1841 / 258 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

An dem vorliegenden Fall aber sind hinreichende Gründe zur Abände- rung der Geseße über die ausgesteilte Schuld vorhanden. Sie bestehen darin, daß der Staat außer Stand is, die in diesen Gesetzen úber- nommenen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Jm Zahr 1814 ist durch ein Geseß vorgeschrieben worden, daß die Regierung jährli für 2 Mill. Fl. aftive 25 proc. Schuld ankaufen, und daß eben sto viel ausge- \eßte Schuld in aktive Schuld verwandelt werden solle. Dabei | war also vorausgeseßt, daß sich für“etne Million Fl. 2 Millionen aftive Schuld werde anfaufen lassen, was indessen nur so lange der Fall i{t, als diese unter 50 pCt. im Course steht. Jekßt ist der Cours aber 52 pCt., und die Regierung cermag folglich jene geseßliche Anordnung nicht zu erfüllen. Wollte man auch wirk: lich jährlich eine Million Fl. zun RÚckauf der aktiven S chuld | verwenden, so múßten, da nicht mehr 2 Millionen von dieser Schuld dafúr zu erkaufen sind, also auch nicht länger 2 Millio- nen Fl. ausgesebte Schuld umgewandelt werden fönnten, die In- haber der leßteren dennoch langer warten, als das Geseß es vor- {chrieb. Außerdem wird die kaufbare aktive Schuld jährlich klei: nèr, indem ein großer Theil derselben Stiftungen, Waisen 2c. gehört. Da die Erfúllung des Geseßes also vollständig unmdg- lich if, bat die Regierung das Recht, eine neue Anordnung zu treffen. Das Handelsblad veröffentlicht eine ausführliche Betrach: tung über die Niederländische Armee. Es findet die Ausgaben des Kriegs-Ministeriums, dessen Budget auf 12 Millionen Fl. lâutet, zu hoh. Vor der Trennung von Belgien belief sich das Hudget des Kriegs-Ministeriums der vereinigten Niederlande nur auf 16 17 Millionen Fl. und dies glaubte man damals noch um 2 Millionen Fl. zu viel. Damals beskand die Armee aus 48 Linien-Tnfanterie-Regimentern, 9 Kavallerie-Regimentern, 1 Gre- nadier-Regiment, 1 Regiment Jäger zu Fuß, 1 Regiment reiten: der Artillerie und 66 Compagnieen Fuß - Artillerie. Jeßt is die Bevöólkerung der vereinigten Diederlande um die Hâlfte vermindert, dennoch hat man mehr als die Hälfte des früheren Militair-Etats bei- behalten, Die Holländische Armee besteht jeßt aus 10 Linien-:Jnfante- rie-Regimentern, d Kavallerie-Regimentern, 1 Grenadier-Negimente zu 2 Bataillonen, einem Regimente reitender Artillerie und 43 | Compagnieen Fuß - Ariillerie, Vor dem Jahre 1830 zählte die | SNilitàir- Administration des ganzen Königreichs der Diiederlande | nur 24 Personen, jeßt besteht die Holländische Militair - Verwal- tung, derén Geschäfte um sehr viel kleiner sind, aus 18 Perfonen. Da nun die Cadres der Corps am meisten fosten, so verlangt das Handelsblad die Abschaffung von 2 Jnfanterie- und 2 Kaval: d 4 S v e du z Ï lerie-Regimentern. Die Einwohner-Zahl, betrge ste auch 3 Mil: lionen, würde doch noch nicht hinreichen, nach den Bestimmungen des Grundgeseßes, welches auf 500 Seelen einen Mann militair: pflichtig erkläyt, die vorhandenen Cadres vollzählig zu erhalten, Das geseßliche Kontingent könnte nur 6000 Mann betragen, während der Dienst jährlich 7030 Mann erforderlich machen vourde.

Der General Trip ist, wie Holländische Blätter melden, mit einem besondern Auftrage Sr. Majestät des Königs zu Sr. Ma- jestat dem Grafen von Nassau na Schlesien abgereist,

Die Prinzessin von Oranien begiebt sich nach S tuttgart, um daselbst bei der Feier des 25jährigen Régierungs-Jubiläums ihres Baters, des Königs von Württemberg, anwesend zu seyn.

Belgien.

Brüssel, 11. Sept. Coin A) De Erdffnung der Ei- {enbahn von Köln nach Aachen Und die ehrenvolle Art, wie bei dieser Gelegenheit Belgiens gedacht worden, hat hier allgemeinen Antheil erregt, und dic Aufmerksamkeit wieder lebhaft auf den Zweck gerichtet, den man ursprünglich bei dem ganzen Unterneh- mnen im Auge gehabt hat, nämlich eine beschleunigte Handelsver- bindung zwischen dem Rheine und der S chelde (oln und Unt: werpen) zu Stande zu bringen. Eines unserer Blatter macht da- bei die Bemerkung, daß zur größtmöglichsten Benußung dieser Ver- bindung im nteresse Belgiens sowohl als der Rheinuferstaaten die Erleichterung des Transfithandels, #0 viel es sich nur immer thunläßt, eine unerläßliche Bedingung is, und zum Beweise, daß in dieser Hinsicht die diesseitige Geseßgebung noch zu wünschen übrig laßt, führt es folgendes Beispiel 02: lachener Fabrikanten hatten von Stettin her eine Bestell».ng von einer Million Kilogrammen Eisenbahnschienen nebst Zubehör erhalten, und wollten diese durch Belgien Úber Antwerpen versenden, Dle Belgische Regierung veriweigerie indessen die Durchfuhr, weil die bestehenden Gescße den Transit von Schienen u. L verbieten, Ueber Holland fostete jene Versendung 29 Ct, pro 109 Kilogr. mehr, doch mußten sich die Aachener Fabrikanten hierzu verstehen, und die Holländische Regierung bewilligte den Transit ohne alle S chwierig- Feit, Das hiesige Blatt schließt hieraus mit Recht auf die Moth- wendigkeit einer Revision ber Belgischen Gesetze über den Tran- sithandel, und macht darauf aufmerksam, wie dringend dieser Ge- genstand sey, damit dieser Handel nicht den Weg über Holland dem fiber Belgien vorzuziehen lerne. Vielleicht wird die Sache {hon in der nächsten Session ernstlicher zur Sprache kommen, denn sind gleich jeßt die Augen des Mi:isteriums vornehmlich auf die in Paris wegen eines Zoll-Vertrages mit der Französischen Regierung angeknüpften Unterhandlungezi gerichtet, {0 liegt ihm doch auch die Aufrechthaltung und Belebung der Verbindungen mit Deutschland gleich schr am Herzen,

Deutsche Bundesstaaten. SHanzaovevr, 13. Sept. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz

M

nach fast siebenwbchigem Aufenthalte im Seebade Norderney,

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ist,

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burg -Lippe sind gester von Bückeburg hier angekommen, Erbprinz hat das Großkreuz des Guelfen- Ordens erhalten.

