1841 / 246 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

hâtte, so würde er vielleicht nicht all’ die Fehler begangen haben, die man seiner leßten Verwaltung mit Recht vorwirft.“

j _Der König und die Königliche Familie sind gestern wieder in St. Cloud eingetroffen. Der Herzog von Nemours hat sich gestern Abend nah dem Lager von Campiègne begeben, ber welches er den Oberbefehl führen wird.

Gestern ging ein Adjutant des Marschalls Soult mit neuen Instructionen für den General Bugeaud nah Algier ab. Es heißt, der General- Gouverneur, welcher im September abermals cine Expedition nach Mascara unternehmen will, habe verlangt, daß man ihm einige Truppen, Verstärkungen und namentlich die neu gebildeten Bataillone der Tirailleurs von Vincennes schie, Der Kriegs-Minister aber hâtte auf dieses Gesuch erwiedert, daß er in diesem Augenblicke alle Truppen im Jnunern Frankreichs be- halten müsse, um die Ruhestörer im Zaum zu halten. Doch soll er eingewilligt haben, einige der in Afrika befindlichen Regimenter durch frische Mannschaften zu erjeßen, ; :

In der großen Oper wird jeßt , der Maltheserritter“ von George @ and, Musik von Halévy, einstudirt.

3 órse am 30, Augustk, Die hohere Notirung der Kon- fols aus London veranlaßte heute an der hiesigen Börse eine stei- gende Bewegung, sowohl in den Französischen Renten als in allen anderen Fonds.

Vom Frauzöfischen ODberrheine, 20, Aug, (F. J) Binnen wenigen Wochen wird nunmehr das Europaische Gleich- gewicht in den diplomatischen Verhandlungen völlig wiederherge- stellt seyn. Frankreich is wieder in den Bund der Großmächte eingetreten und wird alsbald die Entwassnung vornehmen, die mit so vielem Rechte von so vielen Seiten begehrt wird. Hoffentlich wird auch der Kampf im Jnnern des Landes bald sein Ende er- reicht haben, so wie das nach Außen hin der Fall ist. Die Census - Frage wird gewiß ihre praktische Lösung erhalten, wenn das Ministerium in kräftiger Weise #0 fortfährt, wie es begonnen. Die Stimmung unserer Provinzen isf durchaus nicht gegen eine Maßregel, die eine gléichmàa- ßige Vertheilung der Steuern und Auflagen bezweckt. Das Leben und die Regsamkeit in unseren Departementen vermehrt sich von Tag zu Tag, seitdem unsere Eisenbahn dem allzemeinen Verkehre Preis gegeben. Die Schweizer machen nunmehr Spa zierfahrten zu uns, wie wir zu ihnen, und wir durcheilen ein Terrain von 17 Deutschen Meilen in wenigen Stunden, Man hâtte glauben sollen, die Dampfschifffahrt leide durch dieses neue Unternehmen; dem is aber nicht so, denn in dem Maße, als sich Di L

die Frequenz auf der Eisenbahn vermehrt, nimmt dieselbe auch bei den Fahrten auf dem lieblichen RKheinskrome zu,

1 Paris, 30. Aug. ZJnden die Englische Presse der in Lisieur gehaltenen Rede des Herrn Guizot den vollslen Beifall zollt, giebt sie nur den Eiadruck wieder, den jene neue Kundge- bung der die Pölitif des jeßigen Ministeriums leitenden Srund- säße auf jeden einigermaßen verständigen Sinn, auf jeden durch Par teileidenshaft und politisches Vorurtheil nicht gänzlich geblendeten Geist gemacht hat. Gleichwohl wollen die systematischen Gegner der Regierung in dem Britischen Beifalle nur einen neuen DBe- weis der Unwürdigkeit und des antinationalen Charakters des Ministeriums sehen. Herr Guizot ärndtet das Lob der Englän- der, rufen sie aus, weil er die Berwünschungen Frankreichs ver- dient, Diese Folgerung hängt mit dem falschen Mational: Jn- slinfte zusammen, welcher die Franzosen in_ allem fremden Gedei- hen eine Beeinträchtigung des eigenen Staatswohls befürchten laßt, als ob Macht, Wohistand, inneres Wachsthum nicht mch- reren Ländern zugleich beschieden seyn fonnten. Dieses mehr oder weniger stark in dem gesammten Iational-Bewußtseyn wallende Borurtheil macht es der gemeinen Meinung wirklich fask un- móglich, eine Politif zu begreifen, welche für sich nicht mehr fordert, als sie den Andern zugesteht, welche an die Bersohn- barfeit der verschiedenen Europäischen S taats: Jnteressen glaubt, welche die politischen Verhältnisse, die gewöhnlich durch die sie- gende Gewalt oder Jntrigue bestimmt werden, nach einem Ge- seße der inneren Harmonie ordnen möchte. Es wird leider wohl noch lange dauern, bis die Franzosen in Masse es sich abgewöh- nen, eine solche Politif für einen Verrath am Vaterlande nicht allein auszugeben, sondern auch, was weit schlimmer ist, ste guten Glaubens dafür zu halten. Daß nichts desto weniger eine in jenem Sinne aufgefasßite Politik sich mit wenigen Unterbrechun- gen seit einer ziemlichen Reihe von Jahren an der Spiße des Franzdsischen Staats - Wesens gehalten und ungeachtel der wilde- sten Aufregung der ehrgeizigen Bolksleidenschaften ihre Richtung im Großen immer behauptet hat, das ist eine Erscheinung, deren Größe wenigstens bei der Zukunft Anerkennung sinden wird,

Nachdem die gegen den Census gerichtete Opposition einige eben so unglücklihe als ungeschickte Versuche gemacht hat, die ein- müthige Billigung der Regierungs-Maßregeln durch die General- Conseils hinwegzuläugnen, hält sie es für das Gerathenske, sich in ein kfluges Schweigen über jene s{lagenden Zeugnisse zu Gun- sten des Herrn Humann zurückziehen, Es versteht sich von selbst, daß sie darum nicht aufhört, den Census eben so unbedingt zu verdammen als vorher, und ihr Hauptargument; daß derselbe auf | eine Erhóhung der Steuern hinauslaufen werde, mit unerschuütter- | licher Zuversicht auf dessen unwiderstehliche Kraft aber und aber zu wiederholen. Jn der That, das Ministerium is sehr strafbar, Angesichts des von der kriegerischen Opposition theils erzwunge- nen, theils wenigstens beflatschten Defizits, an eine Bermehrung der dentlichen Einnahmen zu denken. Gegen die Gültigkeit der von Amtswegen angestellten Schäßungen, an den Orten, wo die Zählungen wegen des Widerstandes der Einwohner nicht vollzogen werden konnten, walten große Zweifcl ob. Durch eine geseßliche Bestimmung scheinen dieselben nicht gerechtfertigt wer- den zu fönnen, und daß sie in den discretionairen Befugnijsen der Steuer-Verwaltung liegen, wird stark bestritten, Diese Frage wird im weiteren Berlaufe der Sache ganz gewiß vor die Tri- bunale oder vor den Staats-Rath gebracht werden, deren Aus- | spruch möglicher Weise die ganze fiskalische Operation in ihren | Wirkungen vernichten kann. Leider läßt es \ich nicht bezweifeln, | dafi die Beamten des Fiskus an manchen Orten übertriebene An- |

