1841 / 209 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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e éver Herrn Thiers, úber seine diplomatische Thâ- NE Fot Mer Ler zur Kammer.

E E r avsüfer einer der Führer der fonservativen Partei der Deputirten-Kammer ist, und also im Namen derjenigen Frac-

tion derselben spricht, welche nicht nur jeßt, die E Es, dern auch seit 1830 immer eine Hauptstüße fask je! D e fe ms gewesen ist, so ist es wohl interessant, ihn zu horen, wenn E sich und seinen Tendenzen spricht, um so mehr, da man daraus sieht, ob diese ganze Partei mit Recht oder Unrecht von der Opposttions-Presse so unglimpflich behandelt wird. S „Zur Zeit, als die Coalition siegte, sagt ev S. 351 von sich selbst, war ih so entmuthigt, daß ich schon auf dem Punkte stand, die po- litische Laufbahn ganz zu verlassen. Jeßt hingegen sche ich gar Viele muthlos werden in einem Augenblick, wo i wieder Muth fasse. Fcch will versuchen , den Grund anzugeben worauf sich mein wieder gewonnenes Vertrauen stúßt. England hat eben gezetgt und zeigt es schon seit zwet Fahren hintereinander, wie stark eine gut geführte constitutionelle Regierung is ; dabei verkenne ich keineswegs, daß die insularische Lage unseren Nachbarn gestattet , eine bestimmte Politik nach außen und dabei cin Verfahren zu verfolgen, was gewiß anders wäre, wenn sie, wie wir, eine Kontinental-Macht wären. Bedenkt man indessen die Größe der von England versuchten Bestrebungen und den Erfolg - welcher jene fast Überall gekrönt, so kant man sich nicht erwchren, die Triebfedern zu bewundern, welche diese Resul- tate herbeigeführt haben. ; i L

Run aber gestehe ih gern / daß ich gerade aus dem, was seit zwet Fahren bei uns geschehen is, die Gründe zu meiner Zuversicht schôpfe, die mich Über die Zukunft der constitutionellen Regierung beruhigen. Fch werde zeigen, bis zu welchem Acußersten wir getrieben worden sind. - i J i Z

Da die orientalische Frage unvermuihet kam, so überrafchte ste Frankreich mitten in einer innern politischen Krise. Jch erinnere daran, daß den 22. April 1839 die Türkische Armce Über den Euphrat ging, daß das Ministerium Molé, in Folge der Wahlen des 2. März, thatsächlich gefallen war, und daß erst den 12. Mai ein neues Kabti:- net zusammengeseßt wurde. , : e

So begann die auswärtige Krise im Orient, und wir waren in Paris ohne Mintfstertum. : e E Kaum war das neue Kabinet eingescht, so forderte es 10 Millto- | nen für die orientalischen Angelegenheiten. Treu dem, was in dieser Frage vorher geschehen war, treu den Protestationen - die Frankreich 41833 gemacht haite, zeichnete die Kammer durch das Organ ihres Be- richterstatters die zu befolgende Politik vor. Diese im Laufe der Dis- fussion von der Majorität angenommene Politik hatte dic B esct- tigung des ausschließlichen Protektorats Rußlands in Konstantinopel zum Ziel und machte die Uebereinstimmung der Groß- mächte Europas zum Mitiel der Erreichung dieses Zieles.

Das Kabinet vom 12. Matïi, treu der Politik, die thm vorgezetich- net war, verpflichtet unsere Diplomatie, nicht allein dem Englischen Kabinet, sondern auch ganz Europa gegenüber, tn diesem Sinne zu handeln. Es verfolgt einen entschiedenen, aber gemäßigten Weg, der zu den dur die Vermittelung des Heren von Brunow gemachten Bersuchen einer Annäherung zwischen England und Rußland führen soll. Da beginnt Herr Thiers seinen Feldzug gegen dieses Kabinet, und in der Sißung vom 13. Fanuagr 41840 trägt er uns für den Orient eine ganz neue Politik vor: Von der Uebereinstimmung der

Europäischen Großmächte will dieser Deputirte nichts mehr wissen; er will im Gegentheil eine unmiltelbare Ausgleichung. Das Mini sterium, welches in dieser Sihung auf das heftigsie angegriffen wurde, vertheidigt sich nur {hwacch, und einen Monat später unterliegt es bei Gelegenheit der Frage der Dotation des Herzogs von Remours.*) Die hierauf folgenden Ereignisse sind bekannt. Herr Thiers folgte im Kabinet, e? war durch die Opposition u nd mit Der Oppo sttion zur Macht gelangt. Fast alle Organe der Deffentlich- feit hatte er an sich gebracht, die Wahl - Kammer hatte ihm einc Majorität von mchr als hundert Stimmen gegeben, und gerade an dem Tage, wo wir auseinander gingen,/ ward der Londoner Vertrag unterzeichnet. Von diesem Augenblick an bis zum 29, Oktober, also währez!d viertehalb Monaten, hat die Französische Presse unaufhörlich daran gearbeitet, die dfentliche Meinung irre zu führen. Alle Fournalc (mit Ausnahme des Journals „die Presse//) behaupten Fus verschiedenen (Gründen , daf man uns insultirt habe, daß fich eine neue Coalition gegen uns bilde; Soldaten und Matrosen we- den ausgehoben; eite revolutionaire Gährung bemächtigt fich dev | Geister, wir arbeiten daran, ganz Europa gegen uns aufzuwiegeln, und zuleßt scht noch chi neues Attentat auf das Leben des Köntgs das Land in Schrecken, ; E E E E Fn dieser traurigen Periode if Frankreich auf die pevsöt- ie Negterung... des Helyn Dle rs verwiesen, Dieser Minister erlaubt sich Alles, wagt Alles, schiebt so wett er kannt dic Zusammenberufung der Kammern hinaus, endlich findet jedoch diese Zusammenberufung statt. Herr Thiers fällt vor unserem Zusammen- fritt, aber mit der Hoffnung, durch uns wieder ans Ruder zu kom men und dadurch gegen die Krone stark zu werden.

