1841 / 255 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

benmeisterin der Königin angenommen, welches bisher von der Herzogin von Sutherland bekleidet wurde.

Die konservativen Blätter sind sehr ärgerlich über das Chi- nesische Erbstück, welches ihnen ihre Vorgänger hinterlassen ha- ben. Die leßten Berichte aus China erscheinen hier keineswegs befriedigend, weil offenbar die Absicht des Kaisers daraus hervor- geht, aufs Aeußerste Widerstand zu leisten. Nun zweifelt man zwar keinesweges daran, daß die von dem Reich der Mitte auf- gebotenen Truppen sich vor dem Donner der Britischen Kanonen wie Spreu zerstreuen werden; indessen fönnte die Sache fich sehr in die Länge ziehen und wegen der Finanzen úberaus lâftig wer den. Der Globe rechtfertigt das Zögern des Capitains Elliot mit der Absicht, die Thee- Ausfuhr zu befördern. Nach diesem Blatte hat Sir Henry Pottinger die bündigsten Önskructionen mitgenommen, namentlich sollte die Mündung des gelben Fluj}ses aufs Strengstke blockirt werden. Indessen scheint eine Landung nicht beabsichtigt, weil man die Vernichtung der wehr- und harm- losen Einwohner vermeiden möchte. Dagegen glaubt man, daß Canton ein Opfer der Flamnien werden dürfte, wenn das dort zusammengeraffte Gesindel, welches von den Chinesen Militair ge- nannt wird, sich unterfangen sollte, die Faftorel anzugreusen.

Lord Lyndhurst bekleidet jeßt das Amt eines Lord- Kanzlers zum drittenmale. Zuerst wurde derselbe im Jahre 1827 zu die- jcm Posten ernanné, als die Verwaltung des Herzogs von 20 el- lington zufsammentrat. Er blieb in demselben bis zum November i830, Demnächst erhielt er im Dezember 1834 vom Könige Wil- helm IV,, als Sir Nobert Peel zum ersienmale Premier-Minister war, zum zweitenmale das große Siegel, das er bis zum April 1835, wo fich dieses Kabinet wieder auflösen mußte, inne hatte. Der Fall, daß derselbe Staatsmann dieses hohe Amt zum drit- ¿enmale erhielt, fômmt in der Geschichte Englands nur selten vor. vord Brougham hat dasselbe befanntlich vom Jahre 1830 bis zum Jahre (834 befleidet.

Herr H, Manners Sutton hat bereits seine Functionen als Unter - Staats - Secretair des Jnnern an der Stelle des Lord Seymour angetreten. ; : y : i

Die regierende und die verwittwete Königin haben jede 25 Pfd. Sterl. für das dem verstorbenen Maler Wilkie zu errichtende Denkmal unterzeichnet,

Der Prinz Ernst von Hessen-Philippsthal, welcher Montag von dem Landsiße der verwittweten Königin zurückkehrte, stattete gestern dem neuen Premier-Minister, Sir Robert Peel einen Be- {uch ab.

Hl Londou, 7. Sept, Da das neue Ministerium nun- mehr seine Functionen angetreten hat, so ist auf bie politische Auf: regung ein Augenblick der Ruhe gefolgt, „Die Zeit ist noch nicht gekommen fur Gir Robert Peel, sich darüber zu erklären, welches Berfahren er zu befolgen, oder welche Maßregeln er vorzuschla gen beabsichtigt. Die ministeriellen Journale sprechen mit uver sicht von der Stärke der neuen Regierung und die Führer der Whig-Partei erflären, daß sie sich Jeder bloß factivsen Opposition enthalten wollen, Die Rede Sir Robert Peel's zeichnete sich aus durch Offenheit, und die Gesinnungen, welche er über die Politif des Völkerrechts aussprach, waren friedlich und saatömännisch.

Gestern wurde ein Kabinets-Rath gehalten, nach dessen BDe- endigung der Graf Aberdeen in seiner Wohnung in Downing- Street die Besuche der fremden Gesandten empfing, Beide Par- lamentsháuser versammelten sich gestern, indeß fam nichts von Interesse vor. Der Antrag für die Bewilligung der Subfsidien wird morgen 1m Unterhause zur Erdrterung P l

Sn der vorigen Woche hielten die ‘Patrone der Künste eine Bersammlung, um sich Uber ein dem verstorbenen Sir David Wilkie zu errichtendes Monument zu berathen, Unter den An- wesenden bemerkte man Sir Robert Peel, welcher präfidirte, und Lord Zohn Russell. Nach einigen Debatten entschied man fich dafur, die Biidsagule des ausgezeichneten unstlers in der National- Galleriè aufzustellen. Es wurde eine Kommission ernannt, und die erósfnete Subscription beträgt bereits 1000 Pfd.

Eine der leßten Handlungen des vorigen Ministeriums war die Bewilligung von Penfionen an die Herren Dr. Anster und Carey, von denen befanntlich der Erstere die beste Englische Ueber- seßung des „Faust“, der Leßtere die befke Ueberseßung von Dante?s _Gôöttlicher Komdöddie“ geliefert haft. Ï Gestern Abend is das Covent Garden - Theater unter der Leitung der Madame Vestris mit dem „Sommernachts - Traum/ von Shakespeare wieder erd|fnet worden, És if dies die sechzigste Borstellung dieses Stückes, seit die genannte Künstlerin es 1m vorigen Jahre wieder auf die Bühne brachte, Die innere eus schmúdckung des Theaters ist sehr geschmackvoll, Die Ankündigung von Stúcken wie „the Critik“ und „the Rivals“ von She- ridan giebt ein günstiges Zeugniß für den Fortschritt in der Lettung unserer Theater und, wie wir hoffen, auch in dem Geschmack des Dublin, Man 0 Dee mentlich Herrn Macready Dank schuldig, da er während das Coventgarden-Theater unter seiner Leitung ftand, eifrigst und nicht ohne Erfolg bemúhet war, den Geschmack für das höhere Drama zu beleben, Dem Vernehmen nach is Miß Adelaide Kemble als Prima Donna bei dem genannten Theater engagirt ; fie wird dort zum erstenmal die Englische Bühne betreten. Es geht ihr ein großer Ruf als Sängerin und Schauspielerin vor- aus. Einem Theater: Gerüchte zufolge, beabsichtigt Mistriß MNor- ton, sich der Bühne zu voidmen, Wie viel an diesem Gerüchte wahr ist, weiß ich nicht, das dramatische Talent ihrer Familie (ver Sheridans) und andere Ursachen, sprechen jedoch dafür.

