1841 / 323 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der ein Grundeigenthümer wahrscheinlich aus politischen Gründen ermordet worden, näâmlich Herr R. Ch. Walsh, Friedensrichter der Grafschaft, welcher nah seiner Wohnung, Glenard, bei Dun- garvan, zurückfuhr und eine Stunde von seinem Hause todt ge- funden wurde. Der Thäter ist noch unentdeckt. '

Der Orientalist Graf von Munster beschäftigt sich mit der Abfassung einer großen Kriegs-Geschichte der Muhammedanischen Völker von Muhamed bis auf die jeßige Zeit. Den Transac- tions of the Madras Literary Society zufolge, amme! er dazu Quellen in der Arabischen, Türkischen, Tatarischen, Per sischen und Hindostanischen Sprache und in allen in Indien ge schriebenen Mundarten.

Die Nachricht von dem gewaltsamen Ano hat sih als eine Täuschung herausgestellt und giebt den Engli- \chen Blättern Anlaß zu sehr bitteren Bemerkungen Uber solche unzuverlässige Berichterstatter.

Tode der Miß Anson

Belgien.

Brüssel, 15. Nov. Gestern fand in Gegenwart M die Austheilung der Preise an die Konkurrenten bei Gewerbe - Ausstellung Statt. Hr. Ch. von Brouér Namen der Prúfungs - Kommisston einen Bericht ube! schritte der Belgischen Tndustkrie ab und erklärte, d dieselbe der Regierung die Austheilung von 41 goldenen, 0) silbernen und vergoldeten, 102 silbernen, 282 bronzenen Medaillen und 148 ehren volle Erwähnungen vorgeschlagen hade. —chas Minifkerium habe dies nicht nur Alles genehmigt, sondern auch etntge hohere use zeichnungen hinzugefügt. Es wurden sodann die Preise ausge tbeilte und außerdem die Ernennung medrerer Fabrikanten Rittern des Leopold-Ordens publizirf, f

Der Observateur berichtet, daß eine Bersammlung der Deputirten der katholischen Partei stattgefunden, um den Bor schlag des Herrn Brabant, die Universität Löwen zu einer juristi schen Person zu erklären, in Erwägung zu ziehen. Ueber die g faßten Beschlüsse zirkuliren mehrfache Gerüchte; nach einigen soll der Vorschlag zurügenommen, nach anderen bloß dessen Disku| sion verschoben werden.

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* »11 » § » 9. alz OIcfeide VeI

X% Brüssel, 15. Nov. Jn den Kammern is bis jeßt kein erheblicher Gegenstand zur näheren Erörterung gekommen, die Ant wort des Senats auf die Thronrede ist wie gewöhnlich nur eine Paraphrase. Die wenigen Worte, welche der Minisker des n nern in Bezug auf die Handels-Negociationen. zu âußern Gele genheit hatte, haben noch keinen Aufschluß gegeben, Der Mini ster erflárte, daß mit mehreren Staaten: Dänemark, Oesterreich und Haiti ein Handel- und Schiffs - Traktat abgeschlossen sey, und daß mit einigen anderen Ländern die Unterhandlungen noch im Gange seyen, die vielleicht zu einem Resultat führen würden. Jn Bezug auf das Unterrichts-GBeseß bemerkt der Mi nister, daß die Thron-Rede den im Jahre 1834 vom damaligen Minister Rogier praesentirten Geseß-Entwurf als den zu diökutiren den habe bezeichnen wollen, Es is dies bekanntlich der Entwurf, welcher zwar der Geistlichkeit einen angemessenen Antheil an den niederen und mittleren Unterricht einrgumt, indem derselben der Religions - Unterricht zugewiesen, und außerdem eine Ste in den Unterrichts-Kommissionen und Behörden überlassen, eigentliche Leitung des Unterrichts aber der Regierung vorbebha ten wird. Die Discussion dieses Entwurfes is seit 7 Jahren in den Kammern in der katholischen Partei vereitelt worden. Jn welchem Verfall der dfentliche Unterricht gerathen, if be fannt. Jn der Repräsentanten - Kammer wird nun die Oppo- sition unstreitig eine nähere Erklärung vom Miniskerium über diese beiden Hauptpunkte verlangen. Die Prinzipien der Oppo sition úber den Unterricht sind bekannt, Jm vorigen Jahre hat ten gleih beim Beginn der Kammer-Sißungen die damaligen Minisker des Jnnern und der Justiz sich sehr bestimmt über den respeftiven Antheil des Staates und der Geistlichkeit an dem Unterrichte ausgesprochen, und ihre damals entwickelten Grund- sâße sind gewissermaßen das Programm der gemäßigten liberalen Partei geworden und werden sicherlich auch bei der nachsten Dis fussion ihre heftigen Vertheidiger finden. Ueber den anderen Punkt, die Handels- Verhältnisse, hat sich dagegen die Opposition bis jeßt noch nicht ausgesprochen, Wir haben uns bei jedem Erscheinen einer neuen Nummer der unter der Leitung des Herrn Devaurx erschei- nenden Revue nationale vergeblich nach einem Artikel über die fen wichtigen Gegenstand umgesehen; in gleiches Stillschweigen hat freilich auch das Organ der fatholischen Partei beobachtet, aber aus einem erflârlicheren Grunde, da ihr Haupt-Redacteur der Deputirte, Herr Deschamps, einer der nach Paris abgesandten Haupt-Tommissaire war. Wir sind daher auf die Unterdandlun- gen in der Nepräsentanten-Kammer gespannt, da wir voraus- seßen, daß der Gegenskand von den Häuptern der Partei, aus einem hoheren Standpunkt besprochen roerden wird, als dieses von mehreren Tages-Blättern geschehen ift.

