1841 / 254 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Miß Pitt als Ehrenfräulein der Königin durch Miß Eleanor Stanley,

5 London, 7 Sept. Eine der glülichsten Folgen unse- res Ministerwechsels ist, daß nunmehr alle Parteien mit der ge- bührenden Achtung von der Königin reden und schreiben. Jhre Majestät hat durch die That bewiesen, daß sie ihre Pflichten fennt, und wenn die Nation verfassungsmäßig ein Opfer von ihr fordert, sie es zu leisten vermag, und zwar mit all der Anmuth, welche ihrem Geschlecht und ihrer Perfönlichkeit eizen isk. Nicht nur hat sie Sir Robert Peel, als das anerkannte Haupt seiner Partei, berufen, das von derselben geforderte Ministerium zu bil- den, sondern auch ihm im vollsten Vertrauen ohne alle Beschrän- fung die Zusammenseßung desselben gestattet und (wie ich ganz zu- verlässig weiß) von dem ersten Augenblicke an bei jeder Gelegen- heit, fowohl thn als alle feine Kollegen, mit der höchsten Artigkeit behandelt. Wenn, wie der Herzog von Wellington es rúhmte, Lord Melbourne seine hohe Gebieterin in den Grund- säßen der Verfassung unterrichtet Dar 6 _ Dot E O dis einen vortrefflichen Lehrer erwiesen, und die Schúülertin hat gezeigt, daß sie die Lehren mit Verstand und Geisk auf- zufassen gewußt. Als sie sich z. B. im Jahre 1839 weigerte, ihre Danien von sch zu entfernen und lieber das Ministerium, dessen Abdankung sle angenommen hatte, zurúckrief, waren die Verhältnisse ganz anders. Die Whigs hatten damals vorgeschla- gen, die Verfassung von Jamaika, dessen Vertreter sich hartnäctig geweigert hatten, die Beschlüsse des Parlamentes in Ausführung zu bringen, auf funf Jahre zu suspendiren, Diesem Vorschlage widerseßten sich die Tories, und mit Hülfe der Ultra - Liberalen erhielten sie eine Majorität von fünfStimmen. Die Whigs dankten hierauf ab. Da jedoch klar war, daß Peel auf die Radikalen, die bei dieser Gelegenheit mit ihm gestimmt hatten, nicht weiter rech- nen fonnte, und es damals noch nicht wahrscheinlich rvar, daß bei einer neuen Wahl sich eine konservative Majorität ergeben wirde, so hielt Jhre Majestät nicht für rathsam, einer solchen Zufälligkeit ihre beste Neigung zu opfern.

Auch versichert man, daß sie es war, welche die Whigs ver- hinderte, gleich nach Verwerfung ihrer Finanz-Pkäne auszutreten, sondern darauf bestand, daß sie das große Prinzip, womit sie auf- getreten waren, zuerst der MNation zu ihrer Entscheidung vorlegen sollten. Nun is die Entscheidung gekommen, zwar nichk uber das Prinzip (dies wollen die Konservativen selbsk nicht zugeben), son- dern über die Partei, welche das Ruder führen sollte; und die Königin hat sich derselben, ohne einen Augenblick zu zögern, un- terworfen. Nicht nur ihr eigener Haushalt, sondern selbs die Haupt - Personen im Haushalte ihres Gemahls, sind verändert, und Leßterer ist hierin weiter gegangen, als selbst nd- thig schien, da die Whigs den Haushalt der Königin Adelheid lange unangetastet gelassen, und nur später, als der Vraf Horo unwandelbar in den Reihen der Gegner aller Reformen befunden ward, mußte derselbe in Folge eines besonderen Votums dées Un- terhauses austreten. A E

Peel hat inzwischen fast alle ministeriellen Stellen und Hof- chargen beseßt, und seine Wahlen offenbaren immer mehr das ent- {chiedene Uebergewicht des Oberhauses und der Gutsbesißer, Je mehr aber dieses sich äußert, desto mehr muß das Selbstvertrauen dieser Klasse zunehmen, und desto schwerer muß er es finden, sie, wenn die Getraide-Frage zur Entscheidung kommen muß, zu einer weisen Nachgiebigkeit zu bewegen. Die Whigs können natürlich, bis die neue Verwaltung mit ihren Plänen hervortritt, wenig mehr

thun, als bei irgend einer günstigen Gelegenheit den Grundsaß der Handels - Freiheit zu behaupten. Die Anti -: corn-law -laegue giebt nur noch hier und da ein Lebenözeichen von sich und hat immer noch nicht den Hebel gefunden, der die Meittelklasfen und Arbeiter zugleich in gewaltige Bewegung zu bringen vermochte. Nur O'Connell und seine Nepealers sind thâtig; und der eben seiner Haft entiassene O'Connor verspricht, die Chartisten in Eng: land und Schottland in Bewegung zU seben Bei einer Ber- fammlung der Leßteren, welche gestern zu seiner Bewilllommnung gehalten wurde, behauptete er, es gebe nul! nos uet Parteien, nämlich die Tories und die Chartisten, und in kurzer Frist erwartet er, fúr eine neue Bittschrift um die Car A Millionen Un- terschriften zu erlangen, und damit zweifelt ér nit, T c unen 7 Monaten wieder voin Ruder getrieben, die Chartre zuni Landes: eseß erhoben und die Demokratie in der Herrschaft zu sehen. les ist nun natúrlich nichts weiter als eifle Prahlet'ei, Das große Uebel bei der fortwährenden Trennung der unteren Klassen von den mittleren ist, daß sie den höheren Muth macht, den noch im- mer billigen Forderungen der mittleren zu trofen. Ein solcher Zustand kann jedoch nicht sehr lange dauern, denn beide müssen bald erkennen, daß sie vereinzelt gegen die Gutsherren nichts ver- mögen, Es kommt nun entweder zwischen beiden zum Vergleich, oder, was (da die Mittelklassen sich in ihrer Lage bedrängter fühlen, als die niederen ) wahrscheinlicher is, Jene {chla- gen sih zu den Chartisten. O’'Connell, weiß man, hat nichts weiter gegen diese einzuwenden, als daß sle mif physischer Gewalt gedroht, wo nur von sittlicher Macht die Rede seyn sollte. Nun aber wird seit den unglüflichen Auftrit- ten zu Newport und Birmingham die Anwendung von Dolch und Fakel von den Chartisten abgelehnt, und gar manche dersel: ben billigen O’Connells Streben um ein besonderes Parlament für Jrland. Es konnte sich also leicht eine Macht gegen die Gutsherren bilden, welcher dieselben troß ihrer großen Mehrheit erliegén müßten, wenn sie den großen Verein nicht durch baldige Nachgiebigkeit gegen die Mittelklassen zu verhindern wissen.