Detmold, 114. Sept. (Hann99, Z) Unter den Einla- gen für den Grundstein des Hermans-Denkmals befand sich auch ein Exemplar von Tacitus Werken nach ver Bipontiner Ausgabe mit großem Dru, auf starkem Papier, sorgfältig in Glas ver- chlossen, doch so, daß das Titelblatt zu lesen war.

Bei der Rückkehr vom Berge ward der Bildhauer Herr von Bandel in feierlichem Zugé voñ sämmtlichen Schúßen-Corps mic ihren Fahnen unter klingendem Spiele nach seiner Wohnung begleitet. Bandel ging In der Mitte des Comité, vor ißm ward die Hermans- Fahne getragen, zu veidel Schülern des Gymnasii Leopoldini in Altdeutschen Trachten um- zeben. i A A den Repräsentanten bei dem Feste waren besonders Hannover, Hamburg, Bremen, siarksien vertreten. Hei dem in

Heren Feste der

Rheinland und Westphalen am einigen Jahren zu hofenden grd- Einweihung des Hermans - Denkmals dürfen wir

| | l { fugniß eingeraumt # Christine an ihre

1148

Denkmal sammeln. Für jenes Fest der Weihe werden zeitig ge- nug Vorkéhrungén getroffen, um die alsdann zu erwartende aroße Menschenmasse hier und in den umliegenden Dörfern Und Städ- ten unterzubringen.

Schwerin, 13. Sept. Zhre Königl. Hoheiten der Groß: herzog Und die Großherzogin und Jhre Hoheiten die Herzogin Louise und der Herzog Wilhelm sind am Alten d. Morgens von Dobberan hier wieder eingetroffen. Höchstdieselben werden morgen eine Reise nach dem Rhein und in die Schweiz antreten und Mitte Oftobers hierher wieder zurückehren.

Schweiz.

Bern, 11. Sept, Jn der leßten Sißung der Tagsaßung am 8. September {loß der Präsident die Verhandlungen mit den Worten: „Meine Herren, das Traféandum für die ordent- liche Tagsaßung des Jahres 1841 ist bis auf den Art. 25 erle- digt. Das Präsidium wünscht Jhnen von Herzen eine glúckliche Heimreise. Mögen Sie bei Zhrer Wiederhierherkunft im näch: sten Oktober mit Justructionen verschen. seyn, welche die Angele- genheit der Aargauischen Klöster nicht im Sinne des Rúckschritts, sondern im Sinne des Fortschritts erledigen. Die Tagsaßung vertagt sich bis zum 25. Oktober 1841,“

Jtalien.

Turin, 3. Sept. (A. Z) Gestern starb hier an der Lun- genshwindsucht in seinem Zsten Jahr der gelehrte Akademiker, Abbé Arri. Er war ein ausgezeichneter Orientalist und war vom König vor drei Jahren nach Paris geschickt worden, um dort die Geschichte der Araber von bn Chaldun Arabisch und Jtalienisch herauszugeben, Der Druck wurde angefangen und êin balber Band des Textes und ebenso viel von der Ueberseßung war gedruckt, als Familienverhältnijse den Herausgeber nothig- ten, hierher zurückzukommen. Sein Tod is ein großer Verlust für die Akademie, denn er war ein gelehrter und sehr licebenswoÜrdi- ger Mann, der in freundschaftlichem

RBerhältniß mit den er- sen Gelchrten des Auslándes stand, und namentlich die orienta- lische Literatur, für welche Jtalien chemals so viel,

lekten Zeit so wenig gethan hat, leidet sehr durch seinen Tod. Er hatte viel dazu beigetragen, der hiesigen Akademie der Ilifsen- schaften das neue Leben einzuflóßen, das fie seit einiger Zeit zur ersten literarischen Corporation von Jtalien macht. Es ist noch nicht bekannt, ob und wie das angefangene Werk fortgeseßt wer- den werde, aber die bekannte Liberalität des Königs in Befoörde- rung der Wissenschaft läßt nicht annehmen, daß cin Werk, das Jtalien Ehre machen würde, unvollendet bleibe,

Spanien.

Madrid, 4. Sept. Q sind fortwährend sehr betrübt über die Entfernung ihrer früheren Gouvernante, der Marquise von Santa - Cruz, welche von beiden Königlichen Kindern sehr geliebt wurde.

Die Herzogin von Vitoria is nach Andalusien abgereisk, um ein Bad in dieser Provinz zu gebrauchen. Zwei Deputirte, die Herren Lacalle und Campo Muevo, begleiten sie. Jhre Eskorte besteht aus einem Unteroffizier und acht Mann Kavallerie.

Das Ministerium, welches seine geheime Polizei noch nicht organisirt hat, sucht einstroeilen die e E OON teure der Journale Archivo cito gerichteten Verfolgungen werden beurtheilt, da es bekannt ist, daß Herr Ruf hauptsächlich seinen politischen Schriften verdankt, her veröffentlichte.

Die Deputirten der Nordprovinzen haben bereits einige Kon- ferenzen in Bezug auf die Fueros - Frage gehabt. Es muß diese Angelegenheit bald, erledigt werden ; längere Verzdgerungen wüÜr- den die Ausführung der neuen Tarife, die für ganz Spanien dem- náchst in Anwendung kommen sollen, lâhmen.

