1841 / 324 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ta Li E C L a iem U atr n ce G E

den die Augen verbunden und ich leistete den Eid in einem mir utt bekannten Zimmer. Fr. Aus wie vielen Personen bestand die Gesellschaft, als ihr den Eid leistetet? Antw. Es waren unge- ähr 15 Personen ; aber genau kann ich es nicht angeben, da matt immer ab und zu ging. Fr. Wie lautete der Eid, den ihr ab legtet? Antw. Fch mußte bei meinem Leben s{hwdren, daß ich gegen die Regierung fechten wolle, um den Thron zu stürzen, ohne dic Zahl der Feinde in Betracht zu zichen. Es ward mir gesagt, daß mein Tod darauf stände, wenn ih diese Bedingung nicht erfüllte. Da mir die Augen verbunden waren, und ich nicht sehen konnte, ob diejenigen, die mir den Etd abnahmen, nicht vielleicht Dolche oder Pistolen in den Händen hak- ten, so war ich gezwungen, ihn zu leisten, und mußte ihn wenigstens wanzig Mal wiederholen. Fr. Wurdet ihr nicht - nachdem der id geleistet war, mit ciner besonderen That beauftragt? Antw. Nein. Fr. Wie oft nahmt ihr spät an den Versammlungen Theil? Antw. Ungefähr 18 oder 20 Mal. Jch arbeitete bet Morcau und mein Weg führte mich vorüber. Einer und der Andere rief mich hinein, und ich trank dann cin Gläschen. Es war nicht immer Versammlung, wenn ich hinkam. Der Wirth empfing mich indeß immer gut, und eben so seine Frau, die mich nicht kannte. Sie umarmte mich, als ob sie in mich verliebt wäre, und mich hon hundert Jahre gekannt hätte. Fr. Wovon wurde ge wöhnlih in den Versammlungen gesprochen? Antw. Von Verbrechen. Es war von nichts Anderem die Rede, als von Umsturz des Thrones, von Ermordung der Agenten der Regterung- Eurz von Blutvergießen. Der National, das Journal du Peuple und der Populaire wurden vorgelesen. L en leßteren hörte ih nur einmal vorlesen, da er nur in monatlichen Lieferungen LE- scheint. Man hielt auh das Comme rce/ aber ich glaube, cs war nur zum Schein. E Fl Mer schaffe Iene Fournale an E An [ w. Herr Colombier. Fr. Wurden sie laut vorgelesen ? Antw. Fa. (Nach einigen Fragen in Bezug auf die Beschaffenheit der vorgelese nen Artifel und auf die Details in Betreff der 3 Fracttonen, welche man vereinigen wollte, nämlich der ouvners egalitaires, der Reformisten und der Kommunisten, ward das Verhôr in folgender Weise fortgeseht.) Fr. Wußtet ihr, daß das 17te Jnfanterie- Regiment am 13ten in Paris einrúcken würde? Antw. Nein. Fr. Wo erfuhrt ihr es? Antw. Bei Colombier. Fr. Um welche Uhr amt thr an jenem Tage zu Colombier? Antw. Zwischen 8 und 87 Uhr. Fr. Um welche Uhr entferntet thr euch mit Waffen von dort ? Antw. Das kann ih nicht genau sagen. Die Waffen wurden mir nicht bei Colombier gegeben, sondern in einem benachbarten Weinhause. Nachdem wir einen langen Weg zurückgelegt hatten, traf ich mit Boucheron zusammen, und frühstückte mit ihm: wir ka men gleichzeitig mit dem Zuge bei der Thron-Barriere an, Fr. Von da ab bliebet ihr mit Boucheron zusammen? Antw. Wir trenn ten uns nicht, bis ich verhaftet wurde. Fr. Zu welcher Zeit und an welchem Orte gabt ihr eine eurer Pistolen an Boucheron? Antw. Es war zwischen 105 und 107 Uhr, zwischen der Barriere Picpus und dexr Barriere Charrenton. Fch gab Boucheron das Pistol, welches er von mir verlangte. Bevor ich es ihm gab, bemerkte ich, daß die Ausdünstung meiner Brust das Pulver feucht gemacht habe. Fch spannte den Hahn, um zu schen, ob ex losgehen würde und \schüttete noch etwas Pulver auf die Pfanne. Fr. Rachdem das Regiment in Paris eingerückt war, verließet ihr es nicht mehr? Antw. Nein. Fr. Auf welcher Seite des Regimentes befandet thx euch? Antw. Als es in Paris einrückte, befand ich mich auf der entgegengeseßten Seite von der, .wo ich Feuer gab. Rahe bei dem Posten von Montreuil sah ich Martin , der daselbst aufge stellt und beschäftigt war, seine Leute zu sammeln. Fch sagte zu ihm : „Also ihr greift nicht an?// Er erwiederte: „Fch habe keine Befehle, hier den Kampf zu beginnen. Geh nach dexr Eke der Rue Traversière, dort is die Versammlung; man wird dgs Regiment ohne Zweifel angreifen, che es auf der Vorstadt heraus ist./ Fch lief nun nach der Rue Traversière voran, und an der Ecke derselben fand ich Just, August und mehrere andere junge Leute, die am Mor gen in meinem Beiseyn Patronen erhalten hatten. Fch fragte, ob der Angriff gemacht werden würde, und Fust erwiederte: Fa. Er fühlte nah seinen Pistolen; mein Gefährte hielt die seinige unter seiner Blouse bereit, und ich hielt die meinige gespannt unter meinem Hemde. Just flüsterte mir zu: „Sich! dorthin mußt du schteßen !/- Jch feuerte sogleich mein Pistol nach jener Richtung hin ab; ich glaubte, alle Üebrigen würden dasselbe thun, aber ste ließen mich in der Paksche sißen und liefen davon, die Spißbuben! Fr. Gehet genauer die Stellung der Personen an, welche in eurer Nähe waren. Antw. Boucheron stand zu meiner Rechten ; ich sah genau, wie er das Pistol in die Hand nahm; höch wahrscheinlich fehlte thm der Muth, es abzuschießen; er ließ das Pistol fallen, er war gescheuter als ich. Fr. Wer stand zu eurer Linken ? Antw, Fust, August und eine Menge junger Leute, denen Patronen gegeben worden waren. Fr. Wie viel Personen befanden sich ungefähr dort, von denen ihr glaubtet, daß ste gleichzeitig mit euch schießen würden ? Antw. Viellcicht 60, vielleicht mehr. Fr. Wurde nicht, bevor thr schosset, rings um euch her Geschrei erhoben? Antw. Ja; sie riefen: Es lebe das 17te Regiment! Nieder mit den Prinzen! Nieder mit der Königlichen Familie! Nieder mit Guizot! Fr. Stimmtet ihr selbst nicht mit in jenes Geschrei ein? Antw. Fch weiß es nicht; wenn ich mich dessen erinnerte, so würde ich es sagen, denn es ist mir schr daran gelegen , daß meine Aufrichtigkeit nicht bezweifelt werde. Fch weiß, daß ich strafbar bin, daß ich mich durch iene Leute habe verleiten lassen; aber wie konnte ih es ändern? Fch vertraute Männern von begründetem Rufe, die mich nicht einmal warnten, daß ich Unrecht thäte. Fr. Wer waren diese Männer von begründetem Rufe, von denen thr spraht? Antw. Fch ar beitete 14 Tage bei dem Fourniturhändler Mouton. Dieser schien großen Antheil an der Gesellshaft zu nehmen; er sprach oft davon und fragte mich, wann ih den AngrisE machen würde. Ich erwiederte, daß ex wohl wisse, wie wir, die den Angriff zu machen hätten, nicht früher als 2 Stunden vorher davon in Kennt niß geseßt werden würden. Er meinte dgrauf, daß es nicht mehr lange dauern würde, denn Alles ginge gut; vor 2 Monaten wären wir unserer nux 15000 gewesen, und hätten unsi eßt schon auf 25000 vermehrt. Bei dieser Gelegenheit war die Rede von einer Sf. Bar tholomäusnacht , in der alle Beamten niedergemeßelt werden sollten. Wenn Herr Mouton mir guten Rath gegeben, wenn er mir nur ein Wort gesagt hätte, um mich abzuschrecken, anstatt mich zu ermun tern, oder mich gufzureizen, so würde ih mich zurückgezogen haben, und ih würde jeßt nicht hier seyn. Herr Mouton bot mir selbs sein Gewehr an, falls ich davon Gebrauch machen wolle, und sein Vetter wollte mir cin fleines Pistol für 7 Fr. verkaufen; ich lehnte dies aber ab und sagte, daß ich weit bessere Waffen umsonst haben könnte. Fr. Jhr habt gesagt, daß ihr nicht gewußt hättet, daß sich der Herzog von Aumale an der Spiße des Regimentes be- finden würde. Da ihr aber das Regiment von der Thronbarriere an bis zu dem Orte, wo ihr das Pistol abschosset, begleitet habt, so müßt ihr doch den Ruf: Es lebe der Herzog von Aumale, gehört haben? Antw. Jch war in einem solchen Zustande der Aufregung , daß ih gar nichts hôrte. Wenn ich falt genug gewesen wäre, um an den Herzog von Aumale zu denken, so würde ich noch an Andere ge- dacht haben , die mir näher standen, an mein Weib, an mein Kind. Wenn ich an diese gedacht hätte, so würde ih nicht gethan haben, was ih that. Jch beklage es; aber es ist jeßt zu spät. Wer ins Elend stürzen soll, geht nicht, sondern er läuft dem Abgrunde ent- gegen. (Fortseßung folgt.) 3