In der gestrigen Versammlung von beiden Hâusern ereignete sich durchaus nichts Bedeutendes, da man sich natürlich hútet, bis die Minister zugegen seyn können, auch nur ein Wort zu sa- gen, welches zu Debatten Anlaß geben könnte. Doch vertagte man beide Hauser nur bis auf heute, weil man mehrere Geschäfte zu beseitigen gedenkt, welche von allen Parteikämpfen unabhängig sind. Vs, Bowring hat inzwischen seinen Entschluß angefündigt, | daß er nächstens die Aufmerksamkeit des Hauses in Bezug auf die Einfuhrzbllè auf Schlachtvieh, Fleisch, Speck, Geflügel u, dergl. lenfen wurde, Es is also {on für Beschäftigung für die Majo- ritát dér 91 gesorgt, Auch wird das Unterhaus viel Arbeit in der Untersuchung bestrittener Wahlen finden, indem gestern wieder | fiber mehr als ein Dußend Klagen cingérëäicht worden, und zwar | von beiden Parteièn. Diese Untersuchüngen müssen doch wenig: stens einen Theil der ungeziemenden Mittel zu Tage fördern, | wélche bei den leßten Wahlen auf die empdrendste Weise ange- | wande worden sind, und dâs Unterhaus nöthigen, endlich einmal auf Miktel zu finnèn, die dem Uebel wirklich begegnen fbnnten, Das Wéenigste, was eine fonservative Mehrheit thun sollte, ist, bie Natioÿ gegen éine allgemeine Entsittlichung zu bewahreu.

Zu Ketterinig und ull haben Versammlungen gegen die Getraide : Gesege stattgefunden, wobei Prediger die Haupt- rollen spielten, Wie die Feier abgelaufen, welche gestern in den nonfonformistischen Sr mi stattfinden sollte, habe ich noch nicht

vernommen, Eben #9 ist mir auch nichts weiter méhr úber die

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beabsichtigte Versammlung der Fabrikanten zu Manchester gegen die Kaufleutezu Liverpoolzu Ohren gekommen. Mögen sie dem verzweifel- ten Mittel entsagt haben, gegenseitige Geschäfts-Verbindungen nach der Politik zu bestimmen. Diese gegenseitigen Verfolgungen haben schon Böses genug gestiftet, ohne daß es noch so systematisch be- trieben worden, wie hier vorgeschlagen war.

Zum Schluffe dieses Briefes will ih Sie noch auf eine große Revolution aufmerksam machen, welche sich in Schottland vorbereitet und ohne eize wunderbare Dazwischenkunft der Vor- schung unvermeidlich is, nämlich die Losreißung des größten und wichtigsten Theiles der nationalen Kirche vom Staate. Später ivêrde ich einmal den Verlauf des Streites, der hierzu Anlaß giebt, weitläuftiger auseinanderseßen. Jeßt nur so viel, daß der gelehrte und einflußreihe Dr, Chalmers feine Gelegenheit vorbei- gehen läßt, ohne die Erklärung zu erneuern, daß che die Kirche sich den Forderungen der jeßigen Geseße unterwerfe, w0o- nach es einer Gemeinde nicht freisteht, einen ihr angebotenen Prediger unbedingt zu verwerfen, müsse sie all ihrer Verbindung mit dem Staate und folglich all ihren durch diese Berbindung vermittelten Einkünften entsagen. Es würde darum freilich immer noch eine Staatsfirche in Schottland bleiben, wie eine solche blieb als vor etwa einem Jahrhundert aus ahnlichen Gründen ein fast eben so großer Abfall stattfand. Aber er múßte dieselbe so s{hwä- chen, daß sie den Angriffen der Sekten nicht lange zu widerstehen vermöchte. Die Unzufriedenen haben ihre Forderungen so hoch- gestimmt, daß kein Ministerium es wagen dürfte, einem Parla- mente, wie das jeßige, ein solches Opfer vorzuschlagen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 7. Sept. Die zweite Kammer der Generalstaaten hat gestern im geheimen Comité den Bericht des Ministers des Jnnern úber den neuen Geseß-Entwurf hinsichtlich der Niederländischen Wöohlthätigkeits-Gesellschaft vernommen,

Der König der Franzosen hat unserem Könige eine in der Porzellan-Fabrik von Sevres gearbeitete und mit den fostrarsten Gemälden verzierte Tafel zum Geschenk übersandt.

Belgien.

Brüssel, 8. Sept. Der Moniteur enthält das Pro- gramm der diesjährigen September - Feste. Unter Anderem wird hier am 23fen d. M. die Einweihung einer neuen Eisenbahn- Station stattfinden, welche die südlichen Eisenbahn-Linien mit der nördlichen verbinden sell.

Dánemartk.

Kopenhagen, 6. Sept. Se, Majestät der König haben unter dem 5. August ein Rescript an die Kanzlei erlassen, durch welches sämmtlichen Ober-Behbrden im Königreiche eingeschärft wird, darauf Acht zu haben, daß die Vorschriften der Berordnun- gen hinsichtlich der gehbrigen und schnellen Behandlung von Kri- minal-Z achen aufrecht erhalten werden, und von den Unter-Behödr- den alle zwei Monat über alle bei ihren Jurisdictionen rüdstän- dige Kriminal-Sachen, nebst den Motiven ihrer Verzögerung, Bericht erstattet werde. Veranlassung dieses Rescripts is die Wahrnehmung Sr. Majestät während Jhrer vorjährigen Reise durch die Jnselsktifte und Jütland, daß in den Arresten IFndivi- duen úber die Zeit hinaus fißen, roelche die Untersuchung die Ubri- gen Umstände zu erfordern scheinen.

