1841 / 263 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

überaus beunruhigend bezeichnete. Er rechtfertigte Sir Robert Peel wegen seines Stillschweigens über die von ihm beabsichtigten Mittel zur Deckung des Ausfalles dadurch, daß er auf die Unbe- fanntschaft desselben mit den Details des Finanz- Zustandes hin- wies. Deshalb wollte auch er sich auf keine voreilige Versprechun- gen einlassen, sondern nur die Versicherung Namens der Regie- rung ertheilen, daß alles Mögliche geschehen solle, um dem beste: henden Elende abzuhelfen, die Hülfsquellen des Staates zu meh- ren, dessen Jnteressen zu \chüKßen und alle Klassén zufrieden zu stellen. Was die Getraidezölle betresfe, so glaube er, daß an die Stelle des mitunter bis zum Verbote gesteigerten Schußzolles ein Schußzoll im wahren Sinne des Wortes treten müsse, und zwar ein Zoll, der bei dem genúgenden Schuße des Ackerbaus mit Nüeksicht auf den Konsumenten möglichst niedrig gestellt sey. Dabei aber músse er einem auf und ab steigenden Zolle vor einem festen den Vorzug geben, da ein fester Zoll sei- ner Ansicht nach sich nicht durchführen lasse, denn derselbe würde in Zeiten keichlicher Aerndten den Landmann in England nicht genügend schüßen und bei Mißwachs die Preise des Getraides zu hoch stellen. Schließlich rechtfertigte Sir James Graham {einen Uebergang von den Whigs zu den Tories, Er wollte den Abfall von einer Partei nur dann nicht entschuldigt wissen, wenn es aus direkt selbstsüchtigen Absichten ge{c ehe ; Cr aber babe niht aus Egoismus Lord Melbourne und seine ‘Partei verlassen, sondern nur, weil dieselben auf seine Warnung, O’Con- nell nicht zu viel nachzugeben, nicht hätten hören wollen, Jm Jahre 1835 habe er sich dem Peelschen Ministerium nicht ange- {chlossen, weil ihm Sir Robert Peel nicht bekannt gewesen sey, weil er ihm Jahre lang gegenüber gestanden und eben erst die Partei verlassen gehabt habe, zu der er ebenfalls seit Jahren ge- hórt. Jebt hâtten sich die Umstände geändert. Er habe sieben Jahre lang mit Sir Robert Peel gemeinschaftlich gewirkt, seine politische Rechtlichkeit, seinen Werth, seine Vorzúge als Privat- mann fennen gelernt. Sir Robert Peel habe ihn stets mit Güte und Hochherzigkeit behandelt, und er würde undanfbar seyn, könnte er dies vergessen. / :

Ueber den jeßigen Prôsidenten der Handels - Kammer, Sra von Nipon, giebt der Globe folgende biographische und politische Notizen: „Lord Ripon is ein jüngerer Bruder des Grafen d Grey. Er wurde von Jugend an für eine Anstellung erzogen und legte sich besonders auf das Studium der Staats-ODekono- mie und des Finanzwesens, Jm Jahre 1807 trat erx als Mit- glied für Ripon ins Unterhaus, und als mit dem Tode des Herrn Fox das Whig- Ministerium sich auflöste, gehörte er, da- mals Herr Friedrich Robinson genannt, zu den festesken Stüßen der Loryistischen Nachfolger, Hèachdem er als Staats-Secretail ehr Jrland angestellt worden und diesen Posten zwei Jahre lang befleidet hatte, wurde Herr Robinson im Jahr 1812 zum Vice- Prásidenten der Handels-Kammer und Zahlmeister der Flotte er- nannt, _ Jm Jahr 1815 brachte Herr Robinson die mit Recht {o unyopulairen, immer verderblicher wirkenden Korngeseße ins Unterhaus. Die allgemeine Aufregung war bei der zweiten Ber- lesung diefer Bill in London sehr groß. Herrn Robinson?s Woh- nung wurde angegri|sen und zum Theil zersiort. Auch die Woh- zungen anderer fur jene Maßregel sich erklärenden ‘Parlaments- Mitglieder wurden beschädigt, Im Zahr 1518, als Lord Clancarty starb, folgte Herr Robinson ihm in der Präsidentschaft der Handels- Kammer, verwaltete dieses Amt fünf Jahre, wurde dann Kanzler der Schaßkammer und erbielt einen Plaß im Kabinet, Dies war der Zenith seines Ruhms. Einige Borschläge zur Herab- feßung der Steuer auf Wein und Spiritus machten ihn sehr po- pulair. Seine Schilderungen von dem gedeihlichen Zustande des Landes, die sich leider als falsch erwiesen, verschafften ihm von S obbett den Namen Gedeihlichfeits:Robinson. Als Canning Pre- mier-Minister wurde, erhielt Herr Nobinson den Titel Lord Go- derlich und fam als Staats-Secretair für die Kolonieen ins Öber- ß aus, Jeßt war er in stetem Kampfe mit _den Tories unter der Leitung des Herzogs von Wellington und Sir R, Peel's, Jeach &anning’s Tode wurde Lord Goderich Premier-Minisker, fonnte sich aber gegen die Jntriguen der Tories nicht halten, Herz- und áeiskgelähnit zog Lord Goderich sich zuru, der Herzog von LGel- lington folgte ihm und der Toryismus erbluhte von neuen. Schon damals bewies Lord Goderich sich als schwankend und wanfelmüthigz jeßt hat er sich sogar denselben Mannern zugesellt, dié ihn cinst so giftig bekämpften und seinen edlen Freund Canning zu Tode heßten,“ ¿ t Sr x 2 Y Ein Artikel des S ta ndard úber die Jrländischen Berhalt- nisse hat den Oppositions - Journalen Stoff zu scharfen Bemer- fuñgen gegeben. Die Dublin Evening Mail hatte namlich bereita einen Ton bes Mißtrauens und der Feindseligkeit gegen

