1841 / 250 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

tende Häuser ihre Zahlungen eingestellt; an ersterem Orte unter

Anderen die Herren J. Manry und Söhne mit 60,000 Pfd, |

von denen indeß 20,000 Pfd. völlig gedeckt sind, und Anderson, Garrow und Compagnie.

London, 4. Sept. (H. B, H.) Jm Palast von Clare: mont wurde gestern eine Geheimeraths - Versammlung gehalten, nachdem folgende Mitglieder des abgehenden Ministeriums ihre Amts-Siegel in die Hände der Königin niedergelegt hatten: Lord Cottenham, Lord Normanby, Lord Palmerston, Lord John Ruf:

fell, Lord Clarendon, Herr Baring, Sir George Grey und Graf |

von Minto. Lord Melbourne war nicht zugegen, da sein Amt es nicht von ihm erforderte. Graf von Uxbridge, Graf von Sur? rey, Graf von Belfast, Graf Errol, Lord Marius Hill, Graf Bel- ford und Lord Hill legten bei derselben Gelegenheit die Stellen nieder, die sie bisher in der Königlichen Hofhaltung be- fleideten. Der Geheime Rath versammelte sich um 15 Uhr in Gegenwart Jhrer Majestät. Prinz Albrecht, Sir Robert ‘Peel und die Mitgliedér des neuen Kabinets waren anwesend, welche, nach- dem fie die verschiedenen Amtssiegel aus den Händen der Köni- gin empfangen hatten, zur Ehre des Handkusses zugelassen wur- den. Von der neuen Administration und Hofhaltung waren fol- gende Mitglieder gegenwärtig: Sir Rob. Peel, Herzog von Wel- lington, Lord Wharncliffe, Herzog von Buingham, Graf de Grey, Lord Stanley, Sir J. Graham, Graf von Aberdeen, Lord Ellenberough, Graf von Ripon, Graf von Haddington, Herr Goulburn, Lord Lyndhurst, Sir H. Hardinge, Sir E. Knatch- bull, Lord Elliot, Graf von Liverpool, Graf von Jersey, Lord Granville Somerset, Graf von Lincoln, Herr W. E, Gladstone, Lord Ernest Bruce und Sir George Clerfk. Sir R. Peel wurde zum Handkusse zugelassen, als erster Lord des Schaß- Amtes, Graf von Liverpool als Ober - Haushofmeister, Uebrigens ent- hâlt die Hofzeitung von gestern Abend schon folgende amtliche Ernennungen: die des Grafen Wharncliffe, als Präsi denten des Geheimen Rathes; Lord LyndhursÞs als Lord Kanzlers; des Herzogs von Buckingham, als Großsiegelbewahrers ; des Grafen Aberdeen, Lord Stanley’s und Sir James Graham's, als Staats-Secretaire der auswärtigen Angelegenheiten, der Ko- sonieen und des Junernz; des Grafen von Ripon, als Prâsiden- ten, und des Herrn W. E. Gladstone, als Bice-Präsidénten der Handels-Kammer ; des Lord Somerset, als Kanzlers des L er- zogthums Lancaster, und des Grafen de Srey, als Lord- Lieutenants von Jrland. Nach dem Geheimen Rathe wurde den neuen Mi- nistern ein Dejeuner servirt, Sie hielten sich indeß nur eine kurze

Zeit in Claremont auf und waren Alle f{on vor drei Uhr auf |

ihrem Rückwege nach der Stadt. Lord Aberdeen begab sich nach sciner Ankunft sogleich in das auswärtige Ministerium, wo er sich mit Amts-Angelegenheiten beschäftigte, Dasselbe that Sir J. Gra- ham im Ministerium des Jnnern.

Sir Edward Sugden hatte gestern früh eine lange Audienz |

bei Sir R. Peel vor dessen Abreise nach Claremont. Zur selben Zeit hatten auch folgende Staatsmänner bei dem neuen Premier- Minister Audienz und werden von der dentlichen Meinung als Mitglieder der neuen Verwaltung bezeichnet: Sir Th. Fremantle,

Lord Castlereagh, Graf von Morton, Graf von Dalhousie. Nach | Admiral Sir W. H, Gage |

dem Marquis von Ereter und dem « sind gestern Regierungs-Boten abgeschickt worden,

Nachdem wir gestern bis drei Uhr das schönste Wetter gehabt

hatten, fing es plöblich an zu regnen, und bis gegen 7 Uhr reg- nete es fast ununterbrochen fort, was wahrscheinlich dem Aerndte: Einbringen sehr schädlich gewesen is, Uebrigens isk der Gang des Getraidemarktes jeßt ziemlich gewiß vorauszusehen, Nachstken Aonnerftag wird der Zoll gewiß auf 2 Sh. 8 Pce, reduzirt werden, und in der darauf folgenden oche läßt es sich kaum bezwei- feln, daß dèr Zoll auf den nicdrigsten Punkt fen wird, Indessen if es hier ziemlich wohl bekannt, daß die jeßigen hohen Durchschnitts - Preise des Weizens künst: lich verursacht worden sind, um die Million Quarters, die unter Schloß liegen, zum niedrigsten Zoll einführen zu können. Wenn die hiesigen Korn-Mäkler sich zu einer solchen Operation gemein- schaftlich verstehen, so if es ihnen nicht schwer, ihr Ziel zu errel- chen, Sobald fie es aber erreicht haben, werden unsere Korn- preise gleich sehr herunterfkommen, da man alsdann keine Mittel mehr ins Spiel seßen wird, die Durchschnittspreise hoch zu hal: ten. . Dieser Wink kann vielleicht Manchem nüßlich seyn, Im Monat Oktober werden wir auf unseren Márkten, im Vergleich zu den heutigen IGeizen-Preisen, sehr niedrige Preise sehen, |

Der Herzog von Devonshire und unser Jebiger Gesandter in Paris, Lord Grenville, sollen die Absicht haben, den Winter in S talien zuzubringen, Lord Morpeth will eine Reise nah Kanada unternehmen.

