1841 / 302 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

anzeigen, daß die gegenwärtige Mittheilung die leite ist, die ih ini Namen Jhrer Maijesiät an Sie richten werde. Gott erhalte Ew. Herrlichkeit viele Fahre. (gez.) Fosé del Castillo y. Agensa. Der Messager enthält nachstehende telegraphische Depesche: Toulon, 23, Oft. Der General Baraguay d’'Hil- liers an den Kriegs-Minister. Die Garnison von Algier | hat ihre zweite Verproviantirung Milianah's glücklich beendigt; sie | hat den Feind bei Chaabel-Gotta geschlagen. Die Araber hatten, nach ihrem eigenen Eingeständniß, 200 Todte und eine große An- zahl Verwundeter. Wir verloren nur einen Offizier und zwei Soldaten und hatten 30 Verwundete. | ._ Das Journal des Débats enthält heute einen sehr aus: | führlichen Artikel über die Pariser Festungswerke, worin es nach- | zuweisen sucht, daß die Arbeiten an der Ringmauer mit eben so | viel Eifer betrieben würden, als die an den detachirten Forts. | Der Graf Molé fam gestern auf Einladung des Konigs von | seinem Landsiße nah St. Cioud, woselbst er eine lange Audienz bei | Sr. Majestät hatte. sammtliche Mi- |

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Einige Zeit darauf trafen {f nister in St. Cloud ein und versammelten sich unter dem Vorsiße | des Königs. | Der General Rumigny is von Berlin wieder in Paris ein- getroffen.

Börse vom 25. Oftob B

r. Die Französischen Renten | hielten sich an der heutigen L se sehr fest, wenn auch keine | merfliche Steigerung der Course stattfand, Ein von dem Temps | verbreitetes Gerücht, daß Espartero einen Handels - Vertrag mit | England abgeschlossen habe, kraft dessen die Einfuhrzolle für Eng- lische Waaren um 20 pCt, herabgeseßt würden, fand feinen | Glauben, | | |

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*, Paris, 25.Okt. Die Königin Marie Christine scheint eine große Verlegenheit für die Regierung zu werden, und mehrere Minister | haben sich über diesen Gegenstand ziemlich unumwounden, wenn auch | nicht offiziell, ausgesprochen. So viel ist gewiß, daß eine starke Trup- | pen-Bewegung nach der Spanischen Gränze hin stattfindet. Das 7te Kürassier-Regiment und drei Jnfanterie-Regimenter sollen sich mit den von den Generalen Harispe und Castellane fommandir- ten Divisionen des Südens vereinigen, Es is sogar die Rede davon, eine Verstärkung von 39,000 Mann an die Spanische Grânze zu schicken, und die Thätigkeit, welche seit einigen Tagen in dem Büreau des Kriegs-Ministers herrscht, giebt diesemGerüchte einige Wahrscheinlichkeit. Bis jeßt hat dasselbe jedoch keine Wichtigkeit, oder | ist wenigstens nicht von der Art, umdas zwischen unserem Kabinet | und dem Regenten herrschende Mißverständniß, welches man von gewis- |

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\enSeitenzu unterhalten bemüht ist, zu nähren. Andererseits istHerrOlo- zaga nicht von sehr versdhnlichem Charakter, und seine Formen sind eine ziemlich auffallende Berleugnung aller Gewohnheiten der Diplomatie. Seine dem Publikum heute mitgetheilte Korrespon- denz mit der Königin Marie Christine enthüllt einen Geschäftsstyl neuer Art, und man muß gestehen, daß der Secretair der Köni- gin in seinen Antworten nicht eben bemüht gewesen ist, Proben | von Würde und Höflichkeit abzulegen. Diese Korrespondenz | enthält einige merkwürdige Geständnisse, und es geht daraus deut- | lich hervor, daß die gescheiterte Jnsurrection, selbst in ihrem Miß-

lingen, die Zustimmung der Königin Christine hat, Die Demen- | tis sind von beiden Seiten nicht gespart worden, und zwar in | einer Sprache, welche wenig geziemend erscheinen dürfte. Die

Wahrheit hat dadurch nichts gewonnen, und die Journale kóôn-

nen ihre Polemik mit um so größerem Rechte wieder aufneh-

men, da sie jeßt offizielle Dokumente besißen, und die Vertheidiger

beider Parteieen werden in dieser ungewöhnlichen Korrespon-

denz hinreichenden Stoff zu neuen Diskussionen finden.

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Es giebt hier eine zahlreiche aus ver- schiedenartigen Elementen zusammengeseßte Partei, der nichts er- wünschter wäre, als der förmliche Bruch zwischen Großbritanien und den Vereinigten Staaten von Nord - Amerika, Bor Allen sind es die Ériegerisch Gesinnten, welche ein solches Ereigniß her- beiwünschen, weil sie überzeugt sind, daß zunächst Frankreich und bald auch das úbrige Kontinental-Europa in jenen Kampf hinein- gezogen werden würden. Verbündung_ Frankreichs mit Nord- Amerika zur Zerstórung der Britischen Seemacht war von jeher ein Lieblings - Gedanke jener Patrioten, welche ihre Vaterlands- Liebe nicht besser zu bewähren wissen , als durch Haß gegen das Ausland und durch Neid gegen jede fremde Größe. Von dieser Seite wird denn auch jede Nachricht von der weiteren Verwikelung der Englisch-Amerikanischen Differenzen mit einer Schadenfreude begrüßt, die man sich kaum die Mühe giebt, verbergen zu wollen, Indessen die Ereignisse gehen ihrer Unge- duld viel zu langsam, und wir hôren, wie der ational 1m Unmuthe über die Verzögerung der gehofften Katastrophe das Englische sowohl als das Amerikanische Volk der schmählichsten Feigheit anklagt, weil sie, troß aller gegenseitigen Her- ausforderungen, noch nicht ins Handgemenge mit einan- der gerathen sind, Bestätigt sich jeßt das Gerücht, daß das Ka- binet der Tuilerieen sich den beiden betheiligten Mächten als Ver- mittler angeboten, so wird ein gewaltiger Sturn- über die Regie- rung hereinbrechen, so wird die Opposition nicht anstehen, ihr einen offenbaren Verrath an den handgreiflichsten Macht - Jnteressen Frankreichs vorzuwerfen.

