1841 / 250 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

tende Häuser ihre Zahlungen eingestellt; an erskerem Orte unter Anderen die Herren J. Manry und Söhne mit 60,000 Pfd, von denen indeß 20,000 Pfd. völlig gedeckt sind, und Anderson, Garroro und Compagnie.

London, 4. Sept. (H. B. H.) Im Palask von Elare- mont wurde gestern eine Geheimeraths - Versammlung gehalten, nachdem folgende Mitglieder des abgehenden Ministeriums ihre Amts-S iegel in die Hände der Königin niedergelegt hatten: Lord Cottenham, Lord Normanby, Lord Palmerston, Lord John Ruf: fell, Lord Clarendon, Herr Baring, Sir George Grey und Graf vou Minto. Lord Melbourne war nicht zugegen, da sein Amt es nicht von ihm erforderte. Graf von Uxbridge, Graf von Sur: rey, Graf von Belfast, Graf Errol, Lord Marius Hill, Graf Bel- ford und Lord Hill legten bei derselben Gelegenheit die Stellen nieder, die sie bisher in der Königlichen Hofhaltung be- fleideten. Der Geheime Rath versammelte sich um 15 Uhr in Gegenwart Jhrer Majestät. Prinz Albrecht, Sir Robert Peel und die Mitagliedér des neuen Kabinets waren anwesend, welche, nach- dem fie die verschiedenen Amtssiegel aus den Händen der Köni- gin empfangen hatten, zur Ehre des Handkusses zugelassen wur- den. Von der neuen Administration und Hofhaltung waren fol- gende Mitglieder gegenwärtig: Sir Rob. Peel, Herzog von Wel: lington, Lord Wharncliffe, Herzog von Buckingham, Graf de Grey, Lord Stanley, Sir J. Graham, Graf von Aberdeen, Lord Ellenberough, Graf von Ripon, Graf von Haddington, Herr Goulburn, Lord Lyndhurst, Sir H. Hardinge, Sir E, Knatch- bull, Lord Elliot, Graf von Liverpool, Graf von Jersey, Lord Granville Somerset, Graf von Lincoln, Herr W, E. Gladstone, Lord Ernest Bruce und Sir George Clerk. Sir R. Peel wurde zum Handkusse zugelassen, als erster Lord des Schaß- Amtes, Graf von Liverpool als Ober - Haushofmeister, Uebrigens ent- hâlt die Hofzeitung von gestern Abend schon folgende amtliche Ernennungen: die des Grafen Wharncliffe, als Präsi denten des Geheimen Rathes; Lord LyndhursÞ?s als Lord Kanzlers; des Herzogs von Buckingham, als Großsiegelbewahrers ; des Grafen Aberdeen, Lord Stanley?s und Sir James Graham's, als Staats-Secretaire der auswáârtigen Angelegenheiten, der Ko0- lonieen und des Jnnern; des Grafen von Ripon, als Präfiden- ten, und des Herrn W. E. Gladstone, als Vice- Präsidénten der Handels-Kammer; des Lord Somerset, als Kanzlers des er: zogthums Lancaster, und des Grafen de Grey, als Lord-Lieutenants von Jrland. Nach dem Geheimen Rathe wurde den neuen Mi- nistern ein Dejeuner servirt, Sie hielten sih indeß nur eine kurze Zeit in Claremont auf und waren Alle schon vor drei Uhr auf ibrem Rückwege nah der Stadt. Lord Aberdeen begab sich nach \ciner Ankunft fogleich in das auswärtige Ministerium, wo er sich mit Amts-Angelegenheiten beschästigte. Dasselbe that Sir J. Gra- ham im Ministerium des Jnnern. Sir Edward Sugden hatte gestern früh eine lange Audienz bei Si R. Peel vor dessen Abreise nach Claremont. Zur felben Zeit hatten auch folgende Staatsmänner bei dem neuen Premier- Minister Audienz und werden von der öffentlichen Meinung als Mitglieder der neuen Berwaltung bezeichnet: Sir Th. Fremantle, Lord Casilereagh, Graf von Morton, Graf von Dalhousie. Nach dem Marquis von Ereter und dem Admiral Sir W. H, Gage sind geftern Regierungs-Boten abgeschickt worden. _

Nachdem wir geskern bis drei Uhr das schönste Wetter gehabt hatten, fing es plößlich an zu regnen, und bis gegen 7 Uhr reg- nete es fast ununterbrochen fort, was wahrscheinlich dem Aerndte- Einbringen sehr schädlich gewesen if. Uebrigens is der Gang des Getraidemarktes jeßt ziemlich gewiß vorauszusehen. Nachsten Agonnerftag wird der Zoll gewiß auf 2 Sh. 8 Pce. reduzirt werden, und in der darauf folgenden Woche laßt es sich kaum bezwei- feln, daß der Zoll auf den niedrigsten Punkt herabsin- fen wird, “ndessen is es hier ziemlich wohl bekannt , daß die jeßigen hohe Durchschnitts - Preise des Weizens künst: lich verursacht worden sind, um die Million Quarters, die unter Schloß liegen, zum niedrigsten Zoll einführen zu können, Wenn die hiesigen Korn-Mäkler sich zu einer solchen Operation gemein- \chaftlich verstehen, so is es ihnen nicht schwer, ihr Ziel zu errei: chen. Sobald fie es aber erreicht haben, werden unsere Korn- preise gleich sehr herunterkommen, da man alsdann keine Mittel mehr ins Spiel seßen wird, dle Durchschnittspreise hoch zu hal- ten. Dieser Wink kann vielleicht Manchem nüßlich seyn, Im Monat Oktober werden wir auf unseren Märkten, im Vergleich zu den heutigen Weizen-Preisen, fehr niedrige Preise sehen, i Der Herzog von Devonshire und unser jeßiger Gesandter in Paris, Lord Grenville, sollen die Absicht haben, den Winter in “talien zuzubringen, Lord Morpeth will eine Reise nach Kanada unternehmen.

Deutsche Vundesstaaten.

Stuttgart, 2. Sept, Jhre Majestät die Königin hat mit Jhret? Königl. Hoheiten den Prinzessinnen Katharine und Auguste, nah Bzendigung der Brunnen - Kur in Kissingen, bei Jhren Königl. Höheiten dem Prinzen und der Prinzessin von Oranien im Haag einen Besuch abgeskattet und ist von da zurück gestern in erwünschtem Wohlseyn wieder in Stuttgark eingetroffen.

