Grafen Grey und diejenige des Lord Melbourne, über welche ih dem Hause einige Bemerkungen vortragen möchte. Graf Grey er feeute sich, gemeinschaftlich mit seinen Kollegen, großer und beispiel loser Popularität, und Lord Melbourne wurde, nachdem er Premier Minisier der Krone unter Wilhelm 1V. gewesen, bei dessen Ableben der verantwortliche Rathgeber einer Fürstin , welche die Herkschast Über diese Reiche in einem o frühen Lebensalter erhielt , als die Landes - Gesehe es erlauben, und es ward scine Pflicht, der Krone seinen Rath zu erthcilen, welcher/ es sey mir gefiattet, es zu sagen, jederzeit mit dem Vertrauen und der Zuversicht aufgenommen wurde, die der freimüthigen und großherzigen Gemüthzart der den Thron einnehmenden Königlichen Person #0 wohl ansiand. (Beifall.) Aber weder die große Popula- rität des Grafen Grey und sciner Minister - noch die Macht und die Gun, in welcher Lord Melbourne stand, sind auch nur in einem einzigen Falle gemißbraucht worden. Während man uns von einigen Seiten tadelte, daß wir niht Maßregeln vorschlugen, durch welche jene Gunst und jene Popularität so_ benußt und so schr befestigt roûrden, daß unsere Macht dadurch gesichert worden wäre, war es unser unveränderliches Bestreben, die Verfassung des Landes und die Vorrechte der Krone unverleßt und ungngetastet zu erhalten. (Bei- fall.) Nachdem ich so viel rüsichtlich der beiden Minister gesagt habe, unter welchen ich zu dfenen die Ehre hatte, wie ich mit Stolz und Genugthuung hinzufügen kann , tf es mir vielleicht erlaubt, éin Paar Worte rücksichtlich der Person hinzuzufügen , welche jeßt die Ehre hat, Sie anzuredén. (Hödrt! und Beifall.) Fch will nicht behaupten, daß es nicht andere Personen im Amte geben mdchte, welche größere Fähigkeit für die Verwaltung der dentlichen Ange legenheiten besien fönnten, und die für jeue Verwaltung angc- messenere Kenntnisse in Bezug auf diese Gegeustände mitbringen dúrfteu. Alles, was ih zu sagen wage, ist, daß, während ich ih der Stellung war, die ich einzunehmen die Ehre hatte, keinerlei Rücksichten meine Aufmerksamkeit von den dffentlichen Pflichten des mir anvertrauten Amtes, noch von der Erfüllung der anderen P6lichten, die mir, durch meine Stellung in diesem Hause oblagen, ab- geioandi haben; und ich habegesucht, jeden Augenblick, den ich exübrigen éonnic, der Erfüllung jener Pflichten zu widmen. (Lauter Beifall voit beiden Seiten des Hauses.) Rücksichtlich der Tauglichkeit der von mir vorgeschlagenen oder von mir ausgeführten Maßregeln will ich mich jeßt in keine Erdrterung einlassen; Alles, was ich zu sagen wunsche, is, daß ich, so viel in meinec Macht stand, bemüht geweseti bin, metiné Fähigkeiten dem Dienste des Landes zu widmen, während ¡¿ch im Amte war. (Beifall) Das Unterhaus hat sogleich beim An fange seiner Sejsion entschieden, daß es Schritte thun werde, um die Aufmerksamkeit der gusübenden Gewalt auf die in der Rede Jhrer Majestät angedeuteten Maßregeln zu lenken. Fch kann nur sagett, daf, obschon jener Beschluß uns auffordern köntite/ uns Maßregeln zu widerseßen, denen wir nicht utseren Beifall zu geben im Stande wä cet ich mich dennoch versichert halte, daß ich bei allen ferneren Berathun geit des Hauses jederzeit bereit seyn werde- demselben den Ralh zu ec ‘heilen, den ich thm zu geben für meine Pflicht halten werde (Beifall )/ um Lemselben den Beifall des Vereinigten Königreichs zu sichern und um zu deé Wohlfahrt und dem Gédethen, des großen Reiches mitzu wirken, von welcom dieses Haus der Mittelpunkt ist. (Hdrt, hdrt.) Fc werde immer, ich üiag nun 11 Amte seyn oder nicht, dem Hause meine gewotssenhaften Ueberzeuguttgett ausdrücken, sie mdgen nun nitt denten der Tages-Minisier übereinstimmen oder thnen widersprechen ; ich werde immer diejenige Ausicht aussprechen, diemir zur Vervollkommnung unserer Fistitutionen geeignet erscheinen dürfte; nie einerseits Mißbräuche vertheidigend, als waren es Justituütionen, noch anderec]eits 1e Insti tultonen aufopfernd, um der Mißbcäuche willen , die sch in diesel hen eingeschlichen haben könnten. (Lauter Beifall von heiden Sciî ten des Hguses.) Jch have nur noch hinzuzufügen, rücksichtlich Al lee, mit welchen ih während so vieler Fahre in diesem Hause Über b entliche Angelegenheiteir zu verhanbeln gehabt, sie mògen nun Unierssüßer vder (Gegner gewejen jeyn/ — daß es mein Wunsch il vesdnlich die Hoffnung auszusvvechen/ daß sich in glle unsere künf- tigen Beziehungen keine Gefühle persönlicher Bitteckell mischen wel den. (Qelfall,) Und weny unsece Ressgnalion zur Wohlfahrt des Laudes und zum Besten seines Volkes gereicht / werde Ich mit Ge nugihuung auf dîe heutige Verhandlung i d E
“ Nachdem der Lord die Vertagung des Hauses bis fünftigen Montag beantragt hatte, seßte er sich unter lautem und lange anbaltendem Beifallruf nieder. Lord Stanley beantwortete die Rede dès Minifkters, indem er dessen Eifer und Talente belobte, benußte aber zugleich die Gelegenheit, unm stch darüber aus- zusprechen, daß die Thronrede, die bereits 1 vorigen Parla- mente verworfenen Maßregeln fommerzieller Reform zur Svrache gebracht: und dadur zu der Vermuthung die Beran- lassung gegeben habe, als gehe die Anempfehlung jener Maß- nahmen von der Krone selbst und nicht von den verantwortlichen Rathgebern der Krone aus. Lord J. Russell erwiederte, dle Thronrede sey, wohlverstanden, im genauen verfassungsmäßigen Sinne, nicht die Rede der Königin, sondern die ibrer Minister und von diesen angegeben, so wie auch diese nur bafuür verant: wortlih wären. Hierauf vertagte sich das Haus bis zum näch: iten Montage.