Die Sentinelle de la Marine, ein Blatt, dessen all- gemeine Haltung das größte Vertrauen in die Wahrheit seiner Mittheilungen und die Ünbefangenheit seiner Urtheile einflößt, ent- hält in einer seiner leßten Nummern eine Reihe von Angaben Uber die Verwaltung des Franzbsischen Seewesens, aus denen {were Anklagen gegen den Geist und die Gewohnheiten dieser Administration hervorgehen. Verschleuderung der für den See- dienst und namentlich den Schiffsbau bestimmten Summen auf

e 0 L Paris, 25. Oft.

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Gefahr er sich ausseße, als er nach den Polarmeeren absegelte, allein er fonnte nicht hoffen, die zur Ausbesserung seines Schiffes nöthigen Gelder zu erlangen, fuhr ab und fam nicht wieder. Die „Estafette“ verließ den Hafen dreimal und kehrte dreimal um, weil der Capitain derselben einsah, daß sie die See nicht halten könne; erx wurde unfer derben Verweisen genöthigt, zum viertenmale auszulaufen, und dies Mal blieb er für immer aus, Der Brand des „Trocadero“, eines ganz neuen Linienschiffs von 120 Kanonen, das 2 Millionen gekostet hatte, is, der Sen- tinelle de la Marine zufolge, gleichfalls nur durch die Ver- | sáumung der dringendsten Borsichtsmaßregeln verursacht worden, so daß die Hafen-Beamten sagten: wenn man es darauf ange- legt hâtte, den „Trocadero“ zu verbrennen, so hâtte man nicht an- ders verfahren können, als man verfahren hat. Die meisten die- ser Angaben sind von dem genannten Marine- Journal einem Be- richte entlehnt, den H

derr Tupinier, General-Direktor der Häfen, | e r

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an den See-Minister erstattet hat.

Großbritanien und Jrland.

London, 23, Oft. Lord Stuart de Rothesay ist in Be- gleitung seines Privat-Secretairs John Hart und eines Theils seines Gefolges heute früh nach Rotterdam abgegangen, von wo derselbe bis Reval zu Lande reisen und sich dann in der ersten Woche des November dort auf dem leßten Dampfschisf, welches von da in diesem Jahre nach St. Petersburg fährt, nach seiner Bestimmung einschiffen wird.

Nach Berichten aus Malta vom 15. Oktober is Lord Pon- fonby, bisheriger Englischer Botschafter in Konstantinopel, auf sei- ner Rúckreise nach England, und Reschid Pascha, der neu ernannte | Türkische Botschafter in Paris, auf der Reise dahin aus Kon- | ftantinopel auf dieser Jnsel angekommen.

O°’Connell ist seiner Erwählung zum Lord-Mayor von Dublin bereits so sicher, daß er in einer Versammlung der Repeal - Asso- ciation ankündigte: „Heute Über 8 Tage ist Lord-Mayors-Wahl, und heute úber 14 Tage werde ich hier als Lord-Mayor den Bor- siß führen.“ |

Die Verwüstungen, welche die neuliche Sturmfluth in London angerichtet hat, sind ungeheuer. Jn Lambeth, Commercial - road, Belvedere- road, Bank- side und allen anstoßenden Straßen, in | Horseley-down, Bermondsey, Rotherhithe und Greenwich, in Black- | wall, Limehouse, Ratcliff, Shadwell, Wapping, St. Katharine, | Thames - Street und in den niedrigen Theilen von Westminster | waren nicht weniger als 10,000 Häuser unter Wasser, 250, der | High-Street stand das Wasser bis 11 Uhr Abends 6 Fuß hoch, | und 3— 400 Familien waren in diesem Quartier für den Augen: | blick ohne Obdach, da ihre Wohnungen nach dem Auspumpen des | Wassers so feucht und mit Schlamm angefüllt waren, daß es un- möglich war, sich darin aufzuhalten, Auch die Dörfer an den Ufern der Themse in Essex haben stark gelitten, und in den an | der Südseite des Flusses belegenen Korn - Magazinen is viel Ge- | traide und Mehl verloren gegangen. : : |

Die Liverpool Times giebt niederschlagende Berichte über die Aussichten zur Aussaat des Weizens bei dem nassen Wetter, | welches wir diesen Monat haben. Unter anderen soll in Yorkshire | noch nicht der hundertste Theil des auszusäenden Weizens in der | Erde \eyn. |

Der Bischof von Kilmore in Jrland is im Toslen Zahre | gestorben, nachdem er 40 Jahre lang den bischbflichen Stuhl ein- | genommen hatte. : | : Zum Gouverneur der Jnsel Whigt ist Lord Heytesbury er: | nannt worden.

Das Stadthaus von Derby, welches im Jahre 1828 erbaut wurde, ist gestern frúh in Flammen aufgegangen, Das Gebäude soll 12,000 Pfd. gekostet haben.

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Niederlande.

Aus dem Haag, 24, Oft, Der Entwurf zu der Ant- wort-Adresse auf die Thronrede, welchen die damit beauftragte Kommission der zweiten Kammer der Generalskaaten vorgelegf hatte, war, wie bisher gewdohnlich, nichts als eine Umschreibung der Thronrede selbst, Diesmal scheint diese Adresse aber eine höhere Bedeutung zu erhalten, da sich in den Sectionen fo viele Reclamationen erhoben, daß die Kommission bereits in verschiedene Abänderungen zu willigen veranlaßt wurde. |

Der König hat verfügt, daß vom 1, Januar 1842 an das | Ministerium der Marine und Kolonieen getrennt werden und | daß der Contre-Admiral Rijk, jeßt General-Gouverneur der West- indischen Kolonicen, die Marine als General-Direktor leiten soll. Seine Stelle in Westindien versieht einstweilen Herr de Kanter, General-Prokurator in Paramaribo. :

Seitdem sich Se. Majestät der Graf von Nassau wieder in den Niederlanden befinden, sind zahlreiche Schenkungen, die Hochsk: | derselbe an reformirte Kirchen macht, zur offentlichen Kenntniß | gekommen, i Die neulih von dem Journal du Luxembourg mitge: theilte Nachricht, daß drei Kommissare zur Unterhandlung über einen Handels-Vertrag mit Belgien ernannt worden seyen, wurde vom Journal de la Haye für falsch erkläre, Jeßt ergiebt sich, daß dieser Widerspruch nur cinen formellen Grund hatte. Offiziell benannt sind die bezeichneten Personen allerdings nicht, sie haben aber den Auftrag erhalten, zunächst das Terrain zu son- diren, Auch reisten sie sogleich nach Brüssel ab, wo sie sich noch jeßt befinden.