-

T O af e S [9 1 ck Ea Sir N, Peel angesiimmt und i beklagt, daß man die Fuhrer

f

Ker Jrländisch - protestantischen Partei nicht ins Ministerium auf: genommen habe, Der Standa r d erwieberte in ctnem schr ernst und gemessen gehaltenen Artikel, er kenne reine Jrländischen Daup- ter dex Protestanten, als solche, die durch lhr Benehmen vor acht oder neun Jahren die Frländisch- protestantische ‘Partel vernichtet bâtten ; die wahren Haupter der protestantischen Partei im Reiche, der Herzóg von MNewdcalsile, der Herzog von Buckingham, Lord Lowther und Sir Edward Knatchbull, hatten perfôn- lich oder durch Verwandte Theil am Kabinet, und die Jrländi- chen Protestanten wüßten, daß man ihnen vertrauen fonne. Zene mürrenden Orangisten chimpften bloß, um sich zu höheren Preisen zu verkaufen. Die Oppositions - Blätter ermangeln nicht, diese gleich im Anfang sich zeigende Spaltung auszubeuten, und die Morning Chronicle bemerkt: „Wir wünschen Sir Robert Peel Gl zu seinen Aussichten in Frland bei der gerechten und

furchtbaren Aufregung des Nolfkes auf der einen und dem Miß- vergnügen der Ultra?s seiner eigenen Partei auf der anderen Seite,“ Ueber die Ernennung Lord Elliot's zum Secretair von Jrland, eine Ernennung, welche die Dublin Evening Mail besonders angréift, sagt dieMorning Chronicle ausdrücklich, es sey dies diè beste Wahl, die Sir Röbert Peel unter den vorliegenden Um- ständen habe treffen konnen, und die dadurch gegebene Bersicherung, daß er Jrland mit Mäßigung und Gerechtigkeit verwalten wolle, erwecke sogleich den Grim der Orangisten, in deren Sinn er N! roerde verwalten müssen, wenn er Ruhe vor ihnen haben woue, : Unter den im Unterhause angekündigten Anträgen besindet sich auch das Gesuch um Aufhebung eines unter der Königin Elisabeth erlassenen GBeseßes, welches Jedem, der am Sonntag ohne genügende Ursache seine Pfarrkirche nicht besucht, eine Geld- strafe von 1 Shilling auflegt, und eines unter Jakob 1. erlasse- nen Geseßes, welches diese Strafe auf 20 Pf. St. bestimmt, wenn vier Sonntage hinter einander die Pfarrkirche nicht besucht wird. „Dieses Géseß“, sagt der Globe, „wurde besonders gegen Katholiken sehr streng vollzogen. Unter der Regierung Karl's U. mußté Jemand zwei Jahre hindurch für sih und 11 Mitglieder seiner Familiè monatlich 240 Pfd. Sk. bezahlen und würde noch mehr zu bezahlen gehabt haben, hâtte er nicht die Vorsicht gez braucht, protestantische Diener zu halten, Man sollte denken, der-

ly 01° E A «oil 5 aber die Beschrelbung |

| |

neues Werk,

Kie Schilderungen der Wa

gu 1170

gleichen Anordnungen wären in unserer liberalen Zeit veraltet,

aber es ist noch nicht eine Woche her, seitdem die Verfügung der

Königin Elisabeth gegen 11 Personen in Anwendung gebracht

wurde.“

Zwischen Großbritanien und Bremen is unterm 30. August durch den bisherigen General - Postmeister, Grafen von Lichfield, und den diplomatischen Agénten für die Hansestädte, Hérrn Col: quhoun, eine Convention zur gegenseitigen Herabseßung des Brief- porto's abgeschlossen worden. Bekanntlich ist vor einiger Zeit ein ähnlicher Bertrag zwischen ( \roßbritanien und Hamburg zu Stande gekommen.

Zu den Vorwürfen, welche die Journale der Tories jeßt ge- gen die Maßregeln des Whig-Vêeintsteriums erheben, gehört auch ein strenger Tâdel des Vordringens nach Afghanistan, wo Eng: land nichts gewinnen könne, aber ungeheure Opfer zu bringen ge- nöthigt sey. Dagegen erwiedert Capitain Harvey Tucket in einem Schreiben, daß der Feldzug nach Afghanistan dem Britischen Han- del einen sehr wichtigen Weg nach Tentral:Asien erdffnet habe. Bom 1. Mai 1840 bis zum 30, April 1841 seyen Úber Delhi nordwestwärts für 431,816 Pfd. St. Waaren ausgeführt wor den, in dem vorhergehenden Jahre nur für 50,929 Pfd. St., so daß die Zunahme 380,000 ‘Pfd. St, betragen habe, worunter sich [ur 297,000 Pfd. „St, Britische Manufakturwaaren befunden. Ver Russische Handel habe dort bereits einen sehr empfindlichen Stoß erlitten, und gugßer dieser Vermehrung der Ausfuhr über Delhi nach Kabul habe sich auch die Ausfuhr von Delhi nach dem Sind und dem Pendschab in demseiben Berhältniß er- poeitert.

Die Morning. Poft erkennt es mit Dank an, daß Jhre Majestät in treuer Bewahrung der Grundsàße der Constitution ihre persbnliche Deiguiig theilweise zum Opfer gebracht. Das ge- nannte Blatt glaubt, diese Bereitwilligkeit werde in den Augen der Nation so wenig verloren seyn, als bei der nun herrschenden Partei, und dadurch ihren Lohn finden, daß Lektere nunmehr mit verdoppeltem Eifer ZJhrer Majestät Wünsche zu erfüllen sich beei- len werde.

Hinsichtlich China?s verspricht die Times ein frâftiges Auf- treten des neuen Ministeriuins, Capitain Elliot und die Whigs, sagt sie, hâtten den großen Fehler gemacht, die Chinesische Regie- rung in dem Jrrthum zu lajsen, England sey vollkommen von China abhängig und fkônne ohne seinen Thee nicht leben. Da- durch sey die Chinesische Ziegierung in ihrer Hartnäâigkeit nur bestàrft worden und fönne nur durch die frôftigsten Maßregeln enttauscht werden. j

Der Sun sagt: „Jn Paris glaubt man allgemein, die Be- wegungen der Französischen Flotte hätten, wie auch wir gleich an- fänglicy vermutheten, Beziehung auf den Streit zwischen der Pforte und ihrem Vasallen, dem Bey von Tunis, England nimmt fich des Sultans an, und unter Herrn Thiers lâfligen NRermächtniisen an das gegenwärtige Kabinet scheint auch die Ber- pflichtung zu seyn, den Bey aufrecht zu erhalten. Zwischen Frankreich und England dürste die Sache leicht zu {lichten seyn, F der Bey nicht im Stande, den Tribut zu bezahlen, so wäre Frisi-Berwilligung doch vernünftiger als ein Bombardement s.iner Hauptstadt, das einen Zusammenstoß der Flotten zweier großen Bolker zur Folge haben. fönnte, die kein Recht haben, sich zu Schiedsrichtern in solchen unbedeutenden Fragen aufzuroerfen.“

Der Herzog von Wellington erfreut sich jeßt einer solchen guten Gesundheit, daß er {wischen 7 und 8 Uhr Morgens, was für London sehr früh ist; inden Parks spazieren geht.