Mittlerweile trafen wir aus unsern Provinzen inParvis eit, noch ganz aqufgeregt von den Lügen der ministeriellen Presse und entschiedeti, E jenige, was wir die Ehre des Landes nannten, aufrecht zu er- halten. Aber bald theilt man uns die offiziellen Aktenstücke mit und wir erkennen endlich, daß wir weder beleidigt wurden, noch daß clize Coalition oder ein bôser Wille von Seiten Euvspg?s gegen

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Fraitkreich vorhanden secy/ daß aber England die cinzige Macht wäre, ücer die wir uns wirklich zu beschweren hätten. Wir sehen auch cin, d4s die vornehmste Ursache der Niederlage, welche unsere Diplomatie evcétten hatte, von dem häufigen Wechsel unserer gus- wärtigen Politik hcrühre, und daß wir cinen anderen Zweck unter dem Ministerium des 12. Mai vor Augen gehäbt haben, einen an- dexen unter dem des 1. Mat, Einen Monat nach unserem Zusagm- mentreten war die Adresse voiirt/ die auswärtige Frage bekannt und dieselbe Kammer, welche der Verwaltung des Herrn Thiers eine Majorität von mehr als hundert Stimmen gegeben, gab nun der Verwaltung des Marschalls Soult cine Majorttat von 86 Stîm- men. Dieses Votum also is es eigentlih, ih wtederhole é, was Hexrn Thiers gestürzt hat, und nicht die Dimission, die er gegeben

hatte und die ex freilih „de par la volonté de la chambre“ |

zu annulliren hoffie, | „Hieraus kann man den Schluß ziehen, daß wir einzig und allein vermdge unserer Jnstitutionen , ohne Erschütterungen , ohne Zuflucht zu einer Auflòsung zu nehmen und ohne den Beistand der Pairs-Kammer, einen Mann gestürzt haben, der gleichsam mit cinem | Sturmanlauf zur Macht gelangt wav, bei welchem er sich auf die | Opposition sühßte. Wir haben ihn gestürzt, obgleich er gar Vieles | für sich hatte, nämlich eine Gewandtheit, die ihm Keiner bestreiten

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wird, eine Maiorität von 100 Stimmen in der Wahl- Kammer, eine L i : E ! Î ine Frage der Nationalehre, die er drei Monate lang durch alle Organe der Deffentlichkeit guf seine Weise auszubeuten hatte.

Jch, glaube, daß aus Allem diesen hervorgeht , daß wir guf

lange hin keine so traurige Krise vor uns haben werden , nos wir a

aber, wenn sie sich einstellte, weit entfernt, uns entmuthigen zu dagegen ankämpfen und zu der Tüchtigkeit unserer Fnstitutionen Zu- trauen haben müssen, Von der Art wenigstens I der Eindruck, welchen die Krise, die wir 1840 überstanden haben, in mir zurückge-

lassen hat.//

Dabei verbirgt der Verfasser keinesweges die Mängel, welche diese Jnstitutionen besonders in Bezug auf den Einfluß haben, warn die Kammern auf die Führung der auswärtigen Fragen ausüben,

*) Bei dieser Gelegenheit hat sich Herr Thiers als das gezeigt, was er wirklich is, nämlich der geschickéteste Mann in der parlag- mentarishen Strategie. das Kabinet vom 12. Mai war in der That schon gestürzt, che es noch eine Ahnung hatte, daß ihm über- haupt Gefahr drohe.

| Sache des Vice - Königs sehr günstige Vorurtheile hatte.

sen, |

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„Die Erdffnung der Session von 1841//, bemerkt er in Bezug hierauf S. 338, „hat mich zum Nachdenken veranlaßt Über die Män- gel der Art, wie wir auf die Thron-Rede antworten und die Adres- sen diskfutiren. i 8 ;

._Nach der Thron-Rede ernennt man cine Kommission , diese prüft alle von der Adresse festgestellten Punkte , berathet lange und macht endlich einen Rapport, dann kommt die Diskussion im Fnnern der Kammer, und oft wird ers cinen Monat nach Erdffnung der Ses- sion die Antwort der Kammer votirt. Während dieses langen mini- stericllen Fnterregnums wollen oder können die auswärtigen Kabinette keine Frage der auswärtigen Politik verhandeln. Die Departemental- Administration ist wie aufgehoben, wie im Funern so nah Außen, man wartet und fragt sich: Wird das Ministerium die Ma- jorität haben oder wird es gestürzt werden?

Jch habe eben cinen bedeutenden Mangel des in Frankreich Übli- chen Systems bezeichnet; es is indessen cin noch weit bedeutenderer vorhanden. Die Fournale kommentiren unsere Adressen, man kombi- nirt sie mit dieser oder jener Rede, die von einem Mitgliede der Ma- jorität oder des Ministeriums gehalten wurde, und läßt die Kammer sprechen, wo sie gar nicht gesprochen hat. So hat man unserer aus- wärligen Politik Über fast alle Punkte, Über die unsere Diplomatie zu verhandeln hatte, ernste Verlegenheiten zugezogen. Bei dieser Ge- legenheit will ih eines Beispiels erwähnen und daran erinnern , wie bet uns die orientalischen Angelegenheiten zur Sprache gebracht rourden,

Im Mai 41839 wurde die orientalische Frage bei der Forderung der 10 Millionen für die Flotte zum erstenmale plôplich in die Kam- mer gebracht. Fn der Diskussion herrschte die Politik, welche man die der Uebereinstimmung derEuropäischenGroßmächte nannnte, vor. Man kann wohl sagen, daß damals dec größte Theil der Deputirten diese Frage wenig fannte; unsere Sympathieen waren noch nicht hervorgetreten, weder für Konstantinopel noch für Alexan- drien.

Am 23. Dezember 1839 sprach der König für die Session von 1840 seine Erdffnungs-Rede. Das war das zweite Mal, wo wir uns mit dem Orient zu beschäftigen hatten, und man kann an seinem Plate schen, mit welcher Vorsicht diese Frage in der Rede des Kd- nigs berührt wurde. Wäre die Kammer damit zufrieden gewesen, die Thron-Rede nur zu paraphrasiren, wie man es in England macht, so könnte man thr heute nicht geradezu vorhalten, daß ste zurücktrete, daß sle etne Sache gewollt und sie dann, nachdem die Regierung dazu ge- trieben worden, wieder aufgegeben habe. Das is gerade, wie bekannt, das Lieblings - Thema des Herrn Thiers , und in der Sizung vom 25. Februar 1841, als die geheimen Fonds diskutirt wurden, sagte er uns in der That : „Jeßt gestehe ih es ein, ih habe einen Frethum begangen, etnen etnzigen : ih habe die Regierung, die Kammern, das Land durch Alles, was geschehen is, für verpflichtet gehalten. Fch habe die Erklärungen der Kammer, die Thron-Rede, den Bericht der Kommission für Ernst genommen. Fch habe mir gedacht, daß, wenn thr in der ortentalischen Frage handeln solltet, wie in der Belgischen, Jtaliänischen, Spanischen Frage, wo ihr cinen Willen kund gabt, ohne dabei zu beharren, der Etnfluß Frankreichs ernstlich kompromit- tirt wäre, Nicht für Syrien, nicht für Aegypten habe ich das Land, ich bekenne es, großen Gefahren ausgescßt, nur füc die Ehre Frank- reichs ist es geschehen.“

