1841 / 238 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

anderer sey, als abermals in offener See zu mandveriren. Es werden in diesem Augenblicke in mehreren Franzbsischen Häfen Kanonen à la Paixhans fúr Rechnung des Pascha von Aegypten eingeschickt. Hieraus schließt man, daß die orientalische Frage noch nicht definitiv erledigt sey.“

Gestern wurde auf dem Hofe des Hospitals Val - de: Grace die Statue des Professors Broussais feierlich eingeweiht,

T7 Paris, 21. Aug. Die Provinzial-:Presse hat, weil sie dem großen Heerde der politischen Jntrigue einigermaßen fern steht, weniger Veranlassung als der Pariser Journalismus, ihre Kräfte in unfruchtbarer Polemik zu vergeuden, Die hiesigen Blât- ter fennen feine andere Aufgabe als Angriff oder Vertheidigung der Regierung, und man wird unter bundert raisonnirenden Arti- keln derselben faum einen finden, der einen anderen als einen Par- teizweck hâtte. Von den Provinzial- Blättern dagegen huldigen manche, wenigstens von Zeit zu Zeit und wenn der polemische Stoff ihnen ausgeht, dem wahren Berufe der politischen Presse, die Bahn des praktischen Fortschritts fur die verschiedenen Rich- tungen des öffentlichen Lebens durch ruhige Untersuchung zu ebnen. Die sozialen Bedúrfnisse, welche auf Befriedigung warten, sind groß, zahlreich, dringend, und es ift ein Verdienst, ja eine Pflicht der Prejse, sich derselben mit Wärme anzunehmen, aber es reicht nicht aus, sich in pathetischen Redensarten darüber zu ergießen, und fie auf Rechnung der Verfassungsform oder der Unfähigkeit und des bösen Willens der Regierung zu seben; es handelt sich vielmehr hauptsächlich darum, anwendbare Mittel der Abhülfe aufzufinden, nach denen die praftische Staatsfunskt bis jeßt in unzähligen Fällen vergebens gesucht hat. Aber weit entfernt der Staatsgewalt für die zu erstrebenden Verbesserungen mit gewissenhaften Studien und wohlgemeinten Rathe an die Hand zu gehen, thut die Presse dem größten Theile nah Alles, um die Regierung von allem ei- gentlichen Schaffen abzuziehen, indem sie dieselbe durch ihre syse- matische Oppositions-Macherei zwingt, ihre besten Kräfte auf die Abwehr von Feindseligkeiten, auf die Sorge für ihre Selbfsterhal- tung zu verwenden, Wäre der d fentliche Zustand Frankreichs, wie man sich denn einen solchen Fall allerdings denfen fann, und wie er in der That leider nur zu oft im Staatenleben wirklich vorkommt, wäre der Zustand Franfreichs so beschaffen, daß bei ei- ner gewaltsamen Umfehrung desselben wenig zu verlieren, und viel zu gewinnen ware, alsdann würde die Taëtik der hiesigen Zour- nale an der Zeit seyn; allein da die Lage des Landes, felbf in den Augen der entschiedensten Gegner der jeßigen Ordnung der Dinge, keineswegs eine verzweifelte ist, und dazumal in den bestehenden gesellschaftlichen Formen die geseßliche Möglichkeit ihrer organi- {chen Vervollkommnung gegeben ift, so scheint es wenigstens nicht sehr logisch zu seyn, wenn man die theilweisen und allmäligen Verbesserungen der regen Idee einer plöblichen und allgemeinen Berklärung der socialen Verhältnisse aufopfert.

Die Departemental-Presse theilt hierin, wie gesagt, die Jn- fonsequenz des Pariser Journalismus nicht ganz, und man findet nicht felten in den anspruchlosesten Provinzial-Blättern die frucht: barsten Jdeen über die Mittel zur Herstellung des Einklangs un: ter den offentlichen Önteressen, Uber die Organisation der zerstreu- ten Bestandtheile des gesellschaftlichen Lebens u. \. w. So ent- hâlt die Vigù de l'Ouest in einer ihrer leßten Nummern einen Vorschlag, welcher troß seiner Unscheinbarkeit mehr wirklichen Werth hat, als aller politischer Larm in den großen Kolonnen der Pariser Journale, Das genannte Blatt schlägt nämlich vor, die fia, in den Sparkassen, zu deren großer Verlegenheit, immer mehr häufenden Kapitalien, als Untersiüßkungs-Fonds, als Leih: bank für den des Kredits fo sehr bedürftigen kleinen Grund: Besiß zu benußen. „Giebt es“, ruft sie aus, „etwas Morali: scheres als diese so einfache Umwandlung ! Die arbeitende lasse in den Städten, legt den Ertrag_ ihrer Mühen in eine Kasse nieder, welche ihr denselben verzinst und fúr das Alter auf{part. Diese Ersparnisse nun werden dazu verwendet, um den Landbau aufzuhelfen. Die Provinz, der Kreis, in welchem sich die S par- fásse befindet, hat den nächsten Anspruch, sich der in derselben niedergelegten Gelder zur Verbesserung seiner landwirth schaftli: chen Verhältnisse zu bedienen, und diese Gelder bewirken, daß die Städte mit den fúr die ersten Lebensbedürfnisse nothwendigen Waaren reichlich versehen werden, die der Handwerker früher oft so empfindlih entbehren mußte. So werden die Znteressen der Land- und Stadt-Bewohner auf die glüklichste Weise verschmol: zen, die immer wachsenden Kapitalien der Sparkassen erden endlich befruchtet,“ Daß sich der wirklichen usführung dieser Zdee Schwierigkeiten entgegenstellen würden, versteht sich von selbst, aber sie verdlent darum nicht weniger dem Nachdenken aller Derer empfohlen zu werden, welche die unermeßliche Lich: tigkeit der damit im Zusammenhange stehenden volfsvirthschaft- lichen Fragen fennen,

Großbritanien und Irland.