Der Großsiegelbewahrw, Hexzog von Buckingham, wurde in

diesen Tagen bei Pendléy durch das Scheuen seiner Pferde aus dem Wagen geworfen,--ohne sich jedoch bedeutend zu verleßer. ___ Graf de Grey, del jeßige Lord-Lieutenant von Zrland, ift ein Sohn des Lords Grantham, von dem er die Baronie Grantham 1786 erbte; im Jahre 1833 gelangte er durch den Tod seiner Tante, der Schwester seiner Mutter, Grâsin de Grey, zu seinem jeßigen Titel.

Ein Engländer aus Bombay meldet, daß er seine leßte Reise von Spithead bis Bombay in 345 Tagen zurückgelegt habe,

Kondon, 14, Sept. Mistreß Norton widerspricht in einem Schreiben an mehrere Blätter dem Gerüchte, als beabsich- tige sie, die Bühne zu betreten. i

Es hat sich hier ein Verein von Malern (in ODel- und Was: farben) gebildet, der sich den „Radir - Klub“ nennt. Jedes Mitglied soll seine eigenen Gemälde radiren, die dann den besten Werten der Englischen Literatur beigegeben werden follen. Die e Sammlung dieser Art ist für Goldsmith?s „Deserted Vil:

T

ge“ bestimmt. er einst fashionable Vergnúgungeort BVaurxhall, dessen Ruhm noch lange in den Werfen von Addison, Fieiding und Horace Iglpole fortleben wird, und dessen Blüthezeit sich noch einige der jeßt Lebenden erinnern, ist für immer gescklosson worden. in der vorigen Woche wurden die Gärten, wroelche dem leßten Besißer 60,000 Pfd, gekostet haben, füt 20,000 Pfd. verfauft. 5 Non dem Amerikanischen Novellisten Fenimore Cooper is ein „The Deerslayer”, erschienen, w dem Besten, nachsteht. Die Erzählung ist einfach, es Lebens und der Sitten der Indianer, ) ld- und Sec-Landschaften sind geschrie- Ben, wie es nur Cooper vermag. ; Die Königin und Prinz (lbrecht haben sich von Claremont nach Windsor begeben. Am. Mon'ag fand im ¿Bindsor- Park ein Teld-Manbver statt, dein die Königin, der ‘Prinz und die zum Hofstaate gehbrenden Personen, „von den Fenfiern aus zuschauten, und mit dessen Ausführung sie sehr zufrieden waren. ;

Z l D [

a t

elches

was er geschrieben, nicht

Ô

Belgien.

Brüel, 17. Sept. Der Preußische Geheime Obeï-Revi- sionsrath und Professor anu der Universität zu Berlin, Herr von Savigny, befindet sich seit einigen Tagen hier. i

m 12tcn d. Morgens gewahrte auf der Straße von Brúf- sel nach Wavre -ein Fuhrmann, der einen mit Del und anderen Elúissigkeiten, Kisten und Ballen Koloniairoaaren und Kalk beladenen Karren führte, als er noch drei Viertelstunden von Wavre ent- fernt war, daß die Waaren Feuer gefangen hatten: einige Tropfen Oel, die in den Kalk gefallen waren, hatten bald Alles, was ihn umgab, entzündet, Der betäubte unglückliche Fuhrmann, allein auf der Heerstraße, lief eiligst {0 Minuten weit, um Hülfe zu holen, allcin das Feuer verbreitete slch mit Blißesschnelie. Uls der Fuhrmann mit einigen Leuten von einem in der Nahe gele: genen Meierhofe anfam, hatte man nur noch Zeit, die Pferde auszuspannen, um sie nicht mit der Úbrigen Ladung verbrennen zu lassen. Alles, mit Jubegriff des Karrens, würde in weniger als einer halben Stunde verzehrt, Der Verlust wird auf 6000 Fr. geschäßt. :

Der Kaiser von Rußland hat bei dem Büchsenschmied Mal- herbe zu Lüttich 15,000 gezogene Perkussions - Karabiner, Preis 80 Frs, fúr jeden, fúr die Kaiserliche Garde bestellt, Diese

Waffen, tragen 1000 Schritt weit, man richtet sie auf sehr leich- ten Stúßen, die man nach dem Schusse in die Patrontasche set, Eine in dem Kolben angebrachte Büchse enthält einen Kugelzie- her, eine Nadel 2c. Nie hat man Regimenter mit vollklommene- ren Flinten bewaffnet gesehen. - __ Jm Journal de Liege liest man: „Wir vernehmen, daß seit furzem Holländische Offiziere zu Lüttich mit dem Auftrage angefommen sind, für ihre Regierung bei unseren Fabriken Waf- fénbéflellufiJén zu machen. Sie haben diese Absicht bei einem Besuche, den fle dem Bürgermeister machten, angezeigt. Man muß sich wegen eines Umstandes Glúcf wünschen, der fúr die fúnf

( 9 or ht » 9. » 5 2 S E Es e indungen der beiden Länder von der besten Vorbedeu-

a Deutsche Bundesstaaten.