SHanuover, 30. Aug. Qa) Bereits unterm 28sten d. M. hat der Staats-Anwalt auf Befehl des Justiz - Ministers bei der Justiz - Kanzlei däs MRechtsmittel der Revision gegen das Erkenntniß in der Untersuchungssache wider die Mitglieder des hiesigen Magistrats eingelegt, um bei dem Ober- Apellationsge- richt auf Strafschärfung anzutragen. Bekanntlich war dies fru- herhin bei Kriminal-Straferkenntnissen nicht möglich; das Jnsti- tut der Strafschärfung is erst seit kurzem eingerichtet, und fommit nun zum erstenmal zur Anwendung.

F§Famburg, 6. Sept. (B. H) Das Handels-Gericht hat heute in der Angelegenheit des Schiffes „Louise“ folgendes Er- kenntniß erlassen :

2 ol U E der von der Königlich Großbritanischen Sloop „Grecian//, Commander Smyth, aufgebrachten Hamburger Bark „Louise//, Capitain C. H. Boye, und déren Ladung :

Erkennt das Handels-Gericht nach Anhdrung 2c. auf Grund der Aften und nach gepftogener Deliberation : :

Da das Hamburger Barkschif Louise‘, Capitain C. H. Boye, welches von der Hamburgischerseits dazu gehörigen autorisirten Kd- niglichen Großbritanischen Sloop „Grecian//, Commander Smyt{h, am 25. Februar 1841 in einem der traftatenmäßig bestimmten Di- frifte als des Sklavenhandels verdächtig angehaliein, dann durchsucht und nah Cuxhaven aufgebracht worden ist, weder Sklavenhandel be- trieben hat, noch zur Betreibung dieses Handels ausgerüstet gewesen ist, alsó feiner dér Fälle vörliegt, von denen die Traktate zwischen Frankreich und Großbritanien voin 30. November 1831 und 22. März 1833, denen Hamburg dur det Vertrag vom 9. Juni 1837 beige- treten ist, vorgussepen - daß die speziellen Landesgeseße der fontrahi- renden oder accedicenden Staaten sïe mit Confiscation belegen/

nun zwax unsere Geseßgebung in diesex Materie, welche nach

Maßgabe

| Auf | den und dem Fürstbischofe von Seckau noch einmal ehrfurchtsvoll j c - , e - - - : A í

| begrüßt, reisten die Allerhöchsten Herrschaften in Begleitung des

| {hen Schule von Paris,

1112 der Convention von 1831, Art. 7. - - 1833, Art. 4. 3. 5. ; - Instruction für die Kreuzer Nr. 3. als die Entscheidungs-Norm gelten muß, außer den in den Trak- taten bedachten Fällen auch eine der Ausrüstung eines zum Sklaven- handel destinirten und desfalls aufgebrachten.Schiffes mittelbar gelei- stete Beihülfe verpdnt : ; Strafgeseß vom 19. Junt 1837 __ dieser Fall aber, da das aufgebrachte Schif „Louise// nicht zum Sklavenhandel bestimmt gewesen, hier gleichfalls nicht vorliegt,

. hiernach also der vorliegende Confiscations- Antrag selbst dann würde unustatthaft seyn, wenn auch nicht in unserer Legislation, so weit solche für die gegenwärtige Entscheidung in Betracht kommt, binsichilich gescblicher Bestimmung ciner Couftscation sich eine Lücke rande-

indem nämlich das erwähnte Geseß vom 19. Juni 1837 nichts von einer Confiscation oder der Anwendbarkeit Pprisenrechtlicher Grundsäße oder davon, daß solche den Traktaten zu Grunde liegen, enthält, i / __ das Geseß vom 3. Juni 1841 aber, so gewiß es auch die Norm für das Prozeß - Verfahren abgiebt, für das Fnuere der Rechts Verhältnisse cine rückwirkende Kraft in keinerlei Bezichung zu äußern vermag, endlich aber das Reglement vom 18. September 1778, welches auch nur von temporairer (Zültigkeit gewesen is, uicht hierher gehört, daß der Antrag des Herrn Fiskals in civilibus, das Schif

¡„Louise// und dessen Ladung, eventualiter Theile dessen Ladung, zu

fondemniren, zurückzuweisen ; |

daß aber, was die gegen den Kaptor in Anspruch genommene

Entschädigung betrifft, solchem Antrage keine Statt zu geben sey; und zwar auf Grund der Art. 6 und 7 der Convention vom 22. März 1833, indem die vorgefundenen Planken, der Kessel und der Wasser- BVorra/h (welcher leßtere größer war, als das von Rio de Janeiro zunächst nur nach Benguela, an welchem Orte die vollständige Ent- lôschung stattfinden sollte, bestimmte Schif ohne behufige Autorisa tion am Bord haben durfte) jedenfalls zusammengenommen mit der Natur cines großen Theils der Ladung und der in der Declaration des Capitain Smyth erwähnten, aftenkundig stallgehabten Beseitigung von Papieren hier als prima sacie evidentes eischeinen :

daß ferner die dem Captor gemachten Vorwürfe in Bezug auf die Ausführung der Anhaltung, dee Durchsuchung und Aufbringung, da hierauf keine Schadens-Anzp-üche haben gegründet werden fönnen, und daher solche angebliche Unregelmäßigkeiten etwa nur zur Anstel lung von Be¡chweeden bet de: Regierung Veranlassung geben fonn- ten, hier nicht weiser zu berücksichtigen jeyen : daß endlich, da die Entschuldigung, welche der Capitain Boye, für den die Unfkfenntnisi der hier publizirten Traftate an und für sich fein Exkusationsgrund i, aus dem allerdings bedauerlichen Umstande ableiten will, daß derzeit in unserem Konsulate in Rio de Janeiro der Accessions-Vertrag Hamburgs zu den Traktaten vom 30, November 1831 und 22, März 1833 nicht bekanut gewesen, des- falls einer weiteren Erörterung nicht unterliegt, weil Capitain Boye sich des Schußes aus diesem sons hier, wo der Staat als Partei auftrilt, billigerweise auf den Köstenpunkt influirenden Momente durch das Verbrennen zweier Briefe verlußig gemacht hat,

die Kosten der Untersuchung?und des Prozesses aus dem Schiffe ,„„Louise// und dessen Zubehdr dem Herrn Fiskal zu erseßen seyen,

und bleiben dex Rhederei eines elwaigen Regresses wegen, #0 wie überhaupt den Betreffenden unter einguder und contra quem et quoscunque, so weit Rechtens, quaevis competentia reservirt.