London, 21, Aug. Unter den neuen Pairs, welche so eben kreirt wörden sind, befinden si drei, die sich fürzlich aus dem Unterhause zurückgezogen haben, nâmlich Sir R. Hussey Vivian (jeßt Baron Vivian), der im leßten Parlamente Mitglied fúr Ost-Cörnwall war, Sir Henry B. Parnell (jeßt Baron Congle- ton), der die Stadt Dundee repräsentirte, und der Graf von Surrey (jest Baron Maltravers), der West - Sussex vertrat. Die beiden Lords Vivian und Congleton sind Mitglieder des jeßigen Ministeriums, und Lord Maltravers hat eine Anstellung im Hofstaat, Der Graf von Belfast, der so eben unter dem Ti: tel êines Baron Ennizhowen zum Pair erhoben worden, wurde im Jahre 1837 für Belfast gewählt, aber kurz darauf von seinem Siße verdrängt. Bei den leßten Wahlen bewarb er fich zugleich mit Herrn Roß wieder um jene Stelle, hatte aber 9) Stimmen weniger als der zweite fonservative Kan- dibat Und 104 weniger als das gewählte Mitglied, Herr Emer: fon Tennent. Von’ den anderen neuen Pairs besaßen Graf von Stair (jeßt Lord Orenfoord) und Graf von Kenmare (ject Ba- ron Kenmarè) bereits Titel in der Schottischen und Jriändischen Pairiè, hatten aber feine Siße im Obethause, Die Lords Segrave und Barham find nur um einen oder zwei Grade in der Pairie erhöht worden, indem der Erstere zum Grafen Fißhardinge er- nannt wurde und dêr Andere die Grafen - und Viscount-Würde zugleich erhielf. Durch diese neuen Kreirungen erlangen die Whigs einen Zuwachs von sechs Stimmen im Oberhause,

Die Convocation oder Raths-Versammlung des Kierus, welche bei der Zusammenkunft jedes neuen Parlamentes stattzufinden pflegt, wurde gestern im Kapitelhause der St. Pauls - Kirche ge: Halten, und nachdem dieselbe ihre blos formellen Geschäfte been- digt hatte, begaben si die anwesenden Bischöfe, der Dechant und das Kapitel und alle übrige Geistliche in die Kirche, wo der Erz- bischof von Canterbury eine Lateinische Predigt hielt. Solcher Convocationen zur Verwaltung der Kirchen - Angelegenheiten beste: hen wei in England, für jede firhliche Provinz eine, námlich für das Erzbisthum Canterbury und für das Erzbisthum York, Sie sind zusammengeseßt aus den Bischöfen, Archidiakönen und De-

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chanten in Person und aus einer gewissen Zahl von Bevollmäch- tigten der niederen Geistlichkeit, wozu jedes Kapitel in beiden Provinzen einen, die Parochial - Geistlichkeit aber für jede Diözese in der Provinz Canterbury und fúr je- des Archidiakonat in der Provinz Yoré zwei Repräsentan- ten sendet. Diese Versammlungen werden von den beiden Erzbischöfen auf Königlichen Befehl einberufen. Wenn sie ver: sammelt sind, bedúrfen sie erst der Erlaubniß zu ihren Berathun- gen, ehe sie dieselben ernen können ; eben so müssen ihre Be- schlüsse, ehe sie bindende Kraft haben, welche sich übrigens nur auf die Geistlichkeit erstreckt, die Königliche Genehmigung erhal- ten. Jn der Provinz Canterbury bildet die Convocation zwei Hâuserz; der Erzbischof und die Bischófe sißen zusammen im Ober- hause, und die niedere Seistlichkeit im Unterhause. Jn der Pro- vinz York aber bilden Alle ¡usammen nur Eine Versammlung. Ursprünglich hatten diese Convocationen das ausschließliche Recht, ihre eigene Körperschaft zu besteuern; dies wurde aber im Jahre 1664 aufgegeben, seitdem sind dieselben fast ganz außer Gebrauch gekommen, wenngleich sie formell noch beim Beginn jedes Par- laments einberufen und, ganz so wie das Parlament, von Zeit zu Zéit provozirt und aufgelost worden,

Niederlande.

Aus dem Haag, 23. Aug. Die Königin von Württem- berg hat mit ihren beiden Prinzesfinnen Töchtern einen Aus nach Amsterdam unternommen.

An die Stelle des vor einigen Monaten verstorbenen Gra- fen von Bylandt ist der Staats-Minister Baron van de Capelle, ehemaliger Gouverneur von Niederländisch Indien, zum Königli- chen Ober- Kammerherrn ernannce worden. ;

Se. Majestät der K onig haben über Rotterdam eine Reise nach der Provinz Seeland angetreten,

Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 25. Aug. Heute Bormittag gegen halb 10 Uhr traf auf der Eisenbahn Herr Thiers nebs Gemahlin, von Dresden fom- mend, hier ein und seßte alsbald vom Bahnhofe aus seine Rúck- reise über Weimar mit Extrapost fort,

annover, 24, Aug. (Hannov. Ztg.) Die Nachrichten aus Ems úÚber das Befinden Sr. Majestät des Königs lauten im Allgemeinen befriedigend, und geben uns die höchsterfreuliche Hoffnung, daß die Kur die erwünschten Folgen haben werde. Se. Majestät leben fast nur der Cur und fehr zurückgezogen, erscheinen jedoch jeden Morgen früh an der Quelle, und man hat taglich mehrere Stunden die Freude, den Monarchen öffentlich ¡zu sehen, wo denn die rústige Haltung und das augenscheinlich wohlere Aussehen Allerhöchstdesselben die allgemeine Theilnahme erregen, Se. Majestät empfingen während Zhres Aufenthaltes zu Ems unter andern die Besuche Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg von Preußen aus Bonn, Sr. Königl, Hoheit des Prin- zen von Wasa aus Baden, Sr. Hoheit des Prinzen Emil von Hessen-:Darmstadt, so wie Sr. Durchl, des Prinzen Bernhard zu Solms-Braunfels, i

Karlsruhe, 24. Aug. (K. Z.) Zu der am 16ten d. M. hier stattgehabten Bergebung der Lieferung von 80,000 Ctrn. Eisenbahnschienen hatten sich viele Konkurrenten eingefunden ; ein Rhein-Preußisches Haus, Gebrlider Hdsch in Düren, erhielt das ganze Quantum, dessen Ablieferung bis 1. Juni 1843 terminweise zu geschehen hat, zu dem Preise von §8 Fl. 8 Kr. der Centner 50 Kilogramm, franko Mannheim) zugeschlagen. Berücksichti- gen wir, daß der Centner Schienen zu det Mannheim- Heidelberger Bahn 10 Fl. 40 Kr. gekostet hat, so geht aus dieser Preis-Vet- schiedenheit ein Gewinn von úber 200,000 Fl, für die Staats- Kasse hervor. Die Expropriation der zum Bau der Eisenbahn von dier bis Heidelberg nöthigen Grundstúke geht rasch von ftat- ten, 0 daß man damit bald zu Stande feyn wird; ein Gleiches láßt sich von der Strecke von Appenweyer bis Kehl berichten. Der Durchschnittspreis für den Morgen dieser Grundstücke ist noch nicht bekannte.

