1841 / 245 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Dies sind die Thatsachen. Der gesunde Sinn des Publikums wird sie mit den Behauptungen des Courrier français ver-

gleichen.

._ Das Journal des Débats enthält heut einen Artikel Über Kreta, in welchem es heißt: „Man weiß, daß wir keinen Anstand genommen haben, uns gegen jeden Jnterventions-BVersuch zu Gunsten der Jnsurgenten auf Kreta auszusprechen. Wir hdà- ben unseren Sympathieen Stillschweigen auferlegt; wir haben die Wünsche erstickt, die wir für den Triumph der Christen auf Kreta hâtten aussprechen mögen. Wir sind der Meinung gewesen, daß es uns als Verbündeten der Pforte nicht zieme, die Empörung ihrer Unterthanen zu ermuthigen und zu unterstüßen, Wir be- reuen die \ch{merzliche Unparteilichkeit nicht, die wir uns auferlegt

hatten ; jeßt ist Kreta besiegt und unterworfen, und unsere Wünsche würden sicherlih diesem Ereignisse nicht vorgebaut haben. Aber indem wir es uns versagten, der Jnsurrection auf Kreta irgend einen Beistand zu schenken, haben wir uns das Recht vorbehalten, zu Gunsten der «dortigen Christen die Gerechtigkeit und das Mit- leid der Europäischen Regierungen anzurufen. Wir haben gesagt, daß, wenn man sich der Aufre zun im Oriènt nicht zugesellen müsse, es für die Europáischen Regierungen eine um so gebiete- rischere Pflicht seyn wúrde, ‘die Sache der christlichen Bevölkerung bei der Pforte zu vertreten. Die Europäischen Regierungen find in Konstantinopel allmächtig. Welchen schöneren Gebrauch können sie von ihrem Einflusse machen, als die seit Jahrhunderten dauern- den Leiden der Ehrisken im Oriente zu mildern ? Es handele sich hier fúr die Menschheit um ein großes Gut und für die Diplo- matie um einen großen Ruhm.“

Der Minister des Jnnern hat ein Cirkular an sämmtliche Prâfekten erlajsen, worin er die Art und Weise feststellt, wie fünftig die neu zu erbauenden Gefängnißhäuser eingerichtet wer: den sollen. Jin Eingange désselben sagt Herr Duchätel, daß die Regierung fest entschlossen sey, keine anderen Gefängnisse mehr zu erbauen, als solche, die nách dem Zellular - System eingerichtet wären, da sie zu der Ueberzeugung gelangt sey, daß es von allen bisher angewendeten Systemen das vernünftigste und zweckmä- higste sey. - Der Minister geht sodann zu den einzelnen Punkten úber, welche in den früher úber diesen Gegenskand ertheilten Re- glements noch ausgelassen oder nicht deutlich genug angegeben worden wären. Er bestimmte, daß jedes Gefängniß gegen die Entweichungs-Versuche der Gefangenen und gegen das Éindrin- gen der Personen von außen durch einen Rundengang, oder durch “ine Mauer von wenigstens 5 Metres Höhe geschüßt werden müsse, Bei Einrichtung der Zellen soll man daran denten, daß es ein Gefängniß jey, in welchem der Verurtheilté die ganze Zeit seiner Gefangenschaft zubringen mússez diesé Zellen müßten daher hinlänglich Licht, Luft und Wärme genug haben, damit der Aufenthalt in denselben kein geradezu ungesunder sey. Jede Zélle músse daher mindestens 4 Metres lang, 2% Metres. breit Und 3 Metres hoch seyn. Der Minister des Innern spricht bei die: {er Gelegenheit den Grundsaß aus, daß die Zelle vor allea Din- gen fúr den Angeklagten als ein Mittel allein und in einem Zu: stande moralischer Freiheit zu leben betrachtet werden müsse. Das itolirte Gefängniß sey eine Maßregel des Schußes und nichk ein Zwangsmittelz nur die Disziplin gäbe dem Zellen-Gefängniß den Charakter der Strafe. Er hebe diesen Unterschied besonders des: halb hervor, weil man lange Zeit hindurch vermuthet habe, daß 7s die Absicht der Regierung sey, die Angeklagten nach dem Jso- lirungs - Systeme von Philadelphia zu behandeln, eine Idee, welche sie nicht einmal in Bezug auf die Berurtheilten gehabt Bubr, 2, Die. Bellen müßten 0 eingerichtet werden, daß die. Gefangenen sich niht sehen und nicht mit einander fonmzmuniziren fönnen, Um Leßteres zu erreichèn, bedúrfe ee vor allen Dingen einer beharrlichen Aufmerksamkeit der Auf- seher, Da die Departemental - Gefängnisse ausschließlich für Berdachtige und für Angeklagte und für folche Berurtheilte be- stimmt sind, deren Gefängnißzeit nicht länger als ein Jahr dauert, so wúrde es, bei Beobachtung der für die Einrichtung der Zellen vorgeschriebenen Bedingungen, in der Regel nicht nothwendig seyn, daß die Gefangenen sich noch Bewegung außerhalb der Zelle ma- chenz indeß - theilt der Minisker dem Präfekten verschiedene Pläne mit, wonach die Gefängnisse so eingerichtet werden sollen, daß jeder Zelle ein bedeckter und selbst ein ofener Gang beigefügt iwer- den fann, in welchem die Gefangenen sich isolirt Bewegung ver- schaffen sollen. | :

Auf der Fregatte „Venus“, die von Brest ausgelaufen war, um im Feuer zu exerziren, is durch das Springen eines GeschÜßes großes Unglück angerichtet worden. Es sind 21 Kanoniere ver- wundet worden; 3 davon blieben auf der Stelle todt, 3 andere farben eine halbe Stunde darauf und von den Anderen haden 11 lebensgefährliche Verleßkungen erhalten, S

Man wollte heute wissen, daß eine telegraphische Depesche aus Calais angekommen sey, welche die Nachricht von dem er- folzten Abtreten des Whig-Miniskeriums überbringe.