Es werden demnach

Salvo jure tertiorum sowohl das aufgebrachte Barkschif „„Louise/- sammt Zubehör nachdem obgedachtermaßen Kostenersaß wied ge-

leistet seyn als auch die Ladung, respektive das Provenù, freige

geben, und sind der Personal- Arrest des Domingo Jozé Gonzalez

Penuna , fo wie die Cautions - Arresie des Capitains Karl Heinrich

Roye, des ersten Steuermanns Chcistian Andresen und des zweiten

Steuermanns Fohn William Bernhard Alfred Harris gufgehoben, So publiziet im Handels = Gerichte, Montag, 6. September 1841.

V. R. W.

Defsterreich. JIKien, 4. Sept. Am 30sten d. M. verließen Jhre Kaiserl.

Majestäten die Stadt Gràâß, die sie durch einen fast zwölftägigen fenthalt beglúckt hatten. Von den Chefs der höheren Behör-

Landes-GBouverneurs um 9 Uhr Morgens nah Bordernberg ab.

| Einer Abtheilung der bürgerlichen Kavallerie ward die Ehre zu | Theil, bis über die Gränze des Weichbildes hinaus die Eskorte

zu bilden, Nach Berichten aus Temeswar is der Erzbischof und Me-

| tropolit der Griechisch nicht-unirten Kirche zu Carlowiß, Kaiserl.

Königl. Wirklicher Geheimer Rath von Sztankovits daselbsk, nach furzer Krankheit gestorben, : .

(Gestern haben hier die gewöhnlichen Herbstübungen begon- nen, wozu das in der Nachbarschaft gelegene Jnfanterie-Regiment „Erzherzog Karl“ hierher beordert woorden ist.

“Bom 1. bis zum 31. August sind auf der Wien-Raaber Eisen- bahn (nah Mödling, Baden und Wiener-Neustadt) 197,061 Men- schen befördert worden, was eine Gesammt-Einnahme von 99 508 Fl, 36 Kr. gewährte.

Die Wi ener Zeitung vom 3. September enthält einen Nekro- log des in den leßten Tagen des vorigen Monats zu Prag ver- storbenen Schulraths und ehemaligen Ober-Aufsehers der jüdischen Schulen, Herz Homberg, der im Jahre 1749 geboren und ein Schúler Moses Mendelssohn'’s woar.

“Der Magistrat zu Grâß hat dem Hof:Bildhauer und Pro- fessor der Skulptur an der Afademie der schönen Künske zu Mai- land, Nitter Pompeo Marchesi, welcher den Entwurf und das Modell des Franzens-Monumentes lieferte, das Ehren-Bürgerrecht der Provinzial-Hauptstadt verliehen,

% Wien, 2. Sept. Der ehemalige Minister Karls X, Graf Montbel, kam vor einigen Tagen von Kirchberg hier an und sekte nach furzem Verweilen die Reise nach seiner Vaterstadt Toulouse fort, wohin er sich in Familien-Angelegenheiten begievt. Der Herzog von Bordeaux befindet sich, den leßten Nachrichten aus Kirchberg zufolge, in fortschreitender Besserung. Die Aerzte des Prinzen, Dr. Bougon, vormaliger Professor an der medizini- Dr, von Wattmann, Regierungsrath und Professor der Chirurgie, und der Operateur Ludwig _Ruß, haben gemeinschaftlich eine Darstellung des Unfalles Sr. Königl. Hoheit entworfen und unterzeichnet, um damit allen Gerüchten zu begegnen, die darúber verbreitet waren, Man erwartet hier in dieser Woche die Ankunft des Herrn Thiers. Schon vor

| einigen Tagen hatte sich das Gerücht verbreitet , er befinde sich J ( )

hier und sey im Gasthofe „zum Lamm“ in der Leopoldskadt abge- stiegen, doch zeigte sich bald der Ungrund dieses Gerüch:es.

Þ Prag, 3. Sept. Hier sowohl wie auf den Landstraßen trifft man bereits auf zahlreiche Haufen von militairischen Ur- laubs-Mâännern, die zu den beginnenden Herbst-Uebungen einberu- fen werden. Leßtere werden in diesem Jahre, der auf einem Punkte vereinigten Massen wegen, ein größeres Jnteresse darbieten,

| denn mit Ausnahme von ungefähr 2500 Mann Infanterie, die |

in den bestimmten Garnisonsstädten zur Bestreitung des Dien-

| Aargau die Früchte des ausgesäeten Konfessionshasses,

zuflößen.

stens verbleiben müssen, wird die übrige etatsmäßige Truppen- macht des Landes, nach erfolgter Konzentrirung in den ihren Sta- tionen sich bei Kollin (Schlacht am 18. Juni 1757) während der ersten Halfte des Monats September vereinigen, und die Jnfanterie dort, die Kavallerie abew-bei dem nahen Lissa Lager beziehen, von wo aus diè Ausführung mehrerer großartigen Manövers statt- finden wird. Se. Königl. Hoheit den Prinzen von Preußen, wel- cher zur Jnspizirung dieses Theils unseres Bundes- Kontingents das Lager besuchen und den Hauptmandvers beiwohnen wird, werden nicht nur mehrere Militairs von hohem Range, sondern dem Ver- nehmen nach auch einige Prinzen unseres Kaiserhauses dahin be- gleiten, Die in den genannten Lagern vom 19, September bis 2, Oktober versammelten Truppen werden eine Militairmacht von mehr denn 25,000 Mann bilden, da sie aus 2 Bataillons Infanterie, 3 Grenadier: und 4 ZJägerbataillons, ferner 2 Kú- rássier-, 1 Dragoner: Und 1 Uhlanen-Regiment bestehen wird nebst 1 Kavallerie-, 8 Brigade- und 4 Reserve-Batterieen, :