A E DES E s

München, 17. Sep Fines der i; rf Ai 6 E: Sept, Eines der in dem neuen Arkaden- flügel am Hofgarten begonnenen Gemälde is seit einigen Tage jon dem Gerüste befreit und zei bs i Sai rig on dem Gerüste befreit und zeigt, nebst Verzierungen im Pom- pejanischen Geschmacck, eine Scene des Griechischen Volkslebens Die Decke des Arkadenbaus ist schon seit längerer Zeit vollendet und mit bunten Ornamenten geziert, Der Boden des Arkaden- ganges wird durchgängig mit Asphalt gepflastert,

Die hiesige p olitische Zeitung empfiehlt allen Städten, Markten und Dorfern, welche für den Zweck der Landes - Ver- Éa 1 17 »(; A5 M 515i E | j (j j i 8 s schdnerung besondere Vereine zu bilden beabsichtigen, die unlängst veröffentlichten Statuten für den Verschönerungs - Verein in Bromberg im Preußischen Regierungs - Bezirke gleichen Namens.

Stuttgart, 16. Sept. (Nat. Z) Die Feier der fünf- undzwanzigjahrigen Regierung des Königs ist hier so weit vorbe- reitet, daß gestern das fask einen Dructbogen einnehmende Pro- gramm uber den Festzug gegeben werden konnte. Dieser Haupt- theil der Feier, worin nichf hur die Residenzstadt, sondern zugleich die sammtlichen Bezirke des Landes und viele Städte béföndets repräsentirt sind, wird am 28sten d. M. stattfinden und än Größe und Sinnigkeit Alles überbieten, was an solchen landesherrlichea Festlichkeiten je hier vorgekommen is. Am Tage vorher ‘wird das Geburtsfesk des Königs in den Kirchen und hier auch im Thea- ter feierlich begangenz am 29, und 30, September und am 1. und 2. Oktober folgt die Fortsezung des Hauptfestes in dem FFesischießen, dem Wettrennen und dem landwirthschaftlichen Feste in Canstatt. Der Haupttag, der des Regierungs- \ntritts dürfte auch von Seitèn ‘des Königs mit der Ausúbung des verfafsun S: mäßigen Begnadigungs-Rechtes gefeiert werden, Y E

S Manuheiun, 17. Sept, Graf Appony, Oesterreichischer Mads after aw. Franzöfischen Hofe, und Barón von Otterstädt, Preußischer Gesandter in Karlsruhe, sind gestern hier eingetroffen __ Sämmetliche Aemter des Großherzogthums sind in Folge eines Erlasses des Großherzoglichen Ministeriums dés Jnnern vom 10ten d. M, in Kenntniß geseßtk»-worden, daß die baupolizei- liche Erlaubniß zur Aufführung von Gebäuden in der Nähe der Eisenbahnhbfe oder der dazu bereits definitiv bestimmten Plâke E Erlaubniß des Ministeriums des Jnnern nicht zu erthcilen ift. E

i Braunschweig, a Ge Ca Aa Al ter am heutigen Tage erbvffneten 19ten Bersammlung der Deutschen Naturforscher und Aerzte sind an 450 fremde Theilnehmer hier eingetroffen, unter denen sich jedoch Alex. von Humboldt und Ber- zelius, deren Theilnahme man schon früher öffentlich verfündiate, nicht befinden, Humboldt?s Gegenwart wird schmerzlich vermißt, da in seinem hohen umfassenden Wissen und in dem außerordent-

lichen Reichthume dessen, was er fúr die Naturwissenschaften in allen ihren T heilen leistete, voller Grund gegeben ist, ibn als den eros Deuts scher Naturforschung zu verehren, dessen Gegenwart der : Zerfamm- lung erst die hochste wissenschaftliche Weihe gegeben haben würde. Doß Ofen, der Gründer dieser Versammlungen, die Einladung “zur Theilnahme abgelehnt hat, ist ein Ereigniß, was sich schon seit längeren Jahren regelmäßig wiederholt; zu beklagen is es dabei aber, daß er in seiner Antwort sich mit dem gegenwärtigen Geiste der Versammlungen, als zu wenig auf Förderung der Wissen- schaften gerichtet und zu viel dem gesellschaftlichen Vergnügen hingegeben, sehr unzufrieden zeigte und deshalb zurückblieb.. Von Braunschweigs Seite ist Alles aufgeboten worden, dem Vereine den Aufenthalt hier angenehm zu machen und ihn “so für den Mangel bedeutender Institute und namhafter Máän- ner, deren, als für den Maturforscher und Arzt von nâherem Znteres|fe, Braunschweig nur wenige hat, möglichst zu entschädigen: Festlichkciten aller Art sind im großartigsten Style vorbereitet worden, und zum Versammlungs-Lofal wurde die herr- liche Aegydien- Kirche auf eine wahrhaft glänzende Weise ausge: I, so daß dem Bereine schwerlich jemals ein großartigeres Lofal zu Gebote stand; mit einem Worte: Braunschweig erkennt auf jede Weise dankbar die Ehre an, welche der Stadt durch die Wahßht zum diesjährigen Bersammlungsorte der Deutschen Natur- forsher und Aerzte zu Theil wurde.

FSranffurt a. Vê., 18. Gesandte am Oesterreichis

Sept. Gestern ist der Russische i C ¡ti angekommen,

chen Hofe, Baillie von Tatitschesf, hier

e 18,

«e ckèp

r Frankfurt a. Sept. Nach längerem Aufenthalt verließ heute Se. Königl. Loheit der Kurfürst von Hessen unsere Stadt und begab sich nah Baden zurück. Dés Großherzogs von Mecflenburg-Scbwerin Königl. 9: oheit ist gestern hier angekommen und wird mehrere Tage hier verweilen. Der Königl. Preußische Gesandte am Kaiserl. Oesterreichischen Hofe, Herr Graf von Malßan, war gestern wieder auf dem Johannis- berg anwesend, so wie auch der Bundes-Präsidial-Gesandte, Herr Graf von Múnch- Bellinghausen, welcher nächsten WMontag von hier abreift,

Hesterreich.