ck Paris, 15. Nov. Die Englischen Journale, welche nicht aufhödren, die angeblich Eta Absichten zu tadeln, welche die Französische Politik in den Spanischen Angelegenheiten verfolge, iebt dem Journal la Presse zu einem bemerkenswerthen Arti- el Anlaß, Da dieses Blatt die Tendenzen unserer jeßigen Re- gierung unterstüßt und, nah der Meinung Vieler, sogar ihr Or- gan ist, so will man die hierin ausgesprochenen Ansichten als eine

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Art von politischem Glaubensbekenntniß ansehen, welches das Ka- binet fúr nöóthig gefunden habe, vor dem Publikum abzulegen. Nächstdem, daß darin fúr die Gegenwart alle „ehrgeizigen“ Ab- sichten auf Spanien auf das bestimmteste aufgegeben werden, wird angeführt, daß sich Franfreih auch früher son, selbst unter viel gúnstigeren Umständen, derselben enthalten habe. Noch heute macht nämlich ein der Thiersschen Partei angehöriges Blatt dem Kabinet vom 15. April den Vorwurf, daß es durch das Unterlas- sen der Jntervention in Spanien die so günstige Gelegenheit vor- übergehen ließ, sich die constitutionelle Partei in dem genannten Lande zu verbinden, dieselbe Partei, die Frankreich heute zu Fein- den habe. Doch hat der Graf d’Angeville diesen Gegenstand in seinem Buche „Über die Politif des Kabinets vom 1. März““ hin- länglich besprochen und nachgewiesen, warum Franfreich damals unter den obwaltenden, obwohl günstigen, Umständen die Junter- vention unterlassen habe. Was aber die in der Gegenwart zu befolgende Politik Frankreichs, Spanien gegenüber, betrifft, so ist sie in dem genannten Blatte als diejenige angegeben, „welche einer großen Macht geziemt, die, aufmerksam gemacht durch tobende Herausforde- rungen und bdse Absichten, sich schlagfertig macht, um sich in dem Falle, wo man es von den Drohungen zu Thâätlichkeiten kommen ließe, die nöthige Achtung zu verschaffen,“ Hiermit wird die Noth- wendigkeit einer Observations- Armee an den Pyrenäen dargc- than. Da man ferner zur Einsicht gelangt is, daß die Politik Englands Frankreich, durch die leßten Spanischen Ereignisse, eben so viele Verlegenheiten bereitet hat, als im Juli 1840, wo es zu jener unglücklichen ZJsolirung gebracht wurde, so isk in dem ange- führten Artikel eine vollkommene Resignation auf eine Britische Allianz für Gegenwart und Zukunft ausgesprochen, worauf die Continental- Verbindung wieder als die allein fúr Frankreich heil- same hervorgehoben wird. Nun if es aber vom Anfang an, nach den stürmischen und gefährlichen Bewegungen, welche die Regierung vom 1. März hervorrief, die Tendenz unseres gegen- wärtigen Kabinets gewesen, nach innen die Politik der Friedigung des Landes und nach außen die der Continental- Verbindung zu befolgen, wobei es besonders ein aufrichtiges Anschließen an Deutschland beabsichtigte. Daher will man, wie gesagt, die in diesem Journale ]gethanen Aeußerungen dahin deuten, daß man sie gewissermaßen als eine Art von politischem Glaubensbekenntniß von Seiten des Kabinets anzusehen habe, das um so mehr fúr nöthig hâlt, diese seine Haupttendenz auszusprechen, als, durch die leßten Spanischen Ereignisse, der Glaube an dieselbe in dem Auslande einigermaßen erschüttert sein dúrfte.