Die Regierung hat den von neuem zur Hülfe des Grafen Lehon nach Paris abgesandten Handels-Commissairen eine befon dere Discretion zur Pflicht gemacht. Daß es sich um keine Zoll: Vereinigung handelt, können wir auch diesmal versichern. Die Hauptartikel worüber man von Belgischer Seite einen Traktat wünscht, sind Eisen, Steinkohlen und Leinwand. Die Journale \cheinen ebenfalls eine größere Discretion über die wie- der aufgenommenen Unterhandlunzen beobachten zu wollen. Sie haben nicht einmal den Abgang der neuen Commis: saire angezeigt, obgleich derselbe ihnen wohl nicht unbekannt

geblieben ist,

Daß das Ministerium feine systematische Opposition in den Kammern finden wird, haben wir mehrmals ausgesprochen. Einen ersten Beweis davon liefert im Senate von einen der wärmsten Vertheidiger des früheren Ministeriuums abgegebene Erklärung, daß er die gegen die vorigen Minister angewandte und von ihm hart getadelte, nach bloßen Tendenzen richtende Opposition nicht felbst gegen die neuen Minister anzuwenden gedenke, vielmehr die Handlungen derselben abwarten werde und daß er, falls diese vom Geiste der Unparteilichkeit eingeflößt seyen, sich ofen dem Mini- sterium anschließen werde. Die Minister fönnen unter dieser Bedingung dergleichen Gesinnungen der Majorität in der Reprà- sentanten-Kammer versichert seyn. Man is der blos politischen Diskussion müde und wünscht an die Erörterung der, manche Ver- besserungen beantragenden, Geseß-Entwürfe zu gehen.

Von dem verunglückten Komplott ist kaum noch die Rede;

die Untersuchu n werden indessen noch fortgeseßt. Die Preis-

ertheilung für die Jndustrie-Ausstellung hat gestern in Gegenwart des Königs vor einem zahlreichen Publikum statt- gefunden. Das Bemerkenswertheste ist wohl die Rede des Be- richt-Erstatters der Jury, Herrn Charles de Brouckère, der offffen- bar auf die jeßigen Handels-Megociation mit Franfreich anspielte und die Meinung aussprach, daß wenn Belgien nicht einige wich- tige Reductionen des Französischen Zolltarifs erhielte, es ebenfalls Prohibitiv-Maßregeln nehmen müsse, obgleich ein Prohibitiv-Sy-

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sem fúr ein Land zweiten Ranges sih noch weniger passe, als

fur große Länder. Deutsche Bundesstaaten.

München, 15. Nov. (Münch. Z.) Ueber die leßten Augenblicke Jhrer Majestät der Königin Caroline erfahren wir aus zuverlässiger Quelle noch folgendes Nähere: Als die Aerzte gegen 8 Uhr Abends erklärt hatten, daß das Aeußerste zu befürch- ten stehe und der Moment der Auflösung nahe, begaben sich Se. Majestät unser allergnädigster König, Se. Majestät der König von Preußen und Allerhöchstdessen Gemahlin, welche das Kran- fenbett ihrer hohen Mutter seit der Verschlimmerung ihres Zu- andes niht mehr verlassen hatte, net sämmtlichen übrigen Mit- gliedern der Königlichen Familie in die Gemächer der Sterben- den, Allmälih drängte sich auch die Dienerschaft herzu, um die geliebte Herrin noch einmal zu schauen, so daß bald Alles in dem Gemach der theuren Dahinscheidenden weinend auf den Knieen lag. Der Kabinetsprediger Zhrer Majestät der Königin- Wittwe, Herr Ministerial-Rath von Schmidt, näherte sich der hohen Scheidenden, um ihr die lekten Troskesworte der Religion zu spenden, wobei sie mit vollem Bewußtseyn, doch gänzlicher kör- perlicher Entkräftung, durch mehrmaliges Neigen des Hauptes ihren Antheil zu erkennen gab. Zhre Augen blieben diese Zeit Uber gedbffnet und schlossen sich erst mit dem leßten Athemzuge. Nachdem Herr Kabinets-Prediger von Schmidt sich von dem Ab- leben Jhrer Majestät Überzeugt hatte, sprach er einige ergreifende Worte zu sammtlichen Anwesenden, welche sich hierauf tief er- schüttert entfernten. So wurde zu einem höheren seligen Daseyn die edle Fürstin sanft und schmerzlos entrÜckt, welche den Abend ihres Lebens durch cine, der reinsten Herzensgúte entquellende, uner chöópfliche Wohlthätigkeit zu einer Kette von Segnungen \úr Hun- derte von Unglücklichen gemacht, die an ihr eine unerseßliche Stüßze verloren und deren heiße Dankesthränen ihr in die dunkle Gruft nachfolgen werden. Noch zwei Tage vor ihrem Tode soll Jhre Majestät hinsichtlih der Bittgesuche mehrerer Armen und Be drângten persönlich verfügt haben.

Dem Vernehmen nach wird Se, Majestät der König von Preußen erst nach der Leichenfeier von hier abreisen,

München, 15. Nov. (A. ZZ Die entseelte Hülle Jhrer Majestät der Königin Caroline wird nach der heute stattfindenden Obduction und Einbalsamirung morgen auf dem Paradebette aus gesfellt. Das blasse freundliche Antliß der Entschlummerten (vot welchem Hofmaler S tieter so eben cine trefflich gelungene Zeich nung gefertigt) zeugt von keinem s{hweren Kampf, und sanft cheint der Engel des Todes sie berúhrt zu haben. Ein schouer Troft iff der edlen Fürstin dadurch geworden, daß in der Stunde des Scheidens ihre Lieben um sie versammelt waren. JJ. MM.

Kdnig Ludwig und Königin Therese, JI. MM. der König und | A Ie.

die Königin von PreUußèn, J. KK. HH, der Krönprinz Und. Prin Kall die HUgzdain von Leuchtenberg Und Her- zogin Mar, die Erbgroßherzogin Mathilde van Hessen, die

Prinzessin Adelgunde und der Erbgroßherzog von Hessen knieten

weinend um das Lager der Sterbenden, und unter diesen höchsten Personen die Frauen und Diener der Königin, selbs den untersten Hausbedienten war der Eintritt gestattet, ein erschütternder, aber auch rúührender und erhebender Moment. Jhre Majestäten der König und die Königin von Preußen haben gestern das Palais des Herzogs Mar bezogen. Das Programm zur Begräbnißfeier, die Freitag Nachmittag stattfinden dürfte, ist noch nicht erschienen. Diesen Mittag (von 12 bis 1 Uhr) hat das Geläute begonnen, das sechs Wochen hindurch fortgeseßt wird, Das Hoftheater bleibt 14 Tage geschlossen.