Fch werde nicht guf die bereits abgethanen Belgischen , Sva- nischen und Jtaliänischen Fragen zurückkommen. Fn allen diesen Punften hat Frankreich loyal gehandelt; überall haben wir #o viel oder n och mehr gethan, als wir nah den Verträgen zu thun ver- pflichtet waren. Aber worauf gründete Here Thiers den Tadel, den er an die Kammer richtete? Die auf die Thron-Rede gegebene Antwort enthielt nux eine also abgefaßte Stelle: ,,,„„aber wenn die Kammer guch die von der Zeit geheiligten Rechte unterslüßt, o nimmt sie doch auch guf die Ereignisse Rücksicht und versagt kci- neswegs neu begründeten Rechten ihren Beistand.//// (mais en appuyant les droits consacrés par le temps, la chambre tient compte

des événements et n’abandonne point les droits nouveaux,)

Fch fordere die gewandtesten Leute auf, bis zum Vertrag vom 15, Fuli, cine einzige Phrase ausfindig zu machen, welche weiter als diese, die Politik der Kammer mit der des Vice-Königs verknüpft hatte. Was bedeutete aber nun diese Phrase? Die eine Hälfte darin war für den Sultan, die andere für den Vice-König.

Bedenkt man nun, daß sowohl Here Thiers wie alle Op- vositionen , sich auf eine solche Grundlage stüßen wollten, um be- haupten zu können, daß fich die Kammer an die Acgyptische Poli- tif angeschlossen habe, daß wir dem Vice-König seine Besißungen garantiren müßten, daß wir zurückweichen , nachdem wir vorwärts geschritten, so kann ich mich nicht erwehren, eine Veränderung zu wünschen in der Art, mit der bet der Eröffnung jeder Session die Kammern und die Krone in Communicgtion treten. Fch erinnere bei dieser Gelegenheit daratt, daß dasselbe vorgekommen ist in Be- zug auf Spanien , Polen, Jtalien; und überall, wo die Angelegen heiten der auswärtigen Politik in Frage standen, hat man immer die Kammer dadurch, daß man einige Phrasen in ihren Adressen willkürlich verdvehte, mehr sagen lassen als sie wollte, und so ist selbst ihre Ehre aufs Spiel gestellt worden,

Von alle dem, was man von der Stimmung der Kammer im Fahre 1846 sagte, ist nuv das Einzige wahr, daß sie damals mehr Symbvathie für den Vice-König als für den Sultan zeigte. Die Redner), die gegen den Ersteren sprachen, fanden allerdings keinen Beifall, Fch muß bei dieser Gelegenheit sagen, wie sich die Feage meinem Geiste barslellte, und weni ih davon syreche, o geschieht es nur, weil ich Grund habe zu glauben, daß meine Ansichten auch die ciner großen Anzahl meiner Kollegen waren,

Im Mai 1839, als die Forderung der 10 Millionen gemacht wurde, war ich weder für die Lürkei noch für Aegypten, aber im Fanugr 1840, zur Zeit der Diskussion der Adresse, war ich für Aegypten , insofern als ich den lebendigsten Antheil an dem Vice- König nghm, Indessen muß ich sagen, es wgr mir auch nicht cine Minute lgng in den Sinn gekommen, daß man der orientalischen Angelegenheit eine andere Lösung geben müsse, als die, welche un- ter dem Namen der Uebereinstimmung der Großmächte Eurovas im | Jahre 1839 angenommen worden war. Seit 1830 is diese Politik állen Mâchken zum großen Vortheil qusgeüht worden, es ift dies eine Art neues Euvopäisches Staatsvecht, und zum Heil der Völker muß man hoffen, daß die Krise von 1840 es nicht ändern wird,

Es is gar nicht zu verwundern, daß ich zu Anfang des Jahres 1846 die orientalische Frage wenig kannte, und daß ich für die : ) a O Die De- putirten nämlich, die sich mit dieser Frage beschäftigten und die sie studirt hatten , zeigten gergde nicht am wenigsten Eifer für diese Ansichten, : |

So hatte uns {hon 1839 Herr Cavrné gesagt: „Auf die hin- fällige und abgenußte Türkische Nationalität, muß man die kräftige Arabische Jugend folgen lassen. Jch glaubte also an diese „Érâf tige Arabische Jugend“, und seit der Schlacht von Resib hatte ich fast alle Vorurtheile der Presse angenommen. Jch glaubte beson- ders an eine militairische, zum ernsten Widerstande vortrefflich orga- nisicte Macht; ich glaubte auch an eine an die Ufer des Nils ver-

durch den Reformator Aegyptens, und, ich sage es zu meiner Schande,

ich glaubte selbs an dei Liberalismus von Mehmed Ali!!! ¿2 Aus dem Vorhergehenden sicht mann also, daß ih im Anfange | is JOytes 1840 die orientalische Frage keinesweges studirt hatte, und | 0 9 LA daß der größte Theil meiner Kollegen in demselben Fall | R ich, und das ift leicht begreiflih, So oft in der Kammer ebe Ler auswärtigen Politik mit der zu ihrer Beurtheilung L N tage von Afktenstückeu zur Sprache kam, habe ich kei- Lobe Ae i verloren, mich mit thr bekannt zu machen, und ich Gon die mit demselben Eifer studirt, wie ih im Anfange dieser Ses- e un orientalische Frage studirt habe. Aber wenn die Fragen noch gewissen \chweben, wenn die Regierung sih weder Über sie

erflären, noch Aftensit hi ; ; Me | nicht abgegeben, enstücke beibringen kann, habe ih mi damit gar

| pflanzte Civilisation, ich hoffte auf eine Wiederbelebung des Orients

Wir haben Mühe genug, uns immer mit allen |

Fragen bekannt zu machen, die wir durch cin Votum zu entscheiden aben, so daß wir nicht auch diejenigen studiren können, die unver- muthet in eine Adresse kommen. Wenn jedec Deputirte alle die Fragen, die sich daran knüpfen, studiren müßte, so würden unsere Sesstonen erst drei Monate nach unserex Ankunft in Paris beginnen.

