1841 / 253 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ner Functionen an das Departement des Jnnern, \o wie an ei- nem anderen Tage auf Vorlegung aller dem Britischen Gesand- ten in den Vereinigten Staaten in Bezug auf die Sache Mac Leod’s ertheilten Jnstructionen antragen werde. Dr. Bowring will in den nâhsten Tagen auf Abschriften aller fremden Zoll- Tarife, auf Abschaffung des Verbots der Einfuhr von fremdem Vieh und auf Erwägung der in anderen Ländern auf dem Grund und Boden lastenden Abgaben antragen.

Der eríe Kabinets-Rath der Verwaltung Sir Nobert Peel’s wurde am Sonnabend um 3 Uhr im auswärtigen Amte gehal: ten, Die Mehrzahl der neuen Minister arbeiteten bereits diesen Morgen in ihren respektiven Departements. Am Freitag, Abend gab der Herzog von Wellington den Mitgliedern des Ka- binets ein Diner in Apsley- House.

Die kleine Kronprinzessin war ein paar Tage so unwohl, daß ihr Befinden einige Besorgniß erregte. Die beiden Königlichen Leibärzte, Sir James Clark und Pr. Locock waren abwechselnd in Claremont, indéß is jeßt schon wieder Besserung eingetreten.

Der Herzog von Devonshire wird in der nächsten Woche | von Deutschland nah Jtalien reisen; er beabsichtigt, den Winter |

zu Neapel oder Venedig zuzubringen. Dás Haus Molines und Compagnie zu Liverpool hat, nach dem Sun, mit einer Passivsunmime von 300,000 Pfd. St. fallirt,

Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 9. Sept. Jm Königreiche Sachsen wurden nach Einfhrung des neuen Múnzfußes zweimal (unterm 15. Januar und 16. April) sogenannte „Münzscheine“ ausgegeben. Diese sind jeßt für den 30. September dergestalt gekündigt worden, daß ihre Verzinsung nur bis dahin stattfindet.

A Leipzig, 9. Sept. Jn einer meiner leßten Mittheilun- gen (vergl. Schreiben aus Leipzig vom 23. August, Staats- Zeitung Nr. 237) if ein Ausdruck enthalten, welcher leicht miß- verstanden werden könnte; ich beeile mich daher, nachträglich eine berichtigende Erläuterung darüber zu geben. Wenn ich nämlich dort, bei Gelegénheit der Anzeige vom Tode des pensionirten Obersten von Leonhardi neben der rúhmlichst bekannten Tapferkeit der Königl, Sächsischen Schüßen, welche unter den Befehlen des genannten Obersten standèn, auch „ihre Rohheit“ in früheren Zeiten erwähnt habe, so ist dieser Ausdruck keinesweges in einem Sinne zu nehmen, welcher dem bewährten Rufe jener in aller Beziehung ausgezeihneten Truppe irgend Abbruch thun dürfte. Er fann in dieser Verbindung einzig und allein von dem mit der gerühmten Tapferkeit in Verbindung stehenden Kriegsmuthe verstanden werden. ede andere Deutung des in der Eile hingeschriebenen Wortes wlirde ja als eine eben so unwürdige als ungerechte Beschul- digung gegen fenes Corps erscheinen, an welche ich meinerseits nicht im Entferntesten denfen konnte. Ebenso sind die dort herausgehobenen Verdienste des verstorbenen Obersten von Leonhardi um das ge- dachte Corps keinesweges in dem Sinne namhaft gemacht worden, als ob dadurch die früheren Befehlshaber desselben in Schatten gestellt werden fönnten. Denn bekanntlich wurden unsere Schüßen zu allen Zeiten von den ausgezeichnetsten Offizieren der Sachs: schen Armee befehligt, deren Verdienste um dieses Corps ebenso allgemein anerkannt sind, wie die des verstorbenen Obersten von Leonhardi. Noch gegenwärtig gehört das Offizier-Corps unserer Schliken überhaupt zu den ausgezeichnetsten und bewährtesten der

Sächsischen Armee.

Leipzig, 10. Sept. (L. A. ZZ) Gestern und heute wurde

eine Ausstellung von [landwirthschaftlichen Nußthieren, Maschinen, |

Modellen, Sämereien und anderen Industrie: Er- landwirthschaftlichen Verein in Eutriksch bei Das Ministerium des Jnnern hatte dazu nicht

A.

Aergeräthen, zeugnissen bei dem Leipzig abgehalten. | nur seine Zustimmung gegeben, sondern auch eine nicht unbedeu- tende Geldbewilligung aus der Staats- Kasse bewilligt. Hesterreich. Prag, 7. Sept. (L. A. 3.) Z anz u unvermuthet úber Karlsbad fommend gestern Abend hier ein. Der Gasthof zu den drei Linden, wo er abstieg, war bereits heute | Morgen sehr zeitig von Neugierigen umstellt, um den berühmten Reisenden zu sehen, der schon um 6 Uhr auf den Hradschin fuhr. Er war blos von seinem Diener begleitet, da Madame Thiers bei ihrer Mutter in Ems zurügeblieben is. Bei seiner RUck:- fahrt vom Hradschin trat Herr Thiers in die Haasesche Buch- handlung, verließ dieselbe jedoch schon nach einigen Minüten wie- der, dem Vernehinen nach der Unbescheidenheit eines Anwesenden wegen, der auf eine etwas zudringliche Art seine frühere Bekannt- (chaft mit Herrn Thiers Portrait versteht sich, zu erkennen zu geben bemüht gewesen seyn \oll, Dieser Umstand fann jedoch, wie jeder Vernünftige sich überzeugt hâlt, unmöglich Ursache seyn daß Herr Thiers sich sofort in sein Hotel begab, Postpferde be- stellte und schon vor 12 Uhr nach Wien abreiste. Wahrscheinlicher ist es, daß er die fur morgen bevorstehende Hierherkunft der Heye zogin von Angoulème erfahren haben mochte, welche auf der Rück: reise von Tepliß nach Kirchberg einen ‘Tag hier verweilen und ebenfalls im Gasthofe zu den drei Linden absteigen wird.

Ktalien.

