schónen Rappen, einem Hengst und einer Stute, die Seine Majestät dem Prinzen Albrecht als Geschenk übersenden, in Schloß Windsor ein. Sie stammen aus dem Gesküt von Trakehnen her und sind von außerordentlich symmetrischen Bau und ausgezeichneter Schönheit und Kraft, Der DUNi nao dieselben sogleich in Augenschein, äußerte sich schr erfreut darüber | und ließ sie in den neuen Marstall zu Cumberland Lodge brin- gen, wo sie mit der aufmerksanisten Pflege behandelt werden sol- len. Se. Königliche Hoheit ist nämlich seit einiger Zeit damit beschäftigt, die \{hbnsten Pferde von allen Racen für sein_dortiges Gestút zu gewinnen, und die hiesigen Blätter erzählen, Se. Ma- jestät der König von Preußen habe auf die Nachricht, daß der Prinz zu diesem Zweck auch Aufträge zu Ankäufen in Preußi- {chen Gestúten ertheilt, sogleich zwei der edelsten Pferde auszusu- chen und Sr. Königlichen Hoheit zu übersenden befohlen.

Obgleich der Globe gleich den anderen ministeriellen Blât- tern eingestehen, daß das Resultat der allgemeinen Wahlen, die Minister im Unterhause noch viel schwächer machen werde, als sie es vor der Auflósung waren, so will er doch nicht zugeben, daß die von ihnen vorgeschlagenen Maßregeln von der Nation úberhgupt, oder auch nur von denjenigen unter den Wählern selbst gemißbilligt würden, welche als willenlose Werkzeuge gedient hâtten, eine den Ministern feindliche Majorität ins Parlament zu bringen. „Die von der Tory - Partei, direkt und indirekt, zur Einwirkung auf die Ausübung des Wahlrechts aufgebotenen Mit- tel, sagt das genannte Blatt, „waren zu gewaltig, als daß sie nicht unwiderstehlich für Leute hätten seyn müssen, welche nicht die Charafterfestigkeit besaßen, eine dffentliche Pflicht fúr das all: gemeine Beste und auf Kosten ihrer Privat - Jnteressen zu erfül- lèn. Es is wohlbekannt, daß die konservativen Kunden von Ge- werbsleuten und Krämern diese mit dem Verluste ihrer cin- trâglichen Kundschaft bedroht haben, falls sie für die Whigs stimmen würden; doch nur in sehr wenigen Fällen sind die aus folchem Grunde eingeforderten Rechnunzen auch wirklich bezahlt worden.“ Dasselbe Blatt veranschlagt auch die zu erwartende Majorität der Tories im Unterhause auf weniger als 49 Stim- men, wovon zum mindesten noch 10 Stimmen den Liberalen, in Folge von Petitionen, wieder zufallen wörden; die liberale Oppo- sitionsphalans dagegen schäßt der „Globe“ auf 300. An hâufi- gen Petitionen des Volkes zu Gunsten der von den Liberalen ver- theidigten Maßregeln , meint er, werde es nicht fehlen, kurz der Mangel an Zusammenhang in dem neuen Kabinet, die Elemente von Üneinigkeit, die bekanntlich unter vielen seiner Anhänger vor- handen seyen, der ziemlich allgemein bekannte Vorzug, den die Königin den verdrängten Ministern einrâume, Alles biete dem zu erwar- tenden Ministerium eine Zusammenhäufung von Schwierigkeiten dar, wie sie nie zuvor eine ins Amt tretende Partei vorgefunden

-- 874 habe, und bei denen es durchaus unmöglich sey, daß das zu bildende Ministerium sich lange werde halten können.

Der Morning-Herald behauptet, die Königin sey Úber den Gebrauch, den mehrere Hof-Beamten bei den Wahlen von ihrem Namen gemacht, hochst aufgebracht und habe ausdr“cklich erflârt, folchen Handwerkern und Geschäftsleuten in Windsor, welche für die konservative Kandidaten gestimmt, ihre Kundschaft nicht ent- ziehen zu wollen.

Bei der Wahl in Dublin is es sehr unruhig hergegangen. Mehrere Personen, worunter ein geachteter Advokat, Namens Gorman, sind schwer verwundet worden. Einen Offizier auf hal- ben Sold haben die Kohlenträger in seinem Bette gemißhandelt. Achtbare Leute wurden aus ihren Häusern, ja aus ihren Betten mit Gewalt abgeholt, damit sie stimmen sollten. In allen Stra- ßen Dublins waren Plakate angeschlagen, worin es hieß, die schändliche Orangisten-Faction habe durch Bestechung ihr Werk durchgeseßt, das aber werde der Repealsache nur neuen Borschub leisten; auch folle dafür gesorgt werden, durch eine Petition die Vertilger der katholischen Religion aus dem Parlament zu ver- treiben. -

Zu Hammond’s March hat ein furchtbarer Wahl - Tumult stattgehabt, Ein Haus wurde von den Volksmassen kis auf den Grund demolirt. Zahlreiche Truppen-Abtheilungen rückten in die Stadt ein, um die Ordnung wiederherzustellen.

Die Totyblätter sprethen in ihren Berichten aus Frland sehr entrüftet über den ungebührlicen Einfluß, welchen, nach ihrer Be- hauptung, die katholischen Geistlichen auf die dortigen Wahlen ausüben. Der Globe erklârt, diese unpassende Einmischung we- der leugnen noch rechtfertigen zu wollen, bemerkt jedoch, daß die darauf begründeten Vorwürfe der protestantischen Geistlichkeit in Großbritanien und Jrland aus gleichem Grunde und mit noch weit skärkerem Rechte gemacht werden könnten.

Admiral Stopford if bereits in London angekommen.

