1841 / 242 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von der Solidität und Schnelligkeit des gedachten Schiffes zu überzeugen.

Breslau, 27. Aug. (Bresl. Z.) So eben, 15 Uhr, verkün- det das feierliche Geläute der Glocken sämmtlicher katholischer Kirchen die erfolgte Wahl des neuen Fürstbischofs. Den allgemeinen Hoff: nungen gemäß ist dieselbe auf Herrn Dr. Joseph Knauer, Köd- niglichem Broßdechanten, Ritter des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit dem Stern, Vicarius foraneus des Fürst: Erzbischofs zu Prag in der Grafschaft Glaß, Konsistorial-Rath und Archi- diaconus, infulirten Prälaten des Klosters ad B, V. Mariam de nova via in Jrland, Domherrn zu Breslau und Stadtpfarrer zu Habelschwerdt, gefallen. Die Wahl selbs erfolgte in hergebrach- ter Ordnung. Um §8 Uhr versammelten sich die sämmt- lichen, sowohl wirklichen als Ehren - Domherren, 15 an der Zahl, in dem Kapitelsaale, wohin der Königl. Kommissarius, Ober-Präsident der Provinz und Wirkliche Geheime Rath Herr Dr. von Merckel Excellenz, durh den Vicarius capituli, Herrn Professor Dre, Ritter, und Prâälaten Herrn Neander eingeholt wurde, Der Weihbischof Herr Latussek wies hierselbst zunächst in einer Anrede auf den Zweck und die Bedeutung der Zusam- menfunft hin, welche der Königl. Kommissarius nach erfolgter Vorlesung der in Bezug auf die Wahl ergangenen Allerhöchsten Kabinets-Ordre erwiederte. Hierauf verfügte fih gegen 9 Uhr das ganze Kapitel, in seiner Mitte der Königl. Kommijsarius, in Prozession in die Kathedrale, woselbst die Wahl mit einem feierlichen Hochamte, während dessen die sämmtlichen Kapitu- laren das heilige Abendmahl empfingen, eingeleitet wurde. Nach beendetem Hochamte verfügte sich der Königliche Kommissarius in die bischöfliche Residenz. Das Kapitel schritt hierauf bei ver- schlossenen Thüren zur Wahl selbsk. Nach Verlauf von 2a Stunden, und nach erfolgter Einholung des Königlichen Kom- missarius vertúndete den zahlreichen Anwesenden der Prolonola- rius apostolicus, Herr Pfarrer Faustmann aus Polkwiß, die durch Stimmenmehrheit erfolgte Wahl. Die Feierlichkeit wurde demnäcbst | mit einem Te deum geschlossen, bei welchem der Herr Weihbischof La- tussek und der Herr Prälat Neander dem erwählten Fürstbischof assiskir- ten. Herr Jos. Knauer is geboren zu Rothflófsel in der Grafschaft Glaß und seht bereits in dem ehrwúrdigen Alter von 77 Zah- ren. Wie allgemein derselbe geliebt ist, dies sprach sich E le:

bendigsten vor zwei Jahren aus, als er sein funfzigjähriges Prie: ster-:Jubiläum feierte. Seine geistlichen und weltlichen Oberen, seine Gönner und Freunde, seine Xmtsgenosten und Untergebenen, Alle hatten sich beeifert, ihm die sprechendsken Beweise von Liebe und Verehrung zu geben. Ein Mann von einfacher und strenger Sitte, von wahrer NReligiositat und unermüdetem Geschäftseifer, darf er, gestÚßt auf eine fúr sein hohes Alter sehr seltene Rüstig- keit, mit Zuversicht sein s{weres Amt antreten, S taat und Kirche bringen ihm in gleichem Grade ihr vollkommenstes Ver- trauen entgegen.

Die Eisenbahnen in Frankreich.

Nirgends wird die Frage über die Eisenbahnen mehr debat- tirt, mehr angeregt, als in Frankreich, und nirgends beschaftigt man sich weniger mit der Ausführung dieser Bahnen, Seit zehn Jahren machen wir Studien und Versuche, und bis jeßt haben wir nicht eine einzige Linie, die erwahnt zu werden verdiente und dem Handel oder der Jnduftrie wirklichen Nußen gewährte. Unter dem Miniskerium Casimir Perrier’s, und als Herr d’Argout Mi- nister der öffentlichen Arbeiten war, machte das Corps der Jnge- nieure der Brücken und Chausseen zahlreiche Studien. Man pro- jeftirte damals Eisenbahn-Linien zwischen Paris und Havre, mit einer Verlängerung bis Straßburg, von Paris nach Nantes, von Paris úber Lyon nach Marseille, von Paris nach Calais und der | Belgischen Gränze. Unglüklicherweise ist man bei den Studien stehen geblieben und nicht eine einzige dieser Linien ist ausgeführt worden, Bald fand eine Spaltung skatt zwischen der Regierung und den Kammern, bald Uneinigkeit zwischen den zur Ausführung gebildeten Gesellschaften und dem Ministerium, und es herrschte stets eine Ungewißheit, die den guten Willen der Unternehmer oder die Jnitiative, welche die Regierung in dieser wichtigen Sache hâtte ergreifen müssen, lähmte, : | : i

Die Eisenbahnen, welche wir besißen, sind nur {wache Pro- ben dieses Communicationsmittels und bezeugen die Ohnmacht unseres Associations-Systems. Die meisten dieser Bahnen, man kann sagen alle, haben der Boraussicht ihrer Erbauer schlecht ent- sprochen; die Einen sind genöthigt, zu Anleihen zu schreiten, An- dere haben von der Regierung Vorschüsse verlangt, Andere eine Garantirung der Zinsen des aufgewendeten Kapitals, Andere end- lich, wie die von Paris nach Havre, haben liquidirt, ohne auch nur einen Anfang mit der Ausführung gemacht zu haben, Die längste Eisenbahn-Linie, welche wir besißen, ist die von Lyon nach St, Etienne, aber sle ist eine spezielle Communication, die haupt- sächlich zum Transport der Steinkohlen und einer geringen Quan- titât Waaren dient, Die anderen Linien haben kaum 8 bis 10 Lieues Länge und sind durchaus ohne Wichtigkeit für die allge- meine Wohlfahrt des Landes.

