1841 / 230 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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der einen Räumung nicht selten eine ganze Reihe von Haushal: tungen, deren Umzug durch den der ersten bedingt wird, in Verlegenheit gerathe. Die Versammlung entscheidet darauf in überwiegender Majorität für den obigen Zusaß ad 1, Ad 2. schlägt der Ausschuß den ferneren Zusaß vor, auch Theilungs- Klagen úber Gegenstände, deren Werth unter Berücksichtigung der Kataster-Reinerträge 400 Rthlr. nicht Überskeige, zwischen Meitberechtigten, deren gegenseitige Gerechtsame feststehen, den Friedens-Gerichten zu übertragen. Auch über diesen Zusaß trägt Referent die in dem Berichte des Ausschusses des Weiteren ent- haltenen Grúnde vor und bemerkt, es sey nicht wohl einzusehen, warum bei solchen Theilungen, über welche in der Regel kein Streit bestehe, sondern nur die Einwilligung der Betheiligten er- forderlich sey, insofern weder Minderjährige, noch Jnterdizirte u. st. w. fonfurrirten, nicht das Verfahren dem Friedens- Gerichte Über-

lassen und \o die weit fkoskspieligere Prozedur bei den Landgerichten solle vermieden werden fônnen. Dieser Zu- saß wurde ebenfalls mit bedeutender Stimmen - Mehrheit

genehmigt. Ad 3, geht der BVorschlag des Ausschusses dahin:

den am Friedensgerichte bei Sühnéversuchèn abgeschlossenen VerF Es wird daF

gleichen die Vollstreckbatkeit der Urtheile zu geben. gegen bemerkt, daß es ja dem Friedensrichter unbenomnien seyZ solchen Vergleichen die Foriñ eines Urtheils zu geben, wo es als dann dieses Zusaßes nicht bedürfe. Referent erwidert aber, alls Umgehung geseßlicher Bestimmungen sey bedenklich. betreffen solche Vergleiche ja nicht blos persönliche, soridern sehk oft auch dingliche Klagen, worin die Kompetenz des Friedensrich: ters nicht ausreiche, und somit scheine der Zusaß von Wichtig feit. Der Abgeordnete des dritten Standes bezieht sich auf

sein obiges ausführliches Votum und empfiehlt der Ber: fammlung nochmals ganz besondere Vorsicht bei der Enkt-

{cheidung über diesen BVorschläg, dessen Annähme sogar Rei- bungen zwischen den Friedensrichtern und den Notarien zur Folge haben würde. Auch von anderen Abgeordneten wird be- merflih gemacht, daß, da bei Bergleichen die Friedensrichter an feine Kompetenz- Bestimmung gebunden seyen, es bedenklich seyn werde, solchen Vergleichen erxekfutorische Krast beizulegen, welche doch eigentlich nur die Natur von Kompromissen haben, Nach längerer Berathung wird dieser zuleßt in Vorschlag ge- brachte Zusaß von der Majorität der Versammlung abgelehnt, Von einem außerdem noch demselben Ausschusse zur Begutach- tung zugewiesenen Antrage, die Kompetenz der Friedensgerichte betreffend, hat demselben nur der eine Punkt berúcksichtigungs- werth geschienen, welcher beabsichtigt, daß in allen Fällen, wo der Familienrath auf Verkauf von Mündelgütern antrage, der Be: {chluß, sowie bei Notorietätsakten, im Original an den betreffen: den Ober-Profkurator zur Homologation eingesandt werden möge, Dieser hâtte denselben zur Berathung des Landgerichts zu brin- gen unh ihn auf der Urschrift entweder zu beskätigen oder zu ver- werfen, ohne weitere Dazwischenkunft von Advokaten und ohne Kostenaufwand. Die Versammlung tritt diesem Antrage bei und gibt dem Aus\chus)se anheim, denselben bei der Adresse über den obigen Geseßentwurs an chicklicher Stelle anzuschließen,

Zeitungs-Uachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, den 14, Aug. Das neue Cirkular, welches der Fi- nanz- Minister an die Präfekten der Departements gesandt hat, wird nunmehr in den hiefigen Blâttern veröffentlicht, Herr HU- mann bietet in diesem Aktenstücke seine ganze Beredtsamkelt aus, um die Steuerpflichtigen mit den Maßregeln, die er in Bezug auf die Zählung angeordnet hat, auszusdhnen; ser bezieht sich auf die Gesebßesstellen, welche den Modus der Registrirung rechtferti- gen, und erflárt von neuem, daß es nicht auf ee Bermehrung der Abgaben, sondern nur auf eine gleichmäßige Vertheilung der- selben abgesehen sey. Er empsiehlt den Präfekten, PLejen, ePptern Punkt den Einwohnern besonders deutlich zu machen, An den frúher vorgeschriebenen Maßregeln wird übrigens nicht das Min- deste geändert. L : : Q

Der Moniteur parisien ertheilt auf das gestrige Schrei- ben des Marquis von Pastoret folgende Antwort: „Wir wün- schen, daß der Marquis von Pastoret sich in seinen Bermuthun- gen nicht täuschen mógez jedenfalls aber konnen wir sein Schrei- ben nicht als eine Berichtigung annehmen, denn der Korre- \pondent, von dem wir die von uns mitgetheilten Notizen erhiel: ten, ist im Stande, sich vollkommen richtige Nachrichten zu ver- schaffen, und hat eben so wenig “jnfere|se dabei, über die Wahr- heit hinauszugehen, als sie zu verheimlichen. elne Stellung bie- tet in dieser Hinsicht nicht weniger Bürgschaften dar, als sein Charakter. Heute übersendete uns dieser Korrespondent einige nicht uninteressante Details über den Aufenthalt der Mutter des Herzogs von Bordeauy n Wien, Die Gräfin Lucchesi : P alli langte einige Tage vor dem ihrem Sohne betroffenen Unfall in jener Hauptstadt an; sie kam von Graß. Am 29. Zuli wohnte sie mit dem Kaiser und den Erzherzögen einem Feste bei, welches in dem Schlosse und in dem Parke von Laxsenburg gegeben wurde. Man hat bemerkt, daß sie beständig von ihrem Gemahl

begleitet wurde, der auch mit ihr an der Tafel des Kaisers speiste. |

Man \agte in Wien, es sey dies das erste Mal, daß der Graf Lucchefi-Palli in den engeren Kreis der Kaiserlichen Familie auf: genommen worden wäre.“