JISVien, 16. Sept. Der Prinz Johann von Sachsen ist gestern in unserer _Nesidenz eingetroffen. Erzherzog Franz war feinem erlauchten S chwoager entgegengefahren, der nun eine Hof: equipage bestieg und Nachmittags den Kaiserlichen Familiengliedern in Schönbrunn einen Besuch machte. Heute ist der Prinz schon wieder auf der Eisenbahn nach Brünn zu dem dortigen Lager abgereist, von wo er mit seiner Gemahlin dann hierher zurückeh: ren wird. i

Der Kaiser und die Kaiserin haben ihre Reise verlängert und werden erst zum 25, September wieder in Schönbrunn eintreffen, aran am 28, September ein großes Mandver hier abgehalten wird,

Schweiz. Beru, 14. Sept. (Schweiz, Bl.) Der Aargauischen Gez sandtschaft wurde bei ihrer Heimfehr von der Tagsaßung ein

Fesimahl gegeben und von dem Mánnerchor ein Fackelzug mit Gesang gebracht. Die Züricher Gesändtschaft soll in Herzogen- buchsee und auf der Kreuz straße in anderer Art empfangen zorden seyn. E a einem Berichté. des in Tessin niedergeselßten Spezial- gerichts vom 41. September war damals die Zahl der wegen po- litischer Vergehen vèrhafteten Andividuéèn vierundfunfzig. Das Ge- richt meint, die Mehrzahl derselben seyen gar nicht durch Feind- schaft gegen die Regierung zu ihrem Schritte vermocht, sondern sie seyen lediglich verführt worden. Für die Gefangenen dieser Klasse wünscht es Amnestie, und zroar baldige,

Genf, 10. Sept. Unter den vielen Fremden, die seit eini- gen Monaten in Genf verweilten, war auch Lamartine, der un- serem See ein poetisches Lebewohl gesagt hat; ferner der Bischof von Freiburg, der, ungeachtet seines hohen Alters und seiner Krânklichfeit, seinen Genfer Sprengel besucht und hier in meh- reren Kirchen gepredigt hat. Jn diesem Augenblick ist Teste, der Französische Minister der dffentlichen Arbeiten in Genf, um selbs die ganze obere Rhone mit ihrem Ausfluß aus dem See mit Sachkundigen zu besichtigen, da das neue Projekt einer Stauung der Rhone bei dem Ministerium Eingang gefunden zu haben scheint, ein Projekt, wodurch, alle Hindernisse der Beschiffung der oberen Rhone beseitigt würden, selbs die Felsenschlucht der Perte du Rhone. O

So eben verbreitet sich die Nachricht von dem in voriger Nacht erfolgten Ableben des berúhmten Botanikers Professor Decandolle, der schon seit mehreren Jahren kränfkelte, vorigen Monat die Bâder von Lavey ohne guten Erfolg gebrauchte und seitdem schnell seinem Ende entgegen ging. Mit ihm verliert Genf seine größte afademische und wi}senschaftliche Reputation, überdies ¿inen edlen Mann voll Eifer für sein Vaterland und für alles Gute, in welcher Sphäre es sich auch zeigen niochte,

Spanien.

Madrid, 8. Sept. Es geht das Gerücht, daß der Gene- rál-Capitain von Madrid seine Entlassung eingereicht habe und den General La Torre, Grafen von Torre Pando, der lángere Zeit auf Puerto Rico kommandirte, zum Nachfolger erhalten werde.

Die Baskischen Kommissarien werden heute Abend eine Kon- ferenz mit den Ministern haben.

Am 1. Oktober wird hier ein neues Journal der Modera- dos unter dem Titel die Glocke von Toledo erscheinen und in demselben satyrischen Sinne wie der Cangrejo redigirt werden,

© Madrid, 8. Sept. Der Wahn von einer bevorstehen- den fremden Jntervention und immer weiter um sich greifenden inneren Verschwörungen scheint den Regenten und dessen Mini- ser sehr zu beunruhigen. Kein Tag vergeht, ohne daß die ge- druckten Organe des Ministeriums uns versichern, die Regierung kenne und bewache die Berschwbrer und die Ruhe werde nicht

unterbrochen werden. Eben #9 wenig erscheint eine Nummer der |

im Solde der Regierung stehenden Journale, ohne Drohungen gegen das Ausland und vorzüglich gegen die „Macht zu enthalten, die am Ende doch allein im Stande seyn würde, die Ausführung einer bewoaffneten Juntervention zu bewerkstelligen. S6 sagt das ministerielle Abendblatt vom Aten: „Slülicherweise werden die fremden Mächte gar sehr ihre eigene Würde. und selbs ihre eige- nen Jüteressen in Erwägung ziehen, und wir sind überzeugt, daß Frankreich, welches auf seinen Thron einen Bürger-König ge- sekt hat, nicht so infonsequent seyn wird, auch nur daran zu den- fün, auf den Thron des heiligen Ferdinands einen König von Gottes Gnaden seßen zu wollen,“ nd E In Barcelona wurde zur Feier des Aufstandes vom 1. Sep-

tembèr im Theater ein Spottlied auf die Königin Marie Chri- stine und darauf folgender Vers abgesungen:

La cuna de cierto Rey

Diz que fué una barricada,

Tambien otra barricada

Será quizás su mortaja etc. i F (Es heißt, die Wiege eines gewissen Königs wäre eine Barrifkade gewe{en. Vielleicht wird eine andere Barrikade sein Sterbegewand seyn ) Die Progressisten ywerlgngten, daß dieser Bers wiederholt wúirde, und die anwesende Z ehórde gab bereitwillig diesem Wunsche nah. Ein hier erscheinendes Blatt, el Cor responfsal, sagt in Bezug auf jenen Borfall Folgendes: „WVêogen die Männer vom September bedenken, welche Wirkung dergleichen Ungebührlich- feiten in Europa hervorbringen werden, Wenn die Regierung zugiebt, daß man zu dergleichen eine geliebte Königin, die. Mutter J sabella’s IL, verhbhnenden Erzessen in einem Theater Ermächti: gung ertheilt, so ist die Regierung blind, verblendet und verkennt ihre eigenen Interessen, ja, ihre eigene Würde.“ Allein selbsk die amtliche Gaceta theilt alle Tage Adressen mit, in denen die Kd: nigin Christine Verrätherin, Rebellin genannk und auf die unwur- digste Weise beschimpft wird. Das Gerücht, als ob die Königin Christine beabsichtige, den Herbst bei Bayonne zuzubringen, hatte ganz vorzüglich die Aufmerksamkeit des hiesigen Ministeriums er- regt z allein der Spanische Geschäftsträger in Paris scheint jenes Gerficht für grundlos erklärt zu haben; denn ein ministerielles Blatt versichert geskern, aus guter Quelle zu wissen, daß die K9-: nigin nicht daran denke, sich von Paris zu entfernen,