Welchen Schluß kann man aus diesen Thatsachen zichen ? Den, daß die Kammer sich in ihren Adressen Über Sachen ausspricht, die sie gar nicht oder nur unvollflommeu kennt, daß man hinterher zu ihr sagt: „„Fhr habt die und die Frage zur Sprache gebraht, Fhr haht die und die Sache gewollt. Jch habe einen Frrthum began= gen, einen einzigen Frrthum, den nämlich, daß ih die Ecklärungen, die Fhr machtet, für Ernst nahm. Jch wollte Eure Politik auf- ret erhalten, als aber der Moment der Gefahr kam, da habt Fhr mich verlassen.// Diese Vorwürfe sind nicht etwa eine Erfindung von mir Herr Thiers hat sie, bei Gelegenheit der im Fanuar 1840 votirten Adresse, im Fahre 1841 an uns gerichtet , und das sind seine cigenen Ausdrücke gewesen. Fndessen, man lese aufmerksam durch, was die Kammer in threr Adresse gesagt hatte; nichts konnte diese Vorwürfe motiviren.//

(Fortsehung folgt.)

Dauer der Eisenbahnfahrten am 28. Juli 1841.

Abgang j; R s E Zeitdauer

. | M.

6{ Ubr Morgeus. .. 43 97 Vormittags . 40 x Nachmittags 40 Í Nachmittags 40 Abeuds .,.. 40 Abeuds ... 45

Abgang s Abgang Zeitdauer YOon Yon

Briti St. | M. Potsdam.

Um § Ube Vormittags... | 43 - UE - Vormittags. —_ 42 q 2 - Nachwittags 44 12

3 - Nachmittags _— 40

6 » MAVOUdS ¿e e —_ 40 S

10 - Abends ‘“... D 53 ns D -

Berliner BOrse, Den 28. Juli 1841. Pr. Cour. : Pr. Cour. Brief. | Geld. Brief. | Geld,

Actien. Brl. Pots. Eisenb.| 125 do. do. Prior. Act. |43| 1023 Mgd Lpz. Eiseub, 1 10% do, do. Prior. Act. Berl, Anh. Eisenh, 1047 do. do, Prior Act. 1025 Düss. Elb. Eisenb. 947

St. Schuld - Sch, | - 1047, 103% Pr. Eogl. Obl. 30.| 4 | 102 1014 Präm. Sch. der Seehandlung. 79 787 Kurm, Schuldv. 102% 102 Berl, Stadt - ObI. 1032 10:34 Ellinger do, 3z| 100 —— Danz. do. in Th. 48 Gti Westp. Pfandbr. | +3: 1027 do. do. Prior. Act. | © 103% Grossh, Pos. do. 106 1054 Rbein. Eisenb, « 97% Ostpr. Pfandbr, —- 102 Z Gold al ‘apo ———— 211 Poum, do. C 3 103% 102 x Friedrichsd’ur - 13% Kur- u, Neum. do. | 33 1022 E Audre Goldmnünu- x Schlesische do. | 35 1025 G zen à 9 Thb.

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do. 4% Aúl. T1041 L G, Poln, Loose 718 G 5% s i Ee ( Att 6 s x, 4 Span, Aul, I Gi 919 1ToIL 502. 507. Y 0 pan L E L, 19%,

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5 Eisenbahn - Actien. St. do. linkes —, München - Augsburg —. Dresden 99% Br. Köla- Aachen 99”; Be.

Hambu f 27, Juli. Bank-Actien 1605 Ber, Engl. Russ. 108 Paris, 24 Jul 5% Reute fin cour. 115. 10, 239 Ra E 76. 099. 95 Neapl, au cowpt, 103, 5, 93 2 E S B

Wren, L u S Me 1005 45 095

( ck I D 1% —, Bauk - Actien 1544. Anl. de 1831 La de 1839 105!

Kanz. Bill,

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Germain —, Versailles rechtes Ufer

Strassburg - Basel 250 Br, Leipzig-

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LKonigliche Schauspiele.

Freitag, 30, Juli. Jm Opernhause. Auf Begehren: Don Juan, Oper in 2 Abth., mit Tanz. Musi ‘ozart. (Hevé „uan, Oper in = Adth., mit Tanz, Musik von Mozart. (Herr Eicke: Don Juan, als Gastrolle; Mad. Spasber-Gentiluomo 1nd Dlle, SPabere vom Koniglichen Hoftheater zu Hannover: werden Q 9 ira 1 E hierin als Donna Anna und Donna Elvira zum lektenmale auf: treten.) i

Sonnabend, 31. Juli, Jm Schauspielhause: Der Stief- vater. Lustspiel n O A, „von E, Raupach. Hierauf: Das erste Debüt, Komisches Gemälde in 3 Abth., von L, Angely. Sond, L ug. Im Opernhause: Fröhlich. Musika- lisches Quodlibet in 2 Abth, (Dlle, Grünbaum: Anna.) Hierauf: Auf Begehren: Robert und Bertrand. Pantomimisches Ballet in 2 Abth, von Hoguet,

4 Königsstädtisches Theater. Freitrag, 30, Juli. Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt, Zauberposse mit Gesa ey von X, Nestroy, el ng 1n 3 elten, Sonnabend, 31. Juli, (Zweiunddreißigste Jtaliäni Jpern- Borstellung.) L’Elisir d’amore, (Der Es kala buffa 2 2 pes Poesía (S S Romani, Musíca del Maestro raelano Donizetti. (Ggr, Paltrinieri; den D h E E Sga, Villa: Giannetta.) Doktor Dulcamara, Preise der Pläße: Ein Plaß in der Orcheste 1 Réthlr. 10 Sgr. Ein Plab in den Lo S A Bl U8 ersten Kanges Î Rébír, i, P E gen und im Balkon des er Mlnfang der Jtaliänischen Opern - Vorstellungen i S E / - en is u halb fas Die Kasse wird um halb 6 Uhr ast M E eg 1. Aug. Der Dorfbarbier, Komisches Singspiel L en, Hierauf: Schülerschwänke, oder: Die kleinen Wild- iebe, Vaudeville: Posse in 1 Aft, von L, Angely.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen,

Gedruckt in der Dek er schen Geheimen Oher- Hofbuchdrukerei. Beilage

Großbritanien und Jrland.