¿t Detmold, 21. Aug, Von dem Central:Vereine zur Errichtung des Hermans- Denfmales werden die Vorberei- tungen zur Feier der Grundstein-Schließung, welche am 8. Sep- tember vor sich gehen wird, aufs thâtigste betrieben. Das Pro- gramm der Fest:Ordnunz ift heute erschienen, Sebr zu wünschen ivare es, daß an dieser Feier, welche auf die erste Begründung Deutscher Nationalität Bezug hat, durch welche das Denkmal an eine Heldenthat eingeweiht werden foll, durch die Deutschland das Joch Rômischer Knechtschaft abschúttelte und der Grund zu allem Deutschen Wesen und Seyn gelegt wurde, Vertreter aller Deut- {chen Bolksstämme Theil nehmen mödchten.

Schweiz.

Neuchatel, 19. Aug. Se, Excellenz, der Gouverneur des Fürstenthums, Herr General von Pfuel, hat auf einige Tage das Berner Oberland besucht, wo er sich in Gesellschaft des Herrn Próôfessors Agassiz befand, und ist am 16ten von Bern nach Mön- ster zurückgefkehrt.

Italien.

Florenz, 17. Aug. (A. ZZ Vor Furzem ift hier in einem Prozesse, welcher das allgemeine Jnteresse in Anspruch nahm, eine Entscheidung erfolgt. Bekanntlich stand der jüdische Handelsmann Busnack in Livorno im Verdacht, einen Theil des dem leßten Dey von Algier zugehörenden Schaßes entwendet zu haben; der Dey hatte ihm versiegelte Kisten zum Aufbewahren übergeben, und diese fanden sich später mit Kieselskeinen angefüllt, , Zwei der Haupt- zeugen waren gestorben, weshalb die Beweisführung sehr vielen Schwierigkeiten unterlag, Mehrere der ausgezeichnetsten Advofa- ten waren in diesem Prozeß aufgetreten, der schon „seit dem Jahre 1832 anhängig is und besonders von einem Türken betrieben wurde, welcher früher in dem Gefolge des Dey war. Busnak wurde für schuldig erfklàrt, zum Wiedetersaz des Veruntreuten, Entrichtung der Prozeßkosten und 20 Jahren Galeere verurtheilt, leßtere Strafe jedoch, in Betracht der acht Jahre, welche derselbe

| in gefänglicher Haft zubrachte, in 40monatliche Zwangs-Arbeit in

einem Correctionshause verwandelt. Der Verurtheilte hat gegen

diesen Spruch Recours ergri fen an den Cassationshof, dessen Ent-

| scheidung man nun entgegen sieht, Die Prozeßkosten müjjen ziem- lich bedeutend feya, indêèm sich der Betrag der Gebühren von Stempelbogen allein auf die Summe von beinahe 2000 Scudi

belaufen haben soll,

| Maris i Türkei, :

| Die Böôrsen- Halle enthâlt einen Privat: Bericht über die

| furchtbare Feuersbrunst in Smyrna, Der Berichterstatter, ein

| Reisender, der am Tage vor Ausbruch des Feuers in Smyrna angefommen war, meldet: Um 2 Uhr Mittags also nach

| fúllten.

13 Stunden brannte die ganze öftliche Tütkenstade ein

Feuermeer, wie wohl selten ein Auge es erblickt; es standen we-

nigstens an 2000 Hâuser gleichzeitig in Flammen. Zuweilen er- griff das Feuer einen der vielen großen Cypressen- Kirchhöfe, leckte bis hoh an die Minarets hinauf, verzehrte wie in einem Bliße

