1841 / 216 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sich desselben schuldig. * Als der Richter die gewöhnliche Frage an die Jury stellte, sprach der Obmann nach Berathung mit seinen Kollegen dessenungeachtet ein „Nicht schuldig aus. Der Richter fragte, wie die Jury einen solchen Ausspruch fällen fönne, nach- dem der Angeklagte die That eingestanden häbe, worauf der Ob: mann antwortete, daß die Jury den Gefangenen von Kindheit an fenne und daß derselbe zeitlebens der größte Lúgner im Kirch- spiel gewesen sey. j ia j

Zu Oxford stand dieser Tage ein Jndividuum wegen eines am 419. Juni an einem sechzigjährigen Manne begangenen höchst grausamen Raubmords vor den Assisen. Alle Zeugen - Aussagen und sonstigen Beweise überführten ihn des Mordes, die Zury je- doch erflärte ihn zum großen Ersiaunen des Gerichtshofs für icht schuldig. E Lossprechung, daß er den Mord wirklich begangen habe, fann aber nah dem Englischen Geseße jeßt bloß noch we- gen des dabei begangenen Raubes bestraft werden. Er wurde zu diésem Ende ins Gefängniß zurückgebraht. i

Der Unter-Staats-Secretair der auswa ‘tigen Angelegenhel- ten, Herr Backhouse, hat sich nach Rotterdam eingeschisst, um ein Nord-Deutsches Bad zu besuchen. i

Admiral Sir Charles Adam ist zum Ober - Befehlshaber der Westindisch-Nord- Amerikanischen Station ernannt worden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 1. Aug. Gleichzeitig mit Zhren Ma- jestäten, die aus Friesland zurückfehrten, find der Prinz und die Prinzessin von Oranien aus Ems hier wieder eingetroffen,

Der Herausgeber des Blattes „Tolk der Vryheid“ Dollmet- scher der Freiheit) in Gröningen, welcher gerichtlich zu einer län: eren Gefängnißfkrafe verurtheilt war, ist, während der Anwesen-

eit Sr, Mäajestät in der Provinz, vom Könige begnadigt wor- den, was in dem genannten Blatte selbst mit danfbarster Gesin- nung gegen den Monarchen angezeigt wird.

Dánemark.

Kopenhagen, 31. Juli, Aus Helfingdr meldet die dor- tige Zeitung unterm Z0sten : „Der Schwedische Kommissar, Kam- merherr Rosenblad, ist hier nun angekommen, um mit den vom Könige von Dänemark und der Königin von England ernannten ‘Konimissaren, hinsichtlich der Abmachung einiger mif dem Sund- zoll in Verbindung stehender ‘Punkte in Unterhandlung zu treten. Diese Punkte sollen, uach dem was wir erfahren haben, vornam- lich das Sportelwesen und eine genauere Kontrolle uber die ln: gabe von zolpflichtigen Waaxen betreffen, in welcher Hinsicht bis- her verschiedene Mißstände stattgefunden haben sollen.

Deutsche Bundesstaaten. túnchen, 31. Juli. Nachstehendes ist das, bei Verleihung

des Michaels - Ordens an Thorwaldsen erlassene Schreiben Sr. Majeskät des Kbnigs: „Mein lebhafter Wunsch war es, Thor- waldsen, Meinen guten, alten Bekannten, den größten aller Bild- hauer seit Hellas bluhendster Zeit, in München wiederzusehen, voo das schönste Denkmal, welches er verfertigt, Bewunderung erregt. Unerreicht ist Kuürfürst Maximilian's E Reitersaule. Da J es Jeßt nicht felbst Überreichen fann, so trage Jch Meinem Minister des Hauses und des Aeußern, Freiherrn von Giese, auf, Zhnen das Großkreuz des Berdiensk:Ordens des heil. Michael zuzustellen. Nehmen Sie es an als ein neues Mérkmal, daß Ste zu wurdi- gen weiß der, was die Welt von Jhnen besißt, erkennende Ludwig, Had Brúenau, 17. Juli 1841,“

Kassel, 29. Juli, Granit O). Der hiesige Stadt: Rath hat aus Anlaß des erfreulichen Geburtstages Sr. Königl, Hoheit des Kurfürsten feinen Glúckwun sch abgestattet und dabei gebeten : Sr. Königl. Hoheit möge es gefallen, ZJhren Wohnsiß wieder in Kassel zu nehmen,

Hanuover, 2. Aug. Se. Majestät der König geruhten estern, den Kaiserl. Russischen General-Lieutenant Schiposs, Ge- neral:Adjutant Sr. Majestat des Kaisers, in einer Privat-Audienz zu empfangen und die Kondolenz-Schreiben Zhrer Mégjesigten des Kaisers und der Kaiserin, so wie Sr. Kaiserl. Hoheit des Groß- fürsten Thronfolgers entgegenzunehmen.

Hildburghausen, 4. Aug. Die Dorfzeitu ng berich: tet aus Bad Lieben stein im Herzogthum Meiningen eue Gegend hat eine ihrer denkwürdigsken Zierden verloren. Die Lu- thérsbuche, welche den Ort bezeichnete, an dem Luther am, 4, Mai 1524, vom Wormser Reichstag nach Wittenberg zurrück- kehrend, von fünf vermummten Rittern angehalten und auf die Wartburg geschafft wurde, hat der heftige, Sturm e 18. Juli umgerissen. Mir: 2 74 Juli wurden die Trummer zuy dlufbewab- rung in die Kirche nach Steinbach geschafft, nachdem zuvor det Pfarrer dieses Orts eine passende Rede gehalten und unter Musik: Begleitung, von den zahlreichen Anwesenden aus den umliegenden Ortschaften ein Choral gesungen worden war. Unter den Anwe- fenden befanden sich auch die Stamm-Verwandten Luthers aus {eines Vaters Dorf Möhra, Ein von jungen Bâumen umpflanz- tes Pläßchen, in dessen Mitte eine ländliche Bank den Wanderer zum Sißen einladet, und zu dessen Fuß eine frische Quelle spru- delt, wird für fünftige Zeit den Ort bezeichnen, wo dieser Zeuge des Jahres 1521 stand. Schon vor einigen Jahren hatten, wie man sagt, einige Studenten in dem hohlen Baum Feuer ange- legt, welches jedoch noch zur rechten Zeit von in der Nahe be-

findlichen Ködhleïn gelöscht wurde,

Destevreich.