Paris, 28. Aug. Wie leicht vorauszusehen war, er- {cheint die freundschaftliche Erwähnung Frankreichs in der Engli: {chen Thron-Rede der Opposition nur als elne Jronie und als eine Beschimpfung des Kabinets der Tuilerieen, welches durch {eine maßlose Nachgiebigkeit gegen die Anmaßungen und Ansprüche der Britischen Politik das Lob des Erbfeindes von Frankreich verdient habe. Wenn es noch etwas Schlimmeres geben kann, als dieses Lob, fügt man hinzu, so is es die Dreistigkeit, mit wel: cher sich die Reg'erung desselben durch ihre Organe rúhmen läßt. Glüelicher Weise hat sich die noch vor sechs Monaten im Bolke herrschende Aufregung gegen England \o weit gelegt, daß diese aufreizenden Reden auf der Oberfläche der dffentlichen Stimmung abgleiten können, #0 daß sie das mühsam angefangene Werk der Wiederherstellung der Völker - Eintracht nicht eben stören werden, Jn den Umgebungen der Regierung scheinen sich übrigens die Sympathieen immer offener der Partei zuzuwenden, welche im Begriff ist, an die Spiße der Britischen Geschäfte zu treten. Man muß geliehen, daß da Verfahren des Whig-Ministeriums gegen das . abinet der Tuilerieen in neuester Zeit im Allgemeinen einen Charafter gehabt hat, der es sehr erflärlich macht, wenn man von hier aus den Stern der Tories mit Theilnahme und voll Hóffnung wiederaufgehen sieht. Um den mit außerordentlicher Gewandtheit abgefaßten Ein- gangsartifel des heutigen Journal des Débats gehörig zu wúrdigen, muß man sich erinnern, daß dieses Blatt zur Zeit des

Eieges der großen Coalition gegen das Ministerium Molé den Doctrinairs zurief: „wir werden Euch vielleicht einst wieder un- sern Beistand geben, aber unsere Achtung nie. Diese allerdings

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ten seiner Lage triumphirt, so besteht sie den Kampf doch immer-

| hin sehr ehrenvoll. Der eigentliche Jnhalt des Raisonnements

| des Journal des Débats láßt sich in die Worte zusammen- fassen: wir sind feine Geschichtsschreiber sondern Politiker; hal: ten wir uns also an die Gegenwart, und lassen wir die abge- s{lossene Vergangenheit auf sich beruhen. Wre man der An- sicht, daß dieser Inhalt nichx viel sagen will, so vergesse man doch auf der andern Seite nicht, daß in unzähligen Dingen die Form Alles ist.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 26. August. Aus den weitläufigen Debatten über | die Adresse sitid noch einige interessante Bemerkungen einzelner | Redner hervorzuheben, namentlich aus denen der jeßigen und der muthmaßlichen fünftigen Minister oder anderer bedeutenden Par- teiführer. An diesem Abend waren der Kanzler der Schaßkam- mer, Herr Baring und Herr Goulburn, der diesen Posten in frú- heren Tory-Ministerien bekicidete, und dem von Sir R. Peel in dem neuen Kabinet die Stelle des Ministers des Jnnern zuge- dacht seyn soll, die Hauptredner, Vor ihnen ercegte die Rede des Tory, Herrn Bovrthwid, cinige Aufme-ksamkeit; er nahm unter Anderem die auswärtige Politik So D 4 4 9 y : 9 16 A des jeßigen Miñisteriums durch und schricb es der Britischen Fnter vention zu, daß Spanien, welches feühec für 14 Millionen Pfd. Bri tische Saori tate genommen _ habe, icht nicht einmal im Stande sey/ die Rückflähde der aufgelösten Legion zu bezahlen, Dann auf Felands Verhältnisse Übergehend, meinte er, die neue Verwaltung werde für dieses Land gewiß sehr heilsani und fruchtbar wicken , indem ste aller Agitation ein Ende machen und die Priester, wenn diese stch politische Bergehen zu Schulden kommen ließen, als Bürger bestrafen werde.

Dex Kanzler der Schaßkammer wiederholte zuerst den Yorwurf, daß die Gegenpartei sich auf keine Erklarungen über die von ihr in Bezug auf die in der Thron-Rede anempfohlenen Maß regeln cinlassen wolle, und kam dann auf die gegen die Whigs er hobene Beschuldigung, daß fie ihre Versprechungen! hinsichtlich Auf- rechthaltuttg des Friedens, Ersparnissen und Reformen gebrochen hâtten. „Wäre dies der Fall gewesen“ sagte er, „so hatten auch Lord Stanley und Sir James Graham an dieser Wortbrüchigkeit Theil. Mit welchem Recht dürfen diese daher jeßt unsere Stellen einnch- men wollen 7// Der Minister suchte daun die Finanz-Verwaltung der Whigs zu rechtfertigen und machte namentlich auf die von ih- nen bewirkte Reduction der Stagtsschuld aufmerksam. Er verthci- digte es auch, daß das Ministerinm die Getraidefrage als eine Si nanz-Angelegenheit, mit Núcksicht auf die Staats Einitahme, behan- delt habe, und sprach die Hoffnung aus, daß das Haus diese Frage in kurzem entscheiden werde, um so mehr, da das landwirthschaftliche Fnteresse in dem jeßigen Parlamente so starë vertreten sey.

Here Goulburn wundecte sich darüber, daß der Kanzler der Schaßkammer der großen Veemehrung, die seit drei Monaten in der Zucker-Consumtion eingetreten, nicht ecwähnt habe. Dieje Comsum- lion, sagte ev, sey so bedeutend, daß, wenn es so bis ans Ende des Fahves fortginge, die Einnahme aus den Zuckerzollen einen hdhecen Betrag evreichen würde, als in irgend einem früheren Tao Al langend die Bauholz-Frage, so berief er sich auf eine Aeußerung des General-Gouverneurs, Lord Sydenham, in einer Botschaft an die Kanadische Legislatur, worin dieser sich gegen eine plôyliche Verän- derung in den Zöllen gussprach, Here Goulburn warf den Whigs nicht sowohl vor, daß sie die Ausgaben vermehrt hätten, als vielmehr, daß sje niemals Maßregeln getroffen, um das Ocfizit zu decken. Die Revdiensie der Minister um die Reduction dexr Stagts\chuld schilderte er als sehr gering, denn die von ihnen getilgten Annuitäten würden von selb} erloschen seyn.

Endlich sprach an diesem Abend einer der bedeutendsten Radi- kalen, Herr Wakley. Er versicherte, die Minister hätten sein Vertrauen nicht verloren, denn sie hätten es niemals besessen. Die fonstitutioneil-radifale Partei scy eben so wohlgesinnt, wie die kon- servative, nur mit dem Unterschiede, daß leßtere die Mehrzahl durch die Minderzahl, die erstere dagegen dic Minderzahl durch die Mehr zahl regieren lassen wolle, „S0 wenig ich ,// sagte der Redner un- ter Anderem, „das Benehmen der Opposition billigen kann, sto glaube ih doch, daß die Minister fich selbs die Schuld zuzuschrei ben haben. Fh verschrieb thnen früher cin Rezept ohne Honorar; hätten sie damals mein Pulver genommen, so würden sie jet nicht 360 bittere Pillen (die veranschlagte Zahl der konservativen Partei, die dann guch bei der Abstimmung über die Adresse gerade die Majorität bildete) zu verschluken haben. Wenn Sir N. Peel, dessen Fähigkeiten ich schr hoch achte, die Jnteressen des Landes gehörig wahruchmen wil, so werde ich gewiß für ihn stimmen, sollte derselbe aber deu alten Tory-Pfad betreten, dann werde ich mich der großet Ratiottal-Partet gegen ihn anschließen.// Herr Wakley versprach sich indeß wenig Ei nigkeit und Planmäßigkeit von etner Tory-Regierung, denn unmòdg lich fönne Sir Robert Pecl mit Sir James Graham wegen des Geldwesens und mit Lord Stanley hinstchtlich Frlands übereinstim men. Nach mehreren Betrachtungen über Frland und die Maäaigel des Armen-Gesches schloß ex mit der Bemerkung, daß iede Verwal tung fallen müsse, die diesem empdrenden Gescße das Work rede.