| alles dúrre Holz der Bâume und fiel dann in sich selbst zusam-

men, Die schóne, so malerisch, amphitheatralisch an einen hohen

| Berg hinangebaute Túrkenstadt lag Abends 6 Uhr total verwÚ-

stet, ein folossaler Schutthaufen, da. Aus der Ferne hórte man das Geschrei und Gewimmer der Türken und fah, wie mit jeder Minute die Berge sich mehr und mehr mit Flüchtlingen Abends 10 Ühr sollen an 30,000 obdachlose Türken dort bivouacirt haben. Vierzig Túrfen, Kinder und Fräuen, auch cinige Männer flúchteten sich aus Fanatismus in eine große stei- nerne Moschee. Das Feuer umringte bald mic ungeheurer Ge- walt das Gebäude, und alle 40 hat man am anderen Tage, von Rauch erstickt, mit entstellten und verzerrten Zügen aufgefunden, Bei der immerwährenden Gährung ¡wischen Türken und Christen, bei dem Umsfkande, daß fast alle Christen bis auf ein fleines Griechen-Quartier von ungefähr 50 Hâusern gänzlich vonI Feuer verschont geblieben, fürchtete man allgemein einen Aufstand, eine Niedermeßelung der Christen und namentlich der Griechen, welche mit Recht auch hier allgemein verhaßt sind. Man beeilte sich daher, durch anwesende Dampfschiffe Französische und Engli- sche Kriegsschisfe, die im Golfe von Vurla, bei Mitylene und Chios freuzten, herbeizurufen, Noch ehe diese aber erscheinen konnten, verbreitete sich Nachmittags 3 Uhr wo die Túrfen Alles verloren sahen das Angstgeschrei »„rebellione” durchs ganze Quartier der Griechen, Armenier und Franfen. Männer, Weiber und Kinder, Alles rannte mit vor Furcht entstellten Ge- sichtern in wahnsinniger Hast durch die Straßen. Jch war gerade auf der Straße, auf der Rúckkehr von cinem Besuch, den ich ei- nem von einem fanatischen Türken an demselben Morgen verwunde- ten Freunde gemacht, Die allgemeine Verwirrung riß auch mich fort. Alles stúrzte in die Häuser und schloß mit ängstlicher Haft die Thúren. Glücklicherweise war Alles ein blinder Lärm gewesen, veranlaßt durch Drohungen einiger bewaffneter Türken gegen ein- zelne Müßiggänger, die den Brand in der Nähe betrachten wollten. Auch die Berwundung meines Freundes, eines Schwei- gers, der übrigens wohl den flchtenden Türkischen Frauen zu tief in die Augen geschaut haben mag, war nicht sowohl ein Werk fanatischen Christenhasses, als momentaner Aufregung, Bier bewaffnete Türken hatten ihm Arm und Kopf mit Yata- ghan und Steinen úbel zugerichtet. Abends 7 Uhr erschienen drei Englische und Französische Kriegeschiffe auf der Rhede und ge- wahrten der verschont gebliebenen Franfenstadt, wenn nicht hin: länglichen, doch theilweisen Schuß. Wie immer, haben sich auch bei dieser Gelegenheit die Griechen niederträchtig benommen, ge- stohlen, geraubt und die Unglllichen ausgelacht ; sogar ihre Feuer « spriken haben fie in der bdchsten Noth nicht anders als für 10,000 Piaster hergeben wollcn, und ich weiß aus der sichersten Quelle, daß der Griechische Konsul neb} vielen reichen Griechen in der Nacht nach dem Brande fast alle seine Habe auf ein ge miethetes Schiff hat bringen lassen, Er war der furchtsamste, weil er das schlechteste Gewissen hatte,

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Berlin, 20. Aug. Das Königliche Seehandlungs-Dampf boot „Falke“, Úber dessen vorzügliche Brauchbarkeit bereits in die- fen Blättern berichtet wurde, ist nun bier angefommen, und hat am geskrigen Tage eine Probefahrt gemacht, die jede Erwartung erfülle hat. Es fuhr um 2 Uhr von der Moabiter-Brúcfe ab, und lief bis zur Glieneker Brücke, wo es wendete, und zum Ab- fahrtspunft zurückfehrend um 75 Uhr bei den ¡Zelten anlegte. Es legte diese 8 Meilen lange Strecke stromauf und ftromab in circa 5 Stunden zurück, wobei indeß zu bemerken ist, daß es an den Brücken von Charlottenburg und Spandau lângere Zeit auf: gehalten wurde, und wegen verlegter Fahrt dfter große Bogen beschrei- ben mußte, Nächsten Sonntag hat die Dampfschifffahrts-Agentur der Königlichen Seehandlung eine Fahrt von Potsdam nach Brandenburg angeordnet, woran das Publikum Theil nehmen kann. Da auf dem 74 Meilen langen Wasserwege von Potsdam bis Brandenburg durchaus feine Hindernisse in den Weg treten, so steht nach den gestern erlangten Resultaten zu erwarten, daß diese Strecke in circa 27 Stunden zurücgelegt werden kann, so daß die Berliner, welche sih um 5F Uhr noch in Berlin befinden, bereits nah neun Uhr in Brandenburg landen können. Diese Fahrt würde dann der Anfang einer regelmäßigen Passagefahrt seyn, die mit diesem Boote zwischen den Städteti Potsdam, Brandenburg, Plaue, Rathenow und Havelberg nächstens ins Leben treten foll, und den Reisenden in jeder Hinficht viele Bortheile gewähren wird.

Danzig, 24. Aug. Heute Nachmittag 3 Uhr starb auf dem Landsize seines Schwiegervaters, des Kommerzien-Nath Behrend zu Langefuhr, der als Lieder-Komponist úber das Deutsche Vater- land hinaus bekannte Friedrich Curschmann aus Berlin, einer Unéterleibs - Entzündung erliegend, gegen welche die Kunft unserer Zeschicktesten Aerzte nichts vermochte, Der Verstorbene erreichte nur dâs 37e Lebensjahr.

Zn Marienburg brannten in der Nacht zum 416. August 6 Wohnhäuser und 6 mit Getraide gefllte Speicher ab. Ein Material: bändler hatte in einem dieser Häuser einen bedeutenden Vorrath Pulver lagern, Das Dach flog mit zwei gewaltigen Stößen in die Luft.

Posen, 24. Aug. (Pos. Z.) Wenngleich bei den Einsaf- {jen unseres Regierungs - Bezirks fein außerordentliches Steigen des Wohlstandes im Allgemeinen zu bemerken if, so ist doch un: verfennbar, daß im Vergleich zu früheren Jahren ein bei tveitem besseres Loos, man kann sagen ein gewisses Wohlbefinden in allen Einwohner - Klassen vorhanden ist, das dutch die mehrjährigen bejsjeren Getraide-, so wie Holzpreise zunächst bei dem Landmang statt hatte, von diesem aber nach und nah auch auf die gewerbe: treibenden Klassen zurückwirkte. Sehr wesentlich trägt hierzu au der Umstand bei, daf die bedeutenden Koften: Zahlungen, welche in Folge der Regulirungen die bäuerlichen Wirthe zu leisten hatten, größtentheils abgetragen sind, ebenso die Abbauten und sonsk nöthig gewordenen Baulichkeiten ihr Ende erreicht has ben, daher die Ertrage der Wirthschaften von den Besißern mehr zu ihren persónlichen Bedürfnissen verwandt werden können, welche naturlich sich in dem Maße vermehren, als Mittel zur Befrie- digung fich vorfinden, zugleich aber auch dadurch in vielen Ver- zweligungen nun auch die anderen Einwohner: Klassen an diéfen Ertràgen Theil hehmen lassen. In der Landwirthschaft if eiti unausgesebter Fortschritt nicht zu verkennen. Auch die bäuerlichen Grundbesißer nehmen immer mehr auf vermehrten Anbau von Futter: gewächsen, namentlich von Klee, Verbesserung ihres Viehstandes