Es sind allerdings mehrere Linien von einer gewissen Wich- tigkeit gegenwärtig im Bau begriffen; aber sie sind nur mit Un- terstúßung der Regierung begonnen und fortgeseßt worden, Den

Einen hat die Regierung bedeutende Vorschússe bewilligt, den An- dern hat sie cin Minimum an Zinsen garantirt. Die unter dem einen oder andern Namen den verschiedenen Gesellschaften gemach- ten Vorschüsse betragen 65 Millionen Franken und wurden durch die Geseße vom 17, Juli 1837, vom 1, August 1839 und vom 15, Zuli 1840 bewilligt, Die Bahnen, welche am meisten an dieser Summe theilnehmen, sind; die Bahn von Basel nach Strasburg, die im Bau begriffen it und nur in einzelnen Theil len befahren wird, mit 12 Millionen; die Bahn von Paris nach Orleans, die bis Corbeil, eine Strecke von 7 bis 8 Lieues fertig isk, mit 16 Millionen; die Bahn von Montpelliey nach Mismes die auf Kosten des Staats ausgeführt wird, mit 6 Millionent die Bahn von Lille nach_ Valenciennes und big zur Belgischen Gränze, auf Kosten des Staats gebaut, mit 10 Millionen An: dere Darlehen sind den Linien von Andrezieux nach Röaune und von Paris nach Versailles (linkes Ufer) bewilligt worden

Diese leßtere Bahn wird so wenig befahren, daß sie nicht einmal die Kosten deckt und ihr Zustand is höchst kritisch, Die Regierung hat bekanntlich für die Verbindung zwischen Paris und Versailles zwei Konzessionen ertheilt; Herr von Rothschild gab das meiste Geld zu der Bahn auf dem rechten Ufer, und Herr Fould unterstÚßte die auf dem linken Ufer, Diese doppelte Kon- zession hat beide Operationen gleich schlecht gemacht und nament- lich erfährt das linke Ufer gegenwartig die traurigen Folgen der Konkurrenz. Die ursprünglichen Veranschlagungen fur diese Linie hatten die Gesammtfosten auf 5 Millionen Franken festgestellt,

und dieß Kapital wurde fask augenblicklich aufgebracht; kaun hatte |

man jedoch die Arbeit begonnen, so gewahrte man die Un-

| 500 Fr,

1074 | zulänglichkeit des Kapitals und die Gesellschaft kontrahirte | eine Anleihe von 5 Millionen, indem sle die Eisenbahn, das Baumaterial und die künftigen Einnahmen verpfändete. Man sette die Arbeiten fort; die ungeheuren Terrassements und Bauten aller Art, welche nöthig wurden, hatten indeß bald das neue Kapital absorbirt, und nach einer Ausgabe von 10 Millionen waren kaum zwei Drittel der Bahn fertig. Unter diesen Umstäân-

den wandte die Compagnie sich an die Regierung, um von dersel- |

ben ein neues Darlehen von 5 Millionen zu erhalten. Die Kam- mern zeigten sich willfährig, die Summe wurde votirt und die Eisenbahn mit großer Múde vollendet. Aber während der acht-

zehn Monate seit ibrer Eröffnung trägt sie nicht die Kosten der |

Unterhaltung und Verwaltung ; sind rústândig und die fúr die bezahlt und bilden bereits eine Summe von etwa 400,000 Fr. Die Eisenbahn auf dem rechten Seine -Ufer, einen Theil ihres Laufes mit der Linie nach St. Germain zusam- menfällt, ) fich zwar in einer nicht ganz so traurigen Lage, macht aber doch auch ziemlich schlechte Geschäfte. Diese Umstände haben eine An- nâherung zwischen diesen beiden Gesellschaften hervorgerufen, die ohne Zweifel den Zweck hat, die Folgen der Konkurrenz zu mil: dern und die Jnteressen zu verschmelzen, indem man eine und dieselbe Verwaltung stellt.

die Regierung auf die Zinsen der Bahn auf dem linken Ufer vorgeschossen hat und thatsächlich auch

zweite werden gar nicht

auf das Kapital verzichten, da ihr nichts die Zurúckzahlung def- |

selben garantirt und die Bahn fúr die erste von den Eigenthumern gemachte Anleihe von fúnf Millionen hypo:hekarisch verpfändet ift.

die Zinsen für die erste Anleihe |

die für |

wobei der Herr von Rothschild betheiligt i, befindet |

sie unter | Bei dieser Anordnung würde | inf Millionen, welche sie der |

Dieser Konflikt und diese Verluste entstehen einzig und allein |

aus der doppelten Konzession, die in der Richtung von Paris nach Versailles ertheilt worden ist. 1 gewissen Fractionen der Deputirten-Kammer gegenüber, is von

Die Stellung der Regierung, |

der Art, daß sie die Forderungen derselben nicht immer abweisen |

Í Dadurch erflárt sich das Unzusammenhängende und wir möchten sagen die Fahrlässigkeit, die bei der Ausführung unserer öffentlichen Arbei- ten herrscht. Man befolgt keinen allgemeinen Plan, kein im Vor- aus überlegtes System; sondern man giebt den Gesuchen und Quälereien der Deputirten nach, welche die Jnteressen ihrer Hei- math und zuweilen ihr persönliches Juteresse im Auge haben, wenn sie selbst bei den Unternehmungen betheiligt sind, für die sie Konzessionen, Anleihen oder irgend eine finanzielle Unterstüßung nachsuchen.