London, 23. Juli, Ueber den angeblichen Zweck des Besuches König Leopold?s am hiesigen Hofe enthält der Co u rier heute neuer- dings folgende Bemerkungen: „Vor einigen Tagen theilten wir dem Publikum ausschließlich und aus authentischen Quellen, wie wir zu glauben Ursache haben, den Hauptzweck des unerwarteten Besuches König Leopold?s hierselbst mit. Der Zweck war in Kürze eine Unter- handlung, um den Kbnig von der Erfüllung gewisser Bedingun- gen zu dispensiren, die er zur Zeit seiner Thron -Besteigung ein- ging, nämlich, diejenigen ausgedehnten Festungen und Festungswerke zu \chleifen, welche Belgien mit seinen unangemessenen Hülfsquellen und seiner verringerten Bevölkerung, im Vergleiche mit dem früheren Königreiche der Niederlande, nicht beseßen, im Fall eines Krieges nicht vertheidigen, ja, deren Kosten es selbst auf dem Friedensfuße nicht tragen fonnte. Frankreich, die am meisten dabei betheiligte Macht, gegen welche die Borsichts - Maßregel gerichtet war, hat mit anderen Mächten diese Bedingung unterzeichnet, und auf Ludwig Philipp's Rath wurde Leopolds Reise unternommen. Es ist nicht nöthig, die ernstlichen Einwürfe zu wiederholen, denen die vorgeschlagene Annullirung der wichtigen Bedingungen des fraglichen Traktats unterworfen war. Es genügt, zur Rechtfertigung Lord Palmer- skon?s zu sagen, daß, wie man in wohlunterrichteten Kreisen ver- nimmt, er sich weigere, an den neuen Anordnungen oder Modi- ficationen, die man vorgeschlagen hat, Theil zu nehmen, und daher hat man wenigstens für jeßt, wie wir glauben, den Plan fallen lassen. Die Wiederaufnahme dieses Gegenstandes kann in einem Augenblicke nicht unwillklommen seyn, wo, wie wir aus Franzd- sichen und Belgischen Blättern erfahren, zwischen Belgien und Frankreich ein Handels-Vertrag im Werke ist, dessen Prinzip eine noch strengere und unüberwindlichere Ausschließung des Britischen Handels if, als die, welche der Deutsche Zoll-Verein ausUbt,“

Auch die Times spricht unverholen ihre Erbitterung Uber die projeftirte Handels-Verbindung Belgiens und Frankreich aus und findet es höchst grausam, daß abermals eine Bevölkerung von 38 Millionen Menschen den Händen der Britischen Fabri- fanten entzogen werden solle, wie der Deutsche Zoll-Verein es bereits mit 26 Millionen so wirksam ausgeführt. ad

Jn der Vertretung des nördlichen Bezirks der Grafschaft York, die erst vor wenigen Tagen neu beseßt wurde, is bereits wieder eine Stelle erdffnet. Der von diesem Bezirke erwählte Herr Duncombe tritt nämlich in Folge des Todes seines Vaters, des Lords Feversham, als Pair in das Oberhaus ein. i

Eine Provinzial-Bank, zu Newton Abbot in Devonshire, hat sih genöthigt gesehen, ihre Zahlungen einzustellen. /

Aus Kanada lauten die Nachrichten fortwährend gunstig für die Verwaltung des Lord Sydenham, von der man die gânz- liche Beruhigung der Provinz erwartet. : i

Aus Sydney wird unterm 23. März über Handels-Verle- genheiten geklagt, die man hauptsächlich übertriebenen Speculatio- nen mit Ländereien zuschreibt.

Der „Sheffield Patriot“ erzählt, daß zu Derby am vergan- genen Donnerstage bei einem heftigen Sturme eine große Menge von kleinen, einen halben bis zwei Zoll langen Fischen, so woie von Kröten, herabgeregnet seyen, die wahrscheinlich durch den Sturmwind aus dem Wasser mit in die Luft gerissen worben 15 Dai fürzlich verstorbenen Maler Sir David LWilkie soll eine Statue errichtet werden, zu welchem Zweck ein Berein unter dem BVorsiß von Sir R. Peel zusammengetreten ist,

Deutsche Bundesstaaten.

Freiberg, 22. Juli, (L. 3.) Am er O io erbohrte man zu Nieder -Planiß in dem Bohrloche S 7 1e ches N Seiten des erzgebirgischen Steinkohlen: ¿lctien E unter er Direction des Bergraths Köhn, des Professors A! und der Gebrüder Karl und Gustav Harkort, e R nie: dergebracht worden ist, in der Teufe Lon 380 hen | ein Steinfkohlenfloß, was sich bis zum 20ffen d Me, Avends in einer Máchtigkeit von 2 Ellen 11 Zoll zeigte. Der Kopf des Erdbohrers arbeitete noch immer in die Kohle P der bis dahin getroffenen Qualität, eine M O nah den vorläufigen Untersuchungen mehrerer E ger, zu den schönsten und besten Arten gel ort. Fe A Fund, nahe an der Chaussee von Zwickau nach Reichen Ae at sich erwiesen, daß die so wichtige Zwikauer Steinkohlen-Nieder age zum Wohle des Vaterlandes noch weit über die engeren Bränzen hinausgreift, welche derselben nach der Lage der Kohlenfldbe in dem Schachte des Zwiauer Steinkohlenbau - Vereins und nach dem ungünstigen Ausfalle der beiden ersten Bohrlöcher jener Ge: sellschaft, deren Versuche schon seit beinahe vollen vier Jahren Tag und Nacht stattfinden, bisher zuzukommen schien.

Hesterreich. j IG&ien, 20. Juli. Da der König vonWürttemberg die Rúreise aus Livorno durch unser Jtalien zu nehmen beabsichtigt, so wirdzu Eh- ren desselben ein Brigade-Manödver ausgeführt werden, Spater wird das im Venetianischen liegende zweite Armeecorps zur Probe ein Mandver mit zehn Batterieen halten, worauf dann im Herbste die in Jtalien gewöhnlichen Militair-Uebungen im großartigen Maßstab, unter dem Kommando des Feldmarschalls Radebky, stattfinden werden. i Fúürsk Milosch wird hier erwartet; er soll seine großen, bei dem Banquierhause Sina liegenden Baarsummen (nach Einigen 5—8 Millionen) gekündigt haben,

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten Márz und April.