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schlâge, namentlich des Miethwerthes der Wohnungen, machen, Angaben, die aus unverdächtiger Quelle kommen, versichern, daß die Steuer- Verwaltung, Úberzeugt, daß die bisherigen An: \chläge im Allgemeinen weit unter dem wirklichen Werthe sind, /| ihren Agenten unter Drohungen auferlegt hat, durch ihre diesjäh- | rigen Arbeiten ein der Wahrheit besser entsprechendes Resultat, | das heißt höhere Zahlen, zu liefern, Die Folge einer solchen Ein: \{üchterung mußte denn freilich wohl seyn, daß die Unterbeamten vielmehr úber den wirklichen Werth der zu schaßenden Gebäude hinausgehen, als unter demseiben bleiben, rau

Die Reise des Bischofs von Algier nah Frankreich is wohl nur éine halb freiwillige Selbstverbannung dieses Prâlaten, dessen Einmischung in die weltlichen Angelegenheiten des eroberten Lan: des anfing, dem General-Gouverneur lâstig zu werden, Es scheint

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námlich, daß Abd el Kader seine Unterhandlungen mit dem Bi- schof zur Auswechselung der Gefangenen, nicht ailein seinem Volke gegenüber mit großem Erfolge ausgebeutet, sondern daß er auch von dem Chef der AÄlgierischen Kirche Versprechun- gen erhalten hat, die dieser nicht die Macht hatte, zu erfüllen, die aber gleichwohl die Französische Autorität Überhaupt in ihrén Verhältnissen zu den Arabern fkfompromittirten. Jn dieser Lage der Sachen hat dèr General Bugeaud auf die temporaire Entfer- nung des Bischofs gedrungen, und dieser hat eingewilligt, auf einige Monate ins Bad nach Cauterets zu reisen, wo ihn wenig- stens die Mahnungen und Vorwürfe Abd el Kader's nicht errei- chen werden. Ein mit Aufträgen an den Prälaten versehener gent des Emirs befindet sich in Algier, wo man ihn mit Beru- sung auf die Abwesenheit des Bischofs abzufertigen sucht. Der General-GBouverneuer soll entschlossen seyn, künftig keine Gefan- genen mehr auswechseln zu lassen.

X Paríás, 30, Aug. Die Art und Weise, wie das offentliche Halten der Gazette de France in den Kirchenskaaten von der Pâpsftlichen Regierung untersagt wurde, war von dem Augenblicke an vorauszusehen, als der jeßige Erzbischof von Paris Herrn von Genoude die Kanzel verboten hatte, Bei der leßten Neise, Dee M Abbé de Genoude in kirchlichen und politischen lng egenheiten nach Rom machée, wurde demselben bereits von dem Kardinal - Slaats - Secretalr eroffnet, daß ein Berbot gegen die Gazetted e France bevorstehe undzur öffentlichen Kenntniß; ge- bracht werden müsse, wenn sich derTon und dieT ndenz des Blattes nicht in furzem ändere. Die Einwendungen, welche Herr von Genoude dagegen machte, verfehlten jedoch ih1en Zweck. Mamentlich fand die Pâpftliche Regierung das rein Gallikanische Sy7em des Ober-Redac- teuls der Gazette de France für den Römischen Stuhl beun- ruhigend, während die politische Farbe der Gazette nicht wegen ihrer monarchischen Brundsaße, sondern wegen der revolu- tionairen Mittel zu deren Aufrechthaltung, wie z. B. des allgemei nen WVahlrechtes U, s, wo, getadelt wurde, Den Freunden des Herrn von Genoude gelang es, in Kom vergangenes Jahr das Berbot noch verzögern zu lassen, da jedoh die Gazette de France von der einmal betretenen Bahn nicht mehr zurück- treten fann, da sie solche für die Klügste hält, um zu ihre Zwecken zu gelangen, so fuhr dieses Blatt fort, Gallikanisches Kirchenrecht und allgemeines Stimmrecht zu predigen, wurde des- halb also auch vor kurzem von dem Erzbischofe von Paris offiziell benachrichtigt, der Römische Stuhl werde den Eingang der GBa- zette in die Römisthen Staaten nicht ferner gestatten. Mit be- fonderer Bewilligung können einzelne Personen die Gazette fer ner beziehen, ovffentliche Orte dürfen auslegen.

“nfofern ift das Verbot bedeutsam, als die Gazekkte fich dadurch immer mehr der Sprachweise der Französischen Linken nâhert und Rom in Sachen des allgemeinen religiodsen Dogma’s nicht mehr zur Seite flehen wird. Die Gga- zette kann burh dies Bekbot einige Leser verlieren und bei den Orthodoxen allerdings auch an Kredit einbúßen, dagegen wird zu den Zwecken, woelche die Gazette de France befolgt, dieses Berdot in Frankreich auf die Massen eher vödrtheil: haft als nachtheilig für Herrn von Genoude wirken. Daß die Regierung das Verbot der Gazette nicht ungern sieht, ist nicht unwahrscheinlich. Man wounschte hier vielleicht, daß Herr von Genoude sich zu einem offenen Schisma gegen Nom hinreißen lassen moge; indeß is er dazu viel zu vorsichtig, und das traurige Beispiel des Herrn von Lammennais liegt ihm hier viel zu nahe vor Augen, um zu solchen Mißgrisfen offener Em- porung seine Zuflucht zu nehmen. i

Herr von Genoude hat im Gegentheil bereits cin Schreiben an den Papsk gerichtet, worin er sich mit der größten Unterwür sigkeit ausspricht, seine Grundsaße aber zu rechifertigen sucht. Gedrucckt wird es schwerlich werden.

aber dieselbe nicht méhr

Grofibritanien und Zrland,.