Deutsche Bundesstaaten. Stuttgart, 2. Sept. JZhre Majestät die Königin hat mit

Jhret! Königl. Hoheiten den Prinzessinnen Katharine und Auguste, |

nach Bzendigung der Brunnen - Kur in Kissingen, bei Jhren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin von Oranien im Haag einen Besuch abgestattet und is von da zurü gestern in erwünschtem Wohlseyn wieder in Stuttgart eingetroffen,

Hanuover, 30. Aug. Cl S) Bereits unterm ‘28sten d. M. hat der Staats-Anwalt auf Befehl des Justiz - Ministers bei der Justiz- Kanzlei das Rechtsmittel der Revision gegen das Erfenntniß in der Untersuchungssache wider die Mitglieder des hiesigen Magistrats eingelegt, um bei dem Ober- Apellationsge- richt auf Strafschärfung anzutragen, Bekanntlich war dies frú- herhin bei Kriminal-Straferkenntnissen nicht möglich; das Jnsti: tut der Strafschärfung is erst seit kurzem eingerichtet, und fommt nun zum erstenmal zur Anwendung.

Hamburg, 6. Sept. (B. H.) Das Handels-Gericht hat heute in der Angelegenheit des Schiffes „Louise“ folgendes Er- fenntniß erlassen :

Fn Sachen : der von der Königlich Großbritanischen Sloop „Grecian//, Commander Smyth, aufgebrachten Hamburger Bark „„Louise//, Capitgin C. H. Boye, und déren Laduttg i

Erkennt das Handels-Gericht nach Anhdrung 2c. auf Grund der ften und nach gepflogener Deliberation :

Da das Hamburger Barkschiff „Louise//, Capitain C. H. Boye, welches von der Hamburgischerseits dazu gehbrigen autorisieten Kd-

niglichen Großbritanischen Sloop „Grecian//, Commander Smyt1h, |

am 25. Februar 1841 in einem der trakftatenmäßig bestimmten Di- ftrifte als des Sklavenhandels verdächtig angehalien, dann durchsucht und nah Cuxhaven aufgebracht worden ist, wedec Sklavenhandel be- trieben hat, noch zur Betreibung dieses Handels ausgerüstet gewesen is, also feiner dér Fälle vörliegk, von denen die Traktate zwischen Feankreich und Großbritanien vom 30. November 1831 uud 22. März 1833, denen Hamburg durch den Vertrag vom 9. Juni 1837 beige- treten ist, vorausseßen - daß die ieten Landesgeseße der kontrahi- renden oder accedicenden Staaten fic mit Confiscation belegen,

nun zwar unsere Gesehgebung in dieser Materie, welche nach

Maßgabe

herab fin- |

1

1112 der Convention von 1831, Ark. 7. S. F = 41833/ Art. 4. 3, 5, S - Instruction für die Kreuzer Nr. 3. als die Entscheidungs-Norm gelten muß, außer den in den Trak taten bedachten Fällen auch eine der Ausrüstung eines zum Sklaven- handel destinirten und desfalls aufgebéachten.Schiffes mittelbar gelei-

stete Beihülfe verpönt

a F Strafgeseß vom 19. Juni 1837 __ dieser Fall aber, da das aufgebrachie Schif „Louise// nicht zum Sklavenhandel bestimmt gewesen, hier gleichfalls nicht vorliegt,

. hiernach also der vorliegende Conftscations - Antrag selbs dann würde unftatthaft seyu, weun auch nicht in unserer Legislation, so weit solche für die gegenwärtige Entscheidung in Betracht fommt, Ang gescblicher Bestimmung ciner Coufiscation sich eine Lücke anvet,

indem nämlich das erwähnte Gescß vom 19. Juni 1837 nichts von einer Confiscation oder der Anwendbarkeit prisenrechtlicher Grundsäße oder davon, daß solche den Traktaten zu Grunde liegen, enthält, N / t das Geseß vom 3. Funi 1841 aber, so gewiß es auch die Norm für das Prozeß - Verfahren abgiebt, für das Fnuere der Rechts- Verhältnisse eine rückwirkende Kraft in keinerlei Beziehung zu äußern vermag,

endlich aber das Reglement vom 18. September 1778, welches auch nur von temporairer (Zültigkeit gewesen is, uicht hierher gehört,

L daß der Antrag des Herrn Fisfkals in civilibus, das Schiff ¿„Louise// und dessen Ladung, eventualite1 Theile dessen Ladung, zu kondemniren, zurückzuweisen; j

__ daß aber, was die gegen den Kaptor in Anspruch genommene Entschädigung betrifft, solchem Antrage keine Statt zu geben sey: und zwar auf Grund der Art. 6 und 7 der Convention vom 22. März 1833 / tndem die vorgefundenen Planken, der Kessel und der Wasser- Vorra/h (welcher leßlere größer war, als das von Rio de Janeiro zunächst nur nach Benguela, an welchem Octe die vollständige Ent löschung stattfinden sollte, bestimmte Schiff ohne behuftge Autorisa tion am Bord haben durfte) jedenfalls zusammengenommen mit der Natur eines großen Theils der Ladung und der in der Declaration des CCapitatn Smyth erwähnten, aftenkfundig stallgehabten Beseitigung von Papieren hier als prima sacie evidentes erscheinen ; e daß ferner die dem Captor gemachten Vorwürfe in Bezug auf die Ausführung der Anhaltung, de: Durchsuchung und Aufhringung, da hierauf keine Schadens-Anzp-üche haben gegründet werden können, und daher solche angebliche Unregelmäßigkeiten etwa nur zur Anstel lung von Beichwecden bet der Regierung Veranlassung geben konn- ten, hier nicht weiser zu berücksichtigen jeyen ; s daß endlich, da die Entschuldigung, welche der Capitain Boye, für den die Unkenntniß der hier publizirten Traftate an und für sich kein Exkusationsgrund i, aus dem allerdings bedauerlichen Umstande ableiten will, daß derzeit in unserem Konsulate in Rio de Janeiro der Accessions-Vertrag Hamburgs zu den Traktaten vom 30, November 1831 und 22, März 1833 nicht vekanut gewesen, des- falls einer weiteren Erörterung nicht unterliegt, weil Capitain Boye sich des Schußes aus diesem sonst hier, wo der Staat als Parteî auftriit, billigerweise auf den Köstenpunkt influirenden Momente durch das Verbrennen zweier Briefe verlustig gemacht hat,

die Kosten der Unterfuchung®und des Prozesses aus dem Schiffe „„Louise// und dessen Zubehör dem Herrn Fisfkal zu erseßen seyen, Und bleiben der Rhederei eines etwaigen Regresses wegen, so wie überhaupt den Betreffenden unter einguder und contra quem et quoscunque, so weit Rechtens, quaevis competentia reservirt.