Schweiz. Man liest in der Basler Zeitung: Als mit dem Anfang des

| Jahres 1840 im Kanton Aargau die Revision der Verfassung be-

gonnen hafte und würdige, gemäßigte Männer Garantie fúr deren befriedigende Beendigung zu bieten schienen, da wurde auf einmal durch die Volks-Versammlung von Mellingen der ruhige Gang ge- stórt ; vergebens suchten einsichtsvolle Vaterlands-Freunde zu ver: mitteln, zu beruhigen; der von den Freiämtern so unüberlegt hin- geworfene Handschuh wurde auf eben so unüberlegte Art von der Versammlung in Entfelden aufgegrisfen und ein in der Geschichte Aargau's in den leßten zehn Jahren nur zu oft genannter Mensch hatte den teuflischen Gedanken, die re- formirte Masse zum Konfessionshasse zu entflammen. Sie hat gewuchert diese fluchwürdige Saat! Jm Januar 1841 stehen sich die beiden Konfessionen des Aargau's bewaffnet gegenüber, und úbermüthig ob dem leichten Siege, fühlt sich die Regierung nicht mehr als solche, sie handelt als Partei, macht durch den Beschluß vom 13, Januar die Versbhnung unmöglich und verleßt im Sie- gesrausche den beschworenen Bundes - Vertrag. Das sind für Die: ka: tholischen Stände verlangen Genugthuung für den verleßten Bund und die Tagsaßung pflegt darüber Berathung. Da geschieht es, daß aufs neue der Gang der ruhigen Berathung durch Aufhekung des Volkes unterbrochen wird, Vergebens hatte man in Bern frechen Troß laut werden lassen, die Tagsaßung war ruhig geblie- ben. Da wird ein anderes Mittel ergriffen, um ihr Furcht ein- Das reformirte Volk von Zürich wird unter dem Vor- wande, die Neformation sey in Gefahr, zusammengetrieben, damit nicht die Sprache des Nechts und des Bundes herrsche, damit wilder Konfessionéhaß entflammt werde. Wir hoffen, das Volk von Zürich werde sich nicht so leicht betrügen lassen, es werde das verächtliche Mittel, die heuchlerische Lisk durchschauen, seine Regierung werde durch ruhige und verständige Belehrung, (wäre es auch durh Rathsboten von Bezirk zu Bgezitk, wie vor 300 Jahren) es vor unseliger Verblendung zu bewahren wijsen. Denn wichtig ist der Augenblick. Wird in Zürich konfessio- nelle Leidenschaft an die Stelle der Bundestreue treten, wer wird dann die katholischen Führer hindern, auch ihrerseits Volks - Ver-

| fammlungen zu veranstalten, um auch den fatholischen Fanatis-

mus zu wecken? Wenn die Mellinger Versammlung die Enfkfel- der nach sich zog, warum sollte die von Schwamendingen nicht eine entgegengeseßte zur Folge haben? Und wenn jene beiden das traurige Zusammenstoßen bei Villmergen herbeiführten, was sollen diese für Folgen haben? So wird in der Schweiz daran gear- beitet, Konfession gegen Konfession aufzuregen, und leichtsinnig führen die Wähler das größte Uebel Über dieselbe herbei!

Dfstindien.

Bombay, 19, Juli. Aus Central-Asien hat man hier we- nig Nachrichten von Bedeutung, außer daß Schach Kamram von Herat, wie der Bombay Times aus dem Persischén Golf vom 12. Juni gemeldet wird, nachdem er eben erst durch Englische Ver mittelung die Bergfestung Gorian von Persien zurü erhalten hatte, plößlich zu den Persern úUbergegangen sey, denselben Go- rian zurückgegeben, Herat selbst, das Erbtheil seiner Väter, an die ‘Perser ausgeliefert und sich zum Persischen Vasallen erklärt habe,

Der neue Befehlshaber der Ostindischen Flotten - Station, Contre - Admiral Parker, kam in Begleitung des Obersten Sir Henry Pottinger schon am 7. Juli in Bombay an, konute aber, ungünstiger Witterung wegen, erst vorgestern auf dem Dampf- schiffe „Sesostris“ seine Reise nach China fortseßen. Vorher be- sichtigte er noch die hiesigen Schisfswerften, um sich zu überzeu- gen, daß seine Schiffe in Bombay nöthigenfalls reparirt werden fonnten, wenn sie während der Feindseligkeiten, deren Dauer er auf ein bis zwei Jahre zu veranschlagen scheint, beschädigt wúr- den, Aehnliche Untersuchungen hat er sofort auch in Madras und Trincomali anstellen lassen.

China.

Macao, 20, Mai. Es bestätigt sich, daß der Commissair Kischin, und zwar, wie es heißt, auf Anstiften. des bekannten Lin, in Ketten nach Peking abgeführt worden, wo er unter den grau- samsten Martern hingerichtet werden sollte, Seine Familie sollte ausgerottet und das Land meilenweit um seinen Geburtsort herum wust gelegt werden, Kischin suchte den Kaiserlichen Zorn durch eine Denkschrift zu entwasfnen, in welcher er die Mangelhaftigfkeit der Hülfsquellen des Landes im Streite gegen die Macht Eng- lands darlegte, veranlaßte aber dadurch nur noch größeren Un- willen beim Kaiser, der ihm bei seiner Ankunft vor Peking nur die Wahl ließ, ob er gehängt oder erschossen werden wolle, worauf Kischin das Erskere wählte. An seine Stelle wurde Lin zum Gouverneur der beiden Provinzen Kwang ernannk.

Zu gleicher Zeit erließ der Kaiser ein Edikt, in welchem er erflárt, daß die Frechheit und Sünde, welche sich die Briten durch die Zerstörung der Forts der Bocca Tigris schuldig ge- macht, nicht durch älle Wogen des bftlichen Oceans weggewaschen werden könne; er besiehlt daher, daß sein jüngerer Brüder und sein oberster Minisker ein Heer von 50,000 Mann in aller Eile nach Canton führen sollen, um zu verhindern, daß auch nur ein einziges Britisches Schiff den Weg der Rückkehr finde, Jeden Gedanken an Frieden weist dieses Edikt zurück. „Laßt die beiden Worte: Frieden s\chließen“, so heißt es darin „fortan niemals ei- nen Plaß mehr finden in Euren Herzen und gebt ihnen auch nicht einmal Gestalt dadurch, daß Jhr sie niederschreibt.“ Zugleich er- flärt der Kaiser, sih selbst an die Spike des Heeres stellen zu wollen, wenn sich sein Bruder säumig erweise, und úberdies will er ein Heer im Norden sammeln, um die Nester und Höhlen der Engländer in Jndien und England von Grund aus zu zerstören,