London, 31, Aug. Die Vertagung des Parlaments bis zum 6, September ist naturlich deshalb geschehen, um Sir R, Peel zur Bildung des neuen Ministeriums die nöthige Zeit zu lajsen. Tory-Blâtter meinen zwar, es würde dieserhalb kaum cine so lange Vertagung nöthig gewesen seyn, indeß hätte es, fü: gen fie hinzu, nichts núten fonnen, wäre das Parlament eher wieder zusammengefkommen, da neue Wahlaus schreiben, deren in Folge des Minister-Wechsels eine Anzahl nöthig seyn wird, weil ein Mitglied bei Uebernahme eines Amtes sich einer neuen 2Wahl unterwerfen muß, erst volle vierzehn Tage nach der Eröffnung eines neuen Parlaments erlassen werden dürfen, bis zu welchem F ermin die Petitionen gegen anzufechtende Wahlen einzureichen find. Mittwoch über acht Tage wäre daher der früheste Zeitpunkt für neue Wahlausschreiben. Nach Erlaß derselben dürfte das Parlament dann auf zwei oder drei Wochen prorogirt werden, damit inzwischen diejenigen Mitglieder des neuen Kabinets, welche zugleich Mitglieder des Un- terhauses sind, ihre Wiedererwählung betreiben können, Am 24, September soll Sir R. Peel das Parlament wieder zusam- menberufen und nachdem er demselben die Verlängerung des jeßigen Armen-Geseges auf ein Jahr vorgeschlagen und ein Kre: dit-Botum auf sechs Monat von ihm verlangt und beides erlangt haben würde, dasselbe prorogiren, ohne die zahlreichen Wahl-‘Pe- titionen zur Berathung zu bringen oder andere Geschäfte vorneh- men zu lajjen. Das Parlament würde dann, wie man meint, nicht vor Februar wieder versammelt werden. Die hig - Blâät- ter lassen fich schon im Voraus mit Heftigkeit gegen diese angeb- liche Anordnung vernehmen, Es sey nichts leichter als dies, sa gen sie, aber das Land werde entrüstet seyn Úber solche herzlose Apathie gegen die Noth in den Fabrik - Distrikten, die unterdeß wahr|cheinlich immer mehr steigen würde, Sir N. Peel soll indeß schon Érfundigungen und Gutachten über den Zustand des Han- dels und der Manufakturen bei den Kaufleuten von Liverpool und Manchester eingeholt haben. Andererseits wird auch be- hauptet, daß ín einer Versammlung von Grundbesikern, welche vorgestern gehalten worden, der Herzog von Buckingham und feine Freunde sich mit Sir. R, Peel, in Folgs seiner leßten Aeu- ßerungen über die Korngeseße, zufrieden erklärt hätten, \o daß nun vollfommene Einigkeit unter den Tories herrsche und diesel: ben im Stande wären, das Staatsruder
führen, Es hatte sich anfangs das Gerücht verbreitet, daß auch
mit starker Hand zu |
1100
der Herzog von Wellington und der Graf von Aberdeen von hrer Majeskat aufgefordert. worden seyen, der Konferenz beizuwohnen, zu welcher die Königin Sir Robert Peel nach Wind- sor beschieden hatte; dies hat sich aber als ganz ungegründet er- wiesen. Es wird erzählt, daß Sir Robert Peel und Lord Mel: bourne gesiern, auf dem Wege nach und von Windsor, einander auf Hounslow Heath begegneten und sich sehr freundlich begrüßten. Morgen wird wahrscheinlich eine Geheimeraths - Versammlung in Windsor stattfinden, und die Minister werden dann ihre Amts- siegeln ihren bis dahin vermuthlich \{hon ernannten Nachfolgern übergeben. Ein Gerücht bezeichnet jeßt den Grafen De Grey (nicht mit dem âltesten Grafen Grey zu verwechseln) als ersten Lord der Admiralität in Sir Nobert. Peel’s. Minisierium. i
Während dêr Herzog von Cambridgé im Oberhause fúr das
Toryistische Amendement zu der Adresse stimmte, hat sein Bruder, |
der Lerzog von Sussex, nicht nur dagegen gestimmt, sondern noch einen besonderen Protest gegen dasselbe in die Protofolle des Hau- ses eintragen laffen. n Das Amendement, welches Herr Sharman Crawford, der befannte Jrländische Radikale, am Sonnabend noch zur Adresse in Antrag brachte, das aber mit einer Majorität von 244 Stim: men verworfen wurde, lautete folgendermaßen: „Wir erlauben uns
ferner, Ew, Majestät vorzustellen, daß, unserer Ansicht nach, das |
Elend, welche Jhre Majestät beklagt, hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben ist, daß das ganze Volk nicht vollständig und ordent- lich in diesem Hause reprasentirt ist, und daß wir fühlen, daß es unsere Pflicht isf, die Mittel zu erwägen, das Wahlrecht auszu- dehnen und zu reguliren und diejenigen Verbesserungen anzuneh- men, die den arbeitenden Klassen dasjenige Gewicht in dem Be- prásentativ-Körper verschaffen können, welches zur Sicherung ih- rer “Jnteressen nöthig is, und wozu sie durch die geduldige Er- tragung ihrer Leiden berechtigt find.“
Als lebte Handlung der Whigs bezeichnet die Times die Freilassung O’Connor’s, zu dessen Empfang in Vork, wo eine Chartisten - Demonstration stattfinden soll, ein prâchtiger Wagen mit sechs Pferden in Bereitschaft stehe. z -
Gestern wurde eine General-Versammlung der hiesigen Ko- lonial-Gesellschaft gehalten und in derselben mehrere Resolutionen beschlossen, deren Zweck dahin geht, dem Kongresse der Bereinig- ten Staaten direkte Vorstellungen gegen die widerrechtliche H afi Mac Leod?s zu machen. | “A
Das Post-Dampfschiff „Acadia“ ist nach der ungemein schnel- len Uebersahrt von 9 Tagen und 15 Stunden von Halifax in Li- verpool angefommen und bringt New-Yorker Nachrichten vom 16. August: (Sz: den: Art.-Nord=AmeEr4ka)
__ Gestern kam eine beträchfliche Partie neuen Weizens aus Essex an den Markt, dessen Qualitat aber im Ganzen nicht be-
fonders warz der Bushel davon wog 56 bis 61 Pfund, und war
¿zwoar besser als in voriger Woche beschaffen, aber doch nicht völ: lig trockenz; es dauerte daher einige Zeit , ehe etwas Bedeutendes davon abgeseßt wurde, und die Verkäuser mußten mit 4 bis 5 Sh. niedrigeren Preisen vorliebnehmen. Bon altem Weizen wurde eine bedeutende Quantität fast zu denselben Preisen, wie vor acht Tagen, umgeseßt. Jn unverzolltem fremdem Weizen war der Um-
faß gering, die Preise blieben auch dieselben wie in voriger Woche.