Parláments-Verhandlungen. Oberhaus, Sißung vom 0, Augusk. Tiefe Stille trat ein, als Lord Melbourne sich erhob und Folgendes erklärte: „Mylords, es is nun meine Pflicht, Ew, Herrlichkeiten anzuzeigen, daß in Folge des Votums, welches das andere Parlamentshaus am Sonnabend Morgen ab- gegeben, und das ganz gleichlautend war mit dem, welches Ew. Herrlichfeiten schon zu LUnfang der ACoche abgegeben hatten, ich in dem Namen meiner Kollegen und in dem meinigen Jhre Ma- jestat um die Entlassung von den Aemtern ersucht habe, welche roir einnahmen und daß Jhre Majestät diese Entlassung anzuneh men geruht hat; wir haben daher jeßt diese Aemter nur noch so lange inne, bis unsere Nachfolger ernannt seyn werden.“ Das Haus vertagte sich dann auf den Antrag der Minister bis zum nachsten Montage. i

Unterhaus, Sißuna vowW 28, LUgu l, Deb Sprecher nahm um 12 Uhr seinen Slußl ein, und Herr Stuart Wort- ley erstattete Bericht Uber das Amendement zur Antworts- Adresse auf die Thronrede, welches bekanntlich mit dem des Oberhauses vollfommend gleichlautend ist. Herr T, Duncombe wünschte zu wissen, .ob es die Absicht sey, durch den leßten &aß des Amen- dements das Borherrschen allgemeiner Yioth anzuerkennen. Er war der Meinung, daß die Worte dieses Sales nicht so ehrer: bietig gegen die Krone oder gegen das Volk seyen wie der lebte Saß der von den Ministern vorgeschlagenen Adresse. Sir R. Peel dagegen hâlt das Amendement sogar für noch ehrerbietiger als die ministerielle Adresse. Hierauf erhob sih Herr Shar- man Crawford und beantragte wunderlicher Weise noch die Aufnahme eines Zusaßes in der Adresse, in welchem um Ausdehnung des Wahlrechts gebeten werden sollte. General Johnson, ein anderer Radikaler, unterstüßt das Amendement. Herr Ward aber, ebenfalls ein Radikaler, hielt es für höchst un: passend, eine so wichtige Frage auf solche Weise zur Sprache zu bringen. Jhm slimmte auch Herr Roebucck bel. S9. 6) zwar recht und billig, daß man Sir R. Peel, der nun schon für den Minister dieses Landes gelten könne, bald nach dem Antritt seiner Verwaltung auf den Zahn fühle, che er aber jeßt, am Schluß ei- ner langen ermüdenden Debatte an der Erörterung, solcher Fra- gen, wie die oben angeregte, Theil nähme, eher würden er und seine Freunde ihren Hut nehmen und das Haus verlassen, Uebri: gens wolle er Sir R, Peel prophezeihen, daß derselbe nicht lange Minister seyn werde, És nahmen hierauf wirklich mehrere Mit- glieder ihren Hut und entfernten sich unter schallendem Gelächter aus dem Hause, Herr T, Duncombe aber sprach für das Amendement. Auch Dr, Bowring unterstÜßte dasselbe, „Jch möchte gern,“ sagte er, „cinen Iropfen Süßigkeit in den bitteren Kelch fallen lajsen, der den Ministeriellen in der lebten Debatte gereicht wor- den Nach einigen weiteren Bemerkungen wurde zur Abstim- mung geschritten und das Amendement mit 283 gegen 39 Stim- men verworfen. Eir R. Peel erklärte sodann, er wolle, nah dem gewöhnlichen Gebrauch in Fällen wie der gegenwärtige dar-

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auf antragen, daß nâchslen Montag die Thron-Rede in Bera- thung gezogen werde, Nach Genehmigung dieses Antrages ver- tagte sich das Haus.

Unterhaus, Sigzung vom 30, Augusk, Das Haus war an diesem Abend sehr gefüllt, weil man auch hier, wie im Oberhause, eine Erklärung der Minister ber den von ihnen ge: faßten Entschluß erwartete. Nach Ueberreichung mchrerer Peti- tlonen gegen Wahlen zeigte zuvörderst Herr Wallace an, er wolle auf Niedersezung einer Kommission zur Untersuchung der Po Verwaltung und auf Abschaffung des Amtes eines General: Post teisters antragen, dessen Functionen füglich von einer Kom- mission verwaltet werden fönnten. „Diesen Antrag“, sagte er, „Werde ich zu Anfang der näcbsten Session stellen, wenn es nâm- lich dann ein General - Pofimeister - Amt giebt.“ (Gelächter von Seiten der Tories.) Hierauf übergab Lord Hill im Namen der Königin die Antwort JZhrer Majestät auf die Adresse des Unter- hauses; sie lautete ganz eben so, wie die dem Oberhaus am Frei- tag ertheilte, nur daß sie mit den Worten schloß: „Jhre Majestät werde unverzüglich Maßregeln zur Bildung einer neuen Berwäl:- tung treffen,“ Jeßt nahm Lord J. Russell unter dem tiefsten Schweigen das Wort und machte ganz dieselbe Anzeige wie Lord Melbourne im Oberhause, der er noch eine furze Rechffertigung des Ministeriums hinzufügte, indem er versicherte, daß nur die Ueberzeugung, man sey dem Volke solche Handels-Reformen \chul dig, die Minister zur Anempfehluing derselben Und zur Fortfüßh- rung des Kampfes daruber bis auf diesen Augenblick veranlaßt habe. Lord Stanley beantwortete die Abschieds-Rede Lord J, Russell’s und ließ demselben und seinen Kollegen in Bezug auf ihre redlichen Absichten alle Gerechtigkeit widerfahren, Auch das Unterhaus vertagte sich dann bis zum nächsten Montage.