Augsburg, 16. Nov. Se, Majestät der König von Preu- ßen traf, von kleinem Gefolge begleitet, gestern Bormittag gegen halb 11 Uhr hier ein und sticg im Gasthof zu den drei Mohren ab, wo Se. Majestät der König von Württemberg ihn erwartete, Auf der Mitt der Haupttreppe begrüßten sih beide Monarchen auf das herzlichste und zogen sich fodann zu ungestdrter Bespre- chung in ihre Gemächer zurück, bis zur Tafel, die in den Appar tements Sr. Majestät des Königs von Württemberg stattfand, und zu der die beide Monarchen begleitenden Kavaliere beigezogen wurden. Nach aufgehobener Tafel kehrte Se. Majestät der Kd: nig von Preußen mit der gewöhnlichen um halb 4 Uhr stattfin- denden Eisenbahnfahrt nah München ur jestât der König von Württemberg gegen Stuttgart antrak.

P 21 ,+ 7 J) 4 - während e WEA

Ì Uhr die Rückreise nach

Stuttgart, 15, Nov. (Wurtt. B l.) den Geseßentwurf, die Rekruten-Aushebung S. das aer, Bl der Sl S9 von Werner: Billig müsse man sich die Frage zur ern- sen Prúfung vorlegen, ob man nach fünfundzwanzigsährigen1 Frie den noch ferner Frieden erhalten werde. Er habe in dieser Be- ziehung feine solche sanguinischen Hoifnungen; es sey faum ein Jahr, daß es den diplomatischen Bemühungen gelungen sey, die in Osten und Westen erroachte Kriegsfurie zu beschwören; es werde Niemand dafür bürgen können, daß cs ferner gelinge. Aus die- sen Gründen sey er für die Verwilligung. Der Redner erbittet sich vom Ministertische Aufklärung über Zahlenverhältnisse, inden nach seiner Berechnung das Erforderniß um 100 Mann fich ge- ringer selle, beruhigt sih aber mit der erhaltenen Erläuterung. Duvernoy: Das Ergebniß der heutigen Berathung lasse sich mit Gewißheit voraussehen; man möge Gründe vorbringen, welche man wolle, man werde immer mit Bundes-Bestimmungen darauf antworten, obschon auch dicse schon viele Jnterpretationen erfahren haben. Ob eine Erleichterung des Volkes eintreten solle, hânge allein von dem guten Willen der Regierung ad. Was das MNationalgefühl betreffe, so könne dasselbe nur dadurch geweckt und gehoben werden, daß allenthalben der Rechtszustand herge- stellt und gesichert werde, wozu der Deutsche Bund gerade jeßt bei einem größeren Volksstamme die beste Gelegenheit habe. Frei- herr von Wöllwarth: Nicht der verminderte Effektivstand, son- dern die politischen Verhältnisse seyen der Grund des Verlangens der Regierung ; denn im Jahre 1839 sey der Monnschaftskand noch geringer gewesen, als jeßt, gleichwohl aber habe die Regie- rung nur 3590 Mann verlangt, Wir leben keinesweges im sicheren Frieden, und nur die Weisheit eines Königs im We- sten habe bis jeßt den Ausbruch des Ungewitters abgewendet. Wir sollten die nah unseren Verhältnissen möglichen Bertheidi- gungs-Maßregeln nicht zurúckweisen, es sey doch ein Schritt zum Ziele, Jn unserer Macht liege es nicht, die stehenden Heere, welche allerdings ein Uebel seyen, abzuschaffen; übrigens nähere sich unser Militair-System der Landwehr. Waaser: Wenn er auch die Nothwendigkeit einer Deckung des Ausfalls im aktiven Heere nicht wi- dersprechen könne, so habe doch die Regierung selbst anerkannt, daß die- ser Zweck auf verschiedenen Wegen erreicht werden fónne, Jn dem von der Regierung im April dieses Jahres úbergebenen Geseß-Entwurfe, betreffend die außerordentliche Aushebung in Kriegszeiten, sey ge-

sagt, daß durch diese die stärkeren ordentlichen Aushebungen ver- mieden werden. Welcher Weg der beste sey, könne nur eine Prú- fung beider Entwúrfe zeigen, daher er wünsche, die Berathung des heute vorliegenden Entwourfes auf die des im April dieses Jahres eingebrachten Entwurfs auszuseßen.

Minister von Schlayer: Was die Vorwürfe gegen den deutschen Bund betreffe, so sey bereits von dem Ministertische geantwortet worden. Auf die Aeußerung des Abgeordneten Uuvernovy, daß es in den Willen der Regierung gestellt sey, das Volk zu erleichtern, músse er erwiedern, daß die Regierung indessenällles gethan habe, um die Bundesbestimmungen in dem gelindesten Einne auszulegen und anzuwenden. Jeßt liege aber eine bundesgeseß iche Interpretation vor, welcher sich weder Ne- gierung noch Stände entziehen können.

von Stump: Die Mehrheit der Kommissionen, zu der er gehdre, sey von dem einfachen Grundsaß ausgegangen, daß da das Erforderniß zu Erfüllung der Bundespflicht 21,000 Mann be- trage, der Effekftivbestand aber nur 18,839 Mann sey, eine Ver- mehrung der auszuhebenden Rekrutenzahl (4000 statt 3590) statt haben müsse. Man könne nicht sagen, daß die 500 Mann cs nicht ausmachen, sie bilden einen Theil des Deutschen Bundes- heeres, von dessen Kompletirung es sich handle, Holzinger: Regie- rung und Stände gingen bei der Exigenz und beziehungsweise Verwil ligung der Rekruten seit 1820 einerseits von der ndthigen Erfüllung der Bundespflicht, andererseits von dem hiernach sich ergebenden jähr lichen Bedürfnisse der auszuhebenden Mannschaft aus, bei dessen Erhebung die Größe des Ausfalls in Folge von Befreiungen hauvt sächlich maßgebend war. Daß jeßt ein größerer Ausfall als in den früheren Jahren stattfinde, is nicht behauptet, und es reduzirt sich Grund für die neue Erxigenz auf die Sicherheit des Deutschen erlandes in dieser Zeit. Daß der Bundespflicht mit der {eit 7 verwilligten Rekrutenzahl von 3500 genügt wurde, is in den ständischen Verhandlungen wiederholt anerkannt, Diese Bundespflicht wurde nicht erweitert. Die Jnterpretation der Bundes: Kriegs-Ver fassung vom Juni d. J. bezieht sich nur auf die Reserve, welche ja erst nach ausgebrochenem Kriege in Folge eines besonderen Bundes beschlusses aufgerufen werden kann. Stahl ist mit den Verthei- digern des Kommissions-Antrages der Ansicht, daß durch die Aus hebung von 4000 Mann eine gleichere Vertheilung auf die Al tersflassen erzielt werde und wünscht Aufhebung aller Standes Befreiungen ohne Ausnahme, und der Beschrankung auf das Normalmaß, denn kleine Leute seyen auch Leute und häufig är fer und ausdauernder, Knapp: Er kdnne sich nicht enthalten, seine Verwunderung darüber auszusprechen, wie man über einen Geseßes - Entwurf lange skreiten könne, der sich lediglich auf Zahlen stúße, Wenn die Regierung ihre Verpflichtung gegen den Bund kenne und in der bisherigen Erfah rung den Maßstab für ie erforderlihe Mannschaft funden habe, so hâtte das Ergebniß längst klar seyn sollen; seyen die genannten beiden Factoren gleichgeblieben, so sehe er keinen Grund ein, warum man eine größere Mannschaft verlange. Der Ministertisch habe während der Debatte die Jnterpretation der Bundesbestimmung als neuen Grund geltend gemacht. Er könne übrigens sein Befremden nicht zurückhalten, daß dieses entschei denden Grundes in dem Begleitungs - Vortrag mit keinem Wor erwähnt worden sey, was ihn, wenn er auf einen Erfolg rec konnte, zu dem Antrag bestimmen wúrde, die Sache an die Kom: mission zurückzuweisen. Durch die Zeitumstände finde er diese Maßregel nicht gerechtfertigt, und wenn auch Vorkehrungen nothig wären, fo [ey dlese Maßregel sebvensalls UNngurelenuv,