S : e und sorgfältigere Ackerbeskellung Bedacht. Von Seiten der grö- Fo 3 sißer geschieht viel für Entwässerungen und umfas- ßeren Grundbesiger geschieht viel f S Ms Lahe (14 sende Meliorationen innerhalb ihrer Güter. Jmmer mehr sieht

y : . ten Wirthschafts: Ge- man die unansehnlichen und vernachläsfig Ai a N ‘vßeren Gútern verschwinden, welche sonst eben baude auf den größeren R Tes U so wie bei den Bauern dort die Kegel ausmachten. Da die c é fangen seltener zu werden, so hat man in neuerer -polabe(lande aBsangen 1: ‘es Regierungs-Bezirks vorhan: Zeit den fast in allen Gegenden unseres L gierungs: Bezir vorhan: Ren mehr oder minder brauchbaren Torflagern größere éufmerf- samkeit zugewendet. Eben so is durch mehrere in der neuesten Zeit gemachte Entdeckungen die öffentliche _Aufmersamfeit auf die Auffindung und Nußbarmachung von sonstigen Sossilien und Mi- neralien hingeleitet worden, Es ist faum zu bezweifeln, daß die diesseitige Provinz einen weit größeren Schaß an dergleichen Pro- duften des Bodens besißt, als bisher in Ermangelung einer unm- fassenden sachverständigen Nachforschung gewöhnlich angenommen worden is. Wie es heißt, soll bei sich darbietender Gelegenheit eine technische Untersuchung unserer Provinz in geognoftischer Hin- sicht vorgenommen werden, s j e i Die diesjährige Aerndte ist im Roggenertrag nur mittelmäßig zu nennen. Der Weizen ist nur an einigen Orten und auch dort nur mittelmäßig gerathen. Die Sommerfrüchte versprechen da- gegen durchgehends eine sehr gute Aerndte. Auch die Sommer- Öelfrúchte, deren viel an Stelle des verlorenen Winterraps ein- gesäet worden sind, lassen eine gute Aerndte hoffen; jedoch _wer- den dieselben immer feinen irgend entsprechenden Erjaß der Win- ter- Oelfrucht gewähren. Sollten die Kartoffeln so vorzüglich einschlagen, wie es den Anschein hat, so würde namentlich die ärmere Volksklasse darin einen Ersaß für die weniger ergiebige Aerndte an Winter-Getraide finden können.

Die Waldbesißzer fahren fort bedeutende Holzverfäufe nach Stettin und Hamburg zu machen. Die Schifffahrt auf der Warthe war durch den Wasferstand begúnstigt. Im verflossenen Monat sind hier in Posen 52 Stromfahrzeuge angekommen. Aus Rawicz wird angezeigt, daß daselbs der Tuchabsaß sich gegen- wärtig etwas erweitern zu wollen scheine. Vor Furzem waren einige Westpreußische Tuchhändler dort, die nicht geringe Einkäufe machten. Auch auf der Frankfurter Messe, die von Rawiczer Handelsleuten skarf besucht war, wurden die Tuchwaaren rasch vergriffen. Die Tabacks-Anpflanzungen gewinnen bei Schwerin a. W immer mehr an Ausdehnung und verschaffen dort vielen Familien ihren Unterhalt.

Magdeburg, 26. U C S9 De Erfindung der Schwimmschuhe isf auch bei uns bereits versucht und scheint fich zu bewähren. Die hiesige Pionier- Abtheilung hat einem ibrer Schwimmlehrer durch Beschaffung von Schwimmschuhen Gele- genheit gegeben, sich die neue Fertigfeit anzueignen, und dieser hat ês bereits sehr weit darin gebracht. Nicht nur stromabwàarts schreitet derselbe mit völliger Sicherheit auf dem Wasser, sondern auch quer úber den Fluß; er bedient sich zu feiner Erleichterung einer Balanzierstange, die ihm zugleich als Ruder dient; nothwen- dig ist ihm indessen deren Gebrauch nicht, Er is bereits mehr- mals in voller Uniform mit Gepäck eine Strecke von mehr als êmer Viertelmeile den Strom hinunter gegangen, hat unterwegs after sein Bewehr geladen, abgefeuert und dadurch den Beweis vollständig geliefert, daß in militairischer Hinficht jene Erfindung wenigstens in solchen Fällen Werth hat, wo es nur darauf an- fêmmt, daß einzelne Jndividuen schnell, ohne Kähne suchen zu mssen oder des Schwimmens halber fih ihrer Waffen zu entáu- ßern, auf ein jenseitiges Ufer hinúber gelangen. Wie man ver- nimmt, soll im nâchsten Jahre ein Theil der hiesigen Pionier- V¿annschaft förmlich auf den Gebrauch der Sehwimmschuhe ein- geubt werden, und man hofft auch noch manche Verbesserung der “findung zu ersinnen,

Kamenz, Schlesien) 23, Aug. (Sch les, Ztg.) Morgen wird hier der Geburtstag Sr. Majestät des Grafen von Nassau festlich begangen. Zhre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht hat Vorkehrungen getroffen, an diesem Tage den Einwohnern von Kamenz ein Volksfest zu bereiten, Auf dem ebenen Plaße am

Ado. s s , A j 4 Q. p neuen Forster-Hause arbeiteten bereits feit 14 Tagen die Zimmer- leute, um Tafeln, Tribünen 2c. aufzuschlagen. Eingeladen find sammtliche Schullehrer, Schulzen und Beamten mit ihren Frauen und Angehörigen, die zu den Gütern der Prinzessin gehören, in Summa 250 Personen, Ein Meusifchor von 40 Mann wird die elnwesenden unterhalten, Besondere Gesänge werden von den

Cchullehrern einftudirt.

Sóln, 21. Aug. Der Bau der Rheinischen Eisen- bahn ist Dank der Fräftigen Unterstüßung, ¡womit die boben Staats-Behödrden unser Unternehmen befördert haben so weit vollendet, daß die Eröffnung der 9% Meilen langen Strece zwi- schen Köln und Aachen für den Personen-Verkehr binnen kur- zei erfolgen kann. Die erste feierliche Eisenbahnfahrt von Köln nach Aachen wird am Mittwoch den 1. September Morgens stattfinden und es sind dazu Einladungen an die Königl. Behbr- den, so wie an alle Förderer und Freunde des Unternehmens in der Nähe und Ferne ergangen,

Die Einkünfte der herrscheudeu Kirche in England.