Nach einem Schreiben aus Paris, im C orreo nacional, hâtte auf Anforderung der Königin Christine das LTuilerieen- Kabinet den Bes luß gefaßt, dem Französischen Botschafter in Madrid aufzugeben, daß er den Briefwechsel zwischen der Köni- gin Mutter und deren Töchtern von nun an vermittle, Bekannkt- lich hatte Herr Arguëlles gleich nach Antritt der Vormundschaft den Briefwechsel der Königin Jsabella und der Schwester der- selben mit ihrer Mutter suspendirt.

Man glaubt, daß nunmehr das Anlchen von 60 Millionen bald zum Abschlusse kommen werde, Hauptschwierigkeiten beseitigt seyen.

Militar und Grito del Ejer-

San-Miguel selbs seinen die er fruü-

_—

© Madrid, 4. Sept, Jch meldete Jhnen neulich, daß

_die hiesige Regierung dem Französischen Geschäftsträger die Be- & 2 V - E S A0 é e d g 1,

é hatte, die Briefe, welche die Königin Marie

E selbst zu Überreichen. Als der Geschäftsträger vor vierzehn Ta-

Fle derartige Handschreiben der Konigin Christine zur Beförde-

gestern Abend in erfreulichsten Wohlseyn hier wieder eingetroffen. 4 Jhre Durchlauchten der Fürst Und der Erbprinz zu Schaum- F

Ehaut als Boischafter zu K assu b dieser ziemlich unerwarteten Maßregel wollen Einige darin suchen,

zu beiden Seiten way ex von den |

Repräsentanten und Deputirte aus allen Gauen des gemeinsa-

men Deutschen Naterlandes erwarten. die Norddeutschen Liedertafeln laut gewordenen Wunsche

Die Süddeutschen und werden sich dann nach einem schon auf dem alten Teut um das Hermans-

a Brung erhielt, fragte er schriftlich bei dem Minister - Prâsidenten Ran, wann er die Ehre haben fönne, die

%,

Briefe an Jhre Majestät zu überreichen. Acht Tage lang erfolgte feine Antwort, und end: lich der Bescheid, es fonne dem Geschäftüträger nicht gestattet werden, Briefe persdnlich der Königin einzubändigen, sondern er habe sie an das Staats-Ministerium einzuschicken. Herr Pageot weigerte sich jedoch, leßteres zu thun, bevor er weitere Vorschrif- | ten aus Paris erhalten haben würde.

Nun hat sich hier, in Folge eines vorgestern von dort aus eingetroffenen Couriers, daß Gerücht verbreitet, daß die Franzd- | fische Regierung beabsichtige, den General-Lieutenant Grafen Fla- hierher zu schicken. Die Veranlassung zu

‘daß der Kdnig der Franzosen es wunsche, einen Familien - Bol- Eschaster bei der jungen Königin Afabella zu beglaubigen, der als Kolcher freien Zutritt bei ihr haken, und in ein vertrauteres Ber- Malfniß zu ihr treten könnte. Mir scheint es jedoch kaum glaub-

ich, daß auf dicse Weise der angegebene Zweek, auf die junge Köd- | nigin einzuwirken und ihr als vâterlicher Freund zur Seife zu ske- | hen, erreicht werden durste. An ied auf den Antrag des Herrn elrguelueB, dat die &nigii feinen fremden Botschafter oder Gesandten anders, als in Gegenwart des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten und des Normundes Jhrer Majestät, empfange folle, Andere Personen wollen vermuthen, die Franzdfi\che Regie- rung beabsichtige, den bevorstehenden Wechsel des Englischen Ka: binets zu benußen, um sich mit den eintretenden Ministern uber eine gemeinschäftliche, in Bezug auf Spanien zu N Politik zu verständigen, und falls dieses gelänge, dein Grafen Flahaut, als einen der Englischen hohen Welt vorkheilhaft be: fannten, und des engsten Vertrauens seines Königs genießenden B hierherzuschicken, um in Gemeinschaft, mit dem Vertreter

nalands die verabredeten Beschllisse in Ausflhrung zu bringen,

den Beschluß gefaßt,

und in der |

Die Königin und deren Schwester |

gemäßigte Presse zu entmuthi- | dem Kriegsminister San Miguel gegen die Nedak:- |

vom Publikum strenge |

nachdem, wie es heißt, die |

erlauchte Tochter Jsabella richtete, an diese |

Denn die S panische Regierung hat, |

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Für diesen Fall müßte jedoch, so nimmt man an, der jeßige Eng- lische Gesandte in Madrid durch einen anderen erseßt werden. Der jeßige scheint näâmlich die Vorschrift gehabt zu haben, so viel als möglich jede Berührung mit dem Französischen Ge- \chäftsträger zu vermeiden. Thatsache ist, daß er ihn während

| zehn Moñaten®?nur einnial zu sih einlud. Die hiesige Regierung

wúrde aber sehr ungern sehen, daß Herr Aston abberufen würde, denn, wenn gleich die Moderirten ihn einer nachtheiligen Einwir- fung auf die Lage des Ländes beschuldigen, so ist doch gewiß, daß Herr Aston der bestehenden Regierung feinesweges abge- neigt if. Wie dem nun auch seyn móge, so muß dem, der die politische Stimmung des diesseitigen Kabinets in der Nähe be- obachten fann, die angekündigte Sendung des Grafen Flahaut, wenigstens für Jeßt als zweifelhaft erscheinen.

Herr Arguëlles nimmt jeßt einen außerordentlihen Antheil an den öffentlichen Geschäften, und is immer entweder in der Nähe der Königin, oder in dem Ministerium der auewärtigen Angelegenheiten, das sich ebenfalls im Palaste bcfindet, anzutref- fen, Auch soll er nichr selten bei den Berathschlagungen der Minister zugegen seyn. An seinem Namenstage, dem 28. August, richteten seine Königlichen Múndel Glückwünschungs - Schretben an ihn, in denen sie sehr naiv die Erwartung aus/prachen, daß sie ihm nicht geringere Verpflichtungen scch{uldig seyn wúrdèn, als ihr verstorbener Vater, und ihre „auf Reisen befindliche Mutter.

Mit Lachen haben wir hier erfahren, daß der Telegraph nach Paris berichtete, der Regent habe den Infanten Don Francisco zum Senator ernannt. Man muß vergessen haben, daß der & e: nat früherhin beschlossen hat, der Infant könne gar nicht zum Senator vorgeschlagen werden. Der vom Negenten ernannte Senator is der Minisker Don Facundo Jnfante.

