1841 / 252 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

genöthigt waren, denselben aus der zweiten, mitunter aus der dritten Hand zu entnehmen. Wollene Tücher und Zeuge waren in großer Menge und Auswahl vorhanden und die Verkäufer im Allgemeinen mit dem Absaße zufrieden, wenn dies auch bei einigen geringeren Fabrikanten, die wegen Mangel an Raum im Meß: hause nicht aufgenommen werden fonnten, wentger der Fall war. Baumwollene Zeuge, Barchent, Drells, Tücher waren be- zúglih auf den Großhandel weniger eingebracht, als vo- riges Jahr, und fanden den gewöhnlichen Absaß, indem diese Gewerbe, welhe man in Kurhessen in sehr gu- ter und echter Qualität und großer Auswahl verfertigt, von den Abnehmern skets gesucht werden. Eben 10 war dies der Fall bei feinen weißen baumwollenen Geweben aus Vereins- ländischen Fabriken und bei glatter und gemusterter Leinwand, An seidenen, halbseidenen und anderen Modewaaren beschränkte sich der Absaß auf den gewöhnlichen Bedarf. ¿ln Eisen- und Stablwaaren war derselbe ziemlich gut, eben so bei den gro- ßen Quantitäten aus dem Vereinslande eingeführten in feine- ren Herren - und Damen - Schuhmacherwaaren. Weniger be- deutend als in fruheren Messen war dagegen der Absaß an Drechsler-, Kammmacher- und dergleichen Waaren, na- mentlih wird der Einfluß, welchen das sowohl in den Städten als auf dem Lande sich immér méhr verbreitende Rauchen von Zigarren auf den Verkauf an Pfeifenmacher-Waaren äußert, im- mer mehr bemerflih. Ordingire Tischler- Waaren sah man dies- mal wenigèr als sonst, und wurde daher in diesem Artikel ziem- lich aufgeráumt; weniger war dies der Fall béi dergleichen feine- ren Waaren. An Kunst: und anderen Séhenswürdigkeiten zeich- nete sich die Messe diesmal besondèrs aus, was auch für den Kieinverkauf nicht unvortheilhaft war.

Hambürg, 8 Sept. Die hiesigen Zeitungen theilen jeßt die Supplementar- Convention mit, welche zu dem zwischen den Senaten der freien und Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg und Jhrer Majestät der Königin von Großbritanien und Jrland bestehenden Schifffahrt: und Handels - Vertrage vom 99 September 1825 abgeschlossen, zu London am 3, August d. L untérzeichnet worden is, und derèn Ratificationen darauf zu Lon- don am 28. August ausgewechselt wurden, Sie lautet folgender- maßen: : : Le

„„Fhre Majestät die Königin des vereinigten Königreichs von (Zroßbritänieit und Frland, eines Theils, und die Settate der freien Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg ieder dieser Staalen abge sondert für sich, andêren Theils, bescelt von dem Wunsche, den Han delsverkehr zwischen ihren respekliven Unterthanen und Staatsgige hdrigen zu erleichtern und zu erwettern- haben tin dieser Absicht und in Uebereinstimmung mit den Stipulatioiten des 8ten Arlikels der Handels - und Schisffahrts-Conventton zwischen Großbritanien und den Hanseatischen Freistaaten, unterzeichnet zu London am 29. Sep tember 1825, den Beschluß gefaßt, eine Convention abzuschließen, welche als {upplementärisch der obenerwähnten Convention von 4825 betrachtet werden \oU. 0s de O

Fhre Britische Majestät und die besagten Hanseatischen Freittaa ten hahen deshalb zu ihren Bevollmächtigten für diesen Zweck er- "bre Majestät die Königin des vereinigten Königreichs von Groß-

“* britanien und Jrland den sehr chrenwerthen Henry Fohn

Biscount Palmérsson, Baron Temple, Paix von Frland, Mit- |

glied Jhrer Maiestät hdchst ehrenwerthen Geheimen Raths,

Ritter, Großkreuz des höch} ehrenwerthen Bath- Ordens, Mit- |

glied des Parlaments und Jhrer Britischen Maiestät ersten Staatz-Sceeretairs für die auswärttgen Angelegenheiten,/ und die Setiate der freien Hansestädte Lübeck, Bremen und Ham- burg, Herrn Eduard Banks, Doktor der Rechte, Mitglied des Senats und einer der Sytndifer der freien Hansestadt Hamburg, welche, nachdem ste eiitander ihré respektiveit, in, guter und geböri ger Form t E mitgetheilt, die folgenden Artikel ‘vei abdge]chLo}e aven, : : E A Die Setate der freien Hansestädte Lee / etten a mibura gentehnigent hierdurch, daß Britische Schie, welche cue Sibeen Fomitienl- die keinen Theil der Dominien Ihrér Briti- \cheh Majestät ausmachen, von nun an mit ihren Ladungen in dic GHâfen von Lübeck, Bremen und Hamburg zugelassen werden, und daß solche Schiffe bei threr Zulassung keine hbhere Abgaben bezahlen sollen, als diejenigen - welche anter ähnlichen Umständen Mon Mt Lúbec, Bremen und Hamburg gehörigen Schiffen zu bezahlen sind, und daß die für die Ladungen solcher Britischen Schiffe zu: bezahlenden Abgaben nicht hdhere ober : andere seyn sol» lei, als wenn solche Ladungen in Lübe, Bremen N Hambürg gehöbrigett Schiffen eittgeführt worden wären , und ‘in Berücksichtigung dieses Zugeständnisses genchmigt Jhre Britische Majestät, daß, von und nach dem Lage der Auswechselung der Rati ficationen der gegenwärtigen Convention / Die Schiffe der besagfken Hanseatischen Freistaatei “Lübeck, Bremen und Hamburg- wenn fie aus Hanseatischen Häfen kommen, mik ihren Ladungen (n die Häfen aller Besibungen Fhrec Maieität zugelassen weden, un daß solche Schiffe bet ihrer Zulassung keine hdhere oder andere Abgaben bezah len sollen/ als solche,- welche unter ähnlichen Umständen von Briti- ichen Schtffen zu bezahlen find, und daß die für die Ladungen solcher Hanseatische Schiffe zl bezahlenden Abgaben nich! hdhere oder an- dere seyn solle, als wenn solche Ladungen in Britischen Schiffen ingeführ iren. i g: ¿ TELU 4 Aut Betracht der Berechtigungen, welche die gegenwär- tige Convention guf Britischen Handel und Britische Schifffahrt gus. dehnt, genehmigt Jhre Britische Majestät ferner, daß alle Güter, | Waaren und Handels-Artikel, welche das Erzeugniß der Hanseatischen | Freistaaten , odex der anderen Stagten des Deutschen Bundes, oder Lex in dem Deutschen Zoll-Verein begrisenen Staaten sind, und wel ce in irgend einem nicht Brilischen Schie gus den Häfen von Hamburg, Bremen und Lübe, oder irgend einem an der Elbe oder 9Beser belegenen Hafen, in die Häfen der auswärttgen Britischen Be sißüngen, Gibraltar und Malta mit eingeschlossen, etngeführt werden fönnen, auc in Schiffen, welche Lübeck, Bremen und Hamburg an- gehödren und so gebaut, angehdrig und bemannt sind, wie esim fünften Ar- | tifel der am 29 September 1825 zwischen Großbritanien einerseits und den freien Hansestädten Lübeck, Bremen und Hamhurg anderersetts abgeschlossenen Schifffahrts- und Handels - Convention festgeseßt ist, aus den gedachten Häfen der Hanseatischen Feeistagten zur Einfuhr in die Häfen der gedachten auswärtigen Britischen Besißungen, Gi- braltar und Malta mit eingeschlossen, erlaubt seyn sollen; und solche Güter, Waaren und Handels-Artikel, welche das Erzeugniß der Han- seatischen Freistaaten oder der anderen Staaten des Deutschen Bun Des, oder der ti dem Deutschen Zoll-Verein begriffenen Staaten sind, fo eingeführt in Hanseatischen Schiffen in die Häfen der gedachten auswärtigen Britischen Besißungen, Gibraltar und Malta mit cin eschlossen, und alle Güter, Waaren und Handels - Artikel , ausge- führt in Hanseatischen Schiffen - die, wie vor erwähnt , gebaut, an gehörig und bemannt sind, aus den Häfen der Britischen auswäcti- gen Besi ungen Gibraltar und Malta mit eingeschlossen, nach irgend einem nicht Britischen Lande / sollen feitte andere oder hdhere Abga

|

ben bezahlen, als wenn dieselben in Britischen Schiffen eingeführt |

eführt wären. x E E rie gegenwärtige Convention, welche als supylemen-

j der zwischen Großbritanien und den Hanseatischen Fret- Cel i 29. Weveember 1825 abgeschlossenen Convention zu be- trachten is, soil ratifizirt werden und die Ratificationen sólleit in &ondon so bald rote möglich, innerhälb eines Zeitraums von sechs

: | elt wérden, Wochen M tctande haben die respektiven Bevollmächtigten die-

selbe unter Beidrückung ihres Wappensiegels unterzeichnet,

1122 A Aa So geschchen zu London, am dritten Tage des August im Fahre

unsercs Herrn Eintausend achthundert und einundvierzig. (Üntekbzeichnet:) Palmerston. Banks,//

Desterreich.

Wien, 5. Sept. Se. Majestät der Kaiser haben den ersten Dolmetsch bei der Jnternuntiatur in Konstantinopel, von Adelburg, zum diesseitigen General-Konsul in Syrien ernannt.

Auf der Weiterreise nah Zschl sind Jhre Kaiserl. Majestà- ten am 30fffen v. M. in der Bergskadt Vordernberg eingetroffen,

Die Frequenz der Kaiser Ferdinands-Nordbahn is jeßt, nach- dem mehrere neue Flúgel hinzugekommen, sehr im Zunehmen. Zwischen Wien und Brünn sind im vorigen Monat 23,280 Per- sonen und zwischen Wien und Stockerau vom 26, Juli bis zum 31. August 37,181 Personen gefahren. :

Schweiz.

Vern, 3. Sept, (Schweiz. Bl.) Jn der heutigen Sißung der Tagsaßung hatten sich die Tribünen sehr gefüllt; in der ‘Vor- dersten Reihe bèmerkte man Damen von verschiedenen Nationen, Engländerinnen, Französinnen, Deutsche und Schweizerinnen. von Muralt sprach in der Aargauischen Klosker-Sache sichtbar be- wegt einfach für Verschiebung; ihm folgten in verschiedenem Tone und mit verschiedenen Motiven Luzern, Uri, Schwyz, Unterwal- den, Glarus, Baselstadt, Schaffhausen, Appenzell, Graubúndten,. Die drei ersken, zum Theil auch Zug, sprachen sehr bitter gegen DBDern; sie verlangen, so auch Unterwalden und Appenzell Fnner- Rhoden, unbedingte Zurücknahme des Aargauischen Dekrets vom 13. Januar; eben #0 Baselstadt, “doch will dieses einige Klöster aufgeben. Unterwalden bedauerte, daß die Kommisston sich nicht über einen gemessenen Vorschlag zu einer Majorität habe verständigen können. Freiburg behält Alles sei: nem großen Rathe vor. Solothurn und Baselland stimmten da- für, den Gegenstand aus dem Abschied fallen zu lassen. Wieland

F ck & ck Be ergriff fur Aargau das Wort, nahm die sechs Gutachten scharf |

durch und ging ziemlich ausführlih auf die Sache ein, was die meisten übrigen Gesandtschaften vermieden, Zwanzigtausend Un- terschriften aus Zürich, 17,500 aus Aargau gegen die Klöster, 6000 aus Luzern und 2258 aus Solothurn für dieselben, kamen gestern und heute ein; die Bilanz machte Eindruck, Die übrigen Gesandtschaftèn hatten bei Abgang der Posk noch nicht gesprochen, So viel hat sich schon gezeigt, daß eine Mehrheit die Bertagung beschließen wird. j z

Der Luüzèerner und Bundes-Zeitung schreibt man von einem radifälen Handskreich, welcher gegen die gegenwärtige Ne- gierung von Freiburg habe ausgeführt werden sollen; die Stadt sollte überrumpelt und eine provisorische Volksregierung eingeseßt werden; das Vorhaben soll aber entdeckt und verrathen worden seyn. Untersuchungen seyeh bereits eingeleitet, und Berhaftungen hätten stattgehabt. Von diesem Allen aber melden direkte Briefe aus Freiburg kein Wort. s

TúrLei.

Koustautinopel, 18, Aug. (A. Z.) Die Waage neigt sich woieder auf Reschid Pascha’s Seite. Es is nicht ganz unmöglich, daß Riza Pascha und seine Anhänger im Kampfe mit der Reform- Partei den fürzeren ziehen, Es ward leßthin berichtet, daß der Plan zur Einführung Tahir Pascha?s in das Groß-Wesirat, wo- durch Riza seine Partei zu vèrvollstandigen und völlig zu organi- siren hoffte, in der Ausführung“ begriffen war. Der Befehl zur \chnellen Rückkehr des Kaßidan' Pascha war bereits erlassen, und Riza schien den vollständigsten Sieg errungen zu haben, als die Sache plóßlih ein anderes Ansehen gewann. Dem alten Tahir ward bedeutet, daß scine Gegenwart in Kreta für einige Zeit nothwendig seyn dürfte, um die in Verwirrung gerathenen Ver- hâltnisse der Jnsel in Ordnung zu bringen, welchem Geschäfte der Groß-Admiral sich jeßt zu widmen und zur Rückkehr in die Haupt- stadt neue Befehle zu erwarten habe.

Aegypten.

Alexandrien, 21. Aug. (A. Z) Das Dampfboot „Mil hat aus Konfskantinopel die Nachricht gebracht, daß der Tribut von 40 auf 30 Millionen Piäster herabgeseßt worden eine Entscheidung, welche Mehmed Ali nichts weniger als zu befriedi- gen schien. Es ward Befehl gegeben, die Befestigungen fortzu- seßen, Jbrahim reiste nach Kahira ; über den Grund laufen die verschiedenartigskten Gerüchte um. Mehmed Ali selbst will dahin abgehen, aber erst nah Said Bey’s Ankunft, den der alsbald wieder nach Konskantinopel abgehende „Nil“ zurübringen soll.

Nach Briefen aus Beirut lagen daselbst acht größere Engli- sche Kriegsschiffe mit zwei Dampfböten.

Die Konsuln von Oesterreich, England und Rußland sind in Alexandrien angekommen, Der Oesterreichische und der Englische hatten bereits ihre Audienzen bei Mehmed, der ihnen bemerkt ha- ben soll, Diplomatisches sey jeßt eigentlich nichts mehr zwischen ihnen zu verhandeln, da das allein den Sultan angehe. Der Eng- lische Konsul wird als ein Mann von kaltem, sehr reservirtem Wesen geschildert, von dem man skrenge Beharrung auf den For- derungen Englands erwartet. Unter diesen Uniständen macht es um so mehr Eindruck, daß sich die Englische Schiffsmacht vor Alexandrien fast täglich vermehrt.

Mustapha Pascha ist von Konstantinopel gekommen, um die Rückgabe der noch in Aegyptischem Dienst befindlichen Syrischen Soldaten zu fordern, eine Forderung, die bekanntlich längst durch Major Napier betrieben worden, Mehmed Ali scheint aber fort: während Schwierigkeiten machen zu wollen: er ließ aussprengen, die Meisten wollten gar nicht zurückkehren, und im Ganzen fönn- ten daher nur 1200 überliefert werden eine lächerliche Zahl, wenn man weiß, daß gegen 15—20,000 in Mehmed Ali’s Armee stehen D

Auf die Nachricht aus Frankreich und England hat der Pa- scha die Preise des Getraides hoher gestellt; èr kann jeßt gut Handelsfreiheit verkündigen; weiß er doch, daß er und seine Kin- der einzige Eigenthümer des Bodens sind,

Hstindienn.

Bombay, 19. Juli, Lord Auckland, der General:Gouver- neur, ist zu Anfang dieses Monats von Kalkutta nach seinem Landsiß in Barrackpore abgegangen und hat den Staatsgefangonen Dost Mahomed, der von den Engländern sehr artig behandelt wird, mitgenommen. : i

Die Osftindische Regierung hatte die Erbauung eines Forts an einem Orte mit Namen Khelat-i-Gilzie angeordnet, und Haupt- mann Macan, der zwei Regimenter von Schach Sudscha?s Jn- fanterie, eine Abtheilung irre gulairer Kavallerie und 2 Kanonen unter seinen Befehlen hatte, sollte béi dem Bau die Aufsicht | führen, Die Gilzie - Häuptlinge, denen die Errichtung dieses | Forts ein Dorn im Auge war, versammelten ihre Anhänger, um Capitain Macan's Lager zu umzingeln. Als die Kunde davon nach Kandahar gelangte, zog Oberst Wymer mit

| 400 Mann vom 38sen Bengalischen Regiment eingeborner Jn- fanterie, einer Handvoll irregulairer Reiterei und 4 Kanonen von der Bengalischen reitenden Artillerie den Jnsurgenten entgegen, Die Gilzies, in der Hoffnung, seine Vereinigung mit dem Ca- pitait Macan zu verhindérn, griffen ihn, 3000 Mann stark, bei Nachtzeit añ, Oberst Wymer aber, wiewohl überrascht, bereitete dem Feind einen heißen Empfang. Die Engländer hatten nur 4 Todte Und 15 Verwundete; die Gilzies ließn 70 Leichen auf dem Felde; wie viel sie Verwundete hatten, ist unbekannt, doch soll deren Zahl sehr groß gewesen seyn.

___ Die Jadisch-Britischen Truppen in Sind und Kabul leiden fortwährend sehr durch Krankheiten, und ihre Lastthiere, Kameele namentlich, fallen schockweise. Besonders unter der Besaßung ¡u Kotra wúthet eine bösartige Seuche, welcher Major Liddle, ein in der Jndischen Armee allgemein geächteter Offizier, und mehrere andere Militairs von Rang unterlegen sind. Die Jndische Uni- ted Service Gazette vom 25, Juni bemerkt in dieser Hin- sicht: „Es if schmerzlich, zu sehen, welche Fülle von Gesundheit, Kraft und Leben des Geldes gar nicht zu gedenken aufgeopfert wird, um unsere Herrschaft úber dúrre Sandflächen, dde Felsen und un- fruchtbare Landstriche zu behaupten, über elende Dörfer mit ihren mageren Hunden und halbverhungerten Einwohnern, über armsc- lige Forts, über unverbesserliche, die Freiheit der Berge und der Wüste mehr als Alles liebende Horden, deren Ritterlichkeit im Stehlen und Mordbrènnen besteht, und welche unsere Civilisgtion als Sklaverei, Mühsal und Herabwürdigung belachen und verach ten, Soll Afghanistan und Beludschistan für England werden, was die gerühmte Eroberung Algeriens für die Franzosen ist 2“

Herr Noß Bell, der bisherige politische Agent von Ober- und Unter-Sind, hat seine Stelle niedergelegt, und Major Outram wird als sein wahrscheinlicher Nachfolger genannt,

Nach Berichten aus Aden vom 8. August weigerten die Ara- ber sich, den Engländern Lebensmittel zu verkaufen, und tódteten deren Dolmetscher, Man erwartet daher einen allgemeinen An- griff gegen die Festung. 7

M404 Hd.

: Lieguis, 5, Sept, Heute wohnten Jhre Majestäten der König und die Königin, die Prinzen des Königlichen Hauses und die Generalität dem Gottesdienst in hiesiger Peter-Paul-: Kirche bei, dann war Abschieds-Cour im Königlichen Schlosse. Nachmittags nach 2 Uhr erfolgte die Abreise der Allerhöchsten, höchsten und hohen Herrschaften nach Kolbniß, Domanze und Jauer.

Noch ehe Jhre Majestäten Liegniß verließen, haben Alle boch stdieselben mehrere hier ansässige Personen mit Orden, Ehren- zeichen und Geschenken begnadigt. Die beiden Jungfrauèn, welche beim Empfang Jhrer Majestäten an der Ehrenpforte die Sprecherinnen waren, erhielten eine fostbare Broche und ein Armbäand,

Gestern Nachmittag hörte man hier in östlicher Hiichtung der Mandver-Gegend eine starke Kanonade, und gegen Abend wurden von den Höhèn hiesiger Gegend in der Richtung bei Jauer die aufglimmenden Bivouakfeuer bemerkt. Heute haben die Manë- ver theilweise das Schlachtfeld an der Kaßbach berührt. Morgen ziehen sich die Mandver an den Heßbergen und dem Moönchs walde bis Goldberg hin.

ï Domanze, 9, Sept. Heute gegen 7 Uhr Abends traf JZhre Majestät die Königin im erwünschten Wohlseyn hierselbsi ein und wurde von der Gräfin von Brandenburg an dem Portal des so schon gelegenen, im großartigen Styl gebauten Schlosses empfangen. Zhre Majeslät verweilte cinige Minuten am Eingange des Schlosses und begab sich dann in die für Allerhöch|tdieselbe eingerichteten Zimmer. Jm Gefolge Jhrer Majestät befanden sich die Ober-Hofmeiskerin Gräfin Reede, die Hofdamen, Fräulein von Rehdiger und Fräulcin von der Marwiß, so wie der Kam- merherr Graf von Pückler. Das zahlreiche Musik : Corps des LIten Linien-Jnfänterie-Regiments war der Ehrenwache Ur Sbre Mèajeskat beigegeben und ließ den Abend hindurch feine Musik erschallen. Zuleßt war großer Zapfenstreich, und das Abendgebet des militairischen Gottesdienstes wurde mit einem Choral begleitet,

Berliíiu, 10, Sept. Heute i die Berlin-Anhaltische Eisen bahn zum erstenmale vollständig befahren und fomit für den all gemeinen Verkehr eröffnet worden, Um 7! Uhr fruh ging ein sehr ansehnlicher Wagenzug von hier nach Cöthen ab, von wo sich ein Theil der Reisenden nach Magdeburg und ein anderer nach Leipzig zu begeben ‘gedachte, Wir behalten uns vor, über diese Erdffnungsfahrt das Nähere mitzutheilen,

Breslau, 7. Sept. Ueber die kürzlich erwähnte Stiftung des Kaufmanns Fränkel berichtet die Schlesische Zeitun g fol: des Nähere: „Der vor 4 Jahren verstorbene Kaufmann David Fräânckel und dessen Bruder und Erbe, Herr Kaufmann Fonas Frändckel, sind es, deren Namen hier stets mit Dank werdèn ge: nannt werden. Der Leßtere entschloß sich nämlich nach einem mit seinem verstorbenen Bruder errichteten Erbvertrage, demzu- folge der Úberlebende Theil 30,000 Rthlr. zu wohlthätigen Zwecken ganz nach seinem Belieben verwenden sollte, den längst nothwen- dig gewordenen Bau eines neuen jüdischen Hospitals auf der Antonienfkraße auszuführen und auch dessen innere Einrichtung zu übernehmen. Dieses nunmehr vollendete s{chböne Gebäude, dessen eine Abtheilung nah der ursprünglichen Absicht des Schenkers zum Waisenhause bestimmt worden, ist drei Stockwerke, das erste 14, die beiden anderen 11 Fuß hoch und hat nach der Straße eine Länge von §8 Fuß, eine Tiefe von 46 Fuß. Jm Borderhause befinden sih ein zeräumiges Sessions- zimmer, ein Betsaal nebst Borzimmer, eine Wohnung für den Arzt, den Jnspektor und noch einen Beamten der Anstalt, Das mit diesem Vorderhause parallel laufende und mit demselben durch zwei Seitenflúgel verbundene, gleich hohe eigentliche Kranken: haus enthâlt im ersten Stockiverk die zur häuslichen Oekonomie nöthigen Lokalitäten, im zweiten und dritten Stockwerk (1 und 2 Trep- pen hoch) je 8 Kränkenzimmer zu 1—5 Kranken, somit fúr 48 Kranke zusammen 16 Zimmer, welche so gerâumig sind, daß auf einen Kranken 827 Quadratfußi und 9077 Kubikfuß kommen, Durch Benutung eines größer:n Zimmers und anderer Räume fann überdies die Zahl der Aufzunehmenden bis nahe an 60 steigen, ohne Ueber: füllung oder Unbequemlichkeit zu veranlassen. Die Einweihung dieses geschmackvollen, auh mit Gärten: und Hofraum versehe- nen Gebäudes, auf welches der edcle Stifter an 75,000 Rthlr. verwendet, so wie er es außerdem mit eineni Kapital von 25,000 Rthlr, ausgestattet hat, únd daß in Folge Allerhbcchffer Kabinets- Ordre den Nainen „Fränkelsches Hospital“ führen wird, fand (wie bereits erwähnt) am 1sken d. M, statt, Die Feierlich: feit begann mit der Uébergábe der Urkunde durch Herrn Kaufmann Fränckel selbs, Nachdem sodann dey Vorsteher

der hiesigen israelitischen Gemeinde, Herr Levy, in wúrdi- ger Rede die Gefühle des Dankes und dér Anerkennung von Seiten der Gemeindeglieder zu erkennen gegeben hatte trat Herr Rabbiner Dr. Abraham Seiger mit einem. Vortrage auf, worin er in fräftvoller, gediegener Rede der wohlthätigen Fn- situte der hiesigen israelitischen Gemeinde gedachte und daran seine Betrachtungen über die hochherzige Stiftung des Herrn Jonas Fränckel knüpfte. Die Bersammelten trennten sich nach einem Frúhstück, das der Stifter des neuen Hospitals denselben gab, bei welchem unter anderen Toastken Herr Pr. Geiger auf Se. Ma: jestät unsern hochverehrten Landesvater folgenden ausbrachte: „2B0 ein Großes geschieht, da muß auch des Großen gedacht, dés bh och- sen irdischen Herrn erwähnt werden; wo ein Werk der Barm- herzigfeit gebt wird, da is der Gedanke an den gnaädigsten Her n nicht zu verdrängen. Dies Glas auf das Wohlseyn Sr. Ma- jestät unsers Königs, Er lebe hoch! Seine Regierung währe lange, Er lebe hoh! Seine Regierung sey immer eine Regierung des Friedens und der Gerechtigkeit, wie Höchsksein Herzenswunsch if, Er lebe hoch!

Aachen, 6. Sept Heute früh ist unsere Eisenbahn, nachdem sie bei den Feierlichkeiten der Einweihung alle Proben so aan bestanden, dem allgemeinen Verkehr übergeben worden. Bon heute an werden wir vorlaufig zweimal des Tages in die \Vuellite Berbindung mit Köln, die Kölner mit Aachen, geseßt, eine C0m- munication, die künftig einer noch größeren Entwickelung entgegen- sieht und sie auch gewiß nothig machen wird. Der erste Zug, welcher heute früh nach Köln abgegangen ist, bestand aus 12 Personenwagen und einigen anderen fur Bagage. So Is R der Anfang gemacht, und mögen nun alle die Hoffnungen in Er- füllung gehen, die wir auf dies großartige und wichtige Unterneh- men zu seßen berechtigt stnd,

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Görliß. Am 10. und 11. August fand hierselbsi die 84ste Haupt- RYecsammlung der Ober- Lausitischen Gesellschaft der isen harten tatt. Am erstgedachten Tage begann die Sißung unter Ans des Präsidenten, Herrn Landes-Aeltesten von ck erge: um s Hhv P i tags und währte bis 85 Uhr Abends."Der Se cetatu / Hecu Pastor Or ca Haupt, legte zuvdrderst die auch zu diesec Fahres- Versammlung eret Ms ) eingegangenen Geschenke verschiedener Mitglied eran Buchen, Yrtund en An1tquitäten , Naturalien und Kunsksachen vor, worunter eil durch des Herrn Ober-Präsidenten Pr. von Merkel Excellenz bei dem hohen Ministerium des Junern und der Polizei für die Gesellschaft ausge wirftes Exemplar der großen stlbernen Huldigungs-Medaille sich gus crichitét. O Ser Präsident hielt einen authropologisch-philosopht ichen Yortrag über den Säh: des Menschen (Blieder gehorchen seinem Willen. Herr Regierungs - Prästdent - Fretherr von S eck endorf - las die erten Abschnitte seiner erwettecterten Betrachtungen über die der Bolks-(Gesammtheit, als etnem Rechls-Subjekte ohne physhches Leben, ndthige Persdnlichkeits-Darstellung und Bevormundung (eiu Beitrag zur Beantwortung der jeßt {{webenden Verfassungs Fragen T Cine für diesen Tag noch angekündigte Vorlesung des. Herrn L beriehrers Heinze über die genetijhe Entwickelung des Bildungsganges der (Geographie, mit besonderer Berücksichtigung des Ritterschen Syslems,/ mußte aus Mangel an Zeit unterbleiben. Am zwetten Lage wurde die Sißung um 9 Uhr Morgens eròfnet und währte bis 2 Uhr Nach mittägs. Nachdem Herr Baron von Stillfried-Raitoniß das dritte Heft seitter Alterthünter des erlauchten Hauses Hohenzollern und Herr Polizeirath Köhler einige vom Herrtt Yr. Klien in Budission etnge endete Alterthümer vorgelegt, verlas der Secretair den Fahres-Becicht. : Rach diesem besteht die Gesellschaft gegenwärtig aus 20 Ehrent-- 123 wirklichen und 131 korresponditendent Mitgliedern. Die Biblio thek vermehtte sich um 161 Nummern, mit Ausnahme der Journale. Zie Vermehrung der übrigen S anmimliungen war unbedeutend. y Hel- ausgegeben wurde von der Gesellschaft : dfe zwetîte Liefering Ves Zet Bandes De S riptores rerum Lusaticarum, mit welcher Dtcev Bad geschlossen is, welcher zwel Bücher Görlißer Raths Annalen aus dem Ende des 15ten Fahrhunderts und als Anhang das „Görlißer Lehnrecht enthält, und vier Hefte des Lausißischen Magazins, Außerdem legte der Secretair die ersten fünf Bogen der von ihm und dem Herrn Kandidat Schmaler herausgegebenen Wendischen Volkslieder vor. Ész wurden im Laufe des Jahres 1/ Abhandlungen und außer dem die topographische Beschretbung von 20 verschiedenen L vtschaf- ten in der Ober-Lausii eingereicht. Die Versammlung beschloß, daß die auf die Herausgabe der scriptores verwendete Kostensumme nicht wieder zur Kasse zurückgezahlt - viclmehr der Erlds aus den verkauf tei Exemplaren zu einem besonderen Fonds für den ferneren ort gang dieses Unternehmens gufgesammelt werden solle. Der von dem Heren Archivrath Dr. Slenpel in Bceslgu und dem Heren Diakonus M. Pescheck in Zittau günsitg beurtheilten Preisschrift/ Über die Ur-= einwohner der Lausißen (vom Herrn Pajkor Schel; zu Tzschecheln in der Nieder-Lausiß), wurde der volle Preis von 109 Rthlen. zuer= kannt. Die Gesellschaft seßte hierauf eiñen Preis von 50 Rthlr. auf die Lösung folgender neuen Aufgabe: i us j ‘Architefrontsch-antiquarische Beschreibung des Klosters Dobrilugk

in der Nieder - Laufiß, mit den unentbehrlichsten Zeichnungen und geschichtlichen Nachweisungen. / L E

„Dobrilugk is um 1184 gestiftet, und seine Gebäude wurdet noch vor Eintritt des Spihßbogen-Styles erichtet. - Es diente zur Begräbnißstätte Sächsischer Fücsten und Fürstinnen/ z, B, der 1209 gestorbenen Markgräfin Elisabeth, der Schwester Herzog Wladislaus von Bdhmen, Die Gesellschaft wünscht eine genaue, durch Zeichnun- gen erläuterte Beschreibung der Altecthümer und der sonstigen Reste der Vorzeit , welche noch jeßt in Dobrilugk gefunden werden , beglei tet von den nothwendigen historischen Nachweisungen. Als alter thümliche Gebäude sollen hierbei mur die bis Ende des 15tent Jahr- hunderts errichteten, also der Zeit des Rundbogen- „und die darauf folgende Uebergattgsperiode und sodann die des Spthßbogen - Styles angenommen werden.“ Die Preisbewerbungsschriften stud bis zum 1, Juni 1843 an das Séecretäibiat etnzusewe

"Zu wirklichen Mitgliedern ertannte die Gesellschaft die Herren: Professor Mattel in Jungbunzlau, Lieutenant von Netter tit Cbben und Pr. med. Glocke in Görliß; zu korrespondirenden die Herren : Lahdralh von Schönherr und Yr. med. Kraßmann in Prag, Dr. Schüller in Wien, Nr. A. Vetter in Berlin, Pastor Frühbbuß zu Prittàäg in Schlesten und Bibliothekay Pr. NRau- mann in Leipzig. : : B)

Roch beschloß die Haupt-Versammlung, die Bestimmung der Sta- tuten wieder in Kraft treten zu lassen, wonach jedes wirklihe Mit- glied für jede nicht eingelieferte Fähres-Abhandlung ein Strafgeld zur Kasse zu entrichten hat, seßle diejes Strafgeld auf 2 Rihlr, fest und bestimmte endlich, daß alle drilten Feiertage von Vormittags 9 Uhr an, außer den gewöhnlichen Monats - Versammlungen, allgemeine wissenschaftliche Zusanimenkünfte in Görli veranstaltet werden sollen,

Dobbevran, 7. Sept. Die Theilnahme an der hiesigen Ver- sammlung Deutscher Land- Und Föbvstivirthe i} FebvAh rent Ln Wach- sen, Die Zahl der eingezeichneten Mitglieder beläuft sich gegenwär- tig bereiks auf 900; unter diesen befindet f{ch, außer Sr. ct iglichen Höheit dem Großherzoge, seit gestern auch Se, Königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern. 3 (M

Die dritte allgemeine Sizung brächte einen Vortrag des Herrn Dy, von Phünen über das Befahren der Moditesen mtt Erde ünd Seitens des Herrn Forsiraths von Wichede Mittheilungen über die Sommerfütterung der Milhkühe im Feten. Dék fnteressante Punkt der Ortswahl wurde dahin erledigt; daß die nächstiährige Versamms

11253 lung in Stuttgart staitfinden, für 1843 aber vorläufig Cöthen desig- nirt werdén solle. s Fn der vkterten Pleñat - Session sprach Herr Dr, Kuers von Mòdalin cin schr beherzigungswerthes und allgemeinen Anflang fin dendes Wort über die Bezichutigen der Thierärzte zu den Lahndwicthen und insbesondere auch zu dex Versaninlung der Deutschen Landwirthe. Herr Peicthmänn von Muckern in Sachsen redete über Schrot füite rung und Schtotmaschinen; Herr Pogge-Zlerstorf über die intelleftuelle Fortbildung der kleinen Landwirthe und dîe zu dem Ende unter sei- nem Borsiße gehaltenén Bauern-Versammlungen Herr Professor von Blücher endlich über die geologischen Verhältnisse Mecklenburgs. Die noch fortwährend obschwebenden Preis\chrifts-Angelegenheiten wurden beschlufimäßig einer Kommisston des Melénburgischen patriotischen Vereins zur Erledigung überwiesett.

Das akademische Kunskt-Museum zu Bo nn, Von dem Vorsteher desselben, Professor F. G, Welcker. Zweite arf vermehrte Ausgabe. Bonn bei Weber, 1841, X1U, und 180 S. 8.

Dieses Büchlein ist doppelt erfreulich: fürs erste, weil es uns mit manchem nahe liegenden Fortschritt funstgeschichtlicher Studien und mit den darauf bezüglichen vaterländischen Sammlungen be fannt macht; sodann wegen der musterhaften Art, durch welche die Leser, denen es bestimmt ist, hauptsächlich studirende junge Männer, in jene Sammlungen eingeführt werden

Weit weniger als oft vorgeshüßt wird, is das Studium der Kunstwerke des Alterthums von der Anschauung ihrer Originale ab- hängig. Das Bewußtseyn antiker Vollkommenheit bildet sich leich ter ail einer Auswahl sorgfältiger Gybsabgüsse, deren Erwerb tag- täglich leichter wird, als durch die nur wenig Orten vergünstigte Beschauung gemischter Marmorwerke, deren Genuß und Verskänd- niß erst dem geübteren Blicke zu Theil wird. Je mehr dieses un leugbare S\achverhältniß seine Anerkennung gesunden hat, desto mehr it, neben dem Besiß einer archäologischen Bibliothek, die Errich tung von Sammlungen der wichtigsten Gypsabgüsse Wunsch und Bedürfniß aler größeren Bildungs-Anstalten geworden. Es is für einen wesentlichen Fortschritt alles Kunsistudiums zu erkennen, daß man in jenen getreuen Abbildern von Meisterwerken der edelsten Kunfsigattung nicht nur Hülfsmittel und Vorbilder für den prakti schen Künsiler, sondern Musterwerke zur Bildung des Kunstgefühls und zum Verständniß der Kunstgeschichte begehrt; daß nicht nur die Zeichnen-Schulen und Akademieen der Künste, daß auch die Hoch- schulen der Wissenschaft damit ausgerüstet werden, Hülfsmittel \os- cher Art sind durch freigebige Fürsorge des vorgeseßten Ministeriums, hauptschälich den Preußischen Universitäten zu statten gekommen, un- ter ihnent hauptsächlich der Universität Bonn, deren reiche uttd aus- gewählte Sammlung von (KHypsabgüssen, planmäßig angelegt, wie kaum irgend eine, bereits im Fahre 1827 die erste Auflage des vorliegen den Verzetchnisses veranlaßte.

Fn der hier beschriebenen Auswahl is, zumal wo es um neuen Zuwachs des erstes Bestandes sich handelt , das Bestreben nicht zu verkennen, der Kunstgeschichte und Kunsterklärung neben den fiatug rischen Vorbildern unmittelbarer Nachahmung ein Recht zu fichern, welches vom rein artistishen Standpunkt ans in großen und begü terten Sammlungen allzu oft hintangeseßt wurde. So erfreut die Sammlung, von der wir redett, bet mäßigen Mitteln sich manches ausgezeichneten und lehrreichen Kunstrwoerkes , ohne daß größere Sammlungen Deutschlands sich rühmen könnten, einen zweiten Ab quß davon zu besißen, Dieser Vorzug besteht neben dem Besiß der vorzüglichsten und bekanntesten größeren Werke; daher es denn nicht zu verwundern wäre, wenn das Verzeichniß einer solchen Samm- lung, angefertigt von einem dev ersten Kenner des Faches / zugleich als bequemer Wegweiser für ähhliche Sammlungen seine Anwen- dung fände. (bar d ! i [

Qu einer solchen allgemeineren Beachtung eignet die gegenwär- tige Schrift sich auch darum, weil der Verfasser das Maß setner Erklärungen nach dem Bedürfniß derjenigen, für die es besonders bestimmi i, geflissentlich begränzt hat. | g einzelne Kunstwerke, Úber den Laokoon, die Gruppe von S. Ilde- fonso u. a., waren in der früheren Ausgabe über jene Gränzen hin ausgegangen ; satt dessen ist gegenwärtig das gewonnene Ergebniß furz hingestellt und anderes ausführlicher behandelt, was einer Erdr- terung oder Begründung bedürffig schien. Somit wird es uns denn mdglich, das Verzeichniß ciner Sammlung, die in nicht wenig an- deren Sammlungen wiederkehrt und zugänglich ist, theilnehmend auch auswärts zu verfolgen, wo der Erklärer über Abgüsse, die auch uns zu Gebote sehen, auf neue und eigenthümliche Weise stch ver- breitet.

Eine vorzüglich umfassende Erflärung der Gruppe des La0- foon bleibt in der ersten Ausgabe dieses Verzeichnisses nachzulesen ; gegenwärtig hat der Verfasser desselben (S. 13) auch die mehrfachen Wiederholungen des Laokoon - Kopfes, nicht ohne Zweifel gegen das Alterthum des berühmten Ahrembergischen Marmors, zusammenge- stellt. Fn Betreff der Gruppe von S. Jldefonso, Schlaf und Tod darstellend neben dem Bilde der Todesgöttin, wird zur frühe- ren ausführlichen Erflärung die Noliz eines Bildhauers nachgeholt (S. 16), daß der angeblich aufgeseßte Kopf, den man nicht umhin fann, für den eines Antinous zu halten , der Statue zuverlässig ge- hôrt, wie denn überhaupt diese Geuppe ungleich heilee und ursprüng- licher sich erweist, als gemeinhin vorausgeseßt wird. Dagegen wird der künstlerische Werth dieses durch Anwendung auserlesener Motive vorzüglich gefälligen Werkes mehr als bisher in Schatten gestellt ; so daß die Frage entsteht, ob nicht ein Künstler des zweiten Fährhun- derts der Figur des personifizirten, zum Anzünden des Scheitechau fens geschäftigen, Todes die Aehnlichkeit mit dem Antinous geflissent lich zugedacht hatte, um den fceiwilligen Opferiod von Hadrtan's Liebling neben anderen Kunstwerken zu feiern, die dessen Vergölterung oder Verklärung ausdrückten. Von den zwei berühmtesten Amor: Statuen, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind, wird S, 22 der tin Neapel wiederhoite „Vatikanische für vielletcht Praxitelisch, der Bogenspanner für veermuthliche Nachahmung des Lyssppischen Eros in Thespîä gehalten. Da von diesem leßteren nichts Näheres bekannt ift, so bleibt die feühere Meinung des Referenten unwkderlegt, nach welcher in beiden berühmten Werken auch die berühmtesten Originale uns erhalten wären, nämlich die beiden des Praxiteles, der tief- finnige Eros von Thespiä und der von Parium, dessen sinnli- chen Reiz Plinius bezeugt, gleichviel ob gus eigenem Tadel der Darstellung oder in Bezug auf citten ärgerlichen Vorfall. Vom Borghesiichen Silen init dem Bacchusktnd Wu S. 23 f die Meinung wahrscheinlih gemacht, daß er eine Wiederholung des von Plinins 36, 4, 8 hervorgehobenen in der Schule der Oktgvita sey, welcher cin weinendes Kind beschwichtigt. Für den Borghesischen A ch illes is S. 32 die Bedeutung des an scinem Knöchel, dex un- gefähren Stelle späterer Verwundung, befndlichen Ringes zugestan- den , wie denn schon Visconti sie geltend machte und wie sich zum Ueberfluß auf einer berühmten Trinkschale des Berliner Museums (Gerhard, Trinfkschalen Taf. IX., 3) derselbe Schmuck gn gleicher Stelle für Achill’s Vater angewandt findet. Dieses vovausgeseßt, is tenes anscheinend unerhebliche Nebenwerk zum Aulaß geworden, die {dne Börghesische Statue in ihrem ursprünglichen Zusammenhang zu erkennen; vermuthlich war sie mit der Thetis gruppirt , welche zur Rache des gelddteten Freundes die Waffen ihm reichte, Däß der Borghesische sogenannte Fecht er der Held cines Amazonenkampfes, vermuthlith Theseus sey, wird S. 38 von neuem gAUS gemacht, und dle von Hirt gebilligte Deutung auf etnen Bällschläger S. 39 ff. gegen Herrn von Olenine gründli bestritten. Der sogenannte Aristides des Museums von Neapel nimmt S. 48 billigerweise als Aëschines setnen Pla cin. Ueber die berühmte Vätikanische À mà- zone is S, 63 ff, viel Nüßliches beigebracht, Die vön Múller auf- gestellie, von Hirk gebilligte, von dem Referten (Bull, d. bist. 1830 p, 30, 273) schon früher bestriltene Deutung auf eine Spréggerin teht gegenwärtig auf dem Punkt, daß der geschtitttene Stein / äuf dem f beruht, ain liebsten für ein neueres frefes Nachbild der Skakue

Manche Ausführungen über |

gehalten wird. Welches die ursprüugliche Jdee und Handlung dieser

| Amazone gewesen sey, bleibt dennoch unentjchieden ; warum nicht eine

nachlässige Haltung des langen Seythischen Bogens, etwa wte etne ähnliche Stellung der Arme im allbefannten Apollino thre Verglei- chung findet ? f E Die Giustinianische Pallas, nah des Referenten Nachweisung feine Miñerva Medica und béi der sogenanniten Ruine dieses Ra mens keinesweges gefunden, wohl aber nah Maßgabe thres wirkli- chen Fundorts die vermuthliche Statue des Tempels welchér der Kirche S. Märia sopra Minerva ihren Namétt gab, scheint S. 68 mit der ähnlichen, aber shmuckloseren, übrigens bessex erhaltenteit Statue

| verwech{selt zu seyn, welche der Vatikan aus Lucian BVonaparte's

Sammlung erhielt. Le

Bei Gelegenheit des zu einer berühmten Gruppe gehörigen soge- nannten Menelau s kopfes ilt S. 75 ff. ein neuer Erklärungsweg eingeschlagen. Durch innere Gründe und durch Bröndsted's Erklä- rung der \{önsten aus dem Alterthum uns befanntett Etz-Reliefs, kan jener Kopf kaum cinen anderen Helden vorstellen, als den Ajax ; att-

| dererseits if es fast unmöglich, die Darstellung jener Gruppett, deren

vorzüglichstes Etemplar der sogenaunte Pasguitto ist, mit der H0- merischèn Erzählung vom Kampf um Patrokles in Einklang zu britt- gen. Ein ansprechender Ausweg bietet sich dar, went der Leichnam, um den gekämpft wird, vielmehr für den des Achilles gehalten wird, als für den des Patrofles ; nur erregt der bekannte Pfeilschuß , der den Achilles im Kndchel tôdtete, Schwierigkeiten, die durch S. 78 f. noch nicht hinlänglich beseitigt werden. Wiederum giebt die Ver- gleichung von Gruppen des Achilles, welcher die todte Penthesilea in Armen hâlt , als passendes Gegenstück einen neuen und gefälligen Grund für die gewählte Erklärung an die Hand.