Minister von Schlayer: Er sey mit dem Abgeordneten, der so eben gesprochen habe, darin einverstanden, daß es sich von cinem einfachen Rechnungs - Erempel handle, weswegen er auch nicht begreifen fönne, wie man zur Lösung dieses Rechnungs Erempels die Kommission beauftragen solle, Ein Faktor sey das Bundes-Erforderniß, der andere der Ausfall ; beide stehen fesk, und die Kommission hätte darüber die befriedigendste Auskunft erhalten önnen, wenn sie solche verlangt haben würde, Die Bemerkung, ](

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daß man in Erwartung eines neuen Rekrutirungs- Geseßes die kt beantragte Abânderung im Anstand lassen solle, scheine ihm ganz unbegründet, denn beide SGeseße stehen in keinem Kausal Zusammenhange: das eine Geseß bestimme die Normen der hebuna, das andere aber die Zahl der erforderlichen Mannschaft. Deffner: Gerade dieses sey der Zusammenhang dieser

den Geseke, wenn nach dem neuen Geseße die Befreiungsgründe Te

beschränkt werden, der Ausfall von selbst geringer werden müss

Uebrigens müsse er sich die bestimmte Anfrage an das Kriegs Ministerium erlauben, ob sichere Aussicht vorhanden sey, daß wir die schon lange zugesicherten Bundesfestungen endlich er halten werden: was von dem Kriegs-Minister bejaht wird, Frhr. von Berlichingen: Er danke unsern Nachbarn im Besten, daß sle uns aus unserem Sündenschlafe der leßten

Jahre geweckt haben; fle haben Einen Ausdruck von Kraft

Einigkeit in Deutschland hervorgerufen ; sie haben uns die H

nung gebracht, daß wir eine Bundesfestung am Ober-Rheine cer halten; wir sollten uns nicht wieder in den Schlaf lullen lassen, vielmehr die Regierung in ihren Maßregeln zur Sicherung des Vaterlandes unterstüßen. Der Präsident bringt sofort die Frage zur Abstimmung: Soll der Kommissions-Antrag angenommen wer den? Diese Frage wird mit 62 gegen 14 Stimmen bejaht.

Schweiz.

Zürich, 12. Nov. (Schweizer Blätter.) Ingenieur Tild schlägt die Herstellung einer Handelsskraße von Basel nach Mailand vor, so daß der Weg von einem dieser Punkte zu dem anderen in fünfundzwanzig Stunden Zeit zurückgelegt würde und Waaren in Einer Fracht und Spedition von dem einen Ende der Straße zu dem anderen gelangen fönnten, le Basel:Mailänder Straße is ein Glied der Ostende-Koln-S traßburger Straße auf der einen, der Mailand-Venediger auf der anderen Seite, o AGird i R R R S cchlägt, und die Mailand-Benedlget Eisenbahn vollendet, fo macht ber: Meisendé 350 Wegskunden von e Nordsee an das Adriatische Meer in /2 Stunden, eine Geschwindigkeit, welche nur bei diesem Alpenpaß erreicht werden Fann, Ueberdies führen zu der Ostende-Venediger Linie zu beiden Seiten Straßen, Flüsse, Kanâle und Eisenbahnen; in ihrer ganzen Länge is sie mit Städten beseßt, um sie herum wohnt eine dichte Bevölkerung, lángs derselben Wohlstand, Handel und Gewerbe. Daß der Zug des Welthandels wieder die Nichtung über Alexandrien nimmt, ist faum zu bezweifeln, so daß von und nach England Personen und Waaren durch das kontinentale Europa ihre Straßen nach dem Mittelländischen Meere nehmen; und da ist dann allerdings die Linie, welche am leichtesten und schnellsken durchlaufen werden fann, diejenige von der Rheinmündung zur Pomündung. Das Projekt von Hrn. Wild verdient um so mehr alle Aufmerksam: keit, da bereits von zwei Seiten darauf hin gearbeitet wird, der Schweiz den großen Verkehr zu entreißen; Oesterreich zieht näâm- lich durch die Donau-Dampfschiffe und durch die Conimmuni- cationen von Triesk aus den Handel nach Wien, Frankreich nach

Paris von Marseille úber Lyon und Mühlhausen. Wer wird da niht mit dem Verfasser ausrufen: Schweizer, wendet Eure Kräfte dem nÜßlichen Leben zu. Und was antwortet die Wirk: lichkeit? Drei Klostertagsakungen!

talien.

Livorno, 10. Nov. Heute Morgen um 8 Uhr is unser Großherzog mit seiner erlauchten Familie Gemahlin, Schwe- ster und Tochter, so wie der Großherzogin-Wittwe und der Prin- zessin Amalie von Sachsen mit einem ansehnlichen Gefolge, auf dem Toskanischen Dampfschiffe Leopold 11, von hier nach Neapel abgereist, woselbst diese hohen Herrschaften einige Zeit zu verweilen gedenken. Das schönsie Wetter begleitet sie.