Sißung der philosophisch-historishenKlasse am1. März. Herr Zumpt las über die Text-Verbesserung der Ciceronischen Rede ro Murena in Folge der von ihm in Rom excerpirten Lagomarsini- chen Collationen von zwdlf Handschriften und einer Pariser Hand-

schrift No. 6369, die er iüngs| verglichen. an 4 März. Herr

Gesammtsißzung der Akademie Zum v Rerbältnisse im Alte, ter Heins Über die Bevölke- rungs- um, der sich mit d j 2) int- samen Rdmischen Kaiserreichs beschäftigt, nit den Zeiten des gemeti

Er untersuchte zuerst den Stand der Bevölkerung in den Pro- vinzen des Lateinischen Westens und des Hellenistischen Ostens , zur Zeit, als diese Länder Theile des Rdmischen Reiches wurden. Dev Europäische Westen hatte bei seiner Einverleibung in das Römische Jmperium eine starke Bevblkerung, welche sich ungemein rasch Rb- mische ndustrie, Kunst und Literatur anetignete, den kräftigsten Thei des Reiches ausmachte, aber schon am Schlusse des ersten ristichen

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Fahrhunderts Spuren abnehmender Kraft , d. h. beschränkte Volks- vermehrung bei verbreitetem Luxus verrieth. Dagegen war der Hel- lenisirte Often nicht nur ebenfalls stark bevölkert, obgleich das Volk an individueller Tüchtigkeit weit hinter dem Lateinischen Westen zu rúcstand, sondern erhielt sich auch unter Römischer Herrschaft lange Zeit auf gleicher Höhe der Bevölkerung, weil Religion und Sitte den Verführungen des Luxus gewachsen waren. Die Kaiser- Regie- rung ließ sich die Sorge für dte Volks - Vermehrung, wenigstens in Bezug auf die Römischen Bürger, schr angelegen seyn. Namentlich wurden in Ftalien viele Stiftungen sür arme Kinder gemacht. Bei der im Allgemeinen ungestdrten Ruhe der betden ersten Jahrhunderte müßte man also eine bedeutende Volks Vermehrung erwarten, aber es fand das Gegentheil statt, Alt-Griechenland blieb schwach bevdl fert, in Jtalien, abgesehen von dem Koloß der Stadt Rom, schritt die Bevölkerung zurück, ungeachtet die Katser durh Unterstüßungen und Ansiedlungen der Abnahme entgegen arbeiteten. Der Grund dieser Erscheinung ist in der herrschenden Ueppigkeit und Bequem- lichkeits- Liebe zu suchen, während dabei das willkürliche Recht des Vaters Über das Leben der Neugebornen bestehen blieb. Auch die westlichen Provinzen nahmen im Frieden allmälig an Bevölkerung ab. Wenn uns also unter der Regierung Marc Aurel’s die unzwei deutige Klage über Menschenmangel überkommt, so ist das nur die bei dem ersten Unfall fichtbar werdende Folge allmälig zurückgeschrit tener Volksvermehrung. Herr Zumpt verfolgte nun die Ursachen, welche die fernere Abnahme der Bevölkerung in der Römischen Welt bis auf das Minimum, welches um das Jahr 400 vorhanden is, er flären. Er betrachtete von Seiten der Staats = Verhältnisse die ein tretende Verarmung als eine Folge der beständigen Verluste im Han del mit Arabien, Fndien und China; nachher auh der Forderungen, welche die Barbaren als Föderaten und als Feinde geltend machten ; ferner die Zusammenziehung der Güter in Latifundien, die Verwand lung der fleinen Eigenthümer in Kolonen und bald ihre HerabwÜr- digung zu Höôrigen ohne Freiheit. Von einer anderen Seite zeigte sich die Natur in der Kaiserzeit, und besonders in der Periode von 170—270 nach Chr., wie nie sonst zerstdrend durch Erdbeben, vulkanische Aus brüche und Seuchen, denen die vom Luxus nicht angegrifene Bevöl kerung des Ostens endlich auch erlag. Durch diese Uebel im Staat und in der Natur wurde eine melancholische Betrachtung aller Ver hältnisse und eine Trübseligkeit der Ansicht herrschend, von der selbs die Auffassung des Christenthums abhängig war, #o daß die neue Religion, troß dem, daß thre Grundlehren dem weiblichen Geschlechte und der Familie einen hohen Werth gaben, nichts zur Erhaltung der alten Welt beitrug, vielmehr zu ihrer Auflösung mitwirkte, Der Europäische Westen hatte sich schon vielfach durch Germanische Stämme regenerirt, ehe er setnen Römischen Charakter äußerlich ablegte.

Herr Goeppert, Korrespondent der Akademie, sandte aus Bres lau Proben einer papterartigen Substanz ein, welche nah einer gro- ßen Oder- Ueberschwemmung im Fahre 1736 zurückgeblieben war. Ste wurden Herrn Ehrenberg zur Untersuchung Übergeben.

Gesammt-StPUla der Atademte am 11. Mari, erk Lachmann trug fernere Betrachtungen Über die Fligas vor. Herr Lichtenstein überreichte ein Exemplar der Abhandlung des Herrn Eschricht „Über die Bothryocephalen ‘/, zu welcher die Akademie dte Kosten für die Kupfer beigetragen hatte.

Sihung der physikalisch-mathematischen Klasse am 15. Mârsz. Herr Poggend orff las einen Nachtrag zu seinen Be- obachtungen Über den Uebergangs - Widerstand bei hydro - elektrischen Ketten.

; Herr Ehrenberg las Beobachtungen über einen wesentlichen 5 s ‘CFontichor Qraantgman ar Maul A, 8 e D - -A pantheil nare Und hi lau, jo wie am Schlick des Flußbettes der Elbe bei Cuxhaven, und Úber die Mitwirkung ähnlicher Erscheinungen an der Bildung des Nil-Bodens in Dongola/ Rubien und im Delta von Aegypten. Herr Ehrenberg machte zuersk im Fahre 1839 direkte speziellere Untersuchungen über die Form des Verschlämmens im Ha- fen zu Wismar an der Ostsee und fand, daß z7 bts der Masse des ausgebaggerten Schlammes theils aus lebenden, theils aus leeren Schalen der todten kteselschaligen Fnfusorten bestehe. Wiederholte Untersuchungen im folgenden Fahre lieferten ziemlich dasselbe Resul tat. Jm Hafen von Wismar werden wöchentlich 36 Last Schlamm, die Lask zu 6000 Pfund ausgebaggert , also bei 77 monatlicher Thâ- tigkeit regelmäßig jährlich 1080 Last oder 64,800 Centner zu 100 Pfd. und, den Centner zu 1 Kubikfuß gerechnet, 64,800 Kubikfuß. Sell hundert, vielleicht seit zweihundert Fahren ist dies ununterbrochen fortgeseßt worden, mithin sind seit hundert Fahren in Wismar 108,000 Last = 6,480,000 Ctr. oder eben so viel Kubikfuß Schlamm aus dem Fahrwasser entfernt worden. Nimmt man im Mittel 55 des Volumens als sichtlich organish an, so hatten {n Wismar in den leßten hundert Fahren die mikroskopischen - kieselschaligen Ovrga- nismen ganz allein doch 684,000 Kubikfuß, oder jährlich 6840 Ku bikfuß , d. t. 45 Schachtruthen zu jener Masse beigetragen, was 1m trockenen Zustande dem Gewichte nach jedoch nicht 75 /- sondern etwa 7 und wentger betragen mag. A :