Se. Majestät: haben ferner unterm 9, August an die Kanzlei folgendermaßen restrtibirt: „Jn Veranlassung eines allerunter- thänigsten Berichtês Lon ÜUirserem Departement für das Auswär- tige hinsichtlich BVerciftaltungen zur Unterdrúckung von Mißbräu- chen unter Handiverksgesellen, wollen Wir Allergnädigst Unserer Kanzlei auferlege haben, blos die Beobachtung der jeßt für Dà- nemarf in dieser Hinficht bestehenden Gefeßvorschriften einzuschäàr- fen, da Wir zu jenem Zwecke nicht die Emanirung neuer Seseß- bestimmungen fúr nothwendig erachten.“

Aus Christiania wird unterm 2ten gemeldet, daß dort der Srund zu den neuen Universitäts-Gebäuden gelegt worden sey. Berichten von Reisenden zufolge, hat man in dèr Nacht zwischen dem 27. und 28. August în Valders, und vorzüglich in Norder und Súder Ourdal ein ziemlich fkarkes Erdbeben gespürt; die Be- wegung war so stark, daß sich die Mobilien in den Zimmern be- wegten. Auch in Ringerige hatte man Erderschútterungen wahr- genommen. Wahrscheinlich wird dieses Erdbeben noch in weite: rem Umkreise bemerkt worden seyn.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 7. Sept. Das Regierungsblatt enthält das „Verzeichniß der von den 17 Stimmen des engeren Rathes der Bundes-Versammlung für die Jahre 1841, 1842 und 1843 ernannten Spruchmänner bei dem durch Bundes- Beschluß vom 30, Oktober 1834 angeordneten Schiedsgerichte.“ Für Bayern (ind als Spruchmänner aufgeführt: August Graf von Rechberg, Präsident des Ober- Appellationsgerichts, und Eugen Fürst von IGrede, Präsident der Regierung der Pfalz.

Wie die Regensburger Zeitung mittheilt, hat Se. Ma- jesktát der Kdnig den Herrn Valentin Riedel, Regens des ‘Priefker- Seminars in Freising (geb. 1802 zu Lamertingen, 1825 als Prie- ster geweiht), zum Bischof von Regensburg ernannk, von Passau hatte die Berufung zur Uebernahme des Bisthums Regensburg abgelehnt.

Leipzig, 10. Sept. (Leipz. Z.) Die heute stattgefundene Erófuung der bei Cbthen in die Magdeburg - Leipziger einmün- denden Berlin-Anhaltischen Eisenbahn blieb auch von S eiten des hiesigen Publikums nicht ohne Theilnahme. Denn wenn auch diese Bahn nichk unmittelbar unsere Stadt berührt, so wird doch die Wichtigkeit der durch sie gebotenen raschen Verbindung mit der Hauptstadt des Preußischen Staates um so mehr mit Freude begrüßt, je mehr das Unternehmen in einer Zeik ins Leben tritt, welche mit Beginnen der nahenden Messe die für unsere Stadt so beziehungsreichen Resultate desselben um fo einleuchtender dar- legèn wird, Der heure frúhß um 107 Uhr von hier nach Berlin abgegangene Zug war mit einer großen Menge hiesiger Bewoh- ner beseßt, und eben so brachte der um 37 Uhr Machmittags an- fommende Zug eine nicht geringe Zahl Fremder M Q zahl: reiche Menge war gn den hiesigen Bahnhöfen versammelt, um sich der neuen Verbindung zu erfreuen.

A Leipzig, 10, Sept, Die von dem landwirthschaftlichen Verein zu Eutribßsch für gestern und heut veranstaltete Ausstellung | von landwirthschaftlichen Produkten und Geräthschaften hat unter | zahlreicher Iheilnahme der Oekonomen aus der nächsten und fer-

neren Umgegend und unter außerordentlichem Zudrange des hiesi: j gen Publikums stattgefunden, Die Thierschau war ziemlich zahl- | reich, und nebst vielen vorzüglichen Exemplaren von Pfer- | den zeichnete sich eine Anzahl vortrefflichen Riñdviehes aus; dar- | unter mehrexe Stücke von dem von Speckschen Rittergute Lóbschena, Aer : Geräthschaften waren zwar nicht in großer

Der Bischof |

Menge vorhanden, doch manches Neue und Jnteressante ; desglei- chen zog auch eine wohlgeordnete Sammlung von Sämereien die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Die Actien zu der von dem Vereine beabsichtigten Verloosung fanden lebhaften Abgang. Ne- ben dem praktischen Zwecke, welchen die Ausstellung haben sollte und welcher gewiß auch nicht verfehlt worden is, bot dieselbe zu- gleich eine passende und ungesuchte Gelegenheit zu einem extem- porirten kleinen Volksfeste, welches, unter Begüúnstigung des herr- lichsten Wetters, durch die sinnigen und geschmackvollen Veran staltungen des Vereins - Comités, durch die Privat -Jndusftrie der städtischen Gewerbtreibenden und durch den immer bereiten Sinn unseres Publikums fúr dergleichen allgemeine Vergnügungen, rasch ins Leben gerufen wurde. E

Desko weniger fanden sich die Erwartungen befriedigt, welche man sich von besonderen Feierlichkeiten bei Gelegenhcit der Er: dnung der ganzen Berlin-Leipziger-Bahn gemacht hatte, Daß auch fúr diese das lebhafteste Entgegenkommen der hiesigen Be: vólferung nicht gemangelt haben würde, bezeugte der große Zu drang zu dem Magdeburger Bahnhofe und die Spannung, wo- mit man dem vereinigten Magdeburg-Berliner Wagenzuge entgegen sah; da jedoch von Seiten des jenseitigen Direktòöriums nicht die geringste Anregung zu einer derartigen Feier gegeben worden war, so fonnten nicht woohl Veranstaltungen zu einer offentlichen Kund gebung der allgemeinen Theilnahme an d.m hochwichtigen Ereig niß getroffen werden. Auch der ankommende Wagenzug zeigte nichts der Art und verrieth selbs durch seine Frequenz keineswe ges die Bedeutsamkeit einer ersten Dampfwagen-Fahrt zwischen zwei so wichtigen und bisher durch einen so weiten Raum ge- trennten Orten, und fo verließ das zahlreich versammelte *“ \ublifum den, ebenfalls des festlichen Schmuúuckes entbehrenden Bahnho|! mit sehr getäauschten Erwartungen. |

_ Hannover, 9, Sept, Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Nassau sind gestern Morgen, von Oldenburg kom- mend, hier eingetroffen.