Unterhaus, Sißung vom 28, August, Unter den heutigen ministeriellen Rednern war besonders Herr Hawes ein sehr eifriger Bertheidiger der jeßigen Verwaltung. Er wies nach,

daß die Vorwürfe, welche von Seiten der Tories den Ministern in Bezug auf ihre Finanz-Wirthschaft gemacht worden, wenigstens insofern unbegründet seyen, als die Leßteren keinesweges, wie man behaupten wolle, die fundirte Schuld vermehrt, fondern diejelbe

vielmehr - in den leßten zehn Jahren vön 838,549,000 auf |

815,957,000 Pfd., also im Ganzen um 22,592,000 Pfd. vermin- dert hâtten, wobei zwar die zur Emanzipirung der Sklaven auf- genommene Anleihe von 20 Millionen Pfd. nicht mit in Betracht gezogen sey, aber aus dieser Anleihe könnten die Tories am we- nigsten einen Tadel gegen -die Minister herleiten, Der Redner fuhr dann fort:

„Ausfälle in der Einnahme sind zu allen Zeiten möglich und fei nesweges ein untrügliches Zeichen von schlechter Finanz-Vecwaltung. So verursachte unter einem Lory - Ministerinm im Fahre 1825 die Absendung ciner Britischen Expedition nach Portugal ebenfalls ein bedeutendes Defizit; damals aber schrieben die Tories dieses Defizit nicht auf Rechnung ihrer schlechten Finanz - Verwaltung und ließen eine Aenderung derselben eintreten, sondern sie suchten, und zwar mit vollem Rechte, durch eine Ermäßigung der Handels - Beschränkungen die Einnahmen des Staates zu vecmehren, und der Erfolg übertraf

ihre Erwartung so schr, daß ste im Stande waren, nicht nur |

das Defizit zu deen, sondern bedeutende Skeuer - Verminderungen eintreten zu lassen. Dieses Beispiel hätte man icht vor Augen bchal- ten und nicht die Vorschläge der Minister, Zoll Ermäßigungen in Betreff des Zucker-, Bauholz- und (Zetvraide-Handels eintreten zu laf-

| sen, mit einem Antrage beantworten sollen, der bestimmt ist, dem Mi-

nisterium den Besiß des Vertrauens des Landes abzusprechen.// Herr

Hawes fügte diesen Bemerkungen noch hinzu, wie wenig das Vev-

fahren der Tories schon deshalb zu rechtfertigen scy/ weil sie, der Na | tue der Sache nach, gendthigt seyn würden, galtz dieselben oder we

nigstens ähnliche Maßregeln in Vorschlag zu bringen, wie die Whigs;

etwas gewagte Phrase is dem Journal des Débats seit dem | der Unterschied werde, nue darin liegen, daß diese Maßnahmen erst im Antritte des jeßigen Ministeriums wiederholt mit Bitterkeit und | Feühling des nächsten Jahres zur Berathung kommen würden , stalt

it Hohn vorgehalten worden, und sein heutiger Artikel hat den b P eES entfráften. Die dialektische Kunst, mit der das Journal des Débats diese delifate Aufgabe behandelt, is der

e

nendsten Periode dieses Blattes würdig, und wenn seine Be- Seit s nicht entschieden siegreich úber die Schwierigfkei:

| Jeßt ;¿ denn man dürfe wohl als unzweifelhaft, annehmett, daß dic To- | ries, sobald sie die Zügel der Regierung ergriffen hätten, das Parla- | ment sofort prorogiren und es erst zu Ende dieses oder zu Anfang des | nächsten Jahres wieder zusammenberufen würden. Ganz anders teyen | von jeher die Whigs verfahren, welche, wo es 1m Junteresse des Vol- | kes gelegen, ihre Uniersiügung den Maßnahmen dee Tories niemals

vorenthalten hätten, o insbesondere im Fahre 1825 hei den Vor schlägen Husfisson’s und im Fahre 1829 bet der Emancipation der Katholiken. Daß übrigens die Führer der Gegenpartei nicht mit der Sprache hervortreten , sey einzig und allein daraus zu erklären, daß das Ministerium, welches aus jener Partei hervorgehen werde, ein (SFoalitions - Ministerium seyn werde, welches befürchten müsse, im Keime erstickt zu werden, wenn die den Extremen desselben nicht zu sagende Ansicht des Führers zu früh ans Licht komme, E

Herr Villiers, der besonders die jeßt im ganzen Lande herr- chende Noth unter der arbeitenden Klassen schilderte, von der er schreckliche Folgen befürchtete, wenn die Tories bei ihrer bisherigen Politik beharren wolüten, da man den Handels- Beschränkungen âllein jenes Elend beizumessen habe, legte dabei einen Bericht der kürzlich in Manchester zur Berathung über die Korngeseße versam- melt gewesenen disscntirenden Geistlichen vor, in welchem unter Anderem in Bezug auf den Fabrifort Preston angeführt wird, daß derselbe, bei einer Bevölkerutg von 51,072 Seelen , 8974 bewohnte und 1017 unbewohnte Häuser enthalte, daß die Armensteuer, in e tem Zunehmen begriffen, scit 1836 von 4725 auf 7299 Pfd. gestie gen sey, und daß die Todesfälle im vorigen Jahre 462 mehr betra- gen hätten als im Fahre 1839, veranlaßt durch den Mangel an fräftigen Lebensmitteln, der so weit gehe, daß eine große Anzahl der in Preston wohnenden Weber vot nich{ts als Wasfer- suppen das Leben friste. Daß die Korngeseße die Haupt- quelle des Uebels seyen, hielt Herw Villiers für unzwetfel haft, denn es sey die Bevôlkerung Englands während der leßten 25 Fahre so bedeutend gesßiegen - daß cine genügende Masse von Ge îraide im Lande selbs nicht mehr produzirt werden könne und eine regelmäßige Einfuhr vom Auslande allein im Stande sey, die Quan tität des Getraides auf das gehörige Maaß zu steigern und den Preis desselben auf cinem fúr die geringere Klasse erschwinglichen Fuße zu halten. „Schr zu bedauern if es daher ‘/, fuhr der Red- ter fort, „daf Sir Robert Peel sich in seiner neuesten MRede in Tamworth so große Mühe gegeben hat, darzuthun, daß nicht den Korngeseten in ihrer jeßigen Gestalt, sondern anderen vorüberge- benden Ursachen das im Lande herrschende Elend, seinem wesent lichen Besisandtheile nach, ¡ugeschrieben werden müsse, utd daß er es ganz vergessen zu wollen scheint, wie viel baares Geld im vori- gen Jahre aus der Bank für Getraide ins Ausland ging, und wie nothwendigerweise daraus die Verlegenheiten der Bank, die Beschränkung des Kredits im Allgemeinen, die Benachtheili- gung der Fabrication des Lahdes und die Beschränkung des Ver- brauchs der Fabrikate bei verminderten Subsistezmitteln folgen! muß ten.// Mit sehr scharfen Worlen erklärte sich dann Here Villices über die vott Lord Stanley bei seiner Wahl in Lancastershire gchal tene Rede, in welcher derselbe darzuthun gesucht hatte, daß die Korn gesche ein Vortheil für die ärmere Klaße seyen, weil. die Reichen, denen sie zunächst Vortheil brächten, dadurch in den Stand gescßt würden, cine um so größere Menge von Tageldhnern auf ihren tern zu beschäftigen. „„So0//, sagte Herr Villiecs, „„erkfläcte. seiner Zeit ein Kanzler der Schaßkammer unter einem dee feüheren Tory-Mini sierien , Here Vansittart, die Stleuern seven als erfrischende RegeU- ch guer sür das Volk zu betrachten, denn je mehr Steuern die Re gierung erhebe, um desto mehr wecde sie in den Sland geseßt/, die einzelnen Fndividuen im Volke nüßlich zu beschäftigen.