__ London, 31, Aug, Am Sonnabend Nachmittag versammelten sich die Minisker zu einem Kabinets-Rath, in welchem die Art und Weise, wie die amendirte Adresse des Unterhauses Ihrer Majestät überreicht werden soll, bestimmt und die anderen Anord- nungen, welche durch die gestrige Abstimmung nöthig geworden find, getrosfen wurden. Lord Melbourne begab sich nach dieser Kabinets - Versammlung zu Jhrer Majestät nach Windsor, um seine und seiner Kollegen Entlassung einzureichen, und am Abend gab der Marquis von Lansdowne den anderen Ministern bereits einen Abschieds-Schmaus, welchem blos Lord Melbourne nicht bei- ivohnen fonnte, da derselbe bis gestern Mittag in Schloß Wind\or blieb, Borgestern Abend nun empfing Sir N. Peel, als er gerade beim Grafen de Grey am Skt. James-Square zum Besuch war, durch Erpres sen von Windsor eine Mittheilung der Königin, durch welche ihn hre Majestat auf den anderen Tag zu sich beschied. Nachdem er darauf gestern in seiner Wohnung in Whitehall-Gardens eine Konferenz mit mehreren ausgezeichneten Mitgliedern der fonser- vativen Partei gehabt, unter denen sich Gräf Haddington, Lord Elliot, Sir Thomas Fremantle und Herr Henry Goulburn be- fanden, besuchte er noch den Herzog von Wellington in Apsley House, berieth sich über eine hâlbe Stunde mit demselben und fuhr dann in einem Phaeton mit Poskpferden nah Windsor, wo er furz vor 4 Uhr, zwei Stunden nah Lord Melbourñe?s Abreise, anlangte. Es war von Jhrer Majestät Befehl ertheilt, den Wa- gen Sir R. Peel's durch die große Einfahrt des Haupthofes her- einzulassen, und als Sir Robert abgestiegen war, wurde er so- gleich zur Audienz vor die Königin geführt, Jhre Majestat em- pfing den ausgezeichneten Staatsmann sehr huldreich und, wie die Tory-Blâätter sagen, in jeder Hinsicht auf solche Weise, daß er mit freudigem Muth und Vertrauen das ihm übertragene wichtige Amt ubernehmen fann. Er isk nun schon als Premier-Minister zu be- trachten, den die Königin mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt und, wie es heißt, mit den unbeschränkten Vollmachten zur Erfüllung dieser Aufgabe versehen hat. Nachdem Sir N. Peel fask eine Stunde mit Jhrer Majestät konferirt hätte, kehrte er näch London zuruck und hatte hier eine abermalige Zusammen- funft mit den ausgezeichnetsten Personen, welche Mitglieder früherer fonservativen Ministerien gewesen, namentlich mit dem Herzoge von Wellington, dem Grafen Aberdeen, Lord Stanley, Sir James Sraham, Herrn Goulburn, dem Gra- fen Wharncliffe, Lord F. Egerton, Lord Elliot und Sir T. Fre- mantle, Von dem Znhalte der Unterredung zwischen Fhrer Ma- jestat und Sir R. Peel verlautet nichts; eben so wenig weiß man bis jeßt etwas Bestimmtes über die Zusammensetzung seines Kabinets, doch glaubt man, daß die Ministerliste im Laufe des heutigen Tages entworfen seyn Und baldigst Jhrer Majestät zur Genehmigung übersandt werden dürfte, Am Freitage schon hat auch die Herzogin von Sutherland der Königin ihre Ent- lassung als Ober - Garderobcn - Meisterin eingereicht, und diese is von Jhrer Majestat angenommen worden, Vermuthlich werden die anderen Hofdamen diesem Beispiele folgèn, und so wäre denn auch die Streitfrage über den weiblichen Hofstaat der Königin beseitigt. Jhre Majestät hat diesmal in diesem Punkt nachgegeben, und die Toryblätter melden, daß Sir R. Peel und der Herzog von Wellington die neue Königliche Hofhaltung wahr- schcinlich spätestens übermorgen zusamniengesiellt haben würden.

Der Globe behauptet, daß Sir Nobert Peel bisher in sei- nen Bemühungen, die verschiedenartigen Elemente, welche er als seine Partei bezeichne, in wenigstens anscheinende Uebereinstim- mung zu bringen, nicht sonderlich glücklich gewesen sey. Zuerst zabe er den Herzog von Buckingham bei Seite seßen müssen, weil derselbe auch von der kleinsten Abänderung der Korngeseße nichts wissen wolle, Der Heizog sey hierüber sehr aufgebracht und stoße laute Drohungen aus; das Anerbieten ‘Peel’s, ihm und dem Herzoge von Beaufort, der sich ebenfalls beleidigt fühle, die ersken erledigten Jnsignien des Hosenband-Ordens zu geben, habe ihn nicht beschwichtigen können, So sey also Peel schon mit zwei Häuptern seinèr Partei zerfallen.

Die Times findet in der Thron-Rede, welche die Whig - Minister am Vorabend ihres Sturzes entworfen, zwei Punkte geradezu frevelhaft: erstens, daß sie, nachdem sie Jahre lang, als fie noch eine bedeutende Majorität gehabt, selbs nach den schlech- testen Aerndten, nicht an eine Aenderung der Korngeseße gedacht, nun gerade in dem Augenblick, wo die Ausfúhrung ihrer Vor- schläge als unmöglich erwiesen sey und die Nation bei den Wah- len sich gegen sle ausgesprochen habe, zum erstenmal den Namen der Königin mit der Anempfehlung einer solchen Maßregel in

zerbindung gebrncht; zweitens daß sie dem Privilegium dès Un- terhauses vorgegrisfen und die Art und Weise bezeichnet hätten, wic|die Mittel zur Deckung des Defizits aufzubringen seyen. „Hat es je ‘ein Ministerium gegeben“, sagt das genannte Blatt, „welches 0 ver- fahren fonnte, als eben das, welches zusammengeseßt ist aus den Leuten, die 1833 dem König Wilhelm IV. rathen konnten, Da- niel O’'Connéll vorn Throne aus zu denunziren, und 1835 mit eben diesem Daniel O’Connell einen Bünd sc{hlosse, um sih dem Souverain als Minister roieder aufzunbthigen 2 Wek weiß nicht, daß es dem Uuterhause ausschließlich zukommt, zu beurtheilen, in welcher Weise die für den Staatsdienst erforderlichen Sunmeh

aufgebracht werden sollen, und wie die Einzelheiten der Steuer- Erhebung zu reguliren sind. - Die mindeste Einmischung des Oberhauses in eine Geldbill wird sets durch völlige Verwerfung der betreffenden Maßregel geahndet. Wenn es nun aber unpas: send ist, daß die Lords den Repräsentanten des Volkes etwas vorschreiben in Sachen des dffentlichen Einkommens so ist es sicher noch weit verfassungswidriger für Minister, den Einfluß und das Ansehen der Krone bei solchen Gegenständen geldend machen zu wollen, Das Unterhaus erwartet von der Regierung die Angabe der Staats - Bedürfnisse , behâlt sich ‘aber vor, die Quellen der Einnahme und die Verwendung der bewil- ligten Subsidien zu bezeichnen, Die Thronrede vom 24. August 1844 hat zum erstenmal, wie wir glauben, seit 16058, nach An- führung, daß die Kriege, in welche die Whig - Verwaltung das Land verwielt hat, eine Vermehrung der Einkünfte erforderten, auch eine Meinung der Krone ausgesprochen Uber die Art und Weise, wie der Bedarf des Staates aufgebracht werden soll.