Herr Ledru - Rollin ward vorgestern von einem der Jn- structionsrichters des hiesigen Gerichtshofes verhèrt. Die Frage, ob er die von dem „Courrier de la Sarthe“ in dessen Nummer vom 25. Januar verdffentlichte Nede gehalten habe, beantwortete er bejahend. Dann erflárte er, daß er auf feine andere Frage antworten würde, und begründete seine Weigerung in folgender Weise: „In meinen Augen is der Kandidat, der sich den ICah- lern gegenüberstellt, immer die volle Wahrheit schuldig, wenn er nicht ein unredlicher Mann seyn will, denn nur nach Darlegung seiner Grundsäße, mögen dieselben nun für gut oder schlecht gehalten werden, fönnen fie ihn beurtheilen, wählen oder verwerfen. Wenn man

die Stellung eines Kandidaten anders betrachtet, so verseßt man ihn zwischen dieFurcht vor einer C trafe mit den Antrieben seines Gewissens. Die jeßt eingeleitete gerichtliche Berfolgung hat zum Zweck, den Deputirten auf direkte und das Wahlkollegium auf indirekte Weise vor die Jury zu stellen, weil sie beide eine Pflicht erfüllt, ein Recht ausgeúbt haben. 2 1ßireg, pt n

das fonstitutionelle Prinzip der Wahlsouverainetät. Ich bin da- her gezwungen, gegen diese Verfolgung im Namen aller Wähler Frankreichs, im Jiamen aller Kandidaten, welcher Meinung sie auch angehören mögen, zu protestiren und zu erklären, daß ich auf feine Wetse von den an mich gestellten Fragen antworten fann, ohne Prinzipien antasten zu lassen, welche in Frage zu stel-

len Niemand das Recht hat,“

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| warmen noch s{üßen,

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| stimmten Fahrzeuges

Diese Maßregel erseßt meines Erachtens | sich mit ihnen einzuschiffen z |

| schickte ihn nach dem strengeren Straforte Port-Arthur.

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Der Sentimelle von Toulon zufolge wäre der Admiral | de la Susse angewiesen worden, sein Geschwader zur Verfügung des Herrn Piscatory zu stellen, der sich bekanntlich mit einer au- ßerordentlichen Mission in Griechenland befindet. | Börse vom 14. Aug. Heute waren während der ganzen | Börse die Franzósischen Renten gefragt, und die Course derselben hoben sih um etwa 20 Centimen.

X Paris, 14. Aug. Bekanntlich_hatte schon während der leßten Kammer-Sißung der Marschall Soult ein neues Organisa- tions-Projeft zur Bildung einer Französischen regelmäßigen Kriegs-

| Reserve in den Bureaus des Kriegs-Ministeriums ausarbeiten sälassen. Dieses Projekt sollte in Form eines Geseß-Vorschlags den

É Kammern vorgelegt werden. Die Umstände zeigten sich jedoch die-

ser Absicht wenig günstig, Einerseits herrschte in einem großen FTheile der Deputirten-Kammer ein bedeutendes Mißtrauen gegen | jede Maßregel, die auch nur von ferne einem Entwaffnungs-Vor- S haben âhneln mochte, andererseits mußten erst mannigfache äußere L Fragen beseitigt werden, ehe mit Bortheil das Reserve-Projekt ins * Leben gerufen werden fonnte, Die ursprüngliche Absicht des ## Marschalls. Soult, der Französischen Armee eine Reserve zu geben, | hätte naturlich eine Total-Aenderung in der ganzenhiesigen Armee- bildung hervorgerufen. An eine so durchgreifende Aenderung is | xwohl also jeßt nicht zu denfen. Gleichwohl werden die Wünsche,

Ueberdie& | daß man dem bis jeßt noch fortdauernden Bewasfnungszuskande

| ein Ende und dem Schaße cine Erleichterung möglich mache, immer lauter. Dieses Problem sucht nun der jeßige Kriegs-Minister zu errei- chen, öhne sich jedoch bei der fünftigen Kammer-Sißung dem Vorwurfe, | vorschnell entwaffnet zu haben, ausseßen zu wollen. Der Mar- | schall hat nämlich die Absicht, von jedem Bataillon zwei Compagnieen | zu entlassen; dies wúrde 600 Compagnieen für die ganze 2rmee betragen und allerdings eine große Oekonomie seyn, Dagegen er- hebt sich aber nicht bloß in der Armee, sondern auch in dem Lande eine bedeutende Opposition, und es is daher vorauszusehen, daß die Ersparniß-Versuche des Marschalls in einer Art ins Leben treten werden, welche eine minder große Anzahl im Personal des Heeres beeinträchtigt, Wahrscheinlich wird er sich dafür entscheiden, die Mannschaften eines gewissen Theils von Com: pagnieen zu entlassen, die Cadres aber der Offiziere und Unter- offiziere beizubehalten, und später den Kammern ein prafktisches, wohlüberlegtes, durchgreifendes Reserve-Geseß vorzulegen.

Auch mit der Bekleidung des Heeres sind die Bureaus in dem Kriegs-Miniskerium eifrig beschäftigt, indem die Vortheile der furzen Kutfa, wie sie die Vincenner Schüten-Bataillone erhalten, bei Kennern als bequem und praktisch Beifall gefunden haben.

lerie und das Genie- Corps mit ähnlichen Kutkas zu bekleiden, wie À

f Man hat den Plan, die ganze Französische Jnfanterie, die Artil:

die neuen Schüßen - Bataillone. Auch über die Ausdehnung det- selben Tracht auf die Kavallerie haben sich einige Stimmen ver- nehnien lassen. Der Rapport úber diese Kleidungs - Veränderung hebt namentlih die Vereinfachung der S oldatentracht hervor, ferner die gänzliche Uebereinstimmung in der Bekleidung der gan: zen Armee, und den geringen Nußen der Uniformen, die weder Vielleicht wird bei dem so eben aus Al- gier zurückgekehrten 17ten leichten Infanterie-Regimente mit der neuen Bekleidung ein Versuch gemacht.