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Deutsche Bundesstaaten. München , 23. Okt. Die Glyptothek hat gewiß für Viele, die den Plan des Gebäudes nicht kannten, unerwartet einen neuen Schmu erhalten, der eben so {chón als bedeutungs-

der einen und die unverantwortlichste Zernachlässigung der dringend- sten Ausgaben auf der anderen Seite scheinen, der Sentinelle de la Marine zufolge, bei der Marine-Verwaltung an der Tages- Ordnung zu seyn. Dieses Blatt citirt eine lange Reihe von Beispielen. Hier einige derselben, Die Linienschiffe „Triton“, „Jena“ und „Jnflexible“ werden mit großer Sorgfalt und gro- ßem Aufwande in Brest und Cherbourg ausgerüstet, segeln nach Toulon, und als sie hier ankommen, wird die ganze Einrichtung derselben für verfehlt erklärt und unter neuen eben so großen Kosten mit einer anderen vertauscht. Die Fregatte „Galatée“ wird in Toulon mit einem Aufwande von 100,000 Fr. ausgebessert, begiebt sich aus dem dortigen Hafen direkt nach Brest, und hier wird erkannt, daß sie demolirt werden músse. Die Ausrústung des „Montebello“ hat Jahre lang ge- dauert, weil nah der Laune der verschiedenen Kommandanten alle Einrichtungen desselben unzählige Male geândert worden sind. Deshalb mússen denn oft die wichtigsten Arbeiten verschoben oder ganz aufgegeben werden. Die Sentinelle de la Marine versichert, daß die Schiffe „MNantaise“, „Turquoise“, „Bretonne“, „Lilloise“ blos deshalb verloren gegangen , weil man die nothwen- digsten Reparaturen derselben versäumt, Der Capitain des leßt- genannten Fahrzeugs, de Blosseville, wußte recht gut, welcher

An den Außenseiten der Glyptothek sind eine Anzahl Blenden (Nischen) angebracht, wie sie sich häufig an Römischen Gebäuden, namentlich im Innern der Tempel, an Triumphbd- gen 1c. finden, Für die sechs Blenden der Vorderseite waren die Statuen verschiedener mythischer_ und geschichtlicher Personen be- stimmt, die in Beziehung zur Skulptur stehen, Sie haben in dieser Woche die Werkstätten der Künstler verlassen und bereits ihre neue Stelle eingenommen. Es sind dies die Statuen von Bulkan und Prometheus, von Dâdalus und ‘Phidias und von den beiden fürstlichen Beschüßern der Kunst, Perikles und Ha- drian, Leßtere beide sind die Arbeit des Bildhauers Leeb, Pro- metheus und Phidias sind von Schaller, Bulkan von Schöpf und Dâdalus von Lazarini. Die Statuen sind von glänzend. weißem Marmor, der sich vom lichtröthlichen der Facçade merklich, aber fanft unterscheidet.

Múünchen, 24. Oft. (L. A. Z,) Der General-Secretair unserer Akademie der Künste, der Bildhauer J, Martin Wagner, reist nächsten Montag von hier nach Rom zurü, Er hat das Amt eines Central-Galerie-Direktors für das Königreich Bayern,

voll ift. l

ein mehr als dreißigjähriger Aufenthalt in Rom dem Deutschen

Klima und Leben so entfremdet hat, daß er sich in seinem eigent-

lichsten Lebensglúck durch das gnadenvolle Geschenk des Königs, fahrdet sah.

wie hoch er es auch achtet, gef

Stuttgart, 26. Oft, (Schwäb. M.) [Erste Sißung der Kammer der Abgeordneten vom 25. Oktober. | Der Präfi- dent von Wächter begrüßte die Kammer mit folgender Rede: „Vor Allem erlaube ich mir, meine verehrten Herren Miftstände, in diesem Saale Sie von Herzen willkommen zu heißen. Nach längerer Unterbrechung vereinigt uns eine Reihe wichtiger und \chwieriger Arbeiten wieder zu gemeinschaftlicher Thâtigkeit. Es ist nur ein Ziel, nach welchem wir Alle streben das unzertrennliche Wohl von König und Vaterland treu und gewissenhaft zu berathen, In Eintracht und gegenseitiger Unterstüßung werden wir Alles thun, was von unserer Seite und nach unseren Kräften zur Erreichung dieses Zieles beitragen könnte. Besonders aber bitte ich Sie, ge- ehrte Herren Kollegen, in meinem schwierigen Berufe mir die Unterstüßung und das Vertrauen zu schenken, womit Sie mich bisher beglückten, und überzeugt zu seyn, daß ich wenigstens stets redlich streben werde, mit strenger Unparteilichkeit den Anforderun- gen meines Amtes zu genugen. Der Präsident giebt sofort eine Uebersicht Über den Stand der Arbeiten, der auf dem leßten Land- tage gewählten Kommissionen zu Begutachtung des Entwurfs der Straf-Prozeß-Ordnung und des Zusaß-Geseßes zum Verwaltungs- Edift. Hierauf wurde zur Wahl der Secretaire geschritten. Der provisorische Chef des Fustiz-Departements, Staatsrath von Prie- ser, legt den Entwurf eines Geseßes über Aufhebung von Digspensations-Sporreln in Ehesachen zur verfassungsmäßigen Be- rathung und Beschlußfassung vor, welcher an die bereits bestehende Kommission zu Begutachtung des Geseßes Uber das Notariats- wesen verwiesen wird; ferner einen Geseß-Entwurf, betreffend die Geltung des neuen Landes-Münzfußes bei der Tilgung älterer, im 24 Guldenfuße eingegangener Geldverbindlichkeiten. Die Kam- mer beschließt, den leßten Entwurf an eine Zoll - und Handels- Kommission zu verweisen. Der Präsident bringt nun die Frage zur Sprache, in welcher Ordnung die Straf-Prozeß-Ordnung be- rathen werden soll, und fellt bei der Wichtigkeit der Sache den Antrag, die Kommission mit einem Berichte Uber diese Frage zu

beauftragen. Die Kammer beschließt, den Práâsidial-:Antrag anzu- nehmen.