Die Uebereinstimmung der beiden Parlamentshaäuser in _Be- zug auf die Adresse, indem bekanntlich beide ein und dasselbe Amendement annahmen, veranlaßt die Tim es, dem Lande Glück zu wünschen zur Herstellung einer einmüthigen Handlungsweise und eines aufrichtigen Zusammenwirkens „zwischen Ober- und Un- terhaus, wovon man sich die glücklichsten Folgen versprechen fonne. den auf Befehl des Unterhauses kürzlich bekannt ge- úber die Englische Staatsschuld betrug das nicht zurúückgezahlte Kapital der fundirten Staatsschuld am 5 “Santuar 1828: 777,476,892 Pf. St.; In Jahre 1831; 757486,996 Pfd. St. und im Jahre 1841: 766,371,725 Pfd. St. ; die Summe der Schaßkammer - Scheine in denselben Jahren 27,546,850, 27,271,650 uñd 22,271,050 Pfd, St.; ferner die Summe von ablaufenden Renten, für das ganze Leben oder auf bestimmte Jahre, 2,610,754, 3,297,375 und 4,114,021 Pfd. St.; die zur Bezahlung der Zinsen und der Kosten der Verwaltung der permanenten Staatsschuld erforderliche Summe in denselben Fahren 25,779,115, 24,377,379 und 24,442,303 Pfd, Skt., so wie die zur Einlósung und Verzinsung der Schaßkammer - Scheine nöthige Summe 873,246, 675,000 und 818,046 Pfd, St. Der Betrag aller anderen Zahlungen, außer den für Zinsen und die Berwaltung drr Nationalschuld und der Civilliste, aus dem konso- lidirten Fonds belief sich am 5. Januar 1828 auf 1,853,172, 1831 auf 1,625,941 und 1841 auf 2,902,791 Pfd. Skt. l

Der bekannte Schriftsteller Theodor Hooë ist dieser Lage im 56sten Jahre seines Alters geflorben,

Nach | machten Berichten

Deutsche Bundesfsiaatetn.

Müuchen, 30, Aug. Jhre Majestät die Königin von Sachsen tritt morgen dle Rückreise nach Dresden an, wogegen 11 diesen Tagen ihre Schwester, die Prinzessin Johann von C ach{en, zum Besuche der Königlichen Mutter in Biederskein eintrejfen wird. Jhre Majestät die verwittwete Königin wird sich, wenn nicht anders verfügt wird, Mitte dieses Monats nach Tegernsee begeben, wo um dieselbe Zeit Jhre Majestät die Königin von Preußen erwartet wird,

Sannover, 26. Aug. (21. Z.) Gestern Mittag is den dreizehn in die bekannte Kriminal-Untersuchung wegen Beleidigung der Regierung verwickelten Mitgliedern des hiestgen Magistrats das Erkenntniß von der Justiz- Kanzlei publizirt worden. Das: selbe bestimmt eine frimineile Gefängniß- trafe, die jedoch mit Geld zu reluiren is, und zwar in verschiedenen Abstufungen der Schuldbarkeit. ¡Es isk nämlich erfannt: 1) gegen den tadt: Di- reftor Rumann auf eine Gefängniß - Strafe von 8 Wochen oder eine Geldstrafe von 400 Rthlrn., 2) gegen den Stadt-Syndikus Evers und Stadtrichter Meyer Gefängniß von 5 Wochen oder Geldstrafe von 250 Kthlrn., 5) gegen den tadtrichter erin Gefängniß von 47 Wochen oder 225 Mlle, 4) gegen den Stadtrichter Oelßen und Stadt -Secretair Baldenius Gefängniß von 4 Wochen oder Geldstrafe von 200 Rthlrn., 9) gegen den Stadtgerichts-Assessor Meißner, #\o wie gegen die Senatören Déicke, T ánzel, Roese, Blum, Winter und Mithosf Gefängniß von vier- zehn Tagen oder 100 Rthlrn, Geldstrafe. Die Kosten sollen un- ter solidarischer Verpflichtung für das Ganze von den Einzelnen pro ráta getragen werden,

Braunschweig, 31. Aug. (Magd. 3 beendete Messe is, wie man auch richtig im \ 1 cine sehr gute gewesen, Es waren bedeutende Lager von Tuchen und wollenen Waaren am Markte und in den beiden ersien Ta- gen! des Großhandels wurde sehr bedeutend gekauft; dann aber {tockte der Handel etivas, bis am Montag und Dienstag der zwei: ten Woche von den Tuchlagern viele gänzlich geräumt wurden. I&ollene und baumwollene Manufaktur- und Strumpfwaaren wurden viele abgesekt, da einerseits die Hannoverschen Einkäufer den Meßrabatt noch einmal genießen wollten und anderetseits die Braunschweiger der späterhin bedeutenden Steuer wegen, welchen dann diese Artikel unterworfen seyn werden, sich große Vorr.ithe einkauften.

a E - Z.) Unsere jüngst voraus vermuthete,

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Fränikfüecrt «n. M., 1. Sept. Nach der neuesten Mittheilungen vom Johannisberg is Se. Durchlaucht der Fürst von Metternich, welcher am 27sten v. M. mit seiner Familie, dem Herrn Grafen von Münch - Bellinghausen, dem Kaiserl. Russischen Gesandten am Kaiserl. Oesterreichischen Hoflager, Herrn von Tatitscheff u. s, w. eine Rhein-Reise antrat, in bestem Wohl: seyn auf den Johannisberg zurückgekehrt, Die Erscheinung des hohen Diplomaten, dessen ganzes Streben die Erhaltung des IGeltfriedens, und dadurch der wahren Beförderung des Gemcin- wohls der Europäischen Völker gilt, erregte überall lebhafte Sen- sation. Das Bad Ems wurde von dem Herrn Fürsten auch be- sucht und es dürfte Se. Durchlaucht wohl diese Veranlassung be- nußt haben, dort Sr. Majestät dem Könige Ernst August aufzu- warten, Der Herr Fürst wird wahrscheinlich noch den ganzen Monat auf dem Johannisberg verweilen und zuvor in Begleitung des Herrn Grafen von Münch-Bellinghausen an einigen ‘nahen Höfen Besuche ablegen; wenigstens wurde dies srúher behauptet, Der Herr Graf von Münch-Bellinghausen begiebt sich im näch- sten Monat, wenn nicht mit dem Herrn Fürsten, auch nach Wien und die Zeit wird nun nicht mehr fern seyn, wo diesem einsichts- R Staatsmanne ein hoher Wirkungskreis zu Wien zu Theil wird,

Bon unserer Herbstmesse läßt sich noch nichts sagen; es ist zwar recht lebhaft, allein es fehlt noch sehr an Käufern, Die Berkâäufer klagen sehr.