Rom Süden her hatte die Anwesenheit des Generals Don Ramon Narvaez in Gibraltar Besorgnisse erregt. Lie voraus- zusehen war, hat aber der dortige Englische Gouverneur dem Ge- neral nicht gestattet, sich länger als 20) Tage in jenem ‘Plaß auf: zuhalten. Der Vorfall von Algeciras, wóò ein Capitain die Trup- pen ohne Erlaubniß des Obersten zu den Wasfen rufen „wollte, hatte die Veranlassung gegeben, daß die Minister in vierstündiger außerordentlicher Sißung versammelt blieben. Jeßt weist sich aus, daß jener Offizier süßen Weines vell war. Die Spanische Re- gierung erklärt nunmehr (im Espectador von gestern) den Wunsch der Königin Chrisline, ihre an ihre Töchter gerichteten Briefe durch den hiesigen Französischen Geschäftsträger befördert zu sehen, fúr eine „indirekte Feindseligkeit, gegen welche die Regierung die entsprechende Strafe (el debido correc- tivo) anwenden müsse.“ „Bon jeher“, sagt diéses Blatt, „sind die Spanischen Gesandtschaften oder Ambassaden da- mit beauftragt gewesen, die Schreiben, welche Mitglieder unserer Koniglichen Familie und deren erlauchte Verwandte von anderen Höfen an einander richfeten, zu übergeben und entgegen- zunehmen,“ Dieser Auftrag mag bestanden haben, aber eben \o gewiß is es, daß wenigstens die Mehrzahl der Briefe, welche die Ex-Regentin an ihren erhabenen Verioandte, den König ünd die Königin der Franzosen richtete, und nicht weniger die Schreiben welche sie von diesen erhielt, durch den hier beglaubigten Franzd- sischen Botschafter oder Geschäftsträger befördert wurden. Noch vor kurzem wurde dem Herrn Pageot gestattet, ein Schreiben der Ex-Regentin an ihre Königliche Tochter persönlich zu überge- ben, und es scheint, daß es erst dem Eiñflusse des neuen Vor-

1171

mundes gelungen is, in den ÄÁnsichten des Ministeriums eine Aendérung hervorzubringen. ;

Män berechnet die Anzahl der Karlisten, welche in Folge der leßfen Ausdehnung der Aninéstie nah Spanien zurúckfommen dúrfen, auf 45090 Mann. | s

Seit einigen Tagen werden im Hotel des Englischen Ge- sandten verschièdene Vorkehrungen getroffen, die eine bevorstehende Abreise anzudeutén scheinen.

Aegypten.

Alexandrien, 26. August. (L. A. Z) Die beiden Engli- schen Linienschisfe, „Rodney“ und „Calcutta“ sind nach Beirut ab- gegangen, von wo sie in 14 Tagen zurückehren werden. Sie beabsichtigen, die Syrier zu begleiten, welche durch einen Kom- missar der Pforte nah Syrien zurügebracht werden sollen, da der Vice-König jeßt allen Syriern, die sich in seiner Armee be- finden, erlaubt hat, wieder in ihre Heimath zurüzugehen.

Die VBforte hat Said-Bey, Sohn Mehmed Ali?s, der in ei- | nigen Tagen von Konstantinopel nach Alexandrien zurückehren wird, zum Pascha ernannt ; gleich nach der Ankunft Said-Bei's wird Mehmed Ali nach Kahira gehen,

uk (09 d.

Koblenz, 17. Sept. (Rh. u. Mosel- Ztg.) Se. Excel der fommandirende General, Herr Freiherr von Thile U. ist he mit mehreren Offizieren zur Jnspizirung der Badischen Bun! truppen von hier nah Karlsruhe abgereist.

Herr Thiers ist heute frúh um. 10 Uhr mit dem Kölner Dampfboote von Mainz hier angekommen und bei Herrn Le roy abgestiegen. Er war sichtbar betroffen úber die Nachricht von dem Mordversuch gegen die Französischen Prinzen und die Unruhen in Clermont und Paris, wovon er hier die erste Kunde erhielt. Nach kurzem Verweilen fuhr Herr Thiers seiner Gemah- lin, welche, früherer Absprache gemäß, von Ems hierher kommen sollte, entgegen und hatte das Ver núgen, sie bei Lahnstein, durch den Gebrauch der Emser Kur gestärkt, anzutreffen. Er kehrte in ihrer Begleitung hierher zurÚck und Beide reisten, nach einigem Aufenthalt im Hötel de belle Vue, mit dem Düsseldorfer Dampf- boot nach Köln ab, um sich von dort úber Lille nach Paris zu- rúckzubegeben.

Köln, 16. Sept. Der frühere geringere Absaß an wollenen Tüchern der Fabrikanten zu Euskirchen hat sich bedeu- tend vermehrt und die Fabrikanten sind mic dem Erfolge ihrer Geschäfte auf den in der dortigen Umgegend abgehaltenen Jahr- märkften außerst zufrieden.

Das Herannahen der großen Auctionen in den Niederlanden, das anhaltende Fallen der Kolonial - Waaren und die ungünstigen Aussichten fúr die Weinlese haben im Monat August eine Stockung hervorgebracht , die sonst gewöhnlich in ihm zu Ende geht.

Die Strasburger Häuser haben den bis jeßt mit Mainz be- stehenden ausschließlichen Rang-Vertrag gekündigt, um auch mit Köln anbinden zu tdnnenz jedoch sind in Bezug auf die Einrei: chung der Französischen Schiffer und die Rhein-Zoll-Berhältnisse einige Bedingungen aufgestellt, die noch einer genauen Erwagung unterliegen. Der Französische und Niederländische Handels - Ver- trag hat die Bestrebungen aller Rhéinháuser, an den Vortheilen desselben Theil zu nehmen, hervorgerufen : es frágt sich aber noch immer, ob eine Umladung unterwegs überhaupt fkatthaft sey, und bis jeßt scheint nur so viel gewiß, daß die L diederländische Flagge zum Nachtheil der Zoll-Vereins-Flaggen sehr gesucht werden dúrfte, wenn nicht, wie fehr gewünscht wird, auch die/seits ein Schiff-

fahrts-Abkommen mit Frankreich zu Stande gebracht werden soll.