Jun Sir R. Peel’s Rede waren die Aeußerungen über Frankreichs Wiedereintritt in den Rath der fünf Europäischen Großmächte und über den Zustand Europa's im Allgemeinen von besonderem Fnleresse, „Lassen Sie mich//, sagte ec in dieser Beziehung, „zuer auf zwei oder drei Punkle in der Adresse kurz hinweisen, hinsichtlich decen feine große Meinungs-Verschiedenheit besteht. Der erste is der, wie wir unsere Freude darüber aussprechen, daß die vorübergehende Treti- mung, welche die in Verfolg des Lraïtats vom 15, Juli 1840 ergrif= fenen Maßregeln zwischen den kontrahirenden Theilen und Frankretch erzeugten, jeßt aufgehört hat. Niemand kann mit größerer Freude als ich erfahren, daß diese Trennung vorüber is. Niemand kann mit herzlicherem Vergnügen hdren, daß Frankreich, wie es seiner Ehre zicmie, gehandelt und sich dem großen Europäischen Rathe wieder angeschlof\ jen hat. (Hört, hört!) Fch hoffe indeß, daß diese Wiedervereinigung keine blos förmliche séyn, sondern daß die Rückkehr jener freundschaftlichen Ge- fühle und jenes herzlichen Vernchmens zwischen England und Frank- reich, welche für die Sicherheit und Ruhe Europa?s st0 wesentlich i, ste begleiten wird, (Hört! von beiden Seiten des Hauses.) Mit Empfindungen der größten Freude habe ich daher die neulich von einem großen Staatämanne geäußerten Gesinnungen Óe- [efent, ih. melile nicht (n der Berinnmmlung : dev Franzo! schen Deputirten - Kammer, sondern in ciner öffentlichen Ver fammlung ausgesprochene Gestnnungen, und Alles, was in iv gend einer Versammlung von einem so ausgezeichneten Manne ge- \prochen wird, von einem Manne, der sich des Namens eines gro- ßen Staatsmagnnes so wahrhaft würdig erwiesen hat, wie Herr (Guizot, dex jeßige Minister der auswärtigen Angelegenheiten iu Frankreich, muß Aufmerksamkeit gebieten; ich habe, sage. ich, mit dem größten Vergnügen diese ofene Erklärung von ihm gelesen, daß ev sich über die Aussicht freue, ein gutes Vernehmen zwischen Frankreich und den anderen Mächten Europa's hergestellt zu schen, (Hdrt, hört!) Der nächste Paragraph der Thron - Rede lautet : 7 ¡¡Fhre Majestät hofft zuversichtlich, daß die Einigkeit dér Hauypt- máächte über alle Angelegenheiten, welche die großen Fnteressen Euro pa's betreffen , eine sichere Gewähr für die Erhaltung des Friedeus darbieten wird. // Jch süec mein Theil theile dieje Hoffnung auch mit dem übrigen Hauje, und ih ho}e/ daß das ersie gcoße Fnteresse Europas, für welches mgn sorgen wird, eben das des Friedens seyn môge. (Hôrt, hôrt!) Jf dic Zeit nicht gekommen, wo jene mächti i- gen Länder ihre militairischen Anstalten reduziren, wo ste zu einander sagen können! Diese vechältnißmäßige Erhöhung unserer militairischen Stärke núßt uns zu nichts? (Hdt, hôet!) Und was könnte es auch der einen Macht nützen, wenn sie ihe Marine odec ihre Armee bedeu tend verstäckt 7 Sicht diese Macht nicht ein, daß zum Schuß und zur Selbstyertheidigung andere Mächte ihrem Betipiel folgen werden ? Und weiß sle nicht auh, daß keine verhältnißmäßige Ver stärfung der Militgirkeäfte möglich ist, ohne eine ettjprecheid Schwäche nah anderer Richtung hin zua erzeugen? (Hört, bôrt!) Auf solche Weise raubt man dem Fcieden seinen hal- ben Werth, während man die Kriegskcäfle für den möglichen Tall einer Kriegs-Nothwendigkeit vorwegnimmt. Es ist keine Träu- merei, daß, wenn eine Nation ihre Sicherheit von ibren Rüstungen abhängig macht, die Vergeudung ihrer Hülfsquellen ihre Macht, sich zu s{hüßen, s{hwächen muß. Wenn jedes Land mit sich selbst zu Rathe geht, wenn fedes Land sich fragt , in welchem Zustande ich scine Finanzen und die jedes anderen Landes in Europa dbe¿- finden, wenn jedes Land sich fragt - welche Gefghr jeßt von frem den Angrißen zu besorgen ist, im Vergleich mit der (Kefahr, durcl übertriebene Besteuerung die Behaglickkeiten des Volkes zu vermin- dern und Unzufriedenheit unter demselben zu erwecken, so muß es sich die Antwort geben, daß die Gefahr eines Angriffs unendlich geringer ist, als die Gefahr der Vorbereitung darauf. (Hdrt, Hört!) Dies is cine mit Europas Fnteressen zu fammenhängende Frage, welche man hoffentlich zu allererst beachten wird. Es handelt sh nicht davon, welches Land auf diesen oder jenen Hof den größten Einfluß ausüben soll , sondern ob es nicht das wahre Funteresse der Länder Europa's is, zu einem gemeinsamen Einverständniß zu kommen, welches sie in den Stand zu seßen ge- cignet wäre, iene militairischen Rüstungen zu reduziren , die mehre für einen Kriegs - als für cinen Friedens - Zustand passen. (Hört, hôrt !) Jch wünsche, daß die Räthe jedes dieser Länder, und went ihre Räthe es nicht wollen, so wird sie hoffentlich die dffentliche Mei- nung dazu bewegen, ihre Anfmetkjamkeit auf die große Umwäl zung lenken mögen, welche die leßten Fahre in der Stimmung Eurd9- pas zu Wege gebracht haben. Ein fünfundzwanzigjähriger Frieden, ein gesteigerter Handelsverkehr, neue Verbindungen und neite Fnietr- essen haben eine große Veränderung in den dffentlichen Angelegenheiten bewirkt, Man nehme z. B, die Verhältnisse von Frankreich, Kein Land in Europa, wenn gesunder Menschenverstgnd in seinen Rä:

then vorwaliet, kann jeßt darauf ausgehen , eine solche Nation L den ihr gebühreuden Antheil an Autorität 1 dem Gelammt- Mathe Euvropa’s zu verkützen. Der frühere Nationalhaß Englands gegen Fre s rei, was man auch tn Frankrei selbst mitunter En E ge, i verstummt. (Hdrt, hört) Wollte man die dfffentli, E 9 ues in Enaland befrageit , so würden neirnundneunstg untér hundert Me mex erklären , daß man nichts Anderes wünjche, als daß es gyán 5 reich gelingen möge/ die freten Fnstitutionen zu befeigei, wel n Lande bestehen; mat würde kein anderes Rivalitäts Gefühl! ny ent; als das, welches auf den erfolgreichen Weltetifer in Wissenschaft K uni und Literatur, in Fudustrie und Handel gertchtet ist. (Hdet ), Ware Frankreich in Gefahr, ungerecht angegriffen zu werden, 0 IVUXDE €37 wie ich fest glaube, seine Sicherheit nicht in den Regimentern finden, die es auf dieBcine gen könnte, sondern inder dffentlichenMeinung und indem dentlichen Beistande seiner Bévölkerung- die sich wie Ein Matin erheben unddie Gefahr zersprengen würde. Fn gleichem Verhältnisse steht Deutschland; in diesem Augenblicke herrscht in diesem herrlichen Laud P obgleich es in einzelne Sigaten getheilt is, von Hamburg bis Tyrol-

von Berlin bis an die südliche Gränze ein gemeinjamer Geist und eine Kraft, die jeden Eroberer einschüchtern und besiegen würden. Es würde ebenfalls, wenn etn Angri} es bedroht, tn all seiner Fulle und Majestät sh erheben und die Eindringlinge vernichten. _ (Ddrt/ hôrt !) Auf den Ruf der Vaterlandsliebe würden Frankretch und Deutschland beide sich erheben, wie Frankreich _sich im Jahre 1793 erhob. So wie Bonaparte den Krieg führte, läßt sich jeßt der Krieg nicht mehr führen; es if nicht mehr „mdg- lih zu machen, daß das eroverte Land auch die Kosien der Erove- rung trage/ daher wird man sih wohl bedenken, che man das eigene Geld in Eroberungs - Kriegen wagt. Dessenungeachtet - werde ich) indeß Niemand der Ehre des Landes zu nahe treten lassen.‘ : as die Fragen über die Handels-Reformen betrittk- 10 erklärte Sir R. Peel, in Uebereinsiimmung mit seinen früheren Acußerun gen, er müsse dagegen protestiren, daß mant gus setnem Widerspruch gegen die von den Ministern vorgeschlagetten Maßregeln folgere, cl fey Überhaupt jeder Beseitigung von Handels Beschränkungen enl gegen öder den Prinzipten eines frelen Handels feindlich geitnntk, Hiervon‘, sagte er, „habe ich übrigens das Gegentheil bercits tm Fahre 1825 bewiesen, als Herr Huskisson seine bekannten Anträge machte, zu einer. Zeit, wo ich Minister des Fnnern war, also nit demselben einverstanden seyn mußte. Was die ministeriellen Maß- regeln imEinzelnen betrift, so wiederholte Sir Robert Peelin Bezug auf die Oolttdile, was er schon vor der Auflòsung des Parlaments gesaât- daß man erst die nähecen Berichte des General-Gouverneurs von Kanada abwarten müsse, um zu ersehen, inwiefern eme Modifiztrung oder Aufhebung dieser Zôlle dent besonderen Futeressen Kainada's nichk eni gegen sey, zumal jelzt, wo die Verhälinisse zu den Vereinigten Siag ten fo bedrohlich erschiencit, daß Lord Sydenham ein Projekt wegen Anlegung cines Festungswerks- welches 100,000 Pfd. kosten solle, nicht, wie im gewöhnlichen Wege der Geschäfte hätte geschehen müsen, an den General-Feld-Zeugmeistier, sondecn an den Herzog von Wellington zur Begutachtung venwviesen habe. Bann auf die Zuckerzdlle Übergeheud, erklärte Sie R. Pexl wiederholen zu muhen,/ vas er in Betreff derselben früher gesagt - und benußte die Gelegen heit, um, slch an die Minister wendtend Folgendes zu äußert: „Sie sollen feine Ursache haven / mir vorzuwerfen, daß ich durch Bekämpfung gewisser bestimmter Maßregeln, welche von Jhnen in Yorschlag agcbracht worden sind, dazu beigetragen , Sic von Jhren Aemtern zu entfernen und daß ich demnach darauf ausginge, un

den Machtbesi durch Beantragung von Maßregeln derselben Art zu sichern. Jch sage Jhnen geradezu, daß ich eine solche Absicht nicht hege.// Endlich auf die Korngeseße fommend wiederholte er/ wie schon erwähnt, ebenfalls seine frühere Erklärung, ¡Der felle Zdll_ von 8. Sh.‘/} fügie ex unter Anderem hinzu - ¡den die Whigs vorschlagen, würde bei hohen Getraide Preisen von 99. vis 100 Sh. die Noth nur vergrdßern ; schon deshalb alfo scheint cin wech)eslnder Zoll vorzuziehen. Wenn tcch übrigens überzeugt wäre, daß die m Lande herrschende Noth nur in den Korngejeßen seinen Ursprung habe, so würde ich selbs eiter gänzlichen Aufhebung derselben nicht entgegen seyn; aber ich halte dafür, daß auch andere Urjachen zu dieser Noth beigetragen haben, Man hat behaupten wollen , daß ich von Seiten des Agrikultuk - Fnteresse’s der Unteritüußung nur dann gewiß sey, wenn ich mich verpflichtete, die bestebendeu (Ge seze in allen ihren Details aufcecht zu erhalten; unter dteser Be dingung aber weise ich die Unterstüßung des Agrikultur - Futerese's 4 (“ (t