Mittlerweile is indeß der Handels-Verkehr in Kanton in Folge der am 20, März zwischen dem Capitain Elliot und den Behörden abgeschlossenen Uebereinkunft wieder erdffnet worden ; die Britischen Kaufleute haben wieder Besiß von den Fakto;

reien genommen, auf welchen die Britische Flagge aufgezogen wurde, und welche eine Schußwachè von 50 Marine-Soldaten erhielten; aber der Handel {lug fast nur zum Bortheil der Chinesen aus, da fie für ihre Waaren die höchsten Preise stellten und sich weigerten, Britische Waaren in Austausch zu nehmen, zu fo niedrigen Preisen ihnen dieselben auch angeboten wurden. Dabei zogen sich immer größere Truppenmassen in der Nähe von Canton zu- sammen, so daß der neue Gouverneur der beiden Kwang-Provinzen sich

veranlaßt fand, am 16. April eine Proclamation zur Beruhigung der |

Britischen Kaufleute zu erlassen, in welcher er ihnen anzeigte, daß sie nichts zu befürchten hätten, so lange sie sich ruhig verhielten,

In Erwiderung darauf erließ Capitain Elliot an demselben Tage | cine Proclamation an die ruhigen und gewerbfleißigen Bewohner

von Canton und erflârte ihnen, daß feine militairischen Operatio-

nen gegen Canton unternommen werden sollten, so lange die Chi- | nesischen Behörden der Uebereinfunfr vom 20. Marz treu blieben, | Jn den ersken Tagen des Monat Mai zeigten sich bei den Man- | darinen in Canton abermals Symptome arger Bôswilligkeit. Sie |

legten den Kaufleuten jedes mögliche Hinderniß in den Weg, ver-

langten offen die Auslieferung aller von den Engländern beseßten |

i ar z an feinen Fri enten sey, solange die Punkte und erklarten, daß an feinen Frieden zu denken sey, so ange di Engländer auch nur einen Fuß Chinesischen Lundes beseßt hielten. Die Zuversichtlichkeit dieser Sprache erklärte

cer deren Schu! Fort Stadt Sh richten welches dazu bestimmt schien, die Schiffe und die Faktoreien zu belästigen. Die Kaufleute geriethen daher von neuem in Besorgniß, und zu ihrem Schuße wurden mehrere der fleineren Britischen Kriegsschijse vorgestern den Fluß aufwärts nach Canton beordert ; Capitain Elliot segelte auf dem Dampf- schiffe „Nemesis“ vorauf, in der Absicht, durch gütliche Borstel: [ungen die Sachen wieder ins Geleis zu bringen, Die Britischen Kriegsschisse „Algerine“ und „Modeste“ haben vor den Faktoretien Posto gefaßt. : : T E

Daß úbrigens die feindselige Stimmung gegen die Englan- der überall verbreitet ist, beweist der Eifer, mif dem auch in Tschusan, welches befanntlich nach Abschluß der ersten Ueberein: funft mit Kischin in Eanton von den Briten gleich gräumt wurde, Vorkehrungen zur Bertheidigung gemacht werden, Das Britische Schif „Columbine“ war dorthin gesandt MALIEN: um Erkundigungen úber die Ermordung des Lieutenants S ee zuziehen, der am 20. März, als er aus Feug von ihm esch R S chisfe „Pestondschi Bomandschi““ ans Land stieg, in E E nung, die Jnsel sey noch im Besiße der Driteu, von den Man- darinen zu Tode gesteinigt wurde. Vie Bóôte der S olUmbine wurden gar nicht an das Land gelassen und fanden uberall Bel: schanzungen aufgeworfen, von denen aus Kanonen auf sle gerich- tet wurden z erst nach vieler Muhe gelang es dem Missionair Güsßlaff, den vorstehenden Bericht über den Tod des Lieutenants zu erhalten, Aehnliche Vorkehrungen, wie in Tschusan, werden längs der ganzen Nordost-Kúsle von China getrosfen.

Die Ueberzeugung von den unverändert feindlichen Absichten der Chinesen scheint endlich auch den Capitain Elliot zu entschie- denerem Auftreten veranlaßt zu haben. Er hat Hong Kong wlie- der beseßen lassen, hat einen Capitain CTaine vom 26sten Jnsan- terie-Regiment zum Gouverneur der Insel eingeseßt und die Be- dingungen befannt gemacht, unter denen Ländereien auf derselben zu erstehen sind, und soll mit einem Plane zu einer regelmäßigen Befestigung der ganzen Jnsel umgehen, der indeß, wie man be: hauptet, nicht weniger als 500,000 Pfd. St, kosten und nicht gleichen Schuß gewähren würde, wie ein paar tüchtige, vor der Insel stationirte Fregatten.

Bis ¡Um 15 Mai sind, ti Folge der Uebereinkunft vom (0), März, bereits 16 Millionen Pfund Thee verschifft worden, und man hat Schiffe genug, umi noch 0 bis s Millionen Pfund nach England zu schaffen. Da indeß die Britischen Waaren ei nen Absaß finden und das baare Geld, welches bisher den aus- zuführenden Thee bezahlen mußte, selten wird, so kann man auf eine bedeutend größere Ausfuhr wohl nicht mehx rechnen, zumal da die immer mehr gesteigerte Truppenmacht um Canton und die Aufforderung der Behörden, daß die Engländer das Land rau- men sollen, ein baldiges Abbrechen allen Verkehrs erwarten lassen und bereits einen Thcil der Bewohner Cantons vermocht haben, sich zu entfernen. ;

Jn Betreff des von dem erwarteten neuen Befehlshaber der Expedition, Admiral Parker, zu befolgenden Systems der Krieg- führung erfährt man, daß er eine strenge Blokade der südlichen und westlichen Küste von China anordnen und den Krieg auf das ernstlichste betreiben wolle, jedoch mit möglichster Schonung der Bewohner von Canton, die im Ganzen gegen die Engländer freund- lich gesinnt seyn sollen. Die Expedition wird dann nordwärts se- geln und die schóne Jnsel Amoy beseßen, welche der Insel For- mosa gegenúberliegt. Von dort begiebt sie sich nach Tschusan, das jedoch erst nah mehreren Monaten beseßt werden wird, da man jeßt Kunde von der ungesunden Beschaffenheit der Jnsel in den Herbst: monaten hat. Dagegen wird Ningpo, auf dem Fesilande, Tschufan ge- genúber belegen, beseßt werden', da es gute Berbindung mit dem Ännern besißt, Lebensmittel in reichlichem Maße liefern kann und einen zweckmäßigen Stüßpunkt für die Unternehmung gegen Tschu- san bildet. Dort und in Amoy bleibt die Expedition ein halbes Jahr lang. Wenn dann die gelbe See schiffbar wird, nachdem die dort herrschenden Sturme vorüber sind, begiebt sich der Bri- tische Bevollmächtigte in Person nach Peking, begleitet von dem größten Theil der Flotte, und wird vermuthlich seine erste Kon- ferenz mit dem Kaiser unter den Batterieen der achtundsechzig- pfúndigen Geschüße der Englischen Dampfschiffe abhalten, Die Absicht geht dabei natürli auf vollständige Entschädigung für Privat- und öffentliche Verluste und für die Kriegskosken. Außer- dem wird Sicherstellung des Handels-Verkehrs und als Garantie dafúr die Einräumung einer festen Stellung in China gefordert werden.