Großbritanien und Jrkaud,

London, 14. Aug. Gestern war der Geburtstag der ver- | wittweten Königin Adelaide. Der Herzog, die Herzogin und der | Prinz Georg von Cambridge begaben sich von Kew nach Bushy Park, um ihre erlauchte Verwandte zu beglúcckwoünschen.

Der MorningHerald versichert, gegen die in der Times und im Courier enthaltenen Behauptungen, es sey ungegründet,

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d ai _ - -t , - A5 , . daß sich der König der Franzosen für eine Contre- Revolution în

| Spanien interessire, vielmehr biete Ludwig Philipp seinen ganzen

Einfluß bei Oesterreich auf, um dieses Reich zur Anerkennung der Königin Jsabella zu bewegen.

Der Globe sagt in seinem Börsen: Bericht : „Wie es scheint, überschreiten alle großen Europäischen Staaten ihr Einkommen und sind genöthigt, zu Anleihen ihre Zuflucht zu nehmen, Preu- ßen vielleicht ausgenommen, welches seine difentliche Schuld mit raschen Schritten tilgt. Ohne Zweifel lag die unmittelbare Ursache dieser Mehrausgaben in den verstärkten Rüstungen, welche Frank: reichs drohende Politik voriges Jahr den anderen Landern auf- zwang. Dennoch aber muß es den Kredit der Staaten schwachen, wenn man wahrnimmt, daß nach einer langen Friedenszeit ihre Schulden, skatt abzunehmen, sich vermehren, während es ihnen im Fall des Ausbruchs eines Krieges unmöglich seyn, würde, sich auch nur zu rühren, ohne zuvor vom NVolke unverzügliche und große Bei euern zu erheben, Es würde sich dann fragen, wie man fúr die alten Schulden Vorsorge treffen solle, Herr Humann verschiebt den Abschluß seiner großen Anleihe von Monat zu Mo- und am Ende dürsen wir erwarten, den Englischen Minisker

nat, gleichzeitig mit ihm als Borger auf dem Markt erscheinen zu sehen.“

um ihre fonnen,

Berckeley haben è

Commodore Napier und Capitain ] erfüllen zu

parlamentarischen Obliegenheiten ungeskort

| ihre Kommandos in der Marine, der Erste úber den „Powerful“

der Leßtere über den „Thunderer“, niedergelegk.

Pater Mathew, der Mâäßigkeits-Apostel, predigf gegenwärtig in Nord- Jrland und nimmt auch dort Tausenden das Máäßig- feits - Gelübde ab. Pr. Mac Hale, der katholische Erzbischof von Tuam, hat indeß seine Unzufriedenheit über das Treiben des Paters ausgedrúckt. Er is ungehalten darúber, daß dieser sich in seinen erzbischöflichen Sprengel eindrängkt. Seiner Geisklich- feit hat er verboten, mit der Máßigkeits ? Gesellschaft in irgend

| eine Verbindung zu treten.

Frost, der bei dem Chartisten-Ueberfall in Newport der An- führer war und dessen T odes-Urtheil in lebenslängliche Deporta- tion verwandelt ist, wurde bald nach seiner Ankunft in Australien

| wegen seiner Brauchbarkeit und guten Betragens als ein Aufse- | her über andere Sträflinge verwendet,

Einige Monate versah er diese Stelle, âls er mit mehreren Anderen eines Tages ver- schrounden war. Sie hatten sich eines zum LWWallfischfang be- bemächtigt und hosften, auf demselben ein Handelsschisf zu erreichen, daß sie nach Europa oder Amerika mit- nehmen würde, Jn ihrer Hoffnung betrogen, kehrten sie, nach zwanzigtägigem Umherirren an der Küste, und nachdem sie die grausamsten Entbehrungen erlitten, nach Hobarttown um und úberlieferten sich den Behörden. Vergebens fuhrte rof U sle ner Vertheidigung an, seine Kameraden hätten ihn gezwungen, | l man wollte ihm nicht glauben, be- trachtete ihn vielmehr als den Rádelsführer des Komplotts und

| Die Morning Chronicle enthält einen scharfen Artifel | gegen Sir Robert Peel, dem sle vorwirft, daß er AO der | Königin wider ihren bekannten Wunsch als Premier - Minister | aufzudrängen suche, Die Tory-Blätter dagegen erklären dies fur

einen Mißbrauch des Königlichen Namens und erinnern daran,

wie sich Lord Melbourne und Lord John Russell im Jahre 1835 vielmehr in der That dem Könige Wilhelm IV, aufgedrängt hâtten. E Connell hâlt fortwährend Repeal-Versammlungen zu Du- blin. Vorigen Montag reichte er ein Pfd. St. ein, als Beitrag seines júngsten Enkels, James John O’Connell, der vier Tage alt war und für den er um Aufnahme in den Verein bat.

Herr Green hat am 9ten um 17 Uhr Abends zum ersken: male mit seinem Nassau- Ballon eine Nachtfahrt gewagt, welche er im Glob e ausfúhrlih beschreibt. Ohne den eintretenden súr mischen Wind hätte er dieselbe bis zum Morgen festgeseßt, er fand es aber unter diesen Umständen rathsamer, sich nach einer Fahrt über London und die Themse auf einer Wiese in Essex so zeitig niederzulassen, daß er um 3 Uhr wieder im Vauxhallgarten bei den ihn erwartenden Freunden anlangte.

Die neuesten Berichte aus Neu - Seeland sind vom 4, April, Man isk in Port Nicholson mit den Fortschritten der

Kolonie nicht zufrieden. Die Eingeborenen machen oft räuberische Finfálle in die Besißungen der Kolonisten. Fn der Evans -Bäy r - = inE e S F

soll man ansehnliche Steinkohlenfldße entdeckt Haben.

Niederlande.