Leipzig, 25. Oft. (L. Z) Am 15, Oktober fand die 18te regelmäßige Haupt- Versammlung der Gesellschaft zu gegenseitiger Hagelschäden-Vergütung statt, Mach dem hierbei zum Vortrage gekommenen Geschäfts - Berichte hat sich die Theilnahme im lau- fenden Jahre abermals erhöht, denn während im Jahre 1840 nur 9866 Jnteressenten mit 9 Millionen 247,145 Thlr. versichert waren, beläuft sich die Zahl der Gesellschafts-Miktglieder in diesem Jahre auf 11,917 und die Bersicherungs-Summe auf 10 Millionen 693,065Thlr. Dagegen erreichen die von der Gesellschaft zu vergutenden Hagelschäden in diesem Jahre die ungewöhnliche Höhe von 148,212 Thir. 29 Ngr, und machen einen Nachschuß-Beitrag von 885 pSk. oder von 265 Ngr. von jedem Thaler der bereits „eingezahlten ordentlichen Beiträge nothig, während im leßtverflossenen Jahre zur Vergütung aller Schâden nur 8457 Thlr. 23 Sr. erforder: lich waren und es möglich wurde, den Gesellschafts-Mitgliedern 76 pCt, ihrer regelmäßigen Beiträge zurüczuerstatten oder guk zu schreiben.

er Leipzig-Dresdner-Eisen

ept. 1841.

44079 Sly, 10 Mari 40,014 s V7

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Leipzig, 29. Oft, Einnahme bahn-Compagnie vom 1, Juli bis 30, e TOO0 o - L Für 129/720 Derfonen S Duc Cn. ; won der FKöonial. Poft von der Königl, ‘Post - Salzfracht IIT, Magdeburger Bahnstrecke * *

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64500 2 166/202 2, D Drgr. Das entsprechende dritte Quartal von 1840 betrug

147/723 hlr, 12 Gy,

HDefterreich.

Sie, 20 O6 Q S) Mußer on gei Sardinischen Schiffen, welche in Genua gemiethet wurden, um bei den Arbei:

ten zur Bergung des „Pollux“ im Kanal von Piombino mitzu- wirken, hat die Aduiinistration neuerdings zu demselben Zwecke in Livorno zwei Oesterreichische Schiffe und die Englische Brigg „Aurora“ gemiethet ; mit diesen und den bereits seit zwei Mona- ten in Porto Lungone liegenden vier Englischen Fahrzeugen glaubt man nun die Operationen mit Erfolg beginnen und ans Ziel brin- gen zu können, (Danach is die neuliche Nachricht aus Palermo zu berichtigen.) Jm Kanal von Piombino scheint ein besonderer Unstern über den Dampfböten zu walten ; in der Nacht vom lten auf den 15ten stießen der „Lombardo“ und der „Carlo Magno“ zusammen. Leßterem brach das Bugspriet, das Gallion und der Besanmast, doch soll der an beiden Schiffen angerichtete Schaden im Gan- zen nicht sehr bedeutend seyn. Heute traf außergewöhnlich das Dampfboot „Ludwig“ von Syra hier ein. Die Briefe bringen feine Neuigkeiten von Belang. Der berüchtigte Räuberhaupt mann Hillarion ist am 27, September in Salonich unter dem Zustromen einer großen Volksmenge hingerichtet worden.

Pesth, 15, Okt, Bel dem fürzlih zu Pesth abgehaltenen General - Konvent der vier Superintendentlen der evangelischen Augsburgischen Konfession wurde (wie bereits erwähnt) das zum allgemeinen Wunsch gereifte Thema der kirch lichen Verein i- gung der beiden Glaubens-Parteien Augsburgischer und Helveti- scher Konfession zur Sprache gebracht und nach kurzer Verhand- lung beschlossen, der General-Versammlung der vier Superinten- denzen Helvetischer Konfession, welche gegenwärtig zusammentritt, in einer schriftlichen Note zu erklaren, daß der General - Konvent der evangelischen Augsburgischen Konfession sich mit ihnen, als durch Glaubensquellen, Lehrsäße, Wechselfalle, Rechte und Geseße gleich betheiligt und verwandt, kirchlich zu vereinigen wünsche, und daß diese Vereinigung dieserseits für beide Theile gleich gut, segenreich und nothwendig im Interesse beider Theile liege, der Konvent sich somit entschlossen habe, diese Vereinigung nach Kraf- ten zu unterstúßen, Zu diesem Ende schlägt der Konvent vor, die Prâliminar - Berathung úber die Art und Weise, auf welche die Union zu Stande kommen soll, einer gemischten Kommission zu úberweisen, deren Entwurf den betressenden Superintendenzen und im Wege derselben allen Senioraten und einzelnen Gemein- den mitgetheilt und dann am Fünftigen General- Konvent darüber ein Beschluß gefaßt werden dürfte. Jn der Ueberzeugung, daß die reformirten Glaubensbrüder diesen hochwichtigen Gegenstand beherzigen und den diesseits bekundeten Wünschen willfah- rig entgegenkommen würden, wurde von dem Konvent, nebst den vier Superintendenten und vier Distrikts - Jnspektoren, eine

das ihm an der Stelle des verstorbenen Herrn von Dillis úber- tragen worden, in die Hände des Königs zurückgegeben, da ihn

