gerade Herr Goulbourn sich in der leßten Session gegen Erhal- tung des status quo in finanzieller Beziehung ausgesprochen habe.
Herr Baring legte entschiedenen Protest gegen das ministerielle |
System ein, bemerkte indeß schließlich, daß, wenn es auch dem Kanzler der Schaßkammer nicht gelingen sollte, den ganzen Be- trag seiner Anleihe zusammenzubringen, daraus doch keine ungúün- stigen Folgerungen in Bezug auf die finanzielle Lage des Landes würden abgeleitet werden können.
Jm weiteren Verlaufe der Diskussion bemerkte Herr Wil- liams, Mitglied für Coventry und Radikaler , daß die Art und Weise, in welcher man das Defizit zu decken suchte, den Jnter- essen des Landes durchaus widerstreite, daß man von Anleihe zu Anleihe immer tiefer in Schulden gerathe; seit 1837 habe sich die Nationalschuld, die {on damals úber 800 Millionen beträgen,
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die Zeit der Prorogation kömmt, sie die Parlaments-Mitglieder nicht bis zum Februar entlassen werden, ohne sich Über ihre Absichten zu erklären, oder daß sïe wenigstens versprechen werden, das Parlament anfangs November wieder einzuberufen, um dann die Maßregeln zu beantragen, welche die Bedürfnisse des Landes drittgend er- heischen./ z
Auch Herr Wood, der Schwiegersohn des Grafen Grey, außerte sich in diesem Sinne, aber die Minister ließen sich, wie
gesagt, von ihrem Schweigen auch dieses Mal nicht abbringen.
Unterhaus, Sißung vom 28, September. heute zuerst die dritte Lesung der Bill über die Rechtspflege an dèr Tagesordnung, die auch nach einigen, die inneren Einrichtun-
gen des Kanzleihofes betreffenden Diskussionen genehmigt wurde,
| Am Schluß der Debatte bemerkte Sir Ch. Napier, daß die
um 33,900,000 Pfd. vermehrt, darunter freilich 20 Millionen für | dem Vice - Kanzler ausgescßte Pension von 3500 Pfd, gerade so
die Sklaven - Emancipation; das einzige richtige Mittel seyen Er- sparnisse, und diese wúrde man schon jeßt eintreten lassen können, wenn man in Bezug auf China und Kanada eine andere Politik einschlage. Auf die Länge konne man eine solche Laft nicht tra- gen, und die Ausgaben müßten herabgeseßt werden. Seit 1830 haben sich die Ausgaben für Heer und Flotte um mehr als drei Millionen vermehrt, und doch sehen die Verhältnisse damals weit bedenklicher gewesen, als jeßt. Das Englische Volk habe zwar viel zu leiden, aber es ertrage seine Leiden in Geduld und Ruhe; mit Frank: reich sey das Einvernehmen hergestellt; Kanada sey wieder an England geknüpft worden, und auch die Verhaltnisse mit den Bereinigten Staaten ließen sich bei einiger Umsicht auf befriedi- gende Weise ausgleichen, Ferner beschwerte er sich über die un- geheuren Erhebungskosten, die im Jahre 1506 nur 47 pCt. be- tragen hâtten, im vorigen Jahre aber 8 pCt, Er wünschte da- her, daß alle Summen direkt in den Staatsschaß gezahlt und die verschiedenen Beamten aus diesem besoldet werden sollten. Schließ- lich wollte er als Amendement beantragen, daß es nach 25 Frie- densjahren nicht passend sey, zu einer Bermehrung der Staats- huld zu schreiten, vielmehr das Defizit durch die jirengste Spar- samkeit gedeckt werden müsse; er nahm indessen dieses Amende- ment wegen eines Formfehlers wieder zurü,
Mehrere andere Mitglieder von der Oppositions-Partei dran- gen nun von neuem in Sir Robert Peel, von den Plänen der Regierung etwas kund zu geben; besonders die Repräsentanten von Manufaktur- Distrikten, wie die Herren Hawes, Ewark und Scott, bestanden auf die Nothwendigkeit, die Korngeseße zu ändern, und suchten dem Premier-Minister einige Aufschlüjse über seine Absichten zu entlocken,
Sir R. Peel aber erklarte, wie schon erwähnt, daß er sich yon seinem Entschluß durch nichts werde abbringen lassen; nur {oviel wollte er chon jeßt sagen, daß an die Ersparnisse, welche Herr Williams fordere, nicht zu denken sey, denn die Regierung Habe die Pflicht, den von dem früheren Ministerium eingeschlage- nen Weg wenigstens in China, wo die National-Ehre kompromit- tirt \ey, kräftig zu verfolgen, und da einmal die von jenem Mi- nij¡teruum in Betreff China?s angenommene Politik, fo fehr die jeßige ministerielle Partei dieselbe auch damals getadelt, ins Werk geseht worden, so dürfe man jeßt keine Reductionen in der dort beschäftigten Streitmacht eintreten lassen.
Lord Palmerston seßte nun noch einmal aus einander, wie wenig es den Jnteressen des durch Versammlungen gegen die Korngeseße aufgeregten und in gespannten Erwartungen lebenden Landes, wie wenig es der Gewohnheit Sir Robert Peel’'s selbst, der stets der dentlichen Meinung Gehör gegeben habe, gemäß sey, das Parlament vom HOftober bis zum Februar zu prorogiren, ohne daß zuvor etwas über die Absichten des Ministeriums in
viel betrage, als die Pension eines Vice-Admirals nach funfzig- jâhrigem aktiven Dienste. Hierauf wurde im Ausschuß des ganzen Hauses die Disfktission Über die Bill wegen Verlängerung der Voll- machten der Armen- Commissaire fortgeseßt. Herr Sharman Crawford, der bekannte Radikale, beantragte zwei Amendements,
denen zufolge die Armen - Commissaire nah dem Datum der
Annahme der Bill nicht berechtigt seyn sollen, neue Difkrikte der r ( ' C ' r , , - Armen - Verwaltung einzuführen, wo diese bisher nicht bestanden,
noch die von den betreffenden Lokal - Behörden an einzelne Arme
verabreichte Unterstüßung außerhalb der Armenhäuser aufzuheben. Diese Amendements veranlaßten eine längere Debatte, an der je- duch außer dem Minister des Jnnern, Sir James Graham, fein Mitglied des Hauses von Bedeutung Theil nahm. Sir Ja- mes vertröstete, wie in der Sißung des vorigen Abends, auf die Erwägung des Armengeseßes im Großen tind Ganzen, welche im nächsten Jahre stattfinden solle. Mach einer ziemlich langen De- batte, in deren Verlauf fich wieder mehrere Tories gegen das Armengeseß aussprachen und den radikalen Gegnern desselben An- laß gaben, auf den Zwiespalt in der ministeriellen Partei hinzu- weifen, — Herr Wakley drohte den Ministern sogar, daß dies ihre leßte Majorität seyn wurde, wenn fie in dieser Frage nicht nachgeben und das Armengeseß nicht ändern wollten, — wurden
beiden Theile des Crawfordschen Amendements, der erske mit 131 gegen 49, der andere mit 146 gegen 352 Stimmen verworfen, und die Bill ging durch den Ausschuß,
D
London, 29, Sept. Die neueste Nummer der Hofzei-
fung meldèt die Ernennung Sir Charles Bagot’s zum General: Capitain und General -Gouvernetir aller Britischen Provinzen auf dem Kontinent von Nord-Amerika (Kanada?s, Neu - Braun- schweig?s und Neu- Schottland's) und der Prinz Eduard's Jusel, des Herzogs von Argyll zum Siegelbewahrer von Schottland, des Marine- Capitains Duncombe zum Kammerjunker und der Biscounteß Jocelyn zur Kammerdame der Königin.