IVieu, 21 Juli, Die Wiener Ztg. enthält jeßt, über- einstimmend mit dem schon früher Gemeldeten, folgende amtliche Bekanntmachung: Aus Gelegenheit einer am 14. Juli 1841 ab- geschlossenen Staatsanleihe, worüber Staatsschuldverschreibungen mit Fünf vom Hundert in Conventionsmünze verzinslich ausge- geben werden, haben Se. K. K. Majestät die Zusicherung aller- gnädigst zu ertheilen geruht, während funfzehn Jahren, das is, bis lezten Oktober 1856, bei dieser neu fontrahirten und bei der übrigen .5 pCt. Staatsschuld, die sich auf das Patent vom 29, Of- tober 1816 grúndet, dann bei der 5 pCt, Schuld des lombardisch-

vehnetianifchen Monte, weder eine Herabseßung des Zinsfußes, noch | gegen die Spanische Revolution zu unternehmen.

eine Kapitalsrúckzahlung eintreten zu lassen.

B Spanien. Madrid, 24. Juli. Der Donner der Kanonen ver dánbitée diesen Morgen den Einwohnern Madrids, daß es gestat

tet sey, den Namenstag der abwesenden Königin Christine zu

feiern. Vielleicht werden die Cortes den Gouverneur von Ma

it r zur Verantwortung ziehen. i | E den Tag, an welchem vor nun sieben Jahren di

Der Angeklagte gestand hierauf in der Freude über | fühlen freien Lauf.

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ohne Furcht in die den Verheerungen der Cholera preisgegebene Hauptstadt begab, um durch die Erdffnung der Cortes, ihrem Wunsche gemäß, die Grundlage zu dem Wiederaufblühen dieser Nation zu legen, dürfte in mancher Brust bittere Gefühle erre- gen. Denn selbst die Unwürdigen, welche Königin Christine aus der Verbannung rief, und den Jhrigen zurücgab, um selbst durch sie ihrer ihr feierlichst zuerkannten Rechte, ihres zweiten Vaterlan- des, und ihrer eigenen Kinder beraubt zu werden, verschmähen es nicht, die Maske der Heuchelei zu ergreifen, um hinter ihr die Schmach ihres Undankes zu verbergen, Durch Geschúßes - Salven läßt die Re- gierung den Namenstag Christinens fetern, und den Offizieren isk anbefohlen, in Gala -Uniform zu erscheinen. Aber auch die loya- len Gemüther, und ihre Zahl is groß, lassen muthig ihren Ge- Die meisten Familien der Hauptstadt verbrin- gen diesen Tag in lauter Feier, und der ,„„Correo Nacional“ ent- halt heute Aufsàße und Gedichte, welche davon zeugen, daß in den Anhängern des Thrones und der geseßlichen Freiheit die Hoffnung auf eine gerechte Vergeltung und eine erfreulichere ZU- funft nichts weniger als erloschen is.

Beredter als diese an die verbannte Königin gerichteten Auf: sâße is das von dieser vor acht Jahren erlassene, im „Correo““ wieder abgedruckte Amnestie- Dekret, kraft dessen es einer Menge verurtheilter Staatsverbrecher, Augustin Arguëlles an der Spiße, gestattet wird, in ihr Vaterland zurückzufkfehren, und in ihre Rechte und Gúter wieder einzutreten. Dieses Dekret, in den huldreichsken Aus- drücken abgefaßt, in der wohlmeinendsten Alsicht erlassen, wurde die Búchse der Pandora, durch deren Erbffnung die irregeleitete Regentin ein so trübes Verhängniß úber fich und die ihrem Scepter untergebene Nation heragufrief. Während man hier, wenn gleich in der S tille, diesen Tag aus vollem Herzen feiert, hat man in Barcelona am lten den schmukigen Póbel-Aufruhr, durch welchen vor etnem Zahre das Ministerium Perez de Castro gestürzt, und die Konigin Re- gentin unter die Willkühr der Bajonette gestellt wurde, auf eine wahrhast brutale Weise durch Festlichkeiten, an denen selbst der General-Capitain mit den Truppen theilnahm, als eine glorreiche That darzustellen gesucht. A

Uebrigens hat das dort von einem Gardeoffizier gegebene Beispiel der Selbsihülfe gegen den Unfug der Presse hier in Ma- drid Nachahmung gefunden. Ein gewisser Lafuente giebt hier seit drei Jahren unter dem Namen „Frai Gerundio“ ein satyrisch seyn sollendes Blatt heraus, welches die schändlichsten Ausfälle gegen di? vertriebene Regentin, so wie gegen Privat-Personen enthält, Ein Oberst und Deputirter, Namens Prim, der selbst zur exaltirten Partei gehört, diente zur Zielscheibe des Wißces je- nes Blattes, und verlangte deshalb von dem Redakteur Genug- thuung. Dieser aber beleidigte in seinem Blatteden Obersten aufs neue, und erklärte selbst bffentlich, er wolle lieber für feige gelten, als die Geseße der Ehre befolgen, D arauf ertheilte ihm gestern Al bend der Oberst vor einem der besuchtesten Kaffeehauser Stockprügel. Der Sag- tirifer entzog sich einer derberen Züchtigung durch schleunige Flucht, bei der er Stock und Hut verlor. Wenn nun die in Barcelona ertheilte Ohrfeige fask einen Bolksaufstand veranlaßt hätte, {o er- regten dagegen die hier gegebenen S tocképrúgel nur schadenfrohes Gelächter, vermuthlich weil die betheiligten Personen beide der Partei des Fortschreitens angehören.

Auch im Kongresse kam es gestern zu Gewaltthätigkeiten.