zahlreiche Deputation ernannt, zu deren Vorstand der Kronhüter,

Graf Joseph Teleki von Szek, erbeten ward, Jn der hierauf erfolgten Antwort der vier Superintendenzen Helvetischer Kon- fession heißt es unter Anderem: „Von dem großen Gedanken der Vereinigung der beiden Ungarländischen evangelischen Glau- bèns-Parteien tief durchdrungen und von dem heilbringenden und wünschenswerthen Einfluß derselben sowohl auf uns und unsere Religion, als auch selbst auf das Vaterland, gleich volllommen überzeugt, hat die diesfallsige freundschaftliche Aufforderung der hochangesehenen und hochwürdigen Superintendenzen auch in unse- rer Brust Anklang gefunden, weshalb wir uns verpflichtet finden, mit Freude und einstimmig hiermit zu erklären, daß auch wir diese Ver- einigung, gleichwie die Erfüllung eines verjährten Wunsches, zur Be- gründung einer schönen Zukunft eifrig wünschen und an der Zu- standebringung derselben nah Kräften mit ausharrendem Willen zu arbeiten gleich bereit sind. Da jedoch das große Werk nur im Wege der gemeinschaftlichen Aeußerung des freien Willens vor sich gehen, diese hingegen blos von den durch die Zeit gereiften zweckdienlichen Vorbereitungen ausgehen könnte, so glauben auch wir diese cinstimmig gewünschte Bereinigung vermittelst eines gemischten Ausschusses am zweckmäßigsten erzielen zu föonnen, je- doch so, daß derselbe, in dem Entwurfe jeglichen Zwang, der die Gemüther viel mehr entfremden als gewinnen fonnte, sorgfältig

vermeidend und die Dogmenfrage gegenwärtig noch beseitigend, sich lediglich Uber die Vereinigungsart berathe und das Resultat dieser Berathungen unserem künftigen Konvent unterbreite, damit dasselbe von da den Superintendenzen und nah Umstanden den Senioren, ja selbs den einzelnen Gemeinden, mitgetheilt werden fann,“ talien. Bon der Jtalienischen Gränze,

19 Oft, C S)

Nach Berichten aus Rom hat die Päpstliche Regierung die auf |

das Gebiet des Kirchenstaats entflohencn Theilnehmer an dem Aufruhr zu Aquila an Neapel ausgeliefert, wozu sie, wie es scheint, hauptsächlich dadurch bestimmt wurde, daß auch im Römischen Berzweigungen der jenem Aufstand zu Grunde liegenden im YNea- politanischen weit verbreiteten Verschwörung entdeckt worden seyn sollen, Jn Folge dieser Entdeckung haben auch im Kirchenstaat einige Verhaftungen stattgefunden,

Al , S Paniett.

Der M efsager enthält nachstehende telegraphische Depesche :

Bayonne, 23, Oft, Dex Unter-Prafett an den Vei: nister des Jnnern., Der Regent hat Madrid am 19ten Abends verlassen. Am 22sken war er zu Briviesca; am nâmlichen Tage ward er zu Vitoria erwartet. Jn der Hauptstadt, woselbst tiefe Ruhe herrscht, is nur die National - Garde zurückgeblieben. Es hat feine andere Hinrichtung als die Diego Leon’s stattgehabt, Die anderen verhafteten Personen sind noch nicht gerichtet.

_ Bayonne, 22, Okt, Mehrere Generale, eine große Anzahl Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten und Bauern, die an der Chri- stinischen Insurrection Theil genommen, sind in vergangener Nacht úber die Französische Gränze gekommen z jeden Augenblick treffen neue Schaaren Flüchtiger ein. Unter den Emigranten befinden sich die General-Offiziere Antonio de Urbisktondo, Marciso Claveria Jgnacio Lardizabal, Ramon Larrocha, Jose Gabarre, Francisco Hidalgo de Cisneros. O’Donnell befahl, als er die Unterwer- fung der Truppen zu Vitoria unter die Autoritàt des Regenten vernahm, die Räumung der Citadelle von Pampelona, Demge- máß verließen der Oberst-Lieutenant TJzquierdo und der Banquier Ribed mit 200 Mann die Citadelle und wandten sich nach der Französischen Gränze; sie überschritten dieselbe gestern bei den “slduden und wurden auf Befehl der Französischen Behörde nach Mauleon geführt, General O’Donnell selbst ward in der verwi- chenen Nacht in den Alduden erwartet. Der General-Lieutenant

Fermin Jriarte, der Kommandant der National-Garde von Bilbao, | und zwei Handelsleute dieser Stadt landeten diesen Morgen zu |

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5ocoa. Nach schrift, So eben vernimmt man, daß O'Donnell Í e - @ e ec K , mit 600 Mann auf dem Französischen Gebiet eingetroffen ist,

Der General Espartero hat vor seiner Abreise nach den Bas- fischen Provinzen ein Manifest erlassen, durch welches er alle Ya- tional - Milizen des Königreichs zu den Waffen beruft und die Bewachung der Königin der Madrider Miliz anvertraut. werden das vom 18ten d, Inhalte nach mittheilen.)

(Wir

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C [ | Fl o | j Ge A D : L 7 : | H Aer ngeroDe, 24, Okt. Heute verstarb hier, gerade einen

Monat nach seinem Erskgebornen, der Erbgraf Hermann zu Stol- |

vorg -HornigorAaNo 1 ck40 fi F î | berg- Wernigerode im eben angetretenen 40sten Lebensjahre. |

Die Leiden und die Krautheit der arbeitenden Silassen in Franftreich.

v MOUIS, 20) Offi Tagen mit einem Ereignisse, das sich im Laufe des Jahres oft genug wiederholt, ohne die Presse und einen Theil der Bevölke- rung so lebhaft aufzuregen, Es ist dies der Selbsimord des Buchdrucker- Gehülfen Boyer. Bekanntlich hat derselbe ein klei- nes Werk unter dem Titel: „Ueber den Zustand der Arbeiter“ geschrieben, es auf seine Kosten drucken lassen, und da diese Spe- culation finanziell verunglúckte, sich den Tod gegeben,