Aus dem Haag, 14. Aug. Jn Mastricht isk es der Po lizei und den Gerichts - Beamten gelungen, zwei Lithographen, Deutsche von Geburt, ausfindig zu machen und zu verhaften, di sich mit der Nachmachung aueländischen Papiergeldes beschaf: tigten,

Belgien. __ Vrüúsßsel, 14. AXug. Der König besuchte gestern die hiesige Gewerbe-Ausstellung und verweilte daselbst an fünf Stunden, in- dem er sammtliche funfzehn Sâälé in Augenschein nahm und mit beinahe 500 Fabrif-“JJnhabern und Industriellen, die daselbsk ver sammelt waren, sich unterhalten hat.

Flamändische Blätter behaupten, die Ausscheidung des Gra- fen von Muelenaere aus dem Ministerium habe nur deshalb satt- gefunden, weil er in demselben feine Unterstüßung für seinen Plan eines Zoll-Vereines zwischen Frankreich und Belgien gefunden habe,

Der König, die Königin und der junge Herzog von Brabant

sind heute úber Gent nach Ostende abgereist, Lüttich, 11. Aug. Der Appellhof hat gestern sein Urtheil in der Tilffer Angelegenheit gesprochen, Er hat anerkannt, daf die Kirchhdfe den Gemeinden gehören, Obgleich die bürgerlichen Autoritäten nicht die Ausübung religidser Ceremonien darauf ver hindern fönnen, so sollen sie doch die OÖber- Aufsicht und die Po lizei dersclben führen. Die Missionare sind daher verurtheilt worden, die Materialien, welche sie zur Errichtung eines Kreuzes auf dem Tilffer Kirchhofe deponirt, hinwegzunehmen. Dagegen ist die flagende Gemeinde mit ihren Ansprüchen auf Schadenersaß abgewiesen worden, da sie keinen Nachtheil erlitten habe. Da jede Partei in einigen Theilen unterliegt, so is das Urtheil erster Instanz theilweise reformire, theilweise bestätigt, und die Kosten sind fompensirt worden,

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 14. Aug. (Schles, Z.) Die Deutsche evange lische Gemeine zu Prag, seit 1791 bestehend, läßt eine Bitte um Unterstüßung an ihre auswärtigen Glaubensgenossen auch in Sachsen ergehen, nachdem sie hier zu einer Sammlung von Bei- trägen die Genehmigung der hohen Ministerien des Jnnern und des Kultus erlangt hat. Es soll nämlich ein dem wachsenden Bedúrfnisse mehr angemessenes Schulgebäude in Prag aufgeführt werden, wozu die Kosten auf 15,000 Fl. C. M. veranschlagt sind. Bereits sind zu diesem Zwecke unter den protestantischen Glau bensgenossen zu Prag selbst 5000 Fl. C. M. zusammengebracht, und es wird nun von dem christlichen Gemeinsinn der Proteskan- ten in den Übrigen Oesterreichischen Staaten, so wie im Auslande der fehlende Theil der Kosten als Beisteuer gehofft. Jn solcher Angelegenheit wird unser Sachsen auch gewiß nicht fruchtlos an- gegangen,

Hannover, 16. Aug. Die Zufuhren zu dem diesjähri n, am 5, 6, Und 7 Ul abgehaltenen Wollmarkte zu Hanno ver waren beträchtlicher als die bei den früheren Märkten statt gefundenen, Der Gesammtbetrag der zum Verkaufe an den Markt gebrachten Wolle erreichte gegen 4000 Zentner, von denen fast 2000 Zentner im Pacfofs-Lokale hinterlegt und gewogen sind, das Uebrige aber am Markte ausgestellt wurde. Sämmtliche an den Markt gebrachte Wolle wurde schr schnell und mit einer Preis-Erhöhung von ó bis 10 Thlr. gegen voriges Jahr verkauft. Auch die Feinheit und Qualität der Wollen, namentlich der von der Domaine Grohnde, vom Gute Reden und aus dem Göttin genschen gebrachten, fand verdiente Anerkennung, so wie auch die neue verbesserte Einrichtung des Niederlage-Lokals allgemeine U: friedenheit erweckte. Die Preise der Wollen stellten sich gegen Da ORE O U S S2 Prozent günstiger, nämlich folgen- dermaßen: Feine Wolle 70 bis 80 Thlr., mittelfeine Wolle 60 bis 70 Thlr, Mittélvollé 50° bis 60" Thlr., ordinaire Wolle Gia

¡0 bis 50 Thlr,, ordinaire Landwolle 96 L 36-Lblt

Kassel, 14. Aug. (L. A. Z.) Die Stadt Kassel hat die Aussicht, daß ihr das Glück zu Theil werde, der Mittelpunkt einer großen Eisenbahnverbindung in mehrfachen Richtungen zu werden. Denn während einerseits, in Folge der mit dem Groß herzogthum Hessen und der freien Stadt Frankfurt am 7 Juli wr S zu Stande gekommenen Uebereinkunft, eine unmittelbare NRerbindung durch Oberhessen mit den Maingegenden und durch die von Franksurt nach Mainz gefuhrte Eisenbahnstraße mit den Rheingegenden erzielt werden wird, hat jeßt Kassel andererseits zugleich eine zweite Berbindung mit dem Rhein. mittelst der durch T&estphalen nach Lippstadt anzulegenden Eisenbahn zu hoffen und außerdem wird unserer Stadt auch noch eine direkte Communi- cation mittelst Eisenbahnstraßen durch die & âchsischen Herzogthü- mer mit Halle und von da mit Leipzig und Berlin erdöffnet werden, talien.

Nom, 7. Aug. (A. Z.) Mons. Capaccini wird im nâch- sten Monat aus dem Haag zurúck erwartet. Dem Vernehmen nach sind die Unterhandlungen wegen der kirchlichen Verhältnisse Hollands so weit gediehen, daß deren Abschluß nichts im Wege stehe. Man behauptet, die Holländische Regierung habe alle For- derungen fúr ihre fatholischen Unterthanen bewilligt und ein frú- heres Gerücht, wonach in den überseeischen Kolonien, gleich wie im Mutterlande, Bischbfe statt bloßer apo|olischen Vikarien er- nannt werden dürften, bestätigt sich vollkommen. Von Mons. Capaccini’s Neise nah Köln hort man, daß sie erst nach seiner Zurúckkunft erfolgen soll. Als Nunzius in Lissabon wird ge- genwärtig Mons. Zacchia bezeichnet und in gleicher Eigenschaft

allbeliebte Mons. Marini nah Paris bestimmt seyn. Beide sind Uditori della S. Rota, Ebenso soll Kardinal Spi- nola als Legato apostoliko nach Bologna kommen, wo er früher als pápstlicher Commissair der vier Legationen sich die allgemeine Liebe und Achtung erworben hatte. Dagegen soll der jeßige Le- gat in Bologna, erst kürzlich zum Bischof von Palesirina ernannt, hierher verseßt werden, um als Prefetto della Segnatura di Giustizia an die Stelle des verstorbenen Kardinals Falzacappa zu treten. Seinen bisherigen Posten als Prefetto del Concilio wird der Kardinal Polidori Übernehmen. Mons. di Pietro, Nun- tius in Neapel, soll zum Leidwesen des dortigen Hofs, der diesen Prálaten ungern scheiden sicht, nach Wien gehen, da der gegen- wärtige Nuntius daselbst, Mons. Altieri, mit dem Purpur ge- \{müdckt wird.

Overbeck hat \o eben ein Madonnenbild beendigt, das zu den \cönsten Leistungen dieses großen Meisters gezählt wird. Die Stimmung, welche in diesem Bilde herrscht, is] überaus harmo- nisch und friedenreich, Die geschmackvolle und weise Anordnung, die reine und shóne Zeichnung hat dieses Werk mit andern Bil: dern dieses Meisters gemein; in der Malerei aber will man Fort- \chritte bemerken, die überraschen und auf das glaänzendste befrie- digen. Dies ist das Urtheil von Künstlern und Kennern, Die- ses herrliche Gemälde is nach len bestimmt,

Túrkei.

Kou der Montenegrinischen Gránze, 5. Aug. Der Nladifka von Montenegro hat fürzlich durch ein Fiumer Hand- lungshaus bei einer bekannten Waffen-Fabrif 2000 Gewehre nach dem Muster der Kaiserlichen Oesterreichischen “âgerskußen bestellt, und in Ankona 500 Centner Schießpulver ankaufen lassen. Man fann sich nicht erklären, welchen Zwe diese kriegerischen Borkeh- rungen hâben. Die Gränz-Berichtigung zwischen Dalmatien und Montenegro is zur Zufriedenheit beider Theile beendigt. - Zwischen dem Vladika von Montenegro und dem in Ragusa an- gekommenen Großherrlichen Commissair Selim Bei hat daselbft, und zwar in der Wohnung des, bei der Dalmatinisch Montene- grinischen Gränz-Berichtigung als Commissair beordert gewesenen Kaiserlichen Ru|sischen Hof-Raths T schesfkin eine Zusammenkunft stattgefunden, Der Bladikfa, welcher mit großem Gefolge in Na gusa erschien, soll die Antrâge Selim Bei?’s in Bezug auf das feindselige Verhältniß zwischen Herzegowina und Montenegro an ‘enommen haben z eine förmliche Convention hierüber dürfte j

Ço ll der

J s e - é E 5 h doch erst mit dem Lveslr von Herzegowina abgeschlossen werden. Ron allen Seiten wurde dem Vladika in Ragusa ehrenvolle uf

merfsamfeit bewiesen ; sowohl der Kaiserl. Königl. Kreis- Haupt mann, als auch der Kaiserl, Konigl. Militair-Kommandant hatten zu seinen Ehren festliche Tafeln veranstaltet,

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika,

Net - York, 24, Juli. Das Organ der Central: Regie rung der National Felgen cer, und nas hm der Cour es Etats Unis enthalten den wichtigen Geseß-Vorschlag e Erhbhung der Zölle, den der Schaß-Secretair eingereicht hat. Der kurze Termin, nach welchem, wegen Dringlichkeit der finanziellen Bedürfnisse, derselbe schon in Ausführung treten soll, cheint zu beweisen, daß die Regierung von der Annahme dessel: ben durch den Kongreß uberzeugt ist. Dieses wichtige, über die náchstfünftigen Handelsbeziehungen der Bereinigten Staaten mit den anderen Nationen entscheidende Aktenskück enthält 7 Paragra- phen. Der erste bestimmt, daß von allen bisher freien oder mit gerin- geren Abgaben belegten Waaren 20 pCt, vom Werthe erhoben wer- den follen, mit Ausnahme der in demselben Paragraphen genann- ten Gegenstände. Der Paragraph 3 reduzirt die Ausfuhr -Prä- mien auf den aus fremden Rohstoffen fabrizirten Zucker und Rum. Paragraph 4 modifizirt die Zölle auf Französische, Spanische und Ungarische Weine. Paragraph 7 endlich bestimmt, daß dies Ge- ses (chon mit dem 1, September 1841 in Kraft treten soll. Dieses neue Zoll-Geseß trifft insbesondere England schwer wegen der Belastung der Jrländischen Leinewand, L er C eiden-Zoll wird mehr die groben Schweizer undEnglischen, als die feinen Lyoner Stoffe dríicken, Die Franzbsischen Weine werden allerdings belastet, allein diese Aenderung des mit Frankreich 1822 abgeschlo}senen QUU ktai Ö giebt die: fem das Recht, die fúr die Französische Rhederei nach Nord-Amerika nachtheiligen Bestimmungen dieses Vertrages aufzuheben, ‘Das Franzósische Ministerium foll ubrigens gegen den vorgeschlagenen Tarif schon energisch protestirt haben; der Courier des Etats Unis spricht sogar von angedrohten Feindseligkeiten und augen bliflichen Repre|\jalien. Der Kongreß hat sich indeß bereits vom Präsidenten dle Mittheilungen der Französischen Gesandschaft er beten, um vor der Genehmigung des Tarifs Uber den Rechts- punfte urtheilen zu fonnen.