N S Wh.

Ln

Breslau, 5. Sept. (Schles. Z.) Wir können unserer |

in Nr, 206 dieser Zeitung verbffentlichten Nachricht, daß Se. Majestät der König Allergnädigst geruht haben, die unterthänige Einladung der städtischen Behörden zu einem Festmahl anzunch- men, noch die jedem hiesigen Einwohner gewiß höchst beglúckende Mittheilung hinzufügen: daß Se. Königl. Majestät Sich nicht nur überhaupt auf das Allerhuldreichste mit den städtischen De: putirten unterhielten, sondern auch zu erkennen gabèn, wie Aller- höchstderselben Wünschen nur entgegenzckommen würde und S ie

E Sich freueten, alte Bekannte wieder zu finden und neue Be- S fanntschaften zu machen. H F schönste Dolmetscher der Huld, welcher die Stadt Breslau sich # erfreut, die ihrerseits Alles aufbieten wird, um den Ausdruck der

“treuen Anhänglichkeit und der festgewurzelten Liebe an das Kd:

Königliche Worte! Sie sind der

man sich durch die | immer stärker werdende Truppenmacht in der Nähe von Canton, / man auch begann, ein neues Fort bei der |

1113

nigshaús, dem unsere Stadt so vieles zu danken hat, auf eine sie elbst ehrende Weisé darzulegen.

i “f 3, S ettibet früh 9 Uhr trafen Se. Majestät der Kd- nig bei dem 6ten Armee - Côrps in Kapsdorf ein und ließen die Truppen auf dem Plateau von Borganie ein großes Manóver ausführen. Selten wird ein gléih s{bönes großartiges Schlach- tenbild geschen worden seyn. Se, Majestät spracheit die Aller- höchste Zufriedenheit auf das Gnâdigske aus, Dem Breslauer Landwehr-Bataillon würde die Ehré zu Theil, daß Se, Majeskât die Mannschaft desselben auf das Herablassendse anredete, Mit- tags war große Tafel in Kapsdorf, zu der auch alle in der Land- wehr dienenden Gutsbesißer befchlen waren,

Lieguit, 4. Sept. (Bresl. Z.) Bei dem Jhren Ma- jestäten von den Stánden und der Ritterschaft vorgestern Abends in der Ressource gegebenen Ball verweilten llerhdchstdieselben ge- gen 2 Stunden, bis nach 10 Uhr. An diesem Tage wurde Sr.

Majestät dem Könige auch ein 105 Jahre alter Krieger aus der |

Zeit Friedrih?s des Großen mit seinem 70jährigen Sohne vorge- stellt; Beide wurden beschenkt. R E f E

Gestern früh fuhren Se. Majestät mit Zhren Königl. Ho- heiten dem Prinzen von Preußen und den Königl. Prinzen zur Besichtigung des bten Armee-Corps nach Kapsdorf, von wo Al- lerhbchstdieselben Abends gegen 9 Uhr hierher zurückfehrten. Zhre Majeskât die Königin hatten Kenntniß von einer hier unter Lei: tung der Frau Regierungs-Prâsidentin Gräfin zu Stolberg-Wer- nigerode in Verbindung des Frauen-Vereins bestehenden Kleinkin- der-Bewahr-Anstalt genommen und begnadigten diese im Schlosse befindliche Anstalt durch Allerhöchstihren Besuch. /

Fhre Kaiserl. und Königl. Hoheiten die Erzherzdge und der Kurprinz von Hessen mit dem Prinzen Karl von Bayern waren PBormittags zur Ansicht des Lagers nach Koischwiß gefahren. Bei angetretener Rückfahrt wurden die Pferde an der Equipage Sr. Königl. Hoheit des Kurprinzen von Hessen wild, jedoch der gewandten Lenkung des Kutschers, welcher mit dem von beiden Prinzen und zwei Preußischen Generalen beseßten Wagen mehr- mals im Kreise umher fuhr, und den aus den Zelten herbeieilen- den Soldaten, die den Vorderpferden in die Zügel fielen und die Thiere niederrissen, gelang es, die den höchsten Personen drohende Gefahr zu beseitigen; Höchstdieselben fuhren darauf in einer an- deren Equipage nach Liegniß zurück.

Am Abend wurde im Lager unerwartet die Ankunft Jhrer Majeslât der Königin gemeldet; schnell eilte das Militair aus seinen Zelten und stellte sich in Gruppen an der Straße auf. Jn dem Augenblick, als Jhre Majeskät, von dem Kommandanten des Lagers, General-Major von Bockelmann, zu Pferde begleitet, anlangten, wurden Allerhöchskdieselben mit einem freudigen „Hur- rah!“ begrüßt, und dieser Ausruf tónte so lange durch das Lager, bis Jhre Majestät dasselbe umfahren und das Dorf Koischwiß zur Rückkehr nach Liegniß erreicht hatten.