_ London, 1. Sept. (Hamb, B drsen- Halle.) Alle Welt spricht natürlicherweise von den Absichten des neuen Premier- Ministers, aber Gewisses weiß kein Mensch zu sagen. Die Ber- muthung des Globe indessen wird sich wahrscheinlich bewähren, nämlich, daß Sir R. Peel ein Kredit-Botum verlangen , das r- mengeseß auf ein Jahr verlängern und das Parlament alsdann bis zu Anfang des nächsten Jahres prorogiren wird. Uebrigens darf dies nur als eine Bermuthung angesehen werden, denn Sir N. Peel hat sein Vorhaben bis jeßt geheim gehalten, Geskern frúh schickte Sir N. Peel NRegierungsboten nach den Herzog von Buckingham und“ dem. Grafen von Liverpool, die Beide gestern Nachmittag zur Stadt kamen und sogleich eine ziemlich lange Unterredung mit Six R, Peel hatten. j Zeitung gestern behauptet, daß eine Konferenz der Haupter dex Tory- Partel gestern im Hause Sir N, Peel's stattgefunden habe. Dies if ein Jrrthum, Der angehende Premier-Ministêr ist den ganzen Tag über mit der Ordnung seines Kabinets beschäftigt gewejen, aber es hat feine eigentliche Konferenz bei ihm stattgefunden. Folgende haben aber im Laufe des Tages mit ihm Unterredungen gehabt: Graf von Haddington, Lord F. Egerton, Graf von Ripon, Lord Castle- reagh, Graf von Hardwicke, Graf IGharnclisfe, Sir Henry Har- dinge, Sir Thomas Fremantle, Sir Frederick Pollock, Sir 23m. Follett, S ir Seorge Clerk, Sir George Cockburn, Herr Glabdskone, Lord Lyndhurf, Herr Goulburn, Sir Edward Knachtbull und einige Andere. Kurz vor 5 Uhr gestern Nachmittag kam Herr E, A, Anfon, Schaßmeister des Prinzen Aibrecht, von Winsor
zur Stadt und verfügte fich è 9 L 26 \ . E e
einen eigenhändigen Brief von der Königin überbracht haben soll, :
Der Herzog von Wellington gab gestern ein Diner, wobei die Hauptpersonen des bevorstehenden Minisferiums zugegen wg:
ren. Folgendes waren, wie ich hdve, die einzigen Gäste Ca
R. Peel, Graf von Aberdeen, Graf von Ripon , Lord Lyndhurst, Lord Stanley, Lord Ellenborough, Sir James Graham und Herr Charles Arbuthnot. Die Versammlung bei Sir R. Peel am Montag Abend, vorgestern, dauerte bis spat in die Yacht hinein.
die eines Prásidenten des Geheimen Raths; Herr Charles Ar-
buthnot soll Kommissar der Forsten und Waldungen wepdèn. Der |
Cu
Herzog von Beaufort und bder Gpaf von FFersey werden beide |
als Nachfolger des Grafen von Albemarle, ber jeßt die Stelle eines Oberstallmeisters bekleidet, genannt. Am wahrscheinlichen wird Graf von Jersey die Stelle bekommen.
Die Hof-Zeitung meldet, daß der Sece- Capitain Sarto: rius, Admiral in Portugiesischen Diensien, und Herr La Saussaye, der Obersten-Nang in der Britischen Legion bekleidet hat, von der Königin zu Rittern geschlagen worden,
Die Verwaltung der Whigs ist
N
5 London, 31, Aug,
endlich zum Schlusse aekommen, und Peel ist förmlich von Zhrer
Majestät beauftragt, ein neues Ministerium zu bilden. Das Un-
terhaus fam Sonnabend Morgen gegen 3 Uhr, also am Schlusse | der vierten Nacht der Debatte, zur Entscheidung, daß die Yeini-
ster nicht sein Zutrauen besäßen, und zwar durch 360 gegen 269 Stimmen oder eine Majorität von 91! {2 Uhr versammelte sich das Haus aufs neue, um uber die end-
liche Annahme der Adresse in deni Sinne der genannten Entschei- |
, Die Minister und fast alle Whigs waren
dung zu bestimmen. _und j dabei abwesend. Herr Sharman Crawford, ein Unterstüßer der-
selben, aber ein Radikaler in seiner Politik, schlug als Zusaß eine Klausel vor, des Jnhalts, daß das Wahlrecht weiter ausgedehnt |
Klassen mehr Einfluß Interessen zu verschaf- Manne vielleicht um 0
den arbeitenden ihrer dem
werdén müsse, um und eine grbßere Beachtung fen. Dieses Verfahren schien
mehr an der Zeit, âls Lord John Russell am Morgen erklärt |
És wurde von einer Abend- |
sogleich zu Sip R. Peel, dem er |
Die dem Herzoge von Wellington zugedachte Stelle ist |
Am selben Tage um |
hatte, er und seine Partei wúrden sich zu feinen weiteren Refor- men in den Grundlagen der Verfassung verstehen, und wollten lie- ber auf immer der Rückkehr an die Regierung entsagen, als sol: che unter der Bedingung zu erlangen, welche ihnen manche Satt den Radikalen gestellt. Auch hâtte man meinen sollen, alle Ra- difale würden die Gelegenheit ergriffen haben, Führung der Whigs loszureißen. Aber mehrere derselben, wie Ward, Roebuck, Woakley, erklärten den Vorschlag für unzeitig und verließien das Haus, so daß bei der Abstimmung sich nur 39 dafúr erflärten. Nach diesem Jntermezzo wurde die Adresse ange- nommen und an Jhre Majestät abgesandt. :
Die Rede, womit Lord J. Russell dem Unterhause die Ab- danfung des Ministeriums ankündigte, war pathétis, aber höflich ind wurde von Lord Stanley eben so höflich, ja freundlich erwie- dert. Das Merkwöürdigste in dieser Erwiederung war, daß der edle Lord die Behauptung des Ex- Ministers nicht gelten lassen wollte, sie trâten Úber die großen finanziellen Fragen aus, welche sie dem Parlamente vorgelegt hätten. Er- behauptete vielmehr úber diese sey das Parlament noch zu gar feiner Entscheidung gekommen, sondern blos, daß die bisherigen Minister nicht dessen Rertrauen besàßen. i