Cöthen, 9. Sept. Am 5ten d. M. traf Jhre Durchlaucht die verwittwete Frau Herzogin Julie zu Anhalt, nach einer zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit nöthig gewesenen mehrjährigen Abwesenheit, aus Gräâfenberg in Schlesien hier ein. Schon bei der Ankunft der hohen Frau, die mit dem Dampfwagenzuge des Nachmittags erfolgte, gab sich die Theilnahme des auf dem Hein richsplaße zahlreich versammelten Publifums durch wiederholtes Hurrahrufen kund; wie denn die Bürgerschaft der Residenz am 7ten d. durch einen glänzenden Fackelzug und ein der Durchlauch- tigen Landeeherrschaft und der verwittweten Frau Herzogin enthu- siastisch dargebrachtes Lebehoch von neuem bethätigte, daß alte Treue und alte Anhänglichkeit gegen das geliebte Regentenhaus in den Herzen der Beroohner Anhalts auch durch langjährige Entfernung nicht geschwächt zu werden vermag. 2

Cöthen, 10, Sept. (Côth, Z) Mit dem heutigen Tage trat eine der wichtigsten industriellen Unternehmungen der neue- sten Zeit ins Leben; die Eröffnung der nunmehr vollendeten Ber lin - Anhaltischen Eisenbahn. Schon begrüßten unsere freude- erfüllten Herzen gestern bei dem zur Borfeier der heutigen Bahn Erbffnung gestern von der Herzogl. Jmmediat - Kömmission im großen Saale des Reskgurations - Gebäudes veranstaltetcn Thee dansant, danfbar den theuren Herrscher, unter Höchsktdessen Aegide das große Werk seine Weihe und seine Bollendung erhal ten, und Höchstwelher durch eine würdige, ja glänzende Ausstattung jener zur Aufnahme der Reisenden ‘bestimm ten Räume ein Denkmal seiner Fürstlichen Munificenz be- gründet hat, und in dem, dem hohen Herrn, Seiner durchlauchtig sten Gemahlin und der mit anwesenden verwittweten Frau Her zogin Julie Durchlaucht dargebrachten Lebehoch, ertönte gewiß auch der innige Wunsch aller Anwesenden, Heute Mitttug nach l Uhr langten denn (wie wir bereits gestern in einem besonderen Artikel berichteten) die beiden ersten Züge von Berlin auf dem hiesigen Bahnhofe an, begrüßt von dem Donner der Böller und den wehenden Flaggen und Blumengewinden, mit denen das Comité der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn seinen Perron festlich geschmüdckt hatte. Ein großes Mittagsnrahl im Restaurations- Gebaude und Abends ein Ball mit einem Feuer: werk wird den Tag beschließen, dessen Folgen für unser Laûd se genöreich seyn und bleiben mögen bis zu der fernsten Zeit,

Desterreich.

Wien, 5. Sept. (L. A. ZZ) Die Anfertigung von Eisen- bahn-Schienen in unserer Monarchie gewinnt zusehends an Aus dehnung und macht uns nun fask unabhängig vom Auslande, Jn dem einzigen Werke von Prevali in Kärnten, dem großartig: sen dieser Art, sind im Laufe eines Jahres úber 30,000 Ctr. Ei- fenbahn-Schienen angefertigt worden, und zwar mit drei Puddel- Oefen: cin Resultat, das selbst die Englischen Werke übertrifft, Bei Leipnik wird, wie ich schon früher berichtet habe, die Nord- bahn ihre Arbeiten, wegen Regulirung ihrer Fonds, bis zum fünf: tigen Frühjahre sistiren, und es finden schon jeßt theilweise Ent- lassungen des Arbeits-Personales statt. Von Ostrau bis Oswiec- zim, wo das Terrain sehr wasserreich ifk, werden die Baulichkei- ten wieder guf zahlreiche Schwierigkeiten skoßen, und für diese Strecke von 22 Meilen sind nach den Plânen und Vorarbeiten nicht weniger als 700 Mauerwerke erforderlich.

Schweiz. Vern, 4. Sept. (Deutsche Bl.) Nach einer zweitägi- gen Erörterung hat die Tagsaßung, ohne in die Abstimmung über die einzelnen Kommissions - Anträge einzugehen, beschlossen, die Kloster-Angelegenheit auf den 25, Oktober zu verschieben, Noch zuleßt mußte die Versammlung ein Bild ihrer Ohnmacht und Un- einigkeit abgeben, da sich für alle vorgeschlagenen Termine zur Wiederversammlung durchaus fein Mehr ergeben wöollfe, End- lich machte die Gefälligfeit eines halben Standes der drohenden Gefahr ein Ende und ließ die Vertagung bis zum 25. Oktober geschehen. Der Stand Freiburg hatte darauf angetragen, fich nicht zu vertagen, sondern für permanent zu erkflâren, da bei der aufgeregten Volksstimmung die ganze Schweiz unterdessen in Feuer und Flammen gerathen fönne, Dieser Antrag fand indessen nur so weit Anklang, als eine ziemliche Zahl, jedoch nicht die Mehr- heit, den Vorort einladen wollte, bei wichtigen Vorfällen die Tag- saßung sofort einzurufen. Damit endlich das langsam sich hin- spinnende Klosterdrama noch manchen Aft fortspielen könne, gab Basel-Stadt schon im voraus einen Antrag zu Protokoll, der wieder auf den Beschluß des 2, April hinauslauft, indem dio Tagsaßung von neuem die Bundeswidrigkeit des allgemeinen Klo- ster- Aufhebungs - Dekrets aussprechen und Aargau gewissermaßen bittend mit dem Begehren an die Tagsaßung kommen solle, ein: zelne Klóster, unter Anführung der Gründe, aufheben zu dürfen,

Neuchatel, 4, Sept, (Cônsk, Neuchat,) Herr Prof, Agassiz hat in Begleitung der Herren Forbes aus Edinburg, Heath

aus Cambridge, Duchatelier aus Nantes, Desor und Purdy aus Neuchatel, nebst se{hs Führern, am 28. August die JZuñgfrau er- stiegen. Um fünf Uhr Morgens verließen diese unerschrockenen Naturforscher die Sennhütten der Bieschhdrner, um zehn Uhr waren sie auf dem erften Schnee-Plateau, um zwei Uhr hatten se die Pajsage zwischen dem Aletsch und dem Rotthal erreicht, wo fie die Herren Heath und Purdy mit zwel Führern zurücklassen mußten. Dle lesten 80 Fuß waren die schwierigsten, da die Stelle, wohin man den Fuß seßen wollte, erst mit unglaublicher Mühe in das Eis eingehauen werden mußte, und ohne den trefflichen Führer Leut- hold hâátten die Reisenden wahrscheinlich auf die Ausführung ih- res Unternehmens verzichten müssen, Um 4 Uhr erreichten fie den Gipfel, wo sie eine Fahne aufpflanzten, die bis Bern sicht- bar is. Nachdem sie eine halbe Stunde oben verweilt, traten sie den Rúckweg an und erreichten um elf Uhr Abends die Senn- hútte wieder.