Man sieht leicht ein, daß, wenn die 65 Millionen, die in drei

fann, ohne ihre eigene Majorität zu kompromittiren.

aufeinander folgenden Sessionen als Anleihen, Unterstüßungen oder |

als direkt vom Staate zu verwendende Fonds bewilligt wurden, für eine einzige Haupt-Eisenbahn-Linie verwendet worden wären, Frankreich einen ganz anderen Nußen davon gehabt haben würde. Die Linie, welche sich am natúrlichsten darbietet und die zugleich

den verschiedensten und zahlreichsten Jnteressen genügen könnte, E

die Linie von Havre nach Straßburg. Sie brächte Amerika in Verbindung mit Deutschland und sicherte uns einen unermeßlichen Transito - Handel; sie ersebte den Mangel eines Kanals zwischen der Hauptstadt des Elsaß und Paris und durchschnitte mehrere Provinzen, die aus Mangel an Communicationsmitteln ihre Er- zeugnisse nur mit Mühe abseßen. Es wäre dies eine Linie, die zugleich den außeren wie den inneren Handel begünstigte und die als Ty- pus und Ausgangspunkt für unsere sämmtlichen übrigen Bahnen hâtte dienen fönnen, Wenn man aber die 65 Millionen, die dazu gedient haben, eine ziemliche Anzahl kleiner Ortschaften, mehrere Gesellschaften, fünf oder sechs große Banquiers, fúr die man stets die größten Rücksichten beobachtet hat, zufrieden zu stellen, für eine einzige Linie bewilligt hâtte, wúrde man nicht die Sympathie einer so großen Anzahl Deputirter erlangt haben, Denn ein Deputirter hat vor allen Dingen für die Jnteressen seines Arron- dissements zu sorgen und selten beachtet er die Bedúrfnisse der gesammten Departements.

Die Eisenbahn von Paris nach Havre, die in diesem Augen- blicke liquidirt wird, hat ein eigenthümliches Schicksal. Als die Kammer die Konzession dazu ertheilte, lagen zwei Projekte vor. Nach dem einen sollte die Bahn durch das Thal der Seine, nach dem anderen, Úber die sogenannten Plateaus gehen, wel- che das Flußbecken beherrschen. Die zweite Linie war von den Königlichon Jngenieurs der Brücken und Chausseen untersucht

| worden und ihr Plan wurde von den sehr mächtigen Banquiers | angenommen, die úber ihre Thal: Konkurrenten den Sieg davon

trugen, Das zur Ausführung nöthige Kapital wurde nach den, wie man sagte, volllommen genauen Schäßungen auf 80 Mil- lionen Franken festgeseßt, Die Actien, welche das Kapital re: präsentirten, gaben zu einer ungezügelten Agiotage Anlaß, die mehrere Monate dauerte und unterdeß wurden die vor: lâufigen Arbeiten langsam betrieben. Nach einer ziemlich langen

| Zeit erkannte man, daß man sich in der Veranschlagung der Ko-

sten getäuscht habe, und daß in Betreff der Schwierigkeiten, die sich taglich zeigten, die Eisenbahn von Paris nach Havre etwa 160 Millionen kosken wúrde! Die Jngenieurs der Rogierung hatten sich nur um die Hälfte geirrt, Unter diesen Umständen blieb nur ein Ausweg, nämlich, das Unternehmen aufzugeben; dies geschah denn auch, nachdem die Erlaubniß zur Liquidirung ev- theilt worden war. Aber dies is noch nicht Alles, Ju dev leßten Session haben die Kammern die Linie durch das Thal geneh- migt, dieselbe Linie, die zwei Jahre zuvor dem Kredit mächtiger Gegner erlag,

Bei solchen Erfahrungen is es fask unmöglich, den für große Unternehmungen von allgemeinem Nußen so nothwendigen Asso- ciationsgeist zu gründen. Die meisten Associationen, welche sich seit vier oder fünf Jahren bildeten, hatten die Agiotage, d. h. die Erlangung unmittelbarer Vortheile durch Actien zum Haupt- zweck, Die Chefs bekümmerten sich nicht um das Wesen des Unternehmers, mochte derselbe gut oder schlecht seyn, es gelang ihnen stets, durch ihr Börsenspiel Gewinn daraus zu ziehen, ehe man im Stande war das Verdienstliche der Sache aus dem in- dufskriellen Gesichtspunkte ju beurtheilen, Auch sind alle Eisen- bahn-Actien sehr bald ungeheuer im Preise gefallen. Die Actien der Bahn nach Versailles auf dem linken Ufer stehen 200 Fr. statt 500 Fr.; die der Bahn auf dem rechten Ufer 320 Fr. statt Dasselbe ist der Fall mit den Bahnen von Strasburg, Cette und fast mit allen im Bau begriffenen oder bereits fertigen Bahnen: überall haben Verluste stattgefunden, ungeachtet der von der Regierung geleisteten Vorschússe und Anleihen. in

Die Regierung hatte einen Augenblick die Absicht, die Eisen- bahnen gänzlich auf Staatskosten auszuführen und legte einen in diesem Sinne abgefaßten Geseß- Entwurf den Kammern vor, der leider aus Rücksichten, die in unseren Augen von keinem Werthe sind, verworfen wurde, Dieser Plan beraubte eine Menge Ban- quiers und Zndustrielle der Möglichkeit, Geschäfte dieser Art zu machen und daraus erklärt sich unstreitig der Widerstand. Aber

a Regierung damals gesiegt hâtte, so hâtten wir jeßt meh- rere Eisenbahn: Linien, die unstreitig die industrielle und fommer-

zielle Wohlfahrt des Landes befördern wúrden. gens Jeßt flar geworden, daß, wenn man

lich Eisenbahnen haben will,

derselben

n übernehmen und nüsßlihe Anlagen geben können,

muß.