Aachen, 15. Sept. Der in Belgien gestattete zoll: freie Eingang des Weizens und das Gerücht, daß bei fortgeseßter ungünstiger Witterung die Ausfuhr der Cerealien diesfeits be- schränkt werden wúrde, hat eine Vermehrung und Beschleunigung der Ausfuhr, besonders des Weizens, veranlaßt, wodurch die Kör- nerfrüchte einen vorübergehenden Aufschwung genommen haben. Die Ausfuhr úber Aachen betrug im August 13,936 Scheffel Ge- traide aller Art, während im vorhergegangenen Monate nur 3,207 Scheffel ausgeführt wurden.

Der nunmehr erfolgte Anschluß des Großherzogthums Luxem- burg an den Deutschen Zoll - Berein erfüllt die Leder - Fabrikanten im Kreise Malmedy mit lebhaften Besorgnissen einer gefährlichen Konkurrenz auf den Deutschen Märkten Seitens der Luxembur- ger Gerber, welche hinsichtlich der Lohe in bedeutendem Bortheile sehen und durch große Vorräthe die Lederpreise wohlfeiler stellen fónnen. Unter diesen Umständen is der Wunsch nach baldiger Herstellung der Luxemburger Straße in der Richtung úber Vian- den, Ettelbrük und St. Vith nach Malmedy dort allgemein, in- dem die Fracht der Lohe hierdurch wohl um die Hälfte vermindert wurde,

IWo0d's „Neise zur EntdeEung der Quellen des Drus.‘“ (Rach dem Asiatic Journal, Mârz 1841.)

ser des Jndus niedrig sind“, sagt er, „ist das Getóse beim Ein- urz seiner Ufer so häufig, daß es arafteristish wird fúr ten Fluß ; während der Stille der Nacht hört das Ohr gleichsam fre währende Artillerie- Salvenz zwei, drei und selbst vier S Ússè vernimmt man in einer Minute, und in diesem kurzen Zeitraunr wurden selbst dreizehn gehört,“ Jm Süden der Berge is das Thal des Jndus ein Moderbécken, das beständigen Veränderun- gen unterliegt. : L Die Städte am Flußufer haben für den Reisenden wentg Reizz Hala und Khodabad sind kaum Ausnahmen zu nennen denn Boden und Elemente wirken vernichtend für die Architektur. Während des Aufenthaltes in Shifarpur sah Wood eine Messe, welche in dem trockenen Bett des Sinde-Kanals abgehal- fen wurde, zu Ehren des periodischen Steigens des “Indus. Von B'hkur bis Mittun Kote ist das westliche Ufer des Flusses im Besiß von Räubersktämmen, und von Larkfhana aufwärts deuten Wâlle oder eine starke Moder-Veste als Schuß der Dórfer auf die Unsicherheit des Eigenthums. Von Miktun Kote ging Wood nach Ahmedpur und Pshawulpur, dann auf dem Setledsh näch Utsch und wiederum auf dem Chinab nah Mittun Kóôte, am Zu- sammenfluß der Pendschab-Strdme mit dem Indus. Wood lobt den Arrian wegen der genauen Beschreibung des Indus, meint aber, daß der eigentliche Kanal des Stromes von Burnes über- {äßt sey; denn, sagt er, es giebt feinen bekannten Fluß in bei- den Hemisphären, welcher nur die Hälfte des Wasfers wie der Indus führt und welcher niht der Schifffahrt gúnstiget wäre, als dieser weit berühmte Fluß. Die Dampfschifffahrt wird auch hier die Eigenthümlichkeiten erst recht nußbar machen. Eine der- selben wurde von Wood während seines Aufenthaltes in Dhera Ghazi Khan am West-Ufer beobachtet. Vom Tage feiner An- funft (30. Maîï) bis zum 6, Juni stieg der Fluß langsam 14 Zoll täglich und hatte eine Breite von 2974 Yards erreicht; in der Nacht des óten fiel er 18 Zoll und am nächsten Morgen sah man eine verwirrte Masse von Sandbänken, indem der Haupt- Kanalk iu 299 Yards eingeschwunden war. Wahrscheinlich war das Wasser über irgend ein hohes Ufer gestrómt oder hatte einen Damm durchbrochen und war deshalb fo reißend {nell gefallen. Die Expedition ging nun aus Dhera ZJsmael Khan am 2, Juli nah Kalabagh am West:Ufer des Indus entlang. Eine Bergkette tritt in den Fluß, wo die Ruinen des alten Kastells von Kafir Kote liegen und hinderte das Fortziehen des Bootes, doch erreichte man endlich Kalabagh, welches romantisch in einèm Schlunde der großen Salzberge liegt, durch welche der Jndus in die Ebene hervorbricht. Die Raßreszeit, in welcher die Expedition den Strom aufwärts fuhr, war die des periodischen Steigens ; sein Anblick aber von Mittun Kote nach Kalabagh, wo er aus den Bergen tritt, ist sehr verschiedenartig. „An einigen Stellen verbreitet er sih dergestalt, daß man von einem Boote in der Mitte kein Land entdecken fonnte, außer den Jnseln, rociche über seine Oberfläche hervorragen, und den Gebirgen am West-Ufer.“

| IGenn der Fluß niedrig ist, sind die Jnsetn bewohnt, steigt er, o

E E L E L E E R:

Nachdem der Fortschritt der geographischen Wissenschaft die |

Quellen des Nil, des Niger, des Brahmaputra, des Ganges und des Jndus aus ihrem heiligen Dunkel ans Licht gezogen, sehen wir Uns nun auch im Stande, die Quellen des Oxus genau zu bestimmen; denn seitdem der Indus den Engländern nicht Reb für unúberschreitbar gilt, dringen sie mit großer Schnelligkeit in die nordwestlich ihn begränzenden Provinzen und ein muhameda- nischer Kaufmann hat sogar ein Dampfschiff auf demselben in Thâtigkeit geseßt. Diesem Umstande verdanfen wir das oben ge-

E: |

nannte Werk, indem die Englische Regierung dem, Lieutenant | Wood erlaubte, dié Fúhrung dieses Dampfschiffes zu ubernehmen. |