Stiederländisches Andieit,

ch5 Makasar (auf Celebes), 1. April. Während die westll chen Theile des Niederländischen |Jndiens sich von Tat U Jahr vergrößern und für das Mutterland wichtiger werden, fin: det doch ein gleiches Verhältniß mit dem größten Theile des ostkli chen Niederländischen Jndiens, namentlich auf den Molukischen Tns\eln, den Holländischen Besißungen auf der Ostkuste Borneo's nd mit denen dem Gouvernement von Batavia unterworfenen Ländern auf der S úd- und Ostkúste von Celebes nicht statt. Der

Handel Makassars is sich seit den leßtverflossenen 20 Jahren fask unverändert gleich geblieben; und während andere Niederländisch Tndische Seepláße, z, B. Samarang und Djilatjap auf Java, Riauw auf Bintang, Padang, auf der Westküste Sumatra?s und Müntok auf Banka sich immer mehr erhoben, blieben die Mieder ländischen Seehäfen auf Celebes im Stalus quo, Nur Menado auf der Nordküste dieser Jnsel gelegen, cheint nunmehr quch ein bedeutender Handelsplaß werden zu wollen. Der dortige Resident (Regierungs-Präsident) Herr Rittermann hat namlich seit einigen Jahren in der Umgegend Menado’s Kasfee- Plantagen anlegen lassen, welche denen fur den dortigen Kaffeebau gehegten großen Erwartungen entsprochen haben z denn die dortige Kaffee - Aerndte hat im gegenwärtigen Jahre, obwohl dieselbe noch immer 2 bis 53 Monate lang dauern wird, doch bereits {chon über 15,000 Pifkol Q 425 glle Oder 138 neue Niederländ. Pfd,) Kaffee geliefert, Der dort erbaute Kasfee kommt an Qualität dem Java - Kaffee vollkommen gleich, weshalb denn auch zu erwarten steht, daß die Kaffee-Plantagen sich binnen kurzem auf der Nordküste von Telebes noch bedeutend vermehren werden,

Auch nimmt die Goldwäscherci bei Menado und auf den zu dieser Nesidentie (Provinz) gerechneten kleinen Juseln (m erwunschten Maße zuz denn noch immer werden dort neue Goldminen entdeckt, Der dort ausgebeutete Goldstaub is von besserer aue ne Mf den welcher aus den Goldminen in anderen Niederlandischen eslBungen ausgebeutet wird, und das Gouver- nement bezahlt den dasigen Goldwäschern 16 Fl. für die Real (die Schwere einer Spanischen Dublone) des dortigen Goldstau- bes, welches einem Drittheil von dessen Werthe gleichkommt. Wie günstig nun aber die dortigen Verhältnisse für die Staats: Ein-

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fúnfte des Holländischen Gouvernements auch immer seyn mögen so findet sich bei Staats- Kassen in der hiesigen Regentschaft (Makassar) und zu Gorondalo, auf der Ostküste von Celebes eben so wie bei denen auf den Moluischen Jnseln mit allei- niger Ausnahme der Jnseln Amboina und Banda alljährlich noch ein Defizit, und diese Besißungen bringen daher dem Batag- viaschen Gouvernement das bei weitem noch nicht ein, was sie demselben kosten. E Natúrlich tragen die zahlreichen Staats-Beamten, welche hier feineswegs zuverlässig sind und die Regierung so viel als möglich zu bevortheilen suchen, dazu sehr viel bei; au veranlassen die vielen fleinen Kriege, die auf Celebes gegen Bugine- sische und Makasarische Räuber - Horden fast alle Monate zu führen, sind, unserer Regierung sehr bedeutende Ausgaben. Denn die Kommandanten der Niederländisch-Jndischen Corps sind nicht selten auch zugleicher Zeit Waffen: und Munitions-Lieferanten fúr den Feind, und während am Tage gegen einander gefochten wird, ziehen die Heerführer beider Parteien friedlich zusammen bei náchtlichen Gastmählern. Erst vom Iten bis 16ten v. M. hat ein solcher Krieg bei Kambanang, in der Bai von Boni, stattgefunden, und in den nächsten Tagen wird ebenfalls von hier- aus eine fleine Expedition nah Pangulang, auf der Ostküste Borneos, gesendet werden, um die dort ansäßigen Seeräuber zu zuchtigen, welche im Januar und Februar d. J. einige unter Miederländischer Flagge fahrende kleine Fahrzeuge ausgeplúndert haben, Daß die, die Privatkassen unserer Offiziere füllenden häufigen Kriege, denselben nur höchst willkommen sind, fann man sich leicht denfenz aber auch die friegëlustigen Eingebornen lieben dergleichen Händel gar sehr; denn der Buginese und Makassar kennt feine angenehmere Beschäftigung als Rauben und Krieg- fúßren. Der Bewohner von Celebes ift der friegerischeste Ostindiens ; denn gleich dem Schweizer und Albanser in Europa dient et einem jeden, der Kriegführen will, gleichviel ob zu Wasser oder zu Lande; auch fragt die Buginesische Jungfrau ihren Freier, ob er schon einem Kriege beigewohnt habe, und sie giebt ihm das Jatwort nicht eher, als bis dies geschehen if. S : __ Die vormalige Holländische Besißung auf der Nordküste Neu- Guineas is nun wieder ganzlich von Hol

D ( l «orlA05 . 4 S 7 [5 verlassen wordenz dieselbe bestan

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G, L A dE j Os dischen Beamten und l

Truppen ) aus einem fleinen S ded 5 2 1 Q v ha À d G

Fort, das 1828 erbaut und du Bus genannt wurde, In det ahe dieses Forts hatten einige Amboinesische Fischer sich ange siedelt und Bambushütten erktaut, welches denn nebst dem Fork

du Bus die ( Holländische Besißung auf Neu: Suinea die gewöhnlich Merküsort genannt wurde ausmachte. Die Fingebornen Oran Batschu genannt, waren keinesweges geneigt, mit Europäern, Chinesen oder Malayen in Handels-Verbindung zu treten, und obwohl von unserer Regierung den dortigen Häuptlin gen scit 1828 wenigstens für 50,000 Fl, Geschenke gemacht wur den, so zeigten sie sich doch stets sehr feindselig gegen unsere Sol daten und ermordeten Jeden, den sie unbewasfnet antrafen. Uebrigens ist aber das dort so sehr ungesunde Klima daran Schuld, daß diese Kolonie nun gänzlich von Niederländischen Un terthanen verlassen worden ift.

ganze

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Dússeldorf, 14. Aug. Der anhaltende Regen hakt die frúheren Hoffnungen des Landmannes zum Theil vereitelt. Die Heu- Aerndte, welche in Quantität und Qualität den reichsten Ertrag versprach, is in einigen Gegenden durch die Nässe ganz mißrathen und in anderen rücksichtlich der Qualität großentheils verdorben. Was die Körner - Früchte betrifft, so sind Noggen und Weizen, obgleich längst reif, erst theilweise geärndtet, weil die Witterung entweder das Schneiden oder das Einscheuern nicht gestattete,

Die Förderung auf den Kohlen-Zechen des Essen-Werdenschen Bergamts - Bezirks war den Verhältnissen angemessen und die Kohlen-Abfuhr auf den Landdebit-Zechen schwach, auf der Nuhr aber in Folge des guten Fahrwassers um so stärker und lebhafter. Bis zum Msten v. M. waren auf der Ruhr schon ungefähr 9 400,000 Ctr. Kohlen abgefahren, so daß bis zu Ende Zuli die ganze Abfuhr in runder Summe zu 10 Millionen Centner ange- nommen werden darf. Hierdurch sind die Kohlen-Niederlagen an der Ruhr fast ganz geleert worden, und die Förderung auf den Ruhr- Zechen kann s{hwunghaft fortgeseßt werden; zu beklagen bleibt aber, daß der Kohlen- Absaß von Ruhrort aus und ganz besonders nah Holland wo die Konkurrenz mit Belgien und England immer schwieriger wird hochst flau is, weshalb sich denn auch die Vorräthe daselbst mehr und mehr häufen.

Die Arbeiten auf den Eisenhütten, in den Gießereien und Maschinen - Fabriken haben im vorigen Monat einen \chwunghaf:- ten Fortgang gehabt. Besonders beschäftigte die Anferigung von Dampf- Maschinen viele Arbeiter, indem der Begehr darnach durch die vielen Schurf- und Muthungs - Arbeiten unter dem nórdlich gelegenen Mergel-Gebirge wo man nur mittelst Dampf: Maschinen zu den erbohrten Kohlenfldßen gelangen kann sehr lebhaft geworden is. Die Fabrication in Eisen- und Stahlwag- ren im Kreise Solingen is noch immer ganz befriedigend, was zum Theil günstigen Handels - Konjunkturen und zum Theil der sonst so unerwünschten nassen Witterung zugeschrieben werden muß, indem diese es den Schleiferelien von denen die ganze tabrication abhângig is es möglich gemacht hat, ihren Betrieb, der fask in jedem Sommer durch Wassermangel in Stockung ge- räth, ununterbrochen fortzuseßen,

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Susel Kaudia unter der GDerrsczast der Venetianer.

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Spannung, Dritte Colonisation. - Versuch, Kandia mit dem wiederherge- Kaiserreich t zu Leveintgen. Aufstände der Cortazzi und der Familie KaleLgts.-- Zuncehmender Verfall des Venetianischen Regiments,

Fort dauernde BVergeblicher Ve stellten Griechischen

Dem Abzuge der Flotte des Kaisers von Trapezunt folgte abermals eine furze Epoche der Ruhe, der Entmuthigung, wenn man will, welche von den Venetianern dazu benußt wurde, das Unnatürliche undGewalt- same, vielleicht selbs die Ohnmacht ihrer Herrschaft, mit dem trúgerischen Schleier karger Milde zu bedecken. Noch in demsel: ben Jahre machte der_neuangenommene Herzog, Angelo Grado- nico, ein Dekret des Senats bekannk, durch welches allen einhei-:

| mischen Lehensträgern der Republik in den Distrikten von Apano- | und Kato-Sivrites, welche die Waffen gegen sie erhoben hatten,

| willigten Gúter und Privilegien zugestanden wurde,

nicht nur Amnestie, sondern auch der fernere Genuß der ihnen bez Allein diese Zugeständnisse waren an Bedingungen geknüpft, welche ihren mo- ralischen Werth und folglich ihre günstige Wirkung auf die Stim- mung der Eingebornen zum größten Theile wieder vernichteten. Der Senat verlangte von den Begnadigten ausdrücklich, daß sie selbst alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel aufbieten sollten, zwei ihrer angesehensten und mächtigsten Rädels-Führer, Manuel und Konstantin Drafkontopulo, mit ihren unmittelbaren Anhängern, le- bendig oder todt in die Hände des Herzogs zu liefern, und zwei andére Archonten-Geschlechter, die Kalothetos und Anatholiki, mit ihren eigenen Waffen von der “nsel zu vertreiben, Ferner wurde eine spâter in ausgedehnterem Maße in Anwendung gebrachte Gewalt-Maßregel, welcher zufolge der Anbau gewisser Landstriche gänzlich untersagt wurde, jeßt zum ersten Male in Bezug auf ei- nige Distrikte am súdlichen Abhange des Jdagebirgs verordnet. Man verlangte, daß die von diesem Berbote betroffenen Familien sich auf die leicht zu bervachende Ebene Messarea herabbegeben sollten, um hier fortan ihr Brod zu bauen und ihr Vieh zu wei- den, Zum Unterpfande fúr die Erfúllung dieser und einiger ande- ren nicht weniger lästigen Bedingungen mußten die Betheiligten dreißig Geißeln stellen, welche, aus den angesehensten Gliedern ihrer Familien gewählt, in den beiden Burgen Bonifacio und Belvedere in Haft gehalten und alle drei Monate gegen dreißig andere ausgewech{elt wurden, Die hierúber ausgestellte und von (zien Theilen beschworene Urkunde wurde im Oftober 1234 un- terzeichnet.

_Die Häupter der Familie Millesini, Nicola und Michali Se- vastos, welche die Burgfeste San Nicolo noch mit Truppen des Kaisers von Trapezunt besekt hielten, erklärten hierauf, weil sie allein der Uebermacht der Venetianer nicht gewachsen waren, frei- willig ihre Unterwerfung. Jn einer zu diesem Zwecke ausgestellten Urkunde verpflichteten sie sich, das Schloß auszuliefern; mit Vor- behalt jedoch éines jährlichen Tributes von 600 Perpern für den zur Unterhaltung der Besaßung des Plaßes zu leistenden Bei- trag, und einigen anderen Vorrechten in Bezug auf die Verwal- tung desselben durch einen Venetianischen Kastellan. Auch beding- ten sie sich fúr ihre Personen freien Zutritt zu San Nicolo auf alle Zeiten aus, und verlangten, daß ihnen diese Festung, nach vorheriger Uebereinkunft mit der Signorie, jedesmal úÚberlassen würde, wenn deren Besiß ihnen wünschenswerth erscheinen follte.