Neapel, 28. Aug. Das heutige Negierungs-Blatt | enthält folgende Ernennungen: Der Staatsrath Don Giuseppe Lanza, Fúrst von Trabia, zum Minisker der kirchlichen Angelegen- heiten mit 6000 Ducati Gehalt. Der Präsident des Rechnungs- hofes, provisorischer Direktor des Finanz - Departements, Don Ferdinando Ferri, zum Finanz- Minister mit 6000 Dti, Gehalt. Der Gehalt des Herzogs von Laurenzano, Staats-Minister ohne Portefeuille, wurde in Anerkennung seiner Verdienste von 2400 Dti, auf 3600 Deti. erhbht. Ferner wurden folgende Staatsräthe zu Ministern ohne Portefeuille ernannt, um im Minister-Rath eine Stimrie zu erhalten (mit dem jährlichen Gehalt von 3000 Dti.), der General-Prokurator des Ober- Rechnungshofes, Cavalier G. Fortunato ; der Genèeral:Advokat des Ober-Tribunals, Don Nicola Nicolini, und Dón Michele Gravina, Fürst von Comitini,

Aegypten.

Alexandrien , 21. Aug. (L. A, Z.) Der Englische und der Nussische General: Konsul haben den Pascha aufs äußerste

| Denkschrift mitgetheilt,

Herr Thiers traf ganz un- |

¿ebraht. Sie erklärten, ihre Begläubigungs\chreiben nicht eher

Lade zu wollen, bis Mehmed Ali alle Bedingungen ves L lehnungsfermans ohne irgend eine Ausnahme erfüllt habe. Unter diefen Umständen hat Mehmed Ali denn alles versprochen, und fter ist das Paketboot „Nil“ mit Depeschen für Sami Bey nah Konskantinopel ábgzegangen, damit dieser Rifaat Pascha be: N ih daß Mehined Ali die Syrier losgeben wolle, aber dánn auch den Zug nah Arabien nicht Unternehmen könne, Gestern hatte denn auch der Englische General- Konsul Barnett L feierliche Antritts- Audienz, Die Garde erbffnete den Zug;

r folgten die Kavasse und sämmtliche Konsulats - Janitscharen; |

1126

vor dem Wagen des General: Konsuls trugen zwei Türkische Of- fiziere einen Stab mit silbernen Gloen, eine nur den höchsten Würdenträgern zukommende E O hierauf folgten die

Stabes, Oberst Napier und alle hier wohnenden Engländer. Als die Englischè Konsulatsflagge wieder aufgezogen wurde, begrüßten sämmtliche Englische Kriegsschiffe, wie die Forts sie mit 21 Ka- nonenschüssen und flaggten bis zum Abend.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika,

New- York, 15. Aug. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat dem Kongresse auf dessen ausdrücklichen Wunsch die welche der Französische Gesandté zu Washington, Herr von Bacourt, in Betreff der beabsichtigten

| Zoll-Erhbhung auf die Einfuhr gewisser Französischer Artikel dem

Schaß - Secretair úbergeben hat. Am Schlusse heißt es darin, daß Frankreich, falls Nord-Amerika den gedrohten Schritt wirk- lich thue, seinerseits den Anforderungeh seiner dadurch stark benachthei- ligten Rheder, Kaufleute und Fabrikanten werde nachgeben múf- sen und sich, so lièéb ihm auch die Beibehaltung freundlicher Ver- hältnisse mit Amerika sey, in die unangenehme Nothwendigkeit

verseßt sehen würde, den Schifffahrts-Vertrag von 1822 und die

der Nerd-Amerikanischen Baumwolle bewilligte Zoll-Hérabseßung von 50 pCt, aufzuheben,

China.

Macao, 20. Mai. Die erwähnte Denkschrift, durch welche der Kommissar Kischin sein Benehmen in Canton zu rechtferti- gen und dem Kaiser die Mangelhaftigkeit der Hülfsquellen des Landes darzulegen suchte, ist mit der gewöhnlichen Chinesischen Weit schweifigkeit abgefaßt und berichtet auch in seinem ersten Theile, der die Unterhandlungen und Gefechte zwischen den Eng- ländern und Chinesén betrifft, meist befannte Dinge. Es wird daher hinreichen, aus diesem Theil nur ein paar Stellen hervor- zuheben und dann einige ausführlichere Auszúge aus der leßten, die Zustande der Chinesen schildèrndèn Hälfte des Berichts mit- zutheilen. Jn ersterer Beziehung sagt Kischin unter Anderem:

„Von dem Augenblicke an, da ih nah Canton herabgekommen bin , habe ih mkch der List und den Ränken dieser frechen Auslän- der preisgegeben geschen, unter allen Umständen sind sie ganz un- lenfsam, so daß mir der Kopf schmerzt und mein Herz zerrissen ist und meine Morgen -Mahlzeit mich ohne Eßlust findet! So haben wir z. B. bet einer Gelegenheit den Fremden eine Schlacht gelie- fert, aber unsere Leute zeigten wenig Festigkeit; wir baten dann, daß eine Manifestgtion der himmlischen Majestät zu ihrer Vernich-= tung vorgenommen werden möge. Aber ach! die Lage der Dinge und die Wünsche meines Herzens stehen in starrem Widerstreite zu cinandevr !‘‘

Es wird dann über eine Zusammenkunft berichtet, welche Kischin am 25. Januar mit Capitain Elliot hatte, und der er, wie er sagt, nicht habe ausweichen wollen, um ihm nicht Anlaß zu Argwohn zu geben und nicht eine voreilige Kollision herbeizu- führen. Elliot?s Sprache und Benehmen bei dieser Gelegenheit wird als achtungsvoll bezeichnet. Jn Betreff der von ihm ge- machten Forderungen versichert Kischin ihm gesagt zu haben, es

| müsse Alles erst dem Kaiser zur Prúfung vorgelegt werden. Nach

dieser Unterredung nahm der Kommissar eine Jnspection der Bocca- Forts vor, deren Lage und Zustand er folgendermaßen \childert:

„Man kann nicht sagen, daß sie auf allen vier Seiten gänzlich isolirt sind, dennoch aber stehen sie allein mitten im Ocean, stnd über die äußersten Punkte dex Hügel, vom Lande hinausgelegen, und ma kann ihnen von der-See, aus. völltg nahe kommeh; wenn ste umztn- gelt und blokirt würdeit, so Würde mgn nicht einmal Lebensmittel für die Truppen hineinichaffen können. Euer Sklave (so nennt Ki- schin sich, dem Kaiser gegenüber) schritt dann dazu, die Tiefe des Wassers zu messen, bei der Boeca Tigris anfangend und bis nach Canton hinauf sondirend, und er fand es zur Fluthzeit von zwei bis sechs und acht Faden tief, jedoch mit steter Veränderung.