Franz Lißt gab im hiesigen Theater zwei Konzerte, von wel: chen aber nur das erste stark beseßt war. Es bedarf nicht der Bemerkung, daß die eminente Virtuosität des großen Künstlers enthusiastischen Beifall erhält, Jn dem ersten Konzert wurde Lißt von der jungen Sängerin Dlle, Pauline Unaïld, welche na- mentlih im tragenden Gesang Bedeutendes leistet, im leßteren

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yon Miß Adelaide Kemble, einer großen Bravour - Sängerin, die morgen als Norma austritt, würdig Unterstüst,

Hamburg, 31. Aug. (Hamb. N. 3.) Herr Professor Ranke, neuernannter Histeriograph Preußens, ist, nachdem er hier seine gelehrten Freunde, Archivar Dr, Lappenberg und Pro- fessor Altmayer aus Brüssel aufgesucht , mit dem Dampfboot nach Amsterdam und weiter zu seinen verdienstvollen Forschungen nach Brüffel und Mecheln abgegangen. Es war ein schdner Zu- fall, daß Se. Königl. Hoheit, der den Wissenschaften \o rastlos zugewendete Kronprinz von Bayern, verflo|senen Sonntags an der Tafel seine beiden Lehrer in der Geschichte an seiner Seite hatte, den hiesigen Königlich Bayerischen Gesandten Freiherrn von Hormayr-Hortenburg und den Professor Ranke aus Berlin,

Spánien.

Madrid, 21. Aug. Die Hof-Zeitung enthält in ihrem vorgestrigen Blatte das GBeseß úber die Fueros von Navarra; es lautet folgendermaßen: i j i

„Donna Fsavella 1l., von Gottes Gnaden und kraft der Consti tution Königin von Spanien und in ihrem Königlichen Namen Don Baldomero Espartero, Herzog von Vittoria und Morella, Regent des Königreichs , unseren Gruß Allen die dieses schen und hdren. Dlie Corles haben beschlossen und wir genchmigt, wie folgt: Art. 1. Der rein militairische Ober-Befehl steht in Navarra, rwoie in dein anderen Provinzen der Monarchie, einer von der Regierung ernannten Ober Behödrde zu, und zwar ganz mit denselben Befugnissen, rote sie die (Seneral-Kommandanten der anderen Provinzen haben, ohne daß der Person des Ober - Befehlshabers jemals Titel und Befugnisse eines Bice - Königs übertragen werden tfönnen. Art. 2. Die Gerichts

pflege wird in Navarra in Gemäßheit der Spezial-Geschgebung auf

die bisherige Weise geübt, bis unter Berücksichtigung der ver

schiedenen Partikular - Gesche aller Provinzen des NMeichs ein allge- meines Geschbuch für die ganze Monarchie zu Stande gebracht seyn wtrd. Art. 3. Der organische Theil oder die Prozeß-Ordnung soll in Ucbereinsimmung seyn mit dem jeßigen oder künftigen Verfahren bei den andern (Gerichtshöfen des Königreichs. Der Siß des Ge: richts befindet sich in der Provinzial - Hauptstadt. Art. 4. Das oberste Reichs - Tribunal übt über die Navarresischen Fustizstellen, wo diese sich befinden mögen, dieselben Befugnisse und Gerichts

harkeit, wie über die anderen Tribunale des Königreichs, tn Gemaß

heit der bestehenden oder zu erlassenden Geseße. Art. 3, Dke Wahl und Organisation der Orts-Behdrden (Ayuntamientos) fin- det nach den bisherigen allgemeinen Grutúdsäßen oder nah den später darúber zu erlassenden statt. Art. 6, Die Befugnisse der Munizipal-Behörden, bezüglich der Verwaltung des Gemetnde-Ver- mögens, der Rechte und des Besißthums der Einwohner, werden ausgeübt unter Aufsicht der Provinzial - Deputation in Gemäßheit der speziellen Geseßgebung. Art. 7, Fn jeder anderen Beziehung sind die Ort3behörden dem allgemeinen Geseß unterworfen, Art. 8. Es wird eine Provinztal-Deputation gebildet, bestehend aus steben durch die fünf Aemter ernannten Mitgliedern, nämlich je cines für die drei klei

neren und zwei für die Aemter Pamplona und Estella, unter Vorbe

hált der Modificationen, die später in Folge der Fustiz- Organisation der Provinz gemacht werden könnten. Art. 9, Die Wahl der Mit

glieder dil vorgenommen werden in Gemäßheit der bestchenden Ge- ebe, ohne daß sie irgend eine Gebühr oder Vergütung für die Aus

übung threr Functionen anzusprechen haben. Art. 10, Bezüglich der Rerwaltung dex Erzeugnisse, Renten, Taxen und des Eigenthums der Bürger stehen der Provinzial-Deputation dieselven Befugnisse zu, die sie im Rathe von Navagrca und in der Deputation des Königreichs halte, Überdies, #0 weit es verträglich, auch noch diejenigen, deren die trbrigen Provinzial- Deputationen genossen. Art, 11, Den Vorsiß in der Provinzial - Deputation führt der von der Staats - Negieruing ernannte oberste Civil - Chef, Art. 12. Die Vice-Prästdentschaft gebührt dem ältesten Mitgliede. Art. 13. Es wird ein oberster