So viel ist Übríi- in Franfreih wirk-

die Ausführung wird uns wichtige wenn er niht meßr

der Staat Er allein

durch die persönlichen Rúefsichten der verschiedenen Coterieen, welche die Deputirten - Kammer bilden,

ec

konnen; fúr jeßt \

cheint uns dies durchaus unmöglich.

gebunden seyn wird. Vielleicht

wird man später von den finanziellen Associationen Nußen ziehen

Es fehlt

in Frankreich nicht an Kapitalien ; sie sind im Gegentheil in Menge

vorhanden, aber zu gleicher derselben sehr ängstlich. lassen, als daß man sie von ne gen auffordern könnte, ohne

geben.

Zeit sehr zerstreut und die Besiber Man hat ste zu harte Erfahrungen machen uem zu industriellen Unternehmun- ihnen vorher sichere Garantieen ¡u

+ -

Dauer der Eisenbahufahrten am 29. August 1841.

Abgang

von

Wri

Zeitdauer

zt. | M.

Abgang Von Potsdam.

Zeitdauer

56

8 S 11

2

3 V O

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Ubr Morgeus... Morgens ...

- Vormittags.

Abends ..,.,

Abeuds ...,

- Nachmittags Nachmittags

42 42 40 45

40

| 40

54

Meteorologische

»1 r 6s Ubr Morgens... 97 - Vormittags . N Z - Nachmittags 2 - Nachmittags - Abends ..,

Abends ...

2 4

Abeuds „.,.

Beobachtungen.

1541.

29, August. |

Morgens

6 Uhr.

2 Ubr.

Nachmittags

Nach einmaliger

Abends |

10 Ubr. Beobachtung.

Luftdruck ..., 338 62 Par. |339 11 “Par. 3410,31” Par. | Quellwärme 84° R.

Luftwärme . Thaupunkt . ., Dunstsättigung F Ote (e 6%

Wolkenzug. .. Tagesmittel :

+ 8,3°R.

81 pCt.

339,35" Par. + 16,7° R...

heiter, W,

49 pCt. beiter, WNW. WNW,

B erliner

..|+ 13,4°R. [T 22,4° R.|4- 15,0° R.|Flusswärme 16 E + 10,1° R, de 102° R. | Bodenwärme 18 R.

Ausdüustung 0,049" Rb,

beiter. Niederscblag 0,

WNW. Wüärmewechsel +22 N +13,1°.

={- 9,5° R... 67 yce wNw.

Ci pCt.

Börse,

Den 30. August 1841.

Pr. Cour.

Brief. |

Geld.

. Cour. | Geld,

St. Schuld - Sch. Pr. Engl. Obl. 30. Präm. Sch. der Seebandlung. Kurm. Schuldv.

Berl. Stadt - Obl.

Elluuger do.

Danz. do. in Th. Westp. PfandLe. |:

Grossb. Pos. do,

Ostpe. Pfandbr. Pomm, do. Kur- u. Neum. do, Schlesische do.

104%, 10157

797 102% 103% 100

48 1022 106 1034 102! 1024

103M 106%

793; 1024 1037

997

105% 102% 102%

Actien, Brl. Pots. Eiseub. do. do. Prior. Act. Mygd Lpz. Eiseub, do. do. Prior. Act. Berl. Anh. Eisenb. do. do. Prior Act. Düss. Elb. Eisenb. do. do. Prior. Act. Rhein. Eisenub, Gold al marco Friedrichsd’or Andre Goldmün-

zen à 9 Th,

Disconto

dos w

1024 110 102

103%

| | aaa | ck= |

Amsterdam, 26, Juli. Kanz. Bill. 257. 5e Span. 197, Pol.

Präm. Sch. —.

25% 595 Be.

17 212 Br. zu 500 Fl. 135%. 1352.

do. 47 Anl. 102 G.

Holl. 5045. 505. Eisenbahn - Actien,

do. linkes —.

Hamburg, 28. Pa ris, 29. Aug. D Neapl, fin

l, 20,

3c Port. —.

Wien, 25. Aug.

0 1

Auswärtige Börsen.

Niederl. wirkl. Schuld 5J 1, Passive. 4177,

5% do. 100 c e

Ausg. —. Zinal, 5. Preuss,

—. Oesterr. 1057. Frankfurt a. M., 27. Aug.

St, München - Augsburg —. Dresden 100% G,

Vesterr. 5% Met. 1072 6.

Bank - Act. 1933, h Loose zu 100 FI. —. Polu, Loose 735 G,

Á è Germain —,

42 987 6, Partial - Obl. —. Preuss. Präm. Sch,

D Span, Anl. 197. 193,

1931.

Loos@ 80 G. « Wi 25 5

Versailles rechtes Strassburg - Basel 215 Br,

Ufer —.

Leipzig-

Köln - Aachen 100% G.

Aug.

Bank- Actien 1615 Be. 5% Rente fin «our. 116. 30, cour. 104, 25.

5% Mot. 10657. O Bauk - Actien 1578. Aul. de 1834 1341. de 1839 1072.

Engl. Russ. 108. 37 Rente fin cour, 93 Span. Rente 203. Passive 4%,

42 Q”! 0 0910 42 (- [9 25 5% -—,

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 31. Aug, Jm Opernhause: Euryanthe, große ro-

mantische Oper in 3 Abt Musik von C, M.

von Weber.

h., mit Tanz, von Helmina von Chezy.

(Mad. Fischer - Schwarzbbck :

Euryanthe, als Gastrolle, Herr Mantius: Adolar.) Mittwoch, 1. Sept. Lustspiel in 3 Abth., von A. P.

Original:Lustspiel in Donnerstag, male: Aelternliebe, Drama in

O

4

Sept.

Im Schauspielhause:

O) se: Die Kadetten, Hierauf : Die gefährliche Tante,

4 Akten, von Albini. Jm Schauspielhause. 2 Akten, nach dem Französischen des

Zum ersken-

Bayard, Hierauf: Der Heirathsantrag auf Helgoland, lebendes Bild in 2 Abth., von L. Schneider,

Dienskag, 31. Aug. 3 Akten, von J. Nestroy. Mittwooch, 1, Sept. (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Lucia

di Lammermoor.

tano Donizetti,

Preise der Plâke: 1 Rthlr. 10 Sgr.