Nun wissen wir alle, daß die Hauptursache die Errichtung dieser |

Forts die ist, den Kauffahrteischiffen, welche tiefer gehen, zur Schranke zu dienen und, was in Friedenszeiten auch geschehen kann, ste zu ver- hindern, daß sie die Schranken überschreiten oder rund herum fahren ;

wenn sie aber in Kriegszeiten Truppen transportiren wollen, in der |

Absicht, Rebellion anzustiften, so können ste sich heimlich durch ieten Winkel und jedes Loch schleichen ; sie haben nicht nöthig, die Forts zu passiren, und können so gerades Weges nach der Provinzial-Haupt stadt selbst hinaufsegeln. Wollen wir nun auch oberhalb der Bocca Tigris ein Hinderitiß nach dem anderen anlegen, so is doch die Be- \chaffenheit des Landes der Art, daß kein bedeutender Punkt zu finden ist, den wir beseßt halten könnten.“ e Hieran schließt sich folgende interessante Darstellung des Zu- standes der Artillerie und der Militairmacht überhaupt: L „„Was die in den besagten Forts aufgestellten Kanonen betrifft, so beträgt ihre Anzahl kauni mehr als 200 und genügt nur eben zur BYertheidigung der Fronte, während die Seiten ggnz unbeschüßt bleiben. Ueberdies is die Fahl derjenigen unter ihnen, welche #0- fort gebraucht werden können, gering, denn sowohl in Betreff ihrer Haltbarkeit als ihrer Fabrication herrschen große Mängel vor. Der Rumpf der Kanonen is ungeheuer groß, aber die Bohrlôöcher sehr eng, und da die See in jenen Gegenden sehr breit is, to tra- gen sic kaum bis in die Mitte derselben; wenn man also ihre Zahl in Betracht zieht, so i dieselbe geringer als die der Kanonen guf den ausländischen Schiffen, und wenn wir von ihrer Wirksamkeit reden, so können wir sie ebenfalls denen nicht vergleichen , welche die ausländischen Schiffe führen. Ueberdies sind die Schießschar= ten an den Forts so breit wie Thüren, breit genug, um mehrerctt Menschen zugleich zu gestatten, hinein- und hinauszukriechen, und wenn wir eine volle Lage erhalten sollten, so würdett ste unserer Mannschaft gar keinen Schu, gewähren und können mit einem Worte für durchaus unbrauchbar erflärt werden, Wir sind jeßt gerade in der Nachforschung nach einem Geschüß-Gießer begriffen, um zu sehen, ob ein solcher zu finden ist, der Kanonen nach einem besseren Modell gießen kann, in welchem Falle wir solche gießen lassen werden ; aber wenn wir sie auch wirklich in dieser Weise gegossen bekommen kbnnet, so wird das doch nur als eine Schußmaßregel für die Zukunft die- nen, aber für den gegenwärtigen Fall nicht mehr zur rechten Zeit ge- schehen fdunen; wir haben demnach jeßt durchaus nichts Gutes it unserem militairischen Rüstzeuge, worauf wir uns verlassen könnten. Ferner, was unsere Truppenmacht betrifft, so finde ich, daß, wenn die Ausländer zurückgetrieben werden sollen , dies nur durch Gefechte zur See geschehen kannt, und um gut zur See zu fechten, müssen wir gute Marine-Soldaten haben, Fch habe jeht Ew. Ma- jestät dankbar dafür zu seyn, daß Landtruppen aus verschiedenen Provinzen speziell abgesandt worden sind; das beweist den großen und heiligen Eifer, den Ew. Majestät für die Sache hegt, Nun aber müssen diese Truppen an Bord unsever Seeschiffe gehen - bevor sie mit den Ausländern ins Gefecht kommen kföntten, und wenn sie da nicht fest sind, oder nicht gewöhnt an Wind und Wetter, so fönnte uns das Unheil ciner Niederlage bevorstehen, Sie stnd nun aber nicht gewöhnt, an Bord von Schiffen zu gehen, und verstehen nicht, mit Schiffen zu mandyriren, so daß wir keitie anderen als die schon vorhandenen Marine-Soldaten gebrauchen können. Die Marine- Truppen der Provinz Canton werden durch Werbung von der Seeküste her réfrutirt, und wte sie beschaffen sind, beruht äuf unsicheren und \{wankenden Grundlagen, Fch hatte ein Gerücht vernommen, dem zufolge am 15ten Tage des 12ten Monats (7, Ja- nugr 1841) nach der Schlacht diese Soldaten in Masse sich zu ih-

| zu halten.

rem Tetuh (General) begaben und unter falschen Vorwänden Geld

| von ihm erpreßten, wobei sie die Drohung aussprachen , si zer- | ffreuen zu wollen, wenn sle nicht bezahlt würden.

Befehlshaber der Englischen Kriegsschiffe mit den Offiziren ihres | daher zu dem besagten Tetuh und fragte ihn persönlich in Betreff

Fch begab mich

dieses Gerüchtes, und da sagte er mir, es sey vollkommen wahr, und er habe sih genöthigt geschen, da er ohne Geldmittel gewce- sen sey, seine Kleider und andere Habseligkeiten zu verseßen, wo durch er in den Stand geseht worden sey, einem jeden seiner Sol- daten aus der Proviuz Canton cine Gratification von ein paar Dol lars zukommen zu lassen und sie dadurch bis jeßt auf ihren Posten ; Wenn demnach die Trupven #o gestimmt sind, so is das schr zu beflagen, denn es wäre möglich, daß gerade im kritischen Momente, wo wir eine Schlacht liefern sollten, diese Marine-Sokda- ten schwach und ohne Kraft befunden würden, was zu den verdecb- lichsten Folgen führen könnte; und wenn wir auch noh sonst gediente Truppen besißen, so giebt es doch kein Mittel, diesen die Geschick lichkeit und Skätigkeit jener anzueignen. Uebrigens sind unsere Kriegsschiffe weder groß noch stark, sle sind außer Stande, schwere Kanonen zu führen, und vermögen deshalb auch nicht, diese Ausländer zurückzutreiben. Dies sind die Bemerkungen, welche ih in Bezug

| auf die Schwäche unserer Militgir-Anstalten darzulegen habe.//

Nicht minder interessant sind folgende Bemerkungen Kischin?s

| úber den Geist der Bevölkerung in der Provinz Canton :