Zu Montevideo in Súd-Amerifka leben dermalen so viele po- litische Flüchtlinge aus Jtalien, daß sie ein demokratisches Journal in ihrer Sprache herauszugeben angefangen haben.

Aas G Spanien.

© Madríd, 1. Nov. Am 15ten v. M. úberreichte Herr Olozaga dem Französischen Kabinet eine Note, in welcher er auf Befehl feiner Regierung verlangte, (que le gouvernement francais ordonnat“ die Vertreibung der Königin Christine aus Frank: reich. Am 48ten erhielt er eine furze, aber âaußerst scharfe Ant- wort, die ungefähr so lautet: „Man wolle vor der Hand den ungebührlichen Ton, in welchem seine Note vom 15ten abgefaßt gewesen, unberücksichtigt lassen und nur die Hauptsache berüh- ren. Die Königin Christine sey in Folge einer gegen sie als Regentin gerichteten Bewegung genöthigt worden, Spanien zu verlassen, und habe in Frankreich ein Asyl gesucht. Einer Z5chuß suchenden, verfolgten Fürstin, zumal aber einer Nichte der Königin der Franzosen, könne die Französische Regierung, ohne sich zu entehren, ihren Schuß nicht versagen und müsse daher das Ansuchen des Spanischen Gesandten nachdrücklich zurÜckweisen. Dieser von Sr, Majestät dem Könige in Gemeinschaft mit seinem Ministkerrathe gefaßte Beschluß werde dem Gesandten hiermit zu erkennen gegeben.“

Herr Olozaga hat sich nunmehr insofern ln eine zweideutige Stellung verseßt, als er zuerst hierher meldete, die Königin Thristine habe, ihrer ihm gemachten Erklärung zufolge, durchaus feine Theilnahme an der Bewegung genommen, und dann doch von der Französischen Regierung verlangte, die Königin aus Frankreich zu vertreiben,

Außerdem verlangte er, daß der Spanische General Cleonard, der in Bayonne thâtig war, von dort ins Jnnere geschickt und daß der Französische Konsular-Agent in Bilbao, der an der dorti- gen Bewegung Theil genommen haben soll, zur Verfügung der Spanischen Behörden gestellt werde. Erskerer Punkt wurde ihm bewilligt, rücksichtlih des leßteren sagte man ihm, falls ih mich recht erinnere, würde man Erkundigung einziehen Der wirkliche Konsul war schon seit zwei Monaten von Bilbao abwesend,

Unterdessen ist das Verhältniß zwischen dem hiesigen Minister Práâsidenten und dem Französischen Geschäftsträger noch gespann ter geworden, Leßterer hatte, wie ich Jhnen neulich meldete, von Erstkerem die Zusicherung erhalten, daß die Regierung alle Vor- fehrungen getroffen habe, um sein Hotel vor jedem Angriffe sicher zu stellen, Darauf kamen aber die Französischen Blätter mit der von dem Französischen Geschäftsträger am 8ten v. M. nach Paris abgefertigten telegraphischen Depesche hier an, und di:se mißsiel dem Minister-Präsidenten Gonzalez #0, baß er viesev Drißpucte u in einer Note dem Herrn Pageot zu erkennen gab und die Er- voartung aussprach, dieser werde den Text jener Depesche berich- tigen. Herr Pagest erwiederte darauf, er habe nur L Ener Regierung Vorschriften zu empfangen und nur an dieje Hiechen schaft úber seine Schritte abzulegen,

/ Darauf richtete Herr Gonzalez eine neu Nate an Herrn {-geot, indem er ihm sein Befrenmiden zu erkennen gab, D Au etwaz für seine persönliche C icherheit befurchfe, da doch ganz Europa aiífe, daß feine Bevolkerung N) großmuthig gegen Fremde wváre, wie L yon Madrid. Herr ‘Pageot erwiederte {hm darauf, der Minister hâr« seine erste (in meinem leßten Briefe erwähnte) Note offenbar nicht »r{andenz; er (Pageot) hâtte feinen S chuß fúr sich persónlich, sonde: fúr das unter dem Völkerrecbte ste- hende Hotel der Französischen Botschaft verlangt. Dieser Noten wechsel verlängerte sich, und die Zeterkeit des Tones wurde ge- steigert.

Die Munizipalität von Madrid bestanv dgrauf, daß der Ge- neral Concha sich im Hotel der Französi hen LZatschaft befände, und daß man in dasselbe eindringen müßte. Ein Vciglied machte en Vorschlag, an ein an dasselbe stoßendes hölzernes Gebäude Feuer u legen, um unter diesem Vorwande in das Hotel eindringen zu : ; Borschlag wurde jedoch natürlich nicht ange-

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Fonnen, Dieser nommen. :

Herr Pageot hat die Nachricht erhalten, daß die Abreise des Herrn von Salvandy auf unbestimmte Zeit verschoben worden (ey. Etwa acht Tage vorher hatte Herr Pageot verlangt, von hier verseßt zu werden. Die Französische Regierung hat übrigens, wie ih bdre, sein ganzes Benehmen gebilligt.

Der Kriegs - Minister hat befohlen, die von den Cortes am 14, August dekretirte Aushebung von 50,000 Mann zu be schleu- nigen, und sogar von Cadix sind alle Truppen nach dem Jnnern abmarschirt, so daß die National-Miliz dort den Dienst versieht, Diese Maßregel scheint mit dem im Englischen Interesse von dem hiesigen Ministerium befolgten Plane in Verbindung zu stehen.