Textbücher, in J im Billet-Verkaufs-Bú

zu haben,

Verantwortlicher R

Opera in 3 Alti,

Ein

Königsstädtisches Theater. Der Talismann. Posse mit Gesang in

Musica del Maestro Gae-

Plaß in der Orchester - Loge

Ein Plab in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr, u. s. w.

talienischer und Deutscher Sprache, sind reau und Abends an der Kasse à 5 Sgr.

edacteur Dr, F. W. Zinkeisen,

Gedruckt in der Deer schen Geheimen Ober- Hofbuchdrukerci,

NIlATMCeine

PVreußische Staats-Zeitung.

Berin.

IAuHalt,

Amtliche Nachrichten. : ; S

Frankreich. Paris. Guizot's Rede an seine Kommittenten zu Lisieux. Ausgang des Didierschen Prozesses. Nachrichten aus Rio-Faneiro Vermischtes. Briefe aus Paris. (Guizot in Caen. Diplomatie; Persònliches.) 7

Großbritanien und Jrland. Parl. Verh. Unterh. Gort- seßung der Adreß - Debatte. London. Die Tory - Presse úÚber

die Spanischen Angelegenheiten. Erklärung des Globe über |

die Sache Mac Leod’s, Ueber den Aufschub der Resignation des Ministeriums. Getraide - Einfuhr der leßten zwölf Fahre. Bank - Status. Auswanderung nach Australien. Neger- Verschwörung in Louisiana. Vermischtes.

Deutsche Bundesstaaten. Kassel. Ministerial-Bekanntmachung, den Schuß dramatischer und musikalischer Werke betrefend. Karlsruhe. Reise der Großherzogin nach Holland. Schreiben aus Wiesbaden. (Aufenthalt des Fürsten von Metternich.)

Desterreich. Wien. Militairisches. Bildsäule des Kaisers Franz 1. in Grâß.

Italien. Mailand. Manôdver. S i ;

Spauien, Madrid. Neue Anleihen. Schreiben aus Madrid. (Das Manifest gegen die Allocution des Papstes; Espartero's Empfindlichkeit gegen die ihm feindlich gesinnte Presse; die Kd- titgtn Christine Und die Tone) 4

Türkei. Die TDUrk. Ztg. Uber die Dämpfung der verschtedenen Aufstände.

JIuland. Aachen.

Koblenz. Reise der Königin von Griechenland.

Eisenbahn.

Die diesjährige Sißung dex General-Conseils in Frankreich.

Beilage. Schweden und Norwegen. Stockholm. General- Major Peyron. Graf Woyna. Deutsche Bundesftaaten, Múnchen. Ankunft Sr. Majestät des Königs von Württemberg. Schreiben aus Detmold. (Anwesenheit des Kronprinzen von Bayern.) -- Desterreich. Wien. Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht von Preußen hier erwartet. Türkei. Beirut. Jun Syrien is Alles friedlich gestimmt. Tabelle der Getraide - Preise für Monat Juli 1841.

Amtliche Uachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigsk geruht:

Dem Königl, Dänischen Kammerherrn, Grafen Friedri ch von Reventlow, den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit dem Sternz und

Dem Stadtverordneten und Töpfermeiskter Schneider zu Löwenberg die Rettungs-Medaille mit dem Bande; so wie

Dem Gutsbesißer Erasmus von Stablew ski auf Dlonié bei Rawicz die Kammerherrn-Würde zu verleihen.

Der Graf von Tek ist nah Stuttgart von hier abgereist.

Abgereist: Der General-Major und Gesandte am Königl, Hannoverschen Hofe, Freiherr von Caniß und Dallwibß, nach Hannover. E : E

Der Geheime Kabinets-Rath Müller, nach Liegnik.

Der Königl. Württembergische General-Major und Adjutant Sr. Majestät des Königs, Graf vonSontheim, nach Stuttgart,

Zeitungs -Üachrichten.

Nusland.

Frankreich.

Paris, 26. Aug. Da die Rede, welche Herr Guizot in Lisieux gehalten hat, eines von den Aktenstücken is, auf welche in der Polemik der Tagespresse noch oft genug Bezug genommen werden wird, so halten wir es für angemessen, dieselbe nachstehend in ihrer ganzen Ausführlichfkeit mitzutheilen:

¡Fch weiß in der That nicht, m. H., wie ih auf die für mich \o ehrenvollen und so schmeichelhaften Worte, die Sie so eben ver- nommen haben, antworten soll. Erlauben Sie mir, in denselben nur den Ausdruck der Sympathie zu erblicken, welche uns seit 12 Jahren an einander knúpft, und die in den verschiedensten Lagen und Schicksalswechseln dieselbe geblieben is, Vor 10 Jahren legte ich Jhnen in eben diesem Saale meine Jdeen und politischen Fn- tentionen dar und erörterte dieselben mit Jhnen. Eine solche ‘Versammlung, eine solche dfentliche Erdrterung, dieses ganze We- sen der freien Regierung fielen damals noch auf; jeßt scheinen ste einfach und natürlich. Ein großer Beweis von der Herrschaft und von den Fortschritten unserer JFnstitutionen. Fch wünsche mir mit Jhnen, m. H., Glück dazu. Jch seße meine Ehre darein, von den ersten Tagen an jene mächtigen Fnstitutionen laut und voll- ftändig angenommen zu haben. Jch habe Vertrauen zu denselben, ich glaube an sie, ih achte und liebe sie. Und die Thatsachen erlau- ben uns nicht, an dem Werth jener Fnstitutionen zu zweifeln; denn se haben unter unseren Augen zweimal Frankreich gerettet. Vor 1830 genügten sie zur Vertheidigung unserer Freiheiten; nach 1830 reichten sie aus, um uns vor der Anarchie zu bewahren. Glauben (Ste, m. H. daß wir ohne dieselben den Frieden hätten aufrecht er- halten, die Ordnung wiederherstellen und am Tage nach einer Revo- lution die Gründung einer Regierung hätten beginnen kdnnen? Die constitutionelle Monarchie hat ihre Proben abgelegt ; sie hat ein Recht, uns zu regieren; denn binnen N Jahren hat sie den ver- \hiedenartigsten, ih mdchte fast sagen , den “entgegengeseßtesten Be- dürfnissen der Gesellschaft entsprochen.