\ | Ein Deputirter war grade im Begriffe, seine malden speech

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zu halten, als in dem BYorfaale lautes Geschrei entstand, und die Mehrzahl der Bolksvertreter sich nach den Thüren drängte. Der Redner, der kaum zwanzig Worte vorgebracht hatte, gerieth dar- úber so sehr in Schreen, daß er stecken blieb, und sich beschamt niederseßen mußte, Man erfuhr darauf, daß die Herren Mendi zabal und Sancho in dem Borsaal aneinander gerathen waren. Das Gesebß, durch welches alles Eigenthum der LWeltgeistlichkeit fur Nationalgut erklârt und zum difentlichen Verkaufe gestellt werden foll, ist bereits, dem Hauptinhalte nach, vom Kongresse votirt worden. Derselbe Herr Pachec o, welcher die mütterlichen Diechte der Königin Christine mit so glänzender Beredtsamkeit vertheidigte, war der einzige Deputirte, der gegen jenen Geseß-Entwurf das Wort nahm. Er legte die Gründe des Rechts, der Staatswirthschaft und der Politik dar, welche sich einer so übereilten, und doch so unendlich folgereichen Maßregel entgegenstellen, und erinnerte daran, daß der jeßige Minister-Präsident selbst und der Finanz-Ninister noch im vorigen Jahre gegen jenen Geseß-Entwurf gestimmt hatten, Herr Arguëlles wurde über die Freimüthigkeit des Herrn Pacheco so aufgebracht, daß er der Vormund Jhrer katholischen Majestät, die Geistlichkeit und die Anhänger derselben, als die geschwornen Feinde des Wohls der Nation bezeichnete. So rasch nun aber auch der Kongreß alle diese Geseke, welche die Konsolidirung der Revolution bezwecken, votirt, #0 bedürfen sie doch auch der Zustim- mung des Senates, und diese zu erlangen, durfte um sto \chwiertger fallen, da sich bereits eine Menge Senatoren entfernt hat, und es an der zur Abstimmung von Geseß-Entwourfen erforderlichen Anzahl zu fehlen scheint. Gestern fellte deshalb Herr Lasaña (Gefe politico von Madrid, kraft der September-Revolution) den Antrag, man solle annehmen, daß alle Senatoren, welche ohne Erlaubniß abgereist wären, ihre Stelle niedergelegt hätten, Wir müssen abwarten, ob diese neue revolutionaire Maßregel durch- gehen wird, i E E ; Die Stellung des Englischen Gesandken wird immer \chwie- riger. Denn der erbitterte Ton, welchen die hiesige Presse ein- stimmig gegen die neulichen Händel mit den Engländern erhebt, wird immer schneidender. Ein Blatt, und zwar ein entschieden progressistisches, sagte gestern: „England beh -rrscht unser Kabinet unumschränkt. Unsere Regierung ist die demuüthige Dienerin und sogar die knechtische Vasallin jener Macht. Es is ohne Zweifel und fúr jeden, der denken will, erwiesen, daß zwischen unserer Re- gierung und England geheime Verträge und Verhältnisse obwal- ten, welche dieser Macht jenen Uebermuth einflößen, mit dem fie uns demüthigt, in der Gewißheit, daß wir keine Genugthuung mit Nachdruck von ihr verlangen und noch weniger nehmen werden. Man erinnere sich an vergessene, wenn gleich nahe lie- gende Ereignisse: für welche besondere Dienste erhielt Espartero vor einem Jahre den Bath -Ord@s? welche Misston fuhrte den Herrn Antonio Gonzalez nach London, ohne daß etwas davon verlautete? u. w- j : E Jn den Portugiesischen Kammern hat die Oppositions - ‘Par: tei behauptet, man erwarte in Lissabon den Pâpstlichen Nuntius und die Gesandten der Nordischen Mächte, um einen Kreuzzug Lord Howard de Walden fertigte darauf an den hiesigen Englischen Gesandten | einen Courier ab, und Herr Aston hatte vorgestern eine §Konse- | renz mit dem Minister-Präsidenten , in welcher er ihm auf das | bestimmteste zusicherte, daß man sich von Portugal aus nicht in die Angelegenheiten Spaniens einmischen werde,

| Türkei. : | Konstantinopel, 14, Zuli. (A, 3.) Die drohenden Ge- witterwolfen, die unseren Horizont umzogen haften, fangen an sich

Königin fh unter gränzenlosem Jubel des Volkes undesorgt und | zu zertheilen und freundliche Sonnenblicke erfüllen das Herz der

gläubigen Moslims wieder mit Zuversicht, Von allen Seiten gehen frohe Botschaften ein. Die Herstellung des Friedens mit Aeaypten, die erneuerte Freundschaft mit Mehmed Ali, die Dâm- pfung der Bulgarischen und Macedonischen Unruhen, der Fortgang der Pacification der Jnsel Kandien, das ruhige Verhalten der Syrèr, namentlich der Drusen und Maroniten, die Nachrichten aus Anatolien, Bagdad und Diarbekir, welche die verbreiteten allarmirenden Gerúchte úber den Zustand Mesopotamiens Lügen strafen, endlich die finanziellen Húlfsmittel, die aus Alexandria eintrafen und die der augenblicklichen Verlegenheit der Pforte sehr willfommen waren, alles dies máßigt die Jndignation, welche die Sprache der Eúropâischen Fournale in Bezug auf die Türkei er- regt hatte. Jn der That muß man gestehen, daß jene & prache, wenigstens hier, bereits einen Anstrich von Lächerlichkeit zu erhal- ten beginnt, da die Thatsachen, die ihr zu Grunde liegen sollen, zumeist aus der Luft gegrisfen sind. Hinsichtlich des jährlichen Aegyptischen Tributs ist noch nichts ausgemacht. Die Freunde der Ruhe und des Friedens hoffen, daß die Pforte mit dreißig Millionen Piaster sich begnÜgen, oder daß andrerseits Mehme® Ali gegen den Betrag von vierzig, ja selbs von funfzig Millionen jahrlich nichts oder wenig einzuwenden haben werde,

Vereinigte Staaten vou Ford-ANmerika.

Ietv - York, 17, Juli, Der Oberrichter Cowen, der den Urtheilsspruch am Ober- Tribunal des Staates New - Vork in der Sache Mac Leod’'s abgegeben hat, schließt seine Entschei: dungë-Gründe mit folgenden Worten:

„Angenommen , cin Kriegsgefatigener entfliehe aus dem (Gefäng nie und stecke, bevor er über die Gränze gelangt, eine Meierei zur Nachtzeit in Brand und 1ddte die Etnwvhner - ist denn wohl da ran zu zweifeln, daß er gescßmäßig wegen Beandstiftung oder Mor des verurtheilt werden fönnte? Sobald eine große Fury erklärt hat, daß cin Mann einen Mord in diesem Staate begangen hat , so kann ich mte keinen Fall denken, mag nun das Verbrechen in Kriegs- odee TFeicdenszeit fallen, in welchem er Enthebung der Anklage von dem Urtheilsipruche verlangen könnte, Beweist er, daß er wirklich als Soldat im Kriege gehandelt hat, so wird ihn die Jury freisprechen. Der vorsibende Richier wird sie anweisen, dem Völkerrechte zu gehor- chen, welches ganz unzweifelhaft ein Theil des gemeinen Rechts i} Eben so wenn der Angeklagte gus Nothwehe gegen cinen einzelnen in sein Vaterland eingedrungenen Feind gehandelt hat. Aber vor allen Dingen muß die Jury im leßteren Falle fich vergewisern, ob seine Behauptung der Nothwehr nicht fal)ch odec nur zur Beschdöni gung vorgebracht! ist. Sie kann als cinen Aft der Nothwehr den Fall nicht verkennen, in welchem die Be-folgung cines Feindes, wie wohl von souverainer Autorität befohlen, mit Absicht bis in éin Land fortgeseßt worden ist, welches fich im Feiedeinszustande mit dem Souverain des Angeklagien befindet, wenn auf dieser Verfolgung der Feind aufgefunden und getödtet worden. Solch? eine Handlung kann alz nich1s denn als Rache betrachtet werden. Es fkfann nur eine Ge biets-Verleßung seyu, eine Verleßung dec Munizipal - Geseße, der Treue der Verträge und des Völkerrechts. Die Regterung des An gctlagien mag ihre Billigung aussprechen, die Diplomatie die Sache zu beschleunigen suchen, aber eine Jury kann nur die Feage stellen ob der Angeflagie an der That selbt Theil hat, oder an tegend ci ner anderen dabei in Betracht kommenden Handlung gescwidriger Gewalithätigkeit, von der er wußte, daß sie vecmuthlicherweise Men \chenleben in Gefahr bringen werde. Ff sie überzeugt, daß dies nicht der Fall isi, wie ich aufrichtig hose, daß siein Gemäßheit der vor uns liegenden Fnstruction des Prozesses Überzeugt seyn wied, so wird ste dann die Fngenchme Phicht haben, ihn für nicht schuldig zu erflären, Aber welches guch ihre Entscheidung seyn mag, so hegen wir das festeste Yertrguen , daß der Angeklagte, obgleich ein Ausländer, keine ge rechte Ursache haben wird, sich darüber zu beklagen, daß ihm von Seiten ciner Amerikanischen Jury Unrecht geschehen sey. Von uns war der Angeklagte berechtigt, cine Antwort it Betreff der in sei nen Dokutuenten dargelegten Thatsachen zu verlangen, ob er geschß mäßig vor die Geiichte gestellt werden könne. Es ist uns keine Wahl geblieben, als nur det geseßmäßigen Charakter dieser Thatsachen zu prüfen und darüber unsere Entscheidung auszusprechen, wodurch al sein wir uns felbst genügende Rechenschaft Über iore Beziehung zu der neuen und wichtigen uns vorgelegten Frage zu geben im Stande gewesen sind. Diese Prüfung hat zu dem Schlusse geführt, daß wir nicht ermächtigt sind, den Angeklagten freizugeben. Er muß daher von lteuem vor das fomvetente Gericht gestellt werden , damit ihm der Prozeß nach den gewöhnlichen (Keseßes-Normen gemacht werde.“

Der Times wird von ihrem New-Yorker Korrespon: denten unterm 15. Juli über obigen Urtheilsspruh und dessen mutbmaßliche Folgen geschrieben: „Am Sonnabend, den 10ten d. verließ Mac Leod diese Stadt und wurde, einem Mandat des obersten Gerichtshofes des Staats New-York zufolge, im Ver wahrsam des Sheriffs, nach Utika abgeführt. Am Montag, den 12ten, sollte der (Gerichtshof seine Entscheidung gegen den Antrag auf Freilassung des Befangenen, und dieser soll danach von neuem vor Gericht gestellt werden, um sein Urtheil nach den gewöhuli chen Rechtsformen zu erhalten.“

„Der Anwalt Mac Leod’s wird sogleich auf Revision dieses Ausspruchs antragen, und die Sache wird also vor den Revisions- hof kommen, der das höchste Tribunal in diesem Staate ist; von dessen Entscheidung kann indeß noch an den Ober-Gerichtshof der Bereinigten Staaten appellirt werden. Jch bin über den Aus- fall dieser Entscheidung nicht im Zweifel. Sie wird gewiß den Ausspruch bestätigen, den der oberste Gerichtshof fo eben gethan.“

„Der Revisions-Hof im Staate New-York ist eigenthümlich organisirt, und diese Eigenthümlichkeit wird vermuthlich für den Gefangenen von ungünstiger Wirkung seyn. Dies Tribunal be- steht aus den Mitgliedern eines Zweiges der Legislatur, des S (- nats. Der Staat New- York ijk _in acht Senats - Distrikte ge- theilt. Jeder Distrikt wählt vier Senatoren auf einen Zeitraum von vier Jahren. Jeder Bürger der Vereinigten Staaten, ‘der in einem dieser Distrikte ansässig ist, hat das Recht , bei“ dieser Pahl mitzustimmen, Die Kandidaten werden als politische Par- teimänner gewählt und bilden dann das Tribunal leßter \jnsîtanz, Es ist also wohl anzunehmen, daß sie, aufgefordert, in einer p oll-

tischen Frage, wie die Sache Mac Leod’s es is, ihr Urtheil ab- zugeben, sich selbs bei den rechtschaffensten und ehrenwerthesten

Gesinnungen durch die Partei - Meinungen werden bestimmen

lassen, zu denen sie sich zur Zeit ihrer Wahl bekannten. Aus

diesem und anderen Gründen glaube ich, daß sie ganz gewiß die | Entscheidung des Gerichtshofes erster Instanz bestätigen werden.“ | „Ein Wort úber die bffentliche Stimmung in Bezug auf | diese Angelegenheit, Die Entscheidung des Gerichtëhofes hat au- | Herordentlichen Beifall gefunden. Bier Fünftel des Amerikani- chen Volks werden ihn billigen. Wo er gelesen worden, hat man ihn, wie ich hdre, úberall mit enthusiastischem Applaus aufgenom- men. Sie werden schen, daß einige Amerikanische Zeitungen st0 thun, als glaubten sie, daß diese Entscheidung von der Englischen Regierung als ein feindlicher Aft werde angesehen werden, daß Herr Fox seine Passe verlangen würde, und daß unglückliche Fol- gen daraus entstehen fönnten, Dies alles halte ich fúr Unsinn, indeß zeigt es doch die Stimmung des Bolfes an, Man be: trachtet den Angriff auf die „Caroline“ als eine Schmach, als eine Gebiets-Jnvasion, und um der Vertheidigung des Ge: biets willen würde man sich, ohne die Folgen zu bedenken, stracks in cinen Krieg stúrzen, Jch wiederhole, daß, wenn Mas