Zur Berichtigung der nach Englischen Blättern von uns gegebenen Notizen Über die Einkünfte der herrschenden Kirche (\. Nr. 214 der St, 2.) wird von einem ihrer Geistlichen, mit der Versicherung, daß seine Angaben sich auf len stüßten, Folgendes mitgetheilt : und Wales belaufen sich nicht auf 9,459,561, sondern auf weni- ger als anderthalb Millionen Pfd., und die Erzbischöfe von Can- terbury und Vork erhalten nicht 52,930, sondern blos 27,000 Pfd. Erskerer nämli 17,000 und Leßterer 10,000 Pfd. jährlich. Un- | gefähr zwei Drittel des Landés in England und Wales sind dem Zehnten unterworfen. Der ganze Belauf des Zehnten, t

zuversichtliche parlamentarische Quel- S Stadt eine Art Stadtviertel bilden. T 1 „Die Zehnten von England X sen Gebäude liegen, reicht in seiner Breite von der Rue Se, Do-

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504 Pfrúnden 500 bis 600 Pfd. jährlich 74 s s O s -

pu 700 S0 2 :

129 800 00 : 91 900 1000 - T7 1000 120 2 E - 1500 -: 2000 - 18 - 2000 Und dâruber -

Diese Angaben sind auf Berichte der Pächter, nicht der Geistlichkeit, gegründet. Die Bisthümer, mit Einschluß der Erz- bisthúmer, hatten im Jahre 1834 zusammen ein jährliches Ein- fommen von 160,114 Pfd., die unter 27 Prâlaten vertheilt sind, was für jedes Bisthum durchschnittlich ungefähr 5930 Pfd. aus- macht. Von diesen Bisthümern decken nur bei 14 die Einfúnfte die Auslagen, welche leßteren sich bei 3 unter diefen 11, ungerechnet die Privat-:Almosen, Schenkungen und Subscriptionen zu milden Beitrágen, auf 3000 Pfd, jährlich belaufen. És giebt in England und Wales 4809 Pfarrstkellen, auf welen für die Wohnung des Geistlichen nicht gesorgt i; von diesen tragen 3080 weniger als 150 Pfd. jâhrlih ein, und in denjenigen Kirchspielen, die mit Pfarrhäufern versehen find, müssen diese von den Geistlichen in Reparatur erhalten werden. Die Gebühren der Land -SVeisklichen und der Geistlichen in den kleineren Provinzialstädten betragen auf je 1000 Seelen zwischen 3 und 7 Pfd. jahrlih. Jn London und anderen großen Städ- ten, wo die Gebühren allerdings hoch find, hat der Geiftliche aber kein anderes Einfommen als diese Kirchen-Gebühren und Opfer. Seit dem Jahre 1818 ist durch die mit Corporationsrech- ten beliehene Besellschaft für den Bau von Kirchen“ für 313,900 Personen Plaß in Kirchen beschafft vorden; dar- unter befinden sich aber 233,925 für die Armen bestimmte unentgeltliche Siße, und doch hängen die Einkünfte der Geistli: chen an den von jener Gesellschafc erbauten Kirchen größtentheils von der Miethe der Kirchstühle ab. Aus allem diesen wird man ersehen, daß der Belauf der Einkünfte des Klerus der herrschen- den Kirche oft sehr übertrieben wird, und daß dieselben nicht mehr als hinreichend sind, ja, öfters sogar nicht einmal aus- reichen, um den Unterhalt einer achtbaren Familie zu bestrei- ten. Es bleibt also fein Ueberschuß, aus welchem die all- gemeinen Unkosten der Kirche, zu deren Bestreitung jeßt die Kirchen-Steuern erboben werden, zu decken wären. Bergleicht man die Einfúnfte der herrschenden Kirche mit den anderen vf fentlichen Lasten, so wird man finden, daß zwischen dem, was jene Institution, und dem, was die übrizen Jnftitutionen dem Lande kosten, gar kein Vergleich stattfinden kann. Die Armee, welche sich doch jeßt auf dem Friedensfuß befindet, Fostet dessenungeach- tet jährlich 7 Millionen Pfd. die Seemacht 67 Millionen. ¿llfo werden beinahe 14 Millionen zu diesen Zwecken von dem Volke erhoben, obgleich England jeßt keine erklärten Feinde hat, und von jener Summe bezahlen einen großen Theil die ärmeren Volks- Flassen als Accise und Zoll von den Artifeln des Lebens-Unterha(- tes, wogegen die Kirche ihre Einkünfte hauptsächlich von den Grundbe- sißern bezieht und die Armen mit geistlicher Pflege und Unterricht ver:- sorgt. Für die Berwoaltung des Civil-Dienstes wird eine Summe von 2,788,987 Pfd. St. an‘Personen, die im Dienste der Regierung skehen, als Gehalt bezahlt und außerdem noch anderthalb Millionen jährlich an Beamee, die bei der Armenpflege angestellt sind, so wie für Pro- zesse, die aus der Armenpflege entstehen, Es fann daher die Summe von 37 Millionen, welche die gesammten Einkünfte der Bisthümer, der Kathedral- Kirchen und Pfründen in England und Wales ausmacht, und die unter 15,000 Geistliche vertheilt ist, wohl nicht als so übermäßig groß erscheinen.“