Sie entspricht denselben noch täglih, m. H., und das, was sich kürzlich zugetragen hat, was sich noch in diesem Augenblicke zuträgt, beweist siegreich, welche Kraft unsere Fnstitutionen haben, und welche Dankbarkeit wir ihnen schuldig sind. Erinnern Sie sih, in welcher Lage sih vor einem Fahre unsere auswärtigen Angelegenheiten be- sanden. Frankreich und Europa waren schr besorgt und sehr aufge- regt. Von beiden Seiten herrschte großes Mißtrauen und große Er- bitterung, Aller Anschein zu einem revolutionairen Kriege war vor-

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handen ; aber kein rechtmäßiger Beweggrund, kein großes Natiotial JFuteresse schrieb den Kricg vor oder machte ihn auch nur räth lich. Eine mehr oder weniger gewandte, mehr oder weniger glück liche auswärtige Politik, Täutchungen, diplomatische Niederlagen ; aber nihts, woraus vernünftigerroetje cin Krieg hätte hervorgehen konnen.

Und der Krieg war weder der wahrhafte Wunsch, noch das wahr- hafte Interesse des Landes. Frankreih wollte ihn nicht; Europa wollte thn nicht; und doch schien und war der Krieg nahe bevorste hend; so schwierig war es, den wirklichen Wunsch, das wirkliche Fn teresse der Nation zum Vorschein zu bringen und über die Leiden schaften und oberflächlichen Gefahren der damaligen Lage zu erheben, Wie stnd wir aus einer so kritischen Lage herausgekommen ?

Der König, von seiner Prärogative mit Festigkeit Gebrauch ma end, änderte sein Kabinet und brachte in demselben Augenblicke die große Frage wegen Fcieden oder Krieg, die er nah scinem Ermessen und in den Gränzen seiner Machtvollkommenheit geld hatte, vor die Kammer. Hier appellirte das Kabinet seinerseits an die gründlichste Erörterung, an die vollständigste Oeffentlichkeit ; eine Oeffentlich keit, die so weit ging, daß sie Vielen übertrieben und unangemessen erschien. Aber bei dem damaligen Zustand der Dinge war die voll ständigste Oeffentlichkeit unumgänglich nothwendig, um das Land aufzutlären und es tn den Stand zu seben , selbs, mit vollkommener Sachkeuntniß, die furchtbare Frage, welche ihm gestellt worden war, zu lôsen.

Und is aus diesem Allen eine iener unbesonnenen gewaltthätigen Reactionen hervorgegangen, welche den Gedanken oder das Benceh- men der Regierungen oder der Völker von cinem Extrem zum anderen treiben? Hat man, um ein großes Fnteresse des Landes zu retten, irgend ein anderes minder großes Fntkeresse aufgeopfert ? Hat man, indem man sich dem „Kriege um jeden Preis// widerseßte, sich dem ¿Frieden um jeden Preis// in die Arme geworfen, wie die Gegner des Kabinettes so oft zu behaupten suchen? Durchaus nicht, m. H. Alle Interessen des Landes sind berücksichtigt und geschont worden, scine Würde eben so gut, als sein Wohlstand, seine Stärke sowohl, als scine Ruhe, Von den durch das vorige Kabinet vorbereiteten Maßregeln sind einige bescitigt, andere angenommen worden. Dar- aus entstand jene Politik des bewaffneten Friedens und der ceinst- weiligen Jsolirung, eine wahre Politik der richtigen Mitte, der man keine Dauer und keinen Erfolg voraussagte, und deren Weis- heit man doch endlich einräumte. Sie hat gedauert, m. H., sic ist gelungen. Der Frieden is aufrecht erhalten worden, ohne daß wir unsere Würde zum Opfer brachten. Die Jsolirung Frankreichs hat aufgehört, nachdem sie lange genug gedauert hatte, um den Wunsch nach Beendigung überall anzuregen, und unter Bedingungen , dic die Ehre unseres Landes sicher stellen,

Hier m. H. werden Sie, wie ich nicht zweifle, meine Zurückhal- tung billigen. den großen Staatögewalten mitgetheilt und eröffnet werden dürfen. Ich werde nicht gegen die Pflicht feblen, die mir in dieser Bezie- hung auferlegt is. Fch werde mich eben so jedes Wortes enthal- ten, welches die Empfindlichkeit irgend einer fremden Regieruug und irgend eines fremden Staates verleßen könnte, mir nicht vergeben, wenn ih ein Wort sagte, welches zwischen Frankreih und England, zwischen Frankreich und Europa alte Vor- urtheile nähren und bittere Gefühle hervorrufen fönnte. Eine solche Sprache wúrde von Seiten jedes vernünftigen Mannes,

jedes aufrichtigen Freundes des Europäischen Friedens ein s{chweres |

Unrecht seyn. Fn meinem Munde würde sie, in Betracht der Stel- lung, welche ich die Ehre habe einzunehmen, ein Verstoß gegen die Klugheit und gegen die Schicklichkeit seyn, Fch werde cinen sol chen Vorwurf nicht auf mich laden, sondern mich darauf beschrän- ken, in einfachen Ausdrücken die Resultate unserer Politik und die Lehren, welche sich daraus ergeben haben, zusammen zu fassen. Frankreich is aufgeklärt und beruhigt worden; es hat eingese- hen, daß weder seine Ehre, noch sein Fnteresse ihm mehr geboten, als Rüstungen der Vorsicht und ewig dauern wird. Europa is beruhigt und belehrt worden. ruhigt durch den Augenschein unserer friedlichen Gesinnungen und

durch die loyale Uebereinstimmung unseres Benehmens mit unserer | Gesinnung, belehrt, daß Frankreich sich niemals von einer Politik, |

die nicht die seinige ist, ans Schlepptau nehmen lassen, daß es, ohne gerade Krieg zu führen, sich entschieden von dem trennen würde, was es nicht billige; daß es für alle Welt Uebelstände hat, wenn

Frankreich sich von den allgemeinen Angelegenheiten Europa?s iso- |

lirt, und daß das gute Vernehmen zwischen allen Staaten von glei- chem Futeresse für Alle ist.