Großbritanien und Jrland.

London, 16, Nov, Die beiden leßten Búlletins aus dem Buckingham-Palast lauten folgendermaßen: „15. Nov. Die Ge- nesung Jhrer Majestät schreitet ununterbrochen vorwärts. Der junge Prinz befindet sich fortwährend wohl.“ „16. Nov. Jhre Majestät und der junge Prinz befinden sich fortwährend wohl. Wenn keine Aenderung in ihrem Befinden eintritt, so wird bis Donnerstag frúh kein Bülletin ausgegeben werden.“ Nach dem vorgestrigen Bülletin aus Sudbury-Hall hatte Jhre Majestät die verwittwete Königin eine bessere Nacht gehabt und befand sich ain Sonntag etwas besser; nach dem gestrigen hatte dieselbe auch in der folgenden Nacht wieder gut geschlafen, die Krankheits- Symptome blieben aber im Wesentlichen unverändert.

Prinz Albrecht hat dem Staats -Secretair für die inneren Angelegenheiten die Mittheilung gemacht, daß die Königin bei Ge- legenheit der Geburt des Thronfolgers den Beschluß gefaßt habe, allen wegen politischer Vergehen gefänglich eingezogenen, so wie allen wegen anderer leichterer Vergehen verhafteten Jndividuen, welche sich während der Dauer ihrer Gefangenschaft durch gute Aufführung ausgezeichnet haben, Begnadigung zu Theil werden zu lassen,

Der Globe meint, so wie man den Titel „Prinz von Wales“ ursprünglich gewählt habe, um die nah Wallis zurückgedrängten alten Britanen zu versöhnen, so wäre es jeßt wohl passend, dem Kronprinzen den Namen „Prinz von Jrland“ beizulegen, damit er das verknüpfende Band ewiger Freundschaft zwischen England und Jrland würde.

Es scheint noch nicht ausgemacht zu seyn, was für einen Na men der neugeborne Prinz erhalten soll; Einige glauben, er werde Wilhelm Albrecht getauft werden.

Es hat sich wieder einmal ein Wahnsinniger gefunden, der mit Gewalt in den Buckingham - Palast eindringen wollte, und zwar, wie er selbst sagte, um der Königin nah dem Leben zu trachten, weil Jhre Majestät einen seiner Brüder habe enthaupten lassen, der König gewesen sey und Anspruch auf den Britischen Thron gehabt habe. Der Unglückliche heißt Charles Man, ist 27 oder 28 Jahre alt und von anständigem Aeußeren; er glaubt die drei Königreiche England, Schottland und Jrland mit einan- der vereinigt zu haben und unter dem Einfluß eines Geistes zu stehen, dem er nicht Widerstand zu leisten verindge. Gestern machte er den Versuch, sich mit einer Schachtel unter dem Arm, in welcher er die Unterschrift seines Bruders „König Rex“ zu haben behauptete, in den Palast zu schleichen, wurde aber ergriffen und nach dem Polizei-Amt von Bow-Street gebracht, wo man auf der Stelle bemerkte, daß er ganz von Sinnen sey; er wird unverzüglich nach dem Jrrenhause von Bedlam abgeführt werden.

Die Times meldet, daß Capitain Boldero, Secretair des Artillerie-Departements, von dem Gewehr-JTnspektor Lovell beglei- tet, Birmingham besucht habe, um mit den dortigen Wasfen-Fa- brifanten Kontrakte für Flinten - Lieferungen abzuschließen, welche die jeßt nur zu 100,000 Stück angegebenen, beim Towerbrande vernichteten Gewehre erseßen sollen, Das genannte Blatt meint, pekuniâr sey dieser Verlust zwar sehr zu beklagen, der Dienst aber gewinne dadurch, indem blos Perkussions-Gewehre, die dreimal so theuer sind, bestellt werden sollen.

Der United Service Gazette zufolge, wären in den ab- gebrannten Tower-Gebäuden nur für 186,600 Pfd. St, Waffen aufbewahrt gewesen; hiervon seyen für 10,000 Pfd., nämlich 5000 Perkussions - Flinten , gerettet, es bliebe also noch ein Verlust von 176,600 Pfd., dazu etwa 50,000 Pfd. an Kosten für die Wieder-

| Aufführung der abgebrannten Gebäude gerechnet, so wúrde der

Gesammt - Betrag des Schadens sich nur auf 226,600 Pfd. St. belaufen.

Der neue Stempel, welcher auf die von der Schaßkammer als echt verifizirten Schaßkammerscheine geseßt worden\isk, scheint noch nicht genügt zu haben, um das Vertrauen des Publikums ganz wieder seen, Man verlangt noch eine weitere Ga- rantie für die Echtheit der Scheine, als sie in dem leicht nachzu- machenden Stempel liegt. Wie es scheint, wünscht man zu diesem Behufe in der City allgemein die Einrichtung eines permanenten Büreaus, wo man zu jeder Zeit die Schazkammerscheine vert? ziren lassen fönnte, und glaubt, daß nur durch eine solche 4A regel das Vertrauen des Publikums vollkommen fest wieder zu gründen sey, ¡ Lord

Der Staats-Secretair der auswärtigen AngelFgerge en, Dos | Aberdeen, hat dem Ober-Befehlshaber der Armee Unterm oten 9,

gemeldet, daß die Regierung beabsichtige, die Britischen Detasche- ments unverzüglich aus Syrien zurúckzuberufen, welche Gelegenheit er benukt, die Zufriedenheit der Regierung mit dem Benehmen der Offiziere und Mannschaft in jenem Lande zu bezeugen. _

Ueber den Empfang Mac Leod’s in Montreal, der Haupt- stadt von Kanada, meldet der dortige Montreal Herald im Wesentlichen: „Herr Mac Leod traf am leßten Sonnabend auf dem Dampfschiffe „Victoria“ hier ein. Obgleich er scine Reise von Utica ganz inkognito gemacht hatte, weil seine Freunde die Anwendung des Lynchgeseßes gegen ihn fürchteten, so reichte doch die faum eingetroffene Nachricht von seiner bevorstehenden An- kunft hin, eine große Anzahl seiner Landsleute zu versammeln, die ihn mit herzlichem Willkommen begrüßten. Bei der Landung drängte sich, troß der zur Verhútuug von Unordnungen zahlreich aufgestellten Polizei, Alles heran, um ihm die Hand zu reichen und Glúck zu seiner Freilassung zu wünschen. Sein Gang nach Rasco’?s Hotel glich inmitten der dichten Massen, welche jubelnd die Húte und Taschentücher shwenkten, einem wahren Triumph- zuge. Herr Mac Lo-od, der bleich und angegriffen aussah, schien über die ihm erwiesenen Ehrenbezeigungen fast verlegen. Er will am nächsten Donnerstage nach Öber- Kanada abgehen, und deshalb soll ihm am Mittwoch vorher noh ein öffentliches Festk- mahl gegeben werden.“ Die Zeitungen von Montreal zeigen Mac Leod's Freisprechung mit großer Zufriedenheit an, scheinen aber ihre Erbitterung gegen die Vereinigten Staaten noch nicht aufgeben zu fönnen. Sie behaupten, daß der Ausspruch einer Jury die Amerikanische Regierung nicht der Verantwortlichkeit gegen Großbritanien für die, einem seiner Unterthanen zugefügte Schmach und Gewalt entbinden könne. Dagegen sagen die Ame- rifanischen Einwohner der Grafschaft Vermont, daß es mit Gro- gans Zurücksendung nicht genug {fey, und daß die Regierung zu Washington Genugthuung von der Englischen und Bestrafung der bei seiner Aufhebung betheiligten ZJndividuen fordern müsse. Ein New-Yorker Blatt meint, daß die beiderseitigen Regierungen wohl verständiger seyn würden, als die Redacteure zu Montreal und die Einwohner von Vermonkt.

Mus dem am Sonnabend publizirten Status der Bank von England geht hervor, daß der Werth der in Umlauf befindlichen Noten der Bank 17,272,000 Pfd. beträgt, d. h. 320,000 Pfd. weniger als bei der leßten Aufmachung, die vor einem Viertel jahre statthatte. Die in der Bank befindlichen Baarschaften be laufen sich auf 4,491,000 Pfd., d. h. 222,000 Pfd. weniger als in dem eben erwähnten Zeitpunkte.

Zu Liverpool isk nicht allein der Mayor aus der konservati ven Partei gewahlt worden, sondern auch die unlängst dort ge wählten acht Aldermen gehören dieser Partei an, die nun doch bei den leßten Munizipalwahlen die Oberhand zu haben scheint.

Da bei der schon gemeldeten neuen Prorogirung des Par laments die Worte, „zur Erledigung verschiedener dringender Ge- schäfte“ bei dem Termin, an welchem es sich danach versammeln sollte, weggeblieben sind, welche jedesmal hinzugeseßt woerden, wenn das Parlament wirklich zusammenberufen werden soll, so kann man als gewiß annehmen, daß im Dezember eine nochmalige Pro rogirung erfolgen wird.

Hiesige Blätter sprechen die Zuversicht aus, daß das Mi nisterium die jeßige Oeffnung von Paraguay für das Ausland nicht unbenußt lassen und unverzüglich Handelsverbindungen und diplomatischen Verkehr mit diesem Lande anknüpfen werde.

Durch die jeßige Vollendung der Telegraphen-Linie zwischen London und Dover wird der Verkehr mit Paris außerordentlich beschleunigt, indem cine Nachricht aus London in 18 bis 20 Se funden nach dem etwa 15 Deutsche Meilen entfernten Dover und von Calais in verhältnißmäßiger Schnelle nach Paris gelan gen fann.

Zir Stratford Canning und Sir R. Gordon, die neuen Gesandten in Konstantinopel und Wien, sind erst am Donnerstag von hier nach Paris abgegangen, um sich von dort nach ihren Bestimmungen zu verfügen.

Der Adoptivsohn des Commodore Napier, der bisherige Com mander Napier, ist zum Capitain befördert worden und wird ein Kommando auf der Flotte in China erhalten.

Lord Abinger will sich, wegen geschwächten Gesundheits-Zu

ndes, von feinem Poften als Präsident des Schaßkammerge richts zurüc{ziehen, und Sir F. Pollock, der General-Prokurator, wird sein Nachfolger werden. Für unzweifelhaft hâlt man es, daß dann Sir W. Follett, der General-Fiskal, in die Stelle des Leßteren einrúcken werde; wer aber zum General: Fiskal bestimmt ist, weiß man noch nicht.

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Velgien.

Brüssel, 17. Nov. Der König empfing gestern eine Depu tation der Repräsentanten-Kammer, welche ihm deren Adresse, als Antwort auf die Thronrede überreichte. Der König erwiederte darauf: „Meine Herren! Die Uebereinstimmung der Ansichten der großen Gewalten des Staates ist eine Gewähr der öffent lichen Sicherheit und des Gedeihens. Jhre Adresse beweist Mir, daß wir diese kostbare Bürgschaft besißen, und Jch freue Mich dessen mit Jhnen, Meine Herren, Lebhaft sympathisire Jch mit den Jdeen der Eintracht, Mäßigung und Unparteilichkeit, die Sie so edel ausgesprochen, und indem Sie Meinen Gedanken auf den Zeitpunkt zurúcklenkten, wo Mich Belgiens Wunsch in JFhre Mitte berief, haben Sie Erinnerungen aufgefrischt, welche Mir immer theuer seyn werden. Jch danke ZJhnen dafür, mein Herren, eben \o wie fúr die loyale Mitwirkung, deren Sie Mich versichern,

Schweden und Norwegen. Stocfholm, 12. Nov. „Aftonbladet berichtet, daf die Jury nah 1';stündiger Berathung d ais Strauß*schen Druck- “S 4 L ) ( h: L ) A schrift den Angeklagten freigesprochen ae, N Nachdem die Nevisoren der Reichsstände ihre vorbereitenden

romit©s geschlossen hatten, haben sie

Diskussionen in mehrere Sn fich jeßt in pleno ver sammte?

Deutsche Bundesstaaten.

Múnchen, 10. ov, (A. Z.) Die Klage über den Hin trite der heißverehrten Königin Karoline verdrängt jedes andere Interesse des chages, Die Verstorbene war eine der edelsten Frauen ihrer Zeit, so viele Herzensgúte hat sich wohl selten mit hoher Beistesbildung vereinigt. Das Leichenbegängniß findet, wie man glaubt, Donnerstag 1 Uhr Nachmittag statt, Der Zug geht von der Maxburg aus durch die weite Gasse, Kaufinger-, Wein-, Theatinerstraße an die Stiftskirche zu St. Cajetan, unter Para- dirung der Garnison, dem Geläute der Glocken und Abfeuerung von 101 Kanonenschússen. Se. Majestät der König folgen der Bahre, Von morgen an wird die Leiche auf dem Paradebette ausgestellt,

Zhre Königl. Hoheit die Frau Herzogin Louise hat seit dem Tode der Königlichen Mutter selbst das Bett hüten müssen, und

in der gestrigen Nacht erregte das Befinden derselben sogar Be- sorgnisse. Bekanntlich ist die Frau Herzogin erst vor kurzem ent- bunden worden.

Hesterreich.

X Wien, 16. Nov. Der Hof ist heute durch die aus Múnchen eingetroffene Nachricht von dem daselbst erfolg- ten Ableben Jhrer Majestät der verwittweten Königin von Bayern in die tiefste Betrübniß verseßt worden.

Der diesseitige Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königlich Bayerischen Hofe, Graf von Colloredo, ist hier einge- troffen.

Die neueste Post aus Konstantinopel vom 3ten d. M. bringt wenig Erhebliches. Der ehemalige Großwesir Chosrew Pascha, welcher bisher zu Rodosko im Exil lebte, hat von Sr. Ho- heit dem Sultan die Erlaubniß erhalten, nach Konskantinopel zu- rúckzufehren und den Rest seiner Tage in seinem Landhause zu Emerghian am Ufer des Bosporus zu verleben.

Italien.

A our, 9. Nov. (A. Z.) Die gefängliche Einziehung des apostolischen General-Vikars in Bombay hat hier großes Aufse- hen erregt und man erzählt sich für gewiß, Monsignore Capaccini werde auf seiner Reise nach Lissabon London besuchen, um dessen Befreiung zu erwirken. Die Verhaftung des General-Vikars, der den Ruf eines frommen und biederen Mannes genießt, soll in Folge der feindlichen Jntriguen des dortigen schismatischen Bischofs erfolgt seyn, aber man hofft, die Englische Regierung werde sich eben so gerecht und billig zeigen, wie vor kurzem bei der Be- freiung des Vikars von Gibraltar, Mons. Hughes.

Man sagt, nach der Abreise des Monsignore Capaccini aus dem Haag werde einstweilen der Monsignore Ferrei den Geschäf: ten in jener Stadt vorskehen, roährend der Abbate Vizzardelli den Prálaten úber London nach Lissabon begleiten werde.

Der Senator von Rom, Fürst Orsini, hat auf den Posten eines General - Kommandanten der vor kurzem neu organisirten Búrgergarde resignirt: an seiner Stelle ist Fürst P. Gabrielli,

Oberst der Kavallerie, ernannt.

Florenz, 10. Nov. Es is jeßt ein offizielles, nah den verschiedenen Staaten alphabetisch geordnetes Verzeichniß der Gelehrten erschienen, die bei dem leßten “talienischen Gelehrten Kongresse hier anwesend waren. Demnach befanden sich hier aus Nord - Amerika 3, Baden 2, Bayern 1, Belgien 1, Böhmen 1, Brasilien 1, Corsifa 1, England 24, Frankreich 36, Frankfurt am Main 1, Griechenland 1, ZJonische Jnseln 2, ZJrland 1, Lombardei und Venedig 94, Lucca 21, Modena 8, Oesterreich 1, Parma 15, Polen 1, Pâpstliche Staaten 32, Preußen 8, Ruß land 4, San Marino 1, Sardinier 88, Sachsen-Koburg-GBotha 1, Schottland 2, Sicilien und Neapel 11, Spanien 4, Schweden 2, Schweiz 7, Toskana 509 und aus Ungarn 1.

Spanien.

Madrid, 8. Nov. Die Hofzeitung veröffentlicht in ih rem offiziellen Theile ein aus Madrid vom ten datirtes und an sämmtliche politische Chefs des Konigreichs gerichtetes Cirkular des Ministers des Jnnern. Es wird darin mit der ganzen Strenge der Geseße jeder öffentliche Beamte bedroht, der unter irgendwelchem Vorwande da, wo seine Autorität allein geseßliche Geltung habe, eine Stbrung der Ordnung zulassen würde. Die- ser Erlaß hat hauptsächlich Bezug auf die Juntas von Barcelona und Valencia, welche die Regierung noch nicht ofen anzugreifen wagt. Dasselbe Blatt publizirt ferner ein Eirkular des Kriegs- Ministers, vom 7ten d., das die Kommission ernennt, welche die Ansprúche von Jndividuen der Armee, der National - Miliz und des Civilstandes auf die durch das Dekret vom 17. Oktober den Kämpfern vom 7ten desselben Monats bewilligte Decoration prü fen foll, Die Namen dieser Individuen sollen in den offiziellen Theil der Hofzeitung eingerückt werdem

In dem nicht offiziellen Theil der Hofzeitung liest man folgende wichtige Nachricht : „Sobald man in den Provinzen Nalencia, Alicante und Badajoz die Gaceta vom leßten 30, O

d Ito

Yalen

tober erhielt, worin das vom 27fen des nâmlichen Monats da tirte Dekret Sr. Hoheit des Regeaten des Königreiches enthalter war, welches verordnete, daß die in einigen Provinzen aus Anlaß der neulichen Ereignisse gebildeten Junten sich auflösen und sich feine Junten in anderen Provinzen bilden follen, beeilten sich die Junten der obengenannten Provinzen, sich diesem Befehle zu un terwerfen, und die constitutionellen Behörden traten wieder in sammtliche Functionen ein, die das Geseß ihnen übertragen.“

Es heißt, der Brigadier Norzagaray, welcher von dem Kriegs gericht wegen Theilnahme an dem Attentate vom 7. Oktober zu lebenslänglicher Galeerensktrafe verurtheilt wurde, sey in Valde- penas, als man ihn durch diese Stadt traneportirte, von dem Rolke ermordet worden ; seine nur schwache Eskorte habe vergeb- liche Anstrengungen gemacht, ihn zu retten.