¡-Bet einer genaueren Prüfung habe ih auch gefunden , daß die charafteristischen Merkmale des Volkes der Provinz Canton Falsch- heit, Undankbarkeit und Gierigkeit sind, wobei diejenigen gar nicht in Betracht kommen, welche bereits zu Verräthern geworden und von deten feine Veranlassung zu reden is. Aber auch alle Uebrigen sind, vermischt mit den Ausländern, an demselben Ort geboren und wohn- haft ; sie sind fortwährend daran geröbhnt, fie zu sehen, und seit Fah-

| ren so vertraut mit ihnen, als wären es thre Brüder; ste gleichen durchaus nicht den Bewohnern von Tinghae, welche, nie daran gewbhtt, | mit den Ausländern zu verkehren, sle sogleich gls eine besondere Gattung

erkantit habet. Aber wenn wir atnehmen, daß die Ausländer hier gethan hätten, was ste dort gethan, went! ste trügerischerweise ihre jämmerli- chen Geschenke vertheilt und die Maschinerie threr Ränke in Be-

| wegung geseßt hätten, so fürchte ih in der That, daß die gesammte | Bevölkerung dieser Provinz von ihnen verführt worden wäre ; sie | würden gewiß nicht die unbeugsame Festigkeit gezeigt haben, welche

von den Bewohnern von Tinghae jeßt bewtesen worden ist. Dies sind die Bemerkungen, welche ich darzulegen habe über die biegsame Gesinnung des Volkes von Canton, welcher Umstand uns noch grôö- ßeren Grund zur Besorgniß giebt.// N „Frühere Berichte Überblicckend, finde ih in Bezug auf die Auf- hebung der sogenannten Ladronen, daß diese nichts Anderes gewesen sind, als Diebe und Räuber; die Schiffe, auf welchen sie sich befan den, sind Chinesische Schiffe, und die Kanonen, deren sie sich be- dienen, in China verfertigte Kanonen, und dennoch wurde diese Sache mehrere Fahre hindurch fortgesponnen und erst dadurch zu Ende ge bracht, daß man fie unter dem Versprechen einer Amnestie aufforderte, sich zu ergeben. Unter den gegenwärtigen Umständen is zu befürch ten, daß der Stich dieser Wespen noch tödtlicher werden kann, Hiernach gelangt Kischin zu dem Resultat, daß man sich auf die vorhandenen Vertheidigungswerke nicht verlassen fönne, und daß in der Schlacht die Truppen nicht Stand halten würden. „Ueberdies“, fúgt er hinzu, „bedarf es noch der Zeit, bis die von Ew. Majestät aus den verschiedenen Provinzen herbeorderten Truppen ankommen können, auch können sie nicht alle zugleich da seyn, und die Zusammenbringung einer großen Masse von Trup- pen isk nicht eine Sache, die sich in aller Ruhe bewerkstelligen laßt; die eingeborenen Verräther werden ohne Zweifel zeitig da- von Kunde geben und die Ausländer dann ohne Weiteres ihre Tollheit und ihrèn Uebermuth ausbrechen lassen.“ MNachdem èr endlich noch um Verzeihung gefleht, daß er es gewagt, sich auf eine Schlacht einzulassen, ohne daß er im Stande gewesen, das Schicksal zu zwingen, und daß er sich unterstehe, dem Kaiser eine solche Schilderung von der Lage der Dinge zu machen, erklärt er offen und muthig, daß ihm die Wahrheit und das Heil des Landes theurer sey als Alles, und daß keine persönliche Furcht ihn hâtte

| zurückhalten fönnen, dem Kaiser vorzustellen, was die höchsten | Interessen ihm zu erheischen schienen.

i n il Er bittet schließlich, daß Se. Majestät einen anderen hohen Beamten mit besonderer Voll- macht absenden wolle, um die Wahrheit seiner Berichte an den Tag zu bringen,

Die Kaiserliche Antwort hierauf, welche unterm 16. Februar, „mit dem rothen Pinsel geschrieben“, in Canton einging, lautete folgendermaßen :

¡Wir können unter keiner Bedingung die Beleidigungen dieser Ausländer ruhig hinnehmen und uns bethdren lassen, wie du gethan hast. Blind und verblendet, wie du bis, darfst du es wagen, die Frechheit zu haben, unseren Befehlen den Rücken zu kehreti, fort- während die Dokumente der Ausländer hinzunehmen und sogar Bit- ten zu ihren Gunsten an uns zu richten? Solch? ein Verfahren über-= schrettet die Gränzen der Vernunft. Kraftlos und unwürdig wie du bist, was für eine Art von Herz kann in deiner Brust enthalten seyn? Nicht nur nimmst du thre Drohungen und Beleidigungen gutwillig hin, sondern du wagt es selbst, einige Bemerkungen zu machen, in der Absicht, uns tn Schrecken zu seßen! Wisse aber, daß wir keine feige Furcht haben! Wir werden unsere ferlteren Befehle demnächst verkünden. Achte dies.//

Die ferneren Befehle gegen Kischin bestanden nun in einem am 26. März in Canton eingetroffenen Kaiserlichen Edikt, in wel: chem die bereits erwähnte Wiedereinseßzung Lins verkündet und verfügt wird, daß Kischin, weil er sich von den Engländern habe bestechen laffen, verhaftet, sein Haus versiegelt , seine Familie in Eisen gelegt und er sowohl wie seine Familie nach Peking gebracht und dort an dem Tage ihrèr Ankunft hingerichtet werden sollen. Diese Strafe scheint jedoch dem Kaiserlichen Zorn noch nicht ge- núgt zu haben, denn am 30, März traf in Canton folgendes ge- gen Kischin und einige andere Beamte erlassenes Straf: Edikt ein, welches indeß nach einigen Berichten bis jeßt noch nicht zur Aus- führung gekommen seyn soll, so daß an der Hinrichtung Kischin?s noch gezweifelt werden darf:

¡¿Kischin hat sich bestéchen lassen und unsere Truppen bestochen, damit fie nicht fechten; ich befehle daher, daß er sofort in der Mitte des Leibes auseinandergeschnitten werde. Auch sollen alle diejeni= gen, welche ihm in seinem Amte beigegeben sind, Große oder Kleine,/ alle seine Verwandten und Alle, die ihm angehören, nebst denen, welche Geschäfte mit ihm betreiben, ohne allen Unterschied enthaup- tet werden. Auch soll Paoutsung, der fich hochverrätherischerweise in dieser Sache mit den Engländern verbunden hat, eines lang- samen und \chmachvollen Todes sterben, indem man thm das Fleisch stückweise von den Knochen schnetdet; sein Geburtsort soll auf hundert Li (27 Englische Meilen) in der Runde wüst gelegt und seine Verwandte deportirt werden. Es soll die Pfauenfeder von der Mühe Vihschans genommen werdett, wegen seiner Schwäche und scines Zôgerns, als er die Truppen ins Gefecht führen sollte; Lung- wang soll um zwei Rangstufen degradirt und Yanghang des Ranges Hau, der den wahrhaft Tapferen zukommt, entseßt werden, Auch soll jeder Beamte der Provinz Catiton, ob hoch oder niedrig, seines Amt - Knopfes beraubt werden, bis er sein Versehen durch frâftige Anstrengung gut macht. Achtet dies, //

Tes

Inland.