England hâlt nâmlich jeßt den Zeitpunkt - für gunstig, den Französischen Einfluß von der Halbinsel ganz auszuschließen, und zugleich den Englischen Baumwollen-Waaren die freie Einfuhr in die Spaniscken Häfen zu erdsfnen. Zu diesem Behufe zieht de Spanische Regierung alle ihre Truppen an die Nordgrânze, um in den Baskischen Provinzen die Fueros zu unterdrücfen und die Zoll - Linie an die Französische Gränze zu ver: legen, wie in diesem Augenblicke geschieht. Zu gleicher Zeit nimmt man aber aus der in Barcelona skattfindenden Volks- bewegung Veranlassung, Truppen nach Catalonien zu schicken, und allem Anschein nach wird sich Espartero, ehe er nach Madrid zurükehrt, selbs dorthin begeben, um Vorkehrungen ge- gen einen Aufstand zu tresfen, auf den man für den Fall der Freigebung der Einfuhr der Englischen Baumwollen - Waaren ge- faßt seyn muß. Diese wird, wie kaum zu bezweifeln, von Seiten der Englischen Regierung gegen einen Tarif, neben welchem die Fabrikanten Cataloniens nicht bestehen fönnen, binnen furzem erreicht werden, und um Espartero um so geneigter zu einem

‘olchen Zugeständnisse zu machen, seßt man ihm das Messer auf ) gel 3 |

die Brust, indem die Journale des Englischen Ministeriums (Standard, Po f) auf der einen Seite eine bdse Miene gegen ihn persönlich annehmen, und auf der anderen ihm doch zeigen, daß England die einzige Macht sey, die ihn noch unterstüßen und retten fönne. Er muß daher zugreiten, und sich zum Herrn von Ca- talonien machen, ehe die Bewegung von Barcelona zu weit um sich greift, Ein Dekret des Regenten vom 27sten befiehlt

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demnach, daß alle „Sicherheits-Junten“, als nicht mehr erforderlich, sih sofort auflösen sollen. Wir erhielten ¿war grade vorgestern die Nachricht, daß die Einwohner Barcelona?s, sobald (man weiß nicht recht warum?) die Truppen von dort ausmarschirt waren, die gegen die Stadt gerichtete Seite der Ci- tadelle demolirten ; indessen glaube ich, daß, wenn die Regierung ernstlih w ill, die dortige Junta sich, so wie die úbrigen, auflbsen werde. Denn nur mit der (freilich geheimen) Einwillizung und Begünstigung der Regierung is sie zusammengetreten. i

Durch die Freigebung der Einfuhr Englischer Baumwollen- Waaren erreicht England seinen Hauptzweck, und macht sich Spa- nien so zinsbar, wie Portugal es ihm bereits is, Natürlich wird Franfreich alles aufbieten, um jenes Zugeständniß zu verhindern, oder doch, da jenes nicht mehr zu hintertreiben seyn möchte, Spa- nien seinen Zorn entgelten zu lassen. Französische Baumwollen- Waaren fönnen mit den Englischen nicht konkurriren, und die einzigen Artikel, deren freie Einfuhr in Spanien Frankreich nach Aequivalent verlangen könnte, nâmlih Weine und Seiden- waaren, schließen sich von selbst vom Spanischen Markte aus, da dieses Land Wein im Ueberfluß erzeugt, und Französische Seidenwaaren, obgleih verboten, von Spanischen Fabrikanten überall fúr inländische Fabrifate verkauft werden.

Allein die Französische Regierung hat an Spanien wegen d Kriegsfkosten von 1823 noch eine Forderung von 80 Mil- ionen Fr. Kapital und 25 Millionen rüskändiger Zinsen geltend u machen, und vielleicht dürfte sie durch Bestehen auf \c{leunige Zahlung das Spanische Kabinet in Verlegenheit zu seßen suchen, falls dieses die von Seiten Englands. verlangten Konzessionen macht.

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ie hiesigen ministeriellen Blätter beharren bei ihrer den ge

waltigsten Propagandismus predigenden Sprache und fordern das A

Französische Kabinet, im Gegensaß zu der Nation, in sehr hohem Tone zum Kampfe heraus, Die meisten dieser Artikel schreibt der bekannte Marliani. Hier in Madrid li

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isf die Mehrzahl der den höheren Ständen 1

M of F , "al T - in tiefe Trauer versecKbk. Die nachtlichen

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a Hausësuchungen dauern fort und führen biswi N À f

neulich in n Palâsten des Herzogs von Frias und der Grâfin del Mon- ijo, zu Verhaftungen. Der in die Ereignisse der Nacht Brigadier Quiroga y Frias, obgleich zur Gefängnißstrafe verurtheilt, soll schossen werden. Gleiches Schicksal we! Fulgosio erdulden, die früherhin unter Don Carlos dienten. Der Marschall Saldanha is eigentlich nur deshalb gekommen, um sich von dem Zustande der Dinge zu unkerrichten Er wird nicht in das | z fondern gerade lencia um sich von dort nach Jtalien einzuschiffen auf seinen Gesandtschaftsposten nach Wien zu begeben, Thore sind hier seit vorgestern wieder geöffnet. Heglerung scheint nun doch entschlossen zu feyn, die auf den Dezember einzuberufen,

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Meriko.

Die Hamburger Neue Zeitung theilt über den Ver- lauf des Aufstandes, welcher am 31. August in der Stadt Mexiko ausgebrochen, folgende Auszüge aus Privatbriefen mit, d aus dieser Hauptstadt zugegangen und bis zum 14, September reichen :

L, 4 Uu 14, DSLHiA A E » S... e L der in diesen Tropen so heftigen Geroitter mit Sturm und Begent fich entladen wollte, wurde tch durch etn sonsi ungewöhnliches Geräusch auf der Strafe ans Fenster gerufen; ih erblickte nun, wte große Massen Leute hin und her liefen und Jeder setner Wohnung zueilte. Anfangs glaubte ich , die Leute fürchteten sich vor dem Regen, allein da ich bemerkte, daß unsere Nachbaren thre Geniterladet zumachten (o stellte ih Nachfragen an und erfuhr zu metnem Erfttiaunen - daß ein naher Verwandter des Präftdenten Bujslagmente/ der (General Ba lencig, welcher im vorigen Jahre gegen die Revolutton tampfte und der desbalb noch vor wenigen Wochen einen werihvollen Ehren: Sa bel erhalten hatte, sich gegen die Regterung CLELAUI DAVe, Ster Nei nan dies uicht rebelliren, sondern pronunziren, und die Rebellen nen nen sich Vronunciados. General Valencia hat sich mit den besten Truppen pronunzirt und die sogenannte Citadelle etgentlich Ta- backsfabvrift, etn isolirtes mit Gräben umgebenes Gebäude am Rande der Stadt in Besi genommen. Die Anzahl dieser Truppe wird verschieden angegeben und schwebt zwischen 700 und 2000 Mann, 1e denfalls haben fte eine bessere nud zahlreichere Artillerie als die Ne gierung, Man vermuthet, daß General Valencta sch ruhtg verhal tent wird, bis Santana von Veracruz und die Generale Paredes und Cortazar aus dem Innern kommen h E