Bei dem berühmten Buchhändler Murray is Lockhart’s Ueberseßbung Spanischer Balladen erschienen, die an Schönheit der ‘Ausfúhrung wohl Alles Übertriift, was in dieser Art sowohl hier als vielleicht auch in anderen Ländern erschienen ist. Das Werk ist in flein 4lo. und jede Seite hat einen Rand von versthiede- nen in Holz geschnittenen und mit bunten Farben gedruckten Zeich- nungen. Die Bignetten- sind Holzschnitte und úbertreffen Alls, was wir bisher in dieser Art gesehen haben. Bei demselben Ber- leger erscheint eine Ausgabe von „Child Harold“, die an pracht- voller Ausstattung jenem Werke nichts nachgiebt,

Die mit den Angelegenheiten der Königlichen Börse beauf: tragte Kommission hat in dieser Woche eine Sißung gehalten, um Anerbietungen wegen des 2 iederaufbaues der Börse entgegenzu- nehmen, Die Ausführuug des Baues wurde Herrn Jackson úber- tragen; er legte zwei Veranschlagungen vor: die niedrigste zu 415,900 und die hóôchste zu 124,700 Pfd. Die Arbeiten müssen im Sommer 1844 beendigt seyn.

Belgien.

Brüel, 8. Sept. Es heißt, der König werde die bevor- ¿S e "Session unserer Kammern in eigener Person er- óffnen und man verspricht sich von der Thron-Rede einen günsti-

1 Eindruck auf das Land. daa E B Paw von Rothschitd aus Paris befindet sich seit gestern hier, Seine Anwesenheit soll mit den Unterhandlungen wegen Anle-

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gung einer Eisenbahn zwischen Valenciennes und Paris in Ver- bindung stechen. Auch Herr Aguado befindet sich in Brüsfel, wie denn überhaupt jeßt hier ein starkes Zusammenstrdmen von Frem- den stattfindet. 5 E ; Der Minister des Jnnern hat der Handels-Kammer in Gent

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die Frage vorgelegt, ob er es für wünschenswerth halte, daß sich —_ z F F e

Franfreich und Belgien über 10) pCt. vereinigen, der bei d

De Erzeugnissen erhoben werde?

einen herabgeseßten Zoll von 5 bis hn gegenseitigen Einfuhren von Landes- Die Handels - Kammer soll geant- wortet haben, daß, so gefährlich auch die Französische Konkurrenz sey, man doch mit Dankéfbarkeit Alles aufnehmen würde, was die gegenseitigen Handels-Beziehungen erweifere. i In Bezug auf die jeßt zwischen Franfreich und Belgien hin- sichtlich der Zöll-Verhältnisse stattfindenden Unterhandlungen will man bier in Erfahrung gebracht haben, Ersteres bezwecke dabei hauptsächlich den Taback-Schmuggel zu imterdrücken, der an der Französisch-Belgischen Gränze auf folossale Weise getrieben werde. Jn Folge der Zoll-Vereinigung, hinsichtlich gewisser Artikel, worunter der Taback, würde dieser auch in Belgien zu einem Monopol der Negie- rung und dadurch natürlich allem Schleichhandel gesteuert werden. Es frâgt sich jedoch, ob dadurch nicht der Leßtere bloß von einer Gränze an eine andere verlegt werden würde.

Bäneutark,

Kopeunhageu, 9. Sept, (Alton. M.) J die Verbin- dung zwischen hier und dem nahegelegenen S chweden auch fehr lebhaft, fo fönnen doch die Dampfschi¡fe nach der Ostküste Schwe- dens ihre Rechnung nicht finden; denn „Lejonet“ stellte seine Tou- ren schon vor einiger Zeit ein, und „Sverrige““ macht jeßt bekannt, daß es seine lebte Reise in dieser oche macher werde; künftig wird die Dampfschiff - Communication nach Morden sich also auf das Norwegische Schiff, das nach Gothenburg geht, die Schwe dischen auf Malmód, und das Preußische, welches Vstadt anlaufen will, beschranfen.

Der Redacteur des Figaro hat wieder die all rhochste Er- laubniß erhalten, im Rosenborger Garten am 22, d. M. Konzert und Vauxhall zu geben, bei welchen seine Abonnenten freien, an- dere Leute für Geld, Zutritt haben.

Die Kandidaten Sivertsen und Paulsen, welche von der Ge- {ellschaft für Nordische Alterthümer nach Schweden gesandt wa- ren, um die in Stockholm und Upsala aufbewahrten, zur Fslan- dischen Literatur gehbrenden Handschriften zu untersuchen und zu exerpiren, sind in diesen Tagen sehr befriedigt von dort zurüdckge- fert. Mach ihren Aeußerungen sollen sich dort auch viele merf- würdige Handschriften und Diplome, in Betreff der âlteren Ge- {chichte Dänemarks, befinden, weshalb „Dagen“ vorschlägt, einen hiesigen Geschichtskundigen dorthin zu senden, um die gehvir'igen Abschriften derselben zu besorgen,

Deutsche Bundesstaaten.

Múncheu, 8. Sept, (A. Z.) Gestern Nachts wurde auf dem St, Petersthurm die sinnreiche Vorrichtung des Professors Stteinheil geprüft, mittelst welcher bei Feuersbrünsten der Thúrmer schnell und bestimmt anzugeben vermag, wo der Brand stattfindet, Die Versuche, im Beiseyn des Regierungs- Präsidenten, Freiherrn von Hörmann, vorgenommen, lieferten die günstigsten Resultate.

Der Königlich Preußische General der ZJnfanterie, Freiherr von dem Knesebeck, ist hier angekommen.

Auf dem heute Morgen nach Augsburg abgegangenen Dampf: wagen - Transport wurden zum erstenmal Pferde expedirt, Ein neues großes Lokomotiv, das erste bier in München gefertigte, wird mit Anfang Oktober in Wirsamk-it treten.