Auf diese Weise is der sehr kritischen Lage unserer auswärtigen Angelegenheiten cin Ende gemacht worden , und dieses Resultat ist mit gewissenhafter Achtung vor unsern Fnstitutionen und durch die regelmäßige Entwickelung derselben erlangt worden, Der Werth derselben i| in Bezug auf unsere inneren Ängelegenheiten wo möôg- lich noch augenschetnlicher und wirksamer gewesen,

Die Ereignisse des vorigen Fahres, meine Herren, haben uns große Lasten auferlegt ; die einen sind temporair und hôren mit der Lage auf, durch welche sie veranlaßt waren, die anderen find nachhal- tiger, denn sie entstehen aus der Nothwendigkeit, unsere zu lange ver- nachlässigle militairische Einrichtung wieder auf einen guten Fuß zu seßen. Genöthigt , diese Lasten zu bestreiten, fühlt die Verwaltung zugleich die Nothwendigkeit , das Budget des Staats auf seine nor- malen Bedingungen zurückzuführen, d. h. das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Ausgaben wiederherzustellen. Der dfentliche Kredit is ein mächtiges Hülfsmittel , welches aber sehr geschont seyn will. Man darf nur in außerordentlichen und vorübergehenden Um- ständen zur Anleihe seine Zuflucht nehmen ; für die gewdhnlichen Aus- gaben müssen die permanenten Einnahmen der Steuern ausreichen ; dies sind heutzutage Elementar-Grundsäße, die jeder vernünftigen Re- gierung zur Regel dienen müssen. E H

Was hat nun unter solchen Umständen der Finanz - Minister ge- than? Er hat Maßregeln angeordnet, die schon durch die Geseße ge- billigt waren , und die einzig zum Zweck hatten: 1) die gleiche Ver- theilung der bestehenden Auflagen zwischen den Steuerpflichtigen zu sichern; 2) die Kammern in den Sland zu seßen, bei dev Prüfung und dem Votum jener Auflagen mit vollkommener Sachkenntniß zu Werke zu gehen. Nichts war sicherlich rehtmäßiger und den Bedürf- nissen einer guten Landes-Verwaltung angemessener, als jene Maßre- gel. Dennoch ward ein lebhaftes Geschrei erhoben. Nicht von Jhnen, m. H., nicht von Seiten der vernünftigen Männer, die ihr Urtheil nach der Wahrheit der Dinge regeln, sondern von Bevölkerungen, die weniger aufgeklärt, weniger in der Einsicht der öffentlichen An- elegenheiten und der Bedingungen citter guten Na vorgerückt find. Abgeschmate Frrthumer , seltsame Volks - Vorurtheile haben sich verbreitet, und in demselben Augenblicke suchten die Factionen sich derselben zu bemächtigen, sie auszubeuten, von dem Vorurtheile zum Widerstande, von dem Widerstande e Insurrection zu verleiten. Die Verblendung der Massen und die heuclerische Einwirkung derx

Es giebt Thatsachen und Debatten, die nur vor |

Fch würde es |

eine JFsolirung, die indeß nicht | Be- |

September

Factionen, das sind, m. H., die wahren Ursachen des Uebels, welches Unordnungen in einem Theile unseres Landes veranlaßt hat.

Was hat die Regierung jenem Uebel, jenen Unordnungen entgegen= geseht? Nur zwei Mittel: 1) Die einfache Ausführung der Gesetze, fest in ihrem Wesen, aber sehr gemäßigt, schr milde in der Form, kräftige aber geduldige Demonstrationen, 2) Die vollständigste, die beharrlichste Erörterung, um den Sinn jener Maßregel allgemein verständlich zu machen, und die Volks -Frthümer zu berichtigen. Ich bitte Ste, m. H., Jhre Blicke auf das zu richten, was in die- sem Augenblicke vorgeht. Fn ganz Frankreich sind die Munizipal= Conseils zusammengetreten; die General-Conseils der Departements werden sich versammeln; in diesem Augenblick is ganz Frankreich mit Wahl-Körpern bedeckt, welche die in Rede stehenden Maßregeln prüfen, erdrtern, billigen oder tadeln. Und inmitten jener a ge=- meinen Prüfung unterdrückt dic Regierung die Unordnung, fest ent- schlossen, den Gesehen Achtung zu verschaffen, aber auch beständig bemüht, die dfentliche Meinung aufzuklären. F ein solcher An- blik nicht die glänzendste Huldigung, die unseren Fnstitutionen dar= gebracht werden kann? Beweist er nicht, daß die Regierung sich auf die vollständige und energische Wirksamkeit unserer Fnstitutionen üßt, und ihnen vertraut -

Ich sage, m. H. auf die vollständige und energische Wirksamkeit unserer Fnstitutionen , denn diese allein is erfolgreich und heiliam. Wenn unsere Fnstitutionen ihren Zweck erreichen sollen, so müssen alle Staats- Gewalten mit Festigkeit und de-jenigen Entschlossenheit handeln, welche ihnen obliegt. Fedes Schwanken , jede Schwäche einer jener Staats-Gewalten würde die ganze politische Maschine hemmen und unbrauchbar machen. Denn man darf es sich nicht verhehlen, daß in unserer Zeit die Tendenz liegt , eine unserer großen Staats - Gewalten , die monarchische Gewalt, durch Schwächung der beiden Elemente, aus denen sie besieht, dem König- thume und der Verwaltung, zu beeinträchtigen. Wenn ich sage, das Königthum, m. H., o verstehe ih darunter die Königliche Institution und Person, die Krone und den König. Es ist ein Grundsaß des constitutionellen Rechtes, daß der König nichhs Bôses thun kann. Der König unverleßlich, die Miniser verantwoortlich. Feder Fehler der Regterung den Rathgebern der Krone, aber nicht dem Fürsten selb zugeschrieben. Das if der bewundernswürdige Grundsaß, der zu gleicher Zeit die Ordnung und die Freiheit beschüßt. Aber an die Stelie dieses (Srundsabes, daß der König nichts Böôses thun kann, mdchte man gern den fstel- len : der König kann nichts thun; cine de jure und de sacto falsche Jdee, welche das Köaigthum entnervt, unter dem Vorwande es zu decken.