Jauer, 8. Sept, (Bresl, Z.) Am 5, September fîn das Mandver des sten und óten Armee-Corps statt um 8 übr

iet jA dfe

L

er

ei Striegau, erst Nachmittag um 4 Uhr bei Herzogswaldau an. Diésé bééeits n Tag vorr von Sr. Majestät beföhlerfe Abän: derung war den Truppen sehr günstig, weil es frúh bis gegen Mit- tag sehr heftig regnete, Abends aber däs ch völlig auf flârte. Se. Majestät der Konig, alle Prinzen des Königl. Hauses, so wie die Hbchsten und hohen fremden Gäste wöhnten diesen und den an dén folgenden Tagen stattfindenden Feldmandvers bei, welche ein treues Bild des Krieges gaben denheit erworben haben sollen. À Wege vor sirten Jhre Majestäten der König und die Königin ein die festlich geschmückte Stadt Jauer und wurden an einer Ehrenpforte von den Behörden der Stadt und 30 weiß gekleideten Máâdchen begrúßt. Jhre Majestät die Königin seßte dann ihren Weg nah Domanze fort. Se. Majestät der König ritt nah dem Manöver,

Auf dem Wege von Liegniß pas:

eiwa um 7 Uhr Abends, durch die ganze Stadt und nahm dann |

in Kolbiß auf dem Schlosse des Landraths von Zedliß Quartier, wo sich Allerhöchstderselbe noch aufhält.

Kreuznach, 5. Sept. (D Ú sseld. Z.) ‘agel is dem hiesigen Gymnasium eine seltene Auszeichnung zu Theil geworden. Zhre Königl. Hoheit die Prinzessin von Preußen ge- ruhten zuerst am 30. August die bffentliche Prüfung, als die Pri- maner und T Tode exämüict E M Jo Stivair ( nit Jhrer hohen Gegenwart zu beehren. Vie gebidété Pein beglükten Lehrer und Schüler durth " die ge- spannteste Aufmerksamkeit und durch gnädige E Höchstihrer Zufriedenheit, und zogen an diesem und am fol- end e 0 ieselben auch dem Rede- Akftus beiwohn- genden Tage, wo H ochstdieselben auch E A ten, die genauesten „Nachrichten über den Zustan Es aro a die Lehrweise und über einzelne, fich irgendwie auszeichten e Schúler ein. Einen Schüler, welcher eine selbstverfertigte Lebens: Charafkteristif des Hochseligen Königs vortrug, ließ die hohe Frau später besonders zu sich fommen, und bezeigte ihm Höchstihren gnädigen Beifall, Am 3. September endlich geruhten Zhre Königliche Hoheit auch noch beinahe zwei Stunden lang dem Examen der Vorbereitungs-Schule beizuwohnen und legten Jhr freudiges Wohlgefallen úber das bestimmte Antworten und das frische aufgeweckte Wesen der Kleinen den Lehrern an den Tag.

VBaderborn, 6. Sept. (Westph. Merk.) Nach Inhalt der leßtwilligen Verordnung des verewigten Bischofs von Pader- born erbt das hiesige fatholische Waisenhaus aus seinem Nachlasse éine Summe von fast 65,000 Rthlrn. mit der Bestimmung, daß an den Revenüen dieses Fonds die katholischen JGaisen aus der Preußischen Provinz Westphalen , in so weit solche zur bischdfli- hen Dibdzese Paderborn gehört, Theil nehmen sollen. Der Congregation der hiesigen barmherzigen Schwestern is eine jährlihe Rente von 400 Réthlrn. und der hiesigen Sonn- tagsschule für Gewerbtteibende ein Kapital O Rthlrn vermacht. Zur Unterstüßung hülfsbedürftiger _katho- lisher Schulkinder für den ganzen Bereich des bischbfli- chen Sprengels Paderborn is ein Fonds von 10,000 Rthlrn. gus- geseßt worden, Außerdem kommen noch mehrere andere Legate zu milden Zwecken vor, welche wir der Kürze halber hier Uberge- hen mússen. Das Aufgezählte genügt, um die Frage zu ellen, ob das Andenken des in Gott ruhenden Bischofs durch ein \chö-

neres Denkmal in Erz und Schrift geehrt werden kann, als er |

sich selbst in diesem Testamente für ewige Zeit geseßt hat?

Eröffnung der Berlin- Anhaltischen Eisenbahn. Verlin, 11. Sept. Mit der am gestrigen Tage eróffneten Eisenbahn-YVerbindung zwischen Berlin und Cöthen ist für unsere

Hauptstadt der Anfang einer neuen Epoche eingetreten. Denn was jeßt nur ein Mittel scheint, den Reisenden von und nach

dem westlichen und súdlichen Deutschland einen Tag oder eine | Nächt unterweges zu ersparen, das wird bald als ein wichtiger |

Theil des großen Eisenbahn-Nebes hervortreten, welches die äußer-

sten Punkte des gemeinsamen Deutschen Vaterlandes, vom Balti: |

schen bis zum Adriatischen Meere, in die nächste Berührung und in einen frúher nie geahnten wechselseitigen Verkehr bringen, und dessen Mittelpunkt, allem Anscheine nach, Berlin werden wird. Schon jeßt liefert die 515 Meilen lange Linie, welche Berlin mit Cóôthen, Cbthen mit Magdeburg-Leipzig Und Leipzig mit Dresden verbindet, den Beweis, wie sehr die Zahl der Reisenden und der Nerkehr mit Gütern wächst, wenn die Gelegenheit, die Einen und die Anderen zu befördern, so außerordentlich erleichtert und ver- vielfältigt ist, wie dies auch auf einem anderen ‘Punkte unseres

Vaterlandes durch die Rhein- Dampfschifffahrt täglich dargethan

wird.