__ Boyer hat, wie es fast immer unter solchen Umständen zu geschehen pflegt, nicht von seiner Frau und seinen Kindern, son- dern von dem Publikum Abschied genommen, indem er seinen Kol- legen noch einen leßten Rath ertheilt, Dieser leßte Nath besteht ot nichts Anderem, als- in der Aufforderung, seinem Beispiele zu dicat dei E in mehreren Journalen mitgetheilte Schreiben (add Abi E e, Sant anzuklagen, den «lnderen, Ersteren bie ngen Uber den Selbstmord zu schreiben. Die dd ga lader a naturlich ihr Lieblings -Thema, die Organisi- S E s Mien dar O Klassen, Der

r aulits «» deutet nach ihrer Ansicht auf eine tief be- Ta “ho boten: Ste Deetialinna Ml e ems

( “giofgtei ck11 N ogiortin ie ic in- mat alen Mitgliedern der Gesellschaft Axboie ebe! E Dat lich “add des Uebels überall gesucht, nur nicht da, wo sie wirk- hat unbestre Bor Hrmals gesagt, die Freiheit der Arbeit

L are Vorzuge, und besteht sie einmal in einem Lande

L würde es schwierig seyn, sie aufzuheben oder merklich zu be- On aber diese Freiheit hat auch ihre Nachtheile und Schwie- rigkeiten, Jndem man einem Jeden die freie Verwendun seiner Felgen und seiner Kapitalien überläßt, eröffnet A der rbeit abenteuerliche Wege; man richtet seinen Ehrgeiz vielmehr

| | Man beschäftigt sich seit einigen | | | |

datirte Manifest seinem vollständigen |

1343

eine höhere Sphäre zu kommen sucht, als die is, welche er einnimmt.

man treibt. Ber | i ständigkeit in den Wünschen hat in Frankreich den höchsten Grad erreicht. Der Zweck des Arbeiters is nicht mehr, zu leben und

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in der Sparsamkeit die Hülfsmittel für schlechte Zeiten zu findenz

Genússe verschaffen, die Zeit seiner Ruhe vermehren, sich mit Po- litif beschäftigen und an den öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen, Es ist eben so sehr der Geschmack als die Neigung, welche den Arbeiter von seinen Pflichten ablenken und mächtig dazu beitragen, ihn in Mangel und Elend zu stürzen, Diese Ursachen will man im All: gemeinen nicht anerkennen und schreibt der Regierung und der Gesellschaft die Leiden der arbeitenden Klassen zu. Die Philan- thropen und die Sozialisten liefern zur Unterstüßung dieser | Ansicht täglich von ihnen so genannte Thatsachen, und nachdem sie lange statistische Nachweisungen Über den Pauperismus und wei- nerliche Tiraden ber das Elend der Arbeiter mitgetheilt, schließen sie daraus, daß man die Gesellschaft umgestalten und die Arbeit organisiren músse. Dies ist das leßte Wort der Neuerer, der Humanitarier und Utopier. Sie sehen nicht ein, daß man, um dem Elend ein Ende zu machen, Arbeit, Geduld, Sparsamkeit und Nüchternheit empfehlen muß; alles Uebrige ist, wie der bc- rühmte Burke sagt, Betrug und Lügen. L

Diejenigen, welche unser Land mit Aufmerksamkeit betrach- ten, die unsere Fabrik: und Productions-Städte ohne Vorurtheil besuchen, werden auch gewiß einsehen, daß im Allgemeinen die Arbeiter selbst an ihrer Lage schuld sind. DTrunksucht, Liederlich- feit und Faulheit beherrschen die eine Hälfte; die andere bereitet sich ein gleiches Loos, indem fie sich uber ihren Stand erhebt und luxuridse Ausgaben macht, von denen sie sich auf ihrer nie- drigen GewerbLstufe durchaus fern halten müßte. Oft ist auch die Verarmung dem hochmüthigen Drange zuzuschreiben, ohne Ka- pitalien und ohne Erfahrung den Herrn spielen zu wollen ; dieses

Zehren auf Rechnung der Zukunft erzeugt Bankerott, Unredlichkeit |

und oft Verbrechen.

| Wenn die Statistiker in ihren Arbeiten etwas mehr philoso- | phisch und weniger arithmetisch zu Werke gingen, wenn sie zu- | weilen auch. gui die Ursachen und nicht immer blos auf die That- | sachen RKUcksicht nahmen, so würden sih ihre Jdeen über das | offentliche Elend, über den Pauperismus, ohne Zweifel schr mo- | difiziren, Man muß den Arbeiter seinen wirklichen Bedürf- nissen gegenüber betrachten, in der Lage und dem Beruf, worin Qn sich befindet, nicht aber mit Hinsicht auf seine Wünsche, seine Gelüste und seinen Ehrgeiz, Wir behaupten, daß von diesem leß- teren Vesichtspunkt aus die meisten Schlußfolgerungen der Phi- lanthropen und S tatistiker durchaus falsch sind, so falsch wie die Urtheile der Sozialisten und Humanitarier. Man nehme in Frankreich welchen “Jndustriezrnoeig man wolle, und man wird in demselben stets eine Anzahl von Arbeitern finden, denen es voll: fommen wohl geht, und die niht nur ihre Frauen und | Kinder ernähren, sondern auch noch Ersparnisse zurúck- | legen fönnen. Andere Arbeiter desselben Gewerbes werden | in Noth seyn, in Schulden stecken und an Allem Mangel leiden, | Freilich sind aber auch die Ersteren arbeitsam, mäßig und zufrie- | den mit ihrem Zustande, weil er ihnen die Mittel zum Leben ver- schafft, wogegen die Leßteren ausschweifen, faullenzen und ihre | Lage verabscheuen, weil sie ihnen für ihre Ueppigkeit nicht genügt. | Die großen Baumwollen: und Tuch-Fabriken find diejenigen, in | welchen die Arbeiter am meisten zu thun haben und am wenigsten | verdienen. Dies köômmet daher, weil diese Art von Arbeit keine | gewerbliche Bildung erfordert, Und doch findet man dessenun- geachtet in unseren großen Fabrikstädten, wie Lyon, St, Etienne, Rouen, Mühlhausen und Elbeuf, eine sehr große Menge Arbeiter, welche niemals der Noth ausgeseßt sind und seibst in Zeiten, wo es mit der Arbeit schlechter geht und wo Theuerung eintritt, mit ihrem Ersparten sehr wohl auskommen. E :