Die Whigs, um sich der Gewerbe - Klassen zu ver- sichern, bestehen natüriich darauf, ihre Verwerfung einzig dem Umstande zuzuschreiben, daß sie die Gutsherren in ihrem Monopole angegriffen. Die echten Monopolisten und de- ren Organe leugnen dieses auch gar nicht, sondern schei: nen stolz darauf, daß sie so große Macht besißen; wie ja der Herzog von Richmond ohne Hehl erklarte, die Guts- herren batten Peel an die Herrschaft gebracht und wúr- den ihn wieder stürzen, wenn er ihnen die Vortheile zu entreifien suche, welche ihnen das jeßige Getraide-Geseß gewähre. Peel aber sagte in der langen Rede, womit er Freitag. Nacht das Verfahren sei- ner Partei gegen das Miniskerium zu rechtfertigen suchte, weit entfernt, sich zu dieser Ansicht zu bekennen, den Gutsherren er sey zwar noch immer der Meinung, daß eine wandelbare Stala am vortheilhaftesten für das Land im Allgemeinen (ey ; dabei aber wolle er sich nicht anheischig machen , feine Veränderung in der E fala selbst und in der Art und Weise, wie dieselbe durch die Durchschnitts-Preise zu bestimmen sey, vorzuschlagen; und wenn er unter feiner anderen Bedingung die Unterstüßung der Guts- heren (of the landed interest) behalten konnte, so müsse r Ds felben entsagen.
Dieses sollte offenbar für eine Antwort auf jene o unfluge als anmaßliche Bemerkung gelten, und wird sich wahrscheinlich so erweisen, wenn wir eine authentische Liste vom neuen Ministerium besißen, und nicht nur kein Herzog von Buckingham, sondern auch kein Herzog von Richmond und kein Graf Ripon darin er- scheint, welche beide Leßteren doch im Greyschen Kabinet gesessen und als ursprüngliche Tories eher Anspruch auf Stellen in ei nen fonservativen Kabinette haben müßten, als der ehemalige Whig Stanley und der mehr als Whig Graham. Man hört jedoch, daß es nur diese Beiden waren, welche nebst Goulbourn und Freemantle, sich gestern Abend nah Peel’'s Rückkehr von Windsor bei demselben zur weiteren Berathung über das zu bil: dende Kabinet einfanden, : :
Peel’s Rede warú berhaupt sehr liberal, selb} gegen die Whigs, denen er wirklich so schwach zu Leibe ging, daß es einem, der nicht frühere Reden von ihm und Anderen seiner Partei gelesen hätte \chwer werden dúrfte, aus derselben einen anderen Grund fr die Verwerfung der Whigs zu entdecken, als daß die Tories eine pàat- lamentarische Mehrheit haben. Nichts von irgend einem Belang gegen ihre auswärtige Politik ; nichts gegen ihre Verwaltung dep Kolonieen ; nichts gegen ihre sonst so hâufig angefklagte Perwal- tung Jrlands; nichts von Feindseligkeit gegen bie Kirche; nichts gegen ihr Streben nach Centpalisation; nichts gegen ihr ‘Armen: Gesek. Ueber die Rückkehr des Einverständnisses mit Frankreich freute er sich, und er ergriff weislih die Gelegenheit, dieses ats den Zeitpunkt zu bezeichnen, wo alle Nationen, im Vertrauen auf gegenseitige N E, und nohch mehr auf die eigene vaterlän- dische Gesinnung, entwassnen möchten. Es waren goldene Worte welche gewiß in 20 Sprachen und Millionen Herzen nachktinc h werden, besonders in Deutschland, von dessen ‘Gróße und Zar sender Einheit er mit einer an Verehrung gränzendeu Achtung sprachz das Prinzip des freien Handels erkannte er in scinem ganzen Umfange an, und erklarte sich bereit, solches, wo es nur immer thunlich, in Anwendunz bringen zu wollen, Der Heftigkeit der Irländischen Protestanten, welche, wie neulich der Sheriff von Fermanaugh, die Religion ihrer katholischen Mitbürger zu be- \chimpfen suchten, erklärte er ohne Rückhalt den Krieg. “Dies that er wahrscheinlich in desto frâftigerem Ausdrucke, weil man sich so viele Mühe gegeben hatte, den Jrländischen Katholiken vor dey Wiedereinseßung einer Tory - Vertvaltung bange zu ma- chen; und er auch im Anfange seiner Rede sich hatte hinreißen lassen, O'’Connell, welcher gerade vor ihm gesprochen, ‘und die Tories ohne Maß geschmähßt hatte, mit zerschmetternder Berach- tung niederzudonnern. j 40D Pn Russell konnte in seiner Rede, womit er, gleich hinter Pecl auftretend, die Debatte beschloß, nicht umhin, die gu- ten Absichten seines Gegners anzuerkennen, und drúckte nur seine Besorgniß aus, daß ein Theil seiner Anhänger ihu ver- hindern würde, solhe in Ausúbung zu bringen. Er ver- sicherte ihn aber, daß er von ihm feinen factidsen Wi- derstand erfahren, sondern bei allcn guten Maßregeln sei- nen Beistand haben sollte, „Jch bin gewiß““, so chloß er, „daß, voenn dieses Land mit gesundem Verstand und durch große und umfassende Maximen regiert wird, ihr von eurer jeßigen Stärke und Macht zu größerer Stärke und Macht fortschreiten, und die liberalen Grundsäße nach allen Erdtheilen hin verbreiten, Millio- nen durch eure Handlungen und das ganze Menschengeschlecht durch euer Beispiel beglücken könnet!“ i j
Es waltet also im Grunde zwischen diesen Häuptern der bei den großen Parteien kein Unterschied mehr, als Über das wie und wann, das mehr oder weniger. Eine Verwaltung nach liberalen Grundsäßen ist uns gewiß, Die Extremen werden auf beiden Seiten zurückgewiesen, und, wenn es seyn muß, vereini- gen sich die gemäßigten Männer von beiden Seiten und seßen das durch, woran vereinzelt die Ultra?s sie vérhindern möchten, Die Radikalen sehen es schon ein, daß sie durch ihr thörichtes Benehmen die Ausführung ihrer politischen Träume viel weiter zurücgeschoben haben z die echten Tories evkennen, daß ihre Tráume von Monopolien und NReactionen vereitelt sind, und selbst O’Connell wird bald zur Erkenntniß kommen (wenn er es nicht immer war), daß die Auflösung der Union nur ein Traum is. Den Weltbürger muß es übrigens freuen, daß selbst dep heftigste politische Streit unseren Staatsmännern, namentlich Peel und Russell, Zeit und Lust gestatten konnte, leßten Sonnabend einer Versammlung beizuwohnen, um eine Subscription für die Er: richtung eines Denkmals, zur Ehre des neulich verstörhenen Ma- lers Wilkie, zu befördern, Ein Versuch, der Politik dabei eine
sich von der
Stimme zu geben, den ein Unbefannter machte, wurde mit Un- willen zurückgewiesen, Das Parlament is für eine Woche vertagt. i Abends. Das Gerücht geht, Peel habe heute einen Eilboten an den Herzog von Buekingham abgeschickt.