Spanieit. Der morgende Festtag, dem Andenken

Madrid, 31, Aug, n d e September 1840 gewidmet,

des Unischwunges der Dinge am 1. ber _gewidmet, wird schon heuté durch Glockengelaute angekündigt, FürStfame Perfonen, die Unruhen beforgen, find aufs Land gezogen. ; E schen if wohl schwerlich irgend etwas Störendes zu erwarten ; le Behörden haben sich vorgesehen. Die alte Klage, das Antehen von 60 Millionen wolle nicht zu Stande fommen, erneuert su; die Kapitalisten find spróde und spannen die C eiten ungewöhnlich hoch, was für Spanien viel sagen will, Man ist sonst gar nicht abgeneigt, Alles zu bewilligen, weil es ja frei steht, Nichts zu halten. S M N Ein Tagesbefehl vom 24. Augusk laßt schließen, daß zu llge- firas Unruhen am Ausbruch waren, Don Juan Jruega, Sapl- tain des Bataillons, das sich am 16, August enmpdrte, soll vor ein Kriegsgericht gestellt und nach der ganzen Strenge der Gesehe gerichtet werden,

© Madrid, 20. Aug. Mit Spannung sieht man der Jahresfeier der September - Revolution entgegen. Die Unzufrie- denheit der Offiziere äußert sich jeßt so laut, daß der Kriegs-WVel- nister ihnen untersagt hatte, den Sißungen der Preßgerichte béi zuwohnen, Artikel în fentliche Blätter einructen zu lajsen und Gespräche über Politik zu führen. Dies Berbot ist ganz in der Ordnung, nimmt sich aber seltsam aus, wenn man d der jeßige Kriegs-Minister als General eine nicht geringe Meng von Schmähschriften gegen die frühere Regierung drucken_ ließ, und daß der Herzog de la Vittoria die periodische P resse be- nußte, um vermittelst der Manifeste des Generals Linage Mini sterien und Regentinnen zu stúrzen. Die Minister halten fast unausgeseßt Berathschlagungen.

Portugal.

Lisfsabou, 2, Aug. Die Deputirten-Kammer hat den Gesez-Entwurf angenommen, der einen abzug von 10) pCt. von allen Civil-:Besoldungen zu Gunsslen des Staatsschaßes verfugt; die Opposition konnte mit ihrem Verlangen, daß auch die Civil: liste diesen Abzug erleiden solle, nicht durchdringen. Dagegen be- ritt die Oppofition aber auch den ntrag, jenen Abzug nicht min- der von den Zinsen der Staatsschuld zu machen, inden fle diese Maßregel als einen Treubruch darstellt und als unpolitiscch in ei- nem Augenblicke, wo man die fremden Staats-Gläubiger zu ei- ner Konvertirung der Zinsrüsktände zu bewegen bemüht sey; die bsimmung über diesen Gegenstand war bei Abgang der Yach- richten noch nicht erfolgt und hatte einmal ausgeseßt werden mussen, weil die nöthige Stimnizahl nicht vorhanden war, 2m 25ften ent: {chieden Übrigens die Deputirten, daß fie selbst den Abzug an 1h: ren Diäten zu erleiden hâtten, und der Conseils - Präsident etl’ flárte zugleich, daß auch er und seine „Kollegen sich den Abzug von ihrem Gehalte gefallen lassen wurden ; zugleich erFiärte indeß der Finanz-Minister, daß er außer Stande sey, die auf den Staats- \chaß angewiesenen Pensionen zu bezahlen, |

Herr José Maria de RYasconcellos Mascarenhas hat eine Petition der Lissaboner Kaufmannschaft wegen Abschaffung der Differential- Zolle eingebracht, welche auf die Tafel des Hauses niedergelegt wurde und in Erwägung gezogen werden soll,

Der bekannte frúhere Führer der Miguelistischen Armee, SGe- neral Mac Doónald, ist am 26sten in Lissabon verhaftet und nach dem Fort San Jeorge gebracht worden ; in den Provinzen neh- men die Guerilhas zu.

Der Marokkanische Agent, welcher befanntlih, um eine Schuldforderung des Kaisers von Marokko an die Portugiefische Regierung einzutreiben, sich in Lissabon aufhielt, hat sein Ultima- tum gestellt und erflârt, auf die Zahlung nicht länger warten zu vollen, sobald zwei Marokkanische, bereits an der Kuste von All- garbien freuzende Kriegsschiffe in Lissabon eingetroffen seyn werden.

Turkei.

Koustautinopel, 25. Aug. (esk. B.) Fn verflosfener Woche ist das Türkische Dampfboot „Peiki Schewoket“ mit cinem Ehrensäbel für den Groß-Admiral Tahir Pascha und mchreren Docorationen für die Offiziere, welche sich bei der leßten Evpedi- tion gegen die Jnsurgenten auf Kandia am meisten ausgezeichnet haben, nach Suda abgegangen. Seitdem is das Dampfboot „Tahiri Bahri“ mit den befriedigenden Nachrichten aus Kandia in diese Hauptstadt angekommen.

Am 23scken d. M. ist in Konstantinopel bei Wlanga, in der Nähe der sieben Thürme, Feuer ausgebrochen, Wiewohl es Tag war, und die Pompiers aus allen Theilen der Stadt herbeieilten, um den Brand zu löschen, so gelang es doch, wegen des starken Windes, erst nach mehreren Stunden, den Flammen Einhalt zu thun, És sollen im Ganzen 3—4090 Häuser und Kaufmanns- Buden abgebrannt seyn,

Berichten aus Alexandrien zufolge, war der Oesterr. Gene- ralfonsul Herr Laurin (wie bereits erwähnt) am 12, d. M. am Bord der K, K. Corvette „Clemenza“ daselbsk angekommen, und von Mehmed Ali auf die ausgezeichnetste Weise empfangen wor- den. Bei seinem Eintritt in das Oest, Konsulatügebäude wurde auf demselben die Oesterreichische Flagge wieder aufgezogen und alsogleich_von der Oestr, Corvette und den Batterien der Festung mit 21 Kanonenschüssen begrüßt. Die Ankunft des Herrn Laurin verbreitete nicht nur unter den Oesterreichischen Nationalen, son- dern auch unter den Eingebornen, eine allgemeine Freude, indem sie ihnen als Beweis der vollständigen Beilegung der Jrrungen zwischen dem Pascha und der hohen Pforte dienten. Am {15ten traf auch das Englische Dampfpaetboot „Polyphemus,“ an dessen Bord sich der Königl, Großbritännische und der Kaiserl. Russische Géneralfonsul befanden, im Hafen von Alexandrien ét.