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Leod in dem Prozesse fúr schuldig befunden wird, das Todes-Ur- theil gegen ihn würde ausgesprochen werden. Ersteres ist jedoch nicht zu besiegen, also auch Leßteres nicht. (Man vergleiche die Andeutungen, welche in dieser Hinsicht schon in dem obigen Er- kenntniß enthalten sind.) Der Revisionshof, vor den diese Sache gelangen wird, versammelt sih im August; vermuthlich wird er die Frage aber erst im nachsten Termin entscheiden. Es konnen daher Monate vergehen, ehe eine Schluß - Entscheidung erfolgk, wenn der Gefangene nicht die Appellation aufgiebt und sich dem Prozeß unterwirft, Dieser Verzögerung ungeachtet , fürchte ich um Mac Leod's Willen keine Stdrung der zwischen den beiden Regierungen bestehenden freundschaftlichen * zerhältnisse. Die Sache wird zuleßt gewiß auf befriedigende Weise ausgeglichen erren, 4

Der New-York Herald giebt auch schr beruhigende Es sicherungen in dieser Angelegenheit. j, etl Sor, E er Pn nem gestrigen Blatte, „hat unserer Regierung I D lgen weitere Schritte thun werde, bis _die Sache Iren Lega N ge Weg durch die Gerichtshöfe des Staates New - Vork genen habe. Für jeßt wenigstens herrscht das beste Vernehmen zwischen S ais E Pod d Herrn Fox, und der Lebtere wird eine Passe t S o dern den Ausgang des IMacleodschen Prozesses pee E der Ansicht des Gesandten, lieber sogleich statt- frei uy ohne ers! einen Versuch zu machen, ihn vor ein hd- heres Tribunal zu bringen.“

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Berlín, 5. Aug. Die Gesebß Sammlung enthalt nach ; Aa Line Cabinets: Order, die Verpflichtung dîesseitiger ehende Allerhdchske Kabinets: Order, die De pflichtung diesseitige! Unterthanen bèétreffend, elne Zelt lang auf einer Landes-Universität u studiren : zu E bereits in der Kabinets-Order vom 13, Oftobev- 1838 durch welche der Besuch der Universitäten in den Deutschen Bun desftaaten den diesseitigen Unterthanen allgemein wiederum gesiak- tet worden, denselben zugleich ‘die Verpflichtung auferlegt it injo- fern se sich nach vollendeten Studien um ein dfentliches Amt oder um die Zulassung zur medizinischen Praxis bewerben wollen , ette eit lang auf ciner Landes Universität zu \fudtren - will Fch nuu mehr nach dem Antrage 1m Bericht des Staats-Minijtertums vom 17ten d. M. diese Studienzetf auf etnen Zeitraum vont cinem und einem halben Fahre hiermit fesiseßen. Von dieser Verpflich tung Meiner Unterthanen - drei Semester threr Studienzeit auf et- ner inländischen Universität zuzubringen, soll derjenige Veewaltungs Chef, in dessen Departement ein Studirender kunftig seine erste Anstellung zu suchen beabsichtigt, in einzelnen Fällen zu dispensi ren befugt seyn, wenn ein folches Gesuch durch den Ge» nuß von Stipendien oder durch besondere Familien - Ver hältnisse begründet werden kann. Diese Dispensation soll sich aber der Regel nach nicht auf das leßle Fahr der Studienzeit erstrecckett Das Staats-Ministertum hat diese Bestimmungen, welche jedoch ers in Ansehung der mit dem nächsten Winterhalbiahre thre Universi jâts-Studien beginnenden Studtrenden iti. Kraft treteit, durch die Geseß-Sammlung zur dffentlichen Kenntniß zu bringen.

Sanssouci, den 30, Juni 1841, riedri V Wilhelm.

An das Staats-Ministerium.

Ferner befindet sich in der Geses - Sammlung fol: gende Königliche Berordnung wegen Besteuerung des Rüben- zuckers: ;

„Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen, 2c. 2c. verordnen, in Gemäßheit der zwischen den Staaten des Zollvereins wegen Beskeuerunttg des Nunkelrübenzuckers getvoffe nen vertragsmäßigen Vereinbarung, auf den Bericht Unseres Fi- nagnz-Ministers wie folgt: A :

8. 1. Dev §, 1. der Verordnung, wegel Erhebung ciner Kon

trolle-Abgabe von den, zur Zucker-Beretkung zu verwendendet MRun- felrüben, vom 21. Mävz 1840, tritt mit Ablguf des Monats Augu]\l d. F, gußer Wirksamkeit. :

"L 2. Vom 1. September d. J. ab wird der aus NRunkelrüben erzeugte Rohzucker mit einer Steuer von & Rthlr. sür den Zoll Zentner belegt, welche von den zur Zuckerbereitung besttmmten RU ben mit einem halben Silbergroschen vou icdem Zoll-Zentnex roher Nüben erhoben werden soll.

S. 3, Die übrigen Bestimmuütitgen der Verordnung vom 21. März 1840 bleiben auch feruer, iedoch mit der Maßgabe in Kraft, daß, #0 weit dieselben das Gewicht der Rüben betreffen, unter leßierem iberall das für die Berechnung der Ein -, Aus- und Durchgangs Zölle und die zu diesem Zwecke vorkommenden Verwtegungen durch die Verordnung vom 31. Oftober 1839 Geseß-Sammlung, Seite 325) eingeführte Zoll-Gewicht verstanden werden foil,

Ukundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Fustegel.

Gegeben Sanssouci, den 30. Juli 1841,

(L, S.)

Gf Von Aen ote ens

Friedri Wilhelm.

A M d. U M N D,

D? BCdaIP L ATIS V N? (T M

Ueber den Plan einer SHandels-Verbindung zivischen Sranfreich und Belgien.