iei ohn N us\ell, der dic Debatte {loß / beschwerke sich nicht darüber, daß cin Votum weael mangelnden Vertrauens zu dem jeßigen Ministerium provozivi werden solle, denn dazu sey del Beginn der Sihung ganz geeignet, sondern nur uber die (Gründe, auf welche jenes Votum geslußk werde; er suchte demnach die 19 wohl im- Fnnern als nach Außen günstigen Resuligte der Politif der Minister nachzuweisen, Jn Frland wolite auch er den Stein des Anstoßes für Sir Robert Peel erblicken, da derselbe genöthigt seyn werde, dort einer det Gefühlen der Majorität des Volkes 1k- derstrebenden Minorität die Zügel der Macht zu überlassen. Jn Betreff der Aeußerungen Sir Robert’s Uber die Korngeseße aab der Minister zu/- daß bet eittem Preise von 90 bis 100 Sh. fein Zoll mehr erhoben werden könne / aber er fügte hinzu, daß etn mäßiger fester Zoll eben dazu beitragen solle, solche hohe Preîfe un möbalich oder selten zu machen, und wenn ite dann in einzelnen Zeiten dennoch einträten - so könne ja die Handels - Kammer für solche Fälle zu einer momentanen weiteren Herabseßung jenes festen Zolls ermächtigt werden. ,, Die Prinzipien des freien Handels‘ sagte der Minister, „greifen immer mehr um sich, und wenn Sir obert Peel ihnen sich anschließen will, so wird er die Drohungen derjenigen beim Ackerbau vorzugöweise interesstrten Fndividuen (der Herzoge voi Richmond und Buckingham) vevachten tönen, welche erklärt haben sollen, jedes Ministerium slürzen zu wolien, daß die Korngesetze antaste.//

Cord John Russell schloß mit der Aufforderung an die Par- tei, welche zum Machtbesiße designirt sey, daß sie ihre Gewalt im Interesse der Freiheit und des IGohles des Volkes verwenden mödge.

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Niederlande.

Aus deunc Haag, 29. Aug. Am 25ssten d. M, hat in Bließingen die feierliche Enthüllung des Standbildes de Ruyters' des berühmten Holländischen Seehelden, der in Vließingen gebo- rèn war, stattgefunden, Der König, so wie der Prinz von Ora- nien und die Prinzen Alexander und Heinrich waren bei dieser Feierlichkeit zugegen. Auch zwei Nachkommen de Ruyters waren von der Stadt eingeladen und als Ehrengäske anwesend. Meh: rere Tage dauerten die Feste, die bei dieser Gelegenheit veranstal- tet waren,

Deutsche Bundesstaaten,

Stuttgart, 28. Aug. Se, Königliche Majestät haben, auf |

Höchstihrer Rückreise von Livorno, Venedig nach Besichtigung der dortigen Merkwürdigkeiten am 16ten d. M, Abends verlassen und sind, nach einer stürmischen Ueberfahrt von da nach Triest, über Grâß, Salzburg und München heute in erwünschtem Wohlseyn wieder in Stuttgart eingetroffen, |

__ Leipzig, 31. Aug. (Leipz. Z.) Nur eine flüchtige Er- scheinung isk uns bis jeßt Herr Thiers in der zweiten Hâlfte des August gewesen, Nachdem er von Berlin mit seiner Gemahlin die schon dort in fleberhaftem Zustande sich befunden, nach Dres: den fich gewendet hatte, ist er auch hier nur furze Rèie geblieben und schnell von dort nach dem Rheine zurückgekchrt. Nach dem- jenigen, was früher über die Absicht, die Herr Thiers bei seiner Reise nach und durch Deutschland habe, in öffentlichen Blättern

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gesagt worden, hat dieses plofliche Aufgeben, seines Planes um so mehr überraschen und zu manchen- unbegründeten und sonderba- ren, wohl gar bóswilligen Vermuthungen Anlaß geben müssen, Die. einzige Veranlassung zu dieser schnellen Rückreise des Herrn Thiers ist indeß nur der leidende Zustand seiner auch sonst Einf lichen Gemahlin gewesen , welche am sechsten Tage ihres Aufent- haltes in Dresden plóblich von elner solchen Sehnsucht nach ih- rer in Bad Ems weilenden Mutter Und zugleich von einem so gewaltigen Heimweh nach ihrem Vaterlande ergriffen wurde, daß der Arzt ihr den Rath gab, so schnell als möglich nach Ems zu reisen, um dorf in der befriedigten Sehnsucht Heil und Gesund- heit zu finden, und dann möglichst bald nach Franfreich zurüdck- zutehren. Herr Thiers selbst wird, wenn es der Zustand seiner Gemahlin gestattet und ihn nicht gewijse innere Französische Ver- háltnijse zurúckrufen sollten, in furzer Zeik wieder nach Dresden fommen, um seine weitere Reise nah Wien fortzuseßen.

Detmold, 29. Aug. (Hannov. Z.) Unser Regierungs- blatt verkündigt folgende von den Bewohnern unseres Landes dankbar aufgenommene Berordnung: ;

„Bon (Sotles Gnaden Wix Paul Alexander Leopold, regterxender Fürst zur Lippe, Edler Hecr und Graf zu Schwaleuberg und Stern berg 2c. 2c. Durch die dek Landes-Kasse zugewiesenen außerordent- lichen Einnahmen is es mdglich geworden, dem Antrage der Stände auf dem leßten Landtage gemäß, auch für das gegenwärtige Fahr Unseren getrenen Unterthanen das elfte Kontributions-Simplum zu erlassen. Wir verordnen daher, daß, eben so. wie in den Fahren 1840, auch im gegenwärtigen Fahre im Monat November feine Grund-Steuer von Uhseren getreuen Untecthanen erhoben werden soll. Es it diese Verordnung durch das Fntelligenzblatt zur allge meinen Kenntniß zu bringen. Detitold, 27. August 1841, Leopold, FSULI 401 Lip, et i