Kassel, 9. Sept. Seit Anfang dieses Monats is das Kur: hessische Armee-Corps zu den Herbst-Mandvern hier und in der Umgegend zusammengezogen, Fúr einen Theil der Jnfanterie is seit dem 2ten d. M. bei IGahlershausen ein Lager aufgesteckt, welches am 7ten d. die Leibgarde und das 2te und Ite Znfante- rie-Negiment unter dem Kommando des Herrn General - Majors Ries von Scheuernschloß bezogen haben. Das 1ste Jnfanterie- (Leib-) Regiment, die beiden leichten Bataillone, die Garde du Corps und das 2te Dragoner-Regiment „Herzog von Sachsen- Meiningen“, o wie die Artillerie, stationiren in der Residenz. Das Leib-Dragoner-Regiment kantonnirt in den Dörfern der Um- gegend. bis jeßt noch brigadeweise geübt worden.

Die Truppen find

Frankfurt a. M., 10, Sept, Der Herr Fürst von Metternich verweilte in dieser Woche nur einen Tag am 7ten in unserer Stadt und kehrte Abends auf den Johannis- berg zurück. Wie wir horen, wird Se. Durchl, den Aufenthalt am Rhein nicht über den 2Wsken d. erstrecen und vielleicht noch früher die Rückreise nach Wien über Karlsruhe, Stuttgart 1c. 2c. antreten. urs wird in den verschiedenen Nesidenzen

Der Herr F

einen furzen Aufenthalt nehmen und von dem Bundes-Präfidial-

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Gesandten, Herrn Grafen von Münch - Bellinghausen begleitet werden. Der Herr Graf wird mit nach Wien gehen und erst im nâchsten Jahre, und dann wohl nur auf kurze Zeit, hierher zurückkehren. i ;

Se. Königl. Hoheit der Kurfürst von Hessen is noch in unserer Stadt anwesend. Es is wahrscheinlich, daß dieser Furst in unserer Stadt nun einen dauernden Aufenthalt nehmen werde, da die Frau Grâfin von Neichenbach mehrfache Güter - Acquisi- tionen auf unserem Stadtgebiet gemacht hat, in der Stadt selbsk sich auch ein großes Palais erbauen ließ.

Se. Durchlaucht der Landgraf von Hessen - Homburg wird

gegen Ende d. M. Mainz wieder verlassen und nah Homburg zurüctfehren, : Der Baron James von Rothschild is nach kurzem Aufent- halt wieder nah Paris zurückgereist. Er begab sich indessen zu- nächst nach Brüssel und wourde von seinem Neffen, dem Baron Anselm von Rothschild, Kaiserl, Oesterreichischem General-Konsul dahier, begleitet, Der Baron Salomon von Zothschild wird noch einige Zeit in unserer Stadt verweilen. ; :

Rubini wird, natürlich gegen hohes Honorar, n den nächsten Tagen in unserem Theater auftreten Und wahrscheinlich Lißt ein drittes Konzert darin geben. Selten finden hier, wo man den Konzerten nicht sehr geneigt is, so viele Konzerte statt, als in die-

| sem Sommer. J

Unsere Messe is in den Hauptgeschäften zu Ende und nach (allen Urtheilen lieferte der Großhandel im Allgemeinen feine be- l friedigende Resultate, wenn auch in einzelnen Artikeln einiger Ab- ‘saß stattfand. Das Leder war zu hohen Preisen gesucht, da der * Markt darin nicht úberfüllt war. In Wolle wird allem Anschein nach auch auf dieser Messe nicht viel gethan worden, .

Die Börsen-Geschäfte sind fortdauernd ziemlich lebhaft. Bei den feslen Friedens-Verhältnissen und dem Geld-Ueberfluß, der an hiesigem Plaße herrscht, zeigt sich die Speculation in den meisten Fonds lebhaft, die Kündigung stark, wodurch allen Gattungen ein Jmpuls zur festen Haltung gegeben wird, Die Taunus - Eisen:

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bahn-Actien halten sich fest auf 122—123 Fl. Agio. Die Fre- quenz der Bahn ist auch in diesem Monat úberaus starf und da demnächst auch der Gúter- und Schlachtvieh-Transport in Gang fommt, wird sih die Einnahme der Bahn noch wesentlich erhd- hen. Dabei if der Direktor der Bahn, Rath Beil, unablässig bemöht, dem Dienste der Bahn die möglichste Vollkommenheit zu verleihen. Jn diesem Augenblick ist man beschäftigt, auf der Bahn Signal-Slocken als Telegraphen aufzustellen, damit man rasch von einem etwaigen Unfall in Kenntniß gesekt werden fann. Die Fahrten auf der Taunus- Eisenbahn erleiden aber selten auch nur die geringste Stdrung.

Schweiz.

Veru, 5. Sept. (A. Z) Abermals is eiú Aft des Klo- ster:Drama’s abgespielt, ohne daß man der Lösung viel näher ge- fommen wäre oder sich eine endliche, den Bedürfnissen von Ruhe, Ordnung und freier Selbstentwicklung des Schweizerischen Volkes entsprechende Lösung in nahe Aussicht stellte. Die Tagsaßung hat sich gestern nach zweitägigen {{merzlihen Geburtswehen auf den 25. Oftober vertagt. Daß es heilsam war, daß sie auseinanderging, mußte jedem anschaulich werden, der diesen leß- ten Sißkungen beiwohnte; ob thr neues Zusammentreten nach der Weinlese heilsam feyn werde, is lange nicht so klar, Was die Sache selbs nun betrifft, so war sie gewiß im Grunde im Februar dieses Jahres eben so spruchreif, als sie es Ende Öfto- bers geworden seyn wird. Hat man seit dieser Zeit an Einsicht gewonnen, sind die Leidenschaften abgeköhlt?2 Kaum wird dieses Temand behaupten können; und waren den auch zusammenge- tragene Bittschriften, diplomatische Verwendungen, Volks - Ver- sammlungen die wahren Mittel dazu? Schwerlich. Am ersten Tage in der Sißkung des 3. September begann man mit Able- fung zahlreich unterschriebener Bittschriften aus dem Kanton Lu- zern, wonach diejenige der Zuschrift von Schwamendingen folgte. Die Umfrage kam an dem Tage bis zu Waadt, und würde dann wegen vorgerückter Zeit erst am folgenden Tage fort: geseßk. Jn der Umfrage sprachen sich die Gesandtschaften von Zurich, Glarus, Freiburg, Baselstadt, Schasshausen, Appenzell, St. Gallen, Graubündten, Waadt, Wallis, Neuenburg und Genf für die Einholung von Instructionen aus, während Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug sofort dem Kanton Aargau Wiederherstellung sämmtlicher Klöster anbefehlen, ihnen gegen- ber Bern, Solothurn, Basel-:Landschaft, Aargau, Thurgau, Tessin den Gegenstand sofort aus dem Abschiede und den Traktan- den wegweisen wollten. Das Schlußvotum des Herrn Neuhaus gab noch zu einem ziemlich scharfen Geplänfel Anlaß, welches äuf dem Punkte war, in bittere Persönlichkeiten Aàuszuarteii, Erst fielen die Anträge aller verschiedenen S tánde in Betreff des Tages der Wiedervereinigttng in die Minderheit, Endlich ent- schieden 12 Stände für den 25. Oftober, Dann behandelte man noch unter bem Vorsiß des Herrn von Tillier den Vorschlag der Kommission über die Bittschriften, religióse Garantien, Amnestie, über die beide Meinungen ohne Mehrheit in den Abschied fieten Was es nun ferner geben wird, das weiß jeßt wohl noch Nie mand, und die Parteien werden sich wohl hüten, sich zu vorlaut auszusprechen, bevor sie wissen, wie die Karten im Schweizer Bolke gemischt sind. Vermuthlich wird die Tagsaßung etwa am 8, September auseinander gehen.