Abends 7 Uhr. O alie Praftdent [eint noch fest ent {losen zu seyn, seine Herrschaft zu vertheidigen ; ich sah ihn an der Spiße sciner ihm treu gebliebenen Truvpen durch die Stadt vom Valasie ausziehenz es mdgen wohl 300 Maun Fnfanterie und 350 Mann Kavallerie seyn; um sich vor der Bevölkerung den An schein zu geben, als wäre er noch im Bestß vieler Truppen, waren sie zwei und zwet aufgestellt. Da ich als Neuling in diesem Lande ¡um erstenmal in meinem Leben die Soldaten sich zur Schlacht vorbereiten sah, so erschütterte mich schr der tiefe Ernst, d allen Gesichtern war, und die bedeutungsvollen Bewegungen des Ganzen. Die Mexikaner sind gewohnt, sich zu schlagen, allein jeßt sollen diese Soldaten gegen Regimenter kämpfen, worunter viele ihrer Freunde, Bekannte und Verwandte, mit denen sie noch vor einigen Tagen in Eintracht lebten. Der Präsident Buskamente wohnt schon seit einiger Zeit im Kloster Stk. Agustin , welches er sicherer als den Palast glaubt. Der Palast is dadurch besonders vertheidigt, daß die Thürme der nebenstehenden Kathedrale mit Ka nonen beseßt wurden. Jn diesem Lande sind alle Gewölbe und Mauern erstaunlich solid gearbeitet : jedes Haus kann eine gutke Verschanzung werden, : 4

Abends 10 Uhr. Um für den Fall einer Sperrung der Stra ßen keinen Hunger zu leiden, haben wtr uns verprovtantirt und, Um uns gegen Plünderer zu vertheidigen, alle Waffen in Ordnung ge bracht, Kugeln gegossen und Patronen angefertigt, ZU Morgen fcuh erwartet man einen Angriff auf die Citadelle. |

1. September. Da das Haus, in welchem ih wohne, ganz in der Nâhe des Klosters St. Agustin liegt, so hôrte t während der ganzen Nacht das Rufen der Schtldwachen „quien vve! y8CN- tinela alerta’” Mit Recht wird dem Präsidenten Bustamente vorge- worfetn, daß er die besten Augenblicke unbenußt vorübergehen lasse und so ist es auch jeßt der Fall. Als ich heute Morgen vor der Stadt spazieren ging, sah ih, wie die Pronunztirten sich ungestdrt mit Mu- nition und Lebensmitteln versorgten. Die Pronunzirten haben schdne Kanonen und sind die am besten gekleideten Soldaten, Die eigent- liche Ursache, daß es dem General Valencia gelang, rasch so viele Truppen an sich zu ziehen, ist, daß er jedem seiner Soldgten täglich einen harten Spanischen Thaler giebt, wahrend die Regierungstrup- veu fast keine Löhnung erhalten, Bustamente hat die Zugänge des Klosters St, Agustin mit Wollsäckett verschanzt; bei den Kanonen vor dem Palaste stehen brennende Lunten. ; .

Abends 11 Uhr. Eben wurde hier unsere starke Thür noch mit Balken und Sandsäcken verrammelt ; andere ausländische Häuser haben dasselbe gethan. Während dieser Zeit hdrten wir von St. Agustin schießen, A L Ie

"9 September. Die Kanonade von gestern war nur auf einige Deserteurs gerichtet, die aus St, Aguslin fortliefen, Valencig hat

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der auf

| am Rande der Stadt nah und nach alle feste Punkte in Besiß ge-

nommen, namentlich die Kirchen ; derselbe erlich eine Proclamation, worauf die Regierung antwortete und auch darin sagte, daß die Aus- länder an diesem Bürgerkriege Schuld seyen; indessen haben die Ge- sandten gleich darauf Noten überreicht, worin sie erklären, daß sie für alle daraus den Ausländern entstehenden Nachtheile die Mitglie- der der jeßigen Regterung persdnlich verantwortlich machten. eit gestern sind alle Waarenlager geschlossen und is der Befehl ergangen, die Häuser nicht zu verlassen. Heute Mittag wurde heftig gefeuert, mehrere Bomben geworfen, wovon aber nur wenige trafen, wir hbr- (0 deutlich das Pfeifen der Kugeln, welche Über unser Haus weg- flogen.

9. September. Der Kampf währt länaer, als man erwartete, in diesen Tagen sind manche Granaten und Bomben aus den Ver- schanzungen geworfen worden, cin eigentlicher Angriff fand aber nicht statt; es sind wohl mehr Menschen, die zufällig auf der Straße famen, als Soldaten ershossen. Der Magistrat hat dem Präsiden- ten alle Vollmachten Übergeben, dieser hat die 15 pCt. Konsumozoll aufgehoben, aber nur auf unbestimmte Zeit. Man redet viel davon, daß eine Plunderung stattfinden werde.

7. September. Die Stadt is in Belagerungsstand erklärt worden , Santana is noch in Perote und soll sih vorläufig nicht weiter wagen, weil 700 Mann ganz vorzüglicher Kavallerie der Re- gierung thn verhindert, die Ebene vor Puebla zu passiren.

11, September. Heute zog der Präsident mit seinen Truppen

gegen dle Citadelle, kehrte aber bei Zeiten wieder zurück, weil er fürchtete, abgeschnitten zu werden. L 14. Septem ber. OR die Regierung seit der Franzdsisch:n Blokade cine große Furcht vor Reclamationen Europäischer Mächte hat - #9 erließ sie in einem Bülletin die Aufforderung, daß die Aus- länder thre Rational - Flagge von den Häusern wehen lassen möchten, damit tm Fall einer Plünderung nur die Mexikaner heimgesucht wür= den, aber noch is keine Flagge erschienen. Der Kongreß giebt sich alle erdentliche Mühe, um noch bis zum 31. Dezember zu regieren. (eslerit war der Erzbischof in der Citadelle, um ein Triumvirat zwi- schen Santana, Valencia und Bustamente zu Stande zu bringen, die Pil onuziirten wollen aber nichts von solchen Verträgen wissen und al- letn herrschen. General Paredes wird am 47ten d. mit 14 Kanonen und 3000 Mann erwartet; wahrscheinlih wird dann Bustamente von allen seinen Truppen verlassen werden; bis dahin siven wir in unse- ren verschanzten Häusecn.

