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Was die Besandtschafts-Veränderungen anbelangt, so ist nur in Bezug auf die Sendung des Herrn von St. Aulaire nach London etwas Definitives entschieden. Auch versichert man, gegen die Angabe mancher Journale, daß eine Anfrage wegen des Mar- quis von Dalmatien in Wien durchaus nicht geschehen, eine Er- flârung des Wiener Kabinets hierüber nicht erfolgt und überhaupt von der Wiener Kandidatur des Marquis von Dalmatien offiziell nie die Rede gewesen sey. Die Gefaändtschaft in Madrid ist aller- dings Herrn von Flahaut zugedacht.
Großbritanien und Jrland. London, 16. Juli. Der König der Belgier reiste gestern dachmittag von Schloß Windsor nach Woolwich ab, um sich dort nach dem Kontinent einzuschiffen; seine erlauchte Gemahlin ift mit dem Herzog von Brabant, der von seiner Unpäßlichkeit noch nicht ganz hergestellt zu seyn scheint, noch in Windsor ge- blieben.
Vorgestern war das Ergebniß der Wahlen bekanntlich: 259 Li- berale und 345 Konservative, also eine Majorität von 8 Stim: men zu Gunsten der Leßteren, Seitdem sind noch 34 Wahlen hinzugekommen, von denen 209 zu Gunsten der Liberalen und 14 zu Gunsten der Konservativen ausfielen, so daß die Majorität fúr die Leßteren nur um 6 Stimmen gefallen ift, obgleich bekanntlich Schottland und Jrland, wo die leßten Wahlen stattfanden, skets als die Hauptstúbe der Liberalen gegolten haben, Die konservative Majorität beträgt demnach jeßt 80) Stimmen und wúrde, felbst den Fall geseßt, daß die noch rúckständigen 21 Wahlen sammtlich den Liberalen zufielen, immer noch auf 59 Stimmen sich belaufen ; sie wird aber ohne Zweifel bedeutender seyn, da gewiß auch die Konservativen noch bei einem Theil der rückständigen Wahlen siegen werden. Jedenfalls is einem Peelschen Ministerium nun diejenige Majorität schon gesichert, welche die Tory- Blätter zu einer auf rein fonservative Prinzipien begründeten Verwaltung und zu dauerhafter Befestigung derselben für nöthig hielten. Die Morning Chronicle giebt folgende Analyse der bisherigen Wahlen:
Reformer Tories
Englische Städte und Flecken.……..... 176 166
Englische Grafschaften 2 L337
Irland D 35
Sthotlland... cil. 2 2
Zusammen )
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Gewonnen haben die Reformer bis jeßt nur 36 Parlaments- sige, die früher von Tories eingenommen waren, darunter einen in einer Grafschaft von Wales und zivei in Schottischen Graf: \chaftenz die Tories dagegen haben 75 Siße gewonnen, die frü- her von Liberalen eingenommen waren, worunter 23 in Englischen, A in Schottischen und 2 in Jrländischen Grafschaften. Jn Schott- land sind die Wahlen jeßt bis auf 3 beendigt; diese drei rück- ständigen sind fúr die Grafschaften Wigton, Banf und Murray, In Jrland sind noch 18 Wahlen im Rückstande.
O’Connell wroollte sich anfangs, nachdem er zu Dublin durch- gefallen war, in der Grafschaft Meath wählen lassen; da aber eine. Aufforderung der weit größeren und bedeutenderen Grafschaft Cork an ihn ertging, als Kandidat im liberalen Jnteresse dort auf- zutreten, 0 gab er dieser Einladung den Borzug, und er ist da- selbst am Dienstag nebsk dem anderen liberalen Kandidaten, Herrn Roche, gewählt worden; die beiden Toryisktischen Gegen- Kandida- ten hatten das Ende der Abstimmung nicht abgewartet, sondern \chon vorher das Feld geraumt.
Die ministeriellen Blätter suchen immer noch eine baldige zweite allgemeine Wahl, also eine nochmalige Appellation an das Bolk, in Ausficht zu stellen. So enthält der geskrige Globe folgenden mit großen Jnitial:Buchstaben gedruckten Aufruf: „Re- | former! Vergeßt nicht, daß nächsten Dienskag, den 20sten d., der lebte Termin für die Entrichtung der Abgaben in den Städten und für die Einreichung der Ansprüche (die zur Aufnahme in die Wäáhlerliskten berechtigten) in den Grafschaften ist.“ Wer das Eine oder das Andere bis dahin versäumt, kann nämlich im Laufe des Jahres nicht mehr als Wähler einregistrirt werden, also auch an Éeiner Wahl Theil nehmen.
Die Quarterly Review, welche stets eine Gegnerin der Reformbill war, sucht darzuthun, daß diese große Maßregel voll: kommen gescheitert sey, und führt zum Beweise an, daß von den 46 Mitgliedern des Reform- Kabinets unter Lord Grey nicht we-
niger als 12 nah und nach aus Ueberdruß ausgeschieden oder wider ihren Willen ausgestoßen worden seyen.
Der Spectator erinnert daran, daß nachstehende, im Au- gust 1837 von ihm ausgegangene Prophezeiung jeßt wahr ge- worden sey: „Das liberale Unterhaus is beinahe zum Tory ge- wordenz die nächste allgemeine Wahl wird die Umwandlung voll: ständig machen und eine offenbare Tory-Majorität ins Unterhaus fenden,“ :
Als ein neues Beispiel von den Grâueln des Sklavenhandels verbffentlichen hiesige Blätter einen Auszug aus dem offiziellen Schiffstagebuche des Englischen Kreuzers „Fawn““, in welchem es I U e (N 22 00 Db, 40 S. L. Liellt, Comm. F, Foote, am Bord des Königlichen Schooners „Faron“. Am 19. Februar 1841 sahen wir an der Brafilianischen Küste bei Cacupas eine große Brigg, welche dein Land zustkeuerte; wir än- derten unseren Lauf, um sie abzuschneiden. Sie schien nicht im geringsten zu ahnen, daß unser Schiff ein Kreuzer sey. Wir lie- pen sie bis in den Bereich unseres Zweiunddreißigpfünders kom-
men und gaben ihr einen Schuß über das Verdeck hinweg, dem sofort ein zweiter folgte; hierauf legte die Brigg ihr Steuer um, fuchtezu entkommen und schien ingroße Verwir rung zu gerathen. Lir fuhren fort, ihr mehrere Schüsse zuzusenden, nicht in der Absicht, fie zu E nen wir sicher vermutheten, daß Sklaven am Bord ea L die Brigg aber Vorsprung gewann, o beschloß Lieutenant Foote, ihr einen Schuß in den Schisfsraum zu geben, so leid ihm dies der Sklaven wegen auch that. Wir waren aber genöthigt, zwei Schüsse zu thun; ers als der dritte abc efeuert werden sollte, legte die Brigg bei, Binnen 20 Mitten drn wir am Bord. Die Sklaven befanden sich im Scbiffäraume der mit Luken bedeckt war. Als wir sie dfneten, bot fich ütis ét gräulicher Anblick dar, der selbst das Herz eines Portugiesischen Sflavenhändlers hâtte erweichen können, Die lebenden, die ser- benden und die todten Neger lagen in einer verworrenen Masse alle dur einander. Viele unter ihnen waren in dem abschreckendsten | Zustande, vom Kopfe bis zu den Füßen mit Blattern überzogen; | Andere litten an entzúndeten Augen; Mehrere waren blind ge:
unfähig, sich auf den Beinen zu erhalten, Mütter mit Säuglin- e o dée Wri hatten keinen Tropfen fe Tf mehr fúr diese, nnd es s úberhaupt zu verwundern, wie sie dieselben bis dahin lebend erhielten. Sämmtliche Neger, die ohne alle Bekleidung waren, hatten sich auf der langen Reise auf den harten Planken durch: gelegen. Die Luft in dem Schiffsraume war wie verpesket, und es ist fast unglaublih, wie menschliche Wesen darin guszuhalten
882 | vermochten. Auf der Fahrt starben an den Blattern und Entkräftung 13 und im Hafen noch 412 von den Negern. Eine andere Anzahl starb auf dem Hospital-Schiffe „Crescent“, Nachdem der Schiffs: raum der Brigg gereinigt und geräuchert war, sendete der Briti- sche Gesandte in Rio Janeiro sie unter Leitung des Steuerman- nes vom „Fawn“ nach der nächsten Kolonie (Berbice) zur gericht- lichen Entscheidung, Wir segelten also am 19, Mârz mit der Brigg und 180 Negern am Bord dahin ab, mit Medizin und allem Erforderlichen wohl- versehen. Aller Sorge und Pflege un- geachtet, starben auf der Fahrt dennoch 20 von den Negern, Die Brigg war mit 510 Negern von Bahia Fort, auf der Küste Ben- guela, abgesegelt, und 13 Tage später, als fie genommen wurde hatte sie deren nur noch 375. Der Rest, aus 160 Jndividuen bestehend, ist in dem jammervollsken Zustande in Neu - Amsterdam auf Berbice gelandet, Vier derselben sind noch seitdem gestorben, 47 ins Hospital gebra und 127 slnd der Sorge des General: elgenten, Herrn G. G. Lowenfeld, übergeben, bis zur Entschei- dung des Admiralitäts-Gerichts in Georgetown. Der übrige Theil dieser Neger, etwa 200 an der Zahl, befindet sich noch in Rio Janeiro und soll auch nah Neu-Amsterdam gebracht werden.
Der „Jmplacable““ von 74 Kanonen ist nah dem Mittel: meere, der „Cornwallis““ von 72 nach China, der „Vernon“ von 90 nach dem Mittelmeere, der „Zllustre“ von 72 nah Wesk-“Fn- dien abzusegeln bestimmt. Der „Madagascar“ und der „Urgan“ find bereit, mit Truppen nah Kalkutta abzugehen. i
Aus Devonshire ist die Nachricht von dem Fallissement ei- nes sehr geachteten Hauses, das in Wollenwaaren Geschäfte machte, hier eingegangen ; die Passiva desselben belaufen si guf 120,000 Pfd. Sé, : S
Der Präsident der Handels - Kammer, Herr Labouchere, is mit seiner Gemahlin nach Deutschland gereist. i ___ Der bisherige Britische General - Konsul in Syrien, Oberst Hodges, der von Konstantinopel hier angekommen is, wird nur Furze Zeit in London verweilen und fich dann auf seinen neuen Posken nach Hamburg, als Britischer Konsul daselb}, begeben.
Die Edinburger Blôtter enthalten ausführliche Berichte über cin dem gefeierten Nomandichter Dickens (Boi) in der Schotti- schen Hauptstadt gegebenes Festmahl, Professor Wilson führte den Borsiß, und in der Lobrede, welche derselbe der schrift stelleri- schen Thätigkeit des Gefeierten hielt, hob er besonders die sitt- liche und patriotische Tendenz seiner Novellen hervor und bemerkte, das menschliche Herz sey cins und dasselbe, es möge nun in den Schlössern der Könige und des Adels, wohin andere Dichter gern den Schauplaß ihrer Erzählungen verlegten, oder in den Hütten der Armuth und Niedrigkeit schlagen, aus denen Dickens mit Vorliebe seine naturgetreuen Schilderungen zu nehmen pflege. Der Schriftsteller dankte in sehr bescheidenen Worten.
Aus New - York hat man Nachrichtén bis zum 30. Juni erhalten, welche melden, daß die Diskussion über die Mac Leod sche Sache im Repräsentanten - Hause von neuem aufgenommen wor- den ist, aber ohne bis jeßt zu einem bestimmten Resultate zu führen.
In der vereinigten Legislatur von Kanada is, nach Be- richten aus Kingston vom Msten v. M., das gegen die Union gestellte Amendement zur Adresse mit 54 gegen 21 Stimmen ver- worfen und die Adresse dann angenommen worden. Kingston und Point Henry follen stark befestigt werden und die Arbeiten an diesen Fortificationen bald beginnen. Lord Sydenham scheint die Kolonie mit dem besten Erfolg zu verwalten, und man hofft, daß der Friede daselbst für die Dauer gesichert seyn wird,
Niederlande.
Amsterdan, 17. Juli. Der Großfürst Constantin von Rußland, begleitet vom Kaiserlich Rusfischen Gesandten am hiesi: gen Hofe, Baron von Maltiß, und vom Contre- Admiral Lütke, ist heute hier eingetroffen,
Dánemarë.
Kopenhagen, 16. Juli. Heute Mittag sind Jhre Köd- nigl, Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, so wie Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg - Streliß und Se. Königl. Hoheit der Herzog Gustas von Mecklenburg-Schwe- rin, nach Odense abgereist.
Lißt ist hier angekommen, Er sollte gestern Abend in einem Konzert bei Jhren Majestäten spielen und wird morgen Abend ein Konzert in dem Königlichen Schauspielhause ohne weitere Un- terstüßkung von anderen Künstlern geben.
Deutsche Bundesstaaten. Vtünchen, 16. Juli, Gestern Nachmittags wurde von der hiesigen literarischen Gesellschaft der „Zwangslosen“ dem Bildnerfürsten Thorwaldsen ein heiteres Festmahl gegeben, an welchem außer den Mitgliedern der Gesellschaft mehrere hochacht- bare Mánner Antheil nahmen. Die Versammlung, nicht über- máâßig groß, war um so gewählter, und vereinigte Gelehrte, Künst- ler, Freunde und Kenner der Kunst in bewegter bunter Mischung, unter ihnen den Königlichen Minister der Finanzen, Grafen von Seinsheim, die Geheimen Räthe von Schelling und Walther, den General -Secretair der Akademie der bildenden Künste von Wagner, Der, Sulpiz, Boisserée, General-Major von Heideck u, A, I
Dat, 10 Un l O Der gefitige 200, de Ja: restag der 25jahrigen Vereinigung der Stadt Mainz mit dem Großherzogthum Hessen, is hier auf eine würdige und glänzende Weise festlich begangen woorden. Am Vorabend wurde dem Re- gierungs - Präsidenten von Lichtenberg, als dem ersken Verwal: tungs-Beamten der Stadt und der Provinz, ein Fackelzug mit Mu- sif-Begleitung gebracht, Geskern um 9 Uhr Morgens wurde von dem Bischof ein Hochamt mit Tedeum gehalten, welchem sämmkt- liche Behdrden der Stadt und der Festung beiwohnten, Sodann empfing der besonders hierzu beauftragte Präsident von Lichten- berg die Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog gewidmeten Hul: digungen der verschiedenen Körperschaften, deren Borskände Adres: sen Úberreichten und auf die Feier des ages bezügliche Worte sprachen. Mittags um 1 Uhr vereinigte ein großes Banket in der Fruchthalle etwa 750 Personen; am Abend war daselbsk ein Ball veranstaltet, an welchem 3 bis 4000, darunter auch, viele Fremde, Theil nahmen, Der ganze Tag war ein Festtag für die Stadt und die Umgegend; die Dampfschiffe salutirten bei An- funft und Abfahrt mit Kanonenschüssen, auf den öffentlichen
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j , j | Gebd ‘en Fahnen mit den Landesfarben angebracht, und worden; wieder Andere glichen lebenden Skeletten und waren | ilden waürên Fahnen „Mx Le | 5 s
| alle Schisfe im Rhein hatten ihre Flaggen aufgezogen,
Hesterreich.
Wien, 15. Juli. Die „Gesellschaft der Musiffreunde des Oesterreichischen Kaiserstaates“, unter dem Präsidium des Herrn Fursten von Lobkowi hierselbst, hat dem General-Musik-Direktor
" Ritter Spontini in Werlin durch das demselben übersandte Di- plom vom 18, Mai d, j, zu ihrem Ehren-Mitgliede ernannt,
Wir segelten mit der Prise nah Rio Janeiro. |
Salzburg, 10. Juli. Se. Königl. Hoheit der Prinz Al- brecht von Preußen traf auf der Reise nah Jtalien, unter dem „nfognito eines Grafen von Ravensberg, am 7ten d. M. um 7% Uhr Abends in Salzburg ein, wo Se. Königl. Hoheit das Abskèige- Quartier in dem Gasthofe zum „Erzherzog Karl“ nahm und, nach einer kurzen Erholung, noch in derselben Nacht den Geisberg bestieg. Am folgenden Tage wurden die auf dem Mi- chael-Plaße ausgegrabenen Römischen Mosaik-Boden und übrigen Alterthümer, dann die Kavallerie- Kaserne und Reitschule in Au- genschein genommen und Nachmittags der Garten von Hellbrunn, dann der Fürstenbrunn am Untersberge und die Militair-Schwimm- schule in Leopoldskron besucht, Am 9, Juli wurde eine Exkur- fion nah Berchtesgaden und dem Königs - See gemacht, und am lüten früh um 3 Uhr seßte Se. Königl. Hoheit, sehr vergnügt über den Aufenthalt in Salzburg und dessen romantischen Um- gebungen, die Reise über Wildbad-Gastein nach Tyrol fort.
Italien.
Mou, 8, Juli. (A. Z.) Portugals kirchliche Angelegen- heiten sind so weit gediehen, daß man ernstlich daran denkt, einen außerordentlichen Gesandten dahin zu schicken, nur scheint man in der Wahl dieses Mannes noch keinen definitiven Beschluß gefaßt zu haben. Es heißt, Mons. Brunelli, ein Mann von ausgebrei- teten Kenntnissen und die rechte Hand des Kardinals Staats- Secretairs, sey zu dieser Mission bestimmt. Früher wurde dem Monf. Capaccini diese Mission zugedacht, gegenwärtig aber, wo sich dem Abschluß des Konkordats im Haag manche unvorherge- seßhene Schwierigkeiten in den Weg stellen, ist dessen Verbleiben dort noch auf langere Zeit nothwendig.
Aus Neapel sind Nachrichten von der Entdeckung eines poli- tischen Komplots eingelaufen, dessen Theilnehmer cine Vereinigung von ganz Jtalien beabsichtigten ; indessen sollen sie ohne ällen Ein- fluß und ohne zahlreiche Theilnehmer seyn.
Die Getraide- Aerndte isk hier Überall glúcklich und segens- reich eingebracht. Dagegen scheint der Olivenbaum wieder wenige Früchte liefern zu wollen, Es is schon das dritte Jahr, daß diese Fruché mißrath, was besonders den Unbemittelten hart trifft, dessen wahres Lebensbedürfniß das Oel bildet, fúr das er gegen- wärtig doppelt so viel als in gewöhnlichen Jahren zahlt, Der Weinskock scheint immer das Gegentheil von dem Olivenbaum zu thun : fo auch jeßt, wo man mit dem Ueberfluß dér lékten Jahre nicht weiß wohin und den Wein zu unerhört billigen Preisen feil bietet. j
Aa . C Panten,
O Madrid, 8. Juli, Jch habe heute noch Einiges aus der gestrigen Sißung des Kongrésses nachzutragen. Der Mini- ster:Präsident erklärte, daß der Königin Christine in ihrem Hei- raths- Kontrakte ein Wittwen-Gehalt von 90,01 O Neapolitanischen Dufkaten, falls sle in Spanien verbliebé, und von 180,000 falls sie im Auslande leben wolle, ausgeseßt worden sey, Einige De- putirte waren der Ansicht, daß diese Summe nicht von der Na- tion zu entrichten sey, sondern auf das Budget des Königlichen Hau- ses fallen müsse. Diese Frage ließ man jedoch unentschieden. Herr Pacheco, der muthige Fürsprecher der Königin Christine, rich- tete darauf an das Ministerium die Frage, ob in Betracht der veränderten Lage der Dinge die Hoffnung vorhanden sey, daß die- jenigen Mächte Europa's, welche bei dem Ausbruche des Bürger- krieges die Königin Jsabella nicht anerkannt hâtten, nunmehr da- zu bereit wären, und ob die Regierung mit Würde und Anstand Schritte gethan hätte, um Spanien wieder in die Reihe der Eu- ropáischen Mächte einzuführen, wie so sehr zu wünschen sey. Der Minister-Präsidènt erwiederte darauf Folgendes: „die Re- gierung fühlt, wie wichtig es ist, daß Spanien von allen Mäch- ten Europas anerkannt werde. Allèin sie kann nicht darum be t - teln, Dies ist allès, wäs ich darüber sagèn kann.“ Herr O lo- zaga (SpanischersGesandter am Französischen Hofe) fügte hinzu: „Jch glaube, es würde gut fúr uns feyn, wenn wir von allen Mächten anerkannt würden, allein ich glaube nicht, daß es der unabhängigen Spanischen Nation wohl anftehe, Schritte ¡u thun, um anerkannt zu werden. Es wird der Tag kommen, an dem man uns mit dieser Anerkennung entgegen kommen wird, und es giebt eine Macht, die es gar sehr bereuen dürfte, uns nicht früher anerfannt zu haben,“
Grade gestern theilen auch alle hiesigen Blätter einen Ar- tikel aus dem Frankfurter Journal (ih weiß nicht ob- aus dem Franzöfischen oder aus dem Deutschen) mit, in welchem versichert wird, die Nordischen Mächte würden Spanien nächstens anerkennen, un zu verhindern, daß Espartero den Thron Jsabellens umfskürze, und dadurch das monarchische Prinzip zu retten. Indem ich dabin gestellt {eyn lasse, in wiefern das Frankfurter Blatt gut unterrich- tet sey, drängt sich, hier wenigstens, doch die Vermuthung auf, daß, wenn jene Mächte wirklich durch die Anerkennung der Köb- nigin Jsabella die Aufrechthaltung des monarchischen Prinzips in Spanien sichern zu können glauben sollten, sie mit jener nicht {o lange gezögert haben würden, bis dieses in der That hier zu einem leeren Klange geworden isk. Denn von der Monarchie is
ba 4 e j ol a f 08 Di “ ; pichts ubrig geblieben, als ein unmündiges Kind, über welches das souveraine Volk einen Regenten gestellt hat, und das es ver mittelst eines Vormundes seinen weiteren Zwecken gemäß zu bear- beiten gesonnen if,
Man thut dem Negenten Unrecht, wenn man annimmt, daß er diesen leßten Nest der Monarchie zu beseitigen trachte. Jn- dem er aller Vortheile eines Souverains, der keine Aussicht auf Nachkommenschaft hat, genießt, entgeht es seinem richtigen Ge- fühle feineswegs, daß mit dem Hinwegräumen jenes leßten Un- terpfandes der einstigen Wiederherstellung dieser Monarchie, für ihn selbst auch die Möglichkeit hinwegfallen würde, sich auf der schwindelnden Höhe, die er erreicht hat, zu behaupten. Wenn auch nicht das übrige Europa, so würde doch das Spanische Volk ihn von derselben herabstürzen. Das Element zu [einem militairi- schen Despotismus schwindet durch die eingetretene Waffenruhe aus seinen Händen, und eine unter ihrem wahren Namen als Republik verkündete Staatsform liegt den Ansichten der hier demzumal herrschenden Partei fern. Was sie will, ist die Repu- blif dem Wesen nach, mit dem vorgeklebten Glanztitel der Mo- narchie. Die Möglichkeit einer solchen vor Europa darzustellen, ist ihr Triumph, Damit dieser vervollständigt werde, fehlt ihnen nur das Siegel der Legitimität, welches die bisher widerstrebenden Máâächte einem solchen Sa vermittelst förmlicher Anerkennung aufdrúcken würden. 1 nichts sie mehr in der Ueberzeugung von der Rechtmäßigkeit ihres Treibens bestkärken, als wenn gerade jeßt, nach Ausführung der „glorreichen Erhebung“ vom September, Vertreter der Nor: dischen Mächte hier einträfen, um demselben Don Evaristo San Miguel, der 1823 die Gesandten eben dieser Kabinette von hier vertrieb, als Kriegs - Minister die Hand zu reichen, und sich vor dem der Fensgio zur Seite gestellten Herrn Arguelles, dem Schöpfer der Konstitution von 1812, zu verbeugen,
Zndessen zeigen die oben angeführten Worte des Minisker:
Nichts könnte ihnen R E seyn,
Prásidenten selbst, daß er erwartet, man werde ihm mit r Âis erfennung entgegen fommen, und dies führt mich auf einige I é sachen, dié zu offenfundig sind, um hier nicht besprochen s O zu fönnen: Als noch der Búrgerkrieg in hellen Flammen lo erte, und die Wagschale sich zu Gunsken des Prätendenten neigen zu fónnen schien, fand das Englische Kabinet es für angemessen, durch die bekannte Mission des Herrn Zea Bermudez “auf die Nordischen Mächte einzuwirken zu versuchen, um durch ihr Hin- zutreten die schwanfende Schale auf die Seite der Königin Jsa- bella hinúberzuziehen. Nachdem aber durch die Entfernung des Prátendenten aus der Halbinsel, der fonstitutionelle Thi on Zsabella's eine festere Grundlage erlangt hatte, anderte_ die biesige Englische Diplomatie ihre Sprache. Es wurde dem Spa- nischèn Kabinette der Rath ertheilt, keine weiteren Schritte zur Erlangung der Anerkennung zu thun. Der schr natürliche Gedanke, daß durch die Gegenwart von Bertretern großer Máchte der ausschließende Einfluß einer einzigen gar sehr beein: trächtigt werden möchte, lag jenen Rathschlägen zu Grunde, und diese mußten um so eher Eingang finden, da die Machthaber des Tages Augenzeuge der Begebenheiten von 1820 bis 1823 ge- wesen waren. Die Behauptung. es sey für Spanien wae werth, durch allgemeine Anerkennung wieder in die Mitte E Europáischen Mächte eingeführt zu werden, galt damals so Fr für ein Verbrechen, daß selbs Herr _ D ere de Ta str 0 aller Wahrheit zum Trobe dle dem Herrn Zea Bermudez übertragene Mission abzuleugnen suchte. 4 i E 2 :
“Nur die Königin Regentin fühlte das Bedürfniß, sich mit Europa auszusdhnen, und sich der ausschließlichen Vormundschaft zu entledigen, unter welche zwei Mächte wéchselseitig dieses Land gestellt hatten. Vielleicht hoffte sie durch die Einwirkung neuer, unbefangner, die Jnteressen und bewährten Prinzipien großer Mächte vertretender Rathgeber der sozialen Revolution Spaniens,
einen Damm entgegenstellen zu können; zum wenigsten hat die Vorausseßung, daß sie diese Hoffnung hege, gar sehr dazu beige- tragen, ihre Entsezung von der Regentschaft als nothwendig er- scheinen zu lassen. Ein Versuch, den sie noch in Barcelona machte, sich die Theilnahme jener Kabinette zu erwerben, mißliang, und beschleunigte, da er nicht geheim blieb, den Ausbruch der Be- ivegung unter dem Vorwande der bedrohten National-Unabhän- gigkeit. S — “— Sobald Marie Christine die Halbinsel verlassen hatte, wurde der neuen Regentschaft versichert, es bedürfe nur eines Wortes von Seiten der Englischen Diplomatie, um Spanien die Aner- fennung aller Europäischen Mächte zu verschaffen, Vermuthlich wurden einige Sylben dieses Wortes gesprochen, denn der dama- lige Minister-Präfident, Herr Ferrer, erklärte mehreren Mitgliedern des hiesigen diplomatischen Corps und anderen Personen, er habe die Zusicherung erhalten, daß die Nordischen Máächte nunmehr, da Ordnung und Ruhe in Spanien hergestellt wären, die Köni- gin Jsabella anerkennén würden. '
Rie dem nun auch seyn môdge, \o kann die offne Ankündi- gung, daß die Anerkennung gerade die Rettung des monarchischen Prinzips zum Zweck haben solle, nur dazu beitragen, die hiesigen Patrioten mit Mißtrauen zu erfullen, wie sich schon aus den Aeußerun- gen des Minister-Präsidenten und Olozaga's, noch mehr aber aus einer Stelle des heute erschienenen „Eco del Comercio“‘, des Organs der herrschenden Partei, ergiebt. *) Die moderirte Partei endlich wird durch den bloßen Gedanken an eine solche jeßt etwa erfolgende Anerkennung wahrhaft empört, und zwar aus dem Grunde, weil ein so wünschenswerthes Ereigniß nicht herbeigeführt wurde, als sie das Ruder fúhrée.
TúürLei.
Belgrad, 5. Juli. (A. Z) Die Maßregel der Entwasff- nung der Türken hat dieser Tage auch hier stattgefunden. Der Pascha fand sich dazu veranlaßt durch elnen Todétschlag, den ein Türke im dffentlichen Kaffechause an zwei Serbischen Christen beging, Ein Streit über Religion und Politik gab zu dieser un: glücklichen That Anlaß, Der Pascha scheint übrigens durch De skructionen aus Konstantinopel zur Entwassnung der Turfkischen Bevölkerung Auftrag erhalten, und begierig auf eine SVelegenheit gewartet zu haben, diesen Befehl in Bollzug zu bringen. Das BRerbot gegen das Tragen der Waffen ist nun kundgemacht und wird ohne Zweifel streng aufrecht erhalten werden, Bon fehr unterrichtete Hand erfahre ich, daß unsere Festung binnen kur- zem eine verstärkte Garnison erhalten soll, Zu gleicher Zeit bemerkt man eine ungewbhnliche Thätigkeit an den Befestigungs-Arbeiten : man hat in dieser Woche auf drei Seiten Reparaturen und zu- gleich die Ausführung neuer _Fortificationen begonnen, — Es be- finden sih gegenwärtig in Serbien zwei Russen, welche geschicht- liche Daten zur Verfassung einer Geschichte dieser Länder sam- meln. Sie waren unlängst auch in Montenegro. Es scheint, daß ihre Nähe von Seiten der Türkischen Behörden mit eini- gem Mißtrauen angesehen und ihr Benehmen ängstlich beobachtet werde. Ueber die Unruhen von Koluba und ihre Motive is noch wenig bekannt geworden; die Untersuchung hat zwar begonnen, scheint aber noch keine Resultate geliefert zu haben. Der Oheim des Fürsten befindet sich noch in skrengem Gewahrsam. Mei- losch wird vorerst schwerlich nach Wien gehen. Er scheint noch immer an unsere Gränzen gekettet zu seyn und Hoffnungen zu he- gen, an deren Verwirklichung man auch in Serbien ailgemein
glaubt,
WRGAliA O A L I O L L R. N I MAT ACIANS E OBEE N a1A E 0E T B A V-A D M M
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X Salzbrunn, 17. Juli. Was wir hoffen durften, ist eingetroffen. Die Zahl unserer Gäste vermehrt sich fortwährend auf das ansehnlichste; schon zählt unsere Liste Über 900 Nummern, so daß auch die meisten der den Mineralquellen entfernten Woh- nungen beseßt worden. Außer den Höchsten Herrschaften von Mecklenburg-Streliß und Sr. Durchlaucht dem Prinzen Friedrich von Hessen- Kassel haben sich nun auch eine Menge Personen aus den hdheren Ständen und Verhältnissen des Jn- wie des Aus- landes eingefunden. Unter vielen Andern der General-Lieutenant und kommandirende General des 1sen Armee - Corps Herr von Wrangel aus Königsberg, der General-Lieutenant Herr von Sohr
*) Eco del Comercio vom 8ten, ¿Wir sind durchaus der An- sicht des Herrn Olozaga in dieser Frage; und A die Nachrich= ten, welche wir heute in Deutschen Zeitungen über das Gerücht, daß die Nordischen Mächte nicht anstchen werden, die Regierungen der Halbinsel anzuerkennen, wahr seyen oder nicht, wir lauben, wir ha- ben feine o große Eile mit dieser Anerkennung, daf wir die demú- thigende Jnitiative nehmen müßten, um sie zu verlangen. Laßt uns die constitutionelle Regierung befestigen u. \. w. und mit Ruhe abwarten, daß die feindlichen oder gleichgültig gesinnten Nationen die Vortheile einsehen lernen, die gus der Wiederanknüpfung freundschaftlicher Verhältnisse mit Spanien entspringen,(
883 aus Stargard, der Kaiserlich Russische General-Lieutenant Herr von Berg, die Kaiserlich Russischen Staatsrathe Herr von Kru- senstern und Herr von Büßow, der Kaiserlich Oesterreichische Präsident des Appellations-Gerichts zu Lemberg, Herr von Enzen- dorfer, ferner der Präsident Herr von Rohr aus Berlin. Der Erb-Land-Marschall von Mecklenburg-Schwerin, Herr Reichs- Baron von Maltan, der Kammerherr, Graf von Wartensleben aus Prag, der General Herr von Borrwiß u, s. w. Die Ge- nerale Herr von Below aus Berlin und Herr von Fröhlich aus Stettin treffen in diesen Tagen ein. Da taglich über 900 Per- sonen die Kur gebrauchen, so entwickelt sich um unsern Oberbrun- nen ein Leben und Wogen, ein Drangen und Treiben, welches zu beobachten von größtem Jnterejse if, 10 daß Durchreisende, deren nun auch recht viele eintressen, sich an die Welt - Mineral: quellen Karlöbads verseßt glauben. Auch das gesellschaftliche Le- ben entfaltet sich immer mehr, der {dne Kursaal is oft erleuchtet, und außerdem gewährt das Theater da die Butenopsche Ge- sellschaft seinen Freunden heitere Genüsse, wozu namentlich auch reisende Künsiler das Jhrige beitragen. : j Wie \{chón unsere Umgebungen sind, wie angenehm unsere Promenaden, roie úberhaupt der ganze hiesige Aufenthalt Leiden- den Erhebung und Genesung zu verschaffen geneigt is, sagen uns täglich unsere Gäste, namentlich solche, die aus weiter Ferne zu uns fommen, aus Ländern, die ein weniger milder Himmel be- deckt, unter denen ein gebildeter junger Yorweger nicht zu ver- gessen ist, Doch nicht allein der Fremden:Besuch weist den Ruf unserer Mineralwässer nach, sondern auch die Versendung, welche sich alljährlich weiter verbreitet, und wenn man in Bath an der Atlantischen Kúske nachgebildeten Salzbrunn trinfkt, findet man am schwarzen Meere zu Odessa unsere Original -Brunnen. : Der Gesundheits - Zustand is in unserem ganzen Thale, wie immer, ausgezeichnet gut, vor allen unter den Fremden, obwohl deren weit über 2000 Personen, Herrschaft mit Dienerschaft ein- gerechnet, anwesend sind, denn nach Versicherung der Aerzte ist Niemand, das mitgebrachte Leiden abgerechnet, bedeutend erkrankt, — — Aachen, 14. Juli, Wenn. die drohende Gestaltung der politischen Berhältnisse vor mehreren Monaten auf den enu gros Handel der Tuchwaaren einen fo schädlichen Einfluß aus- übte, daß die Fabriken bedeutend eingeschränkt werden mußten, so sind dagegen in Folge der strengen Kälte des vorigen Winters die Lager der Detailhändler ziemlich gelichtet worden, und es stand daher zu erwarten, daß mit dem wiederkehrenden BYertrauen zu friedlichen Zuständen starke Nachfrage nach ¡Tuch eintreten würde, wie dies denn auh der Schwung, den die Fabriken seit 6 bis §8 Wochen hier wie in Burtscheid, Eupen und Montjoie genommen, als wirklich erfolgt bekundet. Eine so rege Thatigkeit, wie in früheren Jahren, läßt sich allerdings zur jeßigen Epoche noch nicht wahrnehmen, und mehrere große Fabriken arbeiten noch immer nicht mit ihrer ganzen Kraft, was wohl darin seinen Grund haben mag, daß die Fabrikanten den Vorrath, den der schlechte Frühjahrs - Verkauf liegen gelassen, für den erwarteten guten Ab- saß auf dem Herbst genügend erachten, auch ohne ihm durch star- fes Arbeiten reicheren Zufluß zu geben. Die hdheren Wollpreise der diesjährigen inländischen Märkte sind nicht geeignet. diesem Verhältnisse eine baldige Wendung zu geben; denn die große Kon- furrenz und die Schwierigkeit, bessere Preise zu erhalten, machen es dem Fabrikanten nicht leicht, seine Wolle theuer bezahlen zu fónnen, und er wird sich daher so lang als möglich in Hoffnung auf ein Weichen der Wollpreise vor starken Einkäufen wahren, was natürlich auch mit Beschränkung der Production verknüpf zu seyn pflegt. N : Wenn der in naher Aussicht liegende Anschluß des Herzog- thums Braunschweig an den Zoll-Verein die Leder - Fabrikanten des Kreises Malmedy mit gerechten Hoffnungen erfüllt, so find sie auf der anderen Seite durch die, wie behauptet wird, von Sr. Majesiat dem Könige der Niederlande bei Jhrer Anwesenheit in Luxemburgdem dortigen Handelsstande eröffneten Aussichten | Huf den wahrscheinlichen Beitritt dieses Großherzogthums zum Zoll-Verein vonneuen Besorgnissen ergriffen worden, indem ihnen von dieser Seite eine gefährliche Konkurrenz drohen würde.
— — Koln, 17. Juli. Die früher erwähnte Shlepp- s{hifffahrts : Gesellschaft hat nunmehr zu günstigen Bedingungen ein Schleppboot und vier eiserne Lichterkähne in Verding gegeben, und soll der Dienst mit diesen Probeschisfen noch in diesem Jahre beginnen. Um die von diesem Unternehmen gefürchteten nach: theiligen Folgen zu beseitigen, beabsichtigt dagegen Mannheim, ei: nen Dampfschifffahrts-Dienst bloß zum Fortschaffen der Waaren einzurichten,
Das Kellegium des hiesigen Ober-Landesgerichts hat durch das in Folge ciner Lungen - Entzündung am 6ten d. M. erfolgte schnelle Ableben des Ober-Landesgerichts-Rathes Röscher etnen großen Ver lust erlitien. — Er gehörte uns seit der Orgattisation des Ober-Lan desgerichts an und stand in demselben den wichtigsten Geschäften mit den günstigsten Erfolgen vor. Seine vielseitigen Kenntnisse, sein un überirefflicher Fleiß, die Gediegenheit seines Charakters, bet edler Ge sinnung und mildem und freundlichem Wesen, hatten ihm unsere höchste Achtung und Liebe zugewendet. Sein frühzeitiges Dahinschciden wird im ganzen Departement viel betrguert. :
“Mit tief bekümmertem Herzen begleiteten wir gestern seine Leiche, in zahlreichem Gefolge seiner Freunde und Bekanuüten, zur lebten Ruhestätte. Sein Andenken wird ungusldschlich in uns fortleben!
YBosent, den 9. Fulî 1841.
Die Mitglieder des Königlichen Ober-Landesgerichts.
von Frankenberg.
Der Pauverismus und die neuesten Systeme, ihm zu jteuerti. Nationgley Uttteuschted iu dex Behgndlutg der Frage.
Fouvrier. — Buvret. — Dégévando. (Vergl, Staats-Ztg. No. 196 und No. 199,)
De Gérando de la bienfaisance publique 4 vol, Paris chez Renouard 1839.
| Buret, de la misère des classes laborieuses en Angleterre
| et en France, 2 vol, Paris et Leipz. , chez Renouard,
1841. fis TN
| KritisheDarstellung der Sozial-TheorieFourrier's von A. L. Churoa. Herausgegeben durch Dr. Gustav Bacherer. Braunschweig b. Meyer 1840,
| Diese Verschiedenheit der öffentlichen Zustände, der Geseke
| und Sitten in England, Frankreich und Deutschland spiegelt
| sich au naturlih in den Werken der Schriftsteller ab, welche
| die Fuage des Pauperismus behandeln, Die deutschen Schriften
| über diesen Gegenstand fassen vorzugsweise den philanthropischen
| und polizeilichen Standpunkt ins Auge und erörtern, von diesem
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| \chmadcks und gleicher Gesinnung. Diesen dret 2
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aus, die Ursachen der bestehenden Armuths- Verhältnisse und die Mittel der Abhúlfe mit gewohnter Gründlichkeit; auch an Bor- schlägen zu eingreifenden Reformen des gesammten Gewerbewe- sens; zu freierer Gestaltung der Jhdusirie- und des Handels fehlt es nicht; allein diese Fragen sind bei uns doch noch zu sehr mit administrativen und sogar mit privatrechtlichen Rücksichten verwach- fen, um unter einem umfassenderen, sozialen oder national-0fonomiz schen Gesichtspunkte betrachtet zu werden, Y
JnEngland, wo die entschiedene Richtung des gesammten MNatio- nallebens auf Handelsmacht und Reichthum jede andere Rüsicht: in den Hintergrund drängt, wird auch die Frage des Pauperismus mnei- tentheils als eine secundaire behandelt, als eine solche, deren Lösung nur auf der Grundlage des einmal angenommenen und bewährten politiz schen und staatswirthschaftlichen Systems erfolgen dürfe. Wie Éonnte auch von einer sozialen Reform im Großen die Rede seyn, da, wo die Vorrechte des großen Grundbesißers, wo mannichfache Dandelsmonopole im Jnnern- wie gegen das Ausland noch in ih- rer ganzen Schroffheit festgehalten werden? Jn- England wird die Armuth als eine unvermeidliche Begleiterin des Reichthums angesehen, deren Uebelstände man zwar durch alle Mittel und mit den beträchtlichsten Opfern zu lindern und zu verringern suchen músse, welche aber gänzlih zu verbannen, etwa auf. dem Wege durchgreifender, politischer und staatswirthschaftlicher Reformen, nicht möglich sey, ohne gleichzeitig die Verfassung und den Wohlz- stand des Staates zu erschüttern? Daher sind die neueren Er- \cheinungen solcher Reformversuche, — wozu wir die Bemühun- gen Broughams für allgemeinere Verbreitung nüßlicher Kennt=- nisse und politischer Einsichten unter den äârmern Klassen, — die verschiedenen sozialistischen und chartistishen Bewegungen, ganz vorzüglich aber das von O wen aufgestellte und praktisch durchge- führte System rechnen — alle diese Erscheinungen, sagen wir, sind vielleicht als ein entscheidender Wendepunkt in dem Englischen Staatsleben zu betrachten, als ein Symptom, daß das Prinzip, auf welchem bisher die Größe und Macht der Englischen Nation ruhte, den ihn von der Natur vorgezeichneten Kreis durchlaufen hat und einer Erweiterung oder Erneuerung bedarf.
Jn Frankreich endlich, wo man gewohnt is, mit den Elemen- ten der Gesellschaft freier zu schalten, hat man auch die Frage des Pauperismus meistentheils sogleich zu einer sozialen Prinzip-Frage erhoben. sie mit der Frage einer Regeneration der Gesellschaft, ei- ner Reform der Güter- und Verkehrsverhältnisse in Verbindung gebracht. Das allgemeine Schlagwort für dergleichen Versuche is der Ausdruck: Organisation der Arbeit. Auch in den drei ILerken, deren Titel wir an die Spiße dieser Betrachtungen gez stellt haben, bildet die Jdee einer Organisation der Arbeit den Ausgangs - und Zielpunkt aller Untersuchungen. Wir glauben da: her diese nicht besser würdigen zu kbnnen, als wenn wir mit çi- ner Analyse jener Jdee beginnen.
Die gemeinsame Vorstellung, welche diese Schriftsteller mit dem Ausdruck: Organisation der Arbeit, verbinden, {scheint uns
| die einer möglichst harmonischen, möglichst leichten und möglichst | befriedigten Entwicklung aller Theile der Gesellschaft zu seyn, ohngefähr so, wie im menschlichen Organismus der gleichmäßige und leichte Kreislauf aller Säfte Leben und Gesundheit erzeugt. Wie nahe diese Frage der Organisation der Arbeit mit der Frage des Pauperismus cerwandt sey, bedarf keines Nachweises, daher es denn auch nicht überraschen fann, daß dieselbe zuerst von dies ser Seite angeregt worden is, während die national-dkonomischen Systeme, welche die Gúter- und Arbeitsverhältnisse nur in ih- ren Wirkungen auf den National - Reichthum ins Auge fassen, sich wenig oder gar nicht auf Untersuchungen jener Art eingelasz fen haben,
Die angeregte Frage stellt sich úbrigens unter einem zweifas chen Gesichtspunkte dar, unter einem rechtlichen und einem f0o- zialen, Der rechtliche Standpunkt wird von den drei genannten Schriftstellern mit vollkommener Uebereinstimmung und mit gleiz cher Wärme vertreten; alle drei erheben fich voll edlen Eifers gegen jede Art von Ungleichheit, welche durch Ungerechtigkeit, durch künstliche Bevorzugung des einen Theils, durch Privilegien und Monopole, welchen Namen sie auch führen mögen, durch Gewalt List und Betrug herbeigeführt wirdz alle drei betrachten alg die einzig rechte, als die nothwendigste Grundlage der industriellen Entwicklung die natürliche Freiheit des Einzelnen und sein Necht auf ungehemmten Erwerb und Besiß, ein Recht, woas ihm durch feinen feudalen Frohn-Zwang, durch keine ausschließenden Zunféz Gerechtsame, Handels-Privilegien oder Staats-Monopole verküms- mert werden dürfe. Aber, wie wir es chon oben ausgesprochen haben, auch die natürliche Freiheit, auch der Fortschritt erzeugt Ungleichheiten und Uebelstände mancher Art; und diese ins Auge fassend, stellt sich die Frage anders, als bei der Bekämpfung der unnaturlichen und rechtlosen Ungleichheit; hier gilt es die Entscheis dunz, ob auch die natürliche Freiheit und das auf sie gegründete Recht höheren Rúcksichten weichen músse, — mit andern Worten ob die Organisation der Arbeit und die Berbesserung des gesell schaftlichen Zuskandes von außer her, durch eine künstliche, berechs nete, systematische Gestaltung der sozialen Verhältni, oder von innen mit den eigenen Mitteln der natürlichen Freiheit zu Stande fomme, Unsere drei Schriftsteller repräsentiren drei verschiedene S tandpunkte der Entscheidung dieser Frage; den Standpunkt eiz ner systematischen und totalen Sozial -Reform; den Standpunkt einer bloßen Reform oder Vervollständigung der Geseßgebung berechnet auf die Ausgleichung der Ungleichheiten in den Güter Berhältnifsen ; endlich den Standpunkt der natürlichen Freiheit, der Selbstorganisation der Zndustrie unter der bloß shüßenden und fördernden Einwirkung moralischer Einflüsse.
Wir beginnen mit dem ersten dieser Standpunkte, weil er der extremste is, weil er, unter allen Vorschlägen zur Organisa- tion der Arbeit, — wenn wir die Systeme ausnehmen, welche völlige Güter-Gemeinschaft und völlige Abhängigkeit der Eingebor- nen von der Leitung einer obersten Central-Gewalt einführen wol- len, — wie z. B. der St. Simonismus, — am fkonsequentesten das Prinzip einer möglichst allgemeinen und möglichst gleichen Glúkseligkeit aller Mitglieder der Gesellschaft durchführte. Die Sozial-Theorie Fourrier?s, welche uns hier von einem ihrer Anhân- ger in einer zwar kurzen aber flaren und tiefeindringenden Darz- stellung geboten wird, faßt die Jdee der Organisation der Arbeit
| unter zwei Gesichtspunkten auf, einmal in Bezug auf die Thäâtig- | feit und den Erwerbfleiß der Einzelnen selbst; und zweitens, irn Bezug auf den Genuß des Erworbenen. Jn ersterer Hinsicht stellt Fourrier als obersten Zweck einer vernünftigen Einrichtung | der Gesellschaft auf: Erweckung des Thätigkeits-Triebes und Ver- | bannung der vorherrschenden Abneigung gegen die Arbeit; als die | wirksamen Mittel aber, um diesen Zweck zu erreichen, erstens, die freie Wahl der Arbeit, zweitens den Weh del derte drittens, das Arbeiten in Gemeinschaft mit Per e E i t
Anregung und Belebung des Arbeits-Fleißes soll nun die halanx E R nach Sounriexis Grundsáben errichtete A N schaft entsprechen, Eine solche Phalaux, be ee guf r u
1500 und nicht mehr als 2000 Personen bestehend, ney