, Bei allen Arbeiten, wobei die Maschinen nicht die Hauptrolle spielen und wobei es einer gewissen Geschicklichkeit der Arbeiter bedarf, ist der Zustand dieser Leßteren weit besser, und man kann sagen, daß bei guter Aufführung ihre Existenz gesichert ist, Boyer selbs, der sich entleibte, hâtte ohne Sorgen leben können, wäre er bei seinem Geschäft als Schriftseßer geblieben; allein er wollte

| Schriftsteller werden, die Regierung und die Gesellschaft belehren,

sich úber Alles aufklären und das Alles, wie er sagte, aus Liebe ¿Ur Humanitat, Die ZJourngle, wehe ebt Lobreden auf ihn enthalten, behaupten, daß er großherzig genug gewesen, um große Plâne zu fassen, und es fehlt wenig daran, daß sie einen Marquis Posa aus ihm machen. So nimmt das Uebel zu, und so zerstort man in Frankreich allmälig alle Prinzipien und alle Ideen der Ordnung. Durch diese gefährlichen Empfindeleien erweckt man die Leidenschaften und den Ehrgeiz, und diese Manier, Märtyrer- Patente zu ertheilen, verfälscht alle Meinungen über Alles, was gut und rechtlich, über Alles, was heutiges Tages sowohl dem Einzelnen, als der Gesellschaft núbßlich is, Leider vereinigt sich Alles, um in Frankreich diese unheilvollen Tendenzen zu begünstigen. Die Verwirrung unter den verschie- denen Rangklassen und die Vermischung der Stände, die in der Gesellschaft stattgefunden, sind wahre Reizmittel für die unteren Klassen. Hierzu kommen noch Beispiele, welche die Folge der in Frankreich angenommenen parlamentarischen Sitten sind. Die Majoritàten werden bei uns nicht durch die Trefflichkeit der Ber- waltung, noch durch das Genie der Minister, sondern durch Ver- führung und durch Verleihung von Aemtern und Gunstbezeigungen an die Deputirten oder Kommittenten gebildet. Daher jene schnellen und unglaublichen Glücksfälle; daher jene unecrklärlichen Beförderun: gen bei der Verwaltung und der Magistratur, wo man häufig ganz unbe- FannteAdvokaten oder Profuratoren zu den ersten S taatsâmtern gelan- gen sieht, einzig deshalb, weil sie lenksame Deputirte gewesen sind. Da die unteren Klassen auf solche Glücksfälle keine Ansprüche machen Éónnen, so suchen - sie wenigstens in die mittleren Klassen einzu- dringen, das Werkzeug und das Schurzfell wegzuwerfen, sich so viel wie möglich der Arbeit zu entledigen und sich Genüsse zu verschaffen, die mit dem Stande, worin sie leben müssen, unver- einbar sind. Diese leider durch unsere Jnstitutionen begünßstigten Tendenzen múßte die Presse, wenn sie das richtige Gefühl ihrer Pflichten und das Verskändniß einer besseren gesellschaftlichen Or- ganisirung besäße, bekämpfen und darthun, wieviel Nachtheiliges und Vernunftwidriges in jenen Tendenzen enthalten sey, und wie sehr dieselben zu den Aufregungen beitragen, die seit einem halben Jahrhundert uns betrüben.

Wir sind weit entfernt, zu behaupten, daß in dem Zustande der Arbeiter Alles vollkommen sey, und daß ihr Loos keiner Ver- besserung bedürfe; allein wir glauben, daß die Veränderungen vor Allem das Resultat moralischer Reformen unter den Arbeitern selbst seyn müssen, daß sie aus dem innigen Gefühl ihrer Lage und aus der Ueberzeugung, daß sie selbst die Hguptwerkzeuge ihres

auf Projekte als auf das Reelle, und es entsteht daraus ein allge- meines Verseßen der Klassen und Stände, worin ein Zeder in

Die Anhänglichkeit an die Familie und an das Gewerbe verwi- gu)

schen sich, und die schlechteste Beschäftigung ist eben die, welche Diese Verwirrung in den Jdeen und diese Unbe-

er will vielmehr vorschreiten, höher emporsteigen, sich unmittelbar |

Wohlergehens sind, hervorgehen müssen.

Arbeit oder Existenz -Mittel verlangt, während der Arbeiter si

der Vormundschaft dieser Regierung und dieser Gesellschaft völlig entzogen hat und behauptet, daß nur die Freiheit, Úber alle seine Kräfte zu disponiren, ihn angemessen anregen fönne. Man will die Arbeit organisiren (dies ist jeßt das geheiligte Wort) und die freien Arme Wenn die Jnftitutionen bis zu einem gewissen Punkte die Existenz der Arbeiter dadurch

erhalten. Aber das is nicht möglich. garantiren , daß sie der Konkurrenz Gränzen seßen, daß sie den Meistern Verpflichtungen auflegen, so muß dies Alles natúrlich durch ein Opfer erkauft werden, indem der Arbeiter einen Theil seiner Freiheit aufgiebt, und sih einen Zwang auflegt, Die Op- positions- Journale, welche so genaue Kenntnisse von der Billigkeit und den gegenseitigen Rechten der Meister und der Arbeiter, der Regierung und der Gesellschaft zu besißen vorgeben, sollten dies einsehen, Sie wollen indeß in einem Selbstmorde lieber einen Anlaß zu Beschuldigungen gegen die Regierung finden, als einen Aufschluß úber die moralische Unordnung, welche einen Theil der Arbeiter beherrscht. f

E AE A

S ———

Die Vritische Navigatious- uud SHaudels- Geseßgebung. Zweiter Uttd lepter ALtitel, Vergl. St. Z. Nr. 301.)