Wenn man obige Angaben mit denen der ,„Statislif des Bri- tischen Reiches“ von Mac Culloch, deren neueste Ausgabe im Zahre 1839 erschien, vergleicht, so stimmen beide zwar ‘nicht ganz genau, indeß läßt sich dies durch die Berschiedenheit der Zeitpunkte erÉlâren, in welchen sie aufgenommen sind. Nach Mac Culloch’s Angaben ift der Gesammt- Belauf der Einkünfte um ein paar hunderttausend Pfund höher, nämlich 3,490,497 Pfd.; diese Summe isk jedoch als der von den Kommissarien zur Untersuchung der Kirchen - Einkünfte für die drei Jahre 1829 bis 1831 ermit- telte Durchschnitt aufgeführt, und es sind seitdem einerseits ver: schiedene Reductionen in den hoheren kirchlichen Stellen und Pfründen vorgenommen worden, theils fann sich der Zehnten- werth seitdem noch mehr vermindert haben, als er, nach Mac Cul- loch’s Bemerkung, schon im Jahre 1838 seit 1831 abgenommen hatte. So belief sich nach jenem Kommissions-Bericht das Gesammt-Ein- fommen der 27 Englischen Bisthúmer auf 160,292 Pfd, und darunter das des Erzbischofs von Canterbury auf 19,182 und das des Erz- bischofs von York auf 12629 Pfd., während ersteres nach den obigen Angaben eines Anglikanischen Geislliclen jest nur 160,114 Pfd., die beiden leßteren aber blos l'espektive 17,000 und 10,009 Pfd. betrügen, Mac Culloch schäßt indeß jenes Gesammt - Ein- fommen für das Jahr 1838 fogar nur auf 150,000 O aufe noch niedriger, und die durchschnittliche Summe, welche hiernach in demselben Jahre auf jedes der 27 Bisthúmer gekommen wäre, hâtte 5500 Pfd. betragen, wahrend fie nach der Berechnung des obigen Berichterstatters sich fúr das Jahr 1834 auf 5930 Pfd. belief. Danach würde denn natürlich au das Einkommen für die beiden Erzbisthúmer in späteren Jahren niedriger anzufesen

seyn, als es în den Jahren 1829 bis 1834 sich belief,

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_Das Kriegs-Ministerium zu Paris und sein Budget Wr für UGAT,

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H Das Kriegs - Ministerium zu Paris wúrde in etner kleineren Das Terrain, worauf des:

-minique bis zur Rue de l'Université und nimmt eine bedeutende

S Länge in der Rue St, Dominique des Faubourg St, Germain

jein, Gegen 4000 Angestellte verschiedener Art sind in den ver- Sschiedenen Gebäuden theils in den Büreaus, theils im Hotel

# des Ministers beschäftigt; zu der obigen Zahl gehört jedoch auch

# die Kathegorie der Dienerschaft, Pförtner, Briefträger, Thür-

welcher der Geistlick keit gezahlt wird, belief sih im Jahre 1837,/2f steher u. f. w,

wo der Weizen bedeutend höher stand, als jeßt, nämlich 78 Sh. 3 Pee, der Quarter, auf 1,426,527 Pfd. St, Wäre der Zehn! ten gleichmäßig vertheilt, so würde jeder mit einer Pfründe ver

sehener Geistlicher, bei obigem Preise des Weizens, etwa 150 Pfd F

St. jährlich erhalten, Die Pfründen von England und Wale gewähren von dem Ertrage des Zehnten ünd aus andere

Quellen: { ï 294 Pfründen unter 50 Pfd, jóhrlich Ÿ mer sind größtentheils von Herrn Linguay verfaßt.

59 bis 100 150 200 300 400 300

1620 : 1591 : 100 1435 150 1964 200 15317 300

830) 400

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B. Der jeßige Kriegs - Minisker, Marschall Soult, unterzeichnet t mit dem Namen Herzog von Dalmatien (duc de Dalmatie), obne

| seinen Familien -: Namen Soult hinzuzufügen, Der Marschall is noch sehr thâtig, ist Morgens fruh auf, hält strenge Mannszucht, duldet ungern Widerspruch, Sein Vertrauter und Gescbästsfüh:

d rer, auch Advokat, ist seit langer Zeit der jeßige Minister Teste;

die Reden des Marschalls fúr die Pairs- odèr Deputirten - Kam.

Das Jm: provifiren wurde dem Marschall sets \chwer, Die Adjutantur des Marschalls besteht aus 4 persönlichen

/ Adjutanten, sämmtlich Generalstabs-Offizieren, die Obersten Nau-

diplomatischen oder militairischen Missionen geñarnint worden find,

| daé, de Tinan, Folß und Callié, deren Namen bej verschiedenen | Außer diesen 4 Adjutanten gehören zur Adjutantur des Kriegs:

E D R L E E E wi rar

Ministeriums die Ober-Offiziere de la Rue, der bei wichtiger Ge- legenheit oft nach Afrika gesandt wurbe, Pellion, der in den Mai- Unruhen 1839 wichtige Dienste leistete, for, ein Sohn des berúhm- ten Generals, Dubreton und endlich Chasseldup Laubat.

General: Secretair des Ministerium if Herr Martineau des Chesnez, welcher schon seit vielen Jahren diesen Posten beklei- det, und in dem Kriegs-Ministerium ungefähr dieselbe éinflußreiche Wirksamkeit ausúbt, wie Herr Desages im auswärtigen Ministe- rium, Zu dem General- Sekretariat gehören 7 Bureaus, wetche den innern Dienst, die Geseße und Archive, die Kontrolle ‘der Ausgaben, das Contenzieufe, die Fonds und Ordonnanzen, die Zahlungen, die Pensionen u. f. w. umfassen, R

Das übrige Personal nebst Verwaltung des Kriegs - Mini- steriums if in 7 Abtheilungen (Divisions) getheilt, dfe aus meh- reren Bureaus bestehend. Die erse Abtheilung beschäftigt si mit den besonders wichtigen Militäir-:Operationen, Trüppenbewe- gungen und Befehlen wegen Garnison - Wechsel u. f. w. An der Spiße steht der Oberst Brahaut, der bereits vor der uli - Revo- lution dem Kriegs-Minifterium angehörte. Die zweite Abtheilung, die Rekrutirung, betreffend wird von Herrn Maherault geleitet, die dritte der Gendarmerie, der Kavallerie und der Remonte vor- siehend, von Herrn Cretu. Die vierte Abtheilung betrifft dâs Ar- tillerie-Personal so wie das Materielle dieser Waffe. Die fúnfte Abtheilung das Jngenieur- Wesen. Die sechste dié Jntendantur- Geschäfte. Diesen steht Herr Genty de Bussy vor, der einen ge: wissen Ruf als Verwalter erworben, Die siebente Abtheilung end- lich beschäftigt sich mit der Kleidung, Heizung, mit den Transportz mitteln, der Kasernirung u, s, w.