E, T Aug. Pforte befinden sich gegenwärtig in sehr schlechtem Zustande. Fa alle Kassen sind leer, die Civil: Beamten sind meist a Vie drei Monats-Gagen im Rückstande, Die Türken schreiben die

(A. Z.) Die Finanzen der

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große Geldnoth einzig und allein dem neuen von Reschid Pascha eingeführten Verwaltungs-Systeme zu, ohne zu bedenken, daß die Grund-Jdee der Trennung der Administration von der exefutiven Gewalt in den Provinzen an und für sich sehr gut und sowohl fór die Regierung als fúr das Volk sehr vortheilhaft war, und daß man nur in der praftischen Anwendunz derselben gefehlt hak.

Während in der Ebene von Scutari ein großes Uebungsla- ger errichtet ist (12 Bataillone Jufanterie, zwei Regimenter Ka- vallerie und ein Garde-Artillerie-Regiment find dort vereinigt und exerziren häufig zusammen im Feuer), wird nun auch die ganze Artillerie und das Genie - Corps ein Uebungslager auf der Euro- päischen Seite in Silichdaragha beziehen. Der Deutsche Ober- Lieutenant Falke hat dort mit dem ihm anvertrauten Genie-Corps in der Schnelligkeit einige große Redouten aufgeworfen. ;

Pontoniers haben eine Brücke über den Fluß geschlagen und wer: den während der großen Manövers eine S chiffbrúe von 22 Spannungen úber einen Theil des Golfes s{hlagen. Ueberbaupt herrscht in der Artillerie große Thätigkeit. Seit die Preußischen Meilitaire deren Jnsfskruction ubernommen haben, macht sie bedeu- tende Fortschritte. Man ist jeßt im Begriff 16 Landwehr-Artil- lerie-Compagnieen zu errichten, die, nachdem sie hier túchtig ein- exerzirt worden, in die Feskungen des Reiches vertheilt werden follen. Ein Deutscher Adeliger, W. v. B., der früher als Offizier in der Oesterreichischen Armee gedient haben soll, ist zur Türkischen Religion übergetreten und wurde zum Bin - Baschi (Major) er- nanne. So mußte abermals ein Deutscher die Zahl der hiesigen Renegaten vermehren; es giebt Deutsche Renegaten mehr als von “, , “a C 2 jeder anderen Nation in der Turkei, Konftantinopel, 25, Aug. (L. A J) Bein orste schein glaubt man, daß nach gänzlicher Unterdrückung des 4 des auf Kandia hier Alles in vollfommener Ruhe und Frieden

lebe. Diese anscheinende Sorglosigkeit und Behaglichkeit sind aber

“bler Vorbedeutung, und wir werden nächstens hier große Verän- derungen erleben. Auf welche Weise dem Kampf auf Kandia so rasch und so leicht ein Ende gemacht wurde, is jeßt kein Geheim: niß mehr. Nicht durch die Waffen sind die Jnsurgenten besiegt worden. Die Pforte wollte Blutvergießen vermeiden, und schickte daher dem Tahir Pascha von hier große Summen Geldes mit dem ausdrúdcklichen Befehle, die Häupter des Aufskandes um je- den Preis zu erkaufen. Auf diese Weise wurde dem Drama zum Erstaunen der enthusiastischen Welt so schnell ein Ende gemacht.

China.

Macao, 23, Mai. Es sind noch zwei Edifte des L von China in Bezug auf die Bestrafung der Beamten von ( ton, so wie in Betreff der gegen die Engländer angeordneten Maß- regeln mitzutheilen, Das erste derselben, welches am 24; Mari in Canton eintraf, lautet folgendermaßen :

„Da die rebellischen Engländer bei einer früheren (Gelegenheit unsere Festungen Sufkfuk und Takuk angrien und ze-sidrten, jo halte ich, der Kaiser, bereits zu wiederholtenmalen metnen Kaiserlichen Wil leit fundgethan und deutlich befohlen, daß Kischin und Elegng cine îrenge Vermehrung des eutschlossenen Widerstandes ausführen und vordringen, angreifen und den Feind verlilgen sollten. Jeßt ist aber die Bocca Tigris gefallen, und die Englischen Barbaren haven die Gelegenheit benußt, mit starken Streilkcäflen weit in den Fluß ein zudringen, sind gegen Wutschung bet Whampog angerückt , haben és angegriffen, unsere hohen Geuerale verwundend und unsere Soldatcli \ddtend. Solche Schlechtigkett .und Schuld, wie diese, wü-cden schwe lich alle Wogen des östlichen Meeres abuwajchen vermögen. Kischin und Eleang waren pecsdalich beauftragt, die gengitnte Gegend zu veri heidl gen; wie haben sie aher die Geschäfte geleitet, und was für eiue Sorte vot! Herz müssen fle bcsiben, daß nicht eine Spur von Ver! heidigungs-Vorsoi'ge getroffen worden ijt! Da Kischin Besicchungeu angenommen hak, wurde cit Kaiserlicher Bote abgesendet, um {hn zu verhaften und zur ver- dienten Strafe zu ziehen. General Ho mit dem Richter, dem Futet danten und dem literarischen Kanzler, so wie die Magistrate Fu utd Hihn, fiud alle bereits ibres Ranges beraubt, jedoch noch im Amte belassen worden. Es is durchaus eëforderlich, daß Visan, Lungwetn und Vangfe mit rächenden Anstrengungen Tod Über die Engländer verhängen, um ihre feuheren Fecthümer wieder gut zu machen. Jch, der Kaiser, habe meinen jüngeren Bruder Mihnfang besonders guf- gefordert, mit dem hohen Minister Hu eine große Armee, 50,000 Mann stark, anzuführen und, Tag und Nacht maeschirend , mit der größten Schnelligkeit nach Canton zu eilen, Möge die Rache des Himmels sich zeigen und nicht Einem Englischen Schiffe die Rüd fchr gestattet, sondern alle von der See weggefegt werden, damit mein Kaiserliches Gemüth sich mit Wohlgefallen erfülle. Achtet Dies ! //