Auf Befehl derselben mußte er sodann das periodische Steigèn des Jndus, die Berbreitung seiner Ueberschwemmungen und die Veränderungen seiner Kan 1836 der Handels-Mission des Alexander Burnes nach Afghani- stan den Jndus hinauf beigegeben, und die Ausführung des einen Zweckes dieser Sendung, nämlich, diesen Fluß von seiner Mün- dung bis nach Attok hinaufzufahren, wurde ihm anvertraut. Die Expedition fuhr von dér See aus den Flußarm Hujamri hinauf und tauschte in Vikkar (einem der zwei Hâfen von Sind) ihre Seeschiffe gegen Sindische dúndé oder Flußbôte aus, Bei dem beständig wechselnden Laufe des Indus if feine Hoffnung vorhanden, den Weg der Flotte Alexander’?s genau zu bestimmen; denn es if ein so gewöhnliches Ereigniß, daß der Fluß sich neue Kanäle sucht und seine Ufer einstúrzen, daß Lieutenant Wood, der selbs Zeuge war, daß Häuser und Landbesiß bei einer solchen Ge- legenheit verschlungen wurden, die Leute, deren Leben doch selb in Gefahr schwebte, kaum darüber erstaunt sah, „Wenn die Was:

le beobachten und wurde im Jahre |

werden die Bewohner vertrieben und bergen rasch ihr Vieh, ihré Habe und selbst ihre Häuser an das Ufer.

Kalabagh steht an dem Südrande der Salzreiße, gerade in dem Schlunde, durh welchen der Jndus in die Ebene tritt; es ist sehr heiß und würde ohne die Leichtigkeit sich zu baden, welche die Hindus fast zu Amphibien macht, unbewohnbar seyn. Jn dieser Stadt machte Wood die Vorbereitungen, den Strom bis nach Attock hinauf zu gehen, obgleich die Schiffer es in dieser Jahreszeit für unausführbar erklärten. Er drang indeß nicht weiter als bis Mufkfud (20 Meilen Engl.), von wo äus er dlé Neise zu Lande fortseßen mußte, In Attock angekommen, unter: nahm er die gefahrvolle Fahrt den Fluß bis Kalabagh hinabzuge: hen, was ihm nur durch die Geschicklichkeit und Kraft der Boots- leute gelang, welche das leine Fahrzeug durch Wirbel und Strb: mungèn der gefährlichsken Art leiteten; denn die ungeheure Wasck sermenge war durch die Detge eingeengt, welche schroff und scharf hineinspringen, so daß die Schnelligkeit des Flusses 9 Engl, Mei: len in der Stunde betrug. „Bon der Mitte des Mai bis Sep: tember ist die Bergfahrt unausführbar; die Thalfährt kann zu allen Jahreszeiten geschehen, wenngleich nicht ohne Gefahr bei hohem Wasser,“

Von Kalabagh reiste Wood durch das Lqnd der Bungi nah

Kohat, eine Ebene 7 Meilen im Durchmesser, schön gelegen und der höchsten Kultur fähig; von dort machte er einen Ausflug in das Land Kuttock zu den Schwefelminen und Naphtaquellen, Dann ging er von Peshawer durch den Khyber - Paß, in wel: chem die Beste Ali- Masjid liegt, nach dem Lande des Sufeid Kuß, Nanjnahar oder die „Neun Flüsse“ genannt; von Khyber bis Cabul ist jeder fulturfähige Fleck angebaut, Jn Cabul fand die Mission bei Dost Mahomed Khan eine freundliche Aufnahme. Wood beschreibt ihn als einen Mann von etwa 45 Jahren, deo indeß alt und verzehrt aussieht; von Gestalt ist er breit und fnoz chicht; seine Züge sind stark gezeichnet und haben einen Ausdruck von Strenge, doch sind seine Augen von besonderen Glanz und zeigen Klugheit. Von Cabul wurde ein Ausflug in den Kuh Daman gemacht, bekannter unter dem Namen des Kohistän oder des Thals von Cabul; an seinem oberen Ende auf ¡der Ostseite ist der Preig-Prawan oder der sih bewegende Sand, von wel: chem Wood ohne große Bewunderung spricht; er bringt ein Ge- râush hervor wie das Rollen einer entfernten Trommel, oder wie das Wispern eines Volkshaufens, __ Auf ihrem Wege über den Hindu Kuh litten die Reisenden sehr empfindlich von Kälte und Schnee, Die Kohistaner leben vorzüglich von einem Mehl aus der unreifen Frucht des Maulz beerbaumes, welchen man terassenförmig auf dem dürftigen Bo: den der Bergabhänge pflegt, und welcher den Einwohnern das ist, was die Dattel den Arabern. Den Man, Poi suchte man vergebens zu überschreiten, und die Mission ging ber Bamian, das Thal Kamurd und das Land der Hazäras am 5. Dez. nach Kunduz, wo sie Murad Beg zuvorkommend empfing. Dié Hauptstadt dieses Uzbefen Chefs is ein elender Ort, dessen se: hende Bevölkerung von 500 oder 600 Seelen in Schmusklöchern wohnt, untermischt mit Strohhútten und Uzbeken-Zelten, Die Festung is eine bloße Verschanzung, verstärkt dur einen verfal- lenen Moderwoall und einem trockenen Gräben, „Der AnbliL von Kunduz stimmt mit den Sitten der Uzbeken úberein ; nah seiner Dúrftigkeit, Armuth und Schmuß mag man den morallz chen Werth seiner Einwöhner schäßen,“ Den Murad Beg schil: dert Wood als einen Mann von bedeutenden Anlagen, mit wel: chen er einen gesunden Verskand vèrbindet; sein Stamm is ihm mit Leib und Leben zugethanz seine Autorität ist unumsthränkt, und er ist oft (Hue ohne Noth.

Von Kunduz machte Wood slch auf, um Badakshan und den Oxus zu errélhèn. Auf dieser Reise traf er auf den Weg des Pearco Polo, von dessen Wahrhaftigkeit er éin sehr anerfènnendès Zeug- niß giebt, Nachdem er Kunduz verlassen, durchschnitt er eine ofene Ebene, náth allen Seiten von Bergen um eben, außer im Norden, wo der Ôxus fließt. Das e is feucht, u und ungesund, könnte aber leicht trocken gelegt werden, Hinter Khanas