Trob des Befehls, daß alle Hâuser illuminirt werden sollten, hatte keine einzige Gesandtschaft, selbst nicht die Englische, am 1sten ihre Hotels erleuchtet.

Das Blatt el Espectador, welches von dem Ministerium als sein Organ anerkannt wird, hatte vorgestern einen langen är- tifel gegen die Wahrscheinlichkeit einer fremden Intervention, Darin heißt es unter Anderem: „Die Europäischen Mächte wer- den vernünftig seyn, und die bitteren Früchte kennen, welche aus unflugen Erklärungen hervorgehen. Sie haben bei sich selbsk zu viel zu thun, um sich die Mühe zu nehmen, fremde Angelegenhei- ten zu ordnen: wir wollen schon die unsrigen in Ordnung brin- gen,“ Darauf erwiedert gestern ein moderirtes Blatt: „Wir wünschen, daß jenes Uebel, das uns aus der Genossenschaft der Nationen ausschließt, wegfalle. Bisher konnte es der Krieg seyn: der Krieg hat aufgehört: nun is es die Revolution, der Mangel einer Regierung.“

R la n-d

Breslau, 13. Sept. (Schles. Z.) Der längst ersehnte Augenblick wurde heut zur Wirklichkeit. Se. Majestät der König und Jhre Majestät die Königin trafen gegen 3 Uhr Nachmittags an der Gránze des Weichbildes von Breslau ein. Se. Majestät waren zu Pferde, begleitet von Jhren Königl. Hoheiten den Prin- zen des Königlichen Hauses und einer eben fo zahlreichen, als glänzenden Suite. Eine skädtische Deputation bewillkommnete Se. Majestät, Allerhböchstwoelche die submisse Bitte der Einholung in den gnädigsten Ausdrücken zu gewähren geruhten. Jhre Ma- jestät die Königin folgte dèm erhabenen Bemahle im offenen Wa- gen, An beiden Seiten der Chaussee nach Kleinburg waren außer den Kämmerei-Beamten und den Polizei-Distrifkts:-Kommissarien die Kaufleute, die Kretschmer und die Fleischer zu Pferde aufgestellt, und jede dieser Corporationen zeichnete sich, abgesehen von der

sauber dekorirten Kleidung und den neugezäumten wohlgewählten Pferden, durch die Pracht ihres Mustk - Corps aus. Das der Kaufleute trug farmoisine Uniformen, hellblaue Beinkleider mit silbernen Streifen und an den Hüten rothe Plumage. Das Mu- sif-Corps der Fleischer war in ritterlicher Kleidung, mit Helmen und in schwarzen kurzen Röken, welche silbernen Besaß trugen. Das der Kretschmer hatte hellblaue Uniformen mit goldenen Tres- sen, farmoisine Beinkleider mit goldenen Streifen und, wie die Kaufleute, Húte mit rother Plumage, Der Jubel, der Se. Ma- jestât schon von fern begrüßte, fam aus den getreuesten Herzen, und wurde immer lebhafter, jemehr der geliebte Landesvater sich in die sehnlichst harrende Versammlung seiner ihn herzlich verch- renden Kinder verfügte. Und dem festlich geschmúckten Aeußern der Straßen entsprach, um der allgemeinen Freude den heiligsten Charafter zu verleihen, der feierliche Klang der Glocken von un- sern ehrwürdigen mittelalterlichen Kirchen.

Breslau, 13. Sept. (Bresl. Z.) So eben Mikt- tägs-3: Uhr verkündigt das Geläute aller Glocken die ersehnte Ankunft Jhrer Majestäten, welche von freundlichem Wetter be- gúnstigt wird, nachdem einige bedrohliche Regenwolken, ohne eine Stdrung des schönen Festes zu veranlassen, vorübergezogen sind, Ein donnerndes Vivatrufen, welches das Geläute der Glocken fast fbertbnt, erschallt, {nell wie ein Blikstrahl, durch die weiten Reihen. Se. Majestät der König reitet zur Rechten Jhrer Ma- jestät der Königin, welche in einem offenen Wagen mit der Ober- Hofmeisterin Gräfin von Reede fährt, und ist begleitet von Jh- ren Königlichen Hoheiten den Prinzen des Hauses und einer glänzenden Suite, Unmittelbar vor ZJhren Majesiäten veiten der ‘Kommandant General von Stranß und der Polizei-Präsident Geheime Ober-Regierungs-Rath Heinke. Das freundliche und gesunde Ausschen Jhrer Majestäten erregt allgèmeine Freude, die sich wiederholt in tausendstimmigen Vivats ausspricht. Allerhdch- dieselben erwiedern den Jubelruf Ihres Volkes durch fortwähren: des huldreihes Grüßen. Bei Änkunft Zhrer Majestäten zwi- schen den für die ständischen, Behörden errichteten Estraden wird Se. Majestät durch den Búrgermeisker Bartsch, welcher den we- gen Krankheit abwesenden Ober-Bürgermeister Lange vertritt, durch folgende Anrede bewillkommnet:

„Liebe und Segensgruß dem Könige, welcher in Seine Haupt- stadt cinzicht, ein Kdnig im Namen des Herrn, eit Held, ein Ge- rechter - ein Helfer: —— ein Fürst des Friedens, Sv saubzt Ew. Kbnigl. Maiestät heut Breëlau's durch Allerhdchstihre Ankunft hdch- begeisterte Bevölkerung aus der Fúlle des Herzeis entgegnen. Neh- men Allerhöchste diczen Fubelgruß in Gnaden auf, er ist die utt= getheilte Stimme einer, vot dev beglückendsten Königlichen Huld tief ergriffenen Einwohnerschaft , welche in heiliger Deutscher Treue und ehrfurchtsvollster Unterthanen- Liebe niemals abläßt von ihrem alle Herzen gewitnenden Könige und Herrn und mit derselben Hingebung, mit der einst die geweihten Heldenschaaren von diéser Slälle gegen den Reichsseind anszogen, immer’beveit ist, für König und Vaterland Gut und Leben freudig zum Opfer zu brigen. Golt segne den Einzug Ew. Majestät! Mögen Allerhdchstdteselbet mit onddigen Wohlgefallen in Jhrer Hauptsiadt weilen!“