Unter den Einlagen für den Grundsftein des Hermans- Denfmals befinden sich mehrere Porzellan - Tafeln, worauf die Inschriften in Farben eingebrannt sind. Auf solche Weise finden sich unter den Einlagen eine Botivtafel der Bürgerschaft und des Magistrats der Stadt Detmold, eine folorirte Charte von Deutsch- land nach der jeßigen Gemarkung, eine Spezial-Tharte des Lippè- schen Landes, eine Stammkafel unseres Regentenhauses, eine Ta- fel mit den Namen aller jeßt regierenden Deutschen Bundesfür- en, nebst statistischer Nachweisung der Größe ihrer Länder, der Einkünfte, der Einwohnerzahl der Hauptstadte, so wie des ganze! Landes, des zu stellenden Bundes - Kontingents u. st. w., eine Ta- fel. mit den Namen der Deukschen Fürsten, welche Jeßt auf fremden Thronen herrschen, eine Safel Nit Me Vou: stándig ausgeführten Risse und Plane des Hermans - Denk; mals in seiner ganzen Vollendung mit der bekannten Inschrift aus dem Tacitus: Arminius, haud dubie Liberator Germaniaë éle, ele, clc, Daß unter den Eltilagen für den Grundstein eine Sammlung der jeßigen Deutschen Münzen, so wie die Krieg®- Denfmünzen aus den Freiheitë-Kriegen und andere Erinnerun- gen an die glorreithe Zeit von Deutschlands Wiedergeburt nicht fehlen, darf als befannt vorausgeseßt werden, Bon einzelnen Frel- Corps, dem Schillschen, der Braunschweigschen schwarzen Schaar unter Herzog Wilhelm, dem Lüßowschen Corps, der Hanseatischen Legion u. st. w. werden noch Einlagen erwartet.

Die von dem ehrwürdigen Veteran, Arndt in Bonn, erbete- nen, auf das Hermans - Denkmal sich beziehenden neuen Stro- phen zu seinem unvergleichlichen Liede: „Was ist des Deutschen BRaterland2“ sind angekommen, und von den Liedertafeln mit freu- diger Begeisterung begrüßt.

Se. Durchlaucht, der rezierende Herzdg zu Nassau, haben cinen abermaligen Beitrag von 120 Gulden für das Herimans- Denkmal einsenden laffen.

Hamburg, 1. Sept. Die hiesige Kommerz-Deputation sieht sich veranlaßt, folgenden Auszug aus einem Berichte des Hav seatischen Konsuls, d. d, Gibraltar den 4. August 1841, be- fannt zu machen;

„Der Kaifec von Marokko beabsichtigt, nächstens zwei bewaffnete Kreuzer guszusenden, welche icht in dem Hafen von Larache ausge rüstet werden; dec eine ist die Brigg „„Rafteh el Chain// mit 12 Ka- nen und 40 Mann Besaßung unter dem Kommando des Admirals Abderachman Beittel, der andere die Schooner-Brigg ,„Mehdta Mes- sauda, mit à Kanonen und 20 Mann, befehligt durch Capitain Hadi Hemed Ulhadj. Jch habe darúbee mit dem Verweser des Britiichen (General-Konsulales in Tanger korrespondirt, und dieser benach ‘ichligt mich, daß der Marokkanische Admiral in ciner Privat - Untercedung ihm mitgetheilt habe, daß ausdrücklicher Befehl gegeben sey, ketn Schif anzuhalten oder zu molestiren , welches die Brilische oder die Hanseatische Flagge führt welche zufrtedenstellende Mittheilung mir gleichfalls duecch den Marokkanischen Konsul in Algier gemacht worden ist./

Hestervreich.

Tepliß, 25. Aug. (A. Z) Seit dem 18ten d. verweilt die Frau Grâfin von Marne (Herzogin von Angouleme) hier. Jn ihrer Begleitung befinden sich die verwittwete Herzogin von Bla- cas und der Graf Stanislaus von Blacas, der früher in der At- mee des Don Carlos gedient hat. Die Elite der hier anwesenden Badegäste und Fremden beeilt sict, der hohei Frau aufzuiarten. Die Anwesenheit dieser hohen Dame is ein Beweis der Gene- sung des Herzogs von Bordeaux. Jn der That stimmen auch alle Nachrichten aus Wien und Kirchberg darin úberein, daß mit etwas Nuhe der junge Prinz in wenigen Wochen ohne alle Fol- gen seines Unfalles hergestellt seyn wird, Der berühmte Wund- arzt De. Watmann, der das Appareil angelegt hat, verbürgt die vollkommene Heilung und erklärt, daß feine Spur von Lahmheit zurückbleiben wird,

rid . Schweiz.

Aarau. Mittelst Estafette is gestern hier die Nachricht eingetroffen, daß die Bundes-Versammlung in Bern der Klo- ster:Angelegenheiten wegen sich bis zum l, Oktober ‘d. J. ver- tagt habe. Gewiß ijk ebenfalls, daß auch in dem Kanton Lu- zern starke Sympathieen für den Aargau rege geworden sind und diese namentlich an der Grânze von Zofingen sich laut vernehmen lassen.

Spanien.

Paris, 29, Aug. Jn der gestern von der Regierung publi: zirten telegraphischen Depesche hat fich ein arger Jrrthum einge- schlichen. Nicht der Jnfant Don Franciscus de Paula, sondern Herr Jufante Facundo ist zum Senator ernannt worden,

Aegypten.

Alexandrien, 9. Aug. (2. Z.) Seit länger denn zehn Tagen befinden sich auf hîesizer Rhede zwei Englische Linienschiffe, „Calcutta“ und „Rodney“, das eine von 96, das andere von 94 Kanonen. Die plöbliche Erscheinung dersetben , die man mit der eludirfen Frage wegen Entlassung der Syrischen Soldaten in Ber- bindung bringt, hat, wo nicht Bestürzung, doch große Bewegung veranlaßt. Jbrahim Pascha glaubt darin einen Anfang von Be-

gebenheiten zu sehen, die vielleicht einen Anhang zu denen vorigen Zahres bilden fönntén, den auch: vor tinem-Zôhr erschiênen zu Beyrut erst zwei Englische Linienschisfe, tommandirt Napier, die sich mit demselben Anschein vo3 Sorglosigkeit auf der dorti: gen Rhede vor: Anker legten, um, wie Napier damals sagte, den Ausgang der Jnsurrection im Libanon ruhig mit anzusehen, „Da, wie man das ziemli genau hier weiß, in furzer Zéit eine größere Anzahl Englischer Linienschiffe, oder vielmehr. eine förmliche Flotte hierher konimen wird, so sind. alle Batterien bis Abufir aufs (chleunigste mit Kugeln und Munition versehen worden. Zbra- him sagte: das ist feine bloße Promenade der Engländer, die wol-

len hier etwas mehr als Luftveränderung, wir mússen auf alle e 6 u . - Möglichkeiten gefäßt seyn,

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Koblenz, 30. Aug. (Rh. und Mosel-Z.) Se. Durch- laucht, der Fúrst Metternich, ist in Begleitung seiner Gemahlin, des Bundes-Präsidial-Gesandten, Herrn Grafen von Múnch-Bel- linghausen und des Ritters Bailli von Tatitscheff, géstetn Abend gegen 10 Uhr mit dem festlih béflaggten Dampfschiffe der Kdt- nischen Gesellschaft „Ludwig 1,“ unter dem Donnér der Schisfs- böller hier angefonmimen und im Trierschen Hofe abgestiegen. Heute Bormittag besuchten dieselben unter anderen die Sf, Ka- storfkirche, das Geburtéhaus des Herrn Fürsten, so wie die hiesige Blechfabrik und fuhren gegen Mittag nah Ems zum Besuch bei Sr. Majestät dem König von Hannover, von wo sie heute Abend zurücerwartet werden.