Die militairischen Executionen scheinen doch noch nicht ganz

aufhóren zu sollen. Morgen um ein Uhr werden zwei von den vier Offizieren des Regiments der Prinzessin, die von dem Kriegs gerichte zum Tode verurtheilt worden, vor dem Thore von Bil: bao erschossen. hren zwei Mitschuldigen hat der Regent die Todesstrafe erlassen und diese in lebenslängliche Galeerenstrafe umgewandelt. Die Hinrichtung des älteren Fulgosios is wegen des besorglichen Zustandes, worin sich seine Mutter befindet, auf- geschoben worden, Wahrscheinlich wird auch seine Strafe um- gewandelt werden. Die heute eingetroffenen Berichte aus Andalusien lauten ganz beruhigend. Zu Malaga, Sevilla, Granada und Cordova hatten sich feine Junten gebildet. Es erfreuten sich diese S tädte fort- während der vollskändigsten Ruhe. Das gleiche vernimmt man aus Aragonien, den beiden Castilien und der Mancha.

Barcelona, 8, Nov. Die Aufsichts- und Sicherheits- Junta hat unterm 7ten abermals eine Proclamation erlassen, wo- nach den 3ten entschieden worden, daß fortan blos eine Konimis- sion zur Bewachung der Niederreißungs-Arbeiten der Citadelle be- stehen soll. Die früheren Behörden werden wiederhergestellt. Schon seit 1794 hegte man in Barcelona den Wunsch, die Cita- delle niedergerissen zu sehen. Der Confstitucional selbst wünscht, daß der regelmäßige Gang der Geseße wiederhergestellt werde. Nichtsdestoweniger hat van Halen den Sten seinen Einzug noch nicht in Barcelona gehalten, :

© Madrid, 5. Nov. Der Spanische Gesandte in Paris hat an seine Regierung berichtet, er habe von der Französischen Aufklärungen verlangt über die Veranlassung der Annäherung einiger Französischen Truppen - Corps an die Spanische Gränze, und zur Antwort erhalten, daß der Grund dieser Maßregel in den in Barcelona stattfindenden revolutionairen Bewegungen zu suchen sey, Diese Erklärung hat der hiesige Minisker -Prâsident

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wenig befriedigend gefunden, und er stellt ihr die Frage gegenüber, | ob etwa die Spanische Regierung in Folge der in Toulouse und Clermont ausgebrochenen Smeuten Truppen an die Französische Gränze geschickt hâtte? Die Analogie beider Fälle if so schlagend, daß selbst der gewandteste Französische „Staatsmann nichts auf diese Frage zu erwiedern wissen wird! Auch is dem hiesigen Ka- binette der Ériegerische Muth so sehr gewachsen, daß es gestern in seinem anerkannten Organe, dem E spectador, einen Artikel veröffentlicht, aus welchem ich Jhnen Folgendes mittheile, Nach- dem mit großer Heftigkeit die Behauptung aufgestellt worden ist, daß die jeßt unterdrückte Bewegung zu Gunsten der Königin Christine von dem Französischen Kabinet ausgegangen und unter- Úßt worden sey, stellt der Artikel den Saß auf, die Französischen Truppen rúckten an die Spanische Granze, um die Hoffnung der gefallenen Partei neu zu beleben, und aus Spanien eine Franzd- sische Provinz zu machen. Dann heißt es: „Wir glauben mit Bestimmtheit, daß diese eitle Aufstellung Französischer Truppen so nahe an unseren Gränzen nicht mehr Wirkung haben werde, als die Anrede des Papstes, die Manifeste Christinen’s, und als die eben so schnell niedergeworfene als aufgestellte Fahne derjeni: gen, welche sich die Ritter jener Fürstin nannten. Die bewaffnete Französische Jntervention ist bei uns so unmöglich, wie die mo- ralische, wie die politische Jntervention. Jn diese Jnterven- tion wird Europa nie einwilligen; vor Allem werden wir Spanier nicht darin einwilligen. Um diese Jntervention zurück- zuweisen, besißen wir alle nothwendigen physischen und moralischen Mittel, Man wird uns nicht interveniren, nein. Ludwig AI1V. sagte: Keine Pyrenäen mehr. Jeder echte Spanier wird in seinem Hause als Wahlspruch haben .……. Pyrenäen und Pyrengen! und wir wissen warum.“ : Während so die Spanische Regierung die Französische Jnter- vention zurückweist, indem sie vorausseßt, daß den Europäischen Kabinetten daran gelegen sey, die Spanische Revolution unge hemmt ihren Lauf entfalten und ihre Funken in den jenseits der Pyrenâen aufgehäuften Brennstoff schleudern zu lassen, gehen die Spanischen Patrioten einen Schritt weiter. Mit dreister Stkirne verkündigen sie dem Juli - Throne Krieg und Untergang, JZhre Excellenz die höchste Sicherheits-Junta von Barcelona richtete am 29sten v. M. an die Spanier einen Aufruf, in welchem sie die glorreiche Schleifung der gegen die Stadt gerichteten Seite der dortigen Citadelle verkündigt, und folgende Worte hinzufügt: „Möge immerhin der Monarch an der Seine sich an dem An- blik jenes stolzen Berges (es ift der Mont Valérien gemeint) erfreuen, der den Verlezungen der Charte das Siegel aufdrüken,

und die Herrschaft der neuen Dynastie sicher stellen soll, Tau- fend und abermals tausend Arme werden nächstens sich erheben, und das Werk wird zerstört werden, und vielleicht wird auch eine Krone unter dem Staub und Schutte begraben bleiben.“

Fch bemerke Jhnen, daß diese Worte nicht blos von der Junta, dem Ayuntamiento und der Provinzial - Deputation, son- dern auch von dem Jntendenten der Regierung unterzeichnet und in die hiesigen ministeriellen Blätter eingerückt worden sind.