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Der Präsident der Nepublik hat unterm 10. Sept, eine Pro- clamation an seine Mitbürger gerichtet, welche folgendermaßen beginnt: : i Mexikaner! Die politische Krisis, in welche die Republik durch die Militatr-nevolutionen in Guadalaxara unddieserHauptstadt verseßt wor- den iff, das dadurch überall erregte Aufsehen und die große Aengstilichkeit, womit alle Stände des Laudes erfüllt sind, veranlaßt mih, Euch aufs neue anzureden. Es is meine Pflicht, Euch heilsame Wahrheiten einzuprägen/, die Jhr niemals gus dem Geficht verlieren müßt, indem i Uberzeugf bin/ daß Eue-: gesunder Verstand hinreichen wird, um den Strom der Revolution aufzuhalten, Erlaubt mir, daß ih Euch das Gewebe eckläre, roelches die Stdrer des Landfriedens gemacht ha- ben, daß ich thuen die Maske abretße, womit sie ihre Machinationen bekleiden, und daß ich die Widersprüche threr Pläne und die Unge- rechtigfeit, womit sie als blutige und grausame Richter ihrer Mit- bürger auftreten, darlege, Daß die Nation schwere Leiden erduldet hat, daß fle sich nicht in dem Zustande dec Blüthe befindet, wozu sie von der Vorschung berufen is, daß sie wichtiger Reformen in thren Fnstitutionen und Verwaltungszweigen bedürfe, das ist so notortsch und unbestritten, daß nicht ein einziger Mexikaner vecnünf= tigerweise daran zweifeln fann. Die hohe Regierung hat es in vielen offiztellen Dokumenten wiedecholt, und ich habe es in den Reden be- kannf, die ich an die National-Versammlung richtete. Es if sou erklärt worden, welches die verschiedenen Ursachen dieser Uebel gewe- Fhied M Nr Oper wentger treffend hat mgn Hhos die Grfolge Wie nun auch das Urtheil ausfallen mag, welches Über den Einfluß eines jeden Elementes der Desorganisirung und der Unorduung gefällt wird, die öffentliche Meinung ist gegen die Umwälzungen, welche der Ehrgeiz von Militatr-Chefs und ihr wiederholter Abfall veranlaßte. Ohne

diese würde der Friede erhalten worden seyn, Ueberlegung und die Macht der Zeit und der Aufklärung worden unsere politischen

Frrthümee verbessert haben, es würden die Leidenschaften nicht aufgeregt, noch die heiligen Namen der Freiheit und des Pa- triotismus gemißbraucht worden seyn; unsere verarmte Schaßkammer würde geordnet seyn und Ueberfluß an Geld haben; in den höchsten Graden der Gesellschaft würden nur Verdienst und Tugend sich zei= gen, welcher Art auch die politische Ansicht seyn möchte, ohne fie end- lich würde Mexiko eine ausgezeichnete Stellung unter den civilisirten BVôlkern der Erde einnehmen. Aber durch etnen unerklärlichen Wi= erspruch haben Einige, welche für unseren Ruhm und unsere Glück- eligkeit fochten, sich immer gegen die rechtmäßigen Behörden empört, ndem sie das Unglück, die Unordnung, Früchte threr Verräthercien, venutzen. Sie beklagen sich darüber, daß die Autoritäten keine Ener- gie besißen, und sind selbst die Ersten, welche Jnsubordination utd& Ungehorsam proklamiren; sie beklagen das dfentliche Elend und: hds ren nicht auf, sh auf Unkosten des Volks zu vergrdßern und “thre Leidenschaften zu befriedigen: sle nennen die Regterung despotisch, während sie mit hôchster Milde und Nachsicht handelt, und fie ver- leßen die der ganzen Nation gebührende Achtung, indem ste sih Re- formatoren und Befreier derselben nennen.

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Präsident spricht dann noch weiter über die Charafkter- losigfeit Parteiführer, worauf er zu einer Rechtfertigung seiner Verwaltung Übergeht und hierüber unter Anderem sagt:

„„Umgeben von Schwierigkciten, während die Republik von so verschiedenen Meinungen und Parteien bewegt wurde, die Triebfedern des Gehorsams und der Achtung gegen die Geseße und Behörden {la} waren und jene von inneren und äußeren Feinden angegriffen war, lasteten auf mix alle Unordnungen der früheren Revolutionen. Meiner immer reinen und patriotischen Absicht standen Ereignisse im Wege, die ich, wenn ich sie auch voraussah, nicht verhindern konnte ; und die Nation kann nicht vergessen, wie groß die Verlegenheiten waren, in welche mich der Ehrgeiz der cinen, das ausshweifende Be- nehmen anderer, und mehr als Alles die verschiedenen Urtheile der guten Mexikaner über die Maßregeln des Heils und der Ver- grdßerung des Vaterlandes verseßten. Und wie kann ich einen einstimmigen Beifall haben, wenn sh die Gemüther entzünden und sich die blutigste und unglückscligste Anarchie vorbereitet ? Fch kann mich jedoch guf Euren unparteiischen Ausspruch be- rufen, und Euch mit Freimuth und Wahrheit versichern, daß ih fein Mittel irgend etner Art versäumt habe, um die revolutionaire Unordnung im Zaum zu halten. Fch habe lebhaft (mit gutem Er- folg, so weit es im Bereiche der erhabenen Kammern ftand) auf constitutionelle Reformen gedrungen: ih habe zur Bekleidung der Ministerien Männer von bekannter Rechtlichkeit und Geschicklichkeit berufen; ih habe \o viele Verbesserungen eingeleitet, als mir in den Zweigen der Staats - Verwaltung angemessen schien: ih babe mich bemöht , gewissenhaft die Vervflihhtungen des öffentlichen Schaßes zu erfüllen ; ih habe pünktlich die zur Deckung der Zinsen der auswärtigen Schuld bestimmten Summen bezahlt, und ih babe die individuellen Garanticen aufs hdchste geachtet und vertheidigt. Fch habe mehr gethan; ich habe die Beleidigungen und die Angrire vergessen, welche der Ehrgeiz oder die Verkehrtheit auf mich machte; und ich habe während der bedenklichen Periode meiner Verwaltung eine Politik verfolgt , welche vielleicht nicht das Richtige traf, die aber gewiß das Verdienst der Nachsicht und der Duldung hat.

Nachdem der Präsident ferner erklärt hat, daß er si stets

¿e G E sprochenen Nationalwillens nur als Organ des im Kongresfe ausge[p 2 betrachtet habe, vergleicht er hiermit das Benehmen der Gegen:

Vartei, indem er von ihr sagt;