_Es werden demnach

Salvo jure tertiorum fowohl das aufgebrachte Barkschi|f „Louise

sammt Zubchdr nachdem obgedachtermaßen Kostenersaß wicd ge-

leistet sen als auch die Ladung, respektive das Provenù, freige geben, und sind der Personal - Arrest des Domingo FXoze Gonzalez

Peuna , so’ wie die Cautions - Arvreste des Capitains Karl Heinrich

Roye, des ersten Steuermanns Chcistiau Andresen und des zweiten

Sleuermanns Fohn William Bernhard Alfred Harris aufgehoben, So publizirt im Handels Geeichte/ Montag, 6. September 1841,

B. M. W.

Desterreich.

I&ien, 4. Sept. Am 30ffen d. M, verließen Jhre Kaiserl. Majestäten die Stadt Gräß, die sie durch einen fast zwölftägigen Aufenthalt beglückt hatten, Von den Chefs der höheren Behödr- den und dem Fürstbischofe von Seckau noch einmal ehrfurchtsvoll begrüßt, reisten die Allerhöchsten Herrschaften in Begleitung des Landes-Gouverneurs um 9 Uhr Morgens nach Vordernberg ab. Einer Abtheilung der bürgerlichen Kavallerie ward die Ehre zu Theil, bis über die Gränze des Weichbildes hinaus die Esforte zu bilden. h

Nach Berichten aus Temeswar is der Erzbischof und Me- tropolit der Griechisch nicht-unirten Kirche zu Carlowiß, Kaiserl, Königl. Wirklicher Geheimer Rath von Sztankovits daselbst, nach furzer Krankheit gestorben.

(Gestern haben hier die gewöhnlichen Herbstübungen begon- nen, wozu das in der Nachbarschaft gelegene Jnfanterie-Regiment „Erzherzog Karl“ hierher beordert worden ist. :

Vom 1. bis zum 31. August sind auf der Wien-Raaber Eisen- bahn (nach Mödling, Baden und Wiener-Yeustadt) 197,061 Men- schen befördert worden, was eine Gesammt-Einnahme von 99 508 Fl, 36 Kr. gewährte.

Die Wiener Zeitung vom3. September enthält einen Nekro- log des in den leßten Tagen des vorigen Monats zu Prag ver- storbenen Schulraths und ehemaligen Ober-Aufsehers der jüdischen

Schulen, Herz Homberg, der im Jahre 1749 geboren und ein Schúler Moses Mendelssohn?s war.

Der Magistrat zu Gräâß hat dem Hof-Bildhauer und ‘Pro- fessor der Skulptur an der Akademie der schönen Künske zu Mai- land, Nitter Pompeo Marchesi, welcher den Entwurf und das Modell des Franzens-Monumentes lieferte, das Ehren-Bürgerrecht der Provinzial-Hauptstadt verliehen,

X Wien, 2. Sept, Der ehemalige Minister Karls X, Graf Montbel, kam vor einigen Tagen von Kirchberg hier an und sekte nach furzem Berweilen die Reise nach seiner Vaterstadt T oulouse fort, wohin er sich in Familien-Angelegenheiten begiebt. Der Herzog von Bordeaux befindet sich, den lezten Nachrichten aus Kirchberg zufolge, in fortschreitender Besserung. Die Aerzte des Prinzen, Dr. Bougon, vormaliger Professor an der medizini- chen Schule von Paris, Ver. von Wattmann, Regierungsrath und Professor der Chirurgie, und der Operateur Ludwig _Ruß, haben gemeinschaftlich eine Darstellung des Unfalles Sr. Königl, Hoheit entworfen und unterzeichnet, um damit allen Gerüchten zu begegnen, die darúber verbreitet waren. Man erwartet hier in dieser Woche die Ankunft des, Hexrn Thiers. Schon vor einigen Tagen hatte sich das Gerúcht verbreitet, er befinde fich hier und sey im Gaskhofe „zum Lamm“ in der Leopoldsladt abge- stiegen, doch zeigte sich bald der Ungrund dieses Gerüch:es.

Þ Prag, 3. Sept. Hier sowohl wie auf den Landstraßen trifft man bereits auf zahlreiche Haufen von militairischen Ur- laubs-Männern, die zu den beginnenden Herbst-Uebungen einberu- fen werden. Leßtere werden in diesem Jahre, der auf einem Punfte vereinigten Massen wegen, ein größeres Jnteresse darbieten, denn mit Ausnahme von ungefähr 2500 Mann Znfanterie, die in den bestimmten Garnisonsstädten zur Bestreitung des Dien-

stens verbleiben müssen, wird die Übrige etatsmäßige Truppen- macht des Landes, nach erfolgter Konzentrirung in den ihren Sta- tionen sich bei Kollin (Schlacht am 18, Juni 1757) während der ersten Halfte des Monats September vereinigen, und die Jnfanterie dort, die Kavallerie abew-bei dem nahen Lissa Lager beziehen, von wo aus diè Ausführung mehrerer großartigen Manövers statt- finden wird. Se. Königl. Hoheit den Prinzen von Preußen, wel- cher zur Jnspizirung dieses Theils unseres Bundes- Kontingents das Lager besuchen und den Hauptmandvers beiwohnen wird, werden nicht nur mehrere Militairs von hohem Range, sondern dem Ver- nehmen nach auch einige Prinzen unseres Kaiserhauses dahin be- gleiten, Die in den genannten Lagern vom 19, September bis 2, Oktober versammelten Truppen werden eine Militairmacht von mehr denn 25,000 Mann bilden, da sie aus 20 Bataillons Jnfanterie, 3 Grenadier- und 4 Jägerbataillons, ferner 2 Kú- rassier-, 1 Dragoner- und 1 Uhlanen-Regiment bestehen wird nebst 1 Kavallerie-, 8 Brigade- und 4 Reserve-Batterieen, i

Schweiz,

_ Manliest in der Basler Zeitung: Als mit dem Anfang des Jahres 1840 im Kanton Aargau die Revision der Verfasfung be- gonnen hatte und wÜrdige, gemäßigte Männer Garantie für deren befriedigende Beendigung zu bieten schienen, da wurde auf einmal durch die Volfks-Versammlung von Mellingen der ruhige Gang ge- stórt ; vergebens suchten einsichtsvolle Vatërlands-Freunde zu ver- mitteln, zu beruhigen; der von den Freiämtern so unüberlegt hin- geworfene Handschuß wurde auf eben so unüberlegte Art von der Versammlung in Entfelden aufgegriffen und ein in der Geschichte Aargau's in den leßten zehn „Jahren nur zu oft genannter Mensch hatte den teuflischen Gedanken, die re- formirte Masse zum Konfessionshafse zu entflammen. Sie hat gewuchert diese fluhwúürdige Saat! Jm Januar 1841 stehen sich die beiden Konfessionen des Aargau's bewaffnet gegenüber, und úubermüthig ob dem leichten Siege, fühlt sich die Regierung nicht mehr als solche, sie handelt als Partei, macht durch den Beschluß vom 13, Januar die BVersbhnung unmöglich und verleßt im Sie- gesrausche den beschworenen Bundes - Vertrag, Das sind für Aargau die Früchte des ausgesäeten Konfessionshasses, Die ka- tholischen Stände verlangen Genugthuung für den verleßten Bund und die Tagsaßung pflegt darúber Berathung. Da geschieht es, daß aufs neue der Gang der ruhigen Berathung durch Aufhekung des Volkes unterbrochen wird, Bergebens hatte man in Bern frechen Troß laut werden lassen, die Tagsaßung war ruhig geblie: ben. _Da wird ein anderes Mittel ergrisfen, um ihr Furcht ein- zuflóßen. Das reformirte Volk von Zürich wird unter dem Vor- wande, die Reformation sey in Gefahr, zusammengetrieben, damit nicht die Sprache des Rechts und des Bundes hberrsche, damit wilder „Konfessionshaß entflammt werde. Wir hoffen, das Volk von Zürich werde sich nicht so leicht betrügen lassen, es werde das verächtliche Mittel, die heuchlerische Lis durchschauen, seine Regierung werde durch ruhige und verständige Belehrung, (wäre es auch durch Rathsboten von Bezirk zu Bezirk, wie vor 300 Jahren) es vor unseliger Verblendung zu bewahren wissen. Denn wichtig is der Augenblick. Wird in Zürich fonfessio- nelle Leidenschaft an die Stelle der Bundestreue treten, wer wird dann die katholischen Führer hindern, auch ihrerseits Volks - Ver- fammlungen zu veranstalten, um auch den fatholischen Fanatis- mus zu weden? Wenn die Mellinger Versammlung die Enffel- der nach sich zog, warum sollte die von Schwamendingen nicht eine entgegengeseßte zur Folge haben? Und wenn jene beiden das traurige Zusammensktoßen bei Villmergen herbeisührten, was sollen diese fur Folgen aen S o wird in der Schweiz daran gear- beitet, Konfession gegen Konfession aufzuregen, und leichtfinnig führen die Wähler das größte Uebel über dieselbe herbei!

HDfstindien.

_ Vombay, 19. Juli. Aus Central-Asien hat man hier we- nig Nachrichten von Bedeutung, außer daß Schach Kamram von Herat, wie der Bombay Times gus dem Persischen Golf vom 12, Juni gemeldet wird, nachdem er eben erst durch Englische Ber mittelung die Bergfestung Gorian von Persien zurück erhalten hatte, plöôblich zu den Persern übergegangen sey, denselben Go- rian zurückgegeben, Herat selbsk, das Erbtheil seiner Väter, an die ‘Perser ausgeliefert und sich zum Persischen Vasallen erklärt habe. Der neue Befehlshaber der Ostindischen Flotten: Station Tontre - Admiral Parfer, fam in Begleitung des Obersten Sir Henry Pottinger schon am 7, Juli in Bombay an, konnte aber ungünstiger Witterung wegen , erst vorgestern auf dem Dampf: schiffe „Sesostris“ seine Reise nach China fortsezen. Vorher be- sichtigte er noch die hiesigen Schisfswerften, um sich zu überzeu- gen, daß seine S chiffe in Bombay nöthigenfalls reparirt werden konnten, wenn fie während der Feindseligkeiten, deren Dauer er auf ein bis zwei Jahre zu veranschlagen scheint, beschädigt wúr- den, Aehnliche Untersuchungen hat er sofort auch in Madras und Trincomali anstellen lassen.

China.

Macao, 20, Mai. Es bestätigt sich, daß der Commissair Kischin, und zwar, wie es heißt, auf Anstiften. des bekannten Lin, in Ketten nach Peking abgeführt worden, wo er unter den grau- famsten Martern hingerichtet werden sollte, Seine Familie sollte ausgerottet und das Land meilenweit um seinen Geburtsort herum wüst gelegt werden, Kischin suchte den Kaiserlichen Zorn durch eine Denkschrift zu entwaffnen, in welcher er die Mangelhaftigkeit der Húlfsquellen des Landes im Streite gegen die Macht Eng- lands darlegte, veranlaßte aber dadurch nur noch größeren Un- willen beim Kaiser, der ihm bei seiner Ankunft vor Peking nur die Wahl ließ, ob er gehängt oder erschossen werden wolle, worauf Kischin das Erskere wählte. An seine Stelle wurde Lin zum Gouverneur der beiden Provinzen Kwang ernannk.

Zu gleicher Zeit erließ der Kaiser ein Edikt, in welchem er erflärt, daß die Frechheit und Sünde, welche sich die Briten durch die Zerstörung der Forts der Bocca Tigris schuldig ge- macht, nicht durch alle Wogen des öftlichen Oceans weggewaschen werden könnez er befiehlt daher, daß sein jüngerer Bruder und sein oberster Minister ein Heer von 50,000 Mann in aller Eile nach Canton führen sollen, um zu verhindern, daß auch nur ein einziges Britisches Schiff den Weg der Rükkehr finde, Jeden Gedanken an Frieden weist dieses Edikt zurück. „Laßt die deiden Worte: Frieden schließen“, so heißt es darin „fortan niemals ei: nen Plaß mehr finden in Euren Herzen und gebt ihnen auch nicht einmal Gestalt dadurch, daß Jhr sie niederschreibt.“ Zugleich er- flärt der Kaiser, sih selbst an die Spike des Heeres stellen zu wollen, wenn sich sein Bruder säumig erweise, und überdies will er ein Heer im Norden samnieln, um die Nester und Höhlen der Engländer in Jndien und England von Grund aus zu zerstören,

Mittlerweile ist indeß der Handels-Verkehr in Kanton in Folge der am 20, März zwischen dem Capitain Elliot und den Behbrden abgeschlossenen Uebereinkunft wieder eröffnet worden ; die Britischen Kaufleute haben wieder Besiß von den Fakto;

die Britische Flagge aufgezogen wurde, und welche eine Schußwache von 50 Marine-Soldaten erhielten; aber der Handel {lug fast nur zum Vortheil der Chinesen aus, da sie für ihre Waaren die höchsten Preise stellten und sich weigerten, Britische Waaren in Austausch zu nehmen, zu so niedrigen Preisen ihnen dieselben auch angeboten wurde. Dabei zogen sich immer größere Truppenmassen in der Náhe von Canton zu- sammen, so daß der neue Gouverneur der beiden Kwang-Provinzen sich veranlaßt fand, am 16. April eine Proclamation zur Beruhigung der Britischen Kaufleute zu erlassen, in welcher er ihnen anzeigte, daß sie nichts zu befürchten hâtten, so lange sie sich ruhig verhielten, In Erwiderung darauf erließ Capitain Elliot an demselben Tage eine Proclamation an die ruhigen und gewerbfleißigen Bewohner von Canton und erklärte ihnen, daß feine militairischen Operatio- nen gegen Canton unternommen werden sollten, so lange die Chi- nesischen Behörden der Uebereinkunft vom 20. Máârz treu blieben. In den ersken Tagen des Monat Mai zeigten sich bei den Man- darinen in Canton abermals Symptome arger Böswilligkeit. Sie legten den Kaufleuten jedes mögliche Hinderniß in den Weg, ver- [langten offen die Auslieferung aller von den Engländern beseßten Punkte und erélàrten, daß an feinen Frieden zu denken sey, fo la nge die Engländer auch nur einen Fuß Chinesischen Landes beseßt hielten. Die Zuversichtlichkeit dieser Sprache erklärte man sich durch die immer stárfer werdende Truppenmacht in der Nähe von Canton, unter deren Schuß man auch begann, ein neues Fort bei der Stadt zu errichten, welches dazu bestinimt schien, die Schiffe und die Faktoreien zu belâstigen. Die Kaufleute geriethen daher von neuem in Besorgniß, und zu ihrem Schuße wurden mehrere der fleineren Britischen Kriegsschijfe vorgestern den Fluß aufwärts nach Canton beordert; [

reien genommen, auf welchen

Capitain Elliot segelte auf dem Dampf: schisfe „Nemesis““ vorauf, in der Absicht, durch gütliche Vorstel: [ungen die Sachen wieder ins Geleis zu bringen, Die Britischen Kriegsschisse „Algerine“ und „Modeste“ haben vor den Faktoreten Posto gefaßt. ; Ï ;

Daß úbrigens die feindselige Stimmung gegen die Englan- der überall verbreitet ist, beweist der Eifer, mit dem auch in Tschusan, welches bekanntlich nach Abschluß der ersten Ueberein- funft mit Kischin in Canton von den Briten gleih graumt wurde, Vorkehrungen zur Vertheidigung gemacht werden. Das Britische Schif „Columbine““ war dorthin gesandt worden, um Erfundigungen úber die Ermordung des Lieutenants Stead ein- zuziehen, der am 20. März, als er aus dem von ihm befehligten S chisfe „Pestondschi Bomandschi““ ans Land stieg, in der Mei- nung, die Jusel sey noch im Besiße der Briten, von den Man- darinen zu Tode gesteinigt wurde. Die Bôte der „Columdbine““ wurden gar nicht an das Land gelassen und fanden uberall Ver- schanzungen aufgeworfen, von denen aus Kanonen auf sie gerich- tet wurdenz erst nach vieler Mühe gelang es dem Misffionair Güßlaff, den vorstehenden Bericht úber den Tod des Lieutenants zu erhalten, Aehnliche Vorkehrungen, wie in Tschusan, werden langs der ganzen Nordost-Küste von China getroffen.

Die Ueberzeugung von den unverändert feindlichen Absichten der Chinesen scheint endlich auch den Capitain Elliot zu entschie- denerem Auftreten veranlaßt zu haben. Er hat Hong Kong wie- der beseßen lassen, hat einen Capitain Taine vom 26sten Jnsfan- terie-Regiment zum Gouverneur der Insel eingeseßt und die Be- dingungen befannt gemacht, unter denèn Ländereien auf derselben zu erstehen sind, und soll mit einem Plane zu einer regelmäßigen Befestigung der ganzen Insel umgehen, der indeß, wie man be-

hauptet, nicht weniger als 500,000 Pfd. St. kosten und nicht gleichen Schuß gewähren würde, wle ein paar tüchtige, vor der Insel stationirte Fregatten. : ;

Bis zum 15. Mai sind, in Folge der Uebereinkunft vom (), Márz, bereits 16 Millionen Pfund Thee verschifft worden, und man hat Schiffe genug, um noch 6 bis 8 Millionen Pfund nach England zu schaffen. Da indeß die Britischen Waaren Éei- nen Absaß finden und das baare Geld, welches bisher den aus-

zuführenden Thee bezahlen mußte, selten wird, {o fann p’an auf |

eine bedeutend größere Ausfuhr wohl nicht mehr rechnen, zumal da die immer mehr gesteigerte Truppenmacht um Canton und die Aufforderung der Behörden, daß die Engländer das Land rau- men sollen, ein baldiges Abbrechen allen Verkehrs erwarten lassen und bereits einen Theil der Bewohner Cantons vermocht haben, sich zu entfernen. Ï

Jn Betreff des von dem erwarteten neuen Befehlshaber der Expedition, Admiral Parker, zu befolgenden Systems der Krieg- führung erfährt man, daß er eine srenge Blokade der südlichen und westlichen Küste von China anordnen und den Krieg auf das ernstlichste betreiben wolle, jedoch mit möglichster Schonung der Bewohner von Canton, die im Ganzen gegen die Engländer freund- lich gesinnt seyn sollen. Die Expedition wird dann nordwärts fe- geln und die hóne Jnsel Amoy beseßen, welche der Insel For- mosa gegenúberliegt. Von dort begiebt sie sich nach Tschusan, das jedoch erst nach mehreren Monaten beseßt werden wird, da man jekt Kunde von der ungesunden Beschaffenheit der Jnsel in den Herbst- inonaten hat. Dagegen wird Ningpo, auf dem Fesilande, Tschusan ge- genüber belegen, beseßt werden', da es gute Verbindung mit dem Innern besißt, Lebensmittel in reichlichem Maße liefern kann und einen zweckmäßigen Stüßpunkt für die Unternehmung gegen Tschu- san bildet. Dort und in Amoy bleibt die Expedition ein halbes Jahr lang. Wenn dann die gelbe See schiffbar wird, nachdem die dort herrschenden Sturme vorüber sind, begiebt sich der Bri- tische Bevollmächtigte in Person nach Peking, begleitet von dem größten Theil der Flotte, und wird vermuthlich feine erste Kon- ferenz mit dem Kaiser unter den Batterieen der achtundsechzig- pfúndigen Geschüße der Englischen Dampfschiffe abhalten. Die Absicht geht dabei naturlich auf vollständige Entschädigung für Privat- und dfffentliche Verluste und fúr die Kriegsfkosten. Außer- dem wird Sicherstellung des Handels-Verkehrs und als Garantie dafúr die Einräumung einer festen Stellung in China gefordert werden.

Ul,

: Breslau, 5. Sept. (Schles. Z.) Wir können unserer in Nr. 206 dieser Zeitung verbffentlichten Nachricht, daß Se. Déazeltut der König Allergnädigst geruht haben, die unterthänige Einladung der städtischen Behörden zu einem Festmahl anzunch- men, noch die jedem hiesigen Einwohner gewiß höchst beglückende

s Mittheilung hinzufügen: daß Se. Königl. Majestät Sich nicht

nur überhaupt auf das Allerhuldreichste mit den städtischen De- putirten unterhielten, fondern auch zu erfennen bin) ie E hóchstderselben Wünschen nur entgegenzckommen würde und & ie

E Sich freueten, alte Bekannte wieder zu finden und neue Be- * fanntschaften zu machen. F schónste Dolmetscher der Huld, welcher die Stadt Breslau sich

Königliche Worte! Sie sind der

- erfreut, die ihrerseits Alles aufbieten wird, um den Ausdruck derx “treuen Anhänglichkeit und der festgewurzelten Liebe an das Kd-

von 37 Meile von Breslau auf der

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nigshaús, dem unsere Stadt so vieles zu danfen hat, auf eine sie selbst ehrende Weise dar ulegen. 5

Am 3. September Füh 9 Uhr trafen Se. Majestät der Kd- nig bei dem 6ten Armee- Corps în Kapsdorf ein und ließen die Truppen auf dem Plateau von Borganie ein großes Mandver ausfúhren. Selten wird ein gleich {önes, großartiges Schlach- tenbild gesehen worden seyn, Se. Majestät spracheik die Aller- höchste Zufriedenheit auf das Gnâädigske aus, Dem Breslauer

Landwehr-Bataillon wurde die Ehre zu Theil, daß Se. Majeskät |

die Mannschaft desselben auf das Herablassendste anredete. Mit- tags war große Tafel in Kapsdorf, zu der auch alle in der Land- wehr dienenden Gutsbesißer bef:hlen waren,

Liegnis, 4. Sept. (Bresl. Z.) Bei dem Jhren Ma- jestfäten von den Ständen und der Ritterschaft vorgestern Abends in der Ressource gegebenen Ball verweilten Allerhöchstdieselben ge- gen 2 Stunden, bis nach 10 Uhr. An diesem Tage wurde Sr.

Majestät dem Könige auch ein 105 Jahre alter Krieger aus der |

Zeit Friedrichs des Großen mit seinem 7Ojahrigen Sohne vorge- stellt; Beide wurden beschenkt. l / :

Gestern früh fuhren Se. Majestät mit Jhren Königl. Ho- heiten dem Prinzen von Preußen und den Königl. Prinzen zur Besichtigung des 6ten Armee-Corps nach Kapsdorf, von wo Al- lerhóchstdieselben Abends gegen 9 Uhr hierher zurückehrten. Jhre Majestät die Königin hatten Kenntniß von einer hier unter Lei- tung der Frau Regierungs-* Jrâsidentin Gräfin zu Stolberg-Wer- nigerode in Verbindung des Frauen-Vereins bestehenden Kleinkin- der-Bewahr-Anstalt genommen und begnadigten diese im Schlosse befindliche Anstalt dur Allerhöchstihren Besuch.

Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheiten die Erzherzdge und der Kurprinz von Hessen mit dem Prinzen Karl von Bayern waren Vormittags zur Ansicht des Lagers nach Koischwiß gefahren. Bei angetretener Rückfahrt wurden die Pferde an der Equipage Sr. Königl. Hoheit des Kurprinzen von Hessen wild, jedoch der gewandten Lenkung des Kutschers, welcher mit dem von beiden Prinzen und zwei Preußischen Generalen beseßten Wagen mehr: mals im Kreise umher fuhr, und den aus den Zelten herbeieilen- den Soldaten, die den Vorderpferden in die Zügel fielen und die Thiere niederri\sen, gelang es, die den höchsten Personen drohende Gefahr zu beseitigen; Höchstdieselben fuhren darauf in einer an- deren Eguipage nach Liegniß zurü.

"m Abend wurde im Lager unerwartet die Ankunft Jhrer Majestät der Königin gemeldet; schnell eilte das Militair aus seinen Zelten und stellte sh in Gruppen an der Straße auf. In dem Augenblick, als Jhre Majeskàt, von dem Kommandanten dès Lagers, General-Major von Bockelmann, zu Pferde begleitet, anlangten, wurden Allerhöchstdieselben mit einem freudigen „QUr- rah!“ begrúßt, und dieser Ausruf tdnte so lange durch das Lager, bis Jhre Majestät dasselbe umfahren und das Dorf Koischwiß zur Rückkehr nach Liegniß erreicht hatten, Gestern Morgens is das hier fantonnirende bte Jnfanterie- Regiment und das Lissaer Garde-Landwehr-Bataillon ausgerUckt, ersteres fommt in die Begend von Rohnsto, leßteres in und bei Kolbniß, dem Hauptquartier Sr. Majestât des Königs, zu stehen. Heute früh haben die übrigen Truppen des 5ten Armee-Corps ihre Kantonnirungen im Lager bei Koischwiß und der Umgegend von Liegniß verlajsen und sind bereits nach der neuen Formation in Avantgarde, Gros und Reserve zum Beginn der Felddienstk: Uebungen auf dem Marsche nach der Gegend von Striegau. Der Gesundheits - Zustand der Corps is bisher ausgezeichnet gut ge- wesen.

Das Lager des 6sten Armee-Corps liegt in einer Entfernung L schönen Ebene hinter dem Dorfe Beilau, und zieht sich von da am Schweidnißer Wasser hin bis zu dem Dorfe Fúrskenau. Das Lager des Iten Armee- Corps zieht sich von dem Dorfe Koischwiß bis zu dem eine halbe Stunde weit entfernten Dorf Klemmerwiß, nach Wahlstatt zu, eine Meile von Liegniß hin.

Industrielle und kommerzielle Zustände Yelgiens.

Fabriken. Großhandel. Eisenbahnen, Kon fu-

late. Schifffahrt. Banken. __X7 Brússel, im Aug. Um den industriellen Zustand Bel- giens richtig aufzufassen und die dadurch gebotenen Maßregeln zu würdigen, darf man seine politische Vergangenheit nicht aus dem

Auge verlieren, Belgien ist ersk_ seit kurzem ein unabhängiger |

Staat geworden. Früher mit Spanien, Oesterreich und zuleßt mit Holland vereinigt, hat es auch mehr oder minder die Vor- theile und Nachtheile einer solchen Verbindung zu tragen, Die Yereinigung mit Holland war seinen materiellen Jnteresjsen durch- aus förderlich gewesen. Holland brachte freilich in die Gemein- schaft eine bedeutende Schuldenlast, dafür arbeiteten aber die Bel- gischen Fabriken für die, wenn auch unter immer mehr aufblúhenden reichen Kolonieen, Der Großhandel,

bedeutenden Kosten, |

besonders in Antwerpen, erhielt dadurch seine reiche Nahrung. |

Die Revolution zerriß diese Bande und verseßte dem Handel und der Jndustrie den härtesten Schlag. Die Fabriken stockten und der Großhandel war für lange Zeit ruinirt, Man hörte durch das ganze Land nur ein und dieselbe Klage úber den Verlust der Kolonieen und, Keine, der neuen Unabhängigkeit eine lange Dauer zu versprechen. Es if daher ein Beweis von der inneren Kraft und den reichen Lebensquellen des Landes, so wie von der Thätigkeit der Regie- rung, daß eine Krisis, wie die Revolution sie herbeiführte, hat úuberstanden werden können.

Belgien war nun aber auf sich allein verwiesen, mußte sich neue Wege bahnen, neue Hülfsquellen, neue Handelswege erdff- nen, was bekanntlich nicht das Werk einiger Jahre seyn kann. König Wilhelm hatte jede Art der Industrie im Lande durch Ermunterung und Unterstúßung zu heben gesucht, und der Erfolg war glücklich gewesen, da die Kolonieen größtentheils einen siche- ren Äbsaß darboten, Allein durch diese einseitige, wenngleich sichere, Ausfuhr waren zwei bedeutende Nachtheile entstanden. Einestheils hat sich die Fabrication einem gemächlichen Gange Uberlassen, ohne auf die Ber dessel zu achten, die man besonders in England seit Jahren eingeführt hatte; denn der Stachel der Konkur- renz fehlte, da der Absaß gewiß war. Anderntheils hatte sich auch der Antwerpener Großhandel um keine anderen Handelswege be- fúmmerc, da die gebsnete Straße ihm genügte. Um so rathloser war daher der Zustand, welchen die Revolution herbeiführte, Auf der einen Seite eine stationair gewordene ZJndustrie, die fast keine Konkurrenz bestehen konnte, auf der anderen ein Handel, dem nur der schóne Hafen zurückgeblieben war. Wenn wir von der Jn: dustrie dieser Zeit reden, std haben wir besonders die von König Wilhelm gepflegte und in Gent sehr ausgedehnte Kattun-Fabri- cation im Auge. Als in diesem Zweige nach der Revolution die Arbeit wieder begann, fuhren die Fabriken fort, in der Art und

einige eifrige Patrioten abgerechnet, wagte wohl |

nach den Mustern zu arbeiten, die wohl Indianern in Java und Sumatra génúgen und gefallen tonnteh, aber auf anderen Mäârk- ten, wo auch die Produkte der Nachbaren ausgeleg wurden, wie Schatten gegen Licht erscheinen mußten. Eiñé Krisis war daher unausbleiblih und war im Jahre 1835 am höchsten gestiegen. Die Fabrikanten hatten sich aber eingebildét, da ihnen allein durch die Erhöhung der Eingangszólle auf die aus ândischèn Pro- dufté geholfen werden könnte und fúr diese Maßregel die Flan- drischen Deputirten gewonnen.

Die Angelegenheit wurde in den Kammern lebhaft disfutirf, wo nan, um das Einshmuggeln zu verhindern, zugleich darauf antrug, daß allen Waaren ein Stempel aufgeprágt und Haus u- chungen bei den Kaufleuten erlaubt werden sollten, um einge- shmuggelte Waaren ausfindig machen zu fónnen. Die Regie- rung widerseßte sich standhaft solchen fiskalischen und schädlichen Maßregeln, sie gab den Fabrikherren zu verstehen, wo die Quelle des Uebels liège, die Krsis ging weiter, die Fabkication besserte sich und die Ausfuhr hob sich bédeutend. Der Erfolg rechtfertigte álso vollkommen das durch eine weise Handels - Pölitif gébotette Be- tragen der Regierung. Vor zwei Jahren trät freilich wieder eine Krisis ein, die selbs von bedenklihen Unruhen der Arbeiter in Gent begleitet warz allein diese hatte vornehmlich in der unmäßi- gen Production ihren Grund, die bekfanntlih überall und zivar periodisch mit einer gezwungenen Stagnation endigf,