{n Valencia fand bei Gelegenheit der Errichtung der Junta am {fen eine Festmahlzeit statt, welcher der höchste Militair - Be- fehlshaber, die Behörden, Chefs der National-Miliz beiwohnten. Bei dieser Gelegenheit brachte, wie der Espectador von heute berichtet, der Bruder des Marine-Ministers folgenden Toast aus: „Auf das Wohl der Spanischen Armee und der National-Miliz, damit sie als eine Masse unter dem Herzoge de la Vitoria die Tonffitution von 1837 und den Thron JZsabella?s 11. zur Fahne nehme, und den Despoten und Tyrannen Europa?s gegenuüberge- tellé, ihnen darthue, daß die vollsiändige Freiheit und die Iêîa tional-Unabhängigkeit dieser hochherzigen Nation für immer ge- sichert seyen.“ Ein Offizier der Miliz brachte darauf folgenden Spruch. aus: „Auf das Wohl des Tages, an welchem wir das Blut der Tyrannen trinken, wie den Lein die: ses Glases.“ Dann erhob ein Major seine Stimme: „Auf die \chnelle Errichtung der reinen Demokratie! möge das hochste We sen den König der Barrikaden recht bald zu sich abrufen !“

Die ZUnta von Alicante sagt in inem ¿lusrute v 9, v. M. unter Anderem: „Einige Verräther haben ihr Verbrechen auf dem S chaffot gebüßt: viele andere erwartet dasselbe Schi sal. Sollte aber Gold oder Einfluß des Auslandes hinreichen, um neue Unvorsichtige zu verführen, dann, Bürger, müssen wir jede Rücksicht verbannen, wir müssen der Geschichte ein furchtba- res, blutiges Blatt vermachen,“

Gesinnungen der feindlichsten Art werden auf diese durch die Organe der Regierung, wie durch die herrschende Partei, in Masse gegen das Ausland ausgesprochen. Und welchen Weg schlägt nun die Regierung ein, um sich in die Lage zu verseßen, jene Gesinnungen zur That verwirklichen zu können?

Die Armee ist allerdings in großer Eile an die Nord Gränze gezogen worden, Zwei Regimenter aus Galicien kamen am ‘ten in Burgos an, und werden jeßt bereits in Alava eingerUcckt

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seym. Von Valencia gingen am 30sten v.

gerungs-Geschúbße, zwei Mörser und über hundert Wagen mit Pulver, Kugeln u. st. w. ab, um sich über Logroño in die Nord Provinzen zu begeben. Dreißig andere schwere Geschüße werden von Valencia dorthin nachfolgen, Die in den Nord-Provinzen aufgestellten Truppen sind in zwei Armee - Corps getheilt, von denen das eine in Navarra unter die Befehle des dortigen Gene ral-Capitains Ayerbe, das andere in den Baskischen Provinzen unter die des Generals Alcalá gestellt isk. Dagegen haben die Truppen, die aus Andalusien bereits nach Castilien marschirten, Befehl erhalten, nach Sevilla und Cadix zurückzugehen, vermuth- lich, weil man ihre Anwescnheit dort für nothwendig hält. Ebenso ist die Division des Generals van Halen, die auf dem Wege nach Navarra begriffen war, in Eilmärschen nach Catalonien zurück gekehrt, jedoch, in Folge der Bewegung von Barcelona, in der Gegend von Lerida stehen geblieben, Die ganze in den Baski- hen Provinzen und Navarra zunächst der Französischen Gränze fonzentrirte Streitmacht dürfte sich daher bis jeßt nur auf 30 bis 40,000 Mann belaufen, und kaum hinreichen, um jene Pro vinzen, die wie ein erobertes feindliches Land behandelt werden, im Zaume zu halten, Dazu kömmt, daß die Organisation jener Truppen höchst mangelhaft is, indem ganze Regimenter fich ohne Chefs und Offiziere befinden. Mit jedem Tage vermehrt sich die Anzahl der aus dem Dienst entlassenen, d. h. fortgejagten Regi- ments-Chefs, und zufolge amtlicher Angaben steigt die Zahl der in Folge der Oktober-Bewegung auf diese Weise dem traurigsten Schicksale preisgegebenen Offiziere auf 1500, Jn jedem dersel: ben erwirbt sih die Regierung einen unversöhnlichen Feind, und wenn man daneben bedenkt, daß die verdienstvollsten Generale und Stabs - Offiziere der Spanischen Armee seit vier Wochen theils auf dem Blutgerüste gefallen, theils flüchtig, zum Tode ver- urtheilt, umherirren, oder, der größten Anzahl nach, in das be- nachbarte Franfreich gewandert sind, so wird man leicht den zer- rütteten Zustand berechnen können, in welchen die Armee versun- fen ist, Mit Unwillen sieht diese einen amnestirten Galeeren- Sträfling, Zurbano, dessen Gemeinschaft im vorigen Feldzuge von

jedem Offiziere gemieden wurde, zum Marechal de Camp erhoben, weil er Unschuldige wie Schuldige, Verdächtige wie Ueberführte, zu Dusßenden, unter Absingung des Trágala, erschießen läßt. Der Bater, der seinen Sohn, die Ehefrau, die ihren Gatten nicht bin- nen 24 Stunden dem Henkerbeil überliefert, fällt in Bilbao die- sem selbs anheim. Der Vertrag von Bergara wird mit dem Degen zerrissen, und die Fueros der Provinzen durch einen Fe- derstrich des Siegers vernichtet. Die Basken werden als Rebellen behandelt, weil sie an ihren altväterlichen, durch die Erfahrung erprobten Munizipal - Einrichtungen hängen, und der sogenannte National-Aufstand vom September 1840 wurde dadurch gerecht- fertigt, daß man durch ihn die durch das neue Geseß bedrohten Munizipal-Einrichtungen Spaniens gerettet hätte!

Portugal.