Se, Majestät geruhen die in kräftiger Pede vorgetragenen

Wnsche des Bürgermeisters mit vieler Huld anzunehmen und etwa Folgendes zu erwiedern: s ;

„Die hundert Jahre, welche vorübergegangen, haben feine Veränderung in ‘das Verhältniß zu Meiñem Hause gebracht, viel: leicht hat Älles, was sich in dieser langen Zeit zugetragen Stürme, die vorlbér gegangen sind dás Band immer fester geknüpft. Und ss ‘wird es immer blêiben, denn es ist ein Band der Herzen. Zur guten Stunde sey dies gesagt. Fch freue mich der Gesinnungen, die Jch hier finde und danke JZJhnen dafür.“

Jhre Majestät die Königin wurden durch den S tadtverord: neten?Vorsteher Klocke mit folgender Anrede begrüßt: ;

„Allerdurchlauchtigste, Großmächtigste Königin- Allergnädigste Königin Frau! Zum ¡weiten Male feiert heute Schlesiens Haupt- stadt den Einzug einer Königin. * Das erste Mal vor 43 Fahren. Damals jubelten wir ber den

Einzug der Heldenkdnigin - jener Kd- nigin, welche um wenige Jahre darauf die-Jhrigen und hierzu gehörte ja auch Jhr ganzes BYolk verließ,

um als unsichtbarer Schußgeist den für dic Auferstehung des BYaterlandes sireitenden Kämpfe-n" vorzuschweben.

Roch“ gltihte in unsern Herzen die „leben digste Erinnerung an die hochherzige - hochgeliebte Königin, da be- glückten Jhre Königl. Majestät uns vor 17 Jahren durch Fhre hohe Gegenwart, Und die ichônsten Hoffiungen für die Zukunft reihten ich -- die wchmüthigen Erinnerungen der Vergangenheit. Was wir damals hofften und wünschten, die Gegenwart hat es verwirklicht. Uns ward eine Candesmutter, dem Bilde unserer unvergeßlichen Louise gleich, jenem Bilde, das in die Herzen aller Preußen als hohes Jdeal für ewig, mit cehernem Griffel eingearaben is. Und darum sähen wir nitt Sehnsucht dem heutiget Festtage entgegen, und nun endlich der längst erwartete Augenblick erschienen ist, da erfüllt Freude unsere Herzen, und wir jubeln laut und wonnig und liebend, und fléhen unter den heiligen Tônen der Glocken zu Gott um scinen “reisten Segen für Jhre Königliche Majestät.//

Unbeschreiblich war die Huld und Milde, mit welcher Jhre Majesiàt die Königin diese in Aller Herzen wiederflingenden Worte aufnahimnen und mit gnäâdigsken und liebevollsten Ausdrücken er- wiederten, S C

Außer Jhren Majestäten dem König und der Königin haben wir das Glück, folgende höchste und hohe Herrschaften in unseren Mauern zu sehen: Jhre &önigl. Hoheiten den Prinzen von Preu-

ßen, den Prinzen Karl, den Prinzen Wilhelm, die Prinzesfin Iil- helm und die Prinzessin Marie, die Prinzen Adalbert, Waldemar und Augustz ferner: Jhre Königl. Hoheiten den Prinzen Karl von Bayern, den Kaiserl. Königl. Feldmarschall Erzherzog Ferdi: nand von Este, den Erb-Großherzog Karl von Weimar, Se. Durch- laucht den General-Lieutenant Prinz Friedrich von Hessen, Wee. Durchlaucht den Fürsten Radziwill, Se. Excellenz den Gene- ral der Jhfanterie, General-Adjutant Sr. Majestät des Königs, von Naßmer, Se. Excellenz den General - Lieutenant, General: Adjutant Sr. Majestät des Königs, Graf von Nostiz, Se. Excel: lenz den Wirklichen Geheimen Rath, Graf von Stolberg - Wer: nigerode, Se. Excellenz den Wirklichen Geheimen Staats- und Kriegs - Minister, General der Infanterie von Boyet. Bon fremden Offizieren befinden sih hier: Der Königl. Württember- gische General-Lieutenant und General-Adjutant, Graf von Bis- mark, der Kaiserl. Russische General-Lieutenant und General-Ad- jutant, von Mansuroff, der Kaiserl. Russische General-Major à la Suite, von Prittwiß, der Königl. Französische General:Lieutenankt, Graf von Rumigny, ein Französischer Oberst der Kavallerie, ein Französisher Oberst der Artillerie, der Königl. Großbritanische General, Graf von Bethune, der Königl. Großbritanische Oberst: Lieutenant von Scott und viele Andere.

Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Ferdinand von Oester- reich ist wegen eines leichten Unwohlseyns noch in Jauer zurúck- geblieben.

Die hiesigen Gewerke und Gewerkschaften aufgestellt, eine genaue Beschreibung derselben, vi : 7 bleme, mit denen fie geziert waren. Während sich diese gestern frúh in den Straßen aufstellten, versammelten sich auf dem rath- häuslichen Fúürstensaale die Mitglieder des Magistrats und die Stadtverordneten, die Stadtverordneten-Stellvertreter, die S tadt- áltesten, die Mitglieder der städtischen Verwaltungs-Deputationen, die Vorsteher der evangelischen und katholischen Kirchen, die Vor- steher der städtischen ZJnstitute, die Schiedsmänner, ferner die Kd: nigl. Kommerzien-Räthe, so wie auch die Stadtpfarr - Geisilichkeit beider Konfessionen, die Rektoren und Provektoren der hie: sigen Gymnasien und hbheren Bürger - Schule und die Rabbi- ner, so wie das Ober - Vorsteher - Kollegium der JFsraelitien : Ge- meinde, um im feierlichen Zuge, unter BYorausschreitung der mit ihrer alterthlmlichen Amtsfleidung angethanen Raths-Ausrei- ter sich auf die hierzu bestimmte Estrade zu begeben. Jm soge- nannten „Kaufmanns-Zwinger“ versammelten fich 150 in Altdeut- scher Tracht gekleidete Jungfrauen, an deren Spike sich Fräulein Lange, die Tochter des Ober-Bürgermeisters, befand, welcher die Auszeichnung zu Theil ward, Jhre Majestäten unter der Ehren- pforte mit einem Gedichte zu begrüßen. Die große Ehrenpforte war durch zwei Gothische Spibbogen im reinsten, edelsten, geschmackvollen Style gebildet, Je vier Spißthúrme erheben sich an den vier End- punkten mit Fahnen, welche die Preußischen und Schlesischen Far- ben tragen, geziert. Zwischen den Endthürmchen und dem Wap- pen der Stadt in der Mitte der Bogen stehen je zwei Vifktorien mit goldenen Kränzen und den Jahreszahlen 17414 und 1841 ver- sehen. Unter ihnen befinden sih in Nischen die Figuren der Liebe und Treue mit Jnsignien des Stadtwappens. Auf der L dhe der Bogen sind zwei goldene Kronen angebracht, durch welche größere Fahnen gehen. Der ganze Bau isk einfach mit Epheu, Wéin- und Rofenkränzen, in denen sich die Namenszúge F. VWV. und L. E. befinden, geschmúckt, Der Einzug dauerte von 3 bis 5 Uhr Nachmittags.