Jn Basel-Land schaft schwebt jeßt ein Salinenfskreit, der zu Verwoickelungen mit Frankreich zu führen droht, indem Ba sel - landschaftliche Bürger, welche der Regierung das Salz-Regal absprechen und „auf ihrem Grund und Boden“ auf Salz bohren lassen wollten, woran man sle verhinderte, sich mit einem Fran zosen assoziirt haben, damit dieser die Jntervention Franfreichs anrufen fonne. Die Sache is vorlaufig bei dem Landrathe von Basel-Landschaft zur Verhandlung gekommen, bei welchem Herr Mesmer, einer der Unternehmer der Privat-Saline, sich über die Regierung beschwerte, welche durch einen âlteren Salz-Vertrag (mit den Herren Glenk und von Seckendorss) gebunden ist, Das Hasel - landschaftliche Volksblatt berichtet über diese Sißung des Landraths, in welcher man jedoch nach vielen Diskussionen im Geiste dieser rustikalen Versammlung zu feinem definitiven Be: {lusse kam und am Ende zur Tagesordnung überging,

s d talien.

om, 31, Aug. (A. Z) Gestern früh hat der Papst Rom verlassen, um seine Neise nach Loretto 2c. anzutreten. Man sagt hier allgemein, jedoch ohne daß die Nachricht zu verbürgen ist, er werde in Civita Castellano bei feiner Durchreise mehreren dort wegen politischer Vergehen im Kastell in Haft sißenden Gefange nen ihre Freiheit schenken. H i

Svauietn.

Paris, 8 Sept. Die Regierung publizirt nachstehende te- legraphische Depesche aus Bayonne vom 5. September: „Die Madrider Hof-Zeitung publizirt ein Dekret vom 30sen v. M. wodurch die früher bewilligte Amnestie unter der Bedingung der Eidesleistung auf die Karlisken aller Kategorieen ausgedehnt wird, Ausgenommen von derselben bleiben die Generale und Obersten und die Civil-Beamcten gleichen Ranges.“

Madrid, 1. Sept. Dem Hablador zufolge, beschäftigt sich die Regierung ernstlich mit der Befestigung von Cadir, Auf den höchsten Punkten der Stadt sind bereits Batterieen errichtet, © Madrid, 1. Sept. Die Jahresseier des „gZlort'eichen Aufstandes“ vom vorigen September hat stattgefunden, ohne durch irgend ein stórendes Ereigniß unterbrochen worden zu seyn. Das Ayuntamiento scheint Besorgnisse vor der unter den Truppen herrschenden Stimmung gchabt zu haben, denn es ließ gestern anfündigen, daß es heute jedem Soldaten der hiesigen Bésakung vier Realen (einen Franken) verabreichen lassen werde, Mehrere Garde-Offiziere, unter denen auch ein Sohn des ermordeten Ge- nerals Quesada, erhielten pldblich vorgestern die Anzeige, daß sie mit gleichem Range zu entfernten Linien-Regimentern verseßt wür- den, und den Befehl, sich augenblicklichst dorthin zu begeben. Diese Berseßung ohne Rang is eine Degradirung, und da dieses Schick sal gerade solche Offiziere betresfe, deren Dienskalter und ausge: zeichnete Laufbahn Ansprüche auf Beförderungen zu geben schien, und diese Maßregel in offenem Widerspruche mit den Zusagen stehe, welche in dem die Reform der Armee verfügenden Dekrete gegeben wurden, so will man die Veranlassung ihres harten Schicksals in thren politischen Gesinnungen suchen, Jene Offiziere wohnten neulich ganz rubig einer Sibung des Preß- Geschwornengerichts bei. Gleich darauf *untersagte der Kriegsminister allen Offizieren, in diesen Sikungen zu erscheinen, Diesem Verbote folgte das, sich auf gewisse politische Blätter zu unterzeichnen, Mittheilungen an Zei- tungen zu richten, und politische Gespräche zu führen. Diese Verbote erregen hier vorzüglich deshalb Aufsehen, weil die vielen, gegen die frühere Regierung gerichteten Flugschriften und Zeltunge- Artifel des jegigen Kriegs-Ministers, von dem eben jene Vérbote

herrühren, noch nicht vergessen sind. Die beiden militairischen ZFoutnale, die bisher hier erschienen, haben nun eingehen müssen.