«* , Paris, 30. Juli! Es ist hier seit einiger Zeit die Rede von einem Projekte, dessen Realisirung uns für jeßt mit zu zahl- reichen Schwierigkeiten umgeben zu seyu scheint, als daß man ernstlich daran glauben fönnte. Es handelt sich namlich um cine G andels-Berbindung zwischen Frankreih und Belgien. Man wúrde die Zoll-Linie zwischen diesen beiden Ländern aufheben, die Bewachung der Belgischen Gränze gegen Preußen und Holland der Französischen Verwaltung, welche die Kosken dafür zu tragen hâtte, überlassen, und Frankreich würde eine bestimmte Summe an Belgien zählen, um es für seine Zoll-Einnahme zu enfschâdigen,

Dies sind etwa die Grundlagen, auf denen das Kabinet vom 1, Mrz seine Unterhandlungen mit der Belgischen Regie- rung begonnen hat, und dieses neue Arrangement würde die Er- gänzung zu dem mit Holland abgeschlo]senen Vertrage gewesen seyn, Es scheint, daß dieser Plan von dem gegenwärtigen „abi: nette noch nicht ganz aufgegeben worden ist, und daß Belgien seinerseits die Realisirung desselben sehr gern sehen würde. ps würde Ziemlich schwierig seyn, die Folgen eines solchen elrrangements fúr beide Länder genau anzugeben; soviel laßt sich indeß für jegt sagen, daß dieser Plan, wenn die Minister ihn ven Franzbsischen Kammern vorlegen, auf einen Widerskand st0- A Med der seine Verwerfung mit Sicherheit voraussehen läßt. iede Wrg mit Holland, welcher bei weitem nicht dieselbe Gui gkeit hat, it durch eine ziemlich starke Minorität bekämpft

orden und gab, selbst im Schoße der mit der Prüfung des-Ent- etl beauftragten Kommission, zu ziemlich lebhaften Kritiken ¿nlaß, Und doch affizirt dieser Tràftat keinen unserer Industrie: | Zweige, verändert feine unferer fommerziellen Gewohnheiten und | macht in der That keine Könzessionen ohne dafúr gewisse Vor- theile zu erlangen, |

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Würde man sich, Belgien gegenüber, in derselben Lage besin- den? Würde in den Vortheilen, die man sich gegenseitig zuge- ande, Gleichheit stattfinden? Wir bezweifeln es. Zuerst würde die Aufhebung der Zoll-Linien Belgien einen Markt von 30 Mil: lionen Einwohnern erdóffnén, während Frankreich dafür nur 4 Mil- lionen neue Käufer gewönne. Daß Belgien eine solche Bedin- gung mit Vergnügen annähme, ist sehr begreiflich, aber dies wird cines der großen Argumente für unsere Produzenten seyn, um dies Projekt, wenn es in die Kammern gelangte, zu bekämpfen.

Die zweite noch mächtigere Rücksicht wäre die Ueberlegen-

heit der Belgischen Jndustrie und die furchtbare Konkurrenz der- selben mit den meisten unserer Manufakturen und Erzeugnisse Die Aufhebung der Zoll-Linie wurde in der That unsere Stein: fohlen : Gruben im Norden, unsere Eiseahütten, unsere Wollen- und Leinwand-Fabriken und viele andere Zndustrie-Zweige, die in Folge unseres Schuß-Syskems nur mit Múhe fortvegetiren, auf ernstliche Weise beeinträchtigen. j : A Wenn Frankreich seine Tarife allmälig zu reduziren, seine Manufakturen nah und nach an ein liberales System zu gewbh- nen gewußt und den Kampf mit der auswartigen Jndustrie er- offnet hatte, so ware die projektirte Bereinigung vielleicht auszu- führen. Aber so wie die Sachen jeßt stehen, g!aube ich, daß da- durch mehrere Jndustrie-Zweige in Frankreich Störungen erlei: den würden, ohne daß dieselben in den sehr beschränkten Vorthei- len, die wir auf dem Belgischen Markte fänden, eine Ausaglei- chung fänden. g

Die Französische Industrie ist noch nicht auf soliden Basen begründet und der übertriebene Schuß, den ihr unsere Tarife gewähren , is ein Hinderniß für ihre Entwicfelung, Wir haben z. B, ebenso bedeutende Mineral - Reichthümer wie Belzien und

England, aber sie werden auf eine mangelhafte Weise und im All N n dur stigen Verhältnissen ausgebeutet, “n den meisten Bepartements haben wir für die Fabrication des Schmiede- und Gußeisens die alten langweiligen und kostspieligen Methoden bei behalten. Unfer mineralisches Brennmaterial wird nur weniz be- nußt, weil auf der einen Seite die Art der Gewinnung unvoll fommen und kostspielig ist, und es auf dex anderen Seite an Communications-Mitteln fehlt, um die Steinkohlen über das Land zu verbreiten.

In Belgien dagegen wird diese Gewinnung in großem Maß- stabe betrieben und, was nicht zu überschen is, die Anlage- Kapi- tale sind im Allgemeinen amortisirt und kommen daher nicht mehr bei den Productions- Kosten in Betracht, Jn Frankreich, wo die meisten Steinkohlen-Sruben einen neueren Ursprung haben, wo einige große Anlagen zur Eisen-Fabrication kaum funfzehn Jahre alt sind, muß man noch die Zinsen des Anlage- Kapitals mit be- streiten, und folglich den Preis der Produkte um fo viel erhöhen. : ‘Viese Betrachtungen lassen sich auch auf andere Jndustrie- Zweige anwenden, welche direkt betheiligte Repräsentanten in den Kammern haben. Man findet dort die Wald-Besißer, welche die Konkurrenz der Steinkohlen fürchten; die Hütten-:Besißer, welche das fremde Eisen fürchtenz die Tuch - Fabrikanten, welche nur durch das Prohibitiv- System existiren; die Woll - Produzenten, die unaufhörlich eine Erhvhung des Eingangs - Zolls auf fremde Wolle verlangen und endlich die Aer - Bauer, die ängstklichsten und zugleich die begünstigsten von Allen, leßten Session hauptsachlich für sle den Zoll auf Leinen- oder Hanf-Garn erhbht? Was würden sie nun sagen, wenn man sie den Belgischen Maschinen preisgäbe, sie, die hartnäckig dabei be- harren, den Flachs und Hanf mit der Hand zu spinnen,