Civil- Chef für Ravarra ernannt, mit denselben Befugnissen, die |

den Civil - Chefs der anderen Provinzen zustchen, tedoh mit den tin den vorhergehenden Artikeln aufgeführten Modificationen, und ohne daß ihm ein militairisches Kommando Übertragen werden kaun. Ark. 14. Im Genuß und dee Benußbuitg dee Berge und Wetdelt von Cendia, Urbasa, Bardenot und anderer Pläße findet kcitté Aetide ruttg in dem statt, was die Geseße von Navarra und dée Vorrechte der Bewohner darüber bestimmen. Art. 15. Da alle Spanier ge halten find, das Vaterland auf det ergattgenen Ruf mit den Waffett zu vertheidigen , so is auch Navarra, wie die übrigen Provinzen, im Fall einer Conscrivtion oder einer ordentlichen oder außerordentlichen Rekrutirung der Armee, zu Stellung seines Kontingents verpflichtet. Wir überlassen der Weisheit seiner Deputationen die Wahl der zwecck mäßigsten Mittel. Art. 16, Die Douanen gn der Pyrenäen-Gränze werden auf den Tatifzuräckgeführt, wie er bet den Übrigen Douanen des Königreichs besteht, und zwar utter folgenden Bestimmungen : 1) an der direften Abgabe wird abgezogen und zu Verfügung der Provinzigl-Deputation gestellt die erforderliche Summe zu Abzahlung der Schuld und anderen Verbindlichkeiten zu einem bestimmten jähr lichen Prozent nach Maßgabe, wie sich die Einnahme gus den Negi stern der Etatsjahre 1829—1833 herausstellt ; 2) ohne Prâsudiz sür fünf lige Bestiminungen hinsichilich der Dougnten-Verlegung gn die Küsten und Gränzen der Baskischen Provinzen sollen die Häfen von St, Sebg- stian und Los Passages vorläufig fortwährend zur Ausfuhr von Rational Erzeugnissen und zur Einfuhr fremder Erzeugnisse ermächtigt seyn, und zwar nach dembestehenden Tarif ; 3) die Büreaus der Gegenregister wwerdett vier bis fünf Meilen von der Gränze angebracht, der iere Fandel aber wird ganz freigegeben, ohne Aufstellung von Schußwachen oder Fh rung von Registecn , wte es dem allgemeinen Zoll-System gemäß ift, Art. 17. Der Tabacks-Vexrkauf findet auf Rechnung dex Regierung statt, wie in den anderen Provinzen des Königreichs, Die Provin ztal-Deputation bekommt von diesem Verkauf auf Abrechnutig der di reten Skeuer die tährliche Summe voit 87,537 Realen. Art. 18. Da sich der freie Salzverschletß nach Verleguug der Douanen an die (Gränze nicht halten kalitt, so wird dieser Handel3-Artifel auf Nech- nung der Regterung verkguft, welche die Navarresischen Salitten gen vorausgegangelie Entschädigung der Eigeithümer Übernchmet wird, Art. 19. Nach Maßgabe thres Bedarfs wird die Regie rung den Gemeinden das Salz zu baaren Preise und auf deren Kosten liefern. Yuvt, 20, Sollle der Bedarf das angewiesene Maß überschreiten, #0 erhalten die Gemeinden das Abgeheude nach den Depotpreisen in den zur Bequemlichkeit der Bevölkerutig errichteten Réeserve-Magazinen. Art. 21, Was die Salz-Ausfubr ins Ausland betrifft, so gehiest Navavra derseiben Befugnisse, wie dke anderen Provinzetit, gegen Unterwerfung uhker die vorgeschriebeiten Förmlichkeiten. Art. 22. Navarra behält setne btsherige Befretung vom Stempelpavier. Art. 23. Das Pulver- und Schwefel-Depot soll scine bisherige Einrichtung behalten, Art, 24, Die Frontpzlle und Munizipal-Einuahmen und die Thorgelder sollen nicht auf Navarra ausgedehnt werden, so lange nicht der eue Tarif eingeführt und so lange nicht beschlossen is, daß die Verbrauchssteuer auf Waaren an der Douaite erhoben wird. Art, 25. Außer den oben erwckhnten Ab- gaben bezahlt Ravavra als einzige direkte Steuer die jährliche Summe vön 1,800,000 Realeh , davon erhält die Provinzial - Deputation, áls Entschädigung für die Erhebungskosten , 300,000 Realen, Art. 26. Qie Dokaltion des Goltesdienstes und des Klerus iti Navarra wird it Gemäßheit des allgemeinen Geseßes und der von der Regierung er- lassenen Justructionen regulirt. i So geschehen 2c, Madrid, 16. Aug. 1841, Der Herzog vou Vittoria, Regent des Königreichs. A. M. Facundo Fifinte/ R

Niederländischès Fudiên.

5 Suvrabeyg, 2. Mai, Durch die seit einigen Jahren auf Java so sehr vermehrten Zucker :, Kaffee-, Thee-, Zimmet-

und Jndigo-Plantagen hat der Reisbau în einigen Gegenden des hiesigen Hochlandes fast ganz aufgchört, inde viele Reisfelder ausgetrocknet und anstatt mit Reis, mit Zukerrohï -,. Zndigo- oder Thee-Pflanzen bepflanzt wurden. Viele Tausend Menschen sind von den Bali: Jnseln, von Madura Und dem westlichen Theile Java's nah dem dstlichen Theile dieser Jnsel ausgewandert, und suchen und finden dort in den zahlreichen Plantagen ihren Unter- halt. Daß durch die Einwanderung so vieler Fremden in den Re- sidenzen (Regierungs-Bezirken): Bagleen, Banjumaas, Surabeya, Dijocja, Solo, Tagal, Cheribon u, a. m. ebenso wie durch die Verminderung der Reis - und Mais-Felder die Lebensmittel be- deutend im Preise gestiegen sind, ist ganz natürlich, denù während man vor zwei Jahren dort die Pikol 125 Pfd.) Reis noch für 80) Cent, Kupfer (16 Sar.) kaufte, muß man dagegen jeßt 2 Fl. Silber fúr die Pifkol Reis bezahlen, Allein nicht nur daß der Reis, Mais und das Cocosól welches bei den Javanern nicht nur die Stelle des Lein-, Rúb- und Baumóöóls, soùdern auch die der Butter und des Fetts vertreten muß seit den leßtverflossenen zwei Jahren hier um 1 bis 200 pCt. theuerer geworden ist, son- dern es findet doch auch ein gleiches Verhältniß hinsichtlich des