Oesterreich. (Oest. Beob) Die nun schon in Be- trieb geste Ausdehnung der Kaiser Ferdinand’s-Nordbahn úber- trifft jede’ andere Eisenbahn des Europäischen Kontinents. Große Schwierigkeiten, die sich der Ausführung eines 10 ausgedehnten Werkes, zumal wenn es das erste im Lande ift, entgegenstellen, wurden mit Energie und Ruhe úberwunden ; namentlich entwif- felte die Direction seit dem vorigen Jahre eine ungewöhnliche Thátigkeit. Seit dem Herbste 1840, als dem General-Bau-.jn- spektor Herrn Negrelli die Leitung der Baulichkeiten úbertragen wurde, gediehen nicht weniger als 24 Deutsche Meilen von der Strecke der Hauptbahn und des Stockerauer Flügels zur völligen Bollendung, was mehr als die Hâlfte der bis jeßt in Betrieb stehenden Ausdehnung beträgt, und zu deren Bau um jene Zeit noch keine Hand angelegt war. _Náchstdem ist der Olmuüßtßer Flu: gel bis auf Weniges fertig, so wie der Unterbau von Pre- rau bis Leipnik. Vorgestern wurde nach Prerau, dem area punkt der fruchtgesegneten Hanna, eine Probefahrt von & elade- nen, unternommen, welcher morgen, den l. September, die wteTe liche Erbsfnung der Bahn für das Publikum, folgen wird. Es war ein denfwürdiges Ereigniß und alle Mitfahrenden fühlten sich von dem Gedankèn bemeistert, in Einem Tage den ungeheuren Weg von 50) Deutschen Meilen zurügelegt zu haben (namlich die Entfernung von 25 Meilen hin und zurück) und zwar, neben einem zweistündigen Aufenthalte daselbsk, auf so bequeme Weise, daß die Abfahrt von hier um 6 Uhr Morgens, die Ankunft um 9 Uhr “Abends erfölgte. Die Fahrt hiín dauerte 6 Stun- den 40. Minuten, zurüuck etwas weniger als 7 Stunden. Das merkwürdigste Bauobjekt der neu befahrnen Strecke (von Hradisch bis Prerau) is der zwischen Yapagedl “und Hollein bewerfstelligte großartige Einschnitt, dessen Schwierigkel- ten darín lagen, daß man in einer Lange von 600) Fuß auf festes Gestein traf und es mittelst Sprengung überwältigen mußte. _L er Einschnitt, so wie die merkwürdige Brucke in der Mitte desselben is tunnelartig und die sammtlichen Kosten betrugen 16,000 Fl. C, M., eine weit geringere Summe, als hâtte man sich zum Bau eines wirklichen Tunnels verleiten lassen. An Gestein wurden 4000 Kubiéflafter herausgearbeitet. Die Fahrt fand ohne die min- deste Stórung statt. — Um 97, d. M. fuhren Se. Königl. Ho- heit der Erzherzog Ferdinand, General-Gouverneur von Galizien, auf Hdchstihrer Reise nach Liegniß auf der Eisenbahn bis Brünn und vorgestern Se. Kaiserl, Hoheit der Erzherzog Sarl Ferdinand in einém Separat - Train, welcher nach 4 Stunden 20 Minuten in Brünn anlangte.
Am 27. August verschied hier der rühmlichst bekannte K 0m- und musikalische Schriftsteller, Kapellmeister Fgnaß Ritter 15, Mai 1775 geboren ward.
ISien, 31. Aug.