Gestern Morgens is das hier fkantonnirende 6te Jnfankterie- Regiment und das Lissaer Garde-Landwehr:Bataillon ausgerúckt, ersteres fommt in die Gegend von Rohnsto, lebteres in und bei Kolbniß, dem Hauptquartier Sr. Majestät des Königs, zu stehen. Heute frúh haben die übrigen Truppen des ten Armee - Corps ihre Kantonnirungen im Lager bei Köischwiß und der Umgegend von Liegniß verlajsen und sind bereits nach der neuen Formation in Avantgarde, Gros und Reserve zum Beginn der Felddiensk-

Uebungen auf dem Marsche nah der Gegend von Striegau, Der

Gesundheits - Zustand der Corps isk bisher ausgezeichnet gut ge- wesen. E

Das Lager des 6sten Armee-Corps liegt in einer Entfernung von 3! Meile von Breslau auf der schónen Ebene hinter dem Dorfe Beilau, und zieht sich von da am Schweidnißer Wasser hin bis zu dem Dorfe Fürstenau. Das Lager des 5ten Armèe- Corps zieht sich von dem Dorfe Koischwiß bis zu dem eine halbe Stunde weit entfernten Dorf Klemmerwiß, nah Wahlstatt zu, eine Meile von Liegniß hin,

Fndustrielle und kommerzielle Zustände Belgiens,

Fabriken. Großhandel. Eisenbahnen, Konsu- late, Schifffahrt. Banken.

ckX7 Brüssel, im Aug. Um den industriellen Zustand Bel:

giens richtig aufzufassen und die dadurch gebotenen Maßregeln zu

würdigen, darf man seine politische Vergangenheit nicht aus dem

Auge verlieren, Belgien ist ersk seit kurzem ein unabhängiger

Staat geworden. Früher mit Spanien, Oesterreich und zuleßt mit Holland vereinigt , hat es auch mehr oder minder die Vor- theile und Nachtheile einer solchen Verbindung zu tragen. Die Vereinigung mit Holland war seinen materiellen Jnteressen durch- aus förderlich gewesen. Holland brachte freilich in die Gemein- schaft eine bedeutende Schuldenlast, dafúr arbeiteten aber die Bel: gischen Fabriken für die, wenn auch unter bedeutenden Kosten, immer mehr aufblúhenden reichen Kolonieen. Der Großhandel, besonders in Antwerpen, erhielt dadurch seine reichste Nahrung. Die Revolution zerriß diese Bande und verseßte dem Handel und der Jndustrie den härtestèn Schlag. Die Fabriken stockten und der Großhandel war fúr lange Zeit ruinirt. Man hörte durch das ganze Land nur ein und dieselbe Klage über den Verlust der Kolonieen und, einige eifrige Patrioten abgerechnet, wagte wohl Keine, der neuen Unabhängigkeit eine lange Dgquer zu versprechen. Es if daher ein Beweis von der inneren Kraft und den reichen Lebensquellen des Landes, so wie von der Thätigkeit der Regie- rung, daß eine Krisis, wie die Revolution sie herbeiführte, hat úberstanden werden können. : Belgien war nun aber auf sich allein verwiesen, mußte sich neue Wege bahnen, neue Hülfsquellen, neue Handelswege erdsf- nen, was bekanntlich nicht das Werk einiger Jahre seyn kann. König Wilhelm hatte jede Art der Jndustrie im Lande durch Ermunterung und Unterstúßung zu heben gesucht, und der Erfolg war glücklih gewesen, da die Kolonieen größtentheils einen siche- ren Äbsaß darboten, Allein durch diese einseitige, wenngleich sichere, Ausfuhr waren zwei bedeutende Nachtheile entstanden. Einestheils hat sich die Fabrication einem gemächlichen Gange überlassen, ohne auf die Perdesser ingen zu achten, die man besonders in England seit Jahren eingeführt hatte; denn der Stachel der Konkur: renz fehlte, da der Absaßz gewiß war. Anderntheils hatte sich auch der Antwerpener Großhandel um keine anderen Handelswege be- fúmmert, da die geóffnete Straße ihm genügte. Um so rathloser war daher der Zustand, welchen die Revolution herbeiführte. Auf der einen Seite cine skationair gewordene Industrie, die fast keine Konkurrenz bestehen konnte, auf der anderen ein Handel, dem nur der schóne Hafen zurückgeblieben war. Wenn wir von der Jn- dustrie dieser Zeit reden, so häben wir besonders die von König Wilhelm gepflegte und in Gent schr ausgedehnte Kattun-Fabri- cation im Auge. Als in diesem Zweige nach der Revolution die Arbeit wieder begann, fuhren die Fabriken fort, in der Art und

| unausbleiblih und war im Jahre 1835 am höhsken | Die Fabrikanten hatten sih aber eingebildét, daß 1h | durch die Erhöhung der Eingangszólle auf die auéländischén Pro- | dufte geholfen werden könnte und fúr diese Maßregel die Flan- | drischen Deputirten gewonnen.

| s{chmuggelte Waaren ausfindig machen zu fönnen. Die

|

nah den Mustern zu arbeiten, die wohl Jndianern in Java und Sumatra génúgen und gefallen tonnteh, aber auf anderen Mâárk- ten, wo auch die Produkte der Nachbaren ausgelegt wurden, wie Schatten gegen Licht erscheinen mußten. Eine“ Krisis Du Duder gestiegen. ihnen allein

Die Angelegenheit wurde in den Kammern lebhaft diskutirf, wo nan, um das Einshmuggeln zu verhindern, zugleich darauf antrug, daß allen Waaren ein Stempel aUfgeprägt Und Haussu- chungen bei den Kaufleuten erlaubt werden sollten, um lid-

egié- rung widerseßte sich standhaft solchen fiskalischen und schädlichen MReegel- sie gab den Fabrikherren zu verstehen, wo die Quelle des Uebels liege, die Krsis ging weiter, die Fabkication besserte sich und die Ausfuhr hob sich bedeutend. Der Erfolg rechtfertigte álso vollkommen das durch eine weise Handels - Politik gébotene Be- tragen der Regierung. Vor zwei Jahren trät freilich wieder eine

| Krisis ein, die selbst von bedenklichen Unruhen der Arbeiter in

Gent begleitet warz allein diese hatte vornehmlich in dér unmäßi- gen Production ihren Grund, die befanntlich überall und zivar periodisch mit einer gezwungenen Stagnation endigt.