___ Daß die sechste Gebälfttägertn vom Athenischen Pandrosium nur irrthüumlich in einer berühniten Kanephorte des Museo Chiaramontt vorausgeseßt ward, während die Trlimmer jener Figur tn dent tieuè- sten Ausgrabungen der Akropolis si{ch vorfattdett, is dein Verfasser des Verzeichnisses S. 90 ff. eñtgangeit. Ueber die schöne Nord i sche Gefangene Ne. 180, die den wandernden Kunst - und Alter- thumsfreund aus ofeiter Halle in Florenz zu bégrüßen pflegt, wird sich nächstens ein Mehreres sagen lassen, wenn eine schatfsichtige Deutung derselben auf Thüsttelda fich geltend macht. Den ser- benden Alexander zu Florenz Nr. 141 nach wie vor nur als ein Râth- sel der Archäologie bezeichnet zu fitiden, führt niht weiter, und mit gleicher Kürze is manches andere Denkmal erwähtit, wörtber des Verfassers stets lehrreiche Ansicht willkommen gewesen wäre. Unt so shäßbarer ist mancher andere Artikel: was über die Juno Luüddo- visi Nr 148, über den sterbetden Fechter Nr. 142, Über den sehr sel- tenen Abguß eines berühmten Vatikatischen Grab-Reliefs Nr. 394 u, a. m. gesagt is, verdient im Buche selb| nachgelesen zu wérden.

Votr mehreren schäßbaren Beilagen , welche dieser Schrift ange- hängt sind, if die erste (S. 133 ff.) den Kolossen von Mottike Cavallo gewidmet, welche in Einklatig mit der vont Referent (Beschreibung vont Rom 1, S, 287) darüber aufgestellten Ansicht für schr achtbare Kopieen nach Phidias und Praxitelès gegeben werden : nänmlich auf Plinius Autorität, welcher unter den Werkeit des Phidias „einen von {wet nackten Kolossen// (alterum colossîcon nudum. Plin. 34, 19, 1) er= wähnt. Nicht minder \{äßbar i| der früher im Rheinischen Mu- seum beveits abgedruckte Aufsay über die Skulpturen von Olympia und die zwdlf Herakles-Kämvpfe. (S. 151 ff}.)

Rach Umsiänden und Zeitgeschmack kann das Studium der alten Kunst auf manche einseitige Weije gefesselt werden. Wer es nur auf statuarische Werke beschränkt, wird allezeit der ideellen Belehrung er- mangeln, die aus dem größeren Bilderreichthum der Mützen , Gêèm- men und Vasen das Verständniß plastisch geschlossener Werke vor- zugsweise begründen hilft. Die größte historische Unterläge der alten Kunst ist in den Münzen, die umfassendste Bildergallerie des Alterthums in den Vasen, die anmuthigste Fülle antiken Künstlerscherzes in den Gemmen gegeben ; die statuarischen Werke dagegen haben den Vov- zug, dem beginnenden Kunstsinn die mächtigste Anregung, dem kunsi- erfahrnen Beschauer den würdigsten Schlußyunkt darzubieten , daher deun in diesem Gebiet nichts wichtiger ist, als Gypsabgüsse, und jede darauf bezügliche Arbeit die möglichste Anerkennung verdient.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 6. Sopt. Niederl. wiékl. Schuld 513, Kanz. Bill, 25 26 52 Span. 195, Passive. 9. Pröëäm. Sch. —. Pol. —. Oegsterr. 105”,

Frankfurt a. B., 7. Sept. Oesterr. 527 Met. 107% G. 25% 55 Bre. 1% 214 Br. Bank- Act. 1912, 1910. zu 500 Fl. 137%. 1375. Loose zu 100 FI. —. do. 4% Anl: 102% G. Polu. Loose (4 G. Holl. 50%. 50%.

Eisènbalin - Actien. St. Germain —.

55 do. 100!

16 *

Ausg. —. Zinsal. —. Preuss,

45; 98” &, Partial - Obl —. Loousse Preuss. Präm. Sch. S045 6, Span, Ául, 217, 21 23 À Versailles rechtes Ufer do. linkes —. München - Augsburg —, Strassburg - Bäasel 245 Br, Leba: Dresden 100” G. Köln - Aachen 100! G, ; Hamburg, S. Sept. Bank-Actien 1600. Petersburg, 3. Sept, Lond. 3 Met. 39/, Poln. à Par. 300 Fl, —, do. 500 Fl. e

Engl. Russ. 108, Hamb. 35. Paris 412, do, 200 F1. 25%.

Königliche Schauspiele.

L Sonnabend, 11. Sept. Im Schauspielhause: Voltaire's Ferien, Lustspiel in 2 Abth., voi B. A. Herrmann, Hierauf: Der reisende Student, musikalisches Quodlibet in 2 Abth, (Dlle. Grünbaum: Hannchen.)

_Sonntag, 12. Sept. Jm Opernhause: Der Verstorbene, Doe (O Akt, von Tenelli. Hierauf: Der Seeräubér, gro- ßes Ballet in 3 Abth., von P. Taglioni. F ¿à Montag, 13. Sept. Im Schauspielhause: Zum erstenmale: Werner, oder Herz und Welt, Schauspiel in 5 Abth.,, von K. Gußkow,

Dienstag, 14, Sepk. Im Opernhause : Auf Begehren : Wil- helm Tell, Schauspiel in 5 Abthl, von Schiller.

Königsstädtisches Theater.

Sonnabend, 11. Sept, (Jtalienische Opern - Vorstellung.) Láà Prova di un? Opera seria, (Die Opernprobe.) Opera buffa i 2 Alli. Musíca del Maestro Francesco Gnecco.

Sonntag, 12, Sept. Eulenspiegel, oder: Schabérnack über Schabernak, Wiener Lokal - Posse mit Gesan j F Mestrvdi al: Posse Gesang in 4 Akten, von

Montag, 13. Sept, (Italienische Opern-Vorstellung.) Tor- L l'ass0, Opera in 3 Ali, Musiíca del Maestro Gaetaño

onizelli,

Marktpreise vom Getraide. Berlin, dent 9, September 1841.

Zu Lande: Weizen 2 Rihlr. 17 Sgr. 6 Pf. , aUch 2 Rthlr. 15 Sgr. : Roggen 1 Rihlr. 20 Sgv., anch 1 Rihlr. 16 Sar, ; drofe Gerste 1 Rthir, 1 Sgr. 3 Pf. ; Hafer 26 Sgr. 3 Pf., auch 21 Sgr. 3 Pf. Eingegangen find 20 Wispel.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf. auch 2 Réhlr. 25 Sgr. und 2 Rthle. 21 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 18 Sgr. 2 Pf. auch 1 Rthlr. 16 Sgr. 3 Pf. ; Hafer 25 Sgr./ äuch 23 Sgr. 9 Pf. Eingegangen sind 1038 Wispel 10 Scheffel.

Zu ÉLE d n 8, Se P auch 7 Mtblr

as Schock Stroh 8 Rihlr. 17 Sgr. , auch 7 Rthlr.

15 Sgr. Der Centrier Heu 1 Rihir. 6 Sgr. 3 Pf.- auch 22 Sgr. 6 Pf,

tin - Hn Verantwortlicher Redacteur Dr, J. W. Zinkeisen, Gedruckt in der Deckér schen Geheim Öber - Hofbuchdtueref,