Fleisches, der Fische und des. Geflúgels satt; so daß man gz. B,

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gegenwärtig 25—30 Cent. für ein Huhn und 16 Cenfk. für ein Pfund Karbau- (Búffel)fleisch geben muß, während im Jähre 1839 ein fettes Huhn hier nur mit 8 —10 Cent. (1 —1/ Sgr.), und .das Pfund Fleisch nur mit 7—H9 Cent, bezahlt wurde. Ungeachtet nun aber die Lebensmittel so bedeutend im Preise gestiegen sind, so befommt der Kuli (Taglöhner) hier doch imnier nicht mehr Taglohn wie früher, und es muß derselbe immer nôch für 15 bis 2) Cent. zwdlf Stunden lang arbeiten. Nichtödesktoweniger nimmt aber der Wohlstand unter der ärmeren Klasse der Eingeborñen hier sichtbar zu, und es würde sich derselbe zweifelsohne gar bald noch vermehren, wenn unsere Obrigkeit darauf bedacht wäre, denx zügellosen Hange zu Hazardspielen und Wetten, dem die Javaner sehr folgen, ein Ziel zu seßen, und die Veranlasser solcher Geld- verschwendungen geseßlich zu bestrafen, Denn fast alle Abende kann man es hier mit ansehen, wie hunderte von Kulis ihren verdienten Tagelohn in Hazardspielen und Wetten muthwillig ver: geuden.

_ Durch die im Februar d. J. im Padang'’schen, auf der Wesk- fuste Sumatras, ausgebrochenen “FJnsurection welche durch die Entschlossenheit und den Muth des Obersten Michils ünd unse- rer Truppen in einigen Tagen unterdrückt worden ist aufg e- schreckt, läßt unsere Regierung an den schon seit einigen Jahren im Bau begriffenen Fortificationen auf Java jeßt mit èrneuter Kraft arbeiten, denn seit 3—4 Wochen sind an den Feslungs- werken bei Djilatjap, Padjatang und Weinkoopersbai, der @Gudküste Java’'s und an dem Fort van den Bosch, bei Ngawi, Fort Frederik bei @Samarang und den Festungswerken bei Am- barawa an 15—20,000 Menschen täglich beschäftigt.

Es hat sich hier seit kürzem eine Gesellschäft gebildet, welche auf einigen Gebirgen zwischen hier und Surakartà Klee ünd Eu- ropáische Gräser anpflänzen zu lassen, beabsichtigt, Die Weiden sind námlich auf Java ungeachtet daß, diese Jnsel eines der fruchtbarsten Länder der Erde is sehr schloht und es wachsen hier meist nur sehr trockene und dúrre Grâser, so daß das Rind- vieh, die Schafe und Ziegen gewöhnlich sehr magere Kost be- fommen und diese Thiere deshalb gewöhnlich auch selb sehr mager sind; denn ein Nind, welches 200 Pfund wiegt, wird hier schon für s{chwer und fett gehalten, und eine Melk - Kuh oder Ziege giebt, selbs wenn sie täglich nur einmal gemolken wird, nur 7 Quart schlechte Milch. Daher ist aber auch die Milch auf ‘Java sehr theuer, und es kostet hier die Bouteille Sahne 1. Fl. Silber. Natürlich ist die hier etzeugte Butter auch séèhr theuer und es Fostet èin Pfund derselben gegenwärtig 4 S Fl. Hoffentlich werden die mit Europäischen Gräsern und Klee zu bepflanzenden Weiden hier recht bald gedeihen und unsere Oeko: nonien dadurch in den Stand geseßt werden, uns Butter und Milch zu billigen Preisen liefern zu können,

Bon allen Seiten her, wird jeßt úber die Afrikänischen Sol- daken die zu Georg del Mina, in Guinea fr die hiesige Armee engagirt wurden geklagt; dieselben behandeln die Malayen oft sehr gröblich, hier auf Java, eben sowohl als auf Sumatra. uh die bèi den Afrikanischen Kompagnieen dienenden Eurdþâi- schen Offiziere und Unteroffiziere sind mit diesen Negern keines- weges zufrieden, denn die Afrifaner sind nicht nur dem Trt:nfke sehr ergeben, sondern sie begehen auch oft Znsubordinatiot.efehler und zetteln Komplotte an, die nichts anderes bezweckcn als alle Europäer zu ermorden, Unter solchen Umständen werden uns die Afrikaner hier gefährlicher als die Mälaven,

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__ Lieguis, 1. Sept. Gestern gégen Abend um halb 7 Uhr sind Jhre Majestäten der König und die Königin im erwünschten Wohlseyn hier eingetroffen und habèn Allerhöchstihre Wohnung im Königlichen Schlosse genommen. Jhre Majestäten wurden in einer am Glogauer Thor errichteten Ehrenpforte von Seiten dés Magistrats und der Stadtverordneten empfangen, dann con 70 Jungfrauen im Kostüm von Fischerinnen, Schnitterinnen, Gärt- nerinnen, Kräuterinnen und in städtischem Fest-Anzuge ehrfurchts- voll begrußt und mit Blumengewinden umgeben, Jhre Majestä- ten geruhten Allergnädigst, diese Zeichen von Verehrung und Liebe buldreichst aufzunehmen und Sich darüber beifällig auszu sprechen. Bei einbrechender Dunkelheit erscheint unsere Stadt durch die herrliche Fllumination im schönsten Glanze.

Noch vor Jhre Majestäten waren Jhre Königl. Hoheiten der Prinz von Preußen, Prinz Karl, Prinz und Prinzessin Al brecht, so wie die Prinzen Wilhelm, Adalbert, Waldemar und August hier eingetroffen.

Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Ferdinand (Sohn des Erzherzogs Karl) und Jhre Kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Ferdinand, Kaiserl. General: Feldmärschäll, Civil- und Militair - Gouverneur von Galizien und Erzherzog Maximilian, Hoch- und Deutschmeister, sind. hier angekommen. ;

Ferner sind hier eingetroffen: Zhre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande, Prinz Karl von Bayern, der Kurprinz von Hessen, der Erb - Großherzog Lon Sachsen-Weimar und Prinz Friedrich von Hessen.

Unter den hier anwesenden hohen Militairs des Auslandes bemerkt man den Kaiserl. Oesterreichischen Feldmarschall - Lieute- nant Grafen Desfour, den alters Russischen General - Lieute- nant von Mansuroff, den Königl. Französischen General: Liéute- nant Grafen von Rumigny, den Königl. Württembergischen Gene- ral-:Lieutenant Grafen von Bismark, so wie viele Britische und Deutsche Offiziere von Rang. N

dachdeni heute fruh auf der Höhe von Wahlstatt eine glän- zende Parade vor Sr. Majestät dem Könige und den hier ver: sammelten hohen Herrschaften stattgefunden, ist die Jnfanterie in