Für Algier besteht eine besondere Abtheilung, welche Herr Laurence verwaltet.

Das sogenannte Depot de la Guerre bildet eine besondere größere Abtheilung. An deren Spiße steht der als qu= ter Militair: Schriftsteller bekannte General - Lieutenant Pelét. Dieses Depot des Kriegs - Ministeriums besteht aus 5 Sec- tionen, deren Angabe zugleich den Neichthum des Aufbewahr: ten andeutet, Die erste Section beschäftigt fich mit geodo- fischen und topographischen Gegenständen. Die zweite mit der Bollendung der berúhmcten großen Karte von Sranfreih, die vom Depot de la guerre blattweise herausgegeben wird. Außerdem beschäftigt sich diese Section auch mit neuen Arbeiten, Karten, Planen, Zeichnungen und Kupferstichen. Die dritte Section wid- met sich den historischen Arbeiten und steht den Archiven seit 1792 vor. Die vierte, unter dem Obersten und Militair- Schriftsteller Koch, beschäftigt sich mit Französischer und allgemeiner Statistik. Die fünfte Section hat die innere Verwaltung des Depots fo wie die der Archive vor 1792 nebst den Karten, Wappen und Kupferstichen. Zu dieser Section gehört auch die eigends denx Depot de la guerre gehörige Druckerei und Kupferstecherei. Hier werden jene Aufnahmen und speziellen Karten oder Plane gefer- tigt, deren Gebrauch nur für die Französische Regierung bestimmt ist, Die größte Vorsicht herrscht bei diesen Arbeiten , welche ge- wissermaßen als militairische Schâße und Geheimnisse betrachtet werden, Das Abziéhen gewisser Platten geschieht durch Taub- flumme,

Was die historischen \o interessanten und zahlreichen Doku= mente betrifft, so wird deren Mittheilung zu wissenschaftlichen Zwecken und Studien von dem äußerst humanen und würdigen General Pelet namhaften Personen oder auf namhafte Empfehlung gern gestattet, Auch liefert das Depot de la guerre eine gewisse An- zahl Karten, die in seinen Bureaus gearbeitet wurden. Diese Blätter sind unstreitig die besten, welché uns der Französiche Kartenhandel liefert, obgleich sfe auch theurer sind, als die vor andern Pariser Privat-Jnstituten gestochenen Blätter,

Der Zutritt ins Kriegs-Ministerium ist durch besondere Or- donnanzen geregelt; ein Bureau giebt dem Publikum zu gewissen Stunden und Tagen die nöthige Antwort auf Nachfragen aller Art, Der Minister giebt auf fcriftliche Anfrage Audienzen und hat im Winter außerdem Abends einen Empfangtag.

Daß ein großer UeberAuß von Angestellten statt findet, isf nicht zu leugnen. Die Arbeit dauert im Allgemeinen von 9 oder 10 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags. Der Kriegs-Minister bezieht, außer seinem Marschalls - Gehalte, und anderen außeror- dentlichen Einnahmen, ein JZJahrgehalt von 100,000 Fr., und 12,000 Fr. Installations : Gelder ; auch hat er freie Wohnung, Heizung Dienerschaft, Stallung, Equipagen und Mobiliar - BenuZzung. Die Bureaus haben einige junge Arbeiter, die den Titel zee méraires führen und das erste Jahr nicht besoldet sud, sondern nur eine Gratification erhalten, 41000 bis 1200 Fr. sind die ge- ringsten Gehalte der Schreiber. Ein Buceau-Chef hat gegen 10,000 Fr., ein Chef de division gegen 15,000 Fr. Gehalt, die Direktoren 25,000, Dex General ‘Pelet wohnt im Kriegs-Mini- sterium, welches mehrere große Binnenhbfe und hübsch vertheilte Garten besiktt.

Zur Verwaltung des Kriegs - Ministeriums gehören noch andere Pariser Militair : Anstalten, zuerst das Znvalidenhaus, (holel des Invalides) welches jeßt unter dem Kommando des Marschall Moncey, Herzogs von Conegliano, steht, ferner das Central-Depot der Artilletie auf dem Plate der Kirche St. Thoëz mas d'Aquin, welches Zeughaus - Gegenstände, cine Bibliothek, Plâne, Karten, Zeichnungen, ferner ein Waffen - tind Rústungs- Museum enthält, Der verdiente Direktor, Graf von Carpegna, ist Eúrzlich gestorben,

Der Pulver- und Salpeter-Verwaltung steht der General: Lieutenant Neigre vor.

Eine vermischte Kommission zur Untersuchung aller dffentli= hen Arbeiten, welche in den Bereich des Kriegs-Ministeriums gehören, präsidirt der Pair von Frankreich, Maillard. Ebenso if ein Gesundheits-Rath demselben Ministerium beigefügt.

Die zur napoleonischen Zeit fo energisch durchgeführte Cen- tralisation besteht, wie im Ministerium des Innern zur Verwal- tung des Landes durch die 86 Prâfekturen, also auch im Kriegs- Ministerium durch die 21 Militair- Divisionen.

Welche ungeheure Summen aber die Französische Militair- Berwaltung kostet, können die folgenden Angaben zeigen.

Die offiziellen Tabellen, weiche das besondere Budget des Kriegè-Ministeriums enthalten, und in Nr. 33 des ilitair- Journals, Jahrgang 1841, abgedruckt find, geben uns fol: gende von dem Finanz - Minister fontrasignirte Zahlen und Rubrifen:

Erste Section Kriegs-Ministerium. (Eintheilung des Janern.)

1) Éentral:Berwaltung Person A 2) Éentral:Vérwaltung CIIAEO O are i 20 He Druckfoiteh e 4) Bexschiedene Generalstäbe 5) Genbarmerlaa, ed tian E A 6) Subvention an die Stadt Paris zur Ver-

fárfung der Munizipal:-Garde 7) uctirung 255 E EE A O U

1,390,100 Fr. 238,100 190,006

15,919,687 18,612,564

1,954,257 674,750