Der gestrige zweite Jahrestag, des Vertrages von Bergara, von welchem man sich so schone Früchte vérspräch, verging ohne die geringste Feierlichkeit. Desto geräuschvoller war der z heutige. Es scheint, daß der Regent die Erhebung vom vorigen September für glorreicher háâlt, als die Abschließung jenes Vertrages, der dem Blutvérgießen Einhalt that, und die Aussicht auf eine bessere Zukunft erbffnete. Bereits um sieben Uhr diesen Morgen ver: fugte sich der Regent zu Pferde, begleitet von allen E Ave sere: den Generalen und mif einer Bedeckung von hundert Mann Ka- vallerie, an das Ayuntamiento und von dort zu Fuß mit sâmmt- tichen Mitgliedern desselben, mit dem Senate, den Depútirten, Behörden u, s. w. in die Kirche San Jsidoro, wo ein feierliches Tedeum gésungen wurde, Die National-Miliz und Truppen bil- deten ein Spalier in den dorthin führenden Straßen. Bon der Kirche verfügten sich sammitlichè Perfonen wieder nach dem Agun- éamiento, und während der Regent und die Géemeinderaths-Blleder, welche an dem Aufstande befonders Theil genommen hatten, tor ter ihnen namentli Herr Ferrer, mif dem Karhméthertn-Sle" und den Großfreuzen des S panischen RArtE- und E S dischen Lhwen-Ordens geschmückt auf dem V g ter DtR ra et de- Milizen und Truppen voruber. Die Mational-ck tiliz rief

Es lebe die Constitution! es lebe der Regent!“ Die ea beobachteten das tiefste Stillschweigen. _Der welcher vor eiem Jahre auf den Feuer geben ließ, erhielt heute Brust zu tragendes Ehren-

filirten laut genug: Truppen dagegen t OÖffizier der National - Miliz, ffi l iona General - Capitain Aldama . R cki uf der zur Belohnung ein aut : ì en zeichen Nachdem die Truppen defilirt hatten, begab sich v J . Le E E : \ j ; i j y F Regent mit seiner Suite und Bedeckung în raschem 4 L Y L 2 S L O 2 Z Ï N x Gallop in seine Wohnung zurúck, Auf Befehl des Ayuntamien- tos s{hmüdckten die Einwohner ihre Balkone mit Teppichen; es erhob sich diesen Nachmittag ein solcher Orfan, daß ein großer Theil jenes bunten Zierrathes in Stucke zerri}fen umherflat- terte. Diesen Abend müssen die Balkone erle chtet werden, und Í 4 Cle 4 D. “n 7 j y A fúr den tanzlustigen Póbel sind Gerüske vo1 dem Ayuantamiento und im Prado aufgeschlagen. Es ist heute ein Dekret er fangenen oder ausgewanderten nige Erweiterungen erhalt.

Zdersten und Generäle, so wle

208 auge a ree im Hafen von Carthagena die im miéttelländi- schen Meere freuzende Nord-Amerikanische Esf dre, add aus dem Linienschiff „Delaware" von I M), der Fregatte a randywine von 60, und der Korvette „QHane vön 24 Kanonen, s; E

Die Gaceta verfündbigf heute, daß die neuen Zoll Gescße und Tarife unverweilt 1m E erscheinen, und mit dem ersken November daft treten sollen. N irithtià des Regeritèn wird morgen oder ubermorgen nach den Bädern von CTarratraca bei Malaga adreisen, E. Sf

Der Regent hat geskern das Großkreuz des Sk, ZJohannitei Ordens angelegt, welches in Spanien bekanntlich mit der rone inforporirt ist, Wenn dex Herzog von Vittoria nicht bereits, und namentlich seit einem Jahre #0 viele Beweise ritterlicher Ve- sinnungen abgelegt hâtte, so wurde das Ordens- Kapitel ihm |{chwer lich die Ahnenprobe erlassen haben.

schienen, in welchem der, den ge- Karlisken zugeskandener Jndult ei- \ndessen bleiben noch immer alle * Civil-:Beamte gleichen Raùñges da-

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Ehrenbreitstein, 7. Sept. (Rhein- u. Mosel-Zt9g.) Unfere Mohr-Verfuche nach warmen Mineralquellen erfreuen uns, wie bekannt, in der neuesten Zeit mit hochst günstigen technischen Erfolgen. Wir haben jeßt die gegründetste O das geseßte Ziel zu erreichen, welches nicht nur von hoher Wichtigkeit für uns und unsere Nachbarskadt Koblenz feyn mußte, sondèrn auch eine glanzende Krone den wissenschaftlichen Forschungen bereitet. E Bekanntlich verdanken wir die erste Anregung zu diesem Unter: nehmen dem Herrn Leopold von Buch, dem gründlichen und glücklichen Forscher im Gebiete der Geologie, desscn Voraussa: gungen bereits zur Halfte erfúllt find, denn derse erklárte, daß {chon in einer Tiefe von etwa 300 Fuß das Bohrloch, wenn auch nicht warme Wasser, doch gewiß elne reichere Sauerquelle hervorbringen werde, ohne dem hiesigen, seit _Zahrhunderten bereits rühmlich bekannten, Sauerbrunnen zu schaden, Diese Sauerquelle is bereits gefunden. Jm. oittèv tese, von 310 Fuß wrourde ein Sauerling im Diorit angebohrt , wel- cher die ersten ‘Tage schwach, aber allmälig stärfer wurde und binnen vierzehn Tagen die [ußen Wasser des Bohrlochs bis auf 180 Fuß uber der Sohle, aljo in der Hohe des Rheinsple- gels, ansauerte. Ueber dieser Höhe 1st bis jeßt kein E auerwasfer bemerkbar, und es scheint hier ein Abfluß der Wasser im elllgé- meinen stattzufinden, der auch den Saueriing wegfuhrt, Die Be- fiimmung des Herrn von_ Buch, daß ein im_Bohrloch gefundener Sáuerling der hiesigen Sauerquelle feinen Schaden thun würde, {cheint sich ganz zu bestätigen; nicht allein is nicht bie g'ringske Verminderung der hiesigen Sauerquelle zu verspuren, sondern das Sauerwasser des Bohrloches zeigt auch nicht den geringsten Ei- sengehalt, denn die empsfindlichsken Reagentien auf Eisen sasfen nicht einmal eine Spur desselben vermuthen, wohingegen in un- ferer Sauerquelle daselbe fogleich gesunden wird. Es scheint also das Mineralwasser des Bohrlochs mit dem der hiesigen auer: quelle in feinerlei Zusammenhang zu stehen.