Gestern Abend war die Stadt überaus brillant erleuchtet. Zahlreiche sinnvolle Transparents und Inschriften drüten die Gefüßzle der Einwohner aus. Der größte Theil der Bevölkerunz wogte bis spät in die Nacht in den Straßen.

__ Die Breslauer Zeitung is zur Feier des Tages heute in einem größeren Formate auf feinem Papier erschienen und ist auf der ersten Seite mit breiten Randverzierungen geschmückt, welche eine Reihe von symbolischen Darstellungen Schlesiens und seiner Geschichte während der leßten hundert Jahre enthalten. sind d e A welche aus Nähe und Ferne herbeigeeilt 2 O dnigspaar in den Mauern Breslau's zu sehen, befindet sich auch ein 107jähriger Gr : vi Vas jähriger Greis, der rústig und wohlge- muth den Weg mehrerer Meilen zu Fuß zurúckgelegt hat, um den vierten König des Landes zu begrüßen. E E i

waren gestern in 29 Corporationen Die Breslauer Zeitung enthält so wie der Fahnen und Em-

Saarlouis, 5, Sept. (Rhein, u, Mo i N gerfest im schönsten Sinne des Wortes A S E feiert, Die Stadt entbehrte eines Hospitals, Was seit ihrem Bestehen ein christlich frommer Sinn zu diesem Zwecke gesam- melt und beigéeskeuert hatte, zog die Revolution in ihren "verschlih- genden Strudél hinab, Als demnächst Ordnung und Stkätigkeit

in die gelbsten Bande der Staats : Genossenschaft zurÜckehiten,

| Bau begrisfene Fabriken, im Jahre 1837

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erwuchs auch wieder der Geist des Wohlthuns, und 160 Jahre nach Erbauung der Stadt konnte das“ schone Werk der christ: lichen Bärmherzigkeit vollendet werden, fonnte man sich eines Institutes erfreuen, weléhes unter der Leitung der barmherzi- Jen Schwestern ein Segen für dürftige und fränfe Einwoh: ner, ein Hort zur Erziehung armer Kindèr, în seiner fortschreiten- den Entwickelung dästeht. Den frommen Spenden der Stadt fam die hohe Gnade Sr. Majestät des hochseligen Königs zu Húlfe, Höchstwelcher einem ansehnlichen Geldgeschenfe noch eine zum Abbruch béslimmte Kaserne hinzufügte, die in ihrem inneren Werthe die Ausführung des Hospitalbaues allein möglich machte. Jekßt steht erx da in seiner jugendlichen Schöne, wohl und sorgsam Jefügt und eingerichtet, eine Zierde der Stadt, ein ewig bleiben: des Denkmal der oft bewährten Mildthätigkeit seiner waeren Einwohner und der Gnade ihres ersten Monarchen aus Hohen- zollerns erlauchtem Stamme.

Ueber die Erzeugung des Nunkelrüben - Zukers in Fraufreich.

Erster Artikel.

So lange die inländische Zucker-Fabrication nur einen gerin- gen Beitrag zur allgemeinen Zueker-Consumtion lieferte, zog diese neue Jndustrie die Aufmerksamkeit der Regierung und des Publi- fums nur in geringem Grade auf sih. Die Erstere gewährte ihr eine wohlwolleide , moralische Unterstüßung und das Leßtere nahm sich nicht die Mühe, sich ernstlich mit einer Entdeckung zu beschäftigen, die eines Tages so wichtige Folgen haben sollte. Erstk als die bestehenden Jnteressen si gegenüber neue Interessen ent- stehen sahen; erst als der Schaß seine Einkünfte kompromittirt, als die Kolonisten auf den Antillen und der Insel Bourbon ihre Production bedroht sahen, da erst erfannte man plóblich, welche Macht der inländische Zucker in den öfonomischen und kommer- ziellen Verhältnissen werden föónne. Dieser Einfluß sing an, sich zu zeigen, als die Runkelrúbe im Jahre 1833 19 Millionen und im Jahre 1834 26 Millionen Kilogramme") Zucker geliefert hatte, und von dieser Zeit an, hat der Berbrauch des Kolonial- Zuckers durch die Konkurrenz des inländischen Zuckers merklich abgenommen. Jn den Jahren 1831 und 1832 waren bei den Zollämtern £0 Millionen Kilogramme Zucker versteuert worden, im Jahre 1833 bereits weniger, im Jahre 1834 nur 72 Millio- nen und in den folgenden Jahren hat sich diese Quantität noch so ver- mindert, daß in den Entrepots bedeutende Massen liegen, die kei- nen Käufer finden.