Was nun anderenseits den Großhandel betrifft, so hat sich dieser nur äußerst langsain wieder etwas heben können. Der Großhan- del muß von Unternehmungsgeist beseelt seyn, Expeditionen selbsk auf manche Gefahr hin wagen, mannigfache Versuche machten, wiederholte Anläufe nehmen, um neue Handels-Straßen anzubah- nen. Leider hatte dies Alles der Antwerpener Großhandel bei deur ausschließlichen Kolonial- System verlernt. dach der Revolution überließ er sich daher nur steten Klagen ; fleinmüthig und furcht- sam zehrte er von erworbenem Reichthum, nur noch fleinem und sicherem Gewinn nachgehend. Gewiß ist es auch leichter, die Jndu- strie neu zu beleben, als einem Handelsstande Unternehmungsgeisk einzuflößen. Daß aber dieses Urtheil dem Handel von Antwerpen nicht zu nahe tritt, beweist ein konfidenzielles Schreiben vom J, 1839, des Belgischen Gesandten am Londoner Hofe, Herrn van de Weyer, welches vom damaligen Minister des Junern, Herrn de Theux, den Handels-Kammern vertraulich milgetheilt und auf diese Weise. wie leicht vorauszusehen, zur öffentlichen Kenntniß gebracht wurde, Herr van de Weyer bezeichnete ohne Hehl die Quelle des Ucbels als in dem herrschend gewordenen kleinlichen Geiste des Belgischen Handels liegend und erbot sich Verbindungen zwischen Belgischen und einigen namhaft gemachten Englischen Handelshäusern anzu- fnúpfen. Der Minisier mußte damals von den Journalen und in der Kammer heftige Vorwürfe vernehmen, Anlaß zur Verbf= fentlichung dieses Schreibens gegeben zu haben. Allein es isk ge- wiß gut, daß die Wahrheit einmal ofen gesagt ward.

Aus diesen Vorgängen ist, glauben wir, hinlänglich ersichtlich, daß das ausschließliche Kolonial:-System sehr unglücktich auf das abgesonderte Belgien gewirkt hat. Aber welche positive Schluß- folgerungen soll man daraus für seinen jeßigen Zustand ziehen ? Wir glauben diese sehr bedeutende Folgerung, daß sich Belgien feiner einzelnen Richtung weder Überlassen, in feinem ausscchließli- hen Markte, so lockend und gewinnbringend er auch scheinen fónnte, sein Heil seßen, sondern überall Handels - Verbindungen anfnüpfen, sich, jung und kräftig wie es ist, einmal in der Welt versuchen und, seine historischen Erinnerungen zu Húlfe nehmend,

den echten großartigen Handelsgeist wieder beleben soll. Freilich flingt ein solcher Rath den augenblicklich Leidenden und nur die nächste Gegenwart Berúksichtigenden wie eine bloße Phrase; al- lein eine Regierung, welche úber den Einzelnen steht, sich eine wei- tere Aussicht ungeträbt erhält und die Politik nicht blos nach momentañnen Verdältnissen bemißt, muß auch an die Zukunft denz fen und sich durch die Vergangenheit belehren lassen. Schldsse sih daher Belgien Frankreich an, in der Art, wie es eine fkurzz sichtige Handels-Politif gerathen hat, so wúrde es sich dadurch in eine ahnliche und um fo größere Gefahr begeben, als die indu=z striellen Verhältnisse der Völker immer mannigfacher und verwik= felter werden. Welche Folgen würden nicht daraus entspringen, wenn bèi einem Kriege, wo Belgien nicht das Französische Jn- teresse theilen, oder ganz neutral bleiben wollte, plößlich die bestez henden Handels - Verhältnisse aufgelöst wúrden? Würde sich ni&t das Land in einem kläglicheren Zustande befinden, als wodurch es durch die Revolution verseßt ist? Liegt daher Belgien etwas an seiner Unabhängigkeit, will es nicht ein Spielball seyn, den sich die anderen Länder periodisch gegenseitig zuwerfen, so muß es diese Unabhängigkeit auf industriellem und kommerziellem Wege so gut wie auf dem politischen zu erhalten suchen. Jn einem Volksleben ist nichts isolirt, das Eine hâlt und stüßt das Andere. Aus dieser allgemeinen Handels - Politik ergeben sich nun auch die einzelnen Maßregeln, die Belgien ergreifen kann und die wir noch etwas näher besprechen wollen.

Die Handelsfrage, welche immer mehr eine Lebensfrage der aus ihrer Vereinzelung heraustretenden Nationen wird, stellt sich um so fomplizirter fúr die kleineren Staaten dar, als diese, we- niger sich selbsk genügend, nothgedrungen sind, Handels-Verbindun- gen zu suchen, dabei aber, um ihre politische Unabhängigkeit zu er- halten, vielfältigere Rücksichten nehmen müssen, als dies die grd- ßeren Staaten nöthig haben. Haben doch neuere Staats-Otkono- men den fleineren Staaten die Möglichkeit der Selbsterhaltung abgesprochen. Allein ist nicht die Schweiz seit langer Zeit cin reihes Land, wo Handel und Jndustrie beharrlich fortschreitet, und zwar unter einem Systeme, dem der Handels-Freiheit, wel- ches anderwärts als der Ruin der nationalen Industrie angese- hen wird? Man hat Belgien, die Niederlande überhaupt, nicht ohne einigen Grund mit der Schweiz verglichen und einige Theo- retifer haben die Schweizerische Handels-Freiheit Belgien zunx Muster aufstellen wollen. Allein man vergißt bei diesen Theorieen gemeiniglich, daß es sih nicht um die kommerzielle Konstituirung eines Staates ah ovo handelt, sondern um historisch vorliegende Zu- stände, die zu berúsichtigen sind, so wie um industrielle und kfommer- zielle Eigenthums-Verhältnisse, die sich unter diesem Zustande gebildet haben. Die Handels-Freiheit muß immer das anzuftrebende Ziel bleiben, das auch erreichbar ist; es muß sich diese Freiheit allmä- lig auf die verschiedenen internationalen Handels-Artifel ausdeh= nen, allein feine verständige Regierung kann daran denken, sie mit einemmale zur Ausführung zu bringen, Wenn män auch nah den Ansichten, welche sich äufig in den Kammern bei den Zoll= Diskussionen ausgesprochen haben, wünschen muß, daß Belgietr sich nicht dem entgegengëseßten Systeme überläßt, so ahn es do in der obigen Theorie keine Abhülfe für seinen Han els-Zustänt findet. Belgien befindet sich aber jebt in einem der entscheidenden M enblide, woes denBeweis liefern muß, ob es die Weisheit und die Kraft besi: die ercungene politische Unabhängigkeit im Zninern in industrieller und fommerzieller Hinsicht durchzuführen, Nach" Unserer Ueber: ¡eugung hat die Regierung den richtigen Weg betreten, der allein