poniffft von Sevfried, der zu Wien am
Nus Böhmen, Ende August, Von den erfreulichen, ra{chey Fortschritten, die das Eisenbahnwesen bei Zhnen macht, nimmt besoabders das jüngst bewilligte Schlesisch-Sächsische Bahn- Projekt, von Bxeslau über Görliß, Löbau nach Dresden, unsere da hierdurch unserem Lande die doppelt willkommene Gelegenhei geboten wird, die {o wünschens- werthe beschleunigte Verbindung mif etnem gewerbreichen Theile hrer Monarchie und dem Königreiche Sachsen zu erhalten. Man Zeiß namlich bei uns mit Gewißheit, daß der intelligente und an-- Mitteln reiche Lausißer Handelsstand die Zustandebrin- agung ‘einer südlichen Abzweigung der Breslau ¿ Dresdener Hahn vea Görliß oder Löbau nach Zittau zu bewirfen eif- rigst beflissen Uf, und je mehr bel uns _die_ Hoffnungen einer entsprechenden Eisenbahn-Verbindung mit Z achsen durch das Elbéthal leßterer Zeit in den Hintergrund getreten find, desto we- niger ist jest bei dem genehmigten Bau der Schlesisch-Sächsischen Bahn, das Zuskandekbommen einer Berbindung mit uns zu be- zweifeln, in der vielversprechenden Richtung von Prag nach Rti- chenberg, von wo die Bahn im Neissethal hinlaufend, die Boh- misch-Sachsische Gränze überschreiten und durch die nahe Zittauer Zweigbahn an die Breslau-Dresdener sich anschließen würde. Dieses Projekt erfreut sich in Prag und besonders in den hierbei so sehr betheiligten nórdlichen fabrikreichen Gegenden unseres Landes, der lebhaftesten Theilnahme ; die nöthigen Messungen von Prag über Reichenberg bis Zittau werden demnächst durch den Berrn Wiedemann, welcher auch das Nivellement der Leipzig- Nürnberger Bahn besorgte, beginnen, und wenn, wie zu erwarten, feine allzu großen Terrains-Schwierigkeiten sich zeigen, so kann bei dem bedeutenden Verkehr zwischen Prag, Reichenberg und der Lausiß, die Rentabilität dieser Bahn {ch6 .im Vör- aus als gesichert betrachtet werden. Einen untrüglichen An- haltspunft hierfür bieten die fúrzlich bekannt gewordenen offi: ziellen Nachweisungen über den Ertrag der Chausseegelder-Ein- nahme, welche die Prag-Neichenberger Straße, gegenüber den sechs anderen Haupt-Straßen des Landes, wenn auch als die kürzeste, doch als die frequenteste und ergiebigste erscheinen lassen, gegen welche in Beziehung auf den nach der Weggelder-Einnahme zu bemessenden Verkehr, sle um 61 pCt, besser sich dar- stellt, als selbst die Prag:-Dresdener Straße, Es ist demnach kein Zueifel, daß selbst die Wenigen, welche früher für eine Eisenbahn von Prag nach Dresden durch das Elbthal waren, gegenwärtig
volle Theilnahme n Anspruch,
dem ungleich sicherern und mehr Aussicht bietenden Projekte einer |
Berbindung mit der Schlesisch-Sächsischen Bahn sich anschließen werden, ein Unternehmen, das auch die hierbei betheiligten Preu- ßischen und Sächsischen Gegenden gewiß eisrigst unterstüßen werden,
Schweiz.
Zürich, 26, Aug, mehr \o ganz in den Händen der Tagsaßung, wie vor einigen Wochen; denn von der einen Seite sind die früheren Schritte einiger fremden Botschafter wiederholt worden, von der anderen habén die Volkö-Bewegungen sich aufgemacht. Seit zehn Jah: ven siud diese beiden Fäktoren jedesmal gleichzeitig hervorgetreten, oder wenigstens ist dem ersteren immer unverzüglich der zweite begegnet, Der Ausgang eines auf diese Weise verwickelten Ge: chäfts war gewdhnlich nicht mehr rein, nur wie es die Sache
mit sich brachte, oder wurde, wenn er es noch war, nicht mehr |
dafür angesehen, Als der große Rath von Aargau, der sich nie- mals auf die Hohe zu stellen wußte, die Lage der Eidgenossen: schaft zu Übersehen, eine fnickerische Konzession anbot, zeigte sich die Mehrheit der Tagsaßung darüber unwillig und zu böbhe- rer Forderung aufgelegt, Allein wie einstimmig auch die Mehr- heit in diesem Borsaß war, wie sehr sie es in den bisherigen all- meinen Schritten gegen Aargau gewesen, mußte se jet sich thei: len, da die Politif jeder Gesandtschaft in bestimmten Forderun:
(A. ZJ) Aargau?s Schicksal liegt nicht |
1101
sich zeichnen sollte. Dieß war in „der That der Augenblick auf die Tagsaßung einzuwirken. _Jm Fe ormen Aargau wurden Ünterschriften zu Adressen an die Aargau Vesandtschaft und an die Eidgenoffen gesammelt, wodurch die Er larung des großen Raths, daß die angeboténe Concession ein Ultimatum sey, zur Bolkserklä: rung gemacht werden sollte. Die Zeitungen réèdeten von ahklicher Stkim- mung in vielen Kantonen, von dem bestimmten Widerwillen, gegen Aargau sih zu waffnen. Am meisten schien auf die Stimmung des Kantons Zürich anzukommen, wi auch in der Tagsaßung von dem Verhalten der Züricher Gesandtschaft, die bisher von den Bertheidigern der Klöster als ein Bundesgenosse angesehen wurde, das meiste abzuhängen len. Eine starke Abneigung gegen die Klbster und alle katholischen Znssituke hat sih im Züricher Volke von der Reformation der bis auf den heutigen Tag erhalten und mag auf die Stellung der Regierung schon L leßten Januar einigen Einfluß gebt haben. Unterdessen petitionirte man im entgegenge: seßten Sinne in den Kantonen Luzern und Solothurn, Nun wurde befannt, daß die fatholische Politik an der Tagsaßung fich haupt: sächlich fürdie Erhaltung des Klosters Muri anstrengen würde, und daß auch Gesandtschaften von bisher unbestimmter Stellung sich hierfür erflárt haben: ein Umstand, in welchem man den Finger des Aus- landes zu erblicken nicht zweifelte. Denn alle anderen Grönde sprachen gegen Muri mehr, als gegen die übrigen Klöster : | \chuldlos an den Ereignissen im Januar scheint Muri am wenig- sten zu seyn, und es iss, das mit mächtigem Einflusse im Hin- tergrunde des gefährlichen Freiamtes steht. Jn éin paar Ta- gen hatten die Unterschriften der Aargauischen Petitionen die Zahl von 15,000 überstiegen. Im Kanton Zürich ward eine Bolksversammlung veranstaltet, Zürichs ersker Gesandter, Herr von Muralt, hat sich indessen als Mitglied der Tagsaßungs-Kom- missien, statt der bezeichneten Politif zu folgen, gegen Muri und Wettingen ausgesprochen, und will von Aargau nur eine vor der Eidgenossenschaft anständige Berniehrung seiner Konzessionen ver- langen. Obgleich man nun annehmen darf, daß auch die Regie- rung Zürichs nicht anders instruiren wird, soll die beschlossene Bolks-Versammlung, wie es heißt, schon nächsten Sonntag ge- halten werden. Eine unmittelbare Wirkung derselben auf die Tagsaßung is nicht möglich, wenn diese sich, Jnstruktionen einzu- holen, vertagen wird. Die Volks-Bewegungen werden freilich, ohne Zweifel, sich verlängern; sind sie nicht stark genug, die Lage ganz zu ändern, so wird vermuthlich die Anficht des Züricher Gesandten eine Mehrheit vereinigen, und dann — auch verwirk- licht werden.
gen
Von der Schweizer- Gränze, 28. Aug. (Fr D B) Dem Mitte dieser Woche — man weiß noch nicht aus welchen Parteizween — mit dem größten Schein von Wahrheit im gan- zen Frikfthal verbreiteten Gerücht, als habe sich die Schweizerische Bundes-Versammlung bereits bis Oktober d. J. vertagt, fonnen wir nunmehr aus bester Ueberzeugung widersprechen,
Portugal.