Die gestrige Erósfnung, mit welcher in Berlin, da dieselbe | in die Zeit der Abwesenheit Sr. Majestät des Königs fiel, keine |

besonderè Feier verbunden war, wurde besonders dadurch verschöd-

nert, daß Jhre Königl. Hoheit die Prinzessin Karl die Gnade | hatte, den ersten Eisenbahnzug zu einer Reise zu benußen, die | Hôchstdieselbe nach Weimar unternahm, wo Jhre Königl. Hoheit, | Uhr Morgens von Berlin abging, |

obwohl der Zug erst um 75 doch noch am gestrigen Abend ankam, da in Halle, beim Ein- treffen des Eisenbahnzuges aus Cöthen, die Extrapost- Pferde be- reit standen, um die hohe Reisende nebst ihrem Gefolge weiter zu befördern. Durchlaucht den âltestregierenden Herzog von Anhalt begrüßt,

Höchstwelcher auch Jhre Königl. Hoheit, nachdem in der kurzen |

Zeit des Wechselns der beiden Eisenbahnzüge ein Dejeuner ein- genommen worden war, an den Reisewagen zurückckbegleitete,

Der Bahnhof in Cöthen gewährte übrigens gestern einen |

ungemein Úberraschenden imposanten Anblick, Das Großherzog-

liche Restaurations-Gebäude war mit Blumen- Feskons und mit den | Fahnen der Preußischen und der Anhaltischen Farben geschmückt. | Die Direction der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft hatte |

hofes zur Begrüßung des ersten vollständigen | Töônvois der Schwester-Gesellschaft ebenfalls mit Blumengewinden |

ihren Theil des Bahn

und hohen Sâäulen geschmückt, welche die Farben Preußens, Sachsens und Anhalts trugen. den ersten aus Berlin ankommenden Zug, als auch den zweiten, der unmittelbar nach jenem befördert werden mußte, da die Zahl von 600—700 Reisenden, die sich gemeldet hatten, so wie das zahlreiche Gepäck derselben und sechs Equipagen, nicht mit einem Train befördert werden fonnte. Auf dem Cöthener Bahn- hofe, wo nun außerdem noch die beiden Zúge aus Magde- burg Und Leipzig eingetroffen tvaren, und wo sich eine große Volksmenge aus der Stadt und Umgegend versammelt hatte, war in Folge dessen ein so buntes Gewühl und Treiben entstanden wie mán es fâum in den volfreithske) Städten größer zu sehen pflegt. Allerdings ward dadur au éinige Unordnung beieitn Aus- und Einskrömen der Reisetiden von und nach dén Berlinèr. Mag- deburger und Halle-Leipziger Wagenzügen, so wie bei den Expedi- rungen des Gepäcks, herbeigeführt, doch ist diese wohl in der ersten Zeit unvermeidlich und wird in der Folge, bei größerer Gebt:

dás Wetter sich vollig auf: |

und sich die Allerhöchste Zufrie- |

einzeln die |

In diesen Tagen

hoch- |

2000 |

Jn Cöthen wurde Jhre Königl. Hoheit durch Se. |

Böllerschüsse begrüßten sowohl

1127 heit des Dienst-Personals, gewiß Fanz vermieden werden. Schon jeßt is zum Theil dadurch Vorforgé getragen, daß in Berliñ be-

sondere Gépáckwagen fúr die nach Magdeburg und Leipzig gehen- |

den Reisekosfer 1c. bestimmt sind, welhe in Cöthen umgepackt werden, sondern direkt weiter gehen. Aber auch fúr die Station Halle müßte nothwendig ein solcher besonderer Wagen bestimmt seyn, da wir schon gestern bemerft haben, daß ein großer Theil der Reisenden, die nach den Sächsischen Herzog- thúmern, nach Hessen und Frankfurt a. M. gehen, seinen Weg nicht úber Magdeburg oder Leipzig, sondern über Halle nimmt, welcher Ort den doppelten Vorzug gewährt, erstlich auf der direk- ten Route nach jenen Gegenden zu liegen und zweitens auch auf dem kleinsten Umwege, durch die Eitenbahn erreicht zu werden, denn Halle, welches auf der Chaussee 22 Meilen von Berlin. ent- fernt is, hat auf der Eisenbahn eine nur um zwei Meilen größere Entfernung und wird in sechs Stunden bequem erreicht. (n

Der erste Zug hatte jedoch gestern eine unerwartete Verzvge- rung zu erleiden. Dadurch nâmlich, daß der Morgens um §8 Uhr von Cóthen abgegangene, eine große Menge von Reisenden nach Berlin führende Train von einer Lokomotive (dem „Hirsch“) ge- führt wurde, welche seit dem vorjährigen Herbst den Dienst zwi- {hen Deßau und Cöthen verrichtet und dadurch schon etwas ge-

litten hatte, verspätete sich dieser um drei Viertelftunden, und der |

Berliner Zug war in Folge dessen genöthigt, auf der Auswei- chungs - Station Zahna eken #o lange - still zu stehen und zu warten. Abgesehen hiervon wurde jedoch der Weg, sowohl hin als zurück, mit Einschluß des zum Abgehen und Aufneh- men von Reisenden bestimmten Aufenthaltes auf sämmtlichen Zwi- schenstationen, in fúnf Stunden zurückgelegt. Einige Reisende, zu denen der Referent gehört, die nur die Bahn zum erstenmale mit befahren wollten und von Cöthen wieder nach Berlin zurück- kehrten, hatten den Weg von 407 Meilen in zehn Fahrstunden, oder mit Einschluß des Aufenthaltes in Cöthen und Zahna in 11! Stunden gemacht, denn kurz vor 7 Uhr fuhren sie bereits wieder in den Bahnhof von Berlin ein, der diesesmal eben so wie die Bahnhöfe auf den Zwischenstationen von einer sehr großen Men-

schenmenge, die das nèue Schauspiel herbeigelockt hatte, ange: |

füllt war.