Was nun anderenseits den Großhandel betrisft, so hat sich dieser nur äußerstlangsai wieder etwas heben können. Der Großhan- del muß von Unternehmungsgeist beseelt seyn, Expeditionen selbst

| auf manche Gefahr hin wagen, mannigfache Versuche machten,

| | |

| |

| |

| |

| | | | / |

|

| |

| | | | |

| | | | | |

| | | | |

j | |

wiederholte Anläufe nehmen, um neue Handels-Straßen anzubah- nen. Leider hatte dies Alles der Antwerpener Großhandel bei deux ausschließlichen Kolonial: System verlernt. Nach der Revolution úberließ er sih daher nur sieten Klagen ; fleinmüthig und furcht- sam zehrte er von erworbenem Reichthum, nur noch kleinem und sicherem Gewinn nachgehend. Gewiß ist es auch leichter, die Jndu- strie neu zu beleben, als einem Handelsstande Unternehmungsgeisk einzuflößen. Daß aber dieses Urtheil dem Handel von Antwerpen nicht zu nahe tritt, beweist ein konfidenzielles Schreiben vom J. 1839, des Belgischen Gesandten am Londoner Hofe, Herrn van de Weyer, welches vom damaligen Minister des Junern, Herrn de Theux, den Handels- Kammern vertraulich milgetheilt und auf diese Weise. wie leicht vorauszusehen, zur öffentlichen Kenntniß gebracht wurde, Herr van de Weyer bezeichnete ohne Hehl die Quelle des Uebels als in dem herrschend gewordenen fkleinlichen Geiste des Belgischen Handels liegend und erbot sich Verbindungen zwischen Belgischen und einigen namhaft gemachten Englischen Handelshäusern anzu- fnúpfen. Der Minister mußte damals von den Journalen und in der Kammer heftige Vorwürfe vernehmen, Anlaß zur Verbf- fentlichung dieses Schreibens gegeben zu haben. Allein es ist ge? wiß gut, daß die Wahrheit einmal offen gesagt ward.

Aus diesen Vorgängen ist, glauben wir, hinlänglich ersichtlich, daß das ausschließliche Kolonial-System sehr unglücktich auf das abgesonderte Belgien gewirkt hat. Aber welche positive Schluß- folgerungen soll man daraus für seinen jeßigen Zustand ziehen ? Wir glauben diese sehr bedeutende Folgerung, daß sich Belgien feiner einzelnen Richtung weder Überlassen, in keinem ausschließli- chen Markte, so lockend und gewinnbringend er auch scheinen fónnte, sein Heil seßen, sondern überall Handels - Verbindungen anfnúpfen, sich, jung und kräftig wie es ist, einmal in der Welt versuchen und, seine historischen Erinnerungen zu Hülfe nehmend, den echten großartigen Handelsgeist wieder beleben soll. Freilich flingt ein folcher Rath den augenblicklich Leidenden und nur die nächste Gegenwart Berúksichtigenden wie eine bloße Phrase; al- lein eine Regierung, welche Úber den Einzelnen steht, sich eine wei- tere Aussicht ungetrübt erhält und die Politik nicht blos nach momentanen Verhältnissen bemißt, muß auch an die Zukunft denz fen und sich durch die Vergangenheit belehren lassen. Schlosse sich daher Belgien Frankreich an, in der Art, wie es eine kurz- sichtige Handels-Politik gerathen hat, so wúrde es sich dadurch in eine ähnliche und um fo größere Gefahr begeben, als die induz strièllen Verhältnisse der Völker immer mannigfacher und verwik=- felter werden. Welche Folgen würden nicht daraus entspringen, wenn bèi einem Kriege, wo Belgien nicht das Französische Jn- teresse theilen, oder ganz neutral bleiben wollte, pldblich die bestez

henden Handels - Verhältnisse aufgelöst würden? Würde sich niet

das Land in einem fkläglicheren Zustande befinden, als wodurch eg durch die Revolution verseßt ist? Liegt daher Belgien etwas an seiner Unabhängigkeit, will es nicht ein Spielball seyn, den sich die anderen Länder periodisch gegenfeitig zuwerfen, so muß es diese Unabhängigkeit auf industriellem und kommerziellem Wege so gut wie auf dem politischen zu erhalten suchen. Jn einem Volksleben ist nichts isolirt, das Eine hâlt und stúßt das Andere. Aus dieser allgemeinen Handels - Politik ergeben sich nun auch die einzelnen Maßregeln, die Belgien ergreifen kann und die wir noch etwas näher besprechen wollen.

Die Handelsfrage, welche immer mehr eine Lebensfrage der aus ihrer Vereinzelung heraustretenden Nationen wird, stellt sich um so fomplizirter für die kleineren Staaten dar, als diese, we- niger sich selbs genügend, nothgedrungen sind, Handels-Verbindun- gen zu suchen, dabei aber, um ihre politische Unabhängigkeit zu er- halten, vielfältigere Rücksichten nehmen müssen, als dies die grd- ßeren Staaten nöthig haben. Haben doch neuere Staats-Otkono- men den fleineren Staaten die Möglichkeit der Selbsterhaltung abgesprochen. Allein ist nicht die Schweiz seit langer Zeit ein

| reiches Land, wo Handel und Jndustrie beharrlich fortschreitet,

und zwar unter einem Systeme, dem der Handels-Freiheit, wel- ches anderwärts als der Ruin der nationalen Jndustrie angese- hen wird? Man hat Belgien, die Niederlände überßaupt, nicht ohne einigen Grund mit der Schweiz verglichen und einige Theo- retifer haben die Schweizerische Handels-Freiheit Belgien zum Muster aufstellen wollen. Allein man vergißt bei diesen Theorieen gemeiniglich, daß es sich nicht um die kommerzielle Konstituirung eines Staates ah ovo handelt, sondern um historisch vorliegende Zu- stände, die zu berücksichtigen sind, so wie um industrielle und kommer- zielle Eigenthums-Verhältnisse, die sich unter diesem Zustande gebildet haben. Die Handels-Freiheit muß imner das anzustrebende Ziel bleiben, das auch erreichbar ist; es muß sich diese Freiheit allmä- lig auf die verschiedenen internationalen Handels-Artifel ausdeh= nen, allein feine verständige Regierung kann daran denken, sie mit einemmale zur Ausführung zu bringen. Wenn man auch nach den Ansichten, welche \ich aufg in den Kammern bei den Holl-z Diskussionen ausgesprochen haben, wünschen muß, daß Belgten sich nicht dem entgegenge Ae Sue überläßt, so U e ob in der obigen Theorie keine AbhÚlfe f

r seinen Handels:Zuständ finden. Belgien befindet sich aber jebt in einem der entsche n lee: wo es denBeweis liefern muß, ob es die Weisheit und die S cieller ertungene politische Unabhängigkeit im Zninern Mnfeper bes und fommerzieller Hinsicht tig r E der allei

zeugung hat die Regierung den richtigen Weg etreten, en