Aus Pillau, wo eine Pferde-Baggermaschine jahrlich etwa 2000 Schachtruthen Schlamm wegschat, erhielt Herr Ehrenberg eine Probe, die noch reicher an organischen Wesen war, als der Schlamm von Wiks- mar, indem dieselben bei vierzig Untersuchungen verschiedener Theile oft 7, zuweilen die Hälfte des vorliegenden Volumens bildeten / #0 daß also in Pillau jährlich 500 bts 1000 Schachtruthen (= 72,000

144,000 Kubikfuß) reine mikroskopische Organtsmen entfernt wor- den sind, was in 100 Fahren durchschnittlich eine Production dieses fleinen Punktes von etwa 7,200,000 bis 14,400,000 Kubikfuß, d. t. 50,000 bis 100,000 Schachtruthen Fnfusoriea-Erde oder Tripek gtebt. %n Wismav, wie in Pillau, fanden sich viele, zum Theil guch gattz neue Seewasser-Formen unter den organischen Bestandtheilen , was für den leßteren Hafen, der im Haffe liegt, auffallend und wohl Folge der oft das Seewasser in den Fluß drängenden Nordwinde ist. Eine wiederholte Untersuchung des Schlickes der Elbe bei Cuxhaven zeigte, daß fast die Hälfte des Volumens aus kleinen / theils kieselschaligen Fnfusorien, theils kalfschaligen Polythalamien besteht. :

Die neueren Untersuchungen des Herrn Ehrenberg betreffen den Ril-Schlamm, von dem er theils mit, theils ohne Absicht Proben von Daebbe und Ambukohl in Dongola, von Tangur tin Nubien, von Theben und Gyzch in Ober - Aegypten, von Bulgk bei Kahira und von Damiatte in Unter-Aegypten mitgebracht hat. Außerdem unter- suchte er die vom Dr, Parthey und dem Geneval - Lieutenant von Minutoli nach Berlin gebrachten Fragmente alter bemalter Nilschlamm- Wände. Es fand sich, daß in allen diesen Proben theils Spongien, theils kieselschalige Fufusorien, theils auch, namentlich bei Damiatte, falfschalige Polythalamien im Aerlande am Nil, zwar nicht vor- herrschend, aber doch in solcher Zahl vorhanden sind, daß man nicht leicht ein Theilchen der Erde von halber Nadelknopf - Größe unter- sucht , ohne deren alles zum Unkenntlichen chemisch Veränderte abgerechnet einige, zuweilen sogar viele, wohl erhalten zu E Wichtigkeit ist die oft stattgehabte sichtliche, theilweise und mithin wohl noch dfter ganze Aufldsung und Umfor- mung der organischen Gestalt in schaumartig rauhe und unfôrm- liche Kdrnchen (Sand) von zum Theil krystallinischem Bruche, welche Erscheinung erlaubt , dem organischen Bereiche ein noch sehr viel ausgedehnteres L juzugesebe Nf die an sich schon reiche,

ire i er Formen gebtetet,

E U Von alf d das Verschlämmen von Häfen, so wie Zunahme und Fruchtbarkeit des Nillandes und vielleicht aller Flußgebiete/, völlig sicher niht bloß cin Akt der Zerstörung und mechanischer passiverOrts- veränderung der festen Theile, auch nicht des Pflan zen-Wuchses allein, sondern intensiv und auffallend

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ßishen Staats-Zeitung F

auch ein bisher unerkanntes Wirken und Bauen des unsichtbaren thierisch-organishen Lebens, dessen wei- tere quantitative Abgränzung späterer Untersuchung vorbehaltenwerden muß, dessen schonermittelterEin- fluß aber zu den größten Thätigkeiten der Natur gehört.

Gesammtsitzung der Akademie am 18, März. Herr H. Rose las Über die Licht-Erscheinungen bei der Krystall-Bildung. Er beobachtete dieselben bei {chwefelsaurem, chromsaurem und selen= saurem Kali.

Auf den Antrag der Akademie bewilligte das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten dem Dr. Bre- mifer 200 Rthlr. zur Vollendung der drei im vorigen Fahre von ihm angefangenen Blätter der akademischen Sternkarten; die Wie= dererstattung der von Herrn Crelle aufgewandten Kosten bei der Aufsuchung der Theiler aller Zahlen zwischen 3 und 6 Millionen und der Anfertigung des der Akademie als Eigenthum verbleiben- den Manuskripts, und dem Dr. Rammelsberg 100 Rthlr. zur Fort- seßung seiner Untersuchungen Über das Brom.

Sißung der philosophish-historischen Klasse am 22. März. Herr Ranke las Über das Emporkommen der Medi=- ceer in Florenz. Sodann wurde die am Gedächtnißtage von Leib=- niß zu stellende Preisaufgabe ausgewählt.

Gesammtsißung der Akademie am 25. März. Herr Ehrenberg las Über Verbreitung und Einfluß des mikroskopischen Lebens in Súd- und Nord-Amerifa.