Von diesen Zwischenstationen sind es besonders Júterbogk und Wittenberg, welche auch in der Folge, wegen ihrer Lage an ¡wei großen Chausseen, wichtige Punkte für die Eisenbahn bleiben werden. Bei Wittenberg hat die leßtere ein eigenes Geleise nach der Elbe legen lassen, um Güter zu befördern, die auf diesem Strome ankommen oder abgehen. Jüterbogk aber wird vorläufig auch fernerhin eine Hauptstation für die Beförderung von Reisen-

getroffen is, diese bald nach ihrer Ankunft weiter zu befördern

und sie vielmehr in jener Stadt eine Nacht zubringen müßten. | Dagegen is, wie sie gestern auch bereits von vielen Reisenden |

, H ' 4 aas 6 en, V L / Q en, Lage, Lot: benußt worden, die Gelegenheit gegeben, in einem Tage, von Mor-

gens um 6 Uhr bis Nachmittags um 5? Uhr, von Dresden über | Leipzig und Cöthen nach Berlin zu gelangen, wobei man noch Uber | eine Stunde in Leipzig und úber eine halbe Stunde in Cöthen | Denjenigen, die von Berlin aus noch in diesem Herbste |

verweilt. einen Ausflug nach den schönen Harz-Gegenden unternehmen wol:

len, is durch die Preußischen Posk- Einrichtungen, welche sich in |

Cöthen der Eisenbahn unmittelbar anschließen, die beste Gelegen-

heit gegeben, indem von Cöthen aus täglich Personenposten nach |

Bernburg, Ballensktädt, Quedlinburg und anderen Richtungen ab- gehen. So kömmt eine dieser dem dentlichen Verkehr 0 nüß-

lichen Jnstitutionen der anderen; entgegen, „und beide werden ge: |

wiß neben einander zum Wohl des Landes immer mehr sich ent- wickeln. : ès B e Der Direction der Berlin-:Anhaltischen Eisenbahn müssen wir

jedoh die Anerkennung zu Theil werden lassen, daß sie ein groß- | artiges Unternehmen in der kürzesten Frist, in welcher bisher eine |

Eisenbahn von dieser Ausdehnung auf dem Kontinente gebaut worden, zu Stande gebracht hat. Am 1, April 1839 wurde zwar bereits der erste Spatenstihh unternommen, aber erst im November dessel:

ben Jahres kontite man die definitive Linie der ganzen Bahn be: |

stimmen und die leßten Grundstücke in der Nähe von Berlin er- werben. Also in einem Zeitraume von weniger als zwei Jahren sind 207 Meilen Eisenbáhn, von welcher 15 Meilen aus mehr oder minder hohen Durchstichen und Aufschüttungen bestehen, her- gestellt worden.

Elbbrücke und die fünf über die Mulde und deren Arme gebau-

einen sehr schönen Anblick gewährten. Möge das ganze Unter-

Die Spanische Kirche seit denr Absterben Ferdinand’s VILI,

© Madrid, im August, Kurz vor dem Absterben Ferdi- | nand’s VII, rief der Papst den zum Kardinal ernannten Nuntius | Tiberi aus Spanien zurúck und ernannte statt seiner den Erz- | fanCro L ade San Felipe e Sorfo, |

Als der Rath von Casti- |

bischof von Nicaca, Mon zum Nuntius am Spanischen Hofe. lien sein Gutachten Úber das Breve abgab, kraft dessen der neue Nuüntius seine Zulassung verlangte, war Ferdinand VII. bereits gestorben, und die Spanische Regierung seßte die Anerkennung des Nuntius, dessen Beglaubigungs schreiben auf jenen König lautete, auf so lange aus, bis er bei der Königin Jsabella beglauü-: bigt seyn würde. Die Regierung ersuchte zugleih den noch in Madrid verweilenden Kardinal Tiberi mittlerweile die Ausübung seiner Befugnisse nicht einzuskellen, wozu dieser sich auch verstand. Es kam indessen zu Erdrterungen, in deren Folge der Papst dem Kardinal befahl, Spanien zu verlassen. Bevor dieser abreiste, erwirfte er von der Spanischen Regierung für den Assessor der Nuntiatur, Don Francesco Fernandez de Campoma- nes, die Ermächtigung, vorläufig die der Nuntiatur obliegen- den Geschäfte wahrzunehmen, damit deren Erledigung keine Ver- zögerung erlitte, / Mittlerweile bemúhte sich der Erzbischof von Nicaea, abge- sehen von allem diplomatischen und, politischen Charakter, blos als apesftolischer Nuntius, zur AusUbung der ihm als solchem zustehenden bag t Befugnisse zugelassen zu werden und des- halb das Königliche Exequatur für das ihn einseßende Breve zu erhalten. Da es nun der damaligen Spanischen Regierung daran lag, daß die Bedúrfnisse der Gläubigen befriedigt würden, so beschloß sie, die kirchliche Frage von der politischen zu trennen, utid die Zulassung des Erzbischofes von Nicaea als Päpstlichen untius einstweilen unentschieden zu lassen, Die wichtigste Frage abèr war, welche Formen bei der Einseßung neu ernéhnendèè Bischbfe zu beobachten wären. ; Zufolge des wehen dem Könige Ferdinand VI, und dem Papste Benedikt AIV, am 20, Februar 1753 abgeschlossenen Kon;

nicht | t s ( ¿ | máß, ernennt demnach die Krone sammtliche Bischöfe und Erz-

fordates wird der Spanischen Krone das ihr zustehende allge- meine Pátrônatrecht aufs neue von Seiten des Papftes an- erfannt und diesem dagegen das Recht der Ausfertigung der Einfezungsbullen wie zuvor bewilligt. Der heutigen Praxis ge-

bischófe, und der Papst hat dieselben durch besondere Gen. zu fonfirmiren. Zufolge der ley. 11. tit; 16 libr. 1 Nueva Recopila-

| cion werden diese Bullen, ehe sie in Kraft treten können, dem

Besonders interessant is in dieser Beziehung der | Bau zwischen den Stationen Roslau und Deßau, wo die große |

) : O | | nister: Präsident, am 2823, den nach Dresden bleiben, da in Leipzig noch nicht die Einrichtung |

Consejo de la Cámara, das jeßt durch das hóchste Tribunal er- seßt worden is, vorgelegt, um zu untersuchen, ob sich irgend eine das Königliche Patronatrecht beeinträchtigende Klausel darin be- fände. Nach erfolgter Untersuchung und Anerkennung der Bulle werden die Exefutoriales ausgefertigt, damit der ernannte und fonfirmirte Prâlat Besiß von seinem Sprengel nähme. Zu be- merfen is noch, daß der Papst sih in jenem Konkordate die Vergebung von 52 besonders bezeichneten Benefizien vorbehielt, die jedoch nur an verdiente Spanische Geistliche verliehen wer- den sollten. :