Mit welchen Gesinnungen man von beiden Seiten auf der- gleichen Verträge eingehen mochte, lehrt die Natur der Berhâlt- nisse, welche wir zu schildern versucht haben. War es absichtliche Saumseligkeit in der Erfüllung des abgeschlossenen Vertrages, oder if diese Zögerung anderen zufälligen Ursachen zuzuschreiben : genug die Räumung der Feste San Nicolo erfolgte erst nach Berlauf von zwei Jahren, und zwar gemäß einer zwischen dem neuen Herzoge, Stephano Justiniani, und den Befehlshabern der Griechischen Truppen am 23, Juli 1236 abgeschlossenen Con- vention, in welcher der Herzog den Griechen sicheres Geleit nach den Schiffen, die Auslieferung sämmtlicher noch auf der Insel bez findlichen Gefangenen vom Heere des Kaisers, und die freie Aus= wanderung einiger in San Nicolo ansäßigen Kandiotischen Fa- milien zugestehen mußte. Dies war der leßte Aft in den verun: glúckten Besreiungs-Versuche des Kaisers Joannes Vatazes,

Jm Wesentlichen wurde dadurch in der Stellung der Vene- tianer zu den alten Einwohnern nichts geändert. Diese Stellung ergiebt sich von selbst aus den erzählten Ereignissen. Haß und unz versdhnliche Feindschaft auf der einen Seite, ein in seinen Grund lagen verfehltes und in seiner Ausbildung noch nicht einmal zu einer bestimmten Festigkeit gediehenes Verwaltungs-System auß der anderen; hier der Stolz der Sieger und eine unbegreiflichè Rúcksichtslosigteit in Bezug auf die Art und die Bedúrfnisse des Landes, auf den Sinn und den Charakter seinèr Bewohner, dort Ohnmacht, Erniedrigung, Verzweifelung der Bestègtent das sind die Elemente, die Triebfedern einer traurigen Geschichte, welche mit dem Wechsel ihrer blutigen Katastrophen und jener gehaltlo- sen Epochen eines unsicheren Friedens noch ganze Jahrhunderte ausfúllt, Wir haben es nicht nöthig, diese Geschichte, welche, ein abgeschlossenes Ganze, sich in ihren verschiedenen Phasen immer wieder aus sich selbst gebiert, bis ins Einzelne zu verfolgen, Wir heben fortan nur die großen Momente derselben heraus, um überhaupt eine geschichtliche Grundlage zu gewinnen, auf welche

man sich mit Sicherheit stüßen können, f

Wir rechnen hierzu zunächst die Absendung einer neuen Ko- lonie Venetianischer Ritter nach Kandien, welche, unter dem Do-

gen Marino Morosini, im Jahre 1252 beschlossen wurde. Die Zahl der neuzuerrichtenden Ritterlehen belief sich dieses Mal auf neunzig, wovon jedoch funfzehn zu fernerer Verfügung der Repu- blif selb vorbehalten wurden. Der nächste Zweck dieser Kolonie war die Wiedereinnahme der in das Kap Spada auslaufenden Landzunge und der benachbarten Distrikte, welche um diese Zeit abermals von Griechen beseßt worden waren, Auch wurde den Rittern der Aufbau und die Befestigung des bei den leßten Auf: ständen fask gänzlich zerstörten Kanea oder die Anlage einer neuen Stadt in der Umgegend zur ausdrücklichen Bedingung gemacht, Da diese Kolonie das ihr zugeskandene Land erst erobern mußte, so zog sie unter dem Oberbefehle eines Capitains der Republik aus, welchem, in Verein mit den ißm beigegebenen Räthen, auch zugleich die Vertheilung der neuen Lehengüter übertragen wurde. Sowohl die Besiknahme als auch die Vertheilung des Landes fand, wie es scheint, ohne Schwierigkeiten statt, und der Aufbau von Kanea ward unverzüglich begonnen,

Mehrere Jahre einer nur durch kleinere Aufstände von Zeit zu Zeit unterbrochenen Ruhe begünstigte hierauf überhaupt die festere Begründung der Venetianischen Herrschaft und des einmal eingeführten Systems der Verwaltung, wodurch man sie für die Zukunft zu sichern hoffte. Ueber manche Schwierigkeit, die man noch zu überwinden hatte, half die Zeit hinweg. Mit anderen Geschlechtern lebten nach und nach auch andere Gesinnungen auf. Die Erinnerungen der ehemaligen Freiheit und Größe fingen an, sich ins Dunkel der Tradition zu verlieren. Die Meisten fügten sich, weil der Kampf gegen die Nothwendigkeit einen eisernen Willen und die \{hwerskten Opfer erheischtz und schon fehlte es hier, wie überall, nicht mehr an Solchen, welche sich in der Knecht- {chaft wohlgefallen, wenn sie nur mit ihren Schwächen zugleich auch die Fesseln in dem weiten Gewande des Luxus und mensch- licher Eitelkeiten verbergen fönnen.

Niemand hat es je besser verstanden, dergleichen Stimmun- gen zu benußen, als die Republik Venedig bei dem Aufbaue des wunderbaren Gebäudes ihres verfeinerten Despotismus. Schotr um diese Zeit war es ihr gelungen, den größten Theil der kandio- tischen Primaten so weit für sich zu gewinnen, daß selbst die, frei- lich schwächen, Versuche, welche Michael Paläologus machte, nach der Wiedereinnahme von Konstantinopel 1261, auch die Kandioten wieder fúr die Herstellung des byzantinischen Reiches zu gewinnen, ganz ohne Erfolg blieben. Denn als er bereits 1m Zahre 1262 einige Schiffe nach Kandien ausschickte, welche mif leichter Mühe

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