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DAEREEE B T7 A CML D A M M ar T C I D E E us

Duvergier de Hauranne übcr den Vertrag vom 13, Juli ünd die gegenwärtige Lage Frankreichs. 1% Paris, 5. Sept. Herr Duvergier de Hauranne, noch

unlängst einer der eifrigsten Jünger der doctrinairen Schule, ist |

in leßter Zeit von deren Meister abgefalleit, Und hat zu der Fahne des Herrn Thiers geschworen, wie der Graf Jaubert und meh- rere andere der frúheren warmen Anhänger der Politik des jeßi: gen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten. fleißig gearbeiteten Aufsaße, den -die neueste Nummer der Revue des deux mo ndes, freilith nicht ohne Verwahrung gegen ihre Soli- daritát mit den darin niedetgélegten Ansichten, mittheilt, untet- sucht Herr Duvergier de Hauranne den Gang der Franzöfischen Politik seit dem Bertrage vom 15, bis zu jêirem vom 13, Juli, Seine Arbeit is eine scharfe Kritik des die Stelle der Thiers- {chèn Tendenzen getretenen NRegierungs-Verfahrens, eine Kritik, welche nicht selten in derbèn Andeutungen über das Miniskerinm Soult-Guizot hinausgeht, um die oberste Leitung des Französischen Séaatswesens Überhaupt anzugreifen. Abgesehen davon, daß die- ser Artifel hier großes Aufsehen macht, is er mit so vieler Sach: fenntniß abgefaßt, daß er, troß aller Parteilichkeit und Befangen-

In eineny (Dr

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heit der Urtheile und Folgerungen des Verfassers, ein allgemeines Interesse darbietet Weit entfernt, die darin ausgesprochenen An- sichten für die richtigen zu halten, glauben wir doch, schon aus den angégebenen allgemeinen Grúndéèn, daraus éinige Mittheilun- gen machen zu dürfen. _ Zip, J

Herr Duvergier de Hauranne leitet seinen Aufsaß durch ei- nen Auszug aus einer vom 23. Suli 1840 aus London datirten Depesche des Herrn Guizot ein. „Lord Palmerston“, heißt es darin, „hat lange Zeit der Zuversicht gelebt, daß, wenn es Ernst werde, Frankreich nachgeben und es machen verde, wie die übrigen vier Kabinette. An die Stelle dieser Zuvetsicht ist folgende Ansicht getréten: die vier Kabinette werden ihr Vorhaben durchseßen ; Frankreich wird rubig werden und nach abgethaner Sache, unge- achtet seiner augenblicklichen Verftimmung, das gute Kerhältniß zu England wieder anknüpfen. Der Europäische Frieden wird nicht gestórt, England und Franfreich werden nicht mit einärder verfeindet und die orientalische Angelegenheit wird geordnet wer- den, wie és England gewollt hat. Dieser Engpaf iff mehr be- schwerlich als gefahrvoll. Seyn Die gewiß, fügt Herr Guizot hinzu, daß dies die Ueberzeugung des Lord Palmerston, und daß dieselbe auf seine Kollegen übergegangen isf,“

Nun denn, sagt Herr Duvergier de Hauranne, die Voraus- seßungen des Lord Palmersion sind buchstäblich in Erfüllung ge- gangen ; derselbe Mann, welcher das Englische Kabinet als Ge- fandter in London o gut durchschaute, hat als Minister gesche- hen lassen, daß dessen Berechnungen, so wenig vereinbar mit der Würde und mit den ‘nteressen Frankreichs, Punkt für Punft, eintrafen.

Eine solche Lösung des Knotens belcidigt aber nicht allein die Französische Ehre und die Französischen Jnteressen, sondern sie seht auch im förmlichsten Widerspruch mit den früher besiimnit und positiv ausgesprochenen Forderungen der Französischen Poli- tif. Jn seiner vielbesprochenen Note vom 8, Oktober flellte Herr Thiers als unerläßliche Bedingung der Fortdauer des Friedens auf, daß Mehmed Ali wenigstens im ungesidrten Besiße Aegyp- ens gelassen werde. Die in Bezug auf diese Note stattfinden: den parlamentarischen Verhandlungen thaten dar, daß die Kam: iner éinstimmig der Ansicht war, erstens die von Herrn Thiers erhobene Forderung als das Minimum“ der Fran- ¿dsischen Ansprüche aufrecht zu erhalten, und zweitens, daß Frankt- reich nicht wieder in den Europäischen Berein treten dürfe, ehe die ihm durch den Vertrag vom 15, Juli angethane Beeinträch- tigung durch wesentliche Zugeständnisse wieder gut gemacht sey. Zum Beweise dieser doppelten Behauptung citirt Herr Duvergier de Hauranne eine Reihe von Rednern, welche als gemäßigte und friedfertig gesinnte Männer bekannt sind, und in deren Worten er gleichwohl die Bestätigung jenes zwiefachen Pestulats der Fran- zösischen Politik findet,

Gleichroohl, sagt er weiter, is nichts von dem geschehen, was Frankreich in fo ausdrüdcklicher Weise verlangt hat, Der Anspruch Frankreichs, Mehmed Ali wenigslens im Befiße Aegyptens zu schÜken, is zuersk durch die vom 2. November datirte Antwort des Lord Palmetston auf diè Iiote von 8 Oktober dem Grundfake nach geläugnet, zerstört worden, und hat alsdann durch den Hattischerif vom 1. Juni ein thatsächliches Deméenti erhalten, Denn was is jene bedingungsweise Belehnung des Vice-Königs mit der Herr- schaft úber Aegypten, da es auf der Hand licgt, daß Mehmed Ali die ibm vorgeschriebenen Bedingungen weder erfüllen wird, noch erfúllen kann! Nein, das in der Note vom 8. Oftober aufge- stellte Minimum if durch jene precaire Verleihung des Besißes von Aegypten nichk gewährt. Noch weniger isk aber die Bedingung et ftillt, von der Frankreich seinen förmlichen IViedereintritt in den großen Rath der Mächte abhängig gemacht hat. Weit entfernt, irgend ein bedeutendes Zugeständniß als Pfand der völligen Berséhnung zu erlangen, hat ja Franfreich, wie eben dargethan worden, viel weniger erhalten, als es am 8. Oftober als Condilio sine qua non des Friedens aufgestellt.