Nach einem auf Befehl des leßten Unterhauses gedruckten Berichte haben sich die Gesammtbeiräge der als UntersiÜßungen verausgabten Gelder für die S panischen Flüchtlinge vom Jahre 1827 bis 1840 auf 131,498, und fúr die Polnischen Flüchtlinge von 1834 bis 1840 auf 74,742 Pf. St. belaufen. :

Zwischen der Negierung von Texas und dem Französischen Geschäftsträger Saligny soll es zu Reibungen gekommen seyn, in deren Folge Leßterer allen diplomatischen Verkehr eingestellt hat.

Die Nachrichten aus den Fabrikdistriken über den Zustand

des Handels lauten im Ganzen ungünstig, und allgemein wird über den Mangel an Bestellung und Verdienst geklagt.

d Das Britische Kriegsschiff „Vizard““ hat auf der Fahrt von Afrika nach Nio Janeiro wieder zwei Sklavenschiffe genommen,

Den lebten Nachrichten aus Lissabon zufolge, is dort der Rerkehr mit dem Päpstlichen Hofe wieder vollklommen hergestellt, und die Königin hatte deshalb ein Cirkular an die geistlichen Be- hörden erlassen.

Lord J. Russell befindet sich jeßt auf dem Landsike seines fünftigen Schwiegervaters, des Grafen Minto; seine Vermählung wird noch vor dem Zusammentritte des Parlaments stattfinden,

Man spricht neuerdings von der Abberufung Lord Ponson- by's von seinem Botschafterposten in Konstantinopel. Als sein Nachfolger wird ein anderer gemäßigter Whig bezeichnet.

Nach dem Globe is dex Umsaß an der Börse gegenwärtig schr gering; die Spekulanten wollen, bevor sie sich in neue Ope- rationen cinlassen, die Wiederkehr allgemeineren Vertrauens ab- warten. Man hat die besorglichsten Gerüchte über die Lage meh-

rerer der angesehensten hiesigen Handelshguser in Umlauf gebracht; das genannte Blatt versichert zwar, es würden diese Gerüchte nur von folchen Personen verbreitct, die es darauf abgesehen hät: ten, daß Mißtrauen und die Verwirrung, die durch die leßte Fal- lissements veranlaßt worden, noch zu steigern; es ist jedoch dadurch ein allgemeiner Allarm an der Börse und in der City entstanden,

Belgien. Brüfísel, 13. Juli. Der König wird ersk Donnerstag in Ostende erwartet. Dieser neue Aufschub is durch die Unpäßlich- feit des Herzogs von Brabant veranlaßt.

Borgestern fand ein großes Wettfliegen zwischen den Tauben aller Liebhaber in und um Antwerpen skatt, 219 Tauben wur- den des Morgens zu Orleans in Frankreich abgesandt, und es waren die drei ersten derselben, der ungünstigen Witterung unge- achtet, schon in einer Stunde 45 Minuten zurück, 31 Preise wurden ertheilt.

Eine Belgische Goelette wird bin-

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Antwerpen, 11. Juli, en wenigen Tagen nach Alexandrien, in Aegypten, abgehen. hat 12 Kanonen à la Paixhans, die zu Lüttich gegossen wurden, und 2000 Bomben geladen,

Schweden und Norwegen.

StocFholm, 13. Zuli, Der Preußische Gesandte am hie:

sigen Hofe, Freiherr von Brockhausen, ist mit dem Dampfschiffe „Gauthiod“ hier wieder eingetroffen.

General Graf Tawast ist im 78sten Tode abgegangen,

Die Stats-Tidning enthält eine Königliche Verordnung vom 10, v. M., wodurch in Uebereinstimmung mit einem Neichs- tazs-Beschluß die Stockprügel als Strafe für Vergehungen abge- schafft werden.

Jahre seines Alters mit

Dáäuemar®k. Kopenhagen, 14. Juli. Mit Freuden ist zu berichten,

daß es mit der Wiederherstellung des Königs von dessen Bein- 5 verlekung jeßt so weit gediehen ist, daß die Bulletins nur noch

jeden Montag werden ausgegeben werden.

Se. Majestät haben dem Herzoge Gustav von Mecklenburg-#

Schwerin den Elephanten- Orden ertheilt. Deutsche Bundesstaaten. (Nürnb. Korr.)

Müncßeua, 14. Juli.

Majors von der Mark vom General - Quartiermeisterstabe, sich its das demnächst in Schlesien stattfindende Preußische Uebungslaget“

begeben.

P Das Fest auf der Salzburg ist am 12, Juli nah der im Pro- gramm angezebenen Weise begangen worden. Troß des Regen- wetters hatte sich eine große Zuschauermenge gesammelt. Se. Ma- jestät der König traf gegen 12 Uhr Mittags in Neustadt ein,

begab sich mit dem feierlichen Zuge nach den Ruinen der Salzburg, und legte den Grundsicin zur Erneuerung der

| Burg: Kapelle. Eine predigt des Herrn Bischofs von Fulda {loß | das Fest, Das Hochamt wurde wegen der ungünstigen Witte: | rung auf den fommendèn Tag verschoben. Jn dem Schlosse des Herrn Grafen von Haxthausen nahm S, Majestät der König das Mittagsmahl; während der Tafel produzirte sich die studirende

r.) Wie man ver nimmt, wird Se. Königliche Hoheit Prinz Karl von Bayern inl Begleitung des Kürasster- Oberstlieutenants von Parsevakl und des

Jugend Würzburgs mit mehreren musikalischen Piecen, worüber der König gegen den Vorstand und mehrere Professoren seine hohe Zufriedenheit aussprach, Nach Besichtigung der Kirche zu Neustadt seßte Se. Majestät die Reise nah Brückenau fort,

München, 14. Juli, (Münch. polit. Ztg.) Thorwaldsen ist gestern Nachmittags úber Augsburg, wo er die Gallerie und einige Kirchen besuchte, hier angekommen. Der gefeierte Künstler besichtigte sogleich das eherne Reiterbild des Kurfürsten Maximilian’s auf dem Wittelsbacher Plaße, eines der schönsten Werke seiner Hand. Wie man vernimmt, gedenkt er nur wenige. Tage hier zu verweilen, da er seine Rúckreise nach Rom möglichst beschleunigen will. Seine Ankunft hat in der hiesigen Könstler- welt eine um so freudigere Sensation verursacht, da man schon glaubte, darauf verzichten zu mÜjsen, den verehrten Meister hier zu sehen, und es fúr bestimmt hieß, er wende sich von Stuttgard aus unmittelbar durch die Schweiz Jtalien zu. Schon hört man von verschiedenen Huldigungen, die dem Meister die hohe Vereh- rung bezeugen sollen, die man ihm, wie allenthalben, fo auch hier in dem Mittelpunkte der Süd- Deutschen Kunstthätigkeit, der ei- nige der größten Meiskterwerke Thorwaldsen’s aufzuweisen hat.

Karlsruhe, 15. Juli. (K. Z) Nachstehendcs is der Gesecß-Entwurf in Betresf der jeweiligen theilweisen Erneuerung der Stände-Versammlung in beiden Kammern, den der Präsi- dent des Ministeriums des Jnnern, Freiherr von Rúdt, am 12en d. M. der zweiten Kommer übergeben hat:

„Leopold von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Her ¡9g von Zähringen. Wir haben mit Zustimmung Unserer getreuen Stände beschlo\fen und verordnen, wie folgt: §. 1, Das Gescß vom 98, Dezember 1831, die jewecilige theilweise Erneuerung der Stände- Yersammlung in beiden Kammern betreffend, wird aufgehoben, und durch nachstehende Bestimmungen erseßt: §. 2, Der 8. 31 der Ver- fassungs-Urkunde, lautend: ¿-Fede der beiden Landes-Universitäten wählt ihren Abgeordneten auf 4 Jahre, aus der Mitte der Pro- fessoren oder aus der Zahl der Gelehrten oder Staats-Diener des Landes, nach Willkür. Nur die ordentlichen Professoren sind timm- fähig//; erhält den erläuternden Zusaß: „Beide Abgeordneten der Uni- veriitäten, sie mdgen die zunächst Gewählten, oder wegen deren Austritts vor dem Zeitpunkt der regelmäßigen Erneucrung an deren Stelle gewählt worden scyn, treten mit der Hälfte der grundherrlichen Abgeordneten gleichzeitig aus.“ §. 3, Der §. 79 der Verfassungs-Urkunde, lautend : „Die Reihenfolge, wonach die Abgeordneten der Greundher ren und der Städte und Aemter aus der Versammlung austreten- wird auf dem ersten Landtage für die cinzelnen Wahlbezirke ein für allemal durch das Loos bestimmt. Die Hâlfte der grundherrlichen Abgeordneten tritf im Jahre 1823 qus. Ln Fabre 1824.- trttt U Viertel der Abgeordneten der Städte und Aemter, und dann alle zwet Fahre wieder etn Viertel aus,// wird durch folgende Bestimmung er- egt: ¿Nach jeder Gesammt-Erneuerung der Kammern im Fall des S, 43 der Verfassungs-Urkunde wird auf dem ersten Landtage die Rei- henfolge des regelmäßigen Austritts der Abgeordneten der Grundher- ren, Slädte und Acmter durch das Loos cin für allemal bis zu etner wieder eintretenden Gesammt-Erneuccung bestimmt. Von den Abge ordueten der Städte und Aemter sollen erstmals nur funfzehn, und in den dret folgenden Perioden jedesmal sechszehn Mitglieder austrelen, Die theilweise Erneuerung geschieht jeweils am 1. Juli des 2ten Fahres einer Budget-Pertode, und nach einer Gesammt-Ertteuerung der Kammern der ersie theilweise Austritt der grundherrlichen Abge ordneten am 4. Juli des vierten, der erste theilweise Austritt dex Abgeordneten der Städte und Aemter aber am 1. Fuli des zweiten Fahres , überall unter dex Vorausseßung, daß an diesem Tage die Kammern weder zu cinem ordentlichen noch zu einem außerordentli: chen Landtage versammelt siand. Niemals jedoch darf cin solcher, noch der vorigen Periode angchdriger Landtag das Budget auch für die folgende votiren, sondern es muß hierzu der regelmäßig zu eitt Viertel erneuerte berufen werden. Findet die Auflösung einer Stände-Versammlung vor Bewilligung des der laufenden Landtags- Periode angehörigen Budgets statt, so wird die Dauer ihver Si4= zung dem neu etnzuberufenden Landtage eingerechnet, so, daß das erste Viertel der Deputicten zur zweiten Kammer (und beziehungs- weise die erste Hälfte der grundherrlichen Abgeordneten) mit dem 20. Funi des nämlichen Fahres gustritt, an welchem das betref- fende Viertheil (oder die betreffende Hälfte) der Mitglieder dev aufgelösten Kammer hätte agustreten müssen, Findet dagegen die Auflösung ers nach Bewilligung des betreffenden Budgets statt, #0 wird die bis zur regelmäßtgen nächsten Erneuerung noch verlgufende Zeit der neu cinzuberufenden Stände-Versammlung nicht eingerechnet, sondern es dauert die Vollmacht der Leßteren so lange fort, als wäre sle erst im Zettpunkt jener regelmäßigen (theilweisen) Erneue- eung berufen worden, / §, 4, Diejenigen Mitglieder dev Stände- Versammlung, welche nach dem §. 2 des Gescßes über die theil=- weise Erneuerung der Kammern am 31, Dezember 1842 güszutreten hâlten, treten nun ers mit dem 30. Junt 1843 aus, \ofdrt die, velche am 31. Dezember 1844, 1846 und 1848 auszutreten hätten, am 30. Juni 1845, 1847 und 1849. Gegeben zu Karlsruhe in Un=

serein Staats-Ministerium, den 11, Juli 1841, Zur Beglaubigung Büchler.‘ Defsterreich. JIGien, 11. Juli, Ueber das neue Oesterreichische Anlehn

giebt ein aus scheinbar schr guter Quelle kommender Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung folgende Notizen als Berichtigung früherer Angaben einer anderen Zeitung : „Die An- lcihe ist nicht zu 103, sie is nominell zu 104 kontrahirt, und 102 müssen baar eingezahlt werden; der Betrag derselben ist 40, und nicht 50 Millionen; von weiteren 30 Millionen is nirgends ein Wort stipulirt; und endlich sind die an die Bank zu erstattenden Summen nicht im Jahre 1840, fondern im Jahre 1830 aufge- nommen worden.“

Derselbe Artikel fügt unterm 11. Juli (an welchem Tage

bekanntlich die großen Bankerotte in Wien bereits ausgebrochen # waren) Folgendes über den gegenwartigen Finanz-Zustand dieses

Plakes hinzu: Der baare Bank-Schabß, d. h. die Vorräthe an Gold und Silber, wurden in leßter Zeit durch die immer gestei- gerteren Ansprüche, die der Merfantil-Kredit an die Bank machte, in ein bedeutendes und täglich zunehmendes Mißverhältniß zu den in ihr niedergelegten Papier-Effekten gebracht, Dieses Mißver- hältniß hielt die Regierung für gefährlich und sich verpflichtet, ihm entgegenzutreten. Sie that cs, indem sie dem schranfenlosen Kredit Einhalt that. Die Rückwirkung blieb nicht aus. Die spekulative Jndustrie, die ihrer Natur nach Verhältnisse anticipirt, die noch nicht sind, muß nothwendigerweise wesentlich erschüttert werden, sobald ein auf fingirte Werthe basirter Kredit verloren geht. Man muß Zeuge von den Jobberien gewesen seyn, die auf dem hie- figen Plaße mit sogenannten induftriellen Papieren, namentlich mit den Eisenbahn-Actien, getrieben worden, um die gegenwärtige eben so unmotivirte Angst zu begreifen. Natürlich traf die Reac- tion auch allmälig die produftive Jndusftrie, und nicht unbez deutende Verluste wurden erlitten. Diesen Wirkungen zu begeg- nen, hat die Negierung im Einverändnist mit einigen ersten Han- delshauscrn reichliche Fonds bestimmt, um augenblickliche Stof:z fungen zu beseitigen, und die natürlichen für den Moment zurüc{gehaltenen Quellen wieder fließend zu machen. Diese Stagnation fängt bereits an zu schwinden und wiyd in fürzester Zeit gänzlich schwinden, die erreichte solide Stellung der Bank aher wird bleiben, Jn dem neu fkreirten 5proc, Papier ist gleicher-

weise ein solides Circulationsmittel erschaffen, das mehr als andere Papiere geeignet is, in stabilen Händén zu bleibe, und das we- niger den Fluctuationen der Agiotage ausgeseßt seyn wird, als unfere 1, 2, 23, 3 und 4proc. Effekten, die nur scheinbar bei ihrer Kreirung eine Zinsen-Ersparung in Aussicht stellten, da der Zins- ausdruck, wie wir wissen, nicht den eigentlichen Zinsfuß ausmacht, und dieser sih einzig nach den Baareinzahlungen des Kapitals regulirt. Wir sind vollkommen überzeugt, daß durch die aenom- menen Maßregeln dem Schwindel in Geschäften wirksam ge- seuert worden, während dem soliden Verkehr volle Bewegung gelassen ist, die Solidität des Staats: Kredits aber findet in ibnen noch eine neue Verstärkung und Kräftigung ihrer Grund- lagen.“

Teplit, 15. Juli. Am 3, August d. J. wird das Denk: mal enthúllt werden, welches die Stadt Tepliß dem Hochseligen Könige Friedrich Wilhelm 11, von Preußen ge|eßt hat, der hier so viele Jahre Stärkung und Erholung fand, aber auch ein Wohl: thâter aller Leidenden und Bedúrftigen stets war. Jin Bezug auf jene Feierlichkeit ist nachstehendes Programm erschienen:

"Die Badestadt Tepliß, in dankbarer Erinnerung an den be- alfictenden Besuch, dessen Se. Majestät Friedri ch Wilhelm Il, König von Preußen, beinahe durch cin Vierteljahrhundert,_ die Thermen dieser Stadt würdigte eciugedenk der unzähligen Wohl thaten, die Seine milde und großmüthige Hand über dic Stadt und Umgegend mit wahrhaft Königlicher Huld verbreitet bat und

eingedenk des unglücksschwangern Tages, als Ende August 1813 dev

úbeecmächtige Feind fast vor den Thoren der Stadt Tepliiz erschien, die versènliche Gegenwart Hôchiiseiner Majestät aber auf den Sieg der hohen Verbündeten mächtig cinwirkte, und so cin Retter dieser Bade- adt geworden hat es für den heiligsten Aft der Pietät gehalten, dem Andenken dieses so allgemein verchrten, nunmchr in Gott Lu- henden, mit unserem Allerdurchlauchtigiten Kaiserhause so innig veretnt gewesenen Monarchen und Königlichen Kurgailes diesec Badeiladt etn mit thren Kräften vereinbarliches Monument zu errichten. Dasselbe wird am 3. August d. F. enthüllt und dabei folgende Feier stattstaden : 1) Bei anbrechendem Morgen werden von der Anhdhe des hiett- gen bürgerlichen Schießhauses 101 Kanonen - und BöllerschÜsse den Bewohnern der Stadt Tepliß und der Umgegend das Fest gl füundigen. 2) Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr versammeln stch am Rathhause alle dffentliche Beamte und Honorattoren. Uin dieselbe Zeit versammelt sich vor dem Rathhause am Marktplaße die bürgerliche Schüßen - (Hesellschaft und die bürgerlichen Zünfte mit ihren Fahnen. 3) Um 10 Uhr wied der cigends zur Feter dieses Tages in Tepliß anlangende Kaiserl. Königl. (Kubernialrath und Leitmerißer Kreishauptmann Joseph Klezansky, Ritter des Kat \erl. Russischen St. Annen-Ordens 2ter Klasse, dann der hiex anwe- sende Kaiserl. Königl. Kur - Fnspections - Kommissar Ludwig Nich- ter von Flsengu, Ritter mehrerer Orden, voi dem Magistrat auf das Ratbhaus abgeholt. 4) Der festliche Zug beginnt vom Nathhausfe, durch die lange Gasse, über den Schloßplayz, durch dic Kicchengasse- lânas dem Schießhause vorüber. Denselben eröffnen die bürgerlichen Zünfte, die bürgerliche Schüßen-Gesellschaft, darauf 12 felilich ge- éleidete Teplißer Jünglinge und eben so viele Fungfrguen mit Blumenkränzen. Der Magistrat, in sciner Mitte der Kaiterl. Königl, (Suberntal-Rath und Keets-Chef, der Kaiserl. Königl. Kur-Fnspec tions-Kommisar und die hier anwesenden Kaiserl, Königl. Offiztere und die übrigen Beamten und Honoratioren der Stadt schlicßen den Zug. 5) Mittlerweile hat das hier anwesende Kaiserl. Königl, Militair und die gleichfalls hier anwesende Königlich Preußische Meilitgir-Mannschaft um das Monument ein Cgeré gebildet. 6) An gelangt bei dem Mnnumente, wird dasselde unter Abschießen der Bödller und unter Musik feierlich enthüllt, 7) Der Bürgermeister der Stadt Tepliß wird darauf cine, die Würde und Bedeutung des Festes bezeichnende Rede halten. §8 Gleich nach derselben werden die fesilich geschmückten Jünglinge und FJungfrauen zum Afte der Einweibung im Namen der dankbaren Stadt am Monumente thre Blumenkränze niederlegen, Währeng dieses Aktes wird, unter Begleitung des Orchesiers,- die ganze Versammlung die Preußische Volkshymne: „Heil Dir im Siegerkranz// abstugen. 9) Der Nückzug geschicht in derselben Ordnung und auf demselben Wege. 10) Mittags große Tafel in dem hiestgen Fürfllichen Gar- tensaale, wobei die üblichen Toaste werden gusgebracht wecden. 11) Die Königliche Preußische Militair-Mannuschaft wird 1m Saale des htesigen Schicßhauses von der bürgerlichen Schüßen Gesellschaft zur Tafel gebeten. 12) Nachmittag nah der Tafel großes Scheibeu- schießen mit entsprechenden dekortrten Scheiben, 11d Kegelschteßen am bürgerlichen Schicßhause. 13) Abends Theater, wobei vor Be- ginn der theatralischen Vorstellung cine von, dem Kaiserl, Königl. Rathe, Heren Andreas Chrysogon Eichler, Ritter des Königl. Preu Fischen Rothen Adler-Ordens, gedichkete Kantate gbgesungen wird. 14) Rach dem Theater JUuminatton des Nathhauses, des buürgerlt chen Schießhaguses, der Schlackenburg, des Bergschldßchens und del Allee auf der Königs-Promenade, 15) Ein Feuerwerk vot der An- hdhe der Königs-Promenade beschließt die Feter etnes für Tepliß ewig denkwürdigen Dages,

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Spanutioeix. © Madrid, 7. Juli. Der Senat hat in seiner Sißung von vorgestern Abend die Diskussion Über die Frage, ob die Vor- mundschaft Úber die Königin Jsabella und deren Jnfantin Schwester erledigt sey, für beendigt erkläre. Es steht nunmehr der Regierung zu, beide Kammern zur Abhaltung einer gemcin- schaftlichen Sißung einzuladen, um in ihr jene Frage durch Ab: ftimmung zu entscheiden und, falls der Ausgang es erheischt, den neuen Vormund zu ernennen. Der Gang der Diskussionen im Kongresse war allerdings so verwirrt, daß man ziemlich allgemein annahm der Kongref; hâtte die Vormundschaft bereits für erledigt er- flâtz ein Jrrthum, in den auch der hiesige Franzosische Geschäftsträger gerathen war, wie sich aus dem Jnhalte der von ihm nach Paris beförderten telegraphischen Depesche ergiebt. Angelegenheit wird vermuthlich noh im Laufe dieser Woche ent- schieden werden, und Niemand zweifelt an dem endlichen Ergeb- niß. Mit desko größerer Spannung sieht man indeß den Schrit- ten entgegen, welche die Königin Mutter in Folge des Über sie zu verhängenden Urtheils zu thun geneigt seyn möchte.

Der Kongreß diskutirt jeßt die einzelnen Artikel des Bud- gets, und beschäftigte sich gestern mit der dem Regenten ausge: seßten jährlichen Dotation von 100,099 Piastern, Ein Antrag des Herrn Collantes, diese Summe auf 12,009 Piaster zu beschrän: fen, wurde von 123 Stimmen gegen 4 verworfen. Größere Unter- stüßung fand der Antrag des Deputirten Garcia Uzal, dem Ne- genten eine Dotation von 25,099 Piastern auszusegzen. Allein der Minister: Prâsident stellte vor, daß der Regent eine große Nation zu vertreten habe, und überall Spuren seiner Freigcbiz- felt zurülassen müsse, Auch nahm er Bezug darauf, daß der hiesige Snglische Gesandte einen Gehalt von 40,000 Piastern be- N f Hlth Goa was denn die Erwiederung veranlaßte, x Is durtd 96" S panien arm, Indessen wurde der Antrag E R 1A immen gegen 18 verworfen, und endlich die von ber Regierung verlangte Dotation von 100,000 Piaster bewilligt. Der Regent scheint den Plan, seine bisherige Wohnung mit dem Pa- laste- des Friedensfürsien zu vertauschen, wieder aufgegeben zu ha- ben. Auf der einen Seite scheut er die aroñßen E. Lag

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die Bewohnbarmachung desselben erheischen würde Er on auf 50,000 Piasker schäßt, und auf der anderen hâlt er es für unpassend, die jeßt darin befindlichen Magazine, Acchive und

Diese hochwichtige |

r S7 Kunstsammlungen daraus zu entfernen. Da jedoch eine seinem Range eñtsprechende Wohnung für ihn erforderlich ist, s soll er gesonnen seyn, den großen und schónen am Prado belegenen Pa- lask des Herzogs von Villahermosa zu miethen. :

Außer den Budgets liegen dem Kongresse noch drei andere Geseß-Entwürfe vor, deren Ausführung den Grund-Verhältnissen dieses Landes eine neue Gestalk geben werden. Das über Ma- jorate und Fidei- Kommisse durch den das in der Epoche von 1820 bis 23 aufgestellte System wieder in Kraft treten soll ; der

fiber die Einziehung und Veräußerung sämmtlicher Güter der Welt-Geistlichkeit, und endlich der uber die Dotirung des Klerus. Diesem leßteren gemäß soll eine besondere Kultus - Steuer einge- führt werden, zu der alle Steuerpflichtige nach Verhältniß ihres Vermögens beizutragen haben. Diese Steuer wird auf 138,932,014 Realen, die für den Kultus und die Unterhaltung der Geiftlich- feit erforderlichen Kosten dagegen aus 159,802,547 Realen veran- schlagt, wobei der sich für leßtere ergebende «lusfall durch den Ertrág der Gúter der Geistlichkeit gedeckt werden soll. Die Vertheilung dieser Steuer über die einzelnen Provinzen is den Provinzial-Deputationen überlassen. Der Entwurf des Geseßes, kraft dessen alle Güter, Rechtsansprúche und ausstehende Forderungen für Nationalgüter erkflárt werden, bestimmt zugleich, daß deren Veräußerung auf dieselbe Weise vor sich gehen soll, wie die der übrigen National- güter. Vom 1. Oktober an, steht der Regierung die Verwaltung dieser Gúter zu, die zu diesem Behuf in jeder Provinz eine Kommission niederseßen wird. Die Käufer missen die Zahlung zu gleichen Theilen in vier Terminen leisten, nämlich ein Viertel bei der Ausfertigung des Kauf-Kontraktes, ein anderes nach einem, ei- nes nach zwei, und das leßte nach drei Jahren vom Datum desselben an zu rechnen. Von dem Kaufpreise sind 16 Prozent in klingender Múnze, 32 in kfonsolidirten 5 und 4 prozentigen Staatspapieren, 32 in fälligen Zinskupons eben dieser oder der fapitalifirtèn 3 prozentigen Papiere, und 20 Prozent in unverzinslichen Staats- papieren zu leisten. Den Ertrag dieser Veräußerungen kann die Regierung zur Deckung des Defizits verwenden, welcher sich, aus dem Budget der Kosken des Kultus und Klerus, und aus der Einnahme und Ausgabe für die Übrigen Staatsbedürfnisse ergiebt,

Die Legion von Oporto hat sich unterworfen und ihre Waffen ausgeliefert. Welchen Ausgang der Aufstand von Alhucemas ge: nommen habe, wissen wir noch nicht,

Diesen Morgen trug ein Deputirter darauf an, daß die Güter des Jnfanten Don Franciscs denselben Auflagen unter- worfen werden sollten, wie die der Privatpersonen. Obgleich Herr Olozaga dagegen bemerkte, daß die Dotation der Königlichen Familie zu Anfang der jedesmaligen Regierung ausgeseßt werden, und also feiner späteren Diskussion unterworfen seyn könne, so erflârte doch der Minister-Präsident, er werde auch ohne die Ein- mischung der Kortes Sorge dafür tragen, daß die Güter des Jnfanten den fonstitutionellen Auflagen unterworfen würden. Herr Pacheco bemerkte darauf, daß in dem Budget keine Rede von der Jnfantin Maria Luisa, Schwester J. M. der Königin Jsabelle, sei, und sie doch auch wohl eine Dotation erhalten músse. Herr Olozaga meinte, diese sey in der, der Königin Zsabelle ausgeseßten einbegriffen ; allein der mit Wahrnehmung der Jnteressen der Krone beauftragte Mi- nister-Prásident erklärte, die Jnfantin dürfe keine Dotation er- halten, weil in Spanien den Jnfantinnen nie eher etwas ausge: seßt worden sey, als bis sie zu einem gewissen Alter gelangt wa- ren, Der muthmaßliche künftige Vormund der ZJnfantin, Herr Arguelles, bestätigte diese Angabe des Ministers. Der Kongreß votirte darauf der Königin Mutter dasjenige, was ihr kraft ihres Heiraths - Kontraftes zustände. Endlich erklätte der Minister- Prásident, die Negierung werde in Bezug auf das Ereigniß von Cartagena die Würde der Nation aufrecht erhalten; wegen der Gräânz-Streitigkeiten mit Frankreich schwebten Unterhaadlungen ob, und das Gerücht, als ob eine fremde Macht Absichten auf die Balearischen Jnseln habe, sei ungegründet,

La-Vlata- Staaten. VBuenos-Æyres, 1. Mai. Don Manoel Sarratea, der zum Gesandten beim Französischen Hofe ernannt is, hat sich in einem Französischen Kriegsschiffe eingeschifft. Der Handel bessert sich hier, und von Krieg gegen Monte- video is nicht mehr die Rede,

Vontevideo, 21. April. Es if hier eine Broschüre er- schienen, deren Zweck eine Rechtfertigung des Mackauschen Trak: tats istz es heißt sogar, Französische Behörden hätten hierbei die Hand im Spiel, da sich in der Broschúre offizielle, an die Fran- zösische Gesandtschaft gerichtete Piecen abgedruckt finden. Gegen dieses Gerücht protestirt der Französische General-Konsul hierselbst, Herr Lefebvre de Bécourt, in einem hiesigen Blatte. Nebst einem Naisonnement über dieselbe Angelegenheit, worin es Herrn Lefebv e von jeder Theilnahme an dem zweiten Mackauschen Traktat fre- spricht, bringt dasselbe Journal die Nachricht, daß mehrere Fran- zosen zum Dienst auf den Kriegsschiffen des General Yiosas ge- preßt worden seyen, und daß Herr Lefebvre de Bécourt auch hier- gegen energisch zu protestiren gedenke,

C Aula v Le Köln, 16. Juli, Auch hier hat die Anwesenheit des Wirk:

lichen Geheimen Öber - Justizraths und Direktors im Justiz - Mi- nisterium, Herrn Dr. Nuppenthal, eben so wie in Düsseldorf, El: berfeld, Kleve, Krefeld und Aachen, die allgemeinste Theilnahme erwweckt und zu einem solennen Festmahle Anlaß gegeben, worüber die „Kölnische Zeitung“ vom heutige Tage das Nähere enthält,

Devr Pauperismus und die neuesten Systeme, ihm zu steuern. philanthrovische und politishe Gesichtspunkt, (Vergl, Staats-Ztg. No, 196.)

Di

De Gérando de la bienfaisance publique 4 vol, Paris chez Renouard 1839.

Buret, de la misère des classes laborieuses en Angleterre et en France, 2 vol, Paris et Leipz., chez Renouard, 1841. zins

Kritische Darstellung der Sozial-Theorie Fourier's von A. L, Churoa. Herausgegeben durch Pr. Gustav Bacherer. Braunschweig b. Meyer 1840,

Die höhergerichteten Bemühungen zu Gunsken einer ver- besserten Armenpflege, deren ersie Spuren allerdings schon in die Anfänge der neueren Zeit, in das 16te und 17te Jahrhundert, fallen, welche gber doch erst gegen die Mitte und zu Ende des vorigen Jahrhunderts zahlreicher und bedeutender zu werden be-

ginnen, sind unter sich selbst wieder nach Geist und Zweck sehr

vérschiéden, i ‘a ae

Der nächste Gesichtspunkt, welcher sih für die Lösung der Frage des Pauperismus darbot, war der philantropische. Das philantropische Prinzip liegt den vielen freien Vereinen für Ar- men- und Krankenpflege, für Erziehung armer oder verwaister Kinder und fúr allgemeine Volksbildung, zu Grunde; da elbe zeigt sich wirfsam in den meisten der Bestrebungen, welche Ein- zelne zur Linderung der bffentlichen Noth machten: Au dicie Standpunkte geht man zwar auf das Wesen und die Ursachen des Pauperismus, sowie auf dessen Zusammenhang mit andéren Verhältnissen des sozialen Lebens, besonders mit der offentlichen Moral etwas tiefer einz man prúft genauer die Mittel der Ab- húlfe, und nicht zufrieden, das Uebel für den Augenblick und in dem bestimmten Falle zu heben, sucht man auch dessen Umsichgrei- fen zu verhúten und es wo möglich mit der Wurzel auszurotten z allein die allgemeinen Geseße des Besißes und des Erwerbs, die allgemeinen Bedingungen des Verkehrs und der Güterverhält- nisse nimnit man als gegebene und unabânderliche an und sucht nur innerhalb der durch diese gezogenen Gränzen die einmal vor- handenen Zustände möglichst zum Besten zu wenden, Wir können diese philantropischen Bestrebungen, ihrem Zwecke oder Gegen- stande nach, wieder in drei Klassen theilen. Die erste Klasse um- faßt die direkten Húlfeleistungen bei vorhandener Noth, die Aus- theilung von Nahrungsmitteln und anderen nothwendigen Lebens- bedúrfnissen an wirklich Hülflose, die Pflege der Kranken, die Versorgung vérwaister Kinder u. s. w. Ein zweites Gebiet der Wirksamkeit erbfffnet sich für diese menschenfreundlichen Bemü- hungen in der Sorge fúr Herbeischaffsung von Mitteln zur Ent- fernung des Nothsiandes selbs, nicht bloß für den Augenbli, sondern auf die Dauer. Hierher gehören die Beranstaltungen für Beschäftigung der Armen, für Darbietung von Gelegenheit und Mitteln zur Arbeit an solche, welche noch Eifer und Kraft ge- nug zeigen, um sich bei einiger UnterstÜßung selbs wieder empor- ubelfenz ferner Sparkassen und ähnliche Einrichtungen, welche dem guten Willen der Einzelnen, durch den Ertrag der eigenen Kraft sich vor Noth zu sichern, entgegenkommen. Endlich drit- tens lâßt sih auch da, wo selbst dieser gute Wille mangelt, Vie-

les thun, um ihn zu wecken, um diz Menschen über ihren wah: ren Vortheil aufzuklären und sie zu einer rüstigen und nüßlichen Thâtigkeit geschickt und willig zu machen. Dies ¡{6 Die wichtige Aufgabe der Erziehung, der Bolksbildung, welche ganz vorzüglich auch dafúr Sorge zu tragen hat, daß die junge Generation, deren Kindßeit von den niederdrückenden und entsittlichenden Bildern der Armuth, der Trägheit, der Ordnungs - und Zuchtlosigkeit um- geben war, nicht unter der Macht dieser Einflüsse demselben Uebel verfallen, sondern zu einer besseren und edleren Existenz herangebildet und erhoben werde.

Nach allen diesen drei Richtungen hin ist das philantropische Prinzip der Wohlthätigkeit theils selbsiständig wirksam gewesen, in den schon erwähnten Vereinen, in andern Privat-Anstalten für gleiche Zwecke und in zahlreichen literarischen Arbeiten; theils hat dasselbe sich mit der polizeilichen Thâtigkeit der offentlichen Gewalten verbündet, diese geleitet, vergeisiigt und unterstüßt. Wir sehen in unseren Armen-Geseßgebungen alle die drei aufgezählten Gesichtspunkte der Wohlthätigkeit nebeneinander und in enger Verbindung mit einander bestehen, und müssen es als einen Fort- {ritt derselben bezeichnen, daß die neuesten Umgestaltungen des Armenwesens in mehreren Staaten von dem Prinzipe ausgegan- gen sind, an die Stelle direkter Untersiüßung der Armuth im: mer mehr die indirekte, die Verhütung der Verarmung selb zu, seßen.

Allein um diesen Zweck auch nur annähernd zu erreichen, reicht dcr philantropisch- polizeiliche oder administrative Gesichtsz punkt nicht aus, Schon lângsk hat man erkannt, daß das Uebel tiefer liegt, daß es in unseren gesammten politischen und sozialen Verhältnissen begründet is, und daß selbs die kräftigsten und um- sichtigslen Anstrengungen unvermögend sind, die immer fürchter- licher wiedererstehende Hydra des Pauperismus zu ertódten, sg lange man nicht die Quellen zerstört, aus welchen derselben ihr gräßiliches Gift zufließt.

Deshalb haben auch die meisten neueren Schriftsteller, welche sich mit dem Armenwesen und dem Zustande der arbeitenden Klas- sen beschäftigen, die Frage unter diesem höheren Gesichtspunkte aufgefaßt, sie als eine nicht bloß polizeiliche, auch nicht bloß phiz lanthropische, sondern als eine politische, national-dkonomische , #02 ziale betrachtet.

Auf diesem Standpunkte aber wird die Untersuchung |{wie- riger, verwicelter; denn hier gilt es, die Geseke der menschlichen Natur, die Bedingungen und die Zwece des gesellschaftlichen Zu- sammenlebens der Menschen zu erforschen und nach dieser Er- kenntniß eine feste Ansicht darúber zu gewinnen, welche Reformen in den gegenwärtigen politischen und sozialen Verhältnissen vor sich gehen müssen, damit für die naturgemáße Entwickelung der Menschheit und für das Woßlbefinden jedes Einzelnen darin Naum werde. Hier handelt es fich auch nicht, wie auf dem philanthrdö- pischen oder administrativen Standpunkte, um die größere oder geringere Zweckmäßigkeit einzelner Maßregeln und Einrichtungen, fondern um die Wahrheit oder Falschheit allgemeiner Prinzipien.

Die beiden Prinzipien, um welche bier der Streit geführt wird, sind: das Prinzip des freien Fortschritts und das Prinzip der Begränzungzg, Der Fortschritt is ein Geseß der menschlichen Natur, ein Faktum der Menschengeschichte. Durch das ihr in- wohnende, treibende Prinzip des Fortschritts ist die Menschheit von den rohesten Anfängen ihrer Existenz bis zu der Höhe der Kultur gelangt, auf welcher wir gegenwärtig stehen z is sie von einer Stufe der Industrie zur anderen übergegangen, von der Jàz gerei und Fischerei zur Viehzucht und zum Ackerbau, vom Acker- bau zu den Gewerben, erst zu den einfachsten, welche nur fúr das Nothwendige sorgen, dann zu denen, welche das gesteigerte Be- dúrfniß und der Luxus \{chuf; hat sie die Mittel und Wege der Production und des Austausches der Produkte íîns Unendliche verz vielfältigt, Aber mit diesen Fortschritten der menschlichen Gewerbs- thâtigkeit mit denen die wissenschaftliche und die politische Ent- wickelung der Menschen Hand in Hand ging haben sich frei: lich auch eine Menge Uebelsiände eingestellt, eine zunehmende Ungleichheit des Besißstandes, der Bildung, des Wohlbefindens der Individuen; eine größere Reizbarkeit des gesellschaftlichen Or: ganièmus für außere Zufälligkeiten und eine stärkere Reiz bung feiner innern Theile, veranlaßt durch ihr engerés Zusammen=- rúcken und ihre beschleunigte Bewegung, Mit der Steigerung des Gewerbsfleißes und des Lebensgenusses ist die Bevölkerun in einer úberraschenden Progression gewächsen, und eine im glet chen Berhältnisse fortgesckte Vermehrung dergein läßt einen all- gemeinen Mangel an den nothwendigsten Lebensbedürfnissen be- fürchten, cinen Mangel, welcher partiell sou TE in manchèn Gegenden der Erde eingetreten ist. Der sich immer mebr erweitérnde fax birémáßige Betrieb so vieler Gewerbe bringt häufig Bährunglasgeet bei ganzen Klassen von Gewerbtreibenden mit ind wi ei

vÉt in den meisten Fällen depravirend auf den förperlichen und sitelis