Lissabon, 23, Aug. Die Opposition in der Deputirten- Kammer geht, wie es heißt, mit der Absicht um, eine Botschast an die Königin zu richten, um sie zu bitten, ein Ministerium zu ernennen, das grbßeres Vertrauen beim Volke besäße, als ‘das jeßige z die ministerielle Partei is indeß, wie es scheint, zu start, als daß das Projekt gelingen könnte, doch soll im Falle der Ver-
| werfung des Antrages die Opposition gesonnen seyn, unter Pro- test in Masse die Kammer zu verlassen,
| Der neue Tarif, der die Britischen Fabrikate hoher besteuert
| als bisher, soll am 28sten d. in Kraft treten,
Túrkei,
| Konstantinopel, 18. Aug, Die Türkische Zeitung
| meldet die Verleihung des Nischani- Jftihar an den Fürsten der Drusen, Emir Beschir, so wie an den Patriarchen der Maroni-
| ten und an den Patriarchen von Jerusalem. Da sich Leßterer gerade in Konstantinopel befand, so wurde er selbst nah der ho- hen Pforte berufen, um daselbs diese Auszeichnung in Empfang zu nehmen. Die fár die beiden Anderen bestimmten Nischane sind
| an Selim Pascha, Muschir von Saida, mit dem Auftrage ge-
| schickt worden, sie ihnen zuzustellen,
Die Smyrnoer Journale vom 14, August enthalten Schâz- zungen der Zahl der durch den leßten Brand verzehrten Häuser und Boutiken dieser Stadt und des durch jene furchtbare Feuers- brunst angerichteten Schadens, Das Journal de Smyrne hätt die Zahl der abgebrannten Häuser und Buden auf 7284 und den durch den Brand verursachten Schaden auf 125,850,000
| Piaster; im Echo de l’Orient wird jene Zahl auf 6284 und der angerichtete Schaden auf 140,850,000 Piaster angegeben.
Vereinigte Staaten vou Nord-Amerika. | New-York, 14, Aug. Die Bill wegen Errichtung einer | Nationalbank ist zwar in beiden Hâusern des Kongresses durch: | gegangen, man scheint aber uberzeugt zu seyn, daß der Präsident ihr seine Zustimmung verweigern wird. Man glaubt, daß eine Folge davon die Entlassung des jeßigen, aus Maâaunern der aristo-
| fratischen oder Whig-Partei bestehenden Kabinets seyn werde,
Bel Gelegenhelt der Berathung einer Bill über den Verkauf |
der dentlichen Ländereien wurde im Senate von einem Herrn | Lynn die Differenz zwischen England und den Vereinigten Staa- | ten von neuem zur Sprache gebracht und der Antrag gemacht, den Ertrag jener Verkäufe zu Zwecken der National ¿ Bevtheidi- gung zu verwenden. Der Antrag wurde mit einer Majorität von nur zehn Stimmen verworfen. Die Bill wegen der Anlegung | neuer Festungswerke ist im Reprásentantenhause vorgenommen | worden, und es sollen noch neue Anträge wegen Befestigungen zum Werthe von 59,000 Dollars bei Buffalo, von 75,000 Dol- lars am Champlain-See und von 50,000 Dollars in Maine ge- macht werden.
Abermals sind durch den Leichtfinn eines Amerikanischen Dampsfschiff-Capitains eine Menge Menschen aufgeopfert worden. | Das Dampfschiff „Erie“ ist nämlich auf der Fahrt zwischen Buf- | falo und Chifago dadurch, daß man eine Quantität Firniß, die sich unter der Ladung befand, gerade über dem die Maschine heizen- den Ofen lagerte, in Brand gerathen, und von allen Passagieren und Matrosen , die sich am Bord befanden, sind nur 25 gerettet worden; etwa 175 sind verbrannt oder ertrunken, darunter unge- fahr 159 Deutsche und Schweizer Auswanderer, deren am Bord befindliche Baarschaft auf 180,000 Dollars angegeben wird, wäh- rend der Verlust an Schiff und Ladung ungefähr 120,000 Dollgrs beträgt.
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Jyn14#d.
Breslau, 2. Sept, (Schles. Z.) Gestern fand bei Landau die große Parade des bten Armee- Corps skatt, Die
Truppen defilirten zweimal, erst in Compagnie: Fronte dann in Bataillons - Fronten, welches einen impofanten nblick gewährte, vor Sr. Excellenz dem Herrn fommiandirendèn Generat Grafen von Brandenburg vorbei. Eine große Menge Zuschauer hätte sih aus der Umgegend und hier aus Breslau eingefunden. Man fonnte an 200 Wagen zählen: Die Parade begann gegen 10 Uhr und war bald nah 12 Uhr beendigt.
Köln, 1. Sept. (K. Z.) Gestern Abend isk Se. Majestät der König von Hannover, welcher unter dem Namen eines Gra- fen von Diepholz reist, aus den B*dern von Ems zurückfkehrend, auf dem Dampfboote „Kronprinzessin von Preußen“ hier ange- fommen. Se. Majestät geruhten, einer Deputation der Direkto- ren der „Rheinischen Eisenbahn“ Audienz zu gewähren, und be- dauerten nur, die Einladung, der feierlihen Eröffnung der Bahn beizuwohnen, nicht annehmen zu fönnen. Bei dieser Gelegenheit âußerten Sich Se. Majestät höchst gnädig uber den Plan der Weiterführung der Bahn bis Hannover, fo wie auch Über den Fortbau derselben durch Höchstihre Staaten. Heute seßten Se. Majefkät nah 11 Uhr Mittags die Reise úber Soest nah Han- nover fort. Der unangenehme Zufall, daß der Königl. Reisemar- schall Baron von Malortie Excellenz bei Ankunft des Dampf- (chisfes durch einen Pfropfen des falutirenden Geschüßes ah der linken Hand eine fleine Berwundung erhälten, ist Ursache, daß dieser hohe Hof:Beamte, von Sr. Majestät der Pflege des Herrn 1)r. Coblenz in Dèuz angelegentlich empfohlen, zurückbleiben mußte, um die bald zu hojfende Heilung abzuwarten.