Und man darf es sich nicht verhehlen, Belgien mit seinen rie- senhaften Werkstätten, seinen disponiblen Kapitalien, seinen Eisen- bahnen wúrde schnell seine Production vermehren und alle For- derungen, die aus seiner Handels-Verbindung mit Frankreich ber- vorgehen wúrden, befriedigen. Die nördlichen und östlichen De- partements, die industrielsten in Frankreich, wúrden die Folgen dieser Jnvasion am stärksten empfinden. Diese Störung würde ohne Zweitel nicht lange dauern, denn die Hülfsmittel Frankreichs sind zu mächtig, als daß es nicht eine solche Krisis úberstehen sollte, und es wäre dies vielleiht das wirksamste Mittel, um un- sere Produzenten aus der Lethargie zu wecken, worin das Schuß- System sie versenkt hat. Aber, wir wiederholen es, die Kamme n werden niemals ein ähnliches Mittel annehmen, |

Es würde sodann noch eine andere Schwierigkeit eintreten, Jm Falle einer Vereinigung zwischen Belgien und Frankreich müßce man naturlich einen homogenen und einzigen Tarif für die ganze Gränze annehmen. Bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge is unser Tarif weit hödher als der Belgische. Wird man nun den unserigen nach dem Belgischen herabseten oder diesen nach dem unserigen erhdhen? Ju ersteren Falle würde eine plößliche Beränderung in den Handels Verhältnissen aller an Frankreich gränzenden Länder eintreten, und hier hâtte man noch den LWi- derstand der Kammern; im zweiten Falle wúrde Belgien sich für den Verkehr mit anderen Ländern Fesseln anlegen und die Bor: theile, welche es durch die Vereinigung mit uns erlangte, würden dadurch sehr geschwächt werden.

Das Problem is also, wie man sieht, sehr verwickelt, Nach un- serer Ansicht läßt es sich nicht unmittelbar losen, und um dahin zu gelangen, muß man die Eingangs - Zölle auf fremde Waaren allmálig herabseßen, Auf diese Weise wird man unsere Vanu- fafturen kräftizen, den Uebergang zu einem liberaleren System vorbereiten und ihnen Zeit geben, dasjenige technische Verfahren, welches elner vfonomischen Production am angemessen sten ist, an zunehmen, Dies Verfahren, so vernünftig es auch seyn mag, wird dennoch seine Gegner finden, und elne fünfundzwanzigjahrige Erfahrung beweist, daß die Regierung, so oft sie eine Herabseßung der Eingangs - Zölle vorschlägt, gegen Interessen zu kämpfen hat, die ihre Privilegien nicht fahren lalen wollen.

Das Projekt einer Handels - Verbindung zwischen Frankreich und Belgien scheint England alarmirt zu haben, Dies Land beunru- higt sich übrigens úber Alles, was [eine Absaßwege einschränken fonnte, und ein weit ausgedehnter Handel wird ohne Zweifel sets diese Wirkung haben. Bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge haben England und Frankreich dieselbe Leichtigkeit, ihre Waaren auf den Belgischen Markt zu bringen, aber die Aufhebung der Zoll - Linie würde Frankreich sofort eln merfliches Uebergewicht geben; seine vom Zoll befreiten Waaren würden mit den ähnli- chen Englischen in ernsiliche Konkurrenz treten und dieselben, wenn die Zölle in einer gewissen Höhe gehalten würden, zuleßt ganz verdrängen. Daher suchen die S chreier der Englischen Presse | die fommerzielle Frage mit der politischen zu vermijchen und weis: fagen die völlige Verschmelzung Belgiens mit Frankreich,

Belgien is unstreitig eines von den Landern, mit denen Frank: reich in enge Handels-Verbindungen treten muß. Bei den úber- | mäßig hohen Tarifen von beiden Selten ist dennoch der Handel ziemlich lebhaft, wie sich aus der folgenden Zusammenstellung er: giebt : ; ¿ | Am Jahre 1832 wurden aus Belgien für 44 Millionen Fr, Waaren in Frankreich eingeführt, die daselbst verbraucht | wurden ; im Zahre 1836 fúr 76 Millionen, im Jahre 1838 für

Hat man nicht in der |

77 Millionen, und im Jahre 1839 fúr 72 Millionen, Fúr die- selben Jahre betrug die Ausfuhr aus Franfreih an Französischen Waaren respektive 40, 34, 45 und 39 Millionen. Belgien nimmt | daher nebs den Vereinigten Staaten, England und Sardinien | in unseren Handels:Beziehungen mit dem Auslande den ersten | Rang ein, Diese Stellung würde noch gúnstiger werden, wenn man die Hemmnisse der Zölle zwischen beiden Ländern vermin- derte, und durch gegenseitige Zugeständnisse den Austausch erleich- terte. Wir werden sehen, welche Borschläge die Regiérung in der nächsten Session der Kammern in dieser Hinsicht machen wird.

Wissenschaft, Kunst uud Literatur. Neueste Fortschritte der Architektur in Berlíu.

Wie unser allverehrter Meister Schadow vorangegangen if mit dem Gedanken, seinen Heerd zu bezeichnen durch die Darstel: lung bildhauerischer Thätigkeit (Reliefstreifen mit Darskellung antifer und moderner Kunsithätigkeit), so hat die júngste Zeit eine Charafterisirung der Baulichkeiten durch plastische Arbeiten wie- derum aufgenommen, Ein interessantes Beispiel der Art sehen wir an der von Herrn Stüúler gezeichneten Facade des Hauses Friedrichsstraße Nr. 119 in den durch den Bildhauer Gebhard komponirten Reliefs, welche die Werkthätigkeit des Hausbesißers Maurerkunst vorstellen, ein anderes an dem Kühnschen Hause mit dem Nelief, auf Gartenfkunst, Leben im Freien bezfiglich, von Professor Kiß, Eben so erfreulich ist die Anwendung bildnerischer Arbeiten am Hause des Bildhauers Drake, Schulgartenstraße, wenn auch ohne eigentliche Beziehung auf den Beruf dieses Künst-

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ers: die Karyatiden des vorgebauten Balkons, und ein Relief im Gicbel, die Kunst und Wissenschaft blühend unter dem Schuße des Preußischen Adlers, Da uns jeßt ein so treffliches Material Zink die Gelegenheit bietet, ohne große Kosten dergleichen dauernden und edlen Schmuck für bürgerliche Bauten zu erhalten, so fann hier jeder Bauherr leicht Geschmack und feingebildeten Sinn bethâtigen, Auch ist es nicht nöthig, fúr jeden neuen Bau stets neue Modelle und Gegenstände zu haben, man kann im Ge- gentheil, gleich den Alten, einen vortrefflichen Gegenstand, der passend und zur Hand war, in Modell tausendfältig anwenden, Statt alles Flitterpußes von Steinpappe und Stuck in Arabesken und dergleichen möchten solche einfache Masken defkorativer Cha- rafteristik, die auf die Raumlichkeit Bezug nimmt, vorzuziehen seyn, Bekannnt sind schon die aus Zink gegossenen vier s{hönen Karya: tiden in Charlottenhof, so wie die ebenfalls gegossenen schduen Verzierungen an dem Hötel der Russischen Gesandtschaft unter den Linde. r,