Die S panische Regierung kam nun mit dem Erzbischofe von Nicaea, ohne ihn als Nuntius anzuerkennen, dahin Überein, daß die ernannten oder zu ernennenden Bischdfe präkonisirt, in den Einseßzungsbullen jedoch die gebräuchlichen Klauseln, aus denen cine Anerkennung der Königin Zsabella von Seiten des Papst- lichen Stuhls hervorgehen fönnte, auf so lange, bis die politi: schen Verhältnisse es dem Papste gestatten würden, seine neutrale Stellung aufzugeben, unterdrúckt werden sollten, Die Spanische

| Regierung brachte die Klauseln in Vorschlag, durch welche die wegfallenden zu erseßen wären, und der designirte Nuntius hielt | sie für annehmbar. Der Römische Hof aber beharrte auf den | bereits erhobenen Schwierigkeiten und stúßte sih auf gewisse Ausdrücke, welche, wie er vorgab, die Note des Spanischen Ge- schäftsträgers in Rom enthielt, und auf die Behauptung, die Klauseln seyen unzulässig, weil aus ihnen implicite die Anerken- | nung der Königin hervorginge, die man doch gerade vermeiden wolle, Dagegen schlug der Papst vor, alle auf das Patronatrecht und die Königliche Präsentation Bezug habenden Klauseln ganz zu unterdrúcken, und daß Sr. Heiligkeit motu proprio benigni- tate Sedis Apostolicae die ihm für Beseßung der erledigten Sprengel zu designirenden Personen zu bestätigen und dabei eine separate amtliche Erklärung in Bezug auf das der

| Spanischen Krone zustehende Patronatrecht auszustellen hätte.

Dies glaubte jedoch die Spanische ben zu können, und nach langen beiden Höfen zeigte endlich der Graf Toreno, als Mi- August 1835 dem designirten Nuntius an, daß es der Würde der Königin von Spanien nicht anskánde, in eine offenbare Verleßung des Königlichen Patronat= Rechtes, selbst neben einem separaten Vorbehalte, einzuwilligen, Zugleich wurden dem designirten Nuntius die Passe zugestellt, die er fúr den Fall, daß feine Uebereinkunft zu Stande käme, gefor- dert hatte. Bei Uebersendung derselben bemerkte ihm die Regie- rung, daß die aus der Nichtbesébung der bischöflichen Stühle er- folgenden geistlichen Bedrängnisse nicht der Spanischen Krone zur Last fallen könnten.

Da nun eine Menge Bisthúmer erledigt waren, und die von | der Spanischen Regierung neu ernannten Bischbfe die Einseßungs | Bullen von Rom nicht erhalten, also auch die vollen bischöflichen Befugnisse nicht ausüben fonnten, so ergriff die Regierung einen | Ausweg, der nur zu neuen Verwickelungen geführt hat. Sie übertrug nämli den designirten Bischbfen die Verwaltung ibrer Sprengel, indèm sie die Kapitel, denen bei Erledigung der Stühle die Jürisdiction zusteht, bittweise veranlaßte, diese jenen anzuvertrauen, Die meisten Kapitel entsprachen bereitwillig die- sem Ansinnen, und selbs das von Toledo úbergab sogleih dem ernannten Erzbischofe (fruheren Bischofe vön Mallorca) die Ju- risdiction als Gubernator sede vacante, Einige Kapitel zóger- ten jedoch, und das von Oviedo weigerte sich geradezu, bis die Regierung sechs widerspenstige Kapitulare verbannen ließ und

Regierung nicht zuge- Verhandlungen zwischen

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| darauf die Ernennung erfolgte.

tatúrlich fonnte der Papst in dieser Maßregel nur das Be- streben der Spanischen Regierung erkeiinen, alle Bisthúmer mit ihr gânzlih ergebenen, dem Römischen Stuhl abgeneigten Prâ- laten zu beseßen, und da in den Fällen, wo die Kapitel sich weiz gerten, den designirten Bischöfen die Jurisdiction zu übertrageh geroaltthätig gegen sie eingeschritten wurde, so durfte der Pap allerdings in seiner Allocution vom 1. Márz d. J. sich auf Kap.

C | 9, de FElectione in VI, berufen, um die Uebertragung des Am- ten Ueberbrückungen, verbunden mit der fruchtbaren Landschaft, | l | ten Bischöfe als unkanonish zu verurtheiléèn, nehmen in demselben Geiste stets geleitet werden, in welchem es | bisher zur Zufriedenstelung der Betheiligten fortgeführt worden! |

tes eines Vicarius capitularis auf die von der Regierung ernann- ten Bischofe als __ Auch haben fi sogleich die Kapitel von Toledo und Saragossa geweigert, jenes die geistliche Gerichtsbarkeit des von der Regierung ernannten Erzbischofes, dieses die Befugnisse des sede impedita von dem

| Kapitel selbst auf den Wunsch der Regierung ernannten Vicarii

cápitularis, lânger anzuerkennen. Um ein recht deutliches Bild von der Zerrúttung, die Hierarchie der Spanischen Kirche ‘versunken sey es mir erlaubt, dieselbe in folgende Klassen zu theilèn: 1) Erzbischöfe und Bischöfe, welche von dem Papste bestätigt, und im wirklichen Besiße ihrer Sprengel sind. Hierher Gê- hóren nur die Bischófe von Cordova, Cuenca, Valladolid Cadix, Canaria, Tenerife, Ceuta, Salamanca, Tüy, Cotia, Astorga, Badajoz, Guadix, Santander, Tudelà, ‘Huesca, Jaca, Mallorca, Barcellona und Jviza, i Erzbischdfe und Bischöfe, die von dem Papste bestätigt sind, E aber nicht im Besiß ihrer Sprengel befinden. Hierher gehören: der Erzbischof von Sevilla, von der Regierung nach Ali- cante verwiesen;

der Erzbischof von Santiago, Mallorcà verwiesen ;

der Erzbischof von Burgos;

der Erzbischof von Sàäragossa, als Karliskt des Landes ver= wiesen, hält sich in Frankreich auf;

der Erzbischof von Tarragona, érklärte sich fúr Don Car- los, und wanderte nach Frankrèich aus;

der Bischof von Leon, erklárte sich bereits vor dem Ab- sterben Ferdinands VII, fúr Don Carlos, flúchtéte nach Portugal, und begleitete späterhin den Prätèndenten als apostolischèr Delegirter in dèn Nord-Pröôvinzen. Als solcher subdelegirte er während des Bürgerkrieges deù Don Lorènzó Cala y Valcarcel in Valencia, und Don Bartolomé Torrabadellà in Catalonien. Diése Subde- légirten rúckten in ihre Ausfertigungen ein Breve eirt, in welchen der Papft siè ermächtigte, für die geistlichen Bedürfnisse folher Ortschaften zu förgèn, die mit ihreß rèchtmäßigen Prälaten niht üngehitidert verkehren fönntèns A S

die Bischdfe von Orihuüela und Mondoßedo, be D tbenfülls diè Karlistíshen Truppen äls PÄpstli egirfez

ng, in welche ist, zu geben,

von der Regierung nach