Nichtsdestoweniger sind nun durch den Traktat vom 13, Juli die diplomatischen Verhältnisse wieder auf den alten Fuß geseßk, auf dem sie vor dem Vertrage vom 15. Zuli ware, Und da- mit ja fein Zweifel an der Demüthigung Frankreichs übrig bleibe, hat man gleichzeitig durch einen von dèn vier Mächten unterzeich- neten Vertrag fonslatirt, daß der Zweck des Traktats vom 15. Juli vollig erreicht sey!

Prúfen wir jeßt den Jnhalt des am 13. Juli von den GBe- sandten der súnf Mächte unterzeichneten Protofolls. FJndeni daf: selbe die Dardanellen und den Bosporus für die Kriegsschiffe aller Nationen sperrt, spricht es nur einen seit undenklicher Zeit anerkannten Saß des Europàischen Völkerrechts aus. Freilich hat Rußland versucht, dies Geseß zu seinen Gunsten durch den Vertrag von Hunkiar Jsfkelessi zu modifiziren, allein Frankreich sowohl als England haben bekanntlich von Anfang an gegen diesen Ver- trag protestirt und erklärt, daß fie ihn als nicht existirend betrachten. Das alte Völkerrecht in Bezug auf die Meerengen war also, für diese beiden Staaten wenigstens, unverändert geblieben, und eîne neue Bestätigung desselben war nicht nur uberflússig, sondern sie fonnte auch die Proteskation gegen den Bertrag von Hunfkiar-J8- felessi und des durch dieselbe gewahrte Bölkergefeß nur schwächen. Unter solchen Umständen fann man dem Vertrage vom 13, Zuli nur die Bedeutung, nur den Zweck beilegen, daß Frankreich durch ihn, als den ersten seit einem Jahre gemeinschaftlich mit den übrigen Mächten vollzogenen Akt, Alles anerkenne, was inzrot- hen ohne seine Mitwirkung, ja wider seinen Willen, geschèhen sey.

So hat denn Frankreich, nachdem es 1815 einen großen Theil seiner Territorialmacht eingebüßt, und in dem vorigen Jahr- zehend seine revolutionaire Bedèeutuhig nach und nach vektloren, endlich auch seinen diplomatischen Einfluß vernichten lassen!

Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat Frankreich eine Menge Europäischer und ÄAußereuropäischer Bestßungen ver- loren, wáhrend alle seine Nachbarn fich seit jener Zeit wesert- lich vergrößert haben. Canada, Louisiana, St. Domingo und andere Antillen, Gorea, Madagascar, die Jsle de France, den größten Theil der Niederlassungen in Ostindien, Minorka und mehrere von Ludwig X1V. erbaute Gränz-Festungen sind ihm ent- rissen worden, ohnè daß es die mindeste Entfchädigung erhalten hat. Denn Algerien ist als eine solche bis jeßt nicht anzusehen; man muß wenigstens abwarten , daß Frankreich einen Seekrieg überstanden hat, ohne es wieder zu verlieren,

Herr Duvergier für seine Person hâlt nicht viel von der Afri- fanischèn Eroberung und zählt Ae auf deren Nußen únd Dauer, „Soll ich Alles sagen, was ich den e? fragt er. Jch fürchte, daß fúr gewijse Politiker Algerien dadurch {einen vorzüglichsten Werth erhâlt, daß es Frankreich Zllusfion macht und die kriegerische Lei- denfchaft, die in unserem Volke kocht, auf ein fernes Land ablenñft. Jch fürchte, daß man es bequem findet, auf diese Weise die hoch- derzigen Gefühle des Landes zu tauschen und sein Verlangen nach Macht und Ruhm zu befriedigen, ohne sich zu fompromittiren, Algerien gewährt, ohne andere Gefahr als die, viele Söóöldateñn und viel Geld zu verlieren, die Mittel, Kämpfe zu liefern, stolze Búl- letins zu erlassen und ein großes Gebiet zu erobern, Ohne Alge-

rien wáre es wohl mbglich, daß Franfreich öfter um sich bliÉte, und daß es zuweilen durch das Bewußtseyn seinès Sinkêts heftiger aufgeregt wúrde. Wenn 80,000 Mari in Afrika beschäftigt find, so fan män dieselben berdies nicht in Europa verwenden, und dies giebt einen Grund mehr, fh am Kanäâl und am Rhein vor- sihtig und behittsam zu zeigen. Zwei Dinge, sagte Lórd Palmerston im vorigen Sommer, bürgen mir für Fraänf- reih. Algerien war das Eitie. Das andekte nennt L Duver- gier nicht, weil ér seinen Lesern zutraut, daß sié es {on errathen werden, tund in der That is diefe ganzé E tellé durchsichtig genug; jede nähere Bezeichnung der eigentlichen „Wurzel alles Uebels“ uberftlissig zu machen.

Den Berlusfen Frankreichs wérden die Erwerbungen der ubrigen Mächte entgegengesftellk. Hätte das durch diesetben ent- standene Mißverhältniß nicht 1830 Frankreich bestimmen follen, „sein bescheiden Theil mit den Waffen in der Hand zurúdck zu ver- langen“, wie eine zahlreiche und mächtigé Partei damáls forderte? Herr Duvergier hâlt dafür, daß Frankreich ivchl that, sich in fei- nen Territorial- Krieg zu stútzen, weil es bei einem solchen_ doch zu viel gewagt haben würde, da es mit großen inneren S chtvie- rigkeiten zu kämpfen hatte, und da außerdem féine militairische Stärke durch die Reskauration sehr vernachlässigt wär. „„Diesé und keine anderen Grúnde sind es, aus welchen die ausgezeichne- ten Männer der Majorität, die Herren Périer, Thiers, Guizot die Meinung bekämpften, die da wollte, daß Frankreich sich auf Belgien und auf den Rhein werfe. Kein einziger dieser S taats- männer leugnete, daß die Verträge von 1815 Frankreich uber Géè- bfihr verfleinert haben, und daß es ein großes Opfer séy, bei diefen Berträgen zu verharren.“ Natürlich war bei solchen Ansichten der Verzicht guf den Territorial - Krieg nur ein augenblicklicher, nur ein bis auf günstigere Zeiten gültiger.