Noch Einiges über die vorgeschlagene Beránderung der Suglischen Korugesete.

Nicht blos der zwischen den Vereinsfkaaten und England ab- geschlossene Schifffahrté: und Handels-Vertrag mußte ein Gegen- ftand der heftigsten Anfechtung in den bffentlichen Blättern wer- den, auch gegen den von Lord J. Russell im Parlament angekün- digten Geseß-Entwourf, die Veränderung des bestehenden Getraide- geseßes betreffend, hat ein Londoner Korrespondent der Allge- meinen Zeitung aus allen Kräften die Kriegs - Trompete er- shallen lajsen und denselben als cin Unheil und Unglúck drohen: des Ereigniß für Deutschland darzustellen sich bemüht. Mar aber, wie wir einigermaßen bewiesen zu häben glauben, die furcht- bare Feder dieses Korrespondenten in ihren hefcigen, noch. immer fortgeseßten Angriffen gegen den erwähnten Vertrag nicht allzu glúcckiich, so scheint uns dieses auch in keinem geringen Grave rúsichtlih der Argumente, mit welchen der in Rede stehende (Bech seß-Entwurf angefochten wird, der Fall zu seyn. Eine Erdrterung des Gegenstandes wird dieses wohl in das nöthige Licht seßen.

Die vom Minister angekühdigte Maßregel, durth wekche vie gegenwärtig in England bestehenden Gradations-Zblle von Getraide aufgehoben und durch feste Einfuhr - Zölle, nämlich § Sh. vom Quarter Weizen, 5 Sh. vom Roggen, 45 Sh. von Gerske und 3! Sh. vom Hafer, ergänzt werden sollen, wird als eine grobe

Táuschung, sowohl des Julandes als Auslandes, geschildert. F

dem der Verfasser diese Ansicht gatiz unumwunden auköspricht, hat er sich vielleicht unwillkürlich in frühere Zeiten zurückgeseßt, wo im praktischen Staats - Haushalt der Glauben gar vorherrschend war, daß der Vortheil, den man einem anderen Bolke genicßen lasse, nothwendig dem Jnlande zum Schaden gereichen músse.

| Schon die Natur des Austausches, auf dem jeder Handel beruht, spricht aber ein Verdammungs-Urtheil úber diefe shrosfe Ansicht aus; denn beim Austausche im gewöhnlichen Leben beabfthtigr jeder Theil Vortheil, und der Austgusch zwischen Völkern beruht auf der nämlichen Grundlage, wie der zwischen Jhidividuen.

Ganz richtig ift, daß Großbritanien uhd ZJrland bis jeßt iz guten Jahren hinreichend Getraide für ihren Bedarf erzeugt ha- xen, und daß in solchen Jahren der Weizen in diesen Ländern durch die inländishe Konkurrenz immer weit unter dem Stand: punkte von 30 60 Sh. per Quarter gefallen ist, welchen der neue Gese: Entwurf dem inländischen Produzenten zuzusichern beab: fichtigt. Diese Erniedrigung der Getraidepreise war aber, so weit wir hach allen Thatsachen zu urtheilen vermögen, nicht ganz allein die Folge ergiebiger Aerndten, sondêrn zum Theil auch des Um: standes, daß der Englische Landmann, theils dur die vorangegan- genen hohen Preise, theils durch den Schuß, den ihm die bish-- rige Ausfchließung des feemden Getraides bis zu ëinem Punkte wirklicher Theuerung gewährte, gereizt, so viel von seinen Feldern, als ihm nur möglich war, mit Getraide bestellt Hatte. So lesen wir in den Englischen dentlichen Blättern, daß dieses Jahr eine zuvor nie gefannte Menge Getraide ausgesäer worden is, was nicht wohl einem anderen Grunde, als den einige Jahre lang bestandenen hohen Preisen, zugeschrieben werden fann, “Diefer Reiz zur möglichsten Ausdehnung des Getraidebaues muß aber, wenn der beabsichtigte Geseß-Entwurf durchzeht, namentlich v2c- miadert werden, da der inländische Landmann bei nur einiôzrma- ßen hohen Preisen die Konkurrenz des Auslandes zu b fúrchten hat, Es fragt sich daher, ob die Getraidepreise n0.qo ergiebigen Aerndten in England roieder eben so tief sinken werden, als es bisher der Fall war. Wir halten es indessen für sehr wahrschein: lich, daß England bei ergiebizen Aerndten, wenigstens in den ersten Jahren, geñug Getraide für seinen Bedarf erzeuge, und daß in dessen Folge das Ausland zu einem Zollsaße von 8 Sh, per Anar- ter Weizen auf den Englischen Märkten nicht konkurriren kann. Und wenn dieses eintritt, #0 bleibt für beide Theile Alles auf dem bisherigen Fuße. Sehr ergiebige Aerndten, welche bichér diè vom Verfasser angeführten niedrigen Getraidepreise zur Folge hatten, sind aber nah dem Gange der Nätur nicht vorherrschend, sondern mittlere und schlechte wohl eben so haufig. Bei dem Ueberschüffe, den ergiebige Aerndten zurückließen, vermochte England bis jéßt nach mittleren Aerndten die Hülfe des Auslandes zu entbéhren ; sehr zweifelhaft scheint es uns aber, ob dieses auch in Zuüftunft der Fall sevn werde, wenn auf der cinen Seite der Ackérbau einige Einschränkung erfährt, und auf der anderen Händel und Ändustrie, und damit die Wohlfahrt des Volkes, anhaltende Fortféhritte machen, Auf diese Weise kann es nicht ausbleiben, daß das AUë- land, und namentlich Deutschland, weit häufiger, als bîéhéêr, Âb- saß fúr sein úberflüssiges Getraide in England finden werde. Und \ollté man dieses, im Ganzen genommen, nitht als einen rveserntli- chen Vortheil betrachten können!

Der Verfasser sucht aber ju beweisen, daß Deuts{land #pe- ziell bei der beabsihtigten neuen Maßregel nur vérlierén kör, und zivar mit folgenden Worten: „Hätte nuñ, [t@tt des scfthert- gen Systems wethseluder Zblle, eine feske Einfuhr-Abgabe von ächt Sh. stattgefunden, was wäre der Erfolg deweseu? De and hâtte einestheils nicht mehr, sondern weniger Stetraidè na ï-

land abgeseßt; denn bei dem bis erigen Shskeme muß fich die Spectilation der Britischen Kornhändler immer an die n&æ#ffgelez