Die aus 24 Lokalitäten Amerikas (aus den Vercinigten Staa=- ten, Mexifo, Brasilien, Peru und der Fnsel Cuba) Herrn Ehren- berg mitgetheilten Proben fossiler Fnfusorien - Lager haben die bis- herigen allmälig sparsam entwickelten Kenntnisse der mikroskopischen Organismen in Amerika zu einem solchen Reichthum erhoben, daß es nun schon möglich ist, allgemeinere Vergleichungen und Schlüsse besonders in Betref der klimatischen, geographischen und geologi- schen Erscheinungen bei denselben, mit einiger wissenschaftlichetr Gründlichkeit und Sicherheit daran zu knüpfen. Folgendes sind cinige Resultate der Untersuchungen und genaueren Vergleichung : 1) Sowohl in Süd- als Nord-Amerika giebt es nicht bloß lebende, sondern auch fossile mikrosfopische Organismen in ciner Mächtigkeit und Verbreitung, welche auch geologisch interessant und den Eur90- päischen Verhältnissen sehr ähnlich is. 2) Die Amerikanischen For- men sind häufíg dieselben Europäischen Arten; doch giebt es auch viele cigenthümliche Spezies und selbst Genera. 3) Die Zahl der bis jeßt bekannten Amerikanischen Formen beträgt 214 Arten (Spe- zies)/ davon sind 143 mit Europa gemein, 71, also %, eigenthümlich. 4) Die Hauptmasse dieser Formen sind kieselschalige Bacillarien- doch fehlt es auch nicht an weichschaligen Arcellis, Micrasteriis und Euastris. Auch ein panzerloses Räderthier , Callidina rediviva fand sich zahlreih getrocknet im Sande des Moctezuma - Flusses ; ist deutlich aufgeweichht, aber nicht wieder agufgelebt. Fm Meere bei Vera Cruz sind kalkschalige Polythalamien Ee 5) Von den dreizehn, 8 —15 Fuß mächtigen Lagern fossiler kiesel- schaliger JFnfusorien, welche Tripel und Kieselguhre bilden und \chon mannigfach benußt werden, sind 12 aus Nord-Amerika, 1 gus Brasilien. 6) Keines der Amerikanischen Fnfusorien - Lager ist in seinen Form - Bestandtheilen den im Meere gebildeten Kreide- Mergeln des südlichen Europa?s vergleichbar; doch findet sih in dem Lager bei Spencer in Massachussetts die Rotalia globulosa, cin entschiedenes See- und Kalk - Thierchen der Schreibkreide, einzeln voe. 7) Die meisten fossilen Lager in Nord - Amerika finden sich unter Torfbänken und gehören / auch ihren Form= Bestandthziloox este; obschon cinige sehr fern von der Küste liegen. Auch der eßbare Letten des Amazonas bei Coari ist Süßwasser-Bildung. Alle Lager enthalten cinzelne oder viele, unter den jet lebenden noch niht aufgefundene Arten. 8) Auffallend ist, daß, so weit bis jeßt diese Beobachtungen Über die Erde reichen, die sehr eigenthümlich gebildeten, vielzahnigen, diadem- und säge= förmigen Eunotien nur in den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika und in Schweden und Finnland ganz gleichartig und hâu- fig, nirgends aber lebend vorgekommen sind. Dagegen iff Spongia Philippensis nur in Luçon und im östlichen Nord-Amerika, beides in fostilen Lagern, beobachtet, was in gleichem Grade flimatish widersprechend, wie jenes übereinstimmend is. 9) Bemerkenswerth ist ferner, daß in den höheren Punkten von Mexifo und in den Ebenen der nördlichen Vercinigten Staaten, die Formen sich nä- her an die Europäischen anschließen, als an der Küste von Vera Cruz und Peru. 10) Die Erscheinung des Fnfusorien- Lettens im Flußgebiete des Amazonas, nicht als niederer Sumpf, sondern als aus weiter Ebene hervortretendes, erhabenes und bewaldetes geognosti- sches Lager, erinnert an jene auffallenden Verhältnisse, welche das Verschlämmen der Häfen und Flußgebiete in den Bereich des unsichtbar, aber überschwenglich wirkenden organischen Lebens ziehen.

Herr Ehrenberg legte alle 214 Formen, sowohl namentlich in ei- ner tabellarischen, das Eigenthümliche auszeichnenden Uebersicht, als in Abbildungen vor und zeigte auch die Originale zu den Zeichnun-= gen in einer Sammlung von mchr als 800, nach einer bequemen Methode geordneten, nur diese Amerikanischen Verhältnisse betreffenden, mikroskopischen Präparaten, als einen Theil seiner grd- ßeren Sammlung, welche jede beliebig zu wiederholende Vergleichung aller Einzelheiten völlig eben so möglich machen, wie es die Samm= lungen der großen Naturkörper irgend gestatten

“Fn dieser Sißung wurden die von der physifalisch-mathemati= schen Klasse vorgeschlagenen Herren Fechner in Leipzig, Kämy in Halle, Sefstrôm in Schweden, von Siebold in Erlangen und Wagner in Göttingen zu Korrespondenten der Akademie gewählt.

Gesammt-Sißung der Akademie am 1, April. Herr Bekker berichtete über den Fortgang der nach NRiebuhr's Tode von der Afademie übernommenen neuen Ausgabe des Corpus scriptorum historiae Byzantinae und gab von den dahin einschlagenden Fneditis der St. Marcus-Bibliothek Proben und Auszüge.

Eine am 31. März eingegangene Beantwortung der im Fahre 1839 gegebenen Preisfrage: über die Wirkung der mineralischen Be- standtheile des Bodens auf die Pflanzen, mit dem Motto: Nunquam aliud natura, aliud sapientia dixit, wurde der physikalischen Kom- mission zur Prüfung überwiesen. Herr Geheime Medizinalrath Otto aus Breslau, der mit Herrn Professor Moser aus Königsberg der Sißung beiwohnte, hatte der Akademie sein großes Werk: Mon- strorum sexcentorum descriptio anatomica. Accedunt 150 imagines 30 tabulis inscriptae. Vratislay. 1841. Fol, zugesandt, welches in dieser Sißung vorgelegt wurde. j a

Herr Lichtenstein machte die mündliche Mittheilung, daß Se. Maiestät der König die Einrichtung eines zoologischen Gartens in der Nähe von Berlin genehmigt hat.

Sißung der physikalish-mathematishen Klasse am 19, April. Herr Poggendorff sprach zuvdrderst Über die Elektricitäts - Leitung in Metallen und dann Über die Voltaischen Ketten mit zwei einander berührenden Flüssigkeiten.

Herr H. Ro se las Über die Quecksilberotydul-Salze.

Gesammt-Sißung der Akademie am 22. April. Herr Crelle theilte einige Resultate einer analytischen Untersuchung der ver- schiedenen Fälle der Apolloniusschen Aufgabe mit : Die Lage und Größe eines Kreises zu finden, der drei andere Kreise oder gerade Linien be- rührt, oder durch gegebene Punkte geht, oder theils das Eine, theils das Andere; und besonders Einiges über die Diskussion der Resul- tate der Auflösung. j

Seen eee Sid nas der Akademic am M Ae e Poggendorff machte eine Mittheilung über Sn: von nahe eben so ftarker Wirkung als die Groveshe.