Die Salven des Geschúßes, der jubelnde Andrang der Rheinischen Bürger hegrüßten heute ein neues geschichtliches Mo- ment; Industrie, Handel, Verkehr und gesellige Beziehungen el'- freuen sich im Deutschen Wesken einer neuen frâftigen Pulsader des Lebens: die Rheinische Eisenbahn, längst ein' Augen- merf vaterländischer und Europäischer Jnteressen, ist heute partiel, in ibrer Bahnstrecke von Köln nach Aachen, auf feierliche Weife erdffnet worden. Der Feier des bedeutungsvollen Moments an- gemessen, war der an sih schône und freundliche Bahnhof mit Flaggen, Blumengewinden und grünen Guirlanden festlich geschmüdt ; fiber den Zugängen wehten die Preußische 2 tational-Flagge so wié die Farben Kölns und Aächens. Jm inneren Raumé drângte fich die Menge der frdhlich Erwartenden, die Elite der Einwohner Kölns, theils selbst Actionaire, theils von diesen zu der ersten Festfahrt gleichsam als Repräsentanten unserer Rheinstadt geladen, Herren und Damen in bunter Ncihe, darunter Notabilitäten wie Se. Excellenz der fommandirende General des achten Armee-Corps Herr von Thiele 11, Jhre Ercellenzen die Wirklichen Geheimen Räthe, Ober-Präsidenten der Rhein-Provinz und Westphalens, Herren Frei- herren von Bodelschwingh Und von Vincke, die Vorst&ade der Militair - und Civil - Behörden u. \, w. Von allen Weiten war d-r Bahnhof so wie weit hinaus die BahnstreckÆe mit zahllosen fröhlichen und neugierigen Zuschauern aller Stände in dichten Reihen umgeben, und {o sah man gespannt der Ankunft des Aachener Trains entgegen, welcher um halb sieben Uhr des Morgens Aachen verlassen, und nach einem furzen Auf: enthalte zu Düren, wo si die daselbst eingeladenen Personen angeschlossen, um neun Uhr hier eintraf, gleicher Weise aus schó- ner und gewählter Gesellschaft der Nachbarstgdte in dreizehn ZWa-
gen bestehend und hier beim Enipfange feierlich bewillflomnz;i. Nun waren im Kölner Stationshofe alle zur Festfahrt Gelabenen ver- sammelt, und während die Borbereitungen zur Auseinanderrei: hung der Lokomotiven und Wagen und die Anordnung des gan- zen Fesktzuges getroffen wurde, begrüßte der Appellations-Gerichts- Rath Herr von Ammon, Namens der Direction der Rheini- schen Eisenbahn, die Anwesenden mit einer Rede, — Der Donner des Geschüßes und die einfallende Musik gaben hierauf das Zei: chen zum Aufbruche, und nach 10 Uhr sah man den schönen Festzug, 28 Wagen, worunter Diligencen, Waggons und Char a bancs in regelmäßiger Abwechselung, geführt von den drei Loko- motiven „Vorwärts“, „Rhein“ und „Herkules“, sih in Bewegung seßen, gefüllt mit heiteren Passagieren, geschmückt mit Blumeu und Blättern des Sömmers, überweh: von farbigen Festfahnen und von den erschallènden Feierflängen der in ihrer Mitte fah- renden Militairmusif des 25sten Jnfanterie- Regimentes begleitet, — und in raschem Fluge durch die Bahnstrecke hinbrausen.
Ueber die Moralität des Französischen Handels und der Französischen Judustrie.
* Paris, im August. Seit zwei Jahren hat die Regierung zahl-
reiche Versuche gemacht, die Handels-Beziehungen Frankreichs zu den fremden Ländern zu erweitern, Da ihre innere Politik sich so zu sagen auf die Entwicfelung der materiellen Jnteressen grundet, so sucht sie dieselben so viel wie möglich zufrieden zu stellen. Aber das Pro- blem is verwielt, und die verschiedenen Kategorieen der Produ- zenten erheben Ansprüche, welche die Ergreisung allgemeiner Maß- regeln ziemlich schwierig machen. S0 wollte der Handelsstand die Freiheit und die fast gänzliche Abschassung der Eingangs - Zölle und. dadurch die fremden Kaufz leute von dem Französischen Markte ausschließen; die Jnduftrielz len verlangen die freie Einfuhr der rohen Stoffe und das Véêrbot der verarbeiteten Stosfez die Agrikulturisten endlich fordern einén bedeutenden Schuß für die Erzeugnisse des Bodens, indem sie einräumen, daß man die Erzeugnisse der Fabriken zu einem niedri- gen Preise haben müsse. Man begreift, daß es schwierig ist, die- sen drei verschiedenen Tendenzen zu genügen. Unter der Restau- ration famen die Tarife einem System zu Hülfe, das den Zwecb hatte, eine Territorial-Aristokratie wieder herzustellen; der Boden und seine Erzeugnisse wurden begünstigt; die Jndustrie wurde als eine Dependenz des Ackerbaues betrachtet und man gewährte ihp daher denselben Schus, Man führte somit einen Zustaud der Dinge herbei, welcher dem Verkehr mit den sremden Nationen sehr nachtheilig war und der Abschließung von Handels-Verträge1z mit unseren Nachbarn sehr im Wege sand.
Die Gründe, welche die Restauration bewogen, eine Territo- rial:Aristokratie zu gründen, existiren heut zu Tage nicht mehr ia demselben Grade; aber der Tarif, welcher diese Gründung bègún- stigen und die Reichthümer des Bodens gegen alle auswärtige Konkurrenz schüßen sollte, is noch immer vorhanden, und er ist cs, der unseren auswärtigen Handel hemmt, der es bewirkt, daß man Repressalien gegen uns anwendet und daß unsere Anerbiez (ungen zur Abschließung von Handels - Verträgen eine schlechte Aufnahme finden und zurúckgewiesen werden. Gegenwärtig hans delt es sich weniger darum, sich die großen Grundbesiper, als vielz mehr die Mittelklassen zu verpflichten; denn diese leßteren haben die gegenwärtige Regierung gegründet, Um nun dies ZU Lrret- hen, muß man ihnen jene Leichtigkeit der Arbeit und dés Absaßes, jene Aussicht auf eine zunehniende Wohlfahrt zu verschaffen su hen, die man von dem Handel und, der Jnduftrié erwartet, Dies is das zu lósende Problem, dies ist es, was May e Mehs reren Jahren zu erreichen sucht, ohne dahin gelangen zu fdanen,