Die nämlichen Rüsichten und außer ihnen wohl auch ein gewisser Respekt vor dem Völkerrecht verhindertén Frankreich, dié seiner Revolution inwohrtiende Gewalt durch positive Unterftüßung des Polnischen und des Jtalienischen Aufstandes gelkend zu machen. Frankreich beschränkte sich darauf, die vor seinen Thoren, in Bel- gien und in der Schweiz wirklich siegreichen Revoltrfionen unter seinen Schuß zu nebmen, und Herr Duvergier billigt auch diese Máßigung, weil durch ein anderes Verfahren eben #0 viel auf das Spiel geseßt worden seyn würde, als bei einem offetten Angriffs- friege. „Diese Gründe mußten, meiner Meinung nath, die Ober- hand behalten, Man muß indessen gestehen , daß Frantreich fich {elb} einer sehr reellen Kraft beraubte, indem es den Errthusia€- mus und die Sympathie der Völker erlbschen ließ.“ Nathdent Franfreih auf diese Weise auf die Vergrößerung seiner Territöriak:- Macht und auf die Geltendmachung seiner revolutiönairen Ge- walt verzichtet hatte, blieb ihm noch sein diplomatischer und mora- lífcher Einfluß. Jn den ersten Fahren nach der Juli-Revoltution tvußte die Regierung denselben mit Geschicklichkeit Und mit Erfolg zu handhaben, zumat in Jtalien, in Belgien, in der Schweiz, in Griechenland, in Spanien, in Portugal, in S úd:Amerifa und im Orient. Was is nun aber in diesem Äugenblicke von jenem Ein- flusse übrig geblieben? Herr Duvergier de Hauranne antrvortet ohne Zögern: Nichts!

In Jtalien hat Frankreich Ancona geräumt, und damit die unmittelbare Einwirkung, die es auf den Geist der Ztalienischen Bölfer ausübte, aufgegeben. Ueberdies, würde Oesterreich woh! den Vertrag vom 15, Juli unterzeichnet haben, wenn és den Schlüssel der Lombardei noch in den Händen Frankreicds ge wußt hätte? E

Jn der Schweiz is die gemäßigte Partei gefprengt, welche nach 1830 in vieken Kantonen an das Rüdèr kam, und irt wel cher die ‘Französischen Sympathieen vorherrschten. Dié polltische Macht in der Eidgenossenschaft theilt fich jeßt zidischen Radikalen und Netrograden, die abèr freilich in ihrèr Ahñti-Ftanzösischèn Ge- finnung einig sind. Die schweren Verstöße und Mißgriffe, dur toelche sich Frankreich das Wohlwollen der Schweiz entfremdet hat, find noch in Aller Gedächtniß, Herr Duvergier glaubt in- dessen, daf die Regierung drirch die in der Aargauischen Kloster- sache gethanen Schritte auf dèn guten Weg zurückgekehrt ist, eine Ss die von wenigen Oppositionsmännern getheilt werden urfte.

Eine noch schwerere Niederkage hat die Französische Politik in Spanien erlitten. Man weiß, was Frankreich seit dem 16ten Jahrhundert Alles gethan hat, um Spanièn in seine Wirkungs- sphâre zu ziehen, weil es die Nothwendigkeit einer festen Allianz mit diesem Lande frühzeitig erkeint, So in neuester Zeit die Unternehmung Napoleons von 1808, die einen sehr „legitimen Zweck“ hatte, der freilich durch „ungerechte und unglüdliche“ Mit- tel verfolgt wurde; so der Heerzug von 1823, „der sich vont rein Franzdfischen Gesichtspunkte sehr wohl rechtfertigen laßt. Was ist nun heute als Resultat aller jener Anftrengttngen übrig ge: blieben? Die Frankreich etgebene Regentin isk vertrieben, dié Frankreich von jeher feindselige eraltitte Partei hat das Heft in Händen, zwei dem Englischen Einflusse huldigende Manner stehen als Xe- gent und als Vormund der jungen Königin an der Sptße des Staats. Die Französische Politik hat offenbar dies Alles ver: schuldet. Machdem sie sich für die gemäßigte Partei erflärt hatre beschränkte sie sich auf fromme Wünsche sür deren Gedeißèn, statt sie mit Fes igkeit, Kraft und Ausdauer zu unterstüßen, Éng- (and dagegen stachelte durch alle ihm zu Gebote stehenden Mittel die anarchischen Leidenschaften auf, begünstigte die Emeuten, wußte Generale und andere einflußreiche Männer für sih gêwinnen, und Éonnte so auf Kosten Frankreichs zum Ziele gelangen,

Portugal steht ztvar seit einem Jahrhundert üntet Englischen Protektorat, allein Frankreich galt doh etwas in diesem Lande ¡zu der Zeit, als sein Gesandter den Kdnig Johann V, gegen die Komplotte Dom Miguels und Lords Beresford \{chÜBbte, als der Admiral Roussin den Tajo hinauffuhr, als Dom Pedro in Frankreich seine conftitutionelle Armee warb u. |. w, Héeutiges Tages ist Alles anders. Frankreich spielt keine andere Rolle mehr in Portugal, als die des passiven Zuschauers, und scheint feinen weiteren Zweck dort zu haben, als den, sich vergessen zu machen.

Die Franzbsische Politik befindet sich allerdings in einer gün- stigeren Lage in Belgien, allein auch hier haben die ihr feindlichen Einflüsse in den lebten Tagen an Konsistenz gewonnen. England und Deutschland protestiren gegen das Pröjekt eines Fran- zbsisch-Belgischen Zoll-Vereins, ja, Deutschland tritt als Mitbewerber Frankreichs um ein Zoll: und Handelsbündniß mit Belgien auf. „Für jedes Ministerium, das ein wenig Blut in den Adèrn hät, würde diese unglaubliche Oppositioh Engländs und Deutschlarids ein entscheidendès Argument zu Gunsken des Bèreinigungs- Pla- nes seyn, Für das Ministerium vom 29, Oktober if ste, nach dèr in der orientalischen Angelegenheit bewiesenen wachheit, eine herrliche Gelegenheit, sich in den Augen des Landes wiedet zu heben, und Europa zu zeigen, daß sich nicht étwa Alles dürd Einschúchteritig von ihm erlangen läßt. Denn tch prt aag glauben, dáß das Kabinet, nachdem és ap uu Ss ie ties verbindring feurig aufgegriffen, fet pon ) für Tee Wi f sey; ich will ñicht glauben, daß es, seitdem ihm gewisse Noten