Der in obigem Edikt erwähnte Befehl an Mihnfang und Hu lautet:

Die rebellischen Engländer sind mit ihren Truppen in den Fluß eingedrungen, haben die Umgegend der Stadt einzunehmen gewagt und, Verwirrung und S1deung stiftend, nicht achtend Unsere Katsec liche Dynastie und Unsere hohen Generale und Soldaten verwundend, Unseren höchsten Unwillen ecregt. Der Grund zu diesem .Verfghrett liegt darin, daß alle unsere Offiziere erscheocken wagreit und sie nicht anzugreifen wagten; so kamen die Dinge so weit. Jch - der Kaiser, befehle iet Mihnfaug uid dem hohen Minister Hu, die Armee von 50,000 Mann hinzuführen und iedenfalls eine vòllige Vertilguttg der rebellischen Engländer zu bewirken, um die Herzen meines Volkes zu beruhigen. Wagt ihr aber, feige zu seyn, und unterunehmk cigett mächtig auf eure Hand Frieden zu schließen, s werdet thr ganz bestimmt hingerichtet werden. Laßgk! die betden Worte: „Macht Frieden !// jeßt nimmermeh- Plaß in eurem Herzen fin den und gebt ihnen keine Gestalt dadurch , daß ihr sie nicderschreibt. Wenn ihre beide nicht zitternd meine Katse-liche Absicht ausfüßrt, seyd ihr nicht ein Sohn und etn Minister meines Reichs. Und foll tet ihr in curer Pflicht zu zqudern wage und auf ihre Anmüthun gen „Macht Friede// hdren, so werde ih der Kaijer mich selbsk an die Spiße einer arken Kriegömacht stellen und mit aller Sichecheit der Englischen Schuld ein Ende machen. Alle Truppen voi Kihlin, Wulung und Solui werden sich auch eiligst hei der Hauptftadt ci finden, damit wir alle zusammen vöreucen und vertilgen , so daß nicht ein Stück eines zerbrochenen Bretes von den Engländern heim

fommt, Dann wird mein Kaiserlicher Unwille enden, Achtet dies !//

In 4 4 Ds

Domanze, 7. Sept. (Schles, Z.) Des Königs Ma- jestât trafen heute gegen 8 uhr Abends von Kolbniß über Jauer und Striegau hier im erwünschtesten Wohlsein ein, um Jhrer Majestät der Königin einen Besuch abzustatten. Aller- dochfdieselben werden morgen Tafel geben und nach Beendigung derselben wieder nach Kolbniß zurückehren. Gleichzeitig traf der Prinz Carl von Bayern K. Hoheit hier ein; Höchstdieselben wer- den, wie verlautet, morgen auch wieder nach Thomaswaldau zu- rúdfehren. Das Civil-Kabinet Sr. Majestät des Königs is von Liegniß aus hier eingetroffen, indem Se. Majestät morgen Vor: trag befohlen haben, Wie man vermmmt, wird dasselbe hier ei- nigè Tage verweilen und dann nach Breslau gehen.

Domanze, 8 Sept, Se, Majestät der König hatten heute Vortrag befohlen, der mehrere Stunden dauerte, Unmittelbar

darauf wurde die Tafel erbffnet, Se. Königl. Hoheit, der Prinz Karl von Bayern, Bruder ZJhrer Majestät der“ Königin, geleitete Allerböchsiste zu derselben. Außer der gräftich von Brandenburg- schen Familie bemerkte man bei derselben den Erzpriester und Städt- Pfarrer Haufe aus Ottmachau, welcher hierher geeilt war, Sr. Ma- jestät dem Könige seine Ehrftircht zu bezeugen, und den Pfarrer Kolbe aus Jngramsdorf, so wie unseren hiesigen geachteten und’ geliebten Seelsorger, den Superintendenten Pastor Helfer. Der Königliche Regierungs- Kommissarius, Geheime Rath von Woyrsch, so wie der Landrath Graf von Haugwiß hatten ebenfalls die Ehre, zur Tafel gezogen zu werden. Um 5 Uhr reisken Se, Majestät wiederum über Jauer nah Kolbniß. um dem Manöver, welches bei Striegau morgen stattfinden wird, beizuwohnen, Des Königs Majesktât werden morgen Tafel in Kohlhbhe, dem Herrn Baron von Richthofen gehörig, geben und daselbst Nachtlager halten.

Möglin, 16. Aug. Die Vorlesungen an der hiesigen Königli= chen Akademie des Landbaues werden auch in diesem Fahre mit dem ersien November begintien , und bis zum ersten September künftigen Jahres in folgender Weise gehalten werden :

Der Direktor der Akademie und Besißer des Gutes Möglin, der Landes-Oekonomie-Rath T haer lehrtin wöchentlich 10 Stunden vou Rovember bis April: Landwirthfchaftliche Gewerbslehre, Buchhal- tung, allgemeine Viehzucht, spezielle Schafzucht und Wollkunde ;

vom April aber bis September: Theorie des Ackerbaues, Statik des Landbâues, ferner spezielle Viehzucht, Acker- und Miesenbau-, Feldeintheilung und Anbau der einzelnen Früchte.

Der Professor Körte trägt Physik , Chemie Technologie und E n beständiger Bezugnahme auf das landwirthschaftliche \Yeverbe VOLr,

v Kreis-Thierarzt Dr. Kuers lehrt Thierheilkunde int ihren

¡iedenen Zweigen, und leitet die botanischen Exkursionen.

___ Derselbe führt auch die Aufsicht Über den ökonomisch - botgni- schen Garten, die Sammlungen und Kabitetiè der Anstalt.