In dem Maße als das Verfahren bei der inländischen Zucker- Fabrication sich vervollklommnete, vermehrten sich auch die Vor- theile derselben über den Kolonial - Zucker. Der Zucker von den Französischen Antillen und der Jnsel Bourbon wurde mit einem Zoll von 45 Franken belegt, der fremde Zuker aber durch eine Nachsteuer von der Consumtion fern gehalten und nur für die Liederausfuhr raffinirt, so daß der inländische Zucker, welcher feinen Zoll bezahlte, die Märkte Übershwemmte und die Zucker- Fabriken sich mit außerordentlicher Schnelligkeit vermehrten. Jm Jahre 1828 zählte man nur 58 im Gange befindliche und 31 im gab es, nah dem Be- des Grafen d’Argout, bereits 585. Jm Jahre 1828 be- etwa 4 Millionen Kilogrammes, im Jahre 1837 dagegen mehr als 50 Millionen Kilogramme, und diese gewaltige Zunahme hatte in einem Zeitraume von zehn Jahren stattgefunden, Diese Epoche ist Úbrigens der Culminations-Punkt der inländischen Zueer - Fabrication; seit jener Zeit ist ihr Auf- s{chwung durch den Zoll, womit sie belegt wurde, gehemmt wor- den. Das Geseß vom 18. Juli 1837 hat ihrem Gedeihen ein Ziel gesezt. Die Seehäfen, die Kolonisten und der Schaß schie- nen auf gleiche Weise dabei interessirt zu seyn, den Aufschwung der Production des inländischen Zuers zu hemmen. y

Da Frankreich sich den Alleinhandel mit seinen Kolonieen vorbehalten hat, und da die Seehäfen den Haupt -Vortheil aus diesem Handel zogen, so mußten die Verluske, welche die Pflanzer auf den Antillen und der Jnsel Bourbon durch die Konkurrenz des Runkelrúben- Zuckers erlitten, nothwendig auf die Häfen zu- rickwirken: auf der einen Seite waren, die Transporte zur See vermindert worden und auf der anderen Seite hatte die Ausfuhr des Mutterlandes abgenommen. Hierzu kam noch eine Rücksicht anderer Art. Die Kölonieen schulden unseren verschiedenen Häfen sehr große Summen, die man auf etwa 60 Millionen Franken \häßen fann;z die mißliche Lage der Kolonisten mußte nothwendig die Gläubiger mehr oder weniger kompromittiren. Und diese Un- behaglichkeit war eine wirkliche, denn mehrere Jahre hindurch hatte man in unseren tropischen Besikungen den Zucker bis zu einem solchen Grade mit Verlust produzirt, daß er auf den Mä: k- ten von London und Rotterdam theurer war, als in den Entre- pots zu Havre, Dies war um so beunruhigender, da die Engli: schen und Spanischen Kolonieen den Zucker nach einem verbesser- ten Verfahren und wohlfeiler erzeugen, als die Französischen Ko- [onicen, Die Hâfen machten noch aufmerksam darauf, daß cs im nteresse der Nation nothwendig sey, nicht durch den Untergang der transatlantischen Besißbungen die Handels-Marine, welche die Grundlage der Kriegs:-Marine bilde, zu shwächen; und der Un- tergang der Kolonieen war in der That gewiß, wenn der inlän- dische Zucker noch einige Jahre hindurch auf dieselbe Weise mit dem Kolonial-:Zucker konkurrirte.

Der Schaß seinerseits sah seine Einnahme von dem Zucker von Jahr zu Zahr vermindert und cs war leicht, den Zeitpunkt zu berechnen, wo dieselbe völlig null werden mußte, Deshalb legte der Handels-Minister, Herr d’Argout, im Jahre 1836 der Kam- mer einen Geseß-Entwurf vor, der den Zweck hatte, den Runkelrúben- Zucker mit 15 Fr. für 100 Kilogramme, ohne die Kriegs-Steuer,”) zu belegen. Dieser Vorschlag wurde nicht angenommen und nach- dem darúber an die Deputirten-Kammer berichtet worden war, blieb er bis zum folgenden Jahre in dem Portefeuille liegen, Herr Duchäâtel, damals Handels-Minister, nahm ihn wieder auf und modifizirte ihn in einem wesentlichen Punkte, Herr d'Argout hatte vornâmlich die Jnteressen des Ce berúcksichtigen wol- len und indem er den inländischen Zuer ésteuerte, wollte er die Verluste, welche der Kolonial- Zucker herbeigeführt hatte, kompen- siren. Herr Duchätel yernachlässigte dagegen den fisfalischen Ge- fichtspunft und glaubte, daß man in einem guten Staats-Haus- halt sowohl den Kolonial-Zuer, als den inländischen begünstigen müsse; deshalb legte er cinen Geseß:Entrourf vor, dessen Haupt- Bestimmung eine Berminderung von 20 Fr. fúr 1909 Kilogram- mes Kolonial:Zucker warz der Zoll von 45 Fr, würde dadurch

= 2 Pfund 4 Loth Preußisch. s-Stleller (décime de guorre) wird bet den indirek- imme! beibehalten; eine Steuer von 15 Fr. giebt Einnahme von 16 Fr, 50. Cent., da 45. Fr.

Dasselbe

richte trug die Production

*) 1 Kilogramme

**) Die Krie ten Steuern noch) in der Wirklichkeit eine C (nah der Becsteueruttg yon e 49 Fr, 50 Cent, geben, is mit allen indirekten Steuern in Frankreich der Fall,

| begúnstigte endlich die Coñsumti Aus diesen verschiedenen Ge l ner vernün

| a!so das Prôjekt den Prinzipien ei | und zwar um so me

chaft vollig angemessen, Tarife fúr die fremden Waaren re und Bra dlich besser, als die Abgabe, um den n zu begegnen, die in Das Band, Mutterland knüpft, wird mit jédenm in den

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| men.

auf 25 Fr., ohne die Krieg den Berechnungen, deren tirten-Kammer einräumte, gestattêten die den Zueer-Sorten niht ohne Gefahr

so starke Herabsekung, und die Komnmissi wenn man dieselbe auf 15 Fr. festseßte,

dukte neben einander gesichert werde. die der

waren die drei Haupt- nteressen, hâfen und der inländischen Pflanzer,

N

Die so modifizirte Herabseßung | machte der Unbehaglichkfeit der Kolonieen ein | Handel wieder; die Seehäfen waren zufrie | Höffnung, ihre in die Kolonieen auf

| men wieder zu erhalten; der neuprojek | ländischen Zucker von allen Abgaben,

Preise.