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Die Kunst der dramatischen Darstellung, in ihrem organischen Zusammenhange wissenschaftlich entwickelt von Pr, Heinrich Theodor Rötscher, Professor am Kd- niglichen Gymnasium zu Bromberg, X11 und 419 Seiten, gr. 8 Verlag von Wilhelm Thome in Berlin,

Ein gvoßer Theil der Leser wird vermuthlich die jeßige amtliche Thätigkeit des Verfassecs obigen Werkes mit der Abfajsung einer Wihsenschaft der dramatischen Darstellung schwer vereinigen köunen,- und Referent gesteht unverhohlen, daß auch er sich diesen Bedenkli- chen beizählen würde, wenn er nicht in det frühecen wissenschafilicheit Leistungen des Prof. Rötscher bereits den vecmittelnden Uebergang aus dec klassischen Philologie in das Gebiet der Philosophie der Kut entdeckt hätte. Schou in seinem eecsten Werke: „Aristophanes und scin Zeitalter‘, mit welchem er sich bei der hiesigen Uuivertität habi= licirte, hat derselbe außer ciner grüudlichen philologischen Bildutig vorzugsweise feltle ticse Auffossuna der qutiken dramatijchen Kunjx dofumentirt, und es kaun dicjentgeu, welche oven Buortesmeg« vers dq- maligen Licentiaten beigewohnt haben, nicht Wundee tehmet went sie die cinstige lebendige Begeistecung für die Vergangenheit nunmehr auf die Gegenwart und Zukunft Übertragen sehe. Der Berfasser scheint am allerwenigsten zu denjenigen Naturetn zu gehören, welche fich einer firicten und abgeschlossenen Zeit zuwenden und in ihr allcin das Schône, Gule und Wahre finden; ec hat vielmehr die Aufgabe derx Gegenwart begriffen, welche für alle Zeiten in ntchts Anderem dé- seht, als durch ideelle Aufnahme der Vergangenheit die Zukunft zu gestalten und jene damit zu verewigen. Es liegt also unseres Erach- tens uicht sehr fern, daß der Verfasser von dem Studium dec alten dramati\chen Dichtec zu der Beschäftigung mit den Hevoen der neueren Dichtkunst Übergegangen is, und, wie fruher Aristophanes, #0 ijcbi die Meisterwerke Shakjpeagre's, Göthe's u, st. w. in threr ganzen Architekftonik zu begreifen sich zur Aufggbe gemacht hat. Auf diese Weise sind seine „Abhandlungen zur Philosophie der Kunst“ entstanden, welche uns icht in drei Heften vorliegen und namentlich das tiefere Verständniß des Köntg Legr, des zweiten Theils des Gdtheschen Faust und der Wahl -Verwaudtschaften auch) dem minder philosophisch Gebildeten möglich machen.

Fedes dramatische Gedicht verlangt aver seine Verwirklichung auf der Bühne, die idcellen dichterischen Persönlichkeiten {ollen zut wirklichen lebendigen Personen gestaltet werden. Daß nun diejes Rerlangen ohne die gründlichste Bildung dèr Schausptelex nicht in Erfüllung gehen kann, wird wohl vot denen am wenigsten bezweifelt» die gus eigener Erfahrung wissen, welcher geistigen Anstrengung es bedarf, um die Jdee cines Kunstwerks erfassen und deren vernünf tige künsilerische Gestaltung begreifen zu können, Es if nicht zu umgehen, daß die Bühne, wenn sie den Anforderungen des ge bildeten Bewußtseyns nicht mehr entspricht, mit diesem in Wider spruch gecäth, daß letzteres sich mehr und mehr auf die Lektüre be- schräuft und zuleßt mit dem Ausspruche: „die Darstellungen seyen nicht anzusehen// ganz mit der Bühne bricht. Fedenfalls abex muß zugegeben werden , daß etne solche Behandlung der vörhändeitên, wenn auch unvollkommenen Zustände rücksichtslos und unfruchtbar it, und darum wird es diejenigen, welche ihr Fnteresse an unserer vaterländischen Bühne lebendig erhalten haben, freudig überraschen, in obigem Werke ciner Erscheinung zu begegnen - welche von den heilsamsten Folgen für die dramatische Kunsi zu werden verspricht. Der Verfasser hat darin wohl auch die Mängel der heutigen Bühue nachgewiesen, in der Entwickelung des Werkes aber guch zugleich die Mittel dargeboten, wie solche möglich| beseitigt werden kdühet, Wie verkennen keinesweges den hohen Werth der negativen Kri tif; enthält dieselbe aber, wie unser Werk, zugleich die entsprechenden yositiven Momente, so bringt ste doppelten (Gewinn und befreit von der Rathlosigkeit, welche eine rein negative Kritik mehr oder weniger zur Folge hat.

Wer sch in unserer dramaturgischen Literatur etwas umgesehen hat, wird eingestehen müssen, daß der Verfasser seine schr schwiecige Aufgabe fas nur mit eigenen Kräften zu löjen hatte; den außer L. Tie, dessen Leistungen allecdings höchst schäßenswerth und von Prof. Rdtscher mit rühmettder Aierkennung auch benußt worde sind- hat eigentlich kein befähigter Schriftsteller die dramatifd e Kunst einer ausführlicheren Bearbeitung unterworfen, obwohl nicht il Abrede gestellt werden soll, dgß Über einzelne Zweige derselben mätches Beagchtensweöthe geschrieben ist. ;

lm nun auf das Weck selbst zu kommen, fo if vor Allem anzu- erkennen, daß der Verfasser scine neue Wissettfchaft mf ivaccketer E sterfchaft gehdrig abzugränzen, ste wte eite Miltecva es dn: Sia Rüstung zu erzeugen uttd ihr damit cine Achtuttg, gebtetende Stelle

im Gebiete der Wi ten überhaupt zit vfndizirent die Macht lung im Gebiete der Wissenschaften Uh Abhandlung dee Rei gchabt hat, Die Gefahr namentlich bet der Abha g der Ves

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