Auskunft über die hiesige Stamnischäferei und hre Registratur giebt der Secrelair des Direktors: praktische Anweisung Über dent Brenttereibetrieb der Brennereiverwalter. 5

Ueber die Führung der doppelten (italienischen) Buchhaltuttg und Uber den Betrieb der Wirthschaft giebt der Wirthschafts-Fn- spektor Aufschluß. i D

Zur praktischen Belehrung durch eigene Anschauung und Ver- gleichung werden titcht blos die dem Besißer Mdglin's ebenfalls zu- gehdrigen Güter Alt Gaul, Börnicke und Rüdersdorf benußt , \ott- dern auch Exkursionen in die an vortrefflichen Wirthschaften so reiche Umgegend unternommen. n D De

: ( In dem Nr. 250 der St. Ztg. (Bei- lage) gegebenen Nekrolog Herbart?'s sind folgende Berichtigun- gen zu machen: S. 1115, Sp. 3, Z.33 lies: willkürlose, statt: „willkürliche“: S. 1116, Sp. 4, 8. 20 lies: die WisFen{ Matt des Seyenden als solche, statt: „die Wissenschaft als folche“; Sp. 2, Z. 3 lies: Muskerbild, statt: „Meisterbild.“ f

Berichtigungen. l‘ol

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Königstädtisches Theater. Die FJtalienische Over au diesem Theater , welcher nächstens auch_wieder eine Auf- frischung durch das Engagement einiger neuer Sâtiger und Sây- gerinien bevorstcht, fährt mit großem Fleiß und mit Aufviétung all’ ihrer Kräfte fort , für mannichfaltige Unterhaltung dés Publi kums zu socgen. Fu kurzer Zeit sind vier neue Opern von dieser (Gesellschaft einstudirt und mit der thr cigenen ausgezeichnetèn Prä- citfton - Lebhaftigkeit und Zusammenwvirkung aufgeführt worden. Fn einer derselben, Rossini's „Tancred,// hôrtet wir hoch Mad, Patia in allemGlanz ihres meisterhaftenGesaitges, der bis atif die aus phyfischer, Schwäche herrührenden Detonirungen inter noch eiten hohen Getttrg gewährte. FenerälterenTondichtung folgte eine neuere kfomisheOvchecvou Dotitetti, L’âjonell’ imbarazzo (der Hofmeister ilt tausend Zicigen), der sich dann wteder ein âälteres Werk voitt gleichem Gerte, anschloß, La prova di ur opera seria (dite Opern-PDrob&), von Gnece o, éittem wenig gekannten Komponisten aus den leßten Fährzehnden des vori= gen uno dem ersten dieses Jahrhunderts? Juteressank war es, diese beiden komischen Opern mit einander zu vergleichen und die Vorzüge und Mängel derselben gegen einander abzuwägenr. Hierbei neigt sich offenbar, fnsofern cs auf Effekt ankômmt, die Wagschale auf Seiten des sungelen Komponisten; wogegen Gnueecco's Werk atn eigentlicher musikalischer Schönheif weit über der Donizeitischen Oper steht. Dort finden wir immer angenehmen und in melodischen Formen reich abweth- felnden Gesang, der sogar an Wohllaut und Anmuth zuweilen Mozart scher Musië nahe kêômmt; hier, bei Donizetti , wird die Musik durch die übertriebene Anwendung des parlando vft zu einem Zwitterdittg, das weder Gesang, noch Gespräch ist, während sie andererseits wieder aus Mangel an klarer, durchfichtiger Slimmführüng und Ueberläduttg mit Fustrumental - Effekten in rohen Lärm ausartet. Dabei kanit man jedoch nicht umhin, atizzuerkennen, daß, dieser Mängel ungeachtet, die Donizetiische Oper eine lebhaftere Wirkung hervorbtachte, als dié von Gneceo,/ den es ait dem dramatischen Feuer fehlt, welches den fruchtbarjten und beliebtesten unter den jeßt lebenden Jtalienischen Komponisteir auszeichnet. Die Musikfreunde werdet _es indeß der Ditréction dere @önigstädtischen Oper gewiß Dank wissen, wenn sie uns in fgot= dauerttder Abwechselung ältere und neue Werke zu Gehör bringt ; beide Arten haben ihre eigenen Reize, und bei einein Thèeît ‘des Publikums ftudet slch mehr Vorliebe für diese, bei dem anderen für jene, Die größte Zahl der bisher von der Gesellschäft des Herrn Regri gegebenen Opern war von Dontzetti, und man wird dies ganz natürlich finden, da dieser Komponist eben der gefeiérte des Tages in der Ftalienischen Musikwelt ist. Doth es ift auch aus feüßerer Zeit etne solche von trefflichen und zum Theil gewiß auch den Anforderungen der Gegenwart noch entsprechenden Werken Jialienischer Komponisten vorhanden, wir eriniteen nur an Cimarosa Pâestello, Salierie daß es wünschenswerth wäre, wenn dfters eitte solche Oper zwischetr cin Paar nenerent eittgeschoben würde. Die zuleßt zur Aufüh-= rung gebrachte Oper war Donizetti’s Torquato Tasso, die fár uns noch neu war, obgleich sie schon vor mehreren Fah- ren komponirt is, Wie dürfen sie zu den mit besonderen Fleiß gearbeiteten Werke jenes schnellshreibenden Autors réchtnen, und ihre beiden ersten Akte sind mit trefslihen Ensembles àusge- stattet; besonders haben die Finale's einigë sehr schône Stellen: vom guter Wirkung ijt auch die in die ertisté Handlung verwebte komiz sche Partie eines Hdflings, der von Herrn Sawvio/ dem treffliche Buff, mit überraschender Beweglichkeit und bester Laune ausge- führt wurde, Jn der Sopran - Partie , welche Señüora Ferlottë wie immer, zwar ohne die pikanten Effékke der modernen Manier- dafür aber mit desto cinuchmenderer Anmuth und. Reinheit dês Vortrages und der Stimme sang, ragt eine Arie mit schönen Adagio am meisten hervor. Der Partie des Tasso! selbi ‘äre mehr dichterische Begeisterung und Empfindsamkeit in der Composikion zir wünschen. Heern Paltrittieri?s Futdividualität wollte firh zu die- ser Rolle nicht recht eignen, doch befriedigte er in Hinsicht des Ge- fanges vollkommen ; was das Spiel anbetrifft, so scheint die komische Oper sein cigentliches Element zu seyt, în welcher er sein Talent auf schr mannigfache Weise entwickelt. Die Ensembles, ‘die bel die- sen Ftalienischen Sängern stets eine Hauptzierde ¿hrer Leistungen bil dett, ginge au in jenee lebten Oper vortrefflich L

Berlin, Se. Majestät der Kduig habet dem hiesigen praft hen Arzte, Dr, Morib Bru ck für sein vor kurzem er enes Werk;