Englischen, Spanischen

Die Herabseßung war unen | politischen und kommerziellen Eventualitäte | einer mehr oder weniger nahen Zeit eintreten fonnten. | welches die Kolonieen an das | lockerer und wenn das unvermeidliche Schisal nn die Sklaveréi verschwunden Die Kultur

Tagéê

Tropen - Ländern sich erfúllt, we seyn wird, dann wird es vielleicht ganz zerreißen, | des Zuekers wird, wenn nicht aufgegeben, doch

on dur sichtspunkten betrachtet, war ftigen Staatswirth- hr, als es auch die

s-Steuer, reduzirt i Richtigkeit die Kommis Betriebs-

das

den Antillen i 1 tirte Tarif befreite den in- von allen Plaereien und

worden seyn. Nach

sion der Depu- Köstèn der beí- für die Runkelrúben eine on hatte geglaubt, daß,

Bestehen beider Pro- Durch diefe Modification

Kolonieen, befriedigt. begünstigte de

der

See-

n Rohrzuer, Ende und belebte den den und hatten dié

llen gesteckten Sum-

ch eine Erniedrigung der

ulirte, und die Nachsteuer von ilianischen Waaren herabseßte-

| múhevoller Anbau gewählt werden.

S venn 1 wenigstens be- hräânft und wie auf Haiti von den freien Menschen ‘ein weniger

Das Projekt des Herrn Duchäâtel ging indeß nicht durch und

das Geseß vom 18. Juli dekretirte bloß d

lándischen Zücker.

die wahren“ Jnteressen des

Dies rein fiskalische und o Landes abgefaßte Géseß hatte indeß

ie Abgabe von dém in- hne Rúcksicht auf

feine Dauer; es hatte Jedermann getäuscht und selbst den Schaß.

Auch war man genöthigt, es sei

t dem Monat August 1839 durch

eine Ordonnanz zu verändern, Man behielt die Steuer von 15 Fr. für 100 Kilogrammes inländischen Zuer bei; da aber des- senungeachtèt die Umstände für den Kolonialzucker von Tage zu Tage trauriger wurden, da er in den Entrepots liegen blieb, die Bersendungen nach Frankreich sich verzögerten und die Einnahme

von dem Eingangszoll sich der Úberseeischen Pflanzer so schwie den Kolonial-Zuker vermittelst einer Ordonnanz, mern um Rath fragen zu können, Wir werden weiterhin darthun,

(dégréver) mußte.

daß

seitdem verminderte, so wurde die Lage rig und verzweifelt, daß man und ohne die Kam- zum Theil von der Steuer befreien

dieser

Ausweg nur ein unwirksames Palliativ-Mittel war und daß selbsk

das in der vorhergehend

en Session votirte Geseh dem Kolonial -

Regime nur unzureichende Garantieen bietet, indem es den {nlän-

dischen Zucker vollig zu Grunde richtet, Wir haben uns absichtlich auf die Epoche von 1837 und auf

das von Herrn Duchätel vorgelegte, aber von den Kammern verworfene Geseß beschränkt; denndie Maßregeln dieser Epoche haben úber die Zu-

funft der inländischen Zucker

Fabrication und vielleicht auch über

die Zukunft unserer Kolonicen entschieden, Man fonnte heut zu Tage immerhin die damals von dem Handels - Minister gemach: ten Vorschläge, d. h. die Herabseßung der Zölle, annehmen, sie wúrden ohne Wirksamkeit bleiben, da die Umstände niht mehr dieselben sind und die respektiven Zustände, worin sich damals die beiden Zucker-Arten befänden, fich nicht mehr darbieten werden. Jm Jahre 1837 war es noch möglich, sowohl die inländische Zuker-Production, als die der Kolonieen zu leiten und vielleicht

auch zu beherrschen; heut zu Tage i Die Beweglichkeit der Geseßgebung,

st dies nicht mehr möglich, die engherzigen Ansichten des

Fiskus und die persónliche Ungewißheit der verschiedenen Minister, die auf einander gefolgt sind, haben Alles verdorben und die Hauptbasis aller Jndustrie, die Sicherheit, vernichtet. Und bei allen diesen Wendungen hat auffallenderweise nicht einmal der Schaß seine Rechnung gefunden. Eine aufmerksame Prúfung würde ihn haben erkennen lassen, daß die von Steuern freie Run: felrübe, bei der Entwickelung, welche sie nahm, auf indirekte Weise dazu beitragen mußte, die öffentlichen Einkünfte zu verz mehren. Zahlreiche Anzeichen beskätigten diese Hypothese Und die Departements, welche die meisten Fabriken besaßen, waren auch diejenigen, in denen die indirekten Steuern am schnellsten zunahs

Später, wenn wir die Zucker-:Jndustrie in ihren Beziehun-

gen zum A&erbau untersuchen, werden wir auf diesen Punkt zuz ruckfommen, und es wird uns nicht {wer fallen, zu beweisen, daß der inländische Zuer, wenn man ihm keine Fesseln anlegt, durch die Arbeit, welche er veranlaßt und durch die Consumtion, die er hervorruft, in wenigen Jahren die Verluste, welche man durch den jeßt unvermeidlich gewordenen Verfall der Franzdsisczen Kolonieen erleiden wúrde, völlig erseßt. Ma diesen vorläufigen Erläuterungen, die uns unerläßlich schienen, fommen wir zu den statistischen Angaben, ‘ole eine Jdee von dem vergangenen, dem gegenwärtigen und. dem zukünftigen

Zustande der Zucker: Jndustrie geben werden,

Um den Einfluß

der successiven Geseßgebung auf die inländische Fabrication darzu- thun, wollen wir mit der Uebersicht dev Zucker-Siedereien begin- nen, dic im Jahre 1837 vorhanden waren, zu welcher Zeit diese Zndustrie, wie bereits erwähnt, ihren Culminationspunkt erreichte und dann vergleichende Angaben aus frúheren Jahren hinzufügen, um die schnellen Fortschritte der Fabrication des Runkelrüben:

Zuckers vom Jahre 1828 bis 1837 zu zeigen.

Namen der

Departements,

Zahl der

thätigen [nen

Fahrifén.

im Jahre | Fabriken. 1828/1830[1836[1837

Zahl der

vorhande- und im

Bau ‘be- riffenen

tements

im Fahre

1830|1836|1837

Zahl der Zuker fabrizirenden Depar-

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Aude S Bouche du Rhone Calvados... El Cas Charente inférieure.………. Cher R rot N Cóôtes du nord S Ler 6s bd Drome .

Eure Und Loire... Gâronné (haute)... Gers . Gironde 5, Wade 904 DETAWT - rmorod cam

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