Lissabon, 8. Nov. (Engl. Bl.) Jn der Deputirten: fammer is der Geseßentwurf Úber die Kapitalisirung oder Kon- solidirung der Rückstände, welche man der Civilliste schuldig ist, nach einer stürmischen Debatte, in deren Verlauf der Finanz - Mi- nister, Herr Avila, sich sehr unwissend in der Wissenschaft seines Departements zeigte, mit mehreren Amendements der Opposition zu nochmaliger Erwägung an die Finanz-Kommission zurückge- chickt worden. h

Am lebten Freitag wurde den Cortes eine Art von Schein- Budget vorgelegt, mit anderen Worten, die Minister verlangten für ihre respektiven Departements ein neues Vertrauens - Votum. Obgleich nun das jeßige Ministerium bereits so unumschränkte Bollmachten erhalten hatte, wie sie noch keine frühere Verwaltung gchabt, so glaubt man doch, daß die ministerielle Majorität auch die neuen Forderungen genehmigen wird. Die Gesammt: Aus- gabe fúr das Finanzjahr vom 1, Juli d. bis zum Ende Juni nächsten Jahres sind in diesem Budget auf 2,517,396 Pfd. und die Gesammt-Einnahme auf 2,367,893 Pfd. angeseßt, woraus fich scheinbar cin Defizit von nur 149,503 Pfd. ergâbez nah den Veranschlagungen der Opposition liefern aber die Einkünfte des Landes nicht mehr als 1,878,851 Pfd., so daß das Defizit in der That 638,545 Pfd. betragen würde.

Im Senat machte Visconde Sa da Bandeira dieser Tage auf die Auswanderung der niederen Volksklassen aus Madeira und anderen Portugiesischen Jnseln nah Britischen Kolonieen aufmerksam; der Práâsident des Minister-Raths antwortete, daß dieser Umstand keinem Ministerium entgangen sey, daß aber bei den bestehenden Geseßen Niemand gehindert werden könne, das Land zu verlassen, wenn kein Verbrechen gegen ihn vorliege.

Da Jhre Majestät sich seit drei Monaten wieder in gesegne- ten Umständen befindet, so sind Kirchengebete für ihre glückliche Entbindung angeordnet woorden.

Der Baron von Varennes is nach mehrmonatlicher Abwe- senheit auf seinen hiesigen Posten als Französischer Gesandter zu- rückgekehrt. :

“Mit der leßten Englischen Post ist der Entwurf eines Han- dels « Traktats zwischen Großbritanien und Portugal hierher ge- lanat; er foll für den Portugiesischen Handel, besonders mit Hin- sicht auf die Britischen Kolonieen, nicht so günstig seyn, wie der, welchen das Whig-Ministerium vorgeschlagen hatte.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-VBortk, 1. Nov, Die Regierung der Vereinigten Staa- ten hat den Befehl zum Bau von sechs Kriegs-Dampfböten, jedoch nicht von sehr großen Dimensionen, sondern nur von 3—700 Ton: nen, ertbeilt; es sollen dabei Schaufelräder von eigenthümlicher Sonftruction, die ein Amerikanischer Marine-Offizier erfunden hat, angewandt werden.

Gegen die Direktoren der ehemaligen Bank der Vereinigten Staaten hat die Central -Regierung eine auf 350,000 Dollars lautende Schuldklage eingeleitet , welche sie darauf begrnndet , daß unter General Jackson's Verwaltung die Bank einen Französi chen Wechsel mit Protest zurückgeschickt, und daß sie außerdem der Regierung noch 89,000 Dollars auf Obligationen schuldig sey.

e Direktoren behaupten dagegen , sie hätten noch weit größere Forderungen an die Regierung zu ‘machen. Uebrigens is nicht zu denken, daß die leßtere etwas ausrichten wird, da in

der Bank auch nicht ein Heller an Baarschaften mehr vorhanden

Bedeutende Sensation hat in New - York die plöblih von der katholischen Geistlichkeit hierselbst begonnene politische Bewe- zung gemacht; es hat sich dieselbe nämlich völlig zu einer politi: {chen Körperschaft verbunden, um die Wahl solcher Senatoren und Repräsentanten zur Legislatur des Staats zu betreiben, welche dafür stimmen wollen, daß ein Theil der Unterrichts-Fonds des Staats ausschließlich für katholische Schulen verwendet werde.

T Präsident scheint allmälig das Vertrauen derjenigen

der Whig - Partei wieder zu gewinnen, welche sich bei

Frage von ihm getrennt hatten; doch möchte ihm sein ide Parteien endlich ganz mit einander zu versdhnen, r schwer werden.

La-Vlata- Staaten. Buenos-Nyvres, 28. August. Nachrichten aus dem Jnnern zufolge, hat zu Anfange dieses Monats zwischen den Föderalisten- T ruppen von Catamarka unter dem Kommando des Gouverneurs

Balboa und einem Detaschement der Truppen La Madrid?s ein Gefecht stattgefunden, in welchem die Leßteren gänzlich geschlagen wurden und mehrere bedeutende Offiziere verloren. Tucuman foll belagert seyn, und in einer Cordova-Zeitung vom 15. d. wird ge- meldet, daß eine Deputation von 11 der Haupt- Einwohner er- nannt worden sey, um den Commandeur der konfoöderirten Trup- pen ihre Aufwartung zu machen und die drohende Gefahr abzu: wenden, Alvarez und Riso Patran aus Cordova, Puch aus Salta und Gardello aus Rirja sind die Chefs, welche im oben- erwähnten Treffen gefallen seyn sollen.

J'A land.

Königsberg, 18, Nov. (K. Z.) Die hiesige Steindamm- Polnische Kirche bedurfte einer bedeutenden Reparatur. Diese wurde durch Königliche Gnade, durch freiwillige Geschenke meh- rerer Gemeinde-Mitglieder und Freunde der Kirche, dem größten Theile nach aber durch vieljährige Ersparnisse der Kirchenkasse bewerkstelligt. Alle bei dem Bau Betheiligten haben gewetteifert, densellen auf das Beste aufzuführen, und es gereicht die Kirche nunmehr wieder zur Zierde der Stadt und zur Freude der Ge- meinde, Besonders macht das Jnnere der Kirche einen angeneh-

5 lad 17° n wat der erste Gottesdienst in dieser men Eindruck, Am 14ten war der erste E Gemeinde: freundlichen und neugeschmückten Kirche, Chor- und Semeinde- Gesänge mit Orgelbegleitung, vom Herrn Mustk-Direktor Jensen geleitet, vor und nach der Predigt in schôner Abwechselung mit: einander und mit der Liturgie ausgeführt, erhoben die Herzen der

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