_ Welche Ansicht man nach dem bisher Gesagten auch habeum mdòge, mag man, auf die England begúnstigenden Umstände gar feine Rücksicht nehmend, der Navigations-Akte den einzigen oder doch größten Einfluß auf die Vermehrung der Britischen Han- dels-Marine und auf die Emanzipirung Englands vom Holländi- schen Frachthandel zuschreiben, mag man auch bei der Ansicht verharren, daß die Britischen Schissfahrts - Veseße zur Zeit der Abfassung derselben äußerst zeitgemäß und angemessen waren, #0 läßt sich doch die Frage aufwerfen: ob die denselben zu Grunde liegende Politik für alle Zeiten eine weise zu nennen sey, ob sie namentlih den Bedürfnissen der Gegenwart entspreche? Ein großer Theil des stimmfähigen Englischen Publikums hat sich in neuerer Zeit mit der Erörterung dieser Frage lebhaft beschäftigt; und eine sehr gewichtige Stimme, Mac Culloch, äußert sich schr richtig über diesen Gegenstand: „Die Verhältnisse Großbritaniens und der anderen Länder Europa's haben sich seit dem Jahre 1650 gänzlich verändert, Der beneidete Reichthum und die Handels- größe Hollands sind verschwunden; England hat nichts mehr von dieser Seite zu befürchten, und man muß wirklich sehr in veralteten Borurtheilen und vorübergegangenen Besorgnissen be- fangen seyn, um noch etwas von jener Eifersucht zu fühlen, aus voelcher die Härte jener Geseke vornehmlich entsprang. London ist geworden, was Amsterdam früher war: der große Markt der Welt, universi orbis terrarum emporium, Die Frage, die wir jeßt zu erledigen haben, is nicht: was die besten Mittel seyen, um zur Herrschaft auf dem Meere zu gelangen, sondern wie der unbestrittene Vorrang im Seewesen, den man erlangt hat, zu bewahren sey.“ m

Die bedeutendsten und meisten Stimmen in England selbst sprechen sich bereits dahin aus, daß, wenn es auch im siebzehnten Jahrhundert wünschenswerth erscheinen mochte, mittelst Zwanges

und durch Ausschließungen eine Vermehrung der inländischen erzielen, jeßt, da England die Meere

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Kauffahrtei - Schifffahrt zu

beherrscht, da ihm eine unermeßliche Handels-Marine zu Gebote steht, das Uebergewicht nur gesichert werden könne durch die mög- lichste Ausdehnung und die höchsimödgliche Blüthe seines Handels. Es, ist aber niche schwer, einzusehen, daß diese Ausdehnung und Dluüthe weit mehr durch Zersprengung der Fesseln und Vernich- tung der Lasten, die auf dem auswärtigen Verkehr ruhen, be- wirkt wird, als durch Ausschließungen und Prohibitionen.

Diese Ansicht ist in England allerdings wohl nicht lediglich das Nesultat einer ruhigen Untersuchung der Verhältnisse; sie hat sich, in Folge verschiedener neuerer Ereignisse, mit immer größe- rer Gewalt den Engländern aufgcdrungen. Die beiden Ereig- nisse, von denen hier die Rede is, sind: die Losreißung der Ver- einigten Staaten Nord - Amerika?s vom Mutterlande und die Bildung des großen Deutschen Zoll-Vereins,

„Großbritanien hat sich allmálig, den úbrigen Mächten ge- genüber, der Stellung genähert, welche am Ende des siebzehnten Jahrhunderts Holland ihm gegenüber einnahm, Sein Reichthum

seine Macht erwecken die Eifersucht der übrigen Staaten, wie Hollands Wohlstand frúher den Neid Englands erregte. Un- ter solchen Umständen bedurfte es in den anderen Nationen nur des Gefühls, von England im Weltverkehr verleßt zu seyn, des Vorsabes, günstige Umstände gegen England benußen zu wollen, um demselben gegenüber, dieselben Mittel zur Anwendung zu bringen, welche frúher von den Briten gegen Holland angewandt waren, mit einem Worte: es bedurfte nur der Retorfsio- nen anderer Staaten, um England zur Anerkennung des Prin- zips der Reciprozitat im auswärtigen Handel zu vermögen.

Diese Mittel wurden zuerst angewandt von der Nord- Amerikanischen Union im Jahre 1787 durch Erlassung eines Geseßes gegen England, welches in der That nur eine Kopie der Britischen Navigations-Akfte war, und durch Preußen mittelst der Kabinets-Ordre vom 20, Juni 1822 wegen bewilligter Be- günstigungen inländischer Rhedereien.

Diese beiden Maßregeln und die aus denselben hervorge- henden und an dieselben sich anschließenden Anordnungen sind es

zunächst, welche in neuerer Zeit eine Modification der älteren Bri- tischen Navigations-GBeseßgebung bewirkt haben. Diese Modifi- cationen aber bestehen vornehmlich darin: daß eine Hauptbestim- mung der Cromwellschen Navigations-Akte, wonach die Erzeugnisse Asiens, Afrikas und AMerita s. nur diretr von den Utz sprungsorten auf Britischen Fahrzeugen nah Großbritanien im- portirt werden durften, schon seit längerer Zeit zu Gunsten Nord- Amerika?s aufgehoben und spater noch weiterhin wesentlich mo- difizirt worden ist. Außerdem ist aber auch hinsichtlih der Ein- fuhr der Europäischen, namentlich in dem Englischen Tarif aufgeführten Waaren, der sogenannten enumerated articles, in Britische Häfen eine merkliche Aenderung zu Gunsten der Euro- paischen Staaten vorgenommen worden. Denn während diese früher nur auf Britischen Schiffen oder auf Schiffen des U r- sprungslandes eingeführt werden durften, ist in neuerer Zeit von Seiten des Britischen Gouvernements nachgelassen worden, daß den- selben nicht allein auf Fahrzeugen der erwähnten Art, sondern auch auf solchen, die den Verschiffungspläßen angehdren, der Eingang verskattet wird. Endlich auch ruhte in Frege Seit eine höhere Importations - Abgabe auf den geseblich úberhaupt einführbaren Europâischen Erzeugnissen, wenn sie sich auf fremden Fahrzeu- gen befanden, als wenn sie auf Britischen verladen waren. Seitdem aber in dem Nord-Amerikanischen Handels-Vertrage vom Jahre 1815 den Vereinigten Staaten n dieser Bezichung zuerst

I Es ift ein auffallendes Paradoxon, daß man von der Gesellschaft oder von der Peglernng

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