Dasselbe Blatt enthält auch die Anzeige von der gegen die
Insurgenten in Neu-Granada durch die Regierung dieser Repu- blif angeordneten Blokade des Hafens von Cartagena.
Der Schleichhandel mit Englischen Baumwollen-Waaren von
Gibraltar aus, hat auf dem Guadiana in folchem Grade Uber- handgenommen, daß die Portugiesischen Zoll - Beamten und ihre
militairische Eskorte sih nicht mehr zu zeigen wagten. Die Schmuggler haben sich durch bewassnete Böte förmlich zu Her: ren des Flusses gemacht.
Nach den neuesten Berichten aus verschiedenen Gegenden des Landes scheint die Agitation des Vereins gegen die Korngeseße bisher ohne fonderlichen Erfolg geblieben zu seyn,
Die Bemerkungen Sir Charles Napier's im Unterhause úber
Betreff der obschwebenden finanziellen und kommerziellen Fragen | dje Mangelhaftigkeit der Waffen-Depots haben die Folge gehabt,
zur Kunde gekommen seyz er nahm an, daß die Zurúckhaltung des Premier-Minifters nur in dem Zwiespalt ihren Grund habe, welcher in Betreff der Korngeseße in dem Kabinet herrsche, meinte aber, Sir Robert ‘Peel músse Kraft und Entschlossenheit genug besißen, unter den gegenwärtigen drohenden Verhältnissen diesem Zwiespalt ein Ende zu mathen, L i ¿Fch räumte ein‘, sagte der ehemalige Minister der auswartî gen Angelegenheiten unter Anderem, „daß, wenn die von dem vori gen Minisierium beantragten Maßregeln wirklich durchaus verwor- fen werden sollen, der gegenwärtige Plan noch immer besser ist, als unverzügliche Besteuerung. Aber man bedenke, die erste Frucht da vont, daß es dem Lande beliebt hat, durch die Wahl einer fonser vattven Majorität die gegenwärtige Verwaltung gans Ruder zu bringen, is eine Vermehrung der National-Schuüld um 22 Millionen. Fch will hofen, daß das neue Ministerium um diesen Preis nicht zu theuer erfunden werden mòge. Wie ich glaube, hat das Haus ein Recht, von diesen Ministern, wenn auch nicht die Details thres Plans, doch das Prinzip desselben zu vernehmen, Wenn fte hinstcht- lich dieses leßteren nicht im NReinen sind, so hätten ste nicht das Bud get als Werkzeug benußen sollen, um das vorige Ministerium Zu entfernt, Gie haden auch kein Recht dazu, die Aus-
aufrúhrerische Bewegungen zu Ende gehen. Brand, Mord und Plünderung, und gab alts Grund dazu an die Unzufriedenheit des gemeinen Volkes wegen der Sperrung des Parks und anderer fonsk fúr das Publikum ohne Bezahlung eines Ein-
daß der neue General-Jnspcktor des Feldzeug-Amtes, Oberst Peel, vorigen Sonnabend einen Besuch im Tower abgestattet und na- mentlich das Gewehr-Magazin aufs schärfske untersucht hat.
Das Parlament wird, wie man glaubt, nur noch etwas über
acht Tage versainmelt bleiben.
Im Senat der Vereinigten Staaten ist ein Vorschlag, die
Abgabe von eingeführten Eisenbahnschienen auf 20 pCt, zu erhd- | hen, nicht durchgegangen.
Velgien.
Brüssel, 28. Sept. Jn Bezug auf die vorgestern erwähn-
ten Gerlichte wegen beabsichtigter Unruhen erfährt man jeßt, daß am leßten Tage der September-Feste, am Sonntage, Überall, und sogar in den benachbarten Städten und Dörfern, das Gerücht verbreitet war, die Feierlichkeiten wrden nicht ohne Unruhen und
Man sprach von
gaben für die Armee und die Flotte zu tadeln; denn als | trittsgeldes geóffneten Orte. Aber außerdem, daß die abgeforderte
sle in der Opposition waren, drangen fle jederzeit auf Ver mehrung siatt auf Verminderung unserer Rüstungen. Uebri gens möchte ih thnen rathen, wenn fie beabsichtigen, dic Seestreitkräfte zu beschränken, diese Beschränkung in keinem Fall von einer Verabredung mit anderen Mächten abhängig zu machen, Nie mand kennt die Absichten der neuen Minister in Betreff der Kortu- geseße. Es findet nah den Reden an ihre Konstituenten cine augen \cheinliche Meinungs-Verschtedenheit zwischen ihnen in dieser Hinsicht statt, und wenn es auch billig seyn möchte, thnen Zeit zu klassen, um fich darüber vereinbaren zu können, so muß doch ein Ende damit ge macht werden und das Parlament im Laufe des Herbstes wieder zu \ammenfommen , damit das Land nicht in Ungewißheit dem Winter entgegeßgehe. Man fann den angegebenen Grad, den das bestehende allgemeine Elend erreicht hat, bestreiten und leugnen, daß es allein den Korngeseßen zuzuschreiben sey; aber die Schicklichkeit erfordert es schon, dieje lguten Stimmen im Lande nicht ganz zu überhdren. Jch kann es daher guch nicht glauben , bis ich es wirklich sehe, daß Sir Robert Peel, dessen allgemeiner Grundsaß es ist, die dfentliche Mei- nung zu Rathe zu ziehen, die Absicht haben sollte, das Parlament in den ersten Tagen des Oktobers zu prorogiren, ohne hinsichtlich dieser wichtigen Frage zu einem Beschlusse gelangt zu seyn, und das Land indessen ciner fieberhaften Aufregung preiszugeben. Die Mini fler würden dadurch eine bedenkliche Verantwortlichkeit auf sich la- den, wenn in dieser Zeit der Ungewißheit irgend etwas Unangench- mes sich begeben sollte. Deswegen beschwdre ich, ohne die geringste Opposition gegen den vorliegenden Antrag oder irgend eine unbillige Zumuthung an die Regierung, dent sehr ehrenwerthen Baronet alle seine ihm zu Gebote stehende Macht und seine fo großen Mittel dec Uceberredung anzuwenden, um das Kabinet zu einer Entscheidung ir- gend einer Art im Laufe des Herbstes zu bringen: sey es nun, daß es béi dex besfehenden Korhkgeseßgebung beharren , oder irgend eine Yeränderung ih der veränderlichen Skala vortiehmen möge, damit das Land, die Agrikulturisten wie die Konsumenten, wissen, woran sie sind. Fcch glaube, daß ie cine größere Täuschung, nie ein größeres Mißverständ- Ti fiatt efunden, als die Einbildung, welche dic Landbesißer sich in den
Kop
s{chlimm flir alle Theile. r macht alle Geschäfte, bei denen (Ge
traide, Land oder Handel im Spiel sind, unsicher. Fch glaube da- her niht nur meine Hoffnung, söndern in diesem Falle auch mein Vertrauen zu meinen Gegnern ausdrücken zu können, daß, wenn |
der Herzo
geseßt, daß die Korngeseße für sie eine Wohlthat seyen. Aber wie dem auch sey, dekr gegenw rtige Zustand der Ungewißheit is
Steuer sehr gering (30 Cent. jede Person fúr den ganzen Tag) war und wenige Leute von der Theilnahme abhalten konnte, überdies auch der Ertrag für die Hospitäler bestimmt war, denen es auch wirk- lich den einen Tag am Freitage, 5000 Fr. eingebracht hat, so war dies nicht das erske Mal so eingerichtet. Wahrscheinlicher is es, daß das Gerúche verbreitet war, um Unruhe zu stiften und, in der Erwartung neuer Tumulte in Paris, die Regierung in BVerlegen- heit zu seßen. Jedenfalls hielten die Behörden es für rathfam, sich auf einen Handstreich bereit zu halten; es wurden Truppen aus der Nachbarschaft hierher berufen und Alles mußte bercit bleiben. Glüeklicher Weise waren alle diese Maßregeln unnöthigz die Pariser Post brachte keine schlechte Nachrichten und hier blieb Alles úberaus ruhig; der Park war während der ganzen Nacht wegen der Beleuchtung mit Schauluskigen angefüllt, die National- lieder wurden gespielt und gesungen, Alles war fröhlih und es war an feinen Aufruhr zu denken.
Brüssel, 29. Sept. Die Königliche Familie is heute mit
»erzoain von Kent auf der Eisenbahn von hier nach Ostende gereist, wo sich die Herzogin auf einem Dampfboot der Briti- chen Marine nach London einschiffen wird. U S P,
Mehrere Franzosen, obwoohl mit ordnungsmäßigen Pässen versehen, find gestern und heute hier gefänglich eingezogen wor- den. Die Belgische Polizei steht mit der Französischen in bestän- diger Verbindung, und es heißt, diese Verhaftungen follen mit dem Attentate Quenisset's in Verbindung stehen.
Deutsche Bundesstaaten.
München, 29, Sept. Zhre Königl. Hoheit die Herzogin von Leuchtenberg hat sich diesen Morgen nach Tegernsee begeben und wird etwa 14 Tage daselbsk verweilen. Nachrichten von da- her lauten über das Befinden Jhrer Majeslät der Königin- Wittwe und Jhrer Majestät der Königin von Preußen sehr er- freulih; ob üúbrigens diese Allerdurchlauchtigsten Personen dem Feste am 3. Oktober beiwohnen werden, scheint zweifelhaft zu seyn. — Auf der Theresienwiese herrscht sthon seit mehreren Tagen ein sehr reges Leben,
Es war
Stuttgart, 28. Sept. (Nürnb. K.) Beim herrlichsten
| Sonnenschein, der, troß der schlimmen Regendrohungen der voraus- | gegangenen Tage, den heutigen Tag begrüßte, ist so eben der
große Festzug vorúbergegangen. Er war nach dem Programm in allen seinen Theilèn gelungên zu nennen, eben so sinnreich, ‘als geschmacvoll und elegant geordnet. Der Theilnehmer daran moch- ten gegen zehntausend seyn, wenigstens dauerte der Zug zwei Stunden. Ein mittelalterliches Gepräge war das charakteriscte Merkmal, und man sah reiche Kostüme der Herolde und Fahnen- träger. Besondere Auszeichnung verdient die Abtheilung der Ve teranen in ihren Uniformen aus den Jahren 1814 und 1815, Fhnen voran schritten Träger mit Römischen Legionszeichen, worauf die vierundsechzig gedienten Krieger aus sämmtlichen Ober amts - Bezirken des Landes folgten, gruppirt um die Standarten und Fahnen, mit welchen sie unter dem Befehl des Königs gegen Frankreich gekämpft hatten. Zweihundert Jungfrauen, weiß ge- leidet, mit Schârpen in den Landesfarben, streuten Blumen, Voi den städtischen Behörden schritten acht Liktoren; wovon der eine eine Fahne trug mit der auf die bewilligte Amnestie bezüglichen Inschrift:
Heil ihm, die Kerker dffnet er,
Und giebt dem Flüchtling Ehr? und Wiederkehr!
Die fünfte Abtheilung bildete die Länd- und Forstwirthchaft, -
unstreitig die glänzendste Partie des Zuges. Hier war das Land so recht in seiner eigenthümlichen Vertretung und im Besiß der besten Mittel zu seiner Verherrlichung. Der Herbst mit seinen Früchten fam der Decoration vortrefflih zu Statten. Die ein zelnen Zweige der Ockonomie waren durch sinnreiche Allegorieen wiedergegeben, Da sah män Aerndtewagen mit allen ländlichen Em blemen umgeben, obenauf und rings herum jubelnde Schnitter, dann folgte ein Wagen, worauf der Bau und die Bereitung des Hanfes, ein anderer, worauf die Kultur des Tabacks dargestellt war. Auchde1 Weinbau fand ein húbsches Tableau in dem Fest einer Weinlese, selbsi der Hopfen wurde nicht vergessen, Die Schafzucht zeigke sih in einem Wollwagen von Kirchhein. Aus dem Schön bucher Wald fam eine große Buche, von sechs Pferden gezogen. Das Ende der Abtheilung machte ein fröhlichen Fägerzug. Bei dèn Gewerben hob sich der Aufzug der Berdá-, Hütten- und Salinen - Arbeiter besonders heraus, Dem Handel war eine allegorische Darstellung zu Pferde gewidmet durch Ban nerträger mit den Emblemen des Welthandels, des Deutschen Zoll-Vereins, der Schifffahrt, des Frachtfuhrwesens, der Eisenbahn u, \. w. Ven Ulm kam ein ganzes Schiff. Jn der achten Abthei lung waren Künste und Wissenschaften vertreten, die zehnte ent hielt die Landeë-Repräsentation, in deren Mitte das Original de1 Beorfassungs-Urfunde getragen wurde. Darauf folgten die Hof und Staatödiener, Und den Schluß machten die zahlreichen Lieder Kränze, Als der Zug in den Schldphof eintrat, èrklängen alle Glocken und die Geschüße donnerten, Alles defilirte bei dem König, der, zu seiner Seite den Kronprinzen, unter dem Balkon, wo die úbrige Königliche Familie versammelt war, zu Pferde hielt, vorbei und stellte sih dann um die große Festsäule auf. Die Lieder- Kränze stimmten das für diesen Tag bestimmte Festlied an nach dessen Beendigung ein dreimaliges Hoch ertdnte, Um halb 2 Uhr war die Feierlichkeit vorüber. Ueberall herrschte die größte »rdnung und Ruhe, und noch hórt man von feinem Unglück Die Haltung des Volkes is vortrefflich, Heute Abend wird das Feuerwerk abgebrannt, und morgen ift das landroirthschaftlich. Fest in Kannstadt.
Stuttgart, 28, Sept. (A. ZZ) Schon seit einigen Tagen bewegte sich ein ungewöhnliches Leben durch die Straßen, und nie ist wohl so viel vom Wetter gesprochen worden, als seit dem 25ften, wo ein fúr die Jahreszeit beispielloses Gewitter über de! Stadt sich entlud und in einen Blißableiter einschlug, Di zierung der Häuser war allgemein und geschmacvoller als man bei der sonstigen architektonischen Beschasfenheit der Stadt hatte hoffen dürfen. Auf eigenthümliche Weise zeichneten sich eine Brauerei durch ihre Verzierung mit Hopfenranken, ein Schwert feger durch Anbringung alter Waffen, .ein Fabrikant durch Aushängung seiner Jacquard - Fabrikate und die Kaserne durch Waffenschmuck aus. Sogar ein Krautschneider hatte recht \chdne Ornamente aus Kohlkbpfen, ein Weingärtner aus Mais folben geschaffen. Ueberall zeigt sich auch bei dem Aermstken der beste Wille und Liebe zur Sache, So brach der Morgen dei heutigen Tages an, in freundlichem Sonnenschein, Die dichtbe vólferte Umgegend Stuttgarts seidète mit dem frühesten Tage ihre Bewdhner in die Stadt, und gegen 11 Uhr begann der Fest zug. Mie is wohl eine ähnliche Menschenmenge hier zusammen geflossen, und wohl nirgends konnte ein schöneres Fesk, und zwar auf eine vollkommen zwanglose Weise, in schönerer Ordnung, in herzlicherer Freude und in gemüthlicherer Ruhe begangen. wer den, Die dem Zuge angefügten Wagen boten den freundlichsten Anblick, sowohl die, welche Produkre der Landwirthschaft, als die, welche Erzeugnisse des Gewerbefleißes brachten. Es war sehr viel natürlicher Geschmack und zweckmäßige Verwendung bedeutender Summen sichtbar. Daß die Geistlichkeit beider Be fenntnisse gemischt und in wahrhaft christlicher Eintracht im Zuge erschien, daß die Ordnung nirgends gestört wurde, ohne Wachen und Zwang, und daß nach dem Feste der König, nur von einem Reitknecht begleitet, durch die Stadt ritt und sich hier, wie im Schloßhofe, des begeistertslen Zurufs erfreute, dieses und das Schicklichkeitsgefühl des Volkes hätte verdient, von denen be obachtet zu werden, welche sonst ein Volk, das wie unsere Schwa ben sich freier zu bewegen gewöhnt if, anders zu beurtheilen pflegen. Daß der Jubelruf zum Himmel schallte, daß gestern im Schauspielhause der Empfang der Königl. Familie der herzlichsk und feierlichste war, brauche ich kaum hinzuzufügen. Kein Un glúcksfall, auch nicht die kleinste Unordnung, trúbte den schönen Tag. Viel“ gêreifke Mánner geslehen mit Rührung, nie etwas Aehnliches erlebt zu haben. Jede der Jungfrauen, welche den Zug zierten, hat von Jhrer Majeskat der Königin eine goldene Broche erhalten. Das Fesk-Comité ist für heute und für morgen zur Königlichen Tafel geladen, ;
R N. Die Vei
“
zee Weimar, 1. Okt. Zur Feier des Geburtsfestes Jhrer Königl, Hoheit der Prinzessin von Preußen, Höchstwelche seit den 23, September auf Schloß Belvedere verweilt, traf gestern Mit- tag Se. Königl. Hoheit der Großherzog nach längerer Abwesenheit aus Karlsbad hier ein. ;
Heute hat die Jnspection unseres Militairs hiesiger Abthei lung durch den Königl. Preußischen General-Lieutenant von Ditt furt begonnen und wird morgen beendigt werden, wonächst sich Se, Excellenz nach Eisenach verfügt, um die dortige Abtheilung zu inspiziren.,
Kassel, 30, Sept. Nachdem unser in Kassel und in der Umgegend zusammengezogenes Armee-Corps bis zum 149ten d. M. brigadenweise auf seinen Uebungs-Pläßen exerzirt hatte, war am Msten zuersk die ganze Jnfanterie-Divison, in Abwesenheit des
Divisions-Commandeurs, Herrn General-Lieutenants von Haynau, unter dem Kommando des Herrn General - Majors Bauer zum Ererziren auf dem Felde bei Harleshausen vereinigt, Am 2 lsten und den folgenden Tagen fanden Corps-Manödver mit marfirtein Feinde statt, wobei die Bevollmächtigten des Deutschen Bundes anwesend waren.
Leipzig, 3. Oft. (&, XÆ: Z.) Di E E geftimmten Erwartungen, welche wir bei Beginn unserer A CULS Ae [nd in deren erster Woche leider nicht äbertrofsen worden, denn die Deutschen und Griechischen Einkäufer haben sich sehr schwach ge- zeigt. Wie die übrigen aus dem Osten sich benehmen werden, wird die nächste Woche lehren, Tuche unter 40 Gr. die Elle sind sehr rasch aufgeräumt, über diesen Preis aber weniger gesucht worden. Die meiste Frage woar nach Leder, das selbsk zu erhdhten Preisen bald die Eigner wechselte.
Hamburg, 24. Sept. (A. Z.)_ Der Erfolg der Unterzelch- nungen für die Hanseatische D apfschifffahrts-Gesellschaft is außer: ordentlich. Wer die Schwierigkeiten Fénnt, die sich hier einem Actien - Unternehmen entgegenstellen, und die. der Stifter des in Rede stehenden bei dessen Grundung nur durch seine außerordent liche Thátigkeit, seine großen C achkenntnisse ind bedeutenden pecuniairen Mittel hat überwinden konnen, wird den IWettelfer u beurtheilen verstehen, welcher durch die Herausforderung des Huller Schi ?s-Rheders erregt wurde; jeßt wurden in einer hal: ben Stunde mehr Actien gezeichnet, als damals in mehreren Monaten mit den größten Anstrengungen bewirkt werden fonnte, Bir wollen diesen Streit nicht, wie Andere gethan, als eine MNational-Frage bezeichnen, Es handelt sich hier nur darum, ob Hull diese Frachten monopolisiren oder Hamburg Theil daran nehmen soll. Gewiß wird Deutschland mit Hamburg {ym- patbisiren; der Wohlskand der Hanse - Städte muß nothwendig eine Rúcwirkung auf das Gesammt - Vaterland üben. Noch ifi der Schiffsbau in Betracht zu ziehen, da hier das Holz nicht wie in England mit hohen Zöllen beschwert is, sondern frei eingeht, und fo ließen sich noch manche Bortheile, welche das
durch die Rheder det Hansen genießt, hervorheben. Die
Kolli der Stader Zoll viel mehr beträgt, ja, in manchen Fallen TFünf- bis Siebenfache; könnten daher unsere Dampfschisse Privilegium der Flagge geltend machen, so waren die Englische! {chon dadurch geschlagenz dies können sie aber nicht, bis die Jsra liten das Bürgerrecht erlangen.
Hesterreich.
2 IGien, 28, Sept. Der Staats-Minister und prasidi rende Gesandte der Deutschen Bundes-Versammlung, Graf von Münch - Bellinghausen, is vorgesktern aus Frankfurt a, M. hier eingetroffen.
Se. Durchlaucht der Fürst von Metternich wird am Ven der 10ten f. M. hier erwartet.
Morgen werden Jhre Königl. Hoheiten der Prinz von Preu ßen und der Prinz Johann von Sachsen, nebst dem Königlich Hannoverschen General der Jnfanterie, von dem Busche, hier ein- treffen, die mit der Jnspection derzur Deutschen Bundesmacht gehdri-
gen Kaiserl. Armee-Corps beauftragt sind, und in deren Begenwart ver-
\chiedene große Mandver ausgeführt werden sollen. Das Haupt- Mandver foll, dem Vernehmen nach, Montags den 4 usgeführt werden,
S paníetn.
M adrid, 22. Sept. Ein außerordentlicher Courier aus Paris hat dié Nachricht von der Ernennung des Herrn von Salvandy zum Französischen Botschafter am hiesigen Hofe über bracht,
Herr Mauricio Carlos Onis, der bis zur Rückkehr des Herrn Perez de Castro aus Lissabon interimistisch das Portefeuille des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ubernommen hatte, it, dem Vernehmen nach, zum diesseitigen Botschafter in London bestimmt, ; | Es haben sich beunruhigende Gerüchte über angeblich in
Ralencia ausgebrochene Unruhen verbreitet. Türkei.
Koustautinopel, 15. Sept. (Wiener Ztg.) Der Sohn des Vice-Königs von Aegypten, Saïd Bey und Sami Bey ha ben ihre Abreise nach Alexandrien verschoben, und das Dampfschiff „Nil“ ist abgesegelt, um Berichte über den Gang der neuesten Berhandlungen zwischen Mehmed Ali?s Abgesandten und der Pforte dorthin zu bringen. Neschid Pascha?s definitive Abreise nach Paris is auf den 28, September festgesest. Er geht über Wien,
Tahir Pascha is von seiner Expedition aus Kandia zurúck mit großer Auszeichnung empfangen worden. Der Sultan hat ihm fein eigenes Dampfschiff „Meßeri Bahri“ nach Smyrna, wo Tahir Pascha 20,000 Piaster für die Abgebrannten schenkte, ent- gegen geschickt,
Nach Berichten aus Beirut herrscht in Aleppo, Damaskus, St. Jean d’Acre und in den meisken Städten Syriens Ruhe, Tayar Pascha, der neue Gouverneur von Jerusalem, war am 13, in Jaffa und am 21, August in Jerusalem eingetroffen. Hier herrscht Ruhe, und der Gesundheits-Zustand is befriedigend,
Dex Oeksterr. Beob. nieldet deú geskern von uns init: getheilten Vorfall auf einem Oestkerreickischen Schiffe in nachske- hender Weise: „Die neuesten Berichte aus Konstkantindpel vom 15, September melden: „„„Ein unangenehmer Borfall hat sich am Iten d. M., gegen Abend, auf dem nahe an der Scala von Tophana geankerten Oesterreichischen Handelsschiffe „Consktantino“, Sapitain Giovanni Boinovich, ereignet. Ein Türke ging nämlich aus Neugierde über eine zur Ausschiffung der Ziegel, mit welchen jenes Fahrzeug beladen war, geschlagene Brücke, um sich an Bord desselben zu begeben. Ein Matrose des Schiifes verwehrte ihm den Eintritt und hierüber entspann sich ein Streit, welcher eine große Anzahl Kaiktschis (Schiffer), Kafsfeewirthe, Laskträger, auch einige Kawassen und. Türkische Soldaten herbeilockte, die augen- blicklich sür ihren Landsmann Partei nahmen. Es entstand eine Schlagerei, wobei cinige Matrosen des Oesterreichischen Kauffahrers leicht verwundet wurden. Der Kaiserl. Königl. Jn- fernuntius Hmter nicht, sobald er Kenntniß von diesem Vorfall A h hatte, von der Pforte strenge Bestrafung der Schuldigen, Benugthuung fut At der Kaiserl, Königl, Flagge zugefügte Se- E ads volle Entschädigung für die Verwundeten oder zu Lchaden ge ommenen u verlangen i welchem Begehren auch von der Pforte aufs Bolständigske Genüge geleistet wurde Gestern Morgen verfügte sich zu diesem Ende, auf Befehl der Pforte, dèr
Ferik von Tophana, Mehmed Ali Pascha, als derjenige, in dessen
Amts - Bezirke der Exceß verübt worden war, zu dem Kaiserl. Königl. Anternuntius, drückte ihm das Bedauern und die Miß- billigung der Pforte über diesem Vorfall aus, und versicherte ihn,
daß die Rôdelsführer eingekerkert- seyen und einer strengen Strafe
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unterzogen, auch den Verivundeten oder sonsk Beschädigten volle Schadloshaltungen geleistet werden würden, — Heute würde vor Tophana, in Géegehnwart des Kaiserl. Königl. Jnternuntius, des Janternuntiaturs - Persóñnals und einiger Offiziere dés in Bu- jukfdere stationirten Kaiserl. Königl. Kriegsbriggs „Montecuccoli,“ dann einer großen Anzahl der hiesigen Oesterreichischen Nationa- len und Handels-Capitaïne, 0 wie Mehmed Ali Pascha?s, meh- rerer Türkischer Stabs- und andere Offiziere, die auf dem gro- ßen Plake, wo sih die Batterie befindet, versammelt waren, un- ter flingendem Spiele und dreimal wiederhöltem Hurtahrufe der Anwesenden, die Kaiserl. Königl. Flagge auf dem „Constantino“ aufgehißt. — Hiermit hat die Ottomannische Regierung die ver- langte Genugthuung auf die vollständigste Weise gegeben, und da- durch einen neuen Beweis ihrer hohen Achtung und freundnach- barlichen Rücksicht für den Oesterreichischen Kaiserhof geliefert,“
SHríeu.
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Beirut, 25. Augusk. (Journ. deSmyt ne.) Die Ruhe ist jeßt auf allen Punkten Syrien?s vollkommen wieder hergestellt. Es fanden zwar in der leßten Zeit einige kleine Bewegungen im Gebirge statt, die aber mit der Politik nichts zu thun haben. aroniten ein Dorf zu- rúd, daß ihnen früher gehört hatte ; da die Lektercn aber die Ab- tretung, so wie jede gütliche Ausgleichung verweigerten, so kam üt fo. Dur) Eil ng wieder hergestellt. n besteht jedoch noch nmer fort und es ist zu fürchten, daß diejenigen, in deren Jn- teresse es liegt, die Pacisficirung diefer Lander zu verhindern, die-
Die Drufen verlangten nämlich von den M
es zum Kampfe, wobei von beiden Seiten Dl schreiten der Behörde wurde indeß die Ordnu Der Haß zwischen diesen beiden Völkerschafte in sen beklagenswerthen Umstand dazu. benußen werden, unm di Spaltung und Zwietracht unter den Bergbewohnern zu nahre Auch gab sich schon eine unangenehme Meinungs - Verschiede
in Bezug auf den Fürsten des Gebirges kund, indem die D
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Maroniten dagegen, daß sie mit dem von der Pforte anerfann-
ten Fürsten Kassim Beschir sehr zufrieden seyen. An einigen Orten hat das Benehmen der
schwerden von Seiten der Einwohner Anlaß gegeben und die Art,
wie dieselben von dem General - Bouverneur aufgenommen w0oi
“D c Le (ée 9 if den, lâàßt die baldige Abhülfe aller Uebelstände nicht bezweifeln. So hatten die Juden in Palästina dem erwähnten hohen Beam-
ten vorgestellt, daß man Abgaben von ihnen verlange, d
der Pforte nicht sanktionirt worden seyen. Auf diese Bes
wurde ihnen sofort Abhülfe zu Theil und der Gouverneur sa
einen Bericht úber diese Angelegenheit nach Konstantinopel. Die Engländer betreiben jeßt bei den hiesigen Behörden eine
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Angelegenheit, auf deren Ausgang man sehr gespannt ist, Es han-
delt sich nämlich um zwei mit Reis beladene Schisfe, die zur Zeit
der Blokade genommen und unter Englischen Schuß gestellt wur: den. Jett is nun weder von den Schisfen, noch von der Ladung
etwas aufzufinden und die Engländer verlangen zu wissen, was Mehrere S ubaltern-Beanite follen bei
aus Beiden geworden. dieser Angelegenheit kompromittirt seyn. von Beirut, zu den täglichen Uebungen der Artillerisien hat vielfachen Gerüchten Anlaß gegeben, die sich indeß naturlich bal genug als ungegründet erwiesen.
Der ewige Krieg zwischen den Griechen der beiden Konfesstc
1
nén wegen der Kopftracht, deren Gebrauch man den katholischen Griechen untersagen will, hat sich wieder erneuert, so daß den Französische Konsul einzuschreiten genöthigt war und ein katholi- scher Priester, den man gezwungen hatte, die Müße abzulegen, schiffte fich heute auf dem Dampfboote nach Konskantinopél etn, um seine Beschwerden dort vorzubringen. Die Yord-Amerikaner
benußen dieses Schisma, um ihren Einfluß im Lande zu vermehren, Sie haben im Gebirge unter Leitung des Herrn Thomsfon eine Schule angelegt, die von mehr als 300 Drusen- Kindern unentgeltlich besucht wird. Der Maronitische Patriarch, welcher den Anstkälten dieser Art nicht hold is, hat den Drusen untersagt, ihre Kinder in diese Schule zu \schicken. Allein sie gc
horchen diesem Verbot nicht, indem sie dem Patriarchen das Recht
N , Cr oel 01 930 I 4 0 B: G J D r «N N ‘ dazu absprechen, dagegen haben die Maroniten sich ohne Wider-
stand dem Verlangen des Patriarchen gefügt,
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Die &errschaft der Karthager und Nömer imt uwrd- lichen Nfrika, in Vergleich zu den gegenwärtigen
Eroberungen der Franzosen daselbst.
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Afrika als Ròômische Provthx«. Das Christeitthum und dié AFLita nt ch& Ki aue. DIL AL4L ex. Fat et und Rom.
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Ie erst mit Câsarz nachdem ihm in Afrika die Pârtei des Pompejus fammt der Macht des Juba erlegen, wird Numidien Römische Provinz, Rom ließ jeßt im Innern zwar die Numidische und Mauretanische Eigenthúmlichkeit ihrer Stämme, aber die Küsten-Landschaft und einzelne dominirende Punkte des “Jnnern wurden ganz Röbmisch umgewandelt; Römische Sprache, Römische Sitte, Römisches Recht, Römisch-Ftalienischer Handels-Verkehr,
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Römische Kriege- und Handels- Kolonieen breiten sich úber diese Landschaften aus und bilden unter den folgenden Kaisern sich in ihrer Entwickelung noch weiter aus; Römische Straßen, Römische Stádte, Tempel, Sâulenhallen und Wasserleitungen schmüdcken
nun selbs bis zur größten Pracht jene Gegenden, und auch das alte Karthago ersteht wieder aus seinen Trümmern, zwar nicht ganz an der Stelle des alten, obgleich nahegenug. Denn vor Karthago's Untergange hatte Nom mit feterlichem LWeihespruch dessen Schußgot- ter nach Romzur Einkehr in seine eigene Tempel gerufen, und die Stadt Karthago den unterirdischen Mächten geweiht; wohin aber Rom so seinen Fluch sandte, da blieb auch sein Fluch. Das neue Kar- thago, welches vorherrschend aus den Ueberresten der alten Pu- nier der Landschaft bevölkert ward, erhob sich allmälig wieder zu großem Glanze, und vor allem zeichnete es sich später eben so sehr
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durch Christen-Verfolgung wie durch Ausbreitung des Christen- thums aus, und diese Enttoickelung greift damals weit ein in die Gesittung von Afrika selbst.
Da wo die Rómer längere Zeit an die Stelle der Kartha-
ger getreten, ward alles Ndmisch, Geses, Sitte und Sprache, Und als spâter der heilige Augustinus die Bewohner der dortigen Afrikanischen Seestkädte mit seinen Reden besuchte, mußte ex seine Pnischen Sprüchwörter, die er einstreute, ihnen in das Lakcinische úberseßen, weil nur wenige dort noch das Punische verstanden, Um dieseStädteundin den eigentlichen Kolonieen war Alles Römisches Besikthum;z hier dehnten sich die großen Domai- nen des Staates und der Römischen Aristokratie aus, ja leßtere waren so Uunermefßilih, daß zur Zeit des Nero sechs vornehme Rö- mer, die Hâlfte von ganz Afrika besaßen; diese Güter wurden
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Drusen
e e »4 T G / Jy 4 * , e . % R ck erflärten, daß sie nur dem Emir Sulman gehorchen würden, die
Behörden zu Be-
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Die Ausstellung von 20 Kanonen, etwa eine halbe Stunde
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dritte Umwandlung jenes Römischen Einflusses beginnt
durch ihre alten Bewohner und durch Sklaven bebätit, Den zweiten Gürtel nah dem Jnnérn zu bildeten durch die Landschaft hin die ansässigen Stänime, untér ihren eingebörnen Oberhäup- fern, von denen dér eine Theil s{ch ganz Röomisch ulnbildete und unter den Fahnen der Kaiser diente, ein änderex Theil sich mehr abgesondert und unabhängig erhielt. Am Äußersten Rande aber waren die Rómischen Militair-Kolonieen errichtet, deren Krieger imi Ge- gensaß der Legionen, die die Städte beseßt hielten, die Gränzen bewachten, sich daselbst anbauten, mit den Töchtern des Landes und mit den Stämmen selbst sich enger verbanden, und sts eine geinischte Bevölkerung darstellten, in der abéèr Römische Sitte und Römische Denkfart bei weitem das Herrschende blieb. Dann folgte weiter nach “innen der Gúrtel der unabhängigen Bevölkerung, Bergvölker und Nomaden, aber immer noch añ das Jnteresse Róms gefesselt , in- dem dies ihre Häuptlinge ernannte und bestätigte.
Das Christenthum in Nord-Afrika knüpfte sich zunächst, so wie auch auf anderen Punften seiner Verbreitung an die Städte, und gelangte hier zu einer hohen Blüthe. Tertullian, CTyprian und Augu- stinus, sie gaben alle so den christlichèn Verhältnissen Afrikas, toie selbst des Abendlandes, neue, mehr gesicherte Gestaltung. Tertulliän war es, der besonders die Jdee dér Gemeinde in dem Sinne der Heiligung tiefer faßte und auf deren lebendige Gestaltung hinlei- tete; wie einflußreich aber schon damals diese Genieinden seyn niuß- ten, {ehen wir aus dèn eigenèn Worten seiner Vertheidigung des Thristenthums. „Wir sind nur vön gestern her“, sd sagt er, „Und doch haben wir eure Städte, Jnseln, Raths-Versammlüngén und Gerichtshbfe durchdrungen, Wir lassen nichts úbrig als eure Tempel. Zu welchem Kriege wären wir, die wir {o gern ser- ben, nicht vorbereitet, ob auch an Zahl euch nicht gleichkommend, wenn uns nicht unsere Religion vorschriebé, lieber den Tod zu leiden, als zu todten. Wenn wix aber alle mit einander euer Gebiet verlossen wollten, ihr würdet über eure Einsamkeit staU- nen.“ — Cyprianus wirkte umfassend für die Ur-Jdee der allgemeinen, wahrhaft katholischen Kirche, äls einer Vereini- gung der christlichen Gemeinden jeglicher Art in der Einheit des Glaubens und der Liebez daher hob er die bischbflichen Ver hâltnisse über die Macbt der Presbyterien, daher stellte er dièë Synode der Bischöfe als die höchste Norm christlicher Kirchen Ordnung auf, daher entzog er sich früher dem Märthrerthum, um sein Werk zu vollenden, nicht aber der echtchristlichen That; denn \o brachte er ¿. B. mit seinen Gemeindegliedern in der grauenvol len Pest, die Karthago verheertè, überall hin unter Heiden und Thristen, Hülfe, Trost und Bestattung, und sammelte fúr die von wilden Stämmen der Nunidier Geraubten unermüdet und ün verweilt Beisteuer, ihre schleunigste Lösung zu bewirken. Dahe1 cilte er auch später zu seiner Gemeinde zurück, als es gált, den Mâártyrertod würdig zu leiden, und das ihn begleiteide Volk rief als die hochste Weihe seines Todes: „Wir wollen sterben mit unserm Bischof.“ Und endlich der heilige Augustinus, der Numi- dische Bischof von Hippo, eins Zbgling Karthago's, bildete die dee von dem Reiche Bottes wie seiner Gnade gegenüber dem weltlichen Regiment, mit begeisterter Kühnheit und Klarheit in das Wissen und Leben herüber, und gern und am liebsten drângte man sich zu ihm, um auch die Rechtshändel seinem S chiedsrich- terthum vorzulegen. So rar, wie Wissenschaft, Macht und Ge- lehrsamfkeit, zugleich ein reges christliches Leben durch Afrika ver- breitet, und in den Zeiten der Christen - Verfolgung gingen dort i n, Frauen und Männer so fröhlihen Muthes dem Mär- tyrertode entgegen, daß es nicht an solchen fehlte, die mit ihnen freiwillig in den Tod sich drängten, ein Uebermaß chrisilicher To- des-Verachtung, was seine Bischöfe nie gebilligt haben.
Der Verfall der Afrikanischen Kirche begann schon mit den fanatischen Donatistischen Streitigkeiten: der Einfall und die Herr: schaft der anfangs rohen, später ganz in Ueppigkecit verfunfenen Bandalen volléndete ihn. Als endlich die Arabische Eroberung die Religion des Jslam uber Afrika verbreitete, vertrug sich neue phantaslereiche und sinnliche Glaubetrefflich mit jenem Fanätiösmus und jener Vernichtung des echt christlichen Geistes, der dort heimisch geworden. Allein sener Fanatismus wandte sich nun gegen das Christenthum sell. Die Arabische Bildung mit ihren gelehrten Schulen und wissenschaftlichen Leistungen, mik ihrer geseßlichen Ordnung und großartigen Baukunst, welche auch hier einé neue Zeit der Gesittung heraufrief, is längst wieder un- tergegangen, und der Despotismus des Türkischen Krummssbels ist zerbrochen, allein der Fanatismus if ein unvergängliches Erbe jener Völker Afrika?s geblièben, welches seitdem das Chriftliche haßt. Bon diesem Gesichtspunkt aus hat auch Frankreich in sei- nem dortigen Besikthum einen Gegensaß zu überwinden, der bei allen früheren Occupationen daselbsk nicht seines Gleichen findet, Die Französische Herrschaft, im Allgemeinen betrachtet, läßt sich geschichtlich am meisten mit der Römischen vergleichen, und doh wie ganz anders bietet sie sich dar. Durch die Be sibnahme von Algier hat Frankreich der civilisireen Welt den großen Dienst gethan, ein Raubsystem gänzlih zu vernich cen, was, tos Lord Eymouths kuhnem Besuch, doch im mer noch fortfuhr die Staaten Ztaliens und die Flagge der Éleineren Seevölker Europa?s auszubeuten, Es hat zugleich da- durch einen starken Kriegshafen gewonnen, der ihm, den Be- srebungèn anderer Seemächte im Mittelmeer gegenüber, ein núß- liches Gleichgewicht bietet. Allcin seine militairischen Kräfte sind in einem Lande aufgeskellt, welches nach dem Znnern, wie nach der See zu nur eine flatternde Linie der Vertheidigung dar bietet. Jm Centrum Algier; auf dem linken Flügel, gegen Tunis hin, Bona; auf dem rechten gegen Marocco hin Oran; beide Flanfen in einer Ausbreitung von mehr als 70 geographischen Meilen von Algier, und von mehr als 140 Meilen von einander selb entfernt; dabei betragt die ganze Tiefe des Besiß chums faum zehn bis funfzehn Meilen gerader Richtung. Auf diesen weit hingeskreckten Räumen nun eine jährliche Mili- tair-Promenade von Osten nah Westen und von Wesken nach Osten, einige Blockhauser und leichte Befestigungen nach Innen : einige jährliche echt militairische Operationen nach der Tiefe des Landes: einzelne Kopfabschneidereien und Ueberfälle Seitens der Beduinen und züchtigende Nazzias der Franzosen: dabei große Gefahren der klimatischen Krankheiten, nachlässige und gewinn- süchtige Lazareth- und Kommissariats-Verwaltung, ein unentschie- denes Schwanken der Prinzipien und sketes Wechseln der Ober- Anführer z; diesen gegenüber ‘nur ein einziger Mauktischer Chef, der in echt Numidischer Konsequenz und im heillgen Kriege nah der Ober-Herrschaft der Stämme strebt, — dies ist das Bild der Occupation des Algerien, welches Parteiische und Unparteïische in Frankreich selbs mit \o großem Mißtrauen betrathtèn, Jn allen diesen Beziehungen weicht dasselbe durchaus von der Rô- mischen Besißnahme ab. HES A
Die Nömer waren bestimmt in ihren Prinzipien, wte 1 ih- rer Verwaltung, und änderten nicht beliebig ab; die Röiner wech- selten auch ihre Ober-Befehlshaber, abér auf cine vorausbestimmte Weise, wie dies zugleich in dem geseßlichen Wechsel der Pen Magiskraturen von selbs lag. Die Römtert gigen [n „9 Dad ceu- pation von einer gedrängten, tiefen, dominirèenden Zan stellung
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