Unser Vaterland, meine Herren, hat von Glück zu sagen, daf das Königthum sich nicht auf diese Weise hat entnerven lassen, und daß es in unseren Angelegenheiten die Rolle gespielt hat, welche ihm in unseren Justitutionen zusteht. Wir verdanken seiner beharrlichen Einwirkung einen guten Theil des Erfolges, den wir erlangt haben. Die Weisheit des Königs und die Weisheit des Landes haben fich vereinigt, und diese Vereinigung, welche das Endziel der Charte ift, hat das Heil Feankreichs ausgemacht. Lassen Sie uns dankbar gegen den König seyn, meine Hercen, wir üben dadurch nur Gerechtigfcit aus. Die Dankbarkeit is für die Völker eine nüßliche Pflicht ; fie dient ihnen eben so schr, als síe sie ehrt, denn sie ermuntert und un= terstübt den Fürsten in sciner Hingebung für das Vaterland, und das Vaterland bedarf der Hingebung des Fürsten eben so sehr, wie der Hingebung aller seiner Bürger.

Das zweite Element der monarchischen Gewalt, das auf allen

Punkten des Gebietes gegenwärtige und thätige Element, die RYetr= waltung, is eben so nothwendig, und das Land bedarf beständig ih- rer Wachsamkeit und ihrer Energie. Fn dem ganzen Laufe unserer Geschichte, und besonders seit 50 Jahren, is die Verwaltung ein Prinzip und cin Pfand der National-Einheit, der öffentlichen Ord= nung, des Fortschrittes in der Civilisation gewesen. Unter ibrer Hand und durch ihre Einwirkung is Frankreich ein kompaktes Gan= zes geworden; unter ihrer Hand und durch ihre Einwirkung sehen Sie täglich Fhre Schulen entstehen, Fhre Verbindungswege sich vermehren, Fhre Städte sich verschönern, das Gedeihen und det Wohlstand sich Über das ganze Land verbreiten. Húten wir uns sorgfältig, m. H., jene heilsamen Gewalten zu schwächen; haltetr wir sle aufrecht in allen ihren Rechten, damit sle sich fest und voll- ständig neben unseren Freiheiten entwickeln, abwechselnd beaufsichti- gend und beaufsichtigt. Es is die Pflicht der vernünftigen und auf- getlärten Männer, sie gegen feindliche Tendenzen zu vertheidigen und zu unterstüßen. Denn täuschen Sie sich darin nicht, m, H., die Gewalt kann sich nicht allein auf sich selbs beschränken ; fie muß umringt, se muß unterstüßt werden ; ihre direkten Agenten bedür- fen der thätigen und wachsamen Mitwirkung aller konservativen Kräfte der Gesellschaft. j; : Man hat gesagt, daß die Nepräsentativ Regierung nit auf die Ruhe der Minister berechnet sey; sie is auch nicht auf die Theil- nahmslosigkeit der guten Bürger berechnet. Sie ist für Niemanden eitt Zelt, unter dem er schlafen soll, sondern eine Laufbahn, die Allen erdfnet ist, und auf der Alle thätig seyn müssen. Sie Alle, m. Dis die die Ordnung in JFhren Familien, die Ordnung in Jhren Städten, die Ordnung im Staate wollen, vergessen Sie niemals/ daß diese GÚ= ter eines von dem anderen unzertrennlich sind, und daß dieselben von Jhnen selbs abhängen. Als wir im Jahre 1830 unsere verkannten Rechte geltend machten, haben wir Frankreich und der Welt ver- sprochen, eine regelmäßige und stabile, gleichzeitig aber auch eine freie Regterung zu gründen. Halten wir unser Versprechen, m. H., un- terzichen wir uns aller der Mühe, welche die Erfüllung desselben er- heischt. Um diesen Preis is der Erfolg unfehlbar, und wir werden die Hindernisse, welche sich uns noch entgegenstellen sollten , überwin- den, wie wir seit 11 Fahren diejenigen Fets überwunden haben, an denen scheitern zu sollen man uns so oft drohte. //

Der Prozeß, den Herr Simon Didier, Sohri des unter der Reskauration hingerichteten Didier's, gegen den Courrier de Lisère wegen Diffamation seines Vaters anhängig gemacht hatte, ist zum Vortheil des Ersteren entschieden worden. Der verant- wortliche Herausgeber des genannten Blattes ist indessen nur in die Kosten verurtheilt, da Herr Didier durch die Erklärungen vor Gericht zufriedengestellt ward. —DieGazette des Tribunaux und die Quotidienne haben die Verhandlungen dieses Diffa- mations - Prozesses, in welchem oft der Verbindungen erwähnt wurde, in denen Didier zum damaligen Herzoge von Orleans ge- standen hâtte, ausführlich mitgetheilt und sind deshalb vor das Zucht-Polizeigericht geladen worden. / a

Das Journal des Débats enthält ein Schreiben aus Rio Janeiro vom 23. Juni, worin es unter Anderem heißt: „Der Admiral Dupotet, der von der Brasilianischen Station abberufen worden is, und der Contre-Admiral Massieux, sein Nachfolger, befinden